7 minute read
DieChronologiedesLockdownsneurophysiologisch betrachtet
Die Chronologie des Lockdowns neurophysiologisch betrachtet
Text Dominik Weirich
Der branchenweite Lockdown hat die gesamte Fitnessbranche hart getroffen. Wenn hier von Fitnessbranche die Rede ist, sind sowohl die Fitness- und Gesundheitsanlagenbetreiber als auch die Fitnessindustrie gemeint. Viele Chancen, welche die gesamte Branche für neue Wachstumsreize in der Vergangenheit genutzt hat, sind in dieser Zeit gnadenlos weggebrochen. Aber ergeben sich daraus auch Zukunftschancen?
Neurophysiologie der Angst Die gesamten Umstände haben für Verunsicherung, ja sogar für existenzielle Ängste gesorgt. Nun sind Angst und Verunsicherung ein denkbar schlechter Ratgeber, wenn es darum geht, eine Krisensituation zu stabilisieren oder gar mit einem Wachstumsimpuls aus der Krise hervorzugehen. Neurophysiologisch weiß man heute: Wenn ein Mensch Angst hat, nimmt das Lösungsvermögen für Problemsituationen drastisch ab (Prof. Dr. Hüther, 1997). Man sagt, in einer Phase von Angst ist es nicht möglich, auf den präfrontalen Cortex zuzugreifen. Der präfrontale Cortex ist jener Teil des Gehirns, welcher kreative und konstruktive Lösungen hervorbringt.
Aber was machen Menschen in Angst? Angsterfüllte Menschen sind nach wie vor soziologisch betrachtet soziale Wesen. Analysen zum Thema Online-Interaktionen zeigen eindrucksvoll, was passiert, wenn ein Beitrag beispielsweise existenzielle Ängste auslöst. Man sollte doch denken, dass dieser Beitrag dann entsprechend weniger gesehen oder durch die Algorithmen weniger häufig online verteilt wird. Jedoch ist das Gegenteil der Fall, denn Menschen tun immer Folgendes, wenn sie Angst haben: Sie suchen die Nähe zu anderen. Online geschieht dies vor allem dadurch, dass Beiträge geteilt werden. Der Volksmund sagt es treffend: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Somit werden die Online-Algorithmen – beispielsweise auf Facebook – befeuert, diesem Beitrag noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Man teilt also Angst oder andere negative Emotionen, um Angst zu verringern?
Was sich also erst mal etwas paradox anhört, ist jedoch ganz tief in unserem zentralen Nervensystem verankert. Es ist nämlich so, dass wir vor Beginn unseres Lebens zwei Grundbedürfnisse erfahren. Durch diese ist unser ge
Online-Interaktionsverlauf während und nach Lockdown nau – Verbundenheit und Wachstum. se wiederum führen zu einer leichten
Abb. 1 zeigt die Interaktion in der Facebookgruppe im
samtes Verhalten mehr oder weniger komplex zu erklären. Also versetzen wir uns kurz in die Zeit vor unserer Geburt. Welche zwei Erfahrungen haben wir im Mutterleib zu 100 % gemacht? GeBei dem Grundbedürfnis „Verbundenheit“ wird vor allem Oxytocin, bei dem Grundbedürfnis „Wachstum“ vor allem Dopamin ausgeschüttet. Zwei Hormone, welche Spaß machen und die sich gut anfühlen. Und alles, was sich gut anfühlt, dämpft negative Emotionen. Und es passiert noch mehr: Unter Verbundenheit und Wachstum bzw. den dazugehörigen Hormonen erhält man wieder Zugriff auf das wichtigste Denkorgan, den präfrontalen Cortex. Somit lassen sich Probleme wieder angehen und lösen.
Wachstumsreize durch den Lockdown Aus dem ersten Abschnitt wird klar, dass Menschen mit negativen Emotionen gerne eben solche teilen. Und genau das haben wir erlebt. Im ersten Schritt hat sich eine Gruppe auf Facebook mit dem Namen „IFF – Informationsnetzwerk für Fitnessclubbetreiber“ gebildet. Binnen kürzester Zeit umfasste diese Gruppe knapp 4.000 Mitglieder. Den Grundstein dafür legte Alexander Dillmann, indem er diese Gruppe gründete und seither mit seinem Team verwaltet und pflegt. Aus den Administrationsdaten der IFF-Gruppe ergibt sich folgende Interaktion, wie Abb. 1 zeigt.
