E 3 1 2 5 4 | D E 7, 0 0 E U R O | A U T 7, 0 0 E U R O | C H 9 , 5 0 C H F
#4
2020
Im Interview:
Max Gotzler +Extra Aus- & Fortbildungen 2020 im Überblick
BOUTIQUE-STUDIOS Was zeichnet sie aus?
KRAFTTRAINING FÜR LÄUFER Die besten Übungen
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Till Zimmermann Personal Trainer Gesundheitscoach Köln
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EDITORIAL
Jennifer Josl Redaktion TRAINER Magazin
Aus der Krise lernen Alle Bundesländer haben glücklicherweise mittlerweile die coronabedingten Einschränkungen für Trainer und Fitnessstudios gelockert. Dennoch ist die Fitnessszene noch weit entfernt von ihrem Zustand vor der Pandemie. Dies liegt einerseits an den oft schwierig umsetzbaren Hygieneregeln, andererseits aber auch an der Zurückhaltung vieler Kunden, die aus Angst vor einer möglichen Ansteckung noch nicht wieder ins Studio gehen. Dass Trainer diese schwierige Situation auch als Chance sehen können, um ihre strategische Ausrichtung, ihre Kommunikation und ihre digitalen Angebote neu zu definieren beziehungsweise auszubauen, beschreibt Luise Walther ab Seite 74. Kleiner, persönlicher, perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt: Boutique-Studios werden immer beliebter. Was diese Studioform ausmacht, was du bei der Gründung beachten solltest und wie die Betreiber eines Boutique-Gyms ihr Unternehmen durch die Coronakrise führen, erfährst du ab Seite 64. Die Trainerszene ist alles andere als homogen und entsprechend groß ist die Meinungsvielfalt bei sämtlichen Trainingsansätzen, Gesundheits- und Businessthemen. Wir finden den Dialog darüber sehr spannend und haben daher ein neues Kommentarformat in den TRAINER aufgenommen. Den Anfang macht Toni Hackmann mit seinem Beitrag über das Selbstverständnis eines Personal Trainers auf Seite 10. Wir würden uns freuen, deine Meinung dazu zu erfahren!
Viel Freude beim Lesen wünscht
FOLGE
Jennifer Josl
UF UNS A
: gazin BOOK ainerma FAC E k.com/tr o o b e c www.fa M: AGRA INST in z a g a m @trainer_
Foto: Peter Dennig
om WEB: gazine.c iner-ma www.tra
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TR AINER#4/2020 | 3
Inhalt
12 Mit allen Sinnen: Mit Mobility Training die Körperwahrnehmung verbessern
TRAINING
8
News
10 Kommentar Lehrer für Bewegung statt Personal
12
Der sechste Sinn
der Propriozeption
Mobility Training zur Verbesserung
16 Hüftarthrose Top-Übungen für mehr Hüftstabilität 20 Titelstory IST Schlüsselfaktor Spezialisierung 22 Muskeln machen Läufer Wie Laufsportler von Krafttraining
26
22
Krafttraining für Läufer: Die besten Übungen
6 | TR AINER#4/2020
profitieren
Die Schultern im Fokus
Leistungsfähig & schmerzfrei 30 Unilateral vs. bilateral Was ist effektiver? 33 Der neue Audio-Boom Die besten Podcasts für Trainer
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Fotos: Moritz Tellmann; Nils Schwarz; stockpics – stock.adobe.com; Maridav – stock.adobe.com
Trainer!
I N H A LT
74
Krise als Chance: Wie du trotz Coronakrise neue kreative Ideen entwickeln kannst
33
Es müssen nicht immer Videos sein: Mit Podcasts die eigene Reichweite erhöhen
G E S U N D H E I T & R E G E N E R AT I O N
KARRIERE
36
60
News
News
38 Gestatten Das Zwerchfell
62 Im Interview Max Gotzler
42 Fitness fürs Immunsystem Die Wirkung von Sport und Bewegung
64 Zusatzleistungen im Boutique-Studio Stoffwechsel- und Leistungsanalyse
4 8 Coaching vs. Psychotherapie Wo liegt die Grenze?
68 Herausforderung und Chance Boutique-Studio gründen und führen 70
SERVICE
3
Editorial
80
Impressum
82 Vorschau
Was zeichnet sie aus?
72
Franchise oder solo?
Existenzgründung im Boutique Studio-Segment
74
Aus der Krise lernen
Ein Perspektivenwechsel
77
Stipendium
78
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Boutique-Studios
Duale Ausbildung zu gewinnen
Als Trainer im Ausland
Traumjob oder Stress?
TR AINER#4/2020 | 7
Trainieren – klappen – wegrollen Der Crosstrainer „FINNLO CleverFold CF70 BT“ benötigt zusammengeklappt nur 50 Prozent der Fläche. Mit Multimediakonsole, automatischen Fitnessprogrammen und App-Technik bietet er alles, was für ein effektives Training nötig ist. Generell unterscheidet sich ein Ellipsentrainer u. a. durch die Position der Schwungscheibe von einem Crosstrainer. Zudem arbeiten Ellipsentrainer mit einem flacheren Bewegungsablauf, wohingegen der Lauf bei einem Crosstrainer eher einer Auf- und Abwärtsbewegung ähnelt. ➜ w w w.hammer.de
R I VA VER L AG
Der Yoga-Doc Verkürzte oder verklebte Faszien führen zu Verspannungen und Schmerzen im ganzen Körper. Mit Faszien-Yoga kann das Bindegewebe geschmeidig und elastisch gehalten und Beschwerden vorgebeugt werden. „Yoga-Doc“ Dr. Ronald Steiner zeigt Übungen, um die Faszien wieder zu lockern und mehr Flexibilität, Stabilität und Mobilität zu erlangen. So können Verletzungen vermieden und Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Hüftprobleme behandelt werden. Das ebenso präventive wie therapeutische Programm hilft dem ganzen Körper dabei, dauerhaft beweglich und gesund zu bleiben. 176 Seiten, 19,99 Euro ➜ w w w.m-vg.de
WITHINGS FR ANCE SA
Stilvolle Smartwatch Mit der Hybrid Smartwatch „Steel HR“ des französischen Herstellers Withings können neben physischen Aktivitäten wie Gehen, Laufen und Schwimmen auch die Herzfrequenz und der Schlaf getrackt werden. Darüber hinaus können Nutzer im Trainingsmodus weitere Workouts wie Yoga oder Radfahren aufzeichnen. Alle Daten werden automatisch mit der kostenlosen „Withings Health Mate“-App synchronisiert. Hier können sich Trainierende Ziele setzen, Trends verfolgen und individuelle Coachings erhalten. ➜ w w w.withings.com
F TC F UN C T I O N A L T R A ININ G CO MPA N Y G MB H
Fußreflexzonen stimulieren
Mit dem „NEURO.BORD“ hat Perform Better ein Tool zur Fußreflexzonenmassage entwickelt. Durch die Nutzung wird die Durchblutung des Körpers aktiviert und die Kommunikation von zentralem Nervensystem und Körper verbessert. Die Stimulierung der Reflexzonen wirkt bei jedem Menschen anders, sodass keine Voraussagen über individuelle Ergebnisse der Anwendung gemacht werden können. Das Bord wird in Deutschland hergestellt, besteht aus Holz und ist online erhältlich. Maße: 74 x 33 x 2,5 cm. Preis: 359 Euro ➜ w w w.per form-better.de
8 | TR AINER#4/2020
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Fotos: HAMMER Sport AG, riva Verlag, Withings France SA, FTC Functional Training Company GmbH, Flexible Sports GmbH, HaB GmbH, Meyer & Meyer Verlag, Georg Thieme Verlag KG
News
HAMMER SPORT AG
TRAINING
R I VA VER L AG
Mehr Leistung durch Neuroathletik Im Buch „Kraft beginnt im Gehirn“ zeigt der Autor Lars Lienhard, wie Neuroathletik in jedes sportliche Training integriert werden kann. Lienhard arbeitet bereits seit 2010 mit seinem neurozentrierten Ansatz auf Basis der Arbeit von Dr. Eric Cobb im Athletiktraining. Die neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnisse, die die Trainingslehre revolutionieren, werden vorgestellt. Das Buch beinhaltet 90 bebilderte Übungen und richtet sich sowohl an Profi- als auch an Freizeitsportler. 272 Seiten, 24,99 Euro ➜ w w w.m-vg.de
FLEXIBLE SPORTS GMBH
HaB GmbH
Training für K ids
Training der Atemmuskulatur
Die Flexible Sports GmbH bringt unter der Marke „FLEXVIT Youth“ eine Jugendkollektion auf den Markt, die auf die speziellen Anforderungen von Heranwachsenden beim Training in Verein, Schule und Physiotherapie abgestimmt ist. Die Kollektion besteht aus drei unterschiedlich starken „MinY“-Bändern (Loops) und einem langen, sehr variablen „MultY“-Band mit verschiedenen Schlaufen, die eine Anpassung an Körpergröße, Widerstandsstärke und Übungswahl schnell ermöglichen. ➜ w w w.flex vit.band
Das Trainieren der Atemmuskulatur mit den „POWERbreathe“-Produkten ebnet laut Hersteller den Weg zu neuen Höchstleistungen, mehr Ausdauer und Fitness, höheren Spitzenleistungen in Belastungsphasen sowie längeren Atem- und kürzeren Erholungsphasen. Die Anwendung ist einfach und mit wenig Zeitaufwand verbunden. Es wird jeweils morgens und abends 30-mal gegen einen Widerstand eingeatmet, was die Atemmuskulatur kräftigen soll. ➜ w w w.powerbreathe.de
MEYER & MEYER VERL AG
Breakdance-Lehrbuch Ab 2024 wird die Disziplin Breakdance olympisch! Passend dazu ist mit „breakdance. b-boying/b-girling“ ein umfassendes Lehrbuch erschienen. Es richtet sich an aktive Tänzer, Lehrer, Tanzpädagogen, Eltern und alle, die mehr über diese Sportart und Kunstform erfahren möchten. Vom Anfänger bis zum Profi – das Buch von Stefan Sauter bietet Trainingsaufgaben und -methoden für alle Fähigkeitsstufen und alle notwendigen Tools, um Unterrichtsstunden sinnvoll aufzubauen und Tänzer zielführend zu betreuen. 304 Seiten, 22 Euro ➜ w w w.derspor tverlag.de
GEORG THIEME VERL AG KG
„ Bodywork meets Yoga“
Fitnesstrainerin Stefanie Rohr hat ein Ziel: ein Workout zu bieten, das den gesamten Körper stärkt und ihn damit lange gesund und beweglich hält. Mit „Bodega Moves®“ hat sie nun ein solches Programm entwickelt, das genau das kann. Kombiniert wird hierbei klassisches Fitnesstraining mit Asanas aus dem Vinyasa-Yoga. In „Bodywork meets Yoga“, das im TRIAS Verlag erschienen ist, stellt Stefanie Rohr ihr Konzept für mehr Kraft vor und zeigt, wie man zugleich körperliche und seelische Balance erreichen kann. 240 Seiten, 19,99 Euro ➜ w w w.thieme.de
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TR AINER#4/2020 | 9
Kommentar
Lehrer für Bewegung statt Personal Trainer! Starten wir mit einem ungeschminkten Check unserer Zielgruppe: Wir leben im Zeitalter der körperlichen Degeneration. Viele Menschen ignorieren die Bedürfnisse ihres Körpers. Wir alle sind ein Homo sapiens und somit im Besitz des Körpers eines Jägers und Sammlers. Dieser Körper ist für täglich viele Stunden massiver körperlicher Aktivitäten ausgelegt. Aber dieses Maß an Bewegung bekommt er in unserem Alltag nicht mal ansatzweise. Wir haben ein Bildungssystem, in welchem kaum Bewegungserziehung stattfindet. Somit herrscht ein enormes Wissensproblem, was den adäquaten Umgang mit dem Körper angeht, leider auch in der Fitnessbranche. Wenn Wissen da ist, wie z. B. Studien, die zeigen, dass Sitzen auf Stühlen ungesund ist, wird dieses Wissen nicht angewandt. Stattdessen kopiert der eine das destruktive Verhalten des anderen. Extrahieren wir das Positive: Es gibt jede Menge Arbeit für uns! Werden wir konkreter: Die Woche hat 168 Stunden. Wenn es gut läuft, bekommen wir Personal Trainer davon zweimal eine Stunde. Das sind nur 1,19 Prozent vom Zeitkuchen und das bedeutet Folgendes: Unsere Aufgabe in diesem kleinen Zeitfenster ist, zu inspirieren und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Wenn du dich als Trainer verstehst, der mit seinem Kunden zwei Stunden pro Woche trainiert, wird sich der Erfolg in Grenzen halten, da dafür die Zeit fehlt. Mein Selbstverständnis ist ein anderes. Ich sehe mich als „Lehrer für Bewegung“ und dementsprechend unterrichte ich Schüler. Ich helfe ihnen, ihren Körper besser zu verstehen, und zeige ihnen, wie sie ihren Körper richtig „benutzen“. Die dysfunktionale Benutzung des Körpers ist die Hauptursache für vielfältige Probleme. Der Schlüssel des gemeinsamen Erfolgs ist der Alltag des Schülers – die 166 Stunden, in denen er nicht bei uns ist. Ungesunde Verhaltensweisen müssen durch gesunde ersetzt werden. Und die Freude an Bewegung, die für jedes Kind natürlich ist, muss wieder entfacht werden. Meditation ist ein zusätzlicher wichtiger Teil der täglichen Körperpflege.
TONI HACKMANN Der Lehrer für Bewegung ist seit 1999 in der Fitnessbranche tätig. Er betreibt ein Studio in Stuttgart und ist Gründer der Firma paleo movement. Seit 2012 ist er zusammen mit Raphael Schneider alias „Strong and Flex“ auf YouTube aktiv.
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Foto: Toni Hackmann
Wie immer in der „äußeren Welt“, sind wir dabei auf die Kooperation unserer Schüler angewiesen. Der beste Lehrer ist nichts ohne einen guten Schüler. Mal haben wir mehr Erfolg, mal weniger. Wenn wir unser Bestes geben, ist alles gut. Und zu guter Letzt: „Lehrer für Bewegung“ zu sein muss uns wirklich etwas bedeuten!
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LIFEFITNESS.DE/LFOD
Foto: Nils Schwarz
12 | TR AINER#4/2020
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TRAINING
Der sechste Sinn Mobility Training zur Verbesserung der Propriozeption Rezeptoren in den Muskeln und Gelenken vermitteln uns Informationen über unsere Bewegungen, unsere Haltung und die Position unseres Körpers im Raum. Patrick Meinart stellt diesen – auch als „Tiefensensibilität“ bezeichneten – Sinn vor und erklärt, wie er beim Mobility Training geschult werden kann.
Z
ur Propriozeption (abgeleitet vom lateinischen „proprius“ für „eigen“) gehört die Wahrnehmung unseres Körpers im Raum und der Stellung der Gelenke zueinander, das Gefühl für Anstrengung und die Wahrnehmung von Kraft und Schwere von Objekten. Die Rezeptoren, die für die Wahrnehmung verantwortlich sind, befinden sich in der Haut, in den Muskeln, in den Gelenken und in den Faszien. Sie kreieren eine Symphonie aus Informationen, die über afferente Bahnen durch das Rückenmark zum sensomotorischen Kortex im Gehirn weitergeleitet werden. Dort werden die gesammelten Informationen gebündelt, mit anderen vorliegenden Informationen verglichen und bewertet. Dabei besitzt der sensorische Cortex spezielle Areale, die den Körperstellen direkt zugeordnet werden können. Dadurch lassen sich repräsentative Stellen des Körpers im Kortex direkt lokalisieren, da diese Stellen bei allen Menschen mehr oder weniger gleich sind.
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Bewegung erzeugt wird. Dabei ist Propriozeption jedoch nicht nur auf Muskelarbeit beschränkt, sondern bezieht sich auch auf Signale aus den Arterien, aus den Lungenflügeln und aus dem Darm. Im klassischen Sinne wird Propriozeption jedoch als Wahrnehmung der Bewegung verstanden. Dabei ist die Wahrnehmung abhängig von der Differenz aus erwarteter Wahrnehmung und nicht erwarteter Wahrnehmung. Je größer diese Differenz, desto stärker fällt die Propriozeption aus. Vor allem große Bewegungsamplituden an der Grenze der Gelenkbeweglichkeit führen zu einer stärkeren Propriozeption. Das liegt nicht nur an der eben erwähnten Differenz zwischen dem Erwarteten und dem Tatsächlichen, sondern auch an dem höheren Aktionspotenzial, das von den Rezeptoren an der Grenze der Beweglichkeit ausgeht.
MEHR AKTIVITÄT BEI EXZENTRISCHEN BEWEGUNGEN Bei exzentrischen Bewegungen ist die Aktivität der Rezeptoren am stärksten, was zu einem stärkeren Signal an den sensorischen Kortex führt. Die Bewegung wird infolgedessen als intensiver wahrgenommen. Dabei füttert sich unser Gehirn durch die Bewegung selbst. Je mehr Bewegung erzeugt wird, desto stärker ist der sensorische Input. Je stärker der sensorische Input, desto stärker das Bedürfnis nach Bewegung. Dabei liefert Bewegung die meisten Signale an unser Gehirn, was dazu führt, dass die Aufrechterhaltung der zentralnervösen Funktion von Bewegung abhängig ist.
REAKTION AUF EINEN STIMULUS
STIMULATION ALS VORAUSSETZUNG
Der Begriff der Propriozeption geht auf den Neurologen und Medizinnobelpreisträger Charles Sherrington zurück. Er beschrieb, dass unser Körper auf sich selbst reagiert, also auf den Stimulus, der durch muskuläre
Ohne eine ausreichende propriozeptive Stimulation ist Bewegung nicht möglich. Um auf ein bestimmtes motorisches Ziel hinzuarbeiten, benötigen wir propriozeptiven Input. Dabei integriert unser Gehirn die pro-
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BUCHTIPP
FUSSWIPPEN Suche dir einen Partner, der für dich ein Objekt bereithält, das du anschaust, oder wähle alternativ einen Punkt auf Augenhöhe. Als Objekt kannst du einen kurzen Text nehmen, den du aus diesem Abstand noch gut lesen kannst. Stelle dich aufrecht mit geschlossenen Füßen hin und wippe auf und ab, indem du die Fersen hebst und wieder senkst. Halte den Blick stabil auf den Fixpunkt gerichtet.
Patrick Meinart: Zurück zur Beweglichkeit. Riva Verlag, 2020. 224 Seiten, 19,99 Euro
priozeptiven Informationen mit anderen sensorischen Reizen aus dem visuellen und vestibulären System. Durch das Zusammenspiel der aufgenommenen Reize ergibt sich die Summe an Informationen, die unser Gehirn nutzen kann, um daraus adäquate Bewegungen erzeugen zu können. Defizite in der sensorischen Aufnahme führen zwangsweise zu Defiziten in der motorischen Steuerung. Mobility Training sollte sich daher nicht nur auf die erzeugten Bewegungen konzentrieren, sondern auch auf die Sensorik. Da Bewegung immer die Kombination aus Sensorik und Motorik ist, gilt dies natürlich auch automatisch für das Mobility Training.
AKTIVE BEWEGUNGEN SIND EFFEKTIVER Mobility Drills aktivieren in erster Linie die Gelenkrezeptoren. Gelenkbewegungen dehnen die Gelenkkapsel, die Haut und die Muskeln auf einer Seite, während die andere Seite nicht belastet wird. Die Ruffini-Körperchen sind für die Signalisierung des Gewebestresses verantwortlich, während die Pacini-Körperchen auf die lokale Kompression reagieren. Passive Bewegungen führen zu einer geringeren Wahrnehmung des Bewegungsausmaßes. In Zusammenarbeit mit muskulären Afferenzen ist die Wahrnehmung der Bewegung stärker. Daher lässt sich schlussfolgern, dass aktive Bewegungen zu einer stärkeren Signalwirkung führen und dadurch das motorische Lernen verbessern.
VARIANTENREICH TRAINIEREN
LOADED MOBILITY Da sich die Propriozeption auch auf die Wahrnehmung der Belastung, der Anstrengung und von Gewichten bezieht, ist es sinnvoll, Mobility Training mit externen Lasten zu kom-
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Fotos: Nils Schwarz
Mobility Training sollte prinzipiell mit vielen Bewegungsvariationen ausgeführt werden. Je zahlreicher die Bewegungsvariationen und das Bewegungsausmaß, desto stärker wirkt sich dies auf die Propriozeption aus. Dabei dient die Propriozeption der Ausprägung des eigenen Körperbildes. Verschiedene multisensorische Areale sind für die Wahrnehmung des eigenen Körpers verantwortlich. Dazu gehören unter anderem der sensorische Kortex, Teile des Frontallappens und die Inselrinde. Eine bessere Wahrnehmung des eigenen Körpers führt zu einer besseren Wahrnehmung des Körpers im Raum, was sich auch positiv auf die Interaktion mit der Umgebung auswirkt. Dies führt zu einem besseren Bewegungsverhalten im Allgemeinen und erleichtert die Interaktion mit unserer Umwelt.
TRAINING
binieren, die kontrolliert werden müssen. Loaded Mobility Drills dienen hierbei als Schnittstelle zum Krafttraining. Bei diesen Drills besteht das Ziel primär nicht im Muskelaufbau oder Aufbau von Maximalkraft, sondern in einer Förderung der Propriozeption. Sie können mit Widerstandsbändern oder Gewichten ausgeführt werden. Widerstandsbänder sind vor allem für Anfänger sinnvoll, da diese sicher und sehr variabel in ihrem Widerstand sind. Durch die Variabilität des Widerstands aufgrund der elastischen Eigenschaften des Bandes ergibt sich eine stärkere reaktive Kontrollanforderung. Die reaktive Komponente durch das Arbeiten mit Widerstandsbändern erfordert mehr Ausgleichsverhalten durch das Kleinhirn, das korrigierend auf Bewegungsmuster einwirkt. Gleichzeitig ist das Kleinhirn auf Informationen der Rezeptoren angewiesen, was zu einem Regelkreis aus Afferenzen und Efferenzen führt. Merke: Je stärker die reaktive Komponente bei der Arbeit mit externen Gewichten, desto stärker ist der propriozeptive Effekt.
INTERAKTION MIT DER UMGEBUNG Da sich die Propriozeption auf die Orientierung im Raum bezieht, sollte dies in das Mobility Training mit einfließen. Dabei ist es wichtig, Übungen auszuführen, die eine Interaktion mit der Umgebung erfordern. Die Verwendung von externen Lasten wie Widerstandsbändern oder Gewichten ist ein erster Schritt in diese Richtung. Eine andere Variante ist, mit Partnern zu arbeiten oder Hindernisse in das Mobility Training mit einzubeziehen. Durch die Interaktion mit der Umgebung verbessert sich die Wahrnehmung des Körpers im Raum, was einem der spezifischen „Teilsinne“ der Propriozeption entspricht. Durch die starke Vielfalt an Variationsmöglichkeiten ist Mobility Training mehr als nur das Training der Beweglichkeit. Es verbessert grundlegend unsere Bewegungsqualität und hilft uns, unsere Sinne in Abhängigkeit von unserer Umwelt und Umgebung zu trainieren und dadurch einen W wichtigen Beitrag für unsere Gesundheit zu leisten.
Fotos: Nils Schwarz
PATRICK MEINART Der Sporttherapeut und Psychologe ist Gründer der RELEASE FITNESS Academy und Ausbilder im Bereich des neurozentrierten Trainings. Er arbeitet an der Schnittstelle zwischen Krafttraining, Therapie und Sport auf Grundlage neurowissenschaftlicher Erkenntnisse. www.release-fitness.com
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R O TAT I O N S B E U G E I M S TA N D Um dein Gleichgewicht herauszufordern, platziere deine Füße etwas versetzt. Nimm den linken Fuß nach hinten und halte das Objekt in der linken Hand. Beuge die Knie und hebe während der Übung die linke Ferse an. Richte deinen Blick und die Bewegung nach rechts unten (oberes Bild). Richte dich wieder zur Mitte auf und führe deinen Arm und deinen Blick nach links oben (unteres Bild).
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TRAINING
Hüftarthrose Vier Top-Übungen für Stabilität in der Hüfte In dieser Serie stellt Stephan Müller die besten Übungen für Kunden mit unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen vor. Im dritten Teil stehen das Hüftgelenk und seine durch mangelnde bzw. ungünstige Bewegungen verursachten funktionellen Defizite im Mittelpunkt.
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as Becken und der Oberschenkel sind über das Hüftgelenk verbunden. Durch diese Verbindung werden alle Bewegungen der Beine wie Laufen und Gehen sowie die aufrechte Körperhaltung erst ermöglicht. Der hohe Bewegungsgrad des Hüftgelenks ermöglicht einen großen Bewegungsumfang, der aber von vielen Menschen häufig zu wenig im Alltag genutzt wird. Das kann im Laufe der Zeit zu Einschränkungen und Degenerationen in diesem Bereich führen. Bei der Beanspruchung der Hüfte sollten immer Kraft, Stabilität und Mobilität geschult werden.
ANATOMIE
STEPHAN MÜLLER Der Vorstand des BPT e.V. arbeitet als PT mit zahlreichen Weltmeistern und Olympiasiegern. Der Inhaber des GluckerKollegs und mehrfache Buchautor ist regelmäßig als Experte bei ARD und SWR im Einsatz. www.gluckerkolleg.de
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Das Hüftgelenk (Articulatio coxae) ist das proximale (zum Körper hin gelegene) Gelenk der unteren Extremität. Es ist eines der stärksten und stabilsten Gelenke des menschlichen Körpers. Als Kugelgelenk ermöglicht es Bewegungen in allen Ebenen (Adduktion und Abduktion, Extension und Flexion, Außen- und Innenrotation). Das Hüftgelenk ist sehr stabil: Der Gelenkkopf (Caput femoris) steckt tief in der Hüftpfanne (Acetabulum) und drei starke Bänder, die das Hüftgelenk umschließen, sichern das Gelenk. Die Gelenkpfanne umschließt einen verhältnismäßig großen Teil des Femurkopfes. Die Kontaktfläche wird durch die Gelenklippe (Labrum acetabulare), einen faserknorpeligen Ring, vergrößert, kann sich bei der Bewegung verformen und gleicht dadurch
beim Gehen und Laufen Belastungen durch Unebenheiten des Untergrunds aus. Das Hüftgelenk verfügt darüber hinaus über starke Muskeln, die das Gelenk stabilisieren. Die drei starken Bänder sichern das Hüftgelenk in fast allen Positionen, nur bei der Flexion sind die Bänder relativ schlaff. Wird das Bein gleichzeitig noch adduziert (Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen), kann es zu einer Luxation kommen, etwa wenn die lateralen (außen liegenden) Muskeln insuffizient sind und/oder eine Hüftdysplasie vorliegt. Die Extension wird durch die Bänder limitiert. Vorn (ventral) dominieren die Bänder, die Muskeln sind weniger ausgeprägt – hinten (dorsal) dominieren starke Muskeln, die Bänder sind hier weniger relevant.
FUNKTIONELLE EINHEIT Die Bänder verstärken die Gelenkkapsel (Capsula articularis) und bilden mit ihr eine funktionelle Einheit. Die Gelenkkapsel verfügt über viele Rezeptoren, die dem zentralen Nervensystem Informationen über Stellungen, Bewegungen und Abweichungen mitteilen. Der aufgerichtete Stand entspricht der Nullstellung im Gelenk, dabei ist der Femurkopf von der Pfanne nicht vollständig bedeckt (vordere und obere Fläche sind frei). Eine vollständige Flächendeckung besteht bei einer 90°-Flexion mit leichter Außenrotation und Abduktion. Der Gelenkkopf ist komplett mit hyalinem Knorpel überzogen, der eine Dicke von ca. 2,5 mm aufweist. Der
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R I S I K O FA K T O R E N FÜR ARTHROSE
K N I E S TA N D M I T W I P P E N
Genetik, Medikamenteneinnahme (z. B. Antibiotika), unbehandelte Hüftverletzungen, Verschleiß durch eine X- oder O-Bein-Stellung, Übergewicht, Coxa valga, Coxa vara, Gicht, Diabetes mellitus, Bewegungsmangel, Schenkelhalsfraktur, Hüftdysplasien usw.
• Kniestand auf Matte
Ausführung (hier mit Olympiasieger Nils Schumann): • Körper bleibt bei der Übung gestreckt • Physiologische, fixierte Lordose einnehmen und halten • Hände an die Ohren nehmen • Körper so weit es geht nach hinten wippen Gut trainierte Personen können die Arme auch gestreckt nach oben nehmen. Wenn die Übung zu schwer ist, die Hände parallel zum Körper fixieren. Effekte: Kräftigung der Oberschenkel, der Hüftbeuger und der gesamten Bauchmuskulatur (längs)
Winkel zwischen Femurhals und Femurschaft wird als Kollodiaphysenwinkel (CCD-Winkel) bezeichnet. Bei Erwachsenen beträgt er ca. 125°. Abweichungen von 5–10° sind nicht pathologisch. Ist der Winkel verkleinert, entsteht eine O-Bein-Stellung (Genu varum oder Coxa vara), ist er vergrößert, entsteht eine X-Bein-Stellung (Genu valgum oder Coxa valga). Diese wirken sich degenerativ auf die Hüft- und Kniegelenke aus und belasten viele passive Strukturen unphysiologisch. Bei einer Coxa valga verringert sich der Kraftarm der Adduktoren, was zu einer Mehrbelastung von Teilen des hyalinen Gelenkknorpels führt; die Arthrosegefahr steigt. Bei einer Coxa vara verlängert sich der Kraftarm der Adduktoren, wodurch sich die Biegespannung im Femur (Oberschenkelknochen) erhöht. Die Druckkräfte im Gelenk werden geringer, das Arthroserisiko sinkt. Jedoch muss die erhöhte Biegespannung im Femur durch den M. tensor fasciae latae ausgeglichen werden.
Fotos: Stephan Müller
ARTHROSE Das Hüftgelenk ist neben dem Kniegelenk das am häufigsten von Verschleißerkrankungen betroffene Gelenk des Menschen. Arthrose ist eine degenerative Gelenkserkrankung, die vorwiegend bei einem Missverhältnis zwischen Beanspruchung und Beschaffenheit bzw. Leistungsfähigkeit der einzelnen Gelenkanteile und -gewebe entsteht. Eine primäre Arthrose entsteht meist im Alter ab ca. 50 Jahren. Hier kann der Stoffwechsel im Gelenkknorpel seine Gewebeerhaltungsfunktion nicht mehr erfüllen und der hyaline Knorpel verschleißt bereits unter funktioneller Belastung. Bei dieser Form der Arthrose kennt man meis-
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AUFSTEIGER Ausführung: • Das linke Bein auf den Step stellen, den rechten Arm nach vorn anwinkeln • Explosiver Abdruck vom Step nach oben, dabei wechseln das Bein und der Arm in der Luft • Landung mit dem rechten Bein auf dem Step, dabei auf ein exzentrisches Nachlassen im rechten Bein achten • Der Fuß hat immer nur einen kurzen Bodenkontakt und die Übung beginnt mit dem rechten Bein wieder von vorn. Die Beinwechsel müssen sehr dynamisch und schnell durchgeführt werden Effekte: Aktivierung des M. glutaeus maximus sowie der ischiocruralen Muskulatur, Verbesserung des Gleichgewichts
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S. Müller · K. Stübel · M. Schley
Schley wissenschaftler, Dozent und Fachbereichsleiter Sport- und Bewegungsieund Psychiatrie-Psychosomatik-Sucht an der Glucker-Schule, Mitarbeit eich Psychiatrie-Psychosomatik-Sucht in verschiedenen Organisationen, nt für das GluckerKolleg.
BETREUUNGSHANDBUCH HÜFTE · Arthrose · Endoprothese · Hüftdysplasie 2. Auflage
wendet sich an praxisorientierte Personen, die schon als Fachkraft in dieoder selbst von einer dieser Verletzungen betroffen sind. Diese Buchreihe ales Nachschlagewerk für die Betreuung und Behandlung von Kunden mit rapeutischer, trainingswissenschaftlicher, ernährungsphysiologischer und ht. Durch die langjährige praktische Arbeit und Erfahrung der Autoren finwöhnliche, innovative und wirksame Übungen und Tipps für die Anwendung msetzung im (Trainings-)Alltag. Der Leser bekommt hierdurch einen schnelber die sinnvolle Nachbehandlung von Hüftproblemen. Die Inhalte dieses gewerks sind leicht in die Trainingspraxis umzusetzen. Dieses Buch ersetzt nd die Physiotherapie, vielmehr verstehen es die Autoren als sinnvolle ansgrundlage.
ielen der im Buch abgebildeten Übungen kurze Videoclips gedreht, die kosE-Homepage www.bodylife.com/buecherclips angesehen werden können.
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odylife.com/buecherclips
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BUCHTIPP
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S. Müller, K. Stübel, M. Schley: Betreuungshandbuch Hüfte, bodyLIFE Medien GmbH, 128 S., 14,95 € https://shop.bodylife-medien.com
Ausführung: • Seitlage, unteres Bein gebeugt, oberes Bein gestreckt • Zehen heranziehen • Physiologische, fixierte Lordose, Becken vorn lassen • Gegen den Druck des Trainers/Partners abduzieren Effekt: Kräftigung der Abduktoren
tens die genauen Ursachen nicht. Im Alter kann dies durch Immobilität oder chronische Überbzw. Unterbelastung entstehen (hierbei geht die Arthrose von der Knorpeloberfläche aus). Auch eine Verschiebung durch Wachstumshormone kann die Ursache dafür sein. Dabei wird die mineralisierte Knorpelzone dicker und die weiche Knorpelzone dünner (hierbei geht die Arthrose vom Knochen aus). Eine sekundäre Arthrose hingegen entsteht durch eine primäre Schädigung des Gelenkknorpels z. B. bei Stoffwechselstörungen (metabolische Arthrose), bei Fehlbelastungen infolge ständiger unphysiologischer Belastungen (Fehlbelastungsarthrose) oder durch eine Verletzung am Gelenkknorpel (posttraumatische Arthrose u. a.)
TRAINING DER HÜFTUMSPANNENDEN MUSKULATUR Ein Krafttraining sollte immer im schmerzfreien Bereich über die maximale Range of Motion (ROM) durchgeführt werden. Dadurch verbessert sich die Versorgung aller relevanten Strukturen der Hüfte. Wegen der geringen Gelenkbelastung kommt bei Hüftproblemen meist ein Kraftausdauertraining zur Anwendung. Je nach Belastbarkeit des Kunden kann mit der Zeit zu einem sanften Hypertrophietraining übergegangen werden. Die Mobilisation spielt bei Arthrosen und Hüftgelenksproblemen eine sehr große Rolle. Einerseits wird dadurch die für den hyalinen Knorpel lebensnotwendige Synovialflüssigkeit produziert, die dann im Anschluss in den noch vorhandenen Gelenkknorpel einmassiert wird, zum anderen wird das Gelenk beweglicher. Dadurch werden alltägliche Bewegungen wieder besser durchführbar. Bei einer Hüftarthrose ist es wichtig, in alle Bewegungsrichtungen des Hüftgelenks zu trainieren. Die hier vorgestellten Übungen stärken die hüftgelenkumspannende Muskulatur und sorgen so für eine stabile Hüfte, was besonders Kunden mit Hüftdysplasie, Arthrose oder nach einer W Endoprothese zugutekommt.
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I N N E N R O TAT I O N LIEGEND AM KABELZUG Ausführung: • Bauchlage • Schlaufe über dem Fuß anbringen • Bauch anspannen • Angewinkeltes Bein nach innen führen (dadurch kommt es zu einer Innenrotation in der Hüfte) Effekt: Kräftigung der Innenrotatoren (M. gluteus medius und minimus sowie M. tensor fasciae latae) der Hüfte
Fotos: Stephan Müller
übel r des GluckerKolleg, Sportlehrer und Sporttherapeut, Dozent an uckerSchule für den Bereich Trainingslehre, Muskellehre, Rückenschule und Krankheitsbilder, Ansprechpartner für die Rückenschulleiter/inusbildung, mehrfacher Buchautor und Verfasser zahlreicher Fachartikel
BETREUUNGSHANDBUCH HÜFTE
n Müller nährungsberater, Sportlehrer und Sportphysiotherapeut betreut als PT, der und Ernährungsexperte zahlreiche Weltmeister, Olympiasieger und portler sowie Bundesligaprofis aus den Bereichen Fußball, Handball, ball und Basketball. Der mehrfache Buchautor ist Mitglied im Vorstand ndesverbands PT e. V. und im TÜV-Expertenbeirat für die Fitness- und Geeitsbranche sowie Inhaber des GluckerKolleg und der PT Lounge GmbH.
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Schlüsselfaktor Spezialisierung
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ie Corona-Pandemie hat die Arbeit für Trainer im Fitnessbereich von Grund auf geändert. Von jetzt auf gleich gehörte die persönliche Betreuung vor Ort der Vergangenheit an. Digitale Vermittlung, zielgerichtetes Training – für Einzelpersonen oder auch kleinere Gruppen – stand plötzlich im Vordergrund und wurde zwangsläufig zum gängigen Weg. Gut gerüstet waren da einmal mehr diejenigen, die über die nötigen Lizenzen verfügten und die Nachfrage kompetent decken konnten.
A-LIZENZEN MACHEN DEN UNTERSCHIED Zielgerichtetes Training ist gefragter denn je. Denn es liegt im Trend unserer Zeit: Gesundheit und Fitness stehen mehr denn je ganz hoch in der Gunst der Allgemeinheit. Und weil sich immer mehr Menschen Gedanken über ihren Kör-
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per machen, werden die Ansprüche und Herausforderungen für die Fitnesstrainer auch immer komplexer und individueller. Doch um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, genügt zumeist nicht die klassische Fitnesstrainer B-Lizenz. Für vieles brauchen auch erfahrene Trainer eine individuelle A-Lizenz. Dabei kommt es vor allen Dingen auf einen hohen Qualitätsstandard der Ausbildung an. Nur so werden Trainingsteilnehmer auch zu zufriedenen Kunden und damit zu Multiplikatoren. Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Fitnessbranche bietet das IST-Studieninstitut im Fernunterricht zahlreiche Weiterbildungen an, die neben dem Beruf absolviert werden können. Die Qualifikationen beim Branchenexperten zeichnen sich dabei durch die Mischung aus modernen Lehrmethoden und intensiver persönlicher Betreuung aus. IST-App, Web Based Training,
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Foto: IST-Studieninstitut
In der freien Wirtschaft ist es ein eherner Grundsatz: Spezialisten sind überall gefragt. Auch im Fitnessbereich schaffen sich Trainer durch vertiefte Kenntnisse entscheidende Vorteile. Das wird grade in der aktuellen Zeit einmal mehr deutlich.
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Verletzungsrisiken und Wiederaufbau nach vorangegangenen Verletzungen stehen im Vordergrund. Ob im Breiten- oder Leistungssport, im Personal Training oder auch in der Rehabilitation, Functional Training nimmt überall eine immer größere Rolle ein. Lediglich zwei Monate dauert die Weiterbildung am IST und startet bereits im Juli das nächste Mal.
ATHLETIKTRAINING Universell einsetzbar in der Arbeit mit ambitionierten Sportlern ist das Athletiktraining. Ob in verschiedenen Sportarten oder doch ganz klassisch im Fitnessstudio – ein leistungsorientiertes Training ist über die Grenzen hinweg gefragt. Mit einer A-Lizenz Athletiktraining heben sich Absolventen von anderen Trainern ab. Innerhalb von vier Monaten kann die berufsbegleitende Weiterbildung beim IST absolviert werden. Die Schwerpunkte sind Functional Training, High Intensity Training (HIT) und das Training des Körperkerns (Core Stability). Als erfolgreiche Absolventen unterstützen die Trainer Sportler aus allen Bereichen dabei, ihre Schnelligkeit, Kraft und Bewegungstechnik und damit ihre Leistung zu steigern.
Fotos: IST-Studieninstitut
MEDIZINISCHES FITNESSTRAINING
Webinare, Podcasts, digitale Studienhefte und viele weitere Inhalte machen das Lernen zeitlich und örtlich extrem flexibel. So können die Kurse problemlos auch neben dem Beruf absolviert werden. Ein entscheidender Qualitätsfaktor sind daneben auch die Seminare vor Ort. Bei den Präsenzphasen vermitteln erfahrene Experten aus dem Gebiet anschaulich Wissen, das eine reine Online-Vermittlung nicht bieten kann. Der persönliche Kontakt mit Dozenten und Kommilitonen fördert die Kompetenz der Studierenden.
Immer wichtiger für Trainer und Studios wird der zweite Gesundheitsmarkt. Prävention und Rehabilitation gewinnen im Fitnessbereich stetig an Bedeutung. Mit der viermonatigen Weiterbildung „Medizinisches Fitnesstraining“ werden Trainer für eben jenen Bereich qualifiziert. Sie vermittelt medizinisches Fachwissen, um Kunden auf dem Weg der Rehabilitation kompetent zu begleiten. Der richtige Umgang mit schwerwiegenden Verletzungen oder auch Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Arthrose steht im Vordergrund, um ausgebildete Trainer zu befähigen, präventive und rehabilitative Trainingskonzepte aufzustellen.
PERSONAL TRAINING
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Die gesamte Palette der Kundenwünsche wird im Personal Training bedient. Maßgeschneidert und flexibel in Ort, Zeit und Inhalt. Dementsprechend lukrativ und krisensicher ist das Geschäft auch. In zwölf Monaten qualifiziert die IST-Weiterbildung ausgebildete Fitnesstrainer zum Personal Trainer mit zahlreichen hilfreichen Lizenzen und Zertifikaten. Darunter sind die A-Lizenzen „Functional Trainer/-in (IST) und „GesundheitsCoaching (IST)“ sowie die Zertifikate „Existenzgründung für Personal Trainer“, „Official MX4 Instructor“, „Ernährungsgrundlagen“ und „huco sport Trainer“.
Das Spektrum der möglichen Qualifikationen ist groß. Group Fitness Trainer, CrossWorkout Trainer und Ausdauertraining gehören ebenfalls zu den gefragten Spezialisierungen. Mit Faszientraining, Rückentraining und vielen weiteren Weiterbildungen geht es noch mehr ins Detail. Das pasIST-STUDIENINSTITUT sende Angebot GMBH finden alle InteErkrather Str. 220 a-c 40233 Düsseldorf ressierten unter T +49 211 86668 0 www.ist.de W info@ist.de
FUNCTIONAL TRAINING Mit dieser Ausbildung eröffnen sich Fitnesstrainern eine ganze Palette an neuen Möglichkeiten. Vermeidung von
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TRAINING
Muskeln machen Läufer Kraftsport und Laufen passt nicht zusammen? Dr. Moritz Tellmann verrät, warum starke Muskeln sehr wohl für jeden Läufer Pflicht sind und wie mit einfachen, aber effektiven Übungen Technik, Geschwindigkeit und Ermüdungsresistenz auf der Strecke gesteigert werden können.
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Foto: Sergey Nivens – stock.adobe.com
Wie Laufsportler von Krafttraining profitieren
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iele Freizeitsportler sehen in der Kombination aus athletischem Laufen und intensivem Kraftsport noch immer einen Widerspruch. Auch die Sportwissenschaft trennt immer wieder zwischen den geborenen Sprintern und den (Marathon-)Ausdauer-Läufern. Mittlerweile ist aber erwiesen, dass beide Sportlergruppen von beiden Trainingsformen profitieren. Daher sollte sich jeder Läufer auch um seine Kraftkompetenzen kümmern und jeder kraftorientierte Athlet sollte auch seine Ausdauer regelmäßig trainieren.
KETTLEBELL SWING Ideal für die Explosivkraft bei der Hüftstreckung und für den gesamten Rückenstrecker- und Schultergürtelapparat.
Fotos: Dr. Moritz Tellmann
BIOMECHANISCHE GRUNDLAGEN Fokussieren wir uns auf den Läufer. Ob Kurz-, Mittel- oder Langstrecke: Laufen ist eine für den Körper sehr intensive und fordernde, sogar sehr komplexe Bewegung, die eine Vielzahl an biomechanischen Fertigkeiten voraussetzt: So sind natürlich neben den metabolischen Kompetenzen, Energie in Vortrieb umzusetzen, vor allem die Koordination, das vestibuläre, das propriozeptive und das strukturelle Muskel-Faszien-Bindegewebe-System gefordert. In der Summe wirken beim Laufen sehr hohe Kräfte auf unseren gesamten Organismus, die selbstverständlich auch sehr hohe Anpassungen bewirken. Laufen ist an sich also bereits ein hervorragendes ganzheitliches Training für viele Fertigkeiten des Körpers bei einem sehr hohen Energieumsatz pro Zeiteinheit. Ein Nachteil ist jedoch, dass diese hohen akkumulierten Krafteinwirkungen irgendwann nachlassen, nämlich immer dann, wenn sich unsere sowohl zentralen (neuronalen) als auch peripheren (musculoskeletalen-metabolischen) Leistungsreserven erschöpfen und sich Ermüdung einstellt. Und genau dann besteht bei gerade vielen Hobbyathleten die Gefahr einer akuten Überlastung mit Zeichen der zentral-nervösen Erschöpfung (z. B. Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, verminderte Wahrnehmung) oder sogar strukturell-mechanischen Schäden (Verletzungen, Mikrotraumata, Gewebedegeneration). Genau hier kommen die Vorteile eines regelmäßigen Krafttrainings für Läufer ins Spiel. Durch regelmäßiges Training der beim Laufen benötigten, aber auch vernachlässigten Kraftfertigkeiten lassen sich sowohl für den gelegentlichen Hobbyjogger als auch den ambitionierten Läufer einige positive Auswirkungen erzielen. So lassen sich das Nerven- und das Muskelsystem durch regelmäßiges Krafttraining so optimieren, dass beispielsweise dauerhaft und repetierend auf den Muskel einwirkende Kräfte länger durch Energieaufnahme ausgeglichen werden können. Eine im Rahmen der Ermüdung auch oft sichtbare Reduktion der technischen Fertigkeiten mit Rückgang der Laufergonomie, der Körperhaltung und -statik (man schaue sich einmal einen Großteil der Marathonläufer bei Kilometer 30–40 an) kann durch eine gut krafttrainierte Muskulatur unter Umständen deutlich länger hinausgezögert werden. Dies sollte nicht dazu aufrufen, im Glauben zu laufen, „meine Muskulatur regelt das schon“. Selbstverständlich sollte im Rahmen der Kör-
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B A C K S Q U AT U N D P I S T O L S Q U AT Kniebeugen stärken viele für Läufer hochrelevante Muskeln im Gesäß und in den Beinen.
per-Interozeption stets eine selbstkritische Überprüfung der Technik erfolgen. Ich habe im Rahmen meiner Trainingsbetreuung von Hobbyläufern feststellen können, dass viele kraftaktive Sportler hier ein besseres Körpergefühl hatten, ihren Muskeln mehr zutrauten und diese auch gezielter bei sich einstellender Ermüdung einsetzen
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TRAINING
KREUZHEBEN Eine Top-Übung für den gesamten Streckapparat, die einer zu „verschlossen-gebeugten“ Haltung bei Läufern entgegenwirkt.
und ansteuern konnten, da sie dies im Rahmen von sauber ausgeführten Kräftigungsübungen häufig durchführen mussten. Des Weiteren sind bei vielen Läufern der Schultergürtel, die Arme und auch der Rumpf nicht proportional ausgebildet, was zu Schmerzen und Überlastungen führen kann. Daher sollten Läufer unbedingt auch die Muskulatur der Schulterblattfixatoren, der Arme, des Rumpfes und besonders auch der Rückenmuskeln trainieren.
TRAININGSEMPFEHLUNGEN
KLIMMZUG UND LIEGESTÜTZ Ideale Ausgleichsübungen, die fast alle Oberkörpermuskeln ausgleichend trainieren, die beim Laufen weniger beansprucht werden.
Der Fokus beim Krafttraining muss nicht auf einem isolierten Hypertrophietraining von Bizeps oder Latissimus liegen, sondern sollte ganz klar auf ein eher funktionelles Trainieren von Muskelketten gerichtet werden. Gerade Komplexübungen mit dem eigenen Körpergewicht oder mit der Kettlebell sowie Übungen mit dem Slingtrainer oder Kurzhanteln bieten sich als gutes Portfolio an. Ein Mix aus Maximalkrafttraining (10–20 Prozent), Explosivkrafttraining (5–10 Prozent) und Kraftausdauertraining (50 Prozent), gepaart mit regelmäßigen kurzen isometrischen (5–10 Prozent) Intensitäten, wird dabei eine wirklich gut trainierte Muskulatur mit hohem Läuferbenefit entwickeln. Optimalerweise erfolgt hier eine Betreuung durch einen Trainer, der sich mit Lauftechnik, Problemen beim Laufen und entsprechender Diagnostik von Problemen beim Laufen auskennt, um die Nuancen im Training noch besser zu steuern. Denn selbstverständlich ist nicht jeder Läufer gleich. Und gerade die persönlichen Vorlieben sollten auch Berücksichtigung finden, da nichts schlimmer ist als Frustration, Langeweile oder ein ungutes Gefühl beim Training. Für die meisten Läufer reicht es aus, zweimal wöchentlich ein abwechslungsreiches Training mit einer Dauer von 30 bis 45 Minuten und einem Umfang von vier bis fünf Übungen zu absolvieren, um signifikante Vorteile zu erzielen.
Werden Läufer nun durch Krafttraining schneller oder durch zu viele Muskeln doch eher langsamer? Es lässt sich festhalten, dass gerade im Bereich des Hochleistungslaufens bei Spitzenathleten mit Krafttraining – insbesondere mit hoher Reaktiv- und Explosivkraftkomponente – durchaus eine Steigerung der Laufgeschwindigkeit und auch der Kilometerzeiten zu erreichen ist. Auf der anderen Seite wird ein hypertrophieorientiertes Training eher zu einer Verlangsamung führen, da hier deutlich mehr Muskel- und Körpermasse bewegt wird als bei einem deutlich leichteren Sportler mit ähnlichem Körperbau, aber weniger Muskelmasse. Dies erhöht den Sauerstoffverbrauch enorm und führt letztlich zu einer metabolischen Limitierung. Wenn ein Läufer aber regelmäßig Krafttraining in sein Lauftraining integriert, ohne wesentlich an Muskelmasse und Körpergewicht dazuzugewinnen, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Zeiten und auch seine „Tempohärte“ deutlich verbessern können.
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Fotos: Dr. Moritz Tellmann
MACHEN MUSKELN LANGSAMER?
TRAINING
Ich bin bereits 18 Marathons gelaufen – und das als Kraftsportler mit vielen Stunden an Hantel und Eisen. Einmal habe ich mich sogar ausschließlich mit Krafttraining auf einen Marathon vorbereitet und diesen gut bewältigt. Egal, welcher Kilometer, ich hatte immer ein außerordentliches Spannungsgefühl im Körper, noch keine ernste Verletzung und musste auch noch nie bei einem Marathon aufgeben. Das schreibe ich meiner Muskulatur zu, die nicht nur sehr hohe Ausdauer- und Kraftleistungen vollbringen kann, sondern vor allem aufgrund ihrer vielseitigen „Trainiertheit“ einer Ermüdung lange widerstehen kann.
FAZIT Laufen in Kombination mit sinnvoll abgestimmtem Krafttraining ist absolut empfehlenswert und bringt jedem Laufsportler einen Benefit – ob verminderte Verletzungsanfälligkeit, eine verbesserte Ermüdungswiderstandsfähigkeit, geringere Ermüdungszeichen, bessere Laufergonomie oder eine Verbesserung des persönlichen Laufstils.
A U S FA L L S C H R I T T M I T R U M P F R O TAT I O N Gesprungen und mit Medizinball als Gewicht trainiert diese Übung die Expolsivkraft von Hüfte und Quadrizeps sowie die Rumpf-Bein-Koordination.
TIPPS FÜR DEN AUFBAU DES TRAININGS • Für Einsteiger: Erster Satz kraftausdauerorientiert: 20– 25 zügige Wiederholungen, 60 Sekunden Pause. Zweiter Satz maximalkraftlastig: 6–12 langsame Wiederholungen. Dritter Satz explosivkräftig: 2–4 Wiederholungen mit Pausen, hoher Last und hohem Ausführungstempo • Für Fortgeschrittene: 2-mal wöchentlich, 3–4 Sätze je Übung. Die Kraftübungen unmittelbar mit 1–2 Minuten Laufen kombinieren, um den Effekt der Übung auf das Laufen unmittelbar zu spüren und zu verinnerlichen (z. B. Fühlen der Rückenspannung nach dem Kreuzheben und der spürbaren Aufrichtung während des Laufens) W • Für Profis: Explosivkraft zu Beginn
HIP-JUMP Gut für die Antrittskraft und die „Spritzigkeit“ beim Bergauflauf.
Fotos: Dr. Moritz Tellmann
DR. MED. MORITZ TELLMANN Dr. med. Moritz Tellmann ist Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin, Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, Zusatzbezeichnung Gesundheitsförderung und Prävention, i. W. Manuelle Medizin/Chirotherapie und ästhetische Medizin. Außerdem ist er Personal Trainer und Dozent an der IST-Hochschule. www.diemuskelbox.de
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TRAINING
Die Schultern im Fokus Leistungsfähig & schmerzfrei durch ganzheitliches Training Nacken- und Schulterschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden der Bevölkerung. Langes und krummes Sitzen ist meist die Ursache. Eileen Gallasch zeigt, wie sich Schulterschmerzen mit einfachen Übungen effektiv vorbeugen lässt.
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EILEEN GALLASCH ist Functional-Training-Expertin und arbeitet als Personal Trainerin in Berlin. Ihre Begeisterung für effektive und nachhaltige Übungen sowie innovative Trainingstools wird vor allem in ihren YouTubeVideos deutlich. www.eileen-gallasch.de
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tarke Schultern sind ausschlaggebend für den Erfolg in vielen Schlagsportarten wie Tennis, Golf und Squash. Auch Schwimmer profitieren von einem guten Schultertraining und nicht zuletzt sogar Läufer, denn eine ausgewogen trainierte Schultermuskulatur unterstützt die richtige Atmung und ist maßgeblich für eine aufrechte Haltung sowie einen effizienten Laufstil. Wer im Alltag auf eine aufrechte Körperhaltung achtet und nicht in das negative Muster der hochgezogenen und nach innen rotierten Schultern verfällt, beugt effektiv Nackenverspannungen und Kopfschmerzen vor. Das wirkt sich sogar positiv auf unsere Stimmung aus! Das Hochziehen der Schultern ist eine unwillkürliche Stressreaktion. Wenn wir uns erschrecken oder Angst empfinden, ziehen wir reflexartig unsere Schultern hoch. Arbeiten wir gezielt dagegen, fällt die Anspannung buchstäblich von uns ab. Ein Gefühl von Optimismus und Beschwingtheit stellt sich bereits nach zwei bis drei Minuten „Swinging Arms“ bei vielen Trainierenden ein. Chronische Nacken- und Schulterschmerzen lassen sich mit einem
regelmäßigen Schultertraining sehr gut behandeln, wenn die Ursache in der nach vorn geneigten Haltung des Kopfes und der verstärkten Innenrotation der Schultern liegt. Das ist oft bei stundenlanger Computerarbeit, krummem Sitzen, langen Autofahrten oder einer hohen Smartphone-Nutzung der Fall. Einige Berufsgruppen wie Friseure, Zahnmediziner und Altenpfleger sind besonders betroffen. Aktuellen Studien zufolge klagt fast jeder Zehnte über Schulterschmerzen. Hier gilt es, mit gezielten Übungen die Aufrichtung und Außenrotation zu stärken, wie zum Beispiel mit auf S. 28 beschriebenen „Chest-Opener“-Übung, und so Schmerzen und einer Fehlhaltung entgegenzuwirken. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für ein ganzheitliches Schultertraining ist die Kombination von Übungen zur Unterstützung der Mobilität der Schulter wie beim „Halo“ mit Übungen, die der Stabilisierung und bewussten Ansteuerung des Schultergürtels dienen, wie die rechts vorgestellte Zugübung mit dem Partner. Die nachfolgenden Übungen lassen sich spielerisch in jede Trainingsstunde integrieren. W
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WALKING MIT „SWINGING ARMS“ – SCHMERZLINDERND BEI IMPINGEMENT Eine sehr effektive Aufwärmübung für die Schulterpartie. Sie schafft Platz zwischen dem Schulterdachknochen und dem Oberarmkopf und ist somit vor allem für Klienten mit Impingement-Diagnose sehr zu empfehlen. Die Gewichte und die Schwungkraft erzeugen eine Zugkraft, die in unserem Alltag oft fehlt. Daher wird diese Übung meist als sehr angenehm empfunden. Sie unterstützt das Lösen von Verspannungen im Nackenbereich. Durchführung: Die Arme werden mit kleinen Gewichten beschwert. Anstelle von Kurzhanteln bieten sich auch kleine Sandsäcke oder die flexiblen Kettengewichte „ReaxChain“ an. Während die Arme in möglichst großer Amplitude geschwungen werden, bewegen wir uns in großen Schritten durch den Raum. Wichtig dabei ist die Überkreuzbewegung von Armen und Beinen. So wird die Zusammenarbeit beider Gehirnhälften stimuliert und die Rumpfmuskulatur aktiviert.
PA R T N E R - Z U G Ü B U N G Diese Übung gilt der bewussten Ansteuerung der Schultermuskulatur mit gezielter Außenrotation unter leichter Zugspannung und wirkt somit auch wieder der ImpingementProblematik entgegen. Durchführung: Die Partner stehen sich gegenüber und halten die Trainingsbänder oder Ketten zwischen sich unter Spannung. Die Arme sind rechtwinklig angewinkelt. Besonderes Augenmerk gilt hier der Handstellung: Während die eine Hand in der Außenrotation gehalten wird, zeigt der Daumen der anderen Hand in Richtung Decke. Nun wird wechselseitig ein Arm angezogen, die Hand rotiert dabei synchron nach außen. Für einen optimalen Trainingserfolg wird eine langsame Übungsausführung empfohlen. Die Spannung in den Trainingsbändern sollte über die gesamte Übungsdauer konstant gehalten werden.
Fotos: Aleksandra Pranskaityte; Sandra Müller (www.be-your-star.berlin)
Um bei dieser Übung auch die Beinmuskulatur zu kräftigen, empfiehlt es sich, diese Partnerübung entweder in einer Kniebeuge oder einem tiefen Ausfallschritt durchzuführen. Diese Beinposition für 20 bis 60 Sekunden halten. Als Übungstool eignet sich „ReaxChain“ von Reaxing oder das „Buddysystem“ von Lebertfitness.
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D E R „ H A LO “ F Ü R O P T I M A L E B E W E G L I C H K E I T I M S C H U LT E R GÜRTEL Diese klassische Kettlebell-Übung hält die gesamte Schultermuskulatur geschmeidig und wird vor allem präventiv empfohlen. Durchführung: Im hüftbreiten Stand wird die Kettlebell mit dem Boden nach oben-seitlich an den Griffen gepackt und eng am Körper direkt unter dem Kinn gehalten. Von hier aus wird die Kugel über die rechte Schulter geschoben, dann im Halbkreis eng hinter dem Kopf entlang bis zur linken Schulter geführt und über diese wieder zurück in die Ausgangsposition gezogen. Für optimale Trainingserfolge sollte die Kugel den Kopf ca. fünfmal rechts- wie linksherum umkreisen. Dabei ist immer auf eine gute Rumpfspannung zu achten.
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TRAINING
I N N E N - U N D A U S S E N R O TAT I O N D E R S C H U LT E R N Diese Übung dient der isolierten Ansteuerung des Schultergürtels und zielt vor allem auf eine Haltungsverbesserung ab. Verspannungen im Nacken werden gelockert und negativen Alltagshaltungen, wie dem permanenten Hochziehen der Schultern und der damit verbundenen Verkrampfung des Nackenbereichs, wird entgegengewirkt. Durchführung: Im lockeren hüftbreiten Stand werden die Arme mit Gewichten beschwert. In der Ausgangsposition ist der Kopf nach vorn-unten abgesenkt, die Schultern sind so weit wie möglich zu den Ohren gezogen und die Arme nach innen rotiert. Mit der Einatmung wird der Kopf gehoben und die Schultern werden mit einer großen rückwärts kreisenden Bewegung nach hinten-unten bewegt. Die Hände werden dabei synchron nach außen rotiert.
D E R „ C H E S T- O P E N E R “ − F Ü R E I N E A U F R E C H T E H A LT U N G
Durchführung: Mit aufrechtem Oberkörper im Stand oder im Sitzen ein elastisches Mini-Band um beide Hände spannen. Die Daumen können außen bleiben, die Ellbogen sind gebeugt und die Handinnenflächen zeigen zum Körper. Während die Ellbogen nah am Oberkörper stabil gehalten werden, federn die Hände kontinuierlich gegen die Bandspannung nach außen. Wichtig ist dabei, die Schulterblätter nach hinten-unten zu ziehen und somit den Abstand zwischen den Ohren und Schultern zu maximieren. Optimale Trainingsdauer: drei Sätze à 30 bis 60 Sekunden. Alternativ zur Arbeit mit elastischem Widerstand kann die Außenrotation auch gegen einen festen Widerstand, wie z. B. die „ReaxChain“, isometrisch gehalten werden.
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Fotos: Aleksandra Pranskaityte; Sandra Müller (www.be-your-star.berlin)
Diese Übung mit minimaler Bewegungsamplitude sollte in keinem Schultertraining fehlen. Sie kann idealerweise mehrmals täglich an jedem Schreibtischarbeitsplatz durchgeführt werden, um Schulterproblemen und Nackenverspannungen souverän und nachhaltig entgegenzuwirken.
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Unilateral vs. bilateral Welche Trainingsform ist effektiver? Um Schwachstellen des Körpers auszugleichen, kann sowohl ein uni- als auch ein bilaterales Training sinnvoll sein. Welche Vor- und Nachteile beide Trainingsformen haben und welche Faktoren dabei wichtig sind, erläutert Patrick Meinart.
PATRICK MEINART Der Sporttherapeut und Psychologe ist Gründer der RELEASE FITNESS Academy und Ausbilder im Bereich des neurozentrierten Trainings. Dabei schafft eine Schnittstelle zwischen Krafttraining, Therapie und Sport auf Grundlage neurowissenschaftlicher Erkenntnisse. www.release-fitness.com
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Foto: Paul - stock.adobe.com
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nilaterale Übungen beziehen sich auf Bewegungen, die ausschließlich mit einer Extremität ausgeführt werden. Bilaterale Bewegungen hingegen werden auf beiden Körperseiten mit den gleichen Extremitäten ausgeführt, also z. B. beiden Beinen. In der Literatur wird dabei nicht unterschieden, ob beide Extremitäten dieselben Gelenkbewegungen ausführen oder unterschiedliche. Bei Ausfallschritten z. B. sind beide Beine an der Gesamtbewegung beteiligt, doch führt jedes Bein ein unterschiedliches Bewegungsmuster aus. Daher sollte bei bilateralen Bewegungen zwischen symmetrischen und asymmetrischen bilateralen Bewegungen unterschieden werden. Symmetrische Bewegungen finden bei Bewegungsmustern statt, bei denen beide Extremitäten dieselbe Bewegung ausführen, wie zum Beispiel bei regulären Kniebeugen oder beim Schulterdrücken. Diese Unterscheidung ist wichtig in Bezug auf
TRAINING
Unilaterale Übungen beziehen sich auf Bewegungen, die ausschließlich mit einer Extremität ausgeführt werden. Bilaterale Bewegungen werden auf beiden Körperseiten mit den gleichen Extremitäten ausgeführt.
die muskuläre Aktivität und die neuronale Ansteuerung, die sich aus dem Zusammenspiel beider Extremitäten ergeben. Klassische unilaterale Bewegungen sind zum Beispiel das einarmige Schulterdrücken oder ein „Step Up“. Die kontralaterale Extremität ist hierbei an der Bewegung nicht beteiligt. Bei bilateralen Bewegungen wie einem Ausfallschritt sind beide Extremitäten an der Bewegung beteiligt, auch wenn sie ein unterschiedliches Bewegungsmuster aufweisen.
VORTEILE UNILATERALER ÜBUNGEN Unilaterale Übungen besitzen gegenüber bilateralen Übungen gewisse Vorteile. Durch ein unilaterales Training lässt sich die schwache Seite gegenüber der starken Seite besser fokussieren. Ein unilaterales Training, aber auch ein asymmetrisches bilaterales Training ermöglicht häufig eine größere Bewegungsamplitude. Außerdem können unilaterale Übungen zu einem besseren Übertrag bei sportartspezifischen Bewegungen wie dem Richtungswechsel in athletischen Sportarten führen. Unilaterale Übungen erzeugen einen Krafttransfer auf die nicht trainierte Seite. Das wird als „Cross Effect“ bezeichnet und ermöglicht die motorische Verbesserung durch einen Übertrag der Ansteuerung auf spinaler, kortikaler und subkortikaler Ebene. Dieser Krafttransfer beträgt durchschnittlich 35–60 Prozent zur trainierten Seite. Daher ist ein unilaterales Training vor allem bei Rehamaßnahmen sinnvoll, um nach einer Verletzung zügig wieder mit dem Training anfangen zu können. Unilaterale Bewegungen können sich nicht nur positiv auf die nicht trainierte Seite auswirken, sondern auch auf die stabilisierende Rumpfmuskulatur. Stehende unilaterale Überkopfdrückbewegungen zeigen eine erhöhte Aktivierung des M. rectus abdominis, des M. erector spinae und des M. obliquus externus als bilaterale Drückbewegungen.
DAS GEHIRN TRAINIERT MIT Das Training einer Körperseite bewirkt eine erhöhte Aktivität des sensomotorischen Kortex, der für die nicht trainierte Seite zuständig ist. Darüber hinaus ist auch eine erhöhte Aktivität im Temporallappen festzustellen, was wahrscheinlich darauf hindeutet, dass die Bewegung auch auf der nicht trainierten Seite als solche
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gespeichert wird. Das lässt schlussfolgern, dass es so etwas wie einen „Muscle Memory Effect“ für die nicht trainierte Seite gibt, was ebenfalls ein Grund für den Kraftzuwachs kontralateraler Seiten sein könnte. Eine weitere mögliche Erklärung wäre die verbesserte Kommunikation beider Großhirnhemisphären, was unter anderem auch zu einem verbesserten Bewegungslernen führt. Vor allem das supplementär-motorische Areal und der präfrontale Kortex sind hier zu nennen. Das Training mit einer Seite führt zu einem „spillover“ auf kortikale Bereiche, die für die kontralaterale Seite verantwortlich sind, was zu einer erhöhten neuronalen Aktivierung führt. Der Begriff „spillover“ bezieht sich auf den Übertrag von einem neuronalen Areal auf ein anderes. Durch den Übertrag erhöhen sich zwar die Kraftwerte der nicht trainierten Seite, jedoch nicht die Muskelmasse. Das bedeutet, dass der Kraftanstieg rein neuronal bedingt ist. Der „Cross Effect“ kann vor allem bei starken Asymmetrien zwischen der rechten und der linken Seite für das Training relevant sein. Auch bei Kompensationsmustern und einseitigen Dysfunktionen sind unilaterale Übungen sinnvoll.
UNILATERALES TESTEN SINNVOLL Kompensationsmuster können den genauen Blick auf einseitige Defizite behindern. Es kann daher sinnvoll sein, seine Extremitäten unilateral zu testen, um mögliche Dysbalancen aufzudecken. Die funktionstüchtige beziehungsweise stärkere Seite übernimmt bei bilateralen Bewegungen die Hauptaufgabe und unterstützt während der Bewegung die schwächere oder gar dysfunktionale Seite. Beide Seiten scheinen gleich stark, da anhand der bilateralen Bewegung nur schwer eine einseitige Schwäche erkannt werden kann. Die Folge ist eine stärkere Kompensation auf der starken Seite, sodass diese weiter verstärkt wird, während sich die Dysfunktion auf der schwächeren Seite durch das Training vergrößert.
GRÖSERE BEWEGUNGSAMPLITUDE Unilaterale und asymmetrische bilaterale Bewegungen ermöglichen häufig eine größere Bewegungsamplitude. „Step Ups“ (unilateral) und Ausfallschritte (asymmetrisch bilateral) ermöglichen häufig ein größeres Bewegungsausmaß, was ein winkelspezifisches Training ermöglicht. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass Krafttraining in einer großen Bewegungsamplitude zu einem stärkeren Muskelwachstum führt. Inwieweit das jedoch tatsächlich auch auf unilaterale Bewegungen übertragen werden kann, ist unklar, da die bewegte Last bei unilateralen Bewegungen deutlich
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geringer ist als bei bilateralen Bewegungen. Dennoch kann behauptet werden, dass auch im Sinne des Muskelaufbaus ein Training mit unilateralen Übungen ergänzt werden sollte. Vor allem ein exzentrisch betontes Training und ein Training mit einem hohen Volumen sind sinnvoll, um den „Cross Effect“ zu maximieren. Die Ursache hierfür ist noch unklar. Es scheint jedoch so zu sein, dass dieser Effekt mit der höheren Erregung des Kortex durch exzentrisches Training zu belegen ist. Eine Untersuchung verglich die Auswirkungen des „Cross Effects“ in Bezug auf konzentrisches und exzentrisches Training. Der Kraftzuwachs auf der nicht trainierten Seite lag bei 28 Prozent aufgrund des konzentrischen Trainings im Vergleich zum Kraftzuwachs der trainierten Seite und bei 47 Prozent durch exzentrisches Training.
ZIELSETZUNG IST ENTSCHEIDEND Sportarten, in denen Richtungswechsel Bestandteil des Bewegungsrepertoires sind, wie zum Beispiel Fußball oder Handball, verbessern durch unilaterales Beintraining die Geschwindigkeit beim Richtungswechsel. Daher ist ein unilaterales Training ideal für viele Sportarten. Das bedeutet jedoch nicht, dass unilaterale Übungen zwingend bilateralen überlegen sind. Den Fokus lege ich persönlich immer zuerst auf bilaterale Bewegungen wie die Kniebeuge, bevor spezifisch unilateral trainiert wird. Bilaterale Bewegungsmuster wie essenzielle Verbundübungen sollten immer als Basis des athletischen Trainings angesehen werden. Unilaterale Übungen sollten jedoch entsprechend der Notwendigkeit immer in das Training miteingestreut werden. Daher ist primär der Einsatz unilateraler Übungen immer abhängig von der Zielsetzung – wie zum Beispiel als rehabilitative Maßnahme, als Möglichkeit zur Kraftsteigerung, zur Aufhebung von Dysfunktionen oder zur Verbesserung der spezifischen Athletik. Unilaterales Training bietet viele Möglichkeiten und Chancen. Wenn es um die Erzeugung von Maximalkraft und Hypertrophie geht, sind bilaterale Übungen meistens überlegen. Sie ermöglichen meist mehr Gewicht und Volumen und erzeugen dadurch einen stärkeren Effekt. Der Einsatz von unilateralem Training muss daher exakt bedacht und gezielt eingesetzt werden.
Unilaterale und asymmetrische bilaterale Bewegungen ermöglichen häufig eine größere Bewegungsamplitude.
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Der Einsatz unilateraler Übungen ist primär abhängig von der Zielsetzung – wie zum Beispiel als rehabilitative Maßnahme, als Möglichkeit zur Kraftsteigerung, zur Aufhebung von Dysfunktionen oder zur Verbesserung der spezifischen Athletik.
NEURONALES TRAINING ALS STIMULI Unilaterale Bewegungen erfordern mehr Stabilität auf der gegenüberliegenden Seite als bilaterale Bewegungen. Der kanadische Strength Coach Charles Poliquin bezeichnete dies als „You can’t fire a cannon from a canoe“. Fehlt die notwendige Stabilität, ist eine willkürliche Bewegung trotz vorliegender Kraft nicht ausführbar. Auf der bewegungsausführenden Seite erfordert es ein Zusammenspiel von Kleinhirn und vestibulärem System, um die Willkürbewegung ausführen zu können. Das Kleinhirn stimuliert gleichzeitig den kontralateralen Frontallappen, der wiederum die reaktive Stabilität über den Hirnstamm direkt beeinflusst. Hieraus ergibt sich eine Feedback-Schleife aus Willkürbewegung, gesteuert über das Kleinhirn, und Aufrechterhaltung sowie Anpassung der reaktiven Stabilität über den Frontallappen auf der Seite der Stützmotorik. Die Formatio reticularis im Hirnstamm ist dabei primär für die Aufrechterhaltung der reaktiven Stabilität verantwortlich. In Zusammenarbeit mit den Signalen aus dem vestibulären System trägt sie zur Haltung bei.
SCHMERZEN REDUZIEREN Aufgrund der neuronalen Verschaltung können Defizite bei unilateralen Bewegungen ihren Ursprung in Stabilitätsdefiziten auf der kontralateralen Seite haben. Lokale Defizite können nicht nur über das Training der problematischen Seite korrigiert werden, sondern auch über das Training der gegenüberliegenden Seite. Da die haltungssteuernde Formatio reticularis auch verantwortlich für den Muskeltonus und die Schmerzempfindung ist, können sich willkürliche Bewegungen auch positiv bei Schmerzen auf der gegenüberliegenden Seite auswirken. Über die durch eine Bewegung ausgelöste Stimulation des Kleinhirns wird der Frontallappen der Gegenseite stärker aktiviert, was zu einer Efferenz über den Hirnstamm zum schmerzenden Bereich führt. Daher kann ein unilaterales Training auch sinnvoll bei Bewegungsdefiziten und Schmerzen sein, wobei nicht zwingend die schmerzende Stelle, sondern auch möglicherweise die gegenüberliegende Seite trainiert werden sollte. W
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TRAINING
Der neue Audio-Boom Die besten Podcasts für Trainer
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Podcasts sind abonnierbare Medienda-
chon in den gestiegen – laut der Podteien, die es jedem ermöglichen, selbst cast-Hosting-Plattform Podi2000er-Jahren zum Sender zu werden und seine eigene gee um satte 16,54 Prozent.. starteten die Doch was macht das Medium ersten Podcasts. Show anzubieten. Zu den Themen „Sport“ Podcasts aus und wie unterHeute sind sie sehr pound „Fitness“ gibt es mittlerweile viele pulär und zu mobilen scheidet es sich von anderen Alltagsbegleitern für vieMedien? Podcasts sind ein lehrreiche und interessante Podcasts, die le Menschen geworden. sehr persönliches Nischenes verdient haben, vorgestellt zu werden. produkt, das den großen VorIm Jahr 2019 lag laut Statista der Anteil der Podteil hat, dass die Nutzer den cast-Hörer in Deutschland bei 26 Prozent. Der DurchInhalt neben einer Tätigkeit oder zum Entspannen höschnittshörer ist zwischen 16 und 34 Jahre alt. Die zwei ren können und nicht auf ein Display schauen müssen. prominentesten Plattformen sind Apple Podcasts und Beim Medium Audio geht es nur um die Inhalte, während Spotify – 70 Prozent aller Hörer in Deutschland verwenbeim Medium Video oft die Kürze und der Spaßfaktor den diese beiden Anbieter. Allein über Apple Podcasts beim Betrachten von Bildern im Vordergrund stehen. waren 800 000 verschiedene Podcasts mit fast 29 MilliSowohl inhaltlich als auch technisch ist die Qualität onen Episoden abrufbar. Spotify verzeichnet auf seiner zumeist sehr gut. Um einen Podcast zu starten, braucht Plattform derzeit rund 22 000 deutschsprachige Podes erst einmal nicht mehr als ein Mikrofon. Schon mit casts. Das beliebteste Genre in der Studie, das 19,2 Proeiner kleinen dreistelligen Investition kommt man zent der Befragten hörten, waren die News. Das Genre auf die Tonqualität eines Rundfunksendersenders. Ein Sport liegt in der Studie mit 10,10 Prozent auf dem Nachteil von Podcasts ist, dass bestimmte Inhalte nur fünften Platz. Dahinter folgt Gesundheit und Fitness schwer ohne Veranschaulichungen in Form von Schaubildern oder Grafiken vermittelt werden können.Wir mit 7,67 Prozent. Der Podcast-Trend im 21. Jahrhundert stellen euch nachfolgend zwölf Podcasts vor, die sich ist wohl vor allem durch die Verbreitung der Smartphones zu erklären. Die Coronakrise beschleunigt den mit verschiedensten Aspekten von Ernährung, Bewegung, Sport und Training beschäftigen und daher eine Podcast-Boom weiter, denn Podcasts sind Formate mit Bereicherung für alle Trainer und Coachs darstellen. Tiefe und diese ist gerade in schwierigen Zeiten gefragt. Johannes Buchholz Im Genre Sport ist der Konsum in der Krise nochmals
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TRAINING
ALPHA PROGRESSION PODCAST Was? Bei diesem Podcast dreht sich alles um Muskelaufbau, Trainingsplanung und Ernährung – aufbauend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Expertenmeinungen Von wem? Personal Trainer Benjamin Schnabel Wie lang? 10 Minuten bis eine Stunde Seit wann? August 2017
BIZEPS & BANANENBROT Was? Interviews mit Sportlern, Dozenten sowie Studenten über Sport, Fitness und Gesundheit Von wem? Deutsche Sportakademie Wie lang? 15 bis 30 Minuten Seit wann? Mai 2020
DER BEVEGT PODCAST Was? Tipps und Interviews über vegane Ernährung, Laufen, Training, Motivation und Nachhaltigkeit Von wem? Ökotrophologin Katrin Schäfer & Laufcoach Daniel Roth Wie lang? 1 bis 2 Stunden Seit wann? März 2016
ENTSPANNT & SCHMERZFREI LEBEN
DIE FLOWGRADE SHOW Was? Vorstellung von Methoden, um Körper und Geist zu stärken. Themen wie „chronischer Stress“, „Neurofeedback“, „Reizüberflutung“, „Meditation“, „ketogene Ernährung“ u. v. m. werden diskutiert. Von wem? Biohacker Max Gotzler Wie lang? Ca. eine Stunde Seit wann? März 2016
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Was? Für Menschen, die körperliche Beschwerden loswerden wollen. Evidenzbasierte Tipps und Methoden, um die Gesundheit zu steigern. Von wem? Reha- und Gesundheitstrainer Felix Kade Wie lang? 20 Minuten bis 1 Stunde Seit wann? April 2020
GENIAL FASZIAL – FASZIO PODCAST Was? In diesem Podcast wird brandneues Wissen über die Faszien und die Bedeutung des faszialen Gewebes für den menschlichen Organismus besprochen. Von wem? FASZIO education GbR Wie lang? 20 bis 40 Minuten Seit wann? März 2020
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KRAFTRAUM Was? Viele Interviews rund um die Themen „Kraft“, „Athletiktraining“, „Ernährung“, „Mindset“ und „Fitnesstrends“ Von wem? Sportwissenschaftler Damien Zaid Wie lang? 1 bis 2 Stunden Seit wann? Februar 2018
KÖRPERKONZEPT Was? Gespräche mit deutschen Top-Athleten über Sportwissenschaft, Physiotherapie und Sportpsychologie Von wem? Unternehmer Maurice Calmano & Physiotherapeut Thomas Armbrecht Wie lang? Ca. eine Stunde Seit wann? April 2019
LULTRAS – LOVE SPORTS Was? Überwiegend Trainingstipps für den Ausdauersport. Außerdem werden gesellschaftspolitische Themen diskutiert Von wem? Die Ausdauer-Coaches Wie lang? 30 Minuten bis 1 Stunde Seit wann? November 2018
MTMT PODCAST
MOVING MONKEY Was? Interviews mit Profis der Fitnesswelt über Mobility, Movement, Kraft, Neuroathletik u. v. m. Von wem? Leon Victor Staege, Physiotherapeut & Mobility-Coach Wie lang? 5 Minuten bis 1 Stunde Seit wann? Juli 2017
Was? Antworten auf Fragen aus der Fitnessbranche. Besprochen werden Themen wie „Training“, „Ernährung“, „Regeneration“ und „Stressmanagement“. Von wem? MTMT Gym München Wie lang? 45 Minuten bis 1 Stunde Seit wann? November 2018
PERSONAL TRAINER WERDEN Was? Für angehende und ausübende Personal Trainer. Tipps rund um Existenzgründung, Persönlichkeitstraining, Marketing, Fitness und Coaching Von wem? Personal Trainer Siggi Spaleck Wie lang? Circa 30 Minuten Seit wann? November 2018
PERSONAL TRAINER BUSINESS PODCAST Was? Tipps und Tricks rund um Positionierung und Marketing für den Aufbau eines Personal Trainer Business Von wem? Personal Trainerin Katja Graumann Wie lang? 15 Minuten bis 1 Stunde Seit wann? Oktober 2017
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Ge keimtes Bio-Müsli
Keimster hat ein Bio-Müsli entwickelt, das aus angekeimtem Getreide besteht. Dieses bietet im Gegensatz zu „ruhendem“ Korn u. a. einen größeren Vitamin- und Nährstoffgehalt sowie eine höhere Eiweißkonzentration und wirkt dem Völlegefühl entgegen. Das verzehrfertige Müsli kann zum Frühstück, zwischendurch und zum Kochen und Backen verwendet werden. Im Online-Shop sind verschiedene Sorten jeweils im 1-kg-Beutel erhältlich, wie z. B. das „4-Körner-Keimster“ für 16,90 Euro. ➜ w w w.keimster.de
KKH
Studie zu Essstörungen bei Männern Eine Datenanalyse der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigt, dass auch zunehmend Männer von Magersucht, Bulimie und Binge Eating betroffen sind. Bei den 12- bis 17-jährigen Männern, die wegen einer Essstörung ärztlich behandelt wurden, wurde von 2008 auf 2018 ein Plus von knapp 60 Prozent verzeichnet. Bei den gleichaltrigen Frauen betrug der Anstieg 22 Prozent. Hinter Essstörungen verbergen sich meist tiefer liegende seelische Probleme. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von traumatischen Erlebnissen wie Missbrauch über familiäre Konflikte bis hin zu Leistungsdruck und Mobbing. ➜ w w w.kkh.de
BECKER JOE ST VOLK VERL AG GMBH & CO. KG
Knie-OP
VEJO DEUTSCHL AND GMBH
„Smart Mixer“ Fast Food in 30 Sekunden – das war vor fünf Jahren bei der Gründung die Vision des amerikanischen Start-ups Vejo. Entstanden ist der Kapsel-basierte „Smart Mixer“, der nun auch in Deutschland erhältlich ist. Das Prinzip ist einfach: Die passende Vejo-Flasche mit Wasser befüllen, eine Kapsel hinzugeben, 30 Sekunden warten und fertig ist die trinkfertige Mischung. Der „Smart Mixer“ ist wiederverwendbar und in zehn verschiedenen Farben verfügbar; die Kapseln gibt es in verschiedenen Sorten und Geschmacksrichtungen. Ein Starter Kit ist online für 129 Euro erhältlich.
In Deutschland werden pro Jahr mehrere Hunderttausend Kniegelenke operiert. Doch nicht immer ist eine OP wirklich notwendig. Der zertifizierte Kniechirurg Prof. Dr. Hanno Steckel beantwortet in seinem Buch „Nicht übers Knie brechen“ – keineswegs unkritisch gegenüber dem eigenen Berufsstand – die wichtigsten Fragen zum Thema „Knie-OP“ und hilft den Betroffenen, Diagnosen und Zusammenhänge besser zu verstehen. 256 Seiten, 24,95 Euro ➜ w w w.bjv v.de
➜ w w w.vejo.com
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Fotos: Keimster GmbH, KKH, vejo Deutschland GmbH, Becker Joest Volk Verlag GmbH & Co. KG, Verlagsgruppe Random House GmbH, MBG International Premium Brands GmbH, Whitewall GmbH, BLACKROLL AG, riva Verlag
News
KEIMSTER GMBH
G E S U N D H E I T & R EG E N E R AT I O N
VERL AGSGRUPPE R ANDOM HOUSE GMBH
„Autoimmunhilfe“ Dr. med. Simone Koch, Fachärztin für Ernährungs- und Funktionelle Medizin sowie Gründerin der Plattform „autoimmunhilfe.de“, stellt in ihrem Buch „Autoimmunhilfe“ lektinarme Rezepte vor. Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Crohn nehmen in der heutigen Zeit deutlich zu und eine lektinarme Ernährung kann Betroffenen dabei helfen, Symptome deutlich zu reduzieren. Das Buch ist online und im Einzelhandel erhältlich. 224 Seiten, 20 Euro
M B G I N T E R N AT I O N A L P R E M I U M B R A N D S G M B H
BCAA-Drink Die Marke effect® erweiterte ihr Portfolio um die Produktreihe „FORCE ENERGY“. Der neue Drink wird in den Geschmacksrichtungen Himbeere, Cola, Exotische Frucht und Birne angeboten. Neben den Vitaminen B12 und B6 enthält er die neue US-Trendzutat BCAA, die aus den drei essenziellen Aminosäuren Leucin, Valin und Isoleucin besteht. Preis: 1,49 Euro je 0,5-Liter-Dose ➜ w w w.effect-energy.com
➜ w w w.randomhouse.de
BL ACKROLL AG
„TWIN“-Faszienrolle
WHITE WA LL GMBH
Mit allen essenziellen Aminosäuren Das Getränkepulver „Complete Aminos“ von Braineffect liefert dem Körper alle essenziellen Aminosäuren, die ihn bei der Eiweißaufnahme unterstützen. Der vegane Amino-Drink hat einen fruchtigen AnanasMango-Geschmack und ist im Handumdrehen zubereitet: einfach das Getränkepulver in einem Glas Wasser auflösen – fertig. Erhältlich im Online-Shop von Braineffect. Der Inhalt einer Packung ergibt 30 Portionen, ist 270 Gramm schwer und kostet 29,90 Euro. ➜ w w w.brain-effect.com
Die neue Faszienrolle „BLACKROLL TWIN“ kombiniert den Faszienball und die Faszienrolle in einem Tool und eignet sich besonders für die Anwendung am Rücken. Faszien werden flächiger und weniger punktuell massiert. Die „TWIN“-Rolle wird aus recycelbarem Material in Deutschland hergestellt und kann online oder über ausgewählte Vertriebspartner erworben werden. Eine passende App mit vielen Übungen zeigt die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Größe und Gewicht: 30 cm x 13 cm, 104 Gramm. 39,90 Euro ➜ w w w.blackroll.com
R I VA VER L AG
Vegan kochen leicht gemacht Bianca Zapatka ist erfolgreiche Foodbloggerin und begeistert mit ihren veganen Kreationen auf Instagram über 500 000 Fans. In ihrem Buch „Vegan & Easy“ zeigt sie, wie sich vegane Mahlzeiten schnell und einfach zubereiten lassen. Mit insgesamt 70 Rezepten für Frühstück, Hauptgerichte und Desserts richtet sie sich an all diejenigen, die wenig Zeit in der Küche haben, sich aber beispielsweise nach Feierabend trotzdem noch etwas Leckeres zubereiten wollen. Jedes Rezept ist bebildert und leicht nachzukochen. 240 Seiten, 19,99 Euro ➜ w w w.rivaverlag.de
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Gestatten
Das Zwerchfell Als zentraler Motor unserer Atmung übernimmt das Zwerchfell nicht nur mehr als zwei Drittel der gesamten Atemtätigkeit, sondern hat auch einen maßgeblichen Anteil an Vorgängen wie dem Lachen. Nici Mende stellt die Anatomie und Physiologie dieser komplexen Doppelkuppel vor und erklärt, warum und wie wir sie trainieren sollten.
Das Zwerchfell ist ein Muskel, der uns die Möglichkeit gibt, Luft in unsere Lungen strömen zu lassen, der gerne mal „stolpert“ oder uns durch Fehlkontraktionen den bekannten Schluckauf beschert. In vielen Theorien wird genau dieser Muskel auch mit dem Phänomen „Seitenstechen“ in Verbindung gebracht.
ZWERCHFELL Das Zwerchfell wird in der Medizin als Diaphragma (Trennwand) bezeichnet. Mit diesem allgemeinen Begriff wird eine durchlässige Scheidewand benannt, die im Körper häufiger vorkommt – doch nur dem Zwerchfell ist die Bezeichnung „Diaphragma“ ohne Zusatz vorbehalten. Seine drei Ursprünge führen aus verschiedenen Regionen rund um den Rumpf in eine gemeinsame, stark verflochtene Sehnenplatte (Centrum tendineum). Hierher zieht, von der Innenseite des Schwertfortsatzes (Processus xiphoideus sterni) kommend, der kleinste Zwerchfellabschnitt, der Brustbeinteil (Pars sternalis). Der Rippenteil (Pars costalis) entspringt dem
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NICI MENDE TÜV-zertifizierte Personal Trainerin, Dipl.-Trainerin med. Fitness, Adv. Trainerin Fascial Fitness. Die Autorin von „Schmerzfrei bewegen“ ist u. a. Ausbilderin beim GluckerKolleg Stuttgart, Konzeptentwicklerin von „Fascial Coach“, „Rückenfrei" und „Sensobility“ und Entwicklerin des FASCIAL COACH deepRING.
www.fascial-coach.de
innen liegenden Rippenknorpel der 7.–12. Rippen und deren struktureller Umgebung. Er „verzahnt“ sich direkt mit dem quer verlaufenden Bauchmuskel (M. transversus abdominis). Mit dem Lendenanteil (Pars lumbalis) wird es komplexer. Dieser unterteilt sich in einen mehrschenkligen medialen und zwei laterale Anteile. Die medialen Schenkel entspringen unterschiedlich vom 1.–4. bzw. 1.–3. Lendenwirbel, den zugehörigen Bandscheiben und dem hier entlangführenden vorderen Längsband (Lig. longitudinale anterius). Lateral ziehen die Fasern an zwei Sehnenbögen, die sich vom 1. bzw. 2. Lendenwirbel zur Unterkante der 12. Rippe spannen und mit einigen Fasern zum Bauchfell (Peritoneum parietale) führen. Verständlicher wird dieser laterale Ursprung, wenn man sich zwei Bögen vorstellt, unter denen die M. quadratus lumborum und M. psoas major entlangführen. Man nennt diese Struktur Quadratus- bzw. Psoasarkade. Hier wird deutlich, wie abhängig diese Strukturen von einer funktionellen, geschmeidigen Führung sind.
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DURCHLASS Das Zwerchfell trennt Brust- und Bauchraum. Daher müssen sämtliche Gefäße und Nerven hindurchgeleitet werden. Diese Durchlässe sind spezifische Öffnungen (Foramina) für Arterien, Venen, Lymphgefäße und natürlich Nervenbahnen. Der Wirbelsäule aufliegend auf Höhe der Brust- und Lendenwirbelkörper (BWK 12/ LWK 1) befindet sich der bogenbildende Durchlass für die Aorta (Hiatus aorticus) und unser größtes Lymphgefäß (Ductus thoracicus). Die Natur hat mitgedacht: Dieser Bogen wird selbst in der Kontraktionsphase offen gehalten, um den arteriellen Blutfluss nicht zu behindern. Der Rückfluss wird ebenfalls unterstützt und gesichert. Die Öffnung für die Hohlvene (Foramen venae cavae) befindet sich auf Höhe des 8. Brustwirbels. Sie weitet sich bei jeder Einatmung (Kontraktionsphase), um den Rückfluss des venösen Blutes zum Herzen zu fördern. Wenn er nicht durch das Hohlvenenloch hindurchführt, zieht der Zwerchfellnerv (Ramus phrenicoabdominalis des rechten N. phrenicus) durch die dritte zu erwähnende Lücke (Hiatus oesophageus) auf Höhe des Brustwirbelkörpers Nr. 10. Diese Öffnung dient dem Vagusnerv und der Speiseröhre (Ösophagus) als Durchlass. Die Fasern des Zwerchfells verlaufen ringförmig und strahlen teilweise in die Speiseröhre ein. Sie ist ein Hohlmuskel und wird vom Zwerchfell beim Verschluss unterstützt. Der Speisebrei kann so direkt hinter dieser Art Schranke in den Magen gleiten und wird nicht wieder die Speiseröhre hinaufgetrieben (Reflux).
Abb.1: Zwerchfell: Kraftzüge und Faszien (Bauchspannung schematisch)
Abb.: Fascial Coach.de
FASZIEN Das Gleitverhalten dieses Muskels ist immens wichtig. Mit jeder Kontraktion senkt sich das Zwerchfell bis zu 2–3 „Rippenetagen“. In der Entspannung gleitet es zurück. Geschoben durch die Antagonisten und Rippen, wird dieser Weg durch die fasziale Einfassung ermöglicht. Das Zwerchfell liegt zwischen dem hier verlaufenden Abschnitt der inneren Brustfaszie (Fascia phrenicopleuralis) als direkte Bedeckung mit nahezu untrennbarem Verbund zum Brustfell (Pleura parietalis). Im Bauchraum sieht es ähnlich aus. Hier bedeckt die innere Bauchwandfaszie (Fascia diaphragmatica inferior) den Muskel mit sehr enger Verbindung zum Bauchfell (Peritoneum parietale). Eine eigene Muskelhülle (Epimysium) des Zwerchfells ist anatomisch nicht zu differenzieren. Die bindegewebige Verbindung der inneren Brustfaszie zum Herzbeutel (Perikard) und dem Lungenfell (Pleura) ist jedoch deutlich erkennbar. Im Bauchraum bestehen direkte Verbindungen zur Leber, zum Magen, zur Milz und zu den Nieren. Diese und natürlich die weiteren Organe verbinden sich in der Auskleidung des Bauchraums
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Abb. 2: Zwerchfell: Doppelkuppelmuskel mit Partnern
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(Peritoneum parietale und viszerale). Du kannst sie dir wie einen Beutel vorstellen, der sich wiederum in viele Abschnitte verzweigt, in denen die verschiedenen Organe aufgehängt sind – wie eine Damenhandtasche mit vielen Fächern für Utensilien. Bewegt sich das Zwerchfell, bewegen sich immer auch die Organe. Der gesamte „Beutel“ des Bauchfells verschiebt und bewegt die Organe bis hinunter ins Becken, wo er schlussendlich der Harnblase aufliegt. Dieser „Beutel“ ist unsere sortierte innerste Faszienhülle.
A
B
GLEICHE SCHICHT Die innere Bauchwandfaszie heißt abschnittsweise anders, stellt aber ein und dieselbe Schicht dar: Fascia phrenicopleuralis (Zwerchfellregion) – F. transversalis (Bauchregion + M. transversus abdominis) – F. iliaca (Bauch-/Beckenregion + M. Iliopsoas) – F. pelvis (Beckenregion).
C
Ähnlich verhält es sich auch im Brustkorb mit der inneren Brustfaszie: Fascia phrenicopleuralis (Zwerchfellregion) – F. endothoracica (Brustraum).
Die verschiedenen Namen sind oft verwirrend. Uns sollte es reichen zu wissen, dass sich alles, wirklich alles vernetzt und dass es wichtig ist, dieses Netzwerk von Muskel-Faszie-Nerven-System etc. funktionsfähig zu halten.
D
F LOW - S TO P - M OT I O N Lege dich rückwärts auf einen weich aufgeblasenen Redondo Plus Ball und atme gleichmäßig durch die Nase (A). Rolle deinen gesamten Körper nach persönlichem Wohlbefinden über den Ball und verharre in verschiedenen Positionen mit kurzer entspannter Atempause (B –D). Das Weiteratmen sollte immer entspannt durch die Nase möglich sein. Schnappatmung bedeutet, dass du die Luft viel zu lange angehalten hast! Eine weitere geeignete Übung ist Handstand mit ruhiger aktiver Bauchatmung. Mehrfache kurze Übungsintervalle schützen dabei vor Kopfschmerzen und Verspannungen (Kontraindikation: Bluthochdruck).
Die innere Bauchwandfaszie (Fascia transversalis) und die verschiedenen Schichten der einzelnen rumpfspannenden Muskeln, der Fascia thoracolumbalis und der Aponeurose der Bauchmuskeln (Linea alba) stellen den deutlichen Bezug zwischen Beckenboden und Zwerchfell her. Das kann jeder nachvollziehen, der bei voller Blase lachen muss. Vor allem die ruckartige Bewegung dieses kuppelartigen Atemhauptmuskels reicht bis ins Becken. Das Zusammenwirken dieser Partner aktiviert die Bauchpresse. Diese korsettähnliche Spannung lässt sich willkürlich ansteuern – sie ergibt sich aber auch automatisch (unwillkürlich), wenn wir beispielsweise husten. Beim Anspannen des Beckenbodens kann man diese Reaktionskette bis zum Zwerchfell spüren. Unser Protagonist kann willkürlich kontrahiert und entspannt werden, arbeitet jedoch großenteils unwillkürlich (autonom) – ein wichtiges Detail, denn seine überwiegend autonome Arbeit ist für uns lebensnotwendig.
