BLS Gazette 2012

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Liebe Leserinnen und Leser ie zahlreichen Meinungen in der vor- Leseanleitung liegenden Gazette bestätigen mir: Reisen bewegt – und zwar im besten Sinne des Wortes. Es lässt nicht unberührt. Reisen ist ein Gefühl und der Anspruch unserer Fahrgäste hoch. Wir, die BLS mit ihren über 2800 Mitarbeitenden, möchten Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, das Reisen angenehm gestalten. Dieser Herausforderung stellen wir uns Tag für Tag – von der Buschauffeurin bis hin zum Mechaniker und von der Reinigungskraft bis zur Zugbegleiterin. Gemeinsam wollen wir an den Herausforderungen wachsen und noch besser machen, was jetzt schon gut ist. Unsere Aufgabe ist es, die Zukunft zu antizipieren und bereits heute moderne und komfortable Züge zu bestellen, um die Reisebedürfnisse von morgen zu befriedigen. Der öV bietet sehr viel – und die Ansprüche wachsen. Deshalb fühlen wir uns verpflichtet, darauf hinzuweisen, wenn ein Wunsch zu einem bestimmten Preis nicht erfüllt werden kann. Denn Mobilität ist ein wichtiges Thema der Zukunft. Dazu leisten wir leidenschaftlich unseren Beitrag. Gerne bringen wir unsere Erfahrung und unser Know-how ein, schauen voraus, planen und setzen um. Die Lösung aller Probleme können wir aber nicht alleine bieten. Dazu braucht es die Unterstützung der Politik genau so wie das verantwortungsbewusste Handeln jeder und jedes Einzelnen. Die BLS-GAZETTE besteht aus sechs Druckbögen à vier Seiten. Jeder davon lässt sich aus dem Magazin lösen und bildet eine Einheit – etwa der Künstlerbogen, den Steff la Cheffe gestaltet hat oder die beiden Fotobögen. Auf einem anderen Bogen äussern sich zehn Prominente – von Alex Capus über Sara Stalder bis Benedikt Loderer – auf Einladung der BLS zum Thema «unterwegs sein». Ergänzt mit vielen anderen Einblicken ergibt das einen Cocktail, der die Vielfalt des Unternehmens BLS widerspiegelt.

So viele Fahrgäste transportierte die BLS letztes Jahr mit der Bahn. Erstmals überhaupt wurde die 50-Mio.-Grenze übertroffen.

Um soviel steigt die Nach­ frage nach Transport­ leistungen der S-Bahn Bern bis ins Jahr 2025. Deshalb beschafft die BLS 28 neue, leistungsfähige DoppelstockTriebzüge.

so lang wie der Rhein war die Schlange aller Autos, die der BLS Autoverlad 2011 durch den Lötschberg-Scheiteltunnel transportierte, nämlich 5134 Kilometer.

Dr. Rudolf Stämpfli Präsident des Verwaltungsrats der BLS AG


Künstlerbogen von Stefanie Peter alias Steff laCheffe

Im Rhythmus derZeit Am Morge früeh, we ds Zügli chunnt u Jede a sis Plätzli hockt Si viu no müed u hei no Müeh u füege sech em Autagstrott. Si gähne u si strecke sich, vrstecke sech ir Zytig. Paar lehne sech am Fänschter a, vrlüre sech ir Witi. Angri si scho putzt u munter, schlürfe amne Kaffi Hange scho am Handy u dr Ruum füut sech mit Glafer Vom Mänti bis am Friti, me kennt sech scho u grüesst sich. E Querschnitt vore Nation: Vor Schüelerin zum Büezer.

Zur Mittagszyt ischs nüm so vou es angers Vouk isch ungerwäx. I gniesse mini Beifreiheit! Ke Schtou meh uf de guete Plätz! Arzttermine, Businesslunch und Bewärbigsgschpräch. Paar Froue si ga shoppe u vrschtoue ihri Schätz. Ds Knurre i dr Magegägend macht e junge Ma vrläge. Är zückt es Sandwich, nimmt e Biss, gseht zfride us, aus würd ärs gniesse. Es brucht nid viu zum glücklech si: E Fänschterplatz, chli Fantasie, u au di Biuder zieh vrbi i merke nid wi Zyt vrschtricht.

U immer wenn dä Zug amne Perron hautet. De luegi geng wär chunnt u geit, aus würdi d Lüt vrwaute. I zeue d Stopps u d Statione, aus würd i dä Zug bewohne. Viererabteil – Comfort-Zone, gseh mi i mim Sässu throne. Wo chunnsch du här? wo schtigsch du us? Vrzeu mir dini Plän. I luege und i lose zue. I ha no Zyt bis Bärn.

U immer wenn dä Zug amne Perron hautet. De luegi geng wär chunnt u geit, aus würdi d Lüt vrwaute. I zeue d Stopps u d Statione, aus würd i dä Zug bewohne. Viererabteil – Comfort-Zone, gseh mi i mim Sässu throne. Wo chunnsch du här? wo schtigsch du us? Vrzeu mir dini Plän. I luege und i lose zue. I ha no Zyt bis Bärn.

U immer wenn dä Zug amne Perron hautet. De luegi geng wär chunnt u geit, aus würdi d Lüt vrwaute. I zeue d Stopps u d Statione, aus würd i dä Zug bewohne. Viererabteil – Comfort-Zone, gseh mi i mim Sässu throne. Wo chunnsch du här? wo schtigsch du us? Vrzeu mir dini Plän. I luege und i lose zue. I ha no Zyt bis Bärn.

Zyt bis Bärn

Am Namittag ir BLS wächsle widr Reisegäscht Si si entspannt u gniesse d Fahrt. U wit u breit ke Reiseschtress. Gseh paar Kids uf Klassefahrt fiire ihre freie Tag. D Lehrerin geits glasse a: «Ds Luzärn chöit dir es Glacé ha!» Götti, Grosi, Änkuchinder luege zäme Büechli a Paar Tourischte witr hinde si churz fürnes Bsüechli da. Si fötele begeisteret u haute aues fescht. Si chöme nüm zum Schwärme us: «Switzerland is Best!»

Am Abe wes de dämmeret ufem Schtreckenetz Isch Hochbetrieb, es lärmet lut u widr chunnt des Ghetz Me tuuscht sech us, es pruschtet lut u teu si so ufkratzt, dass angeri, wo gschafft si, dänke: «Häb doch mau dr Latz!» U jede Platz isch heiss begehrt aus wäres Rettigsboot, me macht sech chli u quetsch sech dri, me nimmt, was’ het ir Not. U schpät ir Nacht, wes dunku isch, bi ganz ellei no uf de Gleis, schribi no a mim Ufklapptisch u dänke zrügg a mini Reis.

U immer wenn dä Zug amne Perron hautet. De luegi geng wär chunnt u geit, aus würdi d Lüt vrwaute. I zeue d Stopps u d Statione, aus würd i dä Zug bewohne. Viererabteil – Comfort-Zone, gseh mi i mim Sässu throne. Wo chunnsch du här? wo schtigsch du us? Vrzeu mir dini Plän. I luege und i lose zue. I ha no Zyt bis Bärn.

