11 Jahre Börse Express, 22 Jahre ATX

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APRIL 2013

BÖRSE EXPRESS – BE1

11 Jahre BE, 22 Jahre ATX Von April 2002 bis April 2013 stieg der ATX um ca. 85 Prozent. Das Real-Money-Depot des „Börse Express“-PDF schaffte 580 Prozent. Rund um das PDF entstand das führende Austro-Finanzmedium im Internet. Ein Blick der bisherigen Geschäftsführer zurück auf die Jahre im ATX, die der „Börse Express“ live miterlebte. Und jene elf Jahre davor, die den Kursgewinn des ATX in Summe auf rund 150 Prozent klettern lassen. Früher war die Börse mehr wie das Börserl – heute nur noch böse

Verlässliche Infos, Einsatz und Herz – die Mischung machte es aus

Robert Gillinger, Geschäftsführer „Börse Express“.

Es ging, allen Unkenrufen zum Trotz

Der Blick zurück ist bei einer Geburtstagsfeier obligat – der nach vorn wird dann gern den Sterndeutern überlassen. Oder einer Fee. Mein Wunsch an diese wäre, dass das Interesse an Börse wieder geweckt werden würde – und nicht durch medial/politisches Gebashe jede sinnvolle Diskussion im Keim erstickt wird und einfach alles nur böse ist. Dass wieder ein wenig Begeisterung beim Stichwort ‚Börse‘ herrscht. So wie in den guten alten Jim-Rogers-Jahren, als selbst der Unterrichtsbeginn nach hinten verschoben wurde, um nur ja eine Jungbunzlauer-Emission zu bekommen. Wirtschaftskunde in der Praxis eben. Leider ging die Entwicklung hier sogar zurück – heute hätte kein Lehrkörper dafür ‚Verständnis‘. Vielleicht bringen die nächsten 11 Jahre ja (nicht nur) hier ein Umdenken – liebe Fee, hilf!

© beigestellt

© Tanzer

Die gute alte Zeit … sie war’s wirklich

Bettina Schragl, bis Ende 2012 „Börse Express“, jetzt Immofinanz.

Kann man mit Artikeln über die Wr. Börse bzw. die gelisteten Unternehmen tatsächlich täglich ein mehrseitiges PDF füllen – geschweige denn einen steten Newsflow im Web gewährleisten? Diese Frage bekam das ‚BE‘-Team, dem ich knapp acht Jahre als Chefredakteurin und zuletzt Geschäftsführerin angehörte, zu Beginn oft gestellt. Die Antwort erübrigt sich mittlerweile – egal, ob in Wien Dauerparty herrscht und IPOs zum Alltag gehören, schiere Panik regiert und die Kurse um 60% einbrechen oder die Umsätze lustlos dahinplätschern. Schnelle, verlässliche Informationen für Privatanleger, Einsatz für ein kapitalmarktfreundlicheres Umfeld und Herzblut für die Sache standen und stehen auf der Agenda ganz oben. Die börsennotierten Unternehmen, wie die Immofinanz, wissen das zu schätzen.

Mehrere 100.000 Zeilen Code geschrieben und bald neu aufgebaut

Geschwindigkeit, Marktnähe, ein „Riecher“, dazu Vertrauen ins Team

Liebe Leserinnen und Leser! In meiner Funktion als Geschäftsführer (mehr als sechs Jahre) war der Schwerpunkt die technische Entwicklung der Sites und Produkte. Beim rasanten Wachstum und Ausbau lagen da natürlich viele Hoppalas am Wege, legendär die erste Aussendung des ‚Börse Express‘ an die Abonnenten, die ca. 18 Stunden dauerte und als schnellstes Produkt im Markt angepriesen war – längst vergessen. Über die Jahre haben wir neben boerse-express.com mit be24.at, foonds.com und stocks-express. com weitere Sites und auch eine grosse Anzahl an Tools für Anleger entworfen und programmiert. Dass manches mittlerweile in die Jahre gekommen ist und eine Überarbeitung braucht, liegt auf der Hand. Deswegen steht als grosses Projekt ein Relaunch aller Bereiche auf dem Programm – lassen Sie sich überraschen.

Immer schon bin ich mit der Aussage, dass sich Börsemedien in Österreich rechnen können, hausieren gegangen. Das brachte mir zweimal die ‚Ehre‘ ein, von den Eigentümern ins kalte Wasser gestossen zu werden: Einmal 2002, als wir innerhalb von 14 Tagen die eigene Idee des BE-PDF umsetzen ‚mussten‘, einmal 2006, als wir kurzfristig aus dem damaligen wirtschaftsblatt.at die heutige Styria Börse Express GmbH gemacht haben. Beides hat geklappt: Vom ersten Monat an Gewinn, alle Investitionen wurden aus dem Cashflow finanziert. Ich durfte in meiner Zeit beim BE stets mit herausragenden Menschen arbeiten. Seit Jänner 2012 bin ich selbstständig tätig, habe auch etliche eigene Produkte gelauncht, ein Teil meines beruflichen Herzens wird aber immer dem ‚BE‘, für den ich auch heute noch beratend tätig bin, gehören. Stay tuned.

Josef Chladek, Gründer, Berater und langjähriger Geschäftsführer.

Windows of Opportunity muss man nützen

© Draper

© Gmoser

11 Jahre Entwicklung, 4 Sites, 1 Relaunch

Christian Drastil, Gründer, Berater und langjähriger Geschäftsführer.

IMP R ES SUM Medieninhaber und Herausgeber: Styria Börse Express GmbH, Berggasse 7/7, A-1090 Wien, Tel. +43/1/236 53 13 0, Fax +43/1/236 53 13 99, Email: office@boerse-express.com Gesellschafter des Medieninhabers: zu 100% die Styria Media Group AG Redaktionelle Gestaltung dieser Sonderausgabe: Börse Express Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten Vertrieb: Post.at & „>redmail Logistik & Zustellservice GMBH, Service-Hotline: 795 00-60 servicecenter-wien@redmail.at“, Styria Börse Express GmbH, 1090 Wien, Berggasse 7/7, Tel. 01/236 53 13-0, www.boerse-express.com, office@boerse-express.com


BE2 – BÖRSE EXPRESS

ATX

−14,95% 1991

APRIL 2013

1991 Der grosse Ballast der Wiener Börse war die geopolitische Lage Österreichs – der Jugoslawienkrieg stand ante portas

Einzig die Premiere gelang

Am 6. Mai startete der ATX gleich mit einem Plus von 10 Prozent – danach ging es eigentlich nur noch runter.

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Ganz anders sah es bei Kapitalerhöhungen aus: Creditanstalt, Wienerberger und allen voran die ÖMV (damals mit Ö) brachten grosse Volumina. Diese drei Unternehmen waren auch die Umsatzstärksten im ATX.

as Premierenjahr 1991 war für den ATX ein unter dem Strich äusserst durchwachsenes. Nach einem sehr positiven Start – der ATX wurde bei seiner ersten Veröffentlichung am 6. Mai 1991 gleich um mehr als zehn Prozent über seinem rückgerechneten Anfangswert von 1.000 Punkten ausgewiesen (und löste dabei den WBI [Wiener Börse Index] als österreichischen Aktienleitindex ab) – ging es eigentlich nur noch nach unten. Vor allem das Schlussquartal brachte herbe Verluste: Der ATX schloss sein Startjahr bei 883,25 Punkten, einem Minus von mehr als 11 Prozent.

Elf Börseneulinge drängten aufs Parkett – darunter auch Skurrilitäten wie die ‚Rapid‘-Aktie. Es ver-

An sich ein gutes Jahr

schmolzen aber auch Z und Länderbank zur Bank Austria.

© APA

Das Problematische an 1991 war, dass Wien gegen den internationalen Trend deutlich schwächer gegangen war. Der DAX schaffte gleichzeitig ein Plus von zwölf Prozent, der Dow JonesIndex sogar einen Aufschlag von 20 Prozent. Warum? Nun, die Wien-Schwäche fusste ein wenig auf den hohen Geldmarktzinsen, die bei mehr als neun (!) Prozent lagen. Hauptausschlaggebend war aber eindeutig die geopolitische Lage Österreichs. Denn die beginnende und sich rasch verschärfende Jugoslawien-Krise hatte dazu geführt, dass die Aktien des Nachbarlands Österreich „sicherheitshalber“ aus

Die Unabhängigkeit Sloweniens von Jugoslawien wurde in einem Zehn-Tage-Krieg erkämpft.

den Portfolios der internationalen Institutionellen gekippt wurden. Dazu kam im August der „GorbiCrash“, ausgelöst durch die Entführung Michael Gorbatschows durch politische Gegner. Wie man weiss, endete die Geschichte gut, nach minus zwölf Prozent in zwei Tagen ging es in ebenfalls nur zwei Tagen wieder genauso rasch nach oben. Trotzdem: die Volatilität, wenn-

gleich diese auch nur kurzfristig vorherrschte, verunsicherte die Investoren weiter. Im Jahr 1991 gab es in Wien elf Börsenneulinge, für den neuen ATX war nichts Wichtiges dabei, es handelte sich eher um kleine Fische, sieht man einmal von der verkorksten Magnesit-Holding ÖMAG (ein komplexes Konstrukt rund um Radex und Veitscher) ab,

die genauso schnell wieder vom Kurszettel verschwunden ist, wie sie gekommen war. Die heutige RHI (vormals Radex) war bis auf die US-Asbest-Krise „solo“ immer besser. Auch die heute erfolgreiche Agrana verlor in ihrem Debütjahr 1991 gleich 35 Prozent, dazu gab es noch IPO-Skurrilitäten wie die „Rapid“Aktie.

Mangels grosser IPOs war die Verschmelzung von Z und Länderbank zur Bank Austria das „Neulings“-Highlight des Jahres. Am 8. Oktober 1991 startete der neue Bankriese mit drei Kategorien (Stamm, Vorzug, PS), die Papiere der Z und der Länderbank wurden vom Kurszettel gestrichen. Die Bank Austria übernahm den Länderbank-Platz im ATX.

SEIT 1869 AN DER BÖRSE NOTIERT.

Wienerberger: wir stehen für Nachhaltigkeit – auch an der Börse.

Seit Beginn der ATX-Ära ohne Unterbrechung im Leitindex vertreten. Für Wienerberger ist Nachhaltigkeit integraler Bestandteil des Geschäftsmodells und trägt wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Daher ist Nachhaltigkeit auch als strategische Säule in allen Unternehmensbereichen verankert. Auch an der Börse. Mit Aktien und Anleihen.


APRIL 2013

ATX

−15,35% 1992

BÖRSE EXPRESS – BE3

1992 Die Folgen der Jugoslawien-Krise spüren Österreichs Unternehmen in den Bilanzen – die Gewinne schrumpfen

Notenbank gibt w.o.

Bei diesem Umfeld hatte es die Börse schwer, Nachschub, sprich IPOs, zu finden. Eines war der Flughafen.

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as Jahr 1992 brachte weitere schwere Verluste für den Wiener Aktienmarkt, der ATX schloss bei 747,70 Punkten, ein Minus von mehr als 15 Prozent vs. Ende 1991, bezogen auf den Startwert des ATX ein Verlust von bereits einem Viertel.

