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Das Auge des Tigers Auf Sumatra kämpfen Artenschützer, Wissenschaftler und Freiwillige für die letzten Tiger. Papier und Daten sind dabei ihre mächtigsten Waffen, um den Lebensraum und damit diese Großkatze zu bewahren. Wir waren im Dschungel TEXT: PETER LAUFMANN
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reundlich lächelt Mamsur, der Imam der kleinen Hügel, flach und träge dahinströmende Flüsse und Gemeinde in Tanjung Belit, und erzählt: „Es war dichter Regenwald bestimmen die Landschaft. Sie ist morgens, so vor zwei Wochen. Ich ging hinaus in den schwer zu erreichen und noch schwerer zu erschlieWald, um nach meinen Kautschukbäumen zu sehen. ßen. Ein Glück für die Natur – und den Tiger. Hier im Naturschutzgebiet arbeiten der Man muss immer mal wieder gucken, WWF Indonesien und die Umweltorgadass der Saft auch gut in die halben nisation Biosphere Expeditions daran, Kokosnussschalen läuft. Es war schon dass es genau so bleibt. Informationen warm und ich wollte bald wieder zurück sind hierbei der Schlüssel, um Argumenim Dorf sein. Da sah ich ihn. Einen Tiger. te zum Handeln zu haben. Die NaturMan konnte ihn zwischen den Bäumen schützer bekommen ein Werkzeug in die kaum erkennen, auch wenn er nur ein Hand, um die Wildnis zu paar Meter entfernt war.“ verteidigen. Doch ForMamsur lächelt noch imschung braucht Zeit, ist mer. „Der Tiger ist gut. aufwendig und damit Denn er frisst die Wildteuer. Zeit, die fehlt, um schweine. Und die schaden die Gefahren für dieses unseren KautschukpflanMamsur, Imam in Tanjung Belit Paradies abzuwehren. zungen.“ Hatten Sie Angst? Da kommen Freiwillige Mamsur schaut auf seine Knie. „Angst hatte ich auch, ja. Ein wenig. Aber ich ins Spiel. „Sie helfen bei der Aufnahme von Daten und leisten einen finanziellen Beitrag, um die bin stolz, dass es hier bei uns Tiger gibt.“ Mamsurs Moschee, seine Kautschukbäume und wissenschaftliche Infrastruktur am Laufen zu halsein Dorf Tanjung Belit liegen mitten im Rimbang- ten“, erklärt Ida Vincent, Biologin und ExpeditionsBaling-Nationalpark auf der Insel Sumatra. Steile leiterin. „Zudem sind sie Botschafter für das Engagement der Artenschützer und die Gefahren für die Natur. Das ist Gold wert.“ Ida koordiniert die Arbeit und Abläufe vor Ort und zeigt den Laien, welche Grundregeln bei der Aufnahme von Daten und beim Arbeiten im Regenwald zu beachten sind.
Selbst im Schutzgebiet lodern Feuer. Skrupellose Geschäftemacher versuchen so, Tatsachen zu schaffen und Gebiete abzuzwacken
Unterm Strich haben beide Seiten gewonnen: Die Forschung und der Schutz sind auf den Weg gebracht und die Freiwilligen nehmen Eindrücke mit, die ihnen keine Pauschalreise bieten kann. „Dabei ist allen klar, dass es sehr unwahrscheinlich ist, tatsächlich einen Tiger zu Gesicht zu kriegen“, sagt Bob, einer der Freiwilligen. Der Amerikaner ist schon mehrere Male als Laie mit auf wissenschaftlichen Expeditionen gewesen. „Natürlich hofft jeder insgeheim, dass man doch einen sieht.“ Aber die Katzen sind zu scheu und der Dschungel zu unwegsam. Die Basis für die Expedition, das Camp, ist weit entfernt von Luxus. Einfach, funktional, sauber trifft es am besten. Dafür liegt es zwischen riesigen Bäumen am Fluss. Regenwald hautnah. Nachts spielt ein
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Fotos: Peter Laufmann, Ida Vincent / Biosphere Expeditions, Edwin Giesbers / WWF
»Ich hatte Angst, aber bin stolz, dass es bei uns Tiger gibt«
Orchester aus Insekten und Vögeln oder sonst etwas auf. Und vor dem Aufstehen tragen Gibbons hoch oben in den Kronen ihren morgendlichen Ausruferwettstreit aus. Vielleicht geht es um einen Zwist in der Familie, wer die kleinen Affen heute betüddeln muss, vielleicht singen sie auch. Wer weiß. Aber mit der Zeit hört man verschiedene Stimmen heraus; einer ist eher Bariton, ein anderer Bass. Und einige Soprane sind auch darunter. Kann es einen originelleren Wecker geben? Beim Frühstück sind alle beisammen. Wissenschaftler und Freiwillige. Sie kommen aus Deutschland, Amerika, Australien, Irland, England und nutzen ihren Urlaub, um Teil des Tigerschutzes zu sein. Es gibt Reis mit Gemüse. Und Instruktionen für den Tag.
„Ziel der Forschung ist es, Hinweise auf Beutetiere sowie auf Wilderei und illegalen Holzeinschlag zu sammeln, zu dokumentieren und damit greifbar zu machen“, erklärt Ida Vincent. „Obendrein befragen wir die Menschen in den kleinen Dörfern über ihr Verhältnis zu Tigern.“ Solcherart Arbeit mag sich nicht spektakulär anhören, aber sie ist essenziell, und die Freiwilligen machen einen Job, der alles andere als einfach ist. Aber sie machen ihn immerhin in einer der spektakulärsten Landschaften, die der Planet zu bieten hat. Nach dem Frühstück geht es los. In der Regel mit dem Boot, denn im Schutzgebiet ist der Fluss die Straße, die die Dörfer verbindet. Heute sind zwei weit > entfernte Kamerafallen das Ziel.
Tiger gehören zu den bekanntesten Arten überhaupt. Doch ihr Lebensraum ist in Gefahr. Und mit dem Tiger verschwinden auch Schmetterlinge, Vögel, Reptilien. Nur unspektakulärer
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Kamerafallen sind wichtige Werkzeuge, um den Wildtieren auf die Spur zu kommen. Sie anzubringen allerdings ist schweißtreibend
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Es ist kühl, als sich das Boot vom Ufer löst. Die Gibbons haben ihren Zwist beigelegt. Die Umgebung ist noch grau, der Himmel nur eine Nuance heller. Zügig wird aus dem Grau ein zartes Blau. Der Wald verfärbt sich grün, erst einheitlich dunkel, um sich schließlich in tausenderlei Schattierungen an die Hänge zu klammern. Der Nebel kriecht aus dem Fluss und zwischen den Bäumen hervor. Und schließlich stößt die Sonne ihre ersten Strahlen durch den Dunst, leckt an den Kronen und wärmt die Bootsbesatzung. Jeder hängt seinen Gedanken
nach, blickt Waranen hinterher, die sich durchs Wasser schlängeln, Affen, die am Ufer herumlungern, mal taucht ein Eisvogel, mal eine Fischeule auf. Hinter einer Flussbiegung mischt sich Rauch in den Dunst und am Ufer ist ein Waldstück zu sehen, oder vielmehr, was davon übrig ist. Febri Anggriawan schüttelt den Kopf. „Wir sind dankbar für jede Hilfe, denn das hier ist alles in Gefahr“, sagt der WWFWissenschaftler und Tigerexperte, der das Ökosystem
untersucht. Er wird traurig, wenn er solcherart Brandrodung im Schutzgebiet sieht und vom Schicksal der Tiger erzählt. „Oft sogar zornig! Weil so vieles mutwillig und unwiederbringlich zerstört wird.“ Der Sumatra-Tiger ist die kleinste der sechs überlebenden Unterarten dieser Großkatze. Er ist kräftiger gezeichnet und hat sogar Schwimmhäute zwischen den Zehen. „Früher durchstreifte er die ganze Insel. Sein Lebensraum waren die Bergwälder, genauso wie die Torfsümpfe des Flachlandes“. so Febri. „Doch Wilderei und vor allem der Lebensraumverlust machen ihm zu schaffen, genauso wie den wilden Elefanten, den Nashörnern und den Orang-Utans.“ Die Wälder wurden abgeholzt, verbrannt, vernichtet. An ihrer Stelle stehen Palmölplantagen, die die Zutat für unsere Margarine, Kekse, Treibstoffe, Kosmetik liefern. Unvorstellbar große Flächen werden dafür gebraucht. Bis zum Jahr 2025 sollen es 26 Millionen Hektar in Indonesien sein. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik misst 36 Millionen Hektar. „Und selbst hier in dem Naturschutzgebiet sieht man Palmölpflanzungen und Wunden, die Feuer und Motorsäge gerissen haben“, sagt Febri. Die Aussichten sind alles andere als rosig. Heute schätzt man, dass es auf Sumatra noch etwa 400 Tiger gibt. Obwohl es niemand genau sagen kann, denn Tiger lassen sich noch schwerer zählen als andere Wildtiere. Auch die Freiwilligen müssen sich deswegen moderner Hilfsmittel bedienen, wie zum Beispiel Kamerafallen. Die lösen bei Bewegungen in ihrem Sichtfeld aus und liefern Informationen, wer oder was hier vorbeigekommen ist. Doch sie müssen natürlich von Hand aufgestellt und kontrolliert werden. Mitten im Dschungel. An der markierten Koordinate heißt es dann, das Boot zu verlassen, es geht in den Urwald. Die Kamerafallen stehen an Schneisen, Pässen, an Stellen, die zumindest etwas leichter zu passieren sind. Der Weg dahin ist mitunter schwierig; Bäche müssen überwunden werden, Steigungen, sumpfige Stellen. Und immer wieder steht einem eine Schlingpflanze oder ein Ast als tückisches Hindernis im Weg. Zu allem Überfluss sind Mücken und Egel bei weitem nicht so scheu wie Tiger. Es >
Fotos: WWF Indonesia (3), Ida Vincent / Biosphere Expeditions (2), Biosphere Expeditions
In die Falle gegangen: ein Wildschwein, ein Tiger, ein Muntjak. Wo es Beutetiere gibt, kann der Tiger überleben. Ohne Futter aber nutzt ihm auch der schönste Dschungel nichts
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Tigerschützer gesucht! Bewerben Sie sich für die nächste Sumatra-Expedition, wo Sie vor Ort beim Tigerschutz mithelfen können. Voraussetzungen sind Englischkenntnisse und die Bereitschaft, auf einer echten Naturschutzexpedition (keiner Luxusreise) aktiv mit anzupacken. Neben dem Hauptgewinn, der Expeditionsteilnahme, gibt es einen Schnuppertag in Deutschland mit Biosphere Expeditions zu gewinnen. Biosphere Expeditions ist eine mehrfach ausgezeichnete, gemeinnützige Organisation, die proaktive Naturschutzexpeditionen als Abenteuer mit Sinn für jedermann organisiert. Die Expeditionsprojekte sind keine Fotosafaris oder Exkursionen, sondern echte, handfeste Forschungsprojekte, an denen Sie teilnehmen können. Aber: Die Expeditionen sind auch keine Militärcamps nur für Hartgesottene. Mit dabei sein kann jeder – es braucht keine besondere Fitness, auch keine biologischen oder anderen Vorkenntnisse. Die Sumatra-Expedition ist nur eine aus einer ganzen Reihe, wie zum Beispiel zu Schneeleoparden in Kirgisien oder Walen auf den Azoren. Weitere Informationen: www.biosphere-expeditions.org Einsendeschluss ist der 1. Mai 2017. 1. Preis: Teilnahme an einer Tiger-Expedition nach Sumatra Diese Expedition führt Sie in die Abgeschiedenheit des RimbangBaling-Nationalparks auf Sumatra, um dort mit einem Expeditionsleiter von Biosphere Expeditions, einem Wissenschaftler des WWF und der „Batu Dingding Community Group“ Tiger zu erforschen. Weitere Informationen: www.biosphere-expeditions.org/sumatra
Interviews mit den Dorfbewohnern gehören mit zu den Aufgaben, die die Expeditionsteilnehmer haben
2. Preis: Eine Teilnahme an einem Schnuppertag in Deutschland Verbringen Sie einen unterhaltsamen Tag mit Biosphere Expeditions und schnuppern Sie rein in das aufregende Feldforscherleben. Der Schnuppertag findet in einem der schönsten Nationalparkflecken Deutschlands statt. Weitere Informationen: www.biosphere-expeditions.org/schnuppertage Weitere Informationen und Bewerbung unter www.biosphere-expeditions.org/wettbewerb
Der WWF und Biosphere Expeditions arbeiten gemeinsam mit Freiwilligen aus aller Herren Länder am Schutz des Tigers
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Süße Zukunft. Ob die nächste Generation noch Tiger erleben darf, hängt auch von unserem Verhalten hierzulande ab
Schleichkatzen über den Sunda-Nebelparder, die Asiatische Goldkatze, Marmorkatze, Bengalkatze bis zum Sumatra-Tiger. Sie teilen sich den Lebensraum und die unterschiedlich großen Beutetiere auf. Deswegen ist auch deren Zahl und Verteilung so wichtig. Denn ohne große Beute kann kein Tiger überleben. Neben dem Sichern und Sichten der Bilder wird ebenfalls dokumentiert, wenn das Team auf Zeichen illegaler Rodungen stößt. Die Daten sind Teil des auf Jahre angelegten Projekts. Der WWF kann so belegen, wie sich der Lebensraum verändert und was getan werden muss, um das Überleben des Waldes und damit der Tiger zu sichern. Die Teilnehmer geben etwas durch ihren Einsatz und erhalten etwas zurück: „Der Wald ist erstaunlich, ein echtes Wunder“, sagt Penny Smith, eine nach Sydney ausgewanderte Britin. „Es ist schön und gleichzeitig wird man traurig, weil wir Menschen selbst hier Zerstörung anrichten.“ Ihr Mann John ergänzt: „Wir versuchen, nicht zuletzt durch die
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Erfahrungen in diesem und in anderen Projekten, zumindest in unserem Umfeld etwas zu verändern. Wir sprechen mit den Freunden und Nachbarn und haben über die Jahre immer mehr Dinge bei uns selbst geändert. Das Einfachste ist, bewusster einzukaufen und etwa auf Palmöl zu verzichten.“ Neben den Daten im Feld geht es darum, etwas über die Einstellung der Menschen zum Tiger zu erfahren. Wie sehen sie das Tier? Was wünschen sie sich? Es gilt, die Menschen für den Schutz einzunehmen. „Wir wollen die Dorfbewohner informieren und ihnen ihre Ängste nehmen“, sagt Febri Anggriawan. „Da beginnen wir schon in den Schulen mit unserer Aufklärungsarbeit.“ Es ist ein Kampf an vielen Fronten: Auch der Glaube kann dabei ein machtvolles Instrument sein. Und Indonesien ist eines der wichtigsten und größten muslimischen Länder. „Schon der Prophet Mohammed hatte sich für den Schutz der Natur eingesetzt. Muslimische Geistliche haben auf Sumatra Fatwas zum Schutz der Wälder ausgesprochen“, sagt Mamsur, der Imam von Tanjung Belit. Fatwas sind Richtlinien, die ein bestimmtes Verhalten als gottgefällig fordern. Demnach ist es einem gläubigen Muslim verboten, Jagd auf geschützte Wildtiere zu machen. Der Mensch sei nach dem „Khalifa-System“ verpflichtet, sie zu bewahren. In den abgelegenen Dörfern begegnen die Bewohner öfters einem Tiger. Vor allem die Männer, die im Wald Kautschuk von weit verstreut stehenden Gummibäumen einsammeln, sehen immer mal wieder einen im Unterholz verschwinden. Aber es gibt genug Beutetiere und so lässt man einander in Ruhe. Der Tiger gehört zum Alltag, selbst wenn niemand scharf darauf ist, einem zu begegnen. Diese Haltung ist verbreitet, doch im Prinzip ist der Tiger willkommen. Auch für Hamdan, einen Bootsführer, ist die Großkatze unverzichtbar: „Wildschweine zerstören die Pflanzungen. Tiger fressen die Wildschweine!“ Er lacht, zieht an seiner Zigarette und setzt nach: „Tiger fressen außerdem nur schlechte Leute.“ Er nimmt noch einen Zug. „Vielleicht brauchen wir mehr Tiger ■ in der Welt.“ Die Recherchereise wurde ermöglicht durch den WWF.
