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FREITAG, 04. MÄRZ 2016
BÖRSE EXPRESS
be INVESTOR Geht unser
Wohlstand flöten?
Schwerpunkt Wirtschaftsstandort Österreich: Eine kritische Bestandsaufnahme zeigt - Österreich fällt zurück. Doch für eine Trendumkehr ist es nicht zu spät, meinen Experten. Dafür braucht es allerdings mehr Mut. Foto: APA/BARBARA GINDL
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ATX-SENTIMENT UMFRAGE
be INVESTOR-ATX-Sentiment vom 03.03.2016
Die Stimmung hat sich gewaltig gedreht er Wiener Markt springt an. Freitagmittag liegt der Leitindex ATX, bereits den siebenten Tag in Folge im Plus. Parallel zum Kursanstieg hat sich auch die Stimmung der Anleger in unserer wöchentlichen Umfrage deutlich erholt. 46,4% der Befragten meinen nun, dass der Wiener Leitindex auf Sicht von vier Wochen um zumindest 2,5 Prozent höher stehen wird. In der Vorwoche lag dieser Prozentsatz, lediglich bei 34,4% und nur mehr knapp über der Zahl jener, die von einem Rückgang ausgingen. In der nunmehr sechsten Umfragewelle die gestern Donnerstag zu Ende ging, hat sich dieses Bild komplett gewandelt. Der ATX-Sentiment, der vom be INVESTOR auf Basis der Umfragedaten errechnet wird, ist mit 28,5 Punkten auf den höchsten Stand seit Beginn der Befragung geklettert (siehe Grafik rechts). Der ATX wiederum
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EDITORIAL S’ Köpferl im Sand ie Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Österreich geht’s gut - schallt es aus der Arbeiterkammer - und Krankjammern schadet dem Standort, heißt es. Natürlich, gemessen am BIP/Kopf liegt Österreich tatsächlich in der Spitzengruppe der EU und weist einen deutlich höheren Wert auf, als der Durchschnitt der EU-Staaten. Zahlen, die für sich sprechen meinen die Arbeitnehmervertreter. Trotzdem können in diesem, unseren, ach so wohlhabenden Land an die 266.000 Menschen nicht von ihrer Hände Arbeit leben, wie die Wiener Zeitung kürzlich unter dem Titel „Arbeit hilft nicht gegen Armut“ berichtete (siehe hier: http://bit.ly/1WYVlKr). Working Poor werden diese Menschen neuerdings genannt. Soll heißen sie - nicht selten Alleinerzieher/Innen - arbeiten zwar, sind aber dennoch armutsgefährdet. Laut Eurostat stieg die Prozentzahl, der von Armut und sozialer Ausgrenzung gefährdeten Personen in Österreich
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Stimmungshoch bei unserer wöchentlich Erhebung.
hat im Befragungszeitraum (25. Februar bis 3. März) um 4,32% zulegen können. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass dieser Zugewinn just an jene Befragung angeschlossen hat, in der der SentimentIndex auf den zweittiefsten Wert gefallen ist. Man könnte also durchaus meinen, dass auch unser Sentimentindex, wie die meisten derartigen Indizes, so etwas wie ein Kontraindikator ist (Anmerkung: Um dies zu behaupten, ist die Zeitreihe allerdings noch zu kurz.) Bleibt zu hoffen, dass die dieswöchige „Euphorie“ auch für den weiteren ATX-Kursverlauf förderlich ist. <hf>
VON HARALD FERCHER HARALD.FERCHER@BOERSE-EXPRESS.COM
zwischen 2003 und 2014 von 15,7 auf 19,2%. Bei den unter Sechsjährigen stieg der Anteil der von Armut und sozialer Ausgrenzung gefährdeten Menschen im gleichen Zeitraum gar von 21,2 auf 24,4%. Auf gut deutsch: Jedes vierte Kind in Österreich ist von Armut bedroht. Das unter diesen Bedingungen unser Land im sogenannten Social Progress Index (siehe Bericht hinten), im Teilbereich Chancen und Möglichkeiten nicht mehr unter den Top-15 Nationen zu finden ist darf ei„Jedes vierte gentlich niemanden verwundern. Warum dies so ist und Kind in wie sich das ändern lässt, darüÖsterreich ist ber sollten wir eigentlich von Armut reden, oder? Klar, noch zählen wir zu den bedroht.“ Nationen, die die Grundbedürfnisse der Menschen am besten befriedigen können. Aber echter Wohlstand und sozialer Fortschritt lässt sich halt nicht im BIP/Kopf ausdrücken. Wer das tun will, steckt seinen Kopf in den Sand. <
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NEWS MIX ANDRITZ
OMV
Die Dividende wird auf 1,35 Euro erhöht
Aufsichtsratschef Peter Oswald geht MV-Aufsichtsratsvorsitzender Peter Oswald , Chef von Mondi Europe & International, tritt zurück: Er werde sein Mandat mit Ablauf der nächsten Hauptversammlung am 18. Mai niederlegen, teilte die OMVmit. Grund dafür sei, dass sich die zeitlichen Anforderungen sowohl bei Mondi als auch bei der OMV in den letzten Monaten signifikant erhöht hätten, so Oswald laut Mitteilung. „Da ich bei keinem Unternehmen Abstriche bei meiner Arbeitsqualität machen möchte, liegt es im Interesse von OMV und Mondi, dass ich den OMV Aufsichtsratsvorsitz zurücklege, auch wenn es mir schwer fällt.“ „Die strategischen Weichen für die künftige Ausrichtung von OMV wurden gemeinsam erfolgreich gestellt“, so Oswald. Es sei ihm persönlich am wichtigsten gewesen, „eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand wiederherzustellen. Das hat das Klima im gesamten Unternehmen nachhaltig verbessert.“ Mehr unter http://goo.gl/G4gDZ2 <
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Andritz-CEO Wolfang Leitner
Foto: apa
ndritz hat Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. Der Umsatz stieg demnach um 8,8 Prozent auf 6377,2 Mio. Euro und erreichte laut Unternehmen einen historischen Höchstwert (2014: 5859,3 Mio. Euro). Alle vier Geschäftsbereiche konnten ihren Umsatz im Jahresvergleich erhöhen, betont das Unternehmen. Damit liegt der Umsatz höher als erwartet, Analysten rechneten im Schnitt mit 6255 Mio. Euro. In der Ergebnisentwicklung spiegeln sich angekündigte Maßnahmen zur Optimierung der Wertschöpfungskette bei Schuler wider, wie das Unternehmen meint. Zur Anpassung der Fertigungskapazitäten an den Produktmix und an das Geschäftsvolumen sei ein Betrag von 78 Mio. Euro in der Ergebnisrechnung berücksichtigt worden, dem projektbedingte positive Sondereffekte im Geschäftsbereich Pulp & Paper von rund 40 Mio. Euro gegenüberstanden, informiert Andritz. Damit betrug das EBITA 429,0 Mio. Euro (+13,0 Prozent versus 2014: 379,5 Mio. Euro), die EBITA-Marge erhöhte sich auf 6,7 Prozent (2014: 6,5 Prozent). Ohne diese Sondereffekte hätte das EBITA der Gruppe 467,0 Mio. Euro und die EBITA-Marge 7,3 Prozent betragen. Das Konzernergebnis (nach Abzug von nicht beherrschenden Anteilen) erhöhte sich auf 267,7 Mio. Euro (2014: 210,9 Mio. Euro). Das EBIT stieg um 24,8 Prozent auf 369,1 Mio. Euro. Von der APA befragte Analysten prognostizierten im Schnitt ein EBIT von 384,9 Mio. Euro und einen Nettogewinn von 281,3 Mio. Euro. Bei der Hauptversammlung am 30. März 2016 wird der Vorstand für das Geschäftsjahr 2015 eine Erhöhung der Dividende auf 1,35 Euro je Aktie vorschlagen (2014: 1 Euro). Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von rund 52% (2014: rund 49%). Mehr unter http://goo.gl/QWymQJ <
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Meldungen in Kürze Die wichtigsten Meldungen zu Börse, Unternehmen, Konjunktur und von der Zunft der Analysten.
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Analysen des Tages. Heute stehen die Aktien von EVN, Telekom Austria, Verbund, Zumtobel, Flughafen Wien, Buwog und Andritz im Fokus der Analysten. Mehr
unter http://goo.gl/KYr0XX
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Strabag bündelt Töchter. Die Strabag hat ihre 100%-Töchter Center Communication Systems GmbH (CCS) und Strabag Anlagentechnik GmbH (SAT) zusammengelegt. Die in Strabag
Infrastructure & Safety Solutions GmbH umfirmierte neue Gesellschaft wurde zum 24. Februar 2016 im Firmenbuch eingetragen, die Geschäftsführung haben Gerhard Jelinek und Werner Kribernegg inne. „Durch die Zusammenführung der Aktivitäten u. a. in den Bereichen Verkehrssicherheitstechnik, Tunnelausstattung und Kommunikationstechnik nutzen wir die starken Synergien zwischen diesen Geschäftsfeldern besser“, so die beiden Geschäftsführer.
Mehr unter http://goo.gl/01hCDN
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Wienerberger-Chef über ATX fixe-Rückkehr erfreut. „Ich freue mich, dass wir nach rund 10 Jahren wieder im ATX five gelistet sind. Das ist eine Bestätigung unserer Ergebnisentwicklung", freut sich Wienerberger-CEO Heimo Scheuch. Mehr unter
http://goo.gl/QGs2HI
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Raiffeisen Centrobank AG
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Hierbei handelt es sich um eine Werbemitteilung. Sie stellt weder eine Anlageberatung noch ein Angebot oder eine Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder Veranlagungen dar. Ein dem Kapitalmarktgesetz entsprechender und von der Finanzmarktaufsichtsbehörde gebilligter Prospekt (samt allfälliger ändernder oder ergänzender Angaben) ist bei der Oesterreichische Kontrollbank AG als Meldestelle hinterlegt und auf der Website der Raiffeisen Centrobank AG (www.rcb.at/Wertpapierprospekte) abrufbar. Weitere Hinweise – siehe Prospekt. Stand: Februar 2016
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SCHWERPUNKT „HINTER MEINER, VORDER MEINER, LINKS, RECHTS GÜTS NIX OBER MEINER, UNTER MEINER SIACH I NIX SPÜR NIX, HEAR NIX UND I RIACH NIX. DENK I NIX UND RED I NIX UND TU I NIX WAUN DA WIND WAHD IN DE GOSSN WAUN DA WIND WAHD AM LAND WAUN DA WIND WAHD, DO STECKT A SEI KÖPFERL IN SAND“ „Sein Köpferl im Sand“, Arik Brauer, 1971 - hier: http://bit.ly/1QmuXIF
WIRTSCHAFTSSTANDORT ÖSTERREICH
Langsam wird’s eng: ‘Weiterwursteln’ oder Trendumkehr? Harald Fercher
harald.fercher@boerse-express.com
1. Wirtschaftsstandort Österreich 2008 - 2015
Mit dem Deloitte.Radar hat das Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsunternehmen Deloitte seinen Finger auf offene Wunden in Punkto Standort gelegt. Die Bestandsaufnahme ist ernüchternd, auch wenn es erste, zaghafte Anzeichen einer Besserung gibt. ie Reaktion kam wie das Amen im Gebet: „Diese Zusammenfassung alter Rankings ist eine Wiederholung des Ewiggleichen: Manager dürfen per Befragung ihre Wunschliste abgeben. Die eigentliche Gefahr für den Standort ist, dass Raunzerei zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden kann“, stellte Maria Kubitschek, Bereichsleiterin für Wirtschaft in der Arbeiterkammer via Presseaussendung fest. Es war wie immer - wenn sachliche Kritik am Zustand des Wirtschaftsstandortes Österreich vorgebracht wird - ein Schnellschuß aus der AK, tuckerte die Aussendung doch nicht einmal drei Stunden nachdem die mehr als 60 Seiten fassende Meta-Studie zur Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich präsentiert wurde, über die Nachrichtenagenturen. Erstellt wurde die Studie von der Wirtschaftprüfungs- und Steuerberatungskanzlei Deloitte. Unter dem Titel „Deloitte.Radar“ befassten sich die Experten des Hauses, das in Österreich rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt, bereits zum dritten Mal mit der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes und fassten mehrere internationale Studien zum Thema in einem Kompendium zusammen. Ergänzt wird die Meta-Studie durch persönliche Erfahrungen der Deloitte-Mitarbeiter, die national
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Platzierungsverbesserungen in einigen Bereichen.
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SCHWERPUNKT wie international ihr Wissen einfließen ließen. Ein Wissen, dass den Finger oftmals auf offene Wunden legt, die hierzulande aber gerne übersehen werden - zumindest auf politischer Ebene. Entsprechend auch die Reaktion aus der AK: „Schlechte Stimmung kann die Investitionstätigkeit beeinträchtigen, was dann auch eine ungünstige Wirtschaftsentwicklung nach sich zieht.“ Titel der Aussendung: „AK: Fakten zum Standort Österreich.“ Köpferl im Sand. Ein wenig erinnern die bereits standardmäßig vorgetragenen Floskeln, mit denen in Österreich allenthalben versucht wird die Ergebnisse von ernstzunehmenden Studien zur Entwicklung des Wirtschaftsstandortes zu desavouieren, an den Hit von Arik Brauer aus dem Jahr 1971 („Sein Köpferl im Sand“ - siehe Textzeile am Anfang). Jenem Jahr, als der später als ‘Sonnenkönig’ titulierte Bruno Kreisky, seine erste absolute Mehrheit holte und anschließend mehr als ein Jahrzehnt die Geschicke des Landes bestimmte. Eine
Foto: dpa/dpaweb/dpa/Z1009 Jan-Peter Kasper; Alle Bilder folgende Seiten: APA , Hinterramskogler
2. Deloitte.Radar - das Ergebnis: Positive und negative Anmerkungen 1. Politisches und Makroökonomisches Umfeld Plus E-Government: in diesem Bereich ist Österreich führend Investitionstätigkeit des Staates: zukunftsorientierte Ausgaben, wie Breitbandmilliarde und Hochschulmillionen
Minus Staatshaushalt: mangelnde Budgetdisziplin, dringender Reformbedarf Pensionssystem: fehlende Nachhaltigkeit, inkonsequente Generationenpolitik Verteilungspolitik: hohe Förderungstätigkeit, fehlende Transparenz und Nachvollziehbarkeit Föderalismus: unklare Kompetenzverteilung lähmt Reformen Finanzmarktpolitik: fehlendes Leitkonzept zur Erhöhung der Bedeutung des Finanzplatzes Österreich
2. Unternehmensinfrastruktur und Umfeld Plus Energiepolitik: erneuerbare Energien, Elektromobilität und Energieeffizienzgesetz als Investments in eine nachhaltige Zukunft Qualität der Infrastruktur: hohes Niveau und Sicherheit der bestehenden Netze und Services
Minus Infrastrukturstrategie: mangelnde Rechts- und Planungssicherheit bei großen Infrastrukturprojekten
3. Regulatorisches Umfeld Plus Verwaltungsgerichtsbarkeit: größte Reform seit 1920, dadurch Vereinfachung der Verfahren, klare Strukturen und Entlastung der Verwaltung Aufgabenreform: erste Umsetzungsschritte der Deregulierungskommission
Minus Bürokratie: komplexe Gesetzgebung und überbordende Regularien Komplexität: Vielzahl von Regularien auf allen Ebenen (EU, Bund, Länder & Gemeinden)
4. Kosten Plus
Minus
Lohnnebenkostensenkung: Faktor Arbeit erstmals entlastet, aber noch immer vergleichsweise hoch besteuert Eigenkapitalzufuhr an Unternehmen: nun ohne Steuerbelastung
+/- Steuerreform: längst fällige Tarifreform und weitere gute Lenkungseffekte, aber teilweise durch Gegenfinanzierung konterkariert Steuern & Abgaben: überwiegend einnahmeseitige Finanzierung des Staatshaushalts
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SCHWERPUNKT ZITIERT
Zeit, in der so manchen Experten zufolge, die österreichische Wirtschaft aufgeholt hat. Eine Zeit in der das skandinavische, vor allem aber das schwedische Modell in Österreich immer wieder als Vorbild herangezogen wurde. Genau in diese Kerbe schlägt Josef Schuch, Partner bei Deloitte und Universitätsprofes„Unser Zugang sor an der WU Wien, wenn er meint: „Vielleich sollten wir wieist hier absurd, der einmal den Schweden nachin Österreich tanzen.“ Diese hätten nämlich wird der Einsatz schon Mitte der 90er Jahre die Reset-Taste gedrückt und noteigener Mittel wendige Reformen umgesetzt. sogar bestraft.“ Tatsächlich landet Schweden in Josef Schuch, Deloitte allen fünf von Deloitte untersuchten Studien (siehe Grafik 1) fünfmal unter den Top-10 Nationen weltweit. Ein Kunststück, das sonst nur die Schweiz zustande bringt. Österreich landete hingegen 2015 in den Studien nur mehr dreimal unter den Top-20 Nationen. Positive Aspekte. Doch die Berater von Deloitte, die heuer auch noch einen externen Expertenrat (u.a. mit der ehemali-