Das Jahr, in dem das Europäische WähGrundfesten erschüttert wurde: Nach der Lira konnte sich auch das Pfund nicht in der EWS-Bandbreite halten. Neben weiter im Markt befindlichen Jugoslawien-Ängsten waren es vor allem die börsennotierten Unternehmen selbst, welche die Schwäche beschleunigten. Das Krisenjahr 1991 hatte sich in den Bilanzen stärker als erwartet niedergeschlagen, was zu Abgabedruck führte. Die Gewinne der börsennotierten AGs sind 1992 um mehr als 15 Prozent gefallen, parallel da-

© EPA/APA

rungssystem in seinen George Soros brachte eine Notenbank zur Aufgabe – die Bank of England musste aus dem EWS ausscheren. Heute legt sich niemand mehr mit einer Notenbank an.

zu die Entwicklung des Leitindex. Und: 1992 geriet das österreichische Bankgeheimnis medienwirksam unter Druck; auch das ist ein Punkt, der zur Verunsicherung der internationalen Marktteilnehmer beigetragen hat. Letztendlich wird 1992 aber als jenes Jahr in Erinnerung bleiben, welches das Europäische Währungssystem in seinen Grundfesten erschütterte. Nach der italienischen Lira konnte sich auch das britische Pfund nicht mehr in der EWS-Bandbreite halten. Die Bullen erhofften sich Zinssenkungen in Deutschland, die Bären setzten auf einen Zusammenbruch des EWS, gegen einzelne Währungen

wurden legendäre Spekulantenattacken geritten: George Soros und andere Investoren waren der Meinung, dass das Pfund überbewertet sei und dass Grossbritannien entweder abwerten oder das EWS verlassen werde. Soros setzte grosse Geldsummen zur Schwächung des Pfunds ein. Zuerst versuchte die britische Notenbank noch, durch Stützungskäufe ihre Währung zu stabilisieren. Als dann auch Zinserhöhungen nicht den gewünschten Erfolg zeigten, kam es zum EWS-Austritt und die Zinsen wurden wieder auf das Niveau von zuvor gesenkt – die folgende Pfundschwäche schuf den Grundstein von Soros’ Berühmtheit und

seines Reichtums. Unter dem Strich blieb ein klassisches Bild stehen: Schilling und DM werteten markant auf, was die Exporte bremste und Wirtschaftsforscher zu reduzierten Konjunkturprognosen zwang. Besonders bedenklich waren 1992 die Börseumsätze; Investoren, die 1991 dem österreichischen Markt den Rücken kehrten, sind nicht zurückgekehrt. Fazit: Rückgänge um fast ein Drittel. Die umsatzstärksten Aktien waren wie 1991 Creditanstalt, Wienerberger und ÖMV (immer noch mit „Ö“). Bei den Neuemissionen tat sich umfeldbezogen ebenfalls nicht viel:

Hervorzuheben waren der Flughafen Wien, der es später zu ATXEhren brachte, dazu mit der BWT ein Immer-Wieder-ATX-Kandidat (mittlerweile aber nicht mehr): BWT-Chef Andreas Weissenbacher (noch immer) hatte das Unternehmen erst 1990 via MBO übernommen, indem er mit Partnern das Wassergeschäft von Benckiser erwarb. BWT wurde damals von der Erste Bank auch in einen Genussscheinfonds (aus der ECO-Serie) gepackt; 1992 erfolgte das IPO. Der Neuling des Jahres war der ATX-Future. Dieser wurde am 7. August 1992 erstmals an der ÖTOB gehandelt. Hier waren die Volumina höher als erwartet.

s geht um Haltung. Wir gratulieren dem Börse Express zu 11 Jahren Qualitätsjournalismus mit besten Haltungsnoten. Wir tragen Verantwortung – gegenüber Anlegern, Mietern, Partnern und gegenüber der Gesellschaft, wenn wir Städte, Wohn- und Arbeitsräume mitgestalten. Immobilien sind mehr als nur eine Geldanlage. Hier investieren Sie verantwortungsvoll. Informationen über die S IMMO Aktie: www.simmoag.at


BE4 – BÖRSE EXPRESS

+50,97% 1993

1993 Obwohl die Gewinne der Unternehmen weiter sinken, geht es an der Börse nach oben

Was zählt, ist die Zukunft Der ATX legte mehr als 50 Prozent zu und kletterte damit wieder über seinen Startwert von 1.000 Punkten.

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österreichischen Versorger Rang 2 in der Umsatzliste, hinter der Creditanstalt und vor Wienerberger. 1993 sah man gut, dass an der Börse die Zukunftsaussichten gehandelt werden, denn die Gewinne der Unternehmen sind weiter eingebrochen, was viele Downgrades brachte. Vor allem Zykliker er-

ine Steuerreform und sinkende Zinsen machten es trotz schwacher Unternehmensergebnisse möglich: 1993 ist ganz anders als die beiden enttäuschenden Startjahre verlaufen. Der ATX legte um satte 51 Prozent zu und schaffte es damit auch wieder deutlich über seinen Startwert. Zu Ultimo 1993 notierte der ATX bei 1.128,78 Punkten. Auch international war es ein gutes Börsenjahr, der DAX machte 46 Prozent Plus, der Dow JonesIndex legte um 14 Prozent zu und der Hang Seng konnte sogar verdoppeln.

Dass die Steuerreform 1994 zu steigenden Gewinnen führen wird, war bereits 1993

Performancesieger Wien

klar. Vor allem die

Die beste mitteleuropäische Börse war aber Wien. Dies begründete sich zum einen im Aufholbedarf (die Jugoslawien-Krise schwappte nicht nach Österreich über, wie dies internationale Investoren rein aufgrund der geografischen Lage befürchtet hatten), andererseits in der angekündigten Steuerreform 1994. Diese würde für die Unternehmen nette positive Gewinnbeeinflussungen geben, so viel war schon 1993 klar. Vor allem die Energieversorger kristallisierten sich als Profiteure heraus, was dazu führte, dass die hohe Nachfrage nach EVN-Aktien diese im Schlussquartal sogar zur umsatzstärksten Wiener Aktie machen sollte. Im Gesamtjahr blieb dem nieder-

ATX

−6,52% 1994

Energieversorger kristallisierten sich als Profiteure heraus.

© APA

ATX

APRIL 2013

Die OMV hiess damals noch ÖMV – und rutschte im Zuge der Ostöffnung sogar in die roten Zahlen.

wischte es herb, allen voran die ÖMV (immer noch mit „Ö“), die sogar in die roten Zahlen rutschte. Anders als heute hat es aber die Politik verstanden, die richtigen Antworten zu finden, was den Finanzmarkt belebte, den Unternehmen Eigenkapitalzufuhr ermöglichte und diese dadurch stärkte, was in der Folge Arbeitsplätze schuf.

8,5% Zinsen! Was auch nicht vergessen werden darf: Die kurzfristigen Zinsen sind 1993 markant zurückgekommen, der 3-Monats-VIBOR fiel von 8,5 auf 5,5 Prozent – aus heutiger Sicht immer noch unglaubliche Werte. Auf der Emissionsseite war noch nicht viel los. Erwähnenswert wa-

ren hier lediglich die neuen ErsteVorzüge, nachdem das Institut vorher nur durch Partizipationsscheine vertreten war. Ein Jahr zuvor verschwanden bereits die Z-PS, die wie die Erste-PS 1987 emittiert und von den klassischen Privatkunden der beiden Banken, nicht zuletzt aufgrund der starken Performance, sehr gut aufgenom-

men worden waren. Unter den wenigen echten Neulingen war die ÖIAG-Emission AMS, die gleich mehr als 50 Prozentt Plus machte – richtig, jene AMS, die Jahre später die Börse wieder verlassen hat, dann – verändert – unter „austriamicrosystems“ wieder „neu“ an die Schweizer Börse gegangen ist.

1994 Die Finanzierung via Kapitalmarkt boomte – auch dank der Steuerreformpakete von Ferdinand Lacina

Zinsfreuden – Zinssorgen Ein IPO-Jahr, das alle Stückerl spielte – es gab aber auch Sorgen rund um das Zinsniveau.

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durch Abgabe von 51 Prozent über die Börse als zu diesem Zeitpunkt bisher grösste Kapitalmarkttransaktion in Österreich durchgeführt worden. Im Juli folgte die Abgabe der restlichen 26 Prozent des Bundes an der AMS via Private Placement. Im November 1994 tätigte die ÖIAG einen weiteren Verkauf, allerdings nicht via Börse, weil das Unternehmen damals nicht börsereif war: AT&S. Doch nicht nur die ÖIAG war aktiv: Unternehmen wie die Wiener Städtische, MayrMelnhof, Rosenbauer und nicht zuletzt Immofinanz wagten ihre ersten Börseschritte. Auf der Kapitalerhöhungsseite waren vor allem Leykam, Wienerberger und Radex auffällig, dazu die Grossbanken. Die Finanzierung via Kapitalmarkt boomte, auch dank Ferdinand Lacinas Steuerreform-Paketen.

ur im ersten Quartal 1994 hat jener Schwung, der dem ATX im Jahr 1993 Zuwächse von mehr als 50 Prozent bescherte, angehalten. Im Februar konnte die 1.200Punkte-Marke durchbrochen werden, in Folge fiel der Markt aber recht rasch wieder zurück, wobei

Zunächst liess sich der Markt von dem für damalige Verhältnisse sehr tiefen Renditeniveau von 6% beeindrucken. Dann setzte die Fed 4 Zinserhö-

Abkommen en masse

© PAP/APA

hungen in Serie.

Am 12. Juni 1994 entschied sich Österreich im Rahmen eines Referendums für den Beitritt zur EU.

allerdings der Initialwert von 1.000 Punkten zu keinem Zeitpunkt verletzt wurde. Im Vergleich zum Ultimo 1993 blieb unter dem Strich ein Minus von 6,5 Prozent stehen. Der ATX beendete das Jahr 1994 bei 1.055,24 Punkten. Zunächst hatte sich der Markt von den – für damalige Verhältnisse – sehr tiefen Sekundärmarktrenditen von ca. 6 Prozent beeindrucken lassen, danach funkte aber

die US-Federal Reserve mit vier Zinsanhebungen am kurzen Ende dazwischen.

Konjunkturboom Sie tat dies, um den aus ihrer Sicht zu starken Konjunkturaufschwung in den Vereinigten Staaten ein wenig einzudämmen. In Folge verloren die US-Börsen und zogen auch die europäischen

Märkte mit nach unten. Ein Zwischenhoch im ATX brachte die EUAbstimmung, aber den Käufern ist bald wieder die Luft ausgegangen. Weltweit wieder steigende Zinsniveaus sorgten für ein abruptes Ende der Liquiditätshausse an den Aktienmärkten. Es wurde wieder vermehrt in Bonds umgeschichtet. Erfreulich war im Jahr 1994, dass es neue Rekorde bei den Börseumsätzen

(Anm: ÖMV vor EVN und CA-Vorzug volumsstärkste Einzeltitel) gegeben hat, was sicher teilweise auch eine Folge des ATX und des ÖTOB-Instrumentariums war. Der Hauptgrund für die Belebung, immerhin ein Plus beim Handelsvolumen von mehr als 70 Prozent, lag jedoch in der mehr als ordentlichen Emissionstätigkeit; im Mai 1994 war die mehrheitliche Privatisierung der VA-Technologie

Was auf der internationalen Bühne u.a. geschah: Zu Jahresbeginn tritt das Abkommen über die Schaffung des Europäischen wirtschaftsraums (EWR) in Kraft; in Amerika tritt das Nafta-Abkommen (Freihandel zwischen USA/Kanada/ Mexiko) in Kraft; im April wird die WTO gegründet; Silvio Berlusconi betritt die politische Bühne („Forza Italia“) und schafft in Italien eine Mitte-Rechts-Regierung – und: Österreich entscheidet sich am 12. Juni 1994 bei einem Referendum für den Beitritt zur EU.


APRIL 2013

ATX

−9,05% 1995

BÖRSE EXPRESS – BE5

1995 Finanzminister Andreas Staribacher hatte es mit seinen Budgetvorschlägen nicht leicht – die Börse nahm’s nicht gut auf

Baisse in Eigenregie

Erst Böhler-Uddeholm, dann VA Stahl – die ‚Vorgänger‘ der heutigen voestalpine machen das IPO.

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m 5. Jahr des ATX hat es zum 4. Mal auf Jahressicht ein Minus gegeben. 1995 verringerte sich der ATX um 9 Prozent auf 959,79 Punkte und notierte damit wieder unter seinem Startwert von 1.000 Punkten. Es war eine hausgemachte Baisse, eine „politische Börse“, wie man sie in Österreich nur sel-

Die ÖIAG tritt wieder als Verkäufer von Gesellschaften an Private auf: 1994 war es AT&S, nun wurde SBO versilbert – in weiterer IPOs ever in Wien.

