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WENIGER WÄRME WEGSPÜLEN
Das Start-up »Warmduscher« hat Wärmetauscher zum Nachrüsten für die Dusche entwickelt.
128 Liter Wasser pro Person beträgt derzeit der durchschnittliche tägliche Wasserverbrauch laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland, Tendenz steigend. Die österreichischen Wasserwerke schätzen den durchschnittlichen täglichen Pro-Kopf-Verbrauch in privaten Haushalten zurzeit sogar auf 130 Liter. Einen großen Teil macht dabei das Duschen aus. Hierzu fällt aber nicht nur viel Wasser, sondern auch Energie an, die notwendig wird, um das Wasser zu erhitzen. Doch um beim Duschen Energie zu sparen, muss nicht zwangsweise eiskalt geduscht werden, wie ein deutsches Start-up zeigt.
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RESSOURCEN, DIE IM ABFLUSS VERSCHWINDEN
Warmwasser wird entweder unmittelbar bei Bedarf von einem Durchlauferhitzer erwärmt oder in einem Boiler langsam erhitzt und gespeichert. In großen Wohngebäuden passiert das mitunter über Zentralheizungen, von der in der eigenen Wohnung kaum etwas zu bemerken ist. Großen Einfluss auf den Energieverbrauch hat aber nicht nur die Art der Erhitzung und die Dauer, sondern auch jedes Grad Duschtemperatur. Die Tägliche Dusche löst derzeit bei vielen Gedanken über Energieknappheit und Warmwasserabrechnung aus, schließlich kann man zusehen, wie man die Wärme in den Kanal spült. Genau hier setzt ein deutsches Start-up an, das den Wärmetauscher, den manche Haushalte unter Putz, also unsichtbar in der Wand oder unter Dusche oder Badewanne installiert haben, auch nachträglich nutzbar macht. Sprich ohne bauliche Veränderungen.
Dazu wird ganz einfach die Leitung verlängert und das kalte Wasser ein mal zum Boden der Dusche und wieder retour geleitet.
Im Detail: Um die gewünschte Temperatur zu erreichen, wird kaltes und warmes Wasser in einer Mischbatterie gemischt und über den Duschhahn ausgegeben. Je wärmer der Wasserhahn eingestellt wird, desto mehr Warmwasser und folglich auch Energie wird benötigt. Doch das warme Vergnügen ist nur von kurzer Dauer: Ist das je nach Art der Erwärmung um zweieinhalb bis viereinhalb Mal teurere Warmwasser über den Körper geflossen, kommt es mit einer Resttemperatur von 35 Grad direkt in den Abfluss, wo seine Temperatur nutzlos ist. Ein Umstand, den sich die Warmduscher GmbH aus Hannover und seine Geschäftsführer Luca Helfers und Oliver Baum zu Nutze machen.
WARMWASSER OHNE ZUSÄTZLICHE ENERGIE
Sie entwickelten einen Wärmetauscher für die Dusche, mit dem das Wasser vor dem Abfluss aufgefangen wird und dessen Restwärme dazu benutzt wird, kaltes Wasser ohne zusätzlichen Energieaufwand zu erwärmen. Wärme- rückgewinnungssysteme in der Dusche gibt es schon, allerdings müssen diese erst von einem Fachmann verbaut werden und kosten um ein Vielfaches mehr als das extern verbaubare Wärmerückgewinnungssystem aus Hannover. Dieses kommt als Set bestehend aus einem Adapter, der an die Kalt- und Warmwasserzuleitung geschraubt wird, zwei Schläuchen, die mit dem Wärmetauscher aus Edelstahl verbunden sind und einem Bambusplateau als Abdeckung für den Wärmetauscher, in dem das kalte Wasser erwärmt wird. Das funktioniert folgendermaßen: Kaltes Wasser wird während dem Duschen aus der Leitung mittels Schlauch in den Wärmetauscher geleitet, während man in der Dusche auf der rutschfesten Bambusplatte steht, auf welche das Warmwasser aus den Duschkopf prasselt. Im Wärmeumwandler wird die Resttemperatur des Warmwassers auf das zugeführte Kaltwasser übertragen und vorgewärmt zurück in die Mischbatterie geleitet wird, die nun weniger Warmwasser und damit auch weniger Energie braucht, um die gewünschte Wassertemperatur zu erreichen. Das
Ergebnis ist konstant warmes Wasser mit einer Energieersparnis von bis zu 40 Prozent, wie das Unternehmen auf seiner Website angibt.
Nachhaltig Auch In Der Verpackung
Beim Warmduscher wird nicht nur in der Dusche, sondern auch bei der Verpackung Ressourcen gespart. Die Verpackung des Sets ist plastikfrei, das Plateau über dem Wärmetauscher aus Bambus, der Wärmetauscher selbst ist aus zwei aufeinander geschweißten Blechen aus Edelstahl, die recyclingfähig sind. Ebenfalls mitgeliefert wird eine Reinigungsbürste aus Holz mit wechselbarem Kopf und Agavenbürsten sowie der Adapter mitsamt den Dichtungen und ein vier Meter langer Schlauch, der für Trinkwasser zugelassen ist. Für die Installation wird nur ein Ring-Maulschlüssel in Größe 30 benötigt, mit dem die Mischbatterie gelöst wird und der Adapter auf der Warmwasserseite angeschraubt wird. Mit diesem wird später der Wärmetauscher mit einem Schlauch verbunden. Der Schlauch wird hierzu mit einer Schere einfach auf die gewünschte Länge gekürzt und in die Steckanschlüsse am Wärmetauscher und am Adapter gesteckt. Das System soll laut dem Unternehmen in rund zehn Minuten installiert sein, funktioniert bisher allerdings nur mit Aufputzmischbatterien, die sich im Gegensatz zu Unterputzmischbatterien vor dem Verputz befinden und an die der Adapter angeschlossen werden kann. An einer Lösung für andere Systeme und einem Warmduscher, der direkt in der Dusche verbaut werden kann, sowie einem Set für Badewannen wird derzeit noch getüftelt. Wer unsicher ist, ob eine Installation des Warmduschers in der eigenen Dusche möglich ist, kann einfach ein Foto an das Unternehmen senden, dass dann eine Einschätzungen abgibt, ob der Warmduscher angeschlossen werden kann.
Zwischen Juni und Juli 2020 gab es für den Warmduscher eine Startnext-Kampagne, bei der 13.300 Euro gesammelt werden konnten. Zusätzlich wurde das Projekt unter anderem von der Region Hannover mit 50000 Euro gefördert und kann derzeit in Serie produziert und im Onlineshop des Unternehmens für knapp 550 Euro verkauft werden. Eine Ausgabe, die sich laut den
Entwicklern durch die sinkenden Energiekosten rentiert. Sie geben eine durchschnittliche Energieeinsparung von vier Kilowatt durch den Warmduscher an. Wie hoch die jährlichen Ersparnisse ungefähr sind, kann mithilfe eines Ersparnisrechners auf der Website des Unternehmens berechnet werden. Beim Autor, der in einem dreiköpfigen Haushalt wohnt und mit Gas heizt, wäre laut dem Rechner die jährliche Ersparnis mit dem Warmduscher rund 180 Euro, beziehungsweise 315 Kilowattstunden. In rund drei Jahren wäre die Investition durch die sinkenden Energiekosten also wieder eingespart. Die HerstellerInnen des Warmduschers haben diesen weitgehend selbst reparierbar gestaltet, einzelne Komponenten sind online bestellbar und können selbst getauscht werden Kombiniert man den Warmduscher zusätzlich noch mit einem Sparduschkopf, der den Wasserverbrauch pro Minute um mehrere Liter verringern kann, kann nicht nur Energie, sondern auch Wasser gespart werden.
Demnächst soll der Warmduscher nicht nur für den Boden klassischer Duschkabinen, sondern auch für die Badewanne verfügbar sein –sprich in angepasster Größe und flexiblen Füßen für kleinere und stärker gebogene Wannenböden.
Mehr als 120 Liter
Trinkwasser werden in Deutschland und Österreich derzeit täglich und pro Person im Haushalt verbraucht. Rund ein Drittel entfällt dabei auf die Körperpflege, wie Händewaschen und Zähneputzen, aber vor allem baden und duschen. destatis.de ovgw.at
Die Hälfte dieses Wassers wird erwärmt, bevor es im Kanal landet. Damit es eine Temperatur von 45 Grad erreicht ist ein Energieaufwand von 1000 Kilowattstunden pro Person und Jahr notwendig.
Zum Vergleich
Für einen Waschdurchgang mit einer Waschmaschine wird rund eine Kilowattstunde Energie benötigt.