|transkript 05/2011 - Spezial "Kapital & Börse"

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Biotechnologie – Kapital & Markt 27_tk5_11_Eigen_Spezial_Titelbild_pad.indd 27

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© 2009 2010 KPMG KPMG AG Konzerngesellschaft der KPMG Europe LLP und Mitglied des unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International © AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, eine Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, dieKPMG-Netzwerks KPMG International, einer Genossenschaft schweizerischen Rechts, Cooperative („KPMG International“),einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. und das KPMG-Logo sind eingetragene Markenzeichen von KPMG International. angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. KPMG und das KPMG-Logo sind eingetragene Markenzeichen von KPMG KPMG International.

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Kapital & Börse

Intro Aus dem Inhalt

»

Die |transkript-Redaktion wähnte im |transkript-Newsletter kürzlich die deutsche Biotechnologie auf internationalen Top-Positionen – und musste dafür heftige Kritik einstecken. Unsere Gründe sind schnell zusammengefasst: 700 Mio. Euro, Rekordfinanzierung! So viel Geld wurde selbst zu Zeiten, in denen dreistellige Millionen-IPOs von Biotech-Firmen an der Tagesordnung waren, nicht investiert. Mit unserer optimistischen Einschätzung glaubten wir uns eins mit den Lesern. Doch kaum war der Newsletter verschickt, hagelte es Kritik.

»

Deutschland einig Nörgelland? Nicht ganz. Tatsächlich lässt sich zutreffend argumentieren, der Finanzierungsrekord sei eine Eintagsfliege, ein Sondereffekt, lediglich zurückzuführen auf die Investitionsfreude dreier Investoren – Hopp, Strüngmann, MIG. Niemand kann prognostizieren, ob das spendierfreudige Triumvirat der Branche auch im laufenden Jahr die Treue hält. Genauso wahrscheinlich wie der Abschied der Investoren ist aber auch das Gegenteil. Bisher hat kein Vertreter der drei Häuser anklingen lassen, ihm sei der Spaß an Biotechnologie vergangen. Warum auch? In Zeiten internationaler Finanzknappheit ist es für einige Firmen ein nützliches Privileg, ohne Kapitalsorgen an den Ausbau des Geschäftes denken zu können. So lassen sich gerade jetzt einige ausgebremste internationale Wettbewerber überholen. Gerade bestens finanzierte Unternehmen wie Glycotope, BioNTech, aber auch die Wilex AG folgen einer vielversprechenden Buy-and-build-Strategie – ohne die ausgeleierte Phrase Fully integrated biotech company, FIBCO, jemals zu bemühen. Die Chancen, dass die Rechnung Patrick Dieckhoff aufgeht, stehen nicht schlecht, denn gerade antizyklische InvesChefredakteur |transkript titionen versprechen den größten Erfolg. Ist das Gros der deutschen VC-Finanzierer nicht letztlich an überzogenen Bewertungen und Erwartungen, also einem überschäumenden Kapitalfluss, gescheitert? Ein Blick auf die größten Finanzierungsrunden rund um die Jahrtausendwende spricht Bände. Smart Money?

»

Heute ist eine Stärke der deutschen Branche, dass es zahlreiche Firmen gibt, die – teilweise auch aus der Not heraus – auf profitable Geschäftsmodelle gesetzt haben. Regelmäßig porträtiert |transkript Vertreter der sogenannten „schwarzen Biotechnologie“. Völlig unabhängig von externer Finanzierung picken sie sich technologiestarke Wettbewerber heraus, die nicht so gut finanziert sind. In einer Art Gravitationseffekt wird so ganz nebenbei die langerwartete Konsolidierung der Branche vorangetrieben. MorphoSys, Evotec, Brain, R-Biopharm oder Qiagen sind Beispiele dafür, wie man zu vorteilhaften Bewertungen investiert und damit auch unterhalb des Milliardärsradars für Kapitalzuflüsse und Wachstumsimpulse sorgt. Die Branche ist in der Lage, sich selbst zu helfen. Das ist doch die beste Nachricht, die es seit langem gab!

Impressum Das Spezial „Kapital & Börse“ ist eine Sonderveröffentlichung des Life Sciences-Magazins |transkript. Es erscheint im Verlag der: BIOCOM Media GmbH Stralsunder Str. 58 - 59 13355 Berlin Tel/Fax.: 030/264921-0/-11 www.biocom.de

Herausgeber: Dipl.-Biol. Andreas Mietzsch Redaktion: Dr. Patrick Dieckhoff (verantw.) Maren Kühr Benjamin Röbig (Grafik) Anzeigenleitung: Oliver Schnell Tel. 030/264921-45 Vertrieb: Angelika Werner Tel. 030/264921-40

Druck: enka-druck Das Spezial „Kapital & Börse“ erscheint separat sowie als Teil der |transkript-Ausgabe 5/2011. Die Einzelhefte werden über einen Sonderverteiler der Finanzbranche zur Verfügung gestellt, darunter die Analysten der DVFA.

www.transkript.de

Analyse 2010: 700 Mio. EuroRekordfinanzierung, die Konsolidierung hat begonnen ����������� 30 Ingmar Hoerr (CureVac): Was kommt nach den Antikörpern? �� 34 Interview Gerd Glaeske (Uni Bremen): „Personalisierte Medizin ist ein neues Modewort“ ������������ 36 Stefan Beil (Sobera): Secondary-Fonds als Lösung für gescheiterte VC-Portfolios ����� 38 Christian Klingbeil (KPMG): Contingent Value Rights im Vorteil��� 40 Solveigh Mähler (DVFA): China – zwischen Wachstumsparadies und staatlicher Lenkung ��������� 42

Biotech-Aktien an der Börse

46

Porträts privater Unternehmen 60 Maria Hinnerth (LISA): Keine Frühwehen am BiotechnologieStandort Wien ����������� 68 Marc Struhalla (c-LEcta): Investitionschance Weiße Biotechnik? .. 70 Ute Kilger (Boehmert & Boehmert): Patente – eine Realität mit zwei Verfahren ������������� 74 Annegret de Baey (GIMV): Analyse des Wagniskapitals in der Biotechnologie ����������� 76 Marcus Furch (Rodos Biotarget): Start-up auf Kapitalsuche ������ 78 Chandra Leo (HBM): Wachstumskapital in der Gesundheitswirtschaft ������� 80 Sandra Wirsching (biotechnologie.de): Biotechnologie 2020 �������� 82 Alfred Wieder (AWAG): Rendite mit Innovation ������� 84 Peter Heinrich (BIO Deutschland): Umfrage: Die Biotechnologie-Branche hilft sich selbst ���������� 87

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LLL

AnAlyse

Branchenwetter: Eher heiter als wolkig eine Rekordfinanzierung hat es in der deutschen Biotechnologie lange nicht mehr gegeben. Wer hätte schon gedacht, dass jemals wieder die Höchststände aus der Zeit der Jahrtausendwende übertroffen werden könnten. es gibt jedoch auch ein gewichtiges Aber. Die deutsche Biotechnologie hat im vergangenen Jahr so viel Geld wie noch nie erhalten. Zählt man das Wagniskapital, die Kapitalerhöhungen der börsennotierten Firmen und die Fördermittel zusammen, flossen rund 700 Mio. Euro in die deutsche Branche. Selbst für Szenekenner ist diese große Summe eine faustdicke Überraschung, nachdem im vergangenen NachKrisen-Jahr vor allem Moll-Töne zu hören waren. Gegenüber 2009 hat sich die Finanzierungssumme deutscher Biotech-Unternehmen damit mehr als verdoppelt. Die dedizierten Biotech-Unternehmen erhielten von ihren Investoren 321 Mio. Euro – gegenüber lediglich 142 Mio. Euro im Vorjahr.

Auch die börsennotierten Unternehmen waren bei der Kapitalsuche erfolgreich und erhielten – statt 122 Mio. Euro wie 2009 – rund 335 Mio. Euro. Die Fördermittel des Bundes blieben mit 45 Mio. Euro nahezu konstant (51 Mio. Euro im Vorjahr).

Platz drei weltweit Dominiert wurde das vergangene Jahr vor allem von großen Finanzierungsrunden, die von den Biotech-affinen Familien mit Namen Hopp und Strüngmann getätigt wurden. Mit 55 Mio. Euro hat die AiCuris GmbH in Wuppertal die zweitgrößte jemals

Finanzierungsrunden privater Biotech-Unternehmen im Jahr 2010 Unternehmen

Datum

Volumen

Agennix AG

15.09.2010

76.000.000

Micromet AG

15.03.2010

61.000.000

Micromet AG

12.11.2010

52.600.000

Epigenomics AG

15.03.2010

33.100.000

WILEX AG

23.03.2010

20.000.000

Agennix AG

27.07.2010

15.000.000

PAION AG

10.05.2010

15.000.000

Silence Therapeutics AG

05.01.2010

15.000.000

WILEX AG

19.07.2010

10.000.000

WILEX AG

17.12.2010

10.000.000

Agennix AG

21.03.2010

9.800.000

MOLOGEN AG

11.06.2010

4.300.000

MOLOGEN AG

08.01.2010

3.600.000

Biofrontera AG

03.09.2010

2.200.000

co.don AG

19.05.2010

2.000.000

MediGene AG

24.03.2010

2.000.000

MediGene AG

30.06.2010

1.500.000

Biofrontera AG

07.06.2010

1.200.000

MediGene AG

04.05.2010

Summe

1.000.000 334.300.000 Euro

in Deutschland bekanntgewordene Finanzierungsrunde abgeschlossen. Lediglich die ebenfalls Strüngmann-finanzierte Ganymed AG konnte diesen Betrag im Jahr 2008 übertreffen. Im vergangenen Jahr landete das Bayer-Spin-off AiCuris zudem weltweit auf Platz drei der größten Wagniskapitalfinanzierungen. Mehrheitseigner des Antiinfektiva-Spezialisten sind die Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann, die auch für die aktuelle Finanzspritze verantwortlich sind. „Wir haben die weitere Entwicklung unserer Wirkstoff-Pipeline gesichert“, sagte die Geschäftsführerin Helga Rübsamen-Schaeff. AiCuris hat sich auf die Entwicklung von Therapien gegen Viren und Bakterien spezialisiert. Zwei Kandidaten befinden sich derzeit in der klinischen Phase II. Im September 2009 hatte die Firma den klinischen Konzeptbeweis für AIC246 erbracht. Der Wirkstoff gegen das Humane Cytomegalievirus HCMV soll nach Transplantationen eingesetzt werden. Die Tübinger Immatics GmbH hat zum ersten Mal die drei aktivsten Investoren Hopp, Strüngmann und MIG an einem Tisch versammelt: Rund 54 Mio. Euro legt das illustre Trio zusammen mit bestehenden Geldgebern wie Wellington auf den Tisch. Offenbar hat Immatics mit den eigenen Immuntherapien gegen Krebs den Geist der Zeit getroffen. Im Juni präsentierte das Unternehmen die Ergebnisse einer Phase IIStudie und überzeugte mit guten Überlebensdaten.

Klumpenrisiko? Die Milliardärsfinanzierung bedeutet für die deutsche Biotechnologie allerdings auch ein erhebliches Klumpenrisiko an der Milliardärsfront. Zwar sind von den privat gespeisten MIG-Fonds weiterhin gute Zuflussraten zu vermelden, sollte den wohlhaItranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Life Sciences Kreative Rechtsberatung durch Experten Life Sciences ist ein innovationsgetriebener Markt mit enormem Wachstumspotential. Unsere zukunftsgerichtete Rechtsberatung beschleunigt dabei Ihre strategischen, steuerlichen, organisatorischen und regulatorischen Entscheidungen. Lassen Sie uns mit Kreativität und Effizienz Ihren Erfolg sichern.

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benden Privatpersonen jedoch einmal die Lust am Investieren vergehen, wäre die Lage jedoch ernst. Hopp und Strüngmanns unterstützten im vergangenen Jahr VCRunden, deren Gesamtwert 300 Mio. Euro übersteigt. Der größte Geldeinsammler im vergangenen Jahr war die Münchener Micromet AG über deren in New York börsennotierte Mutter Micromet Inc. Exakt 72,3 Mio. US-$ nahm der Antikörperspezialist Mitte November auf. Damit dürften die liquiden Mittel jenseits der 200 Mio. US-$Grenze liegen. Micromets Hoffnungsträger heißt Blinatumomab. Der bispezifische Antikörper soll helfen, eine schwer therapierbare Form von Blutkrebs, die sogenannte akute lymphatische Leukämie (ALL), zu heilen. Im September startete Micromet eine Phase II-Studie mit 130 Patienten in Europa, deren Ergebnisse bereits für eine Zulassung verwendet werden können. In einer weiteren, gerade begonnenen klinischen Studie soll getestet werden, ob der Antikörper auch Patienten mit wiederkehrender ALL helfen kann. Zweitgrößter Geldeinsammler des vergangenen Jahres war der GPC-Nachfolger Agennix, der im Herbst 76 Mio. Euro von seinen Aktionären erhielt – allen voran Dietmar Hopp. Zwei klinische Phase III-Studien laufen derzeit, um den Hoffnungsträger Talactoferrin in der Indikation Lungenkrebs zu testen. Es bestehen zudem Hoffnungen, dass das Milchprotein auch gegen Sepsis wirken könnte. Eine entsprechende Phase III-Studie soll in Kürze beginnen.

Die langersehnte Konsolidierung hat begonnen Im vergangenen Jahr hat zudem in Deutschland eine zarte Konsolidierungsbewegung ihren Anfang genommen. Der Trend ist deutlich zu sehen, umsatzstarke,

profitable Firmen investieren Geld in den Zukauf neuer Produkte oder Technologien. Den betreffenden Wettbewerber übernehmen sie gleich mit. Beispiele dafür ist die Umbenennung der Kinaxo GmbH in Evotec Munich beziehungsweise die zugrundeliegende Übernahme. Evotec bezahlt 12 Mio. Euro – davon 9 Mio. Euro in eigenen Aktien. Das Hamburger Biotech-Unternehmen erhält damit zusätzliche Kapazitäten in der Auftragsforschung – speziell in der Onkologie. Kinaxo hatte zuletzt eine Reihe von Pharmadeals abgeschlossen, mit denen das Unternehmen den Wert der hauseigenen Technologie für große Konzerne wie AstraZeneca, Johnson & Johnson, Bayer oder Bristol-Myers-Squibb herausgestrichen hatte. Die nächste Wachstumsstufe hätte Kinaxo ohne fremde Hilfe jedoch nicht zünden können. Dabei hilft jetzt Evotec, die mit einer ähnlichen Motivation auch die Göttinger Develogen AG übernahm. MorphoSys begründete den Kauf von Sloning damit, der hauseigenen AntikörperPlattform neue Möglichkeiten hinzufügen zu können. Auch Wilex und Heidelberg Pharma sind zusammen schlagkräftiger als beide Firmen allein.

Pharmamittelstand engagiert sich in der Biotechnologie Interessant ist aber auch, dass sich der Pharmamittelstand in der deutschen Biotechnologie bedient und sich junge Unternehmen einverleibt. Ein Beispiel ist die Dresdener Apogepha GmbH, die einen Mehrheitsanteil an der Urotec GmbH übernommen hat. UroTec wurde im Jahr 2005 gegründet und hat sich auf die Rekonstruktion erkrankter Harnorgane mit Hilfe von patienteneigenen Zellen spezialisiert. Derzeit liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf der Zulassung des ersten Produktes unter

Biotech-Insolvenzen 2010 Unternehmen Cibitest GmbH Biotectid GmbH AplaGen GmbH Matrix Solutions GmbH Array-on GmbH NanoDel Technologies GmbH

dem Namen Mukocell. Bisher wurde UroTec vom High-Tech-Gründerfonds und der sächsischen Aufbaubank finanziert, deren Anteile nun vollständig an Apogepha übergehen. Die junge Sterna Biologicals GmbH & Co. KG in Marburg ist ebenfalls so ein Beispiel. Sie entschied sich aktiv für den im Branchenvergleich kleinen Pharmapartner Engelhard Arzneimittel, statt ausschließlich für einen institutionellen Investor. Engelhard bringt seine Entwicklungs- und regulatorische Kompetenz als Sachleistung ein, zusätzlich zu einer finanziellen Beteiligung. Weiteres benötigtes Kapital stammt von einem nicht näher benannten Kapitalgeber, der die Verbindung mit dem Mittelständler Engelhard Arzneimittel in Hanau begrüßte. Beide Firmen passen vom Indikationsgebiet gut zusammen. Während die junge Sterna ein präklinisches Asthma-Medikament auf Nukleinsäure-Basis entwickelt, ist Engelhard ein alteingesessener Spezialist für Atemwegsmedikamente. Auch in der industriellen Biotechnologie gilt das Motto: Die Branche hilft sich selbst. So beteiligte sich die Zwingenberger Brain AG an der jungen Enzymicals AG in Greifswald im Rahmen einer Anschubfinanzierung.

Neuer Corporate Venture Fonds von Boehringer Ingelheim

M&A-Aktivität deutscher Unternehmen 2010 Käufer

Ziel

Bemerkung

Silence Therapeutics AG

Intradigm Corp.

Fusion der beiden RNAi-Spezialisten

Qiagen NV

ESE GmbH

Übernahme für 19 Mio. Euro

Life Technologies Corp.

GeneArt AG

Übernahme für rund 60 Mio. Euro

Minapharm AG

ProBiogen AG

Übernahme für rund 30 Mio. Euro

Johnson Matthey Inc.

X-Zyme GmbH

Übernahme des Katalyse-Spezialisten

Algenol Biofuels Inc.

Cyano Biofuels GmbH

Übernahme des Berliner Algen-Spezialisten

Brain AG

Enzymicals AG

Kauf eines Minderheits-Anteils

Evotec AG

Develogen AG

Übernahme für rund 8 Mio. Euro

MorphoSys AG

Sloning GmbH

Übernahme für rund 19 Mio. Euro

Novalix SA

Graffinity GmbH

Übernahme eines Mehrheitsanteils

Source Bioscience plc

ImaGenes GmbH

Übernahme des Berliner Klon-Spezialisten

Wilex AG

Heidelberg Pharma AG

Übernahme für rund 19 Mio. Euro

Schon länger wurde in der Branche darüber spekuliert, seit Mitte 2010 ist es amtlich: Mit Boehringer Ingelheim hat sich ein weiterer deutscher Pharmakonzern einen Corporate Venture Fonds eingerichtet. 100 Mio. Euro spendierte Boehringer-Chef Andreas Barner dem neuesten Investitionsvehikel des süddeutschen Familienkonzerns. „Wir wollen medizinische Innovationen fördern“, sagt Michel Pairet, der neue Chef des BIVF – Boehringer Ingelheim Venture Fonds. Die erste Beteiligung erfolgte im vergangenen Jahr mit dem Engagement bei der Schweizer Okairos AG. Ansonsten sind die Venture Capital-Investoren bei ihren FundraisingAktionen nicht zu beneiden – im vergangenen Jahr legte bis auf die MIG Fonds kein Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Finanzierungsrunden privater Biotech-Unternehmen im Jahr 2010 Unternehmen

Datum

Summe

AiCuris GmbH & Co. KG

14.04.2010

55.000.000

Immatics Biotech GmbH

21.09.2010

54.000.000

NOXXON Pharma AG

27.05.2010

33.000.000

CureVac GmbH

10.05.2010

27.600.000

Affimed Therapeutics AG

29.04.2010

20.000.000

Antisense Pharma GmbH

18.02.2010

18.000.000

Suppremol GmbH

01.12.2010

15.500.000

corimmun GmbH

18.11.2010

7.450.000

mtm laboratories AG

08.11.2010

7.000.000

Virologik GmbH

17.05.2010

6.900.000

Protagen AG

07.09.2010

6.400.000

DIREVO Industrial Biotech

01.02.2010

6.000.000

Phenex Pharmaceuticals AG

21.09.2010

6.000.000

CYTONET GmbH & Co. KG

31.12.2010

5.400.000

AMSilk GmbH

31.12.2010

5.000.000

Biocrea GmbH

29.10.2010

4.800.000

Hyglos GmbH

31.12.2010

4.500.000

Nanohale AG

31.12.2010

4.350.000

Cevec Pharma GmbH

31.12.2010

4.300.000

caprotec bioanalytics GmbH

13.05.2010

4.000.000

Affectis Pharmaceuticals AG

23.03.2010

3.300.000

Patrys GmbH

25.05.2010

3.200.000

evocatal GmbH

06.07.2010

2.000.000

NOXXON Pharma AG

12.10.2010

2.000.000

LEUKOCARE AG

31.12.2010

1.600.000

Lophius Biosciences GmbH

17.05.2010

1.600.000

Curetis AG

31.05.2010

1.500.000

GlucoMetrix AG

31.12.2010

1.500.000

botissdental GmbH

31.12.2010

1.000.000

Heidelberg Pharma AG

31.12.2010

1.000.000

Morphoplant GmbH

31.12.2010

1.000.000

ORGANOBALANCE GmbH

18.06.2010

1.000.000

m2p-labs GmbH

31.12.2010

800.000

FRIZ Biochem GmbH

31.12.2010

740.000

Amedrix GmbH

12.01.2010

700.000

corlife GbR

31.12.2010

540.000

ImVisioN GmbH

31.12.2010

500.000

PEPperPRINT GmbH

31.12.2010

500.000

SIRION BIOTECH GmbH

31.12.2010

500.000

ChromoTek GmbH

14.07.2010

400.000

KINAXO GmbH

04.03.2010

400.000

Intana Bioscience GmbH

31.12.2010

150.000

V-Care Biomedical GmbH

31.12.2010

Summe

140.000 321.270.000 Euro

deutscher VC-Geber einen neuen Fonds auf. Dagegen strömen ausländische Investoren nach Deutschland. Mit GIMV und Forbion eröffneten zwei Investoren aus Belgien beziehungsweise den Niederlanden hierzulande Büros. Die börsennotierten Biotech-Unternehmen schnitten ganz unterschiedlich ab. MediGene blieb den lange versprochenen Lizenzvertrag für EndoTAG schuldig blieb und entließ in einer Sparmaßnahme die Hälfte der Belegschaft. Ähnlich handelte die Heidelberger Sygnis Pharma AG, die sich ebenfalls eine Schrumpfkur verordnete. Die Ergebnisse einer Phase II-Studie für den Hoffnungsträger AX-200 dürften über das Schicksal der Firma mitentscheiden. Sowohl MediGene als auch Sygnis haben angekündigt, sich nach strategischen Alternativen umzusehen. Besser ging es im vergangenen Jahr der Leverkusener Biofrontera AG, die einen Zulassungsantrag für das Leitprodukt BF200-ALA bei der EMA einreichte. Es wird damit gerechnet, dass die Behörde sich im zweiten Halbjahr des laufenden Jahres entscheidet, ob das Mittel gegen aktinische Keratose die Zulassung in Europa erhält.

Fazit: Ist das Glas halb voll oder halb leer? Ist das Glas für die deutsche Biotechnologie nun halb voll oder halb leer? Es gibt optimistische Stimmen wie die von Bernward Garthoff, Clustermanager von BIO.NRW: „Die Investorenbranche fasst nun wohl doch wieder Vertrauen in die Perspektiven der Biotechnologie. Interessant ist, dass heute nicht mehr nur in biopharmazeutische, sondern auch in andere Bereiche investiert wird. Für mich ist der wichtigste Indikator, dass die Arbeitsplätze in den dedizierten Biotechunternehmen weiter zunehmen. Trotz des widrigen Steuerumfeldes und leicht abnehmender Fördersummen gelingt es den Unternehmen insgesamt zuzulegen“. In Bayern dagegen hält man sich bedeckt. Horst Domdey, der Münchener Clustermanager, warnt vor allzu großem Optimismus: „Bei all der berechtigten Freude über den Anstieg der Investitionen darf man jedoch nicht vergessen, dass die Finanzierung von frühen, hochinnovativen Unternehmenskonzepten Jahr für Jahr schwieriger oder mittlerweile sogar unmöglich geworden ist. Dadurch bleiben heutzutage die vielleicht interessantesten Konzepte auf der Strecke. Hier kann eigentlich nur durch mutige Ansätze im Bereich der Steuergesetzgebung für potentielle Kapitalgeber Abhilfe geschaffen werden.“ Die Diskussion zeigt: Es bleibt spannend in der deutschen Biotechnologie! L p.dieckhoff@biocom.de

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MedikaMente

Antikörper – Nachfolger für disruptive Technologie gesucht es gibt anlass zum Optimismus: in allen innovationsfeldern, sei es bei bestehenden oder disruptiven technologien, stecken sehr vielversprechende ansätze, die hohes Potential haben. aktive immun­ therapien werden zum trend.

Der Autor D r. I n g m a r Hoerr ist der Geschäftsführer und einer der Mitbegründer der Tübinger Firma CureVac GmbH, die an mehreren therapeutischen Impfstoffen gegen Krebs auf RNA-Basis forscht und diese in klinischen Phase IIa-Studien testet. Hoerr studierte Biologie in Tübingen, wo er auch promovierte. Zudem ist er MBA der Donau Universität Krems. Antikörper – was kommt danach? Was kommt nach den Antikörpern? Eine hochinteressante Frage, die jedoch nur ein professioneller Hellseher treffsicher beantworten könnte. Eher passt das Zitat des Entertainers Peter Frankenfeld: „Die Leute, die das Gras wachsen hören, sind meist dieselben, die es gesät haben“. Damit bittet der Autor um Nachsicht, wenn der eine oder andere vielversprechende Ansatz hier nicht berücksichtigt wird. Im Folgenden wird auf drei potentielle Innovationsfelder eingegangen, in denen es zu nachhaltig positiven Entwicklungen kommen könnte: 1. bestehende Technologien, die verfeinert werden und dadurch einen neuen Schub bekommen; 2. neue Kombinationen aus verschiedenen bestehenden Wirkstoffen und Individualisierung von Therapieansätzen und 3. völlig neue Entwicklungen, die vielleicht sogar zu radikalen Umbrüchen bestehender Paradigmen führen könnten. Vielleicht sollte man die Frage „Was kommt nach den Antikörpern?“ umformulieren zu

„Was ist die nächste Generation von Therapien, die auf Antikörpern basieren?“

ADC-Technologien müssen sich beweisen In der sogenannten antibody-drug-conjugate (ADC)-Technologie werden Antikörper wirkungsvoll und vielfältig einsetzbar, indem an diese bestimmte Wirkstoffe über ausgefeilte Linker-Strukturen konjugiert werden. Seattle Genetics ist hierfür ein Vorzeigeunternehmen, das schon 2007 mit Genentech eine Kooperation in Höhe von annähernd 1 Mrd. „BioDollar“ – also Abschlagszahlungen und Prämien eingerechnet – abgeschlossen hat und nun im ersten Quartal dieses Jahres weitere Deals mit Pfizer und Abbott in dreistelliger Bio-Dollar-Millionenhöhe eingegangen ist. Genentech bezeichnete auf der BIO-Europe Spring im Frühjahr dieses Jahres in Mailand die ADC-Technologie als „derzeitiges Hauptziel in unseren Bemühungen für neue Koope-

rationen“ und tätigte prompt einen weiteren Deal mit der britischen Spirogen. Natürlich steigt bei diesen neuen Konstrukten auch deren Komplexität. Neben der Wirksamkeit müssen die durch den Linker und Wirkstoff veränderten pharmakokinetischen/dynamischen Eigenschaften sowie potentielle Nebenwirkungen genauestens erforscht werden. Hierbei kann bislang auch die Bioinformatik wenig helfen, ist man hier doch ausschließlich auf umfangreiche teure präklinische Studien angewiesen. Trotz der vielversprechenden Ergebnisse sollten auch die von Genentech Mitte April dieses Jahres veröffentlichten positiven Daten einer Phase II-Studie mit dem Konjugat T-DM1 bei HER2-positivem Brustkrebs nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die ADC-Technologien in weiteren klinischen Versuchen in den nächsten Jahren erst noch beweisen müssen. Zurzeit befinden sich weltweit 16 verschiedene Substanzen in der Prüfung der Phase I oder II und zwei weitere in Phase III. Auch für eine verbesserte Wirksamkeit muss oftmals das Rad gar nicht Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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neu erfunden werden. Die Kombination verschiedener Wirkstoffe ist ein wichtiger Ansatz, der nicht unterschätzt werden darf: Die HAART-Kombinationstherapie zur Behandlung von AIDS wird zum Beispiel seit Jahren erfolgreich angewendet. Viele neue Substanzen können heutzutage ohnehin nur in Kombination mit einer schon bestehenden Therapie zugelassen werden, so zum Beispiel auch die neuen Hoffnungsträger bei HCV-Infektionen, Boceprevir von Merck und Telaprevir von Vertex, die sich gerade ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen um die Zulassung in den USA liefern. Beide werden in Kombination mit der Standardtherapie (Peginterferon und Ribavirin) verabreicht. Aber auch im onkologischen Bereich finden sich immer wieder kombinierte Ansätze. So führt zum Beispiel Genentech die beiden Wirkstoffkandidaten GDC-0973 und GDC-0941 aus zwei separaten Phase I-Studien zu einem kombinierten klinischen Programm zusammen, um damit gleichzeitig zwei verschiedene Signalketten zu blockieren und somit eine bessere Wirksamkeit zu erzielen. Die International Society for Biological Therapy of Cancer (ISBTC) hat 2007 ein Ranking von 20 Wirkstoffen mit dem (zum Teil theoretischen) Potential für eine gesteigerte Effizienz in Kombination mit immuntherapeutischen Ansätzen erstellt, beklagt jedoch, dass viele der interessanten Substanzen für eine klinische Testung in Kombination entweder überhaupt nicht oder nur beschränkt verfügbar beziehungsweise extrem teuer sind. Somit ist hier in den nächsten Jahren wohl eher mit recht langsamen Fortschritten zu rechnen, die aber durchaus signifikante Verbesserungen der Wirksamkeit erbringen können.

Data Mining Neben der Kombination bestimmter Therapieformen und Wirkstoffe wird die individualisierte, patientenspezifische Medizin unaufhaltsam eine immer größere Rolle spielen. Disziplinübergreifend spielen dabei innovative in silico-Data-Mining-Strategien eine große Rolle, wie sie zum Beispiel derzeit am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) und bei der Firma LIFE Biosystems in Heidelberg entwickelt werden. LIFE hat hierzu in Kooperation mit dem MD Anderson Cancer Centre in Phoenix, Arizona, auf eine der größten Krebsdatenbanken der Welt Zugriff. Die Analyse dieser Daten kann molekulare Unterschiede zwischen verschiedenen Krebsformen aufzeigen ohne zeitaufwendige, teure Laborversuche durchführen zu müssen und enthüllt oftmals unerwartete Angriffspunkte für neue Therapien. Somit könnten in Zukunft Medikamente zielgerichtet genau bei denjenigen Patienten angewendet

mRNA – der Körper produziert den eigenen Impfstoff werden, von welchen man vorher bereits annehmen kann, dass sie auch davon profitieren. Einige klinische Studien für innovative Krebsmedikamente zeigen schon heute, dass es unabdingbar ist, ein klares molekulares Profil des Tumors zu erstellen, da es andernfalls zu schwerwiegenden Nebenwirkungen beim Patienten kommen kann. Es wird sich insbesondere bei diesen lebensbedrohlichen Erkrankungen bald herausstellen, wie sich die Gesundheitssysteme mit diesen neuen Herausforderungen arrangieren werden.

