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DIE LETZTE LANDWIRTSCHAFT IM VILLENORT
Seinen dörflichen Charakter verdankt Dahlem dem Spekulationsgeschick des letzten deutschen Kaisers, den Erhalt der Landwirtschaft Protesten der 1970er-Jahre.
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Der alte Anger und die kleine Kirche neben dem Herrenhaus vermitteln noch eine letzte Ahnung vom historischen Dorfkern. Längst ist Dahlem, das vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet wurde, eines der Villenviertel der Hauptstadt. Dass Reste des landwirtschaftlichen Betriebs, der einst hunderte Hektar Wiesen und Äcker umfasste, erhalten blieben, verdanken die BerlinerInnen letztlich auch Wilhelm dem Zweiten. Der große Ausverkauf hatte bereits Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Doch der letzte deutsche Kaiser entwickelte die Gegend und hielt die Domäne als Spekulationsobjekt zurück. »Zum Glück«, sagt Bettina Gries. Die Sprecherin der »Stiftung Domäne Dahlem –Landgut und Museum« – einer gemeinnützigen Stiftung bürgerlichen Rechts, die das Landgut heute als Freilichtmuseum und Schaubauernhof betreibt, weiß, dass »Wilhelm zwei« die Ländereien der Domäne »bewusst sehr spät, mit großem Geschick und hohem Gewinn parzelliert hat«. Erhebliche Teile gingen an den
Botanischen Garten oder wurden für Behörden, Gebäude der heutigen Freien Universität und repräsentative Privathäuser verbaut. 1916 waren bereits 418 Hektar der Domäne »verteilt«. Doch noch bis hinein in die 70er-Jahre lieferte sie als Berliner Stadtgut mit 95 Milch- kühen täglich 1300 Liter Vorzugsmilch. »Im Kalten Krieg dachte man damals: Wenn alle Stricke reißen, dann haben wir immer noch vor Ort Milch in Berlin«, sagt Bettina Gries. Dass auf der Domäne Dahlem heute immerhin noch vier Stück vom bedrohten Roten Höhenvieh weiden, neben einer Hand voll Langhaarziegen und rauwolligen Pommerschen Landschafen, ist wiederum jenen BürgerInnen zu verdanken, die 1976 nicht hinnehmen wollten, dass das einstige Rittergut komplett veräußert wird. »Wenn die sich damals nicht quergestellt hätten, dann gäbe es jetzt den landwirtschaftlichen Betrieb nicht mehr.« Zwölf Hektar blieben der Domäne erhalten, die lange als BürgerInneninitiative geführt wurde. Einige Engagierte von damals sind noch heute im – wachsenden – Förderverein »Freunde der Domäne Dahlem« aktiv. Zum überwiegenden Teil aber wird die 2009 für ihren Betrieb gegründete Stiftung von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa finanziert. Die Landwirtschaft erhält als Arche-Hof bedrohte Nutztierrassen, ist um Biodiversität bemüht (und baut beispielsweise 20 verschiedene Knoblauchsorten an), bietet als lebendiges Freilichtmuseum aber auch Workshops an – für Kindergruppen ebenso wie Einstiegskurse in die private Hühnerhaltung oder zum Umgang mit Zugrindern. Auch angebaut, geerntet und gekocht wird mit BesucherInnen. Zwei Ausstellungshäuser betreibt die Domäne. Das »Culinarium« widmet sich mit den Schwerpunkten Regionalität, Saisonalität und Lebensmittelverschwendung der heutigen Ernährungskultur. Während das »Museum im Herrenhaus« zeigt, dass nicht alle Ansätze von anno dazumal zwingend von gestern sind. Eines der ausgestellten Objekte: ein historisches Lastenrad zum Ausliefern der Milch.
Domäne Dahlem, 14195 Berlin, Königin-Luise-Straße 49; öffentlich erreichbar mit der U3 (Station Dahlem Dorf) oder Bus 110, M11 und X83; Landgasthaus (Bioland-zertifiziert) domaene-dahlem.de poolbar Festival #30
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