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Editorial
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Das erste Quartal des Jahres 2020 ist fast vorbei. Unser BIOMIN Journal wird von nun an in den Monaten März und Oktober erscheinen. Mit der ersten Ausgabe des Jahres möchten wir Sie wieder mit unseren Beiträgen unterstützen und Ihnen verwertbare und qualifizierte Informationen bereitstellen: Neue Innovationen und die laufende Weiterentwicklung des Produktportfolios zählen zu den Eckpfeilern der Firma BIOMIN. Auch bei den Milchaustauschern für Kälber gibt es wieder Neuigkeiten zu berichten. Lesen Sie mehr dazu auf den Seiten 4-5. In unseren Betriebsreportagen stellen wir den Rinderbetrieb von Andreas Weigl aus Kulz und den Schweinemastbetrieb von Roland Naß aus Huisheim-Gosheim vor. Familie Weigl gehörte zu den ersten zertifizierten Tierwohlbetrieben in Bayern und arbeitet beim Thema Tierwohl mit Lidl zusammen. Roland Naß wurde in München mit dem bayerischen Tierwohl-Preis ausgezeichnet und setzt auf das Hofglück-Programm von EDEKA. Im Fachbeitrag der Rubrik Geflügel wird der Einsatz von zusätzlicher Faser diskutiert und geht es um die eindeutigen, positiven Effekte, die von Vorteil für Huhn und Wirtschaftlichkeit sind. Unter der Rubrik „Hygiene“ beginnt unsere Produktmanagerin Friederike Seum eine Reihe zum Thema „Die Tränke nicht stiefmütterlich behandeln“. Im ersten Teil wird der Fokus auf die Wasserqualität und deren Beurteilungsparameter, sowie auftretende Qualitätsprobleme gelegt. Im zweiten Teil geht es um präventive Maßnahmen, um eine dauerhaft gute Tränkewasserqualität zu sichern. Aus der Praxis möchten wir Ihnen noch die Vorteile von Kotsiebung und Strukturanalyse des Futters vorstellen. Außerdem finden Sie erste Checklisten zu einer neuen Beitragsreihe „Was stimmt nicht mit meinen Rindern/Schweinen“.
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Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre Ihres BIOMIN Journales! Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Stottmeister
DI Christian PUNZ I Product Manager
Gesundheit und Leistung gehen in der Kälberaufzucht Hand in Hand.
Neue BIOMIN Milchaustauscher – was steckt dahinter?
Kälber gesund aufziehen
Entscheidend in der Kälberaufzucht ist es, Krankheiten zu vermeiden und die Gesundheit der Tiere sicherzustellen. Dies beginnt bei der Kolostrumgabe und erstreckt sich übers Management bis zur Fütterung der jungen Kälber. Krankheit in der ersten Lebensphase verursacht akute Kosten und vor allem ein verringertes Leistungspotential der Tiere später als Milchkuh oder Mastrind.
Neue Zusätze für mehr Sicherheit und Leistung
Eine Reihe von neuen Biomin® Insides heben die Qualität und Funktionalität der Milchaustauscher auf ein neues Level. Zudem wurde auch an der Schmackhaftigkeit und Fresslust gearbeitet, denn eine rasche Akzeptanz und hohe Tränkeaufnahme sind Schlüsselkriterien bei der Kälbermilch.
Abbildung 1: Einfluss der Kälbergesundheit auf die Lebensleistung als Milchkuh
30.000 25.000 20.000 Lebensleistung, kg FCM 29.737
26.908
24.800
22.961
Gesund 1 x erkrankt 2 x erkrankt
– > 3 x erkrankt
Als Kalb während der Tränkeperiode
Quelle: Trilk und Münch, 2010
Acid mix Dieser neue Zusatz ist eine Kombination aus der bewährten Zitronensäure und Sorbinsäure. Dabei senkt die Zitronensäure den pH-Wert der Milch rasch ab, während die Sorbinsäure stabilisierend wirkt. Sorbinsäure ist für das Kalb sehr gut verträglich, weil sie geschmacksneutral ist. Diese organischen Säuren regulieren den pH-Wert im Darm und optimieren die Lebensbedingungen der Darmflora.
ProbioProtect
Mit NURImilk Top 50% PUR (50% Magermilchpulver) und NURImilk Top 30% PUR (30% Magermilchpulver) haben wir 2 Sorten mit unterschiedlichem Magermilchanteil im Sortiment. Beide Produkte sind ohne pflanzlichem Protein und somit höchst verdaulich und verträglich für das Kalb.
