medianet
inside your business. today.
Freitag, 16. april 2010 – BE1
Die
2000. Ausgabe
Als 1. digitale Tageszeitung Europas und mediale Innovation startete der Börse Express am 4. April 2002. Täglich mittags werden seither ca. 15 PDF-Seiten an die Abonnenten versandt. Mit den intensivsten Börse Wien-Stories und dem mächtigen Real-Money-Depot: plus 700 Prozent in acht Jahren. Zu bestellen unter www.boerse-express.com/abo.
BE-Partner reden über das, was ihnen am Herzen liegt
TeleTrader „Börse Express hält Dienstleister auf Trab“
Christian Drastil, CEO Styria Börse Express, Herausgeber der BE-Produkte.
Liebe Leserinnen und Leser! Wir sind zwar ein Webmedium (und „leben“ das Online-Dasein auch), machen aber zu unseren grossen Anlässen immer wieder gerne Printprojekte. Während im Börse-Tagesgeschäft
der Mix aus PDF und Websites überlegen ist, ist bei Specials halt das Haptische schon lässig. So auch hier. Gemeinsam mit unseren Freunden/Partnern haben wir das „Sucht euch ein Thema aus“-Motto geschaffen. Auf den folgenden Seiten finden Sie Interviews, in denen akute Anliegen der Unternehmen (alphabetisch gereiht) behandelt werden. Ich bedanke mich für die sehr positive Aufnahme dieser Idee. Einen Wegbegleiter möchte ich hervorheben: Roland Meier, CEO von TeleTrader, sorgt mit Kursdaten und innovativen Tools für wichtige Infrastrukturbestandteile des BE. Es macht Freude, gemeinsam laufend neue Dinge auf boerse-express.com, be24.at und foonds.com zu launchen. Viel Lesespass mit dieser Sondernummer.
Verschnaufen können wir später …
© TeleTrader
© Börse Express
Ein Printprodukt zum Jubiläum
Roland Meier, Alleinvorstand der börsenotierten TeleTrader AG.
Liebe Leserinnen und Leser! Wenn ein PDF-Medium sein 2000. Erscheinen feiern kann, ist das beachtlich, und dazu möchte ich im Namen des begleitenden Datenund Technologiepartners TeleTra-
der herzlichst gratulieren. Gerade die derzeit vorherrschende, weitgehend unvorhersehbar gewordene Marktlage zeigt uns, wie wichtig schnelle, kompakte und natürlich kompetente „Intraday“Informationen geworden sind, und da liegt der BE mit seinen Produkten und Services genau richtig. Die Anforderungen des BE an die dahinterstehende Technologie durch stets neue Produktideen und Tools sind immer wieder anspruchsvoll und halten interne und auch uns als externe Dienstleister gehörig auf Trab. Auch das ist ein positiver, wenn auch fallweise anstrengender, Seiteneffekt des dynamischen Teams. Der Kapitalmarkt in Österreich ist durch den BE definitiv bereichert worden, weiter so, verschnaufen können wir später auch noch.
IMPRESSUM Medieninhaber: medianet Verlag AG 1110 Wien, Geiselbergstraße 15 http://www.medianet.at Kontakt: Tel.: +43-1/919 20-0 abo@medianet.at | Fax: DW 2231 Anzeigen-Hotline Tel.: DW 2203 media@medianet.at | Fax: DW 2231 Fotoredaktion fotored@medianet.at Vorstand: Markus Bauer Herausgeber: Chris Radda, Paul Leitenmüller, Germanos Athanasiadis Verlagsleitung: Paul Leitenmüller, Harald Kopp Chefredaktion: Chris Radda Hinweis: Die hier vorliegenden Seiten BE1 bis BE24 erscheinen unter Verantwortung der Styria Börse Express GmbH und mit finanzieller Unterstützung der Unternehmen. Unter www.boerse-express.com/ impressum findet man ein vollständiges Impressum. Redaktionelle Gestaltung dieser Sonderausgabe: Börse Express Lektorat: Christoph Strolz GrafikIProduktion: Raimund Appl, Peter Farkas Lithografie: Beate Schmid, Berat Qelaj Anzeigenproduktion: Walter Mlcak Druck: Herold Druck und Verlag AG, 1030 Wien, Faradaygasse 6 Vertrieb: Post.at & „>redmail Logistik & Zustellservice GMBH, Service-Hotline: 795 00-60 servicecenter-wien@redmail.at“ Styria Börse Express GmbH 1110 Wien, Geiselbergstraße 15 Tel. 01/601 17-260, Fax: 01/601 17-262 office@boerse-express.com
Freitag, 16. April 2010
BE2 – medianet
Bawag PSK Invest-Geschäftsführer Peter Pavlicek über sein Verständnis von aktivem Management in Investment-Fonds
„Entweder ein Markt gefällt mir, oder er gefällt mir nicht“ Ausgehend von einem konservativen Anleihenportfolio werden riskantere Assets beigemischt – auch unter Einsatz von ETFs. Börse Express: Herr Pavlicek – ich bin zwar keine Glücksfee, aber welche Wünsche hätten Sie? Peter Pavlicek: Ich wünsche mir den Kunden, der realistisch zu sich selbst ist – vielleicht mit Hilfe des Bankberaters, also die Bereitschaft zur Öffnung hat: Er muss seine Risiko- und Liquiditätsbereitschaft möglichst einschätzen können, da wir ihm nur dann etwas Vernünftiges raten können. Und er soll offen für aktives Management sein.
ihn. Wenn ich an den Markt glaube, kaufe ich ihn zur Gänze. Darin sehe ich aktives Management. BE: Wo suchen Sie derzeit Outperformance? Pavlicek: In Osteuropa, in Asien und bei Rohstoffen. In den Zukunftsmärkten, wo Wachstum wirklich ein Thema ist. Noch ein Wunsch wäre, dass Anleger auf unseren Rohstoff-Fonds aufmerksam werden, den wir erst kürzlich lanciert haben. Auch hier gilt, Rohstoff ist Risiko. Es ist ein Segment, in dem man sehr gut verdienen, aber auch verlieren kann. Es wurde ein Fonds, der zwischen 100 und 51 Prozent Risiko nehmen kann. Heisst, er kann in schlechten Zeiten zu 49 Prozent in Cash oder Anleihen gehen.
BE: Viele sagen, dass ETFs der Todesstoss für Kapitalanlagegesellschaften sind; sollten Sie sich da nicht etwas anderes wünschen? Pavlicek: Wir verwenden ETFs in unseren aktiv gemanagten Fonds, sie sind ein ganz praktisches Instrument. Auch vom Volumen her haben wir kein Problem. Denn viele
BE: 100prozentige Partizipation ist da aber nur schwer möglich ... Pavlicek: Das ist richtig. Aber er kann nach Aufschwungphasen die Positionen absichern. Und wenn ich mir die volatile Preisentwicklung einiger Rohstoffe ansehe, do glaube ich, dass das langfristig die bessere Partizipation ist.
„Ich wünsche mir aufgeschlossene Investoren, die bereit sind, entsprechende Mehrleistung zu
„Wichtig ist, dass das,
honorieren.“
was wir draufschreiben, auch passt. Sonst ist
Anleger sind vom Benchmark-investieren in Absolute Return-Konzepte gewechselt. Ich wünsche mir daher entsprechend aufgeschlossene Investoren, die bereit sind, entsprechende Mehrleistung zu honorieren – eben offen für aktives Management sind.
BE: Orten Sie ein gestiegenes Risikobewusstsein des durchschnittlichen Anlegers? Pavlicek: Ja. Wir haben 1996 mit einem Absolute Return-Modell beim Securo Rent begonnen. Das ist lange Zeit als Einzelprodukt gut gelaufen. Der Zwang, es noch weiter in Richtung Absolute Return zu entwickeln, ist erst um die Jahrtausendwende gekommen. Wir waren vorher in einer anderen Zeitrechnung. In einer, wo alles hinauf gegangen ist. Aber mit den Wankelmärkten in den letzten zehn Jahren hat sich die Denke verändert. Die Tendenz geht dahin, dass der Kunde ein kalkulierbares Risiko ausschöpft.
der Realität ist es aber so, dass wir von einer sehr sicheren Geldmarktoder kurzfristigen Anleihen-Basis ausgehen. Das ist das Grundportfolio. Dann werden Managemententscheidungen getroffen, welche Asset-Klassen im Moment Perspektive haben. Heisst, ich verkaufe aus dem sicheren Anleihenbereich und gehe in eine Alternative, die natürlich risikobehafteter ist, aber auch höhere Ertragschancen bietet. Mindestens 14tägig wird das Portfolio bezüglich der Entscheidungen überprüft und bei Bedarf adaptiert.
BE: Der durchschnittliche Kunde der Bawag PSK ist Herr und Frau Österreicher, heisst es. Wie sollte dieser anlegen? Pavlicek: Wenn ich vom durchschnittlichen Österreicher ausgehe, hat er eine geringe bis mittlere Bereitschaft sich mit dem Thema überhaupt zu beschäftigen, weil er eigentlich ein Sparbuchkunde ist. Er weist aber eine grundsätzliche Affinität zum Risiko auf, denn die hat der Österreicher auch. Und er weiss nicht so genau, wie lange er das Geld nicht braucht. Wenn ich von heute rede, ist das Thema steigender Zinsen natürlich auch zu berücksichtigen. Aber ich würde derzeit zu 25 Prozent in einen traditionellen Anleihenfonds und zu 25 Prozent entweder in einen sehr kurz laufenden oder Absolute Return-Anleihenfonds investieren. Mit 30 Prozent gewichte ich unseren Top Trend, der schon mehr die Risikokomponenten abdeckt, 10 Prozent Osteuropa – die Aktien werden weiter gut gehen – und zehn Prozent in unseren Rohstoff Trend.
BE: Sie sichern die risikoreicheren Positionen also auch nicht extra ab? Pavlicek: In diesem Fall können wir uns die Kosten für die Absicherung über Derivate weitgehend sparen. Entweder glaube ich an einen Markt, oder ich glaube nicht an
BE: Warum sollten Anleger überhaupt in Fonds investieren? Pavlicek: Ich glaube, dass der Fonds durch EU-Auflagen wie MiFiD und UCITS III zum am besten überprüften und sichersten Anlagevehikel geworden sind.
© Bawag PSK
BE: An welchen Anlegertypus wenden Sie sich? Pavlicek: An den, der nach Mehrwert durch Alternativen in einem Portefeuille sucht. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Ansturm auf alternative Anlageformen berechtigt ist, vor allem wenn ich mir den Aktienbereich über die letzten zehn Jahre ansehe, wo eigentlich nichts verdient wurde, abgesehen von Ausnahmen wie dem ATX – was dann auch für ein reines Benchmarkinvestieren gilt.
der Fonds tot.“
Peter Pavlicek sucht Mehrrendite in Osteuropa und bei Rohstoffen: „In den Zukunftsmärkten, wo Wachstum wirklich ein Thema ist“.
BE: Das heisst? Pavlicek: Dem heutigen Kunden ist es heute mehr wert, wenn ich ihm sage, du hast auf das nächste Kalenderjahr ein Abwärtsrisiko von X Prozent bei einem Gewinnpotenzial von Y Prozent, als noch vor zehn Jahren. Das ist die Story, mit der derzeit alle Kapitalanlagegesellschaften reisen. Wobei es aber einige möglicherweise aufstellen wird, weil sie die Zusage nicht einhalten werden können. Und es ist eine Frage der Partizipation – inwiefern das Sicherheitsmanagement überhaupt eine Performance zulässt. BE: Das schaut bei Ihnen wie aus? Pavlicek: Wir teilen das vertretbare Risiko, das ein Manager im Jahr nehmen darf, durch zwölf. Damit ist garantiert, dass er auch nach einem an sich schlechten Monat wieder Risiko nehmen kann
und dann von sich eventuell ergebenden Chancen profitiert, was ich mit der Partizipation gemeint habe. Es darf nicht sein, dass der ganze Risikoteil eines Portfolios, das ja die Rendite liefern soll, auf einmal weg ist.
„Mit den Wankel märkten in den letzten zehn Jahren hat sich die Denke verändert.“ BE: Wie ist so ein Absolute Return Portfolio bei Ihnen aufgebaut? Pavlicek: Es kann im Grunde in alle Asset-Klassen veranlagen. In
BAWAG PSK Invest gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
BE4 – medianet
bet-at-home-Gründer Jochen Dickinger und Franz Ömer zu ihren Wachstumsplänen und den Erwartungen an die Fussball-WM
Der WM-Countdown läuft – auch jener für die Liberalisierung bet-at-home.com konnte 2009 den Rohertrag als wichtigste Kennzahl im eGambling-Markt um mehr als elf Prozent steigern. Online Gambling ist einer der am stärksten wachsenden Märkte. Der Countdown für die Fussball-WM läuft, die Erwartungen von bet-athome.com sind berechtigt gross. Auch abseits der spektakulären Events gilt die Branche als stark wachstumsgetrieben – so soll die weiter fortschreitende Liberalisierung eine ganze Menge „bringen“. Börse Express: Herr Dickinger, warum ist denn das Liberalisierungsthema für Sie so wichtig? Franz Ömer: Wir beschäftigen uns seit der Gründung unserer bet-at-home.com im Jahr 2000 mit rechtlichen Themen. Das Glücksspiel ist in vielen Ländern noch monopolisiert – das ist aber nicht immer vereinbar mit den europäischen Freiheiten, wo festgelegt ist, dass man Dienstleistungen grenzüberschreitend anbieten darf. Viele Länder der europäischen Gemeinschaft haben die Mono-
„Sollte es zu einer Liberalisierung kommen, ist die bet-at-home.com noch lange nicht vorbei.“
© bet-at-home.com
Wachstumsstory von
bet-at-home.com wurde 1999 von Jochen Dickinger (li.) und Franz Ömer (re.) gegründet.
polsituation bereits geändert bzw. sind gerade dabei, ihren Markt zu regulieren und für private Anbieter zu öffnen – vor allem Italien und Frankreich. Auch in Dänemark, Polen und Portugal wird über eine Regulierung diskutiert. Wir gehen davon aus, dass die Liberalisierung in ganz Europa weiter voranschreitet und sind daher sehr zuversichtlich, was das rechtliche Umfeld angeht. BE: Was planen Sie bei unseren grossen Nachbarn? Jochen Dickinger: In Italien werden wir auch um eine Lizenz ansuchen und können somit dort werblich präsent sein. Auf der Apenninenhalbinsel erwarten uns die stärksten Zuwachsraten. In Deutschland gibt es einen Glücksspielvertrag der Bundesländer, der bis Ende 2011 gültig ist. Dieser Glücksspielvertrag ist nicht nur europarechtswidrig (es läuft deswegen ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen Deutschland), sondern auch politisch umstritten. Schleswig-Holstein hat sich bereits festgelegt und beschlossen den Glückspielvertrag nicht zu verlängern. Wir denken, dass weitere Länder folgen und es in Deutschland auch zu einer Öffnung kommt. BE: Was geschieht, wenn Ihre Einschätzungen nicht zutreffen? Dickinger: Dann ist unser Wachstum beschränkt. Das sagen wir
auch immer potenziellen Investoren. Wer nicht an die Liberalisierung des Glückspielmarktes glaubt, darf nicht in unsere Aktie investieren. Sollte es hingegen aber zu einer Liberalisierung kommen, ist die Wachstumsstory von bet-at-home.com noch lange nicht vorbei.
90er Jahre abzulegen.“
ro reduziert, das ist eben auf den deutlichen Anstieg des Werbeaufwands zurückzuführen. Ansonsten liegen wir überall sehr deutlich im Plus: Das Konzernergebnis nach Steuern hat sich von 0,71 auf 2,65 Millionen Euro fast vervierfacht, vor Steuern gab es eine Steigerung von 1,2 auf 2,8 Millionen. Den Rohertrag (Hold abzüglich Wettgebühren) als wichtigste Kennzahl im eGambling-Markt haben wir von 38,2 Millionen Euro 2008 auf 42,5 Millionen 2009 gesteigert. Das entspricht einem Plus von mehr als elf Prozent. Die Betriebsleistung wurde 2009 um genau zehn Prozent gesteigert (von 39,7 Millionen 2008 auf 43,7 Millionen Euro). Die Wett- und Gamingumsätze konnten wir um 37,5 Prozent auf 927,2 Millionen Euro anheben.
BE: Apropos Wachstum – wie läuft denn das aktuelle Geschäft? Ömer: Wir haben wieder sehr ordentlich dazugewonnen. Mit unserem im Geschäftsjahr 2009 deutlich erhöhten Werbeaufwand von mehr als 31 Millionen Euro wurde die Marke bet-at-home.com in vielen europäischen Ländern weiter gestärkt und ausgebaut, sodass wir zum Bilanzstichtag mehr als 1,8 Millionen Kunden registriert hatten. Das Ebitda hat sich zwar (von 1,82) auf 1,04 Millionen Eu-
BE: Bei den Investitionen waren Sie auch nicht gerade zurückhaltend. Dickinger: Stimmt. Im Bereich der langfristigen Vermögenswerte haben wir 2009 massiv investiert, um auch in den künftigen Jahren deutliches Wachstum sicherstellen zu können: mehr als 1,3 Millionen Euro. Die liquiden Mittel und Wertpapiere des Umlaufvermögens zum 31. 12. 2009 machen 20,68 Millionen aus (31. 12. 2008: 16,9 Millionen). Das entspricht 5,9 Euro je Aktie. (Vorjahr: 4,8 Euro je Aktie).
„Durch die börsennotierten Glücksspiel gesellschaften ist es gelungen, das Schmuddelimage der
BE: Leidet Ihre Branche hinsichtlich der Liberalisierungs- und sonstigen gesetzlichen Diskussionen imagemässig? Ömer: Das glauben wir nicht, ganz im Gegenteil. Durch die börsennotierten Glückspielgesellschaften ist es gelungen, das Schmuddelimage der 90er Jahre abzulegen.
„Neben Frankreich und Italien wird es wohl auch in Deutschland in Zukunft möglich sein, den Markt aktiv zu bearbeiten.“ BE: Sie produzieren gerade internationale Werbespots für die Fussball-WM. Wie sehen diese aus, wo werden sie überall geschaltet, wie „lief“ die Produktion? Dickinger: Wir drehen jetzt drei Werbespots, die rund um die Fussball-WM europaweit ausgestrahtl werden. Unsere Kampagne rund um die Euro 08 war ein voller Erfolg. Daher sind wir auch für dieses Mal sehr zuversichtlich. Da sich die Kampagne 2008 gerechnet hat, werden wir dieses Jahr zur Fuss-
ball-WM noch mehr investieren. Etwa 10 Mio. Euro werden rund um die WM ins Marketing hineingesteckt und das wird uns rund 150.000 neue Kunden bringen. BE: Vor Kurzem war viel von Wetten auf Tiger Woods zu lesen – rund um solche Fragen, ob der weltbeste Golfspieler unbekannte Blondinen küsst oder in Prügeleien verwickelt wird. Kann man bei bet-at-home.com auch auf solche und ähnliche Ereignisse wetten? Ömer: Bei bet-at-home.com gibt es auch Gesellschaftswetten, die das Angebot abrunden. Aktuell sehr beliebt ist die Wette zur Bundespräsidentenwahl in Österreich, wo man unter anderem sogar auf die Wahlbeteiligung wetten kann. BE: Und wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung Ihrer Aktie nach heutigem Wissen? Ömer: Als Vorstände hatten wir die letzen Jahre keinen Einfluss auf den Aktienkurs und werden dies auch in den nächsten Jahren nicht haben. Was wir machen können, ist, mit voller Arbeitskraft dafür zu sorgen, dass die bet-at-home. com weiter wächst und eine Wertsteigerung stattfindet. Das ist uns in den letzten Jahren sehr gut gelungen und wir gehen davon aus, dass sich eine Wertsteigerung des Unternehmens mittelfristig auch auf den Aktienkurs niederschlägt.
bet-at-home.com gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
medianet – BE5
Hannes Bogner, Vorstandsmitglied des CFO Club Austria, zur Vision dieses Forums und zu geänderten Anforderungen an die Finanzchefs
„Regulierung – nur so viel wie notwendig, so wenig wie möglich“ Der CFO Club Austria will eine Best-Practice-Benchmark für die Arbeit von Finanzvorständen schaffen.
„Es besteht absolut ein Bedarf an einem Überdenken einiger Regulierungsansätze, etwa im Bereich der Derivativmärkte. Ich warne aber davor, hier auf der Zeitgeistwelle oder politischen Opportunität schwimmend zu glauben, alles regulieren zu müssen.“ BE: Bei wie vielen Mitgliedern halten Sie jetzt? Wie oft finden Treffen statt? Bogner: Wie haben aktuell 46 Mitglieder, die ca. 70 Prozent der ATX Unternehmen repräsentieren. Diese Firmen beschäftigen rund 600.000 Mitarbeiter und haben eine Bilanzsumme von ca. 400 Mrd. Euro. Treffen der Mitglieder finden grundsätzlich einmal im Quartal statt; die Treffen der Mitglieder, die in den verschiedenen ThinkTanks engagiert sind, werden adhoc abgehalten. BE: Sie wollen sich aktiv für Financial Leadership einsetzen. Was bedeutet das im Detail und was sind dabei die wichtigsten Grundprinzipien? Bogner: Wir wollen durch unsere Initiative einen Beitrag leisten, dass die CFOs unserer Mitgliedsunternehmen sich darum bemühen, durch ihre Arbeit eine Best-Practice-Benchmark für die Tätigkeit von Finanzvorständen zu erreichen. Dazu gehört natürlich die laufende Beschäftigung mit aktuellen Themen (z.B. im Bereich Rechnungslegung, Steuern, Finanzierung, etc.) und in diesem Zusammenhang der
Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern. Darüber hinaus wollen wir durch Stellungnahmen zu wesentlichen Themenbereichen (wie z.B. Wirtschaftspolitik, Steuern, Kapitalmarkt) und den Kontakt mit wesentlichen Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Forschung die wirtschaftlichen Entwicklungen mitgestalten und einen aktiven Beitrag zu positiven Rahmenbedingungen für die österreichischen Unternehmen leisten. BE: Hat man es als Finanzer manchmal schwer, sich im Unternehmen „verständlich“ zu machen? Bogner: Tatsache ist, dass gerade der Aufgabenbereich des CFO immer komplexer wird und auch die rechtlichen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen (z.B. im Bereich der internationalen Rechnungslegungsvorschriften) ein sehr spezielles Fachwissen erfordern. Das führt natürlich auch dazu, dass es gerade aufgrund dieser Spezialisierung und den sich immer rascher ändernden Rahmenbedingungen manchmal durchaus anspruchsvoll sein kann, sich im Unternehmen „verständlich“ zu machen. BE: Welche Themenkomplexe liegen Ihnen im CFO Club aktuell besonders am Herzen? Bogner: In erster Linie geht es natürlich um wirtschaftliche bzw. wirtschaftpolitische Themen und hier in erster Linie darum, dass für die österreichischen Unternehmen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es ihnen erlauben, im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein. Dazu gehören natürlich steuerpolitische Themen, Fragen der bestehenden Regelungen am Kapitalmarkt, aufsichtsrechtliche Themen im Bank- und Versicherungsbereich und andere mehr. Wir haben z.B. Ende letzten Jahres bei der Vorstellung des CFO Club unser Positionspapier zu steuerpolitischen Themen vorgestellt, welches wir aktuell einer Überarbeitung unterziehen. Wir haben ein Positionspapier zum Thema Enforcementbehörde erarbeitet und waren auch zu einer Reihe von speziellen Themen z.B. in direktem Kontakt mit den zuständigen Ministerien. BE: Stichwort Enforcementbehörde bzw. umgangssprachlich „Bilanzpolizei“ – wann wird sich hier Ihrer Meinung etwas tun? Bogner: Da Österreich hier schon in Verzug bezüglich der Umsetzung ist, gehe ich davon aus, dass wir noch in diesem Jahr eine Regelung bekommen werden. Wir haben gemeinsam mit der Industriellenvereinigung, dem Aktienforum und dem Institut österreichischer Wirtschaftsprüfer eine Position erarbeitet, die ein zweistufiges Modell, wie es in Deutschland besteht, als sinnvollste Lösung ansieht. BE: Haben sich im Zuge der Krise die Anforderungen an den CFO
© Uniqa
Börse Express: Der CFO-Club wurde im Jänner 2009 ins Leben gerufen. Was war die Idee hinter dieser Initiative? Hannes Bogner: Ziel ist, mit dem CFO Club ein Forum für den Interessens- und Meinungsaustausch zwischen den CFOs der führenden österreichischen Unternehmen zu schaffen. Darüber hinaus sehen wir uns als Lobbying-Plattform mit dem Ziel, der Meinung und Positionierung der CFOs zu wesentlichen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Themen mehr Gewicht zu verleihen. Wir sind davon überzeugt, dass die CFOs unserer Mitgliedsunternehmen einen wesentlichen Beitrag zu aktuellen Fragen in diesen Bereichen leisten können.
Hannes Bogner ist Finanzchef der Uniqa Versicherung und im Vorstand des CFO Club Austria.
bzw. auch die Wahrnehmung seiner Aufgaben in der Organisation und nach aussen hin geändert? Bogner: Zweifelsfrei war es so (und das wurde auch in einer Umfrage bei unseren Mitgliedern so gesehen), dass sich der Schwerpunkt weg von eher strategischen Themen zu mehr operativen/kurzfristigeren Aufgaben verschoben hat. Kurz gesagt, in den letzten 18 Monaten ist „Krisenmanagement“ im Vordergrund gestanden. Ganz besonders gilt das natürlich für alle Aufgaben im Zusammenhang mit Fragen der Unternehmensfinanzierung und Liquiditätssteuerung. Und es hat sich unter anderem auch gezeigt, dass CFOs insbesondere im Bereich Planung und Budgetierung mit viel höheren Unsicherheiten als in der Vergangenheit zurechtkommen müssen. BE: Die Regulierung der Finanzmärkte ist derzeit ein Dauerbrenner. Wie stehen Sie zu den einzelnen Ideen? Bogner: Zweifelsohne ist die Krise der letzten 18 Monate nicht unerheblich auch durch Regulierungs-
defizite mit verursacht worden, und es besteht absolut ein Bedarf an einem Überdenken einiger Regulierungsansätze (z.B. im gesamten Bereich der Derivativmärkte, im Bereich der Hedgefonds und der Ratingagenturen). Ich warne aber davor, hier auf der Zeitgeistwelle oder politischen Opportunität schwimmend zu glauben, alles regulieren zu müssen. Überregulierung führt letzten Endes immer zu negativen Folgen für Volkswirtschaften, Beschäftigung und gesellschaftlichen Wohlstand. Daher – Regulierung ja, aber nur soviel als notwendig und sowenig wie möglich. BE: Wie haben Sie den Staat als Krisenmanager erlebt? Bogner: Aus meiner Sicht hat sich der Staat in seiner Funktion als Krisenmanager durch ein ausserordentlich hohes Mass an Pragmatismus ausgezeichnet. Dies ist insofern auch beachtlich, als dass viele Entscheidungen von den politischen Verantwortungsträgern in einer Situation hoher Unsicherheiten zu treffen waren. Positiv
ist auch, dass alle wesentlichen Entscheidungen, soweit möglich, koordiniert mit den wesentlichen wirtschaftlichen Interessensvertretungen getroffen wurden. BE: Treten Sie für eine Verlängerung des Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetzes (ULSG) über das Jahr 2010 hinaus ein? Wie haben sich auf Sicht der letzten Monate die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen geändert? Bogner: Das ist aus heutiger Sicht noch nicht wirklich abschätzbar. Zwar hat sich in den letzten Monaten die Situation im Finanzierungsbereich etwas entspannt, aber man kann keineswegs davon reden, dass wir uns wieder in einem Normalzustand befinden. Unzweifelhaft haben sich die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen erschwert; allerdings ist das im Einzelfall durchaus sehr unterschiedlich. Tatsache ist auch, dass europaweit viele Unternehmen von der Finanzierung über den Bankbereich nicht unerheblich auf den Anleihenmarkt ausgewichen sind. Ich denke, dass dies anhalten wird.
CFO Club Austria gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
BE6 – medianet
Ernst Huber, Vorstandsvorsitzender des Brokers direktanlage.at, feiert am 3. Mai 15-jähriges Firmenbestehen mit Investmentabend in Salzburg
„15 Jahre direktanlage.at“ und eine klare Message an den Markt 1995 startete in einem 4-Mann-Büro eine österreichische Erfolgsgeschichte. Börse Express: Herr Huber, der Börse Express gestaltet mit diesem Print-Special nach etwas mehr als 8 Jahren die 2000. Ausgabe; Sie haben mit direktanlage.at ein noch schöneres Jubiläum, nämlich den 15. Geburtstag. Wie werden Sie diesen feiern? Ernst Huber: Wir werden am 3. Mai bei uns in Salzburg einen Jubiläums-Investmentmentabend gestalten; für Freunde und Kunden bzw. solche, die es werden wollen. Für diesen Abend konnten wir zwei Top-Referenten gewinnen.
„B2B-Themen liegen mir sehr am Herzen. Wir bieten alles, was Berater für die fachmännische Betreuung ihrer Kunden brauchen.“
Der Globalisierungsexperte Franz Josef Radermacher und unser Chefvolkswirt Martin Hüfner werden die Marktsituation beleuchten. Die Einladung gilt natürlich auch für alle Börse Express-Leser, besuchen Sie uns einfach am 3. Mai in unserer Zentrale in Salzburg, die Details finden Sie auf www.direktanlage.at. BE: 15 Jahre sind eine lange Zeit. Sie waren vom Start weg dabei. Wie ist das damals aus der Sicht des „Gründers“ verlaufen? Huber: Begonnen hatte es fast wie eine Garagenfirma, ich war damals Leiter eines vierköpfigen Büros. Wir starteten im Jahr 1995 mit dem ersten Discount BrokerageAngebot in Österreich. Und darauf sind wir sehr stolz, dass wir uns mit der Discountbroker-Idee gegen die Grossbanken durchgesetzt haben. BE: Und wann ist es dann mit der Website losgegangen? Huber: 1997 hatten wir unsere erste Homepage und schon 1998 starteten wir – wieder als erste Bank in Österreich – das Online-Trading. Anfangs zugegebener Massen mit technischen Kinderkrankheiten. Aber genau hier haben wir angesetzt und Innovationen vorangetrieben. Das haben unsere Kunden schnell schätzen gelernt. Im Jahr 2000 eröffneten wir dann die erste Filiale mit Anlageberatung. Danach ergänzten wir zunächst Sparprodukte, dann eine eigene Vermögensverwaltung, wir lancierten Fonds und rundeten unser Sortiment zuletzt durch ein kostenloses Girokonto ab. Wir sind die einzige Bank, die mit Brokerage sämtliche Kundenbedürfnisse abdeckt. Das ist unsere klare Message.
© direktanlage.at
zu Vermögensverwaltern
Ernst Huber wickelte mit direktanlage.at im Jahr 2009 insgesamt 1,13 Millionen Wertpapiertransaktionen ab. Auf jeden Kunden kamen im Schnitt 20 Trades.
BE: Und gibt es etwas, das Sie aus heutiger Sicht anders machen würden? Huber: Ich glaube, wir haben das eigentlich alles recht gut erwischt. Aber sicherlich hätten wir beim Start des Online-Brokerage – als der ganze New Economy-Boom riesige Ordermengen verursachte – gut und gerne zehn Leute mehr im Communication Center zur telefonischen Abwicklung der Aufträge gebraucht.
„Allein im Jahr 2009 konnten wir Depot überträge zu direktanlage.at im Volumen von fast 500 Millionen Euro verzeichnen.“ zum Neugeschäft
BE: Der New Economy-Boom endete dann ja spektakulär und abrupt. Welche Krise war für die Kunden und das Unternehemen härter? Jene 2001 oder jene 2008? Huber: Ich denke, 2001 war für die Kunden härter. Die Technologiewerte sind ja nie wieder auf
die alten Niveaus zurückgekehrt, viele Unternehmen sind sogar vom Kurszettel verschwunden. 2008 hingegen erwischte es vor allem Substanzwerte, die sich, wie man gesehen hat, zum Teil schon wieder erholen konnten. Als Broker sind wir aus beiden Krisen gestärkt hervorgegangen und konnten Marktanteile gewinnen. Im Jahr 2009 konnten wir Depotüberträge zu direktanlage.at im Volumen von fast 500 Mio. Euro verzeichnen. Und da im Jahr 2009 natürlich auch noch schöne Kursgewinne dazugekommen sind, stieg das Kunden-Portfoliovolumen insgesamt sogar um mehr als 40 Prozent auf über 3 Milliarden Euro.
BE: Und der Rest? Man hört, dass das B2B-Geschäft immer wichtiger wird ... Huber: Ja, das ist für uns ein ganz wesentliches Standbein geworden. Seit dem Jahr 2000 arbeiten wir mit konzessionierten Wertpapierdienstleistungsunternehmen und Wertpapierfirmen zusammen, die mit unserem Service und unserer Infrastruktur ihre Kunden betreuen und Transaktionen über unsere effizienten Tools abwi-
BE: Und wie sieht es bei den Transaktionen aus? Huber: 1,13 Millionen Transaktionen hatten wir im Gesamtjahr 2009, im Schnitt tätigt ein Kunde also ca. 20 Käufe oder Verkäufe pro Jahr.
Geldanlage sein. Gold
BE: Wie verteilen sich diese Transaktionen auf die einzelnen Wertpapierkategorien? Huber: Das sieht bei uns ungefähr so aus: 56 Prozent Aktien, 25 Prozent Hebelprodukte, 17 Prozent Investmentfonds, und dann letztendlich zwei Prozent Anleihen und Anlagezertifikate. Auch vom Bestand entfällt rund die Hälfte auf Aktien. Die Transaktionserlöse machen ca. 45 Prozent unserer Gesamterlöse aus.
„Werterhaltung sollte oberstes Gebot bei der und dividendenstarke Aktien passen gut in den Anlagemix.“ zur eigenen anlagestrategie
ckeln. Ohne jetzt zu übertreiben: direktanlage.at offeriert alles, was konzessionierte Vermögensverwalter und -berater für die fachmännische Betreuung ihrer Kunden benötigen. Wir können uns hier über deutliche Wachstumsraten freuen.
BE: Welchen Anteil hat das B2BGeschäft bereits? Huber: Es handelt sich dabei um rund 20 Prozent. Und wie erwähnt, sehe ich hier noch hohes Wachstumspotenzial. Über die IT-Plattform können Musterdepots einfach präsentiert werden und in Kürze schicken wir ein neues Vermögensverwaltungssystem an den Start. Die Vorreiterrolle bei Innovationen ist auch gut für unser Image. BE: Stichwort Vermögensverwaltung: Wie würden Sie selbst aktuell Ihre eigene Geldveranlagung tätigen? Huber: Ich glaube, dass Werterhalt der wichtigste Punkt ist. Es hat zwar in den vergangenen Monaten eine schöne Gegenbewegung an den Aktienmärkten gegeben, aber die Risiken sind nach wie vor da, das sollte man nicht unterschätzen. Vor allem die hohe Arbeitslosigkeit macht mir Sorgen. Wohin geht die Entwicklung? Kommen deflationäre Tendenzen? Hier ist ja Japan ein nicht sehr positives Beispiel. Eine Deflation wäre schlimm. Dann schon lieber eine Inflation von fünf, sechs oder sieben Prozent; Hier kann man sich mit Sachwerten absichern. Auch Gold darf in der Asset Allocation nicht vergessen werden. Bei den Aktien setze ich auf dividendenstarke Titel, das Potenzial nach oben ist zwar aus meiner Sicht begrenzt, aber es gibt auch nicht allzu viele Alternativen zu Aktien.
direktanlage.at gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
medianet – BE7
Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3-Banken Generali KAG, über Gefahren und Chancen an den Finanzmärkten
Warum man dem Mainstream stets skeptisch begegnen sollte Der 3-Banken-Österreich-Fonds hat die Comeback-Phase seit Ende 2008 besser als jeder andere Österreich-Fonds gemanagt. Börse Express: Heute feiern wir – wie bereits mehrmals in der Sondernummer erwähnt – die 2000. Ausgabe des Börse Express. 8 Jahre sind seit dem Startjahr 2002 vergangen. Auch Sie launchten Ihren 3Banken-Österreich-Fonds im Jahr 2002. Und wir wissen ja: 2001/2002 waren fürchterliche Aktienjahre. Der Börse Express wurde mit einer „Jetzt erst recht“-Ansage gegründet. Stand auch bei Ihnen die antizyklische Idee im Vordergrund? Alois Wögerbauer: Ja. 2001/2002 war international schwierig – und die Wiener Börse ging davor seit zehn Jahren in etwa seitwärts. Wir sahen aber, dass die österreichischen Unternehmen vom Platzen der IT-Bubble nicht berührt waren und dass die „Old Economy“, die wir im Inland haben, einfach zu
„Bin stolz darauf, dass unser Österreich-Fonds in den acht Jahren seines Bestehens keine gesehen hat.“ Zum F0ndsmanagement
© Börse Express
Option und kein Derivat
Alois Wögerbauer als Vortragender bei der Aktienforum Börse Express Roadshow #22; am Ende der Veranstaltung erhielt er den Pokal für die beste Performance 2009.
günstig bewertet war. Irgendwann wird das der Markt erkennen – dachten wir und starteten mit dem Fonds zur Verwunderung vieler. Dass wir den Startzeitpunkt letztendlich so gut erwischen würden und dann rasch Boomjahre kommen sollten, war allerdings Glück. Insgesamt sollte man aber schon versuchen, Produkte dann zu starten, wenn das Thema noch nicht in aller Munde ist – die Chancen auf gute Performance sind dann wesentlich besser. Wir haben das zuletzt auch beim Thema Immo-Aktien oder Sachwerte so gehandhabt. BE: Immo-Aktien und Sachwerte werden wir nachher noch beleuchten. Nochmal zurück zum Österreich-Fonds: Seit Start des Fonds liegen Sie um etwa vier Prozent per anno vor dem ATX-Prime. Auf welche historischen Fondswetten sind Sie am meisten stolz? Wögerbauer: Es ist ja nie eine einzige klare Wette. Es sind immer eine Vielzahl von klaren Positionierungen. Gut war beispielsweise im März 2009, als die Bonität Österreich in Diskussion war, klar in den Markt zu gehen und auch Risiko zu nehmen. Ich versuche mich auch nie vom Mainstream anstecken zu lassen. Wenn alle Broker und Analysten die gleiche Lieblingsaktie haben, wird es gefährlich. Zuletzt war das bei Intercell der Fall. Stolz bin auf die Tatsache, dass der Fonds in den acht Jahren seines Bestehens keine Option und kein
Derivat gesehen hat. Die meisten Mitbewerber greifen dagegen auf ATX-Futures zurück, um die spezielle Gewichtung des Wiener Index nachzubilden. BE: Und mit welcher Einschätzung sind Sie mal so wirklich danebengelegen? Wögerbauer: Im Jahr 2008 ging ich davon aus, dass die Indexschwergewichte deutlicher leiden
„Performance macht man dank einer Vielzahl von klaren Positionierungen. Mit einer einzelnen Wette schafft man das nicht.“ Zur aktiven strategie
werden. Die Überlegung war, dass hier massive Rückflüsse von internationalen Geldern aufgrund der Risikoaversion drohen könnten. Also ging ich stark in Werte der 2. Reihe, die nicht so stark von den Ausländern gehalten werden. Diese Einschätzung war ein Fehler. Auch diese Werte kamen mindestens genauso unter Druck und die Liqui-
dität trocknete in einer Dimension aus, die ich nicht für möglich gehalten hätte. BE: In Ihrem „Fondsjournal April 2010“ schreiben Sie über aktuelle Anlageideen und nennen u.a. Dividendenpapiere. Inwieweit kann man dies auch für den ÖsterreichFonds umsetzen? Wögerbauer: Eigentlich nur bedingt – vor allem muss man sich jeden Titel genau anschauen. Die Telekom Austria zahlt eine Dividende, die sie sich eigentlich gar nicht leisten kann. Bei der Post fehlt die Wachstumsphantasie und der Flughafen Wien ist sowieso ein eigenes Kapitel. Empfehlenswert sind dagegen OMV und Semperit. BE: Wie sehen Sie die ATX-Entwicklung vs. DAX bis Jahresende? Wögerbauer: Schwer zu sagen. Wir analysieren dies in der Form nicht, weil es ja nur einen Ausschnitt der Anlagemöglichkeiten darstellt. Insgesamt: Ich denke, dass Europa im Vergleich zu Asien und Amerika im weiteren Jahresverlauf eher underperformen wird. Auf der anderen Seite bin ich überzeugt, dass innerhalb Europas die Märkte Deutschland und Österreich zu den Outperformern gehören werden. BE: Nun zu den Sachwerten. Die 3 Banken-Generali KAG hat sich diesem Thema intensiv gewidmet. Viele Investoren argumentierten, dass man Sachwerte „angreifen“
können müsse und meinen physisches Gold bzw. eigene Immobilien. Ist ein Fonds hier nicht ein Kompromiss? Wögerbauer: Der Fonds ist einfach ein Angebot der Umsetzung. Neben Gold und Immobilien sind auch Rohstoffe und ausgewählte defensive Substanzaktien Sachwerte. Um dies umzusetzen, braucht ein Anleger Zeit und auch eine gewisse Summe Geld – wenn
„Die Dividendenstrategie kann man am Wiener Markt nur bedingt umsetzen. Empfehlenswert sind dagegen OMV und Semperit.“ zur strategie Q2/10
er beides genügend hat, ist ja gegen eine direkte Umsetzung nichts einzuwenden. Beim Fonds kann man dagegen schon mit 30 Euro im Monat dabei sein. Und das Fondsmanagement kümmert sich um alles. Von der Auswahl der Aktien bis hin zur Tatsache, dass wir auch hier keine Buy-and-Hold Strategie fahren. D.h.,wenn z.B. die Rohstoffe
im Trend drehen, können wir auch zur Gänze den Markt verlassen. BE: Und um welche Asset-Klasse muss man sich am ehesten Sorge machen? Wögerbauer: Bubbles, vor denen laufend gewarnt wird, sind meistens nicht so gefährlich. Analysiert man Bewertungen, machen mir die lang laufenden Staatsanleihen aus den USA die meisten Sorgen. Ich kann die Tiefe des Zinsniveaus nicht nachvollziehen. Erholt sich die Wirtschaft, werden die Zinsen steigen. Erholt sich die Wirtschaft nicht, wird es weiteren Schuldenaufbau geben – und das wird auch irgendwann zu steigenden Zinsen führen. Wann das sein wird, ist ganz schwer zu sagen. Etwaige Wellen von anziehenden US-Zinsen aufgrund von Bonitäts- oder Inflationsthemen werden wir aber auch bei uns definitiv spüren. BE: Die Schlussfrage: Schon mal mit ETF-Produkten geliebäugelt? Wögerbauer: Für uns ist das definitiv kein Thema. Wir stehen ja gerade für das Gegenteil – klare Meinungen und aktive Strategien. Im ETF-Markt gibt es grosse internationale Player, die hohe Summen bewegen und dementsprechend mit tiefen Margen arbeiten können. Wir wollen und werden denen also den Markt überlassen. Ich denke nicht, dass eine österreichische KAG am internationalen ETF-Markt mitspielen kann und wird.
3-Banken Generali KAG gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
BE8 – medianet
Pekka Santeri Mäki, Managing Partner bei 3TS, über Strategie und Austro-Projekte des internationalen PE- und VC-Unternehmens
„Know-how und ausreichend Kapital für unsere Beteiligungen“ Das bis dato spektakulärste Projekt von 3TS Capital Partners war der Nasdaq-Börsegang von LogMeIn. 3TS Capital Partners Ltd verwaltet derzeit mehr als 230 Millionen Euro von Investoren wie 3i, Cisco, Sitra, EBRD und KfW. Seit 1999 haben die VC- und PE-Finanzierer mit Wiener Büro am Fischhof Investitionen in insgesamt 33 stark expandierende Unternehmen in mehreren Ländern Zentral- und Osteuropas getätigt und davon inzwischen wieder mehr als die Hälfte veräussert.
und das Know-how der SolveDirect für Smart Integration können enorme Kosten- und Zeiteinsparungen bei der Integration von Serviceprozessen und Systemen von bis zu 80 Prozent bringen. Langjährige Kunden der SolveDirect in Europa, wie z.B. T-Systems International, Raiffeisen Informatik, Computacenter und Kapsch TrafficCom, setzen die Lösungen SD.bridge, ServiceDesk SD2, SD.cube und das langjährige Know-how der SolveDirect zur Optimierung und Effizienzsteigerung in ihren lokalen und internationalen Serviceabläufen ein. Zur Unterstützung der globalen Expansion eröffnet SolveDirect heuer eine eigene Niederlassung im Silicon Valley – schliesslich bieten die USA als weltweit grösster ITMarkt riesiges Wachstumspotenzial, und SolveDirect entspricht
Börse Express: Herr Mäki, wie lautet das Geschäftsmodell von 3TS Capital Partners? Pekka Santeri Mäki: Seit der Gründung 1998 haben wir uns auf Eigenkapitalfinanzierungen in Wachstumsbranchen wie Media und Marketing, Technologie und Telekom, Consumer und Service sowie Cleantech in Zentral- und Osteuro-
„Derzeit verfügen wir
„Wir unterstützen mit
über mehr als 200 Mil-
Marktzugängen, Finan-
lionen Euro in unseren
zierungs- und Kapital-
Fonds, bis zum Jahres-
marktexpertise sowie
wechsel sollen es 400
regionalen Branchen-
bis 500 Mio. werden.“
spezialisten.“
BE: Was sind Ihre aktuellen Produkte, und welche Bereiche liegen Ihnen besonders am Herzen? Mäki: Im TMT-VC-Bereich ist unser 66-Millionen-Euro-TCEE Fonds komplett realisiert und derzeit wird in den 3TS Cisco Growth Fund investiert. Unser 130-MillionenEuro-Private Equity „3TS CEE Fund II” ist bereits ausinvestiert und heuer kommt ein 160-Millionen-Euro-Nachfolge Fonds. Wir investieren in bereits profitable Unternehmen in der Wachstumsphase (nur in Ausnahmefällen Start-Ups), die mit erprobten Geschäftsmodellen und einem starken Managementteam eine führende Wettbewerbsposition in den CEE-Märkten erreichen können. Schwerpunkte setzen wir dabei beispielsweise auf Healthcare Services (z. B. Privatkliniken oder Diagnostika), aber auch auf Business Process Outsourcing. Es entspricht unserer Philosophie, dass wir sowohl über ausreichend Kapital als auch über genügend Know-how für unsere Beteiligungen verfügen. Wenn eine der beiden Grundbedin-
damit genau unseren Intentionen. Umfangreiche finanzielle Möglichkeiten, Know-how, Netzwerke, Kundennähe und Synergien aus unseren anderen Aktivitäten bieten ideale Voraussetzungen für die Entwicklung dieses Unternehmens, wobei das Headquarter zur Betreuung europäischer und international agierender Kunden in Wien verbleibt.
© 3TS Capital Partners LTD
pa spezialisiert. Bei Venture Capital-Beteiligungen agieren wir mit etwa einer bis fünf Millionen Euro und übernehmen dabei vorzugsweise die Aufgabe des Lead-Investors. Bei einem Finanzierungsbedarf bis zu 20 Millionen Euro verfügen wir über einen Private Equity Bereich, mit dem gemeinsam agiert wird. Wenn mehr Kapital gebraucht wird, syndizieren wir mit verschiedenen Partnern.
Pekka Santeri Mäki realisierte früher Mediennetzwerke in Zentral- und Osteuropa, ist nun Managing Partner bei 3TS Capital Partners.
gungen nicht zutrifft, wird 3TS Capital Partners nicht aktiv. BE: Wie orientieren Sie sich geografisch? Mäki: Von unseren Wurzeln her kommen wir ja aus Osteuropa und hatten bereits Büros in Budapest, Prag und Warschau, bevor wir uns auch in Bukarest und Wien niedergelassen haben. Unser „Kapitaleinzugsgebiet“ reicht bis ins Baltikum bzw. bis in die Türkei. Aktuell überlegen wir uns die Eröffnung eines Büros in Istanbul. BE: Können Sie unseren Lesern einige bekannte Referenzen nennen? Mäki: Ein gutes Beispiel für unser Know-how im inhaltlichen wie auch im geografischen Umfeld ist www.investor.bg, das führende Online-Media-Unternehmen in Bulgarien mit einer exzellenten Marktposition. Auch in Rumänien sind
wir an einem vergleichbaren Portal beteiligt. Unser bis dato spektakulärster Erfolg war wohl die Entwicklung von LogMeIn. Vor fünf
„Unsere Exit-Strategie richtet sich in aller Regel an industrielle Partner, grössere Unternehmen oder auch an die Firmengründer.“ Jahren noch eine kleine Firma in Budapest mit weniger als zwei Millionen US-Dollar Umsatz und einem Dutzend Mitarbeitern, konnte das Unternehmen im Vorjahr als welt-
weiter Anbieter von on-demandund remote-connectivity Lösungen für KMUs mit Konzernzentrale in den USA einen Nasdaq-IPO mit 183 Millionen US-Dollar verwirklichen. 3TS Capital Partners hat davon ein Viertel am Tag des Börsegangs (1. 7. 2009) gecasht und den „Rest“ in den folgenden Monaten über die Börse zu Geld gemacht. Heute ist LogMeIn rund 450 Millionen USDollar wert und beschäftigt etwa 350 Mitarbeiter. BE: In Österreich gibt es wahrscheinlich noch nichts Vergleichbares? Mäki: Täuschen Sie sich nicht. Wir setzen grosse Hoffnungen beispielsweise in unsere Beteiligung in SolveDirect, dem führenden Anbieter von Service Management Lösungen auf „Software as a Service (SaaS)“ Basis, die Unternehmen bei globalen B2B-Integrationsprojekten unterstützen. Die Lösungen
BE: Was sind Ihre anderen Beteiligungen in Österreich? Mäki: Da wäre zunächst einmal die Cycleenergy Beteiligungs- und Management AG, die den österreichischen Biomasseheizkraftwerksbetreibermarkt konsolidieren soll und gegenwärtig für rund 20 Millionen Euro Jahresumsatz „gut“ ist. Die Firma ist bereit für weiteres rasches Wachstum bei der Anzahl der operativen Kraftwerke und zum anderen bei der Profitabilität. Cycleenergy, die gelegentlich auch als Börsekandidat gehandelt wird, betreibt momentan ein halbes Dutzend Biomasseheizkraftwerke in Österreich. Als drittes Engagement der 3TS Capital Partners neben SolveDirect und Cycleenergy gibt es adlodge mit seinem Sandwich-Modell und der cookielosen Trakking-Technologie, wo wir gerade dabei sind, die Firmenzentrale nach Wien zu bekommen. „Made in Austria“Bezug hat last but not least auch noch Talenthouse als Plattform, die der weltweiten Kreativszene Karrierechancen öffnet – dank österreichischer Investoren.
3TS Capital Partners gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
BE10 – medianet
Susanne Fruhstorfer von e|n|w|c erklärt die wichtigsten Änderungen der Insolvenzordnung
Aus dem Zwangsausgleich wird der Sanierungsplan Die Doppelgleisigkeit von Konkurs und Ausgleich soll ab 2011 durch ein einheitliches Verfahren vermieden werden. Seit Anfang Februar dieses Jahres ist die international tätige Anwaltssozietät e|n|w|c eine von ganz wenigen heimischen Grosskanzleien mit einer Insolvenzrechts-Spezialistin.
kann aber eine motivierende Wirkung ausüben. BE: Wie lange können Masseverwalter jetzt Firmen weiterführen? Fruhstorfer: Nach bestehender Rechtslage können Masseverwalter ein Unternehmen ein Jahr fortführen. Eine Erstreckung ist, wenn dies dem gemeinsamen Interesse der Gläubiger entspricht, um insgesamt ein Jahr möglich. Ab nun kann die Verlängerung mehrmals beantragt werden, jedoch nicht öfter als zwei Mal. Das bedeutet, dass die maximale Fortführungsfrist nun drei Jahre beträgt. Ich finde das gerechtfertigt, da in Zeiten der Wirtschaftskrise der Firmenverkauf eben länger dauern kann. Und es gibt ja durchaus Unternehmen, deren
Börse Express: Frau Fruhstorfer, was sind die wesentlichsten Neuerungen bei der aktuellen Insolvenzordnung (IO)? Susanne Fruhstorfer: Wenn dem Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ein Sanierungsplan bereits beigelegt wird, heisst es nun „Sanierungsverfahren“, ansonsten „Konkursverfahren“. Der Zwangsausgleich heisst jetzt „Sanierungsplan“. Dadurch soll der positive Charakter des bewährten „Zwangsausgleichs“ besser zum Ausdruck kommen. Eine „Bedienungsanleitung“ für die neuen Be-
„Die maximale Fort
„Firmen in mehreren
führungsfrist beträgt
Ländern können
bis zu drei Jahren. Das
bei uns länderüber-
ist gerechtfertigt, da
greifend aus einer
ein Firmenverkauf eben
Hand betreut werden.“
länger dauern kann.“
BE: Ist das eine Verbesserung? Fruhstorfer: Ich empfinde die 30%ige Mindestquote als zu hoch. Das Verfahren kann nur funktionieren, wenn es gründlich und rechtzeitig vorbereitet wurde. Es handelt sich um einen „Ausgleich light“. Ein wesentlicher Nachteil ist auch, dass bei einem Verkauf des Unternehmens im Rahmen des Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung Arbeitsverhältnisse auf den Erwerber übergehen. BE: Was wird sich noch ändern? Fruhstorfer: Neu ist auch, dass für die Annahme eines Zwangsausgleichs statt früher einer Dreiviertel- nunmehr die einfache Mehrheit der vertretenen Forderungen ausreichend ist. Die Kapitalminderheit kann damit den Sanierungsplan
© e|n|w|c
griffe enthält § 275 IO. Bietet der Schuldner (in Hinkunft nur noch „Schuldner“, keine Gemeinschuldner mehr) den Gläubigern mindestens 30 Prozent an und legt er dem Eröffnungsantrag einen „qualifizierten Sanierungsplan“ bei, behält er die Eigenverwaltung im normalen Geschäftsbetrieb unter Aufsicht eines „Sanierungsverwalters“. Ein qualifizierter „Sanierungsplan“ muss ein genaues Vermögensverzeichnis, einen Status der Aktiva und Passiva und einen Finanzplan für die nächsten 90 Tage nach Verfahrenseröffnung enthalten. Zudem sind Angaben über die Aufbringung der Mittel, die Anzahl der Beschäftigten und über sonstige Reorganisations- und Finanzierungsmassnahmen beizulegen.
Fortführung auch dann im Interesse der Gläubiger gelegen ist, wenn kein Sanierungsplan zustande kommt – z.B. wenn bei Fortführung in drei Jahren eine Quote von 15 Prozent erwirtschaftet werden kann, bei einer Schliessung aber keine oder eine geringere Quote. Übrigens: Die Verlängerungsmöglichkeit für die Fortführung besteht auch für bereits vor Inkrafttreten der Novelle anhängige Verfahren!
Susanne Fruhstorfer, Expertin im Bereich „Restrukturierungen in der Krise“, leitet das neue Department Insolvenzrecht bei e|n|w|c.
nicht mehr zu Fall bringen. Die Kopfmehrheit ist weiterhin erforderlich. Dies ist vor dem Hintergrund der Praxis von Sozialversicherungsträgern, regelmässig gegen Zwangsausgleiche und Ausgleiche zu stimmen, zu begrüssen. Insolvenzverwalter sind gemeinsam mit den Gläubigerschutzverbänden gefordert, die Angemessenheit der angebotenen Quote zu überprüfen und entsprechende Empfehlungen an die Gläubiger abzugeben. Weiters gibt es nun eine Vertragsauflösungssperre (wie bisher auch schon beim Ausgleich) sowie die Klarstellung, dass Arbeitnehmer nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens nicht mehr wegen Entgeltrückständen aus dem Zeitraum vor Eröffnung des Verfahrens austreten können. Weiters ist es für Insolvenzgerichte nun nicht mehr zulässig, dem Schuldner die Möglichkeit zu geben, Ratenvereinbarungen mit seinen Gläubigern ab-
zuschliessen; diese müssen vor der Tagsatzung, in der über die Konkurseröffnung zu entscheiden ist, getroffen werden. Deshalb erwarte
„Für die Annahme eines Zwangsaus gleichs reicht nunmehr die einfache Mehr heit der vertretenen Forderungen aus.“ ich, dass nun viele Schuldner vom Verfahren überrascht werden, wie dies bereits durch die Änderungen infolge des Insolvenzrechtänderungsgesetzes 1997 der Fall war.
BE: Was passiert nun, wenn so gut wie gar kein Geld vorhanden ist? Fruhstorfer: Insolvenzverfahren werden nur dann eröffnet, wenn dem Gericht bescheinigt wird, dass zumindest die sogenannten Anlaufkosten des Verfahrens – das sind derzeit 4000 Euro – vorhanden sind. Für diese Anlaufkosten haften auch die Geschäftsführer bzw. Vorstände von GmbH und AG. Gläubiger, die den Kostenvorschuss erlegen, können Rückgriff bei den zur Antragsstellung verpflichteten Organen nehmen. Die Verpflichtung zum Erlag eines Kostenvorschusses wird auf die Gesellschafter ausgedehnt, deren Anteil an der Gesellschaft mehr als 50 Prozent beträgt. Gläubiger können nun auch Rückgriffe bei Mehrheitsgesellschaftern nehmen. Das finde ich grundsätzlich gut, es hilft aber nicht, wenn auch der Gesellschafter vermögenslos ist. Die Haftung der Mehrheitsgesellschafter
BE: Sie haben aufgrund dieser Neuerungen sicher einiges zu tun? Fruhstorfer: (lächelt) Das war natürlich auch ein wichtiger Grund, warum ich zu einer der führenden international agierenden Anwaltssozietäten in Österreich gewechselt bin. Als Insolvenzverwalter benötigt man Unterstützung von Experten der unterschiedlichsten Rechtsgebiete. Unsere Kernkompetenzen liegen in M&A, Real Estate, Wirtschafts- und nun eben auch ganz spezifisch im Insolvenzrecht. Mit mehr als 70 Juristen berät e|n|w|c Rechtsanwälte bedeutende Unternehmen aus den Bereichen Banken Handel, Gewerbe, Industrie und Dienstleistung sowie Versicherungen. Mit den eigenen Standorten in Budapest, Prag, Brünn, Bratislava, Warschau und Kiew und einem Netz von Kooperationspartnern haben wir auch umfassende Mittel- und Osteuropa-Kompetenz und als Partner von Interlaw, einer internationalen Vereinigung führender Anwaltssozietäten an 120 Standorten auf allen Kontinenten, bietet e|n|w|c Rechtsanwälte seinen Klienten zudem Zugang zu Knowhow und Betreuung weltweit.
e|n|w|c gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
medianet – BE11
EVN-CEO Burkhard Hofer leitet einen Konzern, dessen Mitarbeiter zu vier Fünftel Deutsch nicht als Muttersprache haben
„Mitarbeiter muss man fordern und fördern“
Den richtigen Mitarbeiter am richtigen Ort an der richtigen Stelle – das ist nach der Expansion die grosse Herausforderung.
Börse Express: Die EVN ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen und hat sich von einem niederösterreichischen Betrieb in einen internationalen Konzern gewandelt. Nach welchen Gesichtspunkten organisieren Sie Ihre Personalpolitik? Burkhard Hofer: Die EVN verfolgt eine klare Personalstrategie, die sich aus dem Unternehmensleitbild und dem Führungsleitbild ableitet. Wir bieten unseren Mitarbeitenden spannende Aufgaben in einem internationalen Umfeld und massgeschneiderte Personalentwicklungsmassnahmen an. Ziel ist natürlich, die Performance des Unternehmens weiter zu steigern, eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit zu schaffen und mittelfristig die nötigen Experten und Führungspositionen aus dem eigenen Nachwuchskader entwickeln zu können.
„Ziel ist, die nötigen Experten und Füh rungspositionen aus dem eigenen Nach wuchskader entwickeln zu können.“ BE: Unter welchen Rahmenbedingungen kann das gelingen? Hofer: Die grosse Herausforderung ist, stets die richtigen Mitarbeitenden am richtigen Ort an der richtigen Stelle haben. Die EVN ist in den letzten Jahren zu einem europaweit tätigen Konzern geworden und muss dem auch im Personbereich stark Rechnung tragen. Wir setzen bei unseren Projekten im Ausland auch ganz bewusst Nachwuchskräfte ein und haben damit bislang sehr gute Erfahrungen gemacht. Unser Motto lautet hier
„Fordern und fördern“. Es ist sehr schön, zu beobachten, wie stark junge Leute, aber auch erfahrene Mitarbeitende, an diesen Herausforderungen wachsen und sich weiterentwickeln. Die meisten Energieunternehmen performen auch in der Krise gut und bieten daher aktuell gute Karrierechancen.
„Wir können aufgrund der Breite unseres Betätigungsfelds auch wirklich spannende und vielfältige Auf gaben anbieten.“ BE: Wodurch unterscheidet sich die EVN als Arbeitgeber? Hofer: Wir sind international tätig und sehr schlank organisiert. Die EVN hat heute drei Millionen Energiekunden in Österreich und Südosteuropa. Vier Fünftel unserer Kunden aber auch unseres Personals haben nicht Deutsch als Muttersprache. Das ist natürlich eine spannende interkulturelle Herausforderung, die wir als grosse Chance verstehen und auch nutzen wollen. Und wir versorgen mittlerweile 15 Millionen Menschen in Europa mit sauberem Trinkwasser, reinigen deren Abwasser und erzeugen Energie aus Wind, Wasser, Sonne, Biomasse, Müll und Klärschlamm. Wir können deshalb aufgrund der Breite unseres Betätigungsfeldes auch wirklich spannende und vielfältige Aufgaben anbieten. BE: Warum setzt die EVN so stark auf den Umweltbereich? Hofer: Wir haben dieses spezielle Expertenwissen in den Bereichen sauberen Trinkwassers und modernster Abfallbehandlung sicher auch der strengen österreichischen Umweltgesetzgebung der letzten Jahrzehnte zu verdanken. Dieses Umwelt-Know-how aus Österreich exportieren wir mittlerweile in 14 europäische Länder und schaffen damit neue Arbeitsplätze für heimische Experten.
© EVN (2)
Als eine „spannende interkulturelle Herausforderung“ bezeichnet Burkhard Hofer die Aktivitäten des Unternehmens in Südosteuropa. Zur Bewältigung der internationalen Herausforderungen setzt der Manager auch auf heimische Talente.
Burkhard Hofer sieht in der Kombination aus dem Einsatz Erneuerbarer Energien und Energieeffizienz auch wirtschaftliche Vorteile.
BE: Ergeben sich Vorteile aus der Kombination von Energie- und Umweltgeschäft? Hofer: Eindeutig ja. Unser Konzept lautet „waste to energy“. Wir erzeugen aus Abfall wertvolle Energie und betreiben so aktiven Umweltund Klimaschutz. Das Geschäftsmodell der EVN setzt auf eine enge Vermaschung von Energie und Umweltgeschäft. In einem ersten Schritt errichten wir meist eine Kläranlage für eine Stadt. Dort fallen bei der Wasserreinigung jährlich grosse Klärschlammmengen an, die teuer auf Deponien transportiert werden müssten. Wir nehmen der Kommune dieses Problem ab indem wir den Klärschlamm in Faultürmen erwärmen, entwässern und das bei diesem Prozess entstehende Biogas in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umwandeln. Dadurch werden Volumen und Gewicht des Klärschlamms deutlich reduziert; der nunmehr getrocknete Klärschlamm kann in einem weiteren Schritt in einer
Klärschlammverbrennungsanlage ebenfalls in Strom und Wärme umgewandelt werden. Übrig bleibt eigentlich nur noch Asche, die künftig sogar als Dünger Verwendung finden könnte. Solche umfassenden Lösungen haben wir bereits zur Gänze in den ersten Kommunen realisiert und das Interesse daran ist europaweit enorm
„Wir setzen auf eine enge Vermaschung von Energie und Umwelt geschäft. Das Unter nehmensleitbild lautet auch: Energie vernünf tig nutzen.“
BE: Die EVN hat mehrere Gross projekte in der Pipeline – wie steht es bei aktuell angespannten Kapitalmärkten um deren Finanzierung? Hofer: Wir mussten im letzten Geschäftsjahr aufgrund von Finanzierungsaspekten keinerlei Abstriche bei der Realisierung unserer Wachstumsprojekte machen. Die EVN konnte sehr erfolgreich fünf Anleihen mit einem Gesamtvolumen von rund 470 Mio. Euro platzieren. Natürlich ist aber auch die Finanzierungskraft der EVN beschränkt, zumal wir hier auch sehr risikobewusst agieren. So fühlen wir uns im Rahmen unserer Finanzstrategie der Erhaltung der finanziellen Stabilität und Flexibilität auf dem Niveau des A-Ratings verpflichtet. Deshalb müssen wir bei der Fülle der möglichen Projekte eine klare Priorisierung vornehmen, die auch einen strategischen Weitblick erfordert. Dabei müssen wir nicht nur an morgen, sondern weit darüber hinaus denken.
EVN gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
medianet – BE13
Josef Schuch, Partner bei Deloitte Österreich und Universitätsprofessor an der WU Wien, zeigt eine Alternative zur Bankenabgabe auf
„Financial Leaders würden dem Staatshaushalt mehrfach guttun“ Die Weiterentwicklung des Finanzplatzes und die Lösung des Budgetproblems könnten in einem Streich erledigt werden. Börse Express: Sie sagen, es wäre einfach, Österreich von einem Finanzdienstleistungsstandort mit bestenfalls regionaler Bedeutung zu einem Financial Centre mit globaler Bedeutung auszubauen. Wie soll das funktionieren? Josef Schuch: Ich habe dabei die erfolgreichsten Talente der Finanzdienstleistungsindustrie der Gegenwart vor Augen. Der Karriereweg dieser Personen ist immer ähnlich: Sie machen ihren Weg in Grossbanken, um sich dann als Investment Manager selbständig zu machen. Pointiert formuliert: Wenn es Österreich gelänge, eine Handvoll der besten Hedge Fonds Manager nach Wien zu bringen, wären unsere Budgetprobleme wesentlich entspannter.
BE: Diese Top-Leute sind aber derzeit in New York und in London. Schuch: Richtig. Es gibt weltweit vier Orte, an denen einzelne Personen unter Ausnützung ihrer Talente heutzutage zu Lebzeiten aus dem Nichts enorme Vermögen schaffen können. Das sind Nordund Südkalifornien in der High Tech und Movie Industrie sowie New York und London im Financial Sektor, und da wiederum sind es die Investment Manager. BE: Was wäre am Finanzplatz Österreich also konkret zu tun? Schuch: Da gibt es einmal die regulatorische Seite. Österreich müsste von ganz oben her – also BMF, FMA, OeNB – signalisieren, dass erfolgreiche globale Top Player hier willkommen sind. Das erwarten sich die Besten der Besten einfach, meines Erachtens völlig zu Recht. Andere Staaten würden sofort den roten Teppich ausrollen. Das beginnt beim Lizenzverfahren für Wertpapierfirmen und Banken. Meine Erfahrung ist, dass die Besten der Besten im Zweifel lieber überreguliert als unterreguliert sind. Mir ist etwa einer der grössten Londoner Fonds gut bekannt, der freiwillig SEC reguliert ist, zusätzlich zur FSA Regulierung.
BE: Glauben Sie nicht, dass die arrivierten österreichischen Player dieser Chance skeptisch gegenüberstehen würden? Schuch: Das kann ich mir nicht vorstellen, denn die österreichischen Player können ja nur gewinnen. Für die Banken würden dadurch Geschäftsmöglichkeiten entstehen, die bisher an Österreich völlig vorbeigehen. Sie könnten ihren Anteil an „risk free income“ erhöhen, was dringend notwendig wäre. Ausserdem beginnen unsere östlichen Nachbarländer innerhalb der österreichischen Finanzdienstleistungskonzerne immer stärker die Stellung Österreichs anzugraben. Internationale Verstärkung täte der Bedeutung des Finanzplatzes Wien daher nur gut.
© Deloitte
BE: Wo ist der Zusammenhang zwischen den Budgetnöten und den Global Financial Leaders? Schuch: Es klingt unglaublich, aber die erfolgreichsten Asset Manager verdienen soviel wie so mancher Konzern. Wohlgemerkt, wir sprechen von Individuen! Die alljährliche Liste der bestverdienenden Hedge Fonds Manager wurde für 2009 kürzlich publiziert. Danach haben die 25 erfolgreichsten Manager im Vorjahr 25 Mrd. Dollar verdient. Aber selbst Manager, die nach diesem Ranking „nur“ auf Rang 100 oder 200 liegen, verdienen gut und gerne 100 Mio. Euro und mehr im Jahr. Die erfolgreichsten Asset Manager sind daher die grössten Steuerzahler der Gegenwart. Mir sind persönlich zwei Manager bekannt, die in London in den letzten zehn Jahren gemeinsam über eine Mrd. Euro Einkommenssteuer bezahlt haben.
Budget bedeuten. Zum Vergleich: Die politisch gewollten 500 Mio. Euro „Bankensteuer“ liessen sich allein dadurch aufbringen, dass fünf der besten Manager samt ihrer Fonds nach Wien kommen würden.
Josef Schuch schwebt eine Änderung des Steuersystems vor, um internationale Top-Verdiener nach Österreich zu bringen.
Spitzenleute sehen schliesslich eine ordentliche Regulierung als positives Differenzierungsmerkmal. Dazu kommt: Bei den besten Manager legen die sophistiziertesten Investoren der Welt an. Diese Investorenklasse – wir sprechen von Staatsfonds, Pensionsfonds, grossen Family Offices und den Endowment Funds grosser US Universitäten – setzen erfahrungsgemäss Standards an Transparenz und Risk Management, die über die regulatorischen Mindeststandards weit hinausgehen.
„Österreich müsste von ganz oben her signalisieren, dass Top Player willkommen sind. Das erwarten sich die Besten der Besten einfach – völlig zu Recht.“ BE: Und wie soll die Steuer im Budget klingeln? Schuch: Dazu gibt es zwei Ansätze: Die Manager selbst und die von ihnen verwalteten Fonds. Klar ist – das ist durch den Wettbewerb um die grössten Einkommensteuerzahler der Welt naturgegeben –, dass kein Mensch kommen wird, wenn er 50 Prozent Steuer zahlen muss. Andere Länder, die die Chance bereits erkennen, geben als Benchmark für
die Besteuerung von Hedge Fonds Managern eine 10%ige Besteuerung vor. Das mag relativ gesehen wenig klingen, aber absolut gesehen würde es im Budget ordentlich rauschen. Wenn zehn Topleute herkommen, würde das gut und gerne 100 Mio. Euro nur an Einkommensteuer bedeuten. Diese zehn würden dann soviel Steuer zahlen wie 10.000 Durchschnittsverdiener. Das Potenzial ist in Wahrheit noch viel grösser. Denn rund um die Top Leute würden ja noch zahlreiche weitere bestbezahlte Teams mitkommen. Ganz zu schweigen von der Nachfrage, die hier geschaffen würde und der daraus entstehenden Konsumsteuer. BE: Wird damit nicht das Thema der Steuergerechtigkeit berührt? Schuch: Ich habe noch keinen Durchschnittsverdiener getroffen, der etwas dagegen hätte, dass ein Einzelner „nur“ das 1.000-Fache an Steuer zahlt, wenn er das 5.000Fache verdient. Das ist auch verständlich, denn niemand wird ernsthaft behaupten, dass der Topverdiener auch die österreichische Infrastruktur um das 5.000-Fache stärker beansprucht. Um aber kein Sonderrecht für Investment Manager zu schaffen, würde mir folgendes Steuersystem vorschweben: Jeder österreichische Steuerzahler sollte dasselbe Wahlrecht haben: Entweder man entscheidet sich wie gehabt für den bestehenden progressiven Tarif. Oder man wählt einen Satz von 10 Prozent, muss aber jedenfalls eine Mindeststeuer von z.B. 200.000 Euro im Jahr zahlen. Das würde für Einkommen jenseits von ca. 500.000 Euro eine
Steuersenkung gegenüber heute bedeuten. Die 10 Prozent würden aber erst ab einem Einkommen von zwei Mio. Euro greifen. Davon haben wir derzeit in Österreich leider nur eine Handvoll Steuerzahler. Budgetrelevant wären aber ohnehin nur die ganz „dicken Fische“, eben Personen mit 100 Mio. Euro Einkommen. Und damit die kommen, muss die Steuer runter. Am meisten profitieren würde davon die Masse der Durchschnittsverdiener. Daher wäre das auch leicht politisch verkaufbar. Sonst würde ja den Durchschnittsverdienern eine Steuererhöhung blühen. Keiner wird etwas dagegen haben, dass seine Steuer nicht erhöht wird und an Stelle dessen ein Spitzenverdiener die Rechnung übernimmt. BE: Sie sehen in den Fonds selbst noch eine weitere Steuerquelle, nicht nur in den Managern? Schuch: Ja, und zwar eine erhebliche. Derzeit sind ja fast alle Fonds offshore, meist auf den Cayman Islands. Ich treffe immer mehr Asset Manager, die ihre Assets in einem europäischen Fonds halten möchten. Auch hier bräuchte Österreich nur eine ernsthafte Einladung auszusprechen. Hedge Fonds Manager wissen, dass es im Gegensatz zu Cayman keinen „Free Lunch“ geben würde. Sie könnten sich eine Besteuerung von bis zu 10 Basispunkten der im Fonds gehaltenen Assets vorstellen. Die grössten, derzeit von London aus verwalteten Fonds halten um die 20 Mrd. Euro Assets. Wenn sich fünf ganz Grosse für Österreich auch als Fondsstandort entscheiden würden, könnte das bereits 250 Mio. Euro für das österreichische
BE: Warum sind Sie sich des österreichischen Standortvorteils so sicher? Wir sind ja im Bewerb mit Irland, Luxemburg und der Schweiz, die sich sehr um die Hedge Fonds Manager bemühen. Dort steht die gesamte Staatsorga-
„Die Bankensteuer liesse sich allein dadurch aufbringen, dass fünf der besten Manager samt ihrer Fonds nach Wien kommen.“ nisation – beginnend beim Regierungschef bis zu den Aufsichtsbehörden – dahinter. Schuch: Emotional ganz wesentlich wäre ein historischer Punkt: Praktisch alle Global Financial Leaders agieren nach den Lehren der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Sie würden daher an den Geburtsort dieser Ideen zurückkehren. Die Lage im Zentrum Europas wäre ideal, denn die fraglichen Spitzenleute denken in Flugstunden. Die Lebensqualität mit dem Kunst- und Kulturangebot in Österreich ist ein weiteres Asset. Ein nicht unbeachtlicher Nebenaspekt wäre, dass Investment Manager zu den grössten Mäzenen gehören. Österreichische Kunst-, Kulturund Wissenschaftsinstitutionen könnten sich mit Sicherheit über beachtliche Zuwendungen freuen. Die Financial Leaders würden dem Staatshaushalt also mehrfach gut tun: Einmal durch signifikante, volkswirtschaftlich relevante Einkommensteuerleistungen, beim Konsum sowie noch einmal durch ihre Spendentätigkeit.
Deloitte gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
BE14 – medianet
Vasily Sukhotin, Leiter der Wiener Repräsentanz des Online-Devisenbrokers FxPro, zur Bedeutung von Internet und Service für den Handel
„Die Strategie ist der unbedingte Fokus auf unsere Kunden“
© FxPro
Bis vor zehn Jahren war der FX-Markt primär von institutionellen Teilnehmern geprägt – FxPro ist angetreten, das zu ändern.
Genauso wie im Motorsport bietet FxPro als globaler Broker im FX-Retailmarkt eine Ausführungsgeschwindigkeit auf Weltklasse-Niveau.
Börse Express: Herr Sukhotin, das erste Quartal ist vorbei; wie ist es für FxPro gelaufen? Welche Trends haben dominiert, gab es Überraschungen? Vasily Sukhotin: Das erste Quartal war von einer erhöhten Volatilität des Euro gegenüber dem US-Dollar gekennzeichnet, die überwiegend aus der verschlechterten wirtschaftlichen Situation Griechenlands und den übergreifenden Konsequenzen auf die Eurozone resultiert hat. Im Vergleich zum ersten Quartal des letzten Jahres hat FxPro ein signifikantes Wachstum erlebt. Wir haben in diesem Quartal bereits über zwei Millionen Transaktionen ausgeführt, die einem Gesamtvolumen von 135 Milliarden US-Dollar entsprechen, im Vergleich zum ersten Quartal 2009 ist das eine Steigerung des Handelsvolumens um 26 Prozent. BE: Der FX Markt als weltweiter Marktplatz für den Währungshandel schien für lange Zeit ausschliesslich ein exklusiver Club für institutionelle Marktteilnehmer zu sein. Im Gegensatz dazu zielen Sie aber auf Privatkunden ab – was hat sich geändert? Sukhotin: Das ist korrekt. Bis vor zehn Jahren war der FX Markt hauptsächlich von institutionellen Teilnehmern geprägt. Zu den Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren, die das verändert haben, zählen das Internet, technologische Fortschritte in der Kommunikation, die Harmonisierung der Finanzmärkte im europäischen Binnenmarkt durch MiFID und die Etablierung von Brokern, wie FxPro. Die ständig steigende Zahl von Personen mit Internetzugang und die Möglichkeit von sicheren Geldtransfers über das Internet machen den Internethandel für Privatkunden ansprechend und attraktiv.
BE: Inwiefern können Sie sich von anderen FX Brokern unterscheiden, was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Sukhotin: Unsere Vision ist, der weltweit bevorzugte FX Broker zu werden. Unser Alleinstellungsmerkmal und unsere Strategie, um dieses Ziel zu erreichen, ist der unbedingte Fokus auf den Kunden. Unsere Herangehensweise, den Service zu optimieren, beschränkt sich nicht auf das einfache Beantworten eines Anrufs. Es geht darum, dass wir uns mit den Kunden verbinden, indem wir ihre Beweg-
„Wir haben die steigende Nachfrage nach Service ausserhalb der üblichen Bürozeiten erkannt. Wir bieten dabei 15 verschiedene Sprachen an.“ gründe verstehen und die Initiative ergreifen, den Anforderungen und Wünschen zu entsprechen. Als Reaktion auf den zunehmenden Kundenstamm in Europa haben wir Repräsentanzen in Athen, Nizza, Wien und letztes Monat in Madrid eröffnet. Das versetzt uns in die Lage, deutlich näher bei unseren Tradern zu sein. Im Jahr 2009 haben wir ein Programm etabliert, das es den Kunden ermöglicht, ihre erhaltenen Punkte als Zahlungsmittel für Sponsorship Merchandise einzusetzen. Dieses Treuesystem war einzigartig und ist
ausserordentlich gut aufgenommen worden. BE: Sie haben Ihren Service als einen wesentlichen Erfolgsfaktor beschrieben. Warum ist das so ausschlaggebend? Sukhotin: Ein Beispiel für unser Bekenntnis zu ausserordentlichem Kundenservice ist ein rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr besetztes Servicecenter. Wir haben die steigende Nachfrage ausserhalb der üblichen Bürozeiten erkannt, die bestmögliche Vorgehensweise gewählt und führen diesen Service jetzt für alle kundenrelevanten Funktionsbereiche ein. Wir bieten dabei in über 15 verschiedenen Sprachen kostenlose Hotlines, Live Chats, Rückrufservice und E-Mail an. BE: Für Trader gewinnen mobile Features immer mehr an Bedeutung. Wie begegnen Sie diesem Trend? Sukhotin: FxPro bietet natürlich die Möglichkeit für den Handel von mobilen Geräten an, etwa mit dem iPhone (FxPro iTrader) und Smartphones. Das ist im Technologiebereich, der sich ja ständig weiterentwickelt, ein ganz entscheidungsrelevanter Faktor. Die Finanzmärkte bewegen sich rund um die Uhr, da ist klar, dass man nicht ständig in der Reichweite eines Computers sein kann. BE: Zuverlässiger, schneller und bequemer Zugang zum FX-Handel ist ein kritischer Faktor für Ihre Kunden. Wie bleiben Sie in puncto Trading-Performance am höchsten Stand? Sukhotin: FxPro rühmt sich für die schnelle Handelsausführung und das wettbewerbsfähige Pricing. Da wir verschiedene Feeds haben, können wir unseren Tra-
dern Preise und Spreads auf institutionellem Niveau anbieten. Was die Geschwindigkeit der Orderausführung anbelangt, so arbeitet unser Technologieteam rund um die Uhr. Damit wird garantiert, dass alle Systeme reibungslos laufen und die Kapazitätsauslastung gering bleibt. Ein Trader weiss, dass die Geschwindigkeit der Orderausführung auch von seiner Verbindung abhängt. Basierend auf dem Feedback unserer Kunden bietet FxPro eine der schnellsten Ausführungen im FX-Retailmarkt.
„Onlinewerbung ermöglicht jedem Unternehmen, den Erfolg und die Durchdringung zu messen. Das sind Faktoren, die andere Medien nicht bieten.“ BE: Das Internet ist in Deutschland mittlerweile das drittwichtigste Werbemedium nach TV und Print. Wie handhaben Sie Marketing und Werbung im Web? Sukhotin: Da unser Geschäft primär vom Internet getrieben wird, entfällt auf die Webkampagnen natürlich ein signifikanter Teil unseres Marketingbudgets. OnlineWerbung gibt jedem Unternehmen die Möglichkeit, den Erfolg und die Durchdringung zu messen. Das sind Faktoren, die andere Medien nicht bieten können. Für mich ist das ein wichtiger Grund für das
schnelle Wachstum der Internetwerbung. BE: FxPro ist auch ein aktiver Player bei Motorsport-Events auf Weltklasseniveau. Was ist der Hintergrund dieses intensiven Engagements? Was erwarten Sie sich davon? Sukhotin: Wir haben sehr gute Sponsorships mit Partnern, die ebenso einen Drang zur Spitzenleistung haben wie FxPro. Der Motorsport ist dynamisch und eine der wenigen echten weltweiten Sportarten. Das sind Eigenschaften, die FxPro als globaler Broker in einer dynamischen Branche schätzt. Wir haben gesehen, dass es unser Engagement ermöglicht, diese Werte mit den Motorsport-Fans zu teilen. Das ist auch unser Zielmarkt. Wir gehen davon aus, dass wir sowohl unsere strategischen Partnerschaften im Formel-1-Bereich als auch bei der World Rally Championship fortsetzen. BE: Was sind Ihre Meilensteine für 2010 und wo steht Ihr Unternehmen in drei Jahren? Sukhotin: Wie bereits erwähnt, haben wir vor Kurzem unsere Repräsentanz in Madrid eröffnet, die sich gezielt an die spanisch und portugiesisch sprechende Bevölkerung von über 400 Millionen Menschen richtet. Darüber hinaus testen wir jene Märkte, auf denen wir präsent sind, nach für uns neuen und den Kunden vertrauten Produkten ab. Unsere strategische Ausrichtung und unsere Massnahmen und Aktivitäten richten sich nach unserem Unternehmensleitbild. Wir wachsen um rund 30 Prozent pro Jahr und sind davon überzeugt, dass FxPro innerhalb der kommenden drei Jahre für den handelnden Privatanleger ein allgemein bekannter Name sein wird.
FxPro gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
BE16 – medianet
ING-DiBa-Chefin Katharina Herrmann will das Bewusstsein der Anleger für das Direktbanken-Geschäft noch mehr schärfen
„Verbraucher wissen oft nicht, dass sie Geld verschenken“ Die Chefin der heimischen Direktbanken-Nr. 1 sieht in Österreich grossen Nachholbedarf in Sachen Transparenz. ING-DiBa Direktbank Austria, ein Teil der niederländischen ING-Bankengruppe, bietet seit vielen Jahren mit die höchsten Sparzinsen am Markt. ING-DiBa Austria-Chefin Katharina Herrmann erklärt, wieso man die Nummer 1 ist. Und was das Erfolgsrezept der Online-Bank ist.
nicht schlecht, was dem Kunden beim Sparen netto so übrig bleibt. BE: Haben Sie Neues im Köcher? Herrmann: Unsere Konzentration gilt generell dem Sparen. Wir müssen nicht ständig Neues entwickeln. Der Vermögensaufbau muss nicht immer kompliziert sein. Da braucht man nicht viel zu entwickeln oder zu ergänzen. Nur dann, wenn wir etwas besser machen, als andere Banken, werden wir auch etwas Neues einführen. Wir werden unseren eingeschlagenen Weg weiter gehen, an unserem bisherigen Erfolgskonzept festhalten.
Börse Express: Sie haben im Vorgespräch zum Interview angedeutet, dass Sie gerne kurz über das Thema Kundentransparenz sprechen würden. Katharina Herrmann: Dieses Thema ist uns eine Herzensangelegenheit. Wir wollen nicht nur zufriedene, sondern begeisterte Kunden, die uns weiterempfehlen. OnlineBanking wird im Zeitalter des Internets immer selbstverständlicher. Der Sprung zur Direktbank wird für den Verbraucher immer einfacher. Wichtig ist uns, dass der Verbraucher sieht, wie einfach es ist und wie schnell es geht, zu uns zu wechseln. Das Schöne daran ist, dass es funktioniert. Den grössten Teil unserer inzwischen über 400.000 Kunden bekommen wir über Weiterempfehlung. Weil unsere Kunden total happy mit uns sind.
BE: Was ist denn das Erfolgsrezept? Herrmann: Wir stehen für sehr hohe Transparenz, wir haben äusserst mündige Verbraucher, wir besitzen hochmotivierte Mitarbeiter, die mit viel Spass an ihre Arbeit herangehen und wir haben höhere Zinsen als die allermeisten Anbieter.
„In Ländern, in denen die ING-DiBa vertreten ist, sind die Margen
„Online Banking wird
der Banken gesunken,
immer selbstverständ-
die Zinsen gestiegen.
licher. Der Sprung zur
Eben auch durch Druck
Direktbank wird für den Verbraucher immer
von uns. Weil die
einfacher.“
Banken den Kunden jetzt nicht mehr so viel
BE: Nicht nur den traditionellen Geschäftsbanken, auch Direktbanken-Platzhirsch ING-DiBa selbst erwächst in Österreich immer
wegnehmen können
© ING-DiBa Direktbank Austria
BE: Was macht die Kunden so happy? Herrmann: Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass sie dauerhafte, nachhaltige, überdurchschnittlich hohe Zinsen bekommen. Und Sie wissen bei uns auch, welche Zinsen Sie bekommen. In Österreich und anderen Ländern gibt es noch viel Nachholbedarf, was die Transparenz anbelangt. Vielen Bankkunden hierzulande ist gar nicht bekannt, wie ihre Konditionen ausschauen. Die Verbraucher wissen gar nicht, dass Sie Geld verschenken, wenn sie sich mit Zinsen von deutlich unter 0,5 Prozent zufrieden geben. Das wollen wir dem Verbraucher bewusst machen. Und tun wir bereits mit Erfolg. Denn die Kunden kommen wegen der hohen Konditionen zu uns. Wir von der ING-DiBa wollen den Österreichern – jeder Bankkunde startet ja in der Regel mit traditionellen Bankgeschäften – einfach aufzeigen: „Es gibt noch Alternativen, es gibt noch reichlich Potenzial.“
und ihnen mehr geben müssen.“ Für ING-DiBa-Chefin Katharina Herrmann muss Vermögensaufbau nicht kompliziert sein: „Unsere Konzentration gilt dem Sparen.“
mehr Konkurrenz. Anbieter wie die Porsche Bank oder die Denzel Bank sind inzwischen ebenfalls in das ING-DiBa Kerngeschäft, sprich das Geschäft mit Tagesgeld, eingestiegen. Wie wollen Sie den Nummer 1-Status unter Österreichs Direktbanken halten? Herrmann: Wir haben unseren Vorsprung 2009 mit über 400.000 Kunden und Retail Balances von 5,32 Mrd. Euro ausgebaut. Ausserdem freue ich mich immer wieder, wenn eine neue Direktbank in unserem Markt an Bord kommt. Das fördert das allgemeine Direktbankengeschäft. Weil die neuen Anbieter dem Verbraucher zusätzlich deutlich machen, es gibt Alternativen zu den traditionellen Banken. Wir profitieren von neuen Anbietern. BE: Die ING-DiBa ist Österreichs grösste Direktbank, bot immer wieder mal ihren Kunden den höchs-
„Ich freue mich immer, wenn eine neue Direktbank in unserem Markt an Bord kommt. Das fördert das allgemeine Direktbankengeschäft. Weil die neuen Anbieter dem Verbraucher zeigen, es gibt Alternativen zu den traditionellen Banken.“
ten Zinssatz für täglich fälliges Geld. Auch aktuell sind Sie mit 1,75 Prozent noch innerhalb der Bestbieter. Gibt es Bestrebungen, dass Sie eines Tages wieder die allerhöchsten Zinsen Österreichs anbieten wollen? Herrmann: Sicherlich wollen wir uns permanent verbessern. Es ist aber nicht unser Anspruch, ständig Top 1 zu sein. Oder Top 3 zu sein. Es wird immer wieder andere Anbieter geben, die mit Aktionen oder an Bedingungen – zum Beispiel Depotübertrag – gebundene Sonderaktionen temporär die Spitze erklimmen werden. Davon halten wir aber nicht so viel. Unsere Zinsen sind dafür nachhaltig überdurchschnittlich hoch. Sparen per se ist sowieso total in. Schon seit vielen Jahren. Sparen ist ein Evergreen, ein Grundbaustein, den jeder – auch Aktionäre – in seinem Portfolio braucht. Und da die Inflation derzeit sehr niedrig ist, ist das gar
BE: Haben Sie das Gefühl, dass die heimische Konkurrenz manchmal die ING-DiBa kopiert? Herrmann: Was wir schon merken, ist eine zunehmende Awareness für Zinsen und Gebühren. Die Verbraucher fragen sich immer häufiger: „Zahl ich dafür eine Gebühr?“ Oder Sie fragen sich auch: „Wie viele Zinsen bekomme ich?“ Wir haben das Bewusstsein der Verbraucher für Direktbanken deutlich geschärft. Ein dadurch erfolgter Effekt in Ländern, in denen die ING-DiBa vertreten ist: Die Gebühren sind inzwischen vielerorts gesunken, die Zinsen d afür im Gegenzug in Relation gestiegen. Womit unter dem Strich die Margen der traditionellen Banken gesunken sind. Eben auch durch den Druck von uns. Weil die Banken den Kunden jetzt nicht mehr so viel wegnehmen können und ihnen mehr geben müssen.
ING-DiBa Austria gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
medianet – BE17
Intercell-CEO Gerd Zettlmeissl sieht „sein“ Biotech-Unternehmen unter den weltweit führenden
„Impfstoffe mit dem Potenzial, Weltgesundheit zu verbessern“ Mit Ixiaro hat Intercell bereits einen Impfstoff am Markt, es gibt aber zahlreiche weitere Hoffnungsmärkte. Intercell entwickelt neue Impfstoffe, für die hoher medizinischer Bedarf besteht, um die Gesundheit von Millionen Menschen weltweit zu verbessern. Das Unternehmen ist eines der innovativsten im Impfstoffsektor aufgrund von vier Schlüsselfaktoren, nämlich „neue Reiseimpfstoffe”, „Impfstoffe gegen hospitale Infektionen”, „führende Produkttechnologien“ sowie „exzellente strategische Situation dank starker Partner”. Börse Express: Herr Zettlmeissl, in Ihrem Business ist es ja ganz wesentlich, Produkte überhaupt einmal auf dem Markt zu platzieren. Gerd Zettlmeissl: Das ist richtig. Unseren ersten Marktauftritt haben wir mit Ixiaro hingelegt. Das ist ein Impfstoff gegen Japanische Enzephalitis, eine Krankheit, die vor allem in Südost-Asien auftritt und Gehirnhautentzündung hervorruft – vergleichbar mit jener, die in Europa durch Zecken übertragen wird. Bricht die Krankheit aus,
„Unser Grundsatz ist es, Innovation zu maximieren und daUnternehmenswert zu schaffen.“
© Andi Bruckner
durch grösstmöglichen
Für Gerd Zettlmeissl ist Impfen eine Erfolgsgeschichte – sowohl aus medizinischer als auch aus volkswirtschaftlicher Sicht.
liegt die Todesrate bei einem Viertel der Betroffenen; aber auch die Hälfte der Überlebenden leidet danach an dauerhaften Schäden des Zentralnervensystems. Die Stärke unseres Produkts ist, dass es eine attraktive Nische besetzt – bislang gibt es kein vergleichbares Produkt in der EU. BE: Was bringt Ixiaro für Intercell? Zettlmeissl: Das weltweite maximale Marktpotenzial liegt bei rund 250 bis 350 Millionen Euro. Nach zehn Jahren Entwicklungsarbeit ist jetzt die Marktbearbeitung entscheidend. Wir freuen uns, dass die gemeinsamen Bemühungen von Intercell und unserem Partner Novartis aufgrund erster behördlicher Impfempfehlungen – z.B. in den USA und Grossbritannien –, nun sichtbare Erfolge zeigen. Besonders für neue Reiseimpfstoffe sind nationale Empfehlungen ein wichtiger Schritt, um breites Bewusstsein sowohl für die Krankheit als auch für das Produkt zu schaffen. Sie führen zu höheren Impfraten und damit zu einer Steigerung der Produktverkäufe. BE: Wogegen wollen Sie die Menschen mittelfristig ausserdem noch impfen? Zettlmeissl: Unser Produktportfolio enthält unter anderem Impf-
stoffkandidaten gegen Reiseerkrankungen, gegen Krankenhausinfektionen und gegen Hepatitis C. Die konsequente Nutzung unserer drei Technologien – erstens die Antigen-Identifizierung, zweitens unsere Adjuvantien zur Wirkstoffverstärkung, drittens das nadelfreie Impfpflaster-System – macht eine ganze Reihe neuer Produkte mög-
„Wir sind stolz auf unsere starke finanzielle und strategische Position und auf die Superpipeline bei inno vativen Impfstoffen.“ lich. Mit Partnern wie GSK, Novartis und Merck & Co arbeiten wir an innovativen Impfstoffen mit viel versprechenden Marktaussichten und dem Potenzial, die Weltgesundheit weiter zu verbessern. BE: Gibt es noch weitere Hoffnungsmärkte für Intercell? Zettlmeissl: Auf jeden Fall, denn dazu zählen auch die bereits er-
wähnten hospitalen Infektionen. Das sind Infektionen, die sich Patienten während ihres Aufenthaltes im Krankenhaus zuziehen können. Sie stellen ein massives ungelöstes Gesundheitsproblem dar, das sich aufgrund diverser Antibiotika-Resistenzen eher noch verstärken wird. Schon jetzt führen hospitale Infektionen jährlich zu rund 200.000 Todesfällen in den USA und in Europa, was sich in einer enormen finanziellen Belastung für die Gesundheitssysteme von derzeit etwa 20 Milliarden Euro niederschlägt. Die Symptome dieser hospitalen Infektionen reichen von eher unbedeutenden Hautentzündungen bis hin zu folgenschweren, oft tödlichen Infektionserkrankungen. Gemeinsam mit unserem US-Partner Merck & Co. entwickeln wir einen Impfstoff zum Schutz vor Staphylokokkus aureus-Infektionen, zu denen aktuell Phase II/III-Studien laufen.
gesamte Gemeinschaft, was sogar dazu führen kann, dass gefährliche Infektionskrankheiten endgültig ausgerottet werden. Bei den Pocken ist dies z.B. gelungen. Die Impfdisziplin darf aber nicht nachlassen – denn wenn die Durchimpfungsraten sinken, dann steigt das Risiko für erneutes Auftreten von Infektionskrankheiten. In Ös-
BE: Was zeichnet das Thema „Impfen“ für Sie aus? Zettlmeissl: Impfen ist eine Erfolgsgeschichte – sowohl aus medizinischer als auch aus volkswirtschaftlicher Sicht. Schutzimpfungen gehören heute zur wirksamsten Prophylaxe gegen Infektionskrankheiten. Sie schützen nicht „nur“ die geimpften Menschen, sondern die
terreich gibt es seit mehr als 10 Jahren ein Impfkonzept. Gesundheitsministerium, Länder und Sozialversicherung haben damit ein Instrument geschaffen, mit dem alle österreichischen Kinder ohne Kosten für die Eltern in den Genuss wichtiger Grundimmunisierungen und Auffrischungsimpfungen bis zum 15. Lebensjahr gelangen. Darüber hinaus werden laufend
„Die grosse Stärke von Ixiaro liegt darin, dass es eine attraktive Nische besetzt – bis dato gibt es in der EU nichts Vergleichbares.“
weitere wichtige Impfstoffe entwickelt, um z. B. Risiken wie Durchfallerkrankungen bei Reisen in andere Länder zu minimieren. Bei dieser Entwicklung gelten höchste Sicherheitsmassstäbe – jeder Impfstoff durchläuft strengste Zulassungsverfahren und bietet deshalb maximale Sicherheit. BE: Sie sind ja ein echtes Multikultiunternehmen und an Ihren drei Standorten (neben Wien sind das Livingston in Schottland und Gaithersburg in den USA, Anm. d. Red.) sind derzeit 400 Mitarbeiter aus nicht weniger als 33 Nationen tätig. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um? Zettlmeissl: Intercell ist ein Unternehmen, dessen Erfolge auf Wissen basieren. Die Erreichung unserer Ziele liegt in den Händen und Köpfen unserer MitarbeiterInnen. Ihre Expertise, ihre Erfahrung und ihr Engagement sind bedeutende Faktoren für unsere zukünftige Entwicklung, das Unternehmenswachstum und unseren Erfolg. Wir sehen uns als dynamisches, internationales und multikulturelles Unternehmen. Es ist uns ein Anliegen, dass unsere MitarbeiterInnen in einer Umgebung arbeiten, die von gegenseitigem Respekt, wechselseitiger Unterstützung und bestmöglicher Motivation geprägt ist.
Intercell gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
medianet – BE19
Palfinger-CEO Herbert Ortner über die frühzeitige Reaktion auf den Abschwung und interne Reorganisationen
„Wir haben die Marktchancen im Krisenjahr 2009 genutzt“ Hersteller von Hebe- und Ladesystemen übernahm vor Kurzem amerikanisches Unternehmen mehrheitlich. Palfinger zählt seit Jahren zu den international führenden Herstellern hydraulischer Hebe-, Lade- und Handlingsysteme. Als multinationale Unternehmensgruppe mit Sitz in Salzburg erwirtschaftete das Unternehmen 2009 mit rund 4.500 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von rund 505 Millionen Euro. Der Konzern verfügt über Produktions- und Montagestandorte in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien. Über die Situation für 2010 für den Weltmarktführer für hydraulische Knickarmkrane sprachen wir mit CEO Herbert Ortner. Börse Express: Beginnen wir mit den schlechten Nachrichten: 2009 war wohl auch für Sie kein gutes Jahr? Herbert Ortner: Das ist leider richtig. Der weltwirtschaftliche Abschwung wurde zwar im Frühjahr 2009 gebremst, der damit verbundene Marktrückgang war jedoch signifikant und die Nachhaltigkeit der Bodenbildung fraglich. Besonders betroffen waren wir bei den Kranen, im Segment „Hydraulische Systeme und Services“ hat sich der Umsatzrückgang erst im zweiten
„Die gute Nachricht: reagiert und im vierten Quartal 2009 bereits wieder ein positives EBIT verzeichnet.“ Halbjahr deutlicher niedergeschlagen. Die gute Nachricht: Wir haben frühzeitig reagiert und haben im vierten Quartal 2009 wieder ein positives EBIT verzeichnet. Somit konnten wir zwar den Umsatzeinbruch nicht verhindern, aber mit gezielten Massnahmen die Auswirkungen kontrollieren. Wir können – und tun es auch – weiterhin zukunftsgerichtet agieren und unsere langfristige Strategie fortsetzen. BE: Können Sie unseren Lesern weitere Zahlen nennen? Ortner: Unser Umsatz lag 2009 mit 505 Millionen Euro um 36 Prozent unter dem Vorjahreswert von 794,8 Millionen. Ohne das anorganische Wachstum durch Akquisitionen hätte der Rückgang mit rund 45 Prozent das schwache Marktumfeld stärker widergespiegelt. Aufgrund der frühzeitig gesetzten kostenseitigen Massnahmen weist unser Unternehmen für 2009 einen operativen Verlust von ‚nur‘ fünf Millionen Euro aus. Das EBITDA konnte durchgängig auf positivem Niveau gehalten werden und erreichte im Gesamtjahr 16 Millionen Euro. die Entwicklung des EBIT zeigt übrigens deutlich die rasch und effizient umgesetzten Massnahmen im
© Palfinger
Wir haben frühzeitig Herbert Ortner ist unter den gegebenen Bedingungen „doch ein wenig stolz“, was Palfinger 2009 geschafft hat.
Vorjahr: Nach -3,2 Millionen Euro im ersten Quartal folgte eine laufende Verbesserung und während der Umsatz im vierten Quartal den Tiefpunkt erreichte, war das EBIT zu diesem Zeitpunkt wieder leicht positiv. Aufgrund der negativen Ergebnissituation wird für das Geschäftsjahr 2009 keine Dividende ausgeschüttet. (Im Vorjahr wurden 0,39 Euro ausgeschüttet, Anm. d. Red.)
„Wir können – und werden das auch tun – weiterhin zukunfts gerichtet agieren und unsere langfristige Strategie fortsetzen.“ BE: Wie hat Palfinger auf dieses Marktumfeld intern reagiert? Ortner: Wir haben zahlreiche interne Massnahmen umgesetzt, die der Stärkung der Gruppe dienen. Neben rasch wirksamen Kosteneinsparungen, Prozessoptimierungen und mitarbeiterseitigen Massnahmen wie Kurzarbeit wurde die Ertrags- und Vermögensstruktur gezielt gestärkt. Der Aus-
bau der Fertigung für Dritte wird die Auslastung weiter erhöhen, gleichzeitig wurden Massnahmen zur Reduktion des Capital Employed umgesetzt. Dazu wurde die Finanzierungsstruktur breiter und langfristiger ausgerichtet. Weiters haben wir die komplette Organisationsstruktur überarbeitet und befassen uns verstärkt mit der Internationalität. Die regionalen und produktseitigen Bereiche können künftig eigenständiger agieren und somit den unterschiedlichen lokalen Bedürfnissen besser entsprechen. Auch die externe Segmentberichterstattung wird dementsprechend mit dem ersten Quartal dieses Jahers angepasst. Sie wird künftig nach Regionen und den strategischen Zukunftsprojekten „Ventures“ differenzieren. BE: Und wie haben sich die Märkte im Vorjahr entwickelt? Ortner: Durchaus positiv, wir haben Marktchancen genutzt. Dem Wachstumsmarkt Indien wurde mit der Gründung einer Gesellschaft vor Ort entsprochen, der russische Markt kann künftig über eine Kooperation mit einem langjährigen Partner gezielt bearbeitet werden.In den USA wurde das Produktportfolio der Containerwechselsysteme durch die Übernahme von Automated Waste Equipment Co. komplettiert. BE: In den Vereinigten Staaten hat
sich ja auch ganz aktuell einiges getan? Ortner: Ja, wir haben vor wenigen Wochen eine 80-Prozent-Beteiligung an Equipment Technology erworben. LLC in Oklahoma produziert und vertreibt vorwiegend Hubarbeitsbühnen. Mit rund 190 Mitarbeitern erzielte ETI 2009 einen Umsatz von rund 45 Mio USD
„Die Finanzierungs struktur wurde breiter und lang fristiger ausgerichtet und die komplette Organisationsstruktur komplett überarbeitet.“ und ist somit einer der Top-Player von Hubarbeitsbühnen am nordamerikanischen Markt. Dieses Unternehmen hat eine lange Tradition als Produzent und Anbieter von Servicedienstleistungen und war zunächst vor allem im Südwesten der USA tätig. Das kontinuierliche Wachstum wurde auch durch die Mehrheitsbeteiligung an dem Servicekran-Hersteller Ideal Crane im
Jahr 2007 unterstützt. Der Grossteil des Umsatzes wird im Hubarbeitsbühnenbereich erwirtschaftet. Darüber hinaus fertigt das Unternehmen Servicekrane. Der Vertrieb der Produkte erfolgt direkt, der Support über ein unabhängiges landesweites Netzwerk von Servicestellen und ETI-Aussendienstmitarbeitern. Bisher war ETI mehrheitlich in Familienbesitz, die Eigentümer werden das Unternehmen auch nach dem Erwerb der Mehrheitsbeteiligung durch uns führen. ETI wird demnach zu einer separaten Business Unit innerhalb der Palfinger Area North America. Wir kennen ETI seit langem und freuen uns sehr, dass das Unternehmen Teil unserer Gruppe wird. ETI ermöglicht uns die Umsetzung unserer Strategie, in einem unserer strategischen Kernsegmente wirklich vor Ort zu agieren: Bis dato waren wir in Nordamerika mit Hubarbeitsbühnen noch nicht vertreten. Nun können wir in diesem Markt tatsächlich lokale Produkte anbieten und die strategische Partnerschaft birgt auch bedeutende Synergien mit dem bestehenden US-Geschäft. Noch ein angenehmer „Neben effekt“ dieses Deals: Der Konzern umsatz unserer Gruppe erhöht sich durch diese Kooperation um rund sechs Prozent und der Umsatz anteil, der in Nordamerika erzielt wird, steigt von bisher zwölf auf rund 18 Prozent.
Palfinger gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
BE20 – medianet
Sparkassen Immobilien-Vorstand Friedrich Wachernig über die Folgen der Finanzkrise und das restriktivere Vorgehen der Behörden
„Die ganzen Glücksritter in Osteuropa sind verschwunden“ Mit Mietern in Einkaufszentren wurde oft Schindluder getrieben, sagt Friedrich Wachernig, der auf nachhaltiges Bauen setzt.
BE: Stichwort kritische Grösse ... Wachernig: Kritische Grösse ist ein ganz wichtiger Aspekt, um genügend Attraktionen, genügend Auswahl, Sortimente und Geschäfte anbieten zu können – eben um attraktiv zu sein. Ich würde sagen, mindestens 40.000 m2 und der entsprechende Mietermix. BE: Was für Statistiken schauen Sie sich vor Errichtung eines EKZ an und warum überhaupt der Gang nach Osteuropa? Wachernig: Man schaut auf die Kaufkraft und was es bisher an Angebot gibt. Wir sind nach Osteuropa gegangen, als klar war, dass sich das legistische System entsprechend etabliert hat. Osteuropa ist ein riesiges Betätigungsgebiet – und die alte bestehende Konkurrenz waren staubige Kaufhäuser mit engen Gängen, die den typisch kommunistischen Charme versprühten.
„Wir sind sorgsamer mit dem Geld der Aktionäre umgegangen als einige andere.“ BE: Rein puncto Kaufkraft müssten Sie aber in Westeuropa bleiben … Wachernig: Wenn man sich Kaufkraftdaten ansieht, sind die statistischen Zahlen sind in Osteuropa natürlich gering. Aber man muss unterscheiden, darf etwa nicht ganz Rumänien heranziehen, sondern den Grossraum Bukarest – dort ist eine mehr als doppelt so hohe Kaufkraft wie im restlichen Land zu finden. Und es gibt natürlich auch eine gewisse Schattenwirtschaft, wo sich die Menschen nebenbei Geld verdienen und das auch ausgeben. BE: Was ist der grösste Unterschied zwischen den west- und osteuropäischen Kunden? Wachernig: Die Menschen sparen in Osteuropa nicht so wie wir es von unseren Grosseltern gelernt haben. Sie geben es aus, sie leben. Sie leben mehr nach aussen, während sich der Österreicher oder Deutsche auch gern nach innen zurückzieht, sich sein eigenes Reich schafft. Der Osten will den Kommunismus richtig hinter sich lassen, man will nicht mehr darben oder sich einschränken. Und ein wesentlicher Aspekt sind die Öffnungszeiten. Es gibt die Möglichkeit, rund um die Uhr an sieben Tage der Woche offen zu haben. Das ist gerade für internationale Retail-Ketten etwas
Wunderbares. Und es wird vom Konsumenten auch genutzt. BE: Und bei den Centern an sich? Wachernig: Ausgehend vom Kunden müssen der Architektur- und der Entertainmentfaktor stimmen. Das unterscheidet Ost- und Westeuropa ein wenig. Im Osten braucht man zusätzliches Leisure- und Entertainmentangebot. Im Westen funktioniert auch ein reines EKZ. In Osteuropa muss der Einkauf als Erlebnis dargestellt werden. BE: Ist die Expansion in den Osten grosso modo abgeschlossen? Wachernig: Noch lange nicht. Beispiel Bukarest, wo wir jetzt mit dem Sun Plaza das grösste EKZ der Stadt mit 85.000 m� eröffnet haben. In Rumänien beträgt die ShoppingCenter-Dichte laut Cushman & Wakefield 84,2 m� pro 1.000 Einwohner, während Prag eine Dichte von 181,5 m� aufweist. Der Aufholprozess wird noch mindestens 20 Jahre dauern. Er wird nur nicht so schnell wie in den Boomjahren gehen. BE: Das ‚Sun Plaza‘ hat ungefähr ein Zehntel der gesamten KEZ-Fläche Bukarests. Warum glauben Sie, dass das auch genutzt wird? Wachernig: Wir haben eine U-Bahnanbindung und damit einen attraktiven Unique-Selling-Point, da man so Frequenz in das Center bringt und sich damit von anderen unterscheidet. Die bisherige Erfahrung gibt uns recht. Am ersten Tag haben 85.000 Menschen das Zentrum im wahrsten Sinn des Wortes gestürmt, einem Kentucky Fried Chicken ging das Cola aus. Dabei gab es nichts gratis. Am Abend haben wir aber zum Beispiel Konzerte veranstaltet um zu zeigen, es geht hier nicht nur ums Geldverdienen – Sun Plaza soll auch für Lebensgefühl stehen. BE: Wie sieht es mit nachrückender Konkurrenz aus? Wachernig: Viele Projekte, das gilt für fast ganz Osteuropa, mussten gestoppt werden, weil die Finanzierung nicht mehr funktioniert hat. Das hilft natürlich jenen, die nicht stoppen mussten – wie uns. Ausserdem hat sich die Einstellung EKZs gegenüber etwas geändert. Es darf nicht mehr jede grüne Wiese zugepflastert werden. Es gab also finanzielle Restriktionen und solche auf der Genehmigungsseite. Vor allem bei Milliardenprojekten, die aber eigentlich schon immer unrealistisch waren. Da wurde mit Mietansätzen kalkuliert, die ja den Investitionskosten entsprechen müssen, die nicht halten konnten. In der Krise ‚poppte’ das dann auf. BE: Sie sehen also durchaus auch positive Folgeaspekte in der Krise? Wachernig: Wir sind wieder auf den Boden der Realität zurückgekommen, und es wird wieder richtig gerechnet. Und ein Projekt rechnet sich vernünftig nur, wenn es sich auch für den Mieter rech-
© Sparkassen Immobilien
Börse Express: Wofür steht das Segment EKZ für Sie im Allgemeinen? Friedrich Wachernig: Das Segment EKZ ist prädestiniert, den täglichen Bedarf des Menschen – von Jung bis Alt – abzudecken.
Sparkassen Immobilien-Vorstand Friedrich Wachernig sieht sich ab jetzt im Wettbewerbsvorteil – er baute auch in der Krise weiter.
net. Da wurde teilweise den Mietern gegenüber echt Schindluder getrieben. Aber die ganzen Glücksritter sind jetzt verschwunden. Die Bäume sind in der Vergangenheit nicht in den Himmel gewachsen, und sie werden in der Zukunft nicht in den Himmel wachsen. Es fand eine gewisse Professionalisierung der Branche statt. Auch bei Banken, die nicht mehr auf jeden Strich eines Planes Kredite vergeben.
„Die sind allen möglichen Träumen nachgelaufen, die dann zum Schäumen anfingen.“ BE: Also alle Probleme erledigt? Wachernig: Es wird in Osteuropa noch einige Player mit Problemen geben. Es ist sicher noch nicht alles unter dem Teppich hervorgekehrt. BE: Wie sieht die Mietsituation etwa bei Ihrem ‚Sun Plaza‘ aus? Wachernig: Wir sind zu nahezu 99 Prozent vermietet. Es gibt eine Fixmiete, plus wenn die Mieter ordentlich Umsatz machen, wollen wir an der Umsatztangente auch verdienen. Mit den Fixmieten
kommen wir auf eine Rendite des eingesetzten Kapitals von ca. neun Prozent – das ist ein vernünftiges Niveau für beide Seiten. Durch die neuen Center werden wir in den nächsten Jahren kontinuierlich Cash-flow generieren können. BE: Gibt es das Stichwort ‚Nachhaltiges Wirtschaften‘ unter EKZBetreibern? Wachernig: Natürlich. Wir werden etwa das Serdika Center-Center in Sofia vom Deutschen Institut für Nachhaltiges Bauen zertifizieren lassen und, so wie es ausschaut, das Gold-Zertifikat bekommen. BE: Reiner Umweltgedanke? Wachernig: Betriebskosten sind ein wesentlicher Aspekt des Geschäfts. Die Mieter müssen ja nicht nur die Miet-, sondern auch die Betriebskosten verdienen, die im EKZ deutlich höher sind als in Bürogebäuden. Vor allem in den neuen Centern haben wir gegenüber der Konkurrenz natürlich den Vorteil, dass bereits moderner gebaut ist – die vielleicht noch keinen Wärmeschutz etc. haben. Es geht um Nachhaltigkeit, die der Mieter positiv auf seinem Konto spürt. BE: In welches Land Osteuropas würden Sie derzeit nicht gehen? Wachernig: Wir haben hier noch genug zu tun, da müssen wir nicht nach Russland gehen. Wir bleiben bei den Ländern, in denen wir die
Leute kennen, wo sie uns kennen und in denen auch unsere Kernaktionäre Erste Group und Vienna Insurance Group tätig sind. In Serbien und Bosnien etwa haben wir noch viel zu tun. Vielleicht kommt einmal Albanien dazu – aber sicher nicht so schnell. Kroatien hat eine sehr hohe ShoppingCenter-Dichte. Da werden nur die Besten überleben können. Einige könnten Probleme bekommen, die Dichte ist bereits über EU-Schnitt. BE: Welche (Lebens-)Philosophie vertreten Sie? Wachernig: Man sieht sich im Leben immer zwei Mal – und dabei will ich demjenigen in die Augen blicken können. Das ist das Wesentliche in so einem langfristigen Geschäft wie bei Immobilien. Handschlagqualität muss zählen. Ich glaube, dass Reputation das ist, was sich langfristig durchsetzt. Wir als Sparkassen Immobilien waren nie die Lautesten, nie die Schnellsten und werden es auch nicht sein. Aber wir sind sorgsamer mit dem Geld der Aktionäre umgegangen als einige andere, die allen möglichen Träumen nachgelaufen sind, die dann zu Schäumen geworden sind. Qualität wird das neue Schlagwort sein. In der Vergangenheit ist es mehr um Schnelligkeit gegangen. Schnelligkeit bedeutet aber auch hudeln, und beim Hudeln macht man bekanntermassen Fehler.
Sparkassen Immobilien gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
medianet – BE21
uptime-Gründer Nikolaus Kimla strebt in einem kleinen, aber sehr feinen Softwaresegment die Weltmarktführerschaft an
„Mit Pipeliner wird der Verkauf auf völlig neue Beine gestellt“ uptime ITechnologies mit Firmensitz in Wien will global eine neue Kategorie innerhalb der IT-Branche eröffnen. Über den Zugang des ganzheitlichen Arbeitsansatzes schöpft das Team von uptime aus der Komplexität der IT-Welt eine grosse Vielfalt an Lösungen, setzt damit als IT-Consultant Standards und will die Position an der Wettbewerbsspitze in ihrem Bereich weiter ausbauen.
ins Unternehmen und damit eben u.a. in die „Pipeliner“-Entwicklung reinvestiert. uptime berät und betreut plattformunabhängig Kunden wie Dorotheum, Manner, ÖAMTC, die OPEC u.v.a. (als IT-Systemhaus) sowie Austro Control, den Österreichischen Biomasseverband, Immoconsult, ORF-Enterprise, Telekom Austria u.v.a. mit Software-Development. Unsere im IT-Bereich eher unkonventionelle Art der Zusammenarbeit sorgt für eine Intensivierung unserer Kundenbeziehungen, die von Respekt und Toleranz getragen sind, und das Vertrauen der Kunden in uptime nachhaltig stärken.
Börse Express: Herr Kimla, vor rund 48 Stunden wurde Ihr neues Produkt „Pipeliner“ erstmals offiziell präsentiert. Wie sind die ersten Reaktionen darauf? Nikolaus Kimla: Absolut euphorisch und zwar von allen Seiten, d. h. sowohl von den Usern als auch von den beiden Weltkonzernen Adobe und Microsoft. Mit „Pipeliner“ haben wir jetzt nach drei Jahren Entwicklungszeit eine CRMErgänzung präsentiert, mit der das Verkaufsmanagement jedes Unternehmens weltweit auf völlig neue und stabile Beine gestellt werden kann.
BE: Muss man denn Böhm-Bawerk, Hayek, Menger & Co. studieren, um geschäftlich erfolgreich zu sein? Kimla: Es schadet jedenfalls nicht, und ich empfehle es nachdrücklich. (lächelt) Im unternehmerischen Alltag genügt im Grunde die früher
„Gegenwärtig arbeiten
nelle Art der Zusam-
wir etwa an Verknüp-
menarbeit sorgt für
fungen mit Facebook,
eine Intensivierung der
Twitter und Xing,
Kundenbeziehungen,
um Pipeliner global
die von Respekt und
noch umfassender
Toleranz getragen sind.“
zu positionieren.“
BE: Was ist denn besonders an „Pipeliner“? Kimla: Der Denkansatz. Vertriebsspezialisten sind kreativ, sie wollen Szenarien durchspielen und ihre Potenziale immer wieder neu durchdenken, ohne dabei ihre Zeit mit langwierigen und mühsamen Arbeiten zu vergeuden. Dank „Pipeliner“ erkennt man auf einen ersten Blick und bei permanent variablen Ansätzen, wie viel man noch zu leisten hat, um die Ziele zu erreichen. „On the go or in the office“, „in the cloud or locally“ kann man intelligent und strategisch verkaufen und jederzeit realistische Prognosen basierend auf realistischen Zahlen erstellen. Ganz nebenbei sind wir auch auf das schönste und nützlichste (zweisprachige) SoftwareHandbuch stolz, das die Community seit langem gesehen hat ... BE: Also handelt es sich um ein CRM-System? Kimla: Nein, eben nicht. Vertriebsexperten wissen, dass CRM-Systeme niemals auf dem Letztstand sind, viel zu viel Zeitaufwand nach sich ziehen und voll von unsinnigen Einträgen sind. „Pipeliner“ ist ein pures Verkaufsmanagementsystem mit ausschliesslich konkreten Informationen, die im Zusammenhang mit den Vertriebschancen stehen. Das Tool ist an jedem Ort weltweit auch ohne Netzanbindung
© uptime
„Unsere unkonventio-
N. Kimla, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der uptime Technologies, Mastermind von Go Ahead und des „Pipeliner“.
verfügbar. Wenn Verkäufer viele Informationen eingeben wollen, ist die Qualität der Info-Struktur ausgesprochen hoch und man kann die Resultate z. B. auch an Kunden weitergeben. Und die Berichterstattung erfolgt nach klaren Prinzipien, die für jede Firma ganz einfach zu verstehen sind. Ganz wichtig ist mir die Grundidee, dass mit „Pipeliner“ der Verkäufer endlich (wieder) in seiner wahren Funktion als unverzichtbarer Grundwert im Unternehmen stätigt und wahrgenommen wird. Und – schlicht und ergreifend – dass er sich dabei gut fühlt und schon deshalb schnellstens mehr verkaufen wird. BE: Können Sie uns technische Daten nennen? Kimla: „Pipeliner“ gibt es als Einzelplatzversion für EPU oder KMU ebenso wie als Commercial Version. Letztere wird von uptime ITechnologies als unlimitierte Free Version für jeden offeriert, mit der
„Pipeliner ist ein weltweit einzigartiges Vertriebstool – das sagen nicht wir, sondern das haben uns Adobe und Microsoft von sich aus bestätigt.“ Möglichkeit eines Upgrades zur „Single Version“. Die Team Version wiederum wird exakt an das jeweilige Unternehmen angepasst bzw. massgeschneidert. Wir werden „Pipeliner“ weiters NGOs und Ausbildungsinvestitionen kostenlos und lizenzfrei (ausgenommen natürlich z.B. Schu-
lungskosten) bereitstellen – das ist sozusagen unser CSR-Projekt mit einem Gegenwert von Hunderttausenden Euro. Die Reaktionen darauf sind ebenso positiv wie jene von Adobe und Microsoft, die uns die internationale Topqualität und die „Riesensprengkraft“ unseres Produkts bereits bestätigt haben. Und wir haben bereits tausende Downloads vor der eigentlichen Markteinführung registriert. BE: Ein gutes Stichwort. Wie sehen die Ergebnisse für 2009 aus? Kimla: Ludwig von Mises hatte und hat recht. Damit meine ich, dass unser Unternehmen nach den Prinzipien der „Österreichischen Schule“ der Nationalökonomie agiert und vorbildlich beweist, dass dies hier und heute erfolgreich möglich ist. uptime ITechnologies hat im Vorjahr die Eigenkapitalquote von 60 auf 78,7 Prozent erhöht und gleichzeitig den nicht unbeträchtlichen Gewinn wieder
viel zitierte „Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns“, behaupte ich. Wir engagieren uns diesbezüglich u. a. mit den Plattformen „Go Ahead“ und UIK-austria. Go Ahead ist ein dynamisches Netzwerk für Unternehmer und Führungskräfte auf der Basis der Kernwerte „Freiheit“, „Eigenverantwortung“ sowie „Unternehmergeist“ als Leitprinzip einer modernen Marktgesellschaft. Bei monatlichen Power Breakfasts bietet Go Ahead ein Forum für kompetente Vortragende, die sich im wirtschaftlichen oder sozialen Umfeld bewährt haben, und präsentiert dabei die aktuellen und vor allem zukünftige Themen in Form von „Best Practice Modellen“. Speziell um die heimischen KMU wiederum kümmert sich die UIKaustria mit ihrer „Unternehmer. Information.Kampagne“, die in enger Kooperation mit dem Öster-reichischen Gewerbeverein vor allem Unternehmen und Organisationen mit der mittelständischen Wirtschaft vernetzt. Nach Ludwig von Mises zeichnet es den wahren Unternehmer aus, „auf eigene Verantwortung das Vermögen der Menschen zu mehren, höhere Ziele besser und ressourcenschonender zu erreichen, nicht bloss Mittel als Selbstzweck anzuhäufen.“ Und dazu leisten uptime und ab sofort der „Pipeliner“ kleine, aber sehr feine Beiträge ...
uptime gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
BE22 – medianet
Günter Geyer, Chef der Vienna Insurance Group, sieht Bedarf an guten und verständlich gestalteten Versicherungsprodukten
„Die Finanzkrise war keine Krise der Versicherungswirtschaft“ Börse Express: Sie haben bei unserem letzten Interview gemeint, die Beruhigung ist spürbar, die Märkte sind aber unter besonderer Beobachtung. Was hat sich seitdem geändert? Günter Geyer: Man braucht sich nur die Entwicklung des ATX anschauen und sieht den Aufwärtstrend in der zweiten Jahreshälfte 2009. Viele Unternehmen haben dann auch überraschend gute Ergebnisse vorgelegt, was zu einer positiveren Einschätzung führte. Mittlerweile haben sich auch die Erwartungen vieler Wirtschaftsforscher geändert. Zentral- und Osteuropa wird heute wieder positiver gesehen als noch vor einem Jahr. Die Sicht auf die Entwicklungen ist sicher differenzierter geworden.
sein. Die Einführung des neuen Lebenszyklusmodells bei der staatlich geförderten Pensionsvorsorge bietet zusätzliche Anreize. In Zentral- und Osteuropa wird der steigende Lebensstandard langfristig auch für anhaltende Nachfrage im Versicherungsbereich sorgen. Die Menschen achten dort sehr genau darauf, den erworbenen Wohlstand abzusichern. Speziell in der Tschechischen Republik, der Slowakei und auch Ungarn sind Lebensversicherungen schon sehr wichtig geworden. In dieser Sparte gibt es in der gesamten Region noch grosses Aufholpotenzial. Die private Krankenversicherung läuft im Osten erst an, wir sind vergangenes Jahr damit in der Tschechischen Republik gestartet.
BE: In vielen Branchen ist bereits die Rede davon, dass die Talsohle durchschritten ist. Sie erwarten hingegen, dass 2010 schwieriger als 2009 wird. Warum? Geyer: Das hat mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu tun. Die Auftragspolster bei vielen Unternehmen sind geschwunden, und sie haben weniger Reserven. Zudem sind die Zeichen für eine wirtschaftliche Erholung in Westeuropa noch recht schwach. Unter dieser Perspektive ist auch die relativ hohe Arbeitslosigkeit zu sehen.
BE: Was sind die wichtigsten Treiber für das VIG-Geschäftsmodell? Geyer: Versicherungslösungen, die sich am Bedarf unserer Kunden orientieren und Servicestärke bilden die solide Basis. Unsere starke Positionierung in Zentral- und Osteuropa erweist sich gerade jetzt als besonders wichtig. Über 60 Prozent der Prämien unseres Sachversicherungsgeschäfts und knapp 40 Prozent in der Sparte Leben kommen aus dieser Region. Auch die Vertriebskooperation mit der Erste Group läuft sehr gut, diese weiten wir sogar aus. Teil unserer Strategie ist die Mehrmarkenpolitik, mit der wir verschiedene Kundensegmente ansprechen. In Summe sehen wir grösseres Wachstumspotenzial weiterhin in Osteuropa.
„In Österreich ergeben sich Chancen in der Kranken-/Pflegeversicherung. Wir erwarten, dass für künftig steigen de Kosten Vorsorge bedarf entsteht.“ Die Krise der Finanzmärkte zeigt nun ihre Auswirkungen in der Realwirtschaft. Das Auslaufen staatlicher Konjunkturprogramme bringt Unsicherheit für viele Kunden und kann den Optimismus bremsen. Dennoch wird der Bedarf an guten und verständlich gestalteten Produkten weiter vorhanden sein. Für die Versicherungen erwarten wir ein leichtes Wachstum in Osteuropa, in Österreich weniger. BE: Viele Regierungen sind mit hohen Defiziten konfrontiert. Glauben Sie, dass Einschnitte in den öffentlichen Ausgaben im Sozialbereich die Nachfrage nach Versicherungsprodukten erhöhen? Geyer: In Österreich ergeben sich Chancen im Bereich Krankenund Pflegeversicherung. Wir erwarten hier, dass für zukünftige steigende Kosten Vorsorgebedarf entsteht. Aber auch die Lebensversicherung wird als Instrument der Vorsorge weiterhin wichtig
BE: Sie haben zwar eine volle „Kriegskasse“, aber es dürfte derzeit an Akquisitionszielen mangeln. Sehen Sie jetzt eine Zeit langsameren Wachstums vor sich? Geyer: Wir haben eine Phase starken Wachstums hinter uns. Durch Zukäufe haben wir uns zum richtigen Zeitpunkt auf den Märkten positioniert und sind heute der führende Versicherer in dieser Region. In Österreich, der Slowakei, Rumänien und Bulgarien sind wir die Nummer 1 am Markt und in unseren Kernmärkten unter den Top 3. Gerade in der CEE-Region sind die Prognosen der Wirtschaftsforscher deutlich optimistischer und setzen positive Signale. Bei den Prämien sehen wir ein Wachstum im einstelligen Prozentbereich und achten dabei sehr auf die Ertragsorientierung. Dies auch im Hinblick auf weitere Expansionsschritte. Wir starten mit einer Lebensversicherung in Montenegro und vertiefen dadurch auch die Vertriebskooperation mit der Erste Group. In Litauen steigen wir in die Sachversicherung ein. Die Donau beginnt nach dem Einstieg in die Krankenversicherung in Österreich auch mit dem Vertrieb von Kfz-Versicherungen in Italien. Für den Gewinn vor Steuern erwarten wir uns ein Plus von rund 10 Prozent. BE: Die Kriegskasse von über 1 Mrd. Euro werden Sie wohl der-
© Vienna Insurance Group
Der VIG-Vorstand verzichtete bereits das zweite Jahr auf Boni. Für den CEO ist das eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Günter Geyer mahnt umsichtige Entscheidungen der Regierungen ein, um das beginnende Wachstum nicht zu gefährden.
zeit auch in Anbetracht möglicher Verschärfungen auf der Eigenmittelseite (Stichwort Solvency II) eher zurückhaltend ausgeben wollen. Wie schätzen Sie hier die weiteren Entwicklungen ein? Geyer: Wenn die Regelung so umgesetzt wird, wie angedacht, bräuchten die österreichischen Versicherer einiges an zusätzlichem Eigenkapital. Die Auswirkungen wären für Versicherungen im Aktienbereich oder auch bei Immobilienprojekten und Wohnbau spürbar. Wir müssten viel stärker mit Eigenmitteln unterlegen. Hier sind sicher die Regierungen gefordert, dies zu hinterfragen.
„Eine weitere Steuer bedeutet eine Besteuerung der Versicherungskunden, die vorsorgen und sich absichern.“ BE: 2008 wies die VIG eine Eigenkapitalverzinsung von knapp 14 Prozent auf, 2009 waren es knapp 9 Prozent. Bei Banken war zuletzt viel von einer „gesunden“ Eigenkapitalrendite die Rede. Wo sehen Sie diese in Ihrer Branche? Geyer: In der Versicherungsbranche sind 7 bis 9 Prozent marktüblich. Unser Konzern hat aktuell eine
Eigenkapitalrentabilität von sehr guten 10 Prozent. BE: Was sind rückblickend Ihre wichtigsten Erkenntnisse/Erfahrungen beim Krisenmanagement – worauf sind Sie besonders stolz? Geyer: Die Finanzkrise war keine Krise der Versicherungswirtschaft, auch wenn wir die Auswirkungen sicherlich spüren. Wir haben uns zudem immer auf unser Kerngeschäft – das Versichern – konzentriert und Strukturen sehr genau hinterfragt. Wir haben frühzeitig gehandelt, um uns für die Zeit nach der Krise vorzubereiten und ein konzernweites Aktionsprogramm gestartet. Im Jahr 2009 haben wir bereits 60 Millionen Euro eingespart. Heuer werden wir das gesteckte Ziel einer Reduktion um 100 Millionen Euro erreichen. So sind wir auch in einem schwierigen Marktumfeld solide und stabil für die Zukunft aufgestellt. BE: Diskussionen über überzogene Boni bzw. gesetzliche Einschränkungen haben in den vergangenen Monaten für Schlagzeilen gesorgt. Der Vorstand der VIG hat bereits das zweite Jahr auf Boni verzichtet. Sind Sie für gesetzliche Eingriffe in diesem Bereich? Geyer: Ich denke, dass jedes Unternehmen eigenverantwortlich handeln sollte. Es geht um Leistung und Erfolg eines Unternehmens, aber auch um die wirtschaftliche Gesamtsituation. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit gegenüber Kunden und auch Mitarbeitern. Eine gesetzliche Regelung halte ich nicht für zielführend. Der Vorstand
unseres Hauses hat als ein Zeichen der Wertschätzung und als Dank für unsere Mitarbeiter in diesen schwierigen Zeiten auf die Zahlung der erfolgsabhängigen Boni bewusst verzichtet. Massgeblich für Bonuszahlungen sollte grundsätzlich die nachhaltige Entwicklung eines Unternehmens sein. Dies ist bei uns seit längerem der Fall. BE: Wie haben Sie den Staat bislang als Krisenmanager erlebt? Geyer: Die Regierungen vieler Länder haben Massnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur gesetzt. Die Frage ist, ob diese ausreichen und nachhaltigen Aufschwung in Gang setzen. Die Sanierung der Budgets und der Schuldenabbau sind die nächsten Themen. Hier sind vor allem die Länder des Euroraums gefordert, dies umzusetzen. Es gilt jetzt, umsichtige Entscheidungen zu treffen, um das beginnende Wachstum nicht zu gefährden. BE: Kurzes Statement zu den jüngsten Steuerplänen der Regierung – was hätten Sie als CEO von Österreich anders gemacht? Geyer: Als CEO der Vienna Insurance Group kann ich nur für unser Haus sprechen. Fest steht jedoch, dass keine österreichische Versicherung staatliche Unterstützung gebraucht hat. Die Idee einer zusätzlichen Besteuerung der Versicherungsbranche ist für mich nicht verständlich. Man muss wissen, dass der grösste Teil der Prämien den Kunden gehört. Eine weitere Steuer bedeutet damit eine Besteuerung der Versicherungskunden, die vorsorgen und sich absichern.
Vienna Insurance Group gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe
Freitag, 16. April 2010
medianet – BE23
Wienerberger-CEO Heimo Scheuch ehrt mit dem „Brick Award“ die kreativsten Ziegelarchitektinnen und -architekten der Welt
„Es ist wichtig, an der Zukunft des Bauens mitzuwirken“ Mehr als 300 internationale Gäste wohnten am 8. April der „Brick Award 2010“-Verleihung im Wiener Liechtenstein Museum bei. Weil die Interviews und Beiträge im „Börse Express 2000“ alphabetisch nach Firmenname gereiht wurden, bildet „W wie Wienerberger“ mit dem Thema „Brick Award 2010“ einen perfekten und ganz aktuellen Schlusspunkt aus dem Event-Bereich. Denn nur alle zwei Jahre wird von Wienerberger der „Brick Award“ vergeben, heuer am 8. April, einen Tag vor Redaktionsschluss für diese Sonderausgabe. Die Verleihung fand in 1090 Wien beim Börse Express „gleich um die Ecke“ im Wiener Liechtenstein Museum statt. Mehr als 300 internationale Gäste wohnten der Veranstaltung bei. Bevor die Sieger 2010 vorgestellt werden, liefert Heimo Scheuch, der Vorstandsvorsitzende Wienerberger, die Hintergründe zum Award.
„Neben innovativer architektonischer Gestaltung geht es auch Mit dem Baustoff Ziegel funktioniert beides.“ Börse Express: Seit wann gibt es den „Brick Award“ und was waren bzw. sind die Motive? Heimo Scheuch: Wir machen den Brick Award seit 2004 alle zwei Jahre. Heuer zeichen wir also bereits zum 4. Mal die kreativsten Ziegelarchitekturen der Welt sowie deren Architektinnen und Architekten aus. Wir wollen damit dem Ziegel als nachhaltiger und ökologischer, aber auch moderner und avantgardistischer Baustoff Rechnung tragen. BE: Wie viele Einreichungen hat es heuer gegeben? Scheuch: Insgesamt wurden zum „Brick Award 2010“ mehr als 260 Projekte aus 32 Ländern durch Architekturkritiker eingereicht. Die Zahl der Einreichungen hat sich damit seit 2004 (120) mehr als verdoppelt. BE: Und wer bewertet die Einreichungen? Scheuch: Dazu haben wir eine hochkarätige internationale Expertenjury, bestehend aus Andrea Deplazes (Schweiz), Maurizio Masi (Italien), Radu Mihailescu (Rumänien), Vladimir Plotkin (Russland) und Thomas Rau (Niederlande). Kriterien waren dabei waren neben der innovativen äusseren architektonischen Gestaltung und dem Umgang mit dem Material Ziegel, auch die Funktionalität und Ökologie der Gebäude. Ökologie und nachhaltiges Bauen liegen mir am Herzen. Die gebaute Umwelt hat ja einen erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Es ist daher
© Wienerberger/APA-OTS/Ehm
verstärkt um Ökologie.
Wienerberger-Vorstandsvorsitzender Heimo Scheuch gratuliert Hansjörg Göritz zum 1. Preis beim „Brick Award 2010“.
wichtig, sich bei Architektur nicht nur mit dem Gegenwärtigen zufrieden zu geben, sondern an der Zukunft des Bauens mitzuwirken. Es freut mich besonders, dass bei einigen Projekten, die zum diesjährigen Brick Award eingereicht wurden, der Gedanke der Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle spielt. Dabei zeigt sich, dass Nachhaltigkeit nicht nur durch eine Technologisierung der Architektur, son-
„Es freut mich besonders, dass beim diesjährigen ‚Brick Award‘ der Gedanke der Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle spielte.“ dern durch die zum Einsatz kommenden Materialien, intelligente Baukonzepte und Formen sowie die Bezugnahme auf geografische und klimatische Gegebenheiten erreicht wird. Diese Faktoren wirken sich positiv auf die energetische Gesamtbilanz eines Gebäudes aus und nicht nur auf dessen Energiebedarf.
BE: Abschliessend ein Wienerberger-Beispiel für Energieeffizienz? Scheuch: Unser e4-Programm, das ein Konzept für ein energieeffizientes Ziegelhaus beinhaltet. Das e4 Sonnenhaus ist eine Weiterentwicklung des Passivhauses und des Niedrigenergiehauses. Wir haben von beiden Konzepten die positiven Eigenschaften in einem Haus vereint und mit der Komponente Ökologie erweitert. Auf der einen Seite wird die solide, bewehrte einschalige Aussenwand des Niedrigenergiehauses übernommen. Auf der anderen Seite sorgt die kompakte und luftdichte Gebäudehülle des Passivhauses für niedrige Wärmeverluste. Der verbleibende Energiebedarf für Heizung und Warmwasser wird durch eine Pelletsheizung wahlweise mit Solarkollektoren unterstützt bereitgestellt. Denn Sonnenenergie und Biomasse sind in Österreich im Überfluss vorhanden und sehr günstig wie ein Preisvergleich zeigt. Unsere Ziegelempfehlung dazu ist der Porotherm 50 H.i., für mich der massive Wandbaustoff mit den besten Dämmeigenschaften in Österreich. Mit einer Wandstärke von 50 cm und einer Masse von 330 kg ist er der ideale Baustoff für ein energieeffizientes e4 Haus.
Brick Award: Sieger 2010 1. Preis für das neue Landesforum und Landesparlament des Fürstentums Liechtenstein (HansjörgGöritz
Architekturstudio): 680.000 eigens angefertigte Ziegel bedecken von der Tiefgarage bis in die Sitzungssäle Wände und Decken des Gebäudes. Das warme Licht, das von den Ziegelflächen ausgeht, schafft eine besondere Atmosphäre im Inneren und Äusseren der Gebäude. 2. Preis für das Dokumentationszentrum für Menschenrechte in Neu Delhi (Anagram Architects): Die wellige Struktur der Wand ist ein schönes Beispiel dafür, welch
„Unser energieeffizientes Ziegelhaus ‚e4 Sonnenhaus‘ ist eine Weiterentwicklung des Passivhauses und des Niedrigenergiehauses.“ einzigartige, architektonische Effekte erzielt werden können, wenn die einfache Form des Ziegels den Weg weist und durch die ihm eigene Beschaffenheit komplexere Muster, Strukturen und Öffnungen vorgeben darf. 3. Preis für ein Einfamilienhaus in Deutschland (Nikolaus Bienefeld):
Fenster- und Türstürze sowie die Giebelkante bringen Abwechslung in die regelmässigen Ziegellagen, und Details lassen erkennen, welchen faszinierenden Gestaltungsspielraum das Material Ziegel bietet.
Sonderpreise/Buch Sonderpreise wurden für Infrastrukturbauten in Mali (Emilio Caravatti) und ein Architekturmuseum der Stiftung Insel Hombroich in Deutschland (Álvaro Siza, Rudolf Finsterwalder) vergeben. Neben der Auszeichnung der Architekten und Übergabe der Trophäen wurde auch dieses Jahr der Architekturbildband „Brick 2010“ vorgestellt, in dem die Siegerprojekte plus 35 weitere aussergewöhnliche Ziegelbauwerke aus aller Welt präsentiert werden. Wohn- bzw. Nichtwohnbauten, in denen Hintermauer-, Sicht- und Dachziegel sowie Pflasterklinker zum Einsatz kommen, zeigen eindrucksvoll, wie man mit guter Ziegelarchitektur eine Einheit zwischen Funktionalität und Konstruktion, Ökonomie und Ökologie, aber auch Wohlbefinden und künstlerischem Wert erzeugt. Leitartikel über Nachhaltigkeit und fernöstliche Architektur aus Ziegel wie ein Magazinteil komplettieren das 240 Seiten starke Buch. Das Werk ist ab April 2010 im Verlag Callwey im Buchhandel erhältlich und online bestellbar unter www. brick10.com.
Wienerberger gratuliert dem BÖRSE EXPRESS zur 2000. Ausgabe