Wie man dem Diagramm entnehmen kann, gibt es verschiedene Phasen. Nach dem Psychologen Tuckmann kann man vier Phasen unterscheiden: (A) Forming, (B) Storming, (C) Norming und (D) Performing. Im Abschnitt A nehmen die Teilnehmerzahl und die Anzahl der Interaktionen in der Gruppe stark zu. Im Teil B gibt es Verwerfungen und Strukturierung. Dieser Prozessabschnitt kostet viel Energie, daher sinkt die Interaktionsquote. In Phase C wird eine Normierung durchgeführt, indem man Verhaltensstandards definiert. Diezeitlichen Verlauf
Abnahme der Interaktion. Die Teilnehmer der Gruppe müssen nämlich erst mal die Normen verinnerlichen. Danach kommt es zur Performing-Phase, also der Phase, in welcher durch konstruktiv-kritische Arbeit neue Wachstumsimpulse entstehen. Hier haben sich neben den Betreibern der Industrie als auch der Anlagen Verbände eingebracht und im Dialog mit der gesamten Branche an weiteren Lösungen gearbeitet. Darüber hinaus haben sich Initiativen formiert. Ebenfalls sind neue Netzwerke entstanden. Anfänglich waren sogar die Barrieren zwischen Discount- und Premiumanbietern reduziert. All dies vor dem Hintergrund der Reduktion negativer Impulse durch Verbundenheit.
In einer Zeit negativster Emotionen gab es also eine tiefgreifende Verbundenheit, welche im Diskurs unter allen Teilnehmern zu Wachstum geführt hat. Wachstum in Form von Lösungsansätzen wie z. B. dem politischen Diskurs vor Ort als auch auf Landes- und Bundesebene. Dies und vieles mehr ist aus der enormen Interaktion über die gesamten Online-Medien entstanden. Die Zahl der Interaktionen in der Gruppe – also z. B. Kommentare und Likes – lag tageweise im drei- bis vierstelligen Bereich. Es gab also zunächst Verbundenheit, aus welcher dann Wachstum erfolgte. Zwei Grundbedürfnisse, welche die Grundlagen einer jeden gesunden Branche bilden. Hier ist es wie beim Muskeltraining: Es tut erst weh, danach formiert sich der Muskel neu und resultiert anschließend in Wachstum.
Sättigung nach dem Lockdown Zum 1. Juni 2020, also jenem Datum, an dem bereits mehr als 75 % der bundesdeutschen Anlagen wieder in Be
Mithilfe von Video-/Telefoncalls und sozialen Netzwerken lässt sich Verbundenheit unmittelbar herstellen. Diese führt dann wiederum zu Wachstum
trieb genommen wurden, markiert die Interaktion den Tiefstand. Tageweise liegt die Interaktion nunmehr im ein- bis zweistelligen Bereich. Neurophysiologisch ganz einfach damit zu begründen, dass die Intensität der negativen Emotionen im Vergleich zu Beginn des Lockdowns abgenommen hat.
Weiterhin gibt es zeitlich limitierende Faktoren. In der Zeit des Lockdowns hatte jeder Betreiber entsprechend mehr Zeit, sich mit den notwendigen Gegenmaßnahmen, also den Erhaltungs- und Wachstumsmaßnahmen, zu beschäftigen. Diese Zeit ist nun reduziert. Eine negative Folge ist die damit verbundene Abschwächung der brancheninternen Verbundenheit. Dies führt auch dazu, dass Wachstumsimpulse über das notwendige Maß hinaus nur noch schwer zu erreichen sind. Denn wie oben dargestellt, folgt das Wachstum immer der Verbundenheit. Im Falle eines zweiten Lockdowns würde diese führen, dass es zunächst noch mal eine Anlaufzeit bräuchte, bis sich wiederum starke Formationen bilden, um dem negativen Effekten des Lockdowns entgegenzuwirken. Was können wir nun aus den jüngsten Erfahrungen und deren Analyse mitnehmen?
