7 minute read

Besser jetzt als nie!

Sierre-Zinal: Maude Mathys und Andreu Blanes heißen die Sieger. Erst Monate nach dem Rennen wurde dies am grünen Tisch entschieden. Hat der Sport Trailrunning ein Doping Problem? Und wenn ja, wie kann man ihm begegnen?

Text: BENNI BUBLAK

Esther Chesang und Mark Kangogo aus Kenia hießen die Sieger beim wohl bestbesetzten Berglauf- und Trailklassiker im vergangenen Jahr. Die Betonung liegt auf hießen. Inzwischen wurde beiden der Sieg beim Sierre Zinal aufgrund von Dopingvergehen aberkannt. Kangogo wurde direkt nach dem Rennen positiv auf die Substanzen Norandrosterone und Triamcinoloneacetonid getestet. Chesang wiederum hätte bei Sierre Zinal erst garnicht an den Start gehen dürfen. Schon im Mai wurde sie positiv auf Triamcinoloneacetonid getestet. Allerdings verfehlte die kenianische Antidoping Agentur, das Ergebnis frühzeitig zu kommunizieren.

Ist Doping damit endgültig im Trailrunning angekommen? Schwer zu sagen. Die beiden Überführten sind keine reinen Trailrunner. Beide kommen außerdem aus Kenia. Allein im vergangenen Jahr wurden über 25 Läufer:innen aus Kenia wegen Dopings gesperrt. Meist wegen der Einnahme der verbotenen Substanz Triamcinoloneacetonid, ein Kortison, das eine entzündungshemmende und unterdrückende Wirkung auf das Immunsystem hat und im Wettkampf schmerzlindernd wirken soll. Kenia hat definitiv ein großes Dopingproblem. Allerdings sollte man nicht den Fehler machen, das Problem alleinig den ostafrikanischen Läufer:innen in die Schuhe zu schieben.

Die Dopingfälle, die im Trailrunningsport bisher bekannt wurden, belaufen sich ein Glück auf ein paar wenige Einzelfälle. Ehrlicherweise muss man aber auch darlegen, dass beim Thema Dopingkontrollen in unserem Sport noch Luft nach oben ist. Bei den meisten großen Events gibt es zwar Dopingkontrollen. Allerdings eher vereinzelt und nicht sehr systematisch. Unangekündigte Kontrollen zu wettkampffreien Zeiten, wie in anderen Sportarten üblich, gibt es keine. UTMB, Golden Trail Serie und auch die ITRA nutzen für die Zwecke der Dopingverfolgung das QUARTZ Programm. Dieses führt zwar auch Dopingkontrollen durch. Während aber die WADA explizit die Aufdeckung und Verfolgung von Do- pingvergehen als oberstes Ziel ausgibt, ist die oberste Agenda des QUARTZ Programms die gesundheitliche Integrität von Trailrunner:innen zu schützen. Einige Athleten äußerten schon Bedenken, ob die Dopingvergehen im Trail- und Ultrarunning mit der nötigen Konsequenz und Akribie verfolgt werden. Auch die neu gegründete Vereinigung von Profitrailrunnern sieht bei diesem Thema Handlungsbedarf und hat die Förderung eines sauberen Sports als eines ihrer obersten Ziele postuliert.

Soweit die Fakten. Wir fragen also erneut: Wird Doping auch im Trailrunningsport zum großen Problem? Die in letzter Zeit rapide ansteigende Professionalisierung und die schnell wachsende Popularität des Sports werden, so ehrlich muss man sein, die Gefahr des Dopingmissbrauchs wohl eher erhöhen. Mehr Aufmerksamkeit bedeutet mehr Geld. Mehr Geld bedeutet mehr Interessen und Zwänge, die jenseits des Sportlichen verankert sind. Denn hinter der Entscheidung für oder gegen Doping steckt oft mehr als die rein moralische Zwickmühle sich durch Betrug einen sportlichen Vorteil zu verschaffen. Für kenianische Läufer:innen und deren Familien beispielsweise ist die Profikarriere die einzige Chance ärmlichen Verhältnissen zu entkommen. Wenn es schlecht läuft, vertrauen sie ihr Glück auch noch windigen Managern an, denen die eigene Geldbörse näher ist als die Gesundheit ihrer Klienten. Für europäische Athleten steht weit weniger auf dem Spiel. Aber auch hiesige Profi-Athleten unterliegen äußeren Zwängen. Insbesondere wenn sie ihren Lebensunterhalt mit dem Sport verdienen. Man darf sich da wenig Illusionen machen. Umso mehr es zu gewinnen (oder auch zu verlieren) gibt, umso stärker der Drang auch unlautere Methoden einzusetzen. Warum sollte sich dies im Sport anders verhalten als im Rest der Gesellschaft.