Peter Laufmann Unser Redakteur hat weder mit Tigern noch anderen Tierchen Probleme gehabt; Mücken und Blutegel haben ihn in Ruhe gelassen: „Nur kleine Fische haben beim Baden im Fluss immer an einem geknabbert. Fish and kiss.“
Fotos: Alain Compost / WWF, Peter Laufmann
gibt im Camp sogar einen Wettbewerb, wer die meisten Blutegel von seiner Haut geschabt hat. Abends werden die Speicherkarten ausgewertet. Das ist manchmal geradezu ernüchternd, denn auf vielen Bildern ist nichts zu sehen. Doch wenn man genug Ausdauer und genug Fallen hat, entdeckt man die Bewohner des Waldes. Da sind zunächst unsere Verwandten. Es gibt Südliche Schweinsaffen, Langschwanzmakaken, Siamangs und Gibbons. Daneben Pflanzenfresser wie den Sambar-Hirsch, das Muntjak oder den Schabrackentapir. Und schließlich eine ganze Reihe von Fleischfressern, angefangen von den
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Pack den Tiger! Anzahl lebender Tiger vor 100 Jahren Anzahl lebender Tiger in freier Wildbahn im Jahr 2016 Anzahl Tiger in Zoos Anzahl lebender Tiger in US-amerikanischen Haushalten Anzahl der vom Maharadscha Venkat Raman Singh allein im Jahr 1914 getöteten Tiger Summe, die in sechs Jahren weltweit von Zoos zum Tigerschutz gesammelt wurde Geldstrafe, die der Chinese Xu zusätzlich zu 13 Jahren Haft bekam, nachdem er drei Tiger gegessen und deren Blut getrunken hatte Preis für einen Tigerschädel Preis für eine Flasche „Tigerwein“, wobei Tigerknochen in Spirituosen eingelegt werden Preis für eine Schüssel „Tigerpenis-Suppe“ in Taiwan Strecke, die ein Tiger einmal an einem Tag geschwommen ist Spitzengeschwindigkeit eines Tigers auf der Jagd Höhe, die ein Tiger aus dem Stand überwinden kann Menge an Fleisch, die ein Tiger auf einmal verputzen kann Alter der ersten Verwendung des Tigers auf Amtssiegeln der Induskultur Alter, das der Tiger Tango erreichte, der in den 90ern für das Benzin der Firma Esso warb Anzahl der gekauften Kopien des Liedes „Eye of the Tiger“ (Rocky III) der Band Survivor Nächstes „Jahr des Tigers“ im chinesischen Tierkreis
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Foto: Edwin Giesbers / WWF
Menschen soll ein Bengal-Tiger Ende des 19. Jahrhunderts in Nepal und der Region von Kumaon in Indien getötet haben. Damit hat sich das Tier im Guinness-Buch der Rekorde verewigt und führt die Liste der sogenannten Menschenfresser an.
1907 sollte Schluss damit sein. Der Brite Jim Corbett heftete sich an die Fersen des Tigerweibchens. Deren letzte Beute war ein 16-jähriges Mädchen aus dem Ort Champawat. Corbett folgte der Spur aus Blut und tötete das Tier. Und es sollte nicht das einzige bleiben. Gab es fortan Probleme zwischen Mensch und Beutegreifern, rekrutierte man den Spezialisten. Sein Ruf als Jäger von Menschenfressern eilte ihm voraus. Bis 1938 tötete er 33 Tiger und Leoparden, die sich an mehr als 1200 Menschen vergriffen hatten. Doch Corbett war kein Schlächter. Er tauschte immer häufiger Büchse gegen Stift, Film- und Fotokamera und setzte sich für den Schutz indischer Natur und aller Tiere darin ein. Er gilt als Vater des ers-
100 000 3890 1000 > 5000 111 1 102 281 Euro 205 000 12 000 480 300 30 65 5 30
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ten indischen Nationalparks im Bundesstaat Uttarakhand. Seit 1957 ist dieser sogar nach Corbett benannt. Auch anderswo in der Welt gab es Tiere, die als Menschenfresser Berühmtheit erlangten: so die „Bestien des Gévaudan“, mutmaßlich Mischlinge von Hirtenhunden und Wölfen, die mehr als 100 Menschen getötet haben sollen. Oder die „Menschenfresser von Tsavo“. Zwei Löwen töteten dort 28 Menschen, bevor sie von John Henry Patterson erlegt wurden. Verfilmt als „Der Geist und die Dunkelheit“ mit Val Kilmer und Michael Douglas. Doch „Bestie“ ist nur eine Seite der Medaille, denn kein Beutegreifer überfällt uns mutwillig. Es gibt Faktoren, die ihn zwingen. Entweder wir haben seine eigentliche Beute nahezu ausgerottet oder die Tiere sind verletzt, alt, nicht mehr voll einsatzfähig. Schließlich sind wir leicht zu erlegende Nahrung. So hatte auch der Champawat-Tiger ein kaputtes Gebiss ■ – ein Krüppel, kein Monster.
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