Das Biomin® Inside ProbioProtect enthält wie bisher das Milchsäurebakterium Enterococcus faecium, welches Milchsäure produziert und damit
den pH-Wert im Darm absenkt. Es bildet einen natürlichen Biofilm, welcher die Darmschleimhaut schützt. Zusätzlich sind 2 neue Stämme enthalten, nämlich Bacillus licheniformis und Bacillus subtilis. Diese enzymbildenden Mikroorganismen unterdrücken pathogene Bakterien im Darm und fördern dadurch wiederum die positiven Milchsäurebakterien. Außerdem produzieren sie Enzyme, welche die Nährstoffverdaulichkeit verbessern. Insgesamt trägt das 3-Stamm-Probiotikum ProbioProtect wesentlich zur Darmgesundheit und somit zur Leistungsbereitschaft in der Kälberaufzucht bei. In einem wissenschaftlichen Versuch mit Bacillus licheniformis und Bacillus subtilis, durchgeführt von der Universität von Krakau, Polen, wurden in einem 8-wöchigen Versuch mit Holstein-Kälbern die Tageszunahmen gesteigert.
SweetArom
Einer der wichtigsten Aspekte bei Milchaustauschern ist die Akzeptanz und die Tränkeaufnahme der Kälber. Da Jungtiere auf süßen Geschmack geprägt sind, beinhaltet der Zusatz SweetArom Süßstoffe, welche den leicht süßlichen Geschmack der Muttermilch nachahmen. Gemeinsam mit ausgewählten Aromastoffen stellt sich eine höhere Tränkeaufnahme ein. Ebenso zeigen Praxiserfahrungen ein deutlich einfacheres Antränken am Automaten und weniger abgebrochene Besuche.
Bewährtes bewahren
Weiterhin enthalten im BIOMIN Milchaustauscherprogramm sind die Zusatzstoffe Digestarom® Bos und Biotronic® PX Top3.
Digestarom® Bos ist ein pflanzlicher Zusatz, der die Verdauung unterstützt und den Darm gesund hält. Biotronic® PX Top3 ist eine synergistische Mischung aus Calciumformiat, einem sekundären Pflanzeninhaltsstoff und dem Permeabilizing Complex™. Der Permeabilizing Complex™ ist eine einzigartige Substanz, der die antimikrobielle Wirkung der organischen Säuren (Zitronensäure, Sorbinsäure) verstärkt.
Erfahrungen aus der Praxis
In einer Praxisphase wurden die neuen Milchaustauscher der NURIline (NURImilk Top 50% PUR, NURImilk Top 30% PUR) auf mehreren leistungsstarken Betrieben in Nord- und Süddeutschland
Abbildung 2: Einfluss eines probiotischen Futterzusatzes auf die Tageszunahmen von Holstein-Kälbern
Tageszunahmen, g/Tag 750 725 700 675 650 625 600 575 550 525 500 475 450 *
Kontrolle BioPlus 2B
Quelle: Kowalski et al., Journal of Animal and Feed Sciences, 2009
getestet. Die Betriebe wurden gezielt so ausgewählt, dass man unterschiedliche Genetiken und Tränkesysteme vergleichen konnte.
Die Rückmeldungen fielen sehr positiv aus. Unabhängig von der Genetik (Braunvieh, Schwarzbunte und Fleckvieh) wurde die Akzeptanz und Löslichkeit der Produkte von gut zufriedenstellend bis optimal bewertet. Aufgrund unterschiedlicher Tränkesysteme (Milchtaxi, Eimer- und Automatentränke) konnte die neue Kälbermilch Ihre Löslichkeit und Stabilität bei Anrührtemperaturen von 42° C bis 45° C beweisen und damit überzeugen.
Insbesondere das Verhalten der Tiere wurde durchweg als sehr ruhig und gelassen empfunden. Bei keiner Gruppe traten Durchfälle auf.
