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INHALT

11

14 Selbst isst die Stadt

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Kann sich die Stadt selbst versorgen?

24 Weinbergwandel

Der Gemischte Satz bewährt sich im Klimawandel.

25 »Meister Eber« und sein Biobauer

Der Biohof Maurer schlachtet alle zwei Wochen ein Schwein.

25 JägerInnen gegen die Sprachgewalt

Der österreichische Jagdverband spricht eine andere Sprache.

30 Die letzte Landwirtschaft im Villenort

Den Erhalt seiner Landwirtschaft verdankt Dahlem Protesten der 1970er-Jahre.

36 Bewegungsverwaltung

Der Elektroumstieg bei den Fahrzeugen der Städte ist endlich auf Touren gekommen.

42 Fürs Klima aktiv

Wozu fürs Klima auf die Straße gehen? Und auf welche?

49 Impact als Pflichtfach

Wien und Berlin haben soziale und ökologische Auswirkungen in ihr Förderangebot integriert.

51 Urban Products

14

SELBSTVERSORGUNGSSTADT?

Theoretisch wäre eine solche möglich, sagt die Forschung. Warum Stadtlandwirtschaft wichtig ist.

Vier Beispiele für Produktion aus Stadt und Grenzregion.

56 Kochbuchempfehlungen

Zwei Bücher widmen sich den Unkräutern der Hauptstädte –mit Rezepten und viel Wissen um die Pflanzen und ihre Heimatstädte.

64 Meine Stadt

Berlin

69 Biokulinariktipps

Wien

Wiener Gemischter Satz

Dieser Wein ist Klimawandelgewinner und mit ihm die WinzerInnen, die ihn anbauen.

Stimmen Der Strasse

Ein universitäres Reportageprojekt über vier KlimaaktivistInnen – und die Wiener Organisationen, in denen sie sich engagieren.

Bewegungsverwaltung

Die Umstellung öffentlicher Einrichtungen in Wien und Berlin auf Fahrzeuge mit E-Antrieb wurde beschleunigt.

Stadtkr Uterrezepte

Mit sehr wilden Zutaten sehr ordentlich kochen: zwei Kochbücher widmen sich dezidiert den Haupstadtunkräutern.

Meine Stadt Berlin

Doris Müllner zeigt uns ihre Lieblingsplätze und ihre Empfehlungen für Hotspots der Nachhaltigkeit in Berlin/Neukölln.

Zum Beispiel

BILD: REINVENTING SOCIETY

Es könnte 2045 in Wien zum Beispiel aussehen wie hier abgebildet – ein Zukunftsbild, das utopisch, aber möglich ist: Unter dem Titel »Realutopien« sammelt der Verein Reinventing Society e.V. realisierbare Zukunftsvisionen – das umfasst Textbeiträge und Anleitung zum utopischen Denken (»Utopian Charge«), aber auch wortwörtliche Zukunftsbilder: Renderings davon, wie unsere Städte durch Begrünung, durch Instandsetzung von Wasserkreisläufen, durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, aber auch durch umfassendere Grundversorgung der BürgerInnen und durchaus streitbare Ideen zu deren Finanzierung gestaltet, sein könnten. Damit sie und ihre BewohnerInnen ihren Beitrag zur Klimawende leisten können. Abrufbar über die schöne Url zb2045.de/quellen

Als Geschichten erzählt gibt es die Quintessenz dieser Inhalte in Buchform – für »Zukunftbilder 2045« verschwindet ein AutorInnenteam (Stella Schaller, Ute Scheub, Sebastian Vollmar und Lino Zeddies) hinter anonymisierten Beiträgen aus einer fiktiven Zukunft. In verschiedenen Städten Deutschlands wie auch in Zürich und Wien werden jeweils zu je- nen Bereichen Gespräche geführt, für eine Stadt auf dem Weg ins Jahr 2045 eine Vorbildrolle für Städte eingenommen hat. Das Nachlesen von Gesprächen, die eine unbekannte mit einer erfundenen Person der Zukunft führt, ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber vielleicht genau so verspielt, wie es mitunter nötig ist, an grundlegende Transformationsprozesse heranzugehen.

Die Wiener Urania der Vergangenheit 2022 hat noch so ausgesehen (oben). Gar nicht nicht grün rundherum, aber bei Weitem nicht genug. Ob uns die eher oberflächliche Begrünung versiegelter Flächen, wie sie uns in dieser Zukunftvision (links) bevorsteht, genügt, oder ob wir uns nicht auch viel mehr Solarpanele auf den Dächern wünschen, müssen wir heute herausfinden.

Und dieser Ansatz soll, wie Stella Schaller erklärt, »durch einzelne Charaktere und Geschichten aus deren alltäglicher Arbeit greifbar machen«, wie eine der möglichen Zukünfte aussehen könnte. Nach Wien wird etwa als Beispiel für seine Pionierleistungen im Bereich Wirtschaft geschaut – das fiktive Gespräch in der Stadt, die nebenbei 2035 vom motorisierten Individualverkehr befreit wurde, erzählt in erster Linie nach, wie das Bruttoinlandsprodukt durch Gemeinwohlindikatoren abgelöst wurde. Und der fiktive Interviewparter Basti Faber ähnelt auch sonst nicht ganz zufällig einem möglichen künftigen Christian Felber (einst Gründer von Attac Österreich).

Zufälliger sind da laut AutorInnen allfällige Ähnlichkeiten zwischen heutigen Mitgliedern des Berliner Ernährungsrates und Annika Janschen, die 2045 im brandenburgischen Wiesenburg von den alten Zeiten erzählt. Von den 2020er-Jahren, in denen der Berliner Senat davon überzeugt werden musste, »dass Essen keine Privatsache ist« und dazu bewegt »eine Ernährungswende für die Region einzuläuten«. Den Durchbruch hat hier die Wissenschaft ermöglicht: durch eine Studie, die berechnete, ein 100-Kilometer-Radius um Berlin reiche zur Ernährung der deutschen Hauptstadt.

Diese Hauptstadt selbst ist im Buch Schauplatz eines Interviews mit der Wildnisbeauftragten des Weltklimaparlaments, das wir dann längst haben. Sie lässt im Gespräch einige Jahre erfolgreichen Artenschutzes auf Berliner Stadtgebiet Revue passieren. Auf die Frage, wie wir es denn in den 2020ern geschafft haben, dorthin zu kommen, antwortet Stella Schaller aus dem AutorInnenteam: »In Punkto Artenschutz haben wir in den 2010er und 2020er Jahren verstanden, dass das Thema Biodiversität so wichtig ist wie auch der Klimawandel. Und deswegen kamen viele Faktoren und Initiativen zusammen – von politischer und gesellschaftlicher Seite.« Sie wechselt in das Heute dieses Magazins und fügt an: »Wichtig ist, dass wir die ökologische und die soziale Dimension zusammendenken. Dass wir in allen Städten die Ökosysteme wieder lebendig werden lassen und es so nicht nur dem Klima, sondern auch dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dient.«

IRINA ZELEWITZ

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