Key-Learnings und Fazit Fassen wir also noch mal kurz zusammen: Verbundenheit führt zu Wachsstrukturelle Schwächung sogar dazu
tum. Online-Präsenzen wie Video-/Telefoncalls oder soziale Netzwerke sind in der Lage, Verbundenheit unmittelbar herzustellen. Dazu kommt, dass ein Mix aus Messen, real stattfindenden Netzwerken und Online-Engagement die stärkste vorstellbare Kombination zur Generierung neuer Wachstumsimpulse ist. Allerdings führt die Abnahme der Interaktionsquoten durch Reduktion von starken überschwelligen Reizen zur Abnahme von Wachstumsimpulsen. Dabei ist zu beachten: Die benötigte hohe Interaktion stellt Betreiber sowie Industrie vor zeitliche Herausforderungen. ergreifen, welche der Branche im Gesamten dienlich sein werden. Und sei es nur in Form eines konstruktiven Kommentars in den Gruppen, in den Initiativen, in den Allianzen. Und ja, in jeder einzelnen Gruppierung wird wahrscheinlich auch der Mitbewerber aktiv sein. Hier gilt es jedoch, sich stets vor Augen zu halten: Die ankommende Flut hebt alle Boote. In diesem Sinne: Verbundenheit und Wachstum!
Zum Autor Dominik Weirich ist Diplom-Sportwissenschaftler mit den Schwerpunkten Soziologie, Psychologie und Ökonomie. Er ist Buchautor und Speaker. Als Geschäftsführer der FACEFORCE GmbH entwickelt er selbst Innovationen für die Fitness- und Gesundheitsbranche.
Mit erprobten Konzepten Mitglieder gewinnen
Die Monate Oktober bis März werden für viele Clubs in diesem Jahr noch entscheidender für die weitere Zukunftsplanung als in anderen Jahren. Um die langfristige Liquidität zu sichern, gilt es, die entstandenen Lücken aus der ersten Jahreshälfte 2020 schnell wieder zu schließen. Erfahrene Berater können mit erprobten Konzepten unterstützen.
Um in diesem Winter optimale Ergebnisse bei der Neukundengewinnung zu erzielen, sollten Sie nicht nur ein schönes Werbemotiv haben. Vielmehr geht es darum, alle Abläufe von der Werbeschaltung über die Kontaktaufnahme mit Interessenten und die Betreuung von Programmteilnehmern bis hin zum Abschluss einer langfristigen Mitgliedschaft zu planen und optimal vorzubereiten. Schulungen des Teams und Leitfäden erleichtern dabei die Arbeit enorm.
Die ganze Palette der Werbung Eine erfolgreiche Kampagne setzt heute nicht mehr auf nur einen Werbekanal. Individuell gilt es, Online- und Offline-Werbemaßnahmen zu kombinieren, um möglichst viele potenzielle Interessenten zu erreichen. Je nach Zielgruppe und Kampagnen-Thema wiegen die verschiedenen Kanäle unterschiedlich stark. So kann bei einem Gesundheitsthema immer noch die Anzeige mit passendem PR-Text für die meisten Rückläufe sorgen. Mit professionellen Online-Kampagnen erreichen Sie weitere Personengruppen. Auch Weiterempfehlungsmechaniken, Promotion oder Kooperationsmarketing können eine entscheidende Rolle spielen. Die Kampagnen von ACISO bieten die richtigen Tools für einen integrierten Auftritt.
Experten helfen Damit in diesem Herbst nichts dem Zufall überlassen bleibt, können die Marketing-Spezialisten von ACISO Sie unterstützen. Sie wählen mit Ihnen gemeinsam die richtige Kampagne aus, erarbeiten alle Abläufe, schulen das Team und begleiten die Umsetzung über den gesamten Kampagnenzeitraum.
Die aktuellen Kampagnen-Ergebnisse zeigen, dass die Menschen wieder sehr offen für entsprechende Angebote sind. Investitionen in Marketing lohnen sich, insbesondere wenn es praxiserprobte Maßnahmen sind.
Kontakt ACISO Fitness & Health GmbH Valentin-Linhof-Str. 8 81829 München Tel. +49 (0) 89 / 45098130 E-Mail: info@aciso.com Web: www.aciso.com