C„ Für Hobby-Biologen ist das ein Traum. Man kann richtig mitarbeiten.
arsten Riedl war auf den Malediven. Wer jetzt an einen Luxusurlaub in einem Fünf-Sterne-Resort an einer azurblauen Lagune denkt, liegt völlig falsch. Denn der TeckbotenFotograf hat „Arbeitsurlaub“ gemacht. Bereits zum zweiten Mal war er als Bürgerwissenschaftler auf einem Forschungsschiff unterwegs. Gemeinsam mit Teilnehmern aus aller Welt hat er Riffe untersucht. „Für Hobby-Biologen ist das ein Traum. Man kann richtig mitarbeiten“, schwärmt der 50-Jährige. Das Beste: Auf der Expedition konnte er gleich vier seiner Leidenschaften miteinander verbinden: Fotografieren, Reisen, die Tierwelt und Tauchen. Das Tauchen hat der naturbegeisterte Kirchheimer vor vier Jahren für sich entdeckt. „Nachdem ich das Fotografieren zu meinem Beruf gemacht hatte, brauchte ich ein neues Hobby“, erzählt er schmunzelnd. Mittlerweile ist er Mitglied der Tauchgruppe Teck, darf sich „Master Diver“ nennen und hat rund 140 Tauchgänge absolviert – unter anderem im Roten Meer. Der Tauchschein war auch eine Voraussetzung, um überhaupt an der Riffexpedition teilnehmen zu dürfen.
Bei der Malediven-Tour war es Aufgabe der internationalen Crew aus Wissenschaftlern, Tauchguides und Freiwilligen, in die artenreiche Unterwasserwelt des Indischen Ozeans abzutauchen. Dort zählten und klassifizierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Fische, Korallen und wirbellose Tiere wie Schnecken oder Seegurken. Untersucht wurde auch der Gesundheitszustand der Korallen. Die Ergebnisse liefern Wissenschaftlern wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung der Riffe. Erst büffeln, dann ins Wasser Bevor die Arbeit begann, mussten die Teilnehmer aber zunächst einmal zwei Tage lang büffeln. Erst nach bestandener Prüfung, mit der sie sich als „Reef Check Diver“ qualifizierten, ging es mit Maßband und Schreibtafeln in die Tiefe. „Unter Wasser tobt das Leben“, schwärmt Carsten Riedl. Dort ist allerdings nur Schauen angesagt. Die Regel lautet: „Als Taucher fasst man nichts an und tritt nirgends drauf.“ Getaucht wurde immer in Zweierteams, mit einem täglichen Wechsel der Aufgabenbereiche: Ein Team steckte mit einem Maßband auf einer Länge von 100 Metern die Untersuchungsräume ab und dokumentierte, was unter den Markierungen lag. Andere Teammitglieder zählten und klassifizierten Indikatorarten wie Zackenbarsche oder Papageienfische, die Hinweise auf den Zustand des Riffs geben. Ein weiteres Team konzentrierte sich auf wirbellose Tiere wie Hummer oder Seeigel, während sich wieder ein anderes den Korallen widmete: Die hohen Temperaturen in den Weltmeeren machen den Nesseltieren zu schaffen: „Allgemein bekannt ist vor allem die Korallenbleiche“,
Mit Kamera und Maßband auf Tauchgang
Expedition Der Kirchheimer Carsten Riedl hat als Bürgerwissenschaftler auf einem Forschungsschiff die Vielfalt und Gesundheit der Riffe auf den Malediven untersucht. Von Bianca Lütz-Holoch
Die Begegnungen mit Karettschildkröten und Haien waren für TeckbotenFotograf und Hobby-Taucher Carsten Riedl (unten links) absolute Höhepunkte seiner Malediven-Reise. Gemeinsam mit anderen Bürgerwissenschaftlern hat er Riffe vermessen und Korallen begutachtet. Fotos: Carsten Riedl
erklärt Carsten Riedl. Unter Stress stoßen die Korallen die mit ihnen in Symbiose lebenden, farbgebenden Algen ab – ein Stresssymptom. „Wir haben auch gelernt, sie von anderen, unbekannteren Krankheiten und Schäden zu unterscheiden“, berichtet Carsten Riedl.
Konkrete Ergebnisse der Expedition stehen noch aus. Doch es gibt bereits positive Rückmeldungen: „Wir wissen schon, dass sich einige Riffe ganz gut entwickelt haben“, berichtet der Bürgerwissenschaftler. Lieber im flachen Wasser unterwegs Die wissenschaftliche Arbeit hat Carsten Riedl so sehr begeistert, dass er jederzeit wieder an einer solchen Expedition teilnehmen würde – viel lieber als an einer klassischen Tauchsafari. Besonders gefallen hat ihm nämlich das langsame Tauchen und das genaue Beobachten. Extreme Tiefen reizen ihn dagegen weniger. „Je tiefer es geht, desto weniger Farben sind zu sehen“, so der Kirchheimer – und gerade die machen ja einen Reiz der Unterwasserwelt aus. Bereits ab fünf Metern Tiefe beginnt die Farbe Rot zu verschwinden, ab zehn Metern ist sie nicht mehr wahrnehmbar. Ein Höhepunkt seiner Reise waren für Carsten Riedl Begegnungen mit Riffhaien und Karettschildkröten. Der geplante Tag zur Dokumentation von Walhaien fiel jedoch ins Wasser – buchstäblich. „Es hat fast durchgängig geregnet“, erzählt der Teckboten-Fotograf. Trotz der warmen Temperaturen von Wasser und Luft blieb das regnerische Wetter ein Wermutstropfen. Die kleinen Momente zählen Für Carsten Riedl waren es nicht die großen Highlights, die die Expedition so besonders gemacht haben, sondern die kleinen Momente und Begegnungen. Wichtig war es ihm auch, der Natur mit seinem Engagement etwas zurückzugeben. „Als Taucher will man die Unterwasserwelt erleben und nicht Teil des Problems sein“, betont er. Auch die Gemeinschaft an Bord hat er als großen Gewinn empfunden: „Wir waren alle Gleichgesinnte, die sich für Umweltschutz und Forschung interessieren. Das hat uns richtig zusammengeschweißt.“
„ Als Taucher will man die Unterwasserwelt erleben und nicht Teil des Problems sein.
Carsten Riedl
Carsten Riedls Einsatz auf den Malediven ist nicht sein erster als Bürgerwissenschaftler gewesen: 2019 war er auf Walforschungsexpedition vor den Azoren. Auch sein nächstes Ziel hat er schon im Blick –diesmal an Land: „Ich würde gerne Schneeleoparden in Kirgisistan erforschen.“
Die Organisation „Biosphere Expeditions“ verbindet Naturschutz mit Abenteuerreisen und bietet weltweit Expeditionen an, die Laien die Teilnahme an wissenschaftlichen Projekten ermöglichen. Weitere Informationen zu den Volonteer-Reisen gibt es online: 1 www.biosphere-expeditions.org/ deutsch
Carsten Riedl