3 minute read
Nach Flutkatastrophe: Robinson WellFit Rheinbach wiedereröffnet
Text Constantin Wilser
Die Folgen der Flutkatastrophe vom 14. Juli sind verheerend. Alleine im Ahrtal mussten 133 Menschen sterben, zwei Personen werden bis heute vermisst, zahlreiche Häuser, Gebäude und Straßen wurden komplett zerstört. Der Gesamtschaden soll laut Expertenschätzungen 29 Milliarden Euro betragen. Auch in Rheinbach, ca. 25 Kilometer vom Ahrtal entfernt, gab es heftige Überflutungen. Die Naturkatastrophe traf in ihrer vollen Wucht u. a. auch das gerade erst eröffnete Robinson WellFit.
Jede Menge Arbeit und Herzblut haben Stephanie und Julia Giesers in das Robinson WellFit in Rheinbach gesteckt. Glücklich und stolz waren die beiden Studioleiterinnen, als sie Mitte Juni ihr neues, über 3.000 m2 großes Studio eröffnen konnten. Gemeinsam mit ihrem Team hatten sie über sechs Monate daran gearbeitet, eine in die Jahre gekommene Anlage komplett umzubauen und neu zu gestalten. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Im Juni eröffnete der Club, ausgestattet mit topmodernen Geräten. Dank des schicken Designs und Interiors ein echter Hingucker. Alles schien perfekt, bis zum 14. Juli, als die Flut kam.
Ein Bild der Zerstörung und Verwüstung Autos wurden weggeschwemmt, Straßen waren nicht befahrbar und die Steinbachtalsperre drohte zu brechen. Jedoch hatten die Anwohner keinerlei Vorstellung über das Ausmaß der Katastrophe. Als Julia Giesers am Abend des 14. Juli nach einer turbulenten Fahrt das Studio betrat war das Entsetzen groß. Nachdem sie sich zunächst noch nicht ansatzweise vorstellen konnte, wie groß der Schaden sein würde, wurde ihr das Ausmaß der Zerstörung, die die Flut angerichtet hatte, schnell vor Augen geführt. „In der kompletten Anlage stand das Wasser 1,70 Meter hoch. Das Wasser kam von zwei Seiten und riss Fenster und Türen raus. Es war wie ein Wasserfall. Die Sachlage war klar – Totalschaden“, erinnert sich Julia Giesers an das Bild der Verwüstung. Nach dem ersten Schock versuchten die Verantwortlichen, klare Gedanken zu fassen. Aufgrund der großen Angst, das Gebäude könnte unter dem Druck der Wassermassen einstürzen, versuchten sie, Kontakt zur Feuerwehr aufzunehmen, die sich im Dauereinsatz befand. In der ersten Nacht passierte allerdings nichts, da die Einsatzkräfte die strikte Anweisung hatten, ausschließlich nach Toten und Vermissten zu suchen bzw. Verletzte zu versorgen. Am zweiten Tag begann die Feuerwehr in den frühen Abendstunden, das Wasser aus der Anlage abzupumpen. Da selbst die Feuerwehr gegen die Wassermassen nicht ankam, musste der THW zur Hilfe herangezogen werden. Feuerwehr plus zwei Löschfahrzeuge des THW schafften es unter großem Einsatz, dass das Wasser am nächsten Morgen beseitigt war.
Ein Bild der Verwüstung: Die Flut zerstörte das komplette Robinson WellFit Rheinbach, das gerade vier Wochen eröffnet hatte
Wiederaufbau in nur 3 Monaten Nachdem das Studio leergepumpt war, begannen die Aufräumarbeiten. Aufgeben war für Stephanie und Julia Giesers keine Option – im Gegenteil: Eine „JetzterstrechtStimmung“ war zu spüren. Hinzu kam eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft, die dafür sorgte, dass das Studio in weniger als einer Woche komplett leergeräumt und der Estrich entfernt werden konnte. An den Aufräumarbeiten beteiligten sich neben Mitarbeitern und Mitgliedern auch zahlreiche Fremde. Innerhalb von drei Monaten und zahlreichen Nachtschichten wurde das Studio komplett neu aufgebaut. Wände und Decken wurden erneuert, genauso wie die Elektrik, die komplette Anlage wurde neu gestrichen und die komplette Einrichtung inklusive Trainingsgeräte wurde angeschafft, ehe am 6. und 7. November das Studio mit einem „Tag der offenen Tür“ offiziell wiedereröffnet wurde. „Der Tag der offenen Tür war ein großer Erfolg für uns. Insgesamt 200 Gäste kamen und wir konnten 80 Neumitgliedschaften abschließen“, resümiert Julia Giesers.
Optimistisch in die Zukunft Trotz der anstrengenden letzten Monate und der nach wie vor angespannten Situation in Rheinbach, wo der Wiederaufbau noch einige Zeit andauern wird, zeigt sich Julia Giesers vorsichtig optimistisch. „Die letzten Wochen haben gezeigt, dass viele gerne hierherkommen, um über das Erlebte zu sprechen und sich gleichzeitig ein wenig abzulenken.“