Zusammenfassung
Im neuen Milchaustauscherprogramm von BIOMIN sind bewährte Zusatzstoffe wie Digestarom® Bos und Biotronic® PX Top3 mit neuen Zusätzen optimal ergänzt worden. So sorgt einerseits SweetArom für eine hohe Schmackhaftigkeit und Akzeptanz der Milchaustauscher. ProbioProtect ist eine Kombination von 3 verschiedenen Probiotika Stämmen welche das Darmmilieu stabilisieren und damit eine gesunde Kälberaufzucht unterstützen. Mit der Säurekombination Acid mix wird ein zusätzlicher Schwerpunkt auf Sicherheit gelegt. Das neue BIOMIN Milchaustauscherprogramm erfüllt somit höchste Anforderungen an Qualität, Leistung und Sicherheit in der Kälberfütterung. Eine rasche Akzeptanz und hohe Tränkeaufnahme sind Schlüsselkriterien bei der Kälbermilch.
Sandra SCHMIDT l Marketing Management
Zu Besuch auf dem Rinderbetrieb von Familie Weigl
Nach dem Vortragsabend im Krämerhof zum Thema „Eutergesundheit“ mit Vertriebspartner Thomas Elsner, hatte das BIOMIN Team die Möglichkeit den Betrieb von Familie Weigl in Kulz zu besuchen. Familie Weigl gehört zu den ersten zertifizierten Tierwohlbetrieben in Bayern und betreibt einen Milchviehbetrieb mit 2 Robotern.
Das BIOMIN Team und unsere BIOMIN Vertriebspartner T. Elsner, H. Albrecht und die BAG Creglingen zu Besuch bei Familie Weigl (links im Bild).
Geschichte
Die Ursprünge des Familienbetriebes gehen bis in das 17. Jahrhundert zurück. Der erste dokumentierte Bau des ersten Laufstalles war jedoch im Jahr 1971 und erfolgte in Mitten der Ortschaft Kulz. Von Anfang an wurde hier auf Anbindung verzichtet. Aus Platzgründen entschied sich die Familie 2007 zur Aussiedlung des Hofes an den Dorfrand. Eine Entscheidung, die bis heute nicht bereut wird.
Überblick
Auf dem Hof leben aktuell in etwa 145 FleckviehMilchkühe mit Nachzucht (gesamt ca. 300 Tiere). Auf Grund der Futterknappheit der letzten beiden Jahre war man auch hier zur Abstockung gezwungen. Rund 30 Tiere verließen daher den Betrieb.
Sybille und Andreas Weigl führen den Hof zusammen mit den Eltern Michael und Brigitte und den Kindern Matthias und Selina. Eine feste Aufgabenteilung gibt es nicht – jeder kennt sich aus und fasst überall tatkräftig mit an. Die Familie bewirtschaftet 100 Hektar, davon 60 ha als Ackerbau und 40 ha Wiese/Weideland. Pro Jahr erfolgen maximal 4 Schnitte auf dem Grünland. Weiteres Grundfutter wird aus der Umgebung zugekauft.
Kälberaufzucht
Einige Kälber werden seit 2 Jahren, sehr erfolgreich, in Ammenkuhhaltung auf dem Hof aufgezogen. Die Bullenkälber gehen mit 80kg zum Schlachter. Die weiblichen Tiere bleiben im Bestand. In der ersten Woche erhalten die Kälber Vollmilch und werden
Folgende BIOMIN Produkte sind auf dem Betrieb Weigl im Einsatz:
Kühe
BoVital® Trocken
BoVital® Rind
KuhFit Optima
Kälber
Biomin® AW Top
Biomin® VikoVital
Biomin® Weanolyte • Trockenstehermineral zur optimalen Vorbereitung auf eine hohe Laktationsleistung • mit Rumitrace® und AOC • ausgewogenes Jungviehmineral • Mineralfutter zur Mineralstoff-, Vitamin und Spurenelementversorgung von hochleistenden Milchkühen • zur Unterstützung der Fruchtbarkeit, Klauen- und Eutergesundheit • mit Rumitrace® und AOC
• Zur Verbesserung der Stallluft und Unterstützung der Atemwegsfunktion • schleimlösende Wirkung • als Begleitmaßnahme zu tierärztlichen Behandlungen • enthält als Aktivsubstanz eine Kombination von ätherischen Ölen • ideale Vitaminunterstützung, um die Leistungsbereitschaft der Tiere zu erhalten • besonders bei Stressphasen (Temperarturschwankungen, Umstallen, Transport, etc.) empfohlen • gute Unterstützung der Fruchtbarkeit • während der Ein -und Umstallphase sowie bei Durchfallerkrankungen • enthält lebenswichtige Elektrolyte, Glucose, Vitamin E und C • gleicht ein gestörtes Säure -Basen-Verhältnis aus
anschließend mit Verschnitt auf Milchaustauscher umgestellt. Die Zugabe erfolgt per Hand für einen Gesamtzeitraum von 12 Wochen. Der Gesundheitszustand wird regelmäßig von allen Familienmitgliedern kontrolliert, um eine bestmögliche und gesunde Entwicklung zu gewährleisten.