Die Kommerzialisierung des Trailrunnning Sports wird nicht aufzuhalten sein. Neben den unangenehmen Begleiterscheinungen, wie erhöhtem

Dopingaufkommen, kann dies aber auch Chancen mit sich bringen. Die einzige Möglichkeit, die bleibt ist auf Kontrolle und Ächtung von Dopingvergehen zu setzen. Wenn die finanziellen Mittel da sind, bleibt es eine Frage der Organisation häufigere und bessere Kontrollen durchzusetzen. Ein wichtiger Schritt wäre hierzu der Anschluss an die WADA und ihr ADAMS Programm. Letzteres ist eine webbasiertes Datenbanksystem, über welches unter anderem die Aufenthaltsorte von Athlet:innen zentral gesammelt werden, um unangekündigte Doping-Kontrollen durchführen zu können. Dieses System mag unangenehm für die Sportler sein, hat sich aber bewährt. Denn Doping findet längst nicht mehr nur am Wettkampftag statt. Ein Läufer, der dank medizinischer Hilfe im Training neue Bestleistungen erzielt, dessen muskuläres und neuronales System wird sich auch zu einem späteren Zeitpunkt daran erinnern und von diesem Leistungssprung profitieren. Solang es keine Trainingskontrollen für Elite Trailrunner gibt, wird es langfristig schwer werden einen sauberen Sport glaubhaft zu kommunizieren. Gerade ein Sport, der sich als Sammelbecken für Ausdauersportler jeglicher Couleur (Triathlon, Skimo, Langlauf etc.) definiert, muss aufpassen, dass er nicht in den Verruf gerät, als Gelegenheit wahrgenommen zu werden, gutes Geld zu verdienen ohne Angst vor Kontrollen haben zu müssen.

Etwas das ein jeder von uns ohne großen Aufwand umsetzen kann, ist die Ächtung von Dopingvergehen. Denn keine Strafe ist härter als die soziale Isolation. Dies sollte nicht bei Elite Athleten enden und darf auch schon bei kleineren, unter Umständen noch erlaubten, Delikten beginnen. Denn nur, wenn auch die Einfallstore in den Dopingbetrug, wie Schmerzmittel oder Infusionen, die im WettkampfZusammenhang stattfinden, von allen als grob unsportlich geächtet werden, lässt sich die Faszination eines fairen Wettkampfsports weitestgehend aufrechterhalten. Schwarze Schafe wird es natürlich immer geben.

The North Face Cragstone Pro

170 Euro

207g

Vor einigen Jahren wäre dieser Schuh ein reinrassiger Trailrunningschuh gewesen. The North Face klassiert den Cragstone Pro allerdings als Approach, also Zustiegsschuh und hat dafür gute Gründe. Ein Laufschuh muss im Jahr 2023 eben mehr können, als auf felsigem Terrain bestehen, muss stattdessen eine reaktive Dämpfung haben, die Vortrieb erzeugt. Ja letzteres ist mit Sicherheit nicht die Eigenschaft, mit der dieser Schuh prahlen könnte. Darüber hinaus hat er alles, was ein Trailrunningschuh haben muss: Er ist überaus leicht (knapp über 200 Gramm), hat eine super griffige Vibram-Litebase-Außensohle und eine hervorragende Passform, die sich dank des BOA-Wrapping-Systems hervorragend um den Mittelfuß schmiegt. Die Dämpfung ist eher hart und direkt, was durch die Steinschutzplatte im Vorderfuß verstärkt wird. Sie unterscheidet sich im Laufgefühl kaum von den Dämpfungen, die wir aus dem Salomon Sense oder dem Dynafit Feline Up Pro kannten. Das transparente Obermaterial bietet viel Atmungsaktivität und macht einen robusten Eindruck. Um die Zehen ist es protektiv verstärkt. Einzig feiner Sand könnte von außen durch die recht groben Löcher in den Schuh gelangen. Über die Sprengung haben wir keine Angabe gefunden, gefühlt ist sie sehr gering.

Ja, The North Face meint es wirklich ernst mit den Trails, ein solch puristischer Skyrunning-Schuh gehört da eben auch ins Portfolio.

Saucony Ultra Ridge GTX

Gewicht: 357 Gramm (M), 311 Gramm (W), Sprengung: 6 mm

Preis: 190 Euro

Bedürfte es noch eines Beweises, dass Trailrunning zum Leitmedium eines generellen Bewegens in den Bergen geworden ist, die Vielzahl der von Trailrunningschuhen abgeleiteten Leichtwanderstiefel sind ein untrüglicher Beleg. Wir haben an dieser Stelle ja bereits den Adidas Freehiker und den On Cloudrock besprochen. Nun also der Ultra Ridge des amerikanischen Laufschuhurgesteins Saucony. Und der gefällt uns noch einmal besser, weil er bei ähnlichen Komfortwerten wie dem Freehiker merklich agiler und beweglicher bleibt. Und weil er umgekehrt eben üppiger gedämpft und komfortabler ist, als der zwar agile, aber knochentrockene Cloudrock.

Herzstück des Ultra Ridge ist die Mittelsohlenkonstruktion des Saucony Tempus, dem vielleicht am positivsten besprochenen, stabilen Straßenlaufschuh der vergangenen Saison. Rein äußerlich scheint auch der in unserem Trailschuhtest recht begeistert referierte Xodus Ultra ein enger Verwandter. Die einzig auf Nässe und Eis schwächelnde Außensohle ist identisch, genauso der komfortable und dynamisierende Powerrun-Schaum. Gerade unter dem Mittelfuß ist der Ultra Ridge aber rigider und weniger flexibel ausgelegt. Dieses Mehr an Stabilität passt gut zu einem Schuh, Pardon Stiefel, der nur unter anderem zum Rennen gemacht ist – letzteres, wir sind hier ja das Trail Magazin, aber auch passabel hinbekommt. Wer ein Werkzeug für eisige Höhen und den hochalpinen Winter sucht, sollte sich etwa nach dem La Sportiva Cyclon Cross umschauen, als wasser- und schneedichter Winterlaufschuh macht der komfortable aber hinreichend konkret geschnittene Ultra Ridge aber eine gute Figur. Als Leichtwanderstiefel sowieso.

Petzl Nao RL

Lumen: max. 1500

Gewicht: 145 Gramm

Preis: 159 Euro

Fast ein Jahrzehnt lang hatte ich ein und dieselbe Stirnlampe. Sie war sehr hell und sehr robust. Aber sie hatte eben auch dieses zusätzlich mittig über den Kopf geführte Trageband, mit dem man immer aussah, als wäre man ein Jugendlicher aus den Achtzigern mit besonders schiefen Zähnen. Zahnspangen wurden damals mit ähnlichen Konstruktionen auf Zug gebacht. Was ich sagen will: Für die erst zweite Lieblingsstirnlampe meines Lebens habe ich andere Kriterien. Ich will eine Lampe, die leicht ist, smart – und dennoch hell genug für alle möglichen und unmöglichen Situationen. Ich will die Nao RL. Ihr Tragekomfort ist einmalig, die Ausleuchtung beeindruckt noch mehr als die eigentliche Helligkeit und durch die Reactive LightningTechnologie, die sich selbstständig an die Lichtverhältnisse der Umgebung anpasst, ist die Nao RL auch richtig sparsam. Will man dauerhaft 1.500 Lumen nutzen, wird es nach gut zwei Stunden duster, aber das bleibt ein eher theoretisches Problem. Auch, dass die leichteste Lampe in der 1500-LumenKlasse konstruktionsbedingt keinen Leuchtkopf aus Aluminium besitzt – geschenkt. Diese ungemein leichte Leuchte ist ein echtes Schwergewicht und eine unbedingte Empfehlung.

Apple Watch Ultra

Gewicht: 61 Gramm

Preis: 999 Euro

Ein Freund hat mich kürzlich gefragt, ob er denn nun eine Garmin Fenix 7 Sapphire oder eine Apple Watch Ultra kaufen solle und ich tat mich mit einer kompakten Antwort schwer. Ich antwortete, ich müsse das Gerät von Apple erst einmal gründlich testen - die Fenix würde ich derweil nahezu uneingeschränkt empfehlen. Die ersten Schritte der Apple Watch sind holprig, denn die Installation über die "Watch" App meines iPhone 11 echauffiert sich über meine Apple ID. Immer wieder spielt er eine uralte ID Adresse ins System und ich komme aus der Dauerschleife nicht heraus. Frust! Irgendwann klapptseine Systemeinstellung für iMessage. Unsinnig. Nun gut. Natürlich lässt sich alles problemlos über das iPhone konfigurieren. So intuitiv wie über das Smartphone stellt sich die Bedienung der Uhr selbst nicht heraus. Ich brauche relativ lange, bis ich das Menü verinnerlicht habe. Genial ist die Qualität des Displays und die Reaktionszeiten. Auch der Tragekomfort sucht seines gleichen - ich trug die Uhr zum Schlaftracking über Nacht und muss sagen, es ist die erste Uhr, die mich nicht am Handgelenk störte. Leistung des GPS, Navigation und Einspielung eines GPX-Tracks aus Komoot sind einfach und problemlos und dennoch bleibt der Eindruck, dass die Apple Watch mehr Spielzeug als echtes Outddor-Werkzeug ist. Das macht sich spätestens beim Akku bemerkbar. Die Ultra schafft bei kalten Temperaturen keine Aufzeichnung länger als 8-9 Stunden. Das wird für die meisten Bergfexe und Ultrarunner zu wenig sein. Für alle anderen ist sie eine teure aber absolut hochwertige Uhr mit allen denkbaren Funktionen.

Apple-User sind natürlich über die iPhone Nutzung prädestiniert, den Sport über die Watch zu begleiten. Antwort an den Freund: Nimm die Fenix, wenn du es ernst meinst.

This article is from: