"Zukunft Banking": Best-of Swiss FinTech

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Zukunft Banking

BEST-OF SWISS FINTECH

Digitalisierung ist Chefsache Blockchain Elevator Pitch

DIE GROSSE INTERVIEWSERIE ÜBER DIE ZUKUNFT DES BANKINGS MIT  :

SEITE 12 – 13

Movers and Shakers SEITE 18 – 19

Hanspeter Rhyner CEO GLARNER KANTONALBANK

Martin Keller CEO FALCON PRIVATE BANK

Nicolas Durville CEO ZÜHLKE ENGINEERING

Günther Dobrauz PARTNER, LEADER PWC LEGAL

Jan Brzezek CEO CRYPTO FINANCE

Jürg Hunziker CEO AVALOQ GROUP

Enter the bright side of banking.


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02. Dezember 18 | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Zukunft Banking

Blockchain :

Impressum « ZUKUNFT BANKING » ist eine gemeinsame Branchen-Kampagne von Brand Relations und Netzmedien. Die Publikation erscheint als Sonderbund in der Sonntagszeitung am 2. Dezember 2018 und als Beilage der Netzwoche am 5. Dezember sowie online unter www.netzwoche.ch.

Revolutionäre Technologie zugunsten von uns Bürgerinnen und Bürgern

KONZEPT UND VERMARKTUNG Brand Relations Inhaberin Sarah Schlagenhauf Heinrichstrasse 239 | CH-8005 Zürich schlagenhauf @ brandrelations.ch VERLAG Netzmedien AG CEO & Verleger : Dr. Heinrich Meyer Heinrichstasse 235 | CH-8005 Zürich Tel. 044 355 63 63 | info @  netzmedien.ch Namhafte Beteiligungen nach Art. 322 Abs. 2 StGB  : Best of Swiss Web GmbH

Doris Fiala Nationalrätin, FDP Zürich; VR-Mandate bei Procivis AG, EHL Holding SA, HomeInstead AG, Woman in Blockchain

Z

u Unrecht reduzieren viele die revolutionäre Blockchain-Technologie auf « Krypto», « Krypto-Währungen», «  Krypto-Valley» oder gar «  KryptoNation». Auch wenn sich anfänglich diese Begriffe bei vielen Bürgerinnen und Bürgern im Gedächtnis verankert haben, so setzt sich heute die Erkenntnis durch, dass die Blockchain-Technologie alle Lebensbereiche direkt oder indirekt erfassen wird, beziehungsweise bereits erfasst hat. Chancen und Risiken werden öffentlich diskutiert  : Welche Auswirkungen auf den Finanzplatz sind zu erwarten ? Wird das Gesundheitswesen revolutioniert ? Ist die Industrie dank Blockchain die grosse Gewinnerin? Und nicht zuletzt : Was bedeuten Digitalisierung und Blockchain für unsere direkte Demokratie ? Gerade diese Frage weckt mein Interesse besonders. Blockchain verspricht Revolutionäres für Bürgerinnen und Bürger, für die direkte Demokratie und für den Staat. Das Vertrauen der Bevölkerung dürfte dank mehr Transparenz und sogenannter « traceability» – also Nachvollziehbarkeit und Nachweisbarkeit, mehr Sicherheit für uns alle bedeuten. Wer den neusten Bericht «  E-Government-Benchmark 2018  » liest, reibt sich allerdings die Augen: Die Schweiz bildet – zusammen mit Bulgarien und Rumänien – das Schlusslicht und ist längst nicht so fortschrittlich, wie wir es uns wünschen würden. Das sollte uns zu denken geben ! Es mutet fast peinlich an : E-Government und E-Democracy könnten ja speziell in unserer direkten Demokratie – also besonders für die

REDAKTION NETZWOCHE Marc Landis, Chefredaktor Elsbeth Bruderer, Redaktorin David Klier, Redaktor Oliver Schneider, Redaktor Fabian Vogt, Redaktor Tel. 044 355 63 36 | desk @ netzmedien.ch ART DIRECTION Xenia Palacios

Schweiz – eine grosse Chance bedeuten. Wir müssen die Generation der heute 18 -Jährigen – ich spreche nicht einmal von den eigentlichen, eben erst geborenen «  Digital Natives  » – vermehrt in unsere direkte Demokratie bewusst einbinden und abholen. Sie halten sich intensiv in sogenannten « Echoräumen » auf und müssen entsprechend digital angesprochen werden. Das wird eher durch die digitale Realität und ihrer Errungenschaften und nicht aufgrund traditioneller Medienberichte beziehungsweise dem althergebrachten Abstimmungsbüchlein gelingen. In der Schweiz hat bisher nur der Kanton Zug Blockchain-Identität und Blockchain-Abstimmungen ausprobiert. In Zug sind zudem viele Krypto-Projekte ansässig, und das Hauptthema lag im vergangenen Jahr sicher beim ICO-Hype. Fragezeichen rund um Spekulation und Nachhaltigkeit sind der Bevölkerung nicht zu verdenken. Vertrauen für E-Government zu gewinnen bedeutet, die Sicherheit zu verbessern und Transparenz zu leben. Dies wiederum hiesse, Blockchain zu bejahen, dank der nötigen Kompetenz des Staates. Das bedeutet aber auch, dass der Staat das Heft in puncto E-Identity nicht einfach an Private aus der Hand geben darf. Aus meiner Sicht ist es äusserst fragwürdig, die Kompetenz an die Post, Salt oder einen Grossverteiler wie Migros oder Coop zu delegieren. Freiheit bedeutet gerade auch in diesem Bereich, Verantwortung zu übernehmen und in Sicherheit zu investieren. Allenfalls verspricht das Motto «  langsamer = schneller » in diesem revolutionären Bereich langfristig mehr Erfolg.

KORREKTORAT Susanne Löbe TITELBILD-ILLUSTRATION Fabrice Spahn | www.fbrc.ch ONLINE-MANAGEMENT Julia Ostermann SONDERBUND ZUKUNFT BANKING Druckauflage: 185 000 Ex. Auflage Sonntagszeitung : WEMF-beglaubigt : 152 566 Ex. Auflage Netzwoche : WEMF-beglaubigt : 6927 Ex. ISSN 1424-2397 BILDQUELLEN Sofern nicht anders vermerkt, stammen die Bilder von den beschriebenen Unternehmen oder wurden von den interviewten Personen zur Verfügung gestellt. DRUCK DZZ Druckzentrum Zürich AG Bubenbergstrasse 1 | 8021 Zürich Alle Inhalte erstellte die Fachredaktion der Netzwoche für die beschriebenen Unternehmen. Die Inhalte von Unternehmensbeiträgen, Interviews und Gastbeiträgen geben die Meinung der beschriebenen Unternehmen wieder. Die Redaktion ist für die Richtigkeit der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche Haftung liegt bei den beschriebenen Unternehmen. © 2018 BRAND RELATIONS & NETZMEDIEN AG Die Wiedergabe von Artikeln, Bildern und Inseraten, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, ist nur mit Genehmigung von Brand Relations, Inhaberin Sarah Schlagenhauf, und der Netzmedien AG erlaubt.

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netzwoche.ch/ZukunftBanking | 02. Dezember 18

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Zukunft Banking

Digitalisierung ist Chefsache

« Eine börsenkotierte Kantonalbank mit Wachstumsfantasie ist schon eher die Ausnahme » Die Glarner Kantonalbank ist eine Vorreiterin bei der Digitalisierung im Finanzumfeld und gilt als eine der digitalsten Banken der Schweiz. Aber für den GLKB-CEO ist Digitalisierung vor allem Mittel zum Zweck. Hanspeter Rhyner im Gespräch. Interview : Marc Landis

Die GLKB hat unlängst den Titel als digitalste Bank der Schweiz an die Hypothekarbank Lenzburg abgegeben. Wie konnte das passieren? Hanspeter Rhyner  : (  Lacht  ) Ja, das stimmt. Diese ‹ Auszeichnung› verlieh ja die Online-Newsplattform finews.ch jeweils. Nun haben sie sie der Hypi Lenzburg verliehen. Und ja, Marianne Wildi ( sie ist CEO der Hypothekarbank Lenzburg, Anm. d. Red. ) macht es sehr gut. Wir haben nie eine Initiative lanciert, um einen Titel zu gewinnen oder eine Auszeichnung zu erhalten, sondern um unseren Kunden neue, einfache Zugänge zu unserer Bank zu ermöglichen und durch moderne digitale Prozesse auch neues Wachstum zu erzielen. Wie haben Sie mit der Digitalisierung angefangen? Angefangen haben wir vor sechs Jahren mit dem Hypomaten, der als digitales Produkt damals einzigartig und auch der Startschuss für unsere Digitalisierungsstrategie war. Der Hypomat brachte uns auch viel mediale Aufmerksamkeit und führte dazu, dass wir überhaupt erst als digitale Bank wahrgenommen wurden. Mit dem Hypomaten können Kunden einfach online in maximal 30 Minuten verbindlich eine Hypothek abschliessen. Der Hypomat war damals eine Revolution und es ist auch heute noch praktisch einzigartig, dass der Kunde seinen Kreditentscheid in Echtzeit auf der Plattform erhält. Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, den Hypomaten zu entwickeln? 2010 ist uns klar geworden, dass die Margen im Hypothekengeschäft aufgrund der Niedrigzinsen erodieren werden. Und da wir unser Geld zu 70 Prozent in diesem Geschäftsfeld erwirtschafteten, war klar, dass wir etwas tun mussten, um weiterhin erfolgreich geschäften zu können. Sie wollten also wachsen ? Ja. Mit einem Marktanteil von weit mehr als 50  Prozent in praktisch allen Geschäftsbereichen, sind unsere Wachstumsmöglichkeiten im Heimmarkt beschränkt. Also war für uns klar, dass wir neue Märkte erschliessen mussten. Aber wie ? Mit einer Filiale in Zürich ? Das haben unsere Vorgänger schon einmal versucht und sich eine blutige Nase geholt. Oder mit einer Preisdumping-Strategie ? Dafür sind wir zu klein und sie ist ökonomisch nicht sinnvoll. Eine Idee war dann eben, Hypotheken im Internet anzubieten. Wir wollten damit auch unser Ausleihungs-Portefeuille diversifizieren. Mit hypomat.ch haben wir es geschafft, unser Volumen und die Erträge massiv zu steigern und gleichzeitig die Risiken zu reduzieren. Wir haben über diesen Kanal mehr als 800 Millionen Franken Netto-Neugeld generiert – mit zwei Mitarbeitern wohlgemerkt. Gab es keinen Widerstand von den Mitarbeitern gegen die digitale Konkurrenz ? Doch. Am Anfang hatten insbesondere die Privatkundenberater in der Filiale das Gefühl, dass der Hypomat eine Konkurrenz für sie sei. Sie hatten

allem Mittel zum Zweck. Es ist für die Bank eine Möglichkeit, zu differenzieren, die Geschäftstätigkeit und die Cashflows breiter abzustützen und weniger empfindlich für Konjunkturausschläge zu machen. Wir können auch als kleine regionale Bank mit digitalen Produkten Nischen ausnutzen und in unserem Fall unser Hypotheken-Know-how rentabilisieren. Das wäre ohne Digitalisierung nicht denkbar gewesen.

Angst, dass sie einen Kunden verlieren, weil dieser zum Hypomaten gehen könnte und dort seine Hypothek abschliesst statt beim Menschen in der Filiale. Während der Entwicklung der Geschäftsidee ‹Onlinehypothek› war von Anfang an die Kannibalisierung ein Riesenthema. Mit dem Argument der Kannibalisierung killen Sie jedes Innovationsprojekt. Also haben wir gerechnet und kamen zum Schluss, dass wir etwa 10 Prozent des Geschäftes kannibalisieren würden. Deshalb haben wir die Ziele unserer Berater angepasst, wenn ein Kunde tatsächlich zum Hypomaten absprang. Danach war das Thema für unsere Berater erledigt. Denn ihnen ist natürlich auch klar, dass es für die Bank besser ist, wenn der Kunde zum Hypomaten abspringt statt zu einer anderen Bank. Wie ging es nach dem Hypomaten weiter? 2014 folgte der Kontomat. Hier war die Innovation, dass man online ein Konto eröffnen kann und dass man eine feste und eine variable Zinstranche auf demselben Konto haben konnte. Im gleichen Jahr kamen wir mit dem Risikomaten, bei dem die Nutzer nach dem Beantworten von drei Gesundheitsfragen online eine Todesfallversicherung abschliessen können. Ein weiteres Highlight bei unseren ‹ -Omaten› ist sicher der Investomat – ein Robo-Advisor, mit dem Kunden auf spielerische Art und Weise ihr Risikoprofil definieren können. Nach der Eingabe des beabsichtigten Investitionsbetrages stellt der Investomat ein Anlage-Portfolio zusammen, das die Kunden nach ihren Vorstellungen und Wünschen anpassen können. Mit Gebühren von nur 0,6 Prozent all-in ist das zudem nicht nur eine einfache, sondern auch eine sehr kostengünstige Art zu investieren. Mit dem Investomaten war unsere Omaten-Familie vorerst komplett. Und das waren auch die bis 2015 wichtigsten gegen aussen sichtbaren Meilensteine unserer Digitalisierungsstrategie.

«  Wir haben mit dem Hypomaten mehr als 800 Mio. Franken Neugeld generiert.   » Es gibt heute verschiedenste Anbieter und Plattformen für OnlineHypotheken, die GLKB war also auch Pionier und Wegbereiter für Mitbewerber ... Ja, heute gibt es Online-Hypotheken zuhauf. Aber oft steckt hinter den Plattformen keine Intelligenz, oder wie bei uns ein Entscheid in Echtzeit, sondern einfach nur eine Eingabemaske. Für uns war der nächste Schritt nach der Lancierung, dass wir die Hypomat-Technologie auch an andere Banken lizenzieren und für sie betreiben und hosten, wie etwa für die Freiburger Kantonalbank. Auch den Investomaten haben wir lizenziert, etwa an Moneypark, die darauf einen Sparplan anbieten.

Hat sich die Digitalisierung für die GLKB gelohnt ? Ganz klar. Der Börsengang 2015 wäre ohne unsere Wachstumsstory nicht möglich gewesen. Auch heute noch empfiehlt die Zürcher Kantonalbank Anlegern die GLKB-Aktien mit « Übergewichten ». Eine Kantonalbank mit Wachstumsfantasie an der Börse ist schon eher die Ausnahme ... Es gibt wohl auch kaum eine Geschäftsleitung oder hochkarätige Delegation einer Kantonalbank, die nicht hier bei uns gewesen wäre, um sich anzusehen, was wir hier tun. Das ist schon spannend. Wenn man bedenkt, dass wir am Anfang belächelt wurden ... Einige sagten mir den sicheren Tod voraus. Aber das ist Anerkennung gewichen.

Hanspeter Rhyner, CEO, Glarner Kantonalbank

Auch Ihre Kreditfabrik lizenzieren Sie an Dritte. Wie muss man sich das genau vorstellen ? Man spricht ja im Zusammenhang mit der Digitalisierung immer auch vom Aufbrechen der Wertschöpfungskette. Diese ist im Hypothekar- bzw. im Finanzierungsgeschäft bereits in vollem Gang. Mit unserer Ausgangslage haben wir ja eigentlich eine ganze Fabrik zur Verfügung. Wir nennen sie Kreditfabrik. Mit ihr ermöglichen wir anderen Finanzintermediären den Einstieg ins Finanzierungsgeschäft, ohne dass diese eigenes Fachpersonal aufbauen müssen. Dabei übernehmen wir die Verarbeitung und Verwaltung von Hypotheken und gewährleisten eine effiziente und standardisierte Abwicklung. Pax und die Migros-Pensionskasse etwa und auch andere Banken gehören zu unseren Kreditfabrik-Kunden. Sie arbeiten mit dem Kernbankensystem der Softwareherstellerin Finnova. Wie muss man sich Ihre Zusammenarbeit mit dem Unternehmen vorstellen? Partnerschaftlich. Wir haben etwa gemeinsam mit Finnova das Modul Finnova Loan Advisory entwickelt. Die Loan-Advisory-Lösung wird als neues, praxisnahes Kreditmodul in Koexistenz zur bestehenden Lösung in die Finnova-Banking-Software integriert. Das Produkt umfasst den gesamten Kreditprozess von der Kundenberatung über die Bewilligung bis hin zu den nachgelagerten Verarbeitungsprozessen. Die neue Beratungslösung läuft bei uns im Pilotbetrieb und richtet sich sowohl an Finnova-Banken als auch an Banken, die eine andere Kernbankenlösung im Einsatz haben.

Wie hat sich die GLKB bei der Entwicklung der Loan Advisory mit eingebracht ? Finnovas Kernkompetenz ist es, Software für Banken zu entwickeln. Wir brachten vor allem unser BusinessKnow-how mit ein. Das ist auch sonst unser Vorgehen, wenn wir ein neues Produkt entwickeln. Wir schreiben die Storyboards und definieren unsere Anforderungen im Detail. Dann gehen wir damit zu einem geeigneten Softwarehaus, das die Lösung für uns entwickelt. Im Fall unserer « Omaten » war das die Inventage AG in Zürich. Diese Partnerschaft funktioniert seit 2012 sehr gut und wir haben nur die besten Erfahrungen mit ihnen gemacht. Welche Art von Partnerschaften sind für die GLKB sonst noch wichtig ? Nun, wir haben gemeinsam mit der Valora das Konsumkreditportal Bob-Money entwickelt. Das ist ein Beispiel für eine Zusammenarbeit mit einer Nicht-Bank, die gemeinsam mit uns ein Bank-Angebot im Markt lanciert hat. Wir überlegen uns immer wieder, welche Partnerschaften wir eingehen können. Es müssen nicht immer Finanzfirmen sein. Mit branchenfremden Unternehmen wie etwa einem Retailer gibt es einen spannenden Austausch, bei dem es möglich ist, sich gegenseitig mit neuen Ideen zu befruchten. Die denken ganz anders als wir Banker und das ist sehr inspirierend. Sie gelten als Kopf hinter der Digitalisierungsstrategie der GLKB. Warum ist Digitalisierung für Sie so ein wichtiges Thema ? Die Digitalisierung ist für mich vor

Wie geht es weiter bei der Glarner Kantonalbank ? Wir machen auf jeden Fall weiter mit unserer dualen Strategie « digital und persönlich ». Wir setzen also weiterhin auf unsere Online- und Offlinekanäle. Wir wollen auch weitere Digitalisierungsinitiativen entwickeln, um unser Geschäft zu diversifizieren und zu wachsen. Immer wichtiger ist auch unser B2B-Geschäft, in dem wir die Lizenzen für unsere Omaten bündeln, oder die Kreditfabrik, mit der wir alle Services im Kreditgeschäft Dritten anbieten. Grundsätzlich bleiben wir aber die Bank der Glarnerinnen und Glarner. Hier ist unser Hauptmarkt, von hier kommen wir, hier sind wir zuhause.

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

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sich selbst ?

die Finanzbranche ?

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die Schweiz ?

GLKB ?

Über Glarner Kantonalbank  Die Glarner Kantonalbank mit Sitz in Glarus ist die Kantonalbank des Kantons Glarus. Sie wurde 1884 gegründet und ist in Form einer spezialgesetzlichen Aktiengesellschaft organisiert. Die Bank verfügt im Kanton über sechs Geschäftsstellen und beschäftigt insgesamt rund 220 Mitarbeitende. Per 30. September 2018 verfügte die Glarner Kantonalbank über eine Bilanzsumme von rund 6,00 Milliarden Schweizer Franken. Im Juni 2014 ging die Bank als spezialgesetzliche Aktiengesellschaft an die Schweizer Börse. ( Quelle: Glarner Kantonalbank )


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02. Dezember 18 | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Zukunft Banking

Banking Innovation

In der Digital Factory entwickelt die UBS die Bank der Zukunft In der Digital Factory arbeitet die Grossbank UBS am Digital Banking von morgen. Um neue Produkte noch schneller zur Marktreife zu bringen, werden hier mit agilen Arbeitsmethoden sogenannte «Minimal Viable Products» entwickelt – insbesondere auch für KMUs. Autor: Marc Landis

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it dem Siegeszug von Smartphones und der rasanten Entwicklung von Onlinediensten haben sich die Kundenbedürfnisse verändert. Heutzutage gestalten nicht nur die Digital Natives und Millennials ihr Leben digital, sondern auch die älteren Generationen erkennen und schätzen den Wert von digitalen Produkten und Dienstleistungen. Sie erwarten von Handel und Wirtschaft je länger je mehr Services, die vom Anfang bis zum Schluss digitalisiert sind, sogenannte End-to-End-Lösungen. Dieses Umdenken auf Kundenseite wird durch Anbieter wie Amazon und Zalando befeuert. Sie machen vor, wie man Kunden so zufriedenstellt, dass sie « vor Glück schreien », wie es etwa Zalando versprach. Die Kunden erwarten ein möglichst einfaches und unkompliziertes digitales Einkaufserlebnis, und dies überträgt sich zwangsläufig auch auf andere Bereiche ausserhalb des Onlineshoppings. So wollen Kundinnen und Kunden auch mit ihrer Hausbank möglichst unkompliziert und intuitiv in Kontakt treten. Aber Kunde etwa von Zalando zu werden, ist viel einfacher, als Kunde einer Bank zu werden. Warum ? Finma-Vorschriften im Zusammenhang mit KYC ( know your customer ) und AML (  anti money laundering  ) hinderten Banken bis vor Kurzem daran, etwa den Prozess der Kontoeröffnung zu digitalisieren. In der analogen Welt bedeutete eine Kontoeröffnung, einen halben Tag freizunehmen, um in die Geschäftsstelle zu gehen, dort verschiedene Papiere zu unterschreiben und dann drei Wochen zu warten, bis man Karten und PIN erhält. Das grosse Potenzial der digitalen Kontoeröffnung erkannte UBS bereits früh und lancierte 2016 als erste Bank im Schweizer Markt eine Videoidentifikationslösung, kurz nachdem die Finma die entsprechenden Grundla-

gen dafür geschaffen hatte. Heute geht die Kontoeröffnung bei der UBS so : App herunterladen, Videoidentifikation am Mobiltelefon durchführen – völlig papierlos – und nach vier Tagen hat man Passwörter, Konten und Karten. Ab dem ersten Quartal 2019 dürfte der Vorgang mit der neuen elektronischen Identität noch schneller gehen.

« In der Digital Factory bauen rund 500 Mitarbeitende direkt nutzbare, auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Produkte und Lösungen, die schnell im Markt lanciert werden. »

Digital Factory als elementares Gefäss für Innovation Diese und weitere digitale Innovationen entstehen bei der UBS in der sogenannten Digital Factory, einer Art kreativem Co-Working Space. In diesem Raum für digitale Innovation am Zürcher Paradeplatz und in Zürich-Altstetten entwickelt die Bank in interdisziplinären Teams digitale Banklösungen von heute und morgen. Im Gegensatz zu Think Tanks und Labors bauen die aktuell rund 500 Mitarbeitenden in der Factory konkrete, nutzbare Produkte und Lösungen, die schnell im Markt lanciert werden und auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind. In der Factory entwickeln die Mitarbeitenden aber nicht alles selbst. Im Falle der Videoidentifikationslösung setzt UBS auf eine Kooperation mit einem Start-up, das führend ist in dieser Technologie.

« Minimal Viable Products » und agile Entwicklung UBS setzt bei der Entwicklung in der Digital Factory auf agile Arbeitsmethoden und entwickelt in einem ersten Schritt hin zur Marktreife sogenannte «Minimum Viable Products», also Piloten mit beschränktem Funktionsumfang, die in Tests mit Kunden erprobt werden. So können die Kundenbedürfnisse noch genauer ermittelt werden. Dieses Vorgehen wählt UBS, weil die Integration neuer digitaler Produkte in die Prozess- und IT-Architektur für eine grosse, gewachsene Organisation wie UBS aufwändig ist. Die Integration ins Back-End beträgt typischerweise rund 80 Prozent des Entwicklungsaufwands, während die Entwicklung des Front-Ends nur mit 20 Prozent zu Buche schlägt. Im Gegensatz zu Start-ups, die quasi « auf der grünen Wiese » entwickeln können, gibt es bei etablierten Organisationen eine bestehende, komplexe IT-Infrastruktur. Die Mitarbeitenden sind also gefordert, den laufenden Betrieb sicherzustellen und gleichzeitig neue digitale Prozesse zu etablieren. Diese Art zu arbeiten erfordert von den Mitarbeitenden auch eine neue Weise der Zusammenarbeit. In der Digital Factory arbeiten Fachleute aus unterschiedlichsten Bereichen in interdisziplinären Projekt-Teams zusammen. Im April 2019 bezieht die Digital Factory neue Räumlichkeiten im trendigen Kreis 5 in Zürich und ist dort in bester Gesellschaft von Start-ups und Kreativ-Firmen. Die Arbeitsplätze am neuen Standort sind optimal auf die agile Arbeitsweise in der Digital Factory ausgerichtet. Digitalisierung und Technologie sind wichtige Prioritäten, und UBS investiert viel in die Entwicklung neuer Produkte, in die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden und die kontinuierliche Erweiterung des Know-hows. Man darf gespannt sein, welche weiteren Entwicklungen die Digital Factory hervorbringt.