Steff la Cheffe im Originalton: facebook.com/BLS.Bahn

Die 25-jährige Berner Rapperin und Beatboxerin Steff la Cheffe, Stefanie Peter, ist mit ihrem ersten Album «Bittersüessi Pille», das 2010 erschienen ist, einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. In den letzten beiden Jahren hat sie mit ihrer Band in unzähligen Clubs und an Festivals in der ganzen Deutschschweiz gespielt. Zur Zeit arbeitet die Musikerin an ihrem zweiten Album. Steff la Cheffe besitzt keinen Fahrausweis, dafür ein GA. Wenn immer möglich, reist sie mit der Bahn zu ihren Terminen. www.stefflacheffe.ch


Eine Zugfahrt in 4/4 Railway Sounds Türe, die sich öffnet

Ch tsch k pfffff ffffffffffffffffff k Schritte

Tägg Tägg Tägg Tägg Tägg Tägg Isch da Tägg Tägg ..... no frei? Togg Togg Togg Togg Togg Togg Togg Togg Togg... Sch Sch Schhhhhhhhh Tagg Tagg TaggSchring Ring Sch Sch hhhhhoooooo Tagg Tagg TaggSchring Schatz? Sch Sch Sch ooooooooooo Tagg Tagg Ring SchSchSchSc ooouuuuuuuu Tagg... Hallo! hSchSchSchS uuuuuuuuuuc ToggToggTogg Geits chhhhhhhhhhh hchchchchchc ToggTogg guet? Jaaa... hchchchch chc ToggToggTogg hh..... DaDamm hchchchchchch Togg... DaDamm iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii DaDamm iiiiiiii iiiiiiiiii iiiiiiiiii DaDamm Ch tsch k pfffff ii iiiiiii iiiiii iiiiii iiiii DaDamm.... ffffffffffffffffff k iiii ii i Abfahrt und Weichenrumpeln

Anfahrt und Bremsen

Türe, die sich schliesst


In Reisestimmung unterwegs im Bernischen



aufbrechen Greis, Rapper und HardcorePendler

unterwegs sein Andrea Jansen, Journalistin und TV-Moderatorin

innehalten Simone Niggli-Luder, 17-fache OL-Weltmeisterin

entdecken Alex Capus, Schriftsteller

Am Anfang jedes ­Aufbruchs und jedes Neubeginns steht ein Bahnhof.

Ich fahre gerne Zug. Ausser am Morgen um 7 und abends um 18 Uhr, wenn man sich auf der Strecke Zürich–Bern auch in der 1. Klasse in Gladiatorenmanier mit der Laptoptasche und der NZZ als gerolltem Schlagknüppel einen Platz erkämpfen muss. Ich fahre auch gerne Tram. Ausser im Sommer, wenn Heiri Meier im gerippten Unterliibli ausgerechnet heute das Deo vergessen hat, und er sich lässig an der Deckenstange festhält – ich mit meinen 162 cm darunter. Und im Regen. Wenn Hunde und Knirpse und Nasen unaufhörlich auf den Tramboden tropfen und man aus den aufgeweichten Gratiszeitungen auf den Sitzen Papiermachéfigürli basteln könnte. Doch, ich mag den öV von heute. An den Passagieren könnte man noch arbeiten.

Tempo spielt für mich eine wichtige Rolle. Im OL darf ich nur so schnell laufen, dass ich den Kopf noch frei habe, um die Karte zu lesen. Meine Tage vergehen momentan sehr schnell. Da ist es wichtig, auch mal innezuhalten und Momente der Entschleunigung einzuplanen.

2011 bin ich 30 000 Kilometer Bahn gefahren und doppelt so weit mit dem Flugzeug gereist – in der Schweiz und in Deutschland, in Frankreich, Spanien, Indien und Amerika. Das war schön, ich habe jeden Kilometer genossen. Aber gut war es nicht. Wer so viel reist, ist schlecht organisiert. Oder nicht gern zuhause. Oder läuft vor was davon. Und ganz sicher war ich ein schlechtes Vorbild. Wenn alle meine acht Milliarden Mitmenschen so viel reisen würden wie ich, würde das Verkehrsnetz kollabieren und die Energiequellen würden sich erschöpfen, die menschliche Gesellschaft würde auseinanderbrechen und der Planet Erde unbewohnbar – für uns Menschen zumindest. Das ist nicht Ansichtssache, sondern die Wahrheit.

ankommen Ueli Steck, Extrem-Kletterer

zuhause sein Nicole Loeb, Chefin der Loeb-Gruppe

entwickeln Benedikt Loderer, Stadtwanderer

Ich habe ein grosses Ziel. Bald breche ich zu einer Expedition in den Himalaya auf und will dort drei Sechstausender und den Mount Everest besteigen. In vier Wochen. Ich habe einen Plan, eine gute Strategie. Deshalb ist es wichtig, dass ich mich auf die täglichen Ziele konzentriere. Schritt für Schritt nehme. Nur so komme ich sicher am Ziel an. Wobei das Ankommen für mich nicht im Vordergrund steht: Für mich ist tatsächlich der Weg das Ziel. Und der Erfolg hängt in hohem Masse von der Fokussierung und einer seriösen Vorbereitung ab.

Zuhause tanke ich Ruhe und Energie für die Arbeit im Geschäft. Still ist es mit zwei kleinen Kindern aber nicht! Zuhause sein bedeutet auch Heimat spüren. Während meinen Wanderjahren im Rheinland und in New York habe ich die Schweiz schätzen gelernt. Die kurzen Erreichbarkeiten, der öffentliche Verkehr und die Nähe zur Natur tragen viel zur Lebensqualität bei. Heute ist meine Heimat da, wo ich am Sonntag das Abendessen im Kreis der Familie geniessen kann. Mit ihr pflege ich die Rituale, die ich von meiner Mutter überliefert bekam.

Alle sind gegen die Zersiedelung. Die BLS auch. Obwohl sie sie fördert. Massiv. Denn wer den öffentlichen Verkehr fördert, fördert auch die Zersiedelung. Dass der öffentliche weniger Schaden anrichtet als der individuelle, ist nur ein schwacher Trost. Was tun? Die Kostenwahrheit einführen. Pendeln ist zu billig. Die BLS subventioniert mit ihren Tarifen die Verhäuselung. Die roten Zahlen der Bahn kommen daher, dass ich als Pendler teilweise schwarz fahre. Erst wenn ich zahlen muss, was ich koste, überlege ich mir, wo ich wohnen will. Das Auto ist keine Alternative. Denn echte Kostenwahrheit heisst: Die Autopendler zahlen jedes Jahr die acht Milliarden an externen Kosten, die heute die Allgemeinheit übernehmen muss.

ausblicken Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus

Der öV ist für die Schweiz ein touristischer Differenzierungsfaktor.


entdecken Alex Capus, Schriftsteller

innehalten Simone Niggli-Luder, 17-fache OL-Weltmeisterin

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In Zukunft will ich nicht mehr der Arbeit hinterherrennen, die Arbeit soll zu mir kommen. Ich will keine rituellen Ferien mehr machen, auf die ich gar keine Lust habe. Ich will am selben Ort wach sein, an dem ich auch schlafe. Ich will meine Zeit dort verbringen, wo ich etwas Gutes tun kann, weil ich mich auskenne und etwas zu sagen habe. Natürlich will ich auch weiterhin reisen, aber nur mit gutem Grund. Arbeit ist ein guter Grund, unstillbare Neugier auch. Langeweile ist kein guter Grund. Blosses Fernweh und Herdentrieb auch nicht.

