Zerrin Soysal „Das Siebentagegebet“

Page 1

Zerrin Soysal Das Siebentagegebet


Der binooki Verlag: Klischeefreie Zone Über uns

Klischees sind uns zu blöd, die über die Döner-Türken und die über die farblosen Deutschen auch. Wir haben binooki 2011 in Berlin gegründet, um türkische Gegenwartsliteratur auf Deutsch zu verlegen und damit die Kulturen unserer beiden Heimaten zu verbinden. Wir geben jungen türkischen Autoren eine deutsche Stimme, verlegen Belletristik und deutsche Erstübersetzungen türkischer Klassiker. Das hat bisher gefehlt. Also machen wir es einfach selbst. binooki sind wir, Inci Bürhaniye und Selma Wels, sich meist liebende Schwestern, in Deutschland geboren und aufgewachsen, anständige Kinder echter türkischer Eltern aus Aydın. Wir sind jung und entspannt, aber eine Regel muss sein: Wir veröffentlichen nur, was uns begeistert. binooki Bücher wollen zeigen, wie vielfältig türkische Kultur heute ist, wie wild, wie seriös, wie kaputt, wie adrett. Und das bitte jenseits von allen breitgetretenen Stereotypen.

»Einen echten Beitrag zur vielbeschworenen Integration leisten Inci Bürhaniye und Selma Wels mit dem binooki-Verlag … (…) Die ersten fünf Bücher bieten schon einmal ein vielversprechendes Spektrum: Ein Kultroman (in der Türkei), ein Erzählband, ein literarischer Frauenroman und zwei Krimis bilden die ›klischeefreie Zone‹, die auch in der Gestaltung eine stilsichere Hand aufweist.« Barbara Meixner, BuchMarkt, Markt & Meinung, April 2012

2

Junge Autoren zu entdecken, sie zu fördern und das deutschsprachige Publikum von ihnen zu begeistern, zu zeigen, was alles geht in Sachen türkischer Literatur, das ist unser Ziel. Dafür reisen wir regelmäßig nach Istanbul und Ankara, schütteln trockene und feuchte Hände auf Literaturfestivals, hören genau hin, wenn über einen neuen heißen Autoren geflüstert wird und wischen den Staub von unseren liebsten türkischen Klassikern. binooki wird künftig um die zehn Titel pro Jahr veröffentlichen, jeweils zeitlos schön gestaltet auf Papier gedruckt und auch als E-Book. binooki Verlag, Juli 2012

»Die Bücher sind von einer so unaufgeregten Schönheit, dass man sie am liebsten sofort anfassen, darin blättern, lesen und sie mit nach Hause nehmen will.« Karen Krüger, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Juni 2012

»›Wenn’s den mal auf Deutsch gibt, lese ich ihn auch‹, hatte Selma Wels früher gesagt, wenn es um O˘guz Atay und andere ging. Jetzt hatten es die Schwestern zum Glück für uns satt, darauf zu warten und haben die Sache in die Hand genommen. Und einen anspruchsvollen Start hingelegt.« Astrid Kaminski, Berliner Zeitung, März 2012

»Die junge türkische Literatur ist urban und bewegt – und gelangt nun dank des Binooki-Verlages zu uns.«

»Es geht voran bei dem neuen Berliner Verlag, der endlich auch deutschen Lesern ermöglicht, einen Einblick in die lebendige türkische Literaturszene zu gewinnen.«

Achim Engelberg, der Freitag, Literatur, April 2012

Inga Barthels, tip Berlin, April 2012


Neuerscheinung

Zerrin Soysal Das Siebentagegebet Roman

Details Aus dem Türkischen von Çiğdem Özdemir Deutsche Erstausgabe 296 Seiten Englische Broschur ISBN 978-3-943562-07-1 Originaltitel: Yedi Gün Duası 14,90 € [D] Erscheint: September 2012

Zerrin Soysal Das Siebentagegebet

Diejenigen, die wir am meisten lieben, verletzen uns, aber wer zieht die Grenze zwischen Liebe und Hass?

Das Buch Ist die Wahrheit das, was man sieht, oder das, was sich dahinter verbirgt? Ist die Last desjenigen, der geht, oder desjenigen, der bleibt, schwerer? Diejenigen, die wir am meisten lieben, verletzen uns, aber wer zieht die Grenze zwischen Liebe und Hass? Viele in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen gerichtete Fragen suchen nach Antworten und werfen ein anderes Licht auf die Menschen im eigenen Umfeld. Zerrin Soysal nimmt uns in ihrem Debütroman auf eine lange, literarisch ausgestattete Reise mit, die bis in die Anfänge des letzten

Jahrhunderts zurückreicht. Drei Schwestern – eine lebt in Deutschland, eine auf dem Land und eine in einer Großstadt in der Türkei – finden sich nach dem Tod der Mutter, die ihre Töchter im Kindesalter beim Vater zurückgelassen hat, nur aus Pflichtgefühl in deren Wohnung ein. Während der sieben Gebetstage wandeln sie mithilfe der gefundenen Tagebücher ihrer Mutter auf deren Spuren. In der außergewöhnlichsten Figur, der Mutter Muzaffer, spiegelt die Autorin die feine Istanbuler Gesellschaft und deren geschichtliche Entwicklung.

Die Autorin Zerrin Soysal, geboren in Çanakkale, hat lange Jahre eine eigene Apotheke geführt. Ihrer Berufung folgend hat sie die Selbständigkeit aufgegeben, sich in Istanbul niedergelassen und eine Ausbildung in der Mario Levi Schreibwerkstatt absolviert. Journalistische Arbeiten der Autorin finden sich in diversen Zeitschriften wie Notos, Sözcükler, Roman Kahramanları und Yitik Ülke. Das vorliegende, erstmals 2011 erschienene Werk, ist ihr Debütroman.