© APA

Folge eines der besten voestalpine-Chef Wolfgang Eder, Anwalt Rudolf Fries und Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl – die Übernahme läuft.

ten gesehen hatte. Der neue Finanzminister der Vranitzky-Regierung, Andreas Staribacher, war mit seinen Budgetversuchen gescheitert, was man Ende 1995 an der Börse gar nicht gut aufgenommen hatte. Man muss Staribacher aber rückwirkend freisprechen: Er war in extrem grosse Fussstapfen getre-

ten, da sein Vorgänger Ferdinand Lacina einer der besten Budgetstrategen Europas war – ein Roter, aber trotzdem wirtschaftsfreundlich und dem ÖGB nicht wirklich zugeneigt. Lacina senkte die Einkommenssteuersätze, hat die Vermögens- und Gewerbesteuer abgeschafft sowie eine sinnvolle KESt eingeführt. Lacina konnte viele

Sünden der Kreisky-Regierung abmildern und senkte die Defizitquote um die Hälfte. Staribacher blieb nur kurz, Anfang 1996 folgte der Verkehrsminister und ehemalige OMV-Finanzstratege Viktor Klima als Finanzminister. 1995 hatte aber auch positive Seiten, allen voran die Börsegänge: Im März war das IPO der Böh-

„Wir schützen unsere Welt, damit sie auch für Generationen nach uns lebenswert bleibt.“ Cecilia Johnsson, Environmental Manager, Schweden

Für eine Welt, in der wir auch morgen noch gerne leben, übernehmen wir mit ganzem Herzen die Verantwortung. Es ist diese Überzeugung, diese Freude an der Herausforderung, die uns alle ausmacht. Wir nehmen die Zukunft in die Hand.

www.voestalpine.com

ler-Uddeholm erfolgt, im Schlussquartal folgte die VA Stahl, die heutige voestalpine, deren aktueller CEO, Wolfgang Eder, im Jahr 1995 das „Projekt Börsegang“ als Investor Relations-Chef gemanagt hatte. Böhler und voestalpine, mittlerweile zu einem Unternehmen zusammengeführt, zählen zu den

besten Börsegängen, die der Wiener Aktienmarkt je gesehen hat. Hervorzuheben ist auch die extrem hohe Mitarbeiterbeteiligung, diese sichert den Standort und gilt mittlerweile EU-weit als Vorbild einer gelungenen Beteiligungslösung. Die ÖIAG ist wie 1994 bei AT&S auch 1995 als Verkäufer an Private aufgetreten: Diesmal ging es um Schoeller-Bleckmann Oilfield, die Jahre später an der Börse durchstartete. Auch das IPO von Wolford muss man hervorheben – die Aktien des Vorarlberger Wäschekonzerns zählten vor allem in der Startphase zu den stärksten Papieren am Wiener Markt und schafften es auch rasch in den ATX. Die umsatzstärkten Papiere waren VA Tech, OMV und EVN. Das Gesamtvolumen ist gegenüber dem starken Jahr 1994 noch einmal um 16 Prozent gestiegen. Was das Jahr auf internationaler Ebene sonst noch brachte: Fehlspekulationen und Manipulationen des Wertpapierhändlers Nick Leeson führten im Februar zum Bankrott der (damals) renommierten Investmentbank Barings (ging dann um 1 Euro an ING). Die Deutsche Post AG entsteht durch Privatisierung gemeinsam mit der Deutsche Telekom und der Postbank aus der Behörde Deutsche Bundespost. In Kalifornien wird das Internetauktionshaus AuctionWeb gegründet – das spätere eBay …


BE6 – BÖRSE EXPRESS

ATX

+18,80% 1996

APRIL 2013

1996 Vonseiten der ÖIAG gab es wieder streubesitzstärkende Massnahmen – etwa bei Böhler-Uddeholm und OMV

Die Konkurrenz schläft nicht Mit 1.140 Punkten wurde der (bis dahin) höchste Jahresendwert ever aufgestellt – Umsätze aber rückläufig.

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und das Kurs-informationssystem „Hermes“ in Betrieb und erregte auch mit einem Medienkoffer, der den österreichischen Schulen zur Verfügung gestellt wurde, Aufsehen – eine gute Idee, leider mit kurzer Halbwertszeit.

in weitgehend erfreuliches Jahr für Anleger. Der ATX legte vs. Ultimo 1995 um 18,8 Prozent zu und schloss das Jahr 1996 bei 1.140,19 Punkten ab – der bis dahin höchste Jahresendwert in der ATX-Geschichte. Und das nach zuvor zwei Minusjahren en suite. Was aber ein internationaler Trend war: Der DAX legte sogar um knapp 30 Prozent zu. So richtig

Kleine vor den Vorhang

Die Secondary Public Offerings bei Böhler und OMV liessen sich leicht platzieren. Die OMV war auch die © EPA/APA

umsatzstärkste Aktie des Jahres.

Plötzlich erhielt die Wiener Börse Konkurrenz – Frankfurt, Brüssel und Zürich gingen auf Österreicher-Pirsch.

Leben ins Geschehen kam aber erst zu Jahresende – angefeuert von einer von Rekord zu Rekord eilenden Wall Street, die das Jahr mit dem 44. Schlussrekord beendete. Weitere Rekorde konnten in Wien aber nicht gebrochen werden. Die Handelsumsätze waren erstmals seit mehreren Jahren wieder rückläufig (im Gegensatz

−13,45% 1998

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Immo und Immofinanz zapften den Kapitalmarkt an. Gebastelt wurde gleichzeitig bei vielen Unternehmen an der Börsepräsenz. So wechselte die zuvor erwähnte Immofinanz in ein höheres Börsesegment, bei der Sparkassen-Immo-Invest wurden Genussscheine gebracht. Vonseiten der ÖIAG gab es wieder streubesitz-

stärkende Massnahmen: Bei Böhler-Uddeholm (mittlerweile Teil der voestalpine) und OMV kam es zu Secondary Public Offerings, die beide gut platziert werden konnten. Die umsatzstärksten Titel waren im Jahr 1996 OMV (längst mit O statt Ö), VA Tech und der Verbund. Die Wiener Börse nahm 1996 ihr Handelssystem EQOS

1998 Das erste Halbjahr brachte noch das Verlaufshoch von 1.620 Punkten, der Hochsommer den Crash

Asien & Russland beutelt’s Österreich litt besonders unter dem Umfeld. Denn zur ‚allgemeinen‘ Asienkrise kam noch Russland.

usgehend von den 1.294,94 Punkten Ende 1997, schaffte es der ATX im 1. Halbjahr 1998 auf das damalige Verlaufshoch von 1.620 Punkten. Doch der Hochsommer brachte einen Aktiencrash, in dessen Folge der ATX wieder unter seinen Startwert von 1.000 Punkten gefallen war. Die weltweiten Auswirkungen des Wirtschaftsdebakels in Fernost erwiesen sich, allen Prognosen zum Trotz, ab den Sommermonaten doch gravierend. Die Wachstumsprognosen für die Industrieländer mussten nach unten revidiert werden, Lateinamerika und vor allem Russland gerieten immer heftiger in den Strudel der Asienkrise. Die ehemalige Supermacht geriet sogar an den Rand der Zahlungsunfähigkeit, der Rubel brach förmlich zusammen. An den Finanzmärkten schlug damit die Euphorie abrupt in Panik um. Für Schockwellen sorgte dann die Beinahepleite des Hedge Fonds LTCM, wobei Russland für die Wiener Börse natürlich der Haupttrigger war; wieder einmal ging es um die geopolitische Lage Österreichs. Denn der S&P500 schaffte bis Jahresende sogar wieder ein neues All-time-high, während in Wien unter dem Strich ein Jahresminus von 13,4 Prozent auf 1.120,77 Punkte stehen geblieben ist. Um das Schlimmste zu verhindern, öffneten Regierungen und Finanzinstitutionen ihre Geldhähne. Nach bis dahin beispiellosen Milliardenkrediten für Südostasien

ware. In Wien sorgten in der ersten Jahreshälfte Austria Haustechnik und Do&Co für nur bescheidenes Anlegerinteresse. Auch der boomende Neue Markt in Frankfurt war für Österreicher interessanterweise im Jahr 1998 noch kein Thema. Die Destination hiess vielmehr Brüssel: S&T, Pankl Racing Systems und Eybl wählten für ihr IPO die paneuropäische Easdaq. Auf der Kapitalerhöhungseite waren u.a. die Bank Austria und

und Russland brachte der IWF im November eine Hilfe von 41,5 Mrd. Dollar für Brasilien auf den Weg, Weltbank und asiatische Entwicklungsbank schoben 30 Mrd. Dollar für Ostasien nach. Japan legte mit einem Volumen von rund 170 Mrd. Euro das (bis dahin) größte Konjunkturprogramm aller Zeiten auf. Und auch die Notenbanken zogen mit: In den USA senkte Alan Greenspan die Zinsen in mehreren Schritten von 5,5 auf 4,75 Prozent.

die Immofinanz tätig. Die Bank Austria nahm im Jahresverlauf in diesem Zusammenhang auch ihre Vorzüge sowie die drei verbliebenen Kategorien der Creditanstalt von der Börse. Mit Krems Chemie, Nettingsdorfer und der SCA Laakirchen endeten zudem auch im Nebenwerte-Segment einige Börsestories. Am letzten Tag des verkorksten Jahres kam es noch zu einem historischen Ereignis: Am 31. Dezember

1998 wurden die Wechselkurse von Rudolf Edlinger, dem damaligen Ratsvorsitzenden der EU-Finanzminister, zwischen dem Euro und den einzelnen Währungen der Mitgliedsstaaten unwiderruflich festgelegt, und der Euro wurde somit am 1. Jänner 1999 die gesetzliche Buchungswährung. Kurz darauf war die SchillingÄra an der Wiener Börse vorbei, aber das betrifft ja bereits das Jahr 1999.

Der bereits boomende ‚Neue Markt‘ in Frankfurt wurde von den Austro-Aktien noch nicht angesteuert; der Zielhafen hiess vielmehr Brüssel. Aber selbst deutlich sinkende Sekundärmarktrenditen am Bondmarkt konnten in Wien nicht entgegenwirken. Wenigstens legten die Handelsumsätze weiter zu und das gleich um 38 Prozent. Die volumsstärksten Papiere waren Bank Austria, OMV und VA Tech. Aufgrund der Asien- und Russlandkrise blieben Börsegänge Mangel-

© APA

ATX

zu Deutschland – dort sprangen die Umsätze um mehr als 40% auf neue Rekordwerte) und auch bei den Emissionen herrschte plötzlich grosse Flaute. Einzig die KTM verstärkte die Kursliste und auch das erst knapp vor Jahresende. Auf der Kapitalerhöhungsseite war die Bank Austria aktiv, auch Semperit bzw. die Immogesellschaften CA

Da die grossen Brocken aus dem ÖIAG-Portfolio bis auf die Austria Tabak, die Telekom und die Post bereits an der Börse notierten, bastelte die Wiener Börse im Hintergrund eilig an einer Börse für Klein- und Mittelbetriebe, nachdem Ähnliches in Europa mehrerorts in den Startlöchern stand. Die Wachstumsbörsen in Brüssel (Easdaq) und das Zürcher Wachstumssegment launchten erfolgversprechend, in Zürich landete mit der Villacher SEZ Ende 1996 sogar ein österreichisches Unternehmen auf dem Kurszettel. In den Emissionsabteilungen der österreichischen Grossbanken standen plötzlich Brüssel, Zürich und auch Frankfurt (wo man mit dem Neuen Markt Grosses ankündigte) in den Notizbüchern – eine markante Veränderung, nachdem in den Jahren zuvor ein Börsegang eines österreichischen Unternehmens einfach in Wien stattfinden musste. Alles andere war denkunmöglich. Aber frei nach Bob Dylan: The Times They Are A-Changin. Eine neue Ära sollte beginnen …

Ende des Jahres wurde das Wechselkursverhältnis von Schilling in Euro festgelegt: 13,7603 Schilling sollten ein Euro sein.


APRIL 2013

BÖRSE EXPRESS – BE7

1997 Das neue Börsesegment ‚fit‘ geht an den Start – mit an Bord sind SW Umwelttechnik und Hirsch Servo

ATX

+13,57% 1997

Das grosse (Bank-)Fressen Gleich zu Jahresbeginn war die Übernahme der Creditanstalt durch die Bank Austria politisch akzeptiert.

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ieses Jahr begann mit einem Paukenschlag: Bereits Anfang Jänner hatte die Bank Austria von der Republik Österreich den Zuschlag für den Kauf der Creditanstalt erhalten. Im November folgte der legendäre 3:4-Umtausch. Ebenfalls im Schlussquartal setzte sich dann der Konzentrationsprozess in der Bankenlandschaft fort. Die Ers-

1997 war ein gutes Jahr für IPOs – etwa mit der ‚Volksaktie‘ Austria Tabak – und Erste-CEO Andreas Treichl erwies sich als Trendsetter: gegen Vorzüge.

© APA

Tausche Stämme Erste Group-CEO Andreas Treichl setzte den Schritt, Vorzugsaktien ohne Aufpreis in Stammaktien zu wandeln.

te Bank entstand durch Zusammenschluss der Erste mit der GiroCredit. Doch dazu später noch mehr. Für den ATX war 1997 jedenfalls ein gutes Jahr, der Leitindex legte um 14,1 Prozent auf 1.294,94 Punkte zu – intrayear waren sogar Werte von 1.485 Punkten fixiert worden. Die Börsenumsätze stie-

gen um 37 Prozent auf einen neuen Rekordwert. 1997 war auch ein hervorragendes IPO-Jahr; allen voran müssen zwei Titel genannt werden: Zunächst die Austria Tabak, die im Schlussquartal an die Börse ging und aufgrund des attraktiven Pricings und der hohen Zuteilungs-

quoten für das Retailpublikum zur Volksaktie wurde. Und dann natürlich die zuvor erwähnte Erste Bank: CEO Andreas Treichl setzte 1997 den richtungsweisenden Schritt (den später alle nachmachen mussten), aus Vorzügen ohne Aufpreis einfach Stämme zu machen.

Neben den beiden Grosskonzernen zeigten sich auch zwei kleinere Unternehmen börse„fit“. Und „fit“ war letztendlich auch der Name des Wachstumssegments der Wiener Börse, doch Muskeln zeigen konnte dieses Segment nie. Trotz guter Kapitalmarktstimmung wagten nur zwei Unternehmen den Sprung

in Richtung „fit“: Hirsch Servo und SW Umwelttechnik, beide aus Kärnten. Beide hatten es nicht geschafft, das Investoreninteresse nachhaltig auf sich zu ziehen, obwohl die Ergebnisse passten. Beide wurden von der Wiener Börse nach dem „fit“-Ende (hiess zum Schluss: Austrian Growth Market) mehrmals umgeschichtet. Erfreulich ist, dass beide Unternehmen immer noch börsennotiert sind, was man von den meisten Vertretern des ehemaligen Neuen Markts in Frankfurt nicht sagen kann. Und sowohl Hirsch als auch SW würden „jederzeit wieder“ an die Börse gehen, das IPO habe Visibilität geschafft. Schade, dass nichts mehr nachgekommen ist. „fit“ hatte nicht zuletzt deshalb keine Chance, weil die beiden Easdaq-IPOs Topcall und Schoeller Bleckmann-Oilfield (beide von der CA IB nach Brüssel gebracht) kursmässig einfach besser performten. Damit biss sich die Katze in den Schwanz: An der Easdaq – später in Nasdaq Europe umbenannt – stiegen zwar die Kurse, aber Privatanleger (Stichworte: Intransparente Kursbildungen, Spesen) trauten sich nicht drüber. In Wien gab es zwar Transparenz, aber kaum Interesse. Daran konnten auch gestraffte Strukturen nichts ändern: Die Wiener Börse und die ÖTOB wurden 1997 zur Wiener Börse AG fusioniert.

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BE8 – BÖRSE EXPRESS

1999 Es war selten so leicht, viel und schnell Geld zu machen – Hightech-Branche sorgt fßr Euphorie

+6,87% 1999

B

Das Geld liegt auf der StraĂ&#x;e An der Wiener BĂśrse wurde Xetra eingefĂźhrt – sogar AktienrĂźckkäufe wurden erstmals geregelt. All das ist aber nichts im Vergleich zum Neuen Markt: Zu den Top-Aktien zählen dort Broadvision (plus 1.625%), Pixelpark (plus 610%) und Intertainment (plus 590%). Das 1999er-Emissionsjahr war eines mit elf Emissionen und das vielleicht wildeste aller Zeiten. Wer bei den legendären 1999erIPOs wie Libro, CyberTron, AT&S, Plaut oder Sanochemia am Sekun-

Der internationalen Entwicklung hinkte Wien meilenweit hinterher – zu wenig Tech in Wien. Damit war der heimische BÜrseplatz nicht sexy.

In Österreich fehlten zwar die Tech-Titel – international waren Kursgewinne von 1.000 und mehr Prozent aber keine Seltenheit.

därmarkt geschickt mit Limits operierte, konnte ein VermÜgen verdienen. Viele Aktien machten schnell hundert, einige sogar mehrere hundert Prozent. Es war das Jahr, in dem man alles Gelernte ßber den Haufen werfen musste. Es klingt zwar hart, aber wer es hier versäumt hat, auch mal Gewinne mitzunehmen, ist selber schuld. Das

gehÜrt(e) einfach zum Spiel. Man hatte die einmalige Chance, von einer vÜllig ßberzogenen Bewertung zu profitieren. Der Hightech-Wahnsinn war kein Üsterreichisches Phänomen, die Party kam aus den Staaten und wurde am Frankfurter Neuen Markt auf den Gipfel getrieben. Aus dem zuvor erwähnten Quintett gingen auch

nur Libro und CyberTron an den Wiener Markt. Vor allem AT&SMiteigentĂźmer Hannes Androsch untermauerte seine Frankfurt-Entscheidung mit lautstarken Salven gegen die Wiener BĂśrse. Mittlerweile ist AT&S längst in Wien notiert. 1999 war auch das Jahr der Palfinger-Emission – die dann zu den langfristig stärksten Werten

der Wiener BĂśrse gehĂśren sollte. Gegen Ende des Jahres näherte sich der Tech-Hype seiner Spitze, ein wenig unterbrochen von den Ă„ngsten vor dem Millennium-Bug, Y2K oder einfach vor der weltweiten Computerumstellung zu Silvester 1999/2000. WĂźrden die BĂśrsen Anfang 2000 Ăźberhaupt aufsperren kĂśnnen?

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ereits Anfang 1999 wurde der Euro an den BĂśrsen eingefĂźhrt, also lange, bevor die Euro-Noten in Umlauf gebracht wurden. Dies brachte der Wiener BĂśrse einen netten Liquiditätsschub, aber nur kurzfristig, denn insgesamt gingen die BĂśrsenumsätze gegenĂźber dem Rekordjahr 1998 deutlich (um mehr als 30 Prozent) zurĂźck, fielen sogar unter den Wert von 1997. Die volumensstärksten Titel blieben die gleichen: Bank Austria, OMV und VA Tech. An der Wiener BĂśrse wurde Xetra eingefĂźhrt, das Specialist-System installiert und sogar AktienrĂźckkäufe wurden erstmals geregelt und ermĂśglicht. In Summe waren dies wichtige Strukturmassnahmen, welche die Wiener BĂśrse wieder wettbewerbsfähiger machten, was man nicht 1999, aber in den Folgejahren spĂźren sollte. Im Jahr 1999 ging der ATX um 6,8 Prozent nach oben, der Schlusswert lag bei 1.197,82 Punkten. International hinkte man deutlich hinterher, zu wenig „Tech“ im ATX. Was mĂśglich war, zeigt der kurze Blick gen DAX: Die Spitzenplätze unter den 30 deutschen Werten belegten Deutsche Telekom und Mannesmann. Die Aktie des Ex-Monopolisten konnte um mehr als 150 Prozent zulegen. Rund 140 Prozent brachte Mannesmann – beflĂźgelt durch die Ăœbernahmepläne durch Vodafone.

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ATX

APRIL 2013

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APRIL 2013

−10,40% 2000

2000 Die Hightech-Blase platzt – und es zog letztmals eine Austro-Aktie an den Neuen Markt in Frankfurt

Ein Fall für Domino

Am 28. März läutete Staranalystin Abby Cohen das Ende der New Economy-Euphorie ein.

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aller Zeiten wurde: bwin ging de facto ohne Website an die Börse, war 68,5-fach überzeichnet und legte eine spontane Kursverdoppelung hin. Die Zeichnungsfrist fand im März statt – jenem Zeitpunkt, zu dem der Nasdaq Composite und der Nemax des Neuen Markts ihre Rekorde verzeichneten. Letzteren gibt es nicht mehr, und selbst die Nasdaq ist nachher auch nicht annähernd wieder an die Niveaus von 2000 herangekommen. Der Leitindex der US-Wachstumsbörse notierte Ende 2012 bei nur etwas mehr als der Hälfte des 2000er-Niveaus (40% unterhalb). Das Ende der Rally läutete wohl am 28. März Abby Joseph Cohen ein, Staranalystin bei Goldman Sachs, die damals ankündigte, Technologiewerte in ihrem Depot zu reduzieren. Damit läutete die Börsen-Optimistin den Anfang vom Ende der Hightech-Hausse ein. Das IPO-Jahr 2000 war auch das letzte Jahr, in dem es österreichische Unternehmen an den Neuen Markt gezogen hat: Gericom, Kretztechnik, update und Blue C gingen nach Frankfurt, EMTS zog es nach Zürich (heute ist einzig noch update in der ‚ursprünglichen’ Form gelistet).

er Millennium-Bug ist zwar ausgeblieben, trotzdem war das Jahr 2000 für die Wiener Börse ein nur bedingt gutes. Der ATX verlor 10,4 Prozent auf nur noch 1.073,30 Punkte. Dabei muss man das Jahr in zwei Hälften teilen. Zunächst lie-

Gefragt waren einzig Businesspläne, die auf Dotcom basierten. Das spielte auch einer gewissen ‚betandwin. com‘ in die Hände – bis heute gab es ein Plus von rund 1.000 Prozent. fen die Tech-Titel weltweit noch von Rekord zu Rekord und der OldEconony-lastige ATX ist gleichzeitig zurückgefallen; niemand wollte im Startquartal „Brick and Mortar“-Aktien, nur Businesspläne, die auf Dotcom basierten, waren nachgefragt. Das spielte auch einer gewissen betandwin.com (heute bwin.party) in die Hände, die zu einem der stärksten Austro-IPOs

ATX

+6,25% 2001

bwin vs. Telekom Im April 2000 platzte die TechBubble. Die weltweit massiv überbewerteten Unternehmen konnten

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ATX

BÖRSE EXPRESS – BE9

Ist erst einmal ein Stein gefallem, gibt’s kein Halten mehr ...

die Gewinnerwartungen nicht einmal annähernd erfüllen. Zudem waren meist auch die Akquisitionen, die aus dem IPO-Erlös finanziert wurden, ihr Geld nicht wert. Ja, und bei Weitem nicht alles, was in den Bilanzen stand, gab es auch wirklich. Es war ein klassischer Lawinenrutsch, der sich markant beschleunigte und vielen Anlegern ihr Erspartes auf

Nimmerwiedersehen raubte. Auch wenn Österreich hier weniger stark betroffen war, weil es weniger Exposure gegeben hat, ging im zweiten Halbjahr auf der IPO-Front nichts mehr. Dies hatte natürlich auch einen Effekt auf die Pricingvorgänge. Hätte eine Telekom Austria-Aktie in der ersten Jahreshälfte wohl noch 15 bis 20 Euro gekostet,

so wurden es letztendlich nur neun Euro (mit anschliessendem Absturz). Auch Head floppte brutal. Zwei geplante IPOs mussten gecancelt werden: ai (aus dem VA Tech-Reich) und auch eine gewisse Andritz. Letztere sollte es nochmal probieren ... wieder so eines der stärksten Austro-IPOs aller Zeiten ...

2001 Auf den Absturz nach den Anschlägen von 9/11 folgte die ebenso rasche Erholung an den Börsen

Terror schockt (nur kurz) Der Wiener Leitindex ATX wurde wieder entdotcomisiert – das traf zum Beispiel CyberTron.

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Mithilfe der Notenbanken: Die elf Zinssenkungen der US-Notenbank, die die Leitzinsen von 6,5% auf 1,75% gebracht hatten, und die vier Zinssenkungen in Europa, die den Leitzins auf 3,25% zurückführten, zeigten aber erste positive Auswirkungen. Das IPO-Jahr 2001 brachte sieben Börseneulinge für Wien. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang einzig die Andritz-Aktie,

as Jahr 2001 wird in der Geschichtsschreibung durch die schrecklichen Ereignisse von 9/11 überschattet. Die Ereignisse von Ground Zero haben die westliche Welt markant verändert. Es fällt Jahre später schwer, zu glauben, dass der ATX in diesem Jahr ein Plus von 6,3 Prozent zustande brachte. Der Jahresschlusswert lag bei 1.140,36 Punkten.

die es 2001 im zweiten Versuch an die Börse schaffte und 2010, neun Jahre später, sogar in den ATX Five einziehen durfte. Admiral Sportwetten, Euromarketing, Bluebull, TeleTrader, CLC und Qino schafften es bei Weitem nicht in die Hall of Fame der Wiener Börse. Die Börseumsätze gingen weiter dramatisch zurück, und das bereits das dritte Jahr in Folge.

die waren damals noch nicht mit jenem Gewicht versehen, wie das heute der Fall ist. Die umsatzstärksten Titel waren OMV, die Austria Tabak, die nach drei Quartalen noch vorn lag, dann aber aufgrund der Übernahme durch Gallaher „eingefroren“ war, sowie Telekom Austria.

Blick auf die 2. Reihe Zum Jahresende stellte die Wiener Börse noch die Weichen für die Zukunft: Der ATX Prime sollte ab 2002 die zweite Reihe stärker repräsentieren und zudem wurde auch der ATX wieder ‚entdotcomisiert‘.

Plus als Rarität Das Plus täuscht: Denn nur sieben von 20 ATX-Werten konnten das Jahr positiv beenden. Mit der Telekom Austria, die die Verluste vom verkorksten IPO-Jahr wettmachen konnte, der Erste Bank und der OMV waren die Grossen unter den Siegern. Nicht viel anders war die Situation etwa in Deutschland – wo es nicht so ‚gemütlich‘ zuging und der DAX in Summe rund 20 Prozent verlor. Von den dortigen 30 Werten schafften gerade mal vier ein Plus. Es gab auch grosse Verlierer, allen voran RHI; die US-Expansion brachte den Weltmarktführer in die Asbest(Klagen)-Falle und in eine existenzbedrohende Krise. Auch die AUA und der Flughafen Wien waren unter den grossen Verlierern. Warum?

Die US-Expansion liess bei RHI die Asbestklagsfalle zuschnappen – und brachte den weltgrössten Feuerfesthersteller in arge Existenznöte.

© EPA/APA

9/11 und die Folgen Dass der 11. September an den Märkten relativ rasch überwunden werden konnte, lag auch an der

Vom Rekordniveau 1998 war man mittlerweile knapp 50 Prozent entfernt. Titel wie Austria Tabak (ab dem Q4), KTM, AMS (letztere beide machten später wieder ein Comeback-IPO) und vor allem das langjährige Schwergewicht Bank Austria (Delisting am 2. Februar 2001) konnten durch die Neulinge nicht ersetzt werden. Grosse Kapitalerhöhungen machten erneut nur die Immos, aber

Der Terror-Anschlag vom 11. September forderte das Leben von 2.977 Menschen.