Das Leben hält ganz verschiedene Tempi für einen bereit. Manchmal hat man den Eindruck, es bewege sich fast nichts und in anderen Momenten merkt man, wie rasend schnell wieder ein Monat vergangen ist. Gerade mit Kindern passiert das oft, wenn man sieht, welche Fortschritte sie gemacht haben. Bei mir selber werden die Zeiten sicher etwas ruhiger, wenn ich meine Karriere als Spitzensportlerin beendet habe. Aber ich bin ein Typ, der wohl immer etwas zu tun haben wird. Ich kann mir gar nicht vorstellen, mal ein Time-Out zu nehmen, eine Kreuzfahrt zu machen oder mich auf eine einsame Insel zurückzuziehen. Ich versuche, aus dem Hier und Jetzt das Beste zu machen und nicht von der Zukunft zu träumen.

In 12 Minuten düse ich unterirdisch von Züri nach Bern. Mit einem Skytrain umrunde ich die Stadt und geniesse die Aussicht. Für Transporte kommt ein E-Taxi, im GA inbegriffen. Es gibt nur noch Niederflurtrams. Und Heiri Meier klappt die Türe immer vor der Nase zu.

Die Zeit wird immer schnelllebiger, die Hektik wird weiter zunehmen. Das Einzige, was konstant bleibt, ist die Ruhe in den Zügen. Wenn ich statt mit der Bahn mit dem Auto reisen würde, fehlten mir jeden Tag rund vier Stunden Zeit für Erholung und neue Ideen.

ausblicken Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus

entwickeln Benedikt Loderer, Stadtwanderer

zuhause sein Nicole Loeb, Chefin der Loeb-Gruppe

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In den letzten 60 Jahren haben wir in der Schweiz mehr gebaut als alle Generationen seit den Römern vorher. Dieses Dickwerden heisst Wohlstand. Bis 2072 also nochmals so dick? Wer an den Fortbestand des Goldenen Zeitalters glaubt, tut dies aus Zynismus oder Ignoranz.

Ich will meinen Kindern Respekt und Dankbarkeit für die Schweiz weitergeben.

Ich werde mein Leben lang grosse Herausforderungen suchen: Berge besteigen, Bücher schrei­ben, Vorträge halten. Ich setze meine Ziele hoch. Sehr hoch. Ich will nicht in der Komfort-Zone leben. Wer sich nicht Grosses vornimmt, kann keine Grenzen verschieben.

Das ökologische Bewusstsein ist ein unaufhaltbarer Trend. Das Bedürfnis, nachhaltig zu handeln und zu reisen, wird noch deutlich zunehmen und anhalten. Damit verbunden steigt die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs, der im Vergleich mit anderen Ländern schon heute eine Einzigartigkeit darstellt. Dank dem öV sind wir in der Schweiz für diese Herausforderung hervorragend positioniert. Heute ist nachhaltiges Reisen für viele Menschen ein «Nice to have». In Zukunft wird es immer mehr eine Notwendigkeit und ein Entscheidungskriterium werden.



In Reisestimmung unterwegs im Bernischen


Streckenauslastung 2011

S7

S3 S31

12 9

S5 S52

S44

4

19

17 14

S

13

S4

S51

16

RE S6 S61

1

6

7

S2 3 18

11

8 10

15

2

S6

S1

5

R

20

RE

Die Dicke der Balken repräsentiert die Zahl der beförderten Personen auf der Strecke (Personenkilometer). = 50 Mio. Personenkilometer

Top-20-Bahnhöfe 2011

15. Fribourg

7. Bern Wankdorf

16. Kerzers

8. Münsingen

17. Bern Brünnen Westside

74 7 7 81

14. Bern Bümpliz Süd

6. Luzern

91 6 6 85 17 7 6 88

5. Spiez

7  78 09 1 1

13. Wolhusen

4. Burgdorf

8  96 53 1 1

12. Biel / Bienne

3. Konolfingen

2  77 82 1 2 8  61 37 1 3

2. Thun

0  86 88 1 3

3  35 89 1 3 2  72 88 2 5 4

0 l 2 2 er tota  20 eig ge 12 nst -Zü Ei LS B

1. Bern

9. Lyss

10. Belp

18. Düdingen

11. Langnau

19. Neuchâtel

20. Frutigen

10 3 4 43

60 4 8 46

40 2 6 48

00 9 1 52

81 5 3 60

98 0 9 62

60 1 2 65

88 4 9 66

97 4 6 75


c

a e

f

d

b

Aus Berufung unterwegs zu Ihren Diensten

a Kapitän

b Maschinist

c Dispatcher

d Buschauffeurin

e Bauingenieur

Die BLS beschäftigt auf dem Thuner- und Brienzersee 11 Kapitäne mit dem «weissen Hut». Die Ausbildung bis dahin ist lang: Vom Leichtmatrosen zum Matrosen, Schiffsführer auf kleinen und grossen Schiffen bis hin zum Dampfschiffkapitän sind zahlreiche Prüfungen zu bestehen. Die Kapitäne haben direkten Kundenkontakt: Sie begrüssen die Passagiere, erklären auch mal das Bergpanorama oder schlichten einen Streit.

Zurzeit sind zehn Unter- und Obermaschinisten auf dem Thuner- und Brienzersee tätig. Sie können auf allen Schiffen der BLS eingesetzt werden. Für die Arbeit auf den Dampfschiffen «Blümlisalp» und «Lötschberg» braucht es eine Spezialausbildung. Das Heizen und Überwachen der Dampfkessel erfordert viel Erfahrung, denn die Maschinen sind 100-jährig und haben ihre Tücken. Im Winter warten und revidieren die Maschinisten in der Werft die Maschinen und Schiffsmotoren, damit diese in der Saison rund laufen.

In der dispositiven und operativen Leitstelle Spiez (DOLS) überwachen 17 Dispatcher den Zugverkehr auf dem BLS-Streckennetz. Hinzu kommen einzelne SBB-Linien, zum Beispiel jene im Rhone- und Aaretal. Sie arbeiten in drei Schichten, rund um die Uhr, an sieben Tagen. Dank der Dispatcher kann der Fahrplan auch bei Schwierigkeiten eingehalten werden. Sie organisieren zum Beispiel Ersatzbusse bei Streckenunterbrüchen, bewilligen Anschlüsse oder lenken Güterzüge nur durch jene Tunnel, die sie mit ihrer Höhe passieren können.

Acht weibliche und 80 männliche Buschauffeure arbeiten bei der BLS-Tochtergesellschaft Busland AG. Diese deckt ein über 200 Kilometer langes Busstreckennetz auf 18 Buslinien im Emmental ab. Buschauffeure stehen in direktem Kundenkontakt und im Schaufenster der Öffentlichkeit. Sie absolvieren regelmässig Kurse für sicheres Fahren, aber auch für Stressbewältigung und Erste Hilfe. Sie sind bei Wind und Wetter unterwegs, und ihre Schichten dauern zum Teil bis um 1 Uhr morgens.

Rund zehn Bauingenieure sorgen bei der BLS dafür, dass Brücken, Tunnel und Trassee in tadellosem Zustand sind. Die Ingenieure führen regelmässig Belastungsversuche durch: Jede Stahlbrücke wird alle sechs Jahre, die Betonbrücken alle zwölf Jahre mit zwei gekoppelten, schweren Lokomotiven des Typs Re425 befahren, um die Verformungen zu messen. Die spielen sich im Millimeterbereich ab.

Der Kapitän muss auch mal einen Streit schlichten und das Bergpanorama erklären.

Der Maschinist muss die Tücken aller Schiffsmotoren kennen und arbeitet im Winter in der Werft.

Der BLS-Dispatcher sorgt auch auf dem SBB-Streckennetz für einen ­reibungslosen Zugverkehr.

Die Buschauffeurin ist bis um 1 Uhr morgens unterwegs und verkauft auch Billette.

Der Bauingenieur misst Verformungen der Brücken und baut auch Wildunterführungen.


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Security-Mitarbeiter Werkstatt-Mitarbeiter Der Security-Mitarbeiter wird gleich sorgfältig und vertieft ausgebildet wie ein Polizist. Die BLS beschäftigt 15 Security-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen, die in den Zügen in Zweierteams patrouillieren. Sie werden in Sicherheitstechniken geschult, absolvieren zudem einen Teil der Zugbegleiter-Ausbildung. Sie sind in den Zügen präsent, helfen auch mal älteren Menschen beim Einsteigen oder melden eine defekte Lampe. Ihre Dienste sind besonders zu später Stunde an Wochenenden oder in Sonderzügen bei Festen und Sportveranstaltungen gefragt. Der Grundsatz lautet: deeskalierend auftreten.

Der Prüfer darf nicht farbenblind sein. Rund 450 Werkstatt-Mitarbeitende sind in Aebimatt (Bern), Oberburg, Spiez und Bönigen dafür zuständig, die etwa 1500 BLSFahrzeuge in Schuss zu halten. Spezialisten aus zehn Berufen arbeiten in den Werkstätten, darunter Maler, Schweisser, Elektroniker und Diagnostiker. Die Qualitäts- und Sicherheitsstandards sind hoch: Wer etwa als Prüfer Drehgestelle und Radsätze auf Risse untersucht, muss nachweisen, dass er nicht farbenblind ist.

h BeraterIn Reisezentrum Die BLS-Beraterinnen und -Berater in den Reisezentren stehen jährlich mit 1,8 Mio. Kunden im Kontakt. 118 Berater und Beraterinnen erleichtern den Kunden das Reisen mit der Bahn. Sie verkaufen vor allem Fahrkarten und Abonnemente. In 29 Reisezentren kümmern sie sich um die Kundenzufriedenheit, nehmen Serviceleistungen wahr und bieten eine umfassende Beratung über das Angebot des öffentlichen Verkehrs. Die Profis in den Reisezentren vermitteln auch komplette Städtereisen, Ferienhäuser und Pauschalreiseangebote.

i Zugbegleiterin

j Lokführer

k Reinigungskraft

Bei der BLS sind 74 uniformierte Zugbegleiter beschäftigt, knapp die Hälfte davon sind Frauen. Sie arbeiten auf den RegioExpress-Zügen, kontrollieren Fahrausweise und beraten in Tarif-Fragen. Sie geben aber auch touristische Tipps und geografische Auskünfte. Zudem führen sie Bremsproben durch, erteilen dem Lokführer die Abfahrerlaubnis und managen Störfälle. Ein vielfältiger Job für offene Menschen mit Fingerspitzengefühl.

Die BLS beschäftigt rund 650 Lokführerinnen und Lokführer für Personen- und Güterzüge. Gerade mal sieben davon sind Frauen. Jedes Jahr lässt die BLS im Schnitt zwölf neue Lokführer ausbilden. Wurden früher vom Beruf im Führerstand vor allem Techniker angesprochen, so sind heute vermehrt soziale Kompetenzen gefragt. In vielen Zügen ist die Frau oder der Mann an der Spitze des Zuges einzige Ansprechperson für die Fahrgäste.

Gratiszeitungen einsammeln, Böden, Toiletten und Sitzpolster reinigen: das sind einige der Aufgaben der 70 BLS-Reinigungskräfte. Mehr als die Hälfte davon sind Schweizer, dabei nur gerade zwei Frauen. Immer mehr von ihnen haben eine dreijährige Gebäude­ reinigungslehre absolviert. Je länger ein Zug in einem Bahnhof bleibt, desto umfangreicher ist die Reinigung. In der Nacht werden alle Züge vollständig gereinigt. Jährlich fallen in den BLS-Zügen 255 Tonnen Abfall an, 102 Tonnen davon werden rezykliert.

Die Zugbegleiterin trifft Menschen jeder Herkunft und hört viele Schicksalsgeschichten.

Der Lokführer hat Güterwagen mit einem Gewicht von mehr als 1000 Tonnen im Rücken. Oder fast 600 Fahrgäste.

Die BLS-Reinigungsequipe arbeitet in drei Schichten, rund um die Uhr, an sieben Tagen.


1,29 Mio.transportierte Fahrzeuge 96 860 Schiffskilometer 3 826 Mio.Tonnenkilometer 13,7 Mio. Trassenkilometer Einmalumden Aquator plus Bern-Peking

317 Einfamilienhäuser

31 782 Gelegenheiten

Lötschberg

Bahn

Schifffahrt

Insgesamt 128 323 Züge durchquerten den Lötschberg-Basistunnel seit Inbetriebnahme Ende 2007. Aneinandergereiht würden diese die Erde am Äquator umspannen und zusätzlich die Strecke Bern–Peking belegen.

Die BLS sparte 2011 gegenüber dem Vorjahr 1,33 Mio. kWh Bahnstrom ein. Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 317 Einfamilienhäusern.

Insgesamt 31 782 Gelegenheiten gab es 2011, in ein BLS-Schiff zu steigen. Am Brienzersee legte die BLS-Flotte letztes Jahr 8556 Mal an, am Thunersee 23 226 Mal.

1 500 Buckelwale

385 000 Elefanten

Infrastruktur

Autoverlad

40 155 Tonnen Schotter verbaute BLS Infrastruktur letztes Jahr. Das entspricht dem Gewicht von 1500 ausgewachsenen Buckelwalen. Zudem wurden 37 Kilometer neue Schienen verlegt.

1 283 438 Fahrzeuge transportierte der BLS Autoverlad 2011 am Lötschberg. Für das Gesamtgewicht dieser Autos von fast zwei Mio. Tonnen müssten 385 000 Elefanten auf die Waage stehen. Weil der Umweg via Martigny ins Wallis dank dem Autoverlad wegfiel, sparten die Autos insgesamt 8,98 Mio. Liter Treibstoff ein.

Im Trend immer mehr unterwegs – die BLS in Zahlen 2011




Sara Stalder, Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz

Die BLS ist «mein» Transportunternehmen. Sechs bis zehn Stunden pro Woche bin ich in einem BLS-Zug unterwegs und lasse mich von meinem Wohnort im Emmental nach Bern und abends von Bern wieder nach Hause chauffieren. Ich verbringe also immerhin fast einen Arbeitstag pro Woche im Zug. Das ist die Zeit, die ich sonst nicht habe, um Dossiers zu studieren, Akten und Artikel nachzulesen, Mails zu bearbeiten und – hoffentlich ungestört – nachzudenken. Denn nicht selten werde ich gezwungen, die privaten Auseinandersetzungen meiner Mitreisenden mit anzuhören, auch die geschäftliche Terminsuche meines Sitznachbarn möchte ich eigentlich nicht mitverfolgen.

Um eine Kolumne für die BLS-Gazette zu verfassen, bietet mein rollendes Büro jedoch eine ausgezeichnete, inspirierende Kulisse. Die Geräusche und Gespräche im Ohr, das Fenster eine Bildergalerie, welche im raschen Wechsel vor mir vorbei zieht: Ich beginne also mit den ersten Zeilen. Steige ich morgens am Bahnhof Bern aus und am Abend wieder in den Zug, bin ich regelmässig beeindruckt: Es ist imponierend, welche Masse von Reisenden während der Stosszeiten unterwegs ist. Und es ist erstaunlich, dass diese Masse verlässlich, sicher und zeitgerecht irgendwo in der näheren oder weiteren Umgebung von Bern wieder aussteigen kann. Es ist eine gewaltige Infrastruktur und Logistik, die hinter diesem Transportsystem «öffentlicher Verkehr» steckt, das aus Trams, Bussen, Postautos, Zügen und – im Falle der BLS – sogar aus Schiffen besteht. Das Zusammenspiel, die Pünktlichkeit und Sicherheit verblüffen mich und ich ziehe meinen Hut vor all den Leuten, die im unglaublich komplexen Gebilde mitarbeiten und das Ganze in Fahrt halten. Wie unvorstellbar verzwickt muss beispielsweise das Erstellen der Fahrpläne sein, mit dem Koordinieren der verschiedenen Unternehmen und Strecken und Dieser Beitrag entstand auf Einladung der BLS. Die darin geäusserte Meinung muss sich nicht mit derjenigen des Unternehmens decken.

mer schnellere Strecken wichtig – wenn die Reise Zürich–Genf um ein paar Minuten verkürzt wird, dann ist das nicht die Aufwertung des öffentlichen Verkehrs, die für mich zählt – auch wenn hinter solchen «Streckenverbesserungen» zum Teil Milli Im Grossen und Ganzen bin ich stolz ardenaufwände stecken. auf unseren öffentlichen Verkehr und auch Was für viele Kunden des öffentlichen auf die BLS. Und ich bin gerne mit dem öf- Verkehrs aber im Vordergrund steht, sind fentlichen Verkehr unterwegs, nicht nur kundenfreundliche Verkehrsbetriebe mit auf meiner Heimstrecke, sondern in der guter Infrastruktur, wie einem genügend ganzen Schweiz. Doch manchmal komme grossen und funktionalen Sitz- und Stehich auch ins Sinnieren und Hadern: Etwa platzangebot oder pünktliche, sichere und dann, wenn der Verband öffentlicher Ver- saubere Züge mit Toiletten, die benutzbar kehr für den kommenden Herbst erneut sind. Auch Personal, das die Reisenden eine Tariferhöhung bekannt gibt. 5,6 Pro- freundlich und zuvorkommend behanzent sollen es dieses Mal im Durchschnitt delt, mit seiner blossen Präsenz Sicherheit sein. Um wie viel wohl die BLS-Tarife vermittelt oder bei Störungen umgehend hochklettern werden? und verständlich informiert, wird von den Fahrgästen sehr geschätzt. Eigentlich wird mir ja seit Jahren Nun muss man fairerweise auch sadeutlich gesagt, dass ich mit meinem Ge- neralabonnement 2. Klasse viel zu billig gen, dass die Preiserhöhungen von den wegkomme: Das GA sei viel zu günstig, Verkehrsbetrieben nicht ganz freiwillig beziehungsweise werde von den Inhabe- vorgenommen werden: Der Bundesrat hat rinnen und Inhabern zu stark genutzt, die im letzten Sommer beschlossen, dass die Entschädigung pro Kilometer betrage nur Bahnen einen um 200 Millionen Franken noch 13 Rappen, bekomme ich regelmässig höheren Trassenbeitrag leisten müssen. zu hören oder zu lesen. Das will man nun Dieser Beitrag wird für die Benutzung des korrigieren: Mit der neuen Tarifanpassung Schienennetzes entrichtet. Mit den Mehrwerden also wiederum die treuen Kundin- einnahmen, die ab dem nächsten Fahrnen und Kunden an die Kasse gebeten: planwechsel in die Kassen der VerkehrsDie Inhaber von GAs und Halbtaxabon- betriebe fliessen, lassen sich also nicht nementen. Das GA ist nun innerhalb von bessere Dienstleistungen, ein dichterer drei Jahren um 15 Prozent oder stattliche Fahrplan oder mehr Sicherheit finanzie460 Franken teurer geworden und kostet ren. ab Dezember 2012 3560 Franken. Auch das Immerhin haben es die VerkehrsbeHalbtax wird spürbar teurer. triebe geschafft, nur einen Teil des Mehr Ein fairer Preis für eine gute Dienst- betrags auf die Kundinnen und Kunden leistung ist das eine. Wenn ich als Kundin abzuwälzen: Mit einer durchschnittlichen Jahr für Jahr mehr bezahlen muss, ohne Teuerung von knapp 6 Prozent ist man tiedass ich auf der anderen Seiten spürbare fer geblieben als mit den ursprünglich anVerbesserungen geboten bekomme, ist gedrohten 9 Prozent. Aber wenn nicht kräfdas etwas Anderes. Denn wohin führt uns tig Gegensteuer gegeben wird, droht in den die Reise des öffentlichen Verkehrs in der nächsten sechs Jahren eine Teuerung von Schweiz? Auf diese Frage steht leider zur 27 Prozent! Anschlüsse, die zu berücksichtigen sind! Das gelingt zwar, wobei – das muss auch gesagt sein – , nicht immer ganz überzeugend: Versteckte politische Geplänkel beeinflussen die Abfahrtszeiten und den Takt nicht in jedem Fall zum Vorteil aller Fahrgäste.

für Jahr beschäftigt und auch kräftig ärgert: Die Gesundheitskosten, beziehungsweise die Krankenkassenprämien, welche für die Familien und weniger gut Verdienenden mittlerweile eine kaum mehr tragbare Belastung darstellen, finanzielle Unterstützung durch den Kanton hin oder her. Bei den Tarifen des öffentlichen Verkehrs scheint sich eine ähnliche «Dynamik» einzuschleichen: Müssen wir uns auf den Rhythmus einstellen, dass der VöV immer Anfang Jahr und die Krankenkassen im Herbst ihre jährlichen Tarif- und Prämienerhöhungen bekanntgeben? Besonders schlecht kommt die Ankündigung von Tariferhöhungen an, wenn zugleich Dienstleistungen abgebaut werden: Seit dem letzten Fahrplanwechsel werden auf den Fernverkehrsstrecken keine Fahrkarten mehr verkauft. Wer es nicht schafft, eine solche vor Antritt der Reise zu besorgen, muss entweder den nächsten Zug abwarten oder einen Zuschlag von mindestens 90 Franken bezahlen. Es mag sein, dass ein kleiner Teil der Reisenden bisher darauf spekuliert hat, dass er nicht kontrolliert wird und gratis und franko ans Ziel kommen kann. Für den überwiegenden Teil der Reisenden ist es jedoch eine Misstrauenserklärung und ein Serviceabbau. Da lobe ich mir die BLS, die auf diesen Zug nicht aufspringt und bei der man – die S-Bahnen ausgenommen – noch immer Billets im Zug kaufen kann!

Jetzt werde ich gleich in Bern einfahren und muss daher mein schriftliches Gedanken-Sammelsurium abschliessen. Noch dies, zum Schluss: Es gilt, die Weichen gut zu stellen für eine Verkehrsplanung, welche der zunehmenden Mobilität gerecht wird, die finanziellen Lasten gleichmässig verteilt und nicht einfach die Schwächsten im Glied, nämlich die Reisenden, zur Kasse bittet. Aber vielleicht müsste man die gewohnten Schienen auch mal verlassen und einen Blick auf die Strasse Das erinnert mich – und vielleicht wagen: Dort sorgen starke wirtschaftliche Stunde die Antwort immer noch aus. Ver- schiedene Beteiligte haben unterschied- auch Sie – an ein anderes, leidiges Thema, und politische Kräfte dafür, dass diese Molichste Visionen. Für mich sind nicht im- das mich als Konsumentenschützerin Jahr bilitätsform nicht unter die Räder kommt.


Martin Heller, selbstständiger Kulturunternehmer

Kultur lebt von Unterschieden, sagt man. Also ist auch Eisenbahnkultur erst einmal Differenz. Das erweist sich sofort, wenn es um nationale Vergleiche geht. Wer meint, eine Reise mit der Österreichischen Bundesbahn sei mehr oder weniger gleich wie eine mit der Deutschen Bahn, irrt sich gründlich. Und die Schweizer Bahnen sind ohnehin unvergleichlich, zumal aus Schweizer Sicht, und fordern damit den kritischen Blick erst recht heraus.

Wie es der Zufall und mein Berufsleben so wollen, bin ich in allen diesen drei Ländern oft unterwegs. In meiner Tasche ein Schweizer Halbtax–Abo, die BahnCard 50 der DB und die Vorteilscard der ÖBB – sie belegen, dass ich weiss, wovon ich rede. (Dass gleich daneben noch die silberne Frequent Traveller Karte der Star Alliance bzw. der Swissair sowie die Silberkarte des topbonus-Programms der Air Berlin stecken, relativiert natürlich meinen ökologischen Fussabdruck sogleich. Aber man muss schliesslich zu seinen Lebensverhältnissen stehen.)

dass in der Geschichte Deutschland die wie sehr da hinter aller Kundenorientie- stitutionen wie die Bahnbetriebe bringen Eisenbahn mit Sicherheit später erfunden rung nach wie vor verschiedene Rollen- das sowohl gezielt als auch oft unbewusst wurde als das Auto, und nicht umgekehrt. bilder spürbar sind. Die mit dem Grad an zum Ausdruck. In Österreich und in der Schweiz habe Identifikation mit dem jeweiligen Arbeitich derartige Gespräche übrigens noch geber und seinem Sozialprestige zu tun hanie mit gehört. Was wohl damit zu tun hat, ben, und dem Stolz, der sich daraus ergibt.

* Grossversuch *

In dieser Sicht ist beispielsweise jede Ansage über Verspätungen ein Psychogramm. Wenn in Deutschland ein Zug eineinhalb Stunden zu spät unterwegs ist, aus welchen Gründen auch immer, so hat das mit Unpünktlichkeit wenig mehr zu tun. Entsprechend ist jede Entschuldigung über die Zugslautsprecher samt obligater Bitte um Verständnis ein Schuldbekennt Zu erwähnen ist allerdings noch, dass nis – das sich natürlich höchstens in Zwiprimär auf Hauptstrecken und in mindes- schentönen oder demonstrativer Sachlichtens interregionalen Zügen unterwegs bin. keit äussert. Wie sehr das die Wahrnehmung verengt, Umgekehrt erweist sich der Hinweis machten mir kürzlich Tiroler Winterferien auf eine eineinhalb Minuten verspätete klar. Nach Verlassen des Railjets auf der Ankunft in Schweizer Zügen als ein TriParadestrecke Zürich-Wien herrschten die umph im Kleid der Demut, während in Gesetze der Wildnis – die Verkehrswelt lös- Österreich die Universalausrede der fahrte sich umgehend in eine Reihe von Paral- planwidrigen Abfertigung an der ungarileluniversen auf, die miteinander wenig zu schen Grenze jede weitere Begründung eh tun hatten und dem Gast rasch klar mach- obsolet macht. ten, dass etwa die Kommunikationsstandards strikte den Bedürfnissen der wortkargen Einheimischen entgegen kommen. dass in Österreich die Autofahrer ohnehin kaum je die Schiene benutzen (und der öffentliche Verkehr entsprechend als eine Art Minderheitenproblematik erscheint), während die Schweizerinnen und Schweizer mittlerweile Auto und Bahn primär dadurch unterscheiden, dass im einen System die einzelnen Wagen miteinander verbunden sind und im anderen nicht.

Das alles ergibt Jahr für Jahr eine hübsche Zahl an öffentlichen Bahnreisekilometern. Sowie eine Menge von Erfahrungen, die ich in diesen Ausführungen gerne mit Ihnen teile. Weil sie helfen, nicht nur so etwas Schwieriges wie nationale Identitäten zu verstehen, sondern auch so etwas Einfaches wie nationale Logik. Zurück zum Start: Worauf will ich hinaus? Ganz einfach: Ich möchte Sie dafür sensibilisieren, dass der Bahnalltag gerade in der nächsten Umgebung der zwei deutschspraDie Voraussetzung dafür ist der Status als chigen Nachbarländer ein grossartiges Wiederholungstäter. Interrail-Kreuzfahr- Forschungsfeld abgibt. ten mögen Anekdoten produzieren – ein Denn anders als bei drastischen, exotieferes Verständnis nationaler Eigenhei- ten bleibt solch mehr oder weniger hekti- tischen Kitzel aufrufenden Vergleichen scher Oberflächlichkeit versagt. Um wirk- europäischer Bahnpraxis mit abenteuerlich nachvollziehen zu können, warum sich lichen Mutproben im Hohen Norden oder so viele Mitreisende in Deutschland einge- im Fernen Osten bietet sich hier die Chanhend über die Ticketpreise und deren Be- ce, im vermeintlich Bekannten Neues zu rechtigung – oder auch nicht – im Vergleich entdecken. Nicht die groben, sondern die zu den Kosten einer Autofahrt auf der sel- feinen Unterschiede sind es, über die sich ben Strecke unterhalten, muss man Struk- hier spekulieren lässt.

* Spekulationen *

* Einblicke *

tur, Sachkompetenz, Rhetorik und Argumente solcher in der Regel typähnlicher Gespräche gleichsam verinnerlicht haben. Um darauf hin zum Schluss zu kommen, Dieser Beitrag entstand auf Einladung der BLS. Die darin geäusserte Meinung muss sich nicht mit derjenigen des Unternehmens decken.

Allein schon die Persönlichkeitsprofile der ZugbegleiterInnen sind eine Studie wert. Denn über die individuellen Charakterunterschiede hinaus ist zu erkennen,

* Forschungen *

Dann die verschiedenen Speisewagen, das Bordbistro und die mobilen Verpflegungsangebote mit all ihren Komödien und Dramen. Oder die Reservationssysteme. Die Toiletten. Die Gepäckablagen. Die aufliegenden Lektüren zwischen Marketing, Information, Lebensberatung und verordneter Munterkeit. Vielleicht auch die soziale Differenzierung zwischen erster und zweiter Klasse, welche die Österreicher durch ihre Premium Class zusätzlich auf die Spitze treiben.

All dies sind kostenlose Forschungsangebote. Sie halten eine Fülle von Beobachtungspunkten bereit, die das Reisen im Zug und die damit verbundenen Eigenheiten und Gewohnheiten auf kulturell hoch spezifische Weise zu erklären vermögen. Unterwegs sein kennt immer auch, historisch gewachsene und resistente, mitunter zur nationalen Selbst- und Fremdwahrnehmung gehörende Bedingungen, und In-

Zu leben beginnt dieser Bedingungsrahmen allerdings erst durch die Menschen, die darin unterwegs sind, und das macht die Forschung doppelt vergnüglich. Sie, ich und alle die vielen anderen, die als Touristinnen, Pendler, Geschäftsreisende oder in sonstiger Mission unterwegs sind; wir bringen die sozialen Systeme der Bahngesellschaften zum Summen und Klingen, sorgen für Irritationen und Erkenntnismomente – und beobachten uns immer auch selbst.

Was das im Grossversuch heissen kann, haben uns kürzlich die SBB mit ihrer Ankündigung beschert, in den Zügen keine Fahrkarten mehr zu verkaufen und damit jede mentale Nachlässigkeit, jede mangelnde Voraussicht im Falle streikender Ticketautomaten oder unzuverlässiger Zubringer sowie natürlich unseren Hang zur Bequemlichkeit drakonisch abzustrafen. Erstaunlicherweise haben die Schweizerinnen und Schweizer diese Kröte mehr oder weniger widerstandslos geschluckt. Keine Demonstrationen, kein Aufstand, kein Streik: Der Staatsbetrieb, der nur pro forma keiner mehr ist, hat befohlen, und wir haben gehorcht. Eine Ausnahme macht, glücklicherweise, die BLS, die den Billettverkauf im Zug selbstverständlich weiterführt. Umso mehr bleibt im Zeichen der transnationalen Neugier die Frage, wie denn wohl die Deutschen und ÖsterreicherInnen auf eine derartig massive Restriktion reagiert hätten. Die Antwort ist, so wage ich zu vermuten, klar: Weder die ÖBB noch die DB könnten es sich erlauben, ihren Kundinnen und Kunden eine solche Ohrfeige zu verpassen. So etwas geht nur in der Schweiz – in jenem Land also, in dem offenbar erst die perfekte Eisenbahn erfunden wurde, und deutlich danach ihr zahlendes Publikum.




­ rüessech G mitenang! Aui Billet u Fahrcharte, bitte! Merci! Danke!

Fahrt

Schschschsch schschschsch schschschsch sch SchSchSch SchSchSchSch Hallo? Hallo! Ah, Gschschschsch SchSchhhhhh iz ghöri di schschschsch hhhhhhh..... widr! Weisch, DaDammi biDa drum schschschsch Damm Da grad imne sch SchSchSch Damm Tunnäu SchSchSchSch gsi.... DaDamm Da SchSchhhhhh hhhhhhh Damm.... Chchchchchch Gschschschsch chchchchchch schschschsch schschschsch chchchhchch sch..... chch..... Fahrt

Fahrt

Sschschschsch schschschsch schschschsch sch SchSch SchSchSchSch SchSchSchhh hhhhhhhhhh.... DaDamm Da Damm Da Damm DaDamm DaDamm.....


Ds   Zugorcheschter Zügig   fahrt   dä   Zug   im   Minutetakt. Vo   Dorf   zu   Kaff   i   d   Agglo   u   vo   Stadt    zu   Stadt.    Ghörsch   ds   Quiitsche   vo   dä   Brämse    u   ds   Rumple   über   d   Weiche? Wär   brucht   schone    Beat?   I   muess   nume   reise. Pfiffe,   Zische,    Ruusche.   Ds   ganze   Zugorcheschtr steit   mir    zur   Vrfüegig   u   git,   was’ het   zum   Beschte. Schritte,   Hueschte,   Raschle   schtimme   no   mit   ii Zu   dere   Symphoni   schrib   i   mini   Riime. Au   di   vrschidne   Gschichte   haue   no   dür   d   Gäng, vrmische   sich   u   flüschtere   u   singe   mini   Backings. iPhone-Nokia-Klinguton   haue   i   mim   Inne-Ohr Funkloch   schtiu   «Hallo!   Hallo?»   setze   ii,   wi   im   Kanon. Es   Ching   schreit   lut,   es   proteschtiert. Itz   bäuets   no,   dr   Hung   soliert.    E   churze   Break,   es   Tunnäu   chunnt.    S   wird   dumpf   u   au   dä   Lärm   vrschtummt. Es   ratteret  und   schouklet   sanft,   dä   Rhythmus   lullt   mi   ii. Geng   hin   und   här   im   gliche   Takt,   wed   d   Bahn   i   Kurve   ligt. I   drifte   ab,   I   nicke   ii,   vrsinke   i   däm   Sitz. Entspanne   mi,   u   hange   chli   u   chille   no   es   bitzli.    I   gönne   mir   e   Pouse.   Dr   Mönsch   muess   o   chli leue Es   summet   schön.   I   fade   out   u   gleite   ab   i   Tröim. Ersch   d   Aasag   abem   Band   mit   femininer   Schtimm, erinneret   mi   dra,   dass   i   nid   im   Bettli   bi.


Gutes Ergebnis immer besser unterwegs – die grosse BLS Kundenumfrage 2011 2008 2011

Steigerung

+4,2 Pt.

Die ­Zufriedenheit der BLS-Kunden mit der Bahn ist gegenüber 2008 um 4,2 Prozentpunkte (Pt.) auf 75,1 gestiegen. Die höchsten Steigerungs­ raten erzielten die S-Bahn Luzern, die ­Regio­Express- und die Regiozüge.

Kundenzufriedenheit Bahn gesamt

2008, 70,9 Pt. / 2011, 75,1 Pt.

Kundenzufriedenheit S-Bahn Bern

+3.0 Pt.

2008, 71,5 Pt. / 2011 74,5 Pt.

Kundenzufriedenheit S-Bahn Luzern

+7,8 Pt.

2008, 66,6 Pt. / 2011 74,4 Pt.

Kundenzufriedenheit Regio

+5,3 Pt.

2008 71,5 Pt. / 2011, 76,8 Pt.

Kundenzufriedenheit RegioExpress

+5,7 Pt.

2008 70,1 Pt. / 2011, 75,8 Pt.

Die allgemeine Zuverlässigkeit der BLS wird 2011 insgesamt um 6,4% besser eingeschätzt als noch 2008. Das Thema beinhaltet das Einhalten der Fahrpläne sowie das Gewährleisten von Anschlusszügen.

Zuverlässigkeit

+6,4 Pt.

2008 72,6 Pt. / 2011 79,0 Pt. Beim Fahrkomfort legte die BLS um 2,9 % zu. Hier geht es unter anderem um das angenehme Ein- und Aussteigen, um wenig Lärm und gute Luft, angenehme Temperaturen im Sommer und im Winter und die Attraktivität der Innenausstattung. Überdurchschnittlich war die Steigerung bei den Themen «genügend Sitzgelegenheiten» (+4,5%) und «Sitzkomfort» (+3,4%). Zur Beurteilung der Haltestelleninfrastruktur zählen unter anderem auch WC, Witterungsschutz, Sitzgelegenheiten, Beleuchtung und Abstellplätze für Velos, Mofas und Autos. Sehr hoch sind die Werte der BLS im Bereich der Verkehrssicherheit beim Ein- und Aussteigen (81,4%).

Markant konnte die BLS beim Thema Sicherheit zulegen. Hier geht es um das Gefühl von Sicherheit (am Tag und am Abend) sowie um die Wahrnehmung von ausreichender Präsenz von Personen (Steigerung des Werts um 4,8%), die für die Sicherheit der Fahrgäste zuständig sind.

2008 68,4 Pt. / 2011 71,3 Pt.

Haltestelleninfrastruktur

+1,4 Pt.

2008 70,6 Pt. / 2011 72 Pt.

Sicherheit

+3,8 Pt.

2008 68,4 Pt. / 2011 72,2 Pt.

Passende Öffnungszeiten, ausreichende, kompetente und freundliche Beratung sowie gutes Infomaterial und eine angenehme Atmosphäre erwarten die Kunden von BLS-Verkaufsstellen. Hier konnten die BLS-Reisezentren gegenüber 2008 auf sehr hohem Niveau nochmals zulegen. Absolut top waren die Werte «Freundlichkeit der Verkaufsmitarbeiter» (85,9%) und «Sauberkeit der Räume innen» (87,5%).

+2,6 Pt.

Auch bei der Haltestellen-Information konnte sich die BLS nochmals verbessern. Hier geht es um eine klare Wegweisung in Form von verfügbaren Reiseinfos zu Fahrplan, um Umsteigemöglichkeiten, sowie um die Lesbarkeit und Ansage der Haltepunkte an den Haltestellen und im Fahrzeug.

+3,3 Pt.

Ein deutliches Plus erreichte die BLS beim Thema Sauberkeit: Beurteilt wird hier die Sauberkeit der Fahrzeuge innen und aussen sowie die Schnelligkeit bei der Behebung von Schäden und Schmierereien.

Fahrkomfort

+2,9 Pt.

Bediente Verkaufsstellen 2008 77,8 Pt. / 2011 80,4 Pt.

HaltestellenInformation 2008 75,1 Pt. / 2011 78,4 Pt.

Sauberkeit Fahrzeuge

+4,2 Pt.

2008 69,8 Pt. / 2011 74 Pt.

Die BLS-Kunden sind mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis der Tickets deutlicher zufriedener als noch vor drei Jahren. Neben den Preisen geht es hier auch einfache und verständliche Regelungen im TicketSortiment.

Bei der Kundeninformation im Verspätungsfall konnte sich die BLS sehr deutlich verbessern. Hier werden zusätzlich Infos über Anschlüsse und alternative Reiserouten erwartet.

Tickets und Preise

+3,8 Pt.

2008 63,3 Pt. / 2011 67,1 Pt.

Informationen bei Verspätungen

+5,2 Pt.

Basis dieser Zahlen ist die Kundenzufriedenheitsumfrage, welche die BLS im Herbst 2011 in ihren Zügen durchgeführt hat. Es wurden über 3000 Fragebögen ausgewertet. Impressum Herausgeberin: BLS AG, 3001 Bern, www.bls.ch Erscheinungsdatum: April 2012 Konzeption/Gestaltung; hilda design matters, Zürich Text: BLS Unternehmenskommunikation, Bern und textatelier.ch Künstlerbogen: Stefanie Peter Fotografie-Impressionen: Jiří Chmelik, hilda design matters, Zürich Druck: RITZ AG Print und Media, Bern

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Bin in den Ferien: 2%

Ausflug/Freizeit mit Übernachtung: 8%

Ausbildung/Schule: 10%

Arbeit/Geschäftsreise: 41%

Die meisten Fahrgäste der BLS sind beruflich unterwegs. Der Anteil der Ausflügler und Feriengäste stieg gegenüber 2008 um 4% auf 42% an. 1. Klasse 14%

2011 waren 14% der BLSFahrgäste in der 1. Klasse und 86% in der 2. Klasse unterwegs. Gegenüber 2008 ist der Anteil der 1.-Klasse-Fahrgäste um 1% gestiegen.

Zweck der Reise

2. Klasse 86%

BLS-Fahrgäste nach Klasse

Ausflug/Freizeit ohne Übernachtung: 32%

2008 57,6 Pt. / 2011 62,8 Pt.



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