Disruptive Innovation Die „hot shots“, also die Ansätze, die völlig neu und innovativ sind, entsprechen idealerweise einer sogenannten disruptiven Innovation, wie sie 1995 von Clayton M. Christensen definiert wurde. Wesentliches Merkmal hierbei ist, dass völlig neue Ansätze und Therapiefelder erschlossen und bestehende Technologien verdrängt werden können. In der Vergangenheit war zum Beispiel die Entdeckung des Penicillins oder der Durchbruch der therapeutischen Antikörper eine solche disruptive Innovation. Es gibt in der Natur nur ein relativ überschaubares Arsenal von vier relevanten Klassen, aus denen die meisten biotechnologischen Wirkstoffe entwickelt werden können: Proteine in vielfältiger Ausführungsform, Zucker (zum Beispiel Impfstoffe), DNA und RNA. Besonders die beiden Nukleinsäuren DNA und RNA sind die Nachzügler in der Entwicklung. DNA erlangte einen regelrechten „Hype“ im Zusammenhang mit der Gentherapie in den späten neunziger Jahren, welcher sich aber in den vergangenen Jahren ins Gegenteil gekehrt hat. Ansätzen mit siRNA scheint es ebenso zu ergehen. Die meisten großen Pharma-Unternehmen ziehen sich derzeit aus dieser Technologie zurück. Stellungnahmen sind schwer zu bekommen, offensichtlich blieben in den wenigen

Jahren der Entwicklung die ehrgeizigen Ziele in vielfältiger Hinsicht größtenteils unerfüllt. Es stellt sich nun die große Frage, wie viel Zeit es braucht, um neue Technologien über die Ziellinie zu führen, dabei Rückschläge zu verdauen und daraus zu lernen. Dennoch sollten diese Technologien nicht einfach abgeschrieben werden. Es hat Jahrzehnte gebraucht, um Proteine zu den Blockbustern zu machen, wie wir sie heute kennen. Für erfolgreiche siRNA-Anwendungen müssen sicherlich noch etliche Hausaufgaben gemacht werden, jedoch steht das Grundprinzip des Wirkmechanismus außer Zweifel. Auch außerhalb von siRNA gibt es vielfältige Ansätze mit hohem Potential, die es weiter zu erforschen gilt. So wurde unlängst von Frost & Sullivan regulatorische RNA (miRNA), als eines der am stärksten wachsenden Felder in der Zukunft prognostiziert. Auch mRNA hat mittlerweile ihren Platz als zukünftiger Wirkstoff gefunden, zum Beispiel wird die Entwicklung innovativer mRNA-Impfstoffe durch die Tübinger CureVac vorangetrieben. Stabilisierte mRNA wird effizient vom Gewebe aufgenommen und in Proteine überführt. Dabei stellt der Körper seinen „eigenen Impfstoff“ selbst her, ohne dass teure, rekombinante Herstellungsverfahren für Proteine benötigt werden. Es bleibt für mRNA-Technologien spannend: Im vergangenen Jahr wurde Derrick Rossi von der Harvard Medical School vom Time magazin auf die Liste „People Who Mattered“ für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Reprogrammierung von Hautzellen in pluripotente Stammzellen mit Hilfe von mRNA gesetzt. Es gibt Anlass zum Optimismus: In allen Innovationsfeldern, sei es bei bestehenden oder disruptiven Technologien, stecken sehr vielversprechende Ansätze, die unbestreitbar hohes Potential haben. Selbst der wahrlich wenig optimistisch eingestellte Friedrich Nietzsche hatte dazu eine Meinung: „Alles Entscheidende entsteht trotzdem“. M

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„Keine Diagnostik ohne therapeutische Konsequenz!“ Medizin-experte Gerd Glaeske über den Sinn und Unsinn stratifizierter Medizin

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Prof. Glaeske, wie beurteilen Sie die Chancen der personalisierten Medizin aus gesundheitsökonomischer Sicht?

Glaeske Zunächst einmal: die Medizin war schon immer individuell – oder personalisiert, wie es heute heißt. Diese Wortwahl ist irreführend. Fragen Sie mal einen Diabetologen, der wird Ihnen sagen, dass jeder seiner Patienten andere Risikofaktoren hat. Das einzige was sie gemeinsam haben, ist ein zu hoher Blutzucker. Ich rede daher lieber von stratifizierter Medizin, also der genauen Charakterisierung verschiedener Patientengruppen, die tatsächlich eine große Chance bietet.

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Expressionsmuster kann einen Aufschluss über den Typ der Krebserkrankung geben. Damit kann der Arzt entscheiden, ob er eine aggressive Chemotherapie verordnet oder die Frau bei kalkulierbarem Risiko lieber von deren schweren Nebenwirkungen verschont. Das ist nicht nur im Sinne der Lebensqualität der Frauen sinnvoll, sondern auch in Bezug auf die Einsparungen im Gesundheitssystem. Immerhin fallen nicht selten Jahrestherapiekosten von 10.000 Euro oder mehr an. Wenn dieser Markt auf nur noch ein Drittel zusammenschrumpft, bedeutet das heftige Einbußen für die Einnahmen der Pharmakonzerne.

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Warum haben sich dann viele Konzerne auf die personalisierte Medizin eingeschworen?

Prof. Dr. Gerd Glaeske studierte Phar­ mazie in Aachen und Hamburg. Seit 1999 ist er Professor für Arzneimittelanwen­ dungsforschung am Zentrum für Sozial­ politik der Universität Bremen und seit 2003 Mitglied des Sachverständigen­ rates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Unter anderem gibt er jährlich den Arzneimittelreport der Barmer GEK heraus.

Inwiefern?

Glaeske Wenn bestimmte Biomarker oder Tests die Abschätzung ermöglichen, ob Patientengruppen von einer konkreten Medikation profitieren, wäre das ein Fortschritt. Vor allem Krebspatienten würde das helfen. Sehr teure Präparategruppen wie Biologicals oder Tyrosinkinaseinhibitoren werden heute immer öfter eingesetzt. Dabei fehlen häufig belastbare Aussagen, wie nützlich sie in der medizinischen Realität tatsächlich sind. Wenn wir hier die Chance hätten, Patientenpopulationen genauer einzugrenzen – wie es etwa im Fall von Herceptin gelingt –, dann wären wir nicht nur aus gesundheitsökonomischer einen Schritt weiter.

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Gibt es für Sie neue, erfolgversprechende Konzepte?

Glaeske Gute Chancen sehe ich für PlasminogenAktivatoren vom Urokinase-Typ. Deren

Glaeske Die personalisierte Medizin ist ein verführerisches Konzept. Ich habe manchmal das Gefühl, dass das Marketinggetöse höher ist als der eigentliche Nutzen, der dahintersteckt. Derzeit gibt es zwar funktionierende Beispiele wie etwa den KRAS-Marker bei Erbitux. Letztlich sind das jedoch zu wenige. Ich habe Zweifel daran, ob die pharmazeutischen Hersteller tatsächlich auch solche Biomarker auf den Markt bringen werden, die dazu führen, dass teure und belastende Therapien eingespart werden können.

unnötig werden, sich tatsächlich durchsetzen können. Hier müssen Hochschulen oder unabhängige Diagnostikhersteller die Treiber sein.

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Von wem sollen die neuen Tests denn dann kommen?

Glaeske Die Hochschulmedizin ist eine gute Quelle. Der Urokinase-Test wird beispielsweise bereits in München erprobt. Daraus resultiert bis jetzt aber keine große Verbreitung. Ich bin sehr gespannt, ob sich Biomarker, die zeigen, dass bestimmte Pharmakotherapien

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Viele Konzerne argumentieren aber so, dass sie in Kombination mit einem Biomarker Zulassungen bekommen haben, die mit dem Therapeutikum allein nicht möglich gewesen wären. Das Beispiel KRAS haben Sie selbst genannt.

Produkte, die eine Therapierationalität versprechen, sind tatsächlich positiv zu sehen. Dazu gehören der KRAS-Test oder eben Herceptin. Ein diagnostischer Test ist immer dann sinnvoll, wenn er begründbare therapeutische Konsequenzen nach sich zieht. Ich bin strikt gegen Tests, die einen Blick in die Zukunft versprechen – also etwa Gentests, welche die Wahrscheinlichkeit angeben, eines Tages an Brustkrebs zu erkranken. Das ist für die Gesunden geradezu grausam Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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und schränkt die Lebensqualität ohne rationalen Grund ein.

betrachtet werden. Auf absehbare Zeit wird das so bleiben.

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Glaeske

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Das ist eine Diskussion, die unserem System noch relativ fremd ist. Wir sprechen immer von direkten Kosten. Die indirekten Kosten werden kaum berücksichtigt. Der Grund ist, dass das Gesundheitssystem nicht steuerfinanziert ist. Zeiten der Arbeitsunfähigkeit werden aus einem anderen Topf bezahlt als die direkten Behandlungskosten. Die Preisfindung wird auf absehbare Zeit von der direkten Belastung des Systems abhängen – selbst wenn die gesellschaftlichen Kosten nicht zu leugnen sind. Sie spielen im Gesundheitssystem keine Rolle. Die Realität unseres Systems ist, dass ausschließlich die Belastungen der GKV

Die Frustration kann ich in Einzelfällen nachvollziehen. Ich habe den UrokinaseBrustkrebstest mehrfach erwähnt. Er wird von der deutschen Krebsgesellschaft empfohlen. In der ambulanten Versorgung wird dieser Test nicht durchgeführt, weil er zu teuer ist. Es werden frische Gewebeschnitte benötigt, die nur im Rahmen einer Operation verfügbar sind. Wendet ein Krankenhaus den Test an, kostet das 200 Euro. Viele Häuser sagen: Das können wir nicht finanzieren. Die Krankenkassen ziehen sich auf den Standpunkt zurück, dass es keine anerkannte Evidenz gibt. Was Evidenz in diesem Fall bedeutet, damit der Gemeinsame Bundesausschuss

Einige neue Medikamente sind in der Lage – zumindest für eine beschränkte Zeit – aus der lebensbedrohenden Krankheit Krebs ein chronisches Leiden zu machen, das dem Patienten ein normales Leben erlaubt – Erwerbstätigkeit eingeschlossen. Müssen diese Aspekte nicht in die Kostendiskussion eingeschlossen werden?

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Auch die Hersteller neuer Diagnostika klagen über die schlechte Erstattungs­ situation, da es keinen festen zeitlichen Fahrplan zu einer Erstattungsziffer gibt. Dabei sind die Kosten für diagnostische Tests im Vergleich etwa mit den Jahres­ therapiekosten für Antikörper vernach­ lässigbar.

eine Abrechnungsziffer vergibt, ist nicht klar. Letztlich sollten sowohl der Biomarker als auch die damit gekoppelte Therapie unter dem Gesichtspunkt des Patientennutzen gesehen werden – also Verringerung der Mortalität und Morbiditätslast sowie eine Verbesserung der Lebensqualität. Auch eine Verringerung der Therapieintensität ist positiv. Der Blick auf Biomarker wird oft zu eng auf dessen prognostische Kraft gerichtet. Es gibt zu wenige Studien, welche den gemeinsamen Einsatz eines Markers und der daran gekoppelten Therapie unter dem Gesichtspunkt des Patientennutzens untersuchen. Das ist die Krux diagnostischer Maßnahmen.

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Wird die Diagnostik in Zukunft eine größere Rolle spielen?

Glaeske Davon bin ich überzeugt. Hier hilft ein Blick auf die bildgebenden Verfahren, die sich immer stärker durchgesetzt haben. Differenzierte Diagnostika werden zu einer immer wichtigeren Hilfe für den Arzt werden. Der therapeutische Fortschritt ist auch L gekoppelt an eine bessere Diagnostik!

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Wagniskapital

Das Hotel California-Syndrom sekundärtransaktionen sind eine mögliche alternative für investoren, Manager und Beteiligungsunternehmen geschlossener Fonds Im Private Equity-Geschäft wird in der Regel aus geschlossenen Fonds mit zumeist zehnjähriger Laufzeit investiert. Die Fondsinvestoren (Limited Partners, „LPs“) haben in der Regel keine vorzeitigen Exit-Möglichkeiten. Manch Limited Partner mag sich daher fühlen wie der Gast im Hotel California des bekannten Eagles-Songs: „You can check out anytime you like, but you can never leave“.[1] Für ausstiegswillige LPs gibt es jedoch Lösungen in Form von Sekundärtransaktionen. Damit kann das Engagement in geschlossenen Fonds bereits vor Löschung des Vehikels beendet werden. Bei der Umsetzung werden die Interessen der beteiligten Parteien im Hinblick auf Stabilität und Wertoptimierung gewahrt. Angesichts der Bandbreite an Situationen konzentriert sich dieser Artikel auf Venture Capital Fonds am Ende ihrer regulären Laufzeit, so genannte Tail-end Fonds, mit unterdurchschnittlicher Entwicklung. Gegen Ende der 1990er Jahre boomte Venture Capital auch in Deutschland. Zahlreiche institutionelle Anleger beteiligten sich an ei-

ner Vielzahl von frisch aufgelegten Fonds. Deren Laufzeit betrug in dieser Zeit üblicherweise zehn Jahre mit einer Verlängerungsoption um bis zu zwei Jahre. In diesem Zeitraum erhält der General Partner (GP) eine fixe Vergütung („Management Fee“) zuzüglich eines Anteils am Gewinn des Fonds („Carried Interest“). In den Boomjahren 1998 bis 2001 sammelten die in der Spitze 196 deutschen Beteiligungsgesellschaften insgesamt rund 13 Mrd. Euro ein, wovon etwa 8 Mrd. Euro in Venture Fonds flossen und zirka 4 Mrd. Euro in junge Unternehmen mit oftmals nachhaltig hohem Kapitalbedarf investiert wurden [2]. Beispielhaft für Letztere sind insbesondere biopharmazeutische Unternehmen, deren Bilanzen meist von sehr langen defizitären Perioden geprägt sind. Seinerzeit gingen viele Fonds davon aus, ihre Beteiligungen nach wenigen Jahren veräußert oder an die Börse gebracht zu haben. Oft wurde daher zu schnell investiert und nicht ausreichend Kapital für Nachinvestments zurückbehalten. Tail-end Venture Capital Fonds mit unterdurchschnittlicher Entwicklung halten am Ende ihrer regulären Laufzeit oft noch ein klei-

Die Autoren Dr. Stefan Beil (links) ist Managing Partner bei SOBERA Capital in Berlin. Er studierte Biologie, promovierte am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und hält einen Master in Pharmazeutischer Medizin. Er ist seit Ende der 90er Jahre im internationalen Private Equity-Geschäft mit Schwerpunkt Secondary Venture und Life Sciences tätig. Johannes Rabini (rechts) ist ebenfalls Managing Partner bei Sobera Capital in Berlin. Rabin ist ist Bankkaufmann und Rechtsanwalt. Nach Tätigkeiten in internationalen Rechtsanwaltskanzleien wechselte er vor zehn Jahren in die Private Equity Branche, wo er seitdem vor allem im Sekundär- Bereich tätig ist. Er betreut schwerpunktmäßig Unternehmen aus den Sektoren ITK sowie Applied Technologies. Sobera Capital ist eine in Berlin ansässige Private Equity Gesellschaft, die Private Equity Portfolios und Fondsanteile im Rahmen von Sekundär-Transaktionen erwirbt und betreut. Sobera Capital managt aktuell drei im Rahmen von Sekundär-Transaktionen übernommene Fondsgruppen mit einem ursprünglichen Zeichnungsvolumen von mehr als 160 Mio. Euro.

nes Portfolio an Unternehmen unterschiedlicher Qualität. Die Unternehmen mit hohem Potential benötigen meist noch Zeit und liquide Mittel zur weiteren Entwicklung bis zum Erreichen des optimalen Exit-Zeitpunktes. Die Fonds verfügen in dieser Phase aber oft nicht mehr über ausreichende Mittel. Dadurch werden ihre Anteile im Rahmen von Folgefinanzierungsrunden verwässert. Gleichzeitig verlieren sie Erlöspräferenzen und Gremiensitze. Der Fonds wird somit auch bei guten Beteiligungsunternehmen nur selten an Veräußerungserlösen partizipieren. Zudem reduzieren laufende Fondskosten das Ausschüttungspotential noch weiter. Ohne eine weitere Verlängerung der Fondslaufzeit bleibt dem GP oder Liquidator oftmals keine andere Wahl, als die Unternehmen deutlich unter Wert zu veräußern. Die Fonds stehen somit mit dem Rücken zur Wand. Vermögenswerte und Potentiale werden vernichtet.

Mehr Verlierer als Gewinner Es ist nachvollziehbar, dass diese Situation zu sehr unterschiedlichen, nachfolgend grob skizzierten Interessen führt. – Limited Partners: Sie wollen oder können aus verschiedensten Gründen [3] weder nachinvestieren, noch längere Zeit im Fonds verbleiben. Gleichzeitig wollen sie zeitnah Rückflüsse erzielen und zudem an zukünftigen Erlösen partizipieren. Die Wertansätze der Fonds sind in den Büchern der LPs bisweilen wertberichtigt. Der Verwaltungsaufwand reduziert sich jedoch nicht und steht somit in keinem angemessenen Verhältnis zum erwarteten Erlös. – General Partner: Er verfügt nur über geringen Spielraum, um im Fondsinteresse handeln zu können. Er hat keine realistische Chance auf Carried Interest oder die Auflage eines Folgefonds. Daher ist sein Interesse oftmals auf einen möglichst langen Erhalt der Management fee ausgerichtet. Deren Höhe bemisst sich in der Regel an dem Fondskapital, das in den noch aktiven Beteiligungen gebunden ist. Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Dies sanktioniert schnelle Veräußerungen. – Beteiligungsunternehmen: Sie befinden sich, insbesondere bei den im Life Sciences-Bereich üblichen großen Investorenkonsortien, im Spannungsfeld zwischen einerseits finanziell potenten, längerfristig exitorientierten und andererseits finanziell limitierten sowie kurzfristig exitorientierten Investoren. Dies kann sich negativ auf das operative Geschäft auswirken. Diese Situation bringt also fast ausschließlich Verlierer hervor. Eine alternative Strategie wird notwendig.

Wie sehen die Alternativen aus? Alternativen müssen die heterogenen Interessen angemessen berücksichtigen. Basierend auf den nachfolgend skizzierten Strukturen können individualisierte Sekundärtransaktionen der richtige Weg sein. – 1. Secondary Direct: Verkauf von Anteilen an Portfoliounternehmen Durch den Verkauf einzelner oder aller Fondsbeteiligungen fließt dem Fonds Liquidität zu. Diese kann an die LPs ausgeschüttet oder auch zur Stabilisierung und Wertoptimierung in das verbliebene Portfolio re-investiert werden, ohne dass die

LPs weiteres Kapital bereitstellen müssen. – 2. Secondary LP Transaction: Verkauf von Fonds-Anteilen Durch den Verkauf einzelner oder aller Anteile am Fonds realisieren die LPs Erlöse und einen sofortigen Exit. Eventuell bestehende Kapitalzusageverpflichtungen der LPs werden vom Käufer übernommen. Über optional zu vereinbarende Besserungsscheine partizipieren die LPs zudem an zukünftigen Erlösen, die mit dem vom Käufer bereitgestellten Nachfinanzierungsmitteln optimiert werden. – 3. Secondary Capital Injection: Kapitalerhöhung im Fonds Dem Fonds fließt über ein extra dafür aufgelegtes Vehikel in Form einer Kapitalerhöhung frisches Geld zu. Ein direkter Exit für die LPs ist zwar nicht möglich. Allerdings wird das Portfolio durch sinnvolle Nachinvestments stabilisiert. Auch hier profitieren die LPs von optimierten Erlösen und der GP gewinnt Handlungsspielraum zurück. – 4. Secondary Management: Übernahme des Fonds-Managements In bestimmten Fällen ist der Ersatz des General Partners durch einen neuen, gegebenenfalls unter Einbindung des bisherigen, sinnvoll. Der neue GP wird weitgehend erfolgsabhängig vergütet und der Fonds exakt gemäß der Vorstellung der LPs bis zur

Löschung gemanagt. Sekundärtransaktionen bieten – den Limited Partners Exit, Liquidität sowie Partizipation an Erlösen eines stabilisierten Portfolios und Reduzierung des administrativen Aufwands; – dem Fonds liquide Mittel für aussichtsreiche Beteiligungen, Verlängerung der Laufzeit zur Realisierung des Potentials und Reduzierung fixer operativer Kosten; – dem General Partner eine situationsgerechte Incentivierung, Motivation und Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit Diese Strategien ermöglichen es den LPs letztlich doch, nicht nur auszuchecken, sondern aus dem Hotel California engültig abzureisen. D

Quellen [1] Burstein, Dan; Schwerin, Sam. AltAssets (12.11.2008) Inside the Growing Secondary Market for Venture Capital Assets. Millennium Technology Value Partners. [2] Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften. (2011) BVK Statistik – Das Jahr 2010 in Zahlen. [3] Preqin (2010) The 2010 Preqin Private Equity Secondaries Review.

Investieren Sie Investieren uns in die Sie Investieren Sie uns Investieren uns in in die die Sie Medikamente mit mit mit mit uns

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die Medikamente der Medikamente der Medikamente der der

Zukunft Zukunft Zukunft

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HBM BioVentures ist an der SIX Swiss Exchange kotiert und wird unter dem Symbol HBMN gehandelt. Rufen Sie uns an: +41 41 768 11 08 oder HBM BioVentures istwww.hbmbioventures.com an der SIX Swiss Exchange kotiert und wird unter lesen Sie mehr unter HBMSymbol BioVentures an der SIXRufen SwissSie Exchange kotiert und 11 wird dem HBMNistgehandelt. uns an: +41 41 768 08unter oder dem HBMN Rufen Sie uns an: +41 41 768 11 08 oder lesenSymbol Sie mehr untergehandelt. www.hbmbioventures.com HBM BioVentures istwww.hbmbioventures.com an der SIX Swiss Exchange kotiert und wird unter 19.04.11 09:28 lesen Sie mehr unter dem Symbol HBMN gehandelt. Rufen Sie uns an: +41 4120.04.2011 768 11 08 oderUhr 11:18:30


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Übernahmen

Bewertungsdifferenzen mit CVR überbrücken Verbriefte nachbesserungsrechte können helfen, unterschiedliche Wertvorstellungen bei Übernahmen zu überbrücken. Gerade in der biotechnologie bieten sie die möglichkeit, zukünftige ereignisse wie etwa die auswertung klinischer Studien einzupreisen – zum Vorteil von Käufer und Verkäufer. Der Übernahmepoker zwischen der USBiotech-Firma Genzyme und dem Pharmakonzern Sanofi-Aventis hat sich über Monate hingezogen. Letztlich einigten sich beide Parteien auf einen Übernahmepreis von rund 20 Mrd. US-$ oder 74 US-$ pro Genzyme-Aktie. Ein kritischer Punkt während der Verhandlungen war die Bewertung von Lemtrada. Der Wirkstoff gegen Multiple Sklerose befindet sich derzeit in einer Phase III-Studie. Mit Hilfe von Contingent Value Rights (CVR) gelang es, die unterschiedlichen Bewertungsvorstellungen in Einklang zu bringen. In diesen Nachbesserungsscheinen ließen sich die GenzymeAktionäre das Recht auf weitere 14 US-$ verbriefen, sollten die Phase III-Ergebnisse positiv sein und der Wirkstoff zugelassen werden. CVRs stellen damit gerade in der Biotechnologie eine vorteilhafte Möglichkeit dar, subjektive Bewertungsvorstellungen zu überbrücken. Üblicherweise werden neben den klassischen Discounted Cashflow-Verfahren weitere Analysen wie Monte-Carlo-Simulationen zur Risikoeinschätzung der zentra-

len Werttreiber verwendet. Aufgrund der in der Biotechnologie teilweise fehlenden Empirie bezüglich der zentralen Werttreiber und der subjektiven Einschätzung zukünftiger Entwicklungen durch die Parteien, können deutliche Unterschiede in der Kaufpreisvorstellung entstehen.

Attraktive Instrumente der Preisgestaltung Die erfolgreiche Überbrückung von Wertbeziehungsweise Preisvorstellungen kann mit Hilfe von CVR – verbrieften Nachbesserungsrechten – erreicht werden. CVR sind Instrumente der Preisgestaltung, die im Unterschied zu rein vertraglich vereinbarten Rechten zwischen Verkäuferkreis und Käuferunternehmen unter Beachtung der einschlägigen Börsenzulassungsvoraussetzungen am Kapitalmarkt handelbar und an die Aktionäre beziehungsweise Gesellschafter des Zielunternehmens ausgegeben werden. Emittent der CVR ist regelmäßig das Käuferunternehmen. Dem-

Die Autoren Christian Klingbeil, Valuation Partner der KPMG im Bereich Corporate Finance, ist spezialisiert auf Unternehmen im Pharma und Chemiesektor. Sein Aufgabengebiet umfasst Kaufpreisallokationen, Unternehmensbewertungen, Impairment-Tests und strategisches Corporate Finance Management. Dr. Ulrich Keunecke ist Standortleiter des KPMGBüros in Leipzig. Zugleich steht er der bundesweiten Praxisgruppe Kapitalmarktrecht vor. Keunecke ist studierter Politikwissenschaftler und Rechtsanwalt. Seine Beratungstätigkeit umfasst Kapitalmarktrecht, Investmentrecht, Gesellschaftsrecht und Finanzierungen.

entsprechend sind bei der Gestaltung von CVR zudem die aus Sicht der Emittentengesellschaft erforderlichen aktienrechtlichen und/oder sonstigen Anforderungen zu berücksichtigen. Die Inanspruchnahme des Nachbesserungsrechtes in Form von zusätzlichen Zahlungen oder auch Aktien des Käuferunternehmens ist in der Regel abhängig vom Erreichen festgelegter zukünftiger Performance-Ziele des erworbenen Unternehmens oder vom Eintritt bestimmter Ereignisse, über deren Einschätzung zum Zeitpunkt der Kaufpreisverhandlung Uneinigkeit zwischen Käufer und Verkäufer bestand. Insofern ist ein CVR eine am Kapitalmarkt handelbare Wette über den Eintritt eines künftigen Ereignisses, deren aktueller Marktwert von den Marktteilnehmern eingeschätzt wird und davon abhängig ist, für wie wahrscheinlich diese den Eintritt des Ereignisses zum jeweiligen Zeitpunkt halten.

CVRs – ein eigener wirtschaftlicher Wert Aus der Handelbarkeit des verbrieften Nachbesserungsrechtes resultiert damit gegenüber einer bloß vertraglich vereinbarten Kaufpreisanpassungsklausel mit Nachbesserungsmöglichkeit ein eigener wirtschaftlicher Wert, da das CVR jederzeit zum jeweiligen Marktpreis durch die Inhaber veräußert werden kann. Eine solche Option kann für die Verkäufer von Unternehmensanteilen unter Umständen interessanter sein, als eine klassische Kaufpreisanpassungsklausel, bei der in jedem Falle der vereinbarte Zeitraum zugewartet werden muss in der Ungewissheit, ob es überhaupt zu einer positiven Preisanpassung kommt. So erhielten die Genzyme-Aktionäre neben einer Barzahlung Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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pro Aktie zur „Überbrückung“ der unterschiedlichen Unternehmenswertvorstellungen das verbriefte handelbare Nachbesserungsrecht, welches im Wesentlichen abhängig von den zukünftigen Erfolgen von ausgewählten Genzyme-Medikamenten sowie von produktionsspezifischen Meilensteinen zusätzliche Zahlungen an den Halter des Nachbesserungsrechtes garantiert. [1] Die Inanspruchnahme des Nachbesserungsrechtes kann ferner mit dem Eintreten beziehungsweise Nichteintreten von Sachverhalten verknüpft werden, die zum Zeitpunkt der Kaufpreisverhandlung mit einer erhöhten Unsicherheit behaftet und für die Kaufpreisfindung wertrelevant sind (Ereignis-bezogene CVR). Beispielhaft zu benennen sind Eventualverbindlichkeiten in Bezug auf mögliche Steuernachzahlungen, juristische Auseinandersetzungen beziehungsweise die finale Beschlussfassung in Bezug auf regulatorische Untersuchungen wie beispielsweise der Food and Drug Administration (FDA).

Angebot im Bietwettbewerb verbessern Sofern der Transaktionspreis in Aktien des Käuferunternehmens vergütet wird, können CVR als Hedging-Instrument dem Erwerber die Möglichkeit bieten, die Attraktivität seines Angebotes in einem Bietwettbewerb zu verbessern. Die Inanspruchnahme des Nachbesserungsrechtes würde sich in diesem Falle auf das Unterschreiten eines Zielkurses des Käuferunternehmens zu einem festgelegten Zeitpunkt beziehen. Gegenüber einem Wettbewerber, der den Transaktionspreis möglicherweise als Cash-Zahlung anbietet, kann somit einerseits eine Vergleichbarkeit erzielt werden, gleichzeitig bleibt die Möglichkeit der potentiellen Wertsteigerung der als Kaufpreis ausgegebenen Aktien an dem Käuferunternehmen für die Altaktionäre des Zielunternehmens bestehen.

Details der Ausgestaltung sorgfältig festlegen Die Anwendungsmöglichkeiten von Contigent Value Rights als Preisgestaltungsinstrument sind wie bereit s skizzier t vielfältig. Bei der Ausgestaltung der Nachbesserungsrechte sind die Details sorgfältig festzulegen, da die Auswirkungen die Vermögensposition der Transaktionspartner erheblich beeinflussen können. Insbesondere im Falle von Performance orientierten Mechanismen ist die umfassende

und detailorientierte Ausgestaltung des Nachbesserungsrechtes von großer Bedeutung. Es ist zunächst genau zu bestimmen, welche Vermögenswerte oder beispielsweise Geschäftsbereiche die Basis für die Bewertung bilden sollen. Darüber hinaus sind die relevanten Fälligkeitszeitpunkte etwa für das Erreichen von Meilensteinen, der Zulassung eines Wirkstoffes oder für das Erzielen von angestrebten Umsatz- oder weiteren Ergebnisgrößen zu verhandeln. Ferner ist festzulegen, wer die Verantwortung für erforderliche Bewertungen hat und nach welchen Methoden diese erfolgen sollen. In diesem Zusammenhang sind auch die Fragen der rechnungslegungsspezifischen Grundlagen sowie eventueller Wahlrechte zu klären, beziehungsweise eventuelle Anforderungen an die externe Berichterstattung sowie steuerliche und rechnungslegungsspezifischen Konsequenzen zu analysieren. Schließlich ist die Bestimmung eines unabhängigen Dritten zur Verifizierung der Vorgehensweise sowie für die Ergebnisermittlung festzulegen. Parallel zu der konkreten Ausgestaltung des Nachbesserungsrechtes ist frühzeitig zu klären, ob es sich um ein handelbares Wertpapier oder um ein rein vertragliches Recht mit dem Zielunternehmen handeln soll. Ist eine Handelbarkeit vorgesehen, sind das angestrebte Börsensegment (etwa Open Market, Regulierter Markt), der Börsenplatz sowie die damit verbundenen Anforderungen und etwaigen Zulassungsfolgepflichten, sowie die gegebenenfalls involvierten Beteiligten (Banken, Broker) zu definieren und die entsprechenden Vereinbarungen zu verhandeln.

Fazit: Intensive Kooperation erforderlich Contingent Value Rights stellen bei Kaufpreisverhandlungen ein vielseitiges Preisgestaltungsinstrument dar, um unterschiedliche Wert- beziehungsweise Preisvorstellungen bezüglich des Zielunternehmens zu überbrücken, was für den Käufer und Verkäufer gleichermaßen attraktiv sein kann. Die Vielschichtigkeit der skizzierten Anwendungsmöglichkeiten, Voraussetzungen und Ausgestaltungsdetails erfordert eine intensive kooperative Zusammenarbeit aller beteiligten Finanzexperten, Juristen und dem handelnden Management. D

Quelle [1] Pressemeldung Sanofi-Aventis vom 8.4.2011

Innovation realisieren, Zukunft gestalten Risikokapital für junge Technologieunternehmen Der High-Tech Gründerfonds ist Ihr Partner in der Frühphasenfinanzierung: Wir unterstützen Sie bei der unternehmerischen Umsetzung von Innovationen von der Unternehmensgründung bis zur erfolgreichen Markteinführung. Wir stehen mit Startkapital und Know-how an Ihrer Seite.

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China

Komplexes Land der faszinierenden Möglichkeiten Das Verhältnis vieler Unternehmen zu China ist ambivalent: Einerseits locken ein Milliardenvolk und paradiesische Wachstumsraten, andererseits sind die Verhältnisse vor Ort aus dem westlichen Blickwinkel schwer zu erfassen. Qiagen versucht den Spagat mit einer dualen Strategie. Chinas Wirtschaft hat sich angesichts des Zusammenbruchs der Finanzmärkte im Jahr 2009 nicht nur als besonders widerstandsfähig erwiesen, sondern ist ungeachtet der allgemeinen Krisenstimmung weiter gewachsen. Damit ist das Land noch stärker als bislang in den internationalen Blickpunkt gerückt und gehört heute für die meisten Unternehmen speziell in Biotechnologie und Pharma zu den strategisch wichtigsten Märkten weltweit. Mit seinen 1,3 Mrd. Einwohnern hat China das Potential, zum weltgrößten Markt im Bereich der Gesundheitsversorgung aufzusteigen. Bereits jetzt nimmt das Land eine Spitzenposition in Asien ein und hat längst Japan und Korea überholt. Der chinesische Markt für in vitro-Diagnostik (IVD) wird zum Beispiel auf rund 1,4 Mrd. US-Dollar beziffert und wächst jährlich um etwa 15%. Im Jahr 2005 hat Qiagen die erste Tochtergesellschaft in Shanghai gegründet, um rasch in den lokalen Markt vordringen zu können. Seitdem sind aus der einen Niederlassung mit acht Mitarbeitern fünf Niederlassungen

Der Autor Victor Shi ist President Asia Pacific bei Qiagen. Shis Aufgabe ist es, Qiagens Geschäft in Asien strategisch weiterzuentwickeln. Ihm unterstehen elf Niederlassungen mit mehr als 500 Beschäftigten. Shi hat sowohl in China, den USA und Singapur studiert. Vor seinem Engagement bei Qiagen war er bei verschiedenen Pharmakonzernen tätig.

mit insgesamt 350 Beschäftigten geworden. In dieser kurzen Zeit konnte der Umsatz mehr als verzwanzigfacht werden. China wurde für Qiagen – gemessen am Umsatz – zum drittgrößten Markt weltweit. Der Erfolg fußt auf einer starken Präsenz in einem riesigen und zudem hochkomplexen Markt. Einige der entscheidenden Erfolgsfaktoren sollen im Folgenden näher beleuchtet werden.

In China für China Aufgrund seiner riesigen und vielfältigen Bevölkerung weist China unterschiedliche Krankheitsmuster auf, aus denen ganz spezielle Anforderungen an die Gesundheitsversorgung erwachsen. China als homogenes Land zu betrachten, ist ein Fehler. Betrachtet man Statistiken wie das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, offenbart sich ein völlig anderes Bild: das einer großen Ungleichheit. Im Grunde lässt sich China als Kombination aus westeuropäischen, osteuropäischen und afrikanischen Komponenten betrachten. In einer von so eklatanten Unterschieden geprägten Gesellschaft ist es für internationale Unternehmen besonders wichtig, sich auf marktrelevante Innovationen und die speziellen Gesundheitsbedürfnisse der Menschen zu konzentrieren, in deren Dienst sie stehen. Einerseits sind viele moderne Technologien dank des rapiden Wirtschaftswachstums für die chinesische Bevölkerung leichter zugänglich geworden. Andererseits aber lebt ein Großteil der Menschen weiterhin unterhalb der Armutsgrenze und weicht in seinen Bedürfnissen stark vom Rest des Landes ab.

Wahre Bedürfnisse des Marktes nachvollziehen Zudem sind Vertriebsleistungen und Kundenerwartungen in China dynamisch. Pro-

dukte, die für westliche Märkte entwickelt wurden, sind häufig nicht für den chinesischen Markt geeignet. Kunden akzeptieren bisweilen eine 80%-ige Produktleistung bei Halbierung des üblichen Preises. Internationale Unternehmen, die ausschließlich für westliche Industrienationen oder das Premiumsegment produzieren, können die wahren Bedürfnisse des lokalen Marktes möglicherweise nie ganz nachvollziehen. Qiagen hat sich darauf eingestellt und vermarktet sowohl international entwickelte Technologien als auch an lokale Bedürfnisse angepasste Produkte. So kann mit lokaler Forschung und Entwicklung und Fertigung das gesamte Technologiespektrum abgebildet werden. „Qiagen – Made in China“ sind zum Beispiel spezielle Nachweise für HIV, Hepatitis C (HCV), Hepatitis B (HBV) oder Tuberkulose (TB) sowie Tests und Komponenten für die Erkennung und die Vorbeugung von Pandemien. Qiagen hat als erstes Unternehmen Tests zur eindeutigen Diagnose der Vogelgrippe (H5N1) und des Schweren Akuten Respiratorischen Syndroms (SARS) sowie einen Schnelltest für die Influenza A (H1N1) auf den Markt gebracht.

Abkehr von traditionellen Methoden Diese zielgerichtete, auf die örtlichen Besonderheiten ausgerichtete Strategie eröffnet viele Möglichkeiten, den Markt noch stärker zu durchdringen. In China und anderen Schwellenländern sieht nicht nur Qiagen, sondern die gesamte Pharmaindustrie die Möglichkeit für eine schnelle Umstellung auf innovative Probenvorbereitungs- und Testtechnologien. Ähnlich wie in weiten Teilen des Landes direkt in den Aufbau eines modernen Mobilfunknetzes anstatt in Festnetztelefone investiert wurde, vollzieht sich der Wechsel von traditionellen Methoden zugunsten molekulaItranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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rer Technologien. Die Bereitstellung innovativer, an den lokalen Markt angepasster Technologien ist gleichwohl nur der erste Schritt – es gilt gleichzeitig sicherzustellen, dass diese Lösungen für alle Menschen zugänglich sind. Angesichts der enormen Größe Chinas arbeitet Qiagen kontinuierlich daran, seine Beziehungen zu Vertriebspartnern vor Ort, zur Regierung, zu Nichtregierungsorganisationen und vielen anderen Partnern auszubauen. Ein ganz neuer Impuls mit viel Synergiepotential ergibt sich aus dem jüngsten Bestreben der chinesischen Regierung nach einer Gesundheitsreform.

Präventiv-Methoden Diese Reform wird mit vielen positiven Änderungen einhergehen, darunter der Vergrößerung der Versichertenbasis und Erhöhung des Prämienaufkommens. Zugleich widmet die Regierung sich verstärkt der gesundheitlichen Absicherung der Landbevölkerung. Diese Bemühungen können den Zugang zu modernen Technologien für mehr Menschen ermöglichen und so deren Verbreitung befördern. Weiterhin wird der Wissensstand der Bevölkerung zum Thema Krankheiten erhöht, so dass ein Wandel in Richtung Prävention eingeleitet werden könnte. Das wäre nichts weniger als die Abkehr vom traditionellen Konzept der symptombezogenen Therapie. Öffentliche Investitionen in das Gesundheitswesen sowie die Förderung lokaler Innovationen bilden ebenfalls einen Teil der Reform. Dies mag als Wettbewerbsförderung interpretiert werden; angesichts der geringen Marktdurchdringungsraten bereitet ein solcher Ansatz aber einheimischen und ausländischen Unternehmen gleichermaßen den Weg. Überall in Asien und insbesondere in China stößt man auf enorme Anforderungen und Chancen. Erfolgreiche Unternehmen müssen die Anforderungen von lokalen Märkten verstehen und ihnen gerecht werden können. In einem so komplexen und unbeständigen Land wie China müssen erfolgreiche Player Mittelwege finden und sich hinterfragen: Wie agiere ich zwischen lokalen Geschäftsmethoden und internationalen Standards, zwischen östlicher und westlicher Kultur, zwischen wegbereitenden Innovationen und moderaten Preisen. Gleichzeitig darf dabei die globale Wettbewerbsfähigkeit nicht aus dem Blick geraten. Das Thema China findet sich auch auf der Agenda der vierten „DVFA Life Sciences Conference“ am 17. Mai in Frankfurt am Main zum Thema „Going East – Going West“. M

LL IntervIew

China: „20 bis 30% Wachstum pro Jahr“ L transkript

Sie kommen gerade von einer mehrwöchigen China-Reise, während der Sie den chinesischen Markt studiert haben. Welche Eindrücke bringen Sie mit?

Manns Mit der 2009 begonnenen Reform ist der chinesische Gesundheitsmarkt für westliche Firmen noch interessanter geworden. Von 2009 bis 2011 investiert die Regierung mehr als 90 Mrd. Euro in das Gesundheitssystem. Die Hälfte davon fließt in Infrastruktur­ maßnahmen – also Krankenhäuser vor allem im ländlichen Gebiet. Die andere Hälfte wird in den Aufbau eines Krankenversicherungs­ systems investiert. Derzeit sind zwar schon 90% der Chinesen krankenversichert, das allerdings nur rudimentär.

L transkript

Dr. Markus Manns, UNION Investment Markus Manns ist Senior Fondsmanager bei Union Investment. Er ist zudem einer der Vorsitzenden des DVFA Committe Life Science. In dieser Rolle spricht er auf der DVFA Life Science Conference am 17. Mai in Frankfurt/ Main zum Thema „Going East“.

Wie stellt sich der chinesische Pharmamarkt dar?

Manns

Manns

Einheimische Unternehmen sind noch immer recht klein. Daher ist die Landschaft unübersichtlich und zersplittert. Laut IMS Health sind unter den zehn größten Unter­ nehmen mit Pfizer, AstraZeneca, Bayer, Sanofi­ Aventis, Roche und Novartis immerhin sechs westliche zu finden. Auch in den meisten In­ dikationen dominieren westliche Konzerne. So hat etwa Novo Nordisk am Insulin­Markt einen 70%­igen Anteil – und das bei Preisen, die nur unwesentlich unter den europäischen liegen.

Die Wachstumsperspektiven für große westliche Konzerne mit etablierten Marken sind exzellent, denn die Qualität der einheimischen Medikamente schwankt. Zwar hat die Regierung die GMP­Richtlinien verschärft, allerdings mit einer fünfjährigen Übergangszeit. Die großen Konzerne haben mit ihren etablierten Marken große Vorteile. Bei aller Euphorie bleibt China eine staatlich gelenkte Wirtschaft. Die Preise für Medi­ kamente werden regelmäßig gekürzt.

L transkript

L transkript

Wo sind chinesische Unternehmen stark?

Manns Sie dominieren vor allem bei Stents – also Gefäßstützen. Hier haben chinesische Unternehmen einen Marktanteil von annähernd 80%. Interessant ist, dass die traditionelle chinesiche Medizin immer noch großen Zuspruch findet. Kräuterheilmittel und ähnliche Therapien sind vor allem in ländlichen Gebieten begehrt und machen immer noch 30% des Marktes aus. Die Wachstumsraten sind mit 20 bis 30% pro Jahr beachtlich – wie eigentlich im gesamten chinesischen Pharmamarkt.

L transkript

Also tatsächlich paradiesische Zustände?

Lohnt es sich, in chinesische Pharmaunternehmen zu investieren?

Manns Es gibt einige börsennotierte Konzerne, die allerdings auch ihren Preis haben. So weist das Medizintechnik­Unternehmen Shangdong Weigao für 2011 bei einer Marktkapitalisierung von 5 Mrd. US­$ ein Kurs­Gewinn­Verhältnis von 27 aus. Der Medikamenten­Großhändler Sinopharm ist mit 6,6 Mrd. US­$ und einem KGV von 32 bewertet. Die gelisteten Player erhalten leichter Zugang zu Kapital, so dass sie die Konsolidierung der Landschaft mit ihren mehr als 4.000 Unternehmen – allein im Medikamentenvertrieb – aktiv vorantreiben werden. Das ist ein Anliegen der chinesischen Regierung, die noch an vielen gelisteten L Unternehmen beteiligt ist. Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Börse LLL

Kurse im BlicK

Spannendes Jahr 2011 An Spannung ist das Biotech-Börsenjahr 2011 nicht zu überbieten. Viele Firmen könnten vor Wendepunkten in ihrer Entwicklung stehen. Dass die Übersicht der börsengelisteten Biotech-Unternehmen in Österreich, der Schweiz und Deutschland auf den folgenden Seiten im kommenden Jahr noch genauso aussehen wird, ist sehr unwahrscheinlich. Mit MediGene und Sygnis haben allein zwei Firmen angekündigt, sich nach Übernahmen oder Fusionen umzusehen. Ob nun als Käufer oder Gekaufter wird davon abhängen, ob es MediGene schafft, einen potenten Lizenzpartner für EndoTAG an Land zu ziehen. Im Falle von Sygnis hoffen das Management und die Investoren auf positive Phase II-Daten in der zweiten Jahreshälfte. Auch Paion hat für das laufende Jahr einen kommerziell bedeu-

tenden Lizenzvertrag für eines der PipelineProjekte versprochen. Zu den Unternehmen, für die 2011 ein Schicksalsjahr werden könnte, gehört auch die Münchener Wilex AG, deren Phase III-Ergebnisse für den NierenkrebsAntikörper Rencarex zu Anfang der zweiten Jahreshälfte erwartet werden. Es bleibt zudem spannend, ob profitable Unternehmen wie MorphoSys oder Evotec aus den getätigten Übernahmen weiteres Kapital schlagen können und eventuell sogar weiter einkaufen. Dass die europäischen Biotech-Unternehmen weiter an Reife gewonnen haben, zeigt auch, dass immer mehr Zulassungsanträge eingereicht werden. Das ist etwa bei der Leverkusener Biofrontera AG der Fall, die im Herbst die Entscheidung der EMA erwartet. Im Erfolgsfall könnte das Unternehmen von den In-

Actelion Ltd.

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vestitionen in BF-200 ALA Kapital schlagen. Auch die Schweizer Santhera AG will in diesem Jahr einen Zulassungsantrag in einer neuen, ophtalmologischen Indikation einreichen, nachdem der Hoffnungsträger Fipamezole bei Friedreichs Ataxie gescheitert ist. Im vergangenen Jahr sind mit Intercell und Actelion überraschenderweise zwei erfolgsverwöhnte Unternehmen ins Straucheln geraten. Während Actelion sich eines aufmüpfigen Großaktionärs erwehren muss, steht das Intercell-Management davor, die Pipeline wieder in Bereiche zu führen, in denen sie vor dem Scheitern des Phase III-Projektes schon einmal war. Die folgenden Seiten bieten einen Überblick, über die möglichen Kurstreiber des laufenden Jahres. Dahinter folgt eine Übersicht noch nicht börsennotierter Firmen. L

ISIN: CH0010532478 42.00 41.00 40.00 39.00

Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

5,18 Mrd. + 19,31%

38.00 37.00 36.00 35.00 34.00 33.00 32.00 31.00 30.00 29.00 10

May

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Addex Pharmaceuticals AG

Mar

Apr

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ISIN: CH0029850754 9.25 9.00 8.75 8.50 8.25 8.00 7.75 7.50 7.25 7.00 6.75

10

May

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Mar

Die Schweizer Actelion ist eines der erfolgreichsten Biotech-Unternehmen Europas. Trotzdem erwartet die Firma am 5. Mai einen Schicksalstag. Auf der Hauptversammlung des Unternehmens wird der größte Aktionär Elliott Advisors versuchen, den Verwaltungsrat mit eigenen Kandidaten zu besetzen und so einen Verkauf der Firma zu erzwingen. Actelion hatte zuletzt einige Fehlschläge und einen sinkenden Aktienkurs zu verkraften. Ende des Jahres könnte sich die Stimmung bessern. Die Ergebnisse von drei Phase III-Studien werden erwartet.

Apr

Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

49,78 Mio. – 17,47%

Ein Jahr des Umbruchs hat die Schweizer Addex Pharmaceuticals AG hinter sich, nachdem Ende 2009 der Hoffnungsträger des Unternehmens in einer Phase II-Studie gescheitert war. In der Folge wurden die Entwicklungsausgaben um mehr als 20% gesenkt. Zudem konnten vom US-Investor Biotechnology Value Fund rund 20 Mio. CHF in das Unternehmen geholt werden. Die Finanzierung reicht nun bis ins Jahr 2013. So richtig spannend wird es erst wieder 2012, wenn die Phase IIErgebnisse für das Parkinson-Mittel Dipraglurant erwartet werden.

Stichtag 19.04.2011, Quelle: Thomson Financial, Angaben ohne Gewähr Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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4SC AG Medikamentenentwickler ISIN: DE0005753818 Marktkapitalisierung: 156 Mio. EUR Marktsegment: Prime Standard KGVe: – Umsatz: 1,0 Mio. EUR Ergebnis: –10,3 Mio. EUR Bild und Text: 4SC AG

Performance 1 Jahr: 24%

Gezielt auf hohen Patientennutzen Die bayerische 4SC AG erforscht und entwickelt niedermolekulare Medikamente im Bereich der Autoimmun- und Krebserkrankungen – Indikationen mit einem hohen medizinischen Bedarf. Die gezielt wirkenden Therapien sollen durch bessere Wirksamkeit und geringere Nebenwirkungen überzeugen und dadurch den speziell dafür ausgewählten Patientengruppen einen höheren Nutzen und neue Hoffnung bieten.

Small-Cap-Unternehmen im Biotechnologiesektor in Europa. Die Forschungsabteilung der 4SC AG ist darauf ausgerichtet, neue innovative Medikamentenkandidaten für die Produktpipeline hervorzubringen. Die Forschungsaktivitäten helfen dem Unternehmen, darüber hinaus, ein fundiertes Verständnis über Krankheitsursachen und -verlauf sowie die Auswirkungen im Körper zu generieren. Dabei wird die Antwort des Immunsystems auf externe Signale, wie zum Beispie bei Infektionen, über sogenannte Signalmechanismen reguliert.

Acht Pipeline-Programme Die klinische Produktpipeline der 4SC AG beinhaltet aktuell acht Entwicklungsprogramme, darunter fünf Phase-II-Studien und drei Phase-I-Programme. Damit verfügt das Unternehmen über eine nachhaltige, breite und ausbalancierte Pipeline und zugleich über eine der umfangreichsten Produktportfolios bei den 4 SC

Neue Mechanismen und Biomarker 4SC erforscht die gezielte Beeinflussung und Steuerung von Signalwegen durch neue Wirkstoffe, die mittels Methoden der Medizinalchemie generiert werden. Gleichzeitig werden neue jeweils entsprechende Diagnosemetho-

4/1610 – 4/15/10

4.00 4.75

4.50

4.25

4.00

3.75

3.50

3.25

3.00

2.75 10

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Liquide Mittel: 20,1 Mio. EUR

Apr

Kompakt: 4SC entwickelt Wirkstoffe gegen Autoimmunerkrankungen und Krebs. Allein im laufenden Jahr wird der Proof-of-concept in drei Indikationen erwartet: Vidofludimus soll die Wirksamkeit bei der Therapie rheumatoider Arthritis beweisen; Resminostat könnte seine Tauglichkeit bei der Therapie von Leberkrebs und Hodgkin Lymphomen andeuten. Finanziert wird 4SC unter anderem von den Brüdern Strüngmann.

den und Biomarker erforscht. Die Erkenntnisse fließen in den weiteren klinischen Entwicklungsprozess der Medikamente ein. Durch den Einsatz von Biomarkern in der klinischen Entwicklung soll erreicht werden, dass Patienten vor dem Beginn fortgeschrittener, umfangreicher klinischer Studien gezielt ausgewählt werden können sowie der Therapieverlauf präzise und engmaschig beobachtet werden kann. Die Erfolgswahrscheinlichkeit soll so gesteigert werden, da nur solche Personen an der Studie teilnehmen, die voraussichtlich positiv auf die Prüfmedikation reagieren. Je deutlicher der positive Effekt ist, desto kleiner kann aus statistischen Gründen die Zahl der Studienteilnehmer sein. Dies erhöht die Effizienz klinischer Prüfungen und der gesamten Wirkstoffentwicklung. 4SC adressiert ausschließlich Märkte mit großem Potential. Die einzelnen Entwicklungsprogramme sind für die Pharmaindustrie von besonderem Interesse. Im April 2011 wurde eine exklusive Lizenzvereinbarung mit Yakult Honsha, dem japanischen Marktführer bei der Entwicklung von gastrointestinalen Krebsmedikamenten, unterzeichnet. Die Vereinbarung beinhaltet die Entwicklung und Kommerzialisierung von Resminostat in Japan. L

Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Agennix AG

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ISIN: DE000A1A6XX4 5.00

Marktkapitalisierung:

4.75 4.50

Jahresperformance:

145,81 Mio. – 28,98%

4.25 4.00 3.75 3.50 3.25 3.00 2.75

10

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Basilea Pharmaceutica AG

Mar

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Agennix ist der Nachfolger der ehemaligen GPC Biotech AG. Die Strategie der beiden ist gleich: Entwicklung eines Wirkstoffs bis zum Ende der Phase III. Das ist teuer. Doch dank finanzkräftiger Investoren wie Dietmar Hopp konnte die Firma zuletzt mit einer Kapitalerhöhung rund 76 Mio. Euro einnehmen. Dieses Kapital trägt die Gesellschaft bis ins Jahr 2013. Ob die Strategie aufgeht, wird sich erst 2012 zeigen, wenn die ersten Ergebnisse einer Phase III-Studie des Hoffnungsträgers Talactoferrin gegen Lungenkrebs erwartet werden.

ISIN: CH0011432447 59.00 58.00

Marktkapitalisierung:

519,61 Mio.

57.00 56.00 55.00 54.00 53.00 52.00 51.00 50.00 49.00 48.00 47.00 46.00 45.00 44.00 43.00 42.00 41.00 10

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Co.don AG

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Jahresperformance:

– 3,61%

130 Mio. US-$ hat die Schweizer Basilea von ihrem Ex-Partner Johnson & Johnson erhalten. Damit sieht ein Schiedsgericht den Schaden kompensiert, den eine schlampig ausgeführte Phase III-Studie mit dem Antibiotikum Ceftobiprol verursacht hat. Nach gescheiterter Zulassung will Basilea nun mit den Regulierungsbehörden die Planungen einer neuen Studie abstimmen. Nachdem der Umsatz mit dem zugelassenen Mittel Toctino in Europa langsam steigt, könnten erfolgreiche Phase III-Tests in den USA der Aktie Ende des Jahres Rückenwind verleihen.

ISIN: DE0005173603 1.60 1.55 1.50 1.45 1.40

Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

17,52 Mio. + 25,00%

1.35 1.30 1.25 1.20 1.15 1.10 1.05 1.00 0.95 0.90 0.85 0.80 0.75 10

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Cytos AG

Mar

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ISIN: CH0011025217 13.00 12.50 12.00 11.50 11.00 10.50 10.00 9.50 9.00 8.50 8.00 7.50

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Die Co.don AG ist ein Tissue Engineering-Spezialist. Hauptprodukte sind Präparate zur autologen Knorpelzelltransplantation sowie zur Bandscheibenzelltransplantation. Um eine europaweite Zulassung für die Produkte zu erhalten, muss das Unternehmen umfangreiche klinische Studien durchführen. Im vergangenen Jahr investierte der Brahms-Gründer Bernd Wegener in die Firma, deren Geld derzeit noch bis zum Sommer ausreicht. Mitte April begann die Zeichnungsfrist für eine umfangreiche Kapitalerhöhung, mit der die Studien finanziert werden sollen.

Apr

Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

47,69 Mio. + 7,74%

Bis zum Februar 2012 ist der Schweizer Impfstoffspezialist Cytos finanziert. Dann wird eine Wandelanleihe fällig, die das Unternehmen bedienen muss. Analysten erwarten „Cash-generierende“ Ereignisse wie Lizenzverträge oder eine Kapitalerhöhung. 2010 erlebte sogar ein totgeglaubter Wirkstoffkandidat noch einmal eine Auferstehung: der AntiRaucherimpfstoff NIC002. Der hatte in einer Phase II-Studie den primären Endpunkt verfehlt. Zwei US-Universitäten testen den Ansatz jetzt an 65 Patienten erneut. Bezahlt wird das Ganze vom amerikanischen NIH.

Stichtag 19.04.2011, Quelle: Thomson Financial, Angaben ohne Gewähr Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Biofrontera AG Dermatologie-Spezialist ISIN: DE0006046113 Marktkapitalisierung: 32,5 Mio. EUR Marktsegment: Prime Standard KGVe: – Umsatz: 406.000 Euro (2010) Ergebnis: – 7,7 Mio. Euro (2010) Bild und Text: Biofrontera AG

Liquide Mittel: 692.000 Euro (2010)

Innovative Dermatologie-Präparate Die Vielfalt der Aufgaben der Haut führt zu sehr verschiedenen Fehlfunktionen, durch die dauerhafte Hautkrankheiten ausgelöst werden können. Betroffene haben einen enormen Leidensdruck, der durch heute verfügbare Medikamente häufig nur unzureichend gelindert wird. Durch die Zunahme von Allergien und Lichtschäden sowie ein gesteigertes kosmetisches Bewusstsein in der Bevölkerung entsteht ein stark wachsender Spezialpharmamarkt, welcher derzeit durch kleine und mittelgroße Pharmaunternehmen bedient wird. Dieses Potential möchte Biofrontera nutzen und entwickelt innovative Produkte zur Pflege und Heilung der Haut. Biofronteras marktnächstes pharmazeutisches Entwicklungsprodukt BF-200 ALA kombiniert 5-Aminolävulinsäure (ALA) mit einer innovativen Nanoemulsion. Das Gel wird zur Behandlung von aktinischer Keratose, einer oberflächlichen, sehr häufigen Form von HautB8F BIOFRONTERA

Performance 1 Jahr: 8%

krebs entwickelt. Zur Behandlung der aktinischen Keratose wird BF-200 ALA mit einer kurzen Lichtbehandlung kombiniert (photodynamische Therapie, PDT). BF-200 ALA wurde in zwei Phase III-Studien erfolgreich getestet. Das Produkt zeigte hervorragende Heilungserfolge (bis zu 96% aller Patienten waren von allen Keratosen befreit). Beim Vergleich gegenüber dem besten in Deutschland erhältlichen Konkurrenzpräparat konnte eine signifikant bessere Wirksamkeit nachgewiesen werden. Auf der Basis der hervorragenden klinischen Studienergebnisse startete im September das zentralisierte europäische Medikamentenzulassungsverfahren, nachdem die europäische Behörde diesen Zulassungsweg wegen des besonderen Innovationsgrades von BF-200 ALA erlaubt hatte. Biofrontera rechnet nach positiven Zwischenberichten mit der Zulassung im Herbst 2011. Es ist geplant, die Vermarktung in Deutsch-

4/16/10 – 4/15/11

2.90 +0.00 2.90 2.80 2.70 2.60 2.50 2.40 2.30 2.20 2.10 2.00 1.90 1.80

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May

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Kompakt: Biofrontera hat sich zur Aufgabe gemacht, die Haut als Visitenkarte des Menschen unter Beachtung ästhetischer Bedürfnisse zu heilen und zu pflegen. Die zentralisierte Zulassung für BF-200 ALA, ein Präparat zur Hautkrebsbekämpfung, wurde im September 2010 eingereicht. Mit der EU-weiten Zulassung wird im Herbst 2011 gerechnet. Das Wirkkosmetikum Belixos® wurde im Oktober 2009 in den Markt eingeführt.

land selbst zu übernehmen, für andere EULänder und den internationalen Markt führt Biofrontera Verhandlungen mit geeigneten Vertriebspartnern. Neben BF-200 ALA sind Biofronteras wichtigste Medikamentenentwicklungen die Produkte BF-derm1 gegen schwere chronische Urtikaria (Nesselsucht) und BF-1 zur Vorbeugung bei häufigen Migräneanfällen. Für BF-derm1 wurde die gute Wirkung bei dieser schwer zu behandelnden Krankheit in einer Phase II-Studie belegt. Kürzlich hat Biofrontera sein Wirkkosmetikum Belixos® auf den Markt gebracht – eine Creme zur Intensivpflege von juckender, schuppiger und geröteter Haut, in der pflanzliche Aktivstoffe aus der traditionellen Naturheilkunde mit einer patentierten Darreichungsform kombiniert werden. Verschiedene dermatologische Prüfungen konnten die symptomlindernde Wirkung und die Verträglichkeit von Belixos® eindrucksvoll belegen. Belixos® wird derzeit in Deutschland über Apotheken und einen Onlineshop vertrieben. Die Vermarktung in den arabischen Ländern Nordafrikas und des Mittleren Ostens wird seit Herbst 2010 durch Itrom Trading Drug Store, Dubai, organisiert. L

Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Kapital & BĂśrse

CytoTools AG

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ISIN: DE000A0KFRJ1 21,25

20,00

18,75

17,50

16,25

15,00

13,75 10

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Mar

Evotec AG

Apr

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Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

21,19 Mio. – 40,34%

Mit Biotechnologie-Beteiligungen beschäftigt sich die im Freiverkehr gelistete CytoTools. An der DermaTools Biotech GmbH werden 49,9 % gehalten, an der CytoPharma GmbH 46%. Die dritte Portfolio-Firma TemplaTech wurde im vergangenen Jahr mit CytoPharma verschmolzen. Die grĂśĂ&#x;ten Hoffnungen ruhen auf DermaProC, einem Wundheilungspräparat. In Deutschland wird es in einer Phase II-Studie getestet. 2010 wurde eine KapitalerhĂśhung abgeschlossen. Zu deren Volumen oder zum Ausgabepreis der Aktien gab es keine Angaben.

ISIN: DE0005664809 3.40 3.30

Marktkapitalisierung:

362,95 Mio.

3.20 3.10 3.00 2.90 2.80 2.70 2.60 2.50 2.40 2.30 2.20 2.10 2.00 10

1.90 May

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Evolva SA

Mar

Apr

Jahresperformance:

+ 55,45%

Zum ersten Mal in der Firmengeschichte hat Evotec einen Gewinn erzielt. Mit 1,7 Mio. Euro fällt dieser zwar bescheiden aus, dafĂźr soll das Unternehmen aber auch im laufenden Jahr profitabel sein. Damit trägt der „Action Plan 2012“ schon heute FrĂźchte. FĂźr die Hamburger ist es jetzt entscheidend, den positiven Trend durch Partnerschaften mit neuen Kunden zu untermauern. Hier kĂśnnten die neuen Technologien helfen, die durch die Ăœbernahmen von Develogen und Kinaxo ins Haus gekommen sind. Der eigenen Prognose zufolge sollte Evotec Ende 2011 65 Mio. Euro in der Kasse haben.

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ISIN: CH0021218067 3,00

Marktkapitalisierung:

204,32 Mio.

2,80 2,60 2,40 2,20 2,00 1,80

1,60

1,40

10

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HBM Bioventures AG

Mar

Jahresperformance:

– 53,65%

Wohl kaum eine Biotech-Firma in Europa hat eine so breite Kundenbasis wie die Schweizer Evolva SA. Die Firma, die 2009 in den BÜrsenmantel der gescheiterten Arpida schlßpfte, zählt sowohl das US-Verteidigungsministerium als auch den Pharmakonzern Roche oder die BASF zu ihren Kunden. Zuletzt ßbernahmen die Schweizer ihren Partner Abundant. Analysten kritisierten, der Deal sei teuer. Neben der Entwicklung eigener Medikamente kann Arpida nun auch Zuckerersatzstoffen produzieren.

Apr

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ISIN: CH0012627250

Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

363,94 Mio. + 6,70%

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Die Schweizer HBM Bioventures hat im vergangenen Jahr einige Exits realisiert. Der grĂśĂ&#x;te war der Verkauf der Beteiligung am Schweizer Pharmaunternehmen Pharma Swiss, das fĂźr 350 Mio. Euro an die US-amerikanische Valeant Pharmaceuticals veräuĂ&#x;ert wurde. Insgesamt erlĂśste der Schweizer Investor 93 Mio. Euro, 41,9 Mio. Euro davon konnte HBM als Gewinn verbuchen. Wie etwa auch BB Biotech ist die Aktien von HBM Bioventures mit einem Abschlag auf den inneren Wert, also die Summe aller Beteiligungen, zu haben. Im Falle von HBM sind das rund 27%.

Stichtag 19.04.2011, Quelle: Thomson Financial, Angaben ohne Gewähr Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

46-58_tk5_11_Eigen_Spezial_BoĚˆrsenteil_pad.indd 50

21.04.2011 14:01:07 Uhr


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51

Advertorial

Epigenomics AG Diagnostika ISIN: DE000A0BVT96

Bild und Text: Epigenomics AG

Marktkapitalisierung: 72 Mio. EUR

ECX EPIGENOMICS

1.70 2.60 2.50 2.40 2.30 2.20 2.10 2.00 1.90 1.80 1.70 1.60

10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Umsatz: 1,80 Mio. EUR Ergebnis: – 11,50 Mio. EUR

Performance 1 Jahr: – 35%

krativen Nischen. Für die Vermarktung seiner Produkte bedient sich Epigenomics einer dualen Strategie aus Direktvertrieb und nicht exklusiver Lizenzierung an führende Unternehmen in der Diagnostikindustrie. Epi proColon, das Schlüsselprodukt des Unternehmens, ist ein Bluttest für Darmkrebs, der im Oktober 2009 als erstes IVD-Produkt in Europa eingeführt wurde. Der Epi proColon-Test, der auf Epigenomics‘ patentgeschütztem Biomarker m SEPT9 basiert, ist der weltweit erste CE-gekennzeichnete Test für die Früherkennung von Darmkrebs in einer einfachen Blutprobe. Der Test wird von Epigenomics direkt und durch Vertriebspartner an molekulardiagnostische Labore in Europa und dem Nahen Osten verkauft. Lizenzpartner Abbott vermarktet seit Ende 2009 in Europa und Asien/Pazifik einen Septin9-Bluttest für Darmkrebs unter dem Markennamen Abbott Real4/16/09 – 4/15/11

KGVe: –

Liquide Mittel: 24,60 Mio. EUR

Darmkrebs-Früherkennung leicht gemacht – global Früh behandelt sind die Aussichten eine Krebserkrankung zu überleben, am besten. Eine Schlüsselrolle fällt hier der molekularen Diagnostik zu. Epigenomics ist ein Molekulardiagnostik-Unternehmen, dessen Schwerpunkt auf der Entwicklung und Vermarktung von in vitro-diagnostischen (IVD-)Tests für die Früherkennung und Diagnose von Krebs liegt. Diese Tests basieren auf Blut- oder anderen routinemäßig gewonnenen Proben und zielen auf eine möglichst frühzeitige Erkennung von Krebs – noch vor dem Auftreten erster Symptome – sowie der akkurateren Diagnose der Krankheit ab. Epigenomics’ Portfolio umfasst zugelassene Produkte sowie erfolgversprechende Projekte in der Entwicklungspipeline, die allesamt auf Bereiche abzielen, in denen der medizinisch-diagnostische Bedarf weitgehend ungedeckt ist, sowohl in Massenmärkten als auch in lu-

Marktsegment: Prime Standard

Mar

Apr

Kompakt: Epigenomics‘ Produkte zielen auf die Früherkennung, Diagnose und Prognoseeinschätzung von Darm-, Lungen- und Prostatakrebs ab. Der Septin9-Test, ein blutbasierter Darmkrebs-Früherkennungstest, ist bereits seit 2010 in Europa, USA, Kanada und Asien/Pazifik verfügbar.

Time mS9. Auch Partner Quest Diagnostics stellte seinen laborentwickelten Bluttest für Septin9, ColoVantage™, zur Unterstützung des Nachweises von Darmkrebs im vergangenen Jahr in den USA vor, gefolgt von Partner ARUP Laboratories (USA) und Warnex (Kanada). Seit 2010 ist Epigenomics’ Schlüsselprodukt somit in wichtigen Diagnostikmärkten verfügbar. Derzeit arbeitet Epigenomics an einer zweiten Produktgeneration, Epi proColon® 2.0 mit weiter verbesserter klinischer Leistungsfähigkeit, die noch in diesem Jahr auf dem europäischen Markt eingeführt und vor Jahresende bei der FDA zur Zulassung eingereicht werden soll. Zuvor rechnet das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte 2011 im Rahmen der Produktentwicklung mit Ergebnissen aus seiner Fall-Kontroll-Studie sowie der prospektiven Evaluierung des Produkts in einer Screening-Kohorte von fast 8.000 Probanden. Gleichzeitig arbeitet das Epigenomics zusammen mit seinen Lizenzpartnern an der Berücksichtigung des Tests in den Krebs-Früherkennungsrichtlinien und der Kostenerstattung in Schlüsselmärkten, darunter Deutschland und die USA. Als zweites IVD-Produkt führte das Unternehmen zudem Mitte 2010 einen Test zur Bestätigung des Verdachts auf Lungenkrebs, Epi proLung®, ein. L

Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

51_tk5_11_FP_Spezial_Epigenomics.indd 51

20.04.2011 18:37:11 Uhr


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Kapital & Börse

Intercell AG

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ISIN: DE000A0JJ4L4 21.00

Marktkapitalisierung:

294,71 Mio.

20.00 19.00 18.00

Jahresperformance:

– 72,59%

17.00 16.00 15.00 14.00 13.00 12.00 11.00 10.00 9.00 8.00 7.00 10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Lonza AG

Mar

Apr

powered by

Der erfolgsverwöhnten Wiener Intercell AG weht derzeit der rauhe Wind der Medikamentenentwicklung entgegen. Nachdem das Unternehmen jahrelang fast ausschließlich Erfolgsmeldungen produzierte, platzten Ende des vergangenen Jahres die Hoffnungen bezüglich eines Impfstoffpflasters gegen Durchfall. Vor kurzem wurde auch eine klinische Studie mit einem Impfstoff gegen Staphylococcus aureus angehalten. Ob die Tests mit der Vakzine wieder aufgenommen werden können, ist nicht sicher.

ISIN: CH0013841017 70.00

Marktkapitalisierung:

2,99 Mrd.

67.50

65.00

62.50

60.00

57.50

55.00

52.50

50.00 10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

MagForce AG

Mar

Apr

powered by

Jahresperformance:

– 1,77%

Die Schweizer Lonza AG erwirtschaftet mehr als 90 % ihres Umsatzes in den Life Sciences, vor allem mit Auftragssynthesen und der Lohnherstellung von Biopharmazeutika. So richtig kommt das Unternehmen aber nicht in Gang. Vor allem der starke Franken macht dem global agierenden Konzern zu schaffen. 2010 sank der Umsatz um 0,4% auf 2,6 Mrd. CHF. Auch in den kommenden Jahren erwarten die Analysten keine großartigen Sprünge. Der Gewinn stieg um 2,3% auf 643 Mio. CHF. Lonza hat ein Sparpaket in Höhe von 70 Mio. CHF angekündigt.

ISIN: DE000A0HGQF5 45.00

Marktkapitalisierung:

110,99 Mio.

42.50 40.00

Jahresperformance:

– 33,72%

37.50 35.00 32.50 30.00 27.50 25.00 22.50

10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Mar

Apr

20.00

powered by

MediGene AG

Die Berliner MagForce will Krebs mit Biotechnologie, Nanotechnologie und Medizintechnik bekämpfen. Ummantelte Eisenoxidpartikel werden in den Tumor injiziert und mit Mikrowellen erhitzt. So soll die Entwicklung der bösartigen Geschwüre gestoppt werden. Nachdem im vergangenen Jahr die Zulassung erfolgte, soll 2011 der erste Patient außerhalb einer klinischen Studie behandelt werden. Zudem sollen weitere Zentren für die Therapie aufgebaut werden. Auch in einem weiteren EU-Land sollen Vermarktungsaktivitäten beginnen.

ISIN: DE0005020903 3.10 3.00

Marktkapitalisierung:

74,54 Mio.

2.90 2.80 2.70 2.60 2.50 2.40 2.30 2.20 2.10 2.00 1.90 1.80 1.70 10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Mar

Apr

Jahresperformance:

– 33,99%

Bewährungsprobe verschoben. Bereits zu Beginn des vergangenen Jahres warteten Anleger und Analysten darauf, dass MediGene einen Lizenzvertrag für das Krebsmittel EndoTAG abschließt. Sie warten noch heute. Auf der Haben-Seite steht, dass sich das Unternehmen eines ungünstigen Vertragswerks für das zugelassene Produkt Eligard entledigt hat. Das könnte dazu führen, dass die auf nur noch 50% der Belegschaft geschrumpfte MediGene 2011 einen Gewinn erwirtschaftet. Das Management sieht sich derzeit nach „strategischen Optionen“ um.

Stichtag 19.04.2011, Quelle: Thomson Financial, Angaben ohne Gewähr Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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21.04.2011 14:01:39 Uhr


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Kapital & Börse

MetrioPharm AG

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ISIN: CH0107076744 0.21 0.20

Marktkapitalisierung:

4,80 Mio.

0.19 0.18

Jahresperformance:

– 29,41%

0.17 0.16 0.15 0.14 0.13 0.12 0.11 0.10

10

0.09 May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Micromet Inc.

Mar

Apr

powered by

MetrioPharm ist seit März 2007 im Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse notiert. Das Unternehmen in Hennigsdorf bei Berlin entwickelt niedermolekulare Wirkstoffe. Fortschritte, die sich in positiven Nachrichten für die Aktionäre niedergeschlagen hätten, hat die Firma im vergangenen Jahr nicht gemacht. Zum Anfang des Jahres wurde erneut eine Kapitalerhöhung durchgeführt. In einem Newsletter, der im März an die Anleger verschickt wurde, berichtete das Management davon, Lizenzpartner auf der BIO-Europe Spring finden zu wollen.

ISIN: A0JMQD 6.25

Marktkapitalisierung:

373,91 Mio.

6.00 5.75

Jahresperformance:

– 27,43%

5.50 5.25 5.00 4.75 4.50 4.25 4.00 3.75 3.50 10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Mologen AG

Mar

Apr

powered by

Micromet Inc. ist eine im Kern deutsche Biotech-Firma – allerdings mit offiziellem Sitz in Maryland, USA, und einer Notierung an der Nasdaq. Die Forschung findet am Stammsitz München statt. Micromet gehört zu den bestfinanzierten Biotech-Unternehmen in Europa und beendete das vergangene Jahr mit rund 220 Mio. US-$ In der Kasse. Das könnte reichen, um den Hoffnungsträger Blinatumomab zur Therapie einer speziellen Form von Blutkrebs zur Zulassung zu bringen. Die Ergebnisse einer entsprechenden Studie werden allerdings erst 2013 erwartet.

ISIN: DE0006637200 9.75

Marktkapitalisierung:

107,15 Mio.

9.50

9.25

9.00 8.75

8.50

8.25 8.00

7.75

10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Mondobiotech AG

Mar

Apr

powered by

Jahresperformance:

– 10,82%

Aktionäre der Berliner Mologen AG warten gespannt auf das zweite Halbjahr des laufenden Jahres. Dann sollen die Ergebnisse einer kombinierten Phase II/III-Studie mit dem Darmkrebsmedikament MGN1703 veröffentlicht werden. Über eine Kapitalerhöhung konnte die Firma Anfang des Jahres rund 10 Mio. Euro von Investoren einwerben, so dass die Finanzmittel bis 2012 reichen sollten. Bis dahin könnte ein Lizenzpartner für MGN1703 gefunden werden. Mologen macht sich gerade daran, den Wert des Mittels zu erhöhen und weitere Indikationen zu testen.

ISIN: CH0101910732 90.00 85.00

Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

61,34 Mio. – 51,47

80.00 75.00 70.00 65.00 60.00 55.00 50.00 45.00 10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Mar

Apr

Mehr als 8 Mio. CHF hat die MondoBiotech AG in einer Kapitalerhöhung Anfang April eingenommen, um die Entwicklung ihrer Wirkstoffkandidaten zu finanzieren. Mit Hilfe von Internetrecherche und einem Netzwerk aus Fachleuten richtet die Firma bekannte Wirkstoffe für neue Indikationen aus. Dabei geht es ausschließlich um seltene Erkrankungen. Fünf klinische Projekte konnten an Pharmapartner auslizenziert werden. Die Mehrheit der Stimmrechte der Firma sind in einer Stiftung gebündelt, so dass eine Übernahme der Gesellschaft ausgeschlossen ist.

Stichtag 19.04.2011, Quelle: Thomson Financial, Angaben ohne Gewähr Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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21.04.2011 14:01:44 Uhr


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MorphoSys AG 80 Klinische Programm

70

Gesamtzahl

68

60

Marktkapitalisierung: 438 Mio. EUR

52 45

40 30

Marktsegment: Prime Standard

33

KGVe: 45

17

20

0

ISIN: DE0006632003

58

50

10

Antikörperentwickler

75

2

1 2005

Umsatz: 87 Mio. Euro

8

5

4

Ergebnis: 9,8 Mio. Euro

2006

2007

2008

2009

2010

Liquide Mittel: 108 Mio. Euro

MorphoSys-Pipeline macht großen Entwicklungssprung Im Jahr 2010 hat sich die therapeutische Antikörper-Pipeline der MorphoSys AG deutlich weiterentwickelt. Die Anzahl der Wirkstoffe in der klinischen Entwicklung verdoppelte sich im Lauf des Jahres 2010 von acht am Jahresbeginn auf 17 am Ende des Jahres. Nach Beendigung der derzeit laufenden Studien werden deutlich mehr als 1.000 Patienten und Studienteilnehmer HuCAL-Antikörper erhalten haben. Dies sei nicht nur ein Beweis für die erfolgreiche Vermarktung der Technologie, sondern ruft auch den Beitrag ins Gedächtnis, den die Firma für die Medizin erbringen werde, so Firmenlenker Dr. Simon Moroney. Unter diesen Programmen befinden sich eine Reihe von möglichen Blockbustern für so unterschiedliche Krankheitsbereiche wie Krebs, Rheuma und Alzheimer. MOR MORPHOSYS

Performance 1 Jahr: 17,90%

Im Geschäftsbereich Partnered Discovery, der alle therapeutischen Aktivitäten mit Partnerunternehmen bündelt, verlief das Jahr dementsprechend sehr erfolgreich. Fünf unterschiedliche Partner haben während des Jahres 2010 nicht weniger als acht Klinikgänge beantragt. Daneben rückten zwei Partnerprogramme von der Phase I in Phase II-Studien vor, wodurch die Anzahl der mit Partnern betriebenen Programme in der klinischen Phase II-Erprobung auf insgesamt fünf stieg.

Partner vor dem Proof of concept MorphoSys erwartet in den kommenden 12 bis 18 Monaten klinische Daten dieser Programme, von denen sich das Manage-

4/16/10 – 4/15/11

21.00 20.50 20.00 19.50 19.00 18.50 18.00 17.50 17.00 16.50 16.00 15.50 15.00 14.50 14.00 May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

ment den eindeutigen Beweis erhofft, dass aus diesen HuCAL-Antikörpern erfolgreiche Medikamente werden können. Insgesamt befinden sich gegenwärtig 15 Partnerprogramme in der klinischen Erprobung. Im laufenden Jahr sollen ein bis drei weitere hinzukommen.

Eigene Pipeline wächst

19.00 +0.01 21.50

10

Kompakt: Die MorphoSys AG ist ein Antikörperspezialist, der sowohl in Kooperation mit Partnern als auch auf eigene Faust, Medikamente entwickelt. Derzeit befinden sich 15 Wirkstoffe von Partnern in der Klinik. Das Unternehmen partizipiert am Erfolg der Kooperationen über Meilensteinprämien. Selbst entwickelt MorphoSys zwei klinische Programme, ein weiteres soll in den kommenden Wochen starten.

Feb

Mar

Apr

Darüber hinaus hat MorphoSys derzeit zwei firmeneigene Entwicklungsprogramme in der Klinik. Im Januar 2010 wurde der erste Patient in die klinische Studie der Phase Ib/ IIa für den am weitesten fortgeschrittenen Wirkstoff MOR103 gegen rheumatoide Arthritis aufgenommen. Operativ soll die Studie 2011 abgeschlossen, die finalen Daten dann 2012 veröffentlicht werden. Das kommerzielle Potential von MOR103 vergrößerte sich im Jahresverlauf zusätzlich: MorphoSys generierte präklinische Daten, die das Unternehmen zum Anlass nahm, Multiple Sklerose als zweiten Krankheitsbereich für die klinische Erprobung von MOR103 zu verfolgen. Hier soll im zweiten Halbjahr Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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20.04.2011 18:43:00 Uhr


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2011 eine Sicherheitsstudie der Phase Ib starten. Im Juni 2010 wurde das firmeneigene Produkt-Portfolio erstmals in der Firmengeschichte durch die Einlizenzierung eines Antikörpers von außen, genauer von der US-amerikanischen Firma Xencor, um einen klinischen Kandidaten erweitert. Dieses Programm befindet sich gegenwärtig in den Vereinigten Staaten in der klinischen Erprobung, mit einem ersten Forschungsschwerpunkt auf chronischer lymphatischer Leukämie. Der Antikörper beinhaltet eine Xencor-eigene Modifikation, die das Abtöten von Krebszellen noch verstärken könnte. MorphoSys geht davon aus, dass nach dem im Dezember 2010 erfolgten Antrag auf klinische Erprobung der Wirkstoff MOR202 im laufenden Jahr als dritter firmeneigener Antikörper die Klinik erreichen wird. Abgerundet wird das firmeneigene Produktportfolio durch eine Reihe von Programmen im Forschungsstadium sowie durch zwei laufende, gemeinsam mit Novartis betriebene Entwicklungsprogramme.

Technologiereformation oder Revolution? Der Erfolg des Unternehmens steht in engem Zusammenhang mit der firmeneigenen Technologieplattform, deren Herzstück die Antikörperbibliothek HuCAL ist. 2010 hat die MorphoSys AG gezeigt, dass sie weiterhin auch in technologischer Hinsicht richtungsweisend bleiben will und durch den Erwerb der Sloning BioTechnology GmbH ihre Plattform erweitert. Die weltweit führende Technologie von Sloning zur Erstellung von Proteinbibliotheken wurde umgehend in eine neue Plattform namens arYla zur Optimierung von Antikörpern integriert.

Forschung

Neuer Finanzvorstand Jens Holstein tritt zum 1. Mai die Nachfolge von Dave Lemus an, der sich anderen Aufgaben widmen wird. Holstein war zuvor regionaler Finanzvorstand für Europa & Mittlerer Osten der Fresenius Kabi AG und Managing Director der Fresenius Kabi Deutschland GmbH. Zuvor hatte er verschiedene Finanz- und Verwaltungspositionen innerhalb der Fresenius-Gruppe inne, bei der er seit 1995 beschäftigt war. Von 2006 bis 2010 war er als Regional Chief Financial Officer bei der Fresenius Kabi Asia Pacific Ltd. in Hongkong tätig. Zuvor war er unter anderem Geschäftsführer der Fresenius ProServe GmbH sowie Finanzvorstand und Arbeitsdirektor der Tochtergesellschaft Wittgensteiner Kliniken AG. Zudem verbrachte Jens Holstein sechs Jahre in der Unternehmensberatung, mit Positionen in Frankfurt und London.

MorphoSys geht davon aus, dass arYla durch die Erhöhung sowohl der Geschwindigkeit als auch der Erfolgsraten neue Wege bei der Optimierung von Antikörpern eröffnen wird. Von dem Erwerb von Sloning versprach sich das Unternehmen außerdem neue Möglichkeiten für Partnerschaften und reichte im Dezember 2010, nur wenige Wochen nach dem Kauf, einen ersten Beleg hierfür durch einen neuen Lizenzvertrag mit dem Pharmakonzern Pfizer nach. Für das laufende Jahr hat MorphoSys weitere technologische Neuerungen in Aussicht gestellt.

Forschungsantikörper und Diagnostika

Umsatz knackt die 100 Mio. Euro-Marke

Solides aber weniger dynamisches Wachstum zeigte das Segment AbD Serotec, das vor allem in seinem Heimatmarkt Europa mit den Auswirkungen der Finanzkrise auf staatliche und private Forschungsbud-

Präklinik

MOR103, MorphoSys k.A., Novartis CNTO888, Centocor Ortho Biotech Gantenerumab, Roche BHQ880, Novartis MOR208, MorphoSys CNTO 1959, Centocor Ortho Biotech CNTO 3157, Centocor Ortho Biotech k.A., Centocor Ortho Biotech BAY79-4620, Bayer Schering k.A., Novartis (3 Programme) k.A., Boehringer Ingelheim k.A., Pfizer OMP-59R5, Oncomed MOR202, MorphoSys

HuCAL-Programme von MorphoSys und Partnern

Phase 1

Phase 2

Phase 3

gets zu kämpfen hatte. Im Laufe des Jahres durchgeführte strukturelle Verbesserungen führten dennoch zu einem Anstieg der operativen Gewinnmarge auf 6%. Das Segment AbD Serotec ist laut MorphoSys für eine viel versprechende Zukunft im Diagnostikbereich, für den die Antikörperplattform klar differenzierte Produkte liefern kann, gut positioniert. Gegenwärtig laufen Kooperationen mit mehr als 20 Diagnostikunternehmen und im Jahr 2011 soll das erste diagnostische Testverfahren auf Basis eines HuCAL-Antikörpers auf dem Markt kommen.

Markt

Mit einem operativen Konzerngewinn in Höhe von 10 Mio. Euro blieb der Gewinn 2010 wie erwartet auf Vorjahresniveau. Das Ergebnis ist insbesondere im Hinblick auf die darin enthaltene 37%-ige Steigerung der firmeninternen F&E-Investitionen auf rund 27 Mio. Euro beeindruckend. Für 2011 erwartet MorphoSys eine Umsatzsteigerung von mehr als 20% und anhaltende Profitabilität bei weiterhin starken Investitionen in die firmeneigene Forschung und Entwicklung. Die Fähigkeit, ihre Produktpipeline mit Partnern weiter auszubauen, gleichzeitig ein spannendes Portfolio an eigenen Produkten zu entwickeln und dabei anhaltend gute Finanzergebnisse zu erzielen, macht die MorphoSys AG geradezu einzigartig in der Branche. Auch die Finanzkraft stellt einen wichtigen strategischen Aspekt für das Unternehmen dar. Sowohl die Einlizenzierungsvereinbarung mit Xencor als auch die Akquisition von Sloning zeigen, dass die stabile bilanzielle Situation das Unternehmen in die Lage versetzt, schnell handeln zu können, um bedeutende L Vermögenswerte zu erwerben.

Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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20.04.2011 18:44:32 Uhr


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Kapital & Börse

Paion AG

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ISIN: DE000A0B65S3 2.80

Marktkapitalisierung:

54,35 Mio.

2.70 2.60

Jahresperformance:

+ 4,54%

2.50 2.40 2.30 2.20 2.10 2.00 1.90 10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Qiagen NV

Mar

Apr

powered by

Im vergangenen Jahr beeindruckte die Aachener Paion AG mit positiven Phase IIb-Ergebnissen für das Sedativum Remimazolam, dem Analysten zutrauen, dem derzeitigen Goldstandard Konkurrenz machen zu können. Nächster Kurstreiber müsste konsequenterweise ein Auslizenzierungsdeal sein. Sollte das Management hier einen lukrativen Abschluss erzielen, würde das der Aktie Rückenwind verleihen. Die aktuellen Finanzmittel tragen das Unternehmen noch etwa zwei Jahre, wenn der derzeitige „Cash-burn“ beibehalten wird.

ISIN: NL0000240000 17.50

Marktkapitalisierung:

3,32 Mrd.

17.00 16.50

Jahresperformance:

– 19,27%

16.00 15.50 15.00 14.50 14.00 13.50 13.00 12.50 10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Santhera AG

Mar

Apr

powered by

Der deutsche Branchenprimus Qiagen hat seinen Umsatz 2010 um 8% auf 1,1 Mrd. US-$ gesteigert. Der Gewinn wuchs um 12% auf 222,7 Mio. US-$ – dem Kapitalmarkt reichte das nicht. Unternehmenschef Peer Schatz bereitete die versammelte Anlegergemeinde schon einmal darauf vor, dass das laufende Jahr nicht unbedingt eine Besserung bringen werde. Probleme hat das Unternehmen vor allem im schwächelnden US-Markt. Den Übernahmehunger bremst das jedoch nicht. Gerade wurde die australische Cellestis für 355 Mio. US-$ gekauft.

ISIN: CH0027148649 18.00 17.00 16.00 15.00

Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

19,52 Mio. – 70,29%

14.00 13.00 12.00 11.00 10.00 9.00 8.00 7.00 6.00 10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Wilex AG

Mar

Apr

powered by

Rapide abwärts ging es für die Santhera-Aktie im Mai des vergangenen Jahres, als eine Phase III-Studie für den Hoffnungsträger Fipamezole den primären Endpunkt verfehlte. Die Zulassung in der Indikation Friedreichs Ataxie war damit vom Tisch. Allerdings hat das Unternehmen noch ein As im Ärmel – in Form eines zweiten Einsatzgebietes für Fipamezole, einer Augenerkrankung. Noch im ersten Halbjahr 2011 soll in Europa ein Zulassungsantrag eingereicht werden. Zusätzlich sollen die Nordamerika-Rechte von Fipamezole an einen Partner verkauft werden.

ISIN: DE0006614720 7.00 6.75 6.50 6.25

Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

89,26 Mio. – 1,10%

6.00 5.75 5.50 5.25 5.00 4.75 4.50 4.25 4.00 3.75 3.50 3.25 10

May

Jun

Jul

Aug

Sep

Oct

Nov

Dec

Jan

Feb

Mar

Apr

Die Biotech-Szene drückt der Wilex AG die Daumen. Sollten die Phase III-Resultate einer Interims-Analyse für den Nierenkrebs-Antikörper Rencarex positiv ausfallen, könnte das Unternehmen mit der Vorbereitung des Zulassungsantrages schon im Herbst dieses Jahres beginnen. Endlich würde ein börsennotierter Wirkstoff-Entwickler für eine Erfolgsgeschichte sorgen. Den negativen Fall mag sich niemand ausmalen. Wilex‘ Barbestand reicht noch bis Mitte des Jahres, allerdings hat Großinvestor Dietmar Hopp das Unternehmen bisher stets gestützt.

Stichtag 19.04.2011, Quelle: Thomson Financial, Angaben ohne Gewähr Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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21.04.2011 14:02:10 Uhr


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Silence Therapeutics Medikamentenentwickler ISIN: GB0008433350 Marktkapitalisierung: 5 Mio. EUR Marktsegment: AIM (London) KGVe: – Umsatz: – Bild und Text: Silence Therapeutics AG

Ergebnis: –

Europas führender Entwickler von RNAi-Therapeutika Die in Berlin ansässige Silence Therapeutics AG ist Europas führender Entwickler von therapeutischen RNA Interferenz („RNAi“)-Therapeutika und über ihre Holdinggesellschaft Silence Therapeutics plc am Alternative Investment Market (AIM, Ticker: SLN) in London notiert. Die 2006 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete RNAi-Technologie kann spezifisch krankheitsrelevante Gene ausschalten wobei die präklinische Entwicklungszeit im Vergleich zu anderen Wirkstoffklassen erheblich verkürzt werden kann. Dieser Vorteil führt zu niedrigeren Entwicklungskosten, einem schnelleren Markteintritt beziehungsweise einer längeren Vermarktung unter Patentschutz. Die von Silence entwickelten RNAi-Moleküle, genannt „AtuRNAi“, sind neuartige „siRNA (small interfering RNA)-Moleküle“, die Vorteile gegenüber anderen RNAi-Molekülen aufweisen. Daneben hat Silence spezielle Formulierungssysteme, eine Art Verpackung für RNAi-Mole-

Liquide Mittel: – Performance 1 Jahr: -80%

küle, entwickelt, mit deren Hilfe die RNAi-Moleküle funktional in die Zellen gebracht werden können. Das am weitesten entwickelte Formulierungssystem „AtuPLEX“ wird zurzeit in einer Phase I-Studie geprüft. Weitere Formulierungen wie zum Beispiel „DACC“ (Lunge) und „DBTC“ (Leber) sind in der Entwicklung.

Starke Patentposition Silence hat für seine AtuRNAi-Technologie Patente in Europa, den USA und anderen Ländern erhalten und ist damit eines von zwei Biotech-Firmen weltweit, die erteilte Patente für siRNA-Therapeutika besitzen (Stand April 2011). Silence hat Kollaborations- bzw. Lizenzverträge mit AstraZeneca (15 Mio. US-$ Vorabzahlung und Eigenkapital plus bis zu 400 Mio. US-$ Meilensteinzahlungen), Pfizer/Quark (bis zu 95 Mio. US-$ Meilensteinzahlungen) und

SILENCE THERAPEUTICS

4/19/10 – 4/13/11 0.20 0.19 0.18 0.17 0.16 0.15 0.14 0.13 0.12 0.11 0.10 0.09 0.08 0.07 0.06 0.05

10

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Apr

Kompakt: Silence Therapeutics führt eine Phase I-Studie mit dem RNAi-Wirkstoff Atu027 durch. Weitere RNAi-Therapeutika, die Silence entwickelt hat, werden derzeit von Pfizer, Novartis und der amerikanischen Quark durchgeführt. Fünf der gegenwärtig weltweit 12 klinischen RNAi Programme stammen von dem Berliner Unternehmen, das über eine Holding in London an der Boerse gelistet ist.

Dainippon Sumitomo. Zuletzt hat Novartis im August 2010 von Quark eine Option für einen klinischen AtuRNAi -Wirkstoffkandidaten genommen (bis zu 80 Mio. US-$ Meilensteinzahlungen für Silence).

Fünf klinische AtuRNAi-Programme Fünf der gegenwärtig weltweit 12 klinischen Programme mit siRNA-Therapeutika werden mit Silences AtuRNAi-Molekülen durchgeführt. Vier dieser klinischen AtuRNAi-Programme werden von Pfizer/Quark bzw. Quark/ Novartis durchgeführt (davon zwei Phase IIund zwei Phase I-Studien). Die fünfte klinische AtuRNAi-Studie führt Silence gegenwärtig selbst in Deutschland durch. Mit ihrem Wirkstoffkandidaten Atu027 wurden bisher 24 von insgesamt 33 Krebspatienten in ansteigenden Dosierungen behandelt. Obwohl diese Studie nicht die Wirksamkeit, sondern die Verträglichkeit des Wirkstoffkandidaten prüft, konnte bei dieser noch laufenden Studie bisher bei fünf Patienten eine positive Wirkung nachgewiesen werden mit der Folge, dass diese fünf Patienten außerhalb der Studie weiterbehandelt wurden (Stand: April 2011). L

Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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20.04.2011 18:45:30 Uhr


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SYGNIS Pharma AG Medikamentenentwickler ISIN: DE000A1E9B74 Marktkapitalisierung: 32 Mio. EUR Marktsegment: Prime Standard

Bild und Text: Sygnis AG

KGVe: – Umsatz: 0,3 Mio. EUR (2010)* Ergebnis: –10,3 Mio. EUR (2010)* Liquide Mittel: 15,5 Mio. EUR (2010)*

Gegen Schlaganfall und Demenz Die SYGNIS Pharma AG mit Sitz in Heidelberg ist ein im Prime Standard der Deutschen Börse gelistetes spezialisiertes Pharmaunternehmen. Im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit der SYGNIS steht die Erforschung und Entwicklung von innovativen Therapien zur Behandlung von Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, für die es keine oder nur unzureichende Therapiemöglichkeiten gibt. Hierbei konzentriert sich die SYGNIS derzeit auf die klinische Entwicklung ihres Wirkstoffkandidaten AX200 zur Behandlung des akuten Schlaganfalls sowie mit ihrem präklinischen KIBRA-Projekt auf die Behandlung verschiedener Formen von Demenzen.

AX 200 – multipler Therapieansatz AX200, der am weitesten entwickelte Produktkandidat, wird gegenwärtig für die IndikaLIOK SYGNIS PHARMA

Performance 1 Jahr: -25%

tion Schlaganfall in der Phase II der klinischen Entwicklung auf seine Wirksamkeit im Patienten überprüft (AXIS 2). Durch die Verabreichung von AX200 wird eine bereits vorhandene, körpereigene Abwehrreaktion auf die Schädigung von Nervenzellen verstärkt. Der multiple Therapieansatz: AX200 bewährt sich. Er stoppt den Zelltod in der akuten Phase der Erkrankung. Gleichzeitig wird die Regeneration des bereits geschädigten Gehirns durch die Neubildung von Nervenzellen und Blutgefäßen sowie durch die Unterstützung der Reorganisation des Nervensystems gefördert. Im März 2011 hatte SYGNIS bereits 75% der insgesamt 328 Schlaganfallpatienten rekrutiert. Erste Studienergebnisse werden in der zweiten Jahreshälfte 2011 erwartet. Mit dem KIBRA-Projekt hat SYGNIS einen neuen Weg bei der Entwicklung innovativer Methoden zur Behandlung von Demenzerkrankungen beschritten. Ziel ist es, Medikamente zu entwi4/16/09 – 4/15/11

2.30 -0.15

3.00 2.90 2.80

Kompakt: SYGNIS plant, die Daten der Phase II-Studie für AX200 im zweiten Halbjahr zu veröffentlichen. Dann sollte sich die Wirksamkeit des Präparates zur Behandlung des akuten Schlaganfalls gezeigt haben. Das SYGNIS-Management hat angekündigt, sich nach Partnern für M&A-Transaktionen umzusehen. Nachdem sich die Firma im vergangenen Jahr restrukturiert hat, verfügt das Unternehmen über Kapital bis Ende 2011. * Geschäftsjahresende: 31. März 2010

ckeln, die durch die pharmakotherapeutische Modulation des KIBRA-Pathways Lernfähigkeit und Gedächtnisleistung signifikant verbessern, um somit völlig neue Behandlungskonzepte für die Behandlung von Demenzen unterschiedlichster Ursache zu schaffen. Nachdem im Rahmen des KIBRA-Projekts bereits in vitro sowie in vivo der „proof of principle“ erbracht wurde, hat die Gesellschaft auf Grundlage ihres proprietären Assays ein Programm zur Identifikation geeigneter Substanzen gestartet, die KIBRA beeinflussen können. Mit den Ergebnissen des Screenings ist im dritten Quartal dieses Jahres zu rechnen.

