NR. 3657A
BÖRSE EXPRESS
Spezial zum
CEO/CFO-Award 2016
Die Gewinner im Überblick und im Interview
Foto: BE/Draper
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CEO/CFO-AWARD AWARD
Die CEOs und CFOs des Jahres sind gewählt Robert Gillinger
robert.gillinger@boerse-express.com
Zum bereits 11. Mal verlieh der Börse Express gemeinsam mit Deloitte Österreich und dem CFO Club Austria die CEO/CFOAwards und zeichnete die erfolgreichsten Vorstände aus. ie Gewinner der CEO & CFO Awards 2016 stehen fest - die besten CEOs und CFOs Österreichs wurden in den Kategorien National und International gekürt zum ersten Mal wurde heuer zusätzlich der CFO Newcomer des Jahres gewählt. „Neben einer guten wirtschaftlichen Performance muss ein erfolgreicher Manager in Zeiten großer Veränderung vor allem Leadership unter Beweis stellen. Erfolgreiche Führungskräfte und Unternehmer sind es, die den Wirtschaftsstandort Österreich stärken und erfolgreich in die Zukunft führen. Solche herausragenden Führungspersönlichkeiten haben wir auch heuer mit den CEO- und CFO-Awards ausgezeichnet“, freut sich Bernhard Gröhs, Managing Partner von Deloitte Österreich über ZITIERT die Preisträger.
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„Erfolgreiche Führungskräfte und Unternehmer sind es, die den Wirtschaftsstandort Österreich stärken.“ Bernhard Gröhs, Managing PArtner Deloitte Österreich
Die Gewinner. Der Preis für den besten nationalen CEO geht an das Vorstandsteam des Flughafen Wien, Julian Jäger und Günther Ofner. Laut Jury zeigten die Vorstände eine tolle Performance und überzeugten als Führungsteam. Zum nationalen CFO des Jahres wurde Christian B. Maier, CFO der Porr, gewählt. Die Jury betonte vor allem die erfolgreiche strategische Neuausrichtung des Baukonzerns unter Christian B. Maier. In der Kategorie International gewann Georg Kapsch, CEO der Kapsch TrafficCom, den CEO Award 2016. Georg
Im Vorfeld der Preisverleihung gab es eine Diskussion über die Folgen des Brexit mit Deloitte Experten Ben Trask Foto: BE/Draper
Kapsch überzeugte die Jury durch seine umsichtige Führung in einem extrem schwierigen Umfeld. CFO des Jahres in der Kategorie International ist Thomas Obendrauf, CFO der Lenzing. Er stellte seine Fähigkeiten bereits in wenigen Monaten eindrucksvoll unter Beweis, hieß es u.a. in der Begründung der Jury. Der heuer zum ersten Mal verliehene CFO Newcomer of the Year Award ging an Christina Franz, CFO der Allianz Elementar Versicherungs-AG. Ihr umfassendes Branchen- und Fachwissen sowie ihre Managementqualitäten, auch unter herausfordernden Rahmenbedingungen, überzeugten die Mitglieder des CFO Club Austria. Die Verleihung des Awards fand in der Labstelle (Saal) in Wien statt. Auswahlprozedere. Die Gewinner der beiden Kategorien CEO & CFO National und CEO & CFO International wurden im Zuge einer Jury-Entscheidung gewählt, die um eine objektive Komponente ergänzt wurde. Die Jury besteht aus den CEOs und CFOs der ATXPrime-Unternehmen selbst, die die Besten aus ihrer Mitte wählen. Die Mehrheit der Stimmen ist entscheidend. Als objektive Komponente ist außerdem die Kursentwicklung der Unternehmen für die Wahl ausschlaggebend - mehr dazu auf den Folgeseiten. Der CFO Newcomer of the Year wird von den Mitgliedern des CFO Club Österreich gewählt. <
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CEO/CFO-AWARD KATEGORIE NATIONAL
Ein Besuch bei der hellen Seite der Macht, führt zum Flughafen Wien und zu Porr Robert Gillinger
robert.gillinger@boerse-express.com
Beim Titel CEO bzw. CFO des Jahres in der Kategorie national ist neben dem JuryVoting der nachhaltige Anlageerfolg entscheidend - dies per gewichtetem Total Return-Modell über verschiedene Zeiträume. enn Marc Tüngler vor die Presse tritt, sind die börsenotierten Unternehmen Deutschlands immer hellwach. Hat der DSW-Hauptgeschäftsführer (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) doch seit nunmehr 15 Jahren die DSW-Watchlist mit im Gepäck: „Lassen sie uns einen Blick auf die dunkle Seite der ZITIERT Aktienanlage werfen, die es „Das Vorstands- unbestritten - natürlich durchaus auch gibt“, heißt das bei team Günther Tüngler. Entwickelt wurde die Ofner und Liste bereits in den 90iger JahJulian Jäger ren. Anfangs war sie als Hilfestellung für die zeigt eine tolle DSW-HauptversammlungsPerformance, sprecherinnen und -sprecher wie die deutligedacht. Es ging darum, schnell erkennen zu können, che Verbessebei welchen Gesellschaften es rung der insbesondere bei der langfristiProfitabilität gen Kursentwicklung Probleme gab. 2001 wurde die zeigt - und scheint sich die Watchlist erstmals veröffentlicht. Der erste Träger der Politik ‘vom roten Watchlist-Laterne hieß Hals geschafft übrigens Stolberg Telecom. Das Unternehmen meldete dann zu haben’.“ auch 2002 Insolvenz an. ein Jury-Mitglied über das Thema der DSW-Watchlist sind Flughafen Wien-Vorstandsteam somit die größten Kapitalvernichter der im deutschen Prime Standard notierten Aktiengesellschaften. Hier hakte dann der Börse Express ein. Nach ein paar Telefonaten und diversem Mailverkehr wurde das Modell verstanden - und musste jetzt nur noch adaptiert, sprich ins Positive gedreht werden; Denn beim CEO/CFO-Award fließt der nachhaltige Anlageerfolg in die Wertung ein (in Kürze
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„Lassen Sie uns einen Blick auf die dunkle Seite der Aktienanlage werfen“, heißt es bei DSW-Chef Marc Tüngler - der CEO/CFO-Award sucht hingegen die Lichtgestalten des Aktienmarktes. Foto: BE
ist es ein gewichtetes Total-Return-Modell über mehrere Zeiträume) - wir suchen also die sonnige Seite der Aktienanlage, die größten Kapitalvermehrer der im Wiener ATXPrime notierten Aktiengesellschaften. In die Gesamtwertung der Kategorie national floss das ErZITIERT gebnis dieser Berechnung „Er steht für die (siehe nächste Seite) zu 50 Proerfolgreiche zent ein - für die restlichen 50 Prozent war der Jury-Entscheid strategische Neuausrichtung verantwortlich. Und da hatten wir jene zur Stimmabgabe gedes Konzerns, beten, die wohl am besten bedie dramatische fähigt sind, die Leistungen der CEOs und CFOs der börsenoVerbesserung tierten Unternehmen Österder Bilanzsitua- reichs zu beurteilen - die CEOs tion - und auch und CFOs selbst (per ‘geheimer’ Email-Wahl im Septemfür innovative ber ‘16). Ein paar Zahlen zur KapitalmarktRelevanz: Es gibt 40 ATXPrimemaßnahmen wie Unternehmen, folglich 80 CEOs und CFOs (abzüglich eidie Script-Diviniger Doppelfunktionen wie dende.“ bei Andritz, s Immo...) - von Ein Jury-Mitglied über Porrdiesen kamen 43 StimmabgaCFO Christian Maier ben. <
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CEO/CFO-AWARD Kategorie National* Name
Gesamtpunkte**
Perf. 1a Punkte 1a
Perf. 3a Punkte 3a
Perf. 5a Punkte 5a
Flughafen Wien AG
539
28
55
135
116
210
367
DO & CO AG
375
-5
-10
143
123
150
261
S IMMO AG
311
17
33
96
83
112
196
Porr
278
-10
-20
132
113
106
184
AMAG
239
-2
-4
40
34
120
209
Strabag SE
231
39
77
82
71
48
84
Conwert Immobilien Invest SE
188
27
55
93
80
31
53
CA Immobilien Anlagen AG
144
-1
-2
85
73
42
73
Lenzing AG
134
34
67
64
55
7
12
Agrana Beteiligungs AG
105
24
47
-5
-5
36
62
Mayr Melnhof Karton AG
97
-1
-2
32
27
41
72
Österreichische Post AG
84
-26
-51
13
11
71
125
Wolford AG
73
14
29
34
29
9
15
POLYTEC Holding AG
57
-3
-6
35
30
19
33
Rosenbauer International AG
53
-28
-57
9
8
59
102
AT&S
49
-15
-30
91
78
0
1
ANDRITZ AG
47
-12
-24
14
12
34
59
EVN AG
41
9
18
19
17
4
6
Palfinger AG
37
-3
-7
24
20
14
24
Wienerberger AG
31
-10
-19
47
40
5
10
Kapsch TrafficCom AG
31
54
109
-6
-5
-42
-73
Semperit AG Holding
20
-16
-33
34
29
13
23
OMV AG
3
6
12
-17
-15
3
5
Quelle: Bloomberg, BE - Stichtag 30. Juni 2016, *gewertet wurden nur Unternehmen, die bereits 2015 im ATXPrime waren, ** von 1000 möglichen
Die Preisträger (inklusive Jury-Voting)
CEO(s) des Jahres Kategorie National: Günther Ofner und Julian Jäger (Flughafen Wien) Foto: David Sailer
CFO des Jahres Kategorie National: Christian Maier (Porr)
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INTERVIEW JULIAN JÄGER, GÜNTHER OFNER
„Das ist ein bisschen wie in einer guten Ehe“ Hans-Jörg Bruckberger
hans.joerg-bruckberger@boerse-express.com
Julian Jäger und Günther Ofner sind CEO des Jahres in der Kategorie National. Im Interview sprechen die beiden darüber, wie die zusammenarbeit unter ‘Gleichberechtigten’ funktioniert, Erreichtes und was noch zu erreichen ist. Gratulation zum Gewinn des CEO-Awards von Börse Express und Deloitte. Was bedeutet einem so eine Auszeichnung? GÜNTHER OFNER: Das freut einen natürlich schon sehr. Es ist eine persönliche Auszeichnung, aber noch mehr ist es eine Auszeichnung für das gesamte Unternehmen und auch das Team und die Belegschaft. Weil die Entwicklung, die das Unternehmen in den letzten Jahren gemacht hat, voraussetzt, dass eben eine große Flexibilität und Änderungsbereitschaft da ist. Und eine Konzentration auf Ziele und Erfolge. Und das fasst der Preis gut zusammen, weil er nicht nur eine Jury-Entscheidung ist, sondern eben auch auf den Zahlen und Fakten be„Ein Strohfeuer ruht.
kann man rasch entfachen, aber nachhaltige Erfolge bedürfen der Teamarbeit.“
Und wo stehen die Trophäen? JULIAN JÄGER: Die Preise haben einen schönen Platz in unseren Büros. Wir bemühen uns täglich um die Entwicklung des Unternehmens und freuen uns, dass die Fortschritte auch wahrgenommen werden. Der Preis ist für uns eine schöne Bestätigung unseres eingeschlagenen Weges.
Wie schaffen Sie das, als gleichberechtigte Doppel-Führung zu agieren und damit auch Erfolg zu haben? Das widerspricht doch sämtlichen Theorien von wegen „Es kann nur einen geben“ bzw. „am Ende des Tages muss immer einer entscheiden“. JÄGER: Das ist ein bisschen wie in einer guten Ehe. Man hat manchmal vielleicht unterschiedliche Ansichten, aber eine offene Kommunikationsbasis und Vertrauen in die Expertise des anderen. Mit unseren unterschiedlichen Unternehmenserfahrungen ergänzen wir uns gut und das ist ein wichtiger Teil unseres gemeinsamen Erfolges. Wir haben uns die Agenden klar aufgeteilt, ich bin für Aviation, Groundhandling die Shops, IT und Sicherheit zu-
Julian Jäger, Günther Ofner - Flughafen Wien
Foto: APA
ständig. OFNER: Und ich für die Finanzen, Immobilien und Bautätigkeiten. Vom Führerprinzip halte ich nicht nur aus ideologischen Gründen nichts, sondern auch aus wirtschaftlichen. Wenn man in die Wirtschaftsgeschichte schaut, war es oft so, dass der Unternehmer bzw. Superstar des Jahres einige Jahre später nicht mehr existiert hat. Ein Strohfeuer kann man rasch entfachen, aber nachhaltige Erfolge bedürfen der Teamarbeit. Wie kommen Sie mit den drei großen Kernaktionären zurecht, noch dazu in der Konstellation, dass zwei öffentliche und ein privater Investor aufeinanderprallen? JÄGER: Man merkt im Auf„Das ist ein sichtsrat nicht, wer welchen Eigentümer vertritt. Es geht bisschen wie in wirklich um die Sache. Ich einer guten Ehe. denke, unsere Kernaktionäre Man hat manch- sind froh, dass jetzt alles reibungslos funktioniert. Es gibt mal vielleicht keine Einmischungen.
unterschiedliche Ansichten, aber eine offene Kommunikationsbasis und Vertrauen in die Expertise des anderen.“
Kannten Sie einander schon vorher? OFNER: Nein, wir haben uns erst bei der Bestellung kennengelernt.
Der Erfolg spricht für sich. Sie haben des Steuer übernommen, als der Flughafen arge Probleme hatte - Stichwort Skylink-Skandal. Seither hat sich das Unternehmen hervorragend entwickelt, was auch am Kurs der Aktie ablesbar ist… OFNER: Dazu fällt mir eine nette Geschichte ein. Vor ein
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INTERVIEW paar Monaten saß ich in einem Wiener Kaffeehaus und plötzlich starrte mich ein fremder Mann offensichtlich an. Schließlich kam er auf mich zu, und begann sich bei mir zu bedanken. Dafür, dass ihm der Flughafen seinen Lebensabend finanziert hat. Wie sich herausstellte hatte der Mann damals, in der Krise, Aktien um rund 280.000 Euro gekauft und sie vor kurzem um mehr als eine Million Euro verkauft. Er hat sich nicht vorgestellt, aber höflich bedankt. JÄGER: Die Lage damals war nicht einfach. Ein großes und „Man merkt im komplexes Bauprojekt stand Aufsichtsrat kurz vor Inbetriebnahme, der nicht, wer welAktienkurs war unter Druck chen Eigentüund die Erwartungen waren hoch. Auch die Rahmenbedinmer vertritt. Es gungen waren nicht ganz eingeht wirklich fach. Das um die Sache.“ Durchschnittswachstum der letzten zwei Jahre ist ja weit unter dem, wie der Flughafen in den 2000ern gewachsen ist. Es war also kein Selbstläufer. Aber wir haben offensichtlich schon auch einiges richtig gemacht. Diese Kaffeehaus-Begegnung ist wirklich eine schöne Geschichte, die zeigt, was an der Börse möglich ist. Ist es aber nicht schade, dass der Streubesitz ihrer Aktie inzwischen doch recht gering ist? OFNER: Das ist relativ. Immerhin sind zehn Prozent heute in etwa so viel wert wie 40 Prozent damals wert waren, also vor unserer Zeit.
Julian Jäger
Foto: APA
beim russischen Rubel. Was läuft dagegen gut? JÄGER: Nordamerika entwickelt sich sehr erfreulich, auch Westeuropa und der Mittlere Osten. Die Börse blickt gern in die Zukunft: Wo liegt die Fantasie für weiteres Wachstum? JÄGER: Es ist weiter im Langstreckenbereich, insbesondere Asien, es ist weiter Low Cost. Wir haben einen Low-Cost-Anteil von unter zehn Prozent und da ist in den nächsten Jahren sicher mehr drin.