gen Infineon-Österreich-Chefin Monika Kircher, oder Christian Keuschnigg, Professor für VWL in St. Gallen) beigezogen haben, kritisieren nicht nur, sondern sehen auch einige positive Aspekte, wo sich das Land zuletzt verbessert hat. Sie verweisen unter anderem auf den Corruption Perceptions Index von Transparency International bei dem sich Österreich bereits zum zweiten Mal in Folge verbessert hat und wieder unter die Top 20 (Platz 16) vorgedrungen ist. Auch beim Global Innovation Index (INSEAD) ist Österreich das zweite Mal in Folge aufgestiegen. Entsprechend auch das Ergebnis im untersuchten Teilbereich Innovation, Forschung und Technologie, wo vier von fünf möglichen Punkten vergeben wurden - Tendenz weiter steigend (siehe Grafik 2 - Deloitte.Radar). Es geht vor allem um Tempo. Auch was die Infrastruktur in unserem Land betrifft ist die Ausgangslage sehr gut. Josef Schuch: „Da haben unsere Mütter und Väter in der Vergangenheit die richtigen Entscheidungen getroffen und umgesetzt.“ Etwas weniger gut sieht es im Bereich der Zukunftstechnologien (IT/Netzwerke) aus. „In diesem Bereich ist das Wachstum nicht linear, sondern exponentiell“, sagt Schuch und ergänzt: „Es geht vor allem um Tempo“, und daran happert’s in Österreich halt ein wenig. „2013 wurden im Rahmen der LTE-Auktion zwei Milliarden eingenommen, 2014 wurde dann von der Regierung die Breitbandmilliarde beschlossen und Ende 2015 wurden die ersten Mittel freigege-
2. Deloitte.Radar - das Ergebnis: Positive und negative Anmerkungen 5. Innovation, Forschung und Technologie Plus Forschungsprämie: Erhöhung macht F&E-Standort Österreich attraktiver
Minus +/- Kapitalbeschaffung: verbesserter Zugang für KMU durch Crowdfunding-Gesetz, Risikokapital für innovative Unternehmen dennoch knapp
Innovationseffizienz: Verhältnis von Input und Output ist seit Jahren steigend
6. Verfügbarkeit von Arbeitskräften Plus Arbeitnehmerflexibilität: sie tragen Beschäftigungsschwankungen mit, stärken die Krisenrobustheit und leisten Beitrag zur Beschäftigungssicherheit Hochschulbereich: positiver Effekt durch Investitionen erkennbar Bildungsinitiativen: Potenzialentwicklung und neue Lernformen gewinnen an Bedeutung
Minus +/- Bildungsreform: zusehends im Fokus und positive Ansätze, aber langwieriger Prozess Arbeitsrecht: relativ strenge und unflexible Rahmenbedingungen und negative Effekte durch das Lohn- und Sozialdumpinggesetz
7. Lebensqualität Plus Gemeinnützigkeitsgesetz: Förderung von Wohltätigkeit durch neues Gesetz, bringt Impulse für wirtschaftliche und soziale Innovationen Zivilgesellschaftliches Engagement: Selbstorganisation in der Zivilgesellschaft hilft bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise
Minus Polarisierung in der Gesellschaft: zunehmendes Auseinanderdriften von Meinungen und Bevölkerungsgruppen
Quelle: Deloitte.Radar 2016 - Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich, Erläuterungen zur Grafik: ● Dringender Handlungsbedarf; ● ● Handlungsbedarf; ● ● ● Gute Basis für notwendige Verbesserung; ● ● ● ● Standortvorteil mit Verbesserungspotenzial; ● ● ● ● ● Klarer Standortvorteil
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SCHWERPUNKT ben. Nein, nicht eine Milliarde, sondern vorerst einmal 200 Millionen Euro“, merkt Schuch an. Dennoch es gibt weitere positive Beispiele. So etwa das Burgenland wo ein paar „renitente Nordburgenländer“ Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre gegen das Wohlwollen der Behörden auf die Windenergie gesetzt haben und sich dann die Landesregierung des Themas angenommen hat. 2003 wurde ein neues Energieziel formuliert, welches 2013 zur Energieautarkie des Burgenlandes geführt hat. Mittlerweile exportiert das Land sogar erneuerbare Energie. An Ideen im Bereich Innovation und Forschung mangelt es nicht, „skurril“ ist hingegen der Umgang mit Risikokapital in diesem Land. Und dieses wird nun einmal gebraucht um Entwicklungen voranzutreiben. „Unser Zugang ist hier absurd, in Österreich wird der Einsatz eigener Mittel sogar bestraft“, erklärt Schuch. Ein Umstand der seit Jahren anhält und die Beteiligungskapitalindustrie in Österreich nahezu zu einer aussterbenden Spezies gemacht
hat. Laut den letzten verfügbaren Jahreszahlen wurden in der gesamten DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) 2014 4,9 Milliarden Euro an frischen Mitteln für Beteiligungskapital eingeworben. Auf Österreich entfielen 13 Millionen Euro (siehe dazu auch be INVESTOR Nr. 37 „Die Diktatur der leeren Tasche“ hier: http://bit.ly/1RribGg). Marsch auf Wien. Eine Besserung gab es zumindest im Bereich Crowdfunding, erklärt der Uni-Professor. Mit seinem „Marsch auf Wien“ hat der Waldviertler Unternehmer Heini Staudinger Bewegung in die Sache gebracht und die öffentlichen Stellen haben sich dann draufgesetzt. „Was nach einem großen Sprung aussieht ist allerdings nur ein kleiner Schritt“, erklärt Schuch. Kleine Schritte konstatiert Gundi Wentner, Gründungspartnerin von Deloitte Human Capital Österreich, auch im Bereich der Bildungspolitik. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf
3. Internationale Standortrankings: Top-Nationen und die jeweilige Platzierung Österreichs Rang
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Global Competitiveness Index (WEF) 2015 Schweiz Singapur USA
World Competitiveness Index (IMD) 2015 USA Hong Kong Singapur
Global Innovation Index (INSEAD) 2015 Schweiz UK Schweden
Corruption Perceptions Index (TI) 2015 Dänemark Finnland Schweden
Better Life Index (OECD) 2015 Australien Schweden Norwegen
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BELOG VON BE24.AT VON WALTER KOZUBEK ZERTIFIKATEREPORT-HERAUSGEBER & BELOGGER AUF BE24.AT
9,5 Prozent Zinsen mit Ferrari, LVMH und Hermes eit dem Börsendebut der Ferrari-Aktie im Oktober 2015, als die Aktie noch deutlich oberhalb von 50 Euro notierte, entwickelte sich die Aktie schwach. Im Zuge der generellen Markterholung konnte sich auch der Kurs der Ferrari-Aktie von seinem im Bereich von 28 Euro gebildeten Tiefststand um mehr als 25 Prozent auf 36 Euro erholen. Die Aktienkurse der Luxusgüterherstellerkonzerne LVMH und Hermes International entwickelten sich im Verlauf der vergangenen zwölf Monate deutlich besser als der Gesamtmarkt in Form des Euro Stoxx 50 Index. Wenn die LVMH- und die Hermes International-Aktie die Handelsspanne des vergangenen Jahres beibehalten und sich die Ferrari-Aktie auf dem aktuellen Niveau stabilisieren kann, dann wird die Erste Group-Protect Multi LuxusAnleihe 2016 - 2017 hohe Renditechancen ermöglichen.
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„Die Aktienkurse der Luxusgüterherstellerkonzerne LVMH und Hermes International entwickelten sich im Verlauf der vergangenen zwölf Monate deutlich besser als der Gesamtmarkt in Form des Euro Stoxx 50 Index.“
9,5% Zinsen und 40% Sicherheitspuffer. Die am 29. März 2016 fixierten Schlusskurse der LVMH-, der Hermes International- und der Ferrari-Aktie werden als Ausübungspreise festgeschrieben. Bei 60 Prozent der Ausübungspreises werden sich die Barrieren befinden. Unabhängig von den Kursverläufen der drei Luxusgüter-Aktien erhalten Anleger am 30. März 2017 einen Zinskupon in Höhe von 9,5 Prozent pro Jahr gutgeschrieben. Wenn die Kurse der drei Aktien innerhalb der gesamten Beobachtungsperiode, die sich vom 29. März 2016 bis zum 23. März 2017 erstreckt, nie-
Die Ferrari--Aktie hat sich wieder erholt.
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mals die Barrieren bei 60 Prozent des Ausübungspreise berühren oder unterschreiten, dann wird die Anleihe am 30. März 2017 mit ihrem Ausgabepreis von 100 Prozent zurückbezahlt. Gibt hingegen ein Aktienkurs innerhalb des Beobachtungszeitraumes im Vergleich zum Ausübungspreis um mindestens 40 Prozent nach, so wird die Tilgung mittels der Lieferung der Aktie mit der schlechtesten Wertentwicklung erfolgen. Tritt der „ ... so wird die unwahrscheinliche Fall ein, dass alle drei Aktien nach am Tilgung mittels Bewertungstag (23. März der Lieferung 2017) nach der Barriereberühder Aktie mit rung einer Aktie wieder oberder halb der Ausübungspreise notieren, dann wird die Rückschlechtesten zahlung der Anleihe ebenfalls Wertmit dem Ausgabepreis von entwicklung 100 Prozent erfolgen.
erfolgen“ In der Zeichnung. Die Erste Group-Protect Multi Luxus-Anleihe 2016 - 2017, fällig am 30. März 2017, ISIN: AT0000A1KCE5, kann derzeit ab einem Mindestveranlagungsvolumen von 3000 Euro in einer Stückelung von 1000 Euro mit 100,5 Prozent erworben werden. ZertifikateReport-Fazit: Dieses Produkt ermöglicht risikobereiten Anlegern die für den kurzen Zeitraum von einem Jahr hohe Bruttorendite von 9,5 Prozent, wenn keine der drei Aktien innerhalb des nächsten Jahres 40 Prozent oder mehr ihres am 29. März 2016 beobachteten Schlusskurses verliert. <
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AKTIEN & INDIZES KURSE OHNE GEWÄHR - UPDATE: 14:17 X
ATX Andritz Buwog CA Immo conwert Erste Group Bank Flughafen Immofinanz Lenzing Post OMV
2235.00 / 1.06% ATX Prime 1143.65 / 0.93% Kurs €
Diff. %
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47.70 19.36 15.80 13.22 23.90 82.00 1.96 57.66 34.06 24.97
5.93 0.16 0.48 1.61 -0.42 1.65 0.36 0.44 2.37 0.34
211410 42938 25624 84523 364412 2260 1261199 7042 23329 145802
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Raiffeisen Bank Int. RHI Schoeller-Bleckmann Telekom Austria UNIQA Verbund Vienna Insurance Group voestalpine Wienerberger Zumtobel
Kurs €
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12.89 16.26 55.20 5.48 5.97 10.63 22.97 29.07 16.42 14.84
0.78 0.15 1.32 1.11 0.59 0.71 1.66 1.91 -0.21 -3.64
275108 97304 19242 341989 147077 17144 36025 177688 57719 236126
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BEX Kurs €
Agrana Amag ams AT+S Bene bwin.party C-Quadrat Century Casinos DO&CO EVN FACC Flughafen Frauenthal HTI Kapsch TrafficCom
79.43 30.21 29.06 13.70 1.91 1.55 42.00 4.01 98.13 9.94 5.52 82.00 10.80 0.83 33.50
0.80 0.70 1.66 1.00
1.50 1.52 -0.88 -0.15 -0.56 1.65 -0.92 2.47 -0.56
Ausgewählte Werte Kurs €
Atrium Brain Force CAT oil Porr Teak Holz
3.41 3.36 7.39 26.00 0.09
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128.50 100.90 24.35 29.51 7.28 56.50 7.70 1.45 30.23 23.36 7.11 5.97 3.28 0.63 24.35
-0.31 0.80 1.31 -1.65 -1.59 1.20 -0.54 0.00 0.77 0.41 1.57 0.59 1.08 -2.19
10 2096 15006 401 884 212 10983 443 2090 4046 210 147077 2000 9900 268
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