7



Zerrin Soysal

Das Siebentagegebet Aus dem Türkischen von Çiğdem Özdemir


Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Yedi Gün Duası © Delta Yayınları, 2011

Deutsche Erstausgabe © 2012 binooki OHG, Berlin www.binooki.com Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2012 Lektorat: Erhard Waldner Satz: Erhard Waldner Umschlaggestaltung: Josephine Rank Druck: Art-Druk, Szczecin Printed in Poland ISBN 978-3-943562-07-1


Der erste Tag

Tick tack, tick tack, tick tack … Raschel, raschel, raschel … »Was, denken Sie, versuchte sie zu sagen?« »Wer?« »Na, meine Mutter. Ich sagte doch, ihre letztes Wort war ›egal‹.« »Denkst du immer noch daran? Sie war sicher im Delirium, was soll es sonst bedeuten?« »Sie wollte sicher sagen, dass alles auf der Welt gleich ist, mein Kind. Sie wollte wahrscheinlich sagen: ›Ich hatte genug von der Welt.‹ Ach, meine großherzige Muzaffer!« Tante Nachbarin wischt sich mit dem Zipfel ihres Kopftuches zuerst die Tränen von ihren blutunterlaufenen Augen und dann den Schweiß von ihrem Gesicht. Wieder Stille … Das Ticken der Uhr, das Rascheln des Fächers meiner Schwester, an dessen Enden bunte Federn hängen … Wir haben unsere Mutter vor ein paar Stunden beerdigt. Dieses Mal konnte ich mich nicht aus dem Hof der Moschee davonstehlen. Als würde es nicht reichen, dass ich unter der Sonne gewartet habe, bis das Grab gefüllt wurde – ich habe auch noch die Erde befeuchtet. Meine schönen Wildlederschuhe … Ich habe sie erst das zweite Mal getragen, schade um sie. Unendlich viele Kränze … Wie viele Menschen sie kannte. »Euer Verlust ist groß, eure Trauer schwer, aber was soll man tun? Wir werden alle eines Tages dorthin gehen. Möge euch Gott ein langes Leben schenken!« Denkst du, Tante Nachbarin! Wir haben unsere Mutter vor langer Zeit verloren, als sie das Haus verließ, um zur »Anprobe« zu gehen, und nie wieder zurückkam. Jahrelang habe ich, jedes Mal, wenn ein Auto vor dem Hof anhielt, das Mutter-SuchenSpiel gespielt, aber woher sollst du das wissen? Ich habe sie nie 5


erwischt, es sind immer andere Leute ausgestiegen. Die Bewohnerin dieser Wohnung, die jetzt in der Erde verwest, ist höchstens eine alte Bekannte, eine verblasste Erinnerung … Ein Lichterspiel in den farbigen Mustern der gläsernen Vase, Regenbögen … Böhmisches Glas, in dieser Wohnung findet man von allem nur das Teuerste. Wenn ich meinen Kopf bewege, verändern sich die Größen der Muster, ändern sie ihre Orte. Ich mag kein Kristallglas, die Vase sollte Güner nehmen. Ich habe den vergoldeten Spiegel ins Auge gefasst. Ich werde ihn über die Anrichte hängen. Allen zum Trotz, die sagen, ich hätte niemanden … Nicht ein Staubkorn ist an dem Spiegel, blitzeblank. Bei uns wird zwei Mal die Woche überall geputzt, trotzdem schaffe ich das nicht. Mehmet macht sich lustig über mich und meint, dass das Staubtuch mit meiner Hand zusammenwachsen wird. Es muss ein Geheimnis für diese Sauberkeit geben, das sie vor uns verbirgt, eine Formel … Sie hat sie nicht verraten, hat sie ins Grab mitgenommen. Ach, ich will sie nicht. Ihre Hände waren so rau vom ständigen Einseifen. Schuppig, rissig … Sie versuchte das mit einer ganzen Reihe funkelnder Steine zu verbergen, aber es hat nichts gebracht! Manche glauben daran, dass der Mensch, wenn er auf die andere Seite geht, wieder in dem Alter ist, in dem er am schönsten war. Wenn das stimmt, wird meine Mutter gerade, wie zu der Zeit, als sie uns verließ, Befehle erteilen. Jeden Augenblick werden sich die Augenbrauen heben, ihr Gesicht wird sich verziehen … Sie wird schon alles aufgewirbelt haben. »Wie sieht es denn hier aus, räumt sofort auf! Und ihr wollt Engel sein, schaut euch doch mal an. Wo bleibt mein Tee? Wein bekommt mir nicht, selbst wenn es Kevser1 ist, will ich es nicht.« Nicht, dass 1

6

Entstammt der islamischen Mythologie und bezeichnet die Paradiesesquelle, die Spenderin von unbegrenzter Gnade, Barmherzigkeit, Güte, Wahrheit und Wissen. Die Paradiesesquelle lösche den höchsten, geistig-spirituellen Durst der Menschen.


sie sie zurückschicken! Wenn sie nur ein bisschen denken können, werden sie sie am besten sofort ins Fegefeuer werfen … »Sie war unsere beste Nachbarin. Der einzige Mensch, an dessen Tür ich zu jeder Tages- und Nachtzeit anklopfen konnte. Wir haben einander nicht ein einziges Mal verletzt, nicht ein einziges Mal einander das Herz gebrochen.« Wenn der Blinde stirbt, wird er zum Mandeläugigen. Rede nur, Tante, wem willst du das nur weismachen … Worauf warten wir? Was wird jetzt? Wie lange wollen wir so herumsitzen und uns verstohlene Blicke zuwerfen? Seit ich vor drei Tagen die aufgeregte Stimme von Tante Emine am Telefon gehört habe, ist mein Leben aus den Fugen geraten … Meine Arbeit, meine Termine, alles wartet auf mich. In der Eile habe ich sogar vergessen, meinen Lieblingslippenstift einzupacken. »Möge der liebe Gott sie in sein Paradies aufnehmen, möge sie in Frieden ruhen. Möge Gott uns allen solch einen Tod bescheren. Ohne bettlägerig zu sein, ohne zu leiden, ohne auf jemanden angewiesen zu sein, genauso, wie sie es sich wünschte …« Geschwätziges Waschweib! Gleichgültig, ob wir zuhören oder nicht – sie redet, wie es ihr in den Sinn kommt. Mutter sei in letzter Zeit sehr schwach gewesen. Sie hätte erwähnt, dass sie sich beim Treppensteigen schwer tue, dass sie sich zwischen den Etagen ausruhen müsse. Eigentlich gibt es doch einen Aufzug im Gebäude, warum wird er nicht genutzt? Letzten Sonntag habe Tante Emine gerade das Nachtgebet verrichtet, und als sie schlafen gehen wollte, habe sie ein Geräusch aus der Wohnung gehört. Zusammen mit ihrem Mann seien sie mit dem Ersatzschlüssel reingegangen. Und was mussten sie sehen: meine Mutter auf dem Boden … Sie habe gesagt: »Mir geht es nicht gut, bringt mich ins Krankenhaus.« Was sie auch taten. Als ich am nächsten Abend ankam, hatte sie ihr Bewusstsein verloren. Sie ist auch nicht mehr zu sich gekommen. Als meine Schwestern eintrafen, war sie schon tot. 7


»Hier ist es Tradition, im Haus der Verstorbenen sieben Tage zu beten. Und wir sollten Halva1 machen und verteilen.« Ihre Augen sind auf Güner gerichtet, die älteste von uns drei Töchtern. »Tante Emine, Sie standen unserer Mutter am nächsten, wir sollten tun, was nötig ist. Hauptsache, sie ruht friedlich, da wo sie jetzt ist! Dafür sind wir ja hier.« So etwas würde mir niemals in den Sinn kommen. Wie findet sie nur immer diese feinen und gediegenen Worte? Tante Nachbarin ist höchst erfreut. »Dann ist es gut. Ich schicke gleich den Hauswart, um die Zutaten zu kaufen. Und seine Frau kann den Halva zubereiten. Keine Sorge, sie ist eine reinliche Frau. Und ich werde für das Gebet ein paar Leute einladen. Es werden nicht viele sein, die Selige mochte keine Menschenmassen.« Ach, da schau an, die Frau hat alles schon geplant. »Gut wäre es, wenn sie früh kommen, nicht dass es zu spät wird. Das Gebet am vierzigsten und zweiundfünfzigsten Todestag könnt ihr dann bei euch verrichten lassen.« Mit dem Ton in ihrer Stimme will sie uns daran erinnern und gleichzeitig ermahnen … Lass das mal unsere Sorge sein, Tante Nachbarin. Wir werden sicher tun, was nötig ist. Die Türnachbarin meiner Mutter ist dick und fleischig wie eine Petersbirne, aber sie schafft es, alles bestens zu meistern. Gäben wir ihr die Gelegenheit, würde sie uns alle gleich jetzt unter die Fittiche nehmen … Wenn man ihr glaubt, waren sie und meine Mutter Busenfreundinnen. Wer’s glaubt! Von Freundschaft mal abgesehen, würde die Muzaffer Hanım2, die ich kenne, zweimal nachdenken, bevor sie solche Leute überhaupt grüßt. Wie auch immer, jetzt ist nicht die Zeit dafür. 1 2

8

Süßspeise aus Mehl oder Grieß, die hauptsächlich nach dem Tod eines Verwandten zubereitet und an Nachbarn und Bekannte verteilt wird. Anrede für »Frau«, steht im Türkischen nach dem Vornamen.


In dieses Haus bin ich zuletzt vor zwei Jahren gekommen, als ich meine große Tochter nach Amerika geschickt habe. Ich hatte natürlich vorher angerufen, bei meiner Mutter schaute man nicht unangemeldet vorbei. Als ich reinkam, war der Teetisch schon gedeckt. Auf der schneeweißen gestärkten Tischdecke eine altrosa Mitteldecke, das Teegeschirr mit Rosenmuster aus Meißener Porzellan, Silberbesteck, Serviettenhalter … Verschiedene Sorten Plätzchen, Kuchen, auf dem Tortenständer eine Obsttorte … Und sie war mindestens so schick und gepflegt wie der Tisch. Das war sie ohnehin immer, zu jeder Zeit. Vorsichtig, damit ihr Lippenstift nicht verwischt, hatte sie mich geküsst, sich nach meinem Wohlbefinden erkundigt. Natürlich hat sie auch nach meinen Kindern und meinem Mann gefragt, das vergaß sie nie. Ohne zu wissen, dass es das letzte Mal sein würde, dass ich sie lebend sah, setzte ich mich hin, darauf bedacht, meinen Kopf aufrecht zu halten, und beantwortete brav ihre Fragen. Wie jedes Mal, wenn ich sie besuchte, verging die Zeit für uns beide nur langsam. Die Uhr schien sich zu zieren. Wenn wir nicht wussten, worüber wir reden sollten, vertrieben wir die Zeit, indem wir unsere Tassen an unsere Lippen führten, und als wir uns voneinander verabschiedeten, versuchten wir uns unsere Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Der starke Ceylon-Tee, den ich nicht gewohnt war, hatte mir den Magen verdorben. Sobald Tante Emine das Geld von meiner Schwester bekommt, macht sie sich ans Zeug. Nachdem sie dem Hauswart, der mit seiner Mütze in der Hand wartet, die notwendigen Anweisungen gegeben hat, begibt sie sich in ihre eigene Wohnung, um zu telefonieren. Endlich … Endlich sind wir alleine. Ich werde unter die Dusche gehen, endlich! »Soll ich euch mal was sagen, Mädels, ich habe mein Ticket für Sonntag gekauft, ich muss zurück. Ich kann nicht sieben Nächte warten.« »Ich auch nicht …« 9


Ich bin dankbar, dass ihr überhaupt gekommen seid! Ich hätte mich auch nicht gewundert, wenn ihr gesagt hättet: »Begrabe sie, wir zahlen, was immer es kostet.« »Geht nur. Ich bleibe hier und räume die Wohnung auf. Nur – wir sollten zusammen entscheiden, was wir tun wollen.« »Ich kann gerade gar nicht denken, Zeynep, was meinst du?« »Also, wir kommen nicht so leicht zusammen. Es wäre gut, wenn wir entscheiden würden, was wir tun, bevor wir uns trennen.« »Soll ich euch mal was sagen, Mädels, wir sollten Onkel Haldun für die rechtlichen Prozeduren die Vollmacht erteilen. Er weiß besser Bescheid über Mutters Eigentum. Und der Rest ist ja hier. Wir sollten ihren Schmuck, ihre Kleidung und, wenn ihr wollt, die Haushaltsgegenstände untereinander aufteilen. Um den Rest können wir uns dann später kümmern. Was meint ihr?« Onkel Haldun ist sowohl ein entfernter Verwandter unserer Mutter als auch ihr Anwalt. Nachdem Mutter uns verlassen hatte, kam er bis nach Iznik1 in unser Haus und unterhielt sich mit meinem Vater sehr lange in dessen Arbeitszimmer. Von ihm hatten wir erfahren, dass Mutter nicht zurückkommen würde. Ich kann mich immer noch an seinen Gesichtsausdruck erinnern, als wir die Geschenke zurückgaben, die sie uns geschickt hatte. Ich hielt mich an den Beinen meiner Großmutter fest und weinte. Zuerst leise seufzend, danach stampfend … Während ich weinte, bis ich blau anlief, hatte er meiner Schwester seine Visitenkarte gegeben und ihr gesagt, dass wir ihn anrufen sollten, wenn wir mit meiner Mutter in Kontakt treten wollten. Ich kann mich nicht erinnern, wer die Karte zuerst genutzt hat, aber von dem Tag an war Onkel Haldun, wenn auch in der Ferne, immer ein Teil unseres Lebens. Güner zuckt die Schultern. »Von mir aus. Und was wird mit der Wohnung? Wollen wir sie behalten oder verkaufen?« 1

10

Ein Landkreis der Provinz Bursa im Westen der Türkei.


»Das meine ich ja. Wir teilen uns die Sachen, und die Wohnung bleibt erst mal. Wir sollten keine voreiligen Entscheidungen treffen. Zeynep ist ohnehin oft hier. Und sollten wir uns dafür entscheiden, die Wohnung zu verkaufen, kann sie sich darum kümmern.« »Gut, dann sollten wir mit dem Schmuck anfangen. Wo, glaubt ihr, versteckt sie ihn?« »Wahrscheinlich im Schlafzimmer.« »Na los, dann … Lasst uns damit fertig werden, bevor die Beterinnen kommen.« Sobald wir die Tür öffnen, kriecht ein schwerer Duft in unsere Nasen. Ein träger, süßlicher Rosenduft, der aus den Gegenständen in die Luft steigt und zu einem festen Bestandteil des Zimmers geworden ist … Als wir die schweren Samtvorhänge aufziehen, erhellt das Licht, das die Wand gegenüber reflektiert, das Zimmer ein wenig. Trotzdem bekomme ich Gänsehaut. In den düsteren Ecken des Zimmers stehen die Geister meiner Mutter in verschiedenen Erscheinungen und Gestalten … »Wo ist der Lichtschalter?« Das helle Licht des dreiarmigen Kronleuchters hat die Schatten vertrieben, doch die Spuren der Toten sind noch immer gegenwärtig; sie wandelt in den Gegenständen umher, die nur sie benutzte. Auf der mit Rosen bestickten Tagesdecke das ordentlich gefaltete Nachthemd; auf ihrem Schminktisch stehen Schachteln und Flaschen in Reih und Glied; eine Haarbürste, an deren Spitze, wie auch immer, ein paar Haare vergessen wurden … Als würde sie gleich in ihrem Bademantel durch die Tür kommen, sich auf den Polsterschemel setzen, der unter den Schminktisch geschoben ist, sich kurz im Spiegel ansehen, um dann ihre kastanienbraunen Locken lange nach hinten zu bürsten. »Habt keine Angst, Mädels, ihr wisst, wo sie ist, ihr habt es mit eigenen Augen gesehen.« Ich bin wie verzaubert, kann meinen Blick nicht von den Haaren an der Bürste trennen. Meine Hand ist in meinem Haar, 11


das in meinen Nacken fällt. Jeden Morgen kämmte sie es zerrend mit dem Kamm, den sie in Wasser tauchte, und band es ganz fest mit einem Hosengummi zusammen. Wenn ich jammerte: »Mama, es ist zu fest, bitte binde es etwas lockerer«, bekam ich den Kammstiel zu spüren. »Sei still, ich will keine Unartigkeit«, zischte sie dann. Danach band sie eine gestärkte, zu meinem Kleid passende große Schleife über den Gummi, flüsterte in mein Ohr: »Meine Tochter ist eine Istanbuler Dame, kein Dorftrampel wie die Sippschaft ihres Vaters«, und musterte mich von oben bis unten. Wenn sie nickte, bedeutete das, dass sie zufrieden war, und ich durfte gehen. Sobald ich mich aus ihren Händen befreit hatte, versteckte ich mich in einer Ecke und versuchte das Band, das meine Augen zu Schlitzen verzog und meine Kopfhaut taub machte, zu lockern. Es hatte keinen Sinn, die anderen Frauen im Haus anzubetteln, auch wenn sie Mitleid mit mir hatten. Um mich loszuwerden, sagten sie: »Du bist sehr hübsch geworden, wir wollen es nicht kaputt machen.« Sobald ich dieses Haus verlassen hatte, ließ ich mein Haar ganz kurz schneiden und nicht wieder wachsen, bis ich zur Uni ging. Güner betrachtet die Sachen vor dem Spiegel. Gewöhnliche Dinge, die auf dem Schminktisch einer Frau stehen … Wenn wir auch sehr gut wissen, wo unsere Mutter ist, trauen wir uns immer noch nicht, ihre Sachen anzufassen. Mit einem seltsamen Schuldgefühl sehen wir sie angsterfüllt an. »Na los, Mädels, das gehört jetzt alles uns, zögert nicht.« Ach, Süher! Du kommst unserer Mutter also nicht nur im Aussehen nach, sondern auch in der Hartherzigkeit. In der oberen Schublade finden wir nichts Wertvolles. Nagellack und Lippenstifte, die kurz vor dem Austrocknen sind, Schminkzeug, das offensichtlich nicht oft gebraucht wurde … In der unteren Schublade sind Haarspangen, Haarnadeln, kleine Kämme, Haarbänder, altmodischer Flitter, so viel Tand, dass es fast krank macht … Güner steckt alles in eine Tüte, mit der Bemerkung: »Ihr wollt das Zeug bestimmt nicht.« Während sie die 12


Schublade ausleert, strecke ich die Hand nach dem Pumpzerstäuber aus; als Kind konnte ich ihn vor Angst nicht anfassen und begnügte mich damit, ihn nur anzusehen. Ich öffne den rosenförmigen Deckel und drücke auf die weiche Pumpe, an der eine lila Quaste hängt. Mit einem »Puff« verbreitet sich ein entsetzlicher Geruch. Der eklig gewordene Geruch eines Parfums, das am Flaschenboden vertrocknet ist … Warum hat sie das alte Zeug aufbewahrt? In der untersten Schublade finden wir ein sorgfältig zusammengefaltetes Bündel: ein Brautkranz aus weißen Satinblüten, in deren Mitte Perlen eingefasst sind … »Ach, das ist Mutters Brautkranz, hat sie ihn mitgenommen?« »Woher weißt du das? Vielleicht ist er es nicht.« »Unsinn, ich muss es doch wissen. Als Kind habe ich ihn heimlich aufgesetzt, wenn sie nicht da war, und Braut gespielt. Ihre Sachen waren ja so wertvoll; hätte sie gewusst, dass ich damit spiele, hätte sie mir die Knochen gebrochen. Hier, an dieser Blüte ist ein kleiner Schnitt. Natürlich, das ist Mutters Kranz, sicher.« »Soll ich euch mal was sagen, Mädels? Jetzt seht ihr mal, was für eine Frau unsere Mutter war … Uns hat sie in fremden Händen zurückgelassen, aber sie hat nicht vergessen, ihren Brautkranz mitzunehmen.« »Sag das nicht, Süher, es ist eine Sünde, schlecht über die Toten zu sprechen. Sie hat uns ja nicht auf der Straße gelassen, wir waren im Haus unseres Vaters. Aus uns ist auch so etwas geworden. Vergiss es. Jeder ist selbst verantwortlich für seine Sünden und guten Taten.« Das ist wohl wahr, aber wir mussten dafür büßen. Bevor ich noch antworten kann, fängt Süher an zu wettern. Sie ist wirklich unberechenbar. Sie wird gleich fluchen und toben. Wenn sie sich wenigstens nicht streiten … Ihr Handy klingelt genau zur rechten Zeit. Sie nimmt das Gespräch an und geht ins Wohnzimmer. 13


Neuerscheinung

Barış Bıçakçı Unsere große Verzweiflung Roman

Details Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe Deutsche Erstausgabe ca. 160 Seiten Englische Broschur ISBN 978-3-943562-05-7 Originaltitel: Bizim Büyük Çaresizliğimiz 14,90 € [D] Erscheint: September 2012

Barış Bıçakçı Barıs Unsere große Verzweiflung

Eine sensible, stille Erzählung mit Liebe zum Detail, die Sprengstoff birgt ...

Das Buch Zwei Männer und eine junge Frau – auf den ersten Blick eine klassische Dreiecksgeschichte. Die Freunde Ender und Çetin, Ende 30, haben sich erst vor kurzem den Traum einer gemeinsamen Wohnung erfüllt, da zieht Nihal, die junge Schwester eines ehemaligen Schulkameraden, bei ihnen ein. Traumatisiert vom Tod ihrer Eltern nimmt Nihal nach einer Phase dumpfer Apathie die gutmütige, gut gemeinte Unterstützung der beiden »älteren Brüder« an, die der Studentin gegenüber gern eine Art väterliche Rolle übernehmen. Scheinbar eine harmonische Familie, wenn auch

in ungewöhnlicher Konstellation. Bis kommt, was kommen muss – Nihal nennt die beiden nicht mehr »Abi«, großer Bruder, und beide müssen sich eingestehen, sich in sie verliebt zu haben. Eine sensible, stille Erzählung mit Liebe zum Detail, die Sprengstoff birgt – und tatsächlich in einer Katastrophe endet. Die Freundschaft aber, für die es keinen passenden Namen gibt, überdauert. Ein Roman über Liebe und Freundschaft, über Beziehungen, für die konventionelle Grenzen nicht gelten, darüber, wie sinnlos, wie überflüssig und nichtssagend Etiketten sind.

Der Autor »Unsere große Verzweiflung« (Original erschienen 2004) ist das vierte Buch des 1966 in Adana geborenen Schriftstellers und Übersetzers Barış Bıçakçı, der heute in Ankara lebt. Er hat sich vor allem mit Erzählungen einen Namen gemacht und gehört zu den namhaften Autoren seiner Generation. Die Filmadaption (Our Grand Despair/Regie Seyfi Teoman) des Romans aus dem Ankara der 90er Jahre lief im Wettbewerb der 61. Berliner Filmfestspiele 2011.

3


Neuerscheinung

Emrah Serbes Behzat Ç. – verschütt gegangen

i m i Kr

Details Aus dem Türkischen von eine Tatortskizze, die er tags zuvor angefertigt hatte, s Schreibtisch ausgebreitet. „JetztNeuner wird’s ernst, Johannes t bitte alle mal hierher!“ Die vier Polizisten beugten 319 Seiten Skizze. Behzat Ç. reichte seine Schachtel 216 reihum. iente sich, Harun, der nur alle zwei Tage drei ZigaEnglische Broschur , winkte ab, und Tahsin sagte: Ich habe aufgehört. Es en von Menschen, ISBN die Behzat Ç. nie verstehen würde: 978-3-943562-04-0 chten Kinder um, die anderen gaben das Rauchen ] Berufserfah15,90 € [Dseiner das Verhalten Ersterer aufgrund ens in Ansätzen nachvollziehen konnte... « Soeben erschienen

promisslos wie und eh je und nach dem Tod seiner vollkommen wortlos ist der Hauptkommissar Behzat Ç. hütt gegangen« unermüdlich im Einsatz, widersetzt ogenheiten des türkischen Polizeiapparats und pflegt für Alkohol und Zigaretten. In dem neuen Krimi von begeben sich der desillusionierte Polizist und seine der Mordkommission Ankara auf die Spur eines Seriendie Polizei nach jedem Mord über die Grabstätte der rt. Behzat Ç., der sich mit dem Mörder nicht nur den sondern auch einige andere Wesenszüge teilt, buddelt m Team durch die türkische Hauptstadt, hinkt dem zdem immer einen Schritt hinterher.

Emrah Serbes Behzat Ç. verschütt gegangen

Roman

Emrah Serbes

verschütt gegangen

Nach dem Tod seiner Tochter redet Behzat Ç., Hauptkommissar der Mordkommission, nicht mehr. Um d Spur des Serienmörder »Lucky Luk aufzunehmen, bedarf es auch nicht vieler Worte. Den Hinweis auf die Grabstätte des Hundes »Rantanplan« der Bereitschaftspolizei nehmen Behzat Ç. un sein Team vorerst nicht ernst. Bis sie feststellen, dass »Lucky Luk ausser einem Hund noch einer Reih anderer Opfer unter die Erde bringt…

Mürrisch, kompromisslos wie eh und nach dem Tod seiner Tochter auch vollkommen wortlos ist der Hauptkommissar Behzat Ç. unermüdlich im Einsatz.

Das Buch »Tahsin hatte eine Tatortskizze, die er tags zuvor angefertigt hatte, auf Behzat Ç.s Schreibtisch ausgebreitet. „Jetzt wird’s ernst, Jungs. Schaut bitte alle mal hierher!“ Die vier Polizisten beugten sich über die Skizze. Behzat Ç. reichte seine Schachtel 216 reihum. Der Geist bediente sich, Harun, der nur alle zwei Tage drei Zigaretten rauchte, winkte ab, und Tahsin sagte: „Ich habe aufgehört.“ Es gab zwei Typen von Menschen, die Behzat Ç. nie verstehen würde: Die einen brachten Kinder um, die anderen gaben das Rauchen auf. Wobei er das Verhalten 4

Ersterer aufgrund seiner Berufserfahrung wenigstens in Ansätzen nachvollziehen konnte ... « Mürrisch, kompromisslos wie eh und je und nach dem Tod seiner Tochter auch vollkommen wortlos ist der Hauptkommissar Behzat Ç. auch in »verschütt gegangen« unermüdlich im Einsatz, widersetzt sich den Gepflogenheiten des türkischen Polizeiapparats und pflegt seine Vorliebe für Alkohol und Zigaretten. In dem neuen Krimi von Emrah Serbes begeben sich der desillusionierte Polizist und seine Kollegen von der Mordkommission

Ankara auf die Spur eines Serienmörders, der die Polizei nach jedem Mord über die Grabstätte der Opfer informiert. Behzat Ç., der sich mit dem Mörder nicht nur den Psychologen, sondern auch einige andere Wesenszüge teilt, buddelt sich mit seinem Team durch die türkische Hauptstadt, hinkt dem Täter aber trotzdem immer einen Schritt hinterher.


u.

Emrah Serbes Behzat Ç. – jede berührung hinterlässt eine spur Roman

Details Aus dem Türkischen von Oliver Kontny 320 Seiten, Englische Broschur ISBN 978-3-943562-03-3 Originaltitel: Her Temas Iz Bırakır 15,90 € [D]

Emrah Serbes Behzat Ç. jede berührung hinterlässt eine spur

.

Bereits erschienen

Emrah Serbes

jede berührung hinterlässt eine spur

»Gekonnt jongliert Serbes mit politisch inkorrekten Aussagen seiner Akteure, beschreibt und kritisiert auf subtile und humorvolle Art die polizeilichen Verhörmethoden.« Ceyda Nurtsch, DRadio Wissen, April 2012

»In seinem ersten, literarisch anspruchsvollen, düsteren Buch Behzat Ç. – jede berührung hinterlässt eine spur zeichnet der studierte Theaterwissenschaftler ein wenig schmeichelhaftes Bild von Polizei- und Geheimdienst im Umbruch.«

Behzat Ç. ist ein mürrischer Kettenraucher, der gern flucht und zuschlägt. Bei der Mordkommission in Ankara ist er Hauptkommissar und ein Experte für Straftaten gegen das Leben, der auch privat Polizeifunk hört, keine Bücher liest und die Tageszeitung mit der Sportseite beginnt. Die Verbrechen halten ihn so sehr auf Trab, dass seine Ehe scheitert und die Beziehung zu seiner Tochter in die Brüche geht.

Achim Engelberg, der Freitag, Literatur, April 2012

Als in der Nacht zu Neujahr eine junge Frau von der Terrasse einer Bar stürzt, glaubt er nicht an Selbstmord. Der Fall führt ihn und seine skurrilen Kollegen quer durch Ankara und in die dunklen Machenschaften des Geheimdienstes...

»… eine Entdeckung, ein Politthriller mit vertracktem Plot, packenden Machtkämpfen zwischen Polizei und Geheimdienst und ruppigem Ton.« Helge Hopp, Stern, Juni 2012

Das Buch Behzat Ç., Hauptkommissar bei der Mordkommission in Ankara, ist ein mürrischer Kettenraucher, der gern flucht und lieber zuschlägt als diskutiert. In seinem Job gilt er als »Experte für Straftaten gegen das Leben«. Nach Dienstschluss hört er leidenschaftlich gern Polizeifunk und interessiert sich auch sonst mehr für Verbrechen als für seine Familie. Und so scheitert zuerst seine Ehe und dann die Beziehung zu seiner Tochter. Als in der Nacht zu Neujahr eine junge Frau von der Terrasse einer Bar stürzt, glaubt er nicht an

Selbstmord. Der Fall führt ihn und seine skurrilen Kollegen quer durch Ankara und in die dunklen Machenschaften des Geheimdienstes. Der Autor Erst 1981 geboren, gehört Emrah Serbes heute schon zu den erfolgreichsten Autoren der Türkei. Die beiden Behzat Ç.-Romane sind Grundlage für die gleichnamige, 2010 erstmals ausgestrahlte TV-Serie, die sich rasend schnell zu einer der beliebtesten und gleichzeitig umstrittensten Sendungen der Türkei entwickelte. Das Drehbuch zur Serie schreibt Serbes gemeinsam mit Ercan Mehmet Erdem, wofür beide

2010 den türkischen Fernsehpreis für das beste Drehbuch einer TVSerie erhielten. 2011 wurde das zweite Abenteuer von Behzat Ç. »verschütt gegangen« mit dem Titel »Seni Kalbime Gömdüm« für das Kino verfilmt und feierte im Oktober 2011 seine Premiere beim 48. Golden Orange Filmfestival in Antalya; zeitgleich startete der Film in den deutschen Kinos. Mit seiner Interpretation des Hauptkommissars Behzat Ç. gewann der Schauspieler Erdal Beşikçioğlu den Preis als bester männlicher Hauptdarsteller. 5


Neuerscheinung

Metin Eloğlu Fast eine Geschichte

er

ik lass

K

Erzählungen

Details Aus dem Türkischen von Ute Birgi-Knellessen Deutsche Erstausgabe ca. 140 Seiten Englische Broschur ISBN 978-3-943562-06-4 Originaltitel: Istanbullu 15,90 € [D] Erscheint: September 2012

Metin Eloğlu Fast eine Geschichte

Metin Elo˘glu nimmt uns mit auf eine Reise in die wunderbare Stadt Instanbul und ans Meer.

Das Buch Männer, Frauen und Fische. Metin Eloğlu, ein wahrer Istanbuler (noch seltener als ein wahrer Berliner), nimmt uns in seinen Erzählungen mit auf eine Reise in diese wunderbare Stadt und ans Meer. Er stellt uns Instanbuls Männer, Frauen und Fische mit Ironie und feinem Humor vor. Seine Sprachakrobatik und Wortgewandtheit belegen die Erzählungen, die in der Türkei erstmals 2009 unter dem Titel »Istanbullu« beim Verlag YKY veröffentlicht wurden. 6

Der Autor Metin Eloğlu (Istanbul, 1927 – 1985) war ein unangepasster Maler, ein unartiger Dichter und außergewöhnlicher Erzähler, der in seinen Werken zeit- und raumlos insbesondere durch Istanbul und die Meere reist.

Sein erstes Gedicht »Sabah Şarkısı« (Lied am Morgen) wurde 1943 in Izmir in der Zeitschrift »Kovan« veröffentlicht. Im Jahr darauf erschien in dem Magazin »ServetifünunUyanış« seine erste Erzählung »Balıkçı Çocukları Şehri« (Stadt der Fischerkinder).

Das 1943 begonnene Studium der Bildenden Künste – Bereich Malerei – endet 1946 mit einer Exmatrikulation aufgrund einer zweimonatigen Haft aus politischen Gründen. 1947 trat er seinen Militärdienst an. Wegen Disziplinlosigkeit beendete er diesen erst 5 Jahre später.

1972 gewann er mit dem Gedicht »Dizin« (Die Liste) den Preis der Gesellschaft für Türkische Sprache.


Bereits erschienen

Oğuz Atay Warten auf die Angst

er

ik lass

K

Erzählungen

Details Aus dem Türkischen von Recai Hallaç Deutsche Erstausgabe 224 Seiten ISBN 978-3-943562-00-2 Originaltitel: Korkuyu Beklerken 15,90 € [D]

Oguz ˘ Atay Warten auf die Angst

e g zu r

Regal. gt

ck, m, war, n te es

e

nn wo

Oguz ˘ Atay Warten auf die Angst 8 Erzählungen

»Warten auf die Angst« umfasst acht Erzählungen von Oguz ˘ Atay. Immer die Balance zwischen den Extremen haltend, schildert er die Angst in uns, die sich leise und kaum wahrnehmbar unter der Oberfläche des täglichen Seins bewegt.

Astrid Kaminski, Frankfurter Rundschau, März 2012

»Es ist eine außerordentliche Intensität und Kreativität in seinen Worten … (…) Die Erzählung »Beyaz Mantolu Adam« (Der Mann mitUnd dem es ist ein Genuss diese Worte zu lesen.« weißen Damenmantel) wurde Rukiye Cankıran, MiGAZIN Online, April 2012

1999 für das Kino verfilmt. Trotz einer nur siebenjährigen Schaffensphase beeinflusst Atay mit seinen Werken bis heute die Literaturwelt.

Das Buch Diese Angst in uns. Leise und kaum wahrnehmbar bewegt sie sich unter der Oberfläche des täglichen Seins. In seinen Erzählungen schildert der mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete türkische Schriftsteller Oğuz Atay dieses Gefühl, diesen Zustand und hält dabei immer die fragile Balance zwischen den Extremen. Der 1973 in der Türkei veröffentlichte Erzählband »Warten auf die Angst« von Atay erscheint bei 8

Der Autor O˘guz Atay ... schafft es verblüffend anschaulich, seine Protagonisten an ihren Seelen wie Fische an der Angel zappeln zu lassen – mit der sicheren, aber nie ausgespielten Gewissheit, dass sie daran irgendwann ersticken werden. Dabei zieht Atay die Grenzen zwischen Tragischem und Grotesken ähnlich virtuos dünn wie es Autoren ostjüdischer Herkunft, wie Isaac B. Singer, Bruno Schulz oder Franz Kafka, beherrscht haben.«

uns in deutscher Erstausgabe. Die Erzählung »Beyaz Mantolu Adam« (»Der Mann mit dem weißen Damenmantel«) wurde 1999 für das Kino verfilmt.

Neben weiteren Romanen und Erzählungen, die für das Theater adaptiert wurden, veröffentlichte Atay in den folgenden Jahren auch Dramen.

Der Autor Oğuz Atay, 1934 in Inebolu geboren, studierte Bauingenieurwesen und war ab 1960 Dozent für Bauwesen an der Technischen Universität in Istanbul. Mit seinem ersten Roman »Tutunamayanlar» (»Die Haltlosen«) gewann er 1970 den Literaturpreis des türkischen Rundfunks TRT.

Bevor er sein Hauptwerk »Türkiye’nin Ruhu« (»Die Seele der Türkei«) vollenden konnte, starb Oğuz Atay viel zu früh im Jahr 1977. Trotz einer nur siebenjährigen Schaffensphase beeinflusst er mit seinen Werken bis heute die türkische Literatur und ist Gegenstand zahlreicher literarischer Diskussionen.


mu bei

Alper Canıgüz Söhne und siechende Seelen

ltu K an rom

Roman

Details Aus dem Türkischen von Monika Demirel Deutsche Erstausgabe 224 Seiten ISBN 978-3-943562-01-9 Originaltitel: Oğullar ve Rencide Ruhlar 14,90 € [D]

Alper Canıgüz Söhne und siechende Seelen

n,

Bereits erschienen

Alper Canıgüz Söhne und siechende Seelen

»Der junge Held des psychoanalytischen, subtil gesellschaftskritischen Krimis ›Söhne und siechende Seelen‹, der sich selbst wahlweise als Höllenknirps, wiedergeborener Rasputin oder Peter Pan aus dem Land der Alpträume beschreibt, ist in der Türkei längst eine Kultfigur. Sein Erfinder Alper Canıgüz, 1969 in Istanbul geboren, gehört zu einer Gruppe junger türkischer Schriftsteller, die mit viel schwarzem Humor und großem literaAlper Kamu mag die Erwachrischem Können die Verhältnisse in ihrem senen nicht besonders und möchte niemals so werden Land beschreibt.« wie sie. Lieber verbringt er Inga Barthels, tip Berlin, April 2012

seine Zeit mit Fußballspielen, Lesen und Streifzügen durch sein Istanbuler Viertel. Dabei verblüfft er seine Umwelt immer wieder durch sein Wissen und seine Schlagfertigkeit. Eines Tages entdeckt er die Leiche des pensionierten Polizeidirektors Hicabi Bey und übernimmt kurzerhand die Ermittlungen.

…ein schwarzhumoriger Schelmenroman. (…) Ein Coming-of-Age-Roman nicht als nostalgische Erinnerung, sondern als aberwitziger Niedergang. Achim Engelberg, der Freitag, Literatur, April 2012

»Alper Canıgüz’ Roman ›Söhne und siechende Seelen‹ ist eine Krimikomödie mit Seitenhieben auf die türkische Gesellschaft. (…) Sein Stil ist einfach und deshalb wirkungsvoll. (…) Breit gestreut sind philosophische und psychoanalytische Passagen, traumhaft anmutend, wie Szenen aus einem Kubrick-Film.« Ebru Tas¸demir, die tageszeitung, März 2012

Das Buch Alper Kamu mag die Erwachsenen nicht besonders, niemals möchte er so werden wie sie. Außerdem glaubt er fest daran, dass mit Eintritt in die Schule sein Leben zu Ende gehen wird. Viel lieber möchte der verblüffend kluge und schlagfertige Fünfjährige seine Zeit weiter mit Fußballspielen, Lesen und Streifzügen durch sein Istanbuler Viertel verbringen. Eines Tages entdeckt er die Leiche des pensionierten Polizeidirektors Hicabi Bey und übernimmt kurzerhand die Ermittlungen.

Humorvoll und ironisch erzählt Alper Kamu dabei von seiner Familie und seinem Freundeskreis, vom Leben in seinem Viertel auf der asiatischen Seite Istanbuls. Mit tiefgründigem Witz und schwarzem Humor analysiert der Neunmalklug die Welt der Erwachsenen, das Universum der Philosophie und löst nebenbei auch noch einen Mordfall. Der Autor Alper Canıgüz, 1969 in Istanbul geboren und studierter Psychologe, verdankt die Liebe zum Lesen

seinem Vater und seine Leidenschaft für das Schreiben fehlendem musikalischen Talent. Lachen sollen seine Leser bis ihnen die Tränen kommen und weinen bis sie in lautes Gelächter ausbrechen – so möchte der Autor in die Geschichte eingehen. »Söhne und siechende Seelen« ist sein zweiter Roman und erreichte in der Türkei innerhalb kürzester Zeit Kultstatus.

9


Bereits erschienen

Yazgülü Aldoğan Die Begleitung

Details Aus dem Türkischen von st es für einen Mann und eine Frau, selbst wenn sie Demirel n, so kompliziert, sichMonika zu verstehen, einander zu begehren aufeinander einzulassen?«, dachte sie. Ja, sie liebte 230 Seiten sie schlief gern mit ihm, aber warum gab es jedes Mal m? Warum war, wenn der eine978-3-943562-02-6 wollte, der andere ISBN it, der eine schnell, wenn der andere langsam vorging, nnten sie ihr Tempo Originaltitel: einfach nicht anpassen? sich so sehr liebten und nicht voneinander Kiralık Adam lassen konnten, rstanden sie sich dann im Bett nicht und auch nicht ] oder hatten sich 14,90 € [D ? War es nur ein Problem zwischen ihnen,

on Adam und Eva nicht verstehen können?

War es nur ein Problem zwischen ihnen, oder hatten sich auch schon Adam und Eva nicht verstehen können?

Yazgülü Aldogan ˘ Die Begleitung

Roman

Das Buch Liebe und Sexualität, Stolz und Starrsinn, Gehen oder Bleiben – noch nie wurde das schönste Gefühl zwischen zwei Menschen in dieser Intensität diskutiert. »,Warum ist es für einen Mann und eine Frau, selbst wenn sie sich lieben, so kompliziert, sich zu verstehen, einander zu begehren und sich aufeinander einzulassen?’, dachte sie. Ja, sie liebte Uğur, und sie schlief gern mit ihm, aber warum gab es jedes Mal ein Problem? Warum war, wenn der eine wollte, der andere nicht bereit, der eine schnell, wenn der andere langsam vorging, warum konnten sie ihr Tempo einfach 10

Yazgülü Aldogan ˘ Die Begleitung

nicht anpassen? Wenn sie sich so sehr liebten und nicht voneinander lassen konnten, warum verstanden sie sich dann im Bett nicht und auch nicht im Leben? War es nur ein Problem zwischen ihnen, oder hatten sich auch schon Adam und Eva nicht verstehen können?« Die Liebe der starken, erfolgreichen und attraktiven Hayal zu dem jüngeren, sensiblen und gut aussehenden Uğur, den sie für einen Abend als Begleitung mietet, gipfelt nach vielen Höhen und Tiefen im Glück. Doch leider haben nur Märchen ein Happy End.

Liebe und Sexualität, Stolz und Starrsinn, Gehen oder Bleiben wurden noch nie zwischen zwei Liebenden in dieser Intensität diskutiert. Die Liebe der starken, erfolgreichen und attraktiven Hayal zu dem jüngeren, sensiblen und gut aussehenden Uğur, den sie für einen Abend als Begleitung mietet, gipfelt nach vielen Höhen und Tiefen im Glück. Doch leider haben nur Märchen ein Happy End.

Die Autorin Yazgülü Aldoğan, geboren in Kuşadası (Türkei), bezeichnet sich selbst als Istanbulerin. Ihr größtes Glück sei, das zu tun, was sie schon immer machen wollte: Journalistin und Schriftstellerin sein. Als Fotografin fing sie in einer Agentur an, schrieb Kolumnen für Zeitungen und Zeitschriften, arbeitete für Radio und Fernsehen. »Mit diesem ersten Roman halte ich mein Versprechen an meine Leser«, so die Autorin.


»Das menschliche Herz ist eben wie ein Pendel. Sowie es an dem gewünschten Punkt angekommen ist, bewegt es sich mit Höchstgeschwindigkeit in die entgegengesetzte Richtung ...1«

»Es

gab nur Schöne und Hässliche auf der Welt; ein Mensch war entweder klug oder dumm ... « 2

»Ich traue

keinen Leuten mit Schirm. « 1

»Wo wart ihr so lange? Sind wir hier in Texas? «

»Trink deinen Anisschnaps, schreib deine Gedichte, hoffe, streite und sehne dich, wonach du dich auch immer sehnen willst ...4«

3

Zitate: 1 »Söhne und siechende Seelen« I 2 »Warten auf die Angst« I 3 »Behzat Ç. – verschütt gegangen« I 4 »Fast eine Geschichte«

11


Kontakt

binooki OHG Köpenicker Str. 154a D-10997 Berlin Telefon +49.30.61 65 08 40 Telefax +49.30.61 65 08 44 info@binooki.com www.binooki.com facebook.com/binooki twitter.com/binooki Auslieferung GVA Gemeinsame Verlagsauslieferung Göttingen GmbH&Co. KG Postfach 2021 37010 Göttingen Telefon +49 (0) 551 38 42 00-0 Telefax +49 (0) 551 38 42 00-10 info@gva-verlage.de Presse Katrin Ritte Kirchner Kommunikation Agentur für Presse und Öffentlichkeit Köpenicker Straße 125 10179 Berlin Telefon (030) 44 71 48 55 Telefax (030) 44 67 74 99 ritte@kirchner-pr.de Gestaltung Buchcover und Verlagsprogramm Josephine Rank www.josephinerank.de mail@josephinerank.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.