„Als DrehIst auf der Kostenseite noch was Das Geschäft entwickelt sich entsprechend erfreulich. Trotz schwie- scheibe sind wir drin? riger Rahmenbedingungen wie Terrorangst und Rückgängen im OFNER: Immer. unter Druck, das Russland-Geschäft haben sie wesentliche Kennzahlen gesteigert. Wermutstropfen waren leicht rückläufige Transferpassagiere. Und ist kein Geheim- Wobei man schon sagen muss, das als vermeintliche Drehscheibe… dass in den letzten Jahren hier nis. Die TransJÄGER: Als Drehscheibe sind wir unter Druck, das ist schon sehr viel bewegt wurde… ferzahlen sind kein Geheimnis. Die Transferzahlen sind rückläufig. Bei OFNER: Das ist richtig. Von den lokalen Passagieren haben wir dafür aber konstantes rückläufig“ 2012 bis 2015 ist der Umsatz Wachstum. Dieses Geschäft ist auch nachhaltiger, das sind um 47 Millionen gestiegen, Touristen, die nach Wien kommen und der gesamten Re- aber das EBITDA um 54 Millionen. Die Betriebsaufwengion viel bringen. Der Transfer ist auch in Zürich oder dungen sind dramatisch gesunken. Und wir haben über Frankfurt rückläufig. Wir spüren die Probleme in Osteu- vier Jahre konstante Personalkosten. Trotz deutlich mehr ropa. Insbesondere Russland: Da hatten wir vor drei Jah- Passagieren und besserer Qualität ist der relative Persoren eine Million Passagiere, jetzt ist es die Hälfte. Aber naleinsatz stark zurück gegangen und die Produktivität insgesamt erwarten wir heuer mehr als 23 Millionen Pas- gestiegen. Die EBITDA-Marge ist von 31 auf heuer wahrsagiere. Und das trotz aller politischen Unsicherheiten scheinlich 44 Prozent gestiegen. und Problemen in zahlreichen Regionen. Nordafrika verzeichnet starke Rückgänge und das PassaIst das schon ausgereizt? gieraufkommen in die Türkei ist rückläufig. FOTOS OFNER: Ich glaube, es gibt immer EffiOFNER: dazu kommen teilweise auch noch zur Verantaltung finden Sie zienzsteigerungs-Möglichkeiten, aber es dramatische Währungsabwertungen, etwa hier wird auch Zeiten und Dinge geben, wo es
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INTERVIEW wieder in die andere Richtung geht. Wir profitieren derzeit zum Beispiel auch vom Rückgang bei den Energiepreisen. Würde das wieder in die andere Richtung gehen, dann kann man das nicht vollständig durch Effizienzsteigerungen kompensieren. In der Vergangenheit ist es uns jedenfalls gelungen, den Personaleinsatz effizienter zu gestalten und auch alle sonstigen Aufwendungen drastisch zu reduzieren. Und das bei steigendem Qualitätsempfinden - der Passagier bewertet heute Infrastruktur und Dienstleistung wesentlich besser als vor vier Jahren. Das bestätigt auch das 4-Sterne-Prädikat, das dem Flughafen Wien vor kurzem vom renommierten Luftfahrtinstitut Skytrax verliehen wurde. Das ist die große Leistung: Kosten zu senken und dennoch die Qualität zu steigern… OFNER: Und wir messen bei einer Mitarbeiterbefragung die höchste Mitarbeiterzufriedenheit! Das meine ich mit nachhaltiger Entwicklung, „Was die Finanz- dass sich alle Parameter verbessern und nicht das eine auf kennzahlen, Kosten des anderen geht.
etwa die Margen betrifft, da sind wir schon sehr gut.“
Wie schafft man es, dass die Mitarbeiter trotz Effizienzsteigerung glücklich sind? OFNER: Man braucht eine Vision und gemeinsame Ziele, eben eine entsprechende Unternehmenskultur. Führungskräfte müssen weiterentwickelt werden, weil die das Bindeglied sind. JÄGER: Wenn ich ergänzen darf: Ich glaube es ist wichtig, dass die Mitarbeiter wieder ein klares Bild von der Zukunft des Unternehmens haben. Als wir begonnen haben, war die Unsicherheit wegen der schwierigen Situation des Unternehmens und den notwendigen Kostensenkungen groß. Bis heute hat sich das Image ins Positive verändert: Vor 15 Jahren wurde man als Flughafen-Mitarbeiter noch mit der AUA verwechselt und der Skylink-Krise war unser Unternehmensimage eher negativ besetzt. Heute sind die Mitarbeiter wieder stolz, beim Flughafen zu arbeiten. Und das motiviert. OFNER: Und darüber hinaus partizipieren die Mitarbeiter auch persönlich vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. 10 Prozent der Aktien werden von einer Stiftung gehalten, über die die Dividende allen FlughafenBeschäftigten zugute kommt. Was sind die Langfrist-Ziele, wo Sie hinwollen? OFNER: Was die Finanzkennzahlen, etwa die Margen betrifft, da sind wir schon sehr gut. Wir sind deutlich besser als beispielsweise Frankfurt oder München. JÄGER: Mir fällt, bereinigt um das Groundhandling, nur Kopenhagen ein, die noch bessere Margen haben als wir. OFNER: Wo ich natürlich noch viel Potenzial sehe, ist in
Günther Ofner
Foto: BEX/Draper
der Entwicklung das Standortes, der Airport-City. Wie sind die aktuellen Größenverhältnisse der Geschäftsbereiche im Vergleich zum Gesamtumsatz des Flughafens? OFNER: Der gesamte Non-Aviation-Bereich besteht zu je einem Drittel aus Immobilien, „Wo ich natürGastronomie und Shopping sowie Parken. Insgesamt lich noch viel macht das etwa 190 Millionen Potenzial sehe, Umsatz aus - weniger als ein ist in der EntDrittel des Gesamtumsatzes, aber zwei Drittel des Nettoerwicklung das trags. Standortes, der JÄGER: WachstumspotenAirport-City.“ zial sehen wir aber nicht nur bei Betriebsansiedelungen, sondern auch im Retail-Bereich. Derzeit erlösen wir im Shopping rund zwei Euro pro Passagier - bei 23 Millionen Passagieren also ungefähr 46 Millionen Euro - mit überschaubaren Kosten. Mit den geplanten Erweiterungen im Retail- und Gastronomiebereich in den nächsten fünf, sechs Jahren wollen wir auf drei Euro pro Passagier kommen. Wie sollen sich die Anteils-Relationen mittelfristig entwickeln? JÄGER: Da darf es keine Anteilsziele geben. In Malta war das Ziel, dass Non-Aviation 30 Prozent ausmachen wird. Zwei, drei Jahre später waren wir immer noch unter 30 Prozent. Aber nur, weil die anderen Segmente – vor allem das Aviationgeschäft – so stark gewachsen ist. Es geht also um die absolute Steigerung pro Segment, nicht um Relationen. OFNER: Wenn ich zum Beispiel das Segment Immobilien hernehme, dann wird es dort deutliche Steigerungen
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INTERVIEW geben. Wir investieren in den Ausbau. Der Office Park 4 ist weit gediegen in der Entwicklung und wir sind in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Ansiedlungsbewerbern. Wie bewerten bzw. schätzen Sie den Standort Österreich generell ein? OFNER: Im Moment ist die Lage besser als die Stimmung. Die Kaufkraft ist gestiegen, auch die Pensionen sind gestiegen, die Steuerreform brachte positive Impulse. Österreich wird vom Wachstum her laut Prognosen wieder zum europäischen Durchschnitt aufschließen. Was für uns dazu kommt ist, dass sich unser Einzugsgebiet außerhalb Österreichs sehr gut entwickelt. Bratislava ist laut Eurostat kaufkraftbereinigt die wohlhabendste Region Europas. Auch Ungarn und Tschechien holen wirtschaftlich auf und wir sehen darin nachhaltiges Wachstum. Diese Leute werden Flugreisen machen und für viele ist Wien ihr Heimatflughafen. Die gute alte Ostfantasie ist also intakt… OFNER: Absolut. Und das ist eine nachhaltige Sache, kein kurzfristiges Aufflackern. Nicht umsonst ist ein großer internationaler Investor ja beim Flughafen Wien eingestiegen und hat Geld investiert. Die sehen das Potenzial. Wie zufrieden sind sie mit der Börse Wien? OFNER: Ich glaube, dass überbordende Regulierungen, z.b. für das Reporting, aber auch nicht nachvollziehbare Kontrollen für Unternehmen eine große Belastung sind. Das gilt für den Wirtschaftsstandort generell, denken Sie nur an die explosionsartige Vermehrung im Normenwesen. Viele Unternehmen schreckt das ab. Es wäre für den Kapitalmarkt wichtig und positiv, hier mit politischen Maßnahmen für Vereinfachungen einzutreten. JÄGER: Immerhin werden in Österreich unternehmerische Konflikte meistens konstruktiv gelöst, worum uns auch Kollegen aus Deutschland beneiden. So wurde der Stellenabbau bei Austrian Airlines letztlich sozialpartnerschaftlich gelöst, während im Mutterkonzern mittlerweile der 14. Streik angekündigt wird.
Thomas Obendrauf, CFO Lenzing
Foto: BEX/Draper
Noch einmal zurück zur Aktie: Wie sehr schmerzt Sie der Rauswurf aus dem ATX? OFNER: Der Rauswurf per se weniger, aber ärgerlich ist die Art und Weise, weshalb das passiert ist. Palfinger wurde in der letzten Minute um sieben Prozent nach unten gedrückt und am nächsten Tag waren sie gleich wieder dort wo sie zuvor waren. Aber nur dadurch ist AT&S bei der Marktkapitalisierung in der Reihung aufgerückt und in den ATX gekommen. Aus unserer Sicht war das kein normaler Vorgang. Erfreulich ist, dass die Börse das Regulativ daraufhin geändert hat und auf Durchschnittswerte schaut und nicht mehr auf den Stichtag. Allerdings von einer Aufklärung dieses Sachverhalts ist uns bis heute nichts bekannt. Das ist unbefriedigend. Wie oft schauen Sie sich den Kurs an? OFNER: Täglich natürlich, mehrmals täglich. Na bitte: Plus 0,71 Prozent heute - sehe ich gerade auf der Homepage des Börse Express ...<
PS: Bereits erschienen ist das Interview mit Thomas Obendrauf
Börse Express Interviews http://www.boerse-express.com/interviews
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INTERVIEW CHRISTIAN B. MAIER
„Porr wird sicher weiter zukaufen“ Hans-Jörg Bruckberger
hans.joerg-bruckberger@boerse-express.com
Christian B. Maier ist CFO des Jahres in der Kategorie National. Im Interview spricht er über die Herausforderung der Digitalisierung - und deren Chancen. Und über weitere Zukaufgelüste des Konzerns, der von einer Marktbereinigung ausgeht. BÖRSE EXPRESS: Gratulation zum CFO-Award. Wie sehr freut einen so etwas? CHRISTIAN MAIER: Es ist eine nette Auszeichnung. Zumal es ja eine Kombination aus der Entwicklung der Porr, der Aktie, ist, aber eben auch eine Anerkennung von der Kollegenschaft. Und das freut einen schon. Diese Arbeit hat freilich nicht der CFO allein geleistet, sondern das ganze Team, das Treasury, das Controlling, das Rechnungswesen und Investor Relations. Wir haben echt gute Leute im Unternehmen. Die haben diese Auszeichnung verdient, ich nehme sie nur als Repräsentant dieser Einheit entgegen. Im wirtschaft„Ein Mensch lichen Bereich geht es nie um Einzelleistungen, es sind allein kann immer Teams. Ein Mensch alnichts bewirken, lein kann nichts bewirken, die Kunst die Kunst besteht darin, die richtigen Leute zusammen zu besteht darin, bringen. Die Chemie muss die richtigen stimmen und man braucht DiLeute zusammen versität.
Christian B. Maier, CFO Porr
Foto: BE/Draper
Können Sie ein Beispiel nennen? Ja, mich haben einige komisch angeschaut, als ich unseren neuen IT-Chef geholt habe. Viele denken, der muss von einem anderen Bauunternehmen kommen und sich in der Branche auskennen. Ich habe das aber nicht gemacht, ich habe unseren neuen IT-Chef aus dem Banking geholt, von der Österreichischen Kontrollbank.
Wie darf man sich das vorstellen? Ein praktisches Beispiel. In einem Gebäude gehört beispielsweise an einer Wand etwas ausgebessert. Früher hat man ein Foto gemacht, es wurde ein Akt angelegt, in dem steht, wo sich der Mangel befindet, in welchem Stock, in welcher Stadt. Gleichzeitig wurde eine Kopie weitergeschickt, um Infos einzuholen, wer den Schaden beheben kann. Nach der Reparatur wurde dann wieder ein Bericht geschrieben, Kopien gemacht und so weiter. Es wurde also viel Papier produziert. Heute, im digitalen Zeitalter, braucht man nur ein Smartphone. Wir haben eine DefectRadar-App, mit der macht man ein Foto und diese App weiß automatisch in welcher „Die Chemie Stadt, in welchem Gebäude und in welchen Raum sich der muss stimmen Schaden befinden. Hinterlegt und man sind Algorithmen, so dass die braucht Info automatisch ans Painting Department weitergeleitet Diversität. “ wird. Im Hintergrund koordiniert ein Kalender gleich die nötigen Handwerker. Wenn etwa ein Maler gerade im Nachbargebäude arbeitet, bekommt er eine Anfrage, ob er den neuen Auftrag gleich mitmachen kann. Der drückt dann auf OK und alles wird nur noch elektronisch abgelegt.
Warum? Weil die Banken bei der Digitalisierung wesentlich weiter sind als die Bauindustrie. Die Banken haben alles in Echtzeit. Die Bauindustrie ist dagegen noch sehr konservativ ausgerichtet. Aber wir wollen in drei Jahren voll digitalisiert sein und haben dafür bereits in unserer IT ein Team von 80 Mitarbeitern aufgebaut.
Was bedeutet das auf der Finanzseite? Der entscheidende Faktor ist, dass sie durch solche Apps die Prozesskosten radikal reduzieren können. In dem konkreten Beispiel gehen wir von einer erheblichen Prozesskostenreduktion aus. Die Digitalisierung ist eine Revolution in der Bauindustrie, aber derzeit nur wenigen bekannt.
zu bringen.“
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INTERVIEW Was bedeutet das dann für die Branche und die Wettbewerbssituation? Die Digitalisierung wird massive Änderungen der Baubranche auslösen. Es wird eine Marktbereinigung geben, der vor allem der Mittelstand zum Opfer fällt. Kleine Bauunternehmen, mit 20 bis 30 Mitarbeitern, die einfachere Bauvorhaben umsetzen und etwa Einfamilienhäuser bauen, die wird es immer geben. Die verdienen auch relativ gut. Und die brauchen auch keine Digitalisierung. Mittlere Bauunternehmen mit „Die Digitalisie- 200 bis 300 Mitarbeitern sind hingegen mit einer höheren rung wird masOrganisationskomplexität sive Änderungen konfrontiert, sie brauchen der Baubranche eine zweite und dritte Führungsebene und es gibt eine auslösen. Es Da sind die Marwird eine Markt- Bauaufsicht. gen dann ohnehin schon gebereinigung ringer. Die großen Player schließlich verdienen wieder geben, der vor besser, weil sie Synergien nutallem der zen können und GrößenvorMittelstand zum teile haben. In der Folge wird Opfer fällt.“ es zu einer Marktbereinigung kommen. Gibt es dafür im internationalen Vergleich nicht ohnehin „Bedarf“? Tatsächlich haben die Top drei Marktführer in Ländern wie Frankreich oder Spanien zusammen schon Marktanteile von 35 Prozent und mehr. In Österreich halten die Porr und Strabag bei jeweils nur rund sechs Prozent, die Nummer drei, Swietelsky, bei nur rund drei Prozent. Der Markt ist also noch stark fragmentiert. Marktbereinigung heißt, dass einige Unternehmen sterben werden, andere aber auch fusionieren oder übernommen werden. Wird also auch die M&A-Tätigkeit zunehmen? Und, wenn ja, stehen Sie Gewehr bei Fuß? Es wird mehr M&A-Transaktionen geben und die Porr wird sicher weiter zukaufen. Wir sind finanziell gut aufgestellt. Und wir können mittelgroße Unternehmen schnell integrieren.