2.70 2.60 2.50 2.40 2.30 2.20 2.10 2.00 1.90 10

May

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Ausbau der Produktpipeline Zentrale Elemente der nachhaltigen Wertschöpfung des Unternehmens sind neben der Entwicklung von AX200 zur Behandlung des akuten Schlaganfalls der strategische und risikobalancierte Ausbau der Produktpipeline, welcher durch eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie durch Einlizenzierungen oder Akquisitionen erreicht werden soll. L Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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„Boehmert und Boehmert ist eine international ausgerichtete Kanzlei, die im Rechtsgebiet des geistigen Eigentums eine herausragende Stellung unter Deutschlands Kanzleien einnimmt.“ „kanzleien in deutschl and“, aktuelle ausgabe

patentrecht markenrecht urheberrecht wettbewerbsrecht presse- und persönlichkeitsrecht kampagnenberatung

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20.04.2011 11:34:41 Uhr


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AFFiRiS AG Therapieentwickler Rechtsform: Aktiengesellschaft Gründungsjahr: 2003 Mitarbeiter: 80 Kapital: 11,5 Mio. Euro eingeworben Business Angel: Max Birnstiel Investoren: MIG Bild und Text: Affiris AG

Impfstoffe in Blockbuster-Indikationen Die globalen Umsätze von Impfstoffen werden in den nächsten 15 Jahren deutlich stärker steigen und sich zum Teil vervielfachen – so der Tenor des Branchenreports „The Global Vaccines Market 2008-2023“. Tatsächlich tragen zu diesem Anstieg nicht nur das Marktsegment „Infektionskrankheiten“ bei, sondern auch ganz neue Indikationen, deren Märkte mit Hilfe revolutionärer Plattformtechnologien gerade erschlossen werden. Einer der Pioniere, die dieses Neuland erfolgreich betreten, ist die Wiener AFFiRiS AG. Ihre innovative Plattform – die AFFITOM©-Technologie – erlaubt die Entwicklung von maßgeschneiderten Impfstoffen gegen körpereigene Proteine im Zentrum chronischer Krankheiten.

Königsklasse der Impfstoffentwicklung Was so banal klingt, kann zur Königsklasse der Impfstoffentwicklung aufsteigen. Denn wenn es die Spezifität eines Impfstoffes nicht erlaubt, zwischen „guten“ und „schlechten“ körpereigenen Strukturen zu unterscheiden, können Autoimmunantworten oder andere Komplikationen die Folge sein. Die AFFITOM©Technologie nimmt genau darauf Rücksicht und erlaubt die Entwicklung von Impfstoffen mit exakt einjustierter Spezifität. Außerdem liefert sie für jede Indikation nicht nur ein potentielles Produkt, sondern einen ganzen Pool, was Entwicklungsrisiken deutlich verringert. Mit dem Erreichen des primären Studienziels von gleich zwei Phase I-Studien demonstriert die AFFiRiS AG die Sicherheit und sehr gute Verträglichkeit der beiden Alzheimer-Impfstoffe AD01 und AD02. Es zeigten sich dabei auch

erste Hinweise auf die Wirksamkeit von AD02. 2010 startete die Phase II-Prüfung des Impfstoffkandidaten AD02 multizentrisch in mehreren europäischen Staaten. Insgesamt sollen 420 Patienten behandelt werden. Im Februar 2011 nutzte Lizenzpartner GlaxosSmithKline Biologicals außerdem seine Option auf die Rechte an dem alternativen Alzheimer-Impfstoffkandidaten AD03, was eine weitere Zahlung von 2,5 Mio. Euro zur Folge hatte. Eine zusätzliche Million gab es für den erfolgreichen Abschluss flankierender präklinischer Projekte. Darüber hinaus ist die Pipeline prall gefüllt. Über zehn weitere Vakzine sind in Bearbeitung. Für Parkinson und Atherosklerose sind die präklinischen Untersuchungen nahezu abgeschlossen und der Start der klinischen Phase-I-Prüfungen für 2011 geplant. Die Entwicklung des Parkinson-Impfstoffes PD01 wurde im Dezember 2010 sogar durch eine finanzielle Förderung der renommierten Michael J. Fox Foundation in Höhe von 475.000 US-$ ausgezeichnet. Bei Bluthochdruck sind potentielle Impfstoffkandidaten in präklinischen „Proof of concept“-Untersuchungen. Praktisch alle Zielindikationen von AFFiRiS zeichnen sich dadurch aus, dass „fehlgesteuerte“ körpereigene Proteine oder Peptide zur Erkrankung beitragen, dringender medizinischer Bedarf besteht und auf dem potentiellen Markt zumeist Umsätze in Milliardenhöhe winken. Die Entwicklungskonzepte für Zielerkrankungen spiegeln die vier Eckpunkte der Firmenstrategie wider: – Chronische Erkrankungen mit hohem Marktpotential und fehlenden oder unbefriedigenden Therapieansätzen; – Identifizierung & Entwicklung von Produktkandidaten auf Basis eigener Patentportfolios;

Ergebnis: k. A. Wachstum: k. A. Kompakt: Der Wiener Impfstoff-Spezialist AFFiRiS entwickelt mittels seiner hauseigenen AFFITOM®–Technologie maßgeschneiderte Impfstoffe auf Peptidbasis, die sich gegen Alzheimer, Parkinson, Atherosklerose, Bluthochdruck und andere Krankheiten mit dringendem medizinischem Bedarf richten. Der Alzheimer-Impfstoffkandidat AD02 zeigte bereits in der Phase-I-Prüfung ermutigende Hinweise auf Wirksamkeit. Seit 2010 ist er in der Phase II.

– Impfstoffe auf Peptidbasis; – Kontinuierlicher Nachschub aus der Entwicklungspipeline auf Grundlage der AFFITOM©-Technologie mit neuen klinischen Produktkandidaten im Zweijahresrhythmus. Das Geschäftsmodell von AFFiRiS beinhaltet auch, Patentrechte an den jeweiligen Produktkandidaten indikationsweise zum geeigneten Zeitpunkt auszulizenzieren. Ein Ziel, das für die Impfung gegen Alzheimer im Oktober 2008 eindrucksvoll erreicht wurde: ein Lizenzoptionsdeal mit GSK mit einem Gesamtvolumen von bis zu 430 Mio. Euro wurde abgeschlossen – davon wurden bereits 22,5 Mio. Euro als Sofortzahlung geleistet, wie bereits erwähnt, sind 10 Mio. Euro im Oktober 2009 als Meilensteinzahlungen I und 3,5 Mio Euro im Februar 2011 als Meilensteinzahlung II und III geflossen. Dieser größte jemals in Österreich getätigte Biotech-Lizenzdeal stellt auch für die MIG Fonds der Alfred Wieder AG einen großen Erfolg dar. Sie haben als alleiniger Investor bisher 11,5 Mio. Euro an Venture-Kapital investiert und schätzen bereits jetzt den Firmenwert auf ein Vielfaches davon. L Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Anagnostics GmbH Diagnostik-Entwickler Rechtsform: GmbH Gründungsjahr: 2006 Mitarbeiter: 9 Kapital: k. A. Investoren: tecnet equity, PP Capital Ergebnis: k. A. Wachstum: k. A.

Bild und Text: www.Anagnostics.com

Smart companion diagnostics – treffsicher zur richtigen Therapie Companion diagnostics – also DiagnostikTests zur Auswahl der Therapie – sind bereits endgültig Realität: Darm- und Lungenkrebs sowie das Pankreaskarzinom führen am häufigsten zu krebsbedingten Todesfälle in Europa und den Vereinigten Staaten. Mit der Medikamentenzulassung therapeutischer Antikörper wie Erbitux® und Vectibix® haben die Zulassungsbehörden erstmals ein molekulardiagnostisches Verfahren zur Bestimmung des KRAS Mutationsstatus mit einer Therapie verbunden. Diese Entwicklung erklärt auch das rege Interesse von Big Pharma an Diagnostikunternehmen – insbesondere an der Multiplexdiagnostik wie etwa der Sequenzierung. Anagnostics fügt mit seiner multiplexen hybcell

technology einen wichtigen Aspekt zu companion diagnostics hinzu – die Anwendbarkeit im Routine-Diagnostiklabor. So stehen mit dem compact sequencing© und den vollautomatisierten multiplexen Proteintests Technologien zur Verfügung, welche schnelle Resultate bei einfacher Bedienung liefern und damit rund um die Uhr verfügbar sind. Kernstück der Entwicklung ist die hybcell, das weltweit erste zylindrische Microarray, das sich als weltweit anerkannter Standard der Multiplex-Diagnostik mit besonderem Fokus auf Onkologie, Infektionsdiagnostik und dem Drogenscreening etablieren soll.

Microarray für Routine-Diagnostik

hybcell – weltweit erstes zylindrisches Microarray

Die hybcell wird zu kompletten Testkits zusammengestellt und mit einem Laborgerät – dem hyborg – vollautomatisch abgearbeitet. Minimale Anforderungen an die Probenvorbereitung und die Bedienung, schnelle sowie qualitativ hochwertige Resultate und die durchgängige Einsatzbereitschaft in nur wenigen Minuten ermöglichen zeitnahe Ergebnisse. Die Kombination von DNA- und Proteintests auf dem hyborg ermöglicht effiziente und übergreifende diagnostische Lösungen für die rasch wachsenden Anforderungen der personalisierten Medizin. Anagnostics‘ KRAS-Test für die personalisierte Onkologie ist das erste Produkt auf Basis des compact sequencing ©. Die Vor-

Kompakt: Ziel der Anagnostics Bio­ analysis GmbH ist die Etablierung der hybcell technology als weltweit aner­ kannten Standard der Multiplex­ Diagnostik mit besonderem Fokus auf Onkologie, Infektionsdiagnostik und dem Drogenscreening. Anagnostics nutzt und gestaltet die Entwicklungen rund um companion diagnostics und personalisierter Medizin.

teile einer schnellen, sensitiven und multiplexen Mutationsdiagnostik konnten bereits in einer ersten klinischen Validierung gezeigt werden.

Onkologie, Infektionsdiagnostik, Drogenscreening Zweiter Schwerpunkt ist die umfassende und individuelle Diagnostik bei akuten Infektionen. Die Sepsis fordert jährlich weltweit 750.000 Todesopfer. Anagnostics‘ Ansatz bei Verdacht auf Sepsis ist der DNA basierte Erregernachweis, dem die (mehrmalige) Bestimmung des Schweregrads der Entzündung folgt. Diese Kombination von multiplexen DNA und Proteintests ist ein Alleinstellungsmerkmal der hybcell technology und wegweisend in der Sepsistherapie. Mit den Drogenscreenings (aus Urin und Speichel) sind bereits klinische Produkte auf dem Markt. In der onkologischen Diagnostik wird der bestehende KRAS Test durch Mutationen von BRAF und EGFR erweitert. In der Sepsisdiagnostik steht der Prototyp des Entzündungstests für Kundenfeedback zur Verfügung. Im Rahmen von Kooperationsprojekten sind weitere Produkte im Bereich der Infektion in der Entwicklung. L

Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Antisense Pharma Bild und Text: Antisense Pharma

Medikamentenentwickler Rechtsform: GmbH Gründungsjahr: 1998 Mitarbeiter: 72 Kapital: 80 Mio. Euro eingeworben Investoren: MIG, Global Chance, Global Asset Fund, S-Refit, Tbg, Tech. Beteiligungsfonds Bayern, private Investoren Ergebnis: k. A. Karl-Herrmann Schlingensiepen, CEO

Hubert Heinrichs, CMO

Schrittmacher der Roten Biotechnologie Die Antisense Pharma GmbH ist ein biopharmazeutisches Unternehmen mit Sitz in Regensburg. Sie zählt weltweit zu den führenden Entwicklern von AntisenseWirkstoffen. Das Ziel ist es, zielgerichtete Therapeutika gegen bislang unheilbare Krebskrankheiten zu entwickeln, die gleichzeitig die Lebensqualität der Patienten verbessern. Das Leitprodukt Trabedersen befindet sich in der dritten und damit letzten

tungen übertroffen: Zahlreiche Patienten mit bösartigen Gehirntumoren, die mit dem innovativen Wirkstoff therapiert wurden, zeigen langanhaltende Tumorrückgänge bis hin zum völligen Verschwinden der Tumore. Die Ansprechraten sind dabei im Vergleich zum gegenwärtigen therapeutischen Goldstandard, der Chemotherapie mit Temozolomid oder PCV, signifikant besser. Dies wirkt sich auch auf die Überlebenszeit der Patienten aus, die unter Trabedersen deutlich verlängert ist. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Wirksamkeit lange über den Behandlungszeitraum hinaus anhält und der Wirkstoff eine gute Sicherheit und Verträglichkeit zeigt.

Targeted Therapies – zielgerichtet gegen Krebs

klinischen Prüfphase vor der angestrebten Marktzulassung. Um die gesamte Wertschöpfungskette abzudecken, plant das Unternehmen, Trabedersen in ausgesuchten Ländern über ein eigenes Vertriebsnetz zu vermarkten. Weitere ausländische Märkte sollen in Kooperation mit Lizenzpartnern bedient werden. Die Ergebnisse der klinischen Phase IIbStudie mit Trabedersen haben die Erwar-

Möglich ist dies, weil Trabedersen nicht nur die Symptome von Krebs behandelt, sondern an den molekularen Ursachen der Erkrankung ansetzt. So unterbindet das Therapeutikum zielgerichtet die Bildung des Eiweißes TGF-beta2, das für die Entstehung und den aggressiven Verlauf verschiedener Krebsarten verantwortlich ist. Anders als unspezifische Therapien, wie Chemooder Radiotherapie, wird hierbei gesundes Gewebe geschont. Mit einem Anteil von bis zu 80% am Wachstum des Onkologiemarktes zählen die Targeted Therapies wie Trabedersen zu den Wachstumstreibern im Pharmamarkt.

Wachstum: k. A. Kompakt: Antisense Pharma prüft derzeit den Leitwirkstoff Trabedersen in einer Phase III-Studie gegen Hirntumore. Für 2012 ist der Start einer weiteren Zulassungsstudie vorgesehen, nun für die Indikation fortgeschrittener Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das Unternehmen wurde bereits mit dem deutschen Gründerpreis, dem Bayerischen Innovationspreis und als eines der 100 innovativsten Unternehmen 2009 und 2011 im deutschen Mittelstand ausgezeichnet.

Mit dem Erreichen der dritten klinischen Prüfphase namens SAPPHIRE ist Antisense Pharma auf die Zielgerade zur Marktzulassung von Trabedersen eingeschwenkt. Das Ziel der randomisierten, aktiv kontrollierten SAPPHIREStudie ist es, die vielversprechenden Ergebnisse aus den vorangegangenen klinischen Phasen zu bestätigen. Patienten mit einer besonders aggressiven Form von Gehirntumoren, bei denen die Tumore nach erfolgter Standardtherapie erneut auftreten oder nicht auf die medizinische Standardtherapie ansprechen, werden in diese Studie aufgenommen. (nähere Informationen unter www.anticancer.de) Das Erreichen der klinischen Phase III wäre nicht möglich gewesen ohne das Engagement der MIG Verwaltungs AG. Die Investitionen der MIG-Fonds haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Antisense Pharma im Branchenvergleich exzellent aufgestellt ist. Dabei gelang es der Firma, die Entwicklung eines Krebsmedikamentes bis zur klinischen Phase III sowie den Aufbau einer ausgereiften Produktpipeline mit einem F&E-Volumen deutlich unter 100 Mio. Euro zu realisieren. L Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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BIOCRATES AG

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Kapital: k. A. Investoren: MIG, Global Chance, Global Asset Fund, Bionorica AG, ARAX, private Investoren Ergebnis: k. A. Bild und Text: BIOCRATES Life Sciences AG

Wachstum: k. A.

Labormedizin des 21. Jahrhunderts Die Labordiagnostik steht vor einem prinzipiellen Umbruch, der eine schadensorientierte durch eine funktionsorientierte Betrachtung ersetzen und eine umfassende Charakterisierung des Organismus an die Stelle der heutigen Einzelparameter setzen wird. Damit rückt die Früherkennung von latenten Erkrankungen, für die häufig prophylaktische Möglichkeiten bestehen, in Reichweite. Zudem werden komplexe Syndrome besser verstanden, um personalisierte Therapieempfehlungen zu begründen und die Wirksamkeit der jeweiligen Behandlung quantitativ zu überwachen.

zeichnet wird, hat sich die BIOCRATES Life Sciences AG in Innsbruck verschrieben. Das Unternehmen, das 2002 von führenden Wissenschaftlern aus den Bereichen der analytischen Chemie, der Pharmakologie und der Labormedizin sowie der TILAK GmbH (Tiroler Landeskrankenanstalten GmbH) und der Bionorica AG gegründet wurde, hat die erste integrierte Technologieplattform entwickelt, die eine umfassende Identifizierung und Quantifizierung der Metaboliten des Menschen aus geringsten Probenmengen ermöglicht.

Globale Betrachtung

Biomarker-Forschung für Pharmakonzerne

Neben dem Nachweis von spezifischen Nukleinsäuren und Proteinen wird hier die Stoffwechselanalytik eine zentrale Rolle spielen, weil sie nicht nur Risiken und genetische Dispositionen abbildet, sondern den aktuellen Zustand des Körpers, den sogenannten Phänotypen, inklusive aller Umwelteinflüsse wie Ernährung, Sport oder Medikation unmittelbar beschreibt. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Multiplexing, also der gleichzeitigen Bestimmung vieler solcher Stoffwechselprodukte (Metaboliten) zu, weil auf diese Weise die Empfindlichkeit, aber vor allem die Spezifität der jeweiligen Diagnose wesentlich verbessert werden kann. Das haben die Erfahrungen in der Früherkennung angeborener Stoffwechselerkrankungen, dem sogenannten Neugeborenen-Screening, eindrucksvoll belegt. Dieser systematischen Art der Stoffwechselanalytik, die als Metabolomics be-

Als Technologieführer in dem rasch wachsenden Feld blickt Biocrates heute auf sieben Jahre erfolgreiche Biomarker-Forschung (TargetIDQ™ Services) – unter anderem für vier der sieben größten Pharmakonzerne – zurück und nutzt diese Erfahrung, um in wichtigen Indikationen mit großem medizinischen Bedarf neue diagnostische Marker zu identifizieren und in klinischen Studien zu validieren. Diese Biomarker-Projekte wurden durch eine Finanzierungsrunde im Jahr 2008, an der sich neben den MIG-Fonds auch der Global Chance und Global Asset Fund beteiligten, substantiell beschleunigt und werden bereits in diesem Jahr zu mehreren zusätzlichen Patentanmeldungen führen. Um die Praktikabilität der auf Massenspektrometrie beruhenden analytischen Verfahren zu demonstrieren, hat das Unternehmen außerdem das weltweit erste Kit-Produkt zur

Kompakt: Die Tiroler BIOCRATES Life Sciences AG hat eine Technologieplattform für Metabolomics entwickelt, die zur Identifizierung neuer diagnostischer Biomarker genutzt wird. Die darauf basierenden Kit-Produkte werden zu einem Paradigmenwechsel in der Labormedizin führen und eine zuverlässige Früherkennung sowie personalisierte Behandlung vieler Erkrankungen ermöglichen.

breit angelegten und standardisierten Stoffwechselanalytik entwickelt und im Jahr 2008 unter dem Namen AbsoluteIDQ™ auf den Markt gebracht. Weitere Generationen dieser Kit-Produkte sind bereits am Markt bzw. in Entwicklung und werden für den Einsatz in der Routine-Diagnostik bzw. der klinischen Forschung geeignet sein.

Neue Labormedizin Durch die einzigartige Kombination aus Biomarker-Expertise und Erfahrung in der Produktentwicklung ist Biocrates in der Lage, schneller neue aussagekräftige Marker zu finden, diese zu validieren und unmittelbar für den klinischen Markt zu kommerzialisieren. Am Ende dieser Entwicklung wird eine neue Art von Labormedizin stehen, die einige heute regelmäßig zu spät diagnostizierte Erkrankungen behandelbar beziehungsweise vermeidbar macht und die den Weg zu personalisierter Therapie ebnet, ohne die Kosten im Gesundheitswesen explodieren zu lassen. L

Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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BRAIN AG Systemanbieter Rechtsform: Aktiengesellschaft Gründungsjahr: 1993 Mitarbeiter: 92 Kapital: > 20 Mio. Euro eingeworben Investoren: MIG AG, MBG H, TFH, Commerzbank Ergebnis: profitabel Wachstum: k.A.

Bild: Thomas Ott Text: BRAIN AG

BRAIN AG – Auf dem Weg zur wissensbasierten Bioökonomie Die Weiße Biotechnologie macht bestehende industrielle Prozesse energieeffizienter und nachhaltiger und ermöglicht es so unter anderem Feinchemikalien, Pharmazeutika, Vitamine oder Aminosäuren ressourcensparend und margenstärker zu produzieren. Auf der anderen Seite steht die Weiße Biotechnologie aber auch dafür, biologische Lösungen wie zum Beispiel neue Enzyme oder Naturstoffe als Nahrungsmittelzusatzstoffe sowie bioaktive Kosmetika zu liefern, welche als innovative Produkte von morgen ganz neue Märkte adressieren.

Biologisierung von Schlüsselindustrien Die Weiße Biotechnologie ist dabei keine verheißungsvolle Technologie mit großem Potential, auf der Suche nach dem Durchbruch. Die Weiße Biotechnologie steht bereits für Milliardenumsätze und transformiert ganze Branchen. Sie ist das Symbol eines grundlegenden industriellen Wandels hin zu nachhaltigem Wirtschaften. Sie ist nicht, wie vor wenigen Jahren noch geargwöhnt wurde, eine Modeerscheinung, sondern eine breite, von industriellem, politischem und gesellschaftlichem Konsens getragene Marktentwicklung.

Das Unternehmen BRAIN hat sich zum Technologieführer auf dem Gebiet der Weißen oder auch „Industriellen“ Biotechnologie entwickelt. Das private, seit seiner Gründung im Jahre 1993 profitable Biotech-Unternehmen verfolgt ein mittelständisches Geschäftsmodell und steht für erfolgreiche Anwendungen und innovative Problemlösungen in der Chemie-, Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie. BRAIN bietet seinen Kooperationspartnern strategische Partnerschaften sowie exklusive Lizenzvereinbarungen für alle Phasen der Naturstoff- oder Enzymidentifizierung bis hin zur System-, Produktionsstamm- und Produktentwicklung von der Idee bis zum Markt an.

Kompakt: BRAIN ist mit einem etablierten Kooperationsgeschäft mit Upfront-, Milestone- und Royalty-Zahlungen auf Wachstumskurs in einer Zukunftsbranche. Eigene Entwicklungslinien mit BioActives, Enzymen und Biokatalysatoren als System-Entwicklungslinien im B2B-Geschäft sowie industrielle JVs stehen für weiteres, nachhaltiges Wachstum.

und folgen damit einem zentralen gesellschaftlichen Bedürfnis nach nachhaltigen Produkten und sanften Produktionsprozessen. BRAIN hat mittlerweile über 70 Industrieprogramme und langjährige Partnerschaften mit global agierenden Unternehmen wie BASF, Bayer Schering Pharma, Ciba, Clariant, DSM, Evonik Degussa, Genencor, Henkel, Nutrinova, RWE, Sandoz, Schering, Südzucker, Symrise und weiteren, noch nicht veröffentlichten Unternehmen erfolgreich abgeschlossen und sich bei vielen als strategischer F&E-Kooperationspartner einen „prefered partner“ Status erarbeitet.

Integrierter Systemanbieter Der Natur auf der Spur Unter Nutzung der mikrobiellen Kreativität aus 3,5 Milliarden Jahren Evolution, liefert BRAIN sowohl Prozessoptimierungen als auch neue bioaktive Enzyme und Naturstoffe. Das breite, stetig wachsende Technologieportfolio mit dem Kernsegment des Metagenom®-BioArchivs wird von vielen großen Industrieunternehmen genutzt. Mit diesem Werkzeugkasten der Natur werden industrielle Produkte und Prozesse biologisch

BRAIN hat auf seinem Weg zum integrierten Systemanbieter am Standort in Zwingenberg die Labor- und Produktionskapazitäten mittlerweile auf 1.500 m² verdoppelt. Für seine wegweisenden unternehmerischen Aktivitäten innerhalb der Weißen Biotechnologie wurde der Vorstandsvorsitzende der BRAIN AG, Dr. Holger Zinke, zusammen mit Prof. Dr. Ernst-Ulrich von Weizsäcker 2008 mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, DBU, ausgezeichnet. L Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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corImmun GmbH Medikamentenentwickler Rechtsform: GmbH Gründungsjahr: 2006 Mitarbeiter: 20 Kapital: 15 Mio. Euro Investoren: MIG, GCF, Bayern Kapital Ergebnis: k.A. Wachstum: k.A.

Bild und Text: CorImmun GmbH

Mit Peptiden und Proteinen gegen Herzinsuffizienz und Thrombosen Die Corimmun GmbH ist ein junges Biotechnologie-Unternehmen mit Sitz in Martinsried und bereits die zweite Firma der beiden Geschäftsführer PD Dr. Götz Münch und Prof. Dr. Martin Ungerer. Beide haben eine zehnjährige Erfahrung in der Medikamentenentwicklung und sind auf Medikamente spezialisiert, die auf Peptiden und Proteinen basieren, und im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen zur Anwendung kommen. Peptide sind hochspezifisch, sehr potent und nebenwirkungsarm. Ihr besonderer Vorteil: Sie sind relativ kostengünstig und unproblematisch in größeren Mengen zu produzieren.

Phase II-Studie noch 2011 Vor einiger Zeit konnte Corimmun den erfolgreichen Abschluss der klinischen Phase I-Studie der Substanz COR-1 zur gezielten Unterbrechung der Entzündung bei Herzinsuffizienz vermelden, also die Verträglichkeit und Sicherheit beim Menschen. COR-1 ist ein Peptid-basiertes Arzneimittel, welches die Autoantikörper-vermittelte Herzmuskelschädigung hemmt, und das erste Arzneimittel, das diesen wichtigen Mechanismus in der bedeutenden medizinischen Indikation Herzinsuffizienz adressiert. Eine erfolgreich abgeschlossene

Finanzierungsrunde im Herbst vergangenen Jahres in Höhe von 7,45 Mio. Euro – daran beteiligt waren neben den MIG Fonds auch Bayern Kapital, BioM, der Hightech Gründerfonds und die KfW – ermöglicht nun die Durchführung der Phase II-Studie. Noch 2011 wird eine Studie mit personalisiertem Ansatz bei einer Untergruppe von herzinsuffizienten Patienten beginnen. Corimmun hat zur Identifizierung einer Hochrisikogruppe von Patienten mit Herzschwäche neben dem Therapeutikum auch ein Compagnion Diagnostic zur Risiko-Stratifizierung dieser Patienten entwickelt. Damit steht zum ersten Mal ein personalisierter Therapieansatz zur Behandlung der Herzinsuffizienz zur Verfügung. Ein weiteres Therapeutikum, Revacept, zur Behandlung von akuten arteriellen Thrombosen und Thromboembolien, beispielsweise Herzinfarkt und Schlaganfall, zeigte nach Gabe in Menschen spezifische Wirksamkeit bei ebenfalls sehr guter Verträglichkeit. Revacept bindet spezifisch an Verletzungen in Blutgefäßen und verhindert somit eine lokale Thrombose bei Patienten mit akutem Herzinfarkt und Schlaganfall, dabei hat es keinen Einfluss auf die generelle Blutstillung und erhöht daher nicht die Blutungsneigung. Auch dieser Wirkstoff wird demnächst seinen Proof-ofconcept in Phase II erleben. Durch diesen le-

Kompakt: Corimmun ist ein in Martinsried angesiedelter Medikamentenentwickler, der peptidische Wirkstoffe zur Therapie von Herzinsuffizienz und Thrombosen entwickelt. Im laufenden Jahr soll eine Phase II-Studie mit COR-1 begonnen werden. Die nötige Finanzierung dafür sicherte sich die Firmen über eine Finanzierungsrunde in Höhe von 7,45 Mio. Euro im vergangenen Herbst.

sion directed-Ansatz stünde zur Behandlung dieser lebensbedrohlichen Krankheitsbilder erstmals ein hochwirksames Medikament zur spezifischen Hemmung von Blutplättchen zur Verfügung, das nicht mit einem hohen Blutungsrisiko einhergeht, welches bisher alle herkömmlichen Medikamente haben. Diese Entwicklungen betreibt Corimmun mit allen dafür erforderlichen Untersuchungsmethoden, so auch der Pharmakokinetik und -dynamik, und gemäß der good laboratory/ clinical practice (GLP und GCP) eigenständig. Die klinischen Studien werden zusammen mit herausragenden universitären-medizinischen Zentren in Deutschland und Europa durchgeführt und von der Corimmun koordiniert. Weitere therapeutische Kandidaten, beispielsweise Antikörper-ähnliche Substanzen zur Anlockung (Homing) von Stammzellen in Gefäßläsionen (Plaques) und zur Verhinderung der Aufnahme von schädlichen Lipidkomplexen (oxidiertes LDL) in diese Plaques, befinden sich derzeit in ihrer präklinischen Entwicklung. Alle Produkte sind in Zusammenarbeit mit den universitären Arbeitsgruppen der Corimmun-Gründer und in eigener Forschung und Entwicklung entstanden. Es wurden keine von anderen Firmen abgelehnten Produktkandidaten einlizenziert. L

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Protagen AG Systemanbieter Rechtsform: Aktiengesellschaft Gründungsjahr: 1997 Mitarbeiter: 47 Kapital: k. A. Investoren: MIG Fonds, S-Venture Capital Dortmund, KfW, S-Capital Dortmund , NRW Bank Ergebnis: k. A. Wachstum: k. A.

Bild und Text: Protagen AG

Protein Marker-Panel für die Serum-basierte klinische Diagnostik Die Protagen AG ist ein international führender Spezialist in den Bereichen Serum-basierte in vitro-Diagnostik und GMP-konforme Proteinanalytik. Die eigenen Entwicklungsprogramme fokussieren auf die Indikationen Prostatakrebs und Multiple Sklerose. Zu den Innovationen des Unternehmens gehören die UNIchip® Protein-Microarrays zur zuverlässigen Auswahl der besten Antikörper-

Protagen-CEO Dr. Stefan Müllner

Kandidaten für die klinische Entwicklung und UNIarray ®, eine proprietäre Technologieplattform zur Entwicklung neuartiger Diagnostika auf der Basis von indikationsspezifischen Autoantikörpersignaturen.

Biomarker Discovery Spezielle Autoantikörpersignaturen finden sich bei Autoimmunkrankheiten, Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen, aber auch bei gesunden Personen. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten zur sicheren Diagnose von heute noch schwer diagnostizierbaren Erkrankungen. Zudem können mit UNIarray ® sowohl indikations- als auch therapiespezifische Biomarker entwickelt und zur Begleitung von klinischen Studien sowie zur Stratifizierung von Patienten genutzt werden. Die GMP-konformen Laboratorien und Analysegeräte der Protagen AG entsprechen höchsten internationalen Standards. Seit der Zertifizierung durch die lokalen Behörden 2006 konnte die internationale Kundenbasis kontinuierlich ausgebaut und ein attraktiver Geschäftsbereich entwickelt werden. Neben Proteincharakterisierungen, Bioassays sowie Stabilitäts- und Freigabeanalytik für Biotherapeutika bietet Protagen

Kompakt: Die Protagen AG ist ein international führender Spezialist in den Bereichen Serum-basierte in vitro-Diagnostik und GMP-konforme Proteinanalytik. Zahlreiche Pharma- und Biotech-Unternehmen benutzen bereits die ProtagenTechnologie zur Entwicklung von Biomarkern oder zur Unterstützung eigener Programme in der Forschung und Entwicklung. Im vergangenen Jahr konnten entscheidende Kooperationsverträge mit Bayer und Biogen-Idec abgeschlossen werden.

mit MALDI-ISD eine qualifizierte Methode zur simultanen N- und C-terminalen Proteinsequenzierung an. Die langjährige Expertise und Entwicklungserfahrung in der Protein-Massenspektrometrie spezifischen Bioinformatik hat Protagen konsequent genutzt, um sich zum Technologieführer in der Proteincharakterisierung zu entwickeln.

Ausblick 2011/2012 Nach den erfolgreichen Abschlüssen von Kooperationsverträgen mit Biogen-Idec und Bayer im vergangenen Jahr erwartet Protagen, auch in diesem Jahr noch weitere Pharmapartner für die UNIarray ® gewinnen zu können. Darüber hinaus zeigt sich schon zum Beginn des Jahres 2011, dass der Bedarf an GMP-konformen Dienstleistungen vor allem in Asien stark wächst und Protagen als Partner für die Hersteller von Biosimilars eine zunehmend stärkere Rolle spielt. L Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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SuppreMol GmbH Medikamentenentwickler Rechtsform: GmbH Gründungsjahr: 2002 Mitarbeiter: 16 Kapital: 35 Mio. Euro Investoren: MIG, BioMedInvest, Santo Holding, ZETACUBE s.r.l. u.a. Ergebnis: k. A. Wachstum: k. A. Bild und Text: SuppreMol GmbH

Neue Ansätze zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten Rheumatoide Arthritis, Lupus und Multiple Sklerose sind nur einige Beispiele für ein Spektrum von etwa 60 sogenannten Autoimmunerkrankungen, bei denen das menschliche Immunsystem körpereigene Strukturen irrtümlicherweise als fremd einstuft. Die Folgen können lebensbedrohlich sein: es werden Autoantikörper gebildet, die eine ganze Kaskade von Immunreaktionen in Gang setzen, an deren Ende die Zerstörung körpereigenen Gewebes steht. Bislang können nur die Symptome behandelt werden, zum Beispiel durch Hemmung der Entzündungsprozesse oder Blockade des Immunsystems. Neuere Ansätze konzentrieren sich darauf, das Einwandern von weißen Blutkörperchen in entzündetes Gewebe zu verhindern oder bestimmte Signalsysteme des Immunsystems zu unterbrechen. Allerdings kommt es dabei immer wieder zu erheblichen Nebenwirkungen. Eine Kausaltherapie gibt es nach wie vor nicht.

Therapie ohne Nebenwirkung? Das Biotechnologieunternehmen SuppreMol GmbH hat erstmals ein Konzept entwickelt, das am Beginn der verhängnisvollen Kaskade ansetzt. Daher eignet es sich voraussichtlich zur Therapie zahlreicher Autoimmunerkrankungen, ohne durch Blockaden wichtiger Mechanismen des Immunsystems das Risiko bedrohlicher Nebenwirkungen zu bergen. Das daraus entwickelte Medika-

ment hat sich in Phase-I-Studien als gut verträglich und frei von Nebenwirkungen erwiesen und wird inzwischen in einer Phase II-Studie getestet, um die Wirksamkeit nachzuweisen. Bei Autoimmunerkrankungen beginnt der Krankheitsprozess damit, dass Antikörper und Antigen miteinander zu Autoimmunkomplexen verklumpen, die dann an so genannte Fc-Rezeptoren (FcRs) auf der Oberfläche bestimmter Immunzellen binden. Die Immunzellen werden als Folge dieser Bindung aktiviert und lösen damit die weitere Immunkaskade aus, die letztlich zur Zerstörung körpereigenen Gewebes führt. Der Ansatz von SuppreMol verhindert diese Bindung durch lösliche Fc-Rezeptoren (sFcRs), die auch im menschlichen Körper vorkommen. Sie heften sich an die Autoimmunkomplexe und verhindern so deren Bindung an Immunzellen. Damit hat das Unternehmen ein neues therapeutisches Wirkprinzip entwickelt, das auf einer körpereigenen Substanz beruht und sich in klinischen Studien bislang als frei von Nebenwirkungen erwiesen hat. Der Vorteil: Die löslichen Fc-Rezeptoren verhindern die Entstehung von Autoimmunreaktionen bereits am Beginn der verhängnisvollen Wirkungskaskade und setzen damit früher an als bislang verwendete Therapien. Dieses Therapiekonzept hat das Potential, die überschießende Immunreaktion zu dämpfen und gezielt die Immunzellen zu neutralisieren, die für die andauernde Produktion von Antikörpern gegen körpereigenes Gewebe

Kompakt: SuppreMol wurde 2002 aus dem MPI für Biochemie ausgegründet und hat seinen Firmensitz in Martinsried bei München. Mitgründer war der Nobelpreisträger Robert Huber, der mit seinem Team erstmals die Struktur von Fc-Rezeptoren und deren Wechselwirkung mit Antikörpern aufklären konnte. In drei Finanzierungsrunden hat SuppreMol bisher mehr als 35 Mio. Euro Wagniskapital eingeworben. Zu den Investoren zählen namhafte europäische Risikokapitalunternehmen, darunter MIG AG, BioMedInvest AG, Santo Holding GmbH, ZETACUBE s.r.l., KfW Mittelstandsbank, Bayern Kapital GmbH, Max-Planck-Gesellschaft e. V. und FCP Biotech Holding GmbH.

verantwortlich sind. Damit zeichnet sich zum ersten Mal eine kausale Therapie von Autoimmunerkrankungen ab. Die SuppreMol GmbH entwickelt diese löslichen Fc-Rezeptoren zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Primäre Immunthrombozytopenie (ITP), systemischer Lupus Erythematodes (SLE) und rheumatoide Arthritis (RA). Der Wirksamkeitsnachweis für den am weitesten fortgeschrittenen Medikamentenkandidaten, SM101, wird für 2012 erwartet. Derzeit wird SM101 zur Behandlung von ITP entwickelt; SuppreMol plant jedoch, auch die Entwicklung von SM101 zur Behandlung von SLE und – in Kooperationen mit größeren Partnern – von RA. Darüber hinaus forscht das Unternehmen an weiteren löslichen Fc-Rezeptoren und monoklonalen Antikörpern, die einen bestimmten Fc-Rezeptor, den FcRIIb, blockieren. L

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Keine Frühwehen am Biotechnologie-Standort Wien Gut zugängliche Förderung, die als Qualitätssiegel betrachtet werden, niedrige Unternehmenssteuern und eine gute Zusammenarbeit von universitärer und außeruniversitärer Forschung sind nur einige Voraussetzungen für erfolgreiche Unternehmensentwicklungen.

Fotos: PDC

Um als Standort für eine Ansiedlung zu punkten, spielen verschiedenste Faktoren eine wichtige Rolle, unter anderem gut zugängliche Förderungen, niedrige Unternehmensbesteuerung und politische Stabilität. In der Biotechnologie ist aber außerdem noch ein gutes Zusammenspiel von Universitäten, außeruniversitärer Forschung und Industrie und der damit verbundene Wissens- und Technologietransfer ausschlaggebend für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Wien vereint all das. Von Kanada nach Österreich – Diane Kallina und Patricia Griffin, PDC Biotech GmbH

Optimale Forschungsförderung in Österreich Vor allem die maßgeschneiderten Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten sind für die Unternehmen von großem Nutzen. Österreichweit dienen die Aust-

Die Autorin Maria Hinnerth ist als Projektmanagerin bei Life Science Austria Vienna Region (LISA VR) für den Bereich Marketing und PR verantwortlich. Sie ist zuständig für die Konzeption und Erstellung von PrintPublikationen, die Planung und Durchführung von Networking-Events und die Medienarbeit. Information zum Standort Wien sind im Internet unter www.lisavr. at zu finden. Kontaktwünsche werden unter office@lisavr.at oder +43-1-4000 86934 gerne beantwortet.

ria Wirtschaftsservice GmbH (aws) – für die unternehmensbezogene Wirtschaftsförderung – und die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) – für angewandte Forschung – als zentrale Anlaufstelle für Unternehmen. Die aws, die Förderbank des Bundes, hat zum Ziel, die Wirtschaft durch Unternehmensfinanzierung und Know-how-Transfer zu unterstützen. Die Hochtechnologieförderung der aws unterstützt Unternehmer bei der Gründung und dem Aufbau innovativer High-Tech-Unternehmen durch branchenspezifische Beratung, passende Finanzierung und durch Unterstützung bei der Investorensuche. Die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft unterstützt wirtschaftsnahe Forschung am Standort. Durch das „Bottom-up“-Prinzip, das bei einer Vielzahl der Förderungen zur Anwendung kommt, haben alle Technologierichtungen die Chance auf Förderung ohne inhaltliche Vorgaben der Förderstelle. Auf lokaler Ebene sind in Wien die ZIT – Die Technologieagentur der Stadt Wien und die Wirtschaftsagentur Wien zu nennen. Die ZIT legt dabei einen Schwerpunkt auf Förderungen und Dienstleistungen zur Industrialisierung von Forschungsergebnissen. Durch die Abstimmung des Förderportfolios von aws, FFG, ZIT und Wirtschaftsagentur wird den

Wiener Biotechnologieunternehmen ein optimaler Fördermix angeboten. Auch die steuerlichen Rahmenbedingungen können sich in Österreich sehen lassen. Die Körperschaftssteuer beträgt 25 Prozent, damit gehört Österreich zu jenen EU-Ländern mit den niedrigsten Steuerbelastungen für Unternehmen. Seit Anfang 2011 wurde außerdem für Forschungsaufwendungen und experimentelle Entwicklung die Forschungsprämie auf zehn Prozent erhöht.

PDC Biotech – eine Erfolgsgeschichte Ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Ansiedlung stellt die PDC Biotech GmbH dar, deren Fokus auf der Entwicklung von Produkten im Bereich Frauengesundheit liegt. Die beiden Geschäftsführerinnen, Diane Kalina und Patricia Griffin, waren in Kanada als Beraterinnen in der BiotechnologieBranche tätig und arbeiteten unter anderem an einem gemeinsamen Projekt mit der Firma Theratechnologies. Das Unternehmen wollte sich auf sein Lead-Produkt, welches sich schon in Phase III befand, konzentrieren und war deshalb auf der Suche nach einem Käufer für einen neuen vielversprechenden Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Technologieansatz. Kalina und Griffin, beide mit jahrelanger einschlägiger Erfahrung im Bereich Biotechnologie, ergriffen die Chance, gründeten ein eigenes Unternehmen und lizenzierten die Technologie von Theratechnologies ein. Aufgrund mangelnder Finanzierungsmöglichkeiten in Kanada, vor allem für die Startphase des Unternehmens, machten sich die Geschäftsführerinnen auf die Suche nach einem alternativen Standort und sind in Österreich auf das Seedfinancing-Programm der aws gestoßen. Konkret handelt es sich bei diesem Programm um einen bedingt rückzahlbaren Zuschuss in der Höhe von bis zu 1 Mio. Euro, wobei der Betrag erst zurückgezahlt werden muss, wenn das Unternehmen in die Gewinnzone kommt oder verkauft wird.

Gütesiegel durch strenge Prüfung Kalina und Griffin stellten ihr Projekt bei der aws vor und wurden vor der Zusage einer genauen Prüfung unterzogen. Während dieser Phase wurden die Unternehmerinnen bei sämtlichen Fragen kompetent beraten: bei rechtlichen und steuerlichen Anliegen halfen die Mitarbeiter der Austrian Business Agency, bei Fragen zur Aufenthalts- und Niederlassungsbewilligung stand die Wirtschaftsagentur Wien zur Seite und für fachspezifische Angelegenheiten wurden die Unternehmerinnen von den ExpertInnen der Life Science Austria Vienna Region (LISA VR), Österreichs größtem Life Science Cluster, beraten. „Die österreichischen Förderungs- und Finanzierungsprogramme sind äußerst hilfreich, um Investoren zu überzeugen und Risikokapital zu akquirieren“, erklärt Diane Kalina, „durch die strenge Prüfung, die einer Fördergenehmigung vorausgeht, werden die öffentlichen Förderungen als Qualitätssiegel betrachtet.“ Nachdem durch die Seedfinanzierung der aws der Grundbaustein für PDC Biotech gelegt war, konnten zwei Investoren gewonnen werden. Zum einen beteiligte sich die MIG Verwaltungs AG und als zweiter Investor konnten die Edmond de Rothschild Investment Partners an Bord geholt werden. Insgesamt konnten in einer Serie A Finanzierungsrunde 4 Mio. Euro gesichert werden. Damit war ausreichend Kapital vorhanden, um die klinische Phase I zu finanzieren.Eine weitere große Hilfe für die Unternehmerinnen war die Förderung durch die ZIT. Die Fördermaßnahmen der ZIT dienen dazu, die gesellschaftliche Relevanz von Forschung und Technologie in den Vordergrund zu stellen, das Entwicklungspotential der Unternehmen zu fördern und dadurch das Know-how und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Im Rahmen

Frühgeburten werden oft durch zu frühe Wehen ausgelöst. Die Wiener PDC Biotech hat sich zum Ziel gesetzt, dies mit einem Peptidwirkstoff zu verhindern. des Calls „Patients in Focus“, aus dem Jahr 2009, erhielt PDC Biotech eine Förderung in der Höhe von 517.000 Euro. Diese Summe konnte eingesetzt werden, um Vorarbeiten zu finanzieren, welche für die klinische Phase I benötigt wurden. Außerdem profitierten Kalina und Griffin vom Bonusprogramm der ZIT, welches Call-Projekte, die nachweislich von einer Frau wissenschaftlich geleitet werden, mit weiteren 10.000 Euro fördert.

Frühwehen und primäre Dysmenorrhö – Therapiebedarf Das Lead-Präparat PDC31, ein Peptid welches im Moment am Ende der klinischen Phase I steht, soll frühzeitigen Geburtswehen und schmerzhaften Gebärmutterkontraktionen im Zuge der Menstruation (Primäre Dysmenorrhö) Einhalt gebieten. Frühgeburten, die in Industrieländern zur größten perinatalen Herausforderung zählen, gehen zumeist Frühwehen voraus. PDC31 ist als Antagonist zum Prostaglandin-F2α-Rezeptor in der Lage, Gebärmutterkontraktionen, welche durch PGF2α induziert werden, zu hemmen. Zurzeit gibt es keine zugelassenen Behandlungsmethoden, die frei von Nebenwirkungen und auch für die Gesundheit des Fötus unbedenklich sind. Laut dem EU-Benchmarking Report 2009/2010 zum Thema Frühgeborene handelte es sich im Jahr 2008 bei 11,1 Prozent aller Geburten um Frühgeburten (vor Woche 37), wobei pro Frühgeburt geschätzte Kosten von 26.200 Euro entstehen. Bei diesen Zahlen wird ersichtlich, dass erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten fehlen und daher

ein großer Markt für PDC31 vorhanden ist. In Phase I, die zurzeit an Kliniken in Österreich und Deutschland durchgeführt wird, soll an Frauen, die an primärer Dysmenorrhö leiden, nachgewiesen werden, dass PDC31 in der Lage ist, Gebärmutterkontraktionen wirksam zu hemmen. Durch eine Ausweitung der Serie A werden noch Studien über die toxikologischen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Patientinnen und die embryofötale Entwicklung finanziert. Mit den Daten aus Phase I, die ab Ende April vorliegen sollen, werden sich Diane Kalina und Patricia Griffin auf die Suche nach Investoren für eine zweite Finanzierungsrunde machen. Mit den daraus resultierenden Geldmitteln sollen die klinischen Studien der Phase IIa finanziert werden, deren Ergebnisse für Ende 2013 erwartet werden. Ziel der Phase IIa ist der Nachweis, dass die Gebärmutterkontraktionen bei Schwangeren mit Frühwehen gestoppt werden können und so die Schwangerschaft verlängert werden kann. Die Vorbereitung und Durchführung der klinischen Studien von PDC Biotech finden in Abstimmung mit dem wissenschaftlichen und klinischen Beirat des Unternehmens statt, der sich aus nationalen und internationalen Experten auf dem Gebiet der Frauenheilkunde zusammensetzt. Diesem Beirat gehört auch Prof. Dr. Hanns Helmer, Oberarzt der Abteilung für Geburtshilfe am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien, an. Der Spezialist auf dem Gebiet Frühwehen unterstützt PDC Biotech mit seinem Wissen. „Wir waren hoch erfreut über das enorme Wissen und die Professionalität, die die Forscher in Österreich aufweisen“, so Patricia Griffin. M

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Wagniskapital

Investitionschance industrielle Biotechnologie „time to market“ – gegenüber der Roten Biotechnologie punktet die industrielle Biotechnologie mit kürzeren produktentwicklungszeiten. Doch gelten auch die erzielbaren Renditen als niedriger. Das muss nicht so sein, meinen Wagniskapitalgeber und investieren. Industrielle Biotechnologie ist in vielen Belangen eine ziemlich komplexe Sache – im Gegensatz zur medizinischen Biotechnologie. Hier folgen die Themen Finanzierung, Produktentwicklung, Produktzulassung und Investoren-Exit klaren Prinzipien und sind von einem auf den anderen Fall recht gut übertragbar. Die Entwicklung neuer Biopharmazeutika ist allerdings teuer und mit hohen Ausfall-Risiken verbunden. Davon ist die industriellen Biotechnologie weitgehend verschont. Auch sind die Zeiträume von den Anfängen der Produktentwicklung bis zum Markt deutlich kürzer. Aber bringt die industrielle Biotechnologie trotzdem ausreichend große Potentiale mit sich, um für Risikokapitalgeber interessant zu sein? Betrachtet man die Anwendungen der industriellen Biotechnologie, so muss man sich mit einem „bunten Strauß“ an Branchen und Produkten auseinandersetzen. Von der Lebensmittel- und Futtermittel-Industrie über Textil- und Waschmittel-Anwendungen bis

Industrielle Biotechnologie – Spannungsfeld zwischen Chemie und Biologie hin zur chemischen und der pharmazeutischen Industrie: Überall sind große Potentiale für die Anwendung der industriellen Biotechnologie vorhanden. Doch alle diese Branchen bringen unterschiedliche regulatorische Rahmenbedingungen mit sich, die

Die Autoren Marc Struhalla (links) ist seit 2004 Geschäftsführer der c-LEcta GmbH und hat das Unternehmen mitgegründet. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig als Projektleiter einer interdisziplinären Forschungsvorhabens. Er studierte Biochemie mit anschließender Promotion an der Universität Hamburg. Dr. André Zimmermann (rechts) ist seit 2002 Senior Beteiligungsmanager und seit 2010 Partner bei der SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement mbH in Tübingen. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg und Mitgründer eines Biotech Start-ups. Er studierte Biologie mit anschließender Promotion in Molekularbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Parallel dazu absolvierte er ein zweijähriges Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen und ist ausgebildeter Bankkaufmann.

für einzelne Produktentwicklungen verstanden und abgebildet werden müssen. Entsprechend stark schwanken die Kosten und Entwicklungszeiten, die einzelne Projekte bis zur Kommerzialisierungsphase mit sich bringen. Eine sorgfältige Abwägung von Kosten und Nutzen sowie der mit dem Vorhaben verbundenen technischen und wirtschaftlichen Risiken ist essentiell für ein erfolgreiches unternehmerisches Handeln.

Branchenübergreifendes Interesse Dies gilt auch für die c-LEcta GmbH,eines der etablierten und stark wachsenden Unternehmen im Bereich der industriellen Biotechnologie. Die zahlreichen Kooperationen mit etablierten Industrie-Unternehmen sowie die vielfältigen Projektanfragen aus unterschiedlichen Bereichen, zeigen das branchenübergreifende Interesse. Eine der zentralen Herausforderungen für das Unternehmen ist es, die hohe Komplexität von Projektideen und -Ansätzen effizient zu evaluieren, um die attraktiven Themen zu identifizieren. Die strukturierte Bewertung der technischen, wirtschaftlichen und patentItranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Grünecker Patent- und Rechtsanwälte

das können wir nicht für Sie patentieren … wir rund nicht fürBiowissenschaften Sie patentieren … das aber fürkönnen alle Innovationen um die finden Sie… bei uns den kompetenten Ansprechpartner! … aber für alle Innovationen rund um die Biowissenschaften finden Sie bei uns den kompetenten Ansprechpartner!

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Anwendungsfeld industrieller Biotechnologie: Herstellung von Biotreibstoffen rechtlichen Aspekte eines Projekts vor und während der Entwicklung ist ein kritisches Erfolgsmerkmal für ein Technologie-fokussiertes Unternehmen wie c-LEcta.

Kleinere Brötchen Im Vergleich zu Produkten der medizinischen Biotechnologie, bei der die Marktpotentiale oft im Bereich von mehreren Milliarden Euro pro Jahr liegen, werden in der industriellen Biotechnologie meist „kleinere Brötchen gebacken“. Im Bereich der industriellen Enzyme sind Umsatz-Potentiale jenseits von 10 Mio. Euro eher selten. Viele Anwendungen im Bereich der Feinchemie liegen sogar deutlich darunter. Die großen Themen im Kontext Bioenergie und Biomaterialien, bei denen die möglichen JahresUmsätze im Bereich von jenseits 100 Mio. Euro bis in den Milliarden-Bereich liegen, werden zudem von den großen Playern mit hohem Aufwand selbst bearbeitet. Es stellt sich die Frage, welchen Beitrag kleine Technologie-Unternehmen leisten können und vor allem: wie groß wird ihre Beteiligung an der gesamten Wertschöpfung sein. Hier ist nicht nur ein innovativer, technologischer Ansatz gefragt, welcher natürlich zum besten und wettbewerbsfähigen Produkt führen muss, sondern auch ein gutes Management, welches die Markt-Situation produktspezifisch versteht und mit spitzem Bleistift rechnet. Auch in Bezug auf die Geschäftsmodelle lässt die industrielle Biotechnologie viel Raum für kreative Lösungen. Aus Sicht der kleinen Player ist es wichtig, signifikant an den Projekt-Potentialen im Erfolgsfall beteiligt zu sein. Das gegen

die großen Player in den Industrien durchzusetzen, ist aber zumeist nicht einfach. Die industrielle Biotechnologie weist nicht nur hohe wirtschaftliche Potentiale auf, sondern ist bereits ökonomische Realität. Die Märkte für industrielle Enzyme, für Biomaterialien inklusive Biokunststoffen, Bioenergie und mit Hilfe von Biotechnologie hergestellte Feinchemikalien sind Multi-Milliarden Euro schwer und weisen ein großes Wachstum auf. Bereits heute werden 13% der Produkte der chemischen Industrie auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Nachhaltiges Wirtschaften, Senkung der Herstellkosten und Reduktion der Abhängigkeit vom Rohstoff Erdöl sind hier die Treiber. Voraussetzung für diese Entwicklung sind die bahnbrechenden technologischen Errungenschaften, die in den letzten 10 bis 15 Jahren erzielt worden sind. Die Schlagworte sind hier synthetische Biologie, molekulares Engineering und die omicsTechnologien. Trotz alledem sind einzelne Produktentwicklungsprojekte natürlich nicht von vornherein von Erfolg gekrönt. Es gibt immer konkurrierende Ansätze auch aus anderen Technologie-Feldern, die Patentsituation ist in der Regel unübersichtlich und kompliziert und es gibt eine ausgeprägte Wettbewerbssituation. Doch es gibt auch sehr viele Themen. Für den dynamischen Aufbau eines neuen Technologie-Unternehmens ist eine Eigenkapital-Finanzierung mittels Venture Capital in der Regel notwendig. Doch Venture Capital bringt sehr hohe Rendite-Erwartungen mit sich. Es wird erwartet, dass zum Exit-Zeitpunkt ein Vielfaches des eingesetzten Kapitals an die Investoren zurückfließt. Aus jedem eingesetzten Euro müssen mindestens

3, 4 oder 5 Euro in einem Zeitraum von vielleicht vier bis sieben Jahren werden. Nach oben gibt es selbstverständlich keine Grenzen. Das umzusetzen, gelingt in der industriellen Biotechnologie nur durch den effizienten Auf- und Ausbau einer erfolgreichen Produkt-Pipeline. Reine Technologie-Deals sind in der jetzigen Zeit nicht denkbar – vielleicht noch nicht. Angesichts der Heterogenität der Projekte und Geschäftsmodelle, und den stark variierenden Projekt-Potentialen muss man sich sehr genau überlegen, mit wie viel Kapital man in welche Konzepte investiert, nicht nur aus Sicht der Investoren, sondern auch aus Sicht der Gründer. Das ist anders als in der medizinischen Biotechnologie. Wenn der Unternehmensaufbau zum Beispiel 15 Mio. Euro Venture Capital gekostet hat und zum Exit-Zeitpunkt 20 Mio. Euro erlöst werden, dann ist die Rechnung definitiv nicht aufgegangen. Allerdings ist das Schaffen eines Unternehmenswertes von mehr als 20 Mio. Euro in der industriellen Biotechnologie auch eine Herausforderung. Die c-LEcta kann hier optimistisch in die Zukunft schauen. Für den Aufbau des Unternehmens wurden etwa 4 Mio. Euro Risikokapital bereitgestellt. Das Unternehmen erwirtschaftet derzeit aus dem operativen Geschäft einen positiven Cashflow, das Umsatzwachstum liegt im Bereich von 50% pro Jahr. Aufgrund dieser erfolgreichen Performance sind die Investoren des Unternehmens bereit, zusätzliche Mittel für ein weiteres Unternehmenswachstum zur Verfügung zu stellen. Aber auch dieses Geld will wiederum gut investiert sein.

Verschiedene Exit-Szenarien Aus Investorensicht ganz besonders wichtig ist die Frage, welche Exit-Optionen ihnen für ein Investment im Bereich der industriellen Biotechnologie zur Verfügung stehen. Hier ist in den letzten Jahren eine Reihe von Transaktionen sichtbar geworden, die verdeutlichen, dass gute Exit-Optionen für Unternehmen der industriellen Biotechnologie bestehen. So zum Beispiel die Börsengänge der Firmen Metabolic Explorer oder Codexis oder die Übernahmen von IEP durch Cambrex oder von X-zymes durch Johnson Matthey. Vor diesem Hintergrund kommen die Autoren zu der Einschätzung, dass die industrielle Biotechnologie ein attraktives Investitionssegment für Venture Capital ist. Um erfolgreich zu investieren, ist jedoch ein hohes Verständnis der Branche und der MarktPrinzipien notwendig. Dass das natürlich auch für das Management der Unternehmen gelten muss, ist in diesem Zusammenhang wohl selbstverständlich. M Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Verletzung Vs. rechtsbeständigkeit

Eine Realität, zwei Verfahren eben noch sorglos und jetzt ein Patentverletzer – so schnell kann es gehen. die eigene unschuld zu beweisen, kann lange dauern und die eigene Firma wirtschaftlich in gefahr bringen. schuld daran ist das duale deutsche system, das es ermöglicht, vor zwei gerichten völlig verschieden zu argumentieren. Recht haben und Recht bekommen, sind zwei verschiedene Dinge. Das ist eine alte Weisheit. Besonders im Patentbereich kommt es nicht allzu selten vor, dass derjenige, der Recht hat, den Tag wirtschaftlich nicht mehr erlebt, an dem es ihm zugesprochen wird. Denn die Waffen zwischen dem Inhaber eines Schutzrechts und dem Verletzer sind ungleich. Das ist in Deutschland eine unschöne Realität.

Separate Verfahren Dazu muss man wissen, dass hierzulande die Fragen, ob ein Patent verletzt wurde und ob es zu diesem Zeitpunkt rechtsbeständig war, in zwei vollständig getrennten Verfahren behandelt werden. Oft ist es so, dass der Verletzungsprozess in erster Instanz relativ schnell abgeschlossen ist. Hier wird ausschließlich über die Verletzung des Patentes entschieden. Das separate Einspruchs- und Nichtigkeitsverfahren, in dem über die Rechtsbeständigkeit des Klagepatentes entschieden wird, dauert dagegen lange. Zu allem Übel ist die Rechtssicht auf einen eventuellen Verletzungstatbestand und die Rechtsbeständigkeit des Patentes in den Verfahren nicht einheitlich. Oft kümmert sich der Verletzungsrichter nicht dar-

um, was im Erteilungs-, Einspruchs- oder Nichtigkeitsverfahren passiert. Der andere Verfahrensstrang kümmert sich wiederum nicht um das parallele Verletzungsverfahren. Der Patentinhaber kann so beispielsweise im Erteilungsverfahren vor dem Patentamt argumentieren, sein Patentanspruch umfasse einen Gegenstand X nicht. Daraufhin erhält er das gewünschte Patent. Vor dem Verletzungsgericht kann er aber genau entgegengesetzt argumentieren, sein Anspruch sei so breit, dass er auch Dinge enthalte, die X zumindest sehr ähnlich sind. Aber nicht nur die Auslegung bezüglich eines Anspruches kann im Verletzungs- und Einspruchs- beziehungsweise Nichtigkeitsverfahren unterschiedlich gesehen werden. Es gibt noch andere Fälle, in denen es für den vermeintlichen Verletzer schwierig wird. Dies gilt zum Beispiel für eine Konstellation, in der sich der vermeintliche Verletzer damit verteidigt, er benutze nur das, was bereits bekannt war, also keine patentierte Technologie. Ein solcher „Einwand des freien Stands der Technik“ ist jedoch gerade in einem Verletzungsprozess im Falle einer wortwörtlichen Verletzung des Patentanspruchs nicht zulässig. Der Verletzungsrichter kann den Einwand nicht berücksichtigen, da es nicht seine Aufgabe

ist, die Neuheit eines Patentes zu prüfen. Er kann also zugestehen, dass die Verletzungsform in der Tat in den Umfang des Anspruchs fällt, jedoch gleichzeitig auch in den Stand der Technik. Somit wäre zwar der Patentanspruch nichtig, darüber hat jedoch zum Beispiel das Europäische Patentamt (EPA) in einem Einspruchsverfahren, das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) oder das Bundespatentgericht (BPatG) im Nichtigkeitsverfahren abschließend zu entscheiden.

Überraschendes Merkmal Ein Beispiel aus der chemischen Praxis: Ein Verfahren zur Herstellung eines Stoffes X, der aus dem Ausgangstoff Y über die Zwischenstufe Z hergestellt wird, war bekannt. Ein vermeintlicher Patentverletzer nutzt jetzt dieses Verfahren zur Herstellung des Stoffes X. Da er aus dem Stand der Technik operiert, glaubt er sich somit vor Angriffen aus späteren Patenten sicher. Es ist aber möglich, dass ein Wettbewerber trotzdem ein Patent anmeldet. Zum Beispiel weil der Ausgangsstoff Y erst über die Zwischenstufe Z zu Stoff X umgewandelt wird, wobei der Stoff Z zu einem bestimmten Zeitpunkt des Verfahrens zu Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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60 mol% vorliegt. Dies ließe sich vor dem Patentamt geschickt als wesentliches und überraschendes Merkmal verkaufen und könnte eine Patentfähigkeit für das ansonsten bekannte Verfahren bewirken. Tatsächlich hat niemand den Gehalt des Zwischenproduktes Z jemals vorher analysiert. Jedenfalls ist nirgends im Stand der Technik dieses explizite Merkmal des Herstellungsverfahrens zu finden. Das Patent wird mit Ansprüchen erteilt, die folgendes Merkmal enthalten: „… wobei der Stoff Z zu einem bestimmten Zeitpunkt des Verfahrens zu 60 mol% vorliegt …“. Der bisher sorglos operierende Wettbewerber wird vom „neuen“ Patent überrascht und damit möglicherweise zum Patentverletzer, obwohl er lediglich die Verfahren des Standes der Technik durchführt.

Inhärente Offenbarung Man könnte sich durchaus fragen, ob das eingefügte Merkmal des Verfahrens nicht schon inhärent immer stattgefunden hat und deshalb die Patentfähigkeit verneint werden muss. Tatsache ist jedoch, dass etwa das EPA eine solche inhärente Offenbarung oftmals nicht als Grund für mangelnde Neuheit (Artikel 54(2) EPÜ) akzeptiert. Die große Beschwerdekammer des EPA hatte so in ihrer Entscheidung G 2/88 sogar ausgeführt, dass Aspekte einer „inhärenten Offenbarung“ im Hinblick auf die Beurteilung der Neuheit unbeachtlich sind, wenn die „versteckten“ Effekte nicht der Öffentlichkeit zugänglich waren. Anders gesagt, die entsprechende Aufdeckung dieser Effekte kann patentfähig sein! Diese Entscheidung scheint für viele Fallkonstellationen absolut gerechtfertigt. Auf der Verletzungsseite können die Probleme jedoch immens werden. Kommen wir dazu auf unser Beispiel zurück. Der größere Wettbewerber und Neu-Patentinhaber ver-

klagt den vermeintlichen Patentverletzer mit der Begründung, dass der in den Verkehr gebrachte Stoff X lediglich mit dem patentierten Verfahren hergestellt werden könne und der Stoff Z zu einem bestimmten Zeitpunkt des Verfahrens zu 60 mol% vorliege. Diese Klagebegründung dürfte für den vermeintlichen Verletzer erstaunlich sein. Denn seiner Erkenntnis nach ist das patentgemäße Verfahren gegenüber dem Stand der Technik nicht neu beziehungsweise hat dieses Merkmal schon immer bestanden. Der vermeintliche Patentverletzer steht nach Erhebung der Klage nun vielleicht in Düsseldorf vor Gericht und verteidigt sich entsprechend. Er würde ja nur das durchführen, was im Stand der Technik vorbekannt war. Und wenn die vorbekannten Verfahren das entsprechende Merkmal aufwiesen, wäre das Streitpatent nicht rechtsbeständig. Klingt logisch, ist aber leider nicht so, denn diese Argumentation beeindruckt den Richter aus den obigen Gründen nicht besonders. Ein entsprechendes „Parken“ (Aussetzen) des Verfahrens wird es zudem nur selten geben. Der vermeintliche Verletzer bekommt somit über das zweigleisige System in Deutschland unerwartete Probleme. Wenn unser vermeintlicher Verletzer Pech hat, kann er das Patent auch vor dem EPA und/oder BPatG nicht vernichten, weil die Patentfähigkeit trotz allem bestätigt wird. Dazu trägt auch die schon erwähnte Entscheidung G 2/88 bei, die – wenig hilfreich – explizit ausführt, dass mögliche Probleme, die im Hinblick auf einen vermeintlichen Verletzungstatbestand bestehen, zweifelsohne existieren mögen, dass deren Lösung aber allenfalls im nationalen Recht der einzelnen Länder liegen kann. Die Ausführungen der Großen Beschwerdekammer haben es somit in sich. Der Anwender eines früher beschriebenen Verfahrens riskiert (bei fehlender Vorbenutzung), ein später erteiltes Patent zu verletzen, obwohl er die Lage

sogar noch geprüft hatte. Theoretisch könnten in unserem Fall beide Verfahren (Verletzung und Rechtsbeständigkeit) eines fernen Tages vor dem Bundesgerichtshof (BGH) enden, da der BGH sowohl die letzte Instanz im Nichtigkeitsverfahren als auch – zumindest indirekt – bei Verletzungsverfahren ist. Theoretisch kann es dann so kommen, dass dieselben Richter am BGH über beides – Verletzung und Rechtsbeständigkeit – grübeln und diese sogar abweichend beurteilen.

D r. M a r k u s Engelhard, (B oe h m e r t & Boehmert, München) studierte Biologie, Chemie und Biochemie in Frankfurt /Main, Witten-Herdecke und Cambridge (UK), wo er auch promovierte. Er beschäftigt sich mit Gewerblichem Rechtsschutz in der Biochemie, Molekularbiologie, Pharmakologie.

Dr. Jan Krauss (Boehmert & Boehmert, Berlin) studierte Biologie an der FU Berlin. Nach Abschluss der Patentanwaltsausbildung arbeitete er bei einer großen US-Kanzlei in Frankfurt/Main. Er beschäftigt sich mit Molekularbiologie, Immunologie, Pflanzengenetik und Biotechnologie.

Was hilft der finale Sieg? Die Frage ist nur, ob der vermeintliche Verletzer diesen fernen Tag auch tatsächlich noch wirtschaftlich erlebt. Was hilft ihm der finale Sieg vor dem BGH, wenn er schon Jahre vorher vom Markt verdrängt oder sogar inzwischen insolvent ist? Klar ist jedoch auch, dass trotz des Obigen das geteilte deutsche Verfahren auch massive Vorteile, zum Beispiel gegenüber den Verfahren in den USA oder Großbritannien hat, da dort keine technisch vorgebildeten Richter die Fälle entscheiden. Wie kann man das vorliegende Problem nun lösen? Zumindest sollte wohl der Einwand des freien Stands der Technik im Verletzungsverfahren auch bei der wortwörtlichen Verletzung des Patentes zugelassen werden und nicht nur lediglich im Bereich von sehr ähnlichen Abwandlungen (Äquivalenzbereich). Alternativ könnte eine bessere Aussetzungsmöglichkeit vorgesehen werden. Auch das geplante zukünftige einheitliche europäische Gerichtssystem für Patentstreitigkeiten könnte eine Lösung sein, wenn dort technische Richter in den Spruchkörper integriert werden. Jedoch, wird es dieses einheitliche System überhaupt geben und wenn ja, wann? Gerade wird genau über die Durchsetzbarkeit der Patente gestritten. Ende offen. M

Die Autoren Dr. Ute Kilger (Boehmert & Boehmert, Berl i n) studier te Chemie an der Hochschule Merseburg. Sie promovierte an der FU Be rli n i m Fachbereich Biochemie. Mehr als zehn Jahre hat sie in Patentabteilungen großer pharmazeutischer Unternehmen gearbeitet, darunter Boehringer Mannheim, Roche und Schering.

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Die neue Realität der Wagniskapital-Investoren ein Blick auf die transaktionen im vergangenen Jahr zeigt, dass die meisten Firmen-Übernahmen von nicht-börsennotierten unternehmen vollzogen wurden. als unternehmenskäufer traten vermehrt kleinere und mittelständische Firmen auf, neben den pharmagiganten ganz neue akteure.

Forschung im Labor – Pharmainnovation = Biotech-Innovation Auch wenn sich das Geschäft der Life Science Venture Capital-Branche seit einiger Zeit wandelt, gibt es auch während dieses Prozesses viele Gelegenheiten, sich an guten Unternehmen zu beteiligen, die drin-

gend erwartete neue Medikamente und Medizingeräte entwickeln. Diesen jungen Unternehmen ausreichend finanzielle Mittel an die Hand zu geben, ist nach wie vor schwer. Die im Auftrag des BMBF erhobene

Die Autoren Dr. Annegret de Baey-Diepolder ist seit April 2010 Partner Venture Capital beim belgischen Investor Gimv in München. Sie begann ihre Laufbahn als Ärztin an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Universität München. Im Rahmen ihrer akademischen Karriere war sie als Postdoktorandin am Institut für Immunologie von Hoffmann La Roche und wechselte 1999 als Senior Research Group Leader zur Micromet, Inc. 2001 startete sie bei TVM Capital, wo sie 2006 Partner wurde. Patrick van Beneden ist seit 1985 Executive Vice President Life Science bei Gimv in Antwerpen und leitet das Beteiligungsgeschäft im Bereich Life Sciences.

Studie von biotechnologie.de zeigt, dass sich das in Deutschland in Biotechnologie investierte Wagniskapital verdoppelt hat. Auch das Branchenbarometer von Ernst & Young zeigt einen positiven Trend. Trotzdem haben jedoch Wagniskapitalgeber, die bei ihren meist institutionellen Anlegern neues Kapital einwerben müssen, immer noch Schwierigkeiten beim Fundraising. Die Renditen aus Vorläuferfonds sind oft unter den Erwartungen geblieben, Biotechnologie – und hier speziell der Bereich der Wirkstoffforschung und -entwicklung – ist und bleibt für die Investoren ein Geschäft mit hohem Risiko und hohem Kapitalbedarf. Neben den regulatorischen Hürden haben sich auch die Rahmenbedingungen zur Kapitalbeschaffung beziehungsweise zum Exit in den letzten Jahren verändert. Investoren brauchen signifikante Kapitalreserven pro Firma, um alle Optimierungsphasen finanzieren zu können.

50 ways to leave your lover? Nein, so viele Möglichkeiten wie bei Paul Simon haben die Anteilseigner eines jungen Life Sciences-Unternehmens nicht, um sich zu einem gegebenen Zeitpunkt profitabel von einer Beteiligung zu trennen. Waren es in den goldenen Zeiten der Biotech-Branche Börsengänge, die einem Unternehmen und seinen Eignern genügend Kapital einbrachten, um die Produktentwicklung über alle klinischen Phasen hinweg zum Erfolg zu treiben, sind IPOs in den USA und in Europa – wenn sie überhaupt stattfinden – nach wie vor oft öffentliche Finanzierungsrunden, die den VCs den Exit zunächst gar nicht ermöglichen, denn sie bleiben meist als Anteilseigner weiter mit im Gesellschafterkreis und müssen sogar noch weiteres Kapital in Reserve halten. In Deutschland hat es seit 2006 gar keinen Börsengang eines BiotechUnternehmens gegeben.[1] In Europa waren Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Number of Pharma/Biotech Trade Sales per Year

Gimv-Exits im Biotech-Bereich März 2011: Plexxikon Indikation: Medikamente für Herz-Kreislauf- und metabolische Erkrankungen Beteiligungsjahr: 2002 Exit: Verkauf an Daiichi Sankyo 668 Mio. Euro (Transaktionswert) März 2011, Upfront-Zahlung 566 Mio. Euro

35

30

other private companies 20

Oktober 2009: Fovea Indikation: Medikamente für ophthalmologische Störungen Beteiligungsjahr: 2005 Exit: Verkauf an Sanofi-Aventis für 370 Mio. Euro (Transaktionswert inklusive Meilensteinzahlungen)

10

Private Biotech-Firmen kaufen zu Auffällig war 2010 der Anstieg von M&ATransaktionen – sowohl bezogen auf die Anzahl, als auch auf die Höhe der Transaktionsvolumen.[4] Demnach wurden mehr als 80 M&A Pharma/Biotech-Transaktionen tatsächlich geschlossen, das Dealvolumen betrug 67,2 Mrd. US-$, was bei Herausrechnen der Mega-Deals aus dem Jahr 2009 (Pfizer/Wyeth; Merck/Schering-Plough; Roche/ Genentech; Novartis/Alcon) für nicht-börsennotierte wie börsennotierte Unternehmen sogar einen höheren Betrag als im Vorjahr ergibt. Sieht man sich die Transaktionen genauer an, fällt auf, dass die meisten dieser Übernahmen von nicht-börsennotierten Unternehmen vollzogen wurden. Als Unternehmenskäufer traten vermehrt kleinere und mittelständische Firmen auf. Das zeigt, dass neben den Pharmagiganten eine neue Zielgruppe an Firmenzukäufen Interesse hat. Selbst wenn sich die Börsenfenster wieder so öffnen, dass über einen IPO gute Unternehmensbewertungen zu erzielen sind, wird dieser Weg im Wesentlichen für Firmen in Betracht kommen, die bereits Umsätze

public companies (transaction >$100 m)

25

Oktober 2010: Movetis Indikation: Medikamente für gastro-intestinale Störungen Beteiligungsjahr: 2006 Exit: Verkauf an Shire für 428 Mio. Euro

es 2010 ganze zehn Börsengänge, die den Unternehmen die bescheidene Summe von 165 Mio. Euro eingebracht haben.[2] Die Top 10 Biotech-Börsengänge in den USA im vergangenen Jahr haben mit 819 Millionen US-$ ebenfalls überschaubares Kapital eingebracht.[3]

public companies (transaction <$100 m) – r survey before 2008

VC/PE backed companies 15

5

0 2005

2006

2007

2008

erzielen oder kurz davor sind. Für die deutliche Mehrzahl der Firmen werden Trade Sales und M&A-Transaktionen der Königsweg für Exits in der Biotech-Branche bleiben. Allerdings sind auch hier die finalen Bewertungen schwieriger vorzunehmen, denn die Art der Bezahlung hat sich geändert. Die Summen der sogenannten Upfront-Zahlungen werden kleiner, dafür sind erhebliche weitere Summen an das Erreichen von genau definierten Meilensteilen gekoppelt, was letztlich diese Transaktionen nicht nur zeitlich in die Länge zieht, sondern auch mit Kalkulationsunsicherheiten (für den VC-Fonds und seine Investoren) befrachtet.

2009

2010

US, Canada, Europe Quelle: HBM Pharma/Biotech M&A Survey 2005–2010

nologie-Unternehmen investieren, sowie Pharmaunternehmen die in VC-Fonds investieren, scheinen die Grenzen zwischen Pharma-, Biotech-Firmen und Investoren zu verschwimmen. Wie sich dieses neue Beziehungsgeflecht auf die Exitchancen auswirkt, bleibt noch abzuwarten. D

Quellen [1]

Deutscher Biotechnologie Report 2011, E&Y, Pressemeldung vom 4.4.2011 [2] ebenda [3] Fierce Biotech: http://www.fiercebiotech. com/special-reports/10-biotech-ipos-2010 [4] Quelle: HBM Pharma/Biotech M&A Survey 2005-2010

Pharma-Innovation = Biotech-Innovation Pharmaunternehmen kaufen sich Produktinnovation aus der Biotechnologie – und, wie die aktuellen Zahlen zeigen, nicht nur die ganz Großen der Branche. M&A wie auch IPOs sind auf späte Phasen der Unternehmen verlegt. Dies führt dazu, dass bei Beteiligungen vermehrt darauf geachtet wird, von Anfang an ein finanzstarkes Konsortium zu haben, um diese spätere Phase auch ohne weitere Finanzierungsrunde mit eventueller Bewertungsanpassung erreichen zu können. Attraktiv gerade im Medtech-Sektor ist die Option, das Unternehmen wahrscheinlich bis zur Profitabilität durchfinanzieren zu können. Auf Grund der Vielzahl relativ junger strategischer Fonds, die direkt in Biotech-

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Start-up

Therapie folgt Technologieplattform Strategische allianzen, Zugang zu Kapital, klinische Studien – die mitten in der Finanzkrise gegründete rodos Biotarget GmbH steht vor den üblichen probleme junger unternehmen. Eine Fallstudie. Bei Gründung der Rodos BioTarget GmbH (RBT) Ende 2008 hatten die wissenschaftlichen Väter des Unternehmens die kurative Behandlung von Infektionen wie HIV/AIDS und Hepatitis C im Fokus. Hierfür hatten sie über mehrere Jahre am privaten LTBH Medical Research Institute in den USA mit Finanzmitteln einer assoziierten Stiftung nanokleine Wirkstoff-Carrier entwickelt, die in einem bionischen Ansatz glykosylierten Viren nachempfunden wurden. Diese glykosylierten Oberflächenanker binden spezifisch an Rezeptoren der sogenannten C-Typ-Lektin-Familie (CLRs); sie befinden sich fast exklusiv auf Antigen-präsentierenden Zellen (APCs). Ein wesentlicher Teil der natürlichen Funktion dieser Zellen ist es, eingedrungene Krankheitserreger zu erkennen, aufzunehmen und sie zu Antigen-Fragmenten zu prozessieren, die anderen Immunzellen daraufhin präsentiert werden. Der Zweck dieser Übung besteht in der wirkungsvollen Beseitigung des Erregers durch das Immunsystem. Manche Krankheitserreger wie zum Beispiel das Hepatitis C-Virus können diesem natürlichen Mechanismus jedoch nicht nur entrinnen, sondern – schlimmer noch –

daraufhin intrazelluläre sogenannte Pathogen-Reservoire bilden, die kontinuierlich andere Zellen infizieren können. Infektionserkrankungen, die mit Reservoirbildung einhergehen, sind nicht heilbar und verlaufen damit chronisch, führen gegebenenfalls zum Tode. Um diese Therapielücke zu adressieren, hat RBT ein zwar noch präklinisches, aber hochpotentes Viruzid des USamerikanischen National Institute of Health (NIH) einlizenziert, das nach intrazellulärer Einschleusung in der Lage ist, viele virale Reservoire zu inaktivieren. RBT nennt diesen Therapieansatz TargoVir.

konnte mit dem High-Tech Gründerfonds und dem Hannover Fonds für Innovation realisiert werden. Sie fiel zusammen mit der zeitgleich einsetzenden Finanz- und Wirtschaftskrise, während der institutionelle und private Investitionen ihr Engagement in der biopharmazeutischen Therapieentwicklung reduzierten. Ironischerweise erfolgte diese ungünstige Entwicklungen zu einer Zeit, in der die Mobilität der wachsenden der Weltbevölkerung von immer kürzeren Zyklen neuer viraler Pandemien heimgesucht werden.

Entscheidung für deutschen Standort

APCs – vielversprechendes Wirkstofftarget

Die Gründer hatten sich bewusst entschieden, ihre Therapieentwicklung und Kommerzialisierung in Deutschland zu realisieren; damit stellte dieser Technologie- und Know-how-Transfer eines der seinerzeit noch wenigen, nun aber zunehmenden Beispiele eines „reverse brain drain“ dar. Die erste Wagniskapitalfinanzierung der RBT

Das Geschäftsmodell der RBT reagiert direkt auf diese veränderten Rahmenbedingungen. Dies geht auf die frühzeitige Erkenntnis zurück, dass RBTs Wirkstoff-Carrier eine neuartige Technologieplattform darstellen, deren Anwendungspotentiale weit über eine zielgerichtete, effiziente Beseitigung intrazellulärer infektiöser Reservoire hinaus reichen und die unter dem Markennamen TargoSphere ® auch Dritten die Möglichkeit bietet, APCs als vielversprechendes Wirkstofftarget zu erschließen. Anwendungen und Indikationen scheinen vielfältig, denn APCs sind entscheidende Elemente des Immunsystems. Zu ihrem Kanon zählen auch dendritische Zellen, die als einziger Zelltypus in der Lage sind, primäre antigenspezifische Immunreaktionen sowie Immuntoleranz zu induzieren und zu regulieren. Zusammen mit Monozyten und Makrophagen kann die Gesamtheit der APCs zudem sekundäre antigenspezifische Immunantworten induzieren. Der Einsatz von TargoSpheres ® als Wirkstoff-Carrier bietet somit die Möglichkeit, antigenspezifische Immunantworten gezielt zu steuern – wie etwa immunstimulierend beim Einsatz in Impfstoffen sowie zur Bekämpfung von

Der Autor Dr. Marcus Furch ist einer der Gründer der Rodos BioTarget GmbH. Zuvor war der promovierte Biochemiker mehrere Jahre als Interim Manager tätig und übernahm diverse Aufgaben im Bereich der Geschäfts- und Unternehmensentwicklung von chemischen, pharmazeutischen und biotechnologischen Unternehmen. Zwischen 2000 und 2005 hatte er verschiedene Positionen im Business Development der Fresenius AG und deren Tochtergesellschaften Zwischen 1999 und 2000 unterstützte er als Managementberater in der brasilianischen Vertretung der Kienbaum Management Consultants in São Paulo chemische und pharmazeutische Unternehmen bei ihrem Markteintritt in Lateinamerika. Im Rahmen seiner wissenschaftlichen und akademischen Karriere arbeitete er an der Medizinischen Hochschule Hannover, am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg, dem CNRS in Montpellier (F) und am Scripps Research Institute in La Jolla (USA).

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Infektions- und Krebserkrankungen oder immunsupprimierend bei der Behandlung von chronischen Entzündungen, Autoimmunkrankheiten, und schweren Allergien (s. Abb. 1).

RBTs Portfolio der Opportunitäten Als Resultat dieser Überlegungen stellt RBT den Plattform-Charakter der Technologie in den Vordergrund. RBTs Entwicklungsportfolio umfasst mehrere Projekte, für die Kunden oder Kooperationspartner uns ihren Wirkstoff zur Verfügung stellen. Das Spektrum der Partner reicht von akademischen Innovatoren, Biotechnologie- sowie mittelständischen bis hin zu einem der großen global operierenden Pharmaunternehmen. Auch die Natur der Wirkstoffe könnte mit niedermolekularen Substanzen, Nukleinsäuren, Peptiden und Proteinen kaum unterschiedlicher sein (s. Abb.2). Grundsätzlich ist eine bessere Verfügbarkeit auch komplexer Wirkstoffe, die schwerlöslich, physiologisch instabil oder schwer membrangängig sein mögen, am Wirkungsort das angestrebte Ziel eines Einsatzes von TargoSphere ®. Aber auch registrierte Medikamente neu zu formulieren und neue patentierbare Eigenschaften zu erreichen und gleichzeitig ihr Nebenwirkungsrisiko zu minimieren oder sogar völlig zu vermeiden, ist attraktives Ziel im Lifecycle Mangagement eines Medikamentes. Ein wichtiger Baustein im Finanzierungsmix der RBT ist nicht zuletzt die BMBF-Förderung zur translationsorientierten F&E, um das vorhandene Wagniskapital der Investoren und die Erlöse aus Entwicklungskooperationen mit pharmazeutischen Partnern im Sinne einer effektiven Unternehmensent-

Abb. 1: TargoSpheres® sind modular aufgebaut. Die Oberfläche sphärischer Grundstrukturen mit einem Durchmesser von 80 bis 200 nm wird mit unterschiedlichen Targeting-Ankern bestückt. RBT konnte bereits sowohl hydrophile als auch hydrophobe Wirkstoff-Payloads unterschiedlicher Molekülklassen und -größen (von 50 Da bis 500 kDa) ins Innere der Zielzellen einschleusen.

wicklung zu ergänzen und so den eigenen therapeutischen TargoVir-Ansatz im frühen Entwicklungsstadium weiter vorantreiben zu können.

Überregionale Optionen RBT erschließt zwei weitere überregionale Finanzierungsoptionen, die sowohl durch die Provenienz ihrer Technologien mit guter Vernetzung in nordamerikanischen Institutionen als auch durch die teilweisen hohen Prävalenzzahlen für TargoVir-Anwendungen in aufstrebenden Wirtschaftsregionen begünstigt werden. Besonders hervorzuheben sind Vali-

dierungsprogramme des NIH, die darauf zielen, den im Zusammenhang mit der frühen innovativen Wirkstoffentwicklung geprägten Begriff des „Valley of Death“ zu überbrücken – mithin also zusätzliches Kapital bereitzustellen, um die inhärent hohen Risiken gegenüber den ebenfalls bestehenden hohen Ertragschancen abzumildern. Diese Programme stehen auch europäischen Unternehmen zur Verfügung, die mit Instituten und Zentren des NIH kooperieren – im Fall von RBT dem National Cancer Institute (NCI) und dem National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID).

Rodos‘ Wild Cards

Abb. 2: APCs sind zentrales Target bei der Behandlung und Vorsorge einer Vielzahl von Krankheiten. TargoSpheres® haben daher einen unbestrittenen Plattformcharakter.

Jenseits des Tellerrands der traditionellen Pharmamärkte – also Nordamerika, Europa und Japan, in denen 12% der Weltbevölkerung für beinahe 70% des Pharmaumsatzes verantwortlich sind – muss man mit den aufstrebenden Regionen rechnen. Deren positive Entwicklung geht mit Verbesserungen im Patentsystem und in der Zulassung einher. Auch die RBT hat sich das Ziel gesetzt, strategische Allianzen einzugehen und sowohl Zugang zu Kapital als auch zu professionell betreuten Patienten für klinische Studien zu erlangen. Aus heutiger Sicht entwickeln sich besonders die Kooperationsanbahnungen für Hepatitis C in der MENA-Region und für HIV in der CIS-Region vielversprechend. Dennoch stellen diese Optionen für RBT Wild cards dar, denn gerade auch die Entwicklungen der jüngeren Zeit dokumentieren die bisweilen unwägbaren politischen Risiken in diesen Regionen. M

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Gesundes Wachstum Während „Venture Capital“ in Start-up-Firmen investiert, hat sich das „Growth Capital“ als außerbörsliche Kapitalquelle für kleine und mittlere Unternehmen etabliert. HBM partners beschreibt die Bedeutung dieses Wachstumskapitals für Firmen und anleger im europäischen Healthcare-Sektor. Growth Capital (auch Wachstums- oder Expansionskapital genannt) ist eine Form des außerbörslichen Eigenkapitals (Private Equity), das spezialisierte Fondsgesellschaften in Unternehmen investieren. Dabei liegt der Investitionsfokus von Growth Capital-Fonds zwischen jenen von VCs auf der einen und Buyout-Fonds auf der anderen Seite (siehe Abbildung). Venture Capital wird von Life SciencesFirmen in der Regel dazu eingesetzt, die präklinische und klinische Entwicklung von Produktkandidaten voranzutreiben. VCFonds sind darauf spezialisiert, Firmen in diesen frühen Phasen zu begleiten, und streben meist einen Firmenverkauf an, noch bevor erste Produkte den Markt erreichen. Dagegen zielen Buyout-Fonds auf grössere, reife Unternehmen ab, die einen hohen, stabilen Cash Flow generieren. Buyout-Investoren werden dabei zu Mehrheitseignern der Firmen, oft unter erheblichem Einsatz von Fremdkapital („Leverage“).

Auf Erfolge aufbauen Growth Capital im Healthcare-Bereich unterscheidet sich deutlich von diesen beiden Ansätzen: Im Gegensatz zum Venture Capital wird hier in kleine und mittlere Unternehmen investiert, die ihre Produkte

Growth Capital als Finanzierungsquelle oder Dienstleistungen bereits erfolgreich in den Markt eingeführt haben. Ziel des Investments ist es, diesen Firmen zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten zu eröffnen. Anders als im Buyout-Bereich fließt das investierte Kapital dabei primär in das Unternehmen selbst, nicht an seinen Vorbesitzer. Spezialisierte Growth Capital-Investoren bieten den Firmen, an denen sie sich beteiligen, zudem branchenspezifische Expertise und Ressourcen. Aus Sicht eines kleinen oder mittleren Unternehmens (KMU) bietet das Engagement eines Growth Capital-Investors verschiedene Vorteile: Denn trotz steigender Umsätze benötigen diese Firmen oft zusätzliches Kapital, zum Beispiel um die Ver-

Die Autoren Dr. Chandra P. Leo (links) und Dr. Ulrich Geilinger (rechts) gehören dem Private Equity Team von HBM Partners an. Die Gesellschaft betreut Investorengelder in Höhe von mehr als 600 Mio. Euro, darunter die an der Schweizer Börse gelistete Investitionsgesellschaft HBM BioVentures (SIX: HBMN). HBM hat sich auf die Investition von Wachstumskapital im Gesundheitsmarkt spezialisiert.

triebsstruktur im Heimatmarkt auszubauen, geographisch zu expandieren oder eine Akquisition zu finanzieren. Auch eine Bereinigung der Aktionärsstruktur oder Investitionen in die Weiterentwicklung von Produkten und Fertigungsanlagen werden so möglich.

Von der Erfahrung profitieren Anders als eine Bank oder ein branchenneutraler Investor kann ein auf den Healthcare-Bereich spezialisierter Growth Capital-Investor solche KMU bei Bedarf zusätzlich mit seiner Sektorexpertise und seinem Industrienetzwerk unterstützen: Beispiele hierfür sind etwa die Anbahnung internationaler Kontakte zu strategischen Partnern, die Rekrutierung industrieerfahrener Berater oder die Vorbereitung eines Börsengangs. In all diesen Fällen profitiert das Unternehmen von der Erfahrung des Investors aus zahlreichen vergleichbaren Situationen. Mit einem Growth Capital-Investor wählen die Eigentümer eines Unternehmens also einen Partner auf Zeit, in der Regel bis zu einem Börsengang oder Verkauf mehrere Jahre später. Für den Erfolg einer solchen Zusammenarbeit ist es daher von zentraler Bedeutung, Investitions- und Vertragsstrukturen zu schaffen, die die InItranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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teressen von Besitzern und Neuinvestor gleichermaßen berücksichtigen.

Chancen für Anleger Auch aus Sicht des Anlegers bietet Growth Capital interessante Unterschiede zum klassischen Venture Capital: So sind die im VCBereich üblichen Investitionen in Life Sciences-Firmen ohne marktreife Produkte mit beträchtlichen Risiken verbunden, zum Beispiel hinsichtlich präklinischer und klinischer Entwicklung. Im Kontrast dazu stehen bei Wachstumsfirmen den verbleibenden Risiken (beispielsweise bezüglich des Erfolgs einer Auslandsexpansion) die bereits erbrachte kommerzielle Validierung und wachsende Umsätze im bestehenden Geschäft gegenüber.

Gesundheitsmarkt zieht Wachstumskapital an Der Gesundheitssektor ist aus verschiedenen Gründen für Growth Capital-Investments besonders attraktiv: Im Unterschied zu anderen Erzeugnissen haben etwa Arzneimittel und Medizinprodukte von vornherein ein weltweites Marktpotential, das jedoch von KMU oft nicht aus eigener Kraft adressiert werden kann. Mit Hilfe von Wachstumskapital können solche Firmen die Marktführerschaft in ihren Zielmärkten erringen oder ausbauen beziehungsweise sich als attraktiver Partner für größere Pharma-, Diagnostik- und MedizintechnikKonzerne positionieren. Darüber hinaus führen medizinischer Bedarf, technischer Fortschritt und ablaufende Patentrechte zu einer starken M&A-Aktivität in der Healthcare-Industrie. Die hohe Komplexität von Produkten, Regulierung und Märkten bedeutet, dass spezialisierte Firmen und Investoren einem geringeren Konkurrenzdruck ausgesetzt sind als in anderen Branchen. Hinzu kommt, dass die Umsatzzahlen im Gesundheitssektor relativ resistent gegenüber negativen makroökonomischen Einflüssen sind, wie die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise abermals bewiesen hat.

Growth Capital in Europa In Anbetracht dieser Rahmenbedingungen erstaunt es nicht, dass in den USA schon seit längerem eine Reihe fokussierter Growth Capital-Investoren im Healthcare-Bereich tätig sind. Zu diesen zählen beispielsweise Galen Partners, Telegraph Hill oder Water Street. Aber auch in EuroItranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

pa hat sich eine kleine Gruppe ähnlicher Spezialisten entwickelt, darunter Abingworth (Großbritannien), Novo Growth Equity (Schweden) und HBM (Schweiz). Gemeinsam ist diesen Investoren, dass sie sowohl in Europa als auch in den USA tätig sind, was den von ihnen finanzierten Unternehmen den Sprung über den Atlantik erleichtert. Im Fall von HBM kommt ein starkes Netzwerk in aufstrebenden Märkten wie Indien und China hinzu. Auch die Erfolgsgeschichten im europäischen Healthcare Growth Capital mehren sich: So wurde im Frühjahr 2011 die Firma PharmaSwiss für 350 Mio. Euro an Valeant Pharmaceuticals verkauft. Zuvor hatte das Unternehmen – dank Investitionen von HBM BioVentures und Enterprise Investors – seit 2007 seine Aktivitäten von 12 auf 19 Länder ausgeweitet, die Mitarbeiterzahl auf über 750 verdoppelt und die Umsätze von 100 auf 180 Mio. Euro gesteigert. Eine weitere „Success Story“ ist das deutsche Diagnostikunternehmen Brahms. Hier war HBM im Jahr 2005 als einziger Investor eingestiegen und hatte die Firma unter anderem hinsichtlich Produktentwicklung und strategischer Partnerschaften unterstützt. Im Jahr 2008 erreichte Brahms mit 400 Mitarbeitern und Kunden in 65 Ländern einen Umsatz von 75 Mio. Euro. Ein Jahr später wurde das Unternehmen für 330 Mio. Euro von Thermo Fisher Scientific gekauft. Diese und zahlreiche weitere Beispiele zeigen, dass Growth Capital auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine signifikante Wertschöpfung ermöglicht. In den beiden genannten Fällen beabsichtigen die US-amerikanischen Käufer zudem, ihre neuen Tochterunternehmen als Ausgangspunkt für ein verstärktes Engagement in Europa zu nutzen.

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3. CIB Invest Konferenz

Montag, 20. Juni 2011 School of Finance Frankfurt am Main Vier Gründe für Ihre Teilnahme a Industrielle Biotechnologie

Ausblick In den vergangenen zehn Jahren hat sich Growth Capital auch in Europa als wichtige außerbörsliche Kapitalquelle für kleine und mittlere Unternehmen etabliert. Diese erhalten von spezialisierten Investoren bei Bedarf neben dem Kapital auch gezielte Unterstützung für Wachstum und internationale Expansion. Anlegern eröffnet Growth Capital die Chance, am Wertzuwachs nicht börsengelisteter KMU zu partizipieren. Und für Europa stellt die Verfügbarkeit von Wachstumskapital für solche Firmen einen wichtigen Standortfaktor im globalen Wettbewerb dar. Damit spielt das „GC“ (Growth Capital), ebenso wie das „VC“ (Venture Capital), eine bedeutende Rolle für die Zukunft der europäischen Healthcare-Industrie. M

im Fokus

a Einblicke in erfolgreiche Investitonsstrategien

a Aufklärung über kritische Erfolgsfaktoren

a Direkter Zugang zu Unternehmen der Industriellen Biotechnologie Managed by

Weitere Informationen zu Programm & Anmeldung

www.cib-frankfurt.de CIB Frankfurt wird finanziert von: EUROPÄISCHE UNION: Investition in Ihre Zukunft Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG FRANKFURT – FRANKFURT ECONOMIC DEVELOPMENT – GMBH

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StrategieprozeSS

Wie sieht die Biotechnologie der Zukunft aus? Mit Bakterien Strom herstellen oder sich selbst dosierende Medikamente – ideen für die nächste generation biotechnologischer Verfahren gibt es genügend. Damit diese auch den Weg in den Markt finden, hat das Bundesforschungsministerium den Strategieprozess „Biotechnologie 2020+“ initiiert. Sich selbst regulierende Medikamentenfabriken im Miniformat – implantiert im Körper. Bakterien, die aus Klärschlamm Strom erzeugen, oder biologisch betriebene Batterien, die mit Licht arbeiten. Roboter, die nach Wunsch Proteine zusammenbauen – ohne GMP-Labor. Für manch einen mögen solche Ideen Spinnerei sein, für andere sieht so die Biotechnologie der Zukunft aus – ein Schulterschluss zwischen Bio- und Ingenieurwissenschaften, zwischen Biotechnologie und Mikrosystemtechnik, zwischen synthetischer Biologie und Mikrofluidik. Klar ist: Schon heute arbeiten Biotechnologen zunehmend wie Ingenieure. Sie bedienen sich verschiedener modularer Biomoleküle und bauen diese ingenieurmäßig zusammen. Auf der anderen Seite arbeiten Ingenieure immer mehr im zellbiologisch relevanten Größenmaßstab. Sie konstruieren Biochips und mikrofluidische Systeme, die so klein sind, dass sie mit dem bloßen Auge kaum mehr erkennbar sind. Die Kombination dieser beidenEntwicklungen scheint da nur konsequent und böte für so manch aktuelles Problem eine Lösung.

Stromerzeugung der Zukunft? Bakterien auf Carbonfasern als Elektroden.

Die Autorin Sandra Wirsching verantwortet seit 2010 die Öffentlichkeitsarbeit für den Strategieprozess „Biotechnologie 2020+“. Mit dieser Initiative will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Entwicklung der nächsten Generation biotechnologischer Verfahren vorantreiben. Seit 2005 leitet sie darüber hinaus die Online-Redaktion von biotechnologie.de. Diese Internetinformationsplattform wurde im Jahr 2005 vom BMBF initiiert, um über Biotechnologie in Deutschland umfassend zu informieren. Zuvor war die studierte Politikwissenschaftlerin für mehrere Tageszeitungen in Deutschland tätig. Im Jahr 2003 wurde sie mit dem HEUREKA-Journalistenpreis für Wissenschaftsjournalismus ausgezeichnet.

Beispiel Medizin: Derzeit werden Millionen von Diabetes-Patienten mit Insulin behandelt, das seit 1982 mit Hilfe von gentechnisch veränderten Bakterien hergestellt wird. Insulin ist damit das erste biotechnologisch produzierte Medikament und stellte damals einen erheblichen Fortschritt dar. Trotz der Verbesserungen ist die Therapie mit Insulin aber auch heute noch mit Aufwand verbunden: Die Patienten müssen ständig ihren Blutzucker-Spiegel überwachen und sich das Medikament rechtzeitig spritzen. Wer eine kontinuierliche Dosierung via Insulinpumpe nutzen will, kommt um Geräte nicht herum, die so klobig aussehen wie Mobiltelefone der ersten Generation und um den Bauch geschnallt werden müssen. All das ließe sich künftig ändern. So gibt es bereits Ideen für USB-Stick-große Insulinpumpen, die die Medikamentenversorgung über die Haut übernehmen. Etwas weiter in die Zukunft gedacht könnten Diabetiker aber auch ein technisches Implantat erhalten, welches den Blutzucker-Spiegel automatisch überwacht, Insulin eigenständig aus Vorstufen im Blut produziert und bedarfsgerecht ins Blut abgibt. Darüber

hinaus reifen aber auch biotechnologische Ansätze, um die Versorgung von DiabetesPatienten zu verbessern: So sind molekulare Prothesen denkbar, die als eingekapselte Zellen mit einem speziell ausgestatteten genetischen Schaltkreis in den Körper implantiert werden und dort beispielsweise den Blutzucker messen und regulieren können.

Künstlicher Photosynthese-Chip Beispiel Energie: Aktuelle Prognosen sagen voraus, dass sich der globale Energiebedarf bis 2030 mehr als verdoppeln wird. Die größte Energiequelle überhaupt – das Sonnenlicht – wird dabei erst ansatzweise über Solarzellen genutzt. Die Photosynthese wandelt Sonnenenergie in speicherfähige chemische Energieträger um, die zusammen mit CO2 zum Aufbau komplexer energiereicher organischer Verbindungen genutzt werden. Die biologische Photosynthese erreicht dabei theoretisch viel höhere Wirkungsgrade (ca. 35 Prozent) bei der Nutzung der Lichtenergie als heutige Solarzellen (ca. 20 Prozent). Als eine Art StromItranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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generator der Zukunft sind beispielsweise künstliche Photosynthese-Chips denkbar, in denen natürliche Lichtsammelkomplexe mit technischen Bauteilen zur Stromerzeugung kombiniert und genutzt werden können.

Roboter stellen Proteine her Andere Forscher sehen wiederum in der mikrobiellen Brennstoffzelle einen neuen Ansatz, um Strom zu erzeugen. Dabei werden metallreduzierende Bakterien, die im Abwasser zu Hause sind, auf Carbonfasern aufgetragen und als Elektrode genutzt. Im kleinen Maßstab hat das funktioniert: 30 Ampère wurden auf diese Weise schon erzeugt. Beispiel Industrie: Bereits heute tragen biotechnologische Verfahren in der Industrie dazu bei, ressourcenschonender und umweltfreundlicher zu arbeiten. So ist deutlich weniger Energie vonnöten, wenn Enzyme als Katalysatoren zur Herstellung von Chemikalien genutzt werden. Gleichzeitig können dadurch sogar oft höhere Mengen als mit klassischen chemischen Verfahren produziert werden. Viele Enzyme können bislang allerdings noch nicht allen in der chemischen Industrie vorhandenen Bedingungen standhalten – etwa hohen Temperaturen oder nichtwässrigen Lösungen, wie sie bei der Herstellung der meisten Chemikalien zur Anwendung kommen. Auch toxische Proteine oder komplexe Membranproteine lassen sich bisher nur schwer im industriellen Maßstab herstellen. Die Suche nach einer neuen Generation von Biokatalysatoren und neuen Produktionsverfahren, die beispielsweise die Produktion und Aufreinung enger miteinander koppeln, hat deshalb längst begonnen. Gleichzeitig könnten die Ingenieurwissenschaften biotechnologische Verfahren noch stärker beeinflussen: So sind in Zukunft womöglich Synthese-Automaten denkbar, die ähnlich wie Roboter auf eine Vielzahl standardisierter Mikroreaktionsmodule zurückgreifen, in denen technisch optimierte Enzyme definierte Syntheseschritte durchführen. Ob Medizin, Energie oder Industrie – Ideen zur Entwicklung einer nächsten Generation biotechnologischer Verfahren gibt es also genug. Damit diese irgendwann tatsächlich Realität werden, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Sommer 2010 den Strategieprozess „Biotechnologie 2020+“ gestartet – gemeinsam mit den Forschungsorganisationen und Hochschulen. „Wer auf die offene See hinaus will, sollte den Menschen keinen Bauplan für ein Schiff in die Hand geben, sondern die Sehnsucht nach fer-

Eine Vision zur Zukunft der Biotechnologie: Roboter stellen Membranproteine zellfrei her, damit diese dann weiter genutzt werden können – zum Beispiel für Biochips. nen Inseln wecken“ – mit diesem Sinnbild verdeutlichte Thomas Rachel, parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, erst kürzlich die Grundidee des Strategieprozesses. Denn, so Rachel, es gehe darum, einen offenen Diskussionsprozess in Gang zu setzen – darüber, wie biotechnologische Verfahren in 10, 15 oder 20 Jahren aussehen könnten: „Der Strategieprozess ist für uns ein Anfang, um gemeinsam mit allen Beteiligten aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Zukunft der Biotechnologie nachzudenken.“ Erste Schritte des Nachdenkens und Diskutierens wurden bereits unternommen. So fanden nach dem Auftaktkongress im Juli 2010 im Herbst die ersten Fachgespräche statt. Mehr als 100 Experten aus den Bio- und Ingenieurwissenschaften haben hier zu den vier Themenfeldern „Universelle Reaktionskompartimente“, „Funktionelle Komponenten“, „Systemsteuerung“ und „Prozessenergie“ detaillierte Meilensteine erarbeitet, die eine technologieorientierte Forschungs- und Entwicklungsroadmap für die nächsten Jahre aufzeigen.

2011: Anwendungen gesucht In diesem Jahr sollen nun mögliche Anwendungen im Vordergrund stehen: Welche biotechnologischen Prozesstechniken werden aus Sicht der Industrie künftig gebraucht? Welche Märkte sind für Unternehmen interessant? Wo besteht dringender Forschungsbedarf? Um Fragen wie diese wird es beim zweiten Jahreskongress des Strategieprozesses gehen, der am 7. Juli im Berliner Kongresszentrum bcc stattfindet. Auf der Basis der Ergebnisse aus den er-

sten Fachgesprächen werden zudem weitere Expertenworkshops vorbereitet, die für den diesjährigen Herbst geplant sind. Doch der Strategieprozess hat nicht nur zum Ziel, alle Beteiligten zusammenführen. Am Ende sollen konkrete F&E-Projekte angestoßen werden. Dafür wird das BMBF in den nächsten zehn Jahren bis zu 200 Mio. Euro investieren. Als erstes Großforschungsprojekt unter dem Dach des Strategieprozesses hat die Fraunhofer-Gesellschaft im März 2011 den Verbund „Biomoleküle vom Band“ gestartet.

Mehr im Internet unter www.biotechnologie2020plus.de Biologen, Physiker, Maschinenbauer und Elektroniker von acht Fraunhofer-Instituten aus den Life Sciences, der Produktion und Mikroelektronik wollen hier zusammen daran arbeiten, zellfreie Produktionsverfahren – zum Beispiel für Membranproteine – in den Industriemaßstab zu überführen. „Hierfür wird eine enge Zusammenarbeit von Biowissenschaftlern auf der einen und Ingenieuren auf der anderen Seite gebraucht. Diese Interdisziplinarität ist eine Stärke der Fraunhofer-Gesellschaft“, sagte Ulrich Buller, Forschungsvorstand der FraunhoferGesellschaft, beim offiziellen Start Mitte März in Berlin. Insgesamt 6 Mio. Euro will man im Rahmen der eigenen Systemforschung investieren, weitere 15 Mio. Euro kommen vom BMBF. Als Anwendungen haben die Forscher Aktivitätsassays, Screeningsysteme für pharmakologisch relevante Membranproteine sowie die Herstellung von Proteinen mit definierten Zuckerstrukturen im Blick. M

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Rendite mit Innovation Die deutsche Biotechnologie konnte im vergangenen Jahr so viel geld einwerben wie noch nie. Beteiligt daran waren die bekannten Family Offices, aber auch die Münchener Mig Fonds, die privaten anlegern die Möglichkeit bieten, sich an nicht börsennotierten, jungen Unternehmen zu beteiligen. Beteiligungsfonds bieten seit Jahren vermehrt auch Privatanlegern die Chance auf lukrative Anlagemöglichkeiten mit hohen Renditepotentialen. Jedoch spielt diese Anlageform im Rahmen des privaten Vermögensaufbaus bislang eine eher untergeordnete Rolle und das, obwohl eine Unmenge von Portfoliotheorien kursiert, die Anlegern dabei helfen soll, mit ihren Finanzanlagen eine dauerhafte und erfolgreiche Rendite zu erzielen. Dabei bieten vor allem der Life Sciences-Bereich und das Thema „Energieeffizienz“ äußerst potentialträchtige Anreize – gerade für Privatanleger. Die meisten Theorien, mit denen sich Anleger heutzutage konfrontiert sehen, schlagen eine rein statische Form des Vermögensaufbaus vor. Einmal angelegt und investiert, werden neue Trends und Möglichkeiten verpasst, sowohl hinsichtlich lukrativer Anlageformen als auch zukunftsweisender Geschäftsfelder. Life Sciences und nachhaltige Energiegewinnung werden von vielen Anlegern und Finanzdienstleistern zu Unrecht missachtet.

Außerbörsliche Investitionen Dabei weisen außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen, beispielsweise über die exklusiv von der Alfred Wieder AG vertriebenen MIG Fonds, nachweislich große Renditepotentiale auf. Die MIG Fonds investieren in lukrative Zukunftsindustrien, die nach dem 6. Kondratieff-Zyklus definiert sind. Sie finanzieren zukunftsweisende Unternehmen der Biotechnologie und Medizintechnik, der Hochtechnologie und im Cleantech-Bereich. Die MIG Fonds adressieren ausschließlich deutsche und österreichische Unternehmen, die das Potential haben, in ihrem Industriebereich neue Standards zu setzen. Entsprechend zielt die strenge Due Diligence-Prüfung auf ein zumeist patentrechtlich abgesichertes Alleinstellungsmerkmal und Marktpotential der angestrebten Produktlinie. Die MIG-Unternehmensfinanzierung wird beispielsweise für Forschungs- und Entwicklungsarbeit oder die Beschleunigung des Markteintritts mit ei-

Megatrend Gesundheit: Biotechnologie als Anlagechance nem Produkt verwendet. In diesem Zeitraum entsteht für das Unternehmen eine außerordentliche Wertentwicklung. Die MIG Fonds stehen für punktgenaue und zielgerichtete Elitenfinanzierung in wachsenden Märkten. Die Stärke der MIG Fonds liegt in ihren substanzreichen Unternehmensbeteiligungen mit einem hohen Alleinstellungsmerkmal. Sie beinhalten eine klare Transparenz für Privatanleger sowie für Finanzdienstleister und Vermögensberater. Die banken- und börsenunabhängige Fondskonzeption garantiert eine umfangreiche Krisenresistenz.

Lukratives Umfeld Kein Unternehmen der Welt kann erfolgreich sein, wenn es nicht brillante Unternehmensführer an seiner Spitze hat. Dies gilt für innovative Life Science-Unternehmen ebenso, wie die MIG Fonds, welche sich durch ihr unternehmerisch geprägtes Fondsmanagement auszeichnen und eng mit den Managementteams der jeweiligen Portfoliounternehmen zusammenarbeiten. Zudem unterliegen außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen, wie die MIG Fonds, nicht den schwerlich prognostizierbaren Schwankungen an den Börsen.

Neben der Anlageform gilt es natürlich, ein lukratives Umfeld für den Vermögensaufbau zu identifizieren. Umwelttechnologie, Biotechnologie, Medizintechnik, Nanotechnologie, IT, neue Werkstoffe – die technologischen Marktführer in diesen Bereichen werden in den kommenden Jahren revolutionäre Entwicklungen auf den Markt bringen. Eine herausragende Rolle kommt dabei dem Thema „Energieeffizienz“ zu. Die aktuellen Ereignisse um die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima haben die Bedeutung dieses Themas noch einmal deutlich gemacht. In der Gesellschaft und in der Politik hat sich ein Sinneswandel vollzogen. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossene Sache, der „Ausstieg vom Ausstieg“ ist endgültig ad acta gelegt. Die Verantwortlichen aus Politik und Industrie haben die Zeichen der Zeit erkannt. Das Umdenken in weiten Teilen der Bevölkerung hat längst begonnen und spiegelt sich auch in den Ergebnissen der letzten Wahlen wider. Nachhaltiges Handeln ist gefragt, und es ist nicht nur die junge Generation im Land, die hier entschieden voranschreitet. Obwohl die Anti-Atomkraft-Bewegung keine Erfindung des neuen Jahrtausends ist, reagieren wir heute weitaus sensibler auf dieses Thema als noch vor 20 Jahren. Die Erkenntnis Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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4 May 2011, 10:00 a.m., British Residence, Brussels, Belgium Why attend this conference? Clinical trials, supply chain management, contracts, IP – biotech and pharma companies face an especially high amount of risk. The assessment of present and future risks is an increasingly important factor for the management and the investors of biotech companies. This conference is especially designed with the aim to set up a pro-active strategy to address and cover those risks. Make risk management measures part of your strategic planning process and improve your company’s ability to manage growth and to compete in the global economy. Topics to be addressed during the event include: Implication of Risk Management Strategies – Due Diligence – Contractual Risk Management – Balancing Portfolio Risks – Clinical Trials – Insurances – Going and Being Public – Liquidity Management – Supply Chain Management – Tax Compliance – Patenting – Incentivation Strategies for Key Personnel – Marketing Please register now at www.biocom.de/events or send an email to events@biocom.de. Restricted capacity!

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„Du kannst etwas bewegen“ ist in den Köpfen der Gesellschaft, aber auch der handelnden Akteure angelangt. Die Unternehmer und Ingenieure, die sich heute der Entwicklung von Nachhaltigkeitstechnologie widmen, wurden auch durch die Entwicklungen der vergangenen zwei Dekaden geprägt. Ähnlich wie in der Politik hat auch in der Industrie ein breiter Sinneswandel stattgefunden. Die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate drängen uns alle mehr denn je zum Handeln. Die Frage „Wie und wo gewinne ich saubere Energie?“ lässt sich unter diesen Voraussetzungen optimal mit dem Ziel einer effektiven und langfristigen Vermögensplanung koppeln. Auf diese Wei-

erhebliche Wertsteigerungen zu erwarten. Diese Wertsteigerungen entstehen, weil aufgrund umfangreicher Bioarchive energieund rohstofferhaltende Mikroorganismen entwickelt werden oder weil neue Technologien zum Aufarbeiten von Tetrapaks und anderem Abfall zur Gewinnung teurer Rohstoffe mit Neuwaren-Charakter führen. Weil ein Impfstoff gegen bestimmte Krebserkrankungen durch alle klinischen Zulassungsstudien hin bis zu seiner Marktzulassung begleitet wird oder weil an neuartigen Medikamenten auf der Basis von Proteinen und Peptiden im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen geforscht wird. Die technologischen Herausforderungen in einem Life

nem Industrieprozess, die erhofften Effekte nachweisen. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Life Sciences-Sektor ist aufwendig und kostenintensiv. Ohne finanzstarke Partner an ihrer Seite ist es innovativen Unternehmen nicht möglich, mit ihren Produkten die Marktreife zu erlangen und Alleinstellungsmerkmale zu erringen. Über außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen wie die MIG Fonds wird es Privatanlegern ermöglicht, diesen zukunftsweisenden Unternehmen zur Seite zu stehen. Die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate drängen uns alle mehr denn je zum Handeln. Die Frage „Wie und wo gewinne ich saubere Energie?“ lässt sich unter diesen Vor-

Megatrends Informationstechnologie, Energiegewinnung: In wenigen Jahren zu den größten Industriezweigen se können private Anleger das Thema Nachhaltigkeit auf doppeltem Wege verfolgen: Als Mittel für ihren strategischen Vermögensaufbau sowie als Beitrag für eine saubere und sichere Zukunft. Zahlreiche innovative Life Sciences-Firmen besitzen bereits heute das Potential zur Marktführerschaft in ihrem Bereich. Aus vielversprechenden Entwicklungen sind

Sciences-Unternehmen sind meist gewaltige, tummeln sich doch in diesem Bereich die wesentlichen Treiber der erhofften Wertentwicklung. Viele der von den MIG Fonds finanzierten Unternehmen haben jedoch nicht nur den „Proof of Concept“ im Labor vorzuweisen. Sie können bereits in einem späteren Ziel der Technologie, beispielsweise im menschlichen Organismus oder in ei-

Der Autor Alfred Wieder machte sich mit 21 Jahren selbständig und gründete eine Allfinanzvermittlungsfirma, die er zu einem Unternehmen mit einem Umsatz von seinerzeit 300 Mio. DM jährlich aufbaute. Zudem war er einige Jahre in den USA im Investmentbanking mit Fokus Venture Capital sowie in Deutschland als Mitherausgeber und Gesellschafter des ersten elektronischen Börsenbriefs tätig. Die Alfred Wieder AG (AWAG) ist für den Vertrieb der Mittelstandfonds GC Global Chance Fund, des GA Global Asset Funds sowie der MIG Fonds zuständig. Wieder ist neben Matthias Hallweger als Vorstand der AWAG tätig. Die MIG Fonds bieten Privatanlegern die Möglichkeit, sich an innovativen Mittelstandsunternehmen zum Beispiel aus der Biotechnologie zu beteiligen. Mittlerweile wurden 11 MIG Fonds mit einem Volumen von rund 700 Mio. Euro plaziert. Seit Jahren sind die MIG Fonds einer der engagiertesten Finanzierer der Biotechnologie in Deutschland und Österreich.

aussetzungen optimal mit dem Ziel einer effektiven und langfristigen Vermögensplanung koppeln. Auf diese Weise können private Anleger das Thema Nachhaltigkeit auf doppeltem Wege verfolgen: Als Mittel für ihren strategischen Vermögensaufbau sowie als Beitrag für eine saubere und sichere Zukunft. Energieeffizienz und Biotechnologie, Medizintechnik oder Cleantech werden in wenigen Jahren zu den größten Industriezweigen der Welt gehören und den Automobilsektor hinter sich gelassen haben. Schon bald wird die Menschheit in diesen Industriebereichen von einer äußerst etablierten Industrie sprechen. Enorme Wachstumszahlen werden sich in diesen Bereichen aufgrund der technologischen Fortschritte und der demographischen Entwicklung ergeben. Die Marktentwicklungen der kommenden Jahre, die auf Life Sciences-Unternehmen warten, könnten besser nicht sein. An dieser Stelle sollten Privatanleger umdenken und ihren langfristigen Vermögensaufbau an lukrativen Zukunftsmärkten orientieren. Dies geschieht am besten mit Hilfe junger und innovativer Unternehmen, die schon heute die neuen Produkte für die Märkte von morgen entwickeln und etablieren. L Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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Umfrage

Das Bild einer Branche, die sich selbst hilft größere Unternehmen geben Start-up-Unterstützung, über Zusammenschlüsse werden wettbewerbsfähige einheiten mit mehr kritischer masse gebildet. Das alles sind durchaus ernstzunehmende anzeichen der längst notwendigen Konsolidierung. Die Indikatoren für den Optimismus in der Branche sind wieder auf Vorkrisenniveau gestiegen. Die deutschen BiotechnologieUnternehmen gehen davon aus, dass sich ihre Lage im laufenden Jahr weiter verbessern wird. Frühindikatoren lassen eine günstigere zukünftige Geschäftslage sowie einen Beschäftigungsaufbau und steigende Investitionen in Forschung- und Entwicklung (F&E) erwarten. Das waren die vielversprechenden Ergebnisse der alljährlichen Umfrage des Verbandes der Biotechnologie-Industrie BIO Deutschland in Kooperation mit |transkript, die Anfang des Jahres vorgestellt wurden [1].

Besonders positiv stellt sich die Erwartung an die zukünftige Geschäftslage dar. Der Stimmungsindex stieg um mehr als fünf Punkte auf nun 98,0 (Abb. 1). Geht es nach den Erwartungen der Biotechnologie-Unternehmen [2], werden auch die F&E-Investitionen im laufenden Jahr wachsen. Darauf deutet der um rund vier Punkte gestiegene Indexwert von 95,5 hin (Abb. 2). Damit geht nach Einschätzung der Unternehmer auch

die Schaffung neuer Jobs einher. Der Wert für den Beschäftigungsindex stieg um zwei Punkte auf 95,3 (Abb. 3). Dass die Branche hält, was sie verspricht, zeigen die Ergebnisse aus der Umfrage im Jahr zuvor [3] und die jüngst publizierten Daten von biotechnologie.de [4]: 2009 hatte die Mehrheit der befragten Unternehmen angegeben, ihre F&E-Investitionen 2010 unverändert zu lassen (etwa 49 Prozent) oder gar zu verringern (rund 6 Prozent). Dennoch gaben fast 60 Prozent der Firmen an, weiterhin Personal einstellen zu wollen. Die diesjährigen Ergebnisse von biotech nologie.de zeigen, dass sich die F&E-Investitionen 2010 im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert haben. Die Statistik zeigt aber ebenfalls einen Mitarbeiterzuwachs von rund drei Prozent auf etwa 32.500. Auch die Einschätzung der aktuellen politischen Rahmenbedingungen in Deutschland hat sich verbessert. Der politische Stimmungsindex stieg um fünf Punkte auf 96,7 (Abb. 4). Nahezu konstant blieben hingegen die Einschätzungen der aktuellen Lage, deren Wert bei 94,7 Punkten auf Vorjahresniveau verharrte (Abb. 5). Bei der Analyse der Antworten konnte festgestellt werden, dass Unternehmen mit 20 oder weniger Mit-

Abb. 1: Zukünftige Geschäftslage positiver eingeschätzt

Abb. 2: Erstmals seit vier Jahren: Mehr F&E-Investitionen

– neue Geschäftsmodelle greifen

– verbesserte Zukunftsaussichten lassen

Funktionen in die Biotech-Industrie aus

Investitionsneigung wieder steigen

– profitable Unternehmen wachsen weiter

Positive Signale

– Branche hilft sich selbst über strategische Beteiligungen/Übernahmen

– Nachholbedarf nach dürren Jahren

arbeitern ihre Lage und das aktuelle Klima deutlich pessimistischer einschätzten als größere Firmen. Trotz des steigenden politischen Stimmungsindex sei noch hinzugefügt, dass immer noch lediglich ein Drittel aller Unternehmen das gegenwärtige politische Klima als gut einschätzen. Etwa 60 Prozent halten es weiterhin nur für befriedigend. Dennoch ist der Anteil der Optimisten gestiegen: Nur noch zwölf Prozent der befragten Unternehmen halten das aktuelle politische Klima für schlecht – 2010 waren es immerhin fast 20 Prozent.

Differenziertes Bild bei der Finanzierung Eine Vielzahl von innovativ arbeitenden kleinen und mittleren Unternehmen (iKMU) der Biotechnologie-Branche ist weiterhin auf die Unterstützung durch Eigenkapital (Wagniskapital/Venture Capital/VC) angewiesen. Der Großteil dieser Unternehmen ist auf dem Gebiet der kapitalintensiven Erforschung und Entwicklung innovativer Therapien und diagnostischer Produkte tätig. Zu dieser Gruppe gehören 45 Prozent der

Abb. 3: Neue Jobs im Jahr 2011 – Chemie- und Pharmabranche lagern

und stellen ein

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rund 540 dedizierten Biotech-Unternehmen Deutschlands. Das Volumen der 2010 in deutsche Biotechnologie-Unternehmen investierten Mittel sprengte einige Rekorde: Die Unternehmen konnten mit insgesamt 321 Mio. Euro so viel Kapital (von VCs und Family offices) wie nie zuvor einwerben (2009: 142 Mio. Euro). Weitere 335 Mio. Euro sind über die Börse geflossen (2009: 122 Mio. Euro). Der Anteil der öffentlichen Förderung an der Finanzierung lag 2010 mit 45 Mio. Euro bei 6,4 Prozent. Der Umfrage von biotechnologie. de zufolge erreichte der Kapitalzufluss damit erstmals 700 Mio. Euro, die vor allem zur Entwicklung neuer Medikamente genutzt wurden [5].

Profitabilität und Konsolidierung – die Branche reift Dennoch, das Gros der iKMU in der Therapeutika- und Diagnostika-Entwicklung benötigt weiterhin Wagniskapital im erheblichen Umfang, um seine F&E-Projekte zügig vorantreiben zu können. Denn der Großteil der im vergangenen Jahr investierten Mittel stammte aus wenigen Investorenquellen (beispielsweise von Dietmar Hopp und den Gebrüdern Strüngmann sowie dem MIG Fonds) und kam lediglich einer kleinen Zahl von Biotechnologiefirmen zugute. Neben den Medikamentenentwicklern, die in den vergangenen Jahren bereits acht Therapeutika zur Marktzulassung gebracht haben, gibt es eine beachtliche Reihe profitabel arbeitender Unternehmen, die mit innovativen Produkten und Dienstleistungen sogar zur Weltspitze gehören. Hierbei handelt es sich beispielsweise um: 1) Diagnostika (gegen Krebs, Lebensmittelunverträglichkeiten, Pankreatitis oder auch Vogelgrippe), 2) Substanzen, die in der Kosmetik und Körperpflege sowie im Haushalt, aber auch in der Chemie-Industrie eingesetzt werden und 3) Auftragsforschung und -Produktion sowie vielfältige Service-Angebote, unter anderem auf den Gebieten der

Abb. 4: Politisches Klima verbessert – neue Forschungsprogramme (Bioökonomie, Gesundheitsforschung) – Klarheit bei Pflanzenbiotechnologie und Biopatente

Der Autor Dr. Peter Heinrich ist Gründungsmitglied und der derzeitige Vorstandssprecher des Wirtschaftsverbandes der Biotechnologie-Industrie, BIO Deutschland e.V. Der Verband mit mehr als 270 Mitgliedern – Unternehmen, BioRegionen und BranchenDienstleister – und Sitz in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, in Deutschland die Entwicklung eines innovativen Wirtschaftszweiges auf Basis der modernen Biowissenschaften zu unterstützen und zu fördern. Heinrich ist ebenfalls Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Onkologieunternehmens MagForce Nanotechnologies AG.

Sequenzierung, der Biobanken oder der Gewebezucht. Darüber hinaus hat die Branche angefangen, sich gegenseitig zu helfen. Größere Unternehmen geben Start-up-Unterstützung (Qiagen-Alacris); und über Zusammenschlüsse werden größere Einheiten mit mehr kritischer Masse gebildet (WilexHeidelberg-Pharma, Evotec-Develogen und Kinaxo, MorphoSys-Sloning). Diese Aktivitäten sind durchaus als erste Anzeichen der längst notwendigen Konsolidierung innerhalb unserer Branche zu deuten.

Bessere Rahmenbedingungen! Das positive Bild darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bundes- und Landesregierungen viel zu wenig für den innovativen Mittelstand tun – Krise hin oder her. Die Expertenkommission für Forschung und Innovation, die die Bundesregierung berät, hat in ihrem jüngst erschienenen Bericht dringend die Wiederaufnahme der Einführung einer steuerlichen F&E-Förderung in die aktuelle Politik-Agenda vorgeschlagen. Dasselbe treffe, so der Bericht, auf die immer noch ausstehende gesetzliche Regelung zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Business Angels und VC-Investoren zu.[6] Die Kommission wies darüber hinaus auf einen weiteren innovationsfeind-

Abb. 5: Einschätzung der aktuellen Geschäftslage konstant – Realismus in der Branche – Finanzierungsengpass bleibt für viele Unternehmen bestehen

lichen Aspekt der deutschen Steuerpolitik hin, der die Biotechnologiebranche besonders hart treffe: die derzeitige Regelung zur steuerlichen Verlustverrechnung. Die aktuelle Gesetzgebung behindere insbesondere Investitionen von Wagniskapitalgebern in junge, innovative Unternehmen. Aufgrund der derzeitigen Steuerpolitik können die in solchen Firmen auftretenden Verluste nicht mit späteren Gewinnen verrechnet werden. Der Großteil anderer europäischer Staaten habe keine derartigen Einschränkungen. Die BIO Deutschland fordert daher die dringend notwendige Schaffung besserer, innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen durch die Politik. Deutschland kann sich als „Land der Ideen“, das seine technologische Innovationskraft rühmt, nicht noch mehr Technikfeindlichkeit leisten. Das geht schließlich zu Lasten einer besseren Gesundheitsversorgung mit neuen Medikamenten und Diagnostik-Methoden, von gesünderer Ernährung und der Umwelt. D

Quellen [1] BIO Deutschland und |transkript 2011: Trends in der deutschen Biotechnologie-Branche 2011: http://www.biodeutschland.org/ trendumfrage-2010-2011.html [2] Auswertung von rund 200 Antwortbögen [3] BIO Deutschland und |transkript 2010: Trends in der deutschen BiotechnologieBranche 2010: http://www.biodeutschland. org/trendumfrage-20092010.html [4] biotechnologie.de: Firmenumfrage 2011: Biotechnologie-Branche wächst: http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/Hintergrund/studien-statistiken,did=122362.html [5] biotechnologie.de: Firmenumfrage 2011: Biotechnologie-Branche wächst: http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/Hintergrund/studien-statistiken,did=122362.html [6] Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands 2011: http://www.e-fi.de/94.html?&L=0 Itranskript I Nr. 5 I 17. Jahrgang 2011

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4th DVFA Life Science Conference

Going East / Going West Life Science Asia/Europe – Getting Insight in Mutual Growth Opportunities 4th DVFA Symposium Life Science 17 May 2011, from 9 a.m. DVFA Center, Frankfurt/Main Topics: u Going East in Life Science - An Introduction u Panel I: Going-East – Growth Opportunities and Challenges for European Life Science Companies u China – A Growth Opportunity for Western Pharmaceutical Companies u Going West of Chinese Life Science Companies - An Introduction u Transaction Structures u Panel II: Going West – Is the German Capital Market ready for Asian Life Science Companies? u Company Presentations Supported by

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