ATMUNG Das Diaphragma ist ein wichtiger Atemmuskel. Kontrahiert, erzeugt es einen Unterdruck im Pleuraraum, der den Luftzustrom in die Lungen ermöglicht (Einatmung/
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Fotos: Fascial Coach.de
ZWERCHFELL-BECKEN-VERBINDUNG
Inspiration). Die zusätzliche Weitung des Brustkorbs findet durch eine gleichzeitige Kontraktion der äußeren Zwischenrippenmuskeln (Mm. intercostales externi) statt, die Rippen heben sich ähnlich dem Henkelschema eines herkömmlichen Eimers. In der Gegenbewegung entspannen sich die Partner, der Brustraum verkleinert sich praktisch automatisch durch die entstandenen „Rückstellkräfte“ sowie eine Aktivierung der restlichen Zwischenrippenmuskeln (Mm. intercostales interni + intimi, Mm. subcostales und M. transversus thoracis). Dies entlüftet die Lunge (Ausatmung/Expiration). Das Atmen kann natürlich von Hilfsmuskeln unterstützt werden. Die Unterstützer der Inspiration finden sich im Brust- und Halsbereich, während die Muskulatur zum Ausatmen vorwiegend der Bauchregion zugeordnet wird. Egal wie stark die Unterstützung auch sein mag, eine völlige Luftentleerung ergibt sich dadurch nicht. Trainieren wir die Ausatmung gezielt, unterstützen wir die Spannung der Rumpfmuskulatur (Powerhouse, Korsett-, Core-Spannung). Sie wird beim Lachen oder Husten spürbar. Eine zweite tolle Funktion des Zwerchfells: Die kurze, schnelle Kontraktion ermöglicht das Lachen, mit dem Glückshormone in den Körper ausgeschüttet werden. Das Zwerchfell erhöht bei einer Kontraktion den Bauchinnendruck und löst besagte Bauchpresse aus. Jede Zwerchfellbewegung bewirkt eine Bewegung der Organe. Nicht nur die Nieren legen so viele Meter täglich zurück, auch der Verdauungstrakt benötigt diese „Aufund Abbewegung“, um unseren Stoffwechsel gesund zu erhalten. Wir sollten dieses nützliche System fördern und fordern, es nicht einfach so hinnehmen, denn das kann schleichende Probleme auslösen.
W I D E R S TA N D S AT M E N A U F D E M R E D O N D O B A L L P LU S Lege den Ball zwischen Oberschenkel und Bauch. Die Beine sind leicht gebeugt, der Rumpf ruht auf dem Ball (A). Stütze dich erst einmal ab und beuge und strecke den Rumpf mit jedem Atemzug (B). Probiere verschiedene Varianten der Ein- und Ausatmung aus. Als Variante hebe die Arme in verschiedene brustkorböffnende Richtungen. Leichtere Variante: Fersensitz (C+D).
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TRAINING Ein Training für unser Zwerchfell wird oft als reines Atemtraining propagiert. Jede Bewegung des Rumpfes bewegt auch das Zwerchfell. Wir sollten es geschmeidig und funktionsfähig halten, indem wir abwechslungsreiche Körperpositionen und Bewegungsformen nutzen: Handstand, Seitstütz, Hängen, Gehen, Laufen, Tauchen, Singen etc. Ein bewusstes Atmen im Liegen, Stehen, Sitzen etc. entspannt das Zwerchfell. Bevorzugt die Nasenatmung, denn unsere urbane Mundatmung schwächt das Zwerchfell. Auch ein moderates, gut instruiertes Apnoetraining (Luft anhalten) hilft nicht nur dem Zwerchfell. Dies sollte aber nur mit gesunden Personen durchgeführt werden. Bluthochdruck und Schwangerschaft u. a. sind absolute Kontraindikationen!
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Fotos: Fascial Coach.de
AUSBLICK Nachdem der Beckenboden in dieser Folge schon kurz angesprochen wurde, stelle ich der nächsten Folge von „Gestatten“ die Anatomie des bindegewebig-muskulösen Bodens der Beckenschale vor und zeige Trainingsmöglichkeiten für den Beckenboden auf. W
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Fitness fürs Immunsystem Die Wirkung von Sport und Bewegung
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Dass regelmäßige Bewegung die Gesundheit positiv beeinflusst, ist schon lange bekannt und gewinnt gerade jetzt noch mehr an Bedeutung. Dr. Jens Freese und Co-Autor Sebastian Proschinger zeigen im zweiten Teil der Serie u. a., wie die Wirkung von Sport auf unser Immunsystem in der Forschung bewertet wird und welche Art von Training die Abwehrkräfte besonders stärkt.
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ereits zu Beginn des Lockdowns in der Coronapandemie Mitte März 2020 warnten Sportmediziner davor, dass durch Inaktivität in der Quarantäne mehr Menschen gesundheitlichen Schaden nehmen könnten als durch das SARS-CoV-2-Virus selbst. Dieser Aufruf verdeutlichte nicht nur die präventivmedizinische Bedeutung von Bewegung für die Gesundheit im Allgemeinen, sondern auch für die Leistungsfähigkeit unseres Immunsystems im Speziellen. Das Fehlen eines Impfstoffes und zugelassener Medikamente gegen ein neuartiges Virus hat uns allen in diesen ungewöhnlichen Zeiten schonungslos aufgezeigt, wie wichtig ein gut funktionierendes Immunsystem ist. Und Sport bzw. körperliche Aktivität beeinflusst unser Immunsystem maßgeblich.
WAS SAGT DIE FORSCHUNG? Obwohl bereits bis in die 1970er-Jahre Grundlagenforschung in der Sportimmunologie betrieben wurde, hat sich diese Fachdisziplin erst in den frühen 1980ern etabliert und seither diverse Schwerpunkte (z. B. Krebsforschung, neurodegenerative Krankheiten, Kognition) entwickelt. Aufgrund des technologischen Fortschritts in der wissenschaftlichen Methodik verstehen wir sowohl auf organischer als auch auf zellulärer Ebene immer besser, warum Sport eine gesundheitsförderliche Wirkung hat. Zumindest wissenschaftlich wird immer deutlicher, dass tägliche Bewegung so essenziell für unsere Gesunderhaltung ist wie Vitamin C – ein Nährstoff, den wir selbst nicht herstellen können und den wir deshalb täglich über die Nahrung zuführen müssen. Auch Bewegung muss dem Organismus gewissermaßen täglich zugeführt werden. Inzwischen ist auch die wissenschaftliche Basis dafür gelegt, dass Fitnesstraining im Hinblick auf die Entstehung und Progression vieler metabolischer, neurologischer und kardiovaskulärer Erkrankungen ein erheblicher präventiver und kurativer Effekt beigemessen wird – und an all diesen Erkrankungen ist unser Immunsystem direkt oder indirekt beteiligt.
SPORTIMMUNOLOGIE Im ersten Teil dieser zweiteiligen Serie haben wir das Immunsystem in seinen Grundzügen beschrieben. Die Komplexität und die Interaktionen mit anderen Systemen, wie vor allem dem Nerven- und Hormonsystem, füllen unzählige Fachbücher. Um nachvollziehen zu können, wie Bewegungsinterventionen (Ausdauertraining, Krafttraining etc.) auf das Immunsystem wirken, ist eine kurze Einführung in die Sportimmunologie notwendig. Vor diesem Hintergrund soll dieser zweite Teil einen Einblick in das schon länger bekannte, aber in der Praxis noch immer unterschätzte Wechselspiel zwischen Sport und Immunsystem geben.
OPEN-WINDOW-EFFEKT Im Breiten- und Leistungssport hält sich die weitverbreitete Annahme, dass lang andauernde und intensive Bewegung die Funktion des Immunsystems vorübergehend beeinträchtigt und damit die Infektionswahrscheinlichkeit
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erhöht. In der Literatur ist dieser Effekt als „OpenWindow-Effekt“ beschrieben. In den 1980er Jahren postuliert, findet dieses Konzept auch heute noch immer viel Zuspruch. Aktuell wird dieses Paradigma allerdings grundlegend infrage gestellt und in der sportimmunologischen Forschung kontrovers diskutiert. Die Zweifel beziehen sich vor allem auf Durchführungsmängel von Studien in der Vergangenheit sowie Fehlinterpretationen in der Kinetik (Mobilität) von Immunzellen nach akuten Belastungen. Die Tatsache, dass die im Blut zirkulierende Menge vieler Zellarten (v. a. natürliche Killerzellen, T-Helferzellen, neutrophile Granulozyten) des Immunsystems während einer akuten Belastung ansteigt und nach Belastung unter den Ausgangswert fällt, führte zunächst zu der Vermutung einer bewegungsinduzierten Immunsuppression, also einer Hemmung der Immunkompetenz. Immer mehr Untersuchungen konnten inzwischen nachweisen, dass die Konzentration der Immunzellen nach Belastung zwar im Blut absinkt, aber sie sterben keineswegs ab. Stattdessen migrieren sie in umliegendes Gewebe, um ihrer überwachenden und reparierenden Funktion in oder an Organen bzw. Gewebearten nachzukommen.
MIGRATION INS GEWEBE Die Sportimmunologie konnte zudem belegen, dass aktivierte Immunzellen überwiegend in Gewebe migrieren, die eine Grenzschicht zur Außenwelt darstellen, wie Lunge, Haut und Darm. Zudem sorgt diese bewegungsinduzierte Umverteilung der Immunzellen dafür, dass die zytotoxischen natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) in z. B. Tumorgewebe einwandern und dort effektiv gegen entartete Zellen vorgehen können. Eine bis dato unveröffentlichte Forschungsarbeit des Instituts
D I E I N T E N S I TÄT M A C H T ‘ S ? Viele Studienergebnisse heben die positiven Effekte hoher Trainingsintensität auf unser Immunsystem hervor. HIIT z. B. wird von diversen klinischen Gruppen nicht nur gut vertragen, sondern scheint auch das Immunsystem stärker zu beeinflussen als Ausdauertraining. So konnte an Menschen mit Multipler Sklerose gezeigt werden, dass HIIT ein Protein im Blutserum senkt, das den Übertritt von aktivierten Immunzellen aus dem Blut in das zentrale Nervensystem fördert und dort die MS-typischen Entzündungen begünstigt.
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für molekulare Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule wies darüber hinaus nach, dass akute Belastungen die zytotoxische Funktion der NK-Zellen intensitätsabhängig erhöhen. Dieser Effekt hält nach Belastung für etwa eine Stunde an, d. h., je intensiver die körperliche Belastung durch Sport bzw. Training ist, desto stärker scheint der Anti-Tumor-Effekt zu sein.
SPORT GEGEN ALTERUNG Statistisch gesehen, nimmt das Aktivitätslevel in der westlichen Welt mit zunehmendem Alter deutlich ab, was mit vielen altersbedingten Erkrankungen, wie z. B. Sarkopenie (Verlust von Muskelmasse) oder Osteoporose (Verlust von Knochenmasse), assoziiert wird. Diese schleichende Degeneration ist teilweise altersbedingt, beruht aber maßgeblich auf Bewegungsmangel und begünstigt über die Jahre den Zustand einer sogenannten Multimorbidität, also das Auftreten vielfältiger Symptome am Bewegungsapparat und an anderen Organsystemen gleichzeitig. Auch unser Immunsystem altert. Seine abnehmende Fähigkeit, adäquat auf Krankheitserreger wie Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze etc. zu reagieren sowie ausreichend Antikörper nach einer Impfung zu entwickeln, wird im Fachjargon als Immunoseneszenz bezeichnet. Herabgesetzt sind hierbei hauptsächlich die Anzahl und die Funktion der T-Lymphozyten. Eine aktuelle Übersichtsarbeit unterstreicht die Relevanz von körperlicher Aktivität als effektive Strategie, die Immunoseneszenz in Teilen wieder umzukehren und damit nicht nur das Infektionsrisiko zu senken, sondern auch den Impfschutz zu verbessern. Auch wenn eine Verjüngung des Immunsystems und damit seiner Funktion zumindest teilweise möglich erscheint, ist die Erforschung des präventivmedizinischen Einflusses lebenslanger Bewegung auf die Alterung des Immunsystems ein aktueller Schwerpunkt in der Sportimmunologie.
ERNÄHRUNG UND ÜBERTRAINING In den vergangenen Jahren erschienen detaillierte wissenschaftliche Übersichtsarbeiten, die den Aspekt einer nährstoffreichen und sportartspezifischen Ernährung in den Mittelpunkt stellten. Dabei geht es u. a. um den unterstützenden Effekt einiger ausgewählter Nahrungsinhaltsstoffe (Mineralstoffe, einzelne Amino- bzw. Fettsäuren, Zusammensetzung der Makronährstoffe) auf die Immunfunktion. Die Fachdisziplin Immunonutrition existiert bereits seit Ende der 1940er Jahre, findet aber erst seit Kurzem wieder mehr Beachtung im wettkampforientierten Sport. Das hat vor allem den Hintergrund, dass Leistungssport-
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KERNBOTSCHAFTEN • Die Dosis macht das Gift: Unser Immunsystem lässt sich über abwechslungsreiche Trainingsprogramme (Ausdauer, Koordination, HIIT) ebenso stimulieren wie alle anderen Körpersysteme. Welche Dosis Bewegung bzw. Training gesund ist und welche in eine katabole Situation bzw. ins Übertraining führt, lässt sich pauschal nicht beantworten und ist Gegenstand aktueller Studien. • Die Immunoseneszenz lässt sich durch die tägliche Dosis Körperbewegung positiv beeinflussen. Mit anderen Worten: Die Alterung des Immunsystems kann durch ein adäquates Fitnessprogramm gebremst werden, wodurch Infektionen im Alter − in Verbindung mit immunogen wirksamen Mikronährstoffen − milder ablaufen. • Die Forschung offenbart immer deutlicher, dass die Belastungsintensität ein entscheidender Faktor ist, um das Immunsystem zu stimulieren. Das bedeutet, dass medizinische Fitnessprogramme Intervallprinzipien beinhalten sollten, die sich am Fitnesslevel des Kunden bzw. Patienten orientieren müssen. Wir wissen, dass hochintensives Training ohne adäquate Regeneration zu lokalen und systemischen Entzündungen führen kann, die der Nährboden für Übertrainingszustände sind. Konsequenz: CrossFitter, Bodybuilder, Kraftsportler etc. sollten nicht auf LowImpact-Ausdauertraining verzichten. • Die psychophysische Regeneration von hohem Trainingsumfang und/oder hohen Intensitäten, das Auskurieren lokaler Entzündungen in den trainingsbelasteten Geweben wie Muskulatur, Knochen etc., die Aufrechterhaltung der zur Abwehr von Viren, Bakterien und Umwelttoxinen wichtigen Schleimhäute im Darm und in den Atemwegen – für all das benötigt der Körper Mikronährstoffe. Die wichtigsten sind Omega-3-Fettsäuren, die Vitamine C und D, die Aminosäuren Glutamin und Arginin, Colostrum sowie Pro- und Präbiotika.
ler vielen Stressoren ausgesetzt sind, die die Immunfunktion beeinträchtigen bzw. stark belasten können (verminderte Schlafqualität/-quantität, Langstreckenflüge mit Verschiebung des Biorhythmus, hohe Trainingslast und -frequenz bei oft nicht ausreichender Regeneration, Nähe zu infektiösen Zuschauern etc.).
KLARE EVIDENZ FEHLT Die Studienzahl wächst rapide, doch für viele Mikro- und Makronährstoffe fehlt aktuell noch die klare Evidenz. Vor Kurzem konnten Wissenschaftler demonstrieren, dass z. B. Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) nach einer akuten hochintensiven Belastung positiv auf das Immunsystem einwirken. In einer weiteren Untersuchung wurden insgesamt 60 Proteine identifiziert, deren Konzentration im Blut nach wiederholtem intensivem Training stark ansteigt. Nach zwei Ruhetagen waren 13 Proteine immer noch erhöht. Die Mehrheit dieser Proteine besitzen immunologische Eigenschaften. Bis geeignete Biomarker zur Identifizierung eines Übertrainingszustands zur Verfügung stehen, ist es aber noch ein langer Weg, der Validierungen und Studien an vielen Athleten bedarf. Erste Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass immunologische Prozesse maßgeblich am Übertrainingszustand beteiligt sind.
AUSBLICK Das Wissen um den Einfluss von Bewegung bzw. Training auf das Immunsystem ist in den letzten beiden Jahrzehnten exponentiell gewachsen und
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hat viele Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten hervorgebracht. Die stetige Verbesserung der o. g. Technologien lässt hoffen, dass die sportimmunologischen Effekte im Menschen in absehbarer Zeit noch genauer verstanden werden, um praxisrelevante Konsequenzen davon abzuleiten. Dieser Erkenntnisgewinn wäre nicht nur für leistungssteigernde Effekte wertvoll, sondern auch für die Prävention und insbesondere für die Rehabilitation chronischer Erkrankungen im Sinne eines immunologisch wirksamen medizinischen Fitness- und Gesundheitstrainings. W
DR. RER. NAT. JENS FREESE
SEBASTIAN PROSCHINGER
Der Autor ist Chefausbilder der Deutschen Trainer Akademie sowie Leiter des Dr. FREESE INSTITUTE für Sportund Ernährungsimmunologie.
Doktorand in der Abteilung Molekulare und Zelluläre Sportmedizin im Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln.
www.dr-freese.com
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Coaching vs. Psychotherapie Wo liegt die Grenze?
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Personal Trainer sind für ihre Klienten oftmals weit mehr als „nur“ Trainer. Hier können schnell Grenzen verschwimmen; der Trainer wird zum Gesprächstherapeuten. Yannik Lengenberg zeigt auf, wann du Klienten besser an einen Experten im Bereich Psychologie verweisen solltest.
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ei regelmäßigem Kontakt mit Kunden nehmen Trainer und Coaches schnell die Rolle eines medizinischen Ratgebers oder psychologischen Betreuers ein. Doch Vorsicht! Der Grat zwischen Coach und Psychotherapeut ist schmal und darf keinesfalls überschritten werden. Wer so eng mit seinen Kunden zusammenarbeitet wie ein Personal Trainer, der wird gelegentlich auch mit schwierigen persönlichen Schicksalen oder sogar psychischen Erkrankungen konfrontiert. Wer seinen Beruf ernst nimmt und sich zusätzlich im Bereich Coaching ausbilden lässt, dem fällt es leichter, auf betroffene Klienten einzugehen und zwischen der Rolle des Trainers oder Coaches und dem Arbeitsbereich eines Psychotherapeuten klar zu differenzieren. Hierzu gehört auch, sich seiner rechtlichen Lage bewusst zu werden und zu wissen, wo die Grenzen einer Coachingintervention liegen.
WO LIEGEN DIE UNTERSCHIEDE? Der primäre Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie liegt nicht etwa in den angewandten Methoden oder Techniken; diese können sehr ähnlich sein und sich meist nur im Ausmaß bzw. in der Ausgangslage des Klienten unterscheiden. Coaching allerdings richtet sich an „gesunde“, Psychotherapie eher an „kranke“ Menschen. Rechtlich gesehen bedarf es in Deutschland der „Zulassung zur Ausübung der Heilkunde“, um eine Diagnose zu stellen, eine Therapie durchzuführen und ein psychologisches Leiden zu heilen. Handelt es sich zum Beispiel um psychische Erkrankungen, um Medikamenten-, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit oder um die umfassende Betrachtung der Lebensgeschichte eines Menschen, finden wir uns im Wirkungsfeld eines Arztes, Psychologen oder Psychotherapeuten wieder. Das bedeutet, dass du als Trainer bzw. Coach rechtlich illegal handelst und dich sogar strafbar machst, wenn du eine Diagnose äußerst wie zum Beispiel: „Das hört sich alles nach einer bipolaren Störung an.“ Das gilt auch, wenn du nach einer Verdachtsdiagnose gefragt wurdest. Daher solltest du Aussagen dieser Art tunlichst vermeiden.
WAS IST ERLAUBT? Es gibt die unterschiedlichsten Szenarien und Lebenssituationen, in denen Personal Trainer von Kunden nach einem Rat oder nach ihrer Meinung gefragt werden. Oftmals ist allein der gedankliche Austausch mit einer unabhängigen Person, wie z. B. einem Personal Trainer, sehr hilfreich. Um dir zu verdeutlichen, was du ohne Probleme tun kannst, nachfolgend drei beispielhafte Szenarien: Beispiel 1: Bei einer Kundin stagniert eine Phase der Betreuung. Die Kundin sagt dir, dass sie gerade
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Der Grat zwischen Coach und Psychotherapeut ist schmal und darf keinesfalls überschritten werden.
persönlich sehr stark unter Stress stehe, da der Scheidungskrieg mit ihrem Ehemann ihr jegliche Kraft nehme. Hier ist es völlig angemessen, in Momenten der tiefen Niedergeschlagenheit zuzuhören, gut zuzureden und gemeinsam im Rahmen eines Personal Trainings nach Bewältigungsstrategien zu suchen, um wieder Kraft zu finden und das Programm weiter zu verfolgen. Beispiel 2: Ein Kunde zeigt nach wiederholten Versuchen der diätischen Intervention keine Erfolge, zeigt sich kraftlos, überfordert und insgesamt sehr negativ. Alle Versuche werden immer nach kürzester Zeit abgebrochen und als immer wiederkehrendes Scheitern wahrgenommen. Hier stehen dem Kunden möglicherweise negative Glaubenssätze im Weg. Bist du ein gut geschulter Coach, kannst du ihm eine Coachingsession anbieten, bei der ihr Strategien erarbeitet, die ihm die Fähigkeit verleihen, der vereinbarten Diät besser zu folgen. Beispiel 3: Eine Kundin äußert sich sehr selbstverurteilend. Zu manchen Trainingseinheiten erscheint sie völlig kraftlos. Sie mag sich nicht im Spiegel betrachten und hat Angst davor, mehr zu essen. Hier ist das Hinzuziehen eines psychologischen Experten erforderlich, um ein mögliches Krankheitsbild auszuschließen und ggf. eine weitere Beratung einzuleiten.
FEHLENDE FÄHIGKEIT ZUM SELBSTMANAGEMENT Ein gutes Indiz für die Notwendigkeit einer psychotherapeutischen Betreuung ist der teilweise Verlust der Fähigkeit zum Selbstmanagement. Es geht in einer solchen Therapie primär darum, dem Hilfesuchenden wieder zu einem gesunden Maß an psychischer Gesundheit zu verhelfen. Ein Coach hingegen hat zumeist die Aufgabe, eine bestimmte Lebenssituation oder die persönliche Leistungsfähigkeit zu verbessern bzw. zu optimieren. Hierbei muss er auf intakte Selbstregulationsfähigkeiten seines Kunden zurückgreifen, um wirkungsvoll arbeiten zu können. Was aber, wenn sich in einer 1-zu-1-Situation der Verdacht erhärtet, dass der Kunde größere bzw. tiefgreifendere Probleme hat als ursprünglich erwartet?
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1. Schritt: Wenn du die Vermutung hast, bei deinem Klienten könnte eine psychologische Störung vorliegen, empfiehlt sich als Erstes eine gründliche Recherche und der Austausch mit einem Experten, um den Verdacht erhärten oder ausschließen zu können. Recherchieren kannst du diesbezüglich innerhalb kürzester Zeit im „Taschenführer ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen“. Hier findest du alle notwendigen Informationen zum Abgleich von Symptomen. 2. Schritt: An zweiter Stelle steht die Einordnung des Einflusses auf die eigene Arbeit. Fehlen dem Kunden beispielsweise entscheidende selbstregulatorische Fähigkeiten, kann das eine diätische Betreuung massiv einschränken. Bei einer Essstörung kann es z. B. vorkommen, dass sich der Kunde nicht von seinem zwanghaften Verhalten des Erbrechens oder des Nahrungsentzugs lösen kann – dies aber nicht mitteilt. Ein verzerrtes Selbstbild und tiefe Angstzustände können dazu führen, dass der Kunde nicht in der Lage ist, sich an die Vereinbarung zu halten, z. B. etwa 2 000 kcal pro Tag aufzunehmen und dies zu dokumentieren. Eine Depression geht unter anderem auch mit starken biochemischen Veränderungen unseres Hormonhaushalts einher, sodass ein intensives Training oder Aufgaben, die der Kunde zu Hause erledigen soll, das Energieniveau des Betroffenen weit überschreitet. Generell kann die Impulskontrolle stark herabgesetzt sein, wie z. B. sich mit Süßem zu belohnen, sich völlig zu verausgaben, sich durch Drogen zu betäuben usw. Hier fehlt die Fähigkeit zur Selbstregulation – und damit auch die Fähigkeit, erfolgreich an selbst gesteckten Zielen zu arbeiten. 3. Schritt: Falls sich der Verdacht einer ernsthaften Erkrankung erhärtet, solltest du beim Gespräch mit dem Kunden achtsam vorgehen. Es empfiehlt sich, passende Formulierungen zu finden – Begriffe wie „Arzt“, „Psychologe“ oder „Therapeut“ können Scham- und Angstreaktionen beim Kunden hervorrufen und sollten daher nicht gleich zu Beginn fallen. Hier zwei Vorschläge: YANNIK LENGENBERG „Mir sind im RahDer Sportwissenschaftler men unserer Zuund systemische Coach ist Mitinhaber von Valeo Personal sammenarbeit über Training in Bonn. Er arbeitet die letzten Stunden als Personal Trainer und Life Coach und leitet den ein paar Dinge aufBereich Psychologie der Valeo gefallen, bei denen Academy. ich denke, dass das www.valeostudio.de Hinzuziehen eines
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Experten hilfreich wäre. Darf ich Sie/dich bitten, diesen zurate zu ziehen?“ Oder: „Damit wir in Zukunft noch besser zusammenarbeiten können, wäre es meiner Meinung nach sinnvoll, ein paar Dinge durch einen Experten abklären zu lassen. Würden Sie/Würdest du diesen einmal kontaktieren?“ 4. Schritt: Sollte der Kunde auf eine weitere Zusammenarbeit mit Adressierung eines Problems außerhalb des Kompetenzbereichs des Trainers und Coaches bestehen, ist diese abzulehnen. Auf gar keinen Fall und auch nicht auf Nachfrage des Kunden hast du als Trainer die Berechtigung, eine „psychische Erkrankung“ zu therapieren.
RÜCKSPRACHE MIT THERAPEUTEN Ist der Kunde hingegen schon bei einem Therapeuten in Behandlung, kommuniziert dies auch offen und wünscht sich aber darüber hinaus noch eine weitere gesundheitliche, fitnesstechnische oder diätische Betreuung durch dich als Coach bzw. Trainer, ist dies in kurzer Absprache mit dem behandelnden Therapeuten meist machbar. Beachte jedoch, dass hier die ärztliche Schweigepflicht gilt.
NETZWERK AUFBAUEN Personal Trainer ist ein facettenreicher Beruf, der eines breiten Sets an Skills bedarf. Es liegt in unserer Verantwortung, dieses so gut wie möglich zu überblicken, um innerhalb unseres Kompetenzbereichs so gut wie möglich wirken zu können. Um zu gewährleisten, dass du deinem Kunden schnell und kompetent weiterhelfen kannst, empfiehlt es sich, ein gutes Netzwerk mit Psychologen, Psychotherapeuten und Ärzten aufzubauen. Einen Psychotherapeuten und einen Facharzt für Psychiatrie sehe ich für das berufliche Set-up eines Personal Trainers und Coaches als unentbehrlich. Hier gibt es natürlich auch unterschiedliche Schwerpunkte. Meiner Erfahrung nach stehen hier die Themen „Essstörungen“, „Angststörungen“, „Depression“ und „Suchtmittelmissbrauch“ ganz oben auf der Liste. Solltest du selbst keine professionelle Coachingausbildung absolviert haben, gehört in dein Netzwerk definitiv ein Coach, der Kunden in schwierigen persönlichen Lebenslagen begleiten kann. Eine Scheidung, der Verlust eines nahestehenden Menschen oder eine berufliche und/oder persönliche Krise kommt immer wieder vor. Die Arbeit mit einem Coach kann deinem Kunden helfen, wieder schnell Kraft zu finden und mehr Energie in das Personal Training stecken zu können, sodass deine Arbeit richtig greift. Für dich und für deine Kunden! W
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Join the TECHNOGYM Trainer Community! Die Aus- und Weiterbildung in der Fitness- und Wellnessbranche sind fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie von Technogym. Bereits seit dem Jahr 2002 bildet Technogym Personal Trainer und Experten aus der Branche durch sein eigenes Wellness Institut aus.
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it seiner über 30 Jahre langen Erfahrung fördert Technogym die berufliche Weiterbildung durch gezielte Schulungen. Der Fitnessgerätehersteller nimmt seine Rolle als globaler Wellness-Botschafter sehr ernst. Die Weiterbildung beinhaltet ein innovatives Lernsystem, zu dem eine strukturierte Ausbildung, sowie Schulungen, individuelle Betreuung und Support zählen. Um einen erstklassigen Service bieten zu können, unterstützt Technogym seine Kunden und Endnutzer regelmäßig durch die Vermittlung von Produktwissen. 10.000 Technogym Trainer und Betreiber verbessern jedes Jahr ihre Fähigkeiten durch die Schulungsmaßnahmen. Der Gerätehersteller bietet Trainern und Einrichtungen weltweit zertifizierte Schulungen vor Ort sowie Online-Kurse in 18 Sprachen an. Der Weg zur Trainerausbildung bei Technogym ist sehr umfassend. Er zielt darauf ab, Trainern sowie auch Betreibern praktische und theoreti-
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sche Kenntnisse über die Trainingsmethodik und die Produktwelt von Technogym zu vermitteln. Die handverlesenen Trainer, welche für das Unternehmen die Schulungen leiten, werden „Technogym Educator“ genannt und im Vorfeld sorgfältig sowie umfangreich auf ihre Tätigkeit vorbereitet, bevor sie erstmalig kundenseitig Schulungen durchführen dürfen. Als Teil der Educator Community von Technogym stehen ihnen zahlreiche Vorteile zur Verfügung, wie beispielsweise eine weltweite Vernetzung mit anderen geprüften und zertifizierten Ausbildern, die kontinu-
SASCHA LINZ PT Network & Training Manager E-Mail: slinz@technogym.com
ierliche Weiterentwicklung ihres Wissensstandes durch regelmäßige, von Technogym zur Verfügung gestellte Trainingsinhalte als auch Updates zu neuen und bestehenden Produkten des Portfolios. Auch die Trainerteams der Betreiber, welche sich für Technogym Geräte entschieden haben, erhalten die Möglichkeit, ihr Wissen durch das Schulungsteam von Technogym zu erweitern, um dem Endverbraucher ein bestmögliches Trainingserlebnis bieten zu können. Als digitaler Wellness Experte hat Technogym es sich zur Aufgabe gemacht, innovative und erfolgreiche Schulungskonzepte weltweit zu etablieren. Hierbei verfügt das Unternehmen über unterschiedliche Schulungsformen, wie z. B.: Online-Schulungen, 1:1 Trainings und Kleingruppen- Schulungen. Hat dieser Artikel Ihr Interesse geweckt? Werden Sie Teil der Community! Bewerben Sie sich jetzt bei uns! W
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Expertenforum „Functional Training“ Am Donnerstag, den 2. Juli, fand das kostenlose Expertenforum zum Thema „Functional Training“ statt – aufgrund der Coronakrise diesmal online als Webinar. Neben einem moderierten Talk versierter Fachleute zeigte Keynote Speaker Stefan Liebezeit auf, wie die FT-Fläche in Coronazeiten sinnvoll genutzt werden kann und welche Möglichkeiten der FT-Bereich für Studios aktuell bietet. Als Experten waren Niko Romm, Sascha Linz (Technogym), Denis Busch (FT-CLUB HQ) und Daniel Haymann (Fitness4you – Bodensee) mit dabei. Im Bild links ist die Expertenrunde des vergangenen Expertenforums im Januar zu sehen. ➜ w w w.bodylife-medien.com/ events
D E U T S C H E S P O R TA K A D E M I E
Online-Kampagne
PERFORM BET TER EUROPE
Online-Summit Zum ersten Mal fand vom 12. bis 14. Juni der Functional-Training-Summit von Perform Better Europe in digitaler Form als Live-Konferenz statt. An dem dreitägigen Programm beteiligten sich Größen des Functional Trainings aus den USA wie Michael Boyle, Kelly Starrett, Gray Cook und Martin Rooney. Lars Lienhard, Patrick Meinart und Eberhard Schlömmer beeindruckten mit ihren deutschsprachigen Vorträgen ihre Zuhörer ebenso wie alle anderen Referenten. Über 850 angemeldete Teilnehmer nutzten das digitale Wissensupgrade. Der nächste FT-Summit wird im Juni 2021 hoffentlich wieder wie geplant vor Ort in München stattfinden.
Im Mai startete die Deutsche Sportakademie ihre kostenfreie Online-Kampagne „21 Tage Achtsamkeit“. Gezeigt werden verschiedene Wege und Übungen, um die aktuelle Krisensituation als Chance für sich zu entdecken, durch Achtsamkeit sich selbst im Hier und Jetzt bewusst zu erleben und gelassener und glücklicher zu werden. Als Lernmedien kommen Webinare, ein Blog, Social-Media-Kanäle, der neue Podcast der Deutschen Sportakademie sowie ein individuelles Achtsamkeitstagebuch zum Einsatz. Infos und Anmeldung online. ➜ w w w.deutschespor takademie.de
➜ w w w.ft-summit.de
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Fotos: bodyLIFE Medien GmbH; Perform Better Europe; FranchisePORTAL GmbH; Indoor Cycling Group; IFAA GmbH; Deutsche Sportakademie
News
BODYLIFE MEDIEN GMBH
PERSONAL TRAINING
KARRIERE
B O DY L I F E M E D I E N G M B H / F R A N C H I S E P O R TA L G M B H
„TMX Master“-Au Das passende Franchise finden TMX Trigger GmbH | Die Stand Foto: TMX Trigger GmbH
In Kooperation mit dem FranchisePORTAL hat bodyLIFE Medien den fest: EsFrangeht nach Hamburg, chiseKOMPARATOR bereitgestellt. Interessenten an einem Franchisesystem bildung beinhaltet die Wissen ten und und maxiorthopädischen Kra können alle gängigen Franchiseanbieter der Branche auswählen dem TMX Trigger mal vier direkt miteinander vergleichen. Studiobetreiber und ketten Trainer und können diagnostische Faszien-Testu auf diese Weise das bestmögliche auf sie zugeschnittene Konzept für ihr besteht aus einem Theorie- u Business finden.
www.tmx-trigger.de
➜ w w w.bodylife.com
Digitales Networking Mit dem neuen „ICG Online Hub“ präsentiert die Indoor Cycling Group ihre neue digitale Plattform für Instruktoren und Cycling-Enthusiasten rund um den Globus. Neben Cycling-Know-how und Trainingsinspiration bietet der „Online Hub“ die Möglichkeit zum Gedanken- und Meinungsaustausch, zum Networking und zur Weiterbildung. Die Plattform besteht aus folgenden Komponenten: der Online Academy, dem Global ICG Instructor Club, der kostenlosen ICG App sowie dem ICG Workout Builder. ➜ w w w.teamicg.online
PERFORM BET TER EUROPE
Innovatives Rollbrett FT-Conference
rollholz OG | Mit dem neuen Rollbrett „Wellenreiter“ lässt ihre Premiere sichDie dieFunctional-Training-Conference Balance in Kombination mit hat Stabilität und Kraft vom 23. bis Oktober wird Kombinatrainieren. Das25. Brett wiegt2020. 3 100Geboten g und ist auseine Birke geferVeranstaltungen vor Ort und digitalen in tigt.tion Dieaus Form ähnelt der eines Surfbretts. Als Inhalten Unterlage 20 Theorieund Praxisvorträgen den Themen für über das Rollbrett können Rollhölzer oderzu Kugeln mit einem „Functional Training“, Rehab“, „PT Business“, Durchmesser von 7 bis„Functional 10 cm verwendet werden. Das Rollbrett gibt es einzeln für Euro oderMovement“. im Trainings-Set „Functional Nutrition“ und99 „Functional Diese mitwerden weiteren für 275 zu kaufen. vonTools Speakern ausEuro Europa wie Niko Romm, www.rollholz.com Patrick Meinart, Thomas Korompai, Stefan Liebezeit, Katja Graumann, Berengar Buschmann, Dr. Lutz Herdener und Vero Vegas präsentiert. Die Conference findet im FT-Club München statt, Tickets sind für 149 Euro erhältlich. ➜ w w w.ft-conference.de
ß Foto: Eginhard Kie
INDOOR C YCLING GROUP
Buch Erfol Steu auf d 147 E www
I FA A G M B H
IFAA Prime Plus
Foto: rollholz OG
Die IFAA hat den neuen Service „IFAA Prime Plus“ im Programm. Das neue Community- und Mehrwertangebot ist die deutlich umfassendere Generation des bisherigen Trainernetzwerks „IFAA Prime“. Was ursprünglich als Online-Plattform für Informations- und Education-Videos startete, haben die Leiter Jutta Schuhn und Marcel Kuhn inhaltlich und konzeptionell nun zu einem vollumfänglichen Trainerportal mit umfassendem Portfolio und vielen Vorteilen und Benefits für Fitnessprofis weiterentwickelt.
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Link-Tipp Besuchen Sie uns unter: www.trainer-magazine.com/ist
➜ w w w.ifaa.de/prime
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trainer 6/2019
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Der professionelle Biohacker und Gründer von „Flowgrade“ kommt ursprünglich aus dem Basketball-Profisport. Im Interview erzählt Max Gotzler, was ihn an Biohacking so fasziniert und wie Sportler mit dieser Methode ihre Leistung und Regeneration verbessern können.
Wie hat deine Karriere als Basketballer ausgesehen?
Geburtsdatum
16. August 1984
Geburtsort
Weilheim
(Oberbayern)
Wohnort
München
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Meine Leidenschaft für Basketball entwickelte sich schon mit 5 Jahren. Gestartet habe ich beim TSV Weilheim und bin dann später zum FC Bayern München in die Jugend gewechselt. Mit 18 wurde ich dann eingeladen, am Rookie Allstar Game teilzunehmen, einer Auswahl der besten Nachwuchsspieler in Deutschland. Am Ende konnte ich den legendären Coach Dan Miles vom Oregon Institute of Technology mit meinem Spiel davon überzeugen, mir ein Stipendium anzubieten. Nach zwei Jahren in der NAIA bin ich dann in die höchste amerikanische College Lige, die NCAA Division I, an die Boston University gewechselt. Nach meiner Zeit in den USA hat sich allerdings meine Leidenschaft für das Unternehmertum entwickelt. Ich habe dann noch eine Zeit lang in der zweiten Liga gezockt, hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon andere Ziele.
herum, die alle das Ziel verfolgten, ihren Körper und Geist durch das Messen von diversen Parametern besser zu verstehen. Mit den erhobenen Daten hat man dann mehr und mehr versucht, Körper und Geist zu optimieren. Biohacking war sozusagen die logische Folge nach der Selbstvermessung.
Was genau versteht man unter „Biohacking“? Kurzum: die wissenschaftliche Kunst der biologischen Potenzialentfaltung. Das Wort setzt sich zusammen aus den zwei Begriffen „Bio“ für Biologie und „Hacking“, eine Art der Entschlüsselung. Zusammengenommen erhält man also eine Methode der biologischen Selbstentschlüsselung. Die inneren biologischen Prozesse des Körpers in Zusammenhang mit den äußerlichen Umwelteinflüssen besser zu verstehen und sinnvoll zu verändern – genau darum geht es beim Biohacking.
Wie bist du auf das Thema „Biohacking“ gestoßen?
Was hat dich dazu bewogen, Psychologie zu studieren?
Meinen ersten Kontakt damit hatte ich 2013 auf der Quantified Self Conference in Amsterdam. Die Selbstvermessungsszene war damals Vorläufer der Biohacking-Welt. Dort trieben sich Menschen
Bevor ich überhaupt wusste, was ich studieren will, hatte ich ja bereits ein Sportstipendium. Der Bereich Psychologie interessierte mich, nicht zuletzt, weil er auch im Leistungssport eine so große Rolle spielt.
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Fotos: Generation Athletic
Interview
Max Gotzler
KARRIERE
Im Nachhinein kann ich sagen, dass es für mich die richtige Wahl war, denn auch heute noch beschäftigen und interessieren mich vor allem verschiedene Bewusstseinszustände, wie z. B. der Flow-Zustand.
Welche wichtigen Erkenntnisse hast du aus dem Studium mitgenommen? Mich auf das zu konzentrieren, was ich selbst kontrollieren und verändern kann! Wenn man in den USA als Sportler studiert, dann lernst du schnell, wie wichtig ein hohes Maß an Disziplin und Durchsetzungsfähigkeit ist. Aus dem Studium selbst habe ich vor allem die Fähigkeit mitgenommen, mich zu präsentieren. In den USA wird generell großes Augenmerk auf die Fähigkeit gelegt, sich selbst und seine Inhalte zu vermarkten. Das hat mich indirekt schon darauf vorbereitet, auf Bühnen zu stehen, so, wie ich es heute tue.
Was sind für Trainer die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Biohacking? Für Trainer bietet die Welt des Biohacking sicherlich viel neue Inspiration, da sich Biohacker auch viel mit noch recht unerforschten Themen auseinandersetzen. Eine Erkenntnis, die ich für noch wichtiger halte, ist die noch individuellere Anpassung eines Trainings an die jeweilige
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Person. Je nach Alter, Geschlecht, Beruf, Familienstand und Lebensumständen können Menschen unterschiedlich auf Ernährungsweisen und Trainingsmethoden reagieren. Es gibt zum Beispiel eine spannende Studie, die herausgestellt hat, dass manche Menschen aufgrund unterschiedlicher Darmbakterien auf Weißbrot mit einer Blutzuckerspitze reagieren und andere nicht. Die Zukunft liegt nach wie vor in der zunehmenden Individualisierung. Dazu messen schon viele Leute ihre Körperdaten. Ein Trainer kann diese nutzen, um seine Arbeit mit dem Kunden weiter anzupassen und zu optimieren.
Wie können Sportler von Biohacking profitieren? Für Sportler gibt es immer mehr Möglichkeiten, ihre Leistungsfähigkeit zu steigern und ihre Regeneration zu beschleunigen. Der Schlüssel liegt hier in der richtigen Auswahl der Methoden, die für den jeweiligen Sportler mit seinem spezifischen Ziel in der aktuellen Trainingsphase optimal greifen. Hier ist eine große Errungenschaft, sich selbst mehr und mehr beobachten zu können. Ich habe von Sportlern schon sehr oft gehört, wie wertvoll die Beobachtung ihrer Schlafdaten für sie ist. Ein weiterer interessanter Parameter für Sportler ist
die Herzratenvariabilität – HRV. Mit einer regelmäßigen Messung der HRV kann der Sportler u. a. die Trainingsintensität und die benötigten Erholungsphasen genauer bestimmen.
Welches Potenzial haben Meditationstechniken für Sportler? Für Sportler ist es besonders wichtig, stressbelastbar und emotional stabil zu sein. Die regelmäßige Meditation ist eine echte Superwaffe und es dauert nicht lange, bis sich Effekte zeigen. So haben zum Beispiel US-Psychologen herausgefunden, dass Versuchspersonen bereits nach nur vier Tagen Meditationstraining bemerkenswerte Fortschritte in den Bereichen Achtsamkeit, Gedächtnisleistung und kognitive Flexibilität verzeichnen konnten.
Wie ist deine Ernährungsphilosophie? Auf diese Frage antworte ich meist mit: „Ich bin Qualitarier.“ Ich ernähre mich möglichst frisch, regional, saisonal und vielfältig. Dazu esse ich gerne fermentierte Produkte für meine Darmbakterien. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Rhythmik. Zahlreiche Studien belegen, dass ein Essensfenster und feste „Mahl-Zeiten“ dem Organismus sehr gut tun. W
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KARRIERE
Zusatzleistungen im Boutique-Studio Stoffwechsel- und Leistungsanalyse
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as innovative und qualitativ hochwertige Konzept von Boutique-Studios und die Grundideen dahinter finden auf dem Gesundheits- und Fitnessmarkt immer größeren Anklang. Vor allem die Verwendung neuester Technologien, gekoppelt mit der Experimentierfreude im Trainingsprozess, vermittelt Spaß am Workout und bildet schnell eine positiv eingestellte Community. Das Hinterfragen von verstaubten und festgefahrenen Trainingsmethoden und das Beschreiten neuer, innovativer Wege hat zu Recht eine große Anziehungskraft. Das Segment der Körperanalytik in das tägliche Business zu integrie-
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Foto: DYNOSTICS
Stoffwechsel- und Leistungsanalysen haben in den letzten Jahren den Fitnessmarkt erobert und sind kein Privileg der Profisportler mehr. Warum gerade Boutique-Studios ihr Angebot sinnvoll durch solche Analysen erweitern können und wie sie davon profitieren, erklärt Manfred Günther.
KARRIERE
ren, ist in guten Boutique-Studios grundsätzlich gang und gäbe, da schnelle, automatisierte und App-basierte Messsysteme direkt der Startschuss in das Training sind, ohne ein langes Warten auf die individuellen Auswertungen in Kauf nehmen zu müssen. Die Kombination aus hochwertiger Betreuung des einzelnen Kunden und zeiteffizienten, abwechslungsreichen Trainingsinhalten ist sowohl für Sporteinsteiger als auch für erfahrene und ambitionierte Sportler hochinteressant. Einerseits stellt dies eine willkommene Möglichkeit dar, neuen Input in eingefahrene Trainingsstrukturen zu bekommen, und andererseits eine konstante persönliche Betreuung zu erhalten, damit die Übungen und Sessions auf höchstem Niveau durchgeführt werden und somit auch tatsächlich zum individuellen Ziel führen. Denn wie so oft im Leben geht es auch in der körperlichen Entwicklung nicht um „Viel hilft viel“, sondern mehr um die richtige Dosierung und eine hohe Bewegungsqualität, angepasst an das jeweilige Individuum.
QUALITÄT ANBIETEN Wenn es um den Anspruch geht, rein qualitativ so gut wie möglich mit dem Kunden zu arbeiten, sollte der erste Schritt stets die Bestimmung der aktuellen körperlichen Situation sein – einerseits in Bezug auf die Kraft- und Beweglichkeitsverhältnisse und andererseits, um einen individuellen Einblick in den Stoffwechsel und die aktuelle Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems des Kunden zu bekommen. Um diese wichtigen Informationen bezüglich der persönlichen Stoffwechselsituation und des Trainingszustands am schnellsten und genauesten zu erhalten, kommen seit vielen Jahren die Spirometrie (Messung der Atemgase in Ruhe) und die Spiroergometrie (Messung der Atemgase unter körperlicher Belastung) zur Anwendung. Über die Grundumsatzmessung – die Messung in Ruhe − kann die exakte Menge an verbrannten Kalorien und die Verteilung der Makronährstoffe bestimmt werden, wenn die Untersuchung unter standardisierten Bedingungen stattfindet. Auf Basis dieser gewonnenen Informationen werden direkte Schlussfolgerungen für die richtige Ernährung und die optimale Trainingsmethode gezogen. Um den Einblick in den körperlichen Status quo weiter zu schärfen und vor allem das Training optimal auf die Voraussetzungen des Kunden abstimmen zu können, sollte man die Atemgase auch unter Belastung analysieren. Der Kunde erfährt dadurch, in welcher Intensität das Training pas-
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send zu seinem Ziel sinnvoll ist und in welchen Pulsbereichen der aerobe Fettstoffwechsel bzw. das Training unter Sauerstoffschuld (anaerob) stattfindet. Auch hier steht die richtige Menge und Intensität an körperlicher Belastung im Vordergrund, die von Mensch zu Mensch stark variiert.
WAS KÖNNEN ANALYSEN LEISTEN? Zeiteffizientes und individuell angepasstes Training – das ist das Kernkonzept von Boutique-Studios. Deswegen sollten auch im Bereich „Stoffwechselmessungen“ Systeme angewandt werden, die von jedem Mitarbeiter einfach und am besten App-basiert bedient werden können. Zudem ist es wünschenswert, dass die Ergebnisse nach der Analyse in Echtzeit generiert werden, damit der Kunde keine Trainingssession mit dem vollen Fokus auf das schnelle Erreichen seines Ziels verliert. Das Thema „Digitalisierung“ und eine maximale Transparenz für den Kunden sind somit auch abgedeckt. Der „Trainingswillige“ sollte so früh wie möglich über seine persönliche Ausgangssituation informiert werden und ein Gefühl dafür bekommen, wo er aktuell steht und welcher Schritte es bedarf, um so gut strukturiert wie möglich loszulegen. Für den anstehenden Trainingsprozess sind diese Informationen essenziell, um den Kunden mit schnellen ersten Erfolgen zu begeistern und dadurch die Bindung auf Dauer zu gewährleisten. Die Stoffwechsel- und Leistungsanalyse ist ein optimales Tool für die Objektivierung des Vorher-Nachher-Vergleichs, was bei Boutique-Studios konzeptionell verankert ist. Der Kunde kann aufgrund standardisierter Testabläufe einen klaren Fortschritt seiner physiologischen Belastbarkeit und vor allem eine Verbesserung des Fettstoffwechsels nachvollziehen. Dies ist eine große Hilfe für die intrinsische Motivation und unterstützt einen dauerhaften, lebensbegleitenden Trainingsprozess. Die Erfahrung im Fitness- und Gesundheitsmarkt zeigt, dass der prozentuale Drop-out-Anteil gesenkt werden kann, wenn die Optimierung der körperlichen Skills bei voller Transparenz stattfindet. Das heißt, dass es tatsächlich von hohem Nutzen ist, dem Kunden konstant einen Einblick in sein Leistungsvermögen zu geben. Analysen etwa zwei- bis dreimal pro Jahr machen Sinn, die Untersuchungen sollten zügig vonstattengehen, einfach zu verstehen und vor allem für nahezu jeden Geldbeutel bezahlbar sein. Um sich von den klassischen Fitnessstudios abzuheben, versuchen Boutique-Studios, viele
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neue Wege und Ansätze in ihren täglichen Arbeitsalltag zu integrieren. Smartness und Mobilität sind hier die entscheidenden Eckpfeiler. Die Geschwindigkeit auf dem Weg in eine verbesserte körperliche Verfassung hängt in großem Maße von der Geschwindigkeit der Stoffwechselveränderung ab. Je schneller man diesen über gezieltes Bewegungsverhalten „in Schuss“ bekommt, desto mehr Motivation haben die Kunden auch am Training.
PRAKTISCHE DURCHFÜHRUNG DER ANALYSEN In der Praxis werden Stoffwechselanalysen sowohl in Ruhe als auch unter Belastung durchgeführt. Über die Atemgasanalyse im Ruhezustand kann der Proband wertvolle Informationen über seinen Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel gewinnen. Darüber können wiederum Rückschlüsse auf sein Ernährungs- und Trainingsverhalten gezogen und auch Empfehlungen in unterschiedliche Richtungen gegeben werden. Die Umsetzung erfolgt heute bereits smart, effizient und mobil: Der Proband atmet fünf Minuten in einer standardisierten Sitz- oder Liegeposition in das Atemgassystem, erhält Sekunden später sein individuelles Ergebnis und kann sofort beginnen, seine Ziele in die Tat umzusetzen. Vor allem für die konkrete Planung von sinnvollen und zielorientierten Interventionen in der Ernährungsumstellung ist diese Art von Analytik extrem wertvoll und ein Must-have. Im Fall der Belastungsmessung werden die Probanden entweder auf einem Radergometer oder einem Laufband durch einen Stufentest körperlich gefordert. So lässt sich herausfinden, in welchem Stadium der Anstrengung der Körper mit welchen Anpassungen reagiert. Vor allem die Bestimmung der individuellen anaeroben Schwelle (IAAS) hat eine zentrale Bedeutung. Sie zeigt an, bis zu welchem Zeitpunkt sich der Proband im Fettstoffwechsel befindet und ab wann dieser beginnt, in den sauren Kohlenhydratstoffwechsel zu wechseln. Für das gesundheitsorientierte Training, die Reduktion von Körperfett und die Steigerung der persönlichen Performance ist das Wissen über die individuellen Belastungs- und Pulsbereiche entscheidend, da nur auf diese Weise richtig dosiert und zeiteffizient trainiert werden kann. Diese Messungen nehmen ca. 20 Minuten in Anspruch; die Ergebnisse sind sofort auf dem Smartphone einsehbar. Viele weitere Daten wie die maximale Sauerstoffaufnahme bei maximaler Belastung (VO2 max) und die persönliche Regenerationsfähigkeit sind Teil der Analyse. All diese Parameter
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lassen den Trainierenden schneller sein Ziel erreichen und geben Trainern die Möglichkeit, Fehler in der Trainings- und Ernährungsplanung zu korrigieren.
BGM/BGF Für Boutique-Studios ist das Feld des Betrieblichen Gesundheitsmanagements/der Betrieblichen Gesundheitsförderung eine gute Plattform, um einerseits neue Kunden auf sich aufmerksam zu machen, andererseits neue Wege zu gehen. Vor allem in Kombination mit analytischen Ansätzen sind die Betriebe sehr offen, da man mit den Mitarbeitern faktenbasiert die Themen „Ernährung“ und „Bewegung“ angehen kann. Hier spielt die Mobilität des zum Einsatz kommenden Analysetools eine zentrale Rolle. Mitarbeiter eines Boutique-Studios sollten mit möglichst wenig Equipment möglichst viele Analyseformen abdecken und dem Firmenmitarbeiter direkt nach der Messung die Möglichkeit geben, ein kurzes Ergebnisgespräch zu führen und die weitere Vorgehensweise zu konkretisieren. Stoffwechselmessungen in Ruhe finden in diesem Fall häufig großen Anklang, da sie mit minimalem Aufwand verbunden sind und bezüglich der individuell richtigen Ernährung Klarheit bringen und Aufschluss geben.
FAZIT Die Wertigkeit einer guten Analytik wird in Boutique-Studios durch das große Fach-Knowhow verstärkt. Denn wenn es möglich gemacht werden kann, dass durch die Analytik die Arbeit des Trainers am Kunden unterstützt wird und diesem Informationen gibt, die er vorher über den Trainierenden nicht hatte, haben alle W gewonnen.
MANFRED GÜNTHER ist Diplom- Sportwissenschaftler und Sporttherapeut. Er ist „Head of Sport Science“ bei DYNOSTICS, einem smarten System zur Leistungs- und Stoffwechselanalyse.
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Mit BodyClub und EMS 4.0 den Fitnessmarkt neu denken EMS Training 4.0 mit BodyClub bedeutet auf Bewegung synchronisierte Elektromuskelstimulation der nächsten Generation. Ein völlig neues Sportgefühl mit funktionellen Trainingselementen – kabellos, trocken und deshalb hygienisch! Die patentierte Hardware von EasyMotionSkin schafft, in Kombination mit den innovativen BodyClub-Brainwarelösungen, einzigartige Möglichkeiten für PT-Lounges und Shop in Shop Lösungen ab 60 qm. Neben abwechslungsreichen und videounterstützten Trainingsinhalten sowie modernen Verwaltungstools macht BodyClub einfach mehr aus Micro-Studios: BodyClub eröffnet ein spannendes Businessmodell speziell für Neugründungen mit großem Gebietsschutz und als Point of Sale der EasyMotionSkin Private Edition steigerst du deine Umsätze.
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Boutique-Studio gründen und führen
Herausforderung und Chance 2010 haben Andreas Klingseisen und Tilo Petersdorf ein PT-Studio in München eröffnet. Im Interview sprechen sie u. a. über die Schwierigkeiten in der Gründungsphase und den Umgang mit den neuen Herausforderungen in Zeiten von Corona.
Wie kam es zur Gründung von MTMT? Tilo und ich haben uns während des Studiums der Sportwissenschaften in München kennengelernt. Es folgte ein gemeinsamer, mehr als zehnjähriger Weg des Studierens und Trainierens! Zusammen haben wir in unterschiedlichsten Einrichtungen gearbeitet. Von der Betreuung von Menschen mit Querschnittslähmung bis zu Olympioniken war so ziemlich alles dabei. 2009 war es dann so weit und wir haben final entschieden, etwas Eigenes zu machen. Was waren für euch die größten Hürden in der Gründungsphase? Definitiv die Finanzierung – nicht die Höhe der Summe, die wir aufgenommen haben, vielmehr dieser zähe, für uns zu diesem Zeitpunkt absolut neue Prozess an sich. Wir mussten damals schon ganz schön die Hosen runterlassen und waren an einigen Themen schlichtweg zu uninteressiert. Wie sollten wir auch bei all dem wichtigen Training noch Kapazitäten für eine Marktanalyse oder das Schreiben eines Businessplans haben?
TILO PETERSDORF UND ANDREAS KLINGSEISEN Die beiden Münchner Diplom-Sportwissenschaftler mit Schwerpunkt Prävention und Rehabilitation sind seit dem Jahr 2000 als Fitness- und Personal Coaches tätig; 2010 gründeten sie gemeinsam das PT-Studio MTMT.
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Der Gedanke ans Scheitern hat uns beide dabei eher wenig tangiert. Jugendlicher Leichtsinn oder Hybris? Am Ende wahrscheinlich eine Portion von beidem. Wir sind von Anfang an mit einem guten Kundenstamm ins Gym-Business gestartet. Dies war für die Bank ein entscheidender Punkt und hat uns die nötige – auch moralische – Sicherheit gegeben. Wie lautet eure Firmen-/Trainingsphilosophie? Unser interner Markenkern ist die Leidenschaft zum Wandel. Wir wollen uns stetig weiterentwickeln und besser werden. Dabei heißt „besser“ definitiv nicht nur höher, schneller, weiter. Allgemein wollen wir bessere Antworten auf die Fragen unserer Branche geben mit dem Ziel, Trainierende und Coaches nachhaltig erfolgreich zu machen. Welche Zielgruppen nutzen euer Studio hauptsächlich? Die Menschen, die bei uns trainieren, sind ganz unterschiedlich und am Ende doch gleich. Alle wollen etwas verändern. Alle wollen jemanden, der ihnen zeigt, wie das geht. Alle wollen jemanden, der sie auf ihrem Weg begleitet. Könnt ihr euer Marketingkonzept grob skizzieren? Wie oben erwähnt, sind wir nicht von null gestartet, sondern hatten bereits einen guten Kundenstamm. Die klassische Mund-zu-Mund-Propaganda war und ist der Weg, auf dem wir neue Kunden gewinnen. Die Menschen, die einmal bei uns sind, gehen nur sehr selten wieder und erzählen das auch anderen. Für unser jüngeres Business, wie etwa unsere Mentorships und alle anderen Produkte und Dienstleistungen, die wir auf unserer Website anbieten, nutzen wir die üblichen sozialen Medien. Dabei wollen wir, wie oben beschrieben, einen echten Mehrwert liefern und nicht nur mit dickem Bizeps glänzen. Instagram, YouTube oder unser Podcast: Wir machen auf jedem Medium komplexe Sachverhalte einfach und verständlich – stets mit einem Augenzwinkern
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und am liebsten über uns selbst lachend. Unser Ziel ist, Fitness anwendbar zu machen. Worin bestehen eurer Meinung nach jeweils die wesentlichen Chancen und Risiken für Boutique-Studio-Betreiber im Vergleich zu Betreibern klassischer Fitnessstudios? Der Hauptunterschied zwischen den beiden Typen ist sicher die Qualität und Tiefe der Betreuung. Also der Faktor Mensch. Wir wollen nicht sagen, dass dieser in klassischen Studios nicht wichtig wäre. In Boutique- oder Personal-Coaching-Studios ist es der Faktor, der dich erfolgreich macht. Wie habt ihr auf die coronabedingte Schließung des Studios reagiert? Wir haben intensiv an Konzepten gearbeitet, die schon lange in der Schublade lagen. Außerdem konnten wir aufgrund unseres Outdoor-Equipments und der Außenflächen unseres Gyms zeitnah Trainings auch im Freien anbieten. Welche Online-Coaching-Möglichkeiten bietet ihr in eurem Studio an und wie werden diese von den Kunden angenommen? In Zeiten Coronas setzen wir auf diverse Optionen wie Facetime und Ähnliches. Die Menschen, die bei uns im Gym
trainieren, schätzen alles, was damit einhergeht, aber doch sehr. Wir haben im Laufe der Krise einige Online-Coachings gehabt. Aber es ist eben nicht das Gleiche. Warum bietet ihr ein Mentorship-Programm an? Und könnt ihr dieses kurz vorstellen? Für uns gibt es keinen besseren Weg, die Praxis zu lernen, als direkt und live an ihr teilzunehmen. Dabei geben wir Interessierten die Möglichkeit, sich wie ein Teil des Teams zu fühlen. In unseren Mentorships machen wir prinzipienbasiertes Wissen verständlich. Dieses Wissen für unsere Mentees anwendbar zu machen – ob im eigenen Training oder in der Arbeit mit anderen –, ist für uns eines der höchsten Ziele. Gibt es Tipps, die ihr zukünftigen Gründern von Boutique-Studios gerne mit auf den Weg geben würdet? Jeder Gründer sollte sich fragen: Willst du es wirklich? Ist es tatsächlich deine Leidenschaft und Berufung, dich 24/7 mit Menschen und deren Befindlichkeiten zu beschäftigen? Denn wenn du kein „Menschen-Mensch“, wirst du es sicher W schwer haben.
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Boutique-Studios Was zeichnet sie aus? Aktuell gibt es mehr als 2.700 Microstudios in Deutschland. Was sie auszeichnet und was für eine erfolgreiche Studiogründung und -führung wichtig ist, beschreibt Stephan Müller.
STEPHAN MÜLLER Der Vorstand des BPT e.V. arbeitet als PT mit zahlreichen Weltmeistern und Olympiasiegern. Der Inhaber des GluckerKollegs ist regelmäßig als Experte bei ARD und SWR im Einsatz und mehrfacher Buchautor. www.gluckerkolleg.de
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Kompetenz und den pädagogischen Fähigkeiten des Trainers ab. Je höher seine Kompetenz, desto effektiver das Training und desto besser das erzielte Ergebnis – unabhängig von der Art des Trainings.
EXPERTENRAT SUCHEN Im Vorfeld muss der zukünftige Microstudioinhaber entscheiden, welche Trainingsform er anbieten möchte. Sinnvoll ist, sich an erfolgreichen Systemen zu orientieren. So gibt es z. B. im Bereich EMS verschiedene Franchise- und Lizenzmodelle (z. B. Körperformen, Fitbox, EMS Lounge, 25 Minutes und Personal Speed Box), die schon mit Hunderten Microstudios auf dem Markt vertreten sind. Diejenigen, die sich keinem System anschließen wollen, sollten auf jeden Fall den Rat eines Experten einholen, der sich auf dem Gebiet der Gründung von Microstudios perfekt auskennt und über großes Fachwissen verfügt, um auf mög-
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in Boutique-Studio, ein Microstudio oder eine PT Lounge ist nicht, wie der Name vermuten lassen könnte, eine Art „kleines Fitnessstudio“ – vielmehr unterscheidet sich ein Boutique-Studio von einem Fitnessstudio u. a. aufgrund seiner Art der Betreuung, seiner Aufmachung und seines speziellen Angebots. Es handelt sich meistens um eine Einrichtung, die sich auf eine oder einige wenige Trainingsformen spezialisiert hat, wie z. B. EMS, Personal Fitness Training, Functional Training, Vibration oder Kraft-Ausdauer-Zirkel. Der Erfolg dieser Einrichtungen beruht häufig nicht auf der Trainingsform an sich, sondern vielmehr auf der intensiven Betreuung durch qualifizierte Trainer und auf der Regelmäßigkeit der Durchführung der Trainingseinheiten, die der Kunde im Rahmen fester Terminvereinbarungen wahrnimmt. Die Qualität des Trainings hängt besonders von der
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VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE E R FO LG R E I C H E G R Ü N D U N G :
liche Gefahren im Vorfeld hinzuweisen und gute Tipps zu geben.
• Ehrgeiz, Einsatzbereitschaft und Risikobereitschaft
VORGEHENSWEISE BEI DER GRÜNDUNG Am Anfang steht natürlich die Geschäftsidee. Mittels eines ausführlichen und professionellen Businessplans wird sie potenziellen Geldgebern (Investoren oder Bank) vorgestellt. Wenn der Businessplan mit den wichtigsten Überlegungen steht, sollte ein Kapitalbedarfsplan, eine Rentabilitäts- und eine Liquiditätsberechnung erstellt werden. Die Rentabilitätsberechnung und die Liquiditätsplanung sollten auf mindestens drei bis fünf Jahre ausgelegt sein, um auch eine langfristige Sicht auf die Entwicklung des Unternehmens zu ermöglichen. Sinnvollerweise sollten abschließend all diese Unterlagen von einem unabhängigen Berater geprüft werden. In den Businessplan aufgenommen werden müssen natürlich auch die Kosten für die Miete oder den Kauf einer Immobilie, die Fixkosten und die variablen Kosten. Meine Empfehlung: lieber etwas kleiner mit einem eher niedrigen Fixkostenanteil beginnen. Neben dem Aufbau eines funktionierenden Kooperationsnetzwerks (siehe unten) sind auch Werbe- und Imagemedien wie Flyer, Visitenkarten und Außenwerbung zu berücksichtigen, um sich optimal vor Ort zu präsentieren. Natürlich gehört auch eine ansprechende Website dazu, die professionell gestaltet sein sollte; eine App kann eine durchaus sinnvolle Ergänzung darstellen. Auch die Präsenz in sozialen Netzwerken ist heutzutage unumgänglich und sollte intensiv gepflegt werden.
KOOPERATIONEN AUFBAUEN Ein gut umgesetztes und funktionierendes Empfehlungsmarketing stellt für ein Microstudio eines der wichtigsten Tools dar, um neue Kunden zu gewinnen. Hierfür kann der Aufbau von Kooperationen z. B. mit Firmen, Sportfachgeschäften, Seniorenheimen, Golfanlagen, Schwimmbädern, Schulen, Restaurants, Beautysalons, Friseuren usw. sehr sinnvoll und vielversprechend sein. Für eine gewinnbringende Kooperation reicht es jedoch nicht aus, nur ein paar Flyer von dem jeweiligen Partner bei sich auszulegen – sie muss aktiv gepflegt und mit Leben gefüllt werden. Erstelle eine Kooperationsmappe, in der du alle interessanten (potenziellen) Partner auflistest (maximal 6 Partner am Anfang). Sobald ein Kunde eine größere Anzahl an Trainingseinheiten (10er- oder 20er-Karte beim PT oder ein Jahresabo für EMS-Training) gebucht hat, bekommt er einen Gutschein bei einem deiner Partner im
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• Motivierte und selbstständige Arbeitsweise • Entscheidungsfreude und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen • Berufs- und Führungserfahrung im Fitnessbereich • Solide Branchenkenntnisse • Fundierte fachliche Ausbildung • Kaufmännisches Know-how • Gute Selbsteinschätzung • Offenheit gegenüber Expertenhilfe • Kein Problem mit wiederkehrenden Arbeitsabläufen • Identifikation mit dem Angebot
Wert von 25 bis 50 Euro geschenkt. Im Vorfeld besprichst du mit deinem Kunden, bei welchem deiner Kooperationspartner er diesen einlösen möchte. Durch diese Aktion bekommt dein Kooperationspartner einen Neukunden; natürlich sollte auch er bei seinen Kunden so verfahren, um eine Win-win-Situation zu erzielen. Durch die Ausgabe der Gutscheine bekommst du einen sehr guten Eindruck davon, welche Kooperation sich für dich lohnt und welcher Partner eher nicht für eine Kooperation geeignet ist. Lohnende Partnerschaften sollten ausgebaut und wenig lohnende Partnerschaften beendet werden. Über ein gut aufgebautes Kooperationspartnernetzwerk kannst du im Idealfall zahlreiche Neukunden gewinnen, was gerade auch für ein Microstudio von großer Wichtigkeit ist.
FAZIT Oftmals ist es nicht eine ganz spezielle Trainingsart, wie z. B. EMS, PT, Vibration oder Functional Training, sondern die permanente und hochwertige Trainingsbetreuung und der starke Verbindlichkeitscharakter von fest vereinbarten Terminen (ähnlich wie bei der Physiotherapie), die deinen Kunden eine schnellere Zielerreichung ermöglichen. All diejenigen, die ein solches Studio betreiben wollen, sollten sich jedoch im Vorfeld genau überlegen, welches System oder Konzept für sie infrage kommt. Manche bevorzugen die feste Struktur eines Franchisesystems, während andere lieber frei in ihren Entscheidungen sein wollen, um auch eigene Ideen und Vorstellungen in das Konzept einzubringen. Egal, wie deine Entscheidung ausfällt, wichtig ist eine solide betriebswirtschaftliche Planung, ein professionelles Vorgehen und die volle Identifikation mit der angebotenen Dienstleistung. W Viel Spaß bei der Umsetzung!
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Existenzgründung im Boutique-Studio-Segment
Franchise oder solo? Boutique-Studios sind eine attraktive Möglichkeit, sich selbstständig zu machen. Worauf sollten Gründer achten, welche Schwierigkeiten können auftreten und ist Franchising eine gute Alternative? Sven Hage hat Antworten.
Welche Vorteile bieten BoutiqueStudios Gründern? In Boutique-Studios können Kunden individuell betreut werden. Solche Studios sorgen nicht nur in der Fitnessbranche für Aufmerksamkeit, Exklusivität und Lifestyle. Gerade für jüngere Kunden sind dies ganz entscheidende Faktoren, für die sie bereit sind, deutlich mehr Geld auszugeben. In welchen Bereichen sind BoutiqueStudios besonders erfolgreich? Boutique-Studios für Elektromuskelstimulation – EMS – sind einer der aktuellsten Trends der Fitnessbranche. Man muss dort viel weniger trainieren als im herkömmlichen Fitnessstudio; 20 Minuten pro Woche reichen aus. Ein hochattraktives Versprechen, das für starke Nachfrage sorgt. Dieser Trend lässt sich nicht nur in Deutschland, sondern auch im EU-In- und -Ausland beobachten.
SVEN HAGE leitet bei der Franchise- und Leadgenerierungsplattform „Punkt Franchise“ die Kundenbetreuung und die Neukundengewinnung. Die Plattform bringt Franchisegeber und potenzielle Franchisenehmer in Kontakt und funktioniert wie eine virtuelle Franchisemesse. www.punktfranchise.de
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Was sind die Entscheidungskriterien, ob man sich besser mit einem Franchiseunternehmen oder im Alleingang selbstständig machen sollte? Bei einem Franchising kann man einem System folgen. Die Geschäftsinhaber müssen den Status quo nicht infrage stellen, um erfolgreich zu sein. Alles, was sie tun müssen, ist, einem bewährten System zu folgen. Das ist der Weg, um erfolgreich zu werden. Du musst über gute Kommunikationsfähigkeiten verfügen. Eine vorbildliche Kommunikationsfähigkeit ist eine der wesentlichen Eigenschaften, die du haben musst, um gesunde Beziehungen aufzubauen, die deinem Geschäft zugutekommen. Dies können Beziehungen zu
Kunden, zu den Franchisegebern sowie zu Personen in der Franchisebranche sein. Eine hohe Selbstmotivation ist erforderlich. Es wird sicherlich Zeiten geben, in denen Motivation und Begeisterung fehlen werden. Das ist ganz normal und auch in Ordnung, solange du es schaffst, dich wieder aufzuraffen und weiterzumachen. Dein Fokus sollte auf deinem Ziel liegen und du solltest dich und dein Unternehmen dazu drängen, diese Ziele auch wirklich zu erreichen. Du musst bereit sein, hart zu arbeiten. Und um ein Franchise erfolgreich zu betreiben, musst du auf jeden Fall innovativ und kreativ sein, um mehr aus deinem Geschäft herauszuholen. Wenn du die Abläufe kreativ und innovativ gestaltest, kannst du dich von deinen Mitbewerbern abheben. Was sind die Vor- und Nachteile von Franchise für Existenzgründer? Die Vorteile liegen klar auf der Hand: risikoarme Gründung, bewährtes Geschäftsmodell plus Kundenbasis und stetige Unterstützung durch den Franchisegeber. Die Nachteile sind meist die Franchisegebühren und weniger Flexibilität. Wie viel Eigenkapital ist für ein Franchise bzw. ein eigenes Boutique-Studio in etwa nötig? Das hängt sehr stark vom jeweiligen Franchisegeber ab. Man kann mit einem Boutique-Studio-Franchise bereits ab null Euro Eigenkapital loslegen. Welche Qualitätskriterien sind wichtig und wie erkennt man „schwarze Schafe“ unter den Anbietern?
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Bevor du dich mit einem Franchisesystem selbstständig machst, solltest du dieses eingehend prüfen, um sicherzustellen, dass es sich um eine seriöse und professionelle Marke handelt. Wie überall, so kann es auch beim Franchising „schwarze Schafe“ geben, denen es nur um den schnellen Gewinn, nicht aber um den nachhaltigen Erfolg der Franchisepartner geht. Aus diesem Grund möchte ich Gründern ein paar Tipps an die Hand geben, wie sie ein Franchise prüfen können: Stelle sicher, dass es sich nicht um ein Schneeballsystem oder einen Strukturvertrieb, sondern um ein seriöses Franchise mit schlüsselfertigem Konzept und umfassender Gründungsunterstützung handelt. Entscheide dich für ein ausgereiftes Konzept! Kannst du das Alleinstellungsmerkmal der Franchisemarke ausmachen? Was bietet dir die Franchisezentrale? Verfügt die Marke über einen professionellen Marktauftritt mit gutem Ruf? Lass dich niemals unter Druck setzen! Würdest du in der aktuellen, durch das Coronavirus geprägten Situation zu einer Existenzgründung raten? Wer sich als Franchisenehmer selbstständig macht, der profitiert von der umfassenden Unterstützung und Erfahrung des Franchisegebers – auch in schwierigen Zeiten.
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Denn der erfahrene Partner weiß meist unternehmerischen Rat, wie mit wirtschaftlichen Krisen umzugehen ist – schließlich verfügt er über ein kompetentes Management-Team in der Franchisezentrale. Genau dies ist letztlich auch der Grund, weshalb sich Existenzgründer für das Franchising entscheiden: Sie wissen, sie sind nicht allein! Hast du Tipps für Boutique-Studio-Betreiber, wie diese mit ihrem Studio die Krisenzeit überstehen können? Bleib weiterhin in Kontakt mit deinen Kunden! Auch wenn der reguläre Geschäftsalltag zum Erliegen gekommen ist, so solltest du weiterhin für deine Kunden da sein. Hier ist es wichtig, eine ehrliche und offene Kommunikation anzustreben. Halte keine Informationen zurück! Gerade in Krisenzeiten legen Kunden großen Wert darauf, wie Unternehmen mit der Situation umgehen. Fühlen sie sich irreführend oder falsch behandelt, werden sie in Zukunft vermutlich zur Konkurrenz wechseln. Dem digitalen Marketing kommt hier eine ganz entscheidende Rolle zu, um die Customer Experience zu verbessern und trotz Krise weiterhin für die Stammkundschaft da zu sein. W
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Aus der Krise lernen Ein Perspektivenwechsel Die Coronakrise ist mit massiven Einschränkungen der Arbeit von Trainern verbunden. Was können Coaches aus der Krise lernen und welche Chancen bietet die aktuelle Situation? Luise Walther beschreibt einen Perspektivenwechsel.
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beiten. Die Interaktion mit Kunden und Kooperationspartnern kann so ausgebaut und intensiviert werden. Der Fokus sollte auf einer informativen, klaren und transparenten Kommunikation liegen, die zum eigenen Geschäftsmodell und zur eigenen Unternehmeridentität passt. LUISE WALTHER Die Berliner Personal Trainerin arbeitet an der Schnittstelle Medizin-Fitness. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Individualisierung und Professionalisierung von Reha- und Trainingsprozessen mit Fokus auf die Schmerzreduzierung und Bewegungsoptimierung ihrer Kunden. www.neurozentriertestraining.de
DREI PERSPEKTIVEN Es bringt jetzt nichts, verzweifelt die Preise herunterzuschrauben. Wer in dieser Zeit auf kostenlose Dienstleistungen setzt, wird zukünftig seine Kundschaft kaum von kostenpflichtigen Angeboten überzeugen können. Wer sich jetzt auf Preisdumping und kostenlosen Online-Content einlässt,
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uch wenn die Studios nach und nach unter strengen Auflagen wieder öffnen durften, sind die Einschränkungen für Trainer noch lange nicht überstanden: Trainings können, wenn überhaupt, nur unter erschwerten Bedingungen stattfinden und aufgrund persönlicher Bedenken setzen viele Klienten das Training lieber noch aus. Während im „normalen“ Arbeitsalltag die Zeit für eine strategische Ausrichtung oft fehlt, sollte jetzt die Chance genutzt werden, in dieser frei gewordenen Zeit Strategien und Kampagnen zu planen und umzusetzen sowie an digitalen Kanälen zu ar-
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wird es mittel- und langfristig schwer haben, sich erfolgreich am Markt zu etablieren. Was kann man stattdessen tun? Die drei folgenden Perspektiven zeigen Möglichkeiten auf, wie ein Geschäftsmodell kreativ, lösungsorientiert und wirtschaftlich an die aktuelle Situation angepasst werden kann.
1. PERSPEKTIVE: STRATEGISCHE AUSRICHTUNG Die neu gewonnene Zeit kannst du nutzen, um dein Geschäftsmodell kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren. Was kannst du tun, um deine eigene Relevanz für die Klienten zunächst kurzfristig und anschließend mittel- und langfristig zu stärken? Wie zufrieden sind die Kunden mit deinem aktuellen Leistungsangebot? Wie kann das Werteangebot verbessert werden? Durch die Krise haben sich die Bedürfnisse der Kundschaft womöglich geändert – welche neuen Bedürfnisse sind durch die Krise entstanden und wie kannst du einen Mehrwert erzeugen? Es gilt, die strategische Ausrichtung genau zu durchdenken – vom tatsächlichen Leistungsangebot über die Vertriebswege, die Kommunikation und die Partner bis hin zu den eigenen Kernfähigkeiten. Die Ausweitung deines Leistungsangebots über Online-Training, Online-Kurse oder Webinare sowie der Verkauf von Gutscheinen für zukünftige Sessions können eine Lösung darstellen. Praxisbeispiel: Auf hochspezialisierte Dienstleistungen setzen Der Markt wird momentan mit kostenlosen Fitnessvideos für Homeworkouts nur so geflutet. Free Content ist allgegenwärtig und theoretisch könnte jeder (potenzielle) Kunde seine Sessions allein zu Hause machen. Hier könnte dein Lösungsansatz darin bestehen, dich als Experte für Kunden mit Verletzungen und Schmerzen zu positionieren. Diese Zielgruppe profi-
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tiert nicht von den freien Angeboten, sondern wird nach Jumping Jacks und Burpees eher noch mehr Beschwerden haben. Der Kundennutzen, die kompetente Beratung, die professionelle Betreuung nach Verletzungen und das individuelle Anpassen des Programms an die jeweiligen Bedürfnisse des Klienten stehen im Mittelpunkt. Das Ganze hat seinen Preis – kostenlos biete ich keine hochspezialisierte Dienstleistung an. Im Gegenteil, ich habe meine Preisstruktur angepasst und die Preise entsprechend meiner Positionierung erhöht. Qualität hat ihren Preis – und die entsprechende Zielgruppe ist durchaus bereit, für die eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit entsprechend zu zahlen. Sich seines eigenen Wertangebots bewusst zu sein, ist einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg.
2. PERSPEKTIVE: NEUE DIGITALE FORMATE In Zeiten von „physical distancing“ ist für viele die digitale Vernetzung zur Selbstverständlichkeit geworden. Digitale Angebote können eine hervorragende Ergänzung der bisherigen Angebote sein. Sie ermöglichen den Kunden das Training direkt zu Hause und erreichen damit Zielgruppen, die bisher von traditionellen, analogen Fitnessangeboten keinen Gebrauch gemacht haben. Ob digitale Lernplattformen, gestreamte Konzerte oder Teammeetings via Skype – was vor der Krise für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln war, wurde innerhalb kürzester Zeit zum vermeintlich normalen Alltag. Die Digitalisierung bietet die Chance, neben der On-demand-Generation auch neue Zielgruppen in ein multimodales Konzept einzubinden. Es gilt, den eigenen Content in das digitale Ökosystem zu integrieren. Das bietet dir die Chance, digitale Leistungen einem Publikum anzubieten, das noch vor Wochen davor zurückgeschreckt wäre, das eigene Wohnzimmer als Trainingsfläche mit einem Personal Trainer oder es gar während eines Livekurses mit der Fitnesscommunity zu teilen. So können
FRAGEN, DIE DU DIR STELLEN S O L LT E S T: • Passt dein Leistungsangebot aktuell zur Zielgruppe? • Wie erreicht dein Angebot deine Kunden? • Ist die Kundenkommunikation passend? • Verfügst du über ein Netzwerk an Partnern, um deinen Kunden einen exzellenten Service zu bieten? • Hast du alle nötigen Kernfähigkeiten, um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen? • Wer sind deine Kunden? • Welchen Nutzen ziehen sie aus deinem Angebot? • Welches Problem wird für die Kunden gelöst? • Wie hebt sich dein Wertversprechen von dem der Konkurrenz ab?
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neue digitale Angebote in Form von Online-Training, Webinaren und Online-Kursen, aber auch On-demand-Formate, Live- und Streaming-Varianten zur Verfügung gestellt werden. Virtuelle Wettbewerbe und digitales Community Building stellen interessante Zusatzangebote dar. Das Training digital in das Leben der Kunden einzubinden, bietet viele Vorteile: die einfachere Verfügbarkeit für den Kunden, nur den Laptop aufklappen zu müssen und direkt mit dem Training zu starten, die geringere Hürde, das Haus in Zeiten von Corona nicht verlassen zu müssen und Ansteckungsgefahren zu minimieren sowie ortsunabhängig und flexibel bei der Auswahl der Trainer und Dienstleistungsangebote zu sein. Aber auch hier gilt: Die digitalen Angebote sollten zu deinem bisherigen Werteangebot passen und der Erwartungshaltung deiner Kunden entsprechen. Ausgehend von der strategischen Ausrichtung, können individuelle Lösungen angeboten werden. In der aktuellen Lage sind viele Kunden durch Homeoffice, Homeschooling etc. zeitlich stark eingespannt. Die Lösung: Online-Training. Auch kürzere Trainingseinheiten von 30 Minuten sind ohne Anfahrtswege und Hygienevorschriften schnell und unkompliziert umsetzbar. Auf die neuen Herausforderungen schnell und agil zu reagieren, setzt dich von der Konkurrenz ab. Die digitalen Angebote erweitern zudem deine Zielgruppe, denn jetzt bist du nicht mehr auf Klienten aus dem näheren Umkreis angewiesen, sondern kannst Kunden theoretisch auf der ganzen Welt online trainieren und betreuen.
3. PERSPEKTIVE: TRANSPARENTE KOMMUNIKATION Besonders wichtig in der Krise ist eine zielgerichtete Kommunikation. Nutze die Zeit, um deine nächsten strategischen und organisatorischen Schritte zu planen. Da wir die wirtschaftlichen Auswirkungen der Maßnahmen nicht vorhersagen können und die Entwicklungen in den nächsten Wochen und Monaten nicht prognostizierbar sind, gilt es, strategisch zu kommunizieren. Sowohl intern gegenüber den Mitarbeitern und Angestellten als auch extern gegenüber den Kunden und Geschäftspartnern sollten Entscheidungen und Maßnahmen rechtzeitig kommuniziert werden. Diese Form der transparenten Kommunikation schafft Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Durch den intensiven Dialog mit deinen bisherigen Kunden kann eine vertrauensvolle Kundenbindung erreicht werden. Probleme offen anzusprechen bietet die Chance, kreative Wege zu finden, um diese zu lösen. Ein 1:1-Training ist momentan – je nach regionalen Vorschriften – noch nicht uneingeschränkt wieder anbietbar. Durch das Versenden von E-Mails und Telefonate mit deinen Bestandskunden kannst du dir einen Überblick verschaffen, wie die aktuelle Situation deiner
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DAS KANNST DU DIREKT UMSETZEN: • Transparente und ehrliche Kommunikation mit den Kunden. • Eventueller Aufruf zur Unterstützung während der Krise. • Agile Anpassung des Businessmodells an Online-Angebote. • Ausbau von Projekten und Kooperationen. • Bestandskunden fragen, ob sie bereit wären, auch online das Training stattfinden zu lassen. • Bedenken, dass aufgrund der Krise keiner ein perfekt ausgeleuchtetes Studio mit abgestimmtem Sound erwartet. • Eine komfortable Ergänzung bzw. Alternative solchen Kunden anbieten, die zur Risikogruppe gehören oder die in systemrelevanten Bereichen arbeiten und damit die eigenen Kontakte minimieren müssen. • Den Fokus auf Trainingseinheiten richten, die auf akute Probleme wie Nacken- und Schulterverspannungen, bedingt durch das Arbeiten im Homeoffice an nicht ergonomisch gestalteten Arbeitsplätzen, eingehen, um eine neue Zielgruppe zu erreichen.
Klienten aussieht und was deren momentanen Bedürfnisse sind. Der Austausch mit Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen liefert dir zudem ergänzende Perspektiven, alternative Lösungsansätze und Einblicke in die Learnings der anderen. Mein stetiger Austausch mit Kunden, Kollegen und Kooperationspartnern hat in den letzten Wochen auch überraschende neue Projekte ermöglicht. Wer hier offen bleibt für einen Meinungs- und Gedankenaustausch und differenzierte Blickwinkel, kann auch mit kreativen Lösungen das eigene Geschäftsmodell erweitern.
DIE KRISE ALS CHANCE Die Coronakrise zeigt ganz klar: Not macht erfinderisch und schweißt zusammen! Die Trainerbranche zeigt sich als solidarisierte Community. Die Krise hat viele Änderungen angestoßen: Von virtuellen Messen über Online-Meet-ups, Webinare und YouTube-Videos bis hin zu IGTV, TikTok und Snapchat – die Digitalisierung hält langsam, aber sicher Einzug in die Branche. Was am Anfang des Jahres noch für viele undenkbar war, gehört mittlerweile zur Realität und wird auch die Fitnessbranche langfristig verändern. Wer offen gegenüber neuen Bedingungen ist und sich proaktiv mit diesen auseinandersetzt, kann in den Zeiten der Krise einen Perspektivenwechsel erleben, der ein langfristig erfolgreiches Geschäftsmodell ermöglicht. W
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Stipendium Duale Ausbildung zu gewinnen Alle interessierten Studioinhaber können sich ab sofort bei der Deutschen Sportakademie bewerben und ein Azubi-Stipendium für das duale Ausbildungsprogramm „Sport- und Fitnesskaufmann/-frau (IHK)“ im Wert von fast 11.000 Euro gewinnen.
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as TRAINER Magazin und die Deutsche Sportakademie machen sich gemeinsam für die Ausbildung neuer Fitnessfachkräfte stark. Mit dem Start des neuen Ausbildungsprogramms „Sport- und Fitnesskaufmann/-frau (IHK)“ an der Deutschen Sportakademie haben Studioinhaber mit ihrem Studio jetzt die Chance, ein Stipendium für die kostenfreie Ausbildung eines Azubis zu gewinnen.
Foto: Vladimir Sukhachev - iStock.com
ALLROUND-FITNESSFACHKRAFT Während der dualen Ausbildung erwirbt der Azubi insgesamt acht Trainerlizenzen in den Bereichen „Group Fitness“, „Functional Fitness“, „Ernährung“ und „Personal Training“. Bereits im zweiten Monat ist er in Besitz der Fitnesstrainer B-Lizenz, sodass er von Beginn der Ausbildung an das Studio als Trainer unterstützen kann. Mit zeit- und ortsunabhängigen Webinaren und web-based Trainings sowie
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monatlichem Blockunterricht profitieren die Betriebe von der hohen Flexibilität und guten Planbarkeit.
JETZT BEWERBEN! Über das Online-Formular können sich interessierte Studioinhaber ab sofort mit ihrem Betrieb für das Stipendium bewerben. Der Bewerbungszeitraum ist in zwei Phasen eingeteilt: In der ersten Phase vom 22. Juni bis 12. Juli 2020 reichen die Studioinhaber für die Teilnahme an der Stipendienaktion Informationen zu ihrem Club ein und erläutern kurz, warum ihr Studio das Stipendium für die duale Ausbildung an der Deutschen Sportakademie gewinnen möchte. Nach einer Vorentscheidung gehen die Top-5Studios in die zweite Phase, die vom 13. Juli bis 2. August 2020 dauert. In dieser Zeit lädt jeder der Top-5-Betriebe ein Kurzvideo hoch und stellt sich und sein Studio als Ausbildungsbetrieb vor. Viel Glück! W
BENEFITS DER AUSBILDUNG: • Staatlich anerkannter IHK-Berufsabschluss • Fitnesstrainer B-Lizenz im 2. Monat • 8 Trainerlizenzen + 2 Zertifikate • Clubspezifische Wahlmodule • Dozenten aus der Praxis • Persönliche Betreuung der Azubis und des Betriebs • Hoher Präsenzanteil der Azubis im Betrieb
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Traumjob oder Stress?
Als Trainer im Ausland Tagsüber Kurse geben und abends am Strand liegen: Viele Trainer träumen von einem Einsatz im südlichen Ausland. Tristan Dommann, der weltweit als PT in Ferienclubs arbeitet, verrät im Interview, wie der Traineralltag dort wirklich aussieht.
Welche Qualifikationen brauche ich als Trainer, um in einem Ferienclub arbeiten zu können? Ein Trainer sollte mindestens eine Fitnesstrainer-B-Lizenz oder vergleichbare Kenntnisse haben sowie Grundkenntnisse in Anatomie, Physiologie und Trainingswissenschaft. Alternativ ginge auch eine Berufsausbildung im Bereich Sport, Medizin oder Therapie: Arzt, Diplom-Sportwissenschaftler, Physiotherapeut, Sport- und Fitnessfachwirt etc. Praktische Erfahrungen als Personal Trainer oder Therapeut sind erwünscht.
TRISTAN DOMMANN Der Personal Trainer und Gesundheitsexperte ist seit über zwölf Jahren in der Sportbranche aktiv. Er war u. a. als Sportdozent für die Universität Zürich tätig und ist mit dem Anbieter Shentisports® als Premium Coach und Speaker in Urlaubclubs weltweit unterwegs.. www.shentisports.de
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Wo und für welche Bereiche kann ich mich als Trainer bewerben? Da gibt es natürlich sehr viele Anbieter und Möglichkeiten. Du solltest dir auf jeden Fall im Vorhinein Gedanken machen, was du gerne tun möchtest. Bist du eher ein Kurstrainer oder ein Personal Trainer? Möchtest du gerne eine Festanstellung oder lieber selbstständig tätig sein? Du kannst die einzelnen Clubs kontaktieren oder dich über Hannover bewerben; dort sitzt nämlich die Zentrale von Robinson. Das kommt für dich infrage, wenn du Interesse hast, viele verschiedene Kurse zu leiten und ein Angestelltenverhältnis bevorzugst. In den meisten Clubs sind die Personal Trainer selbstständig. Hier dienen spezielle Agenturen als Auftraggeber und vermitteln dich in die Clubs weltweit. Beliebte Clubanbieter sind z. B. Aldiana, Club Med, Aida und Mein Schiff.
Über welche Soft Skills sollte ein Coach im Club verfügen? Ein Trainer sollte freundlich, aufgeschlossen und mit Leidenschaft dabei sein. Unglaublich wichtig ist es, ein ehrliches Interesse am Menschen zu haben. Gerade bei der Arbeit in Ferienclubs ist es von großem Vorteil, offen und gesprächig zu sein, denn du triffst deine Kunden und andere Hotelbesucher nicht nur im Trainingsraum, sondern auch beim Essen. Somit hast du bei jeder Mahlzeit die Chance, außergewöhnliche, interessante und einzigartige Menschen kennenzulernen sowie gleichzeitig dich und deine Dienstleistung zu bewerben. Das Ganze funktioniert sehr gut und wird auch nie langweilig, da man immer wieder andere Gesprächspartner und -themen hat. Wie lange bleiben Trainer im Schnitt im Club? Jeder Coach bleibt mindestens eine Saison im Club. Die Dauer des Gesamtaufenthalts variiert von Club zu Club und liegt ungefähr bei sechs bis zwölf Monaten. Wie ist der Verdienst und wie viele Stunden pro Woche arbeitest du? Als Kurstrainer verdienst du ungefähr 800 bis 1.600 Euro netto im Monat. Das Gute ist, dass du während der kompletten Dauer des Aufenthalts keine Ausgaben hast, da Kost und Logis frei sind. Als Selbstständiger ist mein Interesse an PT-Stunden sehr hoch. Im Schnitt arbeite ich 30 bis 45 Stunden die Woche.
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KARRIERE
Welche Chancen und Schwierigkeiten sind mit der Tätigkeit verbunden? Wie sieht es z. B. mit dem Privatleben aus? Du wirst in der Zeit im Club unglaublich viele und interessante Menschen kennenlernen. Profis aus den verschiedensten Sportarten trainieren hier: Ärzte, Manager, Promis und Leute von jung bis alt – das bedeutet Erfahrungswerte im Individualcoaching, die du nirgendwo anders in dieser Form und Menge sammeln könntest. Nach einer Saison wirst du fast tausend verschiedene Menschen trainiert und ihnen zu mehr Lebensqualität verholfen haben. Ein unbeschreibliches Gefühl! Als Subunternehmer in einem Club zu arbeiten hat nur Vorteile, da man seine Arbeitszeit und alles andere komplett selbst einteilen kann. Natürlich bist du viel unter Leuten und solltest daher auch den Umgang mit Menschen lieben und wertschätzen. Aber das sollte, denke ich, jeder Coach gut meistern können; ansonsten hat man seinen Beruf verfehlt. Wie sieht ein typischer Tagesablauf im Club bei dir aus? Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Draußen ist es warm und die Sonne scheint. Der Blick von meinem Zimmer auf das Meer macht es mir erheblich einfacher, motiviert in den Tag zu starten. Gut gelaunt mache ich mich auf den Weg zum Frühstücksbuffet. Einfach ein unglaublicher Luxus! Es gibt frisch geschnittenes Obst, eingelegtes Bircher Müsli, Omelett, frisch gebackene Brötchen … einfach alles, was dein Herz begehrt. Wir sitzen in den Clubs immer an Achtertischen. Dort essen wir mit den Gästen zusammen, was immer sehr interessant und unterhaltsam ist. Hier biete ich oft meine Dienstleistung an oder knüpfe neue Kontakte – sei es beruflich oder privat. Ab 8 Uhr starten die Personal Trainings, die eigentlich immer draußen unter blauem Himmel und Palmen stattfinden. Ich versuche, die meisten Trainings vormittags zu geben, weil es dann noch nicht ganz so heiß ist. Es gibt mir unglaublich viel Energie, an so schönen Orten mit so tollen Menschen zu arbeiten. Für kein Studio dieser Welt würde ich diese Locations eintauschen. Um 13 Uhr mache ich dann meistens Mittagspause. Auch hier sitzen wir wieder mit den Gästen zusammen. Mein Nachmittag fällt immer ganz unterschiedlich aus. Dreimal die Woche halten wir Vorträge vor zehn bis dreißig Gästen, um auf uns und unsere Dienstleistung aufmerksam zu machen und unser Fachwissen zu vermit-
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teln. Ein Vortrag dreht sich z. B. um „Hormon& Stoffwechselanalyse“, einer um „Schmerzfrei leben“ und ein anderer um „Fettverbrennung“. Nach so einem Vortrag ist mein Terminkalender meistens für die nächsten vier Tage komplett voll. Je nach Club gebe ich ein bis zwei Faszienkurse in der Woche. Auch hier kann ich mein Know-how vermitteln und zeigen, was mich von anderen Trainern unterscheidet. Meistens kommen dann die Kunden von alleine auf mich zu, um mit mir individuell zu trainieren. Wenn es die Umstände zulassen, gehe ich sehr gerne am Nachmittag eine Stunde für mich selbst Windsurfen. Dies ist meine große Leidenschaft! Einen besseren Ausgleich gibt es für mich nicht, als beim Surfen die Schönheit der Natur zu genießen und gleichzeitig das funktionelle Training einfließen zu lassen. Wenn ich keinen Vortrag oder Kurs gebe, habe ich am Nachmittag auch noch mal drei bis fünf PT-Stunden. Feierabend mache ich meistens gegen 18 Uhr. Das Tolle ist, dass man selbst alles im Club nutzen darf – sei es das Surfmaterial, Segelboote, Teilnahme an den Fitnesskursen, Bogenschießen, Fußball, Volleyball etc. Natürlich aber auch das gut ausgestattete Gym. Nach meiner Arbeit trainiere ich dann meistens noch für mich selbst und beim Abendessen mit Freunden und Gästen wird gesellig zusammen gespeist und sich ausgetauscht, was jeder an diesem Tag erlebt hat. Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf deine Arbeit? Wie alle aus der Branche, hat mich Corona auch sehr getroffen. Ich wurde Mitte März von der Rückholaktion aus Ägypten nach Hause geholt. Alle Clubs mussten schließen, der Flugverkehr wurde eingestellt und alle Grenzen wurden geschlossen. Zum Glück lockert sich jetzt gerade eine Menge. Ich bin sehr gespannt, ob und wie die Clubsaison dieses Jahr verlaufen wird. Ich habe die Zeit zu Hause genutzt und Arbeiten am Computer erledigt, die ich sonst gerne hinausschiebe, und habe Content für meine Kunden auf den sozialen Medien und YouTube produziert. Jetzt gerade bin ich in der Planung für diese Saison. Im Marissa Ferienpark in Lembruch werde ich ab diesen Sommer Coachings und Kurse anbieten. Da Urlaub im eigenen Land dieses Jahr sehr nachgefragt ist und alles andere noch in den Sternen steht, kommt mir W diese Möglichkeit sehr gelegen.
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Wusstest du schon, dass …?
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