wir 88 Prozent des Umsatzes lukrieren. Früher waren wir in 50 Ländern aktiv. Wir wollen kein Tausendfüßler sein. Wir sind lieber, wenn man so will, eine fleißige Biene mit sechs Beinen. Wer ist bei der Digitalisierung innerhalb der Branche ein Vorreiter? Ich glaube, dass wir da absolut vorne mit dabei sind. Die Baubranche ist eine sehr konservative Branche, die wartet meist lange zu, ehe sie neue Entwicklungen umsetzt. Unser Vorteil ist, dass wir einige sehr IT-affine Manager haben, die treiben uns an. Die jüngste Entwicklung der Porr ist beeindruckend, aber wo liegt nun das weitere Wachstumspotenzial? Die Bauindustrie erlebt nach sieben mageren Jahren gerade eine Trendwende. Vor allem der für uns wichtige Markt Deutschland ist ein regelrechter Wachstumsmotor. Dort wächst der Wohnbau, aber auch der Bereich Infrastruktur. Es ist jahrelang extrem viel Infrastrukturgeld nach Ostdeutschland geflossen, aber in Westdeutschland wurde viel zu wenig investiert. Dort gibt es jetzt umso mehr Aufholbedarf. In den nächsten zehn Jahren wird da viel passieren. Der Wohnbau wiederum wächst durch die Migration, die Flüchtlinge wie auch die Landflucht. Die Ballungszentren brauchen Wohnraum. Und dann auch noch die zu erwartenden Zukäufe. Was für Wachstumsraten darf man sich für die nächsten Jahre erwarten? Bis 2020 sind im Schnitt „Wir wollen jährliche Wachstumsraten von um die zehn Prozent kein Tausendmöglich - drei bis fünf Prozent füßler sein. Wir Basiswachstum organisch und sind lieber, noch einmal so viel über Zukäufe. wenn man so
will, eine fleißige Biene mit sechs Beinen.“
Die Aktie ist nach wie vor ein Überflieger an der Börse Wien. Darf man annehmen, dass Sie mit der Entwicklung und dem Finanz-
platz Wien zufrieden sind? Man darf nie zufrieden sein, man muss immer unzuIn welche Richtung geht die Expansion? frieden sein. Unzufriedenheit ist eine Triebfeder. Ich In unserer Branche kauft man Marktanteile und Man- denke, dass es an der Börse Wien einen Osteuropa-Abpower, technologisch hat die Porr schon alles. Wir werden schlag gibt. Auch bei unserer Aktie gibt es einen Beweraber nur mit Bedacht in neue Märkte expandieren. Wir tungsabschlag: Der wird ersichtlich, wenn ich die Porr haben uns bewusst aus einigen Märkten, etwa in Osteu- beispielsweise mit der Schweizer Implenia vergleiche. Die ropa, zurückgezogen und auf ausgewählte ist doch um einiges höher bewertet. AndeKernländer fokussiert. Das ist die DACH-Re- FOTOS rerseits gibt es an der Börse Wien jetzt, auch gion plus Polen, Tschechien und die Slowa- zur Verantaltung finden Sie mit dem neuen Vorstand, eine spürbare Aufkei. Das sind unsere sechs Heimmärkte, wo hier bruchsstimmung. <
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Die Outperformer findet Österreich auf der Straße - oder trägt diese am Leibe Robert Gillinger
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Beim Titel CEO bzw. CFO des Jahres in der Kategorie International ist neben dem JuryVoting der relative Anlageerfolg entscheidend - der im Vergleich zur internationalen Konkurrenz. So werden branchenbedingte Kursbewegungen ‘herausgefiltert’. st ein Kursplus von 100 Prozent gut, sehr gut oder weniger gut? In der Geldbörse bzw. auf dem Depotauszug haben 100 Prozent immer das gleiche Gewicht, womit sich die Eingangsfrage an sich auch kaum stellt. Sehr wohl aber all jenen, die beim CEO/CFO-Award in der Kategorie International vorne mitspielen möchten. In dieser Kategorie werden jene Unternehmen gesucht, die sich besser als ihre Branchenkollegen an der Börse entwickelt haben. Sich durch kluge Managemententscheidungen von einer Branchenentwicklung abkoppeln konnten. Und das unabhängig von der realen Performance der Aktie, die nur allzu oft durch Erfolgsmeldungen, aber auch jene des Scheiterns, von konkurrierenden Unternehmen beeinflusst wird - oder eigentlich am Gängelband
I
etwa der Entwicklung eines stark beeinflussenden Rohstoffkurses hängt. In dieser Kategorie ist somit die Kursverdoppelung, die alle haben, weniger wert als eine eigene Nullperformance in einem Umfeld sinkender Branchenkurse - eben durch das Tun des Managements. Die Auswahl. Doch wer bestimmt, welche Messlatte jeweils angelegt wird? Benchmark ist jeweils der europäische Branchenindex von Bloomberg, in dem die Aktie entweder ohnehin vertreten ist (Strabag etwa im Bloomberg EMEA Engineering & Construction Index), oder es wird so getan, als ob die Aktie Mitglied wäre (Porr etwa). Ein Kalenderjahr - ergo zumeist Geschäftsjahr - war uns als Beobachtungszeitraum zu wenig, da jedes Geschäftsjahr allein schon durch die ‘verspätete’ Jahresberichtlegung eben auch immer noch ins nächste Jahr mit hineinspielt. Unser Beobachtungszeitraum war daher von Anfang 2015 bis Mitte 2016. Und um Waffengleichheit zwischen jenen Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite und jenen zu haben, die das Geld z.B. lieber investieren, wurde der Total Return als Maßstab genommen (Kursveränderung plus Dividendenzahlung) - wobei das ganze FX-bereinigt wurde (einige der Indizes notieren in US-Dollar).< Beispiele für die ‘Outperformer’ der Branche finden Sie auf der nächsten Seite
Die Preisträger (inklusive Jury-Voting)
CEO des Jahres Kategorie International: Georg Kapsch (Preisannahme durch Franz Semmernegg. CFO Kapsch Group) und Laudator Gerhard Marterbauer (Deloitte) Foto: David Sailer
CFO des Jahres Kategorie Interational: Thomas Obendrauf (Lenzing) mit Moderatorin Karin Mair
BĂ&#x2013;RSE EXPRESS
CEO/CFO-AWARD Kategorie International - die Top-8 Outperformer (Berechnung erfolgte fx-bereinigt) Kapsch TrafficCom - plus 85,1 Prozentpunkte
Lenzing- plus 62,7 Prozentpunkte
Strabag - plus 51,2 Prozentpunkte
Erste Group - plus 37,8 Prozentpunkte
Flughafen Wien - plus 26,9 Prozentpunkte
s Immo - plus 29,8 Prozentpunkte
Palfinger- plus 22,8 Prozentpunkte
Polytec - plus 21,8 Prozentpunkte
BÖRSE EXPRESS
INTERVIEW GEORG KAPSCH
„Dann können wir unser Sozialsystem an den Nagel hängen“ Robert Gillinger
robert.gillinger@boerse-express.com
Georg Kapsch ist CEO des Jahres in der Kategorie international. Im Interview spricht er (auch als IV-Präsident) über New Deal, seine Einstellung zur Spekulation als Unternehmer - und warum sich Kapsch TrafficCom zuletzt immer mehr verbreiterte. CEO des Jahres in der Kategorie International – gewählt durch Ihre Vorstandskollegen unter den ATXPrime-Unternehmen – auch wurden Sie als Präsident der Industriellenvereinigung (IV) im Amt bestätigt. Ich gehe einmal davon aus, dass das wenig mit Glück zu tun hat: Was macht Sie aus Ihrer Sicht aus? GEORG Kapsch: Meine Fähigkeit zuzuhören und die Fähigkeit, Dinge mutig anzusprechen - mir kein Blatt vor den Mund nehme. Und ich glaube sehr gut mit Menschen kommunizieren zu können.
