Zukunft Banking; Best-of Digital Movers and Shakers

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#01/2019 | 26. Mai 2019 netzwoche.ch/ZukunftBanking

BEST-OF DIGITAL MOVERS AND SHAKERS

Banking im Jahre 2050 Blick in die Kristallkugel

#TheNextBigThing First Movers Pitch

Digitalisierung ist Chefsache: Die grosse Interviewserie 체ber die Zukunft des Bankings mit:

Martin Halblaub CEO, SDX

Herbert Scheidt Pr채sident, SBVg

Marc B체rki CEO, Swissquote

Hendrik Lang CEO, Finnova

Nic Dreckmann COO, Julius B채r

catch me if you can.


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Zukunft   Banking

26. Mai 2019  | netzwoche.ch/ZukunftBanking

EDITORIAL & IMPRESSUM

IMPRESSUM

Blockchain:

Ueli Maurer Bundespräsident 2019, Vorsteher des Eid­genössischen Finanz­departements EFD

A

Die Schweiz ist ein attraktiver Standort

ls offene, aber gleichzeitig rohstoffarme Volkswirtschaft ist die Schweiz auf permanente Innovationen angewiesen, will sie Arbeitsplätze und Wohlstand sichern. Seit mehreren Jahren birgt insbesondere die Digitalisierung ein grosses Innovationspotenzial, das es in allen Bereichen zu nutzen gilt. Dies gilt ganz speziell auch für den Finanzbereich. Die Digitalisierung ermöglicht neue, innovative Geschäftsmodelle. Gefördert werden diese Entwicklungen unter anderem durch leistungsfähigere mobile Endgeräte, besser verfüg- und auswertbare Datenmengen (Big Data) oder die Blockchain-Technologie. Fintech-Start-ups und ITaffine Unternehmen pushen diese Technologien weiter. Traditionelle Finanzintermediäre wie Banken und Versicherungen ihrerseits integrieren digitale Innovationen zunehmend in ihre Geschäftsmodelle. Dies eröffnet aussichtsreiche Möglichkeiten. Doch die Finanzintermediäre stehen damit auch vor gewaltigen Herausforderungen: Prozesse, Produkte und Strukturen werden auf den Kopf gestellt und erfordern von Mitarbeitenden auf allen Stufen neues Wissen und neue Fertigkeiten. Die Blockchain-Technologie und generell die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) zählen zu den vielversprechenden Entwicklungen der Digitalisierung. Ihnen wird sowohl im Finanzsektor als auch in anderen Wirtschaftsbereichen ein erhebliches Potenzial vorausgesagt. Beispielsweise kann diese Technologie zur besseren und bedarfsgerechten Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen beitragen. Namentlich im Finanzbereich hat sich in den letzten Jahren hierzulande ein wachsendes Fintech- und DLT-Ökosystem entwickelt. Aber auch im Transportsektor, im Gesundheitswesen oder im Energiesektor ist die DLT vielversprechend. Die Schweiz zählt heute im Bereich DLT zu den führenden Standorten. Gefordert ist auch der Staat. Der Bundesrat will die Schweiz als einen führenden, innovativen und nachhaltigen Standort für Fintech- und DLT-Unternehmen eta­ blieren und weiterentwickeln. Erste Schritte im Finanzmarktbereich sind gemacht: Im Sommer 2017 senkte der

Bundesrat die Hürden für den Markteintritt von FintechUnternehmen, und ein Jahr später verabschiedete das Parlament eine auf Fintech zugeschnittene Bewilligungskategorie im Bankenrecht. Diese Massnahme trat im Ja­ nuar 2019 in Kraft. Im März 2019 hat der Bundesrat eine Vernehmlassung zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Blockchain/DLT eröffnet. Die vorgeschlagenen Massnahmen zielen darauf ab, das Bundesrecht punktuell anzupassen. Diese Massnahmen basieren auf einem im Dezember 2018 vom Bundesrat verabschiedeten Bericht, der die rechtlichen Rahmenbedingungen für finanz­sektorspezifische Blockchain/DLT-Anwendungen evaluiert. Gemäss Bericht drängen sich keine grundlegenden Anpassungen des Schweizer Rechtsrahmens auf. Der prinzipienbasierte und flexible bestehende Rahmen hat sich bewährt und erfordert kein spezifisches Blockchain-Gesetz. Gleichzeitig sieht der Bundesrat jedoch punktuellen Handlungsbedarf, der mit einer Änderung von bestehenden Gesetzen aufgefangen werden kann. Der Bundesrat will mit einer effizienten, technologie­ neutralen und ausgewogenen Regulierung Rechts­ sicherheit und bestmögliche Rahmenbedingungen für Innovationen schaffen. Die Branche soll Lösungen entwickeln, und der Markt soll entscheiden, welche Geschäftsmodelle und Technologien sich durchsetzen. Der Bundesrat legt ferner Wert auf einen regelmässigen Austausch mit der Branche und will dafür sorgen, dass die Integrität und die gute Reputation des Finanz- und Wirtschaftsplatzes gewährleistet sind. Mit diesen Grundsätzen stellt der Bundesrat sicher, dass der Finanzplatz Schweiz auch im digitalen Zeitalter erfolgreich sein wird.

Bundespräsident Ueli Maurer

« ZUKUNFT BANKING » ist eine gemeinsame ­Branchen-Kampagne von Brand Relations und Netzmedien. Die Publikation erscheint als Sonderbund in der Sonntagszeitung am 26. Mai 2019 und via Netzwoche am 5. Juni 2019 sowie online unter www.netzwoche.ch/zukunftbanking. Herausgeberin Brand Relations GmbH Inhaberin: Sarah Schlagenhauf Bahnhofstrasse 21 | CH-6300 Zug Tel. 041 729 71 87 schlagenhauf @ brandrelations.ch Verlag Netzmedien AG CEO & Verleger : Dr. Heinrich Meyer Heinrichstasse 235 | CH-8005 Zürich Tel. 044 355 63 63 | info @  netzmedien.ch Namhafte Beteiligungen nach Art. 322 Abs. 2 StGB  : Best of Swiss Web GmbH Redaktion Netzwoche Marc Landis, Chefredaktor Elsbeth Bruderer, Redaktorin David Klier, Redaktor Marcel Urech, Redaktor Fabian Vogt, Redaktor Tel. 044 355 63 36 | desk @ netzmedien.ch Art Direction Christian Vetterli Korrektorat Susanne Löbe Titelbild-Illustration Fabrice Spahn | www.fbrc.ch Online-Management Julia Ostermann Sonderbund «ZUKUNFT BANKING» Druckauflage: 190 000 Ex. Bildquellen Sofern nicht anders vermerkt, stammen die Bilder von den beschriebenen Unternehmen oder wurden von den interviewten Personen zur Verfügung gestellt. Druck DZZ Druckzentrum Zürich AG Bubenbergstrasse 1 | 8021 Zürich Alle Inhalte erstellte die Fachredaktion der Netzwoche für die beschriebenen Unternehmen. Die Inhalte von Unternehmensbeiträgen, Interviews und Gastbeiträgen geben die Meinung der beschriebenen Unternehmen wieder. Die Redaktion ist für die Richtigkeit der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche Haftung liegt bei den beschriebenen Unternehmen. © 2019 BRAND RELATIONS GMBH UND NETZMEDIEN AG Die Wiedergabe von Artikeln, Bildern und Inseraten, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, ist nur mit Genehmigung von Brand Relations, Inhaberin Sarah Schlagenhauf, und der Netzmedien AG erlaubt.

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26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking DIGITALISIERUNG IST CHEFSACHE

«Statisten im eigenen Theater? Banken müssen sich bewegen» Die Finanzbranche steht vor substanziellen Umwälzungen. Denn der Druck auf Erträge nimmt durch die Digitalisierung weiter zu. Die PwC-Banking-Experten Frederik Gregaard und Marcel Tschanz sehen aber durchaus Chancen für die Zukunft des Bankings in der Schweiz – nicht zuletzt aufgrund der strengen Regulierung des Marktes. Autor: Marc Landis

D

ie Schweizer Finanzindustrie ist im Umbruch. Zwangsläufig. Denn sie steht von vielen Seiten her unter Druck. Die Finanzmarktregulierung in der Schweiz stellt durch neue oder erweiterte Regelwerke hohe Anforderungen an die Compliance. Und auch internationale Entwicklungen bei den Regulatorien müssen in der Schweiz oft mitberücksichtigt werden. Wie der CEO Survey 2019 von PwC besagt, nennen denn auch 30 Prozent der befragten Schweizer CEOs Überregulierung als grösste Gefahr für das Wachstum ihrer Unternehmen. Aber stimmt das wirklich? Frederik Gregaard, Leader von PwCs Experience Center und Head of Digital in der Financial Services Advisory bei PwC Schweiz, findet nicht: «Genau das Gegenteil ist der Fall. Regulierung kann ein wichtiger Treiber von Innovation sein, wie zum Beispiel im Bereich der Krypto-Assets. Die Regulation hierzulande ermöglicht Geschäftsmodelle, die zurzeit in keinem anderen Land möglich sind.» Das habe der Schweiz einen Vorsprung verschafft. Aber für Gregaard ist auch klar, dass Regulierung Kosten verursacht. «Und niemand mag Kosten.» Doch trifft die Regulierung alle Marktteilnehmer in einem Land gleichermassen und sorgt für gleich lange Spiesse. Zudem schützt sie oft den Heimmarkt. Aber «gleichzeitig schafft sie Sicherheit und diese ist ein wichtiges Exportgut, das Vertrauen auf dem internationalen Markt für die hiesige Industrie schafft.» Das sieht Marcel Tschanz ähnlich, der bei PwC Schweiz als Leader Wealth Management Consulting Banken bei der digitalen Transformation unterstützt: «Die Regulierung hat in den vergangenen 10 bis 15 Jahren massiv zugenommen.» Das Problem an der Regulierung sei aber nicht unbedingt die Regulierung selbst, sondern der Umgang der Banken damit. «Die Banken haben in der Vergangenheit für jede neue Regulierung ein neues Silo gebaut, was zu einer ungeheuren Komplexität führte. Die Silos waren nicht integriert – weder entlang der Geschäftsprozesse noch entlang der Customer Journey», sagt Tschanz. Es scheint also, als wäre nicht die Regulierung an sich die grösste Bedrohung, sondern vor allem die mangelnde Fähigkeit der Unternehmen, mit der zunehmenden Regulierung umzugehen. Weitere Herausforderungen stellen sich den Banken von Kundenseite. Die Kunden haben hohe Ansprüche an Beratungsqualität und Usability von Bank-Applikationen. Kommt hinzu, dass Fintech-Start-ups in die Wertschöpfungsketten der Banken eingreifen und Teile davon übernehmen. In ferner Zukunft wäre sogar vorstellbar, dass es die Banken, wie sie heute existieren, in der neuen Value Chain nicht mehr braucht. Auch die Blockchain hat weiteres disruptives Potenzial für die angestammten Geschäftsfelder von Banken. Damit die traditionellen Banken die kommenden 5, 10, 15 Jahre überstehen und nicht zu Statisten in ihrem eigenen Theater werden, müssen sie sich bewegen. Sie müssen neue Geschäftsmodelle entwickeln, ja ihr Ökosystem neu denken und auch neue Player in ihre Ökosysteme integrieren oder selbst an andere Ökosysteme andocken. Aber worin besteht denn heutzutage das «Business» einer Retailbank überhaupt noch? «Das ist ein schwieriges Geschäft geworden», sagt Gregaard. Denn mit den tra-

ditionellen Zinsdifferenzgeschäften verdienen Banken heute kein Geld mehr. Da die Zinsen negativ sind, verlieren sie Geld. Gregaard proklamiert denn auch den Ökosystem-Ansatz oder die Konvergenz von Finanzdienstleistungen mit anderen Industrien. «Bislang agierten Kernbankensysteme vor allem als Schnittstellen zur Infrastruktur der Finanzindustrie. Die Kernbankensysteme der neuesten, dritten Generation sind stärker in die Geschäftsmodelle anderer Branchen integriert und gehen vermehrt sogenannte Joint Business Relationships ein. Dazu gehören kombinierte Technologie-Stacks, das heisst technisch integrierte Lösungen mit gemeinsamen Ertragsmodell und vorab genehmigten Rechtsgutachten.» Innovation aus PwCs Experience Center Im Experience Center des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungskonzerns PwC Schweiz, das im März 2018 eröffnet wurde, arbeiten Experten an neuen Strategien – auch für die Finanz­i ndustrie. Und zwar nicht nur in interdisziplinären Teams. Hier werden aber auch Teams vollständig aufgebrochen und internationale Experten sowie lokale Anwälte und Wirtschaftsprüfer direkt in den Ideenprozess integriert. Das schafft nicht nur Möglichkeiten zur Validierung in Echtzeit, sondern auch zur direkten Umsetzung. Ein für die Schweizer Finanzbranche wichtiges Projekt, das im Experience Center seinen Anfang nahm, ist etwa die neue Swiss Digital Exchange SDX von der Bankeninfrastrukturdienstleisterin SIX, die im zweiten Halbjahr 2019 an den Start geht. Die SDX dürfte als Leuchtturm-Projekt für das Potenzial der Blockchain nicht nur nationale, sondern auch internationale Beachtung erlangen (mehr dazu im Interview mit SDXCEO Martin Halblaub auf Seite 5). Hier sollen dereinst tokenisierte Wertpapiere sowie sogenannte non-bankable Assets digital gehandelt werden. Ein Projekt dieser Dimension stellt aber in der hiesigen Finanzindustrie eher die Ausnahme dar. Denn selten kann eine Bank oder ein Finanzdienstleister auf der grünen Wiese anfangen. Das sieht auch Marcel Tschanz so: «Die grosse Disruption wird wohl nicht aus der aktuellen Bankenwelt kommen, denn die Banken leben auf Legacy-IT-Systemen, teilweise aus den 80erJahren, die nicht flexibel integrierbar sind. Zudem haben sie auch eine Legacy, was ihre Kundenbasis betrifft.» Wenn bestehende Banken ihre Geschäftsmodelle transformieren müssen, bedeutet das quasi einen «Umbau des Flugzeugs während des Fluges». Das oft von Start-up-Enthusiasten proklamierte «Fail-fast»-Mantra ist für eine etablierte Bank keine Option; schliesslich hat man einen Ruf zu verlieren und was noch schlimmer wiegt: das Vertrauen der Kunden. Anders sieht das freilich bei den gerade aufkommenden Smartphone-Banken aus. «Revolut, N26 oder auch die Neon und andere können mit einem coolen und fancy Business-Case schnell neue Kunden anziehen.» Tschanz sieht aber auch das Problem, dass es schwierig ist, die Attraktivität von Mobile-only-Banken in umfassendes Bankenbusiness umzumünzen, etwa eine NeuHypothek end-to-end über eine App abzuschliessen. «Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.» In diesem Zusammenhang wird es interessant sein, den Weg von Bank Cler mit Zak weiter zu beobachten.

Frederik Gregaard ist Leader von PwCs Experience Center und Head of Digital in der Financial Services Advisory bei PwC Schweiz.

Marcel Tschanz ist Leader Wealth Management Consulting bei PwC Schweiz und unterstützt Banken bei der digitalen Transformation.

«ES WIRD IN ZUKUNFT KEINE UNIVERSALBANK MEHR GEBEN, DIE ALLEN ALLES BIETET » Die traditionellen Geschäftsmodelle von Banken sind unter Druck. Nun sollen sie als Teil von Ökosystemen Geld verdienen. Wie muss man sich das vorstellen? Frederik Gregaard: Stellen Sie sich vor, Sie möchten Geld aus der Schweiz nach Grossbritannien überweisen. Es ist keine SEPA-Transaktion, also kostet Sie das 5 Franken. Statt diese 5 Franken zu bezahlen, haben Sie aber die Wahl, einen 20-sekündigen Werbespot für den neuesten SUV eines deutschen Autoherstellers zu sehen. Wenn Sie sich den Spot ansehen, bezahlt der Autohersteller an die Bank, die Ihnen den Spot anzeigt, sagen wir, 50 bis 300 Franken. Das funktioniert so, dass eine MarketingCloud direkt am Onlinebanking angeschlossen ist, die das Profil des Nutzers erkennt und so nur Werbung ausspielt, die auf das Profil passen. Natürlich unter Einhaltung der Datenschutzgesetze wie EUDSGVO etc., ohne dass D­ aten über den Nutzer an den Autohersteller flies­sen. Zumindest noch nicht. Falls ich mir den Spot angesehen habe, werde ich am Ende gefragt, ob ich das Auto, wofür ich Werbung gesehen habe, Probe fahren möchte. Und erst dann gebe ich persönliche Daten von mir bekannt, um einen Termin zu vereinbaren. Welche Arten von Banken wird es in Zukunft noch geben? Marcel Tschanz: Es wird in Zukunft keine Universalbank mehr geben, die allen alles bietet. Wir glauben sehr stark daran, dass sich die Geschäftstätigkeit von Banken in den kommenden Jahren auf zwei – wir nennen sie «Normal-Nischen» konzentrieren werden: eine für das lokale (oder nationale) Vermögen und eine für die Superreichen auf internationaler Ebene. Diese Transformation erfordert neue Geschäftsmodelle und eine Überprüfung der Wertschöpfungskette. Hat das Retailbanking für Schweizer Banken eine Zukunft? Gregaard: Für mich ist die Zukunft von Retailbanking abhängig vom Vertrauen, das die Kunden in die Marke der jeweiligen Anbieter haben. Und na-

türlich kommt es darauf an, wem die Kundenschnittstelle gehört. Wer beides hat, also die Kundenschnittstelle und das Vertrauen der Kunden in die angebotenen Dienstleistungen, der kann die Branche beherrschen. Zurzeit sieht es nicht so aus, als würden die Technologiekonzerne das uneingeschränkte Vertrauen der Kunden geniessen. Viele Sicherheitsvorfälle haben in der jüngsten Vergangenheit das Vertrauen beschädigt. Welche Zukunft sehen Sie für das Private ­B anking? Tschanz: Wir sehen den Trend «Wealth Management goes Retail». Das Private Banking wird also weiter demokratisiert werden. Das heisst, es werden einer breiteren Masse von Kunden mehr Tools für ihr Wealth Management zur Verfügung stehen. Die Digitalisierung der Wealth-Management-Funktionen wie Vermögensverwaltung, Vermögensplanung, Einbezug von Vorsorge- und Versicherungslösungen wird dem Retail-Kunden über digitale Kanäle angeboten werden und diesen befähigen, sein eigenes Private Banking ohne zusätzliche Kosten zu nutzen. Wie sieht die Zukunft von Blockchain aus? Gregaard: Wir werden die Blockchain als Infrastruktur-Layer benutzen, wie wir Strom oder das Internet verwenden. Zudem wird die Blockchain jegliche Art von Validierung durch Dritte obsolet machen. Die Blockchain wird die Art und Weise verändern, wie wir Anbietern von Produkten und Dienstleistungen vertrauen. Das Vertrauen in die Geschäftsbeziehung zwischen Vertragspartnern wird auf der Blockchain abgebildet sein. Das senkt das Risiko und dürfte einen deutlichen Wettbewerbsvorteil bieten. All die Unternehmen, die heutzutage das Vertrauen validieren, werden das in Zukunft nicht mehr tun. Von der Motorfahrzeugkontrolle über das Grundbuchamt bis hin zu Notaren und auch Consulting-Unternehmen wie PwC werden in Zukunft kein Vertrauen mehr validieren müssen, weil dieses mit einer Blockchain abgebildet werden kann. Das bedeutet auch für die Banken, dass ein Grossteil ihrer Arbeit in Zukunft irre-

« Die Banken werden sich auf zwei ‹Normal-Nischen› konzentrieren. » Marcel Tschanz, Leader Wealth Management ­Consulting, PwC Schweiz

levant sein wird. Wir werden dafür eine neue Art von Unternehmen aufkommen sehen, sogenannte Trust Companies, also Vertrauens-Unternehmen wie etwa Banken, deren Geschäftsmodell es sein wird, Private Keys für Krypto-Währungen und andere Tokens aufzubewahren. Und was werden dann all die Anwälte und Consulting-Unternehmen stattdessen tun? Gregaard: Wir werden nicht mehr das Vertrauen validieren, sondern überprüfen, ob die Blockchains so gebaut sind, dass sie in der Lage sind, Vertrauen abzubilden. Die Frage wird auch sein, wie schnell sich unsere Kultur dahingehend verändern wird, dass wir einer Software – also der Blockchain – so sehr vertrauen wie einer Bank oder der Arbeit von PwC. ÜBER PWC PwC besteht aus einem Netzwerk von Mitgliedsfirmen in 158 Ländern mit über 250 000 Mitarbeitern. Diese setzen sich dafür ein, mit Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsberatung sowie Digital Services einen Mehrwert für die Wirtschaft und insbesondere für die Unternehmen zu bieten. Bei PwC Schweiz arbeiten daran über 3200 Mitarbeiter und Partner an 14 verschiedenen Standorten. (Quelle: PwC)


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26. Mai 2019  | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Zukunft   Banking

So macht UBS das digitale Banking sicher

Bild: NKS_Imagery/ iStock

TOPSTORY

Stefan Brunner ist Leiter Digital Banking bei UBS

« Künstliche Intelligenz und Machine Learning ­helfen uns dabei, das ­gesamte digitale Banking noch sicherer zu machen. » Stefan Brunner, Leiter Digital Banking, UBS

Für eine Universalbank wie UBS sind digitale Dienstleistungen längst Normalität, und immer mehr Kunden vertrauen auf E-Banking und Mobile Banking. Doch durch deren zunehmende Verbreitung steigt auch das Risiko von Cyberangriffen. Die UBS hält mit umfassenden Massnahmen und einer eigenen Cybersecurity-Abteilung dagegen. Autor: Marc Landis

C

yberangriffe haben durch die Digitalisierung in den vergangenen Jahren stark zugenommen und auch deren Komplexität ist gestiegen. Gerade die Finanzindustrie und ihre Kunden sind für Angreifer natürlich attraktive Ziele. Die UBS als Universalbank mit Privat- und Firmenkunden sieht sich dabei den Risiken auf mehreren Angriffsvektoren ausgesetzt. Für den Kampf gegen Cyberangriffe setzt die Bank auf eine ebenso vielfältige Abwehrstrategie. So tauscht sich die UBS regelmässig mit anderen Banken, Regulierungsbehörden und Strafverfolgungsbehörden aus, um den Entwicklungen in der Bedrohungslandschaft und der Komplexität Herr zu werden, wie einem UBS-Whitepaper zu entnehmen ist. Schliesslich sind Banken als Hort der Sicherheit bekannt, auch durch hohe Anforderungen des Regulators. Sicherheit steht bei der UBS seit jeher an oberster Stelle; die Bank beschäftigt sich seit dem Beginn von Digital Banking sehr intensiv mit IT-Security. Das zeigt sich auch daran, dass die Bank im Kampf gegen Cyberbedrohungen durch substanzielle Investitionen in die IT-Sicherheit aufrüstete und beträchtliche Ressourcen für Betrieb und Ausbau von Sicherheitskon­ trollinfrastruktur und -programmen bereitstellt. So flossen in den letzten Jahren signifikante Beiträge in das digitale Sicherheitskonzept, das mit mehreren Bausteinen vierfach geschützt für optimale Sicherheit sorgt. Und es kümmern sich zahlreiche Experten dediziert und mit entsprechender thematischer Spezialisierung um die verschiedenen Sicherheitsdisziplinen, wie Stefan Brunner, Head of Digital Banking bei der UBS, sagt. Ganzheitliches Sicherheitskonzept Im Gegensatz zu anderen Banken betreibt die UBS dabei ihre gesamte IT-Sicherheit selbst und hat lediglich einzelne, sehr spezialisierte Disziplinen von Dritten bei sich integriert. «So stellen wir sicher, dass wir das konzentrierte Know-how inhouse haben, und sind mehrheitlich unabhängig von externen Dienstleistern», erklärt Brunner den Grund für diesen für die Branche einzigartigen Ansatz.

FÜNF SÄULEN DER CYBERSICHERHEIT Die Sicherheitsexperten der UBS stellen die ­Cybersicherheit sicher, indem sie anerkannte ­Kontrollprinzipien anwenden, die auf den fol­ genden fünf Säulen basiert: Vertraulichkeit von Daten Die UBS verwendet Prozesse und Technologien zum Schutz der Daten vor unbefugter oder unangemessener Weitergabe. Zusätzlich zu den Kundendaten ergreift die Bank Massnahmen zum Schutz sensibler Daten wie geistiges Eigentum, unveröffentlichte Finanzinformationen und persönliche Daten. Datenschutz Die UBS setzt Prozesse und Technologien ein, welche die Bank bei der Erfüllung gesetzlicher, regulatorischer und vertraglicher Verpflich­ tungen in Bezug auf den Schutz personenbezogener Daten unterstützt, die auch den Schutz von Kunden- und/oder Mitarbeiterdaten umfassen können. IT-Sicherheit Die UBS stellt durch Prozesse und Technologien sicher, dass Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Informationen gegeben sind, die elek­tronisch verarbeitet werden. Cyberbedrohungsmanagement Die Bank setzt Prozesse und Technologien ein, die speziell zum Schutz der Bank vor Cyberangriffen wie Denial-of-Service, externem Betrug und Datendiebstahl entwickelt wurden. Physische Sicherheit Dazu zählen Prozesse und Technologien, die speziell zum Schutz der Netzwerkinfrastruktur und der Datenspeicheranlagen entwickelt wurden, bei denen UBS- und Kundendaten verarbeitet und gepflegt werden. SICHERHEIT BEI DER UBS ubs.com/sicherheit ubs.com/securitycheck ubs.com/kmu-security ubs.com/cybersafe

Um Cybergefahren zu begegnen, setzen die Sicherheitsexperten der UBS einerseits auf State-of-the-Art-Technologie mit künstlicher Intelligenz und Machine Learning und andererseits auf die ständige Kommunika­t ion mit ihren Kunden. «Wir unterstützen unsere Kunden dabei, dass sie Attacken durch Phishing, Corporate Whaling und Social Engineering erkennen», sagt Brunner. Beim Social Engineering greift der Cyberkriminelle die Schwachstelle Mensch an. Dem Opfer werden falsche Tatsachen vorgegaukelt, um dessen Vertrauen zu gewinnen. Die Fehlinformationen werden bewusst so gestreut, dass das Opfer zu einer bestimmten Handlung motiviert wird – etwa zur Herausgabe von Daten. «Es genügt nicht, als Bank die Netzwerk-Gateways zu sichern, und so unterstützen wir unsere Kunden dabei, ihr Sicherheitsverhalten im Zeitalter der Digitalisierung insgesamt zu verbessern und achtsam zu sein.» Die UBS setzt dafür auch auf einen spielerischen Security-Check, den Kunden als Online-Quiz absolvieren können. So sollen sie erkennen, ob sie sich im Internet sicher bewegen, und falls nicht, welche Massnahmen sie treffen können, um ihr Verhalten sicherer zu machen. So beinhaltet das Quiz etwa Fragen nach dem sichersten Aufbewahrungsort für Login-Daten. Natürlich ist «im Kopf» die richtige Antwort. Wenn es um die Login-Methode geht, favorisiert der Security-Check die UBS Access App, von der auch Brunner begeistert ist: «Wir können mit der Access App im Mobile Banking eine sehr einfache und zugleich sichere Login-Methode bieten, die den Kunden fast als eine Art persönliches Hardware-Sicherheits-Modul dient. Die Access App erleichtert das Login und erkennt Sicherheitslücken durch automatische Sicherheitsüberprüfung. Durch die Nutzung der App wird zudem automatisch die sichere Verbindung zur UBS hergestellt. Individuelle Einstellungen für zusätz­liche ­S icherheit Noch sicherer wird der Zugriff aufs E-Banking mittels individueller Einstellungen. Etwa indem Kunden Überweisungslimiten für Onlinezahlungen festlegen, bestimmte

«Es genügt nicht, nur die Netzwerk-Gateways zu sichern.» Stefan Brunner, Leiter Digital Banking, UBS

Länder für Onlinezahlungen sperren oder einzelne Konten fürs E-Banking deaktivieren. Auch Benachrichtigungen inklusive Sicherheitsnachrichten zu kritischen und unüblichen Aktivitäten direkt als PushMitteilungen via App, per E-Mail oder SMS sollen den Kunden helfen, stets den Überblick über Saldo, Kontobewegungen, Kartenbelastungen etc. zu behalten. Mit der Analyse von Nutzungsverhalten prüft die UBS zudem automatisiert Abläufe im Digital Banking und die individuelle Authenzität ihrer Kunden. Damit erhöht sich die Sicherheit für die Kunden massgeblich. «Künstliche Intelligenz und Machine Lear-

ning helfen uns dabei, unsere Kunden auch digital, wie der Mitarbeiter der Geschäftsstelle im Kleinstdorf, persönlich zu erkennen und damit das gesamte digitale Banking noch sicherer zu machen.» Es sorgen also die Bausteine Identifizierung, erweiterte Sicherheitseinstellungen mit Echtzeitbenachrichtigungen, Prävention, persönliches Verhalten und korrekter Umgang mit sensiblen Daten für optimale Sicherheit im digitalen Banking. Die Bank prüft aber auch die Sicherheitsmassnahmen ihrer externen Anbieter, die sich mit dem UBS-Netzwerk verbinden oder anderweitig mit vertraulichen Bankdaten zu tun haben. Zudem setzt sich die UBS für die Sensibilisierung der Mitarbeitenden ein und informiert sie über einen wirksamen Schutz und Abwehrmassnahmen zur Minderung der Cyberrisiken. Für Sicherheit sorgt UBS in Zeiten komplexer werdender Cyberbedrohungen mit einem umfassenden Konzept, eigenen Experten und viel internem Know-how. UBS und Sicherheit – das gehört zusammen.

SO SCHÜTZT MAN SICH VOR PHISHING Jede unverlangte Kontaktaufnahme ­hinterfragen. Auf der Hut sein vor unerwarteten E-Mails, An­ rufen oder Faxmitteilungen, besonders wenn man als Kontoinhaber einer Bank, eines Kreditkartenunternehmens oder eines Onlineanbieters kontaktiert wird. Und: Niemals vertrauliche Informationen preisgeben. In E-Mails unbekannter Absender nicht auf Links klicken und keine Anhänge öffnen. Auf untypische Absenderadressen, Schreibfehler, Tonalität, Haftungsausschlüsse und Logos der E­ -Mail achten. Nur vertrauenswürdige Webseiten besuchen. Steht https:// vor der Internetadresse, handelt es sich um eine sichere Webseite. Häufig besuchte Webseiten unter Favoriten speichern. Keine Webformulare mit vertraulichen Daten ausfüllen, wenn Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Webseite bestehen.

Zahlungsaufforderungen überprüfen, die per E-Mail eintreffen. Bankangaben, die man für eine Zahlung per ­E-Mail erhält, stets mit dem Empfänger über eine offizielle Telefonnummer überprüfen. Keine Nummer aus der verdächtigen E-Mail wählen. E-Mails über angeblich ungewöhnliche ­Kontobewegungen ignorieren. Phishing-E-Mails wollen Neugier, Angst oder Handlungsdruck provozieren. Vertrauenswürdige Organisationen informieren kaum per E-Mail über ungewöhnliche Kontobewegungen. Bei solchen EMails die vollständige Absenderadresse auf Korrektheit hinsichtlich verwendeter Internet-Domäne (z. B. ...ubs.com/...) überprüfen. Software auf dem neuesten Stand halten. Antivirenprogramm regelmässig aktualisieren für optimalen Schutz. Auch Spamfilter und sogar «Anti-­Phishing»-Software helfen, Phishing-Webseiten und E-Mails herauszufiltern.


26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking DIGITALISIERUNG IST CHEFSACHE

« Wir werden ein neues digitales Asset-Universum schaffen » SIX baut mit der SIX Digital Exchange SDX die weltweit erste vollständig integrierte Infrastruktur für den Handel, die Abwicklung und die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten. Start ist schon diesen Sommer. SDX-CEO Martin Halblaub erklärt im Interview den ambitionierten Zeitplan des Projekts. Interview: Marc Landis

Vor einem Jahr hat SIX Digital Exchange SDX angekündigt. Worum geht es dabei? Martin Halblaub: Wir werden mit der SDX die weltweit führende Börse für den Handel von digitalen Assets mit Tokens auf der Blockchain lancieren. Hier sollen professionelle Anwender auf digitale Werte zugreifen, sie transferieren und verwahren können. Die SDX wird dafür die gesamte Wertschöpfungskette anbieten und dabei fest und sicher im Rahmen des regulatorischen Umfelds agieren und nach Schweizer Werten geführt werden. Das ist wirklich innovativ und wird die Finanzinfrastruktur der Zukunft sein. Es wird dem Finanzplatz und seinen Akteuren einen kompetitiven Vorteil verschaffen, dass SDX dieses neue digitale, globale Ökosystem orchestriert. Und es ist klar, dass es eine Nachfrage seitens Banken und Investoren nach einem solchen Angebot gibt. Warum braucht es die SDX? Wichtige Trends wirken zurzeit auf die Marktinfrastruktur ein und haben einen Einfluss auf die Geschäftsmodelle in unserer Branche, die sich hin zu einem Digital-AssetÖkosystem entwickeln. Wir sehen eine zunehmende Kommodifizierung bei den Börsen weltweit, was mit wachsendem Druck auf die Margen einhergeht. Zudem sind auch andere Börsen daran, digitale Marktinfrastrukturen aufzubauen. Da darf die Schweiz nicht ins Hintertreffen geraten. Wir merken zudem, dass Anleger vermehrt auch digitale Assets als valable Investmentklassen sehen. Auch ist die Technologie soweit, dass sie produktiv und als Treiber von Innovation einsetzbar ist. Und nicht zuletzt: Der Regulator ist dabei, die Gesetzesgrundlagen zu schaffen, damit wir auch mit digitalen Anlagen rechtssicher arbeiten können. Nun zu Ihrer eigentlichen Frage: Die SDX ist quasi die Antwort auf diese Entwicklungen. Wir haben mit der SDX die Chance, die Schweiz als weltweit führenden Marktplatz für den Handel von digitalen Werten zu positionieren. Und weil wir die ersten sind, die mit einer integrierten und regulierten Handelsplattform für digitale Werte an den Start gehen, haben wir auch den First-Mover-Vorteil, der in der heutigen Zeit so wichtig ist. Mit der SDX decken wir die gesamte Wertschöpfungskette ab von Kotierung über Handel und Verwahrung bis Asset-Servicing. Mit der SDX können wir sicherstellen, dass die Schweizer Finanzmarktinfrastrukturanbieterin SIX mit ihren Eigentümern – den Banken – weiterhin eine führende Rolle im weltweiten Finanzmarkt spielen. Unser Vorteil ist, dass wir auf dem guten Ruf als vertrauenswürdiger Marktteilnehmer aufbauen können und Top-Qualität bieten werden. Zudem werden wir eine aktive Rolle beim Management des neu entstehenden digitalen Ökosystems spielen und etwa Initial Digital Offerings zusammen mit Kooperationspartnern begleiten, Technologie-Anbieter orchestrieren sowie Stakeholder-Management betreiben. Wir werden dabei die Effizienz von Börsentransaktionen signifikant steigern, Kosten sparen und dabei Zugang zu neuen Anlageklassen in einem vollständig regulierten Umfeld bieten. Wie sieht der Zeitplan für den Start der SDX aus? Können Sie im Sommer 2019 starten? Im Sommer werden wir SDX Lab für Kunden und Partner eröffnen. Im September legen wir mit unserem Pilotprojekt los und absolvieren die technischen End-to-End-Tests. Im ersten Quartal 2020 werden wir mit Pha-

kombinieren. Hier wollen wir den GoldStandard setzen. Sie werden einer der Dienste sein, die SDX anbieten wird. Aber wir befinden uns noch in einer konzeptionellen Phase, daher können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mehr darüber sagen. Es gibt viele Abhängigkeiten, etwa von der Aufsichtsbehörde FINMA, mit der wir derzeit verhandeln. Welche Lizenzen braucht die SDX, um den ­B etrieb aufnehmen zu können? Wir bewerben uns bei der Finma um eine CSD- und eine Börsenhandelslizenz. Die SDX ist die erste rein digitale Börse, die Handel, Settlement und Custody umfasst. Werden damit die Karten in der Schweizer ­Finanzwelt neu gemischt? In der Schweizer Finanzwelt ändert sich kurzfristig eigentlich gar nicht allzu viel, da die SIX ja auch bislang die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt hat. Interessant ist allerdings die internationale Perspektive. Denn hier ist SDX aktuell einer der globalen Vorreiter, was digitale Assets betrifft. Dies birgt ein riesiges Potenzial für den Schweizer Finanzplatz und die Finanzmarktteilnehmer, sich auf dem globalen Markt wieder stärker zu positionieren. Dass die Schweiz der aktuell attraktivste Ort für digitale Assets ist, zeigt auch das Einsteigen von anderen bewährten Playern in diesen Markt.

Martin Halblaub, CEO, SDX

«Wir werden die ­Effizienz signifikant steigern, Kosten ­sparen und Zugang zu neuen Anlageklassen in einem vollständig regulierten Umfeld bieten.» Martin Halblaub, CEO, SDX

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

— 7 —  — 5 —  sich selbst?

die Schweiz?

— 4 —  — 9 —

die Finanz­branche?

Ihr Unternehmen?

se 1 live gehen und den öffentlichen Handel mit neuen tokenisierten Assets starten. Dabei legen wir im Sinne von Minimal Viable Products einen Fokus auf Warrants und Initial Digital Offerings. Um live gehen zu können, benötigen wir noch die Zustimmung der Finma. Wir rechnen aber damit, dass das klappen wird. Später im nächsten Jahr, werden wir weitere tokenisierte sogenannte bankable und auch non-bankable Assets auf der Plattform haben. Welche Produkte werden zum Start über die SDX gehandelt werden? Den Anfang machen native digitale Assets, die nur auf unserer Distributed Ledger Technologie DLT zu Hause sind, wie Aktien, Bonds, Fonds und strukturierte Produkte. Danach werden wir weiterfahren, auch Assets von unserem CSD, also der zentralen Verwahrstelle bei SIX, zu tokenisieren und auf unser DLT-Netzwerk zu zügeln. Wie wird die Tokenisierung den Wertschriften­ handel verändern? Auf lange Sicht werden wir dank signifikant vereinfachtem Asset-Servicing massiv Kosten sparen sowohl operationell als auch für die Kunden. Die Datenhaltung wird sich vergünstigen, da sie nur noch an einem Ort gespeichert sind. Was aber viel wichtiger ist: Wir können ein deutlich grösseres AnlageUniversum kreieren und gleichzeitig die Übertragbarkeit von Werten vereinfachen. Wir werden Zugang zu neuen Kundengruppen erhalten und können Börsenhandel

jederzeit und überall bieten – mit sofortigem Settlement. Wir wollen die SDX dafür nutzen, ein neues Ökosystem für Banken und Kunden schaffen. Etwa 70 Prozent der weltweit existierenden Assets sind heute nicht handelbar, SDX kann dies ändern und dieses riesige Potenzial entfalten. Wie sieht es mit dem Handel von Krypto-­ Währungen und mit ICOs aus? Während der Handel mit den heutigen digitalen Währungen, von denen die meisten keinen zugrundeliegenden und feststellbaren Wert haben, nicht im Mittelpunkt unserer digitalen Börse steht, wird die Funktionalität für den Handel mit ihnen zur Verfügung stehen; natürlich mit den Einschränkungen, die mit der Interaktion mit anderen Brokern verbunden sind, die derzeit diese Dienstleistungen erbringen. Ob und wann wir diese Funktionalität zur Verfügung stellen, ist noch offen und hängt von den laufenden Entwicklungen in diesem Bereich ab. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung einer digitalen Infrastruktur und eines digitalen Ökosystems, das den institutionellen Kapitalmarktteilnehmern ein sicheres, belastbares und reguliertes Umfeld bietet, um Risiken, Sicherheiten und Kapitalanforderungen zu reduzieren und die Liquidität für ihre Aktivitäten zu erhöhen. Initial Coin Offerings oder Security Token Offering, werden an der SIX Digital Exchange als Initial Digital Offerings (IDO) bezeichnet, da wir die neue Technik mit den hohen IPO-Standards der Schweizer Börse

Wie passt diese First-Mover-Strategie zum ­Finanzplatz Schweiz? Als First Mover können SIX und SDX dazu beitragen, solide Standards für die Zukunft der Branche zu setzen. Der Vorteil des Early Mover ist daher aus unserer Sicht höher als das Risiko. Eine Distributed-Ledger-Technologie, die richtig entwickelt und implementiert wurde, hat inzwischen einen Reifegrad und eine Leistungsfähigkeit erreicht, die sie für produktionsfähige, unternehmenskritische Dienstleistungen nutzbar macht. Dieser Raum stellt eine grosse Chance für SIX und den Finanzplatz Schweiz dar: Ein First-Mover-Vorteil verspricht hier die Nutzung der Marke «Schweiz» und der Marke SIX, um die Anlagensicherheit zu unterstreichen und für beide eine höhere Sichtbarkeit, Glaubwürdigkeit und Attraktivität zu schaffen. Der Finanzplatz Schweiz wird fest in den Mittelpunkt der Zukunft der digitalen Industrie gesetzt.

ÜBER SDX SIX baut mit der SIX Digital Exchange die weltweit erste vollständig integrierte Infrastruktur für den Handel, die Abwicklung und die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten ermöglicht. Ihre sichere und stabile Plattform wird auch neue Dienstleistungen wie die Tokenisierung von bestehenden Wertpapieren sowie die Integration von heute nicht im Finanzsystem abgebildeten Ver­ mögenswerten, sogenannte Non-Bankable Assets, ermöglichen. SIX bietet damit bestehenden und neuen Marktteilnehmern die Möglichkeit, ihre Geschäftsmodelle auf die sich eröffnenden Chancen am neuen Umfeld auszurichten. Als Finanzmarktinfrastrukturbetreiberin untersteht SIX der Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) und der Schweizerischen Nationalbank. Damit sich das neue digitale Ökosystem nachhaltig etablieren kann, werden Standards angestrebt, die mit der heutigen Regulierung vergleichbar sind. (Quelle: SIX)


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26. Mai 2019  | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Zukunft   Banking TOPSTORY

« Das war eines der grössten Projekte in der Finanzindustrie » Raiffeisen und Avaloq haben gemeinsam eine zukunftssichere IT-Plattform entwickelt und bei allen 246 Raiffeisenbanken erfolgreich eingeführt. Raiffeisen-COO Rolf Olmesdahl und Avaloq-CEO Jürg Hunziker sprechen im Interview über das Mammutprojekt. Interview: Marc Landis

Alle Raiffeisenbanken laufen seit Anfang 2019 auf einer IT-Plattform. Wie fühlen Sie sich nun, da alle Banken live sind? Rolf Olmesdahl: Wir sind sehr glücklich und stolz, dass wir nach dreieinhalb Jahren intensiver Vorbereitung alle 246 Raiffeisenbanken erfolgreich auf das neue Kernbankensystem migrieren konnten. Ich kenne kein anderes Finanzunternehmen, dem es gelungen ist, so viele Banken in so kurzer Zeit auf eine neue IT-Plattform zu bringen. Eine grossartige Leistung aller Beteiligten. Jürg Hunziker: Ich bin ausserordentlich stolz auf das Geleistete und auf alle, die in das Projekt involviert waren. Dieses Projekt war das grösste in der Geschichte von Avaloq und sicher eines der grössten in der Finanzindustrie überhaupt. Raiffeisen und Avaloq haben damit IT-Geschichte geschrieben. Wir haben unsere Fähigkeit unter Beweis gestellt, dass wir Projekte aller Grössenordnungen und Reichweiten erfolgreich stemmen können. Was waren die grössten Herausforderungen des Projekts? Olmesdahl: Raiffeisen hat sich für eine standardisierte Informatiklösung für alle 246 Banken entschieden. Das bringt den gros­ sen Vorteil von einheitlichen Funktionen mit sich, aber auch die Herausforderung, dass es einiges an Abstimmungsarbeit braucht. Das braucht natürlich Zeit. Die gemeinsame Herangehensweise hat sich aber definitiv gelohnt. Neben der Systembereitstellung mussten wir tausende Mitarbeitende aus allen Sprachregionen auf dem neuen Bankensystem schulen. Dafür wurden einzelne Vertreter der Raiffeisenbanken intern geschult, um wiederum weitere Mitarbeitende in den Regionen ausbilden zu können. Die Raiffeisenbanken halfen sich auch untereinander mit Spezialisten aus. Die ganze Gruppe hat an einem Strang gezogen, das war eindrücklich. Hunziker: Frühere Anläufe, das System zu wechseln, deuteten auf kein leichtes Unterfangen hin, gerade auch angesichts der Grös­se und Komplexität der Raiffeisen. Das Timing war sicherlich auch eine Herausforderung. Die gemeinsame strategische Entscheidung, die Migration in Wellen vorzunehmen, hat sich aber als folgerichtig erwiesen und sichergestellt, dass wir alle Banken effizient und zuverlässig migrieren konnten. Gemeinsam haben die Projektpartner das Projekt erfolgreich abgeschlossen – und am Ende kommt es nur darauf an. Welche Vorteile hat die Raiffeisen Gruppe nun durch die Vereinheitlichung ihrer IT? Olmesdahl: Mit der Einführung des neuen Kernbankensystems haben wir die Basis für durchgängige Prozesse geschaffen. Die Automatisierung bei der Verarbeitung des Zahlungsverkehrs ist heute beinahe abgeschlossen und bei der Wertschriftenverarbeitung ist sie massiv verbessert worden. An der Optimierung der Kreditprozesse arbeiten wir noch. Darüber hinaus haben wir mit der Einführung des neuen Systems die Grundlage für die Umsetzung künftiger digitaler Vorhaben gelegt. Hunziker: Sehr oft sind nicht diejenigen Banken, die am meisten in IT investieren, besonders leistungsfähig, sondern diejenigen, die am meisten in Innovation und Change investieren. Raiffeisen ist diesen Schritt gegangen und verfügt nun über ein zukunftssicheres Universal-Banken-System. Das ist für ein Finanzinstitut entscheidend, um wirksam

und wirtschaftlich arbeiten zu können. Das gilt auch für die agile Umsetzung digitaler Vorhaben. Mit einer modernen IT wird die Time-to-Market verkürzt. Innovative Produkte lassen sich schneller implementieren und den Kunden anbieten. Wie geht es mit der Entwicklung neuer digita­ ler Produkte bei Raiffeisen weiter? Was ist in der Pipeline? Olmesdahl: Zurzeit sind wir bei Raiffeisen mit unseren Beraterprozessen beschäftigt. Wir wollen vor allem unsere Angebote rund um die Themen «Wohnen» und «Anlegen» verbessern. Zudem bauen wir unser E-Banking kontinuierlich weiter aus. Wir haben heute schon über eine Million aktive EBanking-Kunden und sind damit schweizweit die führende Anbieterin.

Rolf Olmesdahl ist seit Juli 2015 Mitglied der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz und leitet als COO das Departement IT & Services.

Wie stellen Sie die Weiterentwicklung der Avaloq-Plattform bei Raiffeisen sicher? Olmesdahl: Wir entwickeln das neue Kernbankensystem in monatlichen Releases weiter. Ich gehe heute davon aus, dass nach einer Phase der Bereinigung und Optimierung künftig immer mehr Investitionen in den Ausbau der Digitalisierung und weniger in das Kernbankensystem fliessen werden. Wir unterhalten viele weitere wichtige Systeme wie etwa das E-Banking-System oder die Beratungssysteme, die nun nach der erfolgreichen Migration wieder vermehrt im Zentrum stehen. Hunziker: Raiffeisen und Avaloq arbeiten ja schon seit über zehn Jahren erfolgreich zusammen – und diese langjährige Zusam-

« Wir haben be­ wiesen, dass wir ­Projekte aller ­Grössenordnungen erfolgreich stemmen können. » Jürg Hunziker, CEO, Avaloq

menarbeit setzen wir fort. Die Raiffeisen und ihre Kunden werden dabei von der Innovationskraft von Avaloq, der Community aus Banken und Vermögensverwaltern weltweit und unserem Fintech-Ökosystem profitieren. Wie sehen Sie die digitale Zukunft der ­Raiffeisen? Olmesdahl: Raiffeisen nutzt die Chancen der fortschreitenden Digitalisierung und positioniert sich als «Smart Follower». Neue Technologien werden wir für die Entwicklung von innovativen Angeboten zugunsten der Kundinnen und Kunden oder für eine effiziente Prozessgestaltung nutzen. Neben dem Ausbau des digitalen Angebots bleiben das physische Geschäftsstellennetz und der persönliche Kundenkontakt für Raiffeisen weiterhin sehr wichtig.

ÜBER DAS PROJEKT So bauten Raiffeisen und Avaloq eine zu­ kunftsfähige IT-Plattform für die Bank Seit 2009 setzt Raiffeisen die Avaloq-Software für den Zahlungsverkehr ein. Seither werden mehr als eine Million Transaktionen täglich über die Avaloq-­ Plattform abgewickelt, an Spitzentagen gar bis zu zwei Millionen. So lag es nahe, dass Raiffeisen aufgrund der erfolgreichen Zusammenarbeit Ende 2014 gemeinsam mit Avaloq ein umfassendes Transformationsprojekt aus der Taufe hob. Das Ziel: Das vorhandene System «Dialba» zu ersetzen, um eine einheitliche Sicht auf alle Kunden­ positionen wie Barmittel, Wertpapiere oder Hypotheken zu schaffen und alle Geschäftsfunktionen und -prozesse auf einem zukunftsfähigen und flexiblen System zu konsolidieren. Zu erfüllen hatte die neue Plattform die Anforderungen aller Raiffeisenbanken in der gesamten Schweiz. Konzipiert wurde sie infolgedessen mit Fokus auf Front-to-Back-Effizienz, die Automatisierung der Compliance sowie die Vereinfachung

von Prozessen und der User Journey. Für ein Vorhaben dieser Grössenordnung war Avaloqs skalierbare Architektur eine Grundvoraussetzung – sie gewährleistet, dass letztlich alle Banken auf ein und dieselbe Datenquelle zurückgreifen. Eingeführt wurde die neue Plattform in sieben Migrations-Wellen, jede mit einer zuvor klar definierten Anzahl Banken. Dieser strategische Entscheid erwies sich als folgerichtig. Aufgrund der initialen Einführung des Systems bei den ersten 22 Pilotbanken konnten alle Funktionalitäten in der Praxis getestet, zusätzliche Funktionalitäten identifiziert und so die anschliessenden Migrationen schnell und zuverlässig abgewickelt werden. Zum Jahreswechsel wurden die letzten Banken ­migriert. Eine beispiellose Erfolgsgeschichte und eines der grössten Projekte im globalen Retail Banking wurde so erfolgreich vollendet. Rund 10 800 Mitarbeitende an 880 Raiffeisen-Stand­ orten in der Schweiz arbeiten nun mit der modernsten R­ etail-Banking-Plattform der Schweiz.

ÜBER AVALOQ

Jürg Hunziker ist seit Januar 2018 CEO der Avaloq ­Gruppe. Er kam 2016 zunächst als Chief Market Officer und Deputy CEO in die Konzernleitung von Avaloq.

Avaloq ist die treibende Kraft der Automatisierung und Digitalisierung der Finanzbranche. Aufbauend auf einer voll integrierten Bankensoftware schafft Avaloq leistungsfähige digitale Nutzererlebnisse. Banken und Vermögensverwalter beziehen die digitalen Lösungen von Avaloq über ein standardisiertes Business-Process-as-a-Service( BPaaS )oder ein Software-as-a-Service( SaaS )-Modell. Dies eröffnet Finanzinstituten die Freiheit, sich auf Produkt- und Vertriebsinnovation, Kundenservice, Kundenvertrauen und Wachstum zu konzentrieren – während Avaloq hinter den Kulissen den nahtlosen Betrieb sicherstellt. 158 Banken und Wealth Manager, die weltweit Vermögenswerte von zusammen mehr als 4 Billionen Franken verwalten, schenken Avaloq-Produkten Vertrauen. Avaloq ist der einzige unabhängige Lösungsanbieter in der

F­ inanzbranche, der seine Software zugleich selbst entwickelt und betreibt – darum gehören AvaloqBanking-Lösungen zu den effizientesten der Welt. Um Innovationen zu fördern, arbeitet das Unternehmen auf eine einzigartig kollaborative Weise mit Kunden, anderen Fintechs, Universitäten und Hunderten von Drittanbietern zusammen: im Avaloq Ecosystem. Avaloq hat seinen Hauptsitz in der Schweiz und beschäftigt weltweit über 2000 Mitarbeitende. Das Unternehmen betreibt drei Forschungs- und Entwicklungszentren in Zürich, Edinburgh und Manila sowie drei Servicecenter in der Schweiz, Singapur und Deutschland. Zudem ist Avaloq mit Niederlassungen in den Finanz- und ­Innovationszentren Berlin, Frankfurt, Hongkong, London, Luxemburg, Madrid, Paris, Singapur und Sydney vertreten. (Quelle: Avaloq)


26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking DIGITALISIERUNG IST CHEFSACHE

« Die SBVg sieht im Open Banking ­grosses Potenzial für den Finanzplatz » Herbert Scheidt ist der oberste Schweizer Banker und damit das Aushängeschild des Finanzplatzes Schweiz. Im Interview spricht er über Rahmenbedingungen und darüber, warum er für Open Banking, aber gegen die EU-Richtlinie PSD2 ist. Interview: Marc Landis

Wie geht es dem Finanzplatz Schweiz im Jahr 2019? Herbert Scheidt: Heute, zehn Jahre nach der Finanzkrise, ist der Finanzplatz Schweiz hervorragend aufgestellt. Die Eigenkapitalund Liquiditätsanforderungen sind erhöht, der Anleger- und Kundenschutz ist gestärkt worden. Unsere Banken sind stabil und bieten ihren Kunden erstklassige Dienstleistungen. Beides bildet die Basis für Vertrauen, das wichtigste Gut im Finanzbusiness. Dies ist auch der Hauptgrund, wieso die Schweiz der grösste Finanzplatz für das grenzüberschreitende Geschäft ist. Doch der globale Wettbewerb ist intensiver geworden. Wichtige ausländische Finanzplätze wachsen schneller als die Schweiz. In Zeiten sinkender Margen und immer rascherer technologischer Dynamik muss die Profitabilität steigen. Hier sind unsere Banken gefordert.

Beispiel ist die Verbindung von Buchhaltung und Bankkonto durch eine Schnittstelle. Die SBVg begrüsst solche Bestrebungen von Banken. Sie zeigen, dass der Wettbewerb funk­ tioniert und Innovationen fördert. Eine staatlich erzwungene, einseitige Öffnung von Zugriffsrechten für Dritte, wie es die PSD2 in der EU verlangt, lehnen wir aber klar ab.

Welche Trends sehen Sie im Banking in der Schweiz? Digitale Innovationen verändern das Banking auch in Zukunft fundamental. Um innovative Geschäftsmodelle entwickeln zu können, braucht es Rechtssicherheit und Vertrauen. Ich bin erfreut, dass die Behörden aktiv und unvoreingenommen gemeinsam mit uns beste Standortbedingungen gestalten. So sind sie die Fintech-Lizenz oder auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für Blockchain schnell angegangen. Disruptive Entwicklungen beim Open Banking oder bei der Tokenisierung von nicht bankfähigen Vermögenswerten warten nicht auf Behörden. Ich bin stolz, dass die SBVg in diesen Bereichen konstruktiv Pflöcke eingeschlagen hat. Blockchain, CloudBanking und Cybersecurity verfolgen wir mit absoluter Priorität. Wo wird die SBVg in Zukunft sonst aktiv sein? Die Banken besitzen grosse Mengen an Kundendaten. Ich möchte die Diskussion über einen vertrauensvollen Umgang mit diesen Daten anstossen. Datenvertraulichkeit und Sicherstellung der Privatsphäre waren seit jeher unsere grosse Stärke. Dies soll im Interesse unserer Kunden auch so bleiben. Die Datenskandale verschiedener sozialer Netzwerke dürfen in der Schweiz nicht passieren. Gleichzeitig hilft uns eine bessere Datenanalyse, unsere Kunden weiterhin erstklassig bedienen zu können. Indem Dienstleistungen zunehmend digital und somit auch global angeboten werden, stellt sich weiter die Frage, wie diese möglichst gerecht besteuert werden können. Aktuell werden neue Regeln für die Besteuerung einer digitalen Wirtschaft diskutiert. Ich sehe Nachhaltigkeit zudem als zentralen Faktor für den Erfolg unseres Finanzplatzes. Wir sind hier bereits erfolgreich unterwegs, aber ich sehe noch viel Potenzial. Abgesehen davon wollen wir uns als Verband konstruktiv in die aktuell virulente politische Diskussion einbringen und dies wird auch von uns erwartet! Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf das Geschäft der Banken? Die Wertschöpfung der Dienstleistungserstellung wird durch digitale Innovationen immer weiter aufgebrochen. Wie in anderen Industrien erhöht die Spezialisierung in den einzelnen Schritten von der Produktion bis zum Vertrieb die Effizienz. Das Festhalten an traditionellen Systemen dürfte aufgrund des steigenden Margendrucks schwierig sein. Aber nicht nur dies. Die Anpassung der

Herbert Scheidt, Präsident, SBVg

« Mein zentrales ­Anliegen war es, die Beziehungen zu Bern zu vertiefen und auszubauen. » Herbert Scheidt, Präsident, SBVg

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

— 7 —  — 7 —  sich selbst?

die Schweiz?

— 8 —  — 8 —

die Finanz­branche?

Ihren Verband?

Geschäftsmodelle hat auch Auswirkungen auf die Marktstruktur mit Chancen und Risiken für Banken. Diese können einerseits ihre Innovationsfähigkeit erhöhen, Kosten senken und so im Wettbewerb stärker auftreten. Gerade kleinere Institute können Skalennachteile durch Technologie reduzieren, ohne an Agilität einzubüssen. Nicht mehr die Grossen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen. Andererseits stelle ich fest, dass Nicht-Banken-Ökosysteme Bankdienstleistungen bei sich integrieren. In solchen Fällen rutscht die Bank in die Rolle des reinen Produktlieferanten und entfremdet sich von ihrer Kundenbasis, dem wertvollsten Asset der Banken. Welche Überlebenschancen räumen Sie den klassischen Retailbanken in der Schweiz ein? Viele Jahre waren Banken auf die Folgen der Finanzkrise fokussiert. Ich stelle zufrieden fest, dass sie nun wieder proaktiv strategische Weichen für die Zukunft stellen. Das ist wichtig, denn das Marktumfeld ist anspruchsvoll: Die Wettbewerbsintensität nimmt stetig zu und die tiefen Zinsen werden anhalten. Retailbanken werden den Margenschwund zunehmend schlechter durch Skalierung kompensieren können. Vier Jahre nach Einführung der Negativzinsen durch die SNB treten nun die Neben­ effekte dieser Politik immer stärker zutage. Jedes Finanzinstitut ist somit zum Handeln verpflichtet. Die erfolgreiche Umsetzung innovativer Geschäftsmodelle mittels neuer Technologien ist matchentscheidend.

Was halten Sie von den aufkommenden Smartphone-Banken? Die Kunden unserer Banken bewegen sich heute in ihrem Alltag in der digitalen Welt. Sie erwarten deshalb sichere SmartphoneDienstleistungen auch von ihrer Hausbank. Wichtige Anforderungen sind Flexibilität, Komfort und tiefe Gebühren. SmartphoneBanken richten sich stark nach diesen Bedürfnissen der Kunden. Nur wenige User lassen sich aber den Monatslohn von ihrem Arbeitgeber auf eine App senden. Es sind die traditionellen Banken, die weiterhin höchstes Vertrauen ihrer Kunden geniessen. Es ist klar, dass sie der Entwicklung innovativer Dienstleistungen oberste Priorität einräumen müssen, ohne Kompromisse bei ihren bisherigen Stärken einzugehen. Entscheidend für den Erfolg jedes Instituts ist seine Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen und innovative Technologien schnell und konsequent umzusetzen. Ausreden gibt es keine, denn die Rahmenbedingungen für die Anwendung von Zukunftstechnologien in der Schweiz sind ausgezeichnet. Wie stehen Sie zu Open Banking, Stichwort PSD2. Die SBVg hat sich dazu in der Vergan­ genheit ja auch kritisch geäussert ... Die SBVg sieht im Open Banking grosses Potenzial für den Finanzplatz Schweiz. Die Anbindung von Dienstleistungen von Drittparteien entspricht dem Kundenwunsch nach integrierten Lösungen. Es gibt viele Dienstleistungen, bei denen Bankdaten mit externen Dienstleistungen verbunden werden. Ein

Wie steht die SBVg nach zweieinhalb Jahren unter Ihrem Präsidium da? Ich trete dafür ein, dass die Schweiz auch in Zukunft über einen der stärksten, wettbewerbsfähigsten und innovativsten Finanzplätze verfügt. Dazu stehen drei Aspekte im Vordergrund: erstens eine klare Positionierung, die durch professionelle Promotion im In- und Ausland fortlaufend geschärft wird. Zweitens vorausschauendes und proaktives Agieren. Sei dies im Umgang mit Fintech, Blockchain und Cloud oder mit der Altersvorsorge. Zu allen Regulierungen, die den Finanzplatz betreffen, sind wir im engen Dialog mit Bundesbern, der Finma und SNB. Mein zentrales Anliegen war es, die Beziehungen zu Bern zu vertiefen und auszubauen. Das haben wir in kürzester Zeit geschafft. Drittens ist die enge Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern und anderen Verbänden von grosser Bedeutung. So gründeten wir etwa gemeinsam mit der SFAMA und anderen Partnern die Asset-Management-Plattform. Mit Jörg Gasser habe ich einen CEO an der Seite, der mit seiner nationalen wie internationalen Erfahrung die SBVg bestens in die Zukunft führen kann. Er zeichnet sich durch grosses Verhandlungsgeschick, Durchsetzungsfähigkeit und Weltoffenheit aus. Er hat in seiner Karriere immer wieder unter Beweis gestellt, dass er vorausschauend für unseren Finanzplatz denkt und handelt. Digitale Innovationen stehen ganz oben auf seiner Prioritätenliste. Welche Bedeutung wird der Finanzplatz Schweiz in Zukunft noch haben? Es stimmt mich zuversichtlich, dass die Schweiz nicht nur im klassischen Private Banking weltweit die Nummer eins ist, sondern auch als Fintech-Standort ganz vorne mitspielt. Dieses solide Fundament wollen wir pflegen und fortlaufend verbessern. Bundesrat und Parlament haben die Zeichen der Zeit erkannt: Innovationsfragen und die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes sind im Fokus der Politik. Es wird auch am neuen Parlament liegen, den Paradigmenwechsel hin zur digitalen Zukunft des Finanzplatzes konsequent zu vollziehen. Es geht aber nicht nur um die Rahmenbedingungen für neue Finanztechnologien. Wir müssen bei sämtlichen rechtlichen und steuerlichen Standortbedingungen prüfen, ob sie die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes und der Banken stärken.

ÜBER DIE SCHWEIZERISCHE BANKIER­V EREINIGUNG Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) ist die Stimme der Banken in der Schweiz. Als Dachverband repräsentiert sie nahezu alle Banken in der Schweiz. Das Hauptziel des Verbands ist die Förderung optimaler Rahmenbedingungen im Inund Ausland für den Finanzplatz Schweiz. Dazu vertritt die SBVg die Interessen der Banken in der Wirtschaft, in der Politik, gegenüber der Regierung, den Behörden und den Regulierern. Als Wissenszentrum für die Rahmenbedingungen von morgen antizipiert die SBVg die für den Finanzplatz relevanten Entwicklungen. (Quelle: SBVg)


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26. Mai 2019  | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Zukunft   Banking SHAKERS

Innovation aus rechtlicher Perspektive Kellerhals Carrard hat den Fintech-Trend frühzeitig erkannt. Die Rechtsanwältin Cornelia Stengel leitet bei der Wirtschaftskanzlei das Fintech-Team und unterstützt Innovationen auf dem streng regulierten ­Finanzmarkt. Sie zeigt ihren Klienten den rechtlichen Rahmen auf und gestaltet diesen im politischen Umfeld auch aktiv mit.

3 FRAGEN, 3 ANTWORTEN Warum ist Fintech ein Thema für Anwälte? Cornelia Stengel: Unsere Klienten sind hauptsächlich Banken, Versicherungen, Zahlungsdienstleister oder andere Finanzintermediäre, welche die Innovation in der Branche vorantreiben. Es ist wichtig, dass ein Unternehmen die rechtlichen Rahmenbedingungen für sein Geschäftsmodell kennt, um gemäss der eigenen Geschäftspolitik gut informierte Entscheidungen treffen zu können. Warum interessieren Sie sich für Fintech? Die Dynamik in diesem Bereich fasziniert mich: Täglich stehen wir grösseren oder kleineren Neuerungen gegenüber. Neue technologische Möglichkeiten fordern aber auch bestehende Regulierungen und altbekannte Prozesse in Unternehmen heraus. Das regt zum Denken an.

Autor: Marc Landis

D

ie Regulierungsdichte auf dem Finanzmarkt hat in den letzten Jahren – bedingt durch die Finanzkrise 2008, Geldwäschereiskandale und globalen Terrorismus – zugenommen. Gleichzeitig ist der Innovationsdruck auf etablierte Finanzmarktteilnehmer gestiegen. Mit dem Fintech-Boom wuchs in der Schweiz der Bedarf an juristischen Dienstleistungen rund um neue Technologien, Systeme

ÜBER KELLERHALS CARRARD Kellerhals Carrard (KC) ist eine führende, schweizweit präsente Anwaltskanzlei mit Standorten in Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano, Sion und Zürich sowie Zweigniederlassungen in Binningen, Shanghai und Tokio. Mit derzeit über 200 Berufsträgern (bestehend aus Partnern, angestellten Anwälten, Juristen, Steuerberatern und Notaren) und insgesamt mehr als 300 Mitarbeitenden ist KC die zweitgrösste Kanzlei der Schweiz. Speziellen Fokus legt KC auf die Branchen Finanzdienstleistungen, Life Sciences, IMT (Information, Medien, Technologie), Sport, Energie, Immobilien/Bau sowie Handel und Retail. (Quelle: Kellerhals Carrard)

und Produkte auf dem Finanzmarkt, aber auch im Bereich der technologischen Infrastruktur. Kein Wunder hat der junge FintechBereich von KC, den Wirtschaftsanwältin und KC-Partnerin Cornelia Stengel aufbaut und leitet, alle Hände voll zu tun. Stengel verfügt über spezialisierte Erfahrung bei der rechtlichen Analyse neuer Produkte, Systeme und Technologien insbesondere im Fintech-Umfeld, hat aber auch ein Gespür für die Weiterentwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen, die es für das Gedeihen innovativer Produkte und Dienstleistungen braucht. Deshalb engagiert sich Stengel auch im Rahmen von Gesetzgebungsprojekten zu ihren Tätigkeitsbereichen, namentlich in ihrer Funktion als Co-Director von Swiss FinTech Innovations, als Geschäftsführerin des Leasingverbands oder als Mitglied von Arbeitsgruppen und Kommissionen der economiesuisse und der Schweizerischen Bankiervereinigung. Aktuell unterstützt sie als Expertin die Bundesverwaltung im Zusammenhang mit der Ausarbeitung der Gesetzesvorlage für die Distributed-Ledger-Technologie.

Dr. Cornelia Stengel ist Partnerin bei Kellerhals Carrard

« Es ist von grösster Bedeutung, dass die Schweiz als Wirt­ schaftsstandort ­innovations- und digitalisierungs­­ freund­lich ist.  » Dr. Cornelia Stengel, Partnerin, Kellerhals Carrard

Interdisziplinärer Austausch Im Fintech-Team ist ihr der interdisziplinäre

Austausch zwischen Experten mit technischem oder ökonomischem Hintergrund wichtig: «Erst diese interdisziplinäre Zusammensetzung erlaubt eine gesamtheitliche Betrachtung und die schlüssige Beantwortung der Fragen, die sich etwa im Zusammenhang mit Zahlungssystemen, neuen technologischen Entwicklungen und Lösungen sowie neuen Geschäftsmodellen in der Finanzbranche stellen können», sagt Stengel. Durch die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen entstehen zukunftsgerichtete und tragfähige Lösungen. «Es braucht genauso die Spezialisten für die jeweiligen Technologien und Märkte wie auch die Juristen, welche die technischen und wirtschaftlichen Hintergründe verstehen und diese ins Rechtssystem einordnen können», so Stengel weiter.

Welche Bedeutung kommt den Rahmenbedingungen für Fintech in der Schweiz zu? Es ist von grösster Bedeutung, dass die Schweiz als Wirtschaftsstandort innovations- und digitalisierungsfreundlich ist. Hier ist es wichtig, dass aktuelle Gesetzesprojekte, wie beispielsweise die Vorlage für Distributed Ledger Technology oder die staatlich anerkannte elektronische Identität als Basisinfrastruktur für zahlreiche staatliche und private Online-Dienstleistungen, rasch umgesetzt werden können. Nur so fallen die Innovationen der Unternehmen auf fruchtbaren Boden und können auch skalieren. Dr. Cornelia Stengel ist Partnerin bei Kellerhals ­C arrard, Rechtsanwältin für Finanzdienstleistungsrecht und Datenschutz mit besonderer ­Erfahrung in der rechtlichen Analyse neuer ­Produkte (Zahlungs-)Systeme und Technologien (Fintech, IoT, Blockchain-Technologien), ­G eschäftsführerin des Schweizerischen Leasingverbands und Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss FinTech Innovations.

« Wie viel ist ein Crypto Token wert?» Ältere Generationen halten physisches Gold für ein ­sicheres Wertaufbewahrungsmittel. Jüngere Genera­ tionen sind in einer digitalen Welt aufgewachsen und bevorzugen eher das digitale Gold: Bitcoin. Was heisst das für den Finanzsektor? Und wie wird sich der ­Krypto-Markt ­weiterentwickeln?

aber ein neuer Weg eingeschlagen werden. Wir haben ein eigenes Modell entwickelt, das wir «Transaction-volume Creating Price» oder TCP-Modell nennen. Es berechnet den Preis eines Tokens, der notwendig ist, um ein gewisses Transaktionsvolumen zu generieren. Eine Besonderheit bei der Bewertung von Zahlungs- und Nutzungs­ token ist die Umlaufgeschwindigkeit, die beschreibt, wie oft ein Token pro Jahr die Hand wechselt. Die Inflation eines Tokens erhöht dessen Angebot und muss daher auch berücksichtigt werden. In den meisten Fällen ist sie durch das Blockchain-Protokoll vorgegeben und daher einfach zu berechnen.

Interview: Marc Landis Mit Bitcoin und Co. scheint es wieder aufwärts zu gehen. Was beobachten Sie im Markt? Désirée Müller: Wir sehen erste Anzeichen von Frühlingserwachen. Swissquote bietet Zugang zu ICOs an, Vontobel ist daran, Depots für Krypto-Währungen aufzusetzen, und die Schweizer Börse wird schon bald mit einer regulierten Börse für Tokens auffahren. Auch Facebook analysiert Möglichkeiten, um die Blockchain zu integrieren, und Ripple kooperiert mit Banken, um schnelle und günstige Transaktionen zu ermöglichen. Die Stimmung an den KryptoMärkten hat sich in den letzten Monaten massiv verbessert. Viele Anleger sind nicht positioniert und haben auf den richtigen Moment gewartet, um einzusteigen und von dieser neuen Anlageklasse zu profitieren. Dementsprechend mussten viele auf den Zug aufspringen, was die Kurse in die Höhe schnellen liess. Wie werden Blockchain und Krypto den ­Finanzsektor verändern? Reto Stiffler: Fintechs waren die erste Umwälzung in der Finanzwelt. Durch die Blockchain werden viele Prozesse automatisiert und damit könnten sogar gewisse Fintech-Firmen selbst obsolet werden. Im Speziellen sind Banken und Versicherungen gefordert, wo immer noch veraltete Struk-

turen wie Swift vorherrschen. Die Blockchain bietet folgende Vorteile: Transaktionen können schneller und günstiger abgewickelt werden, im Vergleich zu Swift mit einer Dauer von bis zu drei Arbeitstagen dauern diese über die Blockchain wenige Minuten. Auch werden Aktienregister in Zukunft auf der Blockchain sein und damit digitale Abstimmungen vereinfacht. Im Weiteren können auch kleine Unternehmen besseren Zugang zu Kapital erhalten. Jeder kann mit kleinen Beträgen an Start-ups partizipieren. Nicht zuletzt werden Smart Contracts viele Unternehmen überflüssig machen, insbesondere diejenigen, die sich auf treuhänderische Dienstleistungen konzentrieren. Welche Schritte sind notwendig, um diese neue Anlageklasse voranzutreiben? Müller: Gute Depotlösungen, Versicherungen und regulierte Börsen für digitale Tokens sind wichtige Entwicklungen, um den Bereich für institutionelle Anleger zu öffnen. Ihr Eintritt wäre Garant für mehr Professionalität und Liquidität. Vor einem Jahr haben Sie die SwissRex AG in Liechtenstein gegründet. Was ist die Vision und die Philosophie hinter dem SwissRex Crypto Fund?

Désirée Müller, Partnerin und CEO, und Reto Stiffler, Partner und Chairman von Crypto Consulting AG und SwissRex AG.

Müller: Während unserer Tätigkeit als Portfolio Manager bei GAM wurden wir mit dem Thema Bitcoin konfrontiert. Wir empfanden es als unsere Pflicht, neue Entwicklungen im Finanzsektor zu beobachten. Die Eröffnung von Wallets und Börsen und die sichere Aufbewahrung der Tokens stellten sich als viel komplexer dar als erwartet. Gleichzeitig erkannten wir das Potenzial dieser neuen Technologie mit einem komplett neuen Ökosystem. Wir wollten diese neue Anlageklasse Anlegern zugänglich machen und lancierten den SwissRex Crypto Fund im Juni 2018. Er zeichnet sich durch aktives Portfolio-Management und fundamentale Analyse aus.

Wie unterscheidet sich die Bewertung von Crypto Tokens zu traditionellen Bewertungs­ methoden? Müller: Ungefähr 2000 Tokens werden derzeit an Krypto-Börsen weltweit gehandelt. Basierend auf den Eigenschaften des Tokens teilen wir diese vereinfachend in fünf Kategorien ein: Wertaufbewahrungsmittel, globales Zahlungsmittel, Beteiligung, Mitgliedschaft und lokale Zahlungsmittel. Für Beteiligungen beziehungsweise Security Tokens können gängige Bewertungsmethoden aus der traditionellen Welt wie Discounted-Cash-Flow-Analyse oder Kursgewinn Verhältnisse he­rangezogen werden. Für Zahlungs- und Nutzungstokens muss

Was haben Sie in Ihrem ersten vollen Jahr im Geschäft gelernt? Stiffler: Es dauert länger und kostet mehr als ursprünglich erwartet. Ein integres Team mit komplementären Eigenschaften ist wichtig. Die Lernkurve war steil und wir haben ein tiefes Verständnis für die Prozesse und Produkte erworben. Wir schätzen es, wichtige Entscheidungen selbst zu treffen. Unserer Meinung nach ist Krypto eine neue und unterbewertete Anlageklasse. Eine Technologie mit vielen Risiken, aber auch einem grossen Potenzial. Wir geniessen es, Pioniere in diesem Bereich zu sein.

ÜBER SWISSREX & CRYPTO CONSULTING Die SwissRex AG lancierte im Juni 2018 einen aktiv verwalteten Crypto Fund, um Zugang zu einer neuen Anlageklasse zu schaffen. Investitionsentscheidungen basieren auf fundamentaler Analyse. Die Crypto Consulting AG berät Firmen, die sich über die Ausgabe eines Tokens finanzieren möchten (ICO/STO). Als Mitglied der Selbstregulierungsorganisation VQF werden ausserdem Dienstleistungen im Bereich der Geldwäscherei-Bekämpfung (KYC/AML) angeboten.


26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking DIGITALISIERUNG IST CHEFSACHE

« Unser Ziel ist eine selbstlernende ­Plattform im Stil von IBMs Watson » Swissquote war die erste rein digitale Bank der Schweiz. Vor 18 Jahren. Heute sprechen alle über Fintech; aber wo bleibt die Innovation? Swissquote-CEO Marc Bürki wirft im Interview einen kritischen Blick auf den aktuellen Fintech-Hype. Interview: Marc Landis, Redaktion: David Klier

Sie haben Swissquote 1996 als Finanzplatt­ form für Realtime-Kurse gegründet, und seit 2001 ist Swissquote eine Onlinebank mit Banklizenz. Wie hat sich das Banking-Umfeld in dieser Zeit verändert? Marc Bürki: Banken und Onlinebanken verkaufen immer noch die gleichen Produkte wie vor 20 Jahren. Die Art und Weise, wie sie die Produkte verkaufen, und die Benutzeroberfläche, über die der Kunde die Produkte konsumieren kann, haben sich aber komplett verändert. 1996 gab es kein Google, keine iPhones, das Internet war noch ganz am Anfang. Unsere Plattform swissquote.ch war die zwanzigste Website in der Schweiz. Heute tragen wir Supercomputer in der Hosentasche. Man kann sich kaum vorstellen, was in den nächsten 20 Jahren passieren wird.

Marc Bürki, CEO, Swissquote

Werden Sie entsprechende Schnittstellen be­ reitstellen? In der Schweiz warten wir mal ab, was die Finma entscheidet. Wie sehen Sie die Zukunft des Retail Banking und des Private Banking? Im Private Banking sind die Margen unter Druck. Die Antwort auf diesen Druck kann nur Technologie liefern. Das heisst, ein Bankberater wird in Zukunft umzingelt sein von Tools, die ihm seine tägliche Arbeit vereinfachen. Früher hatte ein RelationshipManager einer Privatbank vielleicht 50 Kundenbeziehungen. Heute bis zu 300. Das geht nur, wenn er intelligente Tools hat, die ihn unterstützen helfen. Auf das Retail Banking kommt eine neue Generation von Kunden zu. Diese Generation hat einen weniger starken Bezug zum Markt und den Brands, die wir mit Banking verbinden. Die Retailbanken müssen sich darauf einstellen und sich ganz stark in Richtung Mobile orientieren.

Das ist der technologische Aspekt. Was hat sich konkret aufseiten des Bankings verändert? Das Ende des Bankgeheimnisses und die Neuorganisation der Banken haben die Schweizer Finanzwelt auf den Kopf gestellt. Allein darüber könnte man ein ganzes Magazin füllen. Was war denn für Sie der einschneidendste Moment? Die Finanzkrise vielleicht? Finanzkrisen wird es immer geben. Ich glaube, die fundamentalste Veränderung war und ist die rasante technologische Entwicklung. Sie hat die Bankenwelt umgekrempelt und letztlich die Swissquote-Bank ermöglicht. Wenn ich heute zurückblicke, haben das Internet und die Smartphones die relativ konservative Bankenwelt komplett durchgeschüttelt. Und Sie sind einer der «Shaker»? Ja, das kann man so sagen. Aber wir stehen alle immer noch am Anfang dieser digitalen Transformation. Und es ist, wie gesagt, nicht eine Transformation von Bankprodukten wie etwa Aktien, Obligationen und Fonds, sondern eine Transformation der Art und Weise, wie der Kunde diese Produkte konsumiert. Ihr Weg mit Swissquote war aussergewöhn­ lich. Sie gründeten ein Fintech, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Wie stehen Sie zum aktuellen Start-up-Hype in Ihrer Branche? Fintech ist ein neues Wort, aber die Innovation dahinter gibt es schon seit 20 Jahren. Wir waren damals tatsächlich ein Fintech, auch wenn es diesen Begriff noch gar nicht gab. Ist es heute ein Hype? Bis zu einem gewissen Punkt ja. Und ich glaube, der Hype ist notwendig. Denn viele der etablierten Grossbanken haben eine sehr hierarchische Struktur mit viel zu vielen Leuten, die mitreden oder entscheiden müssen. Heute braucht man aber kleine Teams, eine Organisation, die agil ist. Und zwar nicht nur auf der Entwicklungsseite, sondern auch in der Art und Weise, wie die ganze Bank organisiert ist. Deshalb finde ich es gut, dass man als Bank heute von Startups herausgefordert wird. Sie sagen, dass der Hype nur bis zu einem ge­ wissen Punkt geht. Was geschieht danach? Sobald es darum geht, dass man Geld verwaltet, gelangt man relativ schnell zu dem Punkt, ab dem man eine Banklizenz braucht. Die Finma gibt zwar die sogenannte Banklizenz «light» aus, die einem Startup die Möglichkeit gibt, bis zu einem gewissen Niveau zu wachsen. Aber auch so kommt unausweichlich der Moment, wo man dann eine Volllizenz braucht. Und die-

Wir haben ein paar Kooperationen, etwa im Bereich Crowdfunding, wo wir als Depot-Bank fungieren. Wie schon gesagt, im Schweizer Fintech-Markt gibt es nicht sonderlich viel Kreativität. Es gibt 300 Tokenisation-Plattformen und 100 davon machen Crowdfunding. Das war’s. Vielleicht hilft die neue EU-Regulierung PSD2. Sie könnte einen Kick in Richtung Open-Banking geben.

Wie entwickeln Sie Swissquote weiter? In der Schweiz wollen wir breiter werden, also mehr Dienstleistungen anbieten. Denn bisher sind wir ja immer eher die zweite Bank des Kunden gewesen. Also die Bank, bei der er sein Vermögen selbstständig verwaltet. Das werden wir ändern und uns in Richtung Universalbank entwickeln.

« Egal, was die Briten mit der EU aushandeln, es wird von ­unserer Seite wohl nicht mehr funktionieren. Deshalb haben wir die Vollbank ­Internaxx in Luxemburg zugekauft. » Marc Bürki, CEO, Swissquote

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

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die Schweiz?

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die Finanz­branche?

Ihr Unternehmen?

se Lizenz bedingt, dass man genügend Eigenkapital und eine entsprechende Struktur innerhalb seiner Organisation hat. Das drosselt die Erfolgsstory der Fintech-Startups. Hinzu kommt, dass viele der Fintechs im gleichen Bereich unterwegs sind. Meistens geht es um E-Payment oder Crowdfunding. Wirklich viel technische Innovation sehe ich in der Schweiz nicht. Würden Sie es begrüssen, wenn der Regulator die Bedingungen lockern würde? Ja, absolut. Ich finde, dass die Situation in der Schweiz noch sehr konservativ ist. Die Konto­ eröffnung über den Onlineweg ist beispielsweise erst seit Kurzem möglich und mit sehr vielen Konditionen verbunden. Fairerweise muss ich sagen, dass diese auch in allen anderen Ländern üblich sind. Ich bleibe aber dabei: Die Schweiz ist konservativ, was die Regulierung der Finanzbranche angeht.

Leider nicht. Die Konkurrenz holt auf und wir müssen sicherstellen, dass wir schneller sind als sie. Beim Kapital und der Finanzkraft können wir uns nicht mit Kalibern wie beispielsweise der UBS messen. Deshalb konzentrieren wir uns auf unseren Vorteil: die Schnelligkeit. Wir waren die Ersten in der Branche, die eine App auf den Markt gebracht haben, wir waren die Ersten mit einer App für die Apple Watch. Und wir waren die Ersten mit einem Robo-Advisor. Das soll so bleiben. Woran arbeiten Sie konkret, um Ihren Vor­ sprung zu behalten? Gegenwärtig beschäftigen wir uns sehr viel mit der Blockchain. Auch wenn der Hype etwas vorbei ist, die Technologie ist noch immer interessant. Ausserdem arbeiten wir an einer neuen Generation unseres Robo-Advisors. Das System wird sehr viel intelligenter sein als das bisherige. Unser Ziel ist eine selbstlernende Plattform im Stil von IBMs Watson.

Digitale Unterschrift, digitale Identität? ­Würde das helfen? Ja. Die Zertifizierung von Dokumenten ist in der Schweiz immer noch notwendig und sehr kompliziert. Einen Kunden aus China muss ich zur Botschaft oder zu einer Polizeistation schicken, um seine Ausweispapiere beglaubigen zu lassen. Das ist ein grosses Hindernis.

Was machen Sie genau mit der Blockchain? Wir haben fünf Krypto-Währungen, die man bei uns handeln und in einem Wallet lagern kann. Besonders das Lagern ist allerdings sehr kompliziert. Die Finma verlangt, dass wir nachweisen können, wer der Besitzer eines Wallets ist. Das muss automatisiert werden können. Daran arbeiten wir derzeit.

Swissquote war von Anfang an eine digitale Bank. Können Sie sich nun zurücklehnen und geniessen, dass Sie schon 20 Jahre Vorsprung haben?

Viele traditionelle Banken schnallen sich an ein Fintech, um die Start-up-Philosophie zu adaptieren. Wie arbeitet Swissquote mit Fin­ techs zusammen?

Welche Strategie verfolgen Sie auf dem inter­ nationalen Markt? Wir gehen in die Länder, in denen wir bereits Erfolg haben. Von den 3 Milliarden Franken Neugeld, die wir im Jahr 2018 akquiriert haben, kam rund ein Drittel aus Asien. Deshalb werden wir im September dieses Jahres in Singapur eine neue Filiale eröffnen. Plätze, die wir schon aufgebaut haben, wie etwa Dubai, sind sehr erfolgreich. Unser Standort in London wird allerdings durch den Brexit etwas überschattet. Eigentlich wollten wir von London aus das Europageschäft abwickeln. Aber egal, was die Briten mit der EU aushandeln, es wird von unserer Seite wohl nicht mehr funktionieren. Deshalb haben wir die Vollbank Internaxx in Luxemburg gekauft.

ÜBER SWISSQUOTE Swissquote wurde im 1997 von der Marvel Communications S.A. in Gland als Online-Finanzdienst lanciert, über den Nachrichten, Anlagestudien und Kurse der wichtigsten Börsen angeboten wurden. Marvel Communications S.A. war ursprünglich als Finanzinformations-Software gegründet worden. Im Verlaufe von 1999 entstanden die Swissquote Trade S.A. und die Swissquote Info S.A., während die auf die Entwicklung integrierter Weblösungen für Internetkommunikation und E-Business spezialisierte Marvel Communications S.A. nur noch für ihren Kernbereich zuständig war. Die Unternehmensgruppe wurde unter dem Dach der ebenfalls 1999 gegründeten Swissquote Group Holding S.A. zusammengefasst. Im Mai 2000 erfolgte der Börsengang an der Schweizer Börse SWX Swiss Exchange.


Stephan A. Zwahlen (Maerki Baumann)

Matthias Häne (Bank Cler)

Sofia Oikonomou (SIX)

Riccardo Pianeti (Citi Switzerland)

Christiane Demgenski (UBS)

Céline Sigg (Zürcher Kantonalbank)

Joel Purificacion (Basellandschaftliche Kantonalbank)

Massimo Catrambone (Hypothekarbank Lenzburg)

Wir gestalten die Finanzdienstleistungen der Zukunft.

Die Bank von heute ist nicht die Bank von morgen. Erfahren Sie mehr in unserem Film swissbanking.org/de/bankiervereinigung/wir-gestalten-zukunft


26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking DIGITALISIERUNG IST CHEFSACHE

« Der Finanzplatz wird digital, offen und intelligent » Seit September 2018 ist Hendrik Lang CEO der Bankensoftware-Anbieterin Finnova. In «Zukunft Banking» spricht er über den Wandel des Unternehmens, mutige Banken und über den Sinn von Blockchain-Anwendungen. Interview: Marc Landis, Redaktion: Fabian Vogt

Netzwoche: Seit September sind Sie CEO bei Finnova. Wie ist es Ihnen seither ergangen? Hendrik Lang: Der Start war sehr gut, danke. Ich bin ja schon seit Dezember 2015 bei Finnova, das ist schon etwas anderes, als wenn jemand Neues kommt. Ich kannte unsere Kunden und Produkte bereits, der Wechsel verlief deshalb reibungslos. Das hat auch den Vorteil, dass Kontinuität gewahrt wird, sowohl den Kunden als auch den Mitarbeitenden gegenüber. Ich bin nach wie vor oft bei den Kunden und Partnern, das mache ich gerne. So hört man, was läuft. Auch intern pflege ich nicht nur eine «Open-DoorPolitik», sondern plane Zeit ein, um mit den Mitarbeitenden im Gang reden zu können, oder habe beispielsweise ein monatliches CEO-Frühstück eingeführt.

Hendrik Lang, CEO, Finnova

Was denken Sie über die Blockchain? Eine Tech­ nologie, die gekommen ist, um zu bleiben? Ja, die bleibt sicher. Es ist eine Technologie, die branchenübergreifend sinnvoll eingesetzt werden kann. Es gibt zwar noch nicht sehr viele Anwendungsfälle und darum Skeptiker, aber ich glaube, es ist wie mit dem Internet: Man sieht zwar rasch, es hat einen Nutzen, welchen genau, wird man aber erst in ein paar Jahren sehen. Und dann könnte die Blockchain alles verändern. Entscheidend ist bei der Blockchain, dass man sich jeweils die Sinnfrage stellt: Muss etwas unbedingt dezentral abgebildet werden? Ein Kernbankensystem mittels Blockchain abzubilden ergibt etwa aus Finnova-Sicht aufgrund der Komplexität wenig Sinn.

Was haben Sie konkret als Erstes angepackt, als Sie am 1. September im CEO-Büro sassen? Als Erstes habe ich das Büro umgeräumt, aber Spass beiseite. Wir haben ja, gemessen an der Anzahl Banken und Partner, die führende Position auf dem Finanzplatz Schweiz, sind auf Wachstumskurs mit vielen innovativen Produkten in der Pipeline und verfügen über talentierte Mitarbeitende. Sehr wichtig ist mir nun, dass unsere für dieses Jahr angekündigten Innovationen rechtzeitig auf den Markt kommen. Einerseits für unsere Kunden, die sich darauf freuen, andererseits für unsere Mitarbeitenden, die darauf hingearbeitet haben. Zudem definieren wir momentan unsere «Strategie 2025». Von welchen Innovationen sprechen wir da? Etwa von einem völlig neuen digitalen Beraterarbeitsplatz. Dieser ermöglicht geführte Prozesse, wie etwa das Onboarding, umfassende Kundencockpits oder auch den Absprung in die Tablet-geführte Beratungswelt. Mit der Glarner Kantonalbank entwickelten wir zudem eine neue Kreditberatungslösung. Und im Bereich künstliche Intelligenz haben wir eine selbstlernende Analytics-Lösung für vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, die seit diesem Jahr bereits bei ersten Banken produktiv ist. Ausserdem ist uns die Öffnung unserer Banking-Software sehr wichtig. Wir sind dabei, unsere Open-Plattform zu pilotieren. Durch diese wird die Integration von Drittapplikationen erleichtert und Daten können kanalübergreifend weitergeleitet werden, damit die gesamte Customer Journey abgebildet werden kann. Was hat es mit der «Strategie 2025» auf sich? Also zu viel darf ich natürlich nicht verraten, sie ist in Arbeit. Um hierzulande zu wachsen, wollen wir individuelle Kundenbedürfnisse noch besser abdecken. Die Entwicklung hin zu einem Lösungsanbieter ist ein wichtiger Schritt für uns, denn bisher waren wir eher produktorientiert unterwegs; so ist beispielsweise unser Servicebereich in den letzten Jahren stets um 30 bis 40 Prozent gewachsen. Ausserdem setzen wir einen noch grösseren Fokus auf das Private Banking. Bisher haben wir dort 20 Kunden, allein in den letzten Monaten kamen zwei dazu. Ein weiteres wesentliches Standbein wird Software-as-a-Service (SaaS). Wir bieten einerseits unser gesamtes Kernbankensystem, andererseits neuerdings auch einzelne Applikationen als SaaS-Lösungen an. Kürzlich haben wir unser erstes Vorsorgeunternehmen als Kunden gewonnen und wollen uns verstärkt auch auf Pensionskassen und Versicherungen fokussieren und ihnen Teillösungen unseres Kernbankensystems anbieten.

nehmend wichtiger wird die Anpassung der Produkte an die Bedürfnisse der Kunden in Form von Lösungen – eine unserer Stärken, die wir konsequent weiter ausbauen.

Und wie sieht es beim Thema künstliche Intel­ ligenz aus? Ein Game-Changer? Immer mehr. Da hat sich etwas getan bei den Banken. Sie fragen sich, wie sie ihre Unmengen an Daten nutzen können. Allerdings weniger aus Innovationsüberlegungen heraus, sondern momentan noch mehr aus regulatorischer Sicht. Mögliche Betrugsfälle zu untersuchen, verursacht gros­ se Kosten. Wenn die Banken sehen, dass es Lösungen gibt, die einen guten ROI ermöglichen, werden sie auch in anderen Bereichen Interesse bekunden.

« Wir stellen Produkte auf unsere CrowdfundingPlattform und je mehr Banken mitmachen, desto günstiger wird ein Produkt .» Hendrik Lang, CEO, Finnova

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

— 6 —  — 5 —  sich selbst?

die Schweiz?

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die Finanz­branche?

Ihr Unternehmen?

Sie sagten, Private Banking wird für Sie wich­ tiger. Welche Entwicklungen sehen Sie dort? Der Trend der Konsolidierung dürfte sich fortsetzen. Zudem nimmt das Interesse an der Digitalisierung bei den Privatbanken zu, da diese nun auch deren Endkunden erreicht und zudem dem zunehmenden Kostendruck entgegenwirkt. Fokussieren Sie auch auf Privatbanken, weil im Retailbereich die Luft immer dünner wird? Nein. Die Universal- und Retailbanken befinden sich derart im Umbruch, dass es viele Möglichkeiten gibt, sie dabei zu unterstützen. Dies ist uns sehr wichtig. Umbruch bedeutet auch Herausforderung. Wo­ mit kämpfen die Schweizer Banken derzeit? Vor ein paar Jahren hat man viel über Regulatorien gestöhnt. Danach über die hohen Investitionen, die man in die Digitalisierung steckte, ohne dass immer ein tragfähiger Business Case vorhanden war. Heute beobachte ich, dass sich Banken im Bereich Digitalisierung einerseits auf die End-to-End-Prozessoptimierung und andererseits auf das Kundenerlebnis mit beispielsweise durchgängigen Customer Journeys fokussieren. Open Banking und neue Geschäftsmodelle sind in der Schweiz hingegen zurzeit noch weniger im Fokus als in der EU mit der PSD2-Regulierung. Dennoch führt an Open Banking auch in der Schweiz kein Weg vorbei, und es wird sich zeigen, wie sich der Schweizer Finanzplatz positionieren wird.

Die Retailbank der Zukunft wird eine App sein. Wie sehen Sie die Zukunft der Retailbanken? Das ist ein Thema, das die Universal- und Retailbanken stark beschäftigt. Wir unterstützen unsere Banken dabei, sich gegen die Neobanken zu behaupten, indem wir etwa unser Mobile-Banking innovativer gestalten. Aber man muss auch sehen, dass die NeoPlayer in der Regel auf ein bestimmtes Segment ausgerichtet sind. Man kann mit einer App vielleicht zahlen und Geld anlegen, aber die Gesamtbedürfnisse abzudecken, bleibt eine Stärke der Universalbanken. Themen wie Sicherheit und Vertrauen sind wichtig, und da punkten die Universalbanken. Ich glaube auch, dass es weiterhin Filialen geben wird, allerdings deutlich weniger. Wie ermöglicht es Finnova Banken, innovativ zu sein? Finnova ist auch dadurch gross geworden, gemeinsam mit Kunden Lösungen zu entwickeln. Dieser Gemeinschaftsgedanke ist stark bei uns. Wir haben etwa für die Entwicklung neuer Produkte ein sogenanntes «Sounding Board» eingeführt. Da sind vier bis fünf Banken unterschiedlicher Natur dabei, mit denen wir während des Prozesses eng zusammenarbeiten und so agil mit den Kunden ein Produkt entwickeln. Dieser Gemeinschaftsgedanke zählt sogar bei der Preisgestaltung: Wir stellen Produkte auf unsere Crowdfunding-Plattform, und je mehr Banken mitmachen, desto günstiger wird ein Produkt. Natürlich treiben wir auch eigenständig Innovationen voran. Zu-

Wie wichtig ist KI für Finnova? Analytics und KI sind für uns sehr wichtige Wachstumsfelder, in denen wir sehr gut aufgestellt sind. Unsere entsprechenden Lösungen können wir auch über unsere bestehende Community hinaus einsetzen. Man kann die Technologien zudem intern nutzen, um etwa Entwicklungsprozesse zu optimieren. Das machen wir bisher noch nicht intensiv, prüfen aber derzeit im Rahmen der «Strategie 2025» Optionen. Wie sieht der Finanzplatz Schweiz 2025 aus? Der Finanzplatz wird digital, offen und intelligent. Es wird mehr Nischenplayer geben und Marktplätze für bestimmte Bedürfnisse. Das Thema Open Banking kommt, die Blockchain wird sich in einigen Bereichen etablieren, die Margen werden sinken und entsprechend die Kundenerfahrungen viel wichtiger sein. Es wird aber weiterhin Banken geben. Auch unsere Community wird sich nicht signifikant verändern – ausser, dass sie gewachsen ist, um Banken und weitere Finanzinstitute.

ÜBER FINNOVA Seit 1974 steht Finnova für innovative Banking-Lösungen – in der Entwicklung, im Betrieb und in der Beratung. Mit der Finnova Banking Software profitiert die Finnova-Community von einer äusserst leistungsstarken und zuverlässigen Banking-Plattform, die sich mit ihrem breiten Funktionsumfang für verschiedenste Geschäftsmodelle end-to-end individuell einsetzen lässt, und dies bei attraktiven Total Cost of Ownership. Die Finnova-Plattform ist offen für Drittapplikationen, sodass sich Banken in Zeiten der Digitalisierung im Markt differenzieren können. Umfassende Flexibilität bietet Finnova auch bei der Wahl des für die Bank geeignetsten Betriebsmodells, ob Einzelinstallation, Multimandanten-Installation oder BPO-Services, unterstützt durch Betriebspartner der Wahl. (Quelle: Finnova)


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26. Mai 2019  | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Zukunft   Banking

Sophie / AdobeStock

BLICK IN DIE KRISTALLKUGEL

Banking Thomas Puschmann Direktor, Swiss FinTech Innovation Lab, Universität Zürich

Wie bezahle ich? Vor 29 Jahren entstand die Krypto-Währung «Digicash», vor 25 Jahren das erste Internetbanking der Stanford Credit Union, vor 21 Jahren PayPal, vor 15 Jahren AliPay und vor 5 Jahren ApplePay. Bis 2030 sinken in der Schweiz Bargeldzahlungen von heute 70 Prozent auf unter 50 Prozent. Bis 2035 führen Zentralbanken digitale Währungen ein und ein währungsunabhängiger internationaler Standard für Zahlungstransaktionen entsteht. Im Jahr 2050 bezahle ich über «stille» Prozesse im Hintergrund, die auch automatisierte Zahlungen zwischen Objekten, etwa Autos umfassen. Das «Bezahlen» wird durch «Teilen» und «Tauschen» ergänzt, wodurch ein neues System zur «Bewertung» entsteht. Konsumenten schaffen damit ihre eigenen digitalen «Währungen». Wo habe ich mein Vermögen? WealthTech führt bis 2050 zu einer Veränderung der Vermögensverwaltung in drei Bereichen: Abstraktion, Teilbarkeit und Dezentralisierung. Die Digitalisierung führt zu einer Abstraktion physischer Vermögenswerte mit digitaler Repräsentanz über Tokens. Dies ermöglicht die beliebige Teilbarkeit von Vermögenswerten über Objekt-, Anleger- und Ländergrenzen hinweg und führt gleichzeitig zu einer einfacheren Diversifikation des Vermögens, das über elektronische Marktplätze handelbar wird, teilweise ohne Intermediäre. Dies hat Auswirkungen auf die supranationale Regulierung, die heute erst ansatzweise erkennbar ist. Wer passt auf mein Vermögen auf? Bis 2050 werden sich zu den bestehenden neue Vermögensverwalter herausbilden, die aufbauend auf neuen Infrastrukturen wie digitalen Wallets und dezentralisierten Exchanges neue Dienste anbieten. Eine Gruppe von Kunden wird ihr Vermögen selbst verwalten. Mittels eines digitalen Wallets, das mit dezentra­lisierten Börsen verbunden ist, kann der Benutzer selbst über Kauf, Verwaltung und Verkauf von Vermögenswerten entscheiden, teils sogar ohne Intermediäre. Eine zweite Gruppe an Kunden vertraut Vermögensverwaltern, die in Zukunft als digitale Custodians fungieren. Das heisst, der Kunde kann über diese dieselben Transaktionen anstossen wie der Selbst­entscheider und zusätzliche Dienste des Custodians nutzen.

Die Digitalisierung wird die Finanzwelt fundamental ­verändern. Wie Banking im Jahr 2050 aussehen wird, ­weiss heute aber niemand. Wie bezahlen wir? Wo ist unser Vermögen, und wer passt darauf auf? Diese Fragen versuchen Topshots der Schweizer Finanz­szene kurz und knackig zu beantworten. Interviews: Sarah Schlagenhauf, Redaktion: Marc Landis

Markus Kilb CEO, Twint

Wie bezahle ich? Nur noch mobil wie heute schon mit Twint. Aber Twint wird bis dann wohl mein Gesicht erkennen und ich werde mit einem Lächeln Zahlungen frei­ geben können. Wo habe ich mein Vermögen? Bei den Twint-Banken, in Kunst, Immobilien oder Oldtimern. Alles vernetzt in meinem elektronischen «Cockpit» dargestellt. So weiss ich immer, wie sich mein Vermögen gerade entwickelt. Wer passt auf mein Vermögen auf? Mein «Cockpit» löst Alerts aus, aktualisiert Bewertungen, meldet säumige Mieter und den fälligen ­Ölwechsel beim 55er-Jaguar. Beratung liefert der Robo-Advisor. Menschliche Experten will ich aber trotzdem – denn Emotionen werden auch künftig Vermögen beeinflussen.

Heinz Huber

Luka Müller

CEO, Raiffeisen Schweiz

Gründungspartner, MME

Wie bezahle ich? Die Geschichte des Geldes ist geprägt durch unzählige fundamentale Veränderungen – vom einfachen Tauschgeschäft über die Erfindung von Gold- und Silbermünzen zum Einsatz von Banknoten und ­Kreditkarten bis hin zur Bezahlmöglichkeit mittels Smartphone. Ich glaube, ich gehe nicht zu weit, wenn ich sage, dass es 2050 kein Bargeld mehr geben wird. Die Welt entwickelt sich rasant und mit ihr die Art, wie wir bezahlen. Der Geldwirtschaft wird aber auch in Zukunft ein Gläubiger-SchuldnerVerhältnis zugrunde liegen, daran wird sich nichts ändern. Und wo Vermögenswerte die Hand wechseln, ist Vertrauen der wichtigste Wert.

Wie bezahle ich? Im Jahre 2050 bezahle ich vor allem mit meiner elektronischen Brieftasche (Wallet). Die elektro­ nische Brieftasche ist ein digitaler Zugriff über mein Mobile oder Computer auf mein Vermögen. Mein Vermögen besteht nicht nur – wie heute schon – aus meinem Bankkonto (Bankgeld) und Depot, ­sondern neu auch aus meinen Token in meinem ­digitalen Tresor. Ich werde aber auch mit meiner mobilen Chipkarte (auf einer Plastikkarte) zahlen, da ich nicht immer über elektrische Energie verfügen werde (etwa wenn bei meinem Handy die Batterie leer ist). Schliesslich zahle ich auch 2050 noch mit Banknoten und Münzen. Es kann aber auch sein, dass diese Münzen und Noten auch in digitaler Form vorliegen.

Wo habe ich mein Vermögen? Ich bin überzeugt, dass auch im Jahre 2050 mindestens ein Teil meines Vermögens durch Menschen verwaltet wird. Finanzhäuser werden nach wie vor gefragt sein. Die Berater werden unterstützt durch künstliche Intelligenz und Algorithmen, aber die physische Nähe und die persönliche Beratung bleiben weiterhin sehr wichtig. Sie schaffen Vertrauen und ein Gefühl von Sicherheit. Die Finanzprodukte werden meiner Meinung nach in hohem Masse standardisiert sein, die Dienstleistungen sind sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag erhältlich. Für welchen Finanzdienstleister man sich entscheidet, hängt davon ab, wie einfach die Services sind und ob ich den Beratern und letztlich dem Unternehmen als solches vertraue. Wer passt auf mein Vermögen auf? Banken werden in 30 Jahren nach wie vor auf das Vermögen ihrer Kunden aufpassen, das liegt in ihrer DNA. Es sind allerdings nicht nur die finanziellen Werte, die geschützt werden müssen, sondern auch die persönlichen Daten der Kunden. Dafür müssen die Banken kontinuierlich in die Datensicherheit investieren. Das Wettrüsten mit Cyberkriminellen wird weiter andauern. Ich bin mir sicher, dass die Kunden gerade deshalb auch künftig ihr Vertrauen in eine gut kapitalisierte Bank setzen werden. Die Kunden wollen einen «Trusted Brand», der neuen Risiken mit Rückgrat begegnen kann.

Wo habe ich mein Vermögen? Der kleinere Teil meines beweglichen Vermögens wie etwa Bilder, Schmuck, Auto etc. wird von mir als Eigentümer direkt aufbewahrt. Ein Teil dieses physischen Vermögens wird mit einem Chip oder QR-Code versehen sein, das heisst der physische Vermögensgegenstand ist direkt mit einem digitalen Eintrag verknüpft. Mein Bankgeld werde ich bei meiner Bank haben. Ich werde eine Bank haben, die mir auch einen digitalen Tresor für meine Token anbietet. Es kann auch sein, dass ich mir noch einen zweiten digitalen Tresor zulege für meine Bonustoken, Nutzungstoken etc. Dieser Tresor muss nicht unbedingt bei einer Bank sein. Wer passt auf mein Vermögen auf? Auf mein Vermögen passt ein staatlich lizenziertes Unternehmen auf, das mir einen digitalen Tresor mit einem sicheren, effizienten und multifunktionalen Zugriff – eine elektronische Brief­ tasche – zur Verfügung stellt. Dieses Unternehmen bietet mir Bankgeld-Dienstleistungen und die Anbindungen an Handelsplattformen an. Es hat seinen Sitz sowie die technische Infrastruktur in der Schweiz. Der Sitz in der Schweiz ist mir wichtig, weil mit der zunehmenden Digitalisierung der Schutz der Privatsphäre immer wichtiger wird und die Schweiz dazu auch 2050 eine verlässliche Rechtsgrundlage bietet.


26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking BLICK IN DIE KRISTALLKUGEL

Nicolo Stöhr

Mona El Isa

Dr. Daniel Diemers

Elly Hardwick

CEO, Crypto Finance Conference

Co-Founder, Madeeba

Partner PwC Strategy&

Chief Digital Officer, UBS

Wie bezahle ich? Ich selbst bezahle vor allem mit Kreditkarten, über ­E-Banking und mittels virtuellen Währungen wie Bitcoin. Wenn ich in der Schweiz unterwegs bin, habe ich praktisch kein Bargeld mehr bei mir, da ich es einfacher, unkomplizierter und effizienter finde, mit Karte oder dem Wallet zu bezahlen. Anders sieht es im Ausland aus – aufgrund der Gebühren und der begrenzten Möglichkeit, mit virtuellen Währungen zu zahlen, benutze ich vor allem Bargeld. Werden die Möglichkeiten der virtuellen Bezahlung mehr, würde ich da­ rauf wechseln und vor allem damit bezahlen.

Wie bezahle ich? Mithilfe meiner digitalen Identität, der «self-sovereign identity», speichere ich mein Geld und meine Vermögenswerte auf der Blockchain. Vermutlich werden wir verschiedene Zugangs- und Berechtigungsmethoden haben, um darauf zuzugreifen (Handy, ­Fingerabdruck, Iris-Erkennung und vermutlich neue Wege, die wir heute noch gar nicht kennen).

Wie bezahle ich? Aktives Bezahlen ist ein Ausnahmefall. Wir leben 2050 schliesslich im Zeitalter der Singularity, das heisst, die künstliche Intelligenz (KI) hat uns bereits seit Jahren «überholt», und Quantencomputer erledigen komplizierteste Analysen und Berechnungen in Sekundenbruchteilen. In selbstfliegenden Hüllen bewegen wir uns durch den Alltag und persönliche, KI-basierte Assistenten erledigen automatisch alle Zahlungen für uns. Wir nennen das inzwischen «embedded omni-payments», also ­automatisiertes, in die Umgebung eingebundenes Bezahlen: zu anderen Menschen, Firmen, IoT-Elementen und KIs.

Wo habe ich mein Vermögen? Mein Vermögen liegt virtuell auf dem Bankkonto, in Aktien und meinem Cold-Wallet. Physisch habe ich praktisch kein Geld mehr bei mir oder zuhause. Wer passt auf mein Vermögen auf? Die Bank passt auf mein Vermögen auf meinem Bankkonto auf. Für Krypto-Währungen setze ich ein Cold-Wallet ein. Dieses ist im ­Vergleich zu einem Hot-Wallet nicht mit dem Internet verbunden, beziehungsweise liegt nicht auf dem Server eines Anbieters und ist somit sicherer und durch Angriffe von aussen geschützt. Die Verantwortung für mich als Nutzer ist natürlich grösser, da ich für die Verwaltung und das «Aufpassen» mit zuständig bin.

Wo habe ich mein Vermögen? Unser Geld und unsere Anlagen werden auf öffentlichen Blockchains gespeichert, die jederzeit eine sichere Aufbewahrung gewährleisten. Wenn wir in einen Investmentfonds investieren, nutzen wir TROIFs (Technology Regulated and Operated Investment Funds). Dies sind Fonds, basierend auf Blockchain-Protokollen wie z.B. dem Melon-Protokoll, bei denen die Technologie den ­Investor schützt und mithilfe von Code die heutigen Dienstleister überwiegend ersetzt. Der Schweizer Verband MAMA (Multichain Asset Managers Association) arbeitet bereits heute an dieser Vision. Wer passt auf mein Vermögen auf? Ich selbst. Bei Bedarf mithilfe selbstgewählter Dienstleister, die im Verlustfall eines «Private Keys» den Zugang wiederherstellen können – und viel, viel Code. Alles mithilfe der Sicherheiten der BlockchainTechnologie durchgesetzt.

2050 Jan Brzezek

Wo habe ich mein Vermögen? Dank der Blockchain-Technologie werden alle heutigen bankable und non-bankable Assets tokenisiert, also handel- und transferierbar gemacht. Jeder Gegenstand wird einen Token als digitalen Eigentumsnachweis haben, womit eine Fractional Ownership möglich wird. Ich kann somit beispielsweise einen Tausendstel einer Renditeliegenschaft besitzen, was mir ermöglicht, mit kleinen Beträgen in alle existierenden und neuen Vermögenswerte zu investieren. Die Technologie ermöglicht jederzeitigen Handel meiner Anlagen und reduziert somit die Illiquidität, die heute viele Investoren vor alternativen Anlagen abschreckt.

CEO, Crypto Finance

Wie bezahle ich? Im Jahre 2050 werde ich jederzeit und überall mit einem implantierten Chip bezahlen können. Bargeld wurde vordergründig aus Convenience- und Hygienegründen abgeschafft. Hintergründig war es natürlich der Kampf gegen die Geldwäscherei und Steuerhinterziehung. In entwickelten Ländern mit einer stabilen und vernünftigen Geldpolitik wird es immer noch staatlich emittierte Währungen geben. In Entwicklungs- und instabilen Ländern nutzt das Volk aber immer mehr elektronisches universelles Geld, eine Krypto-Währung, die frei ist von jeglichen Eingriffen oder Abhängigkeiten einer individuellen Volkswirtschaft oder einer Notenbank.

Wie bezahle ich? Welche Technologien wir im Jahr 2050 verwenden werden, können wir nur vermuten. Auf jeden Fall werden wir in einer Welt leben, in der Mensch und Maschinen direkt miteinander kommunizieren und Transaktionen dadurch praktisch verzögerungsfrei ablaufen. Ich gehe davon das, dass die Menschen ständig mit dem Internet verbunden sein werden und Systeme benutzen, die den Ort und den Kontext aller unserer Transaktionen erfassen. Ausserdem erwarte ich, dass der Trend «nutzen statt besitzen» auch neue Formen der Abwicklung mit sich bringen wird.

Wo habe ich mein Vermögen? Dort, wo es auch schon heute ist: in IT-Systemen, im ­Internet und auf Blockchains. In den digitalisierten Ländern wurde Bargeld bereits 2031 abgeschafft, die Banknoten und Münzen sind jedoch noch in Museen zu bewundern. Diese Länder haben eigene digitale Krypto-Währungen. Der «Swiss Crypto Franc» der Schweizerischen Nationalbank zum Beispiel ist eine der drei weltweit beliebtesten Währungen. Aber grosse Technologiefirmen und CypherpunksCommunities haben inzwischen auch eigene Blockchains und Krypto-Währungen, die oft ausserhalb der Erde betrieben werden, etwa auf dem MoonNet oder dem von Satelliten betriebenen Orbitnet.

Wo ist mein Vermögen? Fintechs werden im Bankgeschäft eine Rolle spielen – sie werden jedoch nicht ins Kerngeschäft eindringen, das auf Vertrauen und Erfahrung basiert. Wenn ich mir einen Kaffee kaufe, interessiert es mich nur bedingt, wer die Zahlung abwickelt; wichtige finanzielle Angelegenheiten möchte ich jedoch mit einem menschlichen Gegenüber erörtern – auf Basis digitaler oder mit künstlicher Intelligenz erstellter Analysen. Der regulatorische Rahmen, in dem wir uns bewegen, widerspiegelt zudem die Sicht der Regierungen, wie die Interessen ihrer Bürger am besten gewahrt werden – es ist nicht anzunehmen, dass sich das drastisch ändern wird.

Wer passt auf mein Vermögen auf? Unsere persönlichen KI-Assistenten werden rund um die Uhr unsere finanzielle Situation überwachen. Gibt es Unregelmässigkeiten oder geben wir zu viel Geld aus, warnen sie uns oder nehmen je nach Präferenz und Bonität automatisch Kredite auf. Staatliche Regulatoren nutzen selbstverständlich ebenfalls künstliche Intelligenz und Quantencomputer, um das hochkomplexe Finanzsystem zu überwachen. Verschiedene digitalen Banken und Spezialisten haben sich auf die Vermögensverwaltung mit Tokens und KryptoWährungen spezialisiert und setzen dabei die allerneuesten Quantenalgorithmen und KI ein.

Wer passt auf mein Vermögen auf? In einer Welt mit einem immer grösser werdenden Spektrum an Angeboten wird die Rolle des Kundenberaters noch wichtiger werden. Anleger brauchen einen vertrauenswürdigen Partner, der ihnen im zunehmenden Strom von Informationen – und Falschinformationen – über Finanzprodukte bei der Verwaltung ihrer Portfolios zur Seite steht. Zur Unterstützung unserer Berater verbessern wir täglich die technischen Hilfsmittel und Analysemöglichkeiten. Ich bin überzeugt, dass Kunden dieses Zusammenspiel einem rein technischen Entscheidungsprozess vorziehen.

Guido Bühler

Wo habe ich mein Vermögen? Dank der Zentralbankenausschweifungen nach vergangenen Finanzkrisen, bietet nun zusätzlich zu konventionellen Instanzen die Technologie das nötige Vertrauen. Wenn das Schicksal es gut gemeint hat mit mir, geniesse ich meine Pension, während mein Gerät die Finanzen nach meinen Präferenzen koordiniert. Für Retail Banking nutzt mein Gerät Plattformen, die auf Effizienz ausgerichtet sind. Banken sind stets Anlaufstelle für komplexe Finanz­ themen. Jedoch bestehen diese nur noch aus einer Technologieplattform, analog einem «App-Store», und Kundenberatern, welche die Kundenbedürf­ nisse orchestrieren.

CEO, Seba Crypto

Wer passt auf mein Vermögen auf? Ich werde den grössten Teil meines Vermögens immer noch bei Banken und neuen Verwahrstellen haben, die primär für meine Assets die Sicherheit garantieren und zusätzlich Dienstleistungen wie Konsolidierung und Plattform-Management übernehmen. Die werden aber nur noch wenige Filialen haben, dafür Webseiten und Apps, mit denen ich alle meine ­Finanzgeschäfte rund um die Uhr und überall auf der Welt tätigen kann. Ich werde komplett Finanzinstitutagnostisch und kann die Tokens auch selbst lagern, wenn ich das möchte. Die Unterscheidung zwischen IT-Unternehmen und Banken vermischen sich immer mehr, wodurch es zu komplett neuen Businessmodellen und Ökosystemen kommen wird.

Wie bezahle ich? Geldbeutel, Kreditkarten mit hohen Gebühren sowie Handys sind Vergangenheit. Heute regelt und koordiniert eine winzige Kontrolleinheit jegliche Belange meines Lebens von der Golfplatzreservierung über meinen Blutdruck bis zur automatischen Parkplatzbezahlung. Wir leben im Zeitalter des Internets der Dinge. Roboter und Geräte kommunizieren miteinander, und Mikrozahlungen erlauben ein konstantes verbraucherbasiertes Abrechnen von Leistungen. Während mehrere digitale Zahlungsmittel für verschiedene Zwecke zur Auswahl stehen, wickelt mein Gerät Transaktionen zu den besten Konditionen effizient ab.

Wer passt auf mein Vermögen auf? Mein ganzes materielles und immaterielles Vermögen ist «tokenisiert» und dezentral gespeichert. Dazu gehören neu auch soziale Werte wie Identität, Gesundheit und Nachhaltigkeit. Der ­d igitale Zwilling garantiert und erleichtert die Verwaltung, die Bewertung, den Austausch, die ­K reditvergabe und schliesslich den Nachlass. Bei meiner Hausbank nutze ich flexibel eine Auswahl von bankeigenen Apps und solchen von Dritt­ anbietern. Wichtig ist, dass Banken nicht mehr Sichteinlagen, also Versprechen auf Auszahlung von Geld, verwahren, sondern lediglich die Schlüssel zu meinen eigenen, persönlichen ­Vermögenswerten.


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26. Mai 2019  | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Zukunft   Banking TOPSTORY

So sieht das Wealth Management im Jahr 2030 aus – vielleicht Das Wealth Management wird sich in den kommenden zehn Jahren massiv verändern. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich die Vermögensverwalter weiterentwickeln. Vier Szenarien gemäss Deloitte, wie die Branche im Jahr 2030 aussehen könnte. Autor: Marc Landis

Family Office Ökosystem In diesem ersten der vier Szenarien lagern Vermögensverwaltungsgesellschaften Basisdienstleistungen wie den Custody-Teil der Wertschöpfungskette aus und konzentrieren sich auf die Betreuung ihrer Kunden sowie auf den Aufbau eines Netzwerks von hochspezialisierten Anlage- und Produkteexperten. Wie (gut) man dieses Netzwerk mit Technologie integriert, ist das zentrale Differenzierungsmerkmal. Die Kunden sind bereit, einen angemessenen Preis für eine werthaltige, persönliche und ganzheitliche Beratung zu zahlen. In diesem Szenario haben offene Architekturen die Verwahrung von Vermögenswerten zu einer Commodity auf gemeinsam genutzten externen Plattformen gemacht. Das reduziert die Kostenbasis der Vermögenfreiheitsverwaltungsgesellschaften deutlich. Gleichzeitig vereinfacht die offene Architektur die Zusammenarbeit verschiedener Anbieter entlang der Wertschöpfungskette. Die Kunden können den Anbieter einfach wechseln, wenn die Servicequalität nicht erreicht wird. Die Fokussierung ermöglicht es auch, den weniger reichen Endkunden eine Family-Office-ähnliche Beratung anzubieten; dies erweitert die Kundenbasis für Vermögensverwalter und Privatbanken. Der Grad des erforderlichen Spezialwissens verwandelt die Beratung jedoch von einer «One-Man-Show» in Teamarbeit mit ausgewogenen, vertieften Kompetenzen.

zusätzliche Daten zu erhalten. Infolgedessen kontrollieren die etablierten Unternehmen die Wertschöpfungskette und dominieren ihr jeweiliges Ökosystem von Outsourcing-Anbietern. Die Wechselkosten für die Kunden sind hoch, da der Markt in nicht interoperable Anbieter aufgeteilt ist.

IN DIESEM SPANNUNGS­F ELD BEWEGEN SICH DIE VIER SZENARIEN DES WEALTH MANAGEMENTS IM JAHR 2030.

Family Office Ökosystem

Digitale Inseln

Wealth-­ ManagementMarktplatz

the Noun Project: mohkamil; Ben Davis; Saifurrijal, Fantastic; Sophie / AdobeStock

Club Feeling

Tech-basierte Kundeninteraktionen

Neue Technologien wie künstliche Intelligenz unterstützen Vermögensverwalter im Tagesgeschäft, etwa durch die Analyse von Marktveränderungen und die Benachrichtigung von Kundenberatern, um mit dem Kunden über Anpassungen im Portfolio zu sprechen. Die Kunden wiederum können den Anbieter einfach wechseln, wenn die Servicequalität nicht erreicht wird. Wealth-Management-Marktplatz In diesem Szenario können Kunden einfach zwischen einer Vielzahl von Vermögensverwaltungsdienstleistungen unterschiedlicher Anbieter und offenen Plattformen wählen. Die Big Techs haben die Möglichkeit, in den Markt einzudringen und hohe Erträge im Bereich der Vermögensverwaltung zu erzielen. Antizipation der Kundenbedürfnisse und technologische Kreativität sind kritische Erfolgsfaktoren, um einen Schritt voraus zu sein. Ausgezeichnetes Kundenerlebnis, Preis und Leistung der Anwendungen für den Kunden sind die differenzierenden Faktoren. Es kommt zu ei-

nem harten Verdrängungswettbewerb unter den Anbietern. In diesem Szenario wollen die Kunden – die Millennials-Generation – mehrheitlich online agieren und konsumieren; der persönliche Kontakt im Private Banking wird weniger wertgeschätzt. Offene Plattformen und maschinell unterstützte Kundeninteraktion ermöglichen einen selbstständigen Vermögensverwaltungsprozess. Dadurch können Vermögensverwalter die Beratungszeit deutlich reduzieren. Aufgrund des hohen Masses an Eigenverantwortung muss die Komplexität für die Kunden reduziert und Entscheidungen vereinfacht werden, indem den Kunden Standardoptionen angeboten werden. Zentralisierte KYC-Repositorys ermöglichen ein 24/7-Client-Onboarding. Die Kundenloyalität gegenüber ihrem Vermögensverwalter nimmt ab und der Wechsel zu einem anderen Anbieter kostet nur wenig. Digitale Inseln Grosse etablierte Vermögensverwalter bieten in diesem Szenario ihren Kunden eine

Offene Wertschöpfungskette

Persönliche Kundeninteraktionen

Stark kontrollierte Wertschöpfungskette

D

as Geschäftsumfeld für inter­ nationale Vermögensverwaltungszentren wie die Schweiz ist in den letzten Jahren schwieriger geworden. Insbesondere das Geschäft mit internationalen Kunden stagnierte in den vergangenen sieben Jahren, beziehungsweise war gar rückläufig. Aber die Schweiz ist nach wie vor das führende globale Vermögensverwaltungszentren in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit, Grösse und Leistung. Dennoch bekunden die Schweizer Privatbanken laut dem Deloitte Wealth Management Centre Ranking von 2018 Mühe, Neugeld anzuziehen – trotz Investitionen in ihr Geschäftsmodell wie Innovation und verbessertes Kundenerlebnis. «Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich die Vermögensverwalter darum weiterentwickeln; denn das Wealth Management wird sich im kommenden Jahrzehnt massiv verändern. Die Gründe dafür sind der technologische Fortschritt und die veränderten Kundenbedürfnisse insbesondere der reichen Millennials», sagt Patrik Spiller, Leiter der Wealth Management Industrie bei Deloitte. Denn die Millennials stünden kurz davor, die grösste Generation zu werden, und die rasante technologische Entwicklung, mit der sie aufgewachsen sind, erhöhe ihre Erwartungen an die Anbieter von Wealth Management. Welche Auswirkungen diese Veränderungen auf das Geschäft von Schweizer Vermögensverwaltern haben, untersuchte die Unternehmensberaterin Deloitte im Frühling im Rahmen von Strategieworkshops mit CEOs und Chief Strategy Officers von knapp 30 führenden Vermögensverwaltern der Schweiz anhand der Szenariotechnik. «Die Teilnehmer versuchten die Frage zu beantworten, wie die Vermögensverwaltungsindustrie in der Schweiz im Jahr 2030 aussehen könnte. Herausgekommen sind vier Szenarien, die zwar als unterschiedlich wahrscheinlich zu beurteilen, aber alle plausibel sind», sagt Spiller.

standardisierte, aber höchst anspruchsvolle Produktpalette an. Es entstehen grosse, geschlossene Plattformen – «Inseln» –, die von grossen, globalen Playern dominiert werden. Die kleinen bis mittelgrossen Vermögensverwalter werden vom Markt verdrängt. Undifferenzierte Basisdienstleistungen werden ausgelagert. Der Markt konsolidiert sich, da die Vermögensverwaltungsgesellschaften mit hohen Kosten für die individuelle Entwicklung herausragender technologischer Fähigkeiten konfrontiert sind. Denn es können nur die grössten, finanzstärksten Unternehmen die notwendigen Technologien entwickeln und betreiben. Diese globalen Player müssen kostspielige Investitionen in ihre Technologieinfrastruktur tätigen, um dominant zu bleiben; die beste Maschine gewinnt in diesem Szenario. Nur wenige hochspezialisierte Nischenanbieter sind in der Lage, mit Big Playern zusammenzuleben. Kunden zögern, ihre Daten preiszugeben, um bessere Dienstleistungen und Produkte zu erhalten; Vermögensverwalter müssen Kunden proaktiv ansprechen, um

Club-Feeling Eine begrenzte Anzahl von Vermögensverwaltungsgesellschaften bietet in diesem Szenario Kunden mit geringer Preis­ sen­sibilität hochwertige Dienstleistungen und ein einzigartiges Kundenerlebnis. Die Kunden schätzen hohe Qualität, ein Erlebnis von Luxus und Teil eines «Clubs» zu sein. Eine starke und vertrauenswürdige Marke und hervorragende Anlagemöglichkeiten sind entscheidende Faktoren. Die etablierten Akteure decken die gesamte Wertschöpfungskette ab und haben die Freiheit, Premium-Preise festzulegen und dadurch höhere Margen zu erzielen als heute. Eine starke und vertrauenswürdige Marke und hervorragende Kundenerfahrung sind hier die Schlüssel zum Erfolg. Banken setzen auf langjährige, persönliche Kundenbeziehungen. Die Kundenbindung ist hoch und die Wettbewerber haben es schwer, neue Kunden zu gewinnen. Die streng kontrollierte Wertschöpfungskette und das Fehlen branchenweiter Verbindungsstandards wiederum begrenzen das Potenzial für eine Kostendifferenzierung. Unternehmen investieren stark, um Technologiekompetenz aufzubauen und Differenzierungspotenziale zu finden. Insgesamt ähnelt die Situation dem Umfeld vor der Finanzkrise im Jahr 2008, allerdings mit deutlich anspruchsvolleren Dienstleistungen. Welches Szenario sich durchsetzen wird, steht laut Spiller zum heutigen Zeitpunkt natürlich nicht fest. «Klar ist aber, dass sich die Szenarien im Spannungsfeld zwischen Kundeninteraktionsmodell und der Transformation der Wertschöpfungskette abspielen werden. Finanzdienstleister müssen diese Entwicklung genau verfolgen und sich schon heute vorbereiten.» Die Finanzindustrie hat also einiges an Hausaufgaben zu machen, um den Anschluss an die komplexe neue Welt der Vermögensverwaltung nicht zu verpassen.

DIESE AUSWIRKUNGEN HABEN DIE VIER ZUKUNFTSSZENARIEN DES WEALTH MANAGEMENTS ... Family-Office-Ökosystem ... auf Kunden: ▪▪ Erleben ein Best-of-All-Worlds-Angebot ▪▪ Können Interaktionsart auswählen: p­ ersönlich, via Technologie oder eine Kombi­nation daraus ▪▪ Bezahlen nur für Ergebnisse

Wealth-Management-Marktplatz … auf Kunden: ▪▪ Bevorzugen wenig menschlichen Kontakt ▪▪ Können aus einer grösseren Auswahl an Produkten und Anbietern wählen ▪▪ Profitieren von sehr niedrigen G ­ ebühren

Digitale Inseln … auf Kunden: ▪▪ Haben ein weniger breites Angebot zur Verfügung ▪▪ Erwarten weniger differenzierte, personalisierte Produkte und Interaktionen ▪▪ Das Angebot ist sehr kompetitiv

... auf neue Wettbewerber: ▪▪ Einstiegs- oder Überlebensmöglichkeit für Anbieter, die kleinere Vermögen v­ erwalten ▪▪ Markteintritt als Anbieter, die einen Teil der Wertschöpfungskette abdecken ▪▪ Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiter aufzubauen

… auf neue Wettbewerber: ▪▪ Niedrige Markteintrittsbarrieren ermöglichen einen einfachen Zugang für viele Player – aber der Wettbewerb ist hart ▪▪ Möglichkeit für Big Techs, in den Vermögensverwaltungsmarkt einzusteigen und ihn anschliessend zu dominieren ▪▪ Mehr Möglichkeiten, relevante Angebote zu schnüren ▪▪ Innovationsfrequenz muss stets hoch bleiben

… auf neue Wettbewerber: ▪▪ Haben hohe Markteintrittsbarrieren – nur ­wenige können es schaffen ▪▪ Neueinsteiger benötigen einen bestehenden Kundenstamm und müssen Dienstleistungen auf höchstem Niveau anbieten ▪▪ Auch wenig individuelle Start-ups

... auf etablierte Unternehmen: ▪▪ Risiko, Talente an andere Player im Ökosystem zu verlieren ▪▪ Müssen ihre Geschäftsmodelle neu erfinden und in vernetzte Technologien inves­tieren ▪▪ Konzentrieren sich auf bestimmte Bereiche, in denen sie einen Mehrwert schaffen

… auf etablierte Unternehmen: ▪▪ Verlieren ihre dominante Marktstellung und müssen neuen Playern weichen ▪▪ Spüren weniger Loyalität der Kunden

… auf etablierte Unternehmen: ▪▪ Profitieren vom komfortablem Szenario, aber müssen stets viel investieren ▪▪ Skalieren durch ihre Grösse; werden gleichzeitig durch die Marktkonsolidierung bedroht ▪▪ Innovationen, Kostenmanagement und Effizienz sind Erfolgsfaktoren

Club-Feeling … auf Kunden: ▪▪ Geniessen eine sehr privilegierte Position und werden von Vermögensverwaltern ­verwöhnt ▪▪ Bezahlen hohe Gebühren für exklusive ­Dienstleistungen ▪▪ Wollen in der Interaktion nicht direkt von ­technologischen Innovationen profitieren … auf neue Wettbewerber: ▪▪ Bekannte Marken und hochqualifizierte ­Arbeitskräfte sind erforderlich ▪▪ Neueinsteiger müssen sehr hohe Investitionen für den Markteintritt tätigen … auf etablierte Unternehmen: ▪▪ Akteure mit starker Marke und USP (unab­ hängig von der Grösse) überleben ▪▪ Unternehmen mit mangelndem Fokus werden unter einer hohen Kostenbasis leiden


26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking DIGITALISIERUNG IST CHEFSACHE

« Unser Private-Banking-Fokus zeigt sich auch an den Technologie-Investments » Die Zürcher Privatbank Julius Bär unterstützt ihre Kundenberater vermehrt durch einen Robo-Assistenten namens DiAS. Der COO der Bank, Nic Dreckmann, spricht im Interview darüber, wie er die Trends der Tech-Szene zum Nutzen der Kunden und der Bank einsetzen will. Interview: Marc Landis

Sie sind ein Julius-Bär-Veteran, seit 2004 bei der Bank tätig. Wie hat sich das Private Ban­ king in dieser Zeit verändert? Nic Dreckmann: Es ist schneller und intensiver geworden. Die Finanzkrise 2007/2008 hat eine Vertrauenskrise nach sich gezogen. Dadurch haben sich die regulatorischen Vorgaben verschärft. Zudem hat sich das Kundenverhalten verändert, auch dank erhöhter Transparenz in Sachen Bankendienstleistungen und Produkte. Schliesslich sind auch neue Mitbewerber auf den Markt gekommen, mit denen sich die Banken auseinandersetzen müssen. Ich denke da vor allem an grosse Tech-Unternehmen, aber auch an die ganze Fintech-Szene.

Nic Dreckmann, COO, Julius Bär

Wie funktioniert das? Aus einer Vielzahl von Daten wurden Muster erkannt, die uns diesbezüglich eine Vorhersage erlauben. Solche Informationen möchten wir künftig unseren Kundenberatern zur Verfügung stellen.

Was hat sich am Kundenverhalten konkret verändert? Die Transparenz im Markt hat zugenommen, dadurch können Kunden heute die Leistungen verschiedener Anbieter vor dem ersten Kontakt genauer vergleichen. Technologie und Digitalisierung haben unser Leben insgesamt stark verändert. Die privaten Erfahrungen der Kunden in der digitalisierten Welt beeinflussen auch ihr Verhalten gegenüber der Bank. Die Kunden wollen Erfahrungsberichte wie bei Amazon oder Trip Advisor lesen, bevor sie sich für ein Angebot entscheiden. Die Ansprüche sind dadurch gestiegen: «Anytime und anywhere», das sind nicht nur Schlagworte, die Kunden erwarten das je länger je mehr von uns. Vor einiger Zeit schien es, dass Julius Bär den Anschluss an die digitalen Innovationsführer verloren hätte. Wie steht es um die Digitali­ sierung der Bank heute? Das ist eine Frage der Wahrnehmung. Wahrscheinlich haben wir unsere Bemühungen im Bereich Digitalisierung und Innovation bisher zu wenig aktiv kommuniziert. Das heisst aber nicht, dass wir nicht an diesen Themen gearbeitet haben oder gar den Anschluss verloren hätten. Über die letzten fünf Jahre hat Julius Bär über 1 Milliarde Franken in Technologie investiert und gedenkt dies auch in Zukunft zu tun. Der Fokus liegt dabei auf der technologischen Unterstützung unserer Kunden und Kundenberater. Oft geht vergessen, dass wir als Privatbank ein anderes Geschäftsmodell als eine Universal- oder eine Retailbank haben. Diese Fokussierung auf das Private Banking kommt auch bei unseren Technologie-Investments zum Tragen. Gibt es für Julius Bär zu wenig Druck, um zu digitalisieren? Die Nutzererfahrung der Kunden bei Google, Alibaba, Facebook etc. hat eindeutig auch zu einem Umdenken in der Finanzbranche in puncto digitaler Dienstleistungen geführt. Wir digitalisieren deshalb aber nicht um der Digitalisierung willen, sondern bewerten, welche Innovationen für unser Leistungsversprechen sinnvoll und relevant sind. Anders gesagt: Wir wollen nicht bei allen Bankenthemen Pioniere sein, dafür umso mehr dort, wo es das Private Banking betrifft. Ist das nicht eine heikle Strategie? Bei der ­D igitalisierung gibt es keine Silbermedaille für den zweiten Platz. «The winner takes it all» lautet das Mantra … Bei Geschäftsmodellen, bei denen der Preis das differenzierende Element im Wettbewerb ist – zum Beispiel bei austauschbaren

sammenarbeit mit F10, ein Schweizer Fintech Accelerator & Incubator. Einerseits bleiben wir dadurch am Puls der Trends im Finanzdienstleistungsbereich und gleichzeitig können uns Fintechs dadurch bei ausgewählten Herausforderungen unterstützen. Target Insights ist ein Beispiel hierfür. Im Rahmen von F10 haben unsere Mitarbeiter ein System entwickelt, das uns heute helfen kann, Unstimmigkeiten aufseiten der Kunden zu ermitteln und darauf zu reagieren.

Was unternimmt Julius Bär, um die Erfahrung auf der «Digital Journey» der Kunden im Pri­ vate Banking zu verbessern? Das Erste und Wichtigste ist, dass wir uns mit unseren Kunden auseinandersetzen und ihre Bedürfnisse kennen. Wir fragen sie regelmässig, womit sie zufrieden sind, womit nicht, was wir ändern oder verbessern müssen. Wie Sie wissen, haben wir 1500 Kundenberater auf der ganzen Welt, mit denen wir uns ebenfalls intensiv austauschen. Wir müssen vor allem auch ihnen gut zuhören, denn sie sind am nächsten bei den Kunden.

« Die Nutzererfahrung der Kunden bei Google, Alibaba, Facebook etc. hat auch zu einem ­Umdenken in der Finanzbranche ­geführt  .» Nic Dreckmann, COO, Julius Bär

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

— 7 —  — 5 —  sich selbst?

die Schweiz?

— 6 —  — 6 —

die Finanz­branche?

Ihr Unternehmen?

Produkten und Dienstleistungen –, ist dies sicherlich der Fall. Im Private Banking hat die Komplexität in der Beratung und in der Abwicklung von Anlagegeschäften in den vergangenen Jahren derart zugenommen, dass es mit traditionellen Mitteln für einen Kundenberater fast nicht mehr möglich ist, an alles zu denken. Hier kann Technologie massiv unterstützen. Ich sehe die Symbiose zwischen persönlicher Beratung und technologischer Unterstützung nicht nur als Erfolgsfaktor, um der Komplexität Herr zu werden, sondern als das ideale Zukunftsmodell für das Private Banking.

rerseits muss sich die Kultur im Private Banking stärker damit auseinandersetzen, dass man mit Partnern zusammenspannt. Fintechs sind ein gutes Beispiel. Diese nehmen oft nur einen ganz bestimmten Teil eines Bankprozesses heraus, etwa aus den Bereichen Zahlungsverkehr, Kreditvergabe oder Finanzierung, und versuchen dann, eine bessere Nutzererfahrung zu entwickeln. Dies gilt es intelligent zu nutzen. Bei Julius Bär schauen wir ganz genau hin, was die heutigen Fintechs machen, und integrieren bereits heute einzelne Services, die für unser Geschäft sinnvoll sind.

Und wie machen Sie das konkret? Zum Beispiel haben wir die Digital Advisory Suite (DiAS) entwickelt. Einen Robo-Assistenten, der dem Kundenberater hilft, sicherzustellen, dass die Lösungen, die er dem Kunden empfiehlt, zu seinem Anlegerprofil passen und sämtliche regulatorische Anforderungen erfüllt sind. Auch haben wir die direkte Kommunikation und Interaktion mit unseren Kunden ausgebaut. Unsere Kunden wollen persönlich zu uns kommen und betreut werden. Gleichzeitig möchten sie jederzeit und überall auf dem Laufenden sein und auch gewisse Dienstleistungen nutzen.

Wie sieht es etwa mit Blockchain aus? Blockchain ist ein technologisch hochinteressantes Feld. Selbstverständlich beobachten wir die Entwicklungen hierzu genau. Die im Moment erforderlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung werden unter anderem von den Banken getätigt, die ein grosses Interesse haben, hier «First Mover» zu sein. Für Julius Bär ist langfristig beispielsweise die Tokenisierung von illiquiden Vermögenswerten ein wichtiges Thema, bei dem wir auch auf die Expertise externer Partner setzen. Auch in diesem Licht ist die angekündigte Partnerschaft mit der Schweizer Seba Crypto AG zu sehen.

Wie stellt Julius Bär sicher, dass ihre PrivateBanking-Dienstleistungen heute und in Zukunft noch gefragt sind? Da spielen verschiedene Elemente zusammen. Einerseits wird der persönliche Faktor in unserer Branche zentral bleiben. Ande-

Welche Rolle spielen Start-ups auf der Suche nach Innovation für Julius Bär? Und was hat es eigentlich mit Target Insights auf sich? Ein Beispiel ist die seit 2016 bestehende Zu-

Und wo liegen konkret die Painpoints in der «Customer Journey»? Mit rund zwei Dritteln unserer Kunden können wir heute schon digital kommunizieren. Trotzdem erfordern viele Geschäftsvorgänge nach wie vor die Unterschrift auf einem physischen Dokument. Dies ist auch und vor allem für unsere Kunden mühsam. Es geht jetzt demnach primär darum, die digitale Unterschrift zu integrieren und unsere digitale Kommunikation so auszubauen, dass wir rechtsverbindliche Geschäfte ohne Papier und Kurier abschlies­ sen können. Wie zufrieden sind Sie mit den Digitalisie­ rungsanstrengungen von Julius Bär? Digitalisierung und Innovation sind keine Themen, bei denen man sich zurücklehnen kann. Wir sind laufend bemüht, uns weiterzuentwickeln und uns zu verbessern und haben sicher noch einen weiten Weg vor uns. Aber wir haben meines Erachtens richtig identifiziert, wohin unsere Reise geht und wie wir unsere Ziele erreichen wollen. Jetzt geht es um die Umsetzung.

ÜBER JULIUS BÄR Julius Bär ist die führende Private-Banking-Gruppe der Schweiz mit verwalteten Vermögen von 382 Milliarden Schweizer Franken per Ende 2018. Sie beschäftigt rund 6700 Mitarbeitende und ist weltweit in 25 Ländern und an mehr als 60 Standorten präsent, 14 davon in der Schweiz. Die Bank Julius Bär, deren Ursprünge bis ins Jahr 1890 zurückreichen, richtet ihr Angebot für ­A nlage- und Vermögensplanungslösungen in erster Linie an anspruchsvolle Privatkunden und Intermediäre. Im Jahr 1980 ging Bär als erste Privatbank in der Schweiz an die Börse. Die Aktien der Julius Bär Gruppe AG sind Teil des Swiss Leader Index, der die 30 grössten und liquidesten Schweizer Aktien umfasst. (Quelle: Julius Bär)


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26. Mai 2019  | netzwoche.ch/ZukunftBanking

Zukunft   Banking SHAKERS

« In fünf bis acht Jahren wird fast alles in einer Cloud von Amazon, Google oder Microsoft betrieben » ti&m unterstützt Banken bei der digitalen Trans­ formation. Künstliche Intelligenz, Blockchain und die Cloud sind die Schlüsseltech­nologien dafür. Im Interview erklärt ti&m-CEO Thomas Wüst, wozu sie den Banken dienen können.

fast alles innerhalb der nächsten fünf bis acht Jahre in einer Cloud von Amazon, Google oder Microsoft betrieben werden wird. Die Zurückhaltung betrifft aktuell vor allem diese drei grossen Anbieter, deren Lösungen wir beraten und betreuen. Wir bieten aber auch eine private Cloud aus der Schweiz an, sind vor allem in der Schweiz domiliziert und zu 100 Prozent im Schweizer Besitz.

Interview: Marc Landis Was müssen Banken in der Schweiz tun, um die digitale Transformation (oder Disruption?) zu überstehen? Thomas Wüst: Wir gehen nicht von einer Disruption, sondern von einer digitalen Transformation des Bankings aus. Das bedeutet, dass sich für agile Institute definitiv mehr Chancen als Risiken eröffnen. Banken, die basierend auf einer klaren Strategie genügend schnell, agil und kundenfokussiert moderne Services anbieten und dabei die End-to-EndIntegration konsequent vorantreiben, werden gestärkt aus der Digitalisierung hervorgehen. Wir raten Banken, sich entlang der Kundenwünsche und möglicher Effizienzgewinne zu digitalisieren. Sie sollten die Digitalisierung nicht als Konkurrenz zur Direktberatung, sondern als Ergänzung integrieren. Wie unterstützt ti&m Banken auf ihrem Weg ins digitale Zeitalter? ti&m deckt lokal in der Schweiz die gesamte Wertschöpfungskette von Anfang bis Ende ab: Dies führt zu mehr Speed, Innovationskraft und Erfolg. Dabei unterstützt ti&m Banken bei der Transformation mit modernsten, omnikanalfähigen, modularen und vollständig offenen Digitalisierungsprodukten. Unser Portfolio reicht vom transaktionalen E-

und M-Banking über Anlegen, Beraten und Kommunizieren, dem digitalen Onboarding, modernster Authentisierungslösungen bis hin zu innovativen Kommunikationsmodulen. Darüber hinaus realisieren wir zahlreiche Innovations- und Portalprojekte, und das auf allen relevanten Back-End-Plattformen, on-premise, aber natürlich auch in der ti&mBanking-Cloud. So wird von uns Mitte Juni das modernste und innovativste E-BankingProdukt der Schweiz live gehen. In welchen Bereichen können Banken von künstlicher Intelligenz profitieren? KI eignet sich ausgezeichnet für nicht-triviale Entscheidungs- und Matching-Themen sowie natürlich zur Auswertung grosser Datenmengen. Wir setzen KI bei zahlreichen Banking-Produkten ein. Etwa beim Voice Banking oder unserem KI-gesteuerten digitalen Onboarding. Darüber hinaus realisieren wir Individuallösungen bei den Themen Anlegen, Next Best Action und Fraud Detection. Warum sollten Banken den Einsatz von Block­ chain-Technologie in Betracht ziehen? Blockchain birgt enormes Potenzial für Financial Services. Jedoch tendiert Block-

« ti&m deckt lokal in der Schweiz die gesamte Wertschöpfungskette von ­Anfang bis Ende ab. » Thomas Wüst, CEO, ti&m

chain dazu, gesamte Ökosysteme vorauszusetzen, was die erfolgreiche Entwicklung teilweise hemmt. Wir messen allerdings den Themen End-to-End-Integration, neuen E-

«Fintech-Start-ups sind die Revo­ lutionäre der Finanzindustrie» Die Bedürfnisse der nächsten Generation von Banken- und Versicherungskunden befinden sich im Wandel. Auch im traditionellen Finanzbereich übernimmt die Digitalisierung das Steuer. Für bewährte Geschäftsmodelle wird es immer schwieriger, sich neben jungen, innovativen Konzepten zu behaupten. Agile Fintech-Startups verändern den altbekannten Finanzmarkt schnell und nachhaltig. Solider, einheitlicher Service, persönliche Beratung gepaart mit einer starken Marke sind heute kein Erfolgsgarant mehr, um attraktiv zu bleiben. Das Schlüsselwort im Zeitalter der Digitalisierung heisst Kundenfokus. Die jüngere Kundschaft ist digital affin und erwartet einen qualitativ hochstehenden, unkomplizierten Service. Sie möchten Transaktionen unabhängig, auf dem Smartphone und ohne direkte Interaktion mit dem Berater vornehmen, ähnlich wie dies bei der Unterhaltungsindustrie der Fall ist. Finanzinstitute müssen sich bewusst sein, wie sie ihre Produkte und Services auf die Bedürfnisse der jüngeren Generation anpassen können. Eine langfristige Kundenbeziehung ist keine Selbstverständ-

und M-Banking-Lösungen sowie Cloudund KI-Ansätzen in den nächsten zwei bis drei Jahren mehr Potenzial für Banken zu. Blockchain ist überall dort interessant, wo Mittlerprozesse Geschäfte mehrerer Parteien absichern. Dies ist bei allen Arten von Hauptbüchern, aber auch bei digitalen Identitätslösungen der Fall. Warum zögern Schweizer Banken immer noch vor dem Schritt in die Cloud? Aktuell herrscht in Bezug auf die Public Cloud meiner Meinung nach noch Regulierungsbedarf im Themenbereich der Kundendaten. Das wird sich in den kommenden Monaten ändern. Wir gehen davon aus, dass ausser den stark reglementierten und hoch individualisierten Prozessen und Lösungen

Kolumnist: Thomas Landis, Head of F10

« Finanzinstitute müssen sich bewusst sein, wie sie ihre Produkte und Services auf die Bedürfnisse der jüngeren Generation anpassen können. » Thomas Landis, Head of F10

Zusammenarbeit von Start-ups und traditio­ nellen Anbietern zahlt sich aus F10 Fintech Incubator & Accelerator zählt zu den besten Incubators und Accelerators in Europa. Als «Home of Fintech» schlägt der Verein die Brücke und fördert die Zusammenarbeit zwischen innovativen Startups und den Corporate Members Six, Baloise Group, Julius Bär, Generali Group Switzerland, PwC Switzerland, Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank, Eny Finance and ERI Bancaire, um die Finanzindustrie weiter voranzutreiben.

ÜBER TI&M ti&m steht für Technology, Innovation & Management. Das Unternehmen sieht sich als Marktführer für Digitalisierungs- und Security-Produkte sowie Innovationsprojekte in der Schweiz und in den Finanzzentren der EU. ti&m integriert für Kunden die ITWertschöpfungskette vertikal. In drei Niederlassungen in Zürich, Bern und Frankfurt am Main beschäftigt das Unternehmen aktuell über 340 Ingenieure, Designer und Berater. ti&m steht für Mut, Ideenreichtum, Agilität und unternehmerisches Flair, gepaart mit Nachhaltigkeit und Swissness. (Quelle: ti&m)

Digitale Vision gesucht!

lichkeit mehr. Heute ist es einfacher als je zuvor, den Anbieter zu wechseln und schnell in Vergessenheit zu geraten. Wer nachhaltig Erfolg haben möchte, muss sich der Summe seiner Kundenerlebnisketten bewusst sei. Fintech-Start-ups nutzen ihre Agilität als Treiber für Innovation Fintech-Start-ups beschleunigen den Transformationsprozess. Entgegen vieler Prophezeiungen ist es kein Gegeneinander, denn Kollaboration wirkt befruchtend und fördert die Innovation gewinnbringend für alle Parteien. Wir sind überzeugt davon, dass innovative Start-ups und Grossunternehmen zusammenarbeiten müssen, um die bestehenden Innovationsbarrieren überwinden zu können. Regulatory und Compliance sind in grös­seren Finanzinstituten oftmals Faktoren, die Innovation massgeblich verlangsamen. Start-ups können dank ihrer schlanken Strukturen schnell agieren und ihre Produkte nach den neuesten Bedürfnissen ausrichten und somit zeitraubende Probleme und lange Entscheidungswege um­ gehen.

Welches Potenzial geht den Banken durch die Zurückhaltung bei der Cloud verloren? Die Vorteile cloudbasierter Services, ob nun bei Infrastruktur-, Plattform- oder ServiceCloud-Lösungen, sind bestechend. So werden Investitionskosten zu Betriebskosten, was entscheidend für die Agilität der Unternehmen sein wird. Die Cloud ermöglicht somit mehr Flexibilität und gleichzeitig mehr Agilität. Zudem kümmern sich spezia­ lisierte, hochskalierbare Cloud-Anbieter um den Maschinenraum des Bankings und werden mit der Zeit sowohl bezüglich Stückkosten als auch Sicherheit für Einzelinstitute unerreichbare Optimierungen erzielen.

Kolumnist: Rino Borini, Mitgründer Finance 2.0

Seit der Finanzkrise von 2008 hat sich in der Bankenwelt zwar viel verändert – doch der Big Bang ist ausgeblieben. Trotz Digitalisierung, verändertem Kundenverhalten und immer mehr branchenfremder Konkurrenz zeigt sich die Branche erstaunlich zuversichtlich. Man sieht die aufziehenden Wolken am Himmel zwar, aber so schlimm wird’s schon nicht werden, so die Einschätzung. Woher diese Zuversicht kommt, ist schwer zu sagen. An der Ertragslage kann’s nicht liegen, denn die spricht eine andere Sprache. Dies zeigt vor allem der Blick auf die beiden wichtigsten Ertragssäulen von Universalbanken: das Geschäft mit Zinsen respektive Kommissionen und Dienstleistungen. Den Zinserfolg konnten die Banken zwischen 2008 bis 2017 um 12 Prozent steigern – doch das ist keine gute Nachricht, denn der Zinsertrag hat in derselben Periode um 60 Prozent abgenommen. Dies, obwohl die wichtigste Bilanzposition, die Hypotheken, um 42 Prozent gewachsen ist. Den positiven Zinserfolg verdanken die Banken letztlich den um 80 Prozent gesun-

kenen Refinanzierungskosten. Als Grund für die verschlechterte Ertragslage wird meist das Zinsumfeld angeführt. Doch ein Blick auf die zweite wichtige Erfolgskomponente verdeutlicht, dass es sich auch um einen Strukturwandel handelt. Und dieser kann nicht rückgängig gemacht werden. Der Ertrag aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ist nämlich ebenfalls eingebrochen, um 27 Prozent. Auch hier – wie schon bei Hypotheken – obwohl das Volumen grösser ist: Die verwalteten Vermögen sind um 135 Prozent gestiegen. Die Beispiele zeigen, dass höhere Volumen die Margenerosion nicht stoppen können. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Zumal digitale Plattformen den Druck laufend erhöhen. Seit das Fintech Robinhood in den USA kostenlosen Aktienhandel anbietet, haben auch etablierte Finanzinstitute wie Charles Schwab oder E-Trade ihre Gebühren kräftig gesenkt. J.P. Morgen hat sogar ein Angebot mit kostenlosem Handel im letzten Jahr lanciert. Challenger-Banken wie N26, Revolut oder der Schweizer Anbieter Neon wiederum bieten gebührenfreie Kontoführung und Debitkarten. Diesem Trend können Banken nur standhalten, wenn sie mutig genug sind, sich zu transformieren. Letztlich geht es um neue Geschäftsmodelle, die wieder für Erträge sorgen und die Kundenbindung erhöhen. Das ist alles andere trivial. Als wichtigste Massnahme müssen Bankenchefs in ihren Instituten das richtige Mindset verbreiten. Es gilt, den digitalen Wandel nicht einfach zu akzeptieren, sondern ihn richtiggehend zu umarmen – und entsprechend konsequent zu agieren. Die digitale Transformation bringt nicht nur eine Veränderung der Unternehmensstruktur, sondern einen grossen Wandel für jeden Mitarbeiter. Es reicht nicht, wenn eine Bank eine digitale Vision hat. Sie muss von jedem Mitarbeiter gelebt werden.