Bilder: UBS

UBS Digital Business für KMUs auf einen Blick :   E-Banking und Mobile Banking  Schnell, einfach und 7x24 Stunden Support   SumUp  macht das Smartphone zum Kartenzahlterminal   E-Commerce EASY  Kreditkartenzahlungen im Webshop akzeptieren   Spesenmanagement  Geschäftsausgaben mit Firmenkreditkarten tätigen   Access App  Sicheres Log-in leicht gemacht   Buchhaltung verknüpft mit E-Banking  Buchhaltung leicht gemacht   Liquidity Cockpit  Liquiditätsplanung direkt im E-Banking   KMU Kredit Online  In 15 Minuten bis 500 000 Franken Finanzierung online beantragen   Videogespräch  Die persönliche Identifikation einfach via App erledigen ubs.com/DigitalBusiness

UBS Digital Business für kleine Unternehmen Kleine Unternehmen haben oft wenig Zeit für Administration und die Erledigung ihres Bankgeschäfts. Stattdessen konzentrieren sie sich lieber auf ihr Kerngeschäft. Eine Bank muss deshalb alles daransetzen, ihre Lösungen so einfach und nützlich wie möglich für den User zu gestalten. In der Digital Factory arbeitet UBS deshalb auch an neuen digitalen Angeboten für KMUs. Der Nutzen liegt aber nicht allein im Angebot vieler innovativer Lösungen, sondern die Systeme müssen gleichzeitig den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen. Nützliche Tools Mit UBS Digital Business können kleine Unternehmen von einem Bankpaket mit vielen nützlichen Tools profitieren. E- und Mobile Banking gehören inzwischen zum Standardangebot von Banken. Das breite Angebot nützlicher Funktionalitäten macht jedoch den Unterschied bei UBS. KMUs unterschätzen oft das Risikopotenzial, das von Cyberkriminalität ausgeht. Sie werden immer häufiger Opfer gezielter Attacken. Gut also, wenn die Bank darüber aufklärt, wie man das individuelle Gefahrenpotenzial eruieren und sich wirksam schützen kann. Für Unternehmer ist es wichtig, immer genügend liquide zu sein, um Löhne von Mitarbeitenden und Rechnungen zahlen oder geplante Investitionen tätigen zu können. Mit UBS E-Banking ist nicht nur eine vorausschauende Liquiditätsplanung auf ein Jahr möglich, sondern dank Schnittstellen zur Buchhaltungssoftware spart der automatische Datenabgleich

enorm viel Zeit und Nerven. Und wenn gerade mal die Mittel fehlen, kann in einem erleichterten Verfahren ein Kredit von bis zu 500 000 Franken online beantragt werden, der innert zwei Tagen beantwortet wird. Je nach Geschäftsmodell einer Firma werden unterschiedliche Bezahlsysteme benötigt. Sei es für den Webshop, sei es im Einzelhandel – integrierte Lösungen mit anderen Anbietern erlauben die Annahme der gängigsten Zahlungsmittel. Vereinfachte Kontoeröffnung Neukunden profitieren von Anfang an dank einer stark vereinfachten Kontoeröffnung. In wenigen Minuten können die wesentlichen Angaben bequem online erfasst und ein individuelles Bankpaket zusammengestellt werden. Die Dokumente werden innert wenigen Tagen zwar immer noch physisch zur Unterschrift zugeschickt, aber die Identifikation erfolgt ganz einfach mittels Videokonferenz. Der grosse Vorteil: Der Unternehmer muss für die Kontoeröffnung keine Bankfiliale mehr aufsuchen – auch da bleibt mehr Zeit fürs Tagesgeschäft. Bei aller Vereinfachung und Automatisierung dank neuer Technologien – manchmal braucht man einfach einen Menschen, der bei einem ganz konkreten Anliegen weiterhilft. UBS bietet Beratung und Support rund um die Uhr. Dies sind nur einige praktische Vorteile von UBS Digital Business. Das Angebot wird auch in Zukunft kontinuierlich erweitert, damit KMUs vom umfassenden Know-how und der gebündelten Erfahrung einer Universalbank profitieren können.


netzwoche.ch/ZukunftBanking | 02. Dezember 18

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Zukunft Banking

Digitalisierung ist Chefsache

« Wir verschmelzen Tradition mit Innovation und gestalten das Private Banking der Zukunft » Die Falcon Private Bank wagt unter CEO Martin Keller den Neustart. Mit einer ambitionierten Wachstumsstrategie, einer neuen Crew und einem Ausbau des Advisory- und Blockchain-Angebots will Keller den Turnaround schaffen. Interview: Marc Landis Redaktion: Fabian Vogt

Was haben Sie für ein Jahr als CEO hinter sich? Martin Keller: Ein spannendes Jahr, aber auch ein aufwühlendes. Seit dem Wechsel von Walter Berchtold zu mir im Herbst 2017 ist einiges passiert. Wir haben viel Zeit in die Ausarbeitung einer neuen Strategie investiert. Dafür haben wir sämtliche Stakeholder involviert und uns gefragt, wo wir eigentlich hinwollen. Die Geschäftsleitung hat gemeinsam mit dem Shareholder und dem Verwaltungsrat einen detaillierten Plan für die nächsten Jahre ausgearbeitet. Das klingt nach einem aufwändigen Prozess. Ja, aber das war nötig. Es war auch eine Art Bereinigungsprozess, den es brauchte, um die Themen der Vergangenheit zu verarbeiten. Besonders beim Aktionär musste Klarheit geschaffen werden, damit sich gewisse Dinge nicht mehr wiederholen. Vor rund zwei Monaten ist uns eine Punktlandung gelungen und nun setzen wir den klar definierten Plan um. Was hat sich im operativen Bereich getan? Wir haben uns auf der digitalen AssetManagement-Seite weiterentwickelt. Im Krypto-Bereich sind wir führend und differenzieren uns klar von der Konkurrenz. Im technologischen und operativen Bereich haben wir sehr viel erreicht und können nächstes Jahr anfangen, Lösungen zu implementieren, die auf dem Kerngeschäft aufbauen und unseren Kunden direkten Zusatznutzen bringen. Sind Sie auf Kurs oder so weit, wie Sie sein wollten? Wir sind auf Kurs. Die Strategiefindung hätte für mich etwas schneller gehen können, was hauptsächlich an meiner intrinsischen Unruhe liegt. Aber das war nicht realistisch, wenn man sieht, welche Dimension die Entscheide hatten, die wir fällen mussten. Unter anderem haben wir den Sommer genutzt, um mit Unterstützung einer Beratungsfirma an jeder Stellschraube zu drehen, sämtliche Kosten, Ertragstreiber und alle strategischen Optionen auszuloten. Wir wollten herausfinden, welche Chancen wir mit der Bank haben und eine passende Strategie definieren ; das braucht einfach Zeit. Wie sieht die Neupositionierung der Bank nun aus ? Falcon bleibt auch in Zukunft eine agile und unternehmerische Private-Banking-Boutique. Wir verschmelzen Tradition mit Innovation und gestalten das Private Banking der Zukunft. Es gilt, Trends frühzeitig zu erkennen und unsere marktführende Kompetenz bei der Verwaltung digitaler Vermögenswerte weiter auszubauen. Und wie kommen Sie dorthin ? Unser Plan basiert auf drei Säulen. Erstens schauen wir die gesamte operative Plattform an : Wo haben wir Optimierungspotenzial, welche Kosten können und müssen reduziert werden  ? Zweitens fokussieren wir auf Kernmärkte und der dritte und wichtigste Punkt ist eine Reihe von Wachstumsinitiativen, die wir aktuell implementieren.

Werden diese Initiativen hauptsächlich interne oder externe Bereiche betreffen? Die Wachstumsstrategie geschieht in erster Linie an der Kundenfront. Wir sind daran, zusätzliche Relationship Manager zu rekrutieren, um an der Front auszubauen. Parallel dazu soll die Beratung zunehmend digital unterstützt werden. Ausserdem fahren wir einen Multi-Custody-Ansatz und erweitern unser Krypto-Angebot. Ein weiterer Bereich ist der Aktionär, der unheimlich viele Ressourcen hat, die wir nutzen wollen. Sei das zum Beispiel in Form von Co-Investments mit unseren Kunden und unserem Eigentümer Mubadala. Oder indem wir Synergien im Direktkundengeschäft nutzen oder mit anderen Banken, bei denen wir als eine Art « Wealth Management Boutique of Choice » auftreten können.

somit gegen Hacker-Angriffe geschützt ist. Die Prozesse beinhalten mehrfache unabhängige Kontrollen, die das Risiko einer unerlaubten Transaktion reduzieren. Gewisse Schritte können nur von mehreren Personen gemeinsam durchgeführt werden - Stichwort: Multi-Signature. Weshalb arbeiten Sie bei der Falcon Bank ? Sie hatten sich ja aus Ihrer operativen Tätigkeit zurückgezogen und waren hauptsächlich noch in Verwaltungsräten tätig. Mich hat die Herausforderung interessiert, unternehmerisch und intellektuell etwas zu übernehmen, das eine schwierige Vergangenheit hat. Und Falcon nachhaltig erfolgreich zu machen. Das haben alle Mitarbeitenden und die Kunden verdient, die uns auch in schwierigen Zeiten die Treue hielten. Dabei trifft man natürlich auf Schwierigkeiten in der Umsetzung, was unter anderem kulturbedingt ist. Das ist nicht immer nur eine ‹ lässige› Aufgabe.

Wie sieht die Roadmap für die nächsten zwölf Monate aus ? Dieses Jahr war und auch 2019 wird ein Transformationsjahr. Da werden wir operative Themen auf Kosten-, Ertrags- und Investitionsseite angehen, was wir teilweise dieses Jahr bereits begonnen haben. Zudem haben wir seit September einen neuen CFO, einen neuen COO und einen neuen Head of HR. Wie sehen Ihre Pläne in der Beratung aus? Hier kommt der erwähnte Multi-Custody-Ansatz zum Tragen. Unabhängig davon, bei welcher Bank der Kunde sein Geld gebucht hat, wollen wir ihm unsere umfassende Beratung, mit einer konsolidierten Vermögensabbildung, anbieten.

« Wir haben uns digitale Kompetenz erarbeitet, während viele Banken gegenüber dem Thema ‹Digital Assets› Ablehnung zeigten. »

Sie verfolgen demnach einen klaren Plattformgedanken. Genau. Wir wollen eine Bank bleiben, gleichzeitig aber auch als unabhängiger Asset Manager agieren und die besten Komponenten in einer Banking-Plattform zusammenbringen. Das Beste aus zwei Welten sozusagen. Eine Welt, in die auch die Investition in Krypto-Währungen hineingehört, wie Sie vorhin sagten. Wie lief das an ? Wir sind gut gestartet. Falcon war die erste Privatbank, die das Thema anging und ihren Kunden entsprechende Dienstleistungen anbot. Wir glauben an die Technologie und diese – nennen wir sie mal Technologie-Anlageklasse. Wir bearbeiten das Thema auch, weil wir innovativer sein wollen, sein müssen, als unsere grösseren Konkurrenten. Die Resonanz ist bisher sehr positiv.

Apropos Aufgaben : Was steht als Nächstes an ? Die Kostenoptimierungen umsetzen, das Geschäftsmodell optimieren und vor allem im Wachstumsbereich all die Dutzenden Initiativen zum Laufen zu bringen. Wie gesagt, 2019 soll ein Umbaujahr werden, ab 2020 / 2021 wollen wir die Früchte unseres Erfolgs ernten. Martin Keller, CEO, Falcon Private Bank

Welche Anlagemöglichkeiten schaffen Sie konkret im Bereich KryptoWährungen? Stellen Sie Portfolios für die Kunden zusammen ? Wir bieten den Kunden einen einfachen Zugang zur Aufbewahrung und zum Handel von Krypto-Währungen. Je nach Risikoprofil können die Kunden ihr Portfolio mit einem kleinen Anteil dieser Anlageklasse diversifizieren. Investitions- oder Fondsprodukte gibt es bei uns keine, aber wir bauen unser Krypto-Angebot weiter aus. Sie arbeiten dafür unter anderem mit Bitcoin Suisse zusammen, können Sie mehr darüber erzählen? Das ist vor allem eine funktional getriebene Zusammenarbeit. Bitcoin Suisse macht die Umwandlung von Krypto-Währungen in Fiat-Geld und umgekehrt. Wir kümmern uns um das gesamte Reporting und die Aufbewahrung. Als erste und bisher einzige Bank haben wir einen Prozess implementiert – der übrigens vom Wirtschaftsprüfer abgesegnet ist –, um die im Krypto-Bereich gemachten Vermögen unter gewissen Bedingungen annehmen zu können. Sind Initial Coin Offerings für Falcon ein Thema? Ja, das ist ein wichtiger Teil der Strategie im Krypto-Bereich. Aber da müssen wir mit Partnern extrem selektiv abklären, welche ICOs unterstützt werden sollen. ICO und Krypto sind Hochrisikogeschäfte. Haben Sie keine Angst, sich die Finger zu verbrennen ? Mit unserer Vergangenheit können wir

uns das nicht erlauben. Wir haben uns eine Kompetenz erarbeitet, während viele Banken gegenüber dem Thema Digital Assets Ablehnung zeigten. Solche Geschäfte machen bisher auch kaum andere Banken ( nur die Hypothekarbank Lenzburg und die Bank Frick bieten auch Krypto-Geschäfte an, Anm. d. Red. ). Wie können Sie diese Angaben bekommen? Interessant ist ja, dass gerade die Blockchain dafür gemacht ist, die gesamte KYC-Kette ( know your customer, eine Legitimitätsprüfung, Anm. d. Red. ), zu durchleuchten. Wir arbeiten dafür mit unseren eigenen Ressourcen sowie spezialisierten Partnern, die international tätig sind. Zudem stimmen wir uns laufend mit unserem Revisor und der Finma ab. Wir fühlen uns kompetent genug und dringen nur in Gebiete vor, die wir verstehen. Zudem haben wir kein Marktrisiko an Krypto-Währungen. Wir betreiben weder Eigenhandel noch haben wir eine Verantwortung im Beratungsbereich. Trotzdem haben Sie Risiken erwähnt. Welche bleiben? Möglicherweise Reputationsrisiken, wenn entweder wir oder der Kunde gehackt würden. Wie garantieren Sie, dass das nicht passiert? Falcon betreibt seit Sommer 2017 eine eigene Custody-Lösung für KryptoWährungen. Diese wurde vom Auditor geprüft und nutzt eine mehrfach geschützte « Cold-Storage-Lösung », die nicht mit dem Internet verbunden und

Wie sieht Ihr eigener Zeithorizont bei der Falcon Private Bank aus? Mein Engagement dauert mindestens fünf Jahre, darüber hinaus kann ich noch nichts sagen. Das Letzte, was diese Bank nach all den Phasen der Unsicherheit brauchen kann, ist weitere Instabilität. Meine Ambitionen sind klipp und klar, dass ich der Bank zurück zum Erfolg verhelfen will und mich dann in vielen Jahren auf meine VR-Mandate zurückziehen kann. Dieser CEO-Posten wäre dann der Höhepunkt Ihrer Karriere gewesen. Ich hoffe, dass das so kommen wird.

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

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sich selbst ?

die Finanzbranche ?

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die Schweiz ?

Falcon Private Bank ?

Über Falcon Private Bank Falcon Private Bank verfügt über mehr als 50 Jahre Erfahrung im Private Banking und bietet eine umfassende Vermögensverwaltung mit Krypto-Fokus an. Falcon hat den Hauptsitz in Zürich sowie Niederlassungen in Dubai, London und Luxemburg. (Quelle: Falcon Private Bank)


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Zukunft Banking

02. Dezember 18 | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Blockchain

Blockchain : viel mehr als nur Bitcoin & Co. Im Wettrennen um Kunden müssen sich die Banken fitrüsten für die Zukunft. Welche Rolle spielt hier die Blockchain-Technologie ? Wird sie Banken a ­ usschalten ? Fraglos wird sie das Banking fundamental verändern. Im Zentrum stehen neue Services zum Registrieren, Aufbewahren und Übertragen von digitalem Eigentum. Autorin & Interview: Elsbeth Bruderer

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ia Smartphone in Echtzeit Geld überweisen ? Das ist in Japan seit Kurzem möglich – gratis. Dank einer mobilen Banking- und Payment-App. Vorbei sind die Tage, als der Service teuer war und der Empfänger Tage warten musste, bis er sein Geld erhielt. Blockchain macht’s möglich ! Blockchain hilft auch Handelsfirmen : Sie verschlankt den Bearbeitungsprozess für die Ein- und Ausfuhr von Produkten in der Schweiz und in Europa. Und zwar von zwei Wochen auf 48 Stunden. Das spart auch Kosten. Dahinter steckt die Lösung « we.trade» einer Schweizer Grossbank. Blockchain verknüpft Beteiligte ohne Umwege Blockchain-Anwendungen sind vielfältig. Und das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. In den kommenden Monaten und Jahren ist mit unzähligen neuen Anwendungen zu rechnen – gerade für Unternehmen. Nehmen wir das Beispiel eines KMUs, das Kapital beschaffen will. In der analogen Welt ist dies mit zahlreichen Formalitäten verbunden. Es ist kompliziert, ineffizient und teuer. Werden Herausgabe sowie Transfer von Kapital – und damit Eigentum – hingegen digitalisiert, gestaltet sich der Prozess deutlich einfacher, effizienter und sicherer. Die dieses Jahr gegründete daura AG wird ab 2019 die Übertragung von Schweizer Aktien und deren Registrierung auf der Blockchain ermöglichen. Damit erhält jedes Unternehmen auch ohne teures Börsen-Listing Zugang zum Kapitalmarkt. Denn das Konzept basiert auf einem Marktplatz, der Unternehmen und Investoren direkt miteinander verknüpft. Die Blockchain-Technologie hat hier zwei wichtige Funktionen: Einerseits dient sie als dezentrale, sichere Datenbank. Andererseits erlaubt sie, Eigentums-

das Banking seit Jahrhunderten ausmacht: die Pflege der Kundenkontakte und das Erfüllen von deren Bedürfnissen. Dabei werden sie im Hintergrund von neutralen Service- und Technologie-Anbietern entlastet. Auch für den Wirtschaftsstandort Schweiz bietet die Blockchain grosse Chancen. Denn Blockchain-basierte Börsen stehen in den Startlöchern. Damit werden sich die mit einem Börsengang verbundenen Kosten nochmals deutlich reduzieren – um rund 50 bis 80 Prozent am Standort Schweiz. Bessere Leistungen zu tieferen Preisen, das dient auch der Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes  !

Blockchain kurz erklärt Für Banken bietet die Blockchain-Technologie immenses Potenzial.

geheimnis und krypto-freundlichen Regulationen auftrumpfen. Denn gefragt sind sichere und benutzerfreundliche Lösungen, die kompatibel mit Finanzmarktregulierungen sind. Digitale Tresore zur sicheren Unterschieden wird dabei zwischen Speicherung von Crypto-Assets sogenannten kalten und warmen SpeiDie Blockchain dient aber auch als chermöglichkeiten. Erstere setzt auf digitaler Tresor. Denn digitale Werte eine Offline-Speicherumgebung, letzmüssen sicher aufbewahrt werden. Das tere auf einen Onlinespeicher, zu dem betrifft nicht nur frisch emittierte Ak- der Zugang nur mit Mehrfachauthentitien, sondern auch Blockchain-basierte fizierung möglich ist. Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether, Prinzipiell ist es Schweizer Banken Litecoin oder den Schweizer Lykke. erlaubt, digitale Assets ihrer Kunden Führend beim Handel sind gegen- entgegenzunehmen und für sie aufzuwärtig Asien und die USA. In Europa bewahren. In der Praxis zögern viele ziehen insbesondere Grossbritannien, Banken damit. Aus ihrer Sicht sind LeDeutschland und die Schweiz mit. gitimationsprüfung ( know your custoGerade die Schweiz bietet diverse mer – KYC ) und das Vorbeugen von Standortvorteile, um Speicherlösun- Geldwäsche (anti money laundering – gen für digitale Assets anzubieten  : AML ) im Zusammenhang mit digitalen Sie kann mit Datensicherheit, Bank- Assets noch nicht zufriedenstellend und Stimmrechte, Kapitalmassnahmen ( Dividendenausschüttungen, Rückzahlungen usw. ) sowie den Aktienhandel zentral in einem System zu managen.

gelöst. Dennoch bieten erste Institute aus der Schweiz und Liechtenstein Speichermöglichkeiten an. Denn die entsprechenden Services werden stark nachgefragt. Und es lässt sich mit den heutigen technischen Möglichkeiten zurückverfolgen, woher die digitalen Assets kommen. Blockchain wird Banken nicht zum Verschwinden bringen Es zeigt sich also : Für Banken bietet die Blockchain-Technologie und der Trend zur Digitalisierung von Eigentum immenses Potenzial. Die Nachfrage nach Angeboten für die Blockchain-basierte Ausstellung, Übertragung und Speicherung von Wertrechten wird sub­ stanziell zunehmen. Die neue Technologie wird folglich Banken nicht zum Verschwinden bringen. Vorausgesetzt, sie konzentrieren sich auf das, was

Blockchain ist ein dezentrales Protokoll für Transaktionen zwischen Parteien. Es erfasst jede Veränderung transparent, ohne dass dabei eine vertrauenswürdige Drittpartei erforderlich ist. Wortwörtlich aus dem Englischen übersetzt, bedeutet Blockchain so viel wie « Blockkette » – in diesem Fall eine Kette aus Transaktionsblöcken. Jeder Block erhält einen Fingerabdruck des vorherigen und nachfolgenden Blocks, sodass eine zusammenhängende Kette entsteht. Die Entfernung einzelner Blöcke aus der Kette fällt auf. Dadurch werden nachträgliche Manipulationen verunmöglicht. Die Blockchain funktioniert somit wie eine dezentral verwaltete Datenbank. Darin werden Geldeinheiten, Wertpapiere ( z.B. Aktien ) oder Besitzrechte ( z.B. Grundbucheinträge ) dezentral verwaltet. Dadurch wird die Transaktion von Eigentum ohne zentralen Vermittler ermöglicht. Die Technologie zeichnet sich dadurch aus, dass sie transparent, unveränderbar und sicher ist.

« Wir entwickeln eine Plattform für regulierte Finanzdienstleister » Herr Höhener, Sie leiten den Bereich FinTech bei Swisscom Digital Business – welche Ziele verfolgen Sie da ? Johannes Höhener: Um es gleich vorweg zu sagen: Swisscom wird keine eigene Bank aufbauen, sondern weiter den Markt für regulierte Finanzdienstleistungen digitalisieren. Dabei positionieren wir uns im Geschäftskundensegment. Wir fokussieren auf digitale Finanzmarktplätze. So sind wir beispielsweise Investorin und IT-Partnerin bei der kürzlich lancierten Credit Exchange. Wir setzen auf sogenannte digitale Vertrauensdienste und bringen zum Beispiel bei der SwissSign unsere Lösungen zur Authentifizierung und digitalen Unterschrift ein. Und wir bauen auf sogenannte Blockchain Digital Asset Services. Denn diese sind die Basis zukünftiger Finanztransaktionen. Wir wollen also Lösungen für das Registrieren, Aufbewahren und Übertragen von digitalem Eigentum schaffen.

Johannes Höhener Leiter FinTech bei Swisscom Digital Business

Was sind konkrete erste Schritte von Swisscom im Kontext der Digital Asset Services? Wir haben dieses Jahr gemeinsam mit dem Zuger Anwalts-, Steuer- und Compliance-Unternehmen MME die daura AG gegründet. Diese ermöglicht bereits ab 2019 die direkte Übertragung von Schweizer Aktien unter Investoren und deren Registrierung auf der Blockchain. Damit erhalten auch nichtgelistete Firmen Zugang zum Kapitalmarkt.

Tresor erhalten, in dem sie digitale Assets sicher aufbewahren können. In diesem Kontext haben wir auch in das Start-up Metaco investiert sowie gemeinsam mit Sygnum die Custodigit AG gegründet.

Und fürs Aufbewahren von digitalen Assets haben Sie auch bereits eine Lösung ? Nein, so schnell geht das nicht, das ist ja doch einigermassen komplex ( lacht ) ! Deshalb gibt es bisher auch kaum Lösungen für das institutionelle Geschäft. Wir entwickeln aktuell in enger Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern eine Plattform für regulierte Finanzdienstleister. Damit sollen deren Endkunden einen digitalen

Sind denn digitale Assets nicht einfach ein Hype? Fakt ist, dass die Blockchain-Technologie Vertrauen unter Unbekannten schaffen kann. Denn Transaktionen sind transparent und nachvollziehbar. Dadurch wird das System immun gegen Manipulationen. Dank der Entwicklung offener Internetprotokolle wird es möglich, digitale Werte so unkompliziert zu übertragen wie Informationen

über das Internet. Dies kann gar dazu führen, dass das von den Zentralbanken geschaffene Geld mittelfristig an Bedeutung verliert und durch andere digitale Vermögenswerte ersetzt wird. Spannend ist zudem : Bis dato wurden über zwei Milliarden Schweizer Franken via Venture Kapital und zehn Milliarden via ICOs in Krypto- und Blockchain-Firmen investiert. Nun beginnen grosse Börsen wie die Eurex, SIX oder die Stuttgarter Börse mit dem Handel von digitalen Assets. Einzelne Finanzinstitute werden wohl künftig ausschliesslich auf diese Assets fokussieren.


netzwoche.ch/ZukunftBanking | 02. Dezember 18

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Zukunft Banking

Digitalisierung ist Chefsache

« Das Bankgeschäft wird nie ganz online stattfinden – der Mix der Kanäle ist entscheidend » Wer an Business Innovation denkt, dem kommt früher oder später Zühlke in den Sinn. Seit Juli hat das Unternehmen, das auch stark in der Finanzindustrie verankert ist, mit Nicolas Durville einen neuen CEO. Im Gespräch erklärt er gemeinsam mit Heinz Rudin, Director Business Development Banking bei Zühlke, wie Banken von Zühlke profitieren können. Interview : Marc Landis  Redaktion : Oliver Schneider

Zühlke feiert dieses Jahr das 50-jährige Jubiläum. Wie unterscheidet sich das damals von Gerry Zühlke gegründete Unternehmen von der heutigen Zühlke ? Nicolas Durville : Wir waren 1968 eine sehr kleine Firma. Gerry Zühlke führte sie als Patron und brachte sich inhaltlich stark ein. Damals gab es auch Software im heutigen Sinne noch nicht. Die Firma wuchs dann stark im Bereich der Produktentwicklung und in den letzten 20 Jahren in der Softwareentwicklung. Heute sind wir mit über 1000 Mitarbeitenden an 14 Standorten in 8 Ländern erfolgreich unterwegs. Sie sind seit Juli 2018 Zühlke-CEO. Wie möchten Sie das Unternehmen prägen ? Durville  : Unsere Strategie mit dem Ziel, Partner für Business Innovation zu sein, setzen wir weiter fort. Natürlich will ich Akzente setzen, gerade beim Banking. Ich will erstens die Beratung ausbauen, damit wir dem Kunden bei der digitalen Innovation früh zur Seite stehen können. Zweitens will ich unsere internationale Expansion vorantreiben. Und drittens soll Zühlke Unternehmen dabei unterstützen, physische Produkte und digitale Lösungen zu verschmelzen. Servitization, das ist der Trend. Was verstehen Sie unter diesem Begriff ? Durville : Unternehmen wollen heute nicht mehr nur ein Produkt anbieten, sondern es in eine Dienstleistung verwandeln und so eine Gesamtlösung ermöglichen. Über ein Produkt alleine kann man sich kaum mehr differenzieren. Zühlke will also zum Berater werden. Wo erreichen Sie mit dieser Strategie die Kunden ? Durville : Dort, wo Business, Technologie und das Endkundenerlebnis in der Praxis aufeinandertreffen. Was wir nicht machen, ist klassische Beratung für die Unternehmensstrategie oder für Reorganisationen. Wenn der Kunde merkt, dass er sich verändern muss, und Technologie als Enabler für diese Veränderung erkennt, dann kommen wir ins Spiel. Der Kunde denkt also an Technologie und kommt automatisch zu Ihnen ? Durville : Er muss nicht zwingend an Technologie denken, aber er muss erkannt haben, dass Technologie ihm einen kompetitiven Vorteil verschaffen kann, und er muss bereit sein, sich zu verändern. Wir definieren dann Strategien, die technologisch umsetzbar sind. Beispiele dafür sind der Aufbau von Innovation Labs, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle mit künstlicher Intelligenz oder die Optimierung von Customer Journeys. Heinz Rudin : Wir schärfen die Ideen des Kunden, holen über einen Prototyp erste Kundentests und -feedbacks ein und sammeln dann möglichst schnell erste Erfahrungen auf dem Markt. Wie will Zühlke Finanzdienstleister auf dem Weg zum digitalen Unternehmen unterstützen? Durville : Finanzdienstleistungen sind

Welche digitalen Produkte hat Zühlke für Banken entwickelt ? Rudin : Wir haben für die Bank Julius Bär eine digitale Beratungsplattform entwickelt, um die Arbeitsprozesse des Kundenberaters zu vereinfachen. Ausserdem haben wir Produkte wie ein vernetztes Sparkässeli – das Digipigi für die Credit Suisse –, den Daten-Safe für die Firma DSwiss, der bei vielen Schweizer Banken als Zusatzservice im E-Banking im Einsatz ist, oder das Onlineportal «  Hypoplace  » für die Hypothekenbörse AG entwickelt. Auch im Back-End-Bereich sind wir unterwegs und haben Finanzdienstleistern dabei geholfen, ihre grossen Systeme abzulösen.

Nicolas Durville, CEO, Zühlke

im Umbruch. Es ist enorm viel Energie im Markt, aber auch viel Verunsicherung. Unser Anspruch ist es, den Kunden Orientierung zu geben und sie für die Zukunft fit und erfolgreich zu machen. Wir wollen sie dabei unterstützen, dass sie von Anfang an auf die richtigen Ideen setzen, und sie bis zur Realisierung begleiten. Unsere Kernkompetenz ist die Verbindung von Business und Technologie, sodass die Endkunden von der Lösung begeistert

« Zühlke soll Unternehmen dabei unterstützen, physische Produkte und digitale Lösungen zu verschmelzen. Servitization, das ist der Trend. » – Durville

sind. Die Branchen-Expertise kommt dabei häufig von unseren Kunden, da dies ihre Kernkompetenz ist und sie ihr Geschäft am besten kennen. Mit ihnen zusammen entwickeln wir dann die entsprechenden Produkte. Banken zu digitalisieren, das versprechen viele Anbieter. Wie holen Sie Banken zu sich ins Boot? Rudin  : Traditionell als Technologiehersteller, der Projekte in Zeit und Budget umsetzt. Heute kommen Banken direkt auf uns zu, damit wir sie bei der Realisierung von Initiativen unterstützen. Vor allem dann, wenn die Kunden erkannt haben, dass Tech-

Heinz Rudin, Director Business Development Banking, Zühlke

nologie ihnen einen kompetitiven Vorteil verschafft und sie bereit sind, sich zu verändern. In einem Fall hatten wir eine Anfrage von einer Bank, sie bei der Entwicklung in eine datengesteuerte Organisation zu unterstützen. Die Disziplinen Data Governance und Data Management sowie die Datenplattform als Werkzeug für das Datenmanagement sind dabei wichtige Aspekte. Durville: Banken kommen zu uns, wenn sie sich in einem Bereich differenzieren wollen und ein standardisiertes Produkt nicht reicht, oder wenn es eine massgeschneiderte Lösung braucht. Core-Banking-Hersteller erfüllen in den meisten Fällen die Vorgaben im Beratungsgeschäft an der Kundenfront der Banken noch nicht, und FinTech-Unternehmen decken nur Teilbereiche ab. Wie können Banken die digitale Transformation in der Finanzbranche überstehen? Durville: Ich bin grundsätzlich positiv gestimmt, was die Zukunft der Banken anbelangt. Es werden sicher neue Player auf den Markt kommen, aber Banken wird es auch in Zukunft brauchen. Man muss dies allerdings differenziert betrachten. Für kleine und teilweise auch mittelgrosse Privatbanken wird es schwierig werden, denn dort steigen die Investitionsvolumen für die Digitalisierung – dies zusätzlich zu den hohen Ausgaben für die Umsetzung der regulatorischen Vorgaben. Grössere Privatbanken haben bessere Karten, wenn sie die Vorteile von digitaler Beratung nutzen, eine Omni-Channel-Strategie fahren und vom Kunden her denken. Ganz online wird das Bankgeschäft nie stattfinden – der Mix der Kanäle ist entscheidend. Welche Fragen müssen sich Banken stellen, um heutige und zukünftige

Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen? Wie können sie ihre Kunden stärker in den Mittelpunkt stellen? Rudin: Eines ist klar : Digitale Services mit Bots und Robo-Advisors können dem Kunden einen Mehrwert bieten. Data Driven Banking kann bei der Entwicklung neuer Produkte, die auf

« Open Banking muss man vorantreiben und seine Schnittstellen für andere Dienstleister öffnen. » – Rudin

den Kunden zugeschnitten sind, helfen. Beim operativen Geschäft können Kooperationen, Standardisierung und Automatisierung Kosten senken. Ausserdem muss man Open Banking vo­ rantreiben und seine Schnittstellen für andere Dienstleister öffnen. Durville: Der kulturelle Aspekt bleibt eine Herausforderung. Veränderung und Innovation sind bei den Banken immer noch ein Kraftakt. Das hängt mit ihrem Geschäftsmodell zusammen, das auf Stabilität und Verlässlichkeit beruht. Banken haben keine FailFast-Kultur, denn ihr Angebot muss funktionieren und den regulatorischen Anforderungen genügen. Ausserdem ist die Branche personell relativ stark geschlossen. Banken sollten sich also überlegen, wie sie Leute von aussen anziehen und eine Umgebung schaffen können, in der das Fehlermachen erlaubt ist und als Chance gesehen wird. Das klingt relativ einfach, aber in der Realität gibt es hier leider viele interne Widerstände.

Wird es Zühlke in 50 Jahren noch geben, und wie wird das Unternehmen dann aussehen? Durville: Wenn wir weiterhin unsere Kunden in den Mittelpunkt stellen und die besten Talente gewinnen und entwickeln, wird es uns auch in 50 Jahren noch geben. Zühlke wird natürlich anders aussehen : Mitarbeiterzahlen im fünfstelligen Bereich, stärker international positioniert und in den wichtigsten Märkten präsent. Unsere Herausforderung wird darin bestehen, die Zühlke-DNA und -Werte trotz der internationalen Expansion zu bewahren. Uns treibt Innovation an, «  empowering ideas  ». Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das unseren Kunden auch in Zukunft bieten können.

Digitale Fitness Nicolas Durville

Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

9 6

sich selbst ?

die Finanzbranche ?

6 9

die Schweiz ?

Zühlke ?

Über Zühlke Zühlke wurde 1968 von Gerry Zühlke in Zürich gegründet, mit Fokus auf Produktinnovation. Fünf Jahre später wurde das Angebot um Softwareentwicklung erweitert, und 1980 kamen die Management-Consulting-Dienstleistungen dazu. Seit 2011 ebnet die Zühlke Ventures  AG Hightech-Start-ups den Weg zum Markterfolg. Im Jahr 2000 zog sich der Firmengründer aus dem Geschäft zurück. Seither ist die Zühlke Gruppe im Besitz von Partnern, die alle operativ im Unternehmen tätig sind. Mit Tochtergesellschaften in der Schweiz, Deutschland, Grossbritannien, Österreich, Serbien, Singapur, Hongkong und Bulgarien erzielte die Gruppe 2017 mit 960 Mitarbeitenden einen Umsatz von 154 Millionen Schweizer Franken. ( Quelle : Zühlke )


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Zukunft Banking

02. Dezember 18 | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Entrepreneur

« Technologie hat mich immer wieder auf neue Geschäftsideen gebracht » Marc P. Bernegger ist bekannt als Serientäter, wenn es um die Gründung von Start-ups geht. Seit 1999 ist er in der Jungunternehmer-Szene unterwegs und investiert seit einigen Jahren in Blockchain und Kryptowährungen. Im Interview spricht er darüber, was ihn antreibt. Interview : Marc Landis

positiven Impact zu generieren. Was gibt es Erfüllenderes, als mit vollem Herzblut und mit viel Passion eine eigene Idee in die Realität umzusetzen?

 Zum Unternehmersein gehören auch Rückschläge. Was waren Ihre
grössten Fails und warum? Rückblickend war ich oft etwas zu konservativ und bodenständig, das heisst in einigen Situationen hätte ich wohl noch überzeugter von meinen Ideen sein und diese mit noch mehr Nachdruck umsetzen sollen.

Marc P. Bernegger

Sie bezeichnen sich als Serial Entrepreneur – was reizt Sie so am Unternehmertum? Marc P. Bernegger: Mich fasziniert die Gestaltungskraft als Unternehmer und die Möglichkeit, zusammen mit Gleichgesinnten etwas nachhaltig zu verändern, sprich einen echten und

Seit 2010 beschäftigen Sie sich mit FinTech und Blockchain. Woher
rührt Ihr Interesse daran? Mich haben schon immer die Möglichkeiten fasziniert, die sich durch neue Technologien ergeben. Angefangen als Teenager, der damals mit seinem ersten Computer – einem Commodore 6 – herumexperimentiert hat, über meine erste Internet-Firma 1999, war es immer die Technologie, die mich auf neue Geschäftsideen gebracht hat. Nach dem Verkauf meiner zweiten

Firma Amiando im Jahr 2010 war es für mich offensichtlich, dass sich auch die Finanzindustrie durch die Möglichkeiten der digitalen Revolution verändern wird, und daher habe ich damals meinen Fokus darauf gelegt. Auf Bitcoin bin ich 2012 zum ersten Mal gestossen, da ich mich dafür interessiert habe, wie in Zukunft Werte digital übertragen werden können.

 Wie unterscheidet sich der Dotcom-Hype von damals von der heutigen Krypto-Euphorie? Vieles in der Krypto-Welt fühlt sich derzeit sehr ähnlich an wie damals in der grossen Internetwelle: Nach der anfänglichen Skepsis entsteht innert kurzer Zeit ein unerwartet massiver Hype, der wieder abflaut und alle Skeptiker weiter darin bestärkt, dass sich diese neue Welt nicht etablieren wird. Mich persönlich interessieren keine kurzfristigen Trends und spekulativen Elemente. Mein Fokus liegt ausschliesslich auf der langfristigen Perspektive. Ich bin davon überzeugt, dass sich viele auf Blockchain basierende Anwendungsfälle inklusive der

Krypto-Währungen, analog zum Internet, langfristig behaupten werden. Es tummeln sich seriöse und weniger seriöse Akteure in der
FinTech-Welt. Inwiefern hat die Branche dadurch ein Imageproblem ? Überall dort, wo in kurzer Zeit viel Geld angezogen wird, tummeln sich auch dubiose Gestalten. Aus diesem Grund ist das Platzen einer Blase grundsätzlich eine gute Sache, weil es dadurch die nur am kurzfristigen Profit orientierten Spekulanten wieder aus dem Markt spült und nur die an den nachhaltigen Modellen interessierten Player verbleiben. Wie, glauben Sie, wird sich die Finanzwelt durch Technologie verändern? Dazu genügt ein Blick in andere Industrien wie den Handel oder das Verlagswesen … Was sind Ihre weiteren Pläne für die Zukunft? Ich möchte auch in Zukunft zusammen mit spannenden Personen neue Unter-

nehmen aufbauen und gestalten, die Trends und Entwicklungen aufgreifen, bevor diese allgemein ersichtlich sind. Grundsätzlich also nichts anderes, als was ich schon seit dem ersten Tag als Unternehmer gemacht habe.

Über Marc P. Bernegger Mit 20 Jahren gründete Marc P. Bernegger die Party-Plattform usgang.ch ( gekauft von Axel Springer ). Darüber hinaus war er Mitgründer von Amiando, einer Ticketing-Plattform, die von Xing aufgekauft und vom WEF als « Global Technology Pioneer » ausgezeichnet wurde. Seit 2010 ist er als FinTech-Investor tätig und bei diversen Start-ups beteiligt. Er ist unter anderem Mitglied im Beirat von FinLeap, Verwaltungsratsmitglied der Crypto Finance AG, der Falcon Private Bank, der Crypto Finance Conference und von Greater Zurich Area. Bernegger hat einen MasterAbschluss in Rechtswissenschaften der Universität Zürich und absolvierte das Executive Program der Singularity University.

Die neue Unabhängigkeit der Vermögensverwalter – agil, modular, vernetzt Die Schweizer Finanzindustrie wird sich vor den Auswirkungen der « Open »-Bewegung nicht verschliessen können. Mit der digitalen Vermögensverwaltungsplattform von Evolute sollen unabhängige Vermögensverwalter ( UVVs ) in der Lage sein, diese Kundenerwartungen zu erfüllen Autor: Marc Landis

W

ie in fast allen Industrien beginnen sich auch in der Finanzindustrie digitale Plattformen zu etablieren. Sie haben das Ziel, Anbieter und Kunden bedürfnisorientiert zusammenzubringen. Dieser Trend ist auch in der Vermögensverwaltungsindustrie im Ausland bereits allgegenwärtig. Er wird befeuert durch die Standardisierung des Datenaustausches und die Kundenwünsche nach transparenten, qualitativ hochstehenden Dienstleistungen. Als Beispiel sei in diesem Zusammenhang die EU-Richtlinie PSD2 erwähnt, die Banken in der EU dazu zwingt, anderen Dienstleistern Kundendaten über eine standardisierte Schnittstelle zur Verfügung zu stellen. Auch die Schweizer Finanzindustrie wird sich vor den Auswirkungen dieser «Open»-Bewegung nicht verschliessen können. «Der mündige Kunde entscheidet sich für das bedürfnisgerechte Angebot mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.», sagt Pascal Lemann, Chief Markets Officer beim Zürcher FinTech Evolute. Mit der digitalen Vermögensverwaltungsplattform von Evolute sollen unabhängige Vermögensverwalter (UVVs) in der Lage sein, diese Kundenerwartungen regelkonform zu erfüllen. «UVVs profitieren von Funktionalitäten, die ihnen die tägliche Arbeit erleichtern

und auch die personalisierte Kundenbetreuung in jeglicher Hinsicht verbessern», sagt Lemann. Compliant, digital, interaktiv Durch die am 1. Januar 2020 in Kraft tretenden Rechtsnormen Finanzdienstleistungsgesetz FIDLEG und Finanzinstitutsgesetz FINIG werden die UVVs mit sinkender Profitabilität konfrontiert werden. Laut dem «  Swiss External Asset Managers Industry Report 2017 » der Credit Suisse ist der Margendruck aber nicht nur auf strengere Regularien, sondern auch auf Kosten im Zusammenhang mit wachsender geschäftlicher Komplexität zurückzuführen. Laut dem Report ist auch eine Preissensibilität vor allem bei jüngeren aber auch bei internationalen Kunden zu beobachten, die vielfach nicht länger bereit seien, eine zusätzliche Prämie für einen Schweizer Vermögensverwalter zu bezahlen. Dadurch müssen UVVs künftig ihre Arbeitsweise effizienter und kundenorientierter erbringen. Hinzu kommt, dass kleine und mittlere UVVs teilweise mit einfachen, unterstützenden Tools arbeiten, die im Unterhalt aufwändig und funktional bescheiden sind, wie Lemann weiss. Solche nicht integrierten Lösungen dürften die Anpassungen an künftige Marktanforderungen schwierig machen. «Ein fundamentaler Strukturwandel

Das sagen Kunden über Evolute « Dank einer professionellen Projektplanung, einer dezidierten Projektleiterin sowie Experten war die Software innerhalb von knapp 6 Monaten einsetzbar. » Evolute bietet mit ihrer Plattform eine einzigartige, umfassende digitale Vermögensverwaltungslösung für unabhängige Vermögensverwalter an.

steht dem Markt der unabhängigen Vermögensverwalter bevor, um den Anforderungen wie offene Architektur, digitales Kundenerlebnis, Disintermediation zu genügen», sagt Lemann. « Kunden erwarten heute, dass sie effektiv, transparent und digital bedient werden. Mit der heutigen Marktstruktur sind viele Vermögensverwalter nicht in der Lage, diese Herausforderungen zu meistern », sagt Lemann. Deshalb sei es notwendig, offene Plattformen zu etablieren, welche die Vermögensverwalter mit den Kunden, Produktanbietern und weiteren Dienstleistern effizient digital verbinden. Von der Plattform zum Geschäft «  Der Vorteil der Evolute-Plattform besteht darin, abgesehen von den CRM- und PMS-Funktionen, verfüg-

bare Informationen über den Kunden und sein Anlageverhalten zu bündeln, zu analysieren und so das Angebot für ihn mit weiteren passenden Dienstleistungen und Produkten intelligent zu optimieren. Auch ermöglicht es Evolute, dass Vermögensverwalter und Kunden auf weitere Experten wie etwa Compliance- oder Steuerexperten zurückzugreifen können », sagt Lemann. In der Schweiz nutzen ihmzufolge bereits 15 UVVs die Evolute-Plattform, darunter LimmatWealth, VT Wealth Management oder Finanz Konzept. Und weiteres Potenzial ist vorhanden : Der UVV-Markt in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein ist laut UVV-Report der Credit Suisse ein Markt mit rund 2500 Vermögensverwaltern, die rund 400 Milliarden Franken verwalten.

Hansjörg Andres Mitglied der Geschäftsleitung, LimmatWealth

«Die Zusammenarbeit mit Evolute bildet für uns die Grundlage im dynamischen und «Compliance» getriebenen Markt der unabhängigen Vermögensverwaltung.» Sacha Fedier CEO, VT Wealth Management

«Evolute bietet mit ihrer Plattform eine einzigartige, umfassende digitale Vermögensverwaltungslösung für unabhängige Vermögensverwalter an.» Lars Oberle Verwaltungsrat, Finanz Konzept


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Zukunft Banking

Digitalisierung ist Chefsache

« Viele Juristen haben Angst, dass es ihren Job irgendwann nicht mehr geben wird » LegalTech, künstliche Intelligenz, Bots und Blockchain – Anwälte und Juristen müssen sich genauso mit der Digitalisierung auseinandersetzen wie andere Berufsstände. Aber wie sieht die « law firm of the future » aus ? Günther Dobrauz-Saldapenna will als Leiter von PwC Legal Schweiz diese Frage beantworten.

Die Digitalisierung hält auch in der Rechtsberatung Einzug. Wie stehen Juristen und Anwälte LegalTech, künstlicher Intelligenz, Bots etc. gegenüber? Haben sie nicht zu Recht Angst, dass sie durch Technologie obsolet werden könnten? Günther Dobrauz-Saldapenna: Es wird Dinge geben, die ein Algorithmus besser und schneller kann als ein Mensch. Das gilt aber für alle Branchen und alle Industrien. Und natürlich haben viele Juristen Angst, dass es ihren Job irgendwann nicht mehr geben wird. Aber Angst müssen nur diejenigen haben, die nichts richtig Werthaltiges für ihre Kunden schaffen und solche, die sehr repetitive Dinge tun, die schnell erlernbar sind … … was eine Maschine besser könnte ? Genau. Denn alles, was automatisierbar ist, wird automatisiert werden. Und alles, was automatisiert wird, wird rationalisiert werden. Wir Juristen und Anwälte müssen uns zum Wohle unserer Kunden selbst neu erfinden – und übrigens auch zu unserem eigenen Wohl. Ich kenne keinen richtigen Anwalt, der sich freut, wenn er die 27. Standard-GmbH gründen oder den 48. Standard-Leasing-Vertrag aufsetzen muss. Wenn man langweilige Dinge nicht mehr machen muss, kann man endlich wieder das tun, wofür man eigentlich Anwalt geworden ist, nämlich um Zeit mit seinen Mandanten zu verbringen, wichtige Probleme zu lösen und so Mehrwert zu schaffen. Technologie wird das Werthaltige nicht ersetzen, sondern uns mehr Zeit genau dafür verschaffen. Wo steht PwC bei LegalTech und Digitalisierung im Vergleich zu den anderen Big-Four-Gesellschaften? Alle vier grossen Wirtschaftsprüfer investieren stark in Digitalisierung und den Legal- und den LegalTech-Bereich. Sei es durch Übernahmen oder durch eigene Initiativen. Es ist auch eine logische Erweiterung der angestammten Tätigkeit. Bei PwC sind wir in diesem Bereich besonders gut aufgestellt. Bei uns im globalen PwC-Legal-Netzwerk arbeiten weltweit rund 4000 Anwälte in mehr als 90 Ländern, und LegalTech, wofür ich auch global verantwortlich bin, steht ganz oben auf der Agenda. Und wie positioniert sich PwC Legal? Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Es ist klar: Die Welt braucht nun wirklich keine weitere klassische Law Firm. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich komme aus dieser Welt und ich habe allergrössten Respekt vor diesen Firmen. Aber wir wollen die ‹ law firm of the future› sein. Und ich glaube, dass diese ganz anders aussieht als heutige Kanzleien. Wie denn ? Es braucht dafür vier Dinge : Netzwerk, Technologie, kulturellen Wandel und ‹Adjacency› beziehungsweise Multidisziplinarität. Erklären Sie das bitte. Es braucht für die ‹  law firm of the future› ein richtiges und globales Netzwerk, mit einer starken Verzahnung der verschiedenen Bereiche und

Standorte. Und es sind grosse Investitionen in neue Technologien nötig. Ein grosses Problem von Anwaltskanzleien ist, dass sie wenig Geld für diese Investitionen haben. Eine Anwaltskanzlei besteht ja typischerweise aus Partnern, und am Ende des Jahres werden die Überschüsse aus der Geschäftstätigkeit an diese ausgeschüttet. Es wird ein Minimum für allgemeine Dienste und die Büro-Infrastruktur zurückbehalten, aber bei Weitem nicht genug, um langfristig und strategisch in Technologie zu investieren. Hinzu kommt, dass viele Kanzleien von wenigen – und den ältesten – Partnern kontrolliert werden. Wer kurz vor der Pensionierung steht, wird kaum gross in die nächste Generation investieren. Wie will man so Technologiekompetenz aufbauen? Bei PwC haben wir eben diese Möglichkeiten, denn wir können hier im Legal-Bereich von der leistungsstarken IT-Infrastruktur des Gesamtunternehmens profitieren. Was ist mit dem kulturellen Wandel? Dieser ist sehr, sehr wichtig. Arbeitsmodell und Kultur müssen sich radikal verändern. Im Gegensatz zur Folgegeneration der Gordon Gekkos und Jordan Belforts, aus der ich selbst noch stamme, sind die heutigen Jungen nicht mehr primär auf Geld, Macht und Prestige fixiert, und das ist gut und richtig. Sie möchten flexible Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit haben, drei Monate Auszeit pro Jahr zu nehmen, statt jahrein, jahraus durchzuarbeiten. Wir bieten solche flexiblen Modelle an und haben bei PwC einen starken Fokus auf Diversity und Work-Life-Balance. Unser Geschäft ist ein Marathon gemeinsam mit unseren Kunden und kein Sprint. Und wir wollen nicht, dass die Leute ausbrennen. Und was meinen Sie mit Adjacency? Unter Adjacency verstehen wir in der ‹law firm of the future› sogenannte ‹benachbarte Fähigkeiten›. Es geht darum, für die Kunden Expertise aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen. Es gibt heute keine Mandate mehr, bei denen nur Legal beteiligt ist. Ein Beispiel: Wenn man für einen Kunden eine Banklizenz erwirkt, liegt der reine Rechtsanteil an diesem Mandat vielleicht bei 60 Prozent. Es bedarf aber zusätzlich Kapitalberechnungen, man muss Aussagen zur IT treffen, zum Risk-Management-System. Bei PwC können wir das alles aus einer Hand liefern, da wir alle Spezialisten dafür bei uns im Haus haben. Wir können wirklich alle Bereiche von Legal über Assurance bis Technologie abdecken und das weltweit. Ich bin überzeugt, dass diese interdisziplinären Leistungen unsere grosse Stärke sind. Und das ist auch für die Mitarbeitenden interessant, denn Anwälte haben es nicht nur mit Anwälten zu tun, sondern sie können sich interdisziplinär mit Leuten aus anderen Fachgebieten austauschen und dadurch persönlich wachsen. Welchen Einfluss hat LegalTech auf die Finanzwelt? Technologie hat einen grossen Einfluss auf alle Industrien. Überall gibt es den Druck, immer mehr Daten in immer kürzerer Zeit zu analysieren und auf Basis der daraus gewonnenen

Michele DeStefano of Coral Gables, FL, BA, magna cum laude, Dartmouth College, JD, magna cum laude, Harvard Law School, is a Professor of Law at the University of Miami and Guest Faculty at Harvard Law School’s Executive Education Program and at IE School of Law. She is the founder of LawWithoutWalls and MOVELΔW. DeStefano is a former Climenko Fellow and Lecturer at Harvard Law School. Before attending law school at Harvard, she was an advertising executive at Leo Burnett and a marketing manager at Levi Strauss & Company. DeStefano frequently speaks and runs workshops on creative problem solving, collaboration, culture change, communication, and innovation for lawyers.

Guenther Dobrauz-Saldapenna of Zürich, Switzerland, PhD in Law, Johannes Kepler University, MBA, University of Strathclyde, is a partner with PwC, Leader of PwC Legal Switzerland and a member of PwC‘s Global Legal Leadership Team. He is a lecturer at various universities, the founder of Disruption Disciples and the host of educational

“Time to get out of Law Law Land and back into the Jungle” Fuelled by advancing technology, new business models, and altered client expectations, the legal industry faces unprecedented change across its entire value chain. Unfortunately, many legal professionals fear the technology train and the convergence of other fields with law. They see legaltech, AI, and bots like “lions and tigers and bears oh my.” We (the editors and authors of this book) see opportunity. Although the future may require us to put on “new suits”—it represents an enormous opportunity for lawyers to reinvent ourselves for our own and our clients’ benefit. Filled with chapters written by experts in the intersection of law, innovation, and technology, this book provides a global perspective on the diverse legal service delivery ecosystem that will be our future. It provides chapter upon chapter (reason upon reason) explaining why lawyers can and should increase their appetite for disruption in the legal world. So welcome to the jungle and enjoy the ride as we attempt to systematically map the uncharted waters of the future legal realm and simultaneously inspire you to build a new future in law.

Appetite for Disruption in the Legal World Michele DeStefano & Guenther Dobrauz

Interview : Marc Landis

Appetite for Disruption in the Legal World

video series Appetite For Disruption. Prior to this he was a successful Venture Capitalist, served as in-house counsel at an international hedge fund and practiced in court and with a leading business law firm. Guenther is passionate about innovation, entrepreneurship and exponential technologies. He is the author of 10 books and has been delivering keynote speeches at more than 200 leading conferences worldwide.

Günther Dobrauz-Saldapenna, Leiter PwC Legal Schweiz

Erkenntnisse zu handeln. Auch Compliance ist ein wichtiges Thema, das durch Technologie unterstützt wird  : Früher kümmerte sich ein Finanzinstitut kaum um die Rechtsnormen

« Wir wollen die ‹ law firm of the future › sein. Und ich glaube, dass diese ganz anders aussieht als heutige Kanzleien. »

anderer Staaten. Die Schweizer Bank wickelte das Geschäft mit dem Kunden oft nur nach Schweizer Recht ab – egal woher dieser kam. Heute geht das nicht mehr. Unternehmen und Menschen müssen verschiedenen Rechtsnormen gerecht werden. Man muss einen spanischen Mandanten nach spanischen Regeln bedienen, einen deutschen Kunden nach deutschen Regeln etc. Denn wenn etwas schiefgeht, wird die Bank mit ziemlicher Sicherheit in Spanien beziehungsweise Deutschland vor Gericht gezogen. Das heisst, im Hintergrund muss ständig ein extrem flexibles System laufen, das die Compliance auf Produkt-, Prozess- und Kontaktebene sicherstellt. Das ist ohne Technologie gar nicht mehr zu bewältigen.

Foto : Oliver Nanzig

Wie schätzen Sie die Bedeutung der Blockchain-Technologie für die LegalIndustrie und die Bankenwelt ein ? Ich bin natürlich ein grosser Fan von Blockchain. Ehrlicherweise mehr von der Blockchain-Technologie als von darauf aufbauenden Kryptowährungen, denn Bitcoin und Co. sehe ich eher als Hype. Blockchain, da bin ich mir sicher, ist aber eine Technologie, die eine ähnlich transformative Kraft darstellt wie das Internet. Ich glaube, dass Blockchain ein ‹infrastructure layer› werden wird, wie das Internet oder die Elektrizität. Blockchain wird die Disintermediation weiter vorantreiben, bestehende Wertschöpfungsketten aufbrechen und neu zusammensetzen. Wo steht PwC im Blockchain-Bereich? Wir haben ein sehr grosses Angebot in diesem Bereich, das wir auch disziplinenübergreifend aufgebaut haben, womit wir wieder beim Thema Adjacency sind. Wir begleiten Blockchain-Projekte und ICOs etwa rechtlich, technisch, steuerlich, beraten rund um « Tokenomics », unterstützen beim Projektmanagement, bei der Strategie bis hin zu Fundraising und Accounting. Blockchain wird auch einen wichtigen Einfluss auf unsere eigenen Geschäftsmodelle haben. In einer Blockchain-Welt wird ein Audit anders ausschauen als heute, ebenso rechtliche Transaktionen. Wir haben also das Bewusstsein für die Veränderungen, die Blockchain für unser Geschäft und unsere Gesellschaft bringen wird. Es ist eines unserer Topthemen, die wir im Auge haben, und wir freuen uns, dass wir aus diesem Bereich auch bereits Talente anziehen können.

Stämpfli Verlag

Michele DeStefano & Guenther Dobrauz

Im April 2019 erscheint das neue Buch von Michele DeStefano und Günther Dobrauz-Saldapenna mit dem Titel « New Suits – Appetite for Disruption in the Legal World », das die Expertise von 30 führenden Experten aus aller Welt vereint. Professoren von Universitäten wie Harvard, Oxford, Griffith, ESADE, Zürich, Stanford und Miami stehen darin neben Praktikern aus führenden Kanzleien, LegalTech-Innovatoren und Vordenkern aus angrenzenden Bereichen. Das Buch beschreibt die Disruption der Rechtsindustrie, angetrieben von der fortschreitenden Technologie, neuen Geschäftsmodellen und veränderten Kundenerwartungen. Damit stehe die Rechtsbranche vor einem beispiellosen Wandel über die gesamte Wertschöpfungskette, sind die Autoren überzeugt. Viele Juristen befürchten den Technologietransfer und die Konvergenz anderer Bereiche mit dem Recht. Sie sehen LegalTech, KI und Bots primär als Bedrohung, die Herausgeber und Autoren dieses Buches sehen die Chancen. Auch wenn die Zukunft es erfordern mag, dass «wir neue Kleider anziehen» – es stellt für Anwälte eine enorme Chance dar, sich zum Wohle der Kunden und für sich selbst neu zu erfinden. Das Buch enthält Kapitel, die von Experten im Schnittpunkt von Recht, Innovation und Technologie verfasst wurden, und bietet eine globale Perspektive auf das vielfältige Ökosystem der Rechtsdienstleistung, das die Zukunft sein wird. Das Buch erklärt, warum Anwälte ihren «appetite for disruption» in der Rechtswelt erhöhen können und sollten. Sie sollten versuchen, systematisch die unbekannten Gewässer des zukünftigen Rechtsbereichs zu kartieren und sich inspirieren lassen, eine spannende und bereichernde Zukunft im Recht aufzubauen. ISBN 978-3-7272-1035-8, Stämpfli Verlag, Bern

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

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sich selbst ?

die Finanzbranche ?

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die Schweiz ?

PwC Legal ?

Über PwC PwC Schweiz ist das führende Prüfungsund Beratungsunternehmen in der Schweiz. Als unabhängiges Mitglied im internationalen Netzwerk von PwC unterstützt PwC Schweiz die Wirtschaft und insbesondere Unternehmen und Einzelpersonen dabei, Mehrwert zu schaffen. Ob grenzübergreifend oder lokal ist PwC Partner für Wirtschaftsprüfung, Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsberatung sowie Digital Services. (Quelle: PwC Schweiz)


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Zukunft Banking

Digitalisierung ist Chefsache

« Die Welt der Krypto-Assets steht heute da, wo das Internet vor der Jahrtausendwende stand » Die Crypto-Finance-Tochter Crypto Fund AG hat als erster Krypto-Asset-Manager der Schweiz eine Finma-Lizenz erhalten. Ein Meilenstein nicht nur für das Unternehmen, sondern für die ganze Branche. Crypto-Finance-CEO Jan Brzezek im Gespräch. Interview: Marc Landis Redaktion: David Klier

Der Krypto-Hype ist seit Dezember 2017 anscheinend wieder vorbei. Was entgegnen Sie Skeptikern von Krypto-Währungen und Blockchain ? Jan Brzezek : Es ist wichtig, dass man Krypto-Währungen und Blockchain präzise voneinander abgrenzt. Blockchain ist eine bedeutende Technologie, die Krypto-Tokens können hingegen Zahlungsmittel oder Beteiligungen an Applikationen basierend auf dieser Technologie sein. Künftig werden wir viel mehr solcher Blockchain-Based Assets haben. Leider subsumieren viele Leute all das unter den Begriff Krypto-Währungen. Dabei gibt es allein schon bei den Währungen viele feine Unterschiede. Welche denn ? Nehmen wir zum Beispiel EOS, Cardano oder NEO. Das sind nicht direkt Währungen, sondern Tokens von Plattformen, von Ökosystemen. Man wird diese Tokens nie dafür nutzen, um einen Kaffee zu bezahlen. Man kann mit ihnen aber direkt in die Zukunft der ihnen zugrunde liegenden Blockchain-Technologien investieren.

« Aus unserer Sicht gibt es ein wichtigeres Argument für Krypto-Währungen : Diversifikation. »

Wenn ein Investor also in eine Technologie investieren möchte, weil er an sie glaubt, dann setzt er besser auf diese Tokens, statt Aktien von Konzernen wie IBM oder Microsoft zu kaufen. Was ist mit den Krypto-Währungen, mit denen man tatsächlich dereinst den Kaffee bezahlen soll? Ich finde solche Krypto-Währungen sehr spannend und bin immer mehr davon überzeugt, dass für diese Art von Währung eine Nachfrage entstehen wird. Das Konzept hat Zukunft, zum Beispiel in Ländern wie Venezuela, Brasilien, Simbabwe und der Türkei, wo der Wert der Landeswährung innert kürzester Zeit um 50 Prozent eingebrochen ist. Bei den Krypto-Währungen gibt es ähnliche Schwankungen. Das ist kein überzeugendes Pro-Argument … Volatilität ist normal bei neuen Assets. Das passiert in jedem Markt, der noch klein ist und nicht effizient funktioniert. Je etablierter und erwachsener Krypto-Assets werden, desto mehr wird die Volatilität zurückgehen. Schauen Sie sich den Bitcoin von August bis Oktober an. Der hatte in diesem Zeitraum eine derart tiefe Volatilität, dass man sie fast schon mit der von Aktien-Investments vergleichen konnte. Sein Handelsvolumen ist aber auch massiv zurückgegangen. Es ist weniger, aber immer noch substanziell mit einer Milliarde US-Dollar pro Tag. Es gibt aus unserer Sicht

ohnehin ein wichtigeres Argument für Krypto-Währungen: Diversifikation. Für ein Portfolio sollte man nie alle Eier ins gleiche Körbchen legen. Investoren setzen deshalb auf verschiedene Aktien, Obligationen und Immobilien. Warum nicht zu diesem Mix noch ein Asset dazunehmen, das nicht oder nur sehr wenig mit den anderen Assets korreliert. Gemäss moderner Portfoliotheorie verbessert sich so das Rendite-Risiko-Verhältnis.

Firma. Das hilft uns extrem. Wir können deswegen aber nicht mehr Services anbieten als vorher. Denken Sie, dass die Lizenzvergabe an Sie eine Signalwirkung haben wird? Definitiv. Es wurde international aufgenommen, dass wir als erstes KryptoUnternehmen offiziell in der Schweiz reguliert sind. Hier profitieren wir von der Schweiz als führenden Finanzplatz. Ich denke, dass es nun definitiv mehr Firmen versuchen werden, eine Lizenz zu bekommen. Und das ist auch gut so. Wir müssen gemeinsam die Schweiz vorantreiben.

Warum braucht es die Crypto Fund AG? In meiner Zeit bei der UBS suchte ich nach einem Weg, über den traditionelle Investoren in Krypto-Anlagen investieren können, ohne einen Account an einer Krypto-Börse zu eröffnen. Denn das braucht einiges an Know-how. Die meisten Investoren haben aber kein Interesse, keine Erfahrung oder keine Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Es gab keinen seriösen Anbieter im Markt. Deshalb habe ich die Crypto Fund AG aufgebaut. Nach der Gründung stellten wir fest, dass es keinen Broker gab, also niemanden, der die Krypto-Assets für uns handeln konnte. Also haben wir eine separate Gesellschaft namens Crypto Broker AG gegründet, die nur das macht. Inzwischen handeln auch andere Fonds und mehrere Banken über uns. Wie passt Ihre Tochterfirma Crypto Storage AG dazu? Unser Head of Research war mit den existierenden Storage-Systemen für Krypto-Assets unzufrieden. Existierende Lösungen böten nicht das Sicherheitslevel, das für institutionelle Kunden geeignet wäre. Wir gingen deshalb mit einem Schweizer Hersteller von Hardware-Security-Modulen, der auch die Schweizer Nationalbank beliefert, eine Kooperation ein. Gemeinsam entwickelten wir die Hardware so weiter, dass sie nicht nur Kommunikation verschlüsselt, sondern auch Private Keys für Krypto-Assets aufbewahren kann. Wer hat die Software dazu geschrieben ? Wir selbst, in Zusammenarbeit mit einem Zürcher IT-Dienstleister und dem Hardwarehersteller. Kürzlich ging die erste Schweizer Bank mit der Lösung live. Also sind Sie auch ein Softwarehersteller ? Wir bieten es als As-a-Service an. Wir betreiben die Hardwaremodule, der Kunde hat sogenannte Approval-Terminals, über die er initiierte Transaktionen bestätigen kann. Das wird die Zukunft sein. Im Rahmen von Digital Assets und «  Tokenization of Everything » werden das alle Banken künftig haben. Sie stehen also am Anfang einer goldenen Zukunft mit Ihrer Firma ? Es ist eine ganz neue Technologie und somit ein Risikogeschäft. Aber ich glaube daran, dass man im Leben ein, zwei Mal die Chance hat, etwas zu verändern, weil man eine gute Idee hat. Wenn man diese Chance erkennt, muss man es einfach machen. Trotzdem weiss ich nicht, was passieren wird. Es

Was sind die nächsten Schritte für Ihr Unternehmen? Kundenstamm ausbauen, eine weitere Finanzierungsrunde starten, nach Asien expandieren und das Managementteam weiter ausbauen. Wie geht es in der Krypto-Branche weiter? Die Welt der Krypto-Assets steht heute da, wo das Internet vor der Jahrtausendwende stand. Als Modems beim Einwählen ins Netz noch diesen irrsinnigen Lärm verursachten und man minutenlang darauf warten musste, dass die Website geladen war. Zu viele Journalisten und Ökonomen schauen zu stark genau auf diesen Ist-Zustand. Wir müssen aber stattdessen genau wie damals bei Internet und E-Mail überlegen, was der Mehrwert dieser neuen Technologien morgen und übermorgen sein könnte.

Jan Brzezek, CEO, Crypto Finance AG

kann sein, dass der Bitcoin-Preis auf 500 Franken einbricht, oder noch tiefer und niemand mehr davon spricht. Aber das Risiko hat man in jedem Unternehmen.

« Unsere Mission : Banken dazu befähigen, ihren Kunden diese neue Asset-Klasse anzubieten. »

Welches Fazit ziehen Sie anderthalb Jahre nach der Gründung ? Es war eine faszinierende Zeit. Ich habe unglaublich viele neue Menschen kennengelernt, viele schwere Entscheidungen treffen müssen und sehr viel Zeit geschäftlich verbracht. Es war spannend, aber auch sehr anstrengend. Trotzdem würde ich diese Zeit nicht missen wollen. Und wie steht die Firma heute da ? Mein Fokus im ersten Jahr lag darauf, ein Team aufzubauen, mit dem wir skalieren können. Also nicht von Vornherein alles auf den Vertrieb setzen und Luft verkaufen, sondern ein gutes Fundament giessen. Mit guten Leuten, den richtigen Technologien und der nötigen Regulierung. Dieser

Prozess ist jetzt abgeschlossen und wir sind bereit, unsere Vertriebskanäle und den Verkauf hochzufahren. Unsere Mission : Banken dazu befähigen, ihren Kunden diese neue AssetKlasse anzubieten. Ich will nicht 1000 oder 100 000 Kunden, denn wir sind kein B2C-, sondern ein B2B-Anbieter. Wir wollen die Banken nicht in ihrem Geschäft konkurrenzieren, sondern ihnen neue Wege eröffnen. Welche Baustellen gibt es noch? Aus Sicht unseres Broker-Geschäfts würden wir uns noch mehr Klarheit vom Regulator wünschen. Über alle Geschäftsbereiche müssen wir die ganze Marktentwicklung im Auge behalten und abwarten, wie sich unsere Kooperationen entwickeln. Wir können uns noch lange nicht zurücklehnen und von der getanen Arbeit profitieren. Wie haben Sie sich gefühlt, als Ihre Firma Crypto Fund AG kürzlich eine Finma-Lizenz erhalten hat? Ich war und bin stolz darauf, dass wir als erste und bisher einzige die Bewilligung erhalten haben, und ich bin stolz auf die Finma, dass sie den Mut hat, Innovation zu unterstützen. Der Weg dahin war aber kein leichter. Es brauchte viel Überzeugungskraft und hat länger gedauert als erwartet. Was ändert sich durch die Lizenz für Sie? Sie ist ein Gütesiegel. Wenn wir jetzt mit Banken sprechen, sind sie eher bereit, mit uns zusammenzuarbeiten. Wir sind für sie kein Start-up mehr, sondern eine etablierte und regulierte

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

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sich selbst ?

die Finanzbranche ?

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die Schweiz ?

Crypto Finance AG ?

Über Crypto Finance AG Die Crypto Finance AG ist eine im Juni 2017 gegründete FinanztechnologieHolding. Die Gruppe erbringt über ihre drei Tochtergesellschaften, die Crypto Fund AG ( Asset Management ), die Crypto Broker AG ( Trading ) und die Crypto Storage AG ( Storage ), Dienstleistungen im Bereich Blockchain und Banking. Ziel der Crypto Finance AG ist es, einen positiven Beitrag zur Verbreitung und Etablierung der Blockchain-Technologie und Krypto-Assets zu leisten. Die Crypto Finance AG bietet eine Reihe qualitativ hochwertiger Finanzdienstleistungen für institutionelle Kunden an. Die Crypto Finance AG hat mehr als 40 Mitarbeiter und Büros in Zürich, Genf und im Zuger Crypto Valley, das wohl weltweit grösste Ökosystem von Unternehmen und innovativen Organisationen, die sich mit der Blockchain-Technologie befassen. ( Quelle : cryptofinance.ch )


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Zukunft Banking

Start-ups

Blockchain Elevator Pitch

02. Dezember 18 | netzwoche.ch/ZukunftBanking

In Zug heisst es Crypto Valley, in Zürich gibt es den Trust Square – vier Jungunternehmen aus diesen Hubs treiben die Blockchain-Revolution an.

Schweizer BlockchainBoutique mit Vision Matthias Weissl Co-Founder & Chief Executive Officer, Verum Capital

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erum Capital führt visionäre Blockchain-Ideen in einen strukturierten und zielgerichteten Prozess über. Dazu bündelt das am Zürcher Trust Square ansässige Start-up-Unternehmen die Kernbereiche Investment Banking, Business Modelling sowie Ausund Fortbildung zu innovativen Dienstleistungen. Verum strukturiert, steuert und realisiert wegweisende Blockchain-Projekte für etablierte Kunden und arbeitet mit einem Netzwerk an vertrauenswürdigen Partnern und finanzstarken Investoren, um Zugang zu neuen Finanzierungs- und Anlageformen zu ermöglichen.

Verums Ambition ist es, im Bereich Blockchain eine Vorreiterrolle zu besetzen: 2018 hat das Start-up eines der ersten vollständig regulierten Initial Coin Offerings (ICO) der Schweiz durchgeführt und anschliessend Projekte in den Bereichen Banking & Finance, Supply Chain, Healthcare und Real Estate umgesetzt. Unter anderem betreut Verum die liechtensteinische Union Bank und führt zum ersten Mal in der Finanzgeschichte mit einer vollständig regulierten und lizenzierten Bank einen sogenannten «Token-Generating-Event» durch. Dabei handelt es sich um die Emission eines Security Tokens sowie eines Stable Coins, einer

digitalen Währung, die eins zu eins mit einer Fiat-Währung hinterlegt ist, um die Volatilität zu eliminieren. Dank der Kombination aller nötigen Disziplinen kann Verum als One-StopShop die umfassende Realisierung des Projektes übernehmen. Verum ist auch Mitgründer der «Berlin School of Sustainable Futures», einer Universität, die Master- und PhD-Lehrgänge mit Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit anbieten wird. Innerhalb dieses Projekts ist Verum mit der Konzeptionierung des Geschäftsmodells sowie dem Aufbau der Blockchain-Infrastruktur betraut. Dazu gehört das Erstellen eines Universitäts-Tokens und entsprechender Zertifikate, aber auch die Etablierung eines Inkubator-Programms, um den notwendigen Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Industrie zu bewerkstelligen. Mit einer qualitätsorientierten Herangehensweise ermöglicht Verum traditionellen Unternehmen den schnellen Einstieg in die Block-

Orion Vault ermöglicht Investitionen in digitale Kunst auf der Blockchain

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er digitale Kunstmarkt hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt, pflegt aber immer – obwohl er sich um digitale Kunst dreht – einen sehr altmodischen, « Offline »-Ansatz für Verkauf und Patronat. Die meisten digitalen Kunstwerke sind für Käufer nicht frei zugänglich, sondern werden von einem sehr kleinen Netzwerk von Maklern und « Insidern » kontrolliert, die den Zugang beschränken. Fehlende Technologielösungen verhindern, dass der digitale Kunstmarkt schneller wächst. Digitale Kunst sammeln und handeln Das Zuger Blockchain-Start-up Orion Vault will dies ändern und mit einer Technologieplattform Investitionen und Spenden in digitale Kunst ermöglichen, indem sie deren Eigentümerschaft auf Blockchain kodiert. Orion Vault bietet auch einen Marktplatz, um in der neuen digitalen Anlage-Klasse schneller, sicherer und kostengünstiger als bisherige Lösungen zu handeln. Die entsprechende App wurde an der Ausstellung « Perfect & Priceless – Value Systems on the Blockchain » der Kate Vass Galerie lanciert, die Orion Vault gesponsert hat. Die Blockchain-Anwendung von Orion Vault ist als dezentralisierte App ( « DApp » ) verfügbar.

Joanna Pawluk CEO und Mitgründerin der Orion Vault AG, und Vorstandsmitglied der Swiss-Polish Blockchain Association

Orion Vault will damit neue Geschäftsmodelle für Galerien, Künstler, Kunstinstitutionen und Sammler schaffen, damit es einfacher wird, in digitale Kunst zu investieren und Patronate zu fördern. Investoren können so digitale Kunstwerke erwerben, die sicher in der Cloud gespeichert und über eine Blockchain zertifiziert sind. Sammler können damit digitale Fotografie, Performance, Video, algorithmische Kunst, Computerkunst usw. auf ihren Bildschirmen, etwa auf einem « Samsung The Frame » geniessen – quasi in der natürlichen Umgebung der Kunstwerke, die im digitalen Raum entstehen. Die Plattform erlaubt es auch, die Kunstwerke zu kaufen, zu sammeln, mit ihnen zu handeln und Portfolios zu erstellen. Patronatsmodell Für Künstler bietet Orion Vault auch ein spannendes neues Patronatsmodell an, bei dem Investoren aufstrebende Künstler, gegen eine zukünftige Gewinnbeteiligung oder andere Leistungen mit regelmässigen Spenden unterstützen können. Das steigert die finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit für Künstlerinnen und Künstler. Für Investoren und Kunstinteressierte ist es ein Vorteil, dass sie sich voll in den Kunstprozess ein-

chain-Technologie. Aus diesem Grund beanspruchen bereits verschiedene führende Banken die Unterstützung des Start-ups in Bereichen wie Token Economics, Fund Tokenization und Due Diligence. Zum letzten Punkt hat Verum ein Rahmenwerk mit 450 Indikatoren entwickelt, um Qualitätsstandards für Blockchain-Projekte zu etablieren. Das Unternehmen ist zudem Mitglied in verschiedenen Blockchain-Arbeitsgruppen, in denen Repräsentanten von Regierungen, Aufsichtsbehörden und Finanzinstitutionen vertreten sind. Verums Ambition ist es, das Potenzial von Blockchain im Finanzbereich mit innovativen Ansätzen auszuschöpfen. Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen bereits mögliche Zukunftsmodelle, etwa im Bereich Token M&A, entwickelt. Verum versteht sich dabei nicht als blosse Advisory-Boutique, sondern kann aus einer Hand den gesamten Prozess von Blockchain-Projekten, von der Ideenfindung bis zur erfolgreichen Realisierung, durchgängig unterstützen.

bringen können. Mit der Kodierung ihrer digitalen Kunstwerke profitieren Künstler von einer lebenslänglichen Übertragungsprovision, so dass sie auch nach dem ersten Verkauf noch von ihrer Leistung profitieren können. Joanna Pawluk, CEO und Mitgründerin der Orion Vault AG und Vorstandsmitglied der Swiss-Polish Blockchain Association, sagt : « Orion Vault bietet Künstlern eine wirklich innovative Möglichkeit, Geld zu verdienen, Patronate zu finden und von ihrer Arbeit zu profitieren –

ein Leben lang. Und Investoren können nun auch transparent und nahtlos in die Welt des Kunstinvestments einsteigen und ihre Sammlung mit einer Anlageklasse diversifizieren, die in den nächsten zehn Jahren enorm wachsen wird. Galerien können ihre Reichweite steigern und digitale Werke fördern. Sammler können ihre Portfolios nicht nur in der traditionellen, sondern jetzt auch in der digitalen Kunst aufbauen.» www.orionvault.com


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Zukunft Banking

Oakura – eine Digitalwährung für Unternehmen zur Förderung von Innovation und Wachstum

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akura ist ein Schweizer Unternehmen, das von einem erfahrenen, international ausgerichteten Team von Ökonomen, Entwicklern, ETHAbsolventen und Juristen gegründet wurde. Das Ziel der Gründer ist es, ein System für die Förderung von Innovation und Wachstum in Start-ups und Unternehmen in der Schweiz und im Ausland zu schaffen. Der Name Oakura widerspiegelt dabei die Ambitionen der Gründer: Es setzt sich zusammen aus den Wörtern Oak (engl. Eiche, Sinnbild für ein nährendes Ökosystem) und Cura (röm. Göttin, wovon das engl. care/cure abgeleitet wird). Das Projekt baut auf der Blockchain-Technologie auf, welche die einfache Handelbarkeit von Vermögenswerten ermöglicht. So können traditionelle Vermögenswerte wie etwa Aktien mit sogenannten Tokens, das heisst digitalen Werteinheiten, verknüpft werden. Durch die so gewonnene Liquidität können diese Werte einer viel grösseren Käuferschaft angeboten und jederzeit übertragen werden. Oakura geht jedoch bereits einen entscheidenden Schritt weiter und kreiert eine Unternehmerwährung in Form von Tokens, die an die Wertsteigerung einer gesamten Innovationsökonomie gekoppelt ist. Die Währung vermag den Mehrwert, der durch unternehmerische Tätigkeiten und Innovationen von den Teilnehmern

hervorgebracht wird, abzubilden. Dies ist gleichermassen revolutionär wie ambitioniert. Im Wirtschaftssystem von Oakura (der Oakonomy) können die unterschiedlichsten Akteure effizient zusammengebracht und damit starke Synergien zwischen Start-ups, Industrie- und Technologieexperten, Investoren, aber auch KMUs und Hochschulen freigelegt werden. Die Nutzung der einheitlichen Unternehmerwährung ermöglicht dabei die Transaktion ganz im Sinne der Blockchain trustless (d.h. ohne dass sich die Parteien kennen oder gar vertrauen müssten) und desintermediated (d.h. ohne zwischengeschaltete Intermediäre) abzuwickeln, sowie auch international, schnell und ohne signifikante Transaktions- und Wechselkursgebühren. Gerade der Zugang zu den richtigen Experten ist aufgrund der zunehmenden Spezialisierung von Arbeitskräften und dem stark wachsenden Bedarf flexiblerer Arbeitsmöglichkeiten (Gig Economy) heutzutage schwieriger denn je, insbesondere auch für Start-ups, die ständig mit Ressourcenknappheit und Zugang zu neuestem Industrie- und Technologie-Know-how zu kämpfen haben. Mit Oakura können Start-ups ihre eigenen Aktien einfach und schnell gegen Kapital in Form der Unternehmerwährung tauschen und erhalten so Zugang zu sprichwörtlichem «Smart Money». Ebenso können KMUs, private wie institutionelle Investoren und Unternehmer auf einen Innova-

Oakura Team

tionspool von Start-ups, Gründern sowie spezifischen Industrie- und Technologieexperten zugreifen. Wer Teil der Oakonomy werden möchte, sei es als ExpertIn oder Start-up, oder wer sich Zugang zu einem stark wachsenden, exklusiven Netzwerk verschaffen möchten, erfährt mehr unter www.oakura.io.

vision& – das Fenster in die Welt der Blockchain-Anlagen

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as Thema Blockchain wird oft auf den Anwendungsfall von Währungen reduziert. Die dezentralen Technologieansätze, die mit Bitcoin ins Leben gerufen wurden, schaffen generell aber ganz neue Möglichkeiten in der Datenaufbewahrung und -übertragung. Sie legen so den Grundstein für verschiedenste technologische und kulturelle Weiterentwicklungen. Viele, bereits länger angedachte Technologieentwicklungen, wie elektronische Identität, Internet der Dinge und ausgedehnte, öffentliche Elektromobil-Netzwerke, werden erst jetzt mit der Blockchain-Technologie möglich. Man kann also sagen, dass Bitcoin ein neues Technologiezeitalter eingeläutet hat.

Die Thematik ist dermassen weitreichend und disruptiv, dass es sinnvoll ist, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen. Wer in die Zukunft investieren will, sollte sich überlegen, ein bis zwei Chips auf die aufstrebende Technologie zu setzen. Unzählige junge Unternehmen treiben hier Innovation voran, was interessante Investitionsmöglichkeiten bietet, aber auch entsprechende Risiken birgt. Deshalb empfiehlt es sich, sich dafür von Spezialisten beraten zu lassen. Die Gründer von vision& bedienen genau diese Nachfrage nach Spezialisten-Know-how und ermöglichen konventionellen Investoren, wie etwa Family Offices, den bequemen und sicheren Zugang zur Blockchain-Technologie. Mit langjähriger Erfahrung in der traditionellen Finanzwelt und dem Technologiewissen kombiniert vision& die nötigen Fähigkeiten, um Investoren in diese neue Technologiewelt zu begleiten. Als traditionell regulierter Vermögensverwalter bietet das Unternehmen bankfähige Produkte, die in einen diversifizierten Korb von Blockchain-Anlagen investieren. Mit einer Valorennummer versehen, kann das Anlageprodukt bequem bei der Hausbank gezeichnet und ins existierende Depot eingebucht werden, wo es periodisch bewertet wird.

Aufgrund der sehr tiefen Korrelation mit anderen Anlageklassen, können Blockchainanlagen eine interessante Portfolio-Ergänzung sein. Bereits eine kleine Allokation kann signifikante Auswirkungen auf die Portfoliorendite haben. So erhöht die oft kritisierte Volatilität von Blockchainanlagen die Portfoliovolatilität nur marginal, ermöglicht aber an der Zukunft dieser neuen Technologiewelt teilzuhaben. In diesem frühen Stadium der Entwicklung ist es auch wichtig, über verschiedene Technologie-Ansätze und Anwendungsfälle zu diversifizieren. Deshalb arbeitet vision& Research-basiert, wozu das Büro im Zürcher Blockchain-Hub mit seinem vielfältigen Ökosystem äusserst hilfreich ist. vision& analysiert die einzelnen Projekte unter anderem in Bezug auf Business Case, Technologie, Team und Umsetzung. Einen Teil der eigenen Forschung lässt vision& in Studien fliessen, die wiederum für Aufklärungszwecke weiterverwendet und Interessenten, wie etwa Banken, angeboten werden. Die Publikationsreihe «Die Blockchain Story» will interessierten Leuten das komplexe Blockchain-Thema näherbringen und ist auf www.visionand.ch frei verfügbar.


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Zukunft Banking

Trust

TabooKey digitalisiert das Vertrauen mit der Blockchain Das israelische Start-up TabooKey will mit einem auf der Blockchain basierenden Ökosystem Architektur und Anreizstrukturen der Cybersicherheit neu gestalten. Was kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach und basiert auf gegensätzlichen Abhängigkeiten im System. Autor: Marc Landis

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TabooKey

Betriebsumgebung Konsumenten • sie suchen nach Dienstleistungen, bei denen die Qualität derselben durch einen Sicherheiten-Pool abgesichert ist, und nicht nur der Ruf des Unternehmens und das Markenversprechen kaufentscheidend sind

Investitionen von Geldgebern

• dieser Pool dient als Qualitätsmerkmal und verlagert die Haftung für Schäden aufgrund fehlerhafter Produkte vom Verbraucher zum Anbieter

Hersteller/Anbieter von Waren und Dienstleistungen ( Risikoverkäufer) • sie verkaufen Waren und Dienstleistungen an Konsumenten • die Nutzung und der Betrieb der Waren und Dienstleistungen umfasst kritische Vorgänge, die im Falle eines Ausfalls zu schweren Schäden führen können

Risk Pool 1

sie stellen Sicherheiten bereit

Risikokäufer 1

Risiko-Marktplatz

Risikokäufer 2

DAO Das Kapital der Investoren kann zur Unterstützung der Sicherheiten der Risikokäufer verwendet werden

Sicherheiten-Pool zur Qualitätssicherung der Absichtsprüfer

Risk Pool 2

Die Einlage fungiert als Sicherheit

Vertrauen schaffen Das israelische Cybersecurity-Start-up TabooKey schickt sich nun an, das angeschlagene Vertrauen in Unternehmen und deren Produkte wiederherzustellen. Mit einem neuen Anreizsystem und einem dezentralen auf der Blockchain abgebildeten Verifikationsprozess können Unternehmen ihre Produkte sicher machen. Mit der sogenannten Proof-of-Intention-Lösung von TabooKey sollen kritische Arbeitsschritte sicher und unter Kontrolle gehalten werden können. Der dezentrale Verifikationsprozess von TabooKey unterscheidet sich von bestehenden Auditverfahren durch die Transparenz über die Prüfungshandlungen, die das Unternehmen eingerichtet hat ; die dezentrale Prüfung erfolgt wie heute durch beigezogene Drittpersonen als Prüfer, wobei diese eine dem Konsumenten offengelegte Geldleistung als Leistungsgarantie er-

bringen müssen. Sollte ein so abgesichertes Produkt dennoch kompromittiert sein, erhalten die Kunden den erlittenen Schaden in Form von Geld zurückerstattet. Die Mittel für die Erbringung des Schadenersatzes stellen Investoren in einer sogenannten DAO ( dezentrale anonyme Organisation ) zur Verfügung.

Ökosystem auf dem dezentralen Netzwerk

Entschädigung bei Nichteinhaltung der zugesagten Servicequalität

it der zunehmenden Digitalisierung wird softwarebasierte Bedienung und Überwachung von Gegenständen alltäglich. Software übernimmt etwa die Überwachung unseres Gesundheitszustandes. Oder man vertraut ihnen Prozesse wie Robo-Advisory im Banking an, in der Hoffnung, dass die Maschinen mit ihren Algorithmen weniger fehleranfällig sind als Menschen. Aber Maschinen und Computer sind leicht kompromittierbar. Dies wird durch unzählige Enthüllungen von Sicherheits- und Datenlecks in jüngster Vergangenheit dokumentiert. Sie sind aber auch Manipulationen durch Menschen zugänglich.

Risikokäufer 3

Risikokäufer 4

Prüfer ( Risikokäufer ) • übernehmen Risiken von Konsumenten

Investoren • Scheitert ein Risikokäufer, verliert der leitende Investor seine Einlage

Investoren können Risikokäufer mit Sicherheiten gegen eine Art Zinsen unterstützen

• beteiligen sich am Smart Contract mit Sicherheiten und dokumentieren so die Qualität der Verifikation • durch die Einzahlung in den Sicherheiten-Pool weisen sie ihre Haftung nach

So funktioniert das TabooKey-Ökosystem mit gegensätzlichen Abhängigkeiten und Eigeninteressen der einzelnen Systemteilnehmer.

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Fazit Wie alle DAOs hat auch TabooKey das Ziel, ein Ökosystem mit integrierten «  Checks and Balances  » zu schaffen. Durch den Einbezug von Investoren wird das TabooKey-Ökosystem ( Grafik  ) zu einem Kreislauf, in dem das Verhalten aller Teilnehmer von implementierten gegensätzlichen Anreizen geleitet wird. TabooKey erlaubt den Kunden, Käufe aufgrund von messbarem Vertrauen zu tätigen. Ziel ist es, Manipulationen durch bessere Verifikationsprozesse zu verhindern, aber auch die Verhandlungsmacht der Kunden bei Schäden durch Manipulationen zu erhöhen. Dienstleister, aber auch ihre Berufshaftpflichtversicherer, müssen möglicherweise neue Produkte entwickeln, um an solchen Ökosystemen teilnehmen zu können. Der Markteintritt von TabooKey in der Schweiz steht unmittelbar bevor. Die Anwaltskanzlei Froriep begleitet das Start-up dabei.

Über Froriep Froriep startete seine Geschäftstätigkeit 1966 in Zürich und hat sich zu einer der führenden Anwaltskanzleien der Schweiz mit fünf Büros in drei Ländern entwickelt. Froriep ist eine internationale Kanzlei, die Kunden auf der ganzen Welt zu Fragen rund um schweizerisches Recht berät. Sie hat ein auf disruptive Technologien spezialisiertes Team mit mehrjähriger Erfahrung in der Rechtsberatung von Distributed Ledger Technology Projekten. ( Quelle : Froriep )

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Ausgeklügeltes System Wenn ein Prüfer nicht die versprochene Qualität erreicht, zahlt der im TabooKey-DAO eingebettete Smart Contract automatisch die von den Investoren gestellten Sicherheiten an die Kunden zurück, die sich auf diesen Prüfer verlassen haben. Dieses ausgeklügelte System führt dazu, dass durch gegensätzliche Abhängigkeiten und Eigeninteressen der Systemteilnehmer das ganze System sicher wird. Die Tatsache, dass dieser Verifikationsprozess in der Blockchain aufgezeichnet ist, kann auch als weiteres Sicherheitsmerkmal im Prozess genutzt werden. Erst wenn Absichtsprüfer ihre erfolgreiche Verifikation in der Blockchain aufgezeichnet haben, gilt ein Prozess als abgeschlossen. Diese Zustimmung kann in den gesamten Workflow-Prozess für die Freigabe eines Produkts integriert werden. Im Falle eines Software-Downloads überprüft beispielsweise das selbstfahrende Auto zunächst die Blockchain dahingehend, dass die damit verbundenen Verifikationsprozesse abgeschlossen sind, bevor es die betreffende Software herunterlädt.

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Zukunft Banking

Banking Innovation

So unterstützt ERI Bancaire Bank Frick beim Blockchain-Banking ERI Bancaire ist als eine der grossen Anbieterinnen von Kernbankensoftware besonders aktiv, Banken bei der Digitalisierung zu unterstützen. Bank Frick aus Liechtenstein setzt seit vielen Jahren auf die Kernbankensoftware OLYMPIC Banking System von ERI, denn die Software bildet die Geschäftsprozesse der Bank Frick ideal ab. Interview: Marc Landis

Die Finanzindustrie steckt durch den technologischen Wandel in tiefgreifenden Veränderungen. Wie ermöglicht ERI Bancaire mit ihrer Kernbankenlösung OLYMPIC die Digitalisierung des Banking? Marcel Schlagenhauf: OLYMPIC Banking System ermöglicht die Bankendigitalisierung für unsere Kunden durch eine hochmoderne Architektur, die maximale Flexibilität bei der Anbindung neuer Technologien und Lösungen bietet. Stets offen und nach funktionalen und technologischen Entwicklungen bestrebt ist ERI BIAN-Mitglied (BIAN = Banking Industry Architecture Network, Anm. d. Red.) und nimmt aktiv an Diskussionen, Workshops und am Austausch mit F10 Incubator & Accelerator teil. Wir bieten unseren Kunden eine grosse Auswahl an Open APIs und Webservices, und mit der Advisory-Lösung von OLYMPIC Banking System kommen Möglichkeiten für Robo und Artificial Intelligence hinzu. All das wird in einem Responsive Design präsentiert, das die Erstellung von kundenspezifischen Dashboards auf allen Kanälen ermöglicht. Welche Bedeutung hat Bank Frick als Kunde von ERI Bancaire? Schlagenhauf: Bank Frick hat eine sehr grosse Bedeutung für ERI, ist sie doch seit ihrer Gründung 1998 laufend mit OLYMPIC Banking System gewachsen. Wir durften die Bank dabei unterstützen, sich zu einer der führenden digitalen Banken in Europa zu entwickeln. Angebote von Bank Frick wie Blockchain-Anbindung und ihre Aktivitäten im Zahlungs- und Krypto-Währungs-Bereich haben unser System weitergebracht und ERI zu einem der führenden Softwareanbieter in diesem Sektor gemacht. Die Symbiose von modernem Bankfachwissen und erfahrenem Softwarehaus hat hier zum Ziel geführt und macht unsere Kunden-Lieferanten-Beziehung so besonders. Warum arbeitet Bank Frick mit der Kernbankensoftware von ERI Bancaire? Mauro Casellini: Mit ERI verbindet uns seit 20 Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit. In den letzten Jahren des starken Wandels der Bank hat uns die Plattform des Kernbankensystems OLYMPIC die notwendige Basis für die Abbildung der neuen Prozesse zur Verfügung gestellt. Die Flexibilität der OLYMPIC-Module ermöglicht uns die Einbindung der neuen Technologien und Bedürfnisse in die digitalen Abläufe der Bank, was für uns von entscheidender Bedeutung ist. Das Fürstentum Liechtenstein schickt sich an, dem Crypto Valley in Zug den Rang abzulaufen. Was macht Liechtenstein so attraktiv für die Krypto-Szene? Casellini: Das Crypto Valley ist schon lange nicht mehr nur auf Zug beschränkt, sondern hat sich als Begriff auf die ganze Schweiz und auch auf Liechtenstein ausgedehnt. Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den relevanten Akteuren aus der Schweiz und Liechtenstein, wir sehen uns daher keineswegs als Konkurrenz. Es gibt Fälle, die aufgrund der Rechtslage in der Schweiz mehr Sinn ergeben,

geschneiderten Lösungen und einer ganzheitlichen Beratung ein One-StopBanking ermöglicht, passend zu unserem Fokus auf Finanzintermediäre. Darüber hinaus evaluieren wir ständig neue Produkte, um unsere Kunden noch besser und vollumfänglicher bedienen zu können.

Marcel Schlagenhauf, Sales Manager, ERI Bancaire SA

Mauro Casellini, Head of Blockchain and Payment Service Providers, Bank Frick

Über ERI Bancaire

Über Bank Frick

ERI Bancaire SA ist ein international tätiges Unternehmen, das kleine und mittlere sowie auch grosse multinationale Banken in mehr als 50 Ländern zu seinen Kunden zählt. Die Bankenlösung OLYMPIC Banking System ist für Private Banking sowie Wealth Management ausgelegt und richtet sich an Geschäftsund Privatkundenbanken. Seit fast 30 Jahren entwickelt, vertreibt und unterhält ERI die vollintegrierte, webgestützte und parametergesteuerte Front-to-Back-Bankenlösung OLYMPIC Banking System.

Bank Frick ist eine familiengeführte liechtensteinische Bank mit Sitz in Balzers. Sie wurde 1998 von Kuno Frick senior ( 1938–2017 ) gegründet und wird mehrheitlich von der liechtensteinischen Kuno Frick Familienstiftung ( K FS ) kontrolliert. Der Minderheitsaktionär Net1 hält 35 Prozent des Grundkapitals von Bank Frick. Der Finanztechnologiekonzern Net1 ist an der Nasdaq-Börse in New York gelistet. Strategisch fokussiert sich Bank Frick auf Dienstleistungen und Produkte für Finanzintermediäre wie zum Beispiel Treuhänder, Vermögensverwalter, Zahlungsdienstleister, Fondspromotoren und FinTechs.

« ERI und OLYMPIC Banking System sind bereit für disruptive Technologien und unterstützen die Finanzmarktinstitute in ihren DigitalBanking-Vorhaben. »

ERI betreibt aktives Innovationsmanagement und ist bestrebt, mit technologischen Neuerungen und flexibler IT-Infrastruktur die Basis für ein offenes Banking-Ökosystem zu schaffen. Die Mitgliedschaft im BIAN ( Banking Industry Architecture Network ) und die Zusammenarbeit mit F10, dem mehrmals unter den 10 besten rangierenden europäischen FinTech Inkubator und Accelerator, bieten einen wichtigen Erfahrungs-und Wissensaustausch. Mit mehreren Start-ups wurden PoCs ( Proof of Concepts ) durchgeführt und unter anderem zu diesem Zweck eine Reihe von Open APIs entwickelt.

Dank des topmodernen technologischen Niveaus von OLYMPIC Banking System und ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber der Digitalisierung konnte ERI die hohen Ansprüche des langjährigen Kunden Bank Frick erfüllen, der als Pionier im Bereich des Blockchain-Bankings gilt. Das System bietet heute, nebst umfangreichen Funktionalitäten, eine offene, flexible und zukunftsorientierte Architektur. ( Quelle : ERI Bancaire )

andere wiederum in Liechtenstein. Es gibt aus unserer Sicht aber diverse Vorteile im Vergleich zur Schweiz. Dazu gehören sicher die kurzen Wege zu wichtigen Marktteilnehmern wie Anwälten, Treuhändern und Finanzmarktaufsicht sowie der Zugang zum europäischen Finanzmarkt. Ebenso das geplante Gesetz zu vertrauenswürdigen Technologien, das unsere Regierung vorantreibt. Trotz allem sehen wir uns in Liechtenstein nicht als Konkurrenz zum Crypto Valley, sondern als strategischen Partner.

Zu den Alleinstellungsmerkmalen von Bank Frick gehört die hohe Fachkompetenz im Bereich des regulierten Blockchain-Bankings. Die Bank begleitet ICOs, verwahrt Krypto-Assets, handelt für Bank-Frick-Kunden mit führenden Krypto-Währungen und macht Krypto-Assets bankable.

Für Intermediäre entwickelt Bank Frick massgeschneiderte Fonds und agiert als Verwahrstelle (Depotbank). Bank Frick ist als einzige liechtensteinische Bank Inhaberin von Acquiring-Lizenzen von Visa und MasterCard. Sie beschäftigt knapp 120 Mitarbeitende und betreibt eine Niederlassung in London, Grossbritannien. (Quelle: Bank Frick)

Bank Frick ist bekannt als Liechtensteins «Blockchain-Bank». Was bietet Bank Frick den Kunden aus diesem Bereich an? Casellini: Zum einen bieten wir mit unserem Geschäftskonto und dem Wertschriftendepot substanzielle Services für FinTechs und Firmen aus dem Blockchain-Bereich an. Für Letztere sind wir damit ein Pionier. Ergänzend offeriert Bank Frick die sichere Verwahrung mittels Cold Storage Wallets und den Wechsel von Krypto-Währungen in Fiat-Geld.

Dank unserer Expertise im Bereich der Produktentwicklung begleiten wir Token Sales und erstellen individuelle Fondslösungen, basierend auf der Blockchain-Technologie. Ausserdem haben wir Zugriff auf ein grosses Netzwerk von Systemteilnehmern, wie zum Beispiel KYC-Dienstleister ( K YC = know your customer, Anm. d. Red. ) und Vermögensverwalter, die unsere Kunden während ihres gesamten Lebenszyklus unterstützen. Wir sehen uns als Serviceanbieterin der Blockchain-Welt, die Kunden mit mass-

Wo steht ERI Bancaire im Markt im Vergleich zu anderen Anbietern von Bankensoftware? Schlagenhauf: ERI ist ein international tätiges Unternehmen mit Kunden in über 50 Ländern. Bei kleinen bis mittelgrossen Banken im Private-Banking- und Wealth-Management-Bereich sowie bei multinational aktiven Bankengruppen im Wealth-Management-Geschäft sind wir marktführend. Mit knapp 30 Jahren Erfahrung und Spezialisierung in diesem Segment konnten wir unser System und unsere Prozesse nahezu perfektionieren. Dies wirkt sich in einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis sowie raschen und risikoarmen Migrationsprojekten aus. Bezüglich der Funktionalität erachten wir OLYMPIC Banking System als das umfassendste auf dem Markt. Dazu haben wir unser System vor Kurzem auf den modernsten technologischen Stand gebracht und sind, wie oben erwähnt, nicht zuletzt dank unserer innovativen Kunden Digital-Banking-tauglich. Auch hier sehen wir uns als branchenführend. Wie sieht aus Ihrer Sicht die Bank der Zukunft aus? Schlagenhauf: Das traditionelle Banking wird weiter digitalisiert. Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Robotisierung werden immer mehr an Bedeutung gewinnen und gezielt eingesetzt werden. Blockchain-Technologien und andere Innovationen werden mehr und mehr den « M ittelsmann » ausschalten und für die Banken eine Bedrohung, aber auch eine Chance darstellen. Traditionelle Bankdienstleistungen wie Kontoführung, Zahlungsverkehr, Kreditvergabe bis hin zu Private Banking und Wealth Management werden von neu gegründeten Firmen übernommen oder zumindest herausgefordert. Als Resultat werden die Margen weiter sinken. Um weiter bestehen zu können, werden Banken gezwungen sein, nebst höherer Automatisierung ebenfalls aktiv Innovationsmanagement zu betreiben. Kleinere Banken werden sich weiter spezialisieren müssen, wie das erfolgreiche Beispiel von Bank Frick zeigt. Grössere Banken betreiben jetzt schon eigene Labs und Digital Banking Factories. Wir sind gespannt, wo uns die Zukunft hinführt  ! Casellini  : Agilität, Geschwindigkeit und die Ausrichtung auf Kundenbedürfnisse werden aus unserer Sicht immer wichtiger. Das erklärt auch, warum Unternehmen wie Revolut in so kurzer Zeit eine so grosse Kundenzahl gewinnen konnten. Banken müssen in ihrer Systemlandschaft agiler werden und die Bedürfnisse der Kunden befriedigen, anstatt in alten Prozessen denken. APIs und Open Banking sind dabei zwei Trends, an denen wir intensiv arbeiten und die aus unserer Sicht das Banking der Zukunft stark prägen werden.


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Zukunft Banking

02. Dezember 18 | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Banking Innovation

AgentSelly, Bexio und Klara.ch – so digitalisiert die Valiant Bank Die Valiant Bank gibt Gas bei der Digitalisierung und setzt dabei auf Partnerschaften. Die Bank ist aber auch an einem Start-up beteiligt, das als digitaler Immobilienmakler fungiert und den Haus-(ver-)kauf vereinfachen soll. Christoph Wille, Leiter Vertriebskanäle und Mitglied der Geschäftsleitung bei Valiant im Gespräch. Interview: Marc Landis

bindung der Buchhaltungslösungen Bexio und Klara.ch an ihre Bankkonten. Der dritte Themenbereich betrifft unser Kerngeschäft rund um Hypotheken und Finanzierungen, das effizienter und kundenfreundlicher werden soll. So bieten wir etwa einen Hypo-Check an, mit dem Kunden eine Immobilienbewertung online vornehmen und prüfen können, ob sie sich das Traumhaus leisten können. Oder Kundinnen und Kunden können mit AgentSelly, einem Start-up, an dem Valiant beteiligt ist, auf effiziente und günstige Art eine Immobilie verkaufen.

Christoph Wille Leiter Vertriebskanäle und Mitglied der Geschäftsleitung, Valiant Bank

Mit welchen Themen rund ums digitale Banking beschäftigt sich Valiant zurzeit? Christoph Wille: Es gibt drei Themenkreise, mit denen wir uns beschäftigen. Wir möchten generell mit unseren digitalen Initiativen den Zugang zu unserer Bank für die Privatkunden verbessern und vereinfachen. Dazu gehören zum Beispiel unser neues E-Banking und die neue Online-Terminvereinbarung. Dasselbe, nämlich das Finanzleben zu vereinfachen, wollen wir auch für unsere KMU-Kunden erreichen. Dort geht es uns vor allem darum, die Abläufe für die Kunden effizienter zu gestalten. Und wir bieten ihnen auch die An-

Was hat es mit AgentSelly auf sich? Das ist ein innovativer Immobilienmakler, mit dem wir als Bank früh in der Wertschöpfungskette präsent sein können. Heute kommen wir bei einem Haus- oder Wohnungskauf erst ganz zum Schluss ins Spiel, wenn es um die Finanzierung geht. Wir möchten aber früher mit einem Immobilienkäufer oder -verkäufer in Kontakt treten. Zudem ermöglicht AgentSelly, Immobiliengeschäfte effizienter abzuwickeln. Ein Objekt wird heute mindestens drei Mal geschätzt. Vom Makler, vom Käufer und jeder finanzierenden Bank. Das ist sehr ineffizient und kostet auch jedes Mal Geld. Hier können wir einen Beitrag leisten, um den Verkaufsprozess schlanker zu gestalten. Mit AgentSelly wird ein Objekt von Anfang an korrekt aufgenommen und bewertet, das heisst, eine zu verkaufende Liegenschaft bei AgentSelly ist «  bankgeprüft  ». Alle Parteien können auf diese Daten ver-

trauen und es gibt keine unangenehmen Überraschungen, wenn es dann um die Finanzierung geht. Sie sprachen vorher auch über Bexio und Klara.ch. Wie funktioniert die Anbindung dieser Buchhaltungsprogramme ans Bankkonto? Wir haben rund 40 000 KMU-Kunden, die meisten davon sind Klein-

«Mit AgentSelly wird ein Objekt von Anfang an korrekt aufgenommen und bewertet – eine zu verkaufende Liegenschaft bei AgentSelly ist ‹bankgeprüft›.»

und Kleinstunternehmen. Sie haben im Alltag schon mit genug administrativen Hürden zu kämpfen und die Buchhaltung zu führen ist auch eher eine lästige Pflicht statt die lustvolle Kür. Diesen Kunden ist jegliche Vereinfachung und Erleichterung ihres Tagesgeschäfts willkommen. Und Valiant will sie dabei unterstützen. Mit Bexio und Klara.ch können Bu-

chungen im Bankkonto automatisch über Nacht synchronisiert werden. Man sieht tagesaktuell, wer bezahlt hat und wer nicht. Wir wollen diesen Bereich auch weiter ausbauen. Etwa mit einem Online-Kapitaleinzahlungskonto, um die Unternehmensgründung zu vereinfachen. Sie erwähnten auch den Hypo-­ Check. Wie muss man sich diesen vorstellen? In den vergangenen Jahren haben verschiedene Banken Online-Hypotheken auf den Markt gebracht. Da sind zum Teil sehr komplexe Plattformen dabei. Wir glauben jedoch, dass die meisten Kunden, die ja nicht Immobilienspezialisten sind, mit der komplexen Dateneingabe überfordert sind. Deshalb haben wir uns entschieden, mit dem Hypo-Check ein einfaches Tool zu entwickeln, das den Kundinnen und Kunden schnell eine erste Indikation gibt, ob ein Objekt gut gelegen ist und einen marktgerechten Preis hat. Gleichzeitig sehen sie auf einen Blick, welche Eigenmittel sie für den Kauf bereitstellen müssen, damit die Bank mitfinanziert. So schaffen wir eine Basis, auf der Berater und Kunden aufbauen können. Wir sehen klar, dass die Standardfälle, die sich für den Onlineabschluss einer Hypothek eignen, im Hypothekengeschäft eher die Ausnahme sind. In der Regel braucht es ein Gespräch mit den Kunden und eine fundierte Beratung. Wir nutzen die Digitalisierung in diesem Bereich als «Zubringer» für das klassische Beratungsgespräch.

Was darf man in Zukunft von Valiant in Sachen Digitalisierung ( noch ) erwarten? Wir sind daran, 2020 eine neue Generation einer Mobile-Banking-App zu lancieren. Ich bin überzeugt davon, dass wir da noch viel Potenzial haben. Wir müssen mit den Neobanken, die nur als Mobile-Only-Banken unterwegs sind, mithalten und bezüglich des Kundenerlebnisses mindestens so gut werden wie diese, jedoch mit einem umfassenden Angebot. Unsere Entwicklung wird ein Gamechanger sein. Wir müssen im Hosensack unserer Kundinnen und Kunden präsent und immer verfügbar sein. Und zwar nicht nur als Mobile-Banking-App für den Zahlungsverkehr, sondern als Dialogplattform, mit der Kunden uns jederzeit mit ihren Anliegen kontaktieren können. Auch für die KMUs arbeiten wir intensiv weiter. Wir möchten etwa im Bereich Multibanking eine Rolle spielen und unseren KMU-Kunden künftig die Möglichkeit geben, nicht nur die Valiant-Konti zu managen, sondern eine Gesamtsicht über ihre verschiedenen Bankbeziehungen zu bekommen. Andere Banken möchten das auch. Wie grenzt sich Valiant ab? Das stimmt. Ich denke, es wird darum gehen, unsere Angebote einfacher und besser zu gestalten als andere und schneller in den Markt zu bringen. Ganz im Sinne unserer Vision, dass wir unseren Kunden das Finanzleben am einfachsten machen.

« Ein Haus zu verkaufen, ist ein emotionaler Moment »

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er sein Haus oder seine Wohnung verkaufen will, steht vor vielen Herausforderungen. AgentSelly macht diesen Prozess deutlich einfacher – mit persönlicher Beratung und digitaler Unterstützung. Fritz Blaser hat’s probiert und ist überzeugt. 39 Jahre lang hat Fritz Blaser in seinem Haus im luzernischen Herrlisberg gelebt. Er baute es selbst, hielt es instand, gestaltete die Umgebung, pflegte den Garten. Kurz : Mit seinem Haus verbindet er viele Emotionen und viele Jahre seines Lebens. Nach dem Verlust seiner Frau wurde es ihm aber zu gross. Der Entscheid, sein langjähriges Zuhause zu verkaufen, fiel ihm schwer: «Das ist schon ein emotionaler Moment. In diesen vier Wänden stecken viel Herzblut und viele Erinnerungen », meint Fritz Blaser. Verkaufen auf eigene Faust: schwierig Der fitte Rentner versuchte zuerst, das Haus auf eigene Faust zu verkaufen. Erfolglos. « Es hat einfach nicht gepasst », fasst er zusammen. Durch ein Inserat

wurde Fritz Blaser auf AgentSelly aufmerksam. «Herr Blaser war zuerst etwas skeptisch», erinnert sich Claudio Landmesser, CEO und Mitbegründer von AgentSelly. Und fügt zufrieden an: «Unser Angebot hat ihn überzeugt, das Bauchgefühl stimmte und er hat seinen Entscheid nie bereut.» Immer auf dem Laufenden sein AgentSelly vereinfacht den Verkauf von Häusern und Eigentumswohnungen mit innovativen Elementen, welche die persönliche Beratung ergänzen. Während des ganzen Verkaufsprozesses werden die Verkäufer digital unterstützt. Kontakte mit Interessenten, Terminvereinbarungen oder eintreffende Angebote werden ihm laufend online mitgeteilt. «Die Transparenz ist ein grosses Plus. Die Verkäufer schätzen es sehr, immer auf dem aktuellen Stand zu sein», sagt Claudio Landmesser. Besichtigungen mit oder ohne Verkäufer Ein weiterer Vorteil von AgentSelly ist die Zusammenarbeit mit der Va-

Hausverkauf einfach gemacht : Das Start-up AgentSelly unterstützt den persönlichen Kontakt mit vielen innovativen, digitalen Elementen.

liant Bank. Die Bankberater erfassen die Objekte vor Ort mit modernsten Hilfsmitteln und erstellen eine virtuelle 360-Grad-Tour durch das Haus. So können Interessierte das Objekt schon vor der ersten Besichtigung online begutachten. Valiant übernimmt auch die Objektbewertung und erstellt die Verkaufsdokumente innerhalb einer Woche. Für die Verkäuferinnen und Verkäufer ist danach die erste Arbeit erledigt. «Die Verkäufer entscheiden selbst, ob sie bei den Besichtigungen dabei sein wollen. Sonst erledigen das die Mitarbeitenden von Valiant mit unseren Mitarbeitenden», erklärt Claudio

Landmesser von AgentSelly. Für Fritz Blaser war es wichtig, die Interessenten persönlich kennenzulernen, und er war bei den Besichtigungen immer dabei. Für den Verkäufer kostenlos Fritz Blaser ist erstaunt, wie unkompliziert und schnell anschliessend alles ging. Innerhalb von drei Monaten war sein Haus verkauft. «Die jungen Leute von AgentSelly waren immer sehr schnell, unkompliziert und professionell», schwärmt der 76-Jährige. «Es sind nur wirklich Interessierte zur Besichtigung gekommen, das hat mir viel Zeit erspart.» Und es war für ihn

erst noch kostenlos, denn bei einem Verkauf über AgentSelly übernimmt der Käufer die Gebühren. CEO Claudio Landmesser freut sich über das Lob von Fritz Blaser: «AgentSelly ist mehr als ein Makler. Wir begleiten die Verkäufer von A bis Z und machen ihnen den Verkauf einfach – bis zur Schlüsselübergabe.» Die Kombination aus Digitalisierung und persönlichem Kontakt kommt bei den Kunden gut an. AgentSelly hat aktuell Immobilien im Wert von 25 Millionen Franken zu verkaufen. Darunter befand sich bis vor Kurzem auch das Haus von Fritz Blaser.


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Zukunft Banking

FinTech-Lösung

Endlich wieder attraktive Zinsen in der Schweiz Mit der FinTech-Lösung von Deposit Solutions sollen Kunden über ihre Hausbank Zugang zu den besten Einlagenangeboten mit attraktiven Zinsen im Markt erhalten, ohne dafür die Bank wechseln zu müssen. Das 2011 in Hamburg gegründete Unternehmen expandiert nun auch in die Schweiz. Auch Schweizer Banken können von der Lösung des FinTechs profitieren. Autor und Interview: Marc Landis

Die Deposit Solutions Open Banking Innovation

N

ach Uber, Airbnb, Netflix und Spotify findet auch im Finanzsektor eine grundlegende Veränderung statt. Die Transformation ergibt sich durch neues Kundenverhalten, neue Kundenerwartungen, technologischen Fortschritt und einen veränderten regulatorischen Rahmen. Drei Punkte stechen dabei hervor :

Privatanleger

suchen attraktive Zinsprodukte

Kundenbanken haben die Kundenbeziehung

Produktbanken stellen die Zinsprodukte

1.  Kunden, die sich an moderne Lebenswirklichkeiten in anderen Bereichen gewöhnt haben, erwarten eine ähnliche Nutzerfreundlichkeit auch bei Finanzdienstleistungen, wie etwa eine grosse Auswahl anbieterunabhängiger Angebote von marktführenden Produkten.

2.  Die Verbreitung neuer Technologien schafft Raum für neue Konzepte und Lösungen, die zuvor nicht möglich waren, und ermöglicht Akzeptanz in der Breite.

3.  Regulatorische Initiativen unterstützen die Öffnung des Finanzsektors als explizites politisches Ziel. Richtlinien, wie beispielsweise PSD2 in der Europäischen Union, sollen Transparenz und Wettbewerb schaffen beziehungsweise fördern und somit den Kundennutzen steigern. Im Zuge dieser Entwicklungen sah Deposit Solutions die Chance für die digitale Transfor-

Die Deposit-Solutions-Open-Banking-Innovation: « Win-Win-Win » Situation für Produktbanken, Kundenbanken und Privatanleger

mation des Einlagengeschäfts mit Tages-, Termin- und Festgeldern. Seit vielen Jahren können Bankkunden in verschiedenen anderen Bereichen im Rahmen von offenen Plattformen Produkte von Drittanbietern über die bestehende Bankbeziehung erhalten, zum Beispiel Anlagefonds. Im Bereich des Einlagengeschäfts gab es hingegen keine vergleichbare Lösung, die es

Infrastruktur für den Einlagenmarkt, wovon Banken ebenso wie Anleger profitieren.

Thomas von Hohenhau Chief Client Officer und Managing Director Schweiz, Deposit Solutions

Warum hat sich Deposit Solutions gerade den Einlagenmarkt als Geschäftsfeld ausgesucht ? Thomas von Hohenhau : Spareinlagen sind eines der weltweit wichtigsten Finanzprodukte. In Europa halten Anleger umgerechnet über 10 Billionen Franken in Spareinlagen, und das weltweite Gesamtvolumen beläuft sich auf mehr als 50 Billionen Franken. Trotz dieses immensen Umfangs hat es in diesem Markt in den letzten Jahrzehnten keine bedeutende Innovation mehr gegeben. Kunden und Banken verlangen aber digitale Angebote, die Anlegern auf effiziente Weise Zugang zu attraktiven Zinsen verschaffen und Banken neue Märkte und Kunden erschliessen. Unsere Open-Banking-Technologie ermöglicht ein solches digitales Angebot im Einlagenmarkt. Mit unserer Plattform setzen wir einen Industriestandard für Spareinlagen und schaffen eine neue

Warum ist die Schweiz ein interessanter Markt für Deposit Solutions? Der Schweizer Einlagenmarkt ist mit mehr als 1 Billion Franken von enormer Grösse. Zudem hat die Schweiz gemäss aktuellen Erhebungen der OECD die höchste Haushaltssparquote in ganz Europa. 2016 war die Sparquote der Schweiz mit 18,79 Prozent beinahe doppelt so hoch wie im europäischen Land mit dem zweithöchsten Wert – Deutschland ( 9,69 Prozent ). Ein weiterer attraktiver Aspekt des Schweizer Marktes ist, dass er sich nicht nur durch grosse Volumina in Schweizer Franken auszeichnet, sondern auch durch bedeutende Einlagen in Euro und US-Dollar. In Bezug auf das aktuelle Niedrigzinsumfeld bieten wir sowohl Anlegern als auch Partnerbanken einen Weg aus der Tristesse. Für Anleger haben wir ein Portfolio an Banken aufgebaut, die Schweizer Privatanlegern attraktive Zinsen für Festgeldanlagen zahlen. Für Banken, die über unsere Plattform Einlagenprodukte von Drittbanken anbieten, entsteht ein neues Instrument zur Steuerung der selbst gehaltenen Liquidität. Überschüssige flüssige Mittel von Privatanlegern, die Banken aktuell in grossen Mengen zu negativen Zinssätzen bei der Nationalbank anlegen müssen, können dank unserer Lösung in die Bilanzen von Drittbanken gesteuert werden. Welche anderen Vorteile erhalten Schweizer Banken bei einer Zusammenarbeit mit Deposit Solutions ? Schweizer Banken haben signifikante Vorteile im Hinblick auf die Kundenbeziehung. Eine Bank, die ihren Kunden unsere Lösung anbietet, wird zwangsläufig zu einem der besten Anbieter in

Kundenbanken ermöglichte, ihren Kunden über gegenwärtige Bankverbindungen Einlagenprodukte mit Festgeldzinsen von Drittbanken anzubieten. Stattdessen mussten Kunden, die andere Einlagenprodukte wünschten, neue Konten bei anderen Anbietern eröffnen. Durch die somit steigende Anzahl der Kontobeziehungen entstand dem Kunden ein erheblich höherer zeitli-

einer der wichtigsten Produktkategorien. Das liefert ein starkes Argument für die Kundenakquise. Ausserdem wird gleichzeitig die Beziehung zwischen der Bank und ihren bestehenden Kunden gestärkt, was dazu führt, dass zufriedene Kunden einen grösseren Teil ihrer flüssigen Mittel zu ihrer Hausbank verlagern. Des Weiteren können Einlagenprodukte mit unserer

« In Bezug auf das aktuelle Niedrigzinsumfeld bieten wir sowohl Anlegern als auch Partnerbanken einen Weg aus der Tristesse. »

Lösung bequem ausgewählt und verwaltet werden, was das Kundenerlebnis erheblich verbessert. Abgesehen von dieser qualitativen Komponente gewinnen unsere Partnerbanken auch auf monetärer Ebene. Durch unsere Lösung entsteht für sie eine zusätzliche Ertragsquelle auf einem Asset, mit dem sie zuvor kaum Erträge erwirtschaften konnten oder in einem Niedrigzinsumfeld sogar teilweise Verluste in Kauf nehmen mussten. Wie können Privatbanken und externe Vermögensverwalter ( E VVs ) von Ihrer Lösung profitieren ? Für ihre Kunden wollen Privatbanken sowie EVVs für alle Anlageklassen Beratung bieten. Jedoch halten ihre Kun-

cher Aufwand. Für Kundenbanken wiederum besteht die Gefahr, die Kundenbeziehung ganz oder in Teilen zu verlieren. Vor sieben Jahren lancierte Deposit Solutions eine Open-Banking-Lösung, um den 50-BillionenEuro-Markt für das globale Einlagengeschäft offener und effizienter zu gestalten. Das Unternehmen etablierte seine B2B-Plattform für Einlagen als Standard unter europäischen Banken. Mittlerweile ist Deposit Solutions zu einem über 250-köpfigen Team herangewachsen und nun auch mit einem eigenen Team in der Schweiz präsent, wo es hiesige Banken für den Einsatz seiner Plattform gewinnt. Die erste Partnerbank in der Schweiz ist die Hypothekarbank Lenzburg, eine börsenkotierte Schweizer Universalbank und Vorreiterin im Digital Banking. Dabei hat die Open-Banking-Plattform für den Einlagenmarkt den Proof of Concept mit der proprietären B2C-Vermarktung über seine eigenen Onlineportale bereits erbracht. Dies konnte das Unternehmen vor kurzem unter Beweis stellen, als es mit seinen B2C-Marken die 10-MilliardenEuro-Marke an vermittelten Einlagen knackte. Hinzu kommt, dass bereits zahlreiche Kooperationen mit namhaften Banken im In- und Ausland geschlossen wurden. Mit derselben Ambition startet das Unternehmen in der Schweiz, um den mehr als 1 Billion Schweizer Franken umfassenden schweizerischen Einlagenmarkt zu erobern und weitere Partnerbanken an seine Plattform anzuschliessen.

den typischerweise ein Drittel ihres Vermögens in Cash, für das es vor unserer Lösung keine attraktiven alternativen Anlagemöglichkeiten gab. Damit war ein Drittel des Vermögens nicht variabel investierbar. Dieser Zustand wird durch unsere Lösung aufgehoben, und Privatbanken sowie EVVs können sich wieder selbstbewusst als ganzheitliche Berater positionieren. Ausserdem können sie Performance auf den Cash-Beständen erzielen und so die Gesamtperformance des Kundenportfolios verbessern. Zudem ermöglicht unsere Plattform einen Portfolioansatz, da der Berater die Cash-Bestände seiner Kunden auf beliebig viele Einlagenprodukte von Drittbanken verteilen kann. Dies erlaubt, den gesamten Cash-Bestand eines Kunden zu diversifizieren und trotz des hohen Volumens vollständig abzusichern. Wie sicher sind die Einlagen von Schweizer Anlegern, wenn sie sich auf ihrer Plattform für Produkte ausländischer Banken entscheiden ? Sämtliche unserer angebotenen Festgeldprodukte sind durch gesetzliche Vorschriften umfassend geschützt. Einlagen bei Schweizer Banken sind durch das nationale Einlagensicherungssystem esisuisse bis zu einem Gegenwert von 100 000 Franken pro Bank und Kunde abgesichert. Schweizer Privatanleger, die in attraktive Festgeldprodukte im europäischen Ausland investieren, sind dabei wie Europäer ebenfalls abgesichert. Die europäische Einlagesicherung schreibt eine Absicherung der Spareinlagen von mindestens 100 000 Euro pro Bank und Kunde gesetzlich vor. Welche nächsten Schritte planen Sie mit Deposit Solutions in der Schweiz? Zum einen widmen wir uns in den

nächsten Monaten dem Ausbau unserer B2C-Plattform Savedo.ch. Zum anderen werden wir weitere Schweizer Banken in unser Netzwerk aufnehmen. Ein nächster wichtiger Meilenstein für uns ist die Zusammenarbeit mit EVVs. Sowohl sie als auch ihre Kunden profitieren von der Partnerschaft mit Deposit Solutions. Nebst alldem haben wir intern noch weitere grosse Projekte für die Schweiz in Planung, von denen man in den kommenden Monaten sicher hören wird.

Über Deposit Solutions Das 2011 gegründete FinTech-Unternehmen Deposit Solutions hat es sich zur Aufgabe gemacht, den globalen Einlagenmarkt zu transformieren. Bereits heute verbindet die Open-Banking-Plattform Banken aus 16 europäischen Ländern, darunter namhafte Institute wie die Deutsche Bank, Close Brothers oder Töchter von Credit Agricole, Société Générale, und Fidelity. Mit den bisherigen Partnerschaften erreicht Deposit Solutions heute bereits 30 Millionen Privatanleger, die Einlagen von über 1 Billion Euro bei ihren Kundenbanken halten. Deposit Solutions schloss im August 2018 seine aktuelle Finanzierungsrunde ab. Hauptinvestor ist seither das internationale Private-Equity-Unternehmen Vitruvian Partners. Zusätzlich beteiligen sich die schwedische Risikokapital-Beteiligungsgesellschaft Kinnevik sowie bestehende Gesellschafter, darunter auch Deposit Solutions’ erster institutioneller Investor e.ventures. Insgesamt wurden in dieser Runde 100 Millionen US-Dollar investiert. Mit dieser Finanzierungsrunde erreicht Deposit Solutions eine Bewertung von 500 Millionen US-Dollar. ( Quelle : Deposit Solutions )


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Zukunft Banking

Expertenkolumnen

Movers and Shakers

02. Dezember 18 | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Wer in der Schweiz an FinTech denkt, kommt an Andreas Kubli, Thomas Puschmann, Oliver Bussmann, Christina Kehl, Rino Borini und Daniel Gasteiger nicht vorbei. Sie sind die « Movers and Shakers » der Schweizer FinTech-Szene und erklären, wie sie die Digitalisierung des Bankings sehen.

Zusammenspannen für den Kunden Andreas Kubli Head Multichannel Management & Digitization, UBS Switzerland AG

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nsere führende Stellung im Bereich Digitalisierung verdanken wir auch unserem kooperativen Ansatz. Wir werden weiterhin darauf setzen, um unseren Kunden das bestmögliche Erlebnis zu bieten. Es war mutig, als wir vor rund fünf Jahren gesagt haben, wir müssen nicht alles selbst machen, was wir unseren Kunden anbieten. Damals gingen wir mit dem deutschen Start-up SumUp eine Kooperation ein und übernahmen deren Vertrieb in der Schweiz für ein mobiles Kartenterminal, das jedes Smartphone zu einem Kassengerät macht. Heute ist dieses Angebot

Teil einer umfassenden Palette an digitalen Produkten und Dienstleistungen, die wir für Kleinunternehmen anbieten. Dieses Ökosystem aus eigenen und dritten Dienstleistungen umfasst beispielsweise auch die Liquiditätsplanung. Wir arbeiten mit dem Schweizer Softwareentwickler Bexio zusammen, damit unsere Firmenkunden die Liquidität über Monate vorausplanen können. Und nicht nur das: Buchhaltungssoftware und E-Banking arbeiten Hand in Hand zusammen, damit erspart sich der Unternehmer die Zeit, um alle offenen Kundenrechnungen mit der Buchhaltung abzugleichen. Solche Kooperationen sind für uns besonders interessant,

weil sie unsere Kernkompetenz erweitern und wir das Leben für unsere Kunden einfacher und bequemer gestalten können. So beispielsweise auch, wenn ein Privatkunde auf ImmoScout24 oder Homegate eine Immobilie sucht. Er kann mit dem UBS Immo-Check sein Wunschobjekt direkt von uns bewerten lassen. Eine Dienstleistung auf einem Immobiliensuchportal, die man so von seiner Bank wohl nicht erwartet hätte. Trotz vieler erfolgreicher Beispiele ist es alles andere als selbstverständlich, dass die Zusammenarbeit zwischen Start-up und Grossbank gelingt. So mussten wir Wege finden, um innovative Jungunternehmen mit agiler Organisationsstruktur nicht durch die komplexen Strukturen und Prozessen eines Konzerns zu «erdrücken». Start-ups sollen von Sicherheit, Know-how, einem wertvollen Netzwerk und der breiten Kundenbasis profitieren, auch wenn deren Lösungen soweit in unsere Systeme integriert werden, dass sie nach aussen nicht mehr sichtbar sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist das deutsche Start-up IDnow. Deren Technologie überprüft mittels Smartphone-Kamera die Aus-

Finanzplatz 2025

Thomas Puschmann Head of Swiss FinTech Innovation Lab Universität Zürich

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n den letzten Jahren hat sich parallel zum bestehenden Finanzsystem ein vollständig neues Finanzsystem entwickelt, das, gemessen am Volumen noch relativ klein ist und kaum Berührungspunkte zum bestehenden hat ( z .B. sind derzeit nur ca. 3 Mio. Nutzer in Kryptowährungstransaktionen involviert; das Gesamtvolumen ist mit weniger als 1 % gemessen am weltweiten Volumen des Finanzsystems ebenfalls noch sehr klein ). Die Anbieter dieses neuen Systems sind häufig noch unbekannt. Beispiele sind etwa die Kryptowährungsbörsen Bitfinex oder Coinbase oder Wallet-Anbieter wie Uphold oder Ledger. Neue Technologien Einen wesentlichen Treiber der skizzierten Entwicklungen bildet dabei die IT. So entsteht etwa derzeit mit sogenannten «  distributed Apps  » ( d Apps ) eine ganz neue Kategorie an Softwaresystemen für Distributed Ledger ( DLT ) -basierte Lösungen wie z.B. dezentrale Börsen. Obwohl diese noch in den Kinderschuhen stecken, könnte diese Entwicklung schon bald grosse Veränderungen in der Finanzindustrie bewirken.

Denn in diesen Systemen kommt digitalem Geld eine wichtige Funktion zu. So kann digitales Geld z.B. die Auslösung eines Prozesses automatisch anstossen, was zu neuen Fragestellungen führt: Wir kennen die Kriterien bei der Vergabe von Krediten an Menschen, nicht aber, wie diese bei der Vergabe an digitale Dienste oder Maschinen ausgestaltet sein sollten ? Dadurch entsteht ein komplexes Netzwerk automatisierter Rechte und Pflichten zwischen Softwaresystemen, Konsumenten und Institutionen. Neue Regulierung In komplexen digitalen Ökosystemen ist die Regulierung ein entscheidender kritischer Erfolgsfaktor, sowohl aus nationaler Sicht, aber auch bezüglich seiner Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Kontext. Aus Regulierungssicht erscheinen vier Bereiche relevant. Erstens eine umfassende Sicht auf das globale Finanzsystem, das den Einbezug aller Eckpfeiler des neu entstehenden Finanzsystems berücksichtigt. Zweitens zielt eine harmonisierte Regulierung auf eine im internationalen Kontext abgestimmte Sicht, wie sie etwa von IWF oder einer internationalen Sandbox angestrebt wird. Den dritten Eckpfeiler bildet eine angemessene Regulierung, die eine Abwägung von Risiko und Innovation erfordert, was zugleich ein tiefes Verständnis neuer Technologien erfordert ( z um Beispiel Innovationslabor der Bank of England ). Schliesslich bedarf es viertens, einer Zunahme digitalisierter Regulierungen. Der Regulator wird damit zum Überwacher von Algorithmen. Der Finanzplatz 2025 steht vor einem grossen Umbruch und aus Sicht der Schweiz bietet sich die einmalige Chance, diesen international mitzugestalten. Forschung und Industrie sollten dies Hand in Hand angehen.

weispapiere unserer zukünftigen Privat- und Firmenkunden. Wir dürfen jedes Jahr rund 200 000 Neukunden begrüssen, viele davon via digitale Kontoeröffnung. Hätten wir diese Technologie selbst bauen müssen, wären wir nicht die erste Bank gewesen, die ihren Kunden für die Kontoeröffnung den Gang in die Filiale ersparen konnte. Die Technologie wurde in Rekordzeit nahtlos in unsere App integriert. Damit wir unsere Rolle als führende Digitalbank weiter ausbauen können, ist Technologie entscheidend. Eine neue Zusammenarbeit mit dem Swiss AI Lab IDSIA ( Istituto Dalle Molle di Studi sull‘Intelligenza Artificiale ) im Bereich der künstlichen Intelligenz soll uns den Vorsprung auf die Konkurrenz sichern. In Manno arbeiten wir an verschiedenen Projekten unter der Prämisse, durch künstliche Intelligenz unseren Kunden das bestmögliche Kundenerlebnis zu bieten. Ich bin überzeugt, dass weitere Kooperationen folgen werden, denn sie sind ein wichtiges Puzzleteil, um unsere führende Position im Bereich Digitalisierung zu erhalten.

Crypto Valley im Aufstieg

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uf den Gebieten Blockchain und kryptografische Technologie hat sich das Crypto Valley der Schweiz weltweit als die Wiege der Innovation etabliert. Die Attraktivität des Standortes ist eng verbunden mit der tief verwurzelten Tradition der Schweiz im Sektor der Bank- und Finanzdienstleistungen wie auch dem Ideenreichtum des Landes. Dies hat massgeblich zum Entstehen eines starken und gut vernetzten Ökosystems aus innovativen Start-ups und zukunftsorientierten Akteuren der Industrie beigetragen, die das Potenzial neuer Herangehensweisen als Entwicklung erkennen. Die Crypto Valley Association ( CVA ), zu deren Mitgliedern über 1200 Einzelpersonen, Startups wie auch bekannte Unternehmen zählen, hat massgeblich zum Entstehen dieses Ökosystems beigetragen. Die daraus resultierenden Erfolge schlagen sich nieder in Wachstum mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen : Laut einer kürzlich von CVA-Mitgliedern, PwC und CV VC durchgeführten Umfrage gibt es in der Schweiz mehr als 600 Unternehmen, die direkt oder indirekt mit Blockchain-Technologie arbeiten, womit bereits an die 3000 Personen in diesem Arbeitsumfeld beschäftigt sind. Dieser Aufschwung kommt nicht ohne Herausforderungen aus und erfordert Regulierungsund Aufsichtsbehörden, welche die Auswirkungen und Grenzen dieser neuen Technologie verstehen. Die Crypto Valley Association hat daher eine führende Rolle übernommen beim Aufbau von Brücken zwischen der Start-upCommunity einerseits und den Aufsichtsbehörden wie der Finma oder auch Industrieorganisa-

Oliver Bussmann Präsident, Crypto Valley Association

tionen wie der Schweizerischen Bankiervereinigung andererseits. Die Ergebnisse werden nicht nur durch die kontinuierliche Zunahme von Unternehmen verdeutlicht, die sich in der Schweiz ansiedeln, um Blockchain-Aktivitäten aufzunehmen, sondern auch durch die wachsende Zusammenarbeit zwischen Start-ups, Universitäten und Unternehmen. Die Schweiz wird zweifellos auch in Zukunft zu den Protagonisten der Finanz- und Industriewelt zählen, was nicht zuletzt auch dem starken Motor der Innovation zu verdanken ist, an der das Crypto Valley erheblich beteiligt ist.


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Zukunft Banking

InsurTech : die Bottom-up Revolution

ie Versicherungswelt spricht von der Digitalisierung – von InsurTech. Darüber, wie Innovationen und Technologisierung eine ganze Branche verändern. Ist Innovation tatsächlich der Motor für Veränderungen  ? Oder sind es Veränderungen, die zur Innovation treiben  ? Für Vor- und Nachkriegsgenerationen lag die höchste Priorität auf Absicherung. Dieser Wunsch wurde in hochkomplexe Versicherungsprodukte übersetzt, die den Kunden in die Abhängigkeit des Vertriebs gestellt haben. Dadurch war nicht der Kunde König, sondern der Anbieter. Die gesamte Versicherungswirtschaft baute auf diesem Topdown-Prinzip auf, Versicherungsunternehmen dominierten die Wertschöpfungskette von A bis Z. Doch heutige Kunden unterscheiden sich von denen vorangegangener Generationen. Sie sind aufgewachsen in einer Welt, in

der Grenzen fielen und Chancen sich auftaten. Veränderung nehmen sie nicht mehr allein als Bedrohung wahr, sondern auch als Chance. Viele von uns verbringen kaum ihr ganzes Berufsleben in ein und derselben Firma. Wir wechseln Jobs, Wohn- und Arbeitsorte, Partner. Wir nennen dies nicht mehr Unbeständigkeit, sondern Freiheit. Und Freiheit ist zu einer der höchsten Prioritäten geworden. Für Versicherer ist dies eine schlechte Nachricht – Versicherungsprodukte verlieren an Attraktivität. Die Digital Natives suchen nach transparenten Lösungen – simpel und schnell. Sie wollen selbst ans Ruder, anstatt von Versicherungsvertretern abhängig zu sein. Moderne Produkte und Kanäle müssen intuitiv bis hin zu vollautomatisch sein. Wenn Kunden solche Angebote nicht offeriert bekommen, verzichten sie auf die eine oder andere Police. Oder es werden Lösungen auf eigene Faust entwickelt. Aus einer

Christina Kehl Geschäftsführerin von Swiss Finance Startups (SFS) und Studiengangsleiterin CAS Digital Insurance an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich

solchen Motivation heraus entstehen Start-ups. Lange Zeit fühlten sich Versicherungen unantastbar. Taxiunternehmen, Reise, Handel, alles lässt sich digitalisieren, aber doch nicht sie ! Viel zu anspruchsvoll, zu komplex, kein Aussenstehender würde sich heranwagen. Heute ist das Gegenteil bewiesen. Tech-versierte Digital Natives, welche die verworrenen Strukturen des Versicherungswesens und die Komplexität von Versicherungsprodukten nicht kennen – und sich auch nicht darum scheren –, stellen das

System auf den Kopf. Top-down-Strukturen erfahren nun die Bottom-up-Revolution. Die Kundenperspektive ist wichtig. Innovatoren von aussen scheuen sich nicht, radikal zu vereinfachen. Das haben Versicherungskonzerne erkannt und reagieren mit eigenen Innovationsteams, Labs, Accelerator- und Inkubatorenprogrammen. Am Ende wird sich zeigen, ob die Innovatoren oder die « Incumbents » das Rennen machen. Der Wettbewerb um den digitalen Versicherungskunden ist eröffnet.

So wird Banking sexy  Rino Borini Gründer financialmedia AG & Finance 2.0 ; HWZ-Studiengansgleiter

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ie Digitalisierung ist inzwischen bei sämtlichen Banken in die Teppichetage durchgedrungen. Es wird viel über sie gesprochen – aber kaum über digitale Transformation. Fälschlicherweise werden die Begriffe oft als Synonyme verwendet. Bei den meisten Aktivitäten, die in ihrem Namen geschehen, stehen Effizienz- und Produktivitätsverbesserungen im Zentrum. Und die sind für jedes Unternehmen, immer schon, letztlich Pflicht. Bei der digitalen Transformation hingegen – der Kür – sollen auch neue Geschäftsmodelle erschlossen werden. Das tun viele Banken

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nicht und halten stattdessen an ihren bestehenden Modellen aus dem 20. Jahrhundert fest. Es fehlt der Mut zur Kannibalisierung, obwohl das Wachstumspotenzial der bestehenden Ertragsmodelle beschränkt ist. Die grosse Gefahr ist, dass Banken invisibel und im schlimmsten Fall obsolet werden, während die Grundbedürfnisse der Konsumenten weiterhin bedient werden müssen: Sie wollen zahlen, sparen, anlegen und vorsorgen. Verändert hat sich die Erwartung, wie auf diese Dienstleistungen zugegriffen werden kann. FinTech-Start-ups reagieren auf diese Veränderungen, indem sie lukrative Teilbereiche des

Bankings angreifen. Sie bieten ein zeitgemässes Kundenerlebnis, und das zu oft niedrigeren Kosten. Die jungen Wilden geben vor, wie Kundenerwartungen erfüllt werden können. Doch die wirkliche Gefahr für die arrivierten Banken sind die Tech-Giganten dieser Welt, die sich nun auch die letzte Meile der Kundendaten sichern wollen: den Zahlungsprozess. Auch anderswo bauen sie ihr Angebot stetig aus. So gewährt Amazon Firmen und Privaten Kredite, auch ins Hypothekengeschäft will man bald einzusteigen. Die Giganten haben zwei grosse Vorteile: jede Menge Cash und eine riesengrosse Nutzerbasis. Was die jungen FinTechs und die Tech-Giganten verbindet: Beide sind im Onlinegeschäft gross geworden. Sie sprechen die Sprache des Internets, Kundenzentriertheit ist tief in ihrer DNA verankert. Banken dagegen agieren immer noch meist produktzentriert. Wenn sie weiterhin Herr über die Kundenschnittstelle bleiben wollen, dann müssen sie ihre institutionellen Denkweisen und Strukturen ablegen und stattdessen in digitalen Plattformen und Ökosystemen denken. Technolo-

gie ist dabei nur ein Hilfsmittel (und zugleich eine Gefahr, wenn man sie unterschätzt). Die Blockchain beispielsweise kann Vertrauen zwischen Parteien schaffen, die sich nicht kennen – eine Rolle, die früher den Banken vorbehalten war. Ein weiterer Game-Changer heisst «Open Banking». Banken sollen die Daten ihrer Kunden auf deren Wunsch hin mit anderen Anbietern teilen. Das heisst aber nicht, dass am Tag darauf sämtliche Kunden abwandern werden. Denn Banken haben einen wichtigen Trumpf in der Hand: Vertrauen und (Daten-)Sicherheit. Die Synthese der beiden Bereiche – kundenorientierte, dynamische, logarithmusgetriebene Tech-Welt und sichere und vertrauenswürdige Banking-Welt – kann nur gelingen, wenn sie den gleichen Prinzipien folgt wie der Onlinehandel. Banking muss einfach, kosteneffizient, bequem und allgegenwärtig werden. Es muss in der Hosentasche auf dem Smartphone stattfinden, 24/7. So kann Banking dereinst «sexy» werden. Oder zumindest «easy to use».

Eine Frage des Vertrauens

ertrauen steht im Zentrum eines durch die Blockchain-Technologie befeuerten gesellschaftlichen Umbruchs. Das damit verbundene Innovationspotenzial wird nicht zuletzt durch die zahlreichen in der Schweiz stattfindenden Entwicklungen auf diesem Gebiet immer greifbarer. Ironischerweise fällt die Geburtsstunde von Blockchain genau in jene Zeit, als das Vertrauen in unser Finanzsystem mit dem Kollaps von Lehman Brothers 2008 den absoluten Tiefpunkt erreicht hat. Vielleicht war es aber auch gerade diese tiefgreifende Vertrauenskrise, die als Katalysator der Entwicklung von Bitcoin und Co. den entscheidenden Schub verliehen hat. Eines ist klar : Ohne Vertrauen funktioniert unser wirtschaftliches System nicht. Und nicht nur die Wirtschaft, auch das öffentliche und

politische Leben, und damit letztlich der demokratische Staat, sind ohne Vertrauen nicht denkbar. Die Frage ist nur: Was sind die vertrauensstiftenden Elemente, die unserem System als Fundament dienen und sichere Transaktionen zwischen einander unbekannten Parteien ermöglichen ? Im Finanzbereich waren es über lange Zeit Institutionen wie die Banken in ihrer Rolle als vertrauenswürdige Mittler. Dieses Vertrauen haben die entsprechenden Akteure im Zuge der Finanzkrise zu einem grossen Teil verspielt. Selbst das Vertrauen in die Nationalbanken als Hüterinnen der nationalen Währungen hat aufgrund geldpolitischer Experimente im Zuge der Krisenbewältigung vielerorts gelitten. Mit dem unveränderbaren, manipulationssicheren Abspeichern von Informationen in dezentral organisierten Datenbankstrukturen

Daniel Gasteiger Mitgründer von Trust Square und CEO Procivis

wie der Blockchain kann Vertrauen auf technologischer Ebene geschaffen werden. Wenn wir uns heute den Zustand des Internets anschauen, so stellt das Fehlen von Vertrauen den eklatantesten Mangel dar. Blockchain-Technologie bietet Wege, diese gravierende Lücke zu schliessen und damit das Potenzial des Internets für Transaktionen jeglicher Art, und insbesondere finanzieller Natur, vollständig zu erschliessen. Das Vertrauen in Institutionen und Mittler tritt

in den Hintergrund und ist in vielen Fällen schlicht nicht mehr nötig. Die Schweiz hat eine lange Tradition als vertrauenswürdiger Wirtschaftsstandort. Als Hub für aufstrebende Blockchain-Forschung und davon abgeleitete Geschäftsmodelle hat unser Land die Chance, das Vertrauen innerhalb unserer digitalen Gesellschaft entscheidend zu fördern und international erneut eine führende Rolle zu spielen.


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Zukunft Banking

02. Dezember 18 | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Start-up mit Flair

Vom Keller in die Chefetage Um die Digitalisierung als Chance nutzen zu können, braucht es Skills und die nötige Brainpower. Wie man heutzutage Talente findet und wie man sie hält, ist der Schlüssel zum Geschäftserfolg. Autor: Marc Landis

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eheimnisvoll golden scheint die Luft zu glitzern zwischen Bürkli- und Paradeplatz, auch an wintergrauen Tagen. Die paar hundert Meter von den Schiffsanlegeplätzen Bahnhofstrasse aufwärts polarisieren und faszinieren zugleich. Der Mythos «  Schweizer Bank » besteht, kein Zweifel, noch immer. Und mit ihm die schwarzen Limousinen, die in verborgenen Tiefgaragen verschwinden. Doch wachsamen Augen entgeht nicht, dass die Limousinen den modernen Elektroautos gewichen sind, Co-Working Spaces dicht gedrängt die Strassen säumen und die bodentiefen Scheiben der Eingangshallen transparenter geworden sind. Die Innovation hält Einzug. Und mit der Innovation eine neue Organisationskultur. Um die Vorteile dieser Organisationskultur geht es auch in der Peripherie. In den banken- und versicherungseigenen FinTech-Labs an den Stadtgrenzen liegen Effizienz und Vision in der Luft. Die Schweiz als Finanzplatz wird verteidigt, mit allen Mitteln. Gegen die Grossen zu kämpfen, scheinen die disruptiven kleinen und agilen Teams. Mit einem freien Blick nach vorne kann man Geschäftsmodelle und den Kunden neu erfinden. Der neu entstandenen Zielgruppe scheinen diese Alternativen zu gefallen. Langsam, aber stetig wandern Marktanteile in die Crowd. Gefühlt rasanter geht’s südlich der Limmat­ stadt zu und her. Das Crypto Valley in Zug zieht nationale und internationale Investoren an und macht vor, wie schnell Entwicklung gehen kann. Erwähnenswert und leise einen Schritt voraus sind die grossen Berner. Investiert wird bewusst und nicht zu wenig. Mit hochgekrempelten Ärmeln wer-

den alte Strukturen verbannt und agile Teams geformt oder eingekauft. Der Standort Schweiz zeigt einmal mehr, dass Innovation erfolgreich betrieben werden kann. Als Kombination aus einer stabilen Basis und exzellenter Brainpower. Stefan Nägeli, CTO des führenden KMU-Kreditvergabe-Portals Swisspeers und Blockchain-Experte, kennt das Problem. « Um Vorreiter zu sein, müssen Arbeitgeber offener werden gegenüber Talenten und über die Landesgrenzen hinaus gehen. Kandidaten sind mobiler geworden und die heutigen Kommunikationsmittel vereinfachen vieles. » Dass sich viele kluge Köpfe an die Neuerfindung des Bankings gewagt haben, ist nicht zuletzt die Konsequenz der letzten Bankenkrise. 2008 hat vieles verändert. Produkt und wichtiger Treiber des heutigen Fortschritts ist der Abbau von Informationsasymmetrien. Die neue Welt setzt Transparenz voraus, besteht auf dynamische Digitalisierung. Ebenfalls auf Digitalisierung setzen fast alle der im Börsenindex SMI vertretenen Konzerne, über alle Industrien hinweg. Der Wille zum digitalen Wandel ist gross und sorgt für viele Veränderungen. Software-Administratoren und -Entwickler sitzen auch bei den Banken und Versicherungen nicht mehr im Keller zwischen blinkenden Serverracks. Sie haben sich hochgearbeitet in die Open Offices und Chefetagen und bringen mit ihrem Einzug Organisationsstrukturen durcheinander. Agile Tools für das Projektmanagement und die Produktentwicklung wie Scrum oder Kanban sind bereits zum Standard geworden. Die Menschen müssen lernen, Veränderungen rasch zu antizipieren, um schnell auf Kundenwünsche reagieren zu können. Massgeschneidert und doch

Um den Finanzplatz Schweiz weiter stark zu halten, müssen wir uns auch im Talent-Sourcing verändern und transparenter werden, über Landesund Netzwerkgrenzen hinaus denken und einer höheren und schnelleren Fluktuation proaktiv entgegenkommen. Digitalisierung dort einsetzen, wo klare Prozesse definiert sind, und den Menschen effizient einbinden. Die Organisation und Mitarbeiter schneller verstehen und Resultate messbarer machen. Unsere Zukunft, das Talent, muss ins Zentrum gesetzt werden. Und damit auch die Form, wie wir Talente finden und wie wir sie halten. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Alexander Mazzara, Claudia Winkler und Tina Schwärzler von der digitalen Recruiting-Plattform Lionstep ( v. l. )

skalierbar sollen Produkte und Dienstleistungen in Zukunft sein. Genau bei diesen Aufgaben kann auch ein grosses internationales Beratungsunternehmen wie Deloitte sinnvolle Unterstützung bieten  : «  Bei den Themen Digitalisierung und Organisationsentwicklung in Grossunternehmen geht es für uns oft da­rum, das Management wachzurütteln – denn dieses Commitment ist absolut notwendig ! Die Führung muss Digitalisierung nicht nur verstehen, sondern die digitale Kultur vorleben, hierarchische Silos aufbrechen, neue Formen der Zusammenarbeit forcieren, agile Teams bilden  : Ohne diese Massnahmen kann der Wandel nicht erfolgreich bewältigt werden  », sagt Jeroen Hermans, Manager bei Deloitte Schweiz und zuständig für Strategie und Transformation.

Make or buy ? Ob Innovation eingekauft wird oder hausgemacht ist, Veränderungen wie diese müssen von den richtigen Leuten mit der richtigen Kultur umgesetzt und implementiert werden. Für viele etablierte Unternehmen stellt dies eine grosse Herausforderung dar. Nicht, weil sie sich gegen den Fortschritt wehren, sondern weil sie oft nicht die wichtigen, richtigen Leute finden. Dies ist die vielleicht grösste Herausforderung an der Transformation einer gesamten Industrie. Es braucht neue Brainpower und digitale Spezialisten, am besten total agil und offen für dauernde Veränderung. Und eben diese neuen Mitarbeiter sind rar. Bis 2026 erwartet die Schweiz einen ICT-Fachkräftemangel von 40 000, den Hochschulen gehen die Professoren aus, weil die Privatwirtschaft an alle Türen klopft.

Über Lionstep Lionstep unterstützt Unternehmen im Wandel bei der Identifizierung, Suche und Einstellung neuer Mitarbeiter in einer einzigartigen Kombination aus künstlicher Intelligenz und menschlicher Interaktion. Lionstep greift auf einen internationalen Pool von Talenten zurück und vereinfacht den Prozess für Arbeitgeber und Arbeitnehmer deutlich. Durch gezieltes Angehen potenzieller Talente erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer schnelleren Einstellung. Die Lionstep-Experten sind stets um die beste Kandidaten-Betreuung bestrebt und für hunderte neue Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Arbeitgebern verantwortlich. Das transparente Preismodell passt sich jeder Unternehmensgrösse an. Die digitale Recruiting-Plattform hat sich schnell auf dem Schweizer, deutschen und spanischen Markt etabliert. Rund 300 Unternehmen wie Telefónica, Adidas, Mobiliar und eine Vielzahl internationaler Start-ups und Spin-offs nutzen den innovativen Service.

Expertenkolumne

Das Banking der Zukunft kommt aus der Cloud

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igitale Innovationen sind eine Voraussetzung für die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz – so auch im Finanzsektor. Dazu gehört auch der Einsatz von Cloud-Lösungen. Um den Schweizer Finanzplatz weiterhin an der internationalen Spitze zu halten, müssen die Rahmenbedingungen für technologische Innovationen wie den Einsatz von Cloud-Lösungen global erstklassig sein. Dafür müssen aber noch einige juristische Herausforderungen gelöst werden. Cloud-Lösungen ermöglichen mehr Effizienz und neue Geschäftsmodelle, besonders für kleinere Banken Voraussetzung für den Erfolg im Bankgeschäft ist die Fähigkeit, sich agil neuen Entwicklungen anzupassen. Aufgrund ihrer Spezialisierung können Cloud-Anbieter ihren Firmenkunden neue Businessfunktionen meist schneller und reibungsloser liefern als die internen IT-Abteilungen. Mit der Migration der Banken­ infrastruktur und Prozesse in die Cloud können Banken die Marktreife für innovative Produkte

und Dienstleistungen radikal verkürzen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich steigern. Zudem ermöglicht eine Cloud volle Kostentransparenz und somit eine wirksamere Unternehmensführung. In der Cloud können neue Technologien wie die künstliche Intelligenz zum Experimentieren mit Geschäftsmodellen schnell, einfach und günstig genutzt werden. Beispielsweise können aufgrund von Korrespondenzen Kundenprofile erstellt oder mithilfe lernfähiger Software Prozesse automatisiert werden. Partnerschaften ermöglichen und fördern ein innovatives Ökosystem und gestalten dadurch die Wertschöpfungskette neu. Gerade kleinere Banken können so die Zugangsbarrieren für neue Märkte einfacher überwinden. Der Aufbau oder Einkauf der entsprechenden Kompetenzen und Ressourcen in der eigenen IT-Infrastruktur ist nicht mehr nötig. Gewisse Technologien, die früher nur grossen Unternehmen vorbehalten waren, werden damit auch für kleine Banken zugänglich und ermöglichen signifikante Skaleneffekte.

August Benz Stellvertretender CEO und Leiter Private Banking & Asset Management der Schweizerischen Bankiervereinigung

Die Cloud-Anbieter stehen in den Startlöchern Verschiedene nationale und internationale Cloud-Anbieter sind bereits mit einem Angebot in der Schweiz oder haben ein solches angekündigt. Die Nutzung von Cloud-Lösungen durch Banken in der Schweiz ist aktuell jedoch mit rechtlichen und regulatorischen Unsicherheiten verbunden, welche die Migration der Banken in die Cloud verzögern. Aufgrund ihrer besonderen Bedürfnisse können Banken diese Dienstleistungen namentlich für kundenbezogene Daten noch nicht voll nutzen. Die Gewährleistung der Aufsicht, die Einhaltung des Bankgeheimnisses und der Beizug von Subunternehmen durch die Cloud-Anbieter sind einige der Herausforderungen, die es noch zu lösen gilt.

Die Bankiervereinigung gestaltet mit Aufgrund des grossen Potenzials im Bereich Cloud-Dienstleistungen engagiert sich die Schweizerische Bankiervereinigung stark in den Arbeiten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen. Behörden, Provider und die Branche stehen dabei in einem engen Austausch. Im Zentrum der Arbeiten geht es um technische, organisatorische und rechtliche Massnahmen, um die Datensicherheit zu gewährleisten und regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Eine Strategie, ob, wie und welche Anwendungen auf die Cloud migriert werden, muss jedoch jede Bank für sich definieren.


netzwoche.ch/ZukunftBanking | 02. Dezember 18

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Zukunft Banking

Digitalisierung ist Chefsache

« Wir erhöhen mit unserem Ökosystem die Innovationsgeschwindigkeit unserer Kunden » FinTechs, Entwickler von Drittparteien, aber auch Banken erhalten bei Avaloq Zugang zu über 150 API Endpoints, die sie wie aus einer Art Bibliothek beziehen können. Damit ermöglicht Avaloq schnellere Innovation und hilft Banken bei der Digitalisierung ihres Geschäfts. Avaloq-CEO Jürg Hunziker orchestriert das global tätige Unternehmen seit einem Jahr. Interview: Marc Landis

Sie sind nun 1 Jahr CEO von Avaloq, welches Fazit ziehen Sie? Jürg Hunziker: Das Jahr ist rasch vorbeigegangen, und das zeigt auch, dass es nicht nur für mich, sondern für uns alle bei Avaloq eine spannende Phase ist. Der Faktor Zeit – Neudeutsch « Time to Market » – ist heute, abgesehen von der eigentlichen Innovation, der wesentliche Treiber in der Transformation der Finanzindustrie. Die Welt dreht sich nicht schneller, aber die Erwartungshaltung an eine schnelle Umsetzung von Innovationen und neuen Geschäftsmodellen ist drastisch gestiegen. Wir sind strategisch gut aufgestellt, um die sich daraus ergebenden Bedürfnisse abzudecken. Wir streben nach Balance zwischen Kontinuität und kurzfristiger Innovation. Im Bereich Innovation experimentieren wir viel und lassen auch Fehler zu. Banken brauchen mehr denn je umfassende Gesamtlösungen, und darüber hinaus steigt die globale Nachfrage nach Prozessauslagerungen. Konsequenterweise entwickeln wir also nicht mehr nur Software, sondern betreiben diese für unsere Kunden auch als Outsourcing-Service. Ich habe viel Freude an der Firma und unseren Mitarbeitenden, die mit viel Herzblut für die Kunden da sind.

« Mit dem Prinzip ‹ try fast, fail fast, learn fast › sind wir in der Lage, schnell abzuschätzen, ob eine Innovation vom Markt gut aufgenommen wird. So werden wir noch agiler. »

Sie haben die Konzernspitze nach Ihrem Antritt umgebaut. Warum war das nötig? Nach der Stärkung unserer Kapitalund Aktionärsstruktur im Jahr 2017 war dies ein weiterer Schritt, um unsere Strategie noch schneller umzusetzen. Mit der neuen Organisation unter dem erweiterten Führungsteam können wir uns noch stärker auf die Kundenbedürfnisse und auf die Entwicklungen in den einzelnen Marktregionen fokussieren. Ein tragendes Element ist die internationale Expansion, die auch Innovation für unserer Schweizer Kunden hervorbringt. Zudem erlaubt uns die neue Struktur, unser Technologie- und Dienstleistungsangebot noch gezielter einzubringen, weil wir näher am Puls der globalen Märkte sind. Die Nachfrage nach Automatisierungslösungen im globalen Bankund Vermögensverwaltungsgeschäft nimmt laufend zu, woraus sich erhebliche Wachstumschancen für Avaloq ergeben. Diese Chancen können wir nun breit und effizient wahrnehmen.

Eine neue weitere Stelle haben Sie mit dem Group Chief Product Officer geschaffen. Welche Aufgaben hat er? Der Chief Product Officer ist sozusagen ein Übersetzer zwischen Technologie und Service auf der einen Seite und Kunden und Märkten auf der anderen Seite. Dabei wird er eng mit unserem Group Chief Technology Officer und natürlich mit den Marktverantwortlichen zusammenarbeiten. Ich bin überzeugt, dass wir so unsere bestehenden Lösungen noch besser skalieren und unseren Kunden dabei helfen, ihre Kunden noch besser zu bedienen. Mit dem erweiterten Produktmanagement wollen wir mit schnellem Prototyping die Innovationskraft von Avaloq weiter erhöhen. Mit dem Prinzip «try fast, fail fast, learn fast» sind wir in der Lage, schnell abzuschätzen, ob eine Innovation vom Markt gut aufgenommen wird, und werden so noch agiler. Wie steht Avaloq wirtschaftlich da? Wie zufrieden sind Sie mit dem Halbjahresergebnis? Wir sind weiter solide gewachsen und haben im ersten Halbjahr Ergebnisse erzielt, die im Rahmen unserer Erwartungen lagen. Für das Jahr 2018 sind wir gut auf Kurs. Die Umsatzentwicklung war zwar etwas verhaltener, hauptsächlich weil die Tessiner BSI nach der Übernahme durch die EFG als Kunde weggefallen ist –, aber die Richtung bei unserer internationalen Expansionsstrategie stimmt. Wir haben in der Schweiz neue Kunden gewonnen und konnten auch international erfreulich zulegen, vor allem in Europa und in Asien, und wir haben weitere Investitionen getätigt, um unsere Marktstellung zu stärken. Wie unterstützt Avaloq die digitale Transformation bei Finanzdienstleistern? Wir automatisieren die Finanzbranche im Backoffice, im Frontoffice und in der Interaktion mit den Kunden und unabhängigen Vermögensberatern. Ein Beispiel dafür ist, dass wir im Backoffice Prozesse automatisieren und diese kaum mehr manuelle Eingriffe benötigen. Damit steigt die Effizienz eines Finanzinstitutes markant. Dazu kommen Digital-Banking-Lösungen von uns sowie von anderen FinTechs, von denen auch die Endkunden profitieren. Wir glauben, dass sich Finanzinstitute heute und in Zukunft vollumfänglich auf ihr Kerngeschäft und ihre Kunden fokussieren können. Technologie ist hierfür entscheidend, und wir helfen Banken bei dieser Transformation. Avaloq hat einen Venture-Fonds für FinTechs gegründet. Was bezwecken Sie damit? Mit Avaloq Ventures erhöhen wir die Innovationsgeschwindigkeit – sowohl unsere als auch die unserer Kunden. Wir gehen dabei in drei Schritten vor : Erstens machen wir innovative Startups und Unternehmen ausfindig. Zweitens verschaffen wir ihnen Zugang zu Risikokapital und Finanzierungen. Und drittens begleiten wir sie bei der Weiterentwicklung, schauen, dass sie ihr volles Marktpotenzial ausschöpfen und skalieren können. Eine klare Win-win-Situation  : Avaloq verstärkt

sich unsere Teams ihre Ziele selbst setzen. Ausserdem entstehen in Zürich und Bioggio zwei Neubauten, die unseren Teams zeitgemässe Räumlichkeiten bieten – während wir auch international weiterwachsen. Ausserdem bauen wir unser Ökosystem weiter aus und wurden gerade für unsere Zukunftsvision Avaloq.one in Asien von einem Fachpublikum ausgezeichnet.

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

7 5 Jürg Hunziker, CEO, Avaloq

sich innovativ und erschliesst sich zusätzliche Expertise und Lösungen. Die Start-ups erhalten Zugang zu Kapital, Know-how und einer globalen Kundenbasis.

« Aktuell erhalten FinTechs, Entwickler von Drittparteien, aber auch Banken direkten Zugang zu über 150 sogenannten ‹ API Endpoints ›, die sie wie aus einer ‹ Bibliothek › beziehen können. »

Wie bindet Avaloq FinTechs an die Avaloq Banking Suite an? Unsere Kunden sind automatisch Teil des Avaloq-Ökosystems und profitieren von einem offenen Marktplatz, dem Avaloq Software Exchange. Das ist eine Art App Store für Banken. Möglich machen wir dies durch offene Programmierschnittstellen. Aktuell erhalten FinTechs, Entwickler von Drittparteien aber auch Banken direkten Zugang zu über 150 so genannten

Foto : Jürg Kaufmann

«API Endpoints», die sie wie aus einer «Bibliothek» beziehen können. Avaloq ist am Lausanner Blockchain- und Crypto-Currency-Spezialisten Metaco mit 10 Prozent beteiligt. Warum? Wir beschleunigen Innovation und die Time-to-Market von neuen Produkten. Blockchain-Technologien und -Anwendungen prägen die Finanzbranche stark und führen zu einem Wandel der erbrachten Dienstleistungen. Metaco ist darauf spezialisiert, Banken und Finanzinstitute dabei zu unterstützen, die neuesten Blockchain-Technologien und -Systeme für sich zu nutzen. Metaco als Pionier hat diesen Trend früh erkannt. Mit unserer Beteiligung erschliessen wir zusätzliches Know-how eines Branchen-Leaders für uns und komplementieren damit unsere eigenen Lösungen im Bereich der Blockchain-Technologie. Welche Innovationen sind in naher Zukunft von Avaloq zu erwarten? Konkret befassen wir uns aktuell mit folgenden Themen: Blockchain, künstliche Intelligenz, Digital Advisory, Reduzierung der Total Cost of Ownership der Systemlandschaft und robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA). Gerade bei diesen Themen treten wir besonders aufs Gaspedal. Dafür haben wir eine klar definierte Roadmap – aber natürlich sind auch andere Themen Bestandteil der Planung. Jedoch innovieren wir nicht nur auf Produktebene – auch unsere Arbeitswelten entwickeln wir weiter. Das heisst etwa, dass wir im Recruiting neue digitale Wege gehen, oder dass

sich selbst ?

die Finanzbranche ?

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die Schweiz ?

Avaloq ?

Über Avaloq Avaloq ist die treibende Kraft der Automatisierung und Digitalisierung der Finanzbranche. Aufbauend auf einer voll integrierten Bankensoftware schafft Avaloq leistungsfähige digitale Nutzererlebnisse. Banken und Vermögensverwalter beziehen die digitalen Lösungen von Avaloq über ein standardisiertes Business-Process-as-a-Service ( BPaaS )- oder ein Software as a Service ( SaaS )-Modell. Dies eröffnet Finanzinstituten die Freiheit, sich auf Produkt- und Vertriebsinnovation, Kundenservice, Kundenvertrauen und Wachstum zu konzentrieren – während Avaloq hinter den Kulissen den nahtlosen Betrieb sicherstellt. 158 Banken und Wealth Manager, die weltweit Vermögenswerte von zusammen mehr als 4 Billionen Franken verwalten, schenken Avaloq-Produkten Vertrauen. Avaloq ist der einzige unabhängige Lösungsanbieter in der Finanzbranche, der seine Software zugleich selbst entwickelt und betreibt – darum gehören Avaloq-Banking-Lösungen zu den effizientesten der Welt. Um Innovationen zu fördern, arbeitet das Unternehmen auf eine einzigartig kollaborative Weise mit Kunden, anderen FinTechs, Universitäten und Hunderten von Drittanbietern zusammen : im Avaloq Ecosystem. Avaloq hat seinen Hauptsitz in der Schweiz und beschäftigt weltweit über 2000 Mitarbeitende. Das Unternehmen betreibt drei Forschungs- und Entwicklungszentren in Zürich, Edinburgh und Manila sowie vier Service Centres in der Schweiz, Singapur und Deutschland. Zudem ist Avaloq mit Niederlassungen in den Finanz- und Innovationszentren Berlin, Frankfurt, Hongkong, London, Luxemburg, Madrid, Paris, Singapur und Sydney vertreten. www.avaloq.com


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Zukunft Banking

02. Dezember 18 | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Blockchain

Die Blockchain Academy schafft Klarheit Swisscom ist vor über einem Jahr mit der neuen Swisscom Blockchain AG gestartet. Zum Unternehmen gehört auch eine Academy, die Kunden Ausbildung und Unterstützung rund um Blockchain bietet. Autorin: Elsbeth Bruderer

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ie Swisscom Blockchain AG wurde im September 2017 gegründet. Nach einem Jahr kann die Tochtergesellschaft von Swisscom heute dank Co-Innovation erste Erfolge vorweisen. Im ersten Jahr lieferte Swisscom Blockchain zahlreichen Unternehmen Technologie und Beratung rund um Blockchain oder Tokenization Services. Im Fokus stehen Banken und Versicherungen sowie Unternehmen der Pharma- und Logistikbranche. Der Kern des Blockchain-Teams besteht aus Fachleuten, die früher für renommierte Beratungsunternehmen wie EY, Deloitte und Accenture tätig waren, sowie aus IT-Spezialisten im Blockchain-Bereich.

und diese Industrie kann von der Blockchain enorm profitieren. In der Finanzindustrie wird 2019 hinsichtlich Tokenisierung von Vermögenswerten viel passieren. In diesem Bereich leistet die

Eine Übersicht des Trainingsangebotes gibt es auf der Eventbrite-Seite der Swisscom Blockchain AG.

« One-Stop-Shop » Swisscom Blockchain will ein « OneStop-Shop » sein, der Unternehmenskunden berät, Lösungen entwickelt und auch Blockchain-Infrastruktur bietet. Die Kombination aus Beratung, Entwicklungskompetenz und Blockchain-Infrastruktur ist in der Schweiz bisher einmalig. Seit Juli 2018 bietet die Swisscom Blockchain AG nun auch eine Blockchain Academy, die Theorie und praktisches Wissen rund um die Blockchain-Technologie vermittelt. Dass das Trainingszentrum inzwischen über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist, zeigt, dass Weiterbildungsangebote rund um die revolutionäre Technologie sehr gefragt sind : «Ich bin sehr beeindruckt von den Kursleitern und deren Praxiserfahrungen mit Blockchain», berichtet Daniel Spier, Mana-

ging Director bei IDT Financial Services Limited aus Malta. Swisscom Blockchain will damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung und praxisorientierten Anwendung dieser wichtigen Technologie leisten. Als « Knowledge-Hub » ist die Blockchain Academy Anlaufstelle für die neuesten technologischen Entwicklungen wie auch für Anwendungsfälle in Industrien und im öffentlichen Sektor. Universitäten und Weiterbildungsinstitute in und ausserhalb von Europa suchen vermehrt die Zusammenarbeit mit der Swisscom Blockchain Academy, um Ausbildungsprogramme rund um die Blockchain-Technologie anzubieten. Ziel ist es, Managern und Studenten das nötige Handwerk und Wissen zu vermitteln, um neue Geschäftsmodelle und Anwendungen in

dezentralen Systemen auf Basis der Blockchain-Technologie zu entwickeln. Monatlich finden nun technische und industriespezifische Trainings in der Schweiz statt, und im arabischen Raum laufen seit August mehrere Schulungen. « Es werden bereits Gespräche geführt, um die Produkte der Blockchain Academy in weiteren Ländern auszurollen», sagt Arno Pernthaler, Head of Academy bei Swisscom Blockchain. Fokus auf Life Science und Finanzindustrie im Jahr 2019 Für Daniel Haudenschild, CEO der Swisscom Blockchain AG, geht es darum, trotz rasanter Technologieentwicklungen und Marktveränderungen die relevanten Konstanten zu erkennen. Die Schweiz ist stark in Life Sciences,

« Die meisten Banken haben das Potenzial von Token-Assets für ihr Geschäft erkannt. »

Daura AG, eine Schwestergesellschaft der Swisscom Blockchain AG, Pionierarbeit mit der Digitalisierung der Aktie. Schweizer Finanzdienstleister erkennen zunehmend die Notwendigkeit, ihre Systeme und die Finanzinfrastruktur auf den Handel mit digitalen Vermögenswerten vorzubereiten. Viele Banken haben das Potenzial von Token-Assets für ihr Geschäft erkannt. Ausserdem sind für den Finanzsektor Schweiz auch Anwendungen im Kontext von europäischen Bankengesetzgebungen wie MiFID II interessant. Als ein weiteres relevantes Einsatzgebiet der Blockchain-Technologie ist Confidential Computing zu sehen. Hierbei werden Daten in öffentlichen

Clouds durch Kryptografie verschlüsselt, während gleichzeitig Analysen möglich sind. Daniel Haudenschild freut sich auf eine Zukunft, in der in der Cloud alles verschlüsselt ist. In all diesen Bereichen ist Identitätsmanagement erforderlich. Haudenschild erwartet daher einen Anstieg der Anzahl der Unternehmen, die eine W3C-Identität anbieten werden. «Wir sind ein Anbieter von Identitätslösungen für Staaten und wollen dieses Geschäft durch die Nutzung unserer dokumentensicheren Services ausbauen», sagt er. Breites Ausbildungsangebot «Die Zielgruppe und deren Trainingsangebot lässt sich grob in drei Segmente aufteilen. Erstens bieten wir für Interessierte, Unternehmer und Digitalmanager ein Einstiegsprogramm mit dem ‹ Starter Training›». In diesem 4-Tages-Training vermittelt Swisscom Blockchain den Teilnehmenden die wichtigsten Kenntnisse, die sie für ein Blockchain-Projekt als Start-up oder auch im Konzernumfeld unbedingt benötigen. «Zweitens bieten wir industriespezifische Trainings für Entscheidungsträger von Grossunternehmen an, die sich über die neuesten Industrieanwendungen informieren wollen. Drittens arbeiten wir eng mit den neuesten Blockchain-Plattformen zusammen, was es uns ermöglicht, auch qualitativ hochwertige Trainings für Entwickler anzubieten», sagt Haudenschild.

Expertenkolumne

Digitalisierung beginnt im Kern

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obo-Advisor, künstliche Intelligenz, Big Data: wohlbekannte Schlagwörter, die uns von allen Seiten um die Ohren fliegen – und die Banken vor fundamentale Herausforderungen stellen. Finanzdienstleister müssen sich fragen, wie sie in Zeiten der technologischen Revolution überleben können. Futuristen sehen die Zukunft des Bankgeschäfts in kundenspezifischen, flexiblen und selbstregulierten Service-Modellen, die angetrieben werden durch automatisierte Prozesse und künstliche Intelligenz. Das klassische Beratungs- und Geschäftsmodell der Banken wird dadurch in seinen Grundfesten erschüttert. Finanzinstitute müssen sich radikal neu erfinden und den Kunden kompromisslos ins Zentrum all ihren Wirkens rücken – und zwar nicht nur in Banking-Fragen, sondern auf alle Lebenssituationen bezogen.

Soweit so gut. Es mag sein, dass sich dieser Zustand in naher oder ferner Zukunft materialisieren wird. Tatsache ist aber auch, dass die organisatorische Flexibilität, der kulturelle Wandel, regelmässige Prozessanpassungen und moderne Technologien, die das überhaupt erst ermöglichen, bei vielen Schweizer Banken aktuell nur sehr eingeschränkt vorhanden sind. Bevor unsere Finanzdienstleister den Schritt in die Digitalisierung voll und ganz wagen können, muss die begonnene Grundlagenarbeit fortgesetzt und massiv ausgedehnt werden. FinTech und Open Banking helfen hier nur teilweise. Es braucht zusätzliche Investitionen und Know-how von aussen. In der Kundenschnittstelle gilt es, die klassische Beratung durch den Berater effizienter und kundenspezifischer zu gestalten. Gleichzeitig müssen die Prozesse entsprechend angepasst

Mike Seiler Senior Business Development Manager bei Zühlke Schweiz

und teilautomatisiert werden. Die End-to-End Betrachtung spielt dabei eine entscheidende Rolle, da die Verbindung mit den Kernsystemen lückenlos und integriert sichergestellt sein muss. Mittels agiler Umsetzung von Anforderungen und kontinuierlich permanenter Auslieferung von inkrementellen Erweiterungen folgt die Stossrichtung sehr zeitnah den aktuellen Markgegebenheiten. Time-to-Market also. Auf dieser Basis können nun auch zusätzliche

Kanäle wie Online und Mobile gemäss Nutzerverhalten und Strategie miteingebunden und berücksichtigt werden. Wenn diese Grundlagen geschaffen sind, können Banken das Potential, das ihnen die technologische Entwicklung eröffnet, voll ausschöpfen. Dann mutieren visionäre Szenarien wie das eines hybriden Beratungsmodells – einem nutzbringenden, effizienten Mix aus Mensch und Technologie – plötzlich zur Realität.


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