„Die europäischen Institutionen haben sich von der Bevölkerung einfach entfernt, wozu aber auch die nationalen Regierungen beigetragen haben.“
Kein Blatt vor den Mund nehmen klingt danach, als ob man es damit schwieriger hätte, irgendwohin gewählt zu werden... Da bin ich vom Gegenteil überzeugt. Man sieht auch im Wahlverhalten der österreichischen Bevölkerung, dass das Blatt vor den Mund nehmen auch nicht förderlich ist. Ich bin überzeugt, dass die Menschen die Wahrheit vertragen und verstehen, wie eine Situation ist, wenn man transparent kommuniziert. Sicher keine erfolgversprechende Methode ist, Menschen lange Zeit etwas vorzugaukeln, was nicht ist. An Sie nicht nur als CEO von Kapsch TrafficCom, sondern vor allem als Präsident der IV: Sie müssen CETA zwar wohl jedenfalls positiv beurteilen - was aber ist Ihr Argument dafür, das entweder in der öffentlichen Diskussion falsch oder gar nicht vorkam? Die IV und ich sind grundsätzlich ein Befürworter des Freihandels, denn dieser führt einfach zu mehr Wohlstand. CETA, spezifisch betrachtet, ist für die EU, für Österreich aber auch für Kanada ein gutes Abkommen: es
Georg Kapsch, CEO Kapsch TrafficCom
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH
gibt keine Zölle mehr und freien Zugang zu den jeweiligen Märkten. Hier wurde ein sehr fairer Ausgleich gefunden. Eigentlich müssten die Kanadier vor den Europäern mehr Angst haben als umgekehrt - denn warum sollten sich 550 Millionen Europäer vor 30 Millionen Kanadier fürchten? Das ist doch lächerlich. Wir haben in Kanada Sozial- und Umweltstandards, die um nichts schlechter sind als in Europa. Und wir haben in Kanada ein höheres Pro-Kopf-Einkommen in der Bevölkerung als in Europa. Wir haben im Vertrag fixiert, dass jeder Staat seine Souveränität behält und das Thema Schiedsgerichte verstehe ich überhaupt nicht: Österreich hat 60 Investitionsschutzabkommen und da sind fast überall Schiedsgerichte enthalten - und österreichische Unternehmen klagen in all diesen Ländern wesentlich „Wenn man sich mehr als umgekehrt. Es ist zu unserem Schutz. Als Unterunsere operatinehmer bin ich jedenfalls ven Geschäftsfroh, wenn es Schiedsgerichte zahlen gibt - die sind schneller und pragmatischer als der 'ordentanschaut, so haben wir offen- liche Rechtsweg' - und wenn es den 'ordentlichen Rechtsbar einen guten weg' gibt streiten wir wieder über die Zuständigkeit - ist es Job gemacht.“ ein österreichisches oder kanadisches Gericht, oder der EUGH? Ich verstehe vor allem nicht, warum sich die Arbeitnehmerseite so auf dieses Thema gesetzt hat und etwa der MES (Anm. Market Economy Status) Chinas nirgendwo auftaucht. Dort droht eine echte Gefahr für Europa und seine Arbeitsplätze. Sobald China diesen Status hätte, wür-
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INTERVIEW den wir uns etwa mit Anti-Dumping-Verfahren wesentlich schwerer tun. Dort droht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wirklich Schlimmes. In der Praxis bringt CETA oder TTIP für Kapsch TrafficCom wohl eher Nach- als Vorteil, da Sie ja ohnehin bereits in den USA mit einer dort zugelassenen Niederlassung tätig sind...? Für mein Unternehmen gilt: ich brauche weder CETA noch TTIP. Aber man muss volkswirtschaftlich denken. Und gerade die Klein- und Mittelbetriebe brauchen diese Ab„Die EU ist kommen die großen schnell Unternehmen sind ohnehin gewachsen und dort. Jeder zehnte Arbeitshat nicht so platz ist gesichert durch Exporte in die USA - auf integriert, wie Ebene sind es 15 sie hätte sollen.“ europäischer Prozent - das kann man doch nicht negieren. Kommen wir rein nach Europa und der Diskussion zu unserer Rolle in der EU. Da Sinn und Zweck wohl außer Frage stehen - was ist denn da zuletzt falsch gelaufen, dass wir überhaupt in so eine Diskussion gekommen sind - und kann man daraus etwas für Österreich lernen - Stichwort Föderalismus? Die Europäische Union ist mit ihren vier Grundfreiheiten als Friedens-, Deregulierungs- und LiberalisierungsProjekt entstanden. Wir waren aber noch nie so reguliert wir heute. Die europäischen Institutionen haben sich von der Bevölkerung einfach entfernt, wozu aber auch die nationalen Regierungen beigetragen haben. Denn alles was schlecht ist kommt aus Brüssel, und alles was gut ist aus dem Nationalstaat. Was so natürlich völlig falsch ist, da der Rat das Letztentscheidungsgremium ist - und das sind die Staaten. Auf einer anderen Ebene sehen wir das aber auch - etwa in Österreich. Denn was machen die Bundesländer? Alles was gut ist, kommt von uns - alles was schlecht ist aus Wien - das ist genau das gleiche Spiel. Das fördert natürlich weder das Vertrauen in Wien noch Brüssel. Dazu gibt es größere Themen wie etwa die Flüchtlingskrise, bei der Europa kläglich versagt hat. Wir sind nicht in der Lage, die paar Flüchtlinge in Europa gerecht zu verteilen - da fehlt die Solidarität.
Da CEO Georg Kapsch beruflich in Australien sein musste, übernahm Kapsch Group CFO Franz Semmernegg die Auszeichnung, die Gerhard Marterbauer (Deloitte) überreichte Foto: BEX/Draper
löst werden kann, soll auch dort passieren - und Überregionales in Brüssel. Heute regeln wir vieles in Brüssel, das eigentlich regional zu lösen wäre - und wesentliche Dinge, für die eigentlich Brüssel zuständig sein sollte, lösen wir auf nationaler Ebene. Dazu müsste man die europäische Bevölkerung näher an Brüssel heranführen - indem man etwa auch Direktwahlen zulässt. Warum muss ich bei einer EU-Wahl eine Österreicherin oder einen Österreicher wählen und kann etwa keinen Spanier oder keine Spanierin wählen, wenn ich „Heißt, die glaube, dass diese oder dieser Nationalstaaten kompetenter ist? Natürlich müsste der ganze Populismus müssten aufhören - gute Nacht Östereigentlich weireich sage ich, wenn wir aus der EU austreten sollten, weil tere Souveränifrüher ja angeblich alles bestät nach Brüssel ser war. abgeben.“ Natürlich ist es richtig, dass heute in Österreich real teils weniger verdient wird als vor zwanzig Jahren - die Kaufkraft hat sich verschlechtert. Das liegt aber nicht an der EU - die Situation wäre ohne noch viel schlimmer. Dann können wir unser Sozialsystem an den Nagel hängen, unseren Wohlstand etc. Leider sind Angst und negative Aspekte aber leichter zu kommunizieren als Positives - mit der Angst zu spielen, hat in der Geschichte viel zu oft funktioniert.
Was wäre so ein Weg aus dieser Sackgasse? Die EU ist schnell gewachsen und hat nicht so integriert, wie sie hätte sollen. Heißt, die Nationalstaaten müssten eigentlich weitere Souveränität nach Brüssel abgeben - damit würde man die europäische FOTOS zur Verantaltung finden Sie Bevölkerung jetzt aber überfordern. Was hier also tun? Es gehört auch das Prinzip der Subsidiarität ausgebaut: was regional besser ge-
Bundeskanzler Kern ist mit einem ‘New Deal’ angetreten - wie würde dieser bei Ihnen aussehen? Ein New Deal wäre das Angreifen der wirklich großen Themen in diesem Land: Wir
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INTERVIEW Vergangenheit drauf' - das ist ein bedenkliches Verhältnis. Nachteil von Konjunkturprogrammen ist, dass diesen die Nachhaltigkeit fehlt - kurz geht die Beschäftigung vielleicht nach oben, danach sinkt sie sofort wieder. Es geht also vielmehr darum Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Unternehmen wieder mit Freude investieren.
Georg Kapsch, CEO Kapsch TrafficCom
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH
brauchen mehr Freiheit und weniger Regulierung und weniger Bürokratie. Das kann man teils national angehen, wir brauchen dazu aber auch die europäische Ebene. Dass wir dann in der Umsetzung von Brüsseler Vorgaben immer zu den Musterschülern zählen wollen und immer noch ein Äutzerl draufpacken, das wiederum ist ein österreichisches Spezifikum. Beispiel Energieeffizienzgesetz, Lohn- und Sozialdumping-Gesetz etc. Die Themen sind Pensions„Das Thema reform, Bildungsreform, wo Compliance und Gott sei Dank etwas geschehen ist, das Thema GesundGovernance ist h e i t s w e s e n , in einem Bundesstaatsreform und wir brauchen eine grundlegende unerträglichen Steuer- und Aufgabenreform Ausmaß des Staates: dieser soll sich ausgeufert....“ auf seine Kernaufgaben konzentrieren und den Rest privatisieren. Das sind alles Dinge, die länger brauchen bis sie greifen - wir haben aber jetzt eine hohe Arbeitslosigkeit und schwaches Wirtschaftswachstum. Sind staatliche Infrastruktur/Konjunkturprogramme für Sie eine Lösung bzw. Möglichkeit? Ich befürworte Infrastrukturprogramme, wenn diese einen Hebel für den Standort entfalten. Es ist aber evident, dass der Hebel bei privaten Investitionen deutlich höher ist als bei staatlichen. Bei einer Verschuldung von 280 Prozent des BIP, wenn ich alle Zusagen einrechne, die Bund und Länder bereits gegeben haben, glaube ich nicht, dass wir massiv in öffentliche Investitionen gehen sollten - das muss ja auch irgendwann zurückgezahlt werden. Heißt, wir können es uns schlichtweg nicht leisten. Bereits jetzt geht nur ein Viertel des Budgets in zukunftsgerichtete Investitionen, der Rest geht für Zusagen aus der
Bei Kapsch TrafficCom selbst läuft im November nächsten Jahres die derzeit einzige Unternehmensanleihe aus. Wie waren Ihre Erfahrungen damit? Werden Sie dieses Instrument als Finanzierungsquelle weiter nutzen und was heißt das in Bezug auf die Refinanzierung der in etwa noch offenen 70 Millionen Euro aus dieser Anleihe? Die Anleihe ist ein sehr angenehmes Kapitalmarktinstrument: man begibt sie und hat die Mittel für eine bestimmte Zeit. Wenn man als Unternehmen gut performt, bekommt man auch relativ leicht Mittel, um dieses Geld dann wieder zu refinanzieren. Wir etwa haben bereits ein Schuldscheindarlehen begeben, um die Mittel für nächsten November bereits reserviert zu haben. Wir haben also derzeit relativ hohe Liquidität. Das veranlagen Sie im aktuellen Niedrigzinsumfeld wie? Wir sind bei Veranlagungen sehr vorsichtig, da wir grundsätzlich kein Risiko eingehen wollen. Denn ein Unternehmen hat nicht zu spekulieren. Das IPO machten Sie 2007 mit 32 Euro, heute steht die Aktie bei rund 40 Euro – dazu gab’s 6,4 Euro an Dividende – in diesem Zeitraum stieg der Umsatz von knapp 200 auf mehr als 500 Millionen Euro und der Überschuss von rund 18 auf knapp 40 Millionen. Das „...So wird man sieht nach einem schlussendlich für kaum mehr beide Seiten recht gutem Geschäft Unternehmen aus. Würden Sie mit den Erfahfür einen rungen der letzten Jahre Ihr IPO nochmals machen? Börsegang Sie machen jetzt eine Stichgewinnen, außer tagsbetrachtung, denn die sie müssen.“ Aktie durchlebte zwischendurch so etwas wie eine Hochschaubahnfahrt: erst hinauf auf 70 Euro, dann in der Finanzkrise zurück auf 12, dann wieder rauf. Heute stehen wir bei rund 40. Meine Aufgabe und die meiner Vorstandskollegen ist aber, das Unternehmen bestmöglich zu führen und nicht ständig auf den Aktienkurs zu schielen. Dieser ist zwar auch, aber nicht nur eine Folge der Unternehmensentwicklung. Zur Erfahrung: grundsätzlich eine sehr gute - das Thema ist aber, dass sich seit unserem Börsegang die Rahmenbedingungen am Kapitalmarkt - und da meine ich nicht die Wiener Börse - massiv verschlechtert haben. Angefangen von Publizitätsvorschriften, Haftungsbedingungen, das
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INTERVIEW Thema Compliance und Governance ist in einem unerträglichen Ausmaß ausgeufert ... das ist ein Thema, zu dem sich Europa etwas überlegen muss. So wird man kaum mehr Unternehmen für einen Börsegang gewinnen, außer sie müssen. Es ist das Regulativ des Kapitalmarktes, wo wir massiv zurückschrauben müssen. Sie haben die Wiener Börse gerade ein wenig in Schutz genommen - verstehen Sie trotzdem Unternehmen wie RHI, die der Wiener Börse den Rücken kehren? Ich tu mir schwer, andere Unternehmen zu beurteilen, da ich die Beweggründe nicht kenne. Natürlich verstehe ich Unternehmen, wenn diese ihre Notierung dorthin verlagern, wo die Kapitalmarktvorschriften vielleicht nicht so streng ausgelegt werden, wie es in Österreich der Fall ist. Wenn man Ihre Startseite besucht fällt auf, dass immer wieder auf starke Marktstellungen hingewiesen wird. Ist Größe in Ihrem Geschäft ein so wichtiger Faktor? Und wenn dem so ist – wohin wollen/müssen Sie noch kommen? Wir sind bei vollelektronischen, vollautomatischen Mautsystemen sicher die stärksten am Markt, weltweit. Das haben wir uns in den letzten 15 Jahren erarbeitet. Größe ist dabei weniger das „Wir versuchen Thema, es ist der Marktanteil das gilt aber für jedes Prodie Konvergenz dukt. Unser Markt ist eine Niselbst zu sche, in der wir uns bewegen treiben. Daher und wachsen - wahrscheinlich machen wir also mehr richtig der Schritt in als falsch.
neue Segmente wie...“
Sehen Sie dieses angesprochene Wachstum als endlich an, da das Unternehmen zuletzt andere Bereiche wie Verkehrsleitsysteme an Bord holte? Das hat weniger mit Wachstum als mit Konvergenz von Technologien zu tun. Ich komme ursprünglich aus der Telekombranche und habe die Konvergenz mit der IT-Branche miterlebt: vor 20 Jahren hat die mächtige Telekom-Branche über IT-Unternehmen noch gelacht heute sind viele davon Töchter von IT-Unternehmen. Wenn man das einmal mitgemacht hat, betrachtet man einen Markt ganz anders. Man schaut auf Industrien, die in die eigene Branche einzubrechen drohen und muss das offensiv für sich einzusetzen versuchen. Wir versuchen die Konvergenz selbst zu treiben, wollen vorne mitspielen. Daher der Schritt in neue Segmente wie Mobility, Verkehrsmanagementsysteme und autonomes Fahren. Das sind Themen, die irgendwann einmal zusammenwachsen werden, man also überall seine Finger im Spiel haben muss, um dann im entscheidenden Moment
Umgesetztes Verkehrsmanagementsystem in Prag von Kapsch TrafficCom Foto: Kapsch
auf das richtige Pferd setzen zu können. Das ist wie bei dem Beatles Lied ‘The Long and Winding Road’ - ein Trial and Error-Weg, bis man auf dem richtigen ist. Fehlt Ihnen da jetzt noch ein Puzzlestein? Das Ziel war, in Städte einzusteigen. Daher wurde Schneider Electric Transportationen gekauft. Streetline wurde gekauft, um Parkmanagementsysteme im Portfolio haben - das wird auch beim autonomen Fahren ein Thema werden. Steuerung und Leitsysteme sind unsere Stärken darauf wollen wir uns auch konzentrieren.
„...Mobility, Verkehrsmanage mentsysteme und autonomes Fahren. Das sind Themen, die irgendwann einmal zusammenwachsen werden.“
2017 gibt es Kapsch TrafficCom 10 Jahre an der Börse. Wird es da Spezielles von Ihnen dazu geben etwa Sonderdividende, Festveranstaltung …? Nein, auch wenn ich mich als Großaktionär natürlich selbst freuen würde. Eine Dividende sollte aber von der aktuellen finanziellen Situation des Unternehmens abhängig sein, und von den geplanten Investitionsprojekten - und nicht von einem Jah-
restag. Zum Abschluss möchten Sie was mitgeben? Ich appelliere an die Bundesregierung, wirtschaftsfördernde Maßnahmen zu setzen - und das heißt Deregulierung, vor allem im Arbeitsrecht zeitgemäße Rahmenbedingungen zu schaffen - im Sinne von Arbeitgebern und Arbeitnehmerinnen und –nehmern.<
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INTERVIEW THOMAS OBENDRAUF
„Der Markt wird vom Megatrend getrieben“ Hans-Jörg Bruckberger
hans.joerg-bruckberger@boerse-express.com
Thomas Obendrauf ist CFO des Jahres in der Kategorie international. Im Interview spricht er über die Investitionspläne des Faserhersteller - und deren Finanzierung. Und warum er erwartet, dass China die ViskoseKapazitäten wieder ausbauen wird. Sie wurden im Zuge der von Börse-Express und Deloitte veranstalteten CEO/CFO-Awards als CFO des Jahres in der Kategorie international ausgezeichnet. Wie sehr freut einen als Manager so ein Award? THOMAS OBENDRAUF: Natürlich ist das eine schöne Sache. Ich muss allerdings sagen, dass ich ja erst seit März dieses Jahres bei Lenzing bin. Umso mehr betrachte ich das als Auszeichnung für unsere Mitarbeiter und für das gesamte Unternehmen. Und als Beweis dafür, dass wir mit der Umsetzung unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind. Ich hatte lediglich die Ehre, den Preis entgegenzunehmen.
„Als Vorstand kann man letztendlich doch nur die operative Entwicklung beeinflussen. Wie es der Markt dann aufnimmt, darauf hat man ja keinen Einfluß.“
Wo steht die Trophäe nun? Die steht natürlich im Büro.
Ein ebensolcher Beleg dafür, dass Sie gemeinsam mit Ihren Vorstandskollegen bei Lenzing derzeit vieles richtig machen, ist die Entwicklung der Aktie. Diese ist heuer der Top-Performer an der Börse Wien. Wie sehr freut das den Finanzvorstand? Natürlich ist es schön zu sehen, dass auch der Kapitalmarkt unsere Entwicklung honoriert. Aber schauen Sie, als Vorstand kann man letztendlich doch nur die operative Entwicklung beeinflussen. Wie es der Markt dann aufnimmt, darauf hat man ja keinen Einfluss. Wenn man sich unsere operativen Geschäftszahlen anschaut, so haben wir offenbar einen guten Job gemacht. Wir hatten aber auch Rückenwind durch die für uns positive Entwicklung des US-Dollars und der Faserpreise. Ist letztere Ihrer Einschätzung nach auch nachhaltig? Derzeit besteht ein gutes Gleichgewicht zwischen Ange-
Thomas Obendrauf, CFO Lenzing
Foto: BEX/Draper
bot und Nachfrage. Wie groß ist der Weltmarkt überhaupt? Der Fasermarkt ist insgesamt etwa 100 Millionen Tonnen groß. Zwei Drittel entfallen auf Polyester, etwa ein Viertel auf Baumwolle und fünf bis sechs Prozent auf holzbasierte Fasern wie sie Lenzing anbietet. Und was ist für die Entwicklung der Nachfrage entscheidend bzw. wie sehr hängt diese am Wirtschaftswachstum? Der Markt wird von Megatrend getrieben, allen voran der Bevölkerungsentwicklung. Mit der Weltbevölkerung steigt automatisch die Nachfrage nach Fasern. Aber auch das BIP-Wachstum ist der Nachfrage zuträglich. Und dann gibt es auch noch den Trend in Richtung Nachhaltigkeit. Der spielt vor allem Lenzing in die Karten: Holzbasierte Fasern werden sicher noch stärker wachsen als der Gesamtmarkt.
„Wenn man sich unsere operativen Geschäftszahlen anschaut, so haben wir offenbar einen guten Job gemacht.“
Und wie nachhaltig ist die Situation beim zweiten entscheidenden Faktor, der Angebotsseite? Hier ist der Markt und letztendlich auch Lenzing doch sehr von den Launen Chinas abhängig… Tendenziell wird das Angebot dank der guten Preise wohl wieder steigen. China wird seine Kapazitäten am Viskosemarkt wieder ausbauen. Lenzing plant bei Viskose keine Kapazitätserhöhungen, sehr wohl aber bei Tencel. Auch hier werden über kurz oder lang andere auf den Markt kommen. Lenzing hat dabei aber einen Kostenvorteil. Schließlich haben wir in dem Bereich einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent.
BÖRSE EXPRESS
INTERVIEW Sie sind ein ausgewiesener Asien-Experte, insbesondere auch mit China vertraut. Wie schätzen Sie die Situation dort ein: Muss man sich angesichts der Wachstumsrückgänge Sorge machen? Ich denke, dass die Größe Chinas häufig unterschätzt wird. Inzwischen ist die Volkswirtschaft so groß, dass es logisch ist, dass da das Wachstum runter geht. Dass es eben keine zweistelligen Wachstumsraten gibt, sondern wie zuletzt weniger als sieben Prozent. Aber das ist immer noch gut. China hat schon auch sehr viel richtig gemacht. Die Berichterstattung in Europa konzentriert sich meist auf ne„China hat schon auch sehr gative Highlights. Natürlich ist nicht alles perfekt, aber wie viel richtig gesagt, die wirtschaftliche Entgemacht. Die Be- wicklung ist schon sehr gut.
richterstattung in Europa konzentriert sich meist auf negative Highlights“
Wie geht es Ihrer Meinung nach weiter? Das Wachstum wird - der Größe entsprechend - stark bleiben. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die chinesische Regierung wohl auch auf dem Währungsklavier spielen wird.
Womit wir bei den Wechselkursen wären. Wie wichtig sind diese für Lenzing und was erwarten Sie hierbei konkret für nächstes Jahr? Der Renminbi und vor allem der US-Dollar sind für uns entscheidend, hier haben wir ein Nettoexposure. Mich würde es nicht wundern, wenn wir beim Renminbi nächstes Jahr Werte über sieben sehen würden. Aber der Dollar sollte eher stark bleiben. Das wäre dann weiter vorteilhaft für die Lenzing-Gruppe. Wie oft am Tag schauen Sie sich eigentlich den Aktienkurs an? Jetzt, wo er sich so gut entwickelt wahrscheinlich öfter, oder? Mindestens einmal am Tag, aber auch nicht viel öfter. Ich verschaffe mit in der Früh einen Überblick - auch über die für uns relevanten Rohstoffpreise und die Preise für unsere Fasern.
Thomas Obendrauf, CFO Lenzing
Foto: BEX/Draper
Und es geht um eine Investition von rund 200 Millionen Euro? Es werden eher 260 Millionen werden. Und das nach den erst kürzlich bekannt gegebenen Plänen zu Kapazitätserweiterungen bei Faserzellstoff in Österreich und Tschechien um 100 Millionen Euro. Wie wollen Sie das alles finanzieren? Unsere Nettoverschuldung ist sehr gering, wir können das aus den liquiden Mittel sowie dem operativen Cashflow finanzieren. Sind theoretisch auch Zukäufe, also Übernahmen bestehender Unternehmen, ein Thema? „Wir fühlen uns Ich möchte nichts ausschließen, halte das aber für unan der Wiener wahrscheinlich. Wir wollen Börse sehr wohl“ den Anteil der Spezialitäten, also Spezialfasern wie eben Tencel, bis 2020 von zuletzt rund 42 Prozent auf 50 Prozent des Umsatzes steigern. Dort ist das Pricing auch einfacher als im Commodity-Bereich, was wiederum der Strategie des profitablen Wachstums entspricht. In diesem Bereich haben wir bereits Marktanteile von mehr als 90 Prozent. Da ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Übernahme irgendeines kleinen Players attraktiver ist als wenn wir mit unseren Größenvorteilen selbst ein Werk aufziehen.
Lenzing geht nach den mageren Jahren mit einem rigorosen Sparkurs jetzt mit Wachstumsinvestitionen wieder in die Offensive. Noch heuer soll eine Entscheidung über ein neues Tencel-Werk fallen. Gibt es da schon eine Tendenz bzw. wann darf man mit einer Entschei- Zurück zur Börse. Wie zufrieden sind Sie mit dem Börseplatz Wien, dung rechnen? dem Ihr ATX-Kollege RHI den Rücken kehren will? Es bleibt dabei: Wir wollen noch heuer eine EntscheiAls österreichischen Unternehmen mit einem österreidung fällen. Fest steht: Es wird ein chischen Kernaktionär und wesentlichen Brownfield-Projekt auf einem existierenden FOTOS Produktionsstätten im Land fühlen wir uns Lenzing-Standort. Es ist derzeit ein Kopf-an- zur Verantaltung finden Sie an der Wiener Börse sehr wohl und gut aufKopf-Rennen zwischen den USA und Öster- hier gehoben. Das passt sehr gut. Man bekommt reich. hier auch mehr Aufmerksamkeit. <
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u.a. gesehen: Franz Semmernegg (Kapsch), Wilhelm Rasinger (IVA), Daniel Riedl (Buwog), Eva Marchart (Raiffeisen), Walter Oblin (Österreichische Post), Martin Grüll (Raiffeisen Bank Int. Foto: BE / Draper 7
Christian Maier (Porr), Franz Semmernegg (in Vertretung Georg Kapsch, Kapsch TrafficCom), Günther Ofner (Flughafen Wien), Karin Mair (Deloitte), Thomas Obendrauf (Lenzing), Julian Jäger (Flughafen Wien) Foto: Börse Express/Draper
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