Kühe
Die Tiere liegen in komfortablen Sandbettwaben mit Stroh Matratze und werden mit 2 Melkrobotern von Delaval gemolken. Ein großzügiger Auslauf mit weiteren Liegeboxen ist ebenfalls dem Laufstall angeschlossen. Die Herde hat eine Gesamtleistung von 8.000 Litern. Im Sommer geht es auf das angrenzende Weideland.
Zusammenarbeit mit Lidl - Tierwohl für beste Milchqualität
Milchbauern wie Familie Weigl verpflichten sich, die Milchkühe artgerecht mit großzügigem Platzangebot im Laufstall und ganzjährig ohne Anbindung zu halten. Die Tiere haben die Möglichkeit, sich frei im Stall zu bewegen und nach draußen in den Auslauf oder auf die Weide zu gehen. Weiche Liegeflächen, Stallklimaanlagen, Massagebürsten und regelmäßige Klauenpflege sind nur einige der umfassenden Tierwohlmaßnahmen.
Darüber hinaus werden die Milchkühe ganzjährig von ausgewählten Tierärzten betreut, die jederzeit die Gesundheit aller Tiere im Blick haben – mit alternativen Behandlungsmethoden. Hochwertiges Futter ohne Gentechnik, gesundes Stallklima und gute Pflege der Milchkühe ist dafür die Basis.
Zusammenarbeit mit BIOMIN
Seit vielen Jahren arbeitet Familie Weigl mit BIOMIN zusammen und wird von BIOMIN Vertriebspartner Thomas Elsner regelmäßig beliefert und beraten.
Wir wünschen Familie alles Gute und weiterhin viel Erfolg!
Friederike SEUM l Product Manager
Roland Naß wurde für sein Engagement im Bereich Tierwohl mit dem bayerischen Tierwohl-Preis ausgezeichnet.
Diese Schweine fühlen sich sauwohl!
Auf dem Betrieb Pflegermühle von Roland Naß leben 1.000 Mastschweine – im Auslaufstall mit Stroh, viel Beschäftigungsmaterial und ihren Langschwänzen. Was es dabei zu beachten gilt und welche Herausforderungen das mit sich bringt, erfahren Sie in folgendem Beitrag.
Den Mastschweinebetrieb hat Roland Naß von seinen Eltern übernommen – damals noch mit konventioneller Masthaltung. Vor etwa 15 Jahren traf er dann die Entscheidung auf höhere Tierwohlstandards zu setzen und baute den Hof nach seinen eigenen Ideen um. Dabei wurde viel experimentiert und immer wieder umgebaut. Für sein Engagement wurde er in München mit dem bayerischen Tierwohl-Preis ausgezeichnet.
„Hofglück“ - Zusammenarbeit mit EDEKA Südwest
Seit 2017 arbeitet Landwirt Roland Naß mit EDEKA Südwest zusammen. Das bringt viele Vorteile, aber auch Auflagen und Systemanforderungen mit sich und ist in etwa 4-5 Mal arbeitsintensiver als eine konventionelle Haltung.
Das „Hofglück“-System wird dabei in der gesamten Produktionskette verfolgt: alle 4 bis 5 Wochen kommen die Ferkel von einem festgelegten „Hofglück Ferkelerzeuger“ aus Baden-Württemberg. Die Verladung der Ferkel und auch der gemästeten Tiere erfolgt über von EDEKA zertifizierte Tiertransportunternehmen. Geschlachtet wird nach Erreichung eines durchschnittlichen Mastendgewichtes von ca.128 kg bei einem festgelegten Schlachthof in Ulm.
Die Genetik wird von EDEKA vorgegeben, um eine konstante Fleischqualität zu gewährleisten. Auch vom Stallsystem und der Fütterung her ist der Betrieb an das Label gebunden: die Tiere haben 100% mehr Platz als im konventionellen Stall, im Liegebereich wird flächendeckend Stroh eingestreut und es gibt viel Beschäftigungsmaterial. Das Futter ist Gentechnik-frei. Die Ringelschwänze der Tiere bleiben erhalten.
Über das ganze Jahr verteilt gibt es mehrere unangekündigte Kontrollen (QS, Tierschutzbund, ITW, Mäster Roland Naß (rechts) und BIOMIN Vertriebspartner Fritzmartin Steger arbeiten seit Jahren Hand in Hand
VLOG, …), bei denen die Einhaltung der „Hofglück“-Richtlinien überprüft wird. Seinen Betrieb hat Roland Naß nach Absprache für die Öffentlichkeit geöffnet – Kindergärten, Schulen und landwirtschaftlich Interessierte kommen immer gerne auf dieses Angebot zurück.
Ein Stall mit „sauwohl“-Garantie
Eine zukunftsorientierte Ausrichtung ist für Roland Naß sehr wichtig. Daher ist der neugebaute Stall auch für andere Betriebsrichtungen tauglich und auch BIO wäre prinzipiell möglich. Die einzelnen Abteile des offenen Stalles beherbergen jeweils 16 Tiere (1,5qm Platz/Tier) und sind eingeteilt in Liegebereich, Fressen und Bewegung sowie Kotbereich. Der überdachte Liegebereich wird täglich mit neuem langfaßrigem Stroh eingestreut. Außerdem werden Kanthölzer, Baumwollseile sowie spezielle Beisklötze als Beschäftigungsmaterial angeboten. Im Kotbereich setzt der Mäster auf einen
Wasserstelle und Futterplatz liegen am jeweils anderen Ende der Bucht – für mehr Bewegung
Schieber für die Entmistung, welcher 6-10 Mal pro Tag zum Einsatz kommt. Diese Innovation war am Anfang gewöhnungsbedürftig, wird jedoch mittlerweile von den Tieren sehr gut angenommen.
Mit einer reinen Trockenfütterung wird die Aktivität der Mastschweine unterstützt: Futterplatz und Wasserstelle sind bewusst mit Abstand angelegt, um die Tiere zu mehr Bewegung zu animieren. Roland Naß hat sich entschieden eine Mast ganz ohne Sojaextraktionsschrot (SES) zu verfolgen und setzt nun seit einem Jahr auf Rapsextraktionsschrot (RES) als alternativer Eiweißträger. Hierzu wurde zusammen mit Biomin ein Mineralfutter speziell kalkuliert und Rationen nach und nach angepasst. Herausforderung für die Rationsgestaltung ist der deutlich geringere Energiegehalt, der höhere Rohfasergehalt und der schlechter verwertbare Phosphor im Vergleich zum SES. Insgesamt ist der Rohfasergehalt aufgrund der Tierwohlstandards der Ration sehr hoch, weshalb die Zunahmen der Tiere bei ca. 750g pro Tag liegen. Als Unterstützung für die Gesundheit setzt der Mäster auf Mycofix® 3 EG und die Säure Biotronic® Top Liquid.
Ringelschwanz ist das Maß
Täglicher Dreh- und Angelpunkt auf dem Familienbetrieb ist das Thema „Langschwanz“. Gesundheit
Betriebsspiegel Adresse: Pflegermühle, 86685 Huisheim-Gosheim Geschäftsführung: Roland Naß Geländegröße: 75ha Tierzahlen: 1.000 Mastplätze Genetik: Topics TN 70 BIOMIN Vertriebspartner: Fritzmartin Steger und Tierwohl stehen an oberster Stelle, noch weit vor den Tageszunahmen – daher sind die Langschwänze der Tiere ständig unter Beobachtung. Zu viel Stress, Witterungswechsel (Unterschiede in Temperatur und Luftdruck), Futterumstellungen, etc. – es gibt viele Faktoren, die das Verhalten der Tiere beeinflussen. Hier kommt es auch auf die Stressstabilität der Tiere an: steigt das Aggressionspotential oder die Langeweile kann es zu Schwanzbeißen und Nekrosen kommen. Ein no-go für das „Hofglück“-Programm und den Betrieb von Roland Naß!
Dabei kann Schwanzbeißen nicht ganz vermieden und die Ursachen manchmal nicht genau nachvollzogen werden. Die betroffenen Tiere werden in Krankenbuchten behandelt. Hier fordert der Mäster mehr Unterstützung aus der Politik: „Wir brauchen mehr Forschung im Bereich Ringelschwanz, um die Zusammenhänge besser zu verstehen und die Gesundheit der Tiere zu sichern. Seit Jahren gibt es hier kaum neuen Erkenntnisse.“ Er wünscht sich funktionierende und praxiserprobte Richtlinien, an denen sich die Landwirte orientieren können.
