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Sind die nachhaltig? Sind die gut?

Über Trailrunning-Schuhe könnte man bibeldicke Bücher schreiben, aber wir belassen es bei einem Magazin das sich doch sehr intensiv um diese Gattung Laufschuh kümmert. 8 Fragen und Antworten hätten wir dann aber doch noch.

Gibt es in der EU oder sogar in Deutschland produzierte Trailschuhe?

Nein. Und wer jetzt fragt warum, sollte sich die tatsächlich in Mecklenburg produzierten „Laufschuhe“ von Lunge anschauen. Aufrichtig und ethisch produzierte Sneakers, gewiss, aber vom Sohlenaufbau und der generellen Verarbeitung halt viel näher an den Sportschuhen der 1970er-Jahre, als an einem modernen Laufschuh. Das mit den Zwischensohlenschäumen und ihrer effizienten Verarbeitung bekommen bis dato nur Fabriken in Südostasien hin. Effizient im Sinne der Laufökonomie und der Produktionskosten, aber nicht der Umwelt, könnte man jetzt einwenden. Aber statt die Globalisierung per se zu verdammen, sollte man sich, siehe oben, etwa für fairere Arbeitsbedingungen in den asiatischen Fabriken engagieren und Marken unterstützen, die diesbezüglich transparenter agieren. Wahrscheinlich ist zudem, dass sich in einigen Jahren eine arbeitsteilige, lokalerer Produktion etablieren wird. Sohlen kämen dann immer noch aus Fernost, würden aber in den Zielmärkten ressourcenschonender zu Ende produziert.

Die Welt des Trailrunning zu Gast in Thailand - zumindest ein ziemlich schneller Teil davon, sekbst wenn einige der weltbesten des Sports der WM fern blieben.

Sind Schnellschnürungssysteme immer die bessere Wahl?

Nicht unbedingt. Ihr solltet zumindest die Wahl eurer Trailschuhe nicht in erster Linie daran ausrichten, ob sie ein Schnellschnürungssystem wie beispielsweise BOA oder QuickLace haben. der Schuh muss in seiner Gesamtheit für Dich funktionieren, bequem sein und passen. Es gibt sehr wohl ganz hervorragende, klassische Schürungen und doch sind die Vorteile der Schnellschnürung nicht von der Hand zu weisen. Lasst Euch bei einer Beratung also nicht ausschließlich über dieses Feature am Schuh beeinflussen, sondern bewertet alles.

Welche Funktion übernimmt die Platte im Trailschuh?

Tatsächlich ist diese Frage seit einiger Zeit nicht mehr eindeutig zu beantworten. Während die Kunststoffplatte im Trailrunningschuh früher nur einem Zweck diente, nämlich dem Durchschlagschutz im felsigen und steinigen Gelände, ist seit zwei Jahren eine weitere Funktion auch in Trailschuhen von immer größerer Bedeutung: Der Vortrieb, den eine sogenannte Propulsion-Plate in Verbindung mit dem richtigen Dämpfungsschaum erzeugen soll. Ob Protektion oder Vortrieb bzw. vielleicht sogar beides zugleich: Die Platten in den Schuhen bestehen nicht nur aus den verschiedensten Materialien sondern unterscheiden sich auch in ihrer Geometrie erheblich. Hier scheint die Entwicklung noch längst nicht zu finaler Weisheit vorgedrungen zu sein.

Je leichter desto besser?

Diese Frage kann man mit einem ziemlich eindeutigen Nein beantworten. Natürlich ist das Gewicht, welches ihr am Fuß habt, doppelt relevant. Dennoch gibt es andere Charakteristika Eures Schuhs, denen ihr mehr Beachtung schenken solltet. Komfort, Stabilität, und Euer allgemeines Wohlbefinden sind im Zweifel wichtiger, als einige Gramm zu sparen. Aber wenn der Schuh diese Anforderungen erfüllt, ist gegen ein geringes Gewicht natürlich nichts einzuwenden. Dank neuer Schaumtechnologien gelingt es den Herstellern inzwischen erstaunlich gut, die vermeintlichen Antipoden viel Dämpfung und Lightweight zu vereinen.

Wann braucht man viel Außenprofil?

Wenn der Untergrund trocken ist, ist die Tiefe des Profils nicht sonderlich entscheidend. Bei solchen Bedingungen ist die Gummimischung selbst ausschlaggebender. Ein gröberes Profil wird wichtig, wenn der Boden tief und weich wird. Im Gras, Matsch oder Schlamm helfen lange Stollen den Grip zu erhöhen, das hat schon Adi Dassler in den 1950er-Jahren herausgefunden. Wird der Schlamm zu tief, kommt auch das ausgeprägteste Profil an seine Grenzen und setzt sich irgendwann zu. Viele Hersteller haben sich von den ganz tiefen Profilen daher verabschiedet und setzen eher auf funktionale Gummimischungen.

Gibt es nachhaltige Trailschuh-Marken?

Nein. Aber es gibt nachhaltigere Marken. So produziert etwa On nur in (vor allem) vietnamesischen Fabriken, die in enger Partnerschaft mit dem Schweizer Unternehmen agieren. Sozial- und Umweltstandards werden permanent vor Ort kontrolliert und vor allem unterstützt. Die junge kanadische Marke Norda benutzt als Obermaterial die verhältnismäßig ökologische Biofaser Dyneema und verzichtet zudem weitgehend auf Verschnitt. Icebug aus Schweden ist der erste klimapositive Trailschuhhersteller und als familiengeführtes Unternehmen zudem unanfällig gegenüber Investorenwünschen nach schnellen, ungesunden Wachstum. Apropos: Als Vorbild darf hier Patagonia gelten. Das Familienunternehmen wurde im vergangenen Jahr in eine Stiftung überführt, Gewinnmitnahmen und damit ein bewusst nicht nachhaltiges Wirtschaften sind seitdem nach den Stiftungsstatuten ausgeschlossen.

Was ist besser: viel Dämpfung oder wenig?

Auf diese Frage gibt es kein Ja und kein Nein. Etwas unbefriedigend als Antwort vom Fachmagazin: JEIN. Wer gut trainiert ist und einen stabilen Körper hat, wird auch mit relativ wenig Dämpfung laufen können. Auch für Beginner empfehlen wir Läufe mit unterschiedlichen Schuh-Typen, also mal mit mehr und weniger Mittelsohlen-Material. Die Gefahr für Verletzungen durch übergedämpfte Schuhe hat in den letzten Jahren abgenommen, denn diese Modelle wurden in ihrem Aufbau verbessert, sind leichter und flexibler geworden und unterstützen trotz des üppigen Schaums den natürlichen und individuellen Laufstil. Grundsätzlich - wer mit dem Trailrunning startet, sollte sich ruhig etwas Komfort und Dämpfung gönnen, aber schnell mit einem weiteren Schuhmodell die kurzen Läufe mit wenig Dämpfung laufen.

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