26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking DIGITALISIERUNG IST CHEFSACHE

« Wir werden weiterhin in kleinen a ­ gilen Teams gezielt Probleme lösen» Eigentlich hatten die beiden Inacta-Gründer Ralf Glabischnig und Marco Bumbacher gar nichts mit Blockchain und Bitcoin am Hut. Aber ohne das Beratungsunternehmen gäbe es wohl das Zuger Crypto Valley mit all seinen Start-ups in der heutigen Form nicht. Wie es dazu kam und wie es weitergeht, erklären die Co-Gründer im Interview zum zehnjährigen Jubiläum. Interview: Marc Landis, Redaktion: David Klier

Sie feiern dieses Jahr mit Inacta das zehnjäh­ rige Jubiläum – wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit entwickelt? Ralf Glabischnig: Wir sind damals als reiner Dienstleister mit sechs Leuten gestartet. Als Berater für Digitalisierung haben wir unsere Kunden von papierbasierten zu effizienten, digitalen Prozessen begleitet. Technisch gesprochen vom Papier zum PDF zum XML und heute in die Blockchain! Auf diesem Weg hat sich Inacta zu einem «Solution Provider» und «Company Builder» mit 60 Mitarbeitern bei Inacta und über 90 Mitarbeitenden in der Gruppe entwickelt. Heute glauben wir, dass das reine Dienstleistungsgeschäft, das Consulting, wie wir es von früher kennen, keine Zukunft mehr hat, weil sich die Art und Weise der Projekte und die Bedürfnisse der Kunden verändert haben. Sie wollen schneller Ergebnisse sehen und brauchen dafür vorgefertigte Lösungen und Produkte. Und wie entwickeln Sie diese Produkte? Glabischnig: Die Entwicklung solcher Lösungen passiert heute in kleinen, agilen Einheiten. Deswegen haben wir ein Produktentwicklungsteam und verschiedene Tochterund Schwestergesellschaften gegründet. Mit unserer inadox Platform unterstützen wir effiziente Prozesse im Dokumentenmanagement. Im Blockchain-Umfeld haben wir Tokengate.io aufgebaut, mit der wir den Onboardingprozess für ICOs, STOs und auch für Banken mit vollständigem KYC/AML anbieten. Oder inapay, mit dem wir uns in der Welt der Krypto-Payments bewegen. Und dann ist da noch GenTwo Digital, mit der wir jedem Non-bankable Asset eine ISIN geben können. Das alles waren Marktlücken, die wir mit diesen kleinen Einheiten – je maximal 20 Personen – erschlossen haben. So werden wir auch in Zukunft weitermachen, in kleinen agilen Teams gezielt Probleme lösen, statt ein gros­ ses und behäbiges Unternehmen aufbauen. Marco Bumbacher: Genau aus diesem Gedanken heraus haben Ralf und ich vor zehn Jahren Inacta gegründet. In unseren vorherigen Jobs erlebten wir, wie Unternehmen schnell wachsen und ineffizient werden. Wir arbeiteten beide in diversen Führungspositionen und beschäftigten uns fast nur noch mit Forecasts und dem Controlling vom letzten Monat in Excel-Tabellen. Wir wollten aber viel lieber Projekte in kleinen Teams umsetzen. Aus diesem Wunsch wurde unsere Inacta-Vision: Eine kleine Boutique aufbauen, die in einer Nische das Beste anbietet, das es auf dem Markt gibt. Und das ist uns auch gelungen. Mit 60 Mitarbeitern entfernen Sie sich aber deutlich von der Idee der kleinen, agilen Einheit. Bumbacher: Ja, wir sind jetzt an dem Punkt, der bei uns Erinnerungen an frühere Gesellschaften weckt, und wir fragen uns, wie gross wir werden wollen. Wir sind uns einig, dass wir weiterhin gezielt kleine Einheiten bilden, sei dies innerhalb von Inacta oder als ausgegründete Gesellschaft. Die Vision ist heute: Idee, Umsetzung, Go-to-Market und dann eigenständig weitermachen lassen. Der erste bekannte Anwendungsfall einer Blockchain, der Bitcoin, hatte sein Debüt ebenfalls vor zehn Jahren. Wie hat das Ihre Geschäftstätigkeit beeinflusst? Glabischnig: Die Frage ist eher, wie wir in den Blockchain-Space gekommen sind. Wegen unseres steten Wachstums waren wir mehrmals gezwungen, neue Büros zu suchen. Darum gründeten wir 2014 das Lake-

Red.), was heute ein eigenständiges Unternehmen mit einem starken Führungsteam unter der Leitung von Mathias Ruch ist. Welches Potenzial hat die Blockchain für den Finanzplatz? Werden die Banken dadurch ab­ geschafft? Glabischnig: Nein, das glaube ich nicht. Es geht mehr darum, was ihr Geschäft in Zukunft sein wird. Eine der grössten Herausforderungen in Zukunft wird die Aufbewahrung der Tokens sein. Denn bereits heute sind schätzungsweise 16 bis 18 Prozent der Bitcoins verloren, weil die Private Keys verloren sind. So etwas können wir uns nicht erlauben, wenn wir all unsere Werte auf die Blockchain bringen. Wenn sich die Schweizer Banken als Aufbewahrer dieser Werte positionieren, dann kann das international ein sehr spannendes Geschäft für sie werden. Bumbacher: Und wenn die Schweiz als eines der ersten Länder die nötige Regulierung umgesetzt hat, dann werden wir im Ausland weiterhin als sehr vertrauenswürdiger Standort wahrgenommen werden. Für die Langzeitdatensicherung hat die Schweiz diesen Status bereits. Das spüren wir immer wieder, wenn wir im Ausland unterwegs sind. Das gilt es zu nutzen. Ich weiss aber nicht, ob das schon alle Banken verstanden haben.

Marco Bumbacher (l.) und Ralf Glabischnig gründeten Inacta vor zehn Jahren.

« Mit Unterstützung durch die Bundes­ räte Schneider-Ammann und Maurer initiierten wir die Blockchain-Task­ force, um eine vorteilhafte Regulierung zu schaffen. » Marco Bumbacher, Managing Partner, Inacta

Digitale Fitness Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie « digital fit » bezeichnen Sie …

— 9 —  — 6 —  sich selbst?

die Schweiz?

— 7 —  — 9 —

die Finanz­branche?

Ihr Unternehmen?

side Business Center, um Wachstumsfläche für uns zu haben und die Überkapazitäten an Dritte zu vermieten. Als sich dann in Zug das Crypto Valley zu formieren begann, klopften plötzlich Blockchain-Firmen bei uns an und fragten, ob hier im Business Center schon andere Blockchain-Firmen seien. Pioniere wie Bitcoin Suisse und die Ethereum Foundation hatten 2013/2014 den Grundstein dafür gelegt. Bumbacher: Die Zahl der Blockchain-Firmen im Center stieg dann rasant an. Politiker begannen sich zu interessieren, und unsere Kunden aus dem Versicherungsund Bankenumfeld fragten uns plötzlich, was das Thema Blockchain für sie bedeute, ob es sie betreffe. Ab diesem Zeitpunkt fingen wir an, uns selbst mit der Blockchain zu befassen und das Thema voranzutreiben. Wann war das? Bumbacher: Vor etwa drei Jahren. Kurz davor hatten wir damit angefangen, uns intensiver mit Start-up-Investments zu beschäftigen und haben uns dazu mit Mathias Ruch, einem dritten starken und komplementären Partner, ergänzt und gemeinsam Lakeside Partners gegründet. Mit Mathias hatte ich bereits in den 90er-Jahren gemeinsam Firmen während des Internethypes gegründet. Heute sind im Lakeside Business Center und vor allem bei Crypto Valley Labs über 200 Firmen eingemietet, die sich ausschliesslich mit Blockchain-Technologie beschäftigen. Glabischnig: Befeuert wurde das Ganze zusätzlich durch die von uns lancierte «Block-

chain Competition». Zu gewinnen gab es an dem Wettbewerb 100 000 Dollar für die beste Anwendungsidee der Blockchain. Den ersten Wettbewerb starteten wir 2016 für die Versicherungsbranche, den zweiten für die Finanz­i ndustrie und den dritten für Real Estate. Das war für uns extrem spannend, weil wir bei jedem Wettbewerb jeweils über 100 Ideen aus mehr als 30 Ländern erhielten. Dabei haben wir enorm viel gelernt und auch die Schweizer Corporate-Welt eingebunden. Zum Beispiel? Bumbacher: Wir haben gemerkt, dass wir uns engagieren müssen und haben auf politischer Ebene eine sehr aktive Rolle eingenommen. Denn der Schweiz, respektive Zug fehlten zwei Rahmenbedingungen, die nötig sind, um ein Blockchain-Ökosystem aufzubauen: Regulierung und Infrastruktur für Start-ups im Sinne von Büros, Inkubatoren, Treffpunkten. Mit Unterstützung von den Bundesräten Johann Schneider-Ammann und Ueli Maurer initiierten wir deshalb die Blockchain-Taskforce, bei der es darum ging, eine vorteilhafte Regulierung zu schaffen. In diesem Zusammenhang kam ein weiterer wichtiger Partner ins Spiel, Lorenz Furrer, der Gründer von Furrerhugi, einer der stärksten Public-Affairs-Agenturen der Schweiz. Für die Infrastruktur gründeten wir die Crypto Valley Labs, wo wir heute 2500 Quadratmeter Fläche ausschliesslich für Blockchain-Firmen zur Verfügung stellen. Aus Lakeside Partners wurde CV VC (Crypto Valley Venture Capital, Anm. d.

Wie wird das alles das Banking in den kom­ menden zehn Jahren verändern? Glabischnig: Ich glaube, dass sich die Retailbanken noch mehr in Richtung Automatisierung, Selfservice und Mobile Banking entwickeln werden. Für reine PaymentProzesse werden wir alternative Lösungen sehen. Beim Private Banking wird es immer mehr um die persönliche Beratung gehen. Beide Arten von Banken werden nicht um die Blockchain herumkommen. Bumbacher: Was wir sicher sehen werden, ist die Tokenization verschiedenster Assets: von Immobilien über Rohstoffe und Rinderfarmen bis hin zu Kunstwerken und Old­ timern – alles was einen Wert hat, wird auf der Blockchain sein. Dadurch wird ein ganz neuer Markt für Investments entstehen. Es wird relativ einfach werden, in Dinge zu investieren, in die man heute nicht oder nur sehr umständlich investieren kann. Banken werden hier die Chance haben, den Kunden diese neuen Arten von Assets vorzuschlagen, auf die sie von selbst nicht kommen würden. Die Banken können diese neuen Assets dann auch wieder in einem Fonds oder Index kombinieren und auch für ihre Kunden sicher aufbewahren.

ÜBER INACTA Die 2009 gegründete Inacta AG ist ein unabhängiges Schweizer IT-Beratungsunternehmen mit Sitz in Zug. Rund 60 erfahrene Digitalisierungsexperten unterstützen Organisationen aus der Versicherungs-, Banken-, Immobilien- und der Gesundheitsbranche. Die Information-Management-Experten stehen Start-ups sowie etablierten Unternehmen mit Beratungs-, Ausbildungs- sowie Software-Entwicklungs-Dienstleistungen zur Seite. Als Early ­Adopter versteht die Inacta nicht nur die Technologien wie zum Beispiel Blockchain, sondern vor allem auch, wie und wo diese sinnvoll eingesetzt werden. Die Inacta engagiert sich zudem als Gründungsmitglied der Crypto Valley Association sowie Swiss Blockchain Federation und leistet damit einen gesellschaftlichen Beitrag zum Wirtschaftsstandort Schweiz und Liechtenstein.


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Zukunft   Banking THE NEXT BIG THING

#TheNextBigThing kentoh / AdobeStock

first movers pitch

W

Lukas Hess und Ozan Polat vom ­Dez­entrum mit einem ihrer Zukunfts­ experimente.

Autoren: Lukas Hess, Ozan Polat, Dezentrum

as passiert, wenn Technologie sich selbst verwalten und besitzen kann? Ist das die TurboAutomatisierung, die ganze Organisationen obsolet macht? Das Dezentrum gestaltet radikale Zukunftsexperimente und stellt sich den drängenden Fragen rund um die digitale Zukunft. Dazu arbeitet der Think Tank eng mit Partnern und Auftraggebern zusammen, um in seinen Kerngebieten – dezentrale Technologien, digitale Produktentwicklung und agile Organisationsformen – praxisnahe und gesellschaftsrelevante Themen zu ergründen. Abstrakte und komplexe Zukunftsfragen werden in praktische Experimente und konkrete Anwendungsbereiche übersetzt, um anhand von Prototypen schnell neue Erkenntnisse aus Markt und Gesellschaft gewinnen zu können.

Radikale Zukunfts­ experimente: «Die Zukunft können wir nicht voraussagen, aber wir können sie testen»

Blockchain:

Dabei beschäftigt sich das Dezentrum mit Fragen wie: · Welchen Einfluss haben neue Technologien auf unsere Organisationsformen? · Was bedeutet die Autonomie von ­A lgorithmen in der Geschäftswelt und im Alltag? · Wie können Daten und Infrastruktur in Zukunft sinnvoll genutzt werden? In einem solchen Zukunftsexperiment arbeitet das Dezentrum beispielsweise gemeinsam mit der Zürcher Hochschule der Künste und der Stiftung Mercator daran, ein Haus von Stararchitekt Jean Nouvel aufzustellen und mittels des Einsatzes von Smart Contracts auf einer Blockchain sich selbst zu übergeben. Anstelle einer natürlichen oder juristischen Person besitzt nun ein Stück Code auf der Blockchain das Haus und ermöglicht eine partizipative Organisation des Inhalts. Durch die autonome Verwaltung ruft das Haus etwa bei einem zerschlagenen Fenster selbstständig den Handwerksbetrieb, der direkt vom Haus selbst bezahlt wird. Es geht in diesem Beispiel nicht nur darum ein komplett selbstverwaltetes Haus zu entwickeln, sondern gezielt auch darum, einen Diskurs anzustossen und mittels konkreter Beispiele an Zukunftsszenarien zu experimentieren. Dabei werden neue Fragen aufkommen, Versuche scheitern und neu aufgesetzt werden. Das alles gehört zum Prozess. Durch den transdisziplinären und iterativen Charakter dieser Arbeit können nachhaltig relevante Fragestellungen entwickelt und ergründet werden. Was bedeuten diese Zukunftsszenarien für Unternehmen, Organisationen oder Staaten? Obschon die Fragen dabei sehr vielschichtig sind, beruht die Arbeit auf einer konstanten Methodologie: In einem iterativen Prozess entwickelt der Think Tank Hypothesen, prototypisiert diese und liefert auf Basis dieser Erfahrungen profunde Einschätzungen zu technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den untersuchten Bereichen und Industrien. Das Dezentrum befindet sich im Trust Square, dem Blockchain Hub an der Zürcher Bahnhofstrasse, den es mitgegründet hat. Die Nähe zu diesem Ökosystem, den Universitäten und verschiedenen internationalen Akteuren in diesem Feld sowie die vorhandene Infrastruktur bieten das richtige Umfeld, um Zukunftsexperimente zu gestalten, die radikal neu gedacht sind und trotzdem auf konkrete Anwendungen von heute übertragen werden können.

Das fehlende Stück im digitalen Ökosystem

I

n den vergangenen Jahrzehnten hat die Welt eine beispiellose digitale Transformation erfahren. Fast jeder Lebensbereich ist davon betroffen, mit einer sonderbaren Ausnahme: die Banken- und Finanzwelt. Wir sind es heute immer noch gewohnt, zwei Tage zu warten, bis eine internationale Transaktion ihr Ziel erreicht. Wir stehen geduldig in Warteschlangen in den Bankfilialen und verlassen uns auf Briefe, um informiert zu sein. Wir nehmen Gebühren in Kauf für Prozesse, die in einer digitalen Welt kostenlos sein sollten. Doch seit 2009 werden diese archaischen Strukturen von einem revolutionären neuen System herausgefordert. Die Blockchain hat das Potenzial die gesamte Architektur der Banken- und Finanzwelt neu zu gestalten. Mit einem dezentralen Bauplan wurde ein transparentes, öffentliches und sicheres Netzwerk erschaffen, das sich selbst verwaltet. Heute existieren viele Blockchains, die kollektiv unter dem Oberbegriff «Distributed Ledger Technology» (DLT) zusammengefasst werden. Im Kern geht es dabei um den nächsten Evolutionsschritt des Internets: ausser Informationen und Dienstleistungen können jetzt auch Werte vernetzt werden.

Anton Golub, Gründer, Flovtec

Autor: Anton Golub, Gründer, Flovtec

Die «Tokenization» erschafft digitale Anlagen, die auf eine Blockchain übertragen werden. Die Möglichkeiten sind unvorstellbar, wenn alles, was einen Wert darstellt, ein digitales Abbild bekommt und somit für alle Menschen zugänglich wird. Mit anderen Worten steht uns eine Demokratisierung der Finanzsysteme bevor. Es existiert aber eine entscheidende Hürde, die dieser Zukunft den Weg versperrt. Liquidität bezeichnet den Grad an Einfachheit, mit dem Anlagen gehandelt werden können. In einem liquiden Markt ist das Kaufen/Verkaufen von Werten zu tiefen Gebühren jederzeit möglich. Der entscheidende Erfolgsfaktor der DLT wird Liquidität sein. Zurzeit sehen wir, dass ein Grossteil der T ­ okens mangels Liquidität unhandelbar sind. Somit droht das enorme Potenzial von dezentralen Finanzsystemen im Keim zu ersticken. Die Flov Technologies AG (Flovtec) wurde gegründet, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Als Vermögensverwalter in digitalen Märkten stellt Flovtec Liquidität bereit. Basierend auf Algorithmen, die aus­ ser von der Erkennung statistischer Eigenschaften in Märkten auch von der Komplexitätsforschung inspiriert sind, werden automatisiert Preise angeboten, zu denen Tokens jederzeit gekauft oder verkauft werden können. Mit einem visionären Team und modernster Softwaretechnologie ist Flovtec daran, unsere digitale Zukunft mitzugestalten. Dabei wird das Wissen von BlockchainPionieren, erfahrenen Hedge-­FondsManagern und quantitativen Analysten zu einem einzigartigen Mosaik zusammengeführt. Die Zukunft ist digital, dezentral und vernetzt. Die Forschungsaktivitäten von Flovtec helfen, diesen Paradigmenwechsel in der Finanzwelt rasch und nachhaltig herbeizuführen.


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Zukunft   Banking THE NEXT BIG THING

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chon wieder eine neue Karte? Ist das etwa wieder eine neue Finanz-App? Oder sogar eine neue digitale Bank? Warum brauche ich das, und wo genau ist der Unterschied zu anderen Anbietern? Falls du keine dieser Fragen beantwortet haben willst, dann kannst du sorglos weiterblättern #WeDontJudge. Dennoch glauben wir nicht wirklich, dass du bewusst gerne mehr Gebühren für weniger Servicedienstleistungen bezahlen willst … richtig? Immer noch hier? Du kleiner Rebell! #YapsterLove. Okay, gut, da wir nun deine Aufmerksamkeit haben, widmen wir uns den wirklich wichtigen Themen im Leben. Wie geht es dir und deiner Familie? Seltsame Frage in einem Finanzblatt findest du? Finden wir nicht. Hand aufs Herz – du gibst es nicht gerne zu und du würdest das an einer (öffentlichen) Party womöglich auch nicht erzählen wollen … Aber du machst dir sehr oft Gedanken über dein Leben, deine Familie, deine finanzielle Situation und wie du das alles stemmen sollst. Dazu kommen auch noch deine ganz persönlichen und unausgesprochenen Wünsche – okay, manche davon gehen uns auch nichts an und die klammern wir hier einfach mal aus, einverstanden? Über 2 Millionen Menschen, die ein Schweizer Konto haben, leben von Monat zu Monat (Zahltag zu Zahltag) – diese Tatsache hat übrigens nichts mit der Höhe des monatlichen Einkommens zu tun. Die Leute schrauben einfach ihren Lebensstil entsprechend hoch – schickes Auto, Eigenheim, Ferien auf den Malediven … #YouNameIt. Dazu kommt auch die Tatsache, dass die meisten «overbanked» sind; das heisst für Dienstleistungen bezahlen, die sie nicht oder gar nie benötigen. Dies liegt auch da­ ran, dass «einfache» Bankdienstleistungspakete selten angeboten werden. Der Kunde wird zwar mit «Gratis»-Angeboten geködert, bezahlt das Paket aber mit (teils versteckten) Gebühren. Unter uns: Welche (wirtschaftlich orientierte) Bank kann mit einem Gratisangebot betrieben werden? Genau dort setzen wir als Yapeal an, da wir aus eigener Erfahrung wissen, dass traditionelle Banken diese Themen nicht sinnvoll und schon gar nicht uneigennützig angehen.

Jetzt #Yapster werden: Yapeal ­lanciert als erstes Fintech eine Visa-Debit-Karte in der Schweiz Was genau ist Yapeal und was kriege ich als Yapster? Mit Yapeal kannst du ein Schweizer Konto eröffnen, mit dem du natürlich deine Rechnungen zahlen kannst – diesen Teil kennst du schon, das machen viele. Übrigens, bei uns machst du das voll digital am Handy – ohne Video und Schnickschnack – in 3 Minuten hast du dein Konto eröffnet und bist Yapster. Das kennst du so in der Schweiz noch nicht.

Dazu bekommst du eine Visa-Debit-Karte. Damit kannst du weltweit zahlen sowie online und mobil shoppen – wie mit einer Kreditkarte. Unsere Yapeal-Karte kombiniert das Gute beider Welten – von Kreditkarte und Debitkarte – zum Vorteil des Yapsters und nicht zum Vorteil der Firma (möglichst hohe Gebühren). Das kennst du so in der Schweiz auch noch nicht. Ja, finden wir auch, coole Sache! Das wäre schon Grund genug, uns auszuprobieren – aber das ist noch nicht alles! Zusätzlich kannst du auch noch dein digitales Mobile Wallet verbinden, also «XYZ Pay» – wir dürfen die Marken hier namentlich nicht erwähