29. Jahr. № 4. 2023.
ISSN 1435-5272 | A 49017
Wirtschaft. Technologie. Leben.
LESEPROBE
Künstliche Intelligenz
ENERGIE
Biologischer Stromspeicher IM FOKUS
Welche mutation macht krank?
Hoffnungsträger RNA-Therapie INTERVIEW
ALexander Meissner, MPI mol. genetik LABORWELT
Diagnostik
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|transkript 1.2022
EDITORIAL
Fehlallokation, üble
Foto: BIOCOM
> In Zeiten, in denen das Ju-
schon gar nicht mit Batterigendwort des Jahres „goofy“ en, die Lithium oder seltene lautet, kann man Ausrufe wie Erden brauchen. Die richti„da platzt mir der Kragen“ ge Antwort lautet Biologisieoder „da geht mir doch der rung. Wir müssen schauen, Hut hoch“ getrost in die Motwas uns der Werkzeugkastenkiste packen. Also, unten der Natur bietet, um dielängst geriet ich kurzzeitig ses Problem zu lösen. An vielen Stellen der Welt aus der Fassung, als ich las, dass die US-Krake Microsoft wird in diese Richtung geeinen „Principal Program dacht und geforscht. Recht Manager Nuclear TechnoANDREAS MIETZSCH weit ist ein deutsches Unterlogy“ sucht. Der Konzern Herausgeber nehmen, die CMBlu Energy erwartet nämlich aufgrund AG in Alzenau. Deren Orgader sogenannten Künstlichen Intelligenz nic-SolidFlow-Technologie nebst der intersteigenden Stromverbrauch, den man künf- ressanten, in der Biotechnologie wurzelnden tig mit Atomkraft zu decken gedenkt. Mi- Firmengeschichte lesen Sie auf Seite 12 ff. ni- oder Mikroreaktoren sollen dafür zum Dass es immer wieder Entrepreneure Einsatz kommen. Gründer Bill Gates denkt im besten Sinne gibt, ist ein Hoffnungsnoch weiter und investiert heftig in Kern- schimmer. Und doch: Nach der Ukraine fusion. Microsoft selbst hat einen Vertrag nun Israel, noch ein Krieg. Autokraten mit Helion Energy geschlossen, die irgend- zündeln an allen Ecken der Welt, wähwann um 2028 herum ein Fusionskraftwerk rend CO2-Ausstoß, Plastikflut und Waldfertig haben wollen. Na denn, der interna- zerstörung immer noch zunehmen. Die für tionale Forschungsreaktor ITER ist schon die Verteidigung der Freiheit notwendigen seit 2007 im Bau, man rechnet mit Strom- Billionen fehlen uns für die Abwendung ausbeute im Jahr 2040. Vielleicht. der Klimakatastrophe. Das ist das große Warum aber investieren diese Leute ihr Thema dieses Jahrhunderts, nicht Figuren Geld in eine sinnlose Technologie? Wir ha- von gestern wie Putin & Konsorten. Die ben bereits einen wunderbar laufenden Fu- Fehlallokation – also die global ineffizisionsreaktor, der den Planeten gratis (!) mit ente Verwendung von Produktionsfaktoren einem Vielfachen der Energie versorgt, die – ist das große Übel dieser, unserer Zeit. die Menschheit jemals ge- und verbrauchen könnte: die Sonne! Ja aber, sagen jetzt die > Einen Apfelbaum pflanzen wir nicht unbelehrbaren Jünger der Atomkraft, Son- gerade, wie von Martin Luther empfohne und Wind stehen halt nicht ununterbro- len, doch etwas Neues bietet |transkript chen zur Verfügung – da braucht es für die jetzt schon: einen Nachrichtenticker. Auf Flauten die CO2-freie Atomkraft. Richtige unserer frisch aufgeräumten Webseite Frage, aber falsche Antwort. transkript.de finden Sie, verehrte Leser, Wind- und Solarenergie werden immer jetzt ganz kurze Meldungen zu den Gebilliger, haben aber in der Tat ein Konti- schehnissen. In Ergänzung von Heft und nuitätsproblem. Die Antwort darauf heißt Online-Artikeln informiert der neue Nachjedoch nicht teure Atomkraft mit all ihren richtenticker schnell und schnörkellos über Risiken für jetzt und kommende Jahrtausen- die jüngsten Ereignisse. Firma X ist pleide, sondern Stromspeicherung. Das wird te, Politiker Y neuer Staatssekretär, Kursnicht ausreichend mit bewährter Tech- explosion bei Aktie Z. Schauen Sie vorbei nik wie Pumpwasserkraftwerken gehen, bei transkript.de – auch auf dem Handy. •
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November 14 – 16, Lisbon
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Inspiriert vom Zitronensäurezyklus hat die Firma CMBlu Energy AG eine Batterie entwickelt, die auf organischen Materialien basiert. Kein Lithium, keine seltene Erden, keine Salzsäure. Das Thema Energiespeicherung hält das Unternehmen für gelöst. Das Bauunternehmen Strabag AG beteiligt sich aktuell mit 100 Mio. Euro an der kostengünstigen Lösung nach dem Vorbild der Natur: Bio-Technik.
Inhalt 4 | 23
54
Nach Einführung des Proteinstrukturanalyse-Algorithmus Alphafold nimmt das Alphabet-Spin-out Deepmind nun die Gentherapie ins Visier. Das neue KI-Tool AlphaMissense sagt für fast 90% aller möglichen Punktmutationen voraus, ob diese krank machen oder nicht und identifiziert so neue, lohnende Gentherapie-Targets.
Roche-Tochter Genentech legt Patentklage wegen Actrema-Biosimilar in den USA und Japan bei; Bundesrat fordert Nachbesserungen bei EU-Verordnungsentwurf zu neuen genomischen Techniken in der Pflanzenzüchtung; EU-Strategie gegen Arzneimittelengpässe in Vorbereitung; Deutsche Forscher präsentieren neuartigen Ansatz gegen chronische Entzündungen; Best-of-Biotech-Gewinner NovoArc nutzt Archaeen in LNP-Technologie für RNA-Delivery; Roche kauft Telavant Holdings; Ausgegliederte Sandoz startet schwach nach Börsengang; Eppendorf sucht neuen Chef; Insektenspezialist Farminsect wirbt Serie A-Finanzierung ein; LMU-Forscher finden Türsteher für 6–8 T-Zellen bei Multipler Sklerose
Wirtschaft
11
Energie Stromspeicher nach dem Vorbild der Natur
12–15
Voller Erfolg für internationale Biotech Summit Austria-Premiere in Graz
16
Netzspiegel; Neue Allianz beim Chemiegipfel
Interview
Klartext
Millionen vom Finanzamt Dr. Rosi Hermann, Co-Geschäftsführerin Deutschland, 17–18 Leyton Deutschland GmbH
Dr.-Ing. Anne Lamp Allianz innovativer Unternehmen der Circular Economy, CEO, traceless materials GmbH
Herzfibrose-Spezialist Haya Therapeutics als bestes Schweizer Biotech-Start-up ausgezeichnet
Börse
Klinische Studien
31 32–33
Start-ups
34
LABORWELT
34
19 20-21
FOKUS RNA Branchentrend; Alle Augen auf RNA
30
Quo vadis Diagnostik?
22-24
System für Multi-Gentests
Interview
Interview
Dr. Philipp Hadwiger Geschäftsführer Forschung Axolabs GmbH
25–27
Prof. Dr. Alexander Meissner, Genome Regulation Group, MPI für molekulare Genetik
Prüfung von RNA-Carriern
28
Neue Produkte
35–36 38
39–40 42
Bildnachweis: ©Khyati Trehan © Deepmind Ltd. (links), ©CMBlu Energy AG (rechts)
Intro
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LESEPROBE
inhalt. I 5
46
Verbände haben die BiomethanStrategie der Bundesregierung als ungeeignet erklärt und gemeldet, dass Deutschland besonders im Schwerlastverkehr von der Biomethannutzung profitieren könne.
39
Gerade hat die Ausgründung Harbinger Health Inc. des Berliner DNA-Methylierungsspezialisten Alexander Meissner 140 Mio. US-Dollar eingefahren. LABORWELT fragte nach, was der Bluttest zur Frühdiagnose von Krebs wirklich kann.
22
Bildnachweis: David Ausserhofer (links oben); peshkova - stock.adobe.com (links unten); © www.istockphoto.com/aanton (rechts)
RNA im Fokus, was tut sich neben BioNTech noch und wie war das ganz am Anfang? Rückblick und Vorschau
Künstliche Intelligenz prognostiziert Überlebenschance bei Krebs Nostrum und Navigo kooperieren |transkript persönlich: Christiane Bardroff
Politik
43
44
45
In silico designte Vakzine schützt vor sämtlichen existierenden und künftigen 58 Corona-Varianten Regulatorische Aminosäure Arginin stoppt Leberzellkrebs; Mikroalgen als nachhaltiger Fischersatz; Neuer Biomarker sagt individuelles Ansprechen auf COPD59 Standardtherapie voraus
Start-ups
Cluster & Verbände: Im MDR-Fokus: Zulieferer und Lieferanten; Medica Tech Forum; Digitale Versorgung; Biokompatiblität: Leitfaden setzt 71–73 Maßstäbe Smarte Ventiltechnik
Bioenergieträger Bundesregierung in Kritik: Dämpfer für grünes Biomethan? 46–48 Prävention bekommt Institut: Lauterbachs dritter Streich
Fortschritt bei Alzheimer: Neuer Krankheitsmechanismus erklärt erstmals Zusammenhang von Proteinplaques, Tau-Fibrillen und massivem Zelltod von Hirnzellen
60 Personalia/Preise
52
Medtech Zwo
Wissenschaft
53
Medica/Compamed: Branchentreff in Düsseldorf
Künstliche Intelligenz AlphaMissense: Revolutioniert der Algorithmus das Auffinden neuer 54–56 Zielgene für die Gentherapie?
74
Dies und Das
50–51
Umfrage zur Sicht auf NGT
70
61
Verbände
75 76–78
Termine
79
Index
80
63–64
Innovation: Herzmonitoring via Pflaster
65
Stellenmarkt
81
Neue Produkte
66
Extro
82
Stromspeicher: Vorbild Natur
Die erneuerbaren Energien haben ein Problem: Der Ökostrom aus Solar- und Windenergieanlagen ist nicht an die Nachfrage gekoppelt. Zu Verbrauchsspitzen kann es dunkel oder windstill sein, was dann? Energiespeicher sind unabdingbar. Die Natur liefert das Vorbild ohne seltene Erden oder Metallionen – den Zitronensäurezyklus. CMBlu aus Alzenau hat es nachgebaut. von Georg Kääb
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Bildnachweis: © CMBlu Energy AG
olarpanele sind wieder gefragt, seit die neueste Energiegesetzgebung der Ampelregierung diverse Erleichterungen in der Anmeldung verspricht. Und dies nicht nur für den Eigenbedarf: Immer mehr internetfähige Geräte, Smart Home, Elektromobilität, Wärmepumpen – der Stromverbrauch zu Hause steigt stetig, da entlastet der selbst erzeugte Strom eines Balkonkraftwerks den Haushalt. Und den überschüssigen Strom ins Netz einzuspeisen, um einen Teil der Kosten noch schneller wieder hereinzuholen, klingt theoretisch auch attraktiv. Doch das klappt nicht überall. Schon heute kann der Strom vom Solardach manchmal nicht ins Netz eingespeist werden, weil es überlastet ist. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien muss die gesamte Energieinfrastruktur mitwachsen. E.ON beispielsweise will in den nächsten vier Jahren 26 Mrd. Euro in die Netzinfrastruktur investieren, den Großteil davon in Deutschland. Bis 2045 seien gar Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe notwendig. Der EnBWKonzern investiert nach eigenen Angaben derzeit jährlich rund 2 Mrd. Euro in den Netzausbau, die Hälfte davon in das regionale Verteilnetz. Das sei mehr als doppelt so viel wie in der Vergangenheit. „Vor der Energiewende ging es vor allem um ein kosteneffizientes Stromnetz“, teilt der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) mit. „Heute geht es um den Übergang zu einem System mit Millionen dezentralen Erneuerbare-Energien-Anlagen und leistungsstarken Kundenanlagen.“
Überlastung des Stromnetzes Viele Experten malen mit der Zunahme der Einspeisung von „grünem Strom“ das Szenario häufigerer Überlastungen des Stromnetzes an die Wand, die immer schwieriger zu beherrschen sein werden, wenn den Stromnetzen nicht für die Abfederung von Angebots- und Nachfragespitzen eine passende aber auch flexibel handhabare Technologie für die Zwischenspeicherung zu Hilfe kommt. Doch die allermeisten Batteriespeicherprojekte sind derzeit ver-
LESEPROBE
größerte Lithium-Akkus und schaffen Abhängigkeiten an anderer Stelle. Eine völlig neuartige Lösung des Speicherproblems wurde in den vergangenen zehn Jahren in der nordöstlichsten Ecke Bayerns im fränkischen Alzenau entwickelt: eine biologischorganische Batterie. radikal Anders Der Weg zu einem radikal neuen Ansatz der Energiespeicherung, den Dr. Peter Geigle und Mitstreiter der CMBlu Energy AG beschritten, nahm seinen Anfang bei der medizinisch-biologischen Forschung an Energiespeichern und Signalübermittlern, die im Gehirn für das hochsensible Gleichgewicht der physiologischen Membranspannungen überlebenswichtig sind, deren Störung – etwa bei einem Schlaganfall – ein im Vergleich zum Stromausfall der Netzinfrastruktur ähnliche Wirkung zeigt: einen Black-out (siehe Hintergrund Seite 14). Geigle hatte um 2010 mit dem Verkauf der im Bereich des Schlaganfalls forschenden Cellmed einiges Geld auf der hohen Kante und wollte damit etwas ganz anderes machen als eine neue Firma in der Biomedizin zu gründen. Im Gespräch mit |transkript nennt er als einen der Beweggründe in eine ganz andere Technologiewelt einzutauchen, dass er für Cellmed quasi zehn Jahre am Stück auf FundraisingTour war und kaum Zeit hatte, über den Tellerrand hinauszuschauen. Doch das Thema Energiespeicherung hatte ihn gepackt. Mit seinem finanziellen Polster und der Unterstützung von vier weiteren finanzkräftigen Partnern (darunter der millionenschwere Gründer von Data Becker, Harald Becker) wollte er sich neuen Technologien der Batteriespeicherung zuwenden. Nachhaltiger sollten sie sein, kostengünstig, flexibel anpassbar, verschleißarm, ohne den Einsatz von Metallen oder Seltenen Erden – mehr nach dem Vorbild der Natur. Das war die Idee und der Star tschuss für die Gründung von CMBlu im Jahr 2014. Heute steht Peter Geigle
Wirtschaft. I 13
mit seinen vier Gründungspartnern vor einem Unternehmen mit gut 200 Mitarbeitern und vor großen Hallen vollgepackt mit seiner grünen Batterie. Wie speichert die Natur? Der Griff zur Batterie an der Supermarktkasse, die Autobatterie mit ihrer Neigung zur Entladung bei Nichtgebrauch, die „Generation Akku“ im Smartphone oder im schicken Tesla ... das Bild der Stromspeicherung mag vielfältig sein, doch die scheinbar ständige Verfügbarkeit der Lademöglichkeit hat die meisten vergessen lassen, dass die natürliche Form der Energiespeicherung ganz anders aussieht. Seit Jahrmillionen speichern Lebewesen Energie in Fett, bis hin zu regelrechten Fettpölsterchen. Nirgendwo in der Natur hat die Evolution einen Lithium-Ionen-Akku hervorgebracht, die Begleiterscheinung der für viele Akkus notwendigen Seltenen Erden und deren umweltzerstörender Abbau ist niemals nachhaltig und keinesfalls von der Natur vorgegeben. „Im Grunde baut unsere Batterie die Energieversorgung im menschlichen Körper und jedem anderen lebenden Organismus einfach nach“, sagt Geigle. Er konnte es nie verstehen, dass Batterien bis heute aus metallischen Materialien hergestellt werden. „Dabei hat die Natur ein perfektes, hocheffizientes System zur Energiespeicherung hervorgebracht, das ganz ohne Metalle auskommt und stattdessen allein auf organischen Molekülen basiert. Das ist unser Vorbild gewesen“, erläutert Geigle seine Gedanken bei der Unternehmensgründung. Zur technischen Grundlage einer Energiespeicherung nach dem Vorbild der Natur nahm sich CMBlu den Zitronensäurezyklus. Doch war nie der Plan, diesen 1:1 mit der komplexen Mischung der darin aktiven Enzyme biotechnologisch nachzubauen, sondern das Prinzip daraus in ein zellfreies Verfahren zu den überführen. Die wesent» Lesen Sie ganzen Artikel in der lichen energieaufund abgebenden gedruckten Ausgabe. Komponenten des Stoffwechselkreis-
LESEPROBE
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Wissenschaft. I 55
KI erkennt Risiken bei Mutationen Die Google-Tochter DeepMind hat erneut einen selbstlernenden Algorithmus präsentiert. Diesmal könnte er die Gentherapie revolutionieren. Er erkennt, ob eine Mutation Krankheit zur Folge hat. Vor dem klinischen Einsatz steht aber noch die Validierung. von Thomas Gabrielczyk
Bildnachweis: Khyati Trehan © Deepmind Ltd.
N
ach Alphafold, dem KI-Algorithmus, der bis dato knapp 215 Millionen Proteinstrukturen anhand der Aminosäuresequenz mit hoher Präzision vorhergesagt hat, greift die Alphabet-Tochter Deepmind Ltd. nun nach den Genen: Ende September machten die KI-Experten um den Lasker-Award-Preisträger 2023 Demis Hassabis ihr neuestes Tool, AlphaMissense, für die Wissenschaft verfügbar. Das auf Alphafold basierende KI-Werkzeug erkennt, ob ein einzelner Basenaustausch inmitten eines Gens – nicht aber innerhalb einer regulatorischen, nicht-kodierenden DNA-Sequenz – Krankheiten auslösen kann oder nicht, und das in Minuten statt Monaten. Genau wie drei Jahre zuvor bei der Vorstellung von Alphafold ist die medial befeuerte Begeisterung groß: Versprach Alphafold eine Revolution des computergestützten Arzneimitteldesigns, so scheint AlphaMissense nun die Identifikation unbekannter krankheitstreibender Mutationen und dadurch Gentherapiezielen zu eröffnen. Alphabet nimmt damit einen weiteren großen Schritt bei der Etablierung einer datengestützten Medizin.
Das Potential des KI-Werkzeugs wird sichtbar, wenn man sich verdeutlicht, dass Mediziner heute nur von 2% der vier Millionen bekannten Mutationen proteinkodierender Gene – also rund 0,1% der 71 Millionen möglichen Missense-Varianten – die Auswirkungen auf die Proteinfunktion kennen. Der große Rest wird als „Variante mit unbekannter Bedeutung“ (VUC) eingestuft, da experimentelle oder klinische Daten zu den funktionellen Auswirkungen der Genvarianten fehlen. „Mit AlphaMissense haben wir nun das bisher klarste Bild, indem wir 89% aller Varianten mit einem Schwellenwert klassifizieren, der bei einer Datenbank [dem ClinVar-Datensatz] mit bekannten Krankheitsvarianten eine Genauigkeit von 90% erreicht“, erklärt Jun Cheng, Erstautor des Science-Papers (10.1126/ science.adg7492). Demnach sind unter Verwendung des ClinVar-Cut-offWertes rund 32% oder 22,8 Millionen aller Missense-Varianten pathogen und 57% oder 40,9 Millionen gutartig. 11%, also 7,3 Millionen der Einzelbasenaustausche gestatteten indes keine siche» Lesen Sie den ganzen Artikel in der re Vorhersage der gesundheitlichen gedruckten Ausgabe. Folgen.
80 I Service.
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LESEPROBE
ImPressum
index
Das Magazin |transkript erscheint vierteljährlich im Verlag der
Unternehmen
BIOCOM Interrelations GmbH Jacobsenweg 61 13509 Berlin | Germany Tel.: 030 / 26 49 21-0 Fax: 030 / 26 49 21-11 E-Mail: transkript@biocom.de Internet: www.biocom.de
A Round Capital GmbH 61 Acalta GmbH 70 Adivo GmbH 30 aerogel-it GmbH 31 Aesculap AG 73 AiCuris Anti-infective Cures AG 30 Alentis Therapeutics AG 30 ALLTEC GmbH 66 Alnylam Pharmaceuticals 23, 25. 26 Alphabet Inc. 55 ALPLA GmbH & Co. KG 31 AMSilk GmbH 75 Apeiron Biologics AG 20 Apollo Health Ventures 19 Atriva Therapeutics GmbH 11, 20 Axolabs GmbH 23, 25, 26, 27 Axplora Group GmbH 75
Herausgeber: Andreas Mietzsch Redaktion: Dr. Georg Kääb (V.i.S.d.P.) Thomas Gabrielczyk Maren Kühr, Margarita Milidakis, Gwendolyn Dorow Anzeigen: Oliver Schnell, Christian Böhm, Wolfgang Gutowski Tel.: 030/264921-45, -49, -54 Vertrieb: Lukas Bannert Tel.: 030/264921-72 Gestaltung: Michaela Reblin Herstellung: Martina Willnow Druck: KÖNIGSDRUCK, Berlin 29. Jahrgang 2023 Hervorgegangen aus BioTechnologie Das Nachrichten-Magazin (1986–88) und BioEngineering (1988–94) ISSN 1435-5272 Postvertriebsstück A 49017 |transkript ist nur im Abonnement erhältlich. Der Jahrespreis der BIOCOM CARD beträgt für Firmen und Institutionen 200 €. Für Privatpersonen 100 € und für Studenten unter Vorlage einer gültigen Immatrikulationsbescheinigung 50 €, jeweils inkl. Mwst. und Porto. Der Lieferumfang der BIOCOM CARD umfasst pro Jahr 4x |transkript, 4x European Biotechnology, 1x BioTechnologie Jahrbuch und 1x German Biotech Guide. Auslandstarife auf Anfrage. Eine Abo-Bestellung kann innerhalb von zwei Wochen bei der BIOCOM AG schriftlich widerrufen werden. Das Abonnement gilt zunächst für ein Kalenderjahr und verlängert sich jeweils automatisch um ein weiteres Jahr. Das Abonnement kann jederzeit beim Verlag zum Ende eines Kalendermonats gekündigt werden. Bei Nichtlieferung aus Gründen, die nicht vom Verlag zu vertreten sind, besteht kein Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung vorausbezahlter Bezugsgelder. Gerichtsstand, Erfüllungs- und Zahlungsort ist Berlin. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen in der inhaltlichen Verantwortung der Autoren. Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung darf kein Teil in irgendeiner Form reproduziert oder mit elektronischen Systemen verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Titelbild: Khyati Trehan © Deepmind Ltd. Beihefter: Nippon Genetics Europe GmbH © BIOCOM Interrelations GmbH ® BIOCOM ist eine geschützte Marke der BIOCOM Media AG, Berlin
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Seite
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Bayer AG 11, 32 Becton Dickinson GmbH 37 BeiGene Co. Ltd. 30 Berlin Cures GmbH 20 Beyond Genomix AG 34 Bio-Thera Solutions Ltd. 6 BioCampus Cologne Grundbesitz U4 BIOCOM Interrelations 64, 74, U3 Biocure Technologies Inc. 11 Biogen Inc. 6, 59 BIOMATEC 21 Biomay AG 24, 27 Biomol GmbH 77 BioNTech AG 22, 33 BioSpring GmbH 29 BIOTYPE GmbH 38, 41 BioVaria/Ascenion 19 Bluu Seafood GmbH 53 Boehringer Ingelheim GmbH 30, 75 Brain Biotech AG 32, 35 Broadview Ventures 19 btS e.V. 49 C
CANDOR Bioscience GmbH 42, 50 CellMed AG 13, 15 Cellphenomics 30 Charm Therapeutics Ltd. 56 CI Green Chemicals AG 31 Circular Black Forest 31 cirplus GmbH 31 Clinomic Group GmbH 70 CMBlu Energy AG 13, 15 Coatible GmbH & Co. KG 31 concular GmbH 31 contextflow GmbH 67 CoreCreation UG 34 CureVac N.V. 22 D
Das Futterhaus 31 DASGIP an Eppendorf Company 9 Dedalus Healthcare Group 61 Deepmind Ltd. 55 Denttabs Zahnpflegeges. mbH 31 Dexlechem GmbH 31 Diosynvax Ltd. 57 dm-drogerie markt GmbH 31
E.ON SE 13 Eisai Ltd. 59 EPflex Feinwerktechnik GmbH 65 Eppendorf SE 8 ETO MAGNETIC GmbH 73 European Biotechnology Network 81 Evotec SE 6 Exscientia plc 29 F
Farminsect GmbH 8 FGK Clinical Research GmbH 17 Fördergesellschaft IZB 57, 75 Fysor GmbH 70 G/H gematik GmbH 72 Google Deepmind 37 Grail Inc. 40 Grande Bio-tech Co. Ltd. 30 Harbinger Health Inc. 36, 39 Haya Therapeutics SA 19 High Tech Gründerfonds GmbH 61 HolyPoly GmbH 31 I
Illumina Inc. ImageBiopsy Lab GmbH Immatics NV Immunic AG Immunos Therapeutics AG Imprivata Inc. Imprivata OGiTiX GmbH InvIOs GmbH iOmx Therapeutics AG ISAR Bioscience GmbH
40 68 11 21 75 61 61 20 75 24
K/L
Karista 61 Karl Storz SE & Co. KG 72 Kinarus Therapeutics Holding AG 30 Kranus Health GmbH 61 Leyton GmbH 17 LignoPure GmbH 31 LimmaTech Biologics GmbH 30 LISAvienna 67-69 Lonza Group 75 M
Maag GmbH 31 MADx MacroArray Diagnostics 69 Merck KGaA 23, 33 Messe Düsseldorf AG 63 Micro Technic A/S 61 MLM Medical Labs GmbH 7 Moderna Inc. 11, 22 MorphoSys AG 33 N
Nature Compound GmbH 31 Navigo Proteins GmbH 44 New England Biolabs GmbH U2 Nippon Genetics Europe Einhefter Nostrum BioDiscovery 44 Novartis AG 23, 30 Novo Nordisk A/S 30 NovoArc GmbH 8 NürnbergMesse GmbH 62 O
Octapharma AG
30
OGiTiX Software AG Osypka AG Otto Group
61 65 31
P
pacoon Sust. Concepts GmbH 31 Peek Health S.A. 61 Pfizer Inc. 8, 11, 22 PlasmidFactory GmbH 24 Pramomolecular GmbH 24 preclinics GmbH 23, 28 Promega GmbH 25, 42, 43 Prometheus Biosciences 8 Proteros Biostructures GmbH 30 Q/R
QMD Services 69 RAPA Healthcare GmbH 64, 74 Recursion Pharmaceuticals Inc. 56 REMONDIS Sustainable Services 31 Rentschler Biopharma SE 35, 44 Repaq – Zero Waste Packaging 31 Ribopharma AG 23, 25 RNAtics GmbH 24 RNhale GmbH 24 RobotDreams GmbH 37 Roche AG 6, 8, 21, 23, 26, 32, 44 Roivant Sciences GmbH 8 RSH Polymere 31 S
Sandoz AG 8, 30 Sanofi Deutschland GmbH 75 SARSTEDT AG & Co. KG 39, 42 Sartorius AG 32 Siemens Healthineers 61 SmartNanoTubes Techn. GmbH 61 SODASAN GmbH 31 SOFY 68 Sophia Genetics 24 SteadySense GmbH 34 Strabag AG 15 Superseven GmbH 31 Swiss Biotech Association SBA 10 SwissHealth Ventures 61 Symrise AG
37
T
Teva Biologics 44 The smart period blood GmbH 34 TME Pharma N.V. 20 traceless materials GmbH 11, 30, 31 Trockle Unternehmensberatung 81 U/V
Uniper SE United Robotics Group VALIDOGEN GmbH Veraxa Biotech GmbH
15 35 22 75
W
Wenvest Capital Werner & Mertz GmbH Wildplastic GmbH Würth Elektronik
61 31 31 65
X/Y/Z
XUND YUMAB GmbH ZECHA GmbH Zoetis Inc.
68 3 66 30
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LESEPROBE
Stellenmarkt. I 81
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Head of Documentation & Clinical Affairs in-vitro-Diagnostik – Deutsches, international tätiges Diagnostik-Unternehmen mit Schwerpunkt in-vitro- und Labordiagnostik – Großraum Frankfurt / Main mit 50% Home Office-Option Ihr Profil: Naturwissenschaftliches, medizinisches oder medizintechnisches Studium; mehrjährige Erfahrung in der Medizintechnik oder in-vitro-Diagnostik in den Bereichen Technische Dokumentation, Clinical Affairs und/oder Regulatory Affairs; Kenntnisse der einschlägigen Regularien und Leitlinien (IVDR oder MDR, ISO 14971, 13485); Erfahrung mit Content- und Dokumenten-Managementsystemen und der damit verbundenen Prozessoptimierung. Clinical Training Lead – Innovatives Unternehmen im Bereich OR Robotic – Westschweiz Ihr Profil: Erfahrung in der Medizintechnik im Bereich Operating Room und/oder Surgery; Erfahrung in der Erstellung und Implementierung klinischer Trainingsprogramme sowie Durchführung von Trainingsprogrammen für chirurgische Teams; sehr gutes Englisch und Kenntnisse einer weiteren Sprache. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Gerne beraten wir Sie auch telefonisch. Rufen Sie uns an!
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82 I EXTRO.
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Rückblick
Letzte Fragen 11 13 „Mit pharmakogenetischen Tests wollen die Apotheker stärker am Therapiegeschehen teilhaben. Die Hersteller der Tests hoffen auf neue Märkte. Es ist aber umstritten, ob die neuen Angebote in Einklang mit dem Gendiagnostik-Gesetz . gebracht werden können. “
Testen Sie, ob Sie für den nächsten Smalltalk in Sachen Biotechnologie und Life Sciences gewappnet sind.
1. welcher österreichische Baukonzern investiert 100 Mio. Euro in die Firma CMBlue Energy AG? A B C
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Hochtief Bögl Zech
E f
Goldbeck Strabag Züblin
2. Was soll künftig mit hilfe der künstlichen intelligenz auf seine gefährlichkeit überprüft werden?
Die deutsche Regierung zeigt wenig stringentes Vorgehen beim Schaffen von guten Rahmenbedingungen. Der Fisch stinkt vom Kopf! Olaf Scholz hat sich für seine Regierungsrolle offenbar eine Kopie der Langzeitkanzler Helmut Kohl und Angela Merkel vorgenommen: Möglichst wenig selbst tun, andere streiten lassen und dann zur Not entscheiden – vor allem aber keinen eigenen Plan zu haben. Das mag in Zeiten mit satten Mehrheiten eine Zeitlang funktionieren, mit ziemlich entgegengesetzten Koalitionspartnern klappt das nicht. Und so redet in Deutschland auch niemand von einer „Regierung Scholz“, sondern alle von der „Ampel-Koalition“. Und die zieht selten an einem Strang. AM
A B C
Moleküle Monstranzen Mukolytika
D E f
Mumien Monstren Mutationen
3. Welcher Anteil des Bundesdeutschen Gasverbrauches könnte durch Biogas gedeckt werden, wenn es gewünscht wäre? A B C
gar nichts ein Drittel ein Viertel
D E f
die Hälfte drei Viertel alles
4. Wer Forderte unlängst in Brüssel eine Aktualisierung der EU-Bioökonomie-Strategie in Richtung Biotechnologie? A B C
Christian Patermann Peter Stadler Ekkehard Warmuth
D E f
Lutz Müller-Kuhrt Holger Zinke Stefanie Heiden
5. welches kürzel steht für die neue Institution, mit der Gesundheitsminister Lauterbach die vorbeugung fördern will?
Das kommende Heft für BIOCOM-CardAbonnenten ist das europeaN BiotechNology MagaziNe am 7.12.23. Themen sind unter anderem Tech Parks und der EuroBiofairs . Compass. Anzeigenschluss: 24.11.23.
A B C
BZgA FDZ BIPAM
D E f
RKI DGK G-BA
Auflösung: 1:E; 2:F; 3:B; 4:A; 5:C
Vorschau
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Das Letzte Wort