db deutsche bauzeitung 05.2018 SCHWERPUNKT : AUSSENRAUM
PARK MIT SCHLEIFE VICTOR-HUGO-PARK IN UTRECHT (NL) Eine nur 3 ha große Grünanlage zwischen der Innenstadt von Utrecht und dem Neubaugebiet Leidsche Rijn nimmt seit 2017 eine Schule und eine schwungvolle Rampe zu einer Fahrradbrücke auf. Dem Planerteam ist es erstaunlich gut gelungen, die erforderlichen Funktionen auf engem Raum zu verbinden und dadurch möglichst viel Parkfläche zu erhalten.
1 { Landschaftsarchitekten: Bureau B+B Architekten: Rudy Uytenhaak + Partners, NEXT Architects Kritik: Anneke Bokern Fotos: Jeroen Musch, Maurice Iseger, Sybren Lempsink
[1] Die
Schleife der Brückenzufahrt umfasst einen kleinen, kreisrunden Basketballplatz. Zuschauer können es sich auf den Sitzstufen bequem machen
[2] Fußgänger 2 36
erreichen die Brücke ganz konventionell über eine Treppe neben dem Schulgebäude, die Fahrradrampe führt über das Schuldach
»Mehrfache Raumnutzung« (meervoudig ruimtegebruik) ist ein oft gehörtes Stichwort in den Niederlanden. V.a. im Ballungsraum Randstad, der mit über 900 Einwohnern pro Quadratkilometer zu den dichtest besiedelten Regionen der Welt gehört, herrscht chronischer Platzmangel. Da bleibt nur, Funktionen zu stapeln oder miteinander zu verschränken. So entstanden in der Region innerhalb der letzten Jahre u. a. ein Strandboulevard mit integrierter Parkgarage, ein Park auf einem Einkaufszentrum, das auch als Deich fungiert, ein Sportplatz mit Regenwasserrückhaltebecken – und schließlich eine Schule mit Fahrradrampe auf dem Dach, eingepasst in den kleinen Victor-HugoPark in Utrecht. Die Dafne-Schippers-Brücke, benannt nach einer niederländischen Leichtathletin, liegt westlich der Innenstadt von Utrecht und verbindet den Stadtteil Oog in Al mit dem Neubauviertel Leidsche Rijn. Sie führt über den Amsterdam-Rheinkanal, eine der wichtigsten Binnenschifffahrtsrouten der Niederlande. Während Oog in Al ein ruhiges, grünes Wohnviertel aus den 30er Jahren ist, handelt es sich bei Leidsche Rijn, das jenseits des Kanals liegt, um das derzeit größte Neubaugebiet der Niederlande. Bis 2030 sollen dort auf einer Fläche von 2 500 ha insgesamt 100 000 Menschen wohnen – in einem Meer aus Reihenhäusern, unterbrochen von höherer Wohnbebauung entlang der Hauptstraßen. Um zu vermeiden, dass all diese Vorstadtbewohner mit dem Auto in die enge Innenstadt pendeln, bedurfte es einer neuen Fahrradverbindung über den Kanal. In Utrecht ist fahrradgerechte Planung ein großes Thema, denn wenngleich die Amsterdamer Fahrradkultur international viel bekannter ist, profiliert sich die viertgrößte Stadt des Landes gerne als Fahrradhauptstadt. Im »Copenhagenize Index 2017« belegt Utrecht den zweiten Platz – selbstverständlich hinter Kopenhagen, aber einen Platz vor Amsterdam. › 37