CyberTron, betandwin und Head wurden aus dem ATX gestrichen. Andritz, Uniqa und die BBAG wurden aufgenommen. Letztere sollte 2002 eine wichtige Rolle spielen ...


BE10 – BÖRSE EXPRESS

ATX

+0,85% 2002

APRIL 2013

2002 Austria Tabak und Libro verlassen den Kurszettel – dafür betritt der Börse Express die Bühne

Immos lernen laufen

Der CEE-Motor versucht den x-ten Neustart – erstmals kann auch mit Euro-Bargeld gezahlt werden.

V

der gute, aber auch schlechte Zeiten brachte.

on 1.140,36 auf 1.150,05 Punkte – auf den ersten Blick sieht die 2002er-Bilanz des ATX nicht wirklich attraktiv aus. Der DAX etwa beendete das Jahr mit 2.892,63 Punkten – mehr als 40 Prozent niedriger als Anfang Jänner. Nicht ein einziger Wert der 30 wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften bescherte seinen Aktionären Kursgewinne. Der deutsche Aktienmarkt erlebte den schlimmsten Kurssturz seit der Währungsreform von 1948. Weiter eingebrochen sind in Wien dafür die Handelsumsätze, man war bei nur noch einem Viertel des Rekordjahrs 1998 angekommen. Trotzdem: Rein in puncto Performance sah der ATX im Vergleich zu den Weltbörsen durchaus stark aus. Auf der Sollseite stand der endgültige Abgang von z.B. Austria Tabak (Übernahme) oder Libro (Insolvenz).

Die beste Performance aller ATX-Titel legte im Jahr 2002 der Indexneuling BBAG hin, auch hier kündigte sich schon leise eine Übernahme an. Und: Das Thema Osteuropa, das Wien schon so oft belastet hatte (zuletzt 1998), war plötzlich zum Trigger für Kaufempfehlungen geworden. Vor allem die Erste Bank, die erstmals auch als umsatzstärkster Titel im ATX aufgefallen ist,

% 6 3 , 4 3 + 2003

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Erst im Schlussquartal kam Schwung ins IPO-Geschäft: Mit MEL und conwert kamen zwei Immobilienwerte, die beim Publikum (zu Beginn) ein Renner waren. Die Zukunft spielte es nach: Im Vergleich zu Deutschland bewies Österreichs Börse Muskelkraft.

rückte hier in den Vordergrund. Der Zukauf in Tschechien, die Ceska Sporitelna, machte Freude. Die Kapitalerhöhung der Erste Bank war auch das Primärmarkt-Highlight des Jahres, auch die voestalpine und einige Immogesellschaften zapften via Kapitalerhöhung (wieder) den Finanzmarkt an.

Sehr schwach war hingegen das IPO-Geschäft. Erst im Schlussquartal kam Schwung auf, drei Firmen wagten den Gang an die Börse. Mit Meinl European Land (später Atrium) und conwert wandten sich zwei Unternehmen aus der Immobilien-Branche (noch dazu fast gleichzeitig) an die institutionellen

und privaten Investoren. Und sowohl der Osteuropa-Spezialist Meinl European Land als auch der Wiener Dachboden-Profi conwert waren beim Publikum ein Renner. Damit war ein Trend geboren, der in den Folgejahren das Geschehen an der Wiener Börse entscheidend mitbestimmen sollte – ein Trend,

Das bei brokerjet geführte RealMoney-Depot des Börse Express startete am 4.4.2002 mit 10.000 Euro und lag zum Ultimo 2012 bei mehr als 69.000 Euro. Das verrät, was in den Folgejahren an der Wiener Börse möglich sein sollte ... Noch jemand ging 2002 an den Start – der Euro als Bargeld.

2003 Im März kam SBO an die Börse, im Juli neuerlich die Bank Austria; beides waren Glücksfälle für den Markt

Rekorde werden aufgestellt Die große Story des Vorjahres, die der Bieraktien, setzte sich fort und gipfelte im Heineken-Zukauf.

as bis dato drittbeste Jahr nach 1993: Der ATX verbesserte sich um 34 Prozent auf 1.545,15 Punkte. Das bedeutete auch ein neues Jahresend-High. Auch internatiomnal lief es gut: Der Deutsche DAX etwa hat das Jahr 2003 erstmals nach drei Jahren wieder mit einem satten Gewinn beendet. Am letzten Handelstag kam der Index zeitweise bis auf weniger als vier Zähler an die 4.000-Punkte-Marke heran. Gleich in der ersten Jahreshälfte setzte sich die grosse Story aus 2002, jene der Brau-Aktien, fort. Dies gipfelte in einer Übernahme der BBAG/Brau Union durch Heineken. Die grössten Umsätze 2003 entfielen auf die Erste Bank, die neue Bank Austria und die Telekom Austria. Die Zweitgenannte, Bank Austria, legte das Comeback des Jahres hin. Nachdem die BA-CA (mit ihrer Börsegeschichte Z, Länderbank, Creditanstalt ...) im Jahr 2000 von der Bayerischen HypoVereinsbank übernommen und in Folge von der Börse genommen wurde – die BACA-Aktionäre konnten damals in HypoVereinsbank-Aktien tauschen –, kam 2003 eine neue Bank Austria im Juli zu 29 Euro. Die Geschichte war recht kompliziert, denn die HVB, und damit auch die BA-CA, gehörten mittlerweile zur italienischen UniCredit-Gruppe. Beim Wieder-IPO 2003 gab es viel Gegenwind von Anlegerschützern wegen der 2000er-Geschichte. Unsinn, denn an der Börse wird die Zu-

kunft gehandelt. Und diese Zukunft sollte aus der Bank Austria den grössten Pluspunkte-Lieferanten in der ATX-Geschichte machen. Der neuerliche Börserückzug erfolgte ein paar Quartale vor Lehman zu Rekordkursen und um ca. 100 Euro über dem Emissionskurs. Drei Immobiliengesellschaften und eine Beteiligungsgesellschaft waren die weitere Neulingsausbeute im Jahr 2003.

Nur weil die Tech-Bubble platzte, und mit ihr die neuen Märkte, musste sich SBO nach einer neuen BörsenHeimat umsehen.

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ATX

2002 war auch das Jahr, an dem der Börse Express mit seinem PDF startete. Es war die erste kostenpflichtige PDF-Tageszeitung Europas und vom Start weg ein Erfolg.

© dpa/APA

Übernahme bahnt sich an

Börse Express startet

BBAG/Brau Union-Chef Karl Büche und Heineken-CEO Anthony Ruys stossen auf den Bierdeal an.

Während für die Immobiliengesellschaften – Immoeast (heute Immofinanz), Prime Site Immobilien und SEG Immo AG – das Börseleben im Jahr 2003 erst begonnen hat, war es für die Beteiligungsgesellschaft Cross Holding wie bei der Bank Austria (im weitesten Sinne) eine Fortsetzung des Börsedaseins. Die Cross Holding wurde als eine Investmentgesellschaft mit Fokus auf Spezialfahrzeuge positioniert; im Portfolio waren

vor allem KTM und Rosenbauer. Nachdem die Cross Holding den Finanzinvestor BC Partners, der etwa 50 Prozent an KTM hielt, ausgezahlt hat, wanderten die restlichen Beteiligungen in die nicht börsennotierte Cross Industries. Somit bestand die Cross Holding nur noch aus der KTM und wurde in KTM Power Sports umbenannt. KTM selbst notierte bereits in den Jahren von 1996 bis 1999 an der Wiener Börse.

Noch etwas prägte das Wiener Geschehen: Am 27. März 2003 betrat mit SBO ein Unternehmen das Börsenparkett, das sich als absoluter Highflyer herausstellen sollte. Und das nur, weil die HightechBubble platzte und mit ihr gleich die neuen Märkte in Frankfurt (hiess sogar Neuer Markt) und mit Verzögerung dann auch die Easdaq/Nasdaq Europe – an der SBO ursprünglich gelistet war. SBO musste sich also eine neue Heimat

suchen – die neue Destination hieß Wien. Ein Blick zurück aus heutiger Sicht: Inklusive erhaltener Dividenden kratzt SBO bereits an der Marke von 1.000 Prozent. Zum Vergleich: Beim ATX sind es 150 Prozent (ebenfalls unter Einrechnung der Ausschüttungen). Übrigens: Am 9. April marschierte das von den USA geführte Militär im Irak ein und besetzte Bagdad – der dritte Golfkrieg hatte begonnen.


APRIL 2013

+57,36% 2004

2004 Die Steuer fungierte zur Abwechslung mal nicht als Spielverderber – die KÖSt-Senkung war eines der großen Themen

Die Politik als Börsenfreund In CEE wurde weiter zugekauft – die Erste schnappte sich Slovenska Sporitelna – bei der OMV war’s Petrom.

A

uf das sehr gute 2003 folgte ein noch besseres Jahr 2004. Der ATX legte um 57 Prozent auf 2.431,38 Punkte zu. Anders lief es international: Nach dem grossartigen Comeback der Aktienmärkte in 2003 wurden hier die ohnehin gedämpften Erwartungen der Börsianer auch erfüllt. Die erwartete Konsolidierung kam auch. So legten

Die Schüssel-Regierung, anfangs gescholten, verhalf dem Land zu einer prosperierenden Wirtschaftsentwicklung. Dow Jones, DAX und EuroStoxx um je weniger als 10 Prozent zu. Was in Deutschland etwa für Aufregung sorgte: Die kurze Börsengeschichte von T-Online ging zu Ende. Die Mutter Deutsche Telekom wolle die ausstehenden Aktien wieder einsammeln – was, nicht so lange her, mit 29,00 Euro emittiert worden war, wurde um 8,99 Euro wieder eingesammelt – je Aktie natürlich. Das grosse Thema des Jahres in Wien war aber die Senkung der

Steuersätze der Körperschaften per 2005 – und die Folgen daraus. Ab der Veranlagung 2005 kam ein Steuersatz von nur noch 25 Prozent zur Anwendung, der zuvor gültige Satz lag bei 34 Prozent. Die Folge waren deutliche Anhebungen bei den Gewinnschätzungen der börsennotierten Gesellschaften auf Basis der neuen Hard Facts durch die Analysten und eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft als wichtigen Zukunftsfaktor. Die Schüssel-Regierung, anfangs gescholten, verhalf dem Land Österreich zu einer prosperierenden Wirtschaft.

Eingepreist Die grossen Stories des Jahres waren einerseits VA Tech; die Übernahme war zu Ende des Jahres zwar noch nicht ganz gelaufen, aber bereits im Kurs eingepreist. Das langjährige Schwergewicht VA Tech performte 2004 mehr als doppelt so gut wie der ATX. Der Wissenstand zum Jahresende: Nachdem Mirko Kovats (Anm.: ja, der ...) Anfang November seinen 17 Prozent-Anteil an der VA Tech an Siemens verkaufte, legte der deutsche Riese, der zuvor einmal an der VA Tech-Übernahme gescheitert war, doch ein Angebot für die VA Tech – geboten wurden 55 Euro je Aktie. Die Annahmefrist lief bis Februar 2005. Der Ausgang ist bekannt. Der Deal klappte und An-

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ATX

BÖRSE EXPRESS – BE11

Ex-Kanzler und -Regierungschef Wolfgang Schüssel sorgte für eine klare Outperformance der Wiener Börse.

dritz schnappte sich dann noch die VA Tech Hydro. Ende 2010 sollte Ähnliches passieren: Wieder waren Kovats und Andritz involviert. Andritz kaufte AE&E von der in Not geratenen Kovats-A-Tec. Weiters waren der Kauf der Slo-

SBO 10 JAHRE AN WIENER BÖRSE Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG (SBO) ist Weltmarktführer bei Hochpräzisionskomponenten für die Oilfield Service-Industrie. Nicht nur der Börse-Express, sondern auch SBO feiert heuer ein Jubiläum: Das Unternehmen notiert nun seit 10 Jahren an der Wiener Börse. Im Jahr 2005 folgte dann eine Kapitalerhöhung und der Kernaktionär Berndorf Industrieholding AG (BIHAG) zog sich auf 31% der Anteile zurück. SBO schaffte in der Folge die Aufnahme in den ATX. SBO ist heute ein mehrheitlich im Streubesitz stehendes Unternehmen und liegt im Umsatzranking der ATX-Titel aktuell auf Platz 12. Beherrschten vor zehn Jahren noch wenige österreichische private und institutionelle Aktionäre den Streubesitz, so sind heute eine Vielzahl von internationalen institutionellen Aktionären an SBO beteiligt. Ein Gutteil von ihnen kommt aus dem angloamerikanischen Raum. Langfristig orientierte Aktionäre können mit der Performance der SBOAktie zufrieden sein: Mit einem aktuellen Kurs von rund EUR 80 ist die Aktie des Ternitzer Unternehmens rund acht Mal so viel wert als vor zehn Jahren bei Erstnotierung an der Wiener Börse. SBO-Vorstandsvorsitzender Gerald Grohmann: „Die Notierung an der Wiener Börse hat SBO einen breiten Zugang zum Kapitalmarkt erschlossen. Ohne diesen Schritt hätten wir unser erfolgreiches Wachstum nicht umsetzen können“.

Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG A-2630 Ternitz/Austria, Hauptstraße 2 Tel.: +43 2630 315 100, Fax: +43 2630 315 501 E-Mail: info@sbo.co.at, Internet: http://www.sbo.at

venska Sporitelna durch die Erste Bank und die Akquise von Petrom durch die OMV im Fokus. Erste Bank und OMV waren auch die umsatzstärksten Werte im ATX. Nachschub war nicht in Sicht, denn das Jahr 2004 war ein sehr schwaches

Börseneulingsjahr. Im Mai des Jahres 2004 wanderte austriamicrosystems auf den Züricher Kurszettel (2. Börsegang, bereits in den 90ern gelistet) und im Herbst feierte die Sportwettenbörse betbull ihr Börsedebüt in Wien.


BE12 – BÖRSE EXPRESS

ATX

+50,82% 2005

APRIL 2013

2005 Passend zur Jahreszahl – der Wiener Leitindex schaffte es das fßnfte Jahr en suite ins Plus

Der Top-Hit heisst CEE Frisches Blut fßr die BÜrse gab es nicht nur von Raiffeisen – nicht jedes IPO bekam Anlegern.

Die treibende Kraft Die Osteuropa-Fantasie des Marktes und der Unternehmen war die treibende Kraft. Wo CEE draufstand, waren Kursgewinne vorprogrammiert. Nicht nur das IPO von Raiffeisen International, das 22fach Ăźberzeichnet war und den

Š APA

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iemand hätte Lance Armstrong im Juli 2005 zum 7. Mal in Folge den Gesamtsieg bei der Tour de France zugetraut – genauso erging es den Investoren mit dem ATX. Der Wiener Leitindex absolvierte erneut ein positives Jahr, das fĂźnfte in der Reihe – und zwar nicht irgendwie, sondern mit einem satten Plus von 50,82%. In Punkten war dies der bislang hĂśchste Jahresgewinn in der Geschichte: plus 1.235,65 auf 3.667,03, nachdem im Juni mĂźhelos die damalige Rekordmarke von 3.000 Punkten gepackt worden war. Und all das ohne ärztliche Hilfe ... Den Vogel im damals 21 Titel umfassenden ATX schoss bwin, damals noch betandwin, ab. Die Aktie hat sich im Wert mehr als versechsfacht. Die Handelsvolumina am Wiener Markt kletterten weiter nach oben: Wurden 2004 an einem durchschnittlichen Tag Aktien im Gegenwert von ca. 160 Mio. Euro umgesetzt, so waren es 2005 bereits 299 Mio. Euro, eine Steigerung um 87%.

Herbert Stepic Ăśffnete die Raiffeisen Bank International fĂźr Anleger und brachte diese an die BĂśrse.

Anlegern bis Jahresende Kursgewinne von rund 70% brachte, sondern auch viele KapitalerhĂśhungen standen unter diesem Motto. Und nicht nur bei KapitalerhĂśhungen war richtig viel los in diesem 2005er-Jahr, auch bei IPOs herrschte – rĂźckblickend – fast ein Gedränge. Insgesamt hatten Kapital-

erhĂśhungen und IPOs ein Volumen von 6,5 Mrd. Euro. Ein Grossteil davon entfiel auf die zahlreichen Transaktionen Ăśsterreichischer Immobiliengesellschaften, allen voran Meinl European Land (heute Atrium), die mit drei KapitalerhĂśhungen 1,16 Mrd. Euro in die Kassen gespĂźlt hat. Immoeast und Immofi-

nanz holten sich 1,7 Mrd. Euro von den Anlegern ab (und fusionierten in der Folge). Ăœberhaupt entfielen rund 70% der 5,1 Mrd. Euro aus KapitalerhĂśhungen auf Immo-Gesellschaften. Frisches Blut fĂźr die Wiener BĂśrse kam nicht nur von Raiffeisen, sondern auch von SkyEurope (mel-

dete 2009 Insolvenz an), Century Casinos, Eco Business Immobilien (gehĂśrt mittlerweile mehrheitlich zu conwert), HTP High Tech Plastics (heute HTI High Tech Industries) und Intercell. Das BiotechUnternehmen spielte im Februar mit dem BĂśrsegang rund 47 Mio. Euro herein, der IPO-Preis lag bei 5,5 Euro. Intercell kĂźndigte damals Ăźbrigens an, 2008 erstmals Gewinne schreiben zu wollen. Wie die Vergangenheit zeigt, wird sich das noch um etliche weitere Jahre nach hinten verschieben. Zur Jubelstimmung und den steigenden Bewertungen an den BĂśrsen passte auch die rege Aktivität am M&A-Markt. So verleibte sich Raiffeisen schon wenige Monate nach dem BĂśrsegang mit der Aval Bank das zweitgrĂśsste Finanzinstitut der Ukraine ein. Die OMV und ihr Kernaktionär IPIC schluckten den Kunststoffproduzenten Borealis zur Gänze, und die Telekom Austria tätigte mit der 100%-Ăœbernahme der bulgarischen Mobiltel ihre bislang grĂśsste Auslandsakquisition. Und AUA-Chef Vagn Sorensen kĂźndigte an, seinen Vertrag aus privaten GrĂźnden 2006 auslaufen zu lassen. „Eine Lufthansa-Beteiligung kĂśnnte fĂźr die weitere Entwicklung der AUA eine gute UnterstĂźtzung sein“, meinte er damals. Wie wir wissen, hat das dann auch noch einige Jahre gedauert.

Raiffeisen steht fĂźr mehr als 20 Jahre Erfahrung in Zentral- und Osteuropa. Mit Banken, Leasinggesellschaften und anderen Finanzdienstleistungsunternehmen decken wir 17 Märkte der Region ab und betreuen internationale Konzerne, lokale Unternehmen aller GrĂśĂ&#x;en und Privatkunden in rund 3.000 Filialen. Mehr als 100 internationale Auszeichnungen belegen die Raiffeisen-Servicequalität.


APRIL 2013

BÖRSE EXPRESS – BE13

2006 Als Ă–sterreich plĂśtzlich zum Land der Aktionäre wurde – und ein Bild um die Welt ging

ATX

Die Erfolgsstory geht weiter

+21,72% 2006

D

ie Hochstimmung an den Märkten sollte auch 2006 keine TrĂźbung erfahren, der ATX knackte gleich Ende Jänner die psychologisch wichtige Marke von 4.000 Punkten. In den USA verabschiedete sich ziemlich zeitgleich dazu Fed-Chef Alan Greenspan nach 18 Jahren an der Spitze der US-Notenbank. In seiner letzten Sitzung erhĂśhte die Fed den Leitzins zum 14. Mal in Folge – auf 4,5 Prozent.

Die KapitalerhĂśhung von „bwin“ ging als eine der unnĂśtigsten in die Geschichte der BĂśrse ein – der Zukauf Ongame war ein Flop. Der ATX schaffte im Gesamtjahr zwar nicht mehr die 50%-Performance aus den Vorjahren, mit einem Anstieg um 21,72% oder 796,44 Punkte auf 4.463,47 Punkte konnte sich aber niemand beschweren. Ganz im Gegenteil, allerorts war von der Erfolgsstory des Wiener Kapitalmarkts zu reden: Dieser stieg von der Schlussposi-

tion in Europa in das Mittelfeld auf und konnte die Kapitalmärkte von grossen Volkswirtschaften wie Deutschland und Italien etwa in der Kennzahl Marktkapitalisierung zu BIP Ăźberholen. Die täglichen Handelsumsätze in Wien stiegen auf 522 Mio. Euro (2005: 301 Mio. Euro) und die Marktkapitalisierung hob auf 133 Mrd. Euro ab. Der Online Gaming-Anbieter bwin schickte seine Anleger auf die Achterbahnfahrt: Nach dem 500%-Plus des Vorjahres setzte es 2006 Verluste von mehr als 80%. Der zweitgrĂśsste Kursverlierer im ATX war die OMV, deren Kurs rund 14% einbrach. FĂźr beide Unternehmen war es auch abseits der Kursentwicklung ein turbulentes Jahr. bwin (heute bwin.party) holte sich im März knapp 300 Mio. Euro Eigenkapital fĂźr eine Ăœbernahme. Diese KapitalerhĂśhung ging aber als eine der unnĂśtigsten in die BĂśrseannalen ein. Denn der damit finanzierte Zukauf Ongame musste in der Bilanz 2006 aufgrund des Wegfalls des US-Geschäfts schon wieder voll wertberichtigt werden. Im September dann der nächste Knalleffekt: Die beiden CEOs werden in Monte Carlo wegen des Verdachts auf illegales GlĂźcksspiel festgenommen, sind aber schon wenig später gegen Kaution wieder frei. Mittlerweile haben sich die Gesetze gelockert – bwin ist am franzĂśsischen Markt aktiv. (Ex-)OMV-Chef Wolfgang Rut-

Š EPA/APA

Erste Group holt sich fĂźr die Ăœbernahme der rumänischen BCR rund drei Milliarden Euro an frischen Mitteln.

Nach 18 Jahren an der Spitze zieht sich Fed-Chef Alan Greenspan zurĂźck.

tenstorfer kaufte sich im März fĂźr rund eine Mrd. Dollar bei der tĂźrkischen Petrol Ofisi ein und rĂźhrte mit der Fusionsabsicht mit dem Verbund auch in der Ăśsterreichischen Innenpolitik gehĂśrig um. Aus dem Zusammenschluss wurde bekanntlich nichts, die Bundesländer machten einen Strich durch die Rechnung, sie fĂźrchteten um die „Sicherheit“ der heimischen Wasserkraft. Insgesamt war es ein Jahr, in dem sich Investmentbanker die Hände rieben: Das Volumen an KapitalerhĂśhungen und IPOs in Wien belief sich auf 11,8 Mrd. Euro.

Gegenßber dem Jahr 2005 war das ein Anstieg von rund 82%. Und darin sind jene BÜrsegänge Üsterreichischer Unternehmen im Ausland, wie etwa von CAT Oil und BDI Biodiesel in Frankfurt, gar nicht berßcksichtigt. Einmal mehr gaben die Immos den Ton an, wobei sich die Immoeast (heute Immofinanz) mit einer einzigen Transaktion 2,75 Mrd. Euro geholt hat. (Wobei nicht alles am Markt platziert worden ist, wie man aus der Aufarbeitung der Vergangenheit weiss.) Tonangebend war aber die Emission der Erste Bank zu Jahresbeginn: Fßr

die Ăœbernahme der rumänischen Grossbank BCR holte sich CEO Andreas Treichl 2,92 Mrd. Euro vom Markt. Auch bei Raiffeisen wurde weiter zugekauft: Mit der Ăœbernahme der Impexbank stieg die Raiffeisen zur grĂśssten ausländischen Bankengruppe in Russland auf. In Wien wurde der Kurszettel um Post, Zumtobel, CA Immo International (heute Teil der CA Immo), A-Tec (schlitterte 2010 in die Insolvenz), Polytec und Bene verlängert. Die Post feierte ihr BĂśrsedebĂźt Ende März, der Erstkurs lag mit 20,9 Euro gleich um 10% Ăźber dem Ausgabepreis.

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BE14 – BÖRSE EXPRESS

ATX

+1,11% 2007

APRIL 2013

2007 Auf viele Jahre der letzte Höhepunkt – das Ende der Party an den Aktienmärkten zeichnet sich ab

Erste Wolken tauchen auf Am 23. August platzte bei Meinl European Land im Rahmen eines HV-Beschlusses die Bombe.

S

orgen um die US-Hypothekenbanken und die US-Wirtschaft sorgten zwar bereits im März für einen Rücksetzer an den internationalen Börsen, der ATX konnte dennoch am 9. Juli die Marke von 5.000 Punkten knacken und verzeichnete sein bisheriges IntradayHoch bei 5.010,93 Punkten. Von da an ging es bis Jahresende freilich wieder deutlich nach unten – nach zwei grossen Kursstürzen im Juli und November endete das Börsenjahr dort, wo es angefangen hatte. Unterm Strich blieb ein Plus von 1,11% auf 4.512,98 Punkte. Die internationale Hypotheken- und Finanzkrise hatte der Dauerparty in Wien ein Ende gesetzt.

© APA

Bei den Immos beginnt‘s

Claus Raidl leitete damals die Geschicke von Böhler-Uddeholm.

ATX

−61,20% 2008

Die Handelsumsätze in Wien stiegen zwar wieder signifikant an (plus 45%), das kann freilich auch mit den teils heftigen Abverkäufen zu tun haben, von denen die Immobilientitel als erste erfasst worden sind. Volatilität wurde zum Schlagwort, Anleger mussten sich bei Kursbewegungen an neue Dimensionen gewöhnen. Es war freilich nicht nur die US-Immobilienkrise, die den heimischen Immos zu schaffen machte: Am 23. August platzte bei Meinl European Land (heute Atrium) die Bombe. Die Gesellschaft liess sich in einer Hauptversammlung einen Aktienrückkauf

genehmigen. Parallel dazu wurde im Quartalsbericht allerdings veröffentlicht, dass MEL bereits im zurückliegenden Quartal kräftig rückgekauft hatte. Der Unterschied zwischen Aktien und Zertifikaten bzw. österreichischem und Jersey-Recht eröffnete Juristen in den Folgejahres ein weites Betätigungsfeld.

Zuvor noch nachgeladen Vor dem Kursrutsch hatte MEL aber an der Börse nochmals kräftig zugelangt und eine Kapitalerhöhung über 1,5 Mrd. Euro durchgeführt. Das bedeutete dennoch nur Rang 2: Die Kapitalerhöhung der Immoeast (heute Immofinanz) hatte ein Volumen von 2,8 Mrd. Euro. Insgesamt holten sich in Wien notierte Unternehmen mit rund 10 Mrd. um rund 15% weniger Eigenkapital über die Börse als im Jahr davor. Am Neuemissionsmarkt lag das Volumen mit rund 2,9 Mrd. Euro aber deutlich über dem Vorjahreswert von 1,86 Mrd. Euro. Das ist zum einen der Strabag zu verdanken, die nicht nur in puncto Grösse, sondern auch Dramaturgie – der für April avisierte Börsegang wurde aufgrund des Einstiegs von Oleg Deripaska in letzter Minute verschoben – als IPO des Jahres 2007 bezeichnet werden kann. Zum anderen steuerte auch Meinl zur IPO-Statistik bei: Die Börsengänge

von Meinl Airports und Meinl International Power mit Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser an Bord hatten ein Volumen von insgesamt 1,3 Mrd. Euro. Den im Juli einsetzenden Turbulenzen an den Kapitalmärkten mussten auch börsewillige Firmen Tribut zollen. Der Edelstahlspezialist Breitenfeld sagte das IPO nach Absolvierung der Roadshow ab, Frequentis, ein Anbieter von Flugsicherheits-Technologie, verschob den Börsegang kurz vor dem offiziellen Startschuss. Strabag war übrigens für viele Jahre das letzte Wiener IPO – bis 2011 mit der Amag. Spannung gab es auch für die Aktionäre von Böhler-Uddeholm: Am Freitag, dem 16. März, setzt die Aktie des Edelstahlherstellers zum Börsenschluss zu einem 30%-Kurssprung nach oben an. Am Montag gibt der Vorstand das Interesse eines Finanzinvestors am 21%-Paket der Aktionärsgruppe um den Badener Rechtsanwalt Rudolf Fries bekannt, der sich als die britische Finanzgruppe CVC entpuppt. Nach einer Diskussion rund um den Ausverkauf ans Ausland kommt die voestalpine ins Spiel, die dann auch den Zuschlag erhält. Der Stahlkonzern stellt ein öffentliches Übernahmeangebot, das zunächst 69 und dann 73 Euro je Aktie beträgt. Insgesamt wird das Gesamtpaket mit 3,7 Mrd. Euro veranschlagt.

2008 Es wurde Geschichte geschrieben – es wurde Geschichte aber auch zu Grabe getragen

Schlimmer wird’s nimmer Noch im Jänner knackte der Ölpreis die Marke von 100 US-Dollar je Barrel – die Weltwirtschaft boomte

S

Ein weiteres heimisches Unternehmen, das die Nachrichten prägte, war die AUA: Beim Carrier wurden die Ergebnisprognosen laufend nach unten revidiert, die ÖIAG bekam viel Häme für ihre Privatisierungsanstrengungen der nationalen Airline, die dann aber schlussendlich doch noch den Hafen „Lufthansa“ ansteuerte;

ieben Jahre erfreute der ATX seine Anleger bereits mit durchgehenden Kursgewinnen. Das achte Jahr brachte einen veritablen Verlust von 61,2%, es war der grösste Abgang in der Geschichte des ATX. Auch international war es kein gutes Börsenjahr – es war das Jahr von Lehman Brothers. In dieser Phase war es für Unternehmen beinahe unmöglich, sich frisches Eigenkapital von der Bör-

diese zahlte einen Cent je Aktie im Staatsbesitz. Die Stimmungslage war kaltwarm: Noch im Jänner knackte der Ölpreis die Marke von 100 Dollar – die Weltwirtschaft boomte, Österreich sorgte sich um seine Inflationsrate (mit teilweise 3,6% die höchste seit mehr als 15 Jahren), gar 147 Dollar beim Öl waren es

noch im Juni. Doch bereits wenige Wochen später wankten die Aktienmärkte, Angst vor Rezession bzw. gar einer Depression kursierte an den Märkten. Die Fed reagiert mit einer historischen Zinssenkung von 0,75 Prozentpunkten, eine Woche später ging es weitere 0,5 nach unten. Im Juli erreichte der Euro noch ein Rekordhoch von 1,60 ge-

David vs. Goliath

Das achte Jahr des ATX brachte einen Verlust von 61,2%, der bis dato noch immer größte Abgang in der Geschichte des Wiener

© EPA/APA

Leitindex. se zu holen – IPO gab es in Wien kein einziges, an eine Kapitalerhöhung wagte sich nur die Vienna Insurance Group. Die Börseambitionen zurückgezogen haben etwa die Energie AG OÖ und Saubermacher. Die VIG holte sich das Geld, um der Erste Group um 1,44 Mrd. Euro deren VersicherungsSparte abzukaufen.

gen den US-Dollar. Mitte September dann das Ereignis des Jahres: Lehman Brothers ist pleite, Merrill Lynch muss von der Bank of America aufgefangen werden. Ab jetzt werden Hunderte Milliarden in Banken- und Konjunkturrettungspakete gesteckt. In der Folge werden noch staatliche Garantien für Spareinlagen ausgesprochen.

Der Zusammenbruch von Lehman Brothers sorgte für Schockwellen an den internationalen Börsen.

2008 war aber auch das Jahr, in denen Davids auf Goliaths losgingen: Porsche biss sich aber schlussendlich an VW die Zähne aus, Maria-Elisabeth Schaeffler hingegen hat sie noch, dafür wurde der Widerstand von Continental gebrochen. Und das Kapitel Meinl European Land wurde letztmals aufgeschlagen – die ins Trudeln geratene Immogesellschaft wurde um 800 Mio. Euro an Gazit-Globe verkauft und nennt sich seither Atrium. Noch ein Kapitel österreichischer Geschichte wurde geschlossen: Creditanstalt – der Name verschwand endgültig aus der Bezeichnung „Bank Austria“ (wie auch die Aktie der Bank im Mai vom Wiener Kurszettel). Dafür lässt sich Frankfurt-Legionär AT&S auch in Wien listen. Und Malta sowie Zypern erweiterten die Schar der Euro-Länder auf 15 – die dortige folgende Bankenkrise wird erst 2013 zum grossen Thema. Geprägt haben das Jahr auch zwei Namen: Bernhard Madoff und Jérôme Kerviel.


APRIL 2013

ATX

+42,54% 2009

BÖRSE EXPRESS – BE15

2009 Die Krise fordert ihre Opfer – und Cash wird für den Kapitalmarkt und Unternehmen zum immer wichtigeren Gut

Auf der Hochschaubahn Vom Hoch aus gab es ein Minus von 70 Prozent – es folgte beinahe eine Kursverdoppelung.

2008

gab der ATX noch rekordhohe 61,2 Prozent ab. Bis ins Frühjahr ging es weiter nach unten. Das Tief wurde am 9. März mit 1.412 Punkten erreicht (erstmals seit 2003 unter 1.500 Punkten). Das entspricht einem Minus von rund 70 Prozent zum Hoch aus 2007. Dann gab es beinahe eine Kursverdoppelung und auf Jahressicht plus 42,5 Prozent. Die Aufwärtsbewegung manifestierte sich, nachdem die EZB den Leitzins bis Mai auf das Rekordtief von 1,0 Prozent schleuste, um der Konjunktur einen Stimulus zu verleihen.

Was war geschehen? Die Welt war eben nicht von der Klippe gesprungen, was mit deutlichen Kurssteigerungen quittiert wurde. An Börsegänge war in dieser unsicheren Zeit trotzdem nicht zu denken, womit die längste IPO-lose Zeit in der Geschichte des ATX prolongiert wurde, seit Oktober 2007 – und erst 2011 mit der Amag beendet wurde. Dafür hatte die Finanzbranche Kapitalhunger. Einerseits schmolzen teils Portfoliowerte mit den Preisen am US-Immobilienmarkt dahin, dazu kamen steigende Kosten für Kreditausfälle, vor allem im Osteuropa-Kreditportfolio. Und ein schärferes Augenmerk der Aufsichtsbehörden in Sachen Eigenkapitalausstattung. Wo-

© EPA/APA

Die Höllenfahrt blieb aus

Die „erste Staatsschuldenkrise“: Abu Dhabi muss Dubai mit 10 Mrd. Dollar unter die Arme greifen.

bei sich die Kapitalmassnahmen auf den Herbst beschränkten, nachdem sich die düsterste Stimmung verzogen hatte. Mehr als 1,7 Mrd. Euro holte sich allein die Erste Group. Dazu kamen Fremdkapitalaufnahmen, eine Milliarde von der OMV, mehr als 1,3 Milliarde vom Verbund. Eine der Erfahrungen aus der Krise für Unternehmen war, die Fremdkapitalaufnahme nicht allein auf Banken aufzubauen. Die Banken holten sich zusätzlich Staatsgelder, die Erste knapp

zwei Milliarden an Partizipationskapital. Die Wirtschaftskrise hatte aber nicht nur das Finanzsystem, sondern auch das exportlastige Österreich voll im Griff. Und fordert an der Börse mit dem PkwZulieferer Eybl International ein Opfer. (In den USA schlittert GM in das bis dato grösste Chapter-11Verfahren.) Immofinanz zieht sich aus der Bredouille, indem das eigene Österreich-Portfolio um 1,2 Mrd. Euro an die Osteuropa-Tochter

Immoeast verkauft wird. Verkauft hat im März auch die OMV ihre Anteile an der ungarischen MOL, der Grundstein des späteren „Insiderverfahrens“ gegen CEO Wolfgang Ruttenstorfer. Womit das Thema MOL-Übernahme im Akten-Schredder landete. Neben Eybl strich auch SkyEurope die Segel. Im Juni beantragt die Billig-Airline in der Slowakei Gläubigerschutz, bereits im Herbst heben die letzten Maschinen ab. Weitere Opfer der Krise: Der

deutsche Milliardär Adolf Merckle begeht nach hohen Verlusten Selbstmord, Auslöser waren Verluste mit VW im Zuge des Übernahmekampfs mit Porsche. Julius Meinl V. sitzt zwei Tage in der Haftanstalt Josefstadt und kommt für die Rekord-Kaution von 100 Mio. Euro wieder frei. Eine der ehemaligen Meinl-Firmen löst sich im April auf: Airports International. Nicht aufgelöst, dafür erweitert haben andere. Im Juli fusionieren Ottakringer und Vöslauer. Und wenig später übernehmen die BierHaupteigentümer die bis dahin vom Rivalen Brau Union (Heineken) gehaltenen 13,43 Prozent an Ottakringer. Und Schlumberger übernimmt Hochriegel. Damit wurde dann bei der Post angestossen. Per Oktober bekommt der Logistikdienstleister einen neuen CEO, Georg Pölzl, bis dahin Chef des deutschen Mobilfunkers TMobile. 2008 war aber auch jenes Jahr, das den Grundstein zur Staatsschuldenkrise legte: Die westlichen Industriestaaten verschuldeten sich für ihre Banken. Und das Emirat Dubai gab bekannt, dass es die Schulden nicht pünktlich bezahlen kann. Abu Dhabi greift später mit 10 Mrd. Dollar unter die Arme. Aber Dubai legte den Nährboden des Misstrauens gegen den Schuldner Staat.

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BE16 – BÖRSE EXPRESS

ATX

+16,39% 2010

2010 Nach Dubai also Griechenland, das für die Eurozone zur Never-Ending-Story werden soll

Gerichte im Dauereinsatz (Ex-)OMV-Chef unter Insiderverdacht – AvW-Pleite – A-Tec-Pleite – Skylink-Skandal.

B

ereitete Dubai 2009 den Boden für Misstrauen gegen StaatsSchulden mustergültig auf, rieb 2010 Griechenland genüsslich Salz in die Wunden: Athen hatte sich bei seinen Budget-Defizitzahlen (wieder einmal) geirrt. Derart, dass IWF und EU um Geldspritzen angepumpt werden müssen – Ratingagenturen sagen zu dem Staat nur noch „Junk“. Unsicherheit breitet sich wieder aus. Auch gegenüber Banken, da gefürchtet wird, dass diese bei Staatspleiten hohe Wertberichtigungen vor sich haben. Um die Angst zu lindern, entschliesst sich Europas Bankenaufsicht CEBS dazu, die Institute des Kontinents einem Stresstest zu unterziehen. Dieser gelingt zwar, nur wenig später müssen allerdings irische Banken notverstaatlicht werden, das Land selbst bekommt ebenfalls EU-Hilfe.