Seinen Betrieb optimiert er ständig anhand seiner eigenen Erfahrungswerte. Das ist mühsam und kostensowie zeitintensiv, doch notwendig für das Wohl der Tiere. Eine Erweiterung plant er im Moment nicht. Sein Ziel für die Zukunft sind gesunde und robuste Tiere, sowie eine Optimierung der Abläufe, trotz Ringelschwanz. Bei seiner Zusammenarbeit mit BIOMIN setzt er auf einen kompetenten Ansprechpartner, der ein Rundumpaket mit aufeinander abgestimmten Produkten liefert.
Wir wünschen Roland Naß und seiner Familie für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg!
Katharina HAYDN BSc I Product Manager
Faser: JA, aber Warum?
In der Fütterung von Geflügel, ausgenommen Wassergeflügel, wird der Einsatz von zusätzlicher Faser oft kontrovers gesehen. Dieser wird oft nachgesagt, keine positiven Effekte zu haben und nur zusätzliche Kosten zu verursachen. Jedoch gibt es eindeutige, positive Effekte, welche von Vorteil für Huhn und Wirtschaftlichkeit sind.
1 0 Was ist (Roh-) Faser eigentlich?
Als Rohfaser definiert man den organischen Rückstand, der nach Säure- und anschließender Alkalibehandlung übrigbleibt. Die Faserfraktion enthält zum größten Teil unlösliche Kohlenhydrate. Diesen ordnet man Gerüstsubstanzen von Pflanzen zu und sind z.B. Cellulose oder Lignin, welche in Zellwänden zu finden sind (Jerochet al., 2013).
Welche Arten von Faser gibt es?
Die Einteilung von Faser ist sehr umfangreich und komplex. Generell kann man sagen, dass je unlöslicher die Faser ist, desto weniger fermentierbar ist sie. Bestimmte Faserarten können durch die im Dickdarm und Blinddärmen angesiedelten Mikroben fermentiert werden, d.h. es können beispielsweise Fettsäuren als zusätzliche Energiequelle für das Tier und positive Bak
terien gewonnen werden. In Tabelle 1 sind verschiedene Effekte unlöslicher Faser bei Geflügel abgebildet.
Was sind nun Anforderungen & Vorteile von unlöslicher Faser?
In früheren Fütterungsempfehlungen wurde vor allem auf eine Höchstgrenze von Rohfaser im Futter hingewiesen. Heutzutage wird empfohlen, einen Mindestgehalt an Faser in der Ration einzuhalten, den man auch in Fütterungsguides von Zuchtfirmen findet (z.B. Lohmann Tierzucht, Hubbard u.v.m.).
In hochproduktiven Geflügelbeständen werden oft Rohstoffe verwendet, die energie- oder proteinreich sind und selbst relativ wenig Rohfaser enthalten (Jeroch et al., 2013). In der Rationsgestaltung gibt es Möglichkeiten mit z.B. Kleien oder Schroten, auch mit standardisierten, konzentrierten Faserquellen zu
Tabelle 1: Effekte von unlöslicher Faser bei Geflügel
• Verbessert die Stärkeverdaulichkeit, stimuliert Darmzotten • Strukturwirkung
• Kaum fermentierbar • Erhöht die Trockensubstanz der Ausscheidungen • Keine Nährstoffbindung • Erhöht die intestinale Passagerate
Adaptiert nach Bosse und Pietsch, 2017
arbeiten, um Faser in die Ration zu bekommen. Was bei Komponenten wie Kleien zu beachten ist, ist oftmals eine hohe Mykotoxinbelastung, die erhebliche negative Auswirkungen auf Geflügel haben. Standardisierte, konzentrierte Faserquellen sind mikrobiologisch unbedenklich und frei von Mykotoxinen. In der Rationsgestaltung haben sie den Vorteil, dass sie die Mischung nicht verdünnen, da sie selbst sehr hohe Fasergehalte (> 60%) besitzen (Bosse und Pietsch, 2017).
Die optimale Empfehlung für einen Rohfasergehalt in der Ration ist von der Geflügelart, dem Alter und der Nutzungsrichtung abhängig. Zu beachten ist, dass die empfohlenen Gehalte nicht übermäßig überschritten werden, weil dann die gesamte Nährstoffverdaulichkeit vermindert wird und es zunehmend schwierig wird, eine ausreichende Energie- und Nährstoffdichte zu erreichen. Ausgenommen davon sind Systeme, in denen gezielt hohe Rohfasergehalte zur Energierestriktion eingesetzt werden, wie z.B. bei Masthuhn Elterntieren (Jerochet al., 2013).
Vorteilige Effekte unlöslicher Faser:
Aufzuchttiere
Der Einsatz von unlöslicher Faser fördert die Entwicklung des Verdauungstraktes bei Aufzuchttieren (z.B. Junghennen). Die Entwicklung des Muskelmagens wird gefördert und eine ausreichende Futteraufnahme in der Leistungsphase ermöglicht (Jerochet al., 2013).
Einstreuqualität
Das Darmmilieu wird stabilisiert und somit Verdauungsstörungen vorgebeugt. Die Kotkonsistenz wird verbessert und in Bodenhaltungssystemen bleibt die Einstreuqualität hoch, weiters wird das Auftreten von Schmutzeiern reduziert (Jeroch et al., 2013). Lignocellulose-Faserkonzentrate (>60% Rohfaseranteil) besitzen eine sehr hohe Wasserbindekapazität, d.h. überschüssige Flüssigkeiten werden im Verdauungstrakt gebunden und teils im hinteren Verdauungstrakt resorbiert, teils mit dem Kot ausgeschieden (Bosse und Pietsch, 2017).
Darmmikrobiota & Stabilität
Unlösliche Faser hat Einfluss auf die Darmstabilität und Gesundheit, indem sie das Wachstum von unerwünschten Bakterien auf zwei Arten ausbremst. Erstens erhöht sie die Passagerate des Verdauungsbreies, das ein Aufsteigen von pathogenen Keimen vermindert. Zweitens stimuliert sie das Wachstum von Goblet Zellen, welche für die Absonderung des Mucus
Schematische Darstellung einer Goblet-Zelle
Mucus
Basalmembran
verantwortlich sind (sh. Abb.2). Wird dieser ausreichend gebildet, so wird die Darmschleimhaut geschützt, so können sich weniger unerwünschte Bakterien anhaften und vermehren (Bosse und Pietsch, 2017).
Fazit
Eine bedarfsgerechte Rohfaserversorgung beugt Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts vor. Sie wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden der Tiere aus und ist Voraussetzung für eine optimale Verdauung und damit Verwertung der mit dem Futter aufgenommenen Nährstoffe. Bei Geflügel kann Biomin® ADF als eine unlösliche, nicht fermentierbare Faserquelle mit hohem Quellvermögen, als diätetische Faser zur Stabilisierung der Darmgesundheit eingesetzt werden und Kotkonsistenz und Einstreufeuchte verbessert werden.
Friederike SEUM l Product Manager
Die Tränke nicht stiefmütterlich behandeln - Wie war das nochmal mit der Wasserqualität? Teil I
Bei immer wiederkehrenden Krankheitsfällen im Nutztierstall wird bei der Ursachenfindung oft das wichtigste Futtermittel vernachlässigt - Wasser. Resultierend bleiben dann Hygienemängel auch längere Zeit unentdeckt. Worauf müssen Sie als Landwirt achten?
Nicht nur wir, sondern auch unsere Tiere brauchen es: Wasser. Dieses muss in guter Qualität und ausreichend zur Verfügung stehen, da eine schlechte Wasserqualität die Ursache für Leistungseinbrüche und Gesundheitsprobleme fördert. Die Qualität von Tränkewasser unterscheidet sich jedoch grundlegend. Doch was genau bedeutet Tränkewasserqualität?
Die folgende Artikelserie setzt sich in diesem und im nächsten Journal mit diesem Thema auseinander.
Im ersten Teil wird der Fokus auf die Wasserqualität und deren Beurteilungsparameter, sowie auftretende Qualitätsprobleme gelegt. Im zweiten Teil geht es um präventive Maßnahmen, um eine dauerhaft gute Tränkewasserqualität zu sichern.
Tränkewasserqualität
Der einzige rechtliche Hinweis auf Tränkewasser ergibt sich aus der Futtermittelhygiene-Verordnung.
Tabelle1: Wichtige Orientierungswerte für Tränkewasser (Ausschnitt aus Orientierungsrahmen Tränkewasser (www.bmel.de/DE/Tier/Tierernaehrung/_texte/Orientierungsrahmen- T raenkwasser)
Parameter
pH-Wert Elektr.Leitfähigkeit (µS/cm) Calcium (mg/l) Eisen (mg/l) Nitrat (mg/l) Nitrit (mg/l) Sulfat (mg/l) Orientierungswerte Tränkewasser Grenzwerte Trinkwasserverordnung 5-9 6,5-9,5
< 3000 2500
500 Kein Grenzwert
< 3 0,2
300 * bzw. 200 **
50
< 30 0,5 < 500 240
* ruminierende Wiederkäuer; ** Kälber und andere Tierarten
Das in das System eingespeiste Wasser sollte außerdem folgende Kennzahlen nicht überschreiten: Mikrobiologische Parameter Wert E.Coli 0 KBE/ 100 ml Enterococcus spp. 0 KBE/ 100 ml Clostridium perfringens 0 KBE/ 100 ml Aerobe Gesamtkeimzahl bei 22°C 100 KBE/ 1 ml
Danach muss Tränkewasser so beschaffen sein, dass es für die betroffenen Tiere „geeignet“ ist. Tabelle 1 zeigt einen Ausschnitt der relevanten Orientierungswerte veröffentlicht durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Physiko-chemische Beeurteilungsparamter Ein optimaler pH-Wert bewegt sich bei Wasser um die 7. Ein zu hoher pH-Wert (>9) kann beim Tier die Wasseraufnahme vermindern, wohingegen saures Wasser (< 5,5) die Oberflächen und Leitungen angreifen, sowie bei älteren Leitungen Kupfer und Zink freisetzen kann. Eine hohe elektrische Leitfähigkeit ist ein Indikator für unerwünschte Einträge von Natrium, Kalium und Chlorid (z.B. durch Harn Kot u.ä.). Zu hohe Konzentrationen von Calcium und Eisen führen zu Ablagerungen in den Leitungen. Gleichzeitig behindert der stark metallische Geschmack von Eisen die Wasseraufnahme und kann die Wirksamkeit von Medikamenten beeinträchtigen. Ein erhöhter Nitratgehalt kann zu Fruchtbarkeitsstörungen, Aufblähungen und Krampfzuständen führen. Zu viel Nitrit kann Aborte, Unfruchtbarkeit und niedrigere Tageszunahmen begünstigen. Sulfat kann in zu hohen Mengen abführend wirken.
Ein permanentes Problem: der Biofilm
Auf eine regelmäßige Kontrolle des Wassers sollte also nicht verzichtet werden. Zu beachten ist, dass die Wasserquelle selbst nur selten das Problem darstellt. Bei allen Tränkesysthemen besteht die Gefahr des Eintrags von Bakterien und deren Toxine (Endotoxine) durch Kotverschmutzung und Futterreste. Der Keimeintrag erfolgt nämlich über die Düsen oder Trinknippel, von dort wachsen die Mikroorganismen rückwärts in die Leitung hinein. So entsteht in jeder Leitung ein sogenannter Biofilm, in dem sich Keime einnisten und vermehren können. Der Keimgehalt in diesen schmierigen Biofilmen ist erheblich höher als der im Wasser. Diese Mikroorganismen sondern nach und nach Endotoxine ab, welche zu lokalen und systematischen Entzündungen im Verdauungstrakt führen und sie somit direkt ins Blut gelangen und Reaktionen des Immunsystems auslösen können. Durch die allmählige Abgabe von Toxinen über den Biofilm ist dieser Prozess schleichend. Die geringen Mengen der toxischen Stoffe zeigen keine akuten Änderungen im Bestand, es kommt zu einer langsameren Verschlechterung des Gesundheitszustandes. Dies führt, aufgrund einer Vernachlässigung der Überprüfung der Wasser- und Leitungsqualität, zu langwierigen Behandlungen, welche nicht richtig anschlagen.
Eine Vermeidung des Biofilms ist nur durch regelmäßige, geeignete Reinigung und Desinfektion möglich. Dazu bietet sich eine regelmäßige Kontrolle des Wassers an.
Fazit
Ausreichend sauberes Tränkewasser kann Gesundheitsproblemen vorbeugen und so den Einsatz von Tierarzneimitteln reduzieren. Welche Methoden am effektivsten sind, wie eine optimale Probeentnahme ablaufen sollte und wie BIOMIN Ihnen bei Ihrem Konzept helfen kann, erfahren Sie im nächsten BIOMIN Journal 2020.