BoleroMen_e-paper_winter_2013

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BOLEROMEN Winter 2013 | WAHRE WERTE | LeBron James, Philippe Gaydoul, Julian Assange, Shibby, Louis XIII Rare Cask | Uhrentrends | 28 Seiten Mode

Men Bolero

WINTER 2013 | CHF 8.– | EUR 6.–

BoleroMen MODE TRIFFT INTELLIGENZ DER GUIDE FÜR DEN MANN

WAHRE WERTE WINTER AUSGABE

28 seiten fashion Die Party kann kommen – Abendmode für Helden Wahre Werte – Fünf Porträts mit Charakter

die macht ist mit ihm LeBron James Der beste Basketballer der Welt über Leistung, Luxus und Meister Yoda


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BOULEVARD inhalt 1

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Editorial | Sithara Atasoy / Bruno Affentranger .................... 14 Inside | Impressum und Making of ...................................... 16 Last Minute | Ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann, Uma Thurman und das Hermès-Bike .......................... 18

BOULEVARD Fashion Trends | Baby, it’s cold outside – Wintermäntel von Burberry Prorsum, Zegna und Paul Smith ...................... 21 Fashion-News 1 | Hackett fasst Fuss im Jelmoli, ein Jaguar am Handgelenk und Sneakers für den Winter ..................... 22 Fashion-News 2 | Hip-Hop-Star Pharrell Williams entwirft Sonnenbrille für Moncler ....................................... 24 Fashion-News 3 | Business-Anzüge von Felix W., Winterdüfte und Schuhpflege ............................................. 26 Fashion-News 4 | Lapo Elkann und Gucci-Kreativchefin Frida Giannini machen gemeinsame Sache ......................... 28 Fashion-News 5 | Endlich ist sie da: Isabel Marant hat eine Männermodelinie für H&M entworfen ................. 30

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Close-up | Atelier Oï aus dem ländlichen La Neuveville mischt international in der Topliga mit .... 32 Architektur & Design | Japans Über-Architekt Shiro Kuramata und Spielen mit Ralph Lauren ........................ 34 TV | Abgehauen oder ermordet? In Jane Campions «Top of the Lake» schweigen die Männer ........................ 36 Watches | Klar und klassisch – von Edelstahl bis Weissgold ............................................ 38 Serie: Wie funktioniert eigentlich... | Minotti, Italiens traditionsreicher Möbelhersteller .................................... 44 Music & Books | Mutters Küche ist die beste und Stevie Wonders «Talking Book» ebenfalls ................ 46 Technics | Sonys Playstation 4 läutet die nächste Gaming-Generation ein ................................ 48 Cars | Schön, schnittig und atemberaubend schnell – der 4C von Alfa Romeo .................................... 50

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KOLUMNEN

FASHION

Cars | Bringt Licht ins Dunkel des Handschuhfachs ...... 52 Dreamliner | Mittelfeld-Magier wie Mesut Özil gehört die Zukunft des Fussballs ...................................... 54 Simonett | Weihnachten kommt unweigerlich – ein paar Geschenktipps .................................................... 56

Die Nacht ist jung | Abendmode, welche die Nacht schwärmen lässt ............................................................... 82

COVERSTORY Wahre Werte | Was ist echt? Was zählt? Luxus? Arbeit? Leistung? Fünf Porträts dazu ................................ 58 Der Beste | LeBron James ist der erfolgreichste Basketballer der Gegenwart .............................................. 60 Der Macher | Philippe Gaydoul über Verluste, Familie und die Rückkehr an die Front ............................ 66 Das Phantom | Wikileaks-Gründer Julian Assange und die Whistleblower ..................................................... 72 Der Edelste | Rémy Martins Louis XIII Rare Cask 42,6 ist der teuerste Cognac der Welt ...................................... 76 Die Köchin | Für die quirlige Shibby ist Essen keine Nebensache .................................................. 80

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GROOMING Hautpflege | Unreinheiten und gereizte Haut gehören der Vergangenheit an ........................................ 102

VERLOSUNGEN Vichy | 80 komplette Pflegesets von «Vichy Code Pureté» im Wert von je 58 Franken zu gewinnen ............................................ 105 Objekt der Begierde | Stilvoll schreiben – Drei Füllfederhalter «Graf von Faber-Castell» mit 18 Karat Bicolor-Feder im Wert von je 660 Franken zu gewinnen ......................................... 106

BEZUGSQUELLEN Wege zum Glück | Hier finden Sie unsere Produkte ........ 104


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BOULEVARD news eins

TEXT BRUNO AFFENTRANGER/MARIANNE ESCHBACH/SITHARA ATASOY

HACKETT AUF DEM VORMARSCH

GO BRITISH

Jeremy Hackett reist rastlos durch die Welt und erforscht den guten Geschmack. Seine Erkenntnisse fliessen in die Kollektionen mit ein. Zu besichtigen neu auch im Zürcher Jelmoli «Hackett London Shop».

ER IST DER NAMENSGEBER des Unternehmens aus London, das seit kurzem auf der ersten Etage im Jelmoli in Zürich ein Zuhause hat: Jeremy Hackett, Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Auf ihren heute als «Chefscout» agierenden Gründer hören die Designer. Jeremy sagt, dass der «Very British»-Style weltweit boome. Und dass der italienische Mann nach wie vor der am besten angezogene sei. Der Schweizer aber hole auf und er müsse noch ein wenig zulegen. Das wird ihm nun leichter gemacht.

EIN JAGUAR am Handgelenk. Oris, die Uhrenmarke mit der roten Schwungmasse, ist Zeitmesserin der Rallye International RAID Suisse –Paris, von Basel nach Paris. Der letztjährige Siegerwagen des Oldtimer-Rennens, ein Jaguar 420 von 1967, hat es den Uhrenbauern aus dem basellandschaftlichen Hölstein angetan: Sein Armaturenbrett inspirierte das Design der «Oris RAID 2013». Der Chronograph kommt jetzt in einer edeln Holzbox in limitierter Stückzahl auf den Markt und kostet CHF 3550.–.

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FIT FÜR DEN WINTER Turnschuhliebhaber sind unvernünftig, können sie sich doch nur schwer von ihren liebsten Schuhen trennen, auch nicht bei Kälte und Schnee. Ihnen zuliebe hat Nike ihre SneakerbootKollektion auf Winter adaptiert, mit sieben der bekanntesten Modelle. Wir schlagen Ihnen den Air Force 1 Duckboot im klassischen Nike-Design, wasserfest, mit verstärktem «Kragen» vor. Er kostet CHF 220.–, erhältlich an ausgesuchten Verkaufsstellen.

GUT ZU LESEN Florian S. Küblbeck hat ein hilfreiches Buch verfasst mit Wissenswertem über die wichtigsten Kleidungsstücke des Mannes. Der Journalist, der über Mode, Stil und Genuss schreibt, erzählt Amüsantes aus der Geschichte der Herrenmode und erklärt, worauf man beim Kauf und beim Tragen seiner schöns ten Stücke unbedingt achten muss. Florian S. Küblbeck: «Was Mann trägt», Verlag C.H.Beck, München, 217 Seiten, CHF 18.90.


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BOULEVARD news zwei TEXT SITHARA ATASOY

MONCLER holt sich den Hip-Hop-Star Pharrell Williams an Bord, hier zusammen mit Remo Ruffini, CEO Moncler.

PHARRELL HAT DEN DURCHBLICK Der dreifache Grammy-Award-Gewinner Pharrell Williams, 40, Musiker und Songwriter, entwarf als Gastdesigner f端r Moncler eine coole Sonnenbrillen-Kollektion. Die Brillen gibts im Vintageoder in modernem Technolook. Der Hip-Hop-Star tritt gleichzeitig selber als Kampagnenmodell auf. Moncler, das ber端hmte Daunenjackenlabel, wurde 1952 im franz旦sischen Grenoble gegr端ndet.

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BOULEVARD news drei

TEXT VANESSA FINK/SITHARA ATASOY

FELIX W. SETZT AUF BUSINESS-ANZÜGE

DER WEG ZUM ERFOLG

DIESE GESCHICHTE RIECHT NACH GARAGENGROOVE. FELIX W., MIT VOLLEM NAMEN FELIX WOLF, hat mit seinem Unternehmen in einer Busgarage in Stuttgart begonnen. In 16 Jahren ist er Schritt für Schritt gewachsen, hat sich verändert und vergrössert. Heute umfasst das Stuttgarter Headquarter ein 500 m 2 grosses Geschäft. Seine Spezialität sind Businessanzüge mit Verkaufspreisen um die 375 Franken. Wolf, der weder mit Werbung noch mit Interviews zu seiner Person gross in Erscheinung tritt, lässt in europäischen Ländern, hauptsächlich in Portugal und Polen, produzieren. Seine eleganten Läden eröffnet er im Umkreis grosser Firmen, die ihm eine Kundschaft auf dem Weg zur Karriere versprechen. Felix-W.-Geschäfte gibt es in Zürich, Luzern und seit 1. November in Wallisellen.

SO DUFTET DER WINTER Noch auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk oder einfach einem Parfum für sich selbst? Diese sinnlichen Duftneuheiten sind ideal für die kalten Monate und definitiv ein Probeschnuppern wert: «Dsquared 2 Potion Royal Black» (CHF 124.–) aus Bergamotte und Weihrauch, «Versace Oud Noir» aus schwarzem Pfeffer und Kardamom (CHF 169.–) oder «Aramis Calligraphy Rose» aus Safran- und GeissblattEssenzen sowie Rose Absolue (CHF 168.–).

SCHUHE WOLLEN GEPFLEGT SEIN Fritz Huwyler, Patron in der eigenen Schuhmacherei, findet, Schuhe verdienen die gleiche Pflege wie unsere Haut. 1. In ungetragene Schuhe gehört immer ein Spanner, damit sie in Form bleiben. 2. Abwechselnd einmal wöchentlich Wachs auftragen zum Schutz des Leders oder Creme zur Pflege. 3. Nach 15 Minuten Einwirkzeit den Schuh mit einer Rosshaarbürste zum Glänzen bringen. Mit einer Ziegenhaarbürste auf Hochglanz polieren. www.huwyler.com

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BOULEVARD news 4

TEXT SITHARA ATASOY

FRIDA GIANNINI UND LAPO ELKANN FEIERN GUCCI-PREMIERE. FOTO: TRENDSPOT/THEO CRETA

DA HABEN SICH ZWEI GEFUNDEN Der Design-Entrepreneur und Enkel des legendären Fiat-Chefs Gianni Agnellli nimmt jede Gelegenheit wahr, seine italienischen Wurzeln auszuloten. Sein neuester Coup ist die Zusammenarbeit mit Gucci-Kreativchefin Frida Giannini, die er diesen Sommer im ersten europäischen Gucci-Flagshipstore für Herren präsentiert hat. Das Geschäft befindet sich im historischen Viertel Brera, dem Mailänder Künstlerviertel mit Galerien, Design- und Antiquitätenläden.

LAPO ELKANN geniesst den Mittelpunkt, hier mit Frida Giannini bei der Premiere.

900 KOMBINATIONEN «Lapo’s Wardrobe» ist eine Masskollektion mit eigenem Bereich im neuen Laden. Sie basiert auf 80 verschiedenen Textilien, welche die Möglichkeit zu 900 individuellen Kombinationen von Farbe, Stoff und Stil bietet.

BLICKFANG KRAWATTE Das von Gucci-Kreaktivdirektorin Frida Giannini entwickelte Interior-Design des Lokals erinnert an die Eleganz und Opulenz der Artdéco-Zeit. Neben Massanfertigung gibt es auch Accessoires wie Krawatten, Schals und Schuhe.

EXKLUSIVES GEPÄCK «Ich bin überzeugt», sagt Elkann, «dass ein Kunde die Möglichkeit sucht, sich etwas Persönliches leis ten zu können. Warum nicht eine elegante Tasche, ob klein fürs Business oder grösser fürs Weekend oder auch Gepäck für eine längere Reise.»

ES MUSS KEIN FERRARI SEIN Was Lapo Elkann von seinem Grossvater gelernt hat: «Dass es nie gut genug ist. Alles kann noch intelligenter, kreativer, schöner gemacht werden.» Es muss kein Ferrari sein, auch ein paar Stiefel, ebenfalls auf Mass erhältlich, zeigen Ihren Stil.

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BOULEVARD watches

BILD DAVID WILLEN/SILMÄ | TEXT MARIANNE ESCHBACH

PIAGET. «Altiplano Date» (40 mm). Mit 6.36 mm Dicke die flachste Automatikuhr mit Datumsanzeige der Welt. Das Uhrwerk mit Automatikaufzug ist nur 3 mm dick. Gehäuse aus Weissgold, kleine Sekunde bei 5 Uhr. Alligatorlederarmband. CHF 23 400.–

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BREGUET. «Classique Chronographe» (42,5 mm). Das ausgefeilte und robuste ManufakturChronographenuhrwerk mit Handaufzug basiert auf einer Entwicklung aus den vierziger Jahren. Kleine Sekunde und Einholzeiger. Zifferblatt mit Hufeisennagel-Motiv. 48 Stunden Gangreserve. Gehäuse aus Weissgold. CHF 49 000.–

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COVERSTORY wahre werte

nix da schnickschnack Wa s z ä h l t i m L e b e n ? L u x u s ? L e i s t u n g ? L i e b e ? F ü r U S - B a s k e t b a l l - S u p e r s t a r Le B ro n J a m es g i l t b l o s s e i n e L o s u n g « d o o r d o not», versuchen gibt es nicht. Der Schweiz e r U n te r n e h m e r P h i l i p p e G ayd o u l r i c h te t sich nach Jahren der Misserfolge auf, kehrt an die Front des wirtschaftlichen Geschehens zurück und führt die Firma Navyboot selber. Für Julian Assange, dem M a n n h i n te r d e r W h i s t l e b l o w e r - P l a t t f o r m Wi k i l ea ks , g i b t e s n u r e i n e Wa h r h e i t . G e n u s s w e r te p u r v e r s p r i c h t R é my M a r t i n s Lo u i s X I I I Ra re C a s k 4 2 ,6 , d e r te u e r s te C o g n a c d e r We l t , w ä h r e n d s i c h T V - K ö c h i n S h i b by d e r v e g a n e n K o s t v e r s c h r i e b e n h a t .

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der riese + meister yoda

rückkehr an die front

Basketballer LeBron James und der Weg zum dritten Meistertitel Seite 60

Philippe Gaydoul und das Luxusgeschäft Seite 66

wo ist die wahrheit?

ein meisterwerk aus 1200 tropfen

salat und fertig, nicht fertigsalat

Julian Assange und Wikileaks Seite 72

Rémy Martins Louis XIII Rare Cask 42,6 Seite 76

Shibby und die Freude am Essen Seite 80

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COVERSTORY politics julian assange

BILD GIAN PAUL LOZZA | TEXT BRUNO AFFENTRANGER

was ist wahr? wer ist der feind? Der Film «Inside Wikileaks: The Fifth Estate» zeichnet kein positives Bild über den in einer Botschaft ausharrenden Computerhacker und Journalisten Julian Assange. Das wirft Fragen auf. Warum sollen Whistleblower gefährlich für unsere Sicherheit sein? Sind sie nicht die «Ritter der wahren Werte»? DIE WELT IST MANCHMAL KOMPLIZIERTER ALS EIN FILM. «Inside Wikileaks: The Fifth Estate» heisst das Werk, das uns ab November in den Kinos die Enthüllungsplattform und ihre Protagonisten näherbringen will. Gut und Böse sind klar besetzt (siehe nebenstehende Box). Hier Empathie, dort Kälte. Der deutsche Hacker Daniel Domscheit-Berg versus den australischen Computerspezialisten Julian Assange. Es kommt zum Bruch zwischen den beiden Wikileaks-Pionieren ob der Frage, in welcher Dosis Geheimes öffentlich gemacht werden darf. Wie viel Rücksicht verdienen Gesellschaften, ihre Geheimdienste und Armeen? Assange sagt, dass alles Staatliche öffentlich sei. Allen Menschen müssten im Idealfall identische Grundlagen und Ressourcen zur Verfügung stehen. DomscheitBerg gerät dadurch in ein moralisches Dilemma. Beispielsweise sind Geheimdienstmitarbeiter lebensbedrohend gefährdet, die durch Dokumente des Netzwerkes Wikileaks enttarnt wurden – ist das die richtige Konsequenz des humanistischen Anliegens, dass alle gleich sein und dieselben Informationen haben sollten? Natürlich nicht, findet Domscheit-Berg, und mit ihm der Regisseur. Soweit reicht die Ziselierung der Wahrheit in diesem Film. Gut hier, Böse dort. Im wahren Leben ist es weitaus schwieriger, gelegentlich auch absurder und spannender. Dieser Film schwimmt mit seinem Hauptthema auf der Oberfläche eines historisch einmaligen Komplexes, der Angst machen muss. Staatliche Institutionen sammeln unbegrenzt, unkontrolliert und mit rechtsstaatlichen Regeln unvereinbar Daten und In-

Whistleblower Dan Ellsberg, Gavin MacFadyen, Julian Assange.

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formationen über jede und jeden. Dies in einem Umfang wie nie zuvor. Der US-amerikanische Geheimdienst National Security Agency (NSA) speichert beispielsweise jährlich mindestens 250 Millionen neue Adresslisten von Online-Usern, egal welcher Nationalität oder Gesinnung. Big brother is watching big data. Achtzig Prozent des globalen Internetverkehrs fliessen durch die USA. Google-Mail, Yahoo, Hotmail, Facebook, Twitter. In diesem Strom darf ungeniert und dauernd gefischt werden. Die von den Eliten angetriebenen Sammler erblicken darin kein Unrecht und bekämpfen jene, die zu kritisieren wagen. In London kann Premier David Cameron eine Zeitung an den Pranger stellen, die es riskiert hat, geheime Dokumente über staatlich geförderte, illegale Bespitzelung zu publizieren. «The Guardian» habe mit der Veröffentlichung die nationale Sicherheit gefährdet, kritisiert Cameron und offenbart sein seltsames Rechts- und Freiheitsverständnis. Staatssicherheitsdiener durchsuchen Redaktionsräume, Akten in Kellern von Medienhäusern und Festplatten in portablen Computern. Selbiges geschieht in den USA. Investigative Journalisten und ganze Medienunternehmen stehen unter immensem Druck. Ein so genannter Whistleblower, einer jener Geheimnisträger, die auf Wikileaks auspacken oder Journalisten mit Nachrichten versorgen, wird über den Globus gejagt. Edward Snowden erhält zum Schluss politisches Asyl in Russland, wo er sich heute vor dem Zugriff der US-Justiz versteckt. Ähnliches ist vor 42 Jahren Daniel Ellsberg geschehen. Auch auf den damaligen Whistleblower und Vietnaminsider hatte die US-Regierung zur Hetzjagd geblasen. 115 Jahre Gefängnis drohten ihm, die «Watergate»-Affäre rückte die Dinge schliesslich zurecht. Die aktuellen Unrechtsfälle jedoch sind grotesker: Ein südamerikanisches Staatsoberhaupt, das mit seiner präsidialen Maschine von Moskau aus nach Bolivien zurückfliegen will, muss umkehren, weil ihm europäische Staaten die Überflugrechte verweigern. Dies nur, weil die Staaten und allen voran die USA den «Verräter» Edward Snowden als Gast an Bord des Fliegers vermuten. Ein ungeheuerlicher Eingriff in die Souveränität eines Staates – man vermag sich nicht vorzustellen, was geschehen wäre, hätte es sich um die «Air Force One» der USA und nicht von Bolivien gehandelt.


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WIKILEAKS IST DIE ERSTE grosse Enthüllungsplattform im Internet, die online geheime oder verborgene Informationen öffentlich macht. Julian Assange (41, Bild) ist ihr Gründer, Daniel Domscheit-Berg einer der Verbündeten der ersten Stunde. Die beiden haben sich vor zwei Jahren getrennt. Dies nach Meinungsverschiedenheiten über die Verwendung umfangreicher Dokumente aus der US-Militäradministration. Der Film «Inside Wikileaks: The Fifth Estate» von Bill Condon nimmt sich dieses Streites in einer romantischen Form an und versucht das Dilemma zu thematisieren: Wie viel Geheimes darf man preisgeben, ohne die Sicherheit der Gesellschaft zu gefährden? Die Schwäche des Filmes: Das Skript stützt sich auf ein Buch Domscheit-Bergs. Die Positionen sind damit bezogen. Julian Assange hat den Hauptdarsteller vor Drehbeginn gebeten, von einem Engagement abzusehen. Der britische Schauspieler Benedict Cumberbatch jedoch spielt Assange, Daniel Brühl verkörpert Domscheit-Berg.


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COVERSTORY food&drinks cognac

TEXT BRUNO AFFENTRANGER

fass 122 352 schlägt alles Hinter der Nummer 122 352 und einigen kryptischen Kreidezeichen verbirgt sich das Fass mit dem wertvollsten Cognac der Welt. Das Nonplusultra der Branntweinkunst lagert im Dachboden einer geheimen Liegenschaft in Frankreich. Mächtig, schwarz, alt und von Schimmel überzogen, ruht es in sich, die Mutter von exakt 738 Flaschen. Sechs davon sind für den Schweizer Markt reserviert. Unter 23 000 Franken pro Stück werden sie nicht zu haben sein. Dieser Cognac ist der teuerste der Welt. Warum? Die Natur hat so entschieden. Eine Reise ins Innere des dunkelgoldenen Wunders.


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BILD: JOACHIM BALDAUF STYLING: MARTINA RIEBECK ASSISTENZ STYLING: BIANCA FLEISCH GROOMING: STEPHAN SCHMIED ASSISTENZ GROOMING: WIEBKE REICH FOTOASSISTENZ: SANDRA GRAMM WIR DANKEN Hauptstadtfloss Nest Model Management Player’s Jozo PR

freunde in berlin Der raue Charme der Stadt bietet Raum für Ideen abseits des Mainstreams. In Berlin ist möglich, was andernorts unmöglich scheint: Da wird ein Krematorium zur Galerie oder eine Kirche zur Ausstellungshalle. Während Städte wie New York ihre Künstler mit Wuchermieten aus ihren Zentren vertrieben haben, finden sie in Berlin noch Platz zum Arbeiten und Leben – denn das kreative Herz schlägt hier überall. Von Mitte bis Moabit. Lassen Sie sich für Ihr nächstes Abend-Outfit von unseren Berliner Protagonisten inspirieren, die für BoleroMen in Designerkleidung gestiegen sind. BEZUGSQUELLEN SEITE 104


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fashion

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SAMUEL SCHNEIDER, SCHAUSPIELER. Ab 7. November ist er neben Ulrich Tukur im Film «Exit Marrakech» im Kino zu sehen. Samuel Schneider trägt ein Outfit von Ermenegildo Zegna, bestehend aus einem klassischen schwarzen Smokingblazer, einreihig geknöpft, weissem Baumwollhemd und einer Wollhose mit grau-schwarzem Karo.

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