ATX

−34,87% 2011

2012

2012

Republik Österreich zu einer Kapitalerhöhung zu bekommen. Ein ähnliches Kunststück schaffte Wolfgang Auer von Welsbach. Dieser verkaufte Genussscheine an Anleger, die er nicht mehr zurückkaufen konnte. Anfang Mai wird dann der Konkurs über der Gruppe eröffnet. Die Justiz ermittelte wegen des Verdachts auf Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung. Apropos Kriminal: Im Zuge der Skylink-Affäre kommt es zu ersten Hausdurchsuchungen. Ende des Jahres wird dann CEO Herbert Kaufmann endgültig ein SkylinkOpfer.

An- und Abflug Wir bleiben in der Branche. Letztmals flog 2009 die AUA an die Börse, seit Februar nicht mehr. Im selben Monat stockte Air Berlin bei

Flyniki von 24 auf 49,9 Prozent auf, plus der Option auf 100 Prozent. Beendet wurde die Trennung zwischen RZB und der Ostbankentochter Raiffeisen International. Die Fusion zur Raiffeisen Bank International wird im Oktober ins Firmenbuch eingetragen. Ähnliches macht die Telekom Austria, diese kündigt ebenfalls im Februar die Fusion der Festnetz- mit den Mobilfunkeinheiten an. Nicht getrennt, sondern gebunden hat sich bwin. Gemeinsam mit der britischen PartyGaming entsteht der weltgrösste börsennotierte Online-Glücksspielkonzern. Und die OMV schnappt sich endgültig mit Petrol Ofisi den grössten türkischen Tankstellen-Betreiber. Weiters steigt Oleg Deripaska wieder bei Strabag ein, mit 17 Prozent. Im Gegenzug bekommt Strabag die Sperrminorität am russischen

Strassenbaukonzern Transstroy. Dafür schlittert A-Tec in eine der grössten Insolvenzen der österreichischen Industriegeschichte und (Ex-)OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer fällt ein Aktienkauf aus 2009 auf den Kopf – die FMA klagt ihn wegen Insiderhandels an – Schuldspruch gibt es aber keinen. Das Licht der Welt betritt der Tablet-Computer iPad von Apple. Binnen kürzester Zeit hat der US-Konzern nach dem iPhone den nächsten Verkaufsschlager. Und Zulieferer AT&S den nächsten Grossauftrag zur Leiterplattenproduktion. In Summe beendete der ATX das Jahr mit mehr als 2.900 Punkten, ein Plus von 16 Prozent. Ach ja. Und dann wurde noch die Wertpapier-KESt beschlossen. Ein Thema, das 2011 seine Auswirkungen zeigen wird …

Ballast Wertpapier-KESt

Einzig SBO beendet das ATX-Jahr im Plus – dafür endet die IPO-lose Zeit, die Amag betritt das Börseparkett.

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+26,94%

In diesem Umfeld blieb es dabei: Im Oktober 2007 gelang in Wien Strabag das bis dato letzte IPO. Auch 2010 war die Zeit dafür nicht reif, die längste IPO-lose Zeit des ATX wurde prolongiert. Gegen Jahresende kam dann aber im Kapitalerhöhungsbereich Hektik auf, EVN und Verbund traten sich beinahe auf die Füsse. Auch rundherum ging es bei dem Stromtiteln rund. Im Zuge der EVN-Kapitalerhöhung wollte sich Grossaktionär EnBW von seinen Anteilen trennen, der gebotene Preis war den Deutschen schlussendlich aber zu gering, CEO Burkhard Hofer, der wenig später seinen Rücktritt einreichte, musste einen zweiten Anlauf zur Geldbeschaffung starten. Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber hingegegen brachte überhaupt das Kunststück zustande, den Sanktus von Hauptaktionär

2011 Erst sorgt Fukushima dafür, dass die drittgrösste Volkswirtschaft stillsteht – dann droht die Pleite der USA

as Erfreulichste vorweg: 2011 endete die bis dato längste IPO-lose Zeit in der Historie des ATX. 2007 war es Strabag – 2011 die Amag. Sonst? Alle europäischen Börsen mussten aufgrund des globalen wirtschaftlichen Umfelds und der Zuspitzung der europäischen Staatsschuldenkrise Kursrückgänge verzeichnen. In Österreich hemmt(e) zusätzlich die Wertpapier-KESt die Liquidität an der Börse, eine weitere der „kapitalmarktfeindlichen“ Steuerideen. Die im Laufe des Jahres um eine Facette reicher werden sollte – die Besteuerung des Handels von Kapitalmarktinstrumenten wie von Aktien oder Anleihen ließ die Augen einiger Finanzminister aufleuchten und auf sich füllende Staatskassen hoffen. Die Finanztransaktionssteuer nahm schön langsam ihren

ATX

APRIL 2013

Lauf. Aber das ist noch nicht das Thema des Jahres 2011, das so schon schlimm genug ablief. An der Wiener Börse sank der Geldumsatz inländischer Aktien im Vergleich zum Vorjahr um 18%. Der ATX, der Leitindex der Wiener Börse, musste ein Minus von 34,87% verzeichnen und beendete das Jahr mit 1.891,68 Punkten. Lassen wir Dividenden aussen vor, erzielte innerhalb des ATX einzig SBO ein (hauchdünnes) Plus – die Amag beendet das Jahr dort, wo sie emittiert worden war. 16 Werte verloren in Prozent zweistellig – das Wiederaufflammen der Eurokrise mit all den Unwägbarkeiten, was denn nun Staatsanleihen wirklich wert sind und ob es zu Abschreibungen in den Portfolios der Banken kommt, verunsicherte derat, dass sich zum Beispiel eine

Erste Group zu Jahresende beinahe beim Drittel jenes Niveaus von zu Beginn wiederfand. Minus 61,43% bedeuteten auch die rote Laterne. Aber auch mit Wienerberger und Raiffeisen Bank International wurde investiertes Kapital mehr als halbiert – mit RHI und Zumtobel (wird später die ATX-Mitgliedschaft verlieren, aber auch wieder zurück erlangen) beinahe. Bankentitel litten besonders unter den Sorgen um die Stabilität der Währungsunion und die Finanzen von Ländern wie Griechenland, Portugal und Italien – wegen derer starken Verbindungen in diese Problemstaaten gerieten französische Banken besonders ins Visier des Marktes – kurzfristig kursierte sogar das Gerücht, BNP Paribas sei Pleite – zumindest bis heute ist nichts derartiges erfolgt).

2011 war besonders geprägt vom „Arabischen Frühling“. Ausgehend von der Revolution in Tunesien, richteten sich Proteste, Aufstände und Revolutionen in der arabischen Welt in mehreren Staaten im Nahen Osten (Maschrek/Arabische Halbinsel) und in Nordafrika (Maghreb) gegen die dort autoritär herrschenden Regime. Die Anfangseuphorie (im Westen) legte sich aber rasch, nachdem das Ganze immer blutiger ablief. Für die OMV bedeutete das auch ein Abfallen der Öl-Förderleistung. Geprägt war das Jahr auch von der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan vom 11. März, in deren Folge es im Kernkraftwerk „Fukushima I“ zu einer folgenschweren Unfallserie in mehreren Reaktorblöcken kam – inklusive Kernschmelze. Angefangen von der

japanischen (lokalen) Automobilindustrie, bis hin zu den HightechLaboren – nicht nur Japans Wirtschaft stand einige Wochen still, auch die der Zulieferländer. Nach drei Tagen hat der Nikkei-225-Index ein Sechstel seines Wertes verloren. Diese externen Schocks zeigten sich an den Märkten in erhöhter Volatilität: Der deutsche DAX etwa bewegte zwischen einem Höchststand von 7.600 und einem Tief von 4.965 Punkten. Noch dem Stillstand der weltweit drittgrössten Volkswirtschaft poppte im Herbst die Schuldenkrise wieder auf – aber nicht nur die Europas. Kurzfristig stand sogar die Zahlungsunfähigkeit der USA im Raum. Am „Schwarzen Montag“ (8. August) werden weltweit innerhalb von 24 Stunden rund eine Billion Euro an Börsenwert vernichtet.

2012 Die Verlierer des Vorjahres schwingen sich zu den neuen Highflyern auf – Bankaktien profitieren vom Umfeld am meisten

Die grosse Geldflut

Internationales Aktienhighlight war die Emission von Facebook – eine herbe Enttäuschung sollte folgen.

beginnt wie 2011 endete – mit der Schuldenkrise als Thema. Doch von den USA wendet sich das Interesse gen Europa. Die (US-)Ratingagenturen schiessen sich auf Europa ein – gleich zu Jahresbeginn wird die Bonität von neun Euro-Staaten durch Standard & Poors herabgestuft (Österreich verliert hier sein Triple-A) – ein Schock mit kurzer Halbwertszeit. Auf der Habenseite gibt es etwa die Ankündigung der Fed, die Nullzinspolitik bis 2014 fortsetzen zu wollen – Anleihenrenditen fallen auf immer neue Rekordtiefs –, es heisst allerorts (auch wenn’s kaum jemand tut) „Raus aus Anleihen – rein in Aktien”. Gerüchte über ein IPO von Facebook machen gleich zu Jahresbeginn die Runde, ein gigantisches Zeichen für den IPOMarkt. Dazu flutet die EZB auch

noch die europäischen Märkte weiter mit frischem Kapital. 800 Banken leihen sich im Frühjahr 530 Mrd. Euro über 3 Jahre für einen Zinssatz von 1,0 Prozent. Europas Währungswächter kündigen auch an, Obacht auf die Renditen von Problemstaaten à la Italien zu haben – und bei Marktverzerrungen einzuschreiten. Stelle dich nie gegen eine Notenbank, heisst es – es wirkte, die Renditen der PIGS-Staaten begannen zu sinken. „Der Euro ist unumkehrbar”, lautet die Kernbotschaft von Mario Draghi – und dass er bereit ist, auch endlos Geld zu drucken, wenn es denn notwendig sei. Nicht zu vergessen – Japan kämpfte noch immer mit den Folgen von Fukushima und agiert ähnlich wie Fed bzw. EZB: Die BoJ erhöht im Frühjahr ihr Ankaufpro-

gramm für japanische Staatsanleihen von rund 95 Mrd. Euro auf 635 Mrd. Euro. Die weltweiten Märkte werden mit Liquidität geflutet (QE3 der Fed wurde im Herbst beschlossen – da wurde die Zeit des Nullzinses auch bis 2015 ausgedehnt).

Banken-Hausse Summa summarum ein wunderbares Umfeld für Banken. Die Prügelknaben von 2011 mutieren nun zu Highflyern. Bestes Beispiel: die Erste Group. 2011 noch die rote Performancelaterne, 2012 Klassenbester mit plus 76,5 Prozent. Gab es 2011 kaum Gewinner, waren 2012 die Verlierer rar gesät: Mit Verbund, Zumtobel und der Telekom Austria gab es drei. Letztere verlor, obwohl ein neuer Grossinvestor an Bord kam, der seine

strategischen Absichten beteuerte: Der mexikanische Milliardär Carlos Slim steigt Mitte des Jahres mit mehr als 20% bei der Telekom Austria ein. Verkäufer des Pakets sind der österreichische Investor Ronny Pecik und sein ägyptischer Finanzpartner Naguib Sawiris. Klar aber, dass der Gesamtmarkt bei 17 Gewinnern in Summe zulegen musste – satte 27,7% waren es. Mehr als verdaut wurde damit das erfolgte zweite Rettungspaket Griechenlands, das dem Privatsektor einen Schuldenschnitt von mehr als 50% brachte. Medial war das Aktienthema des Jahres aber das IPO von Facebook Mitte Mai. Die ganze Welt wollte dabei sein. Alte Hasen fühlten sich zurückversetzt in die „.com“-Blase. Die obere Spanne der Aktienzuteilung wurde von 35 auf 38 US-Dol-

lar angehoben. CEO, Gründer und Hauptaktionär Mark Zuckerberg gesellte sich danach auf dem Papier unter die fünf reichsten Männern der Welt. Der erste Handelstag verlief bereits schleppend – bis Mitte August halbierte sich das Papier dann jedoch.

Nachwehen Was sonst noch geschah – und dessen Auswirkungen (wenn) erst in der Zukunft zu sehen waren: Im Oktober beschliessen zehn EuroLänder, darunter Österreich, die Einführung einer Finanztransaktionssteuer. US-Präsident Barack Obama steuerte auf das „Fiscal Cliff“ zu. Und mit 7. Juli fiel Europas Leitzins erstmals seit Einführung des Euro unter 1,0 Prozent. Die 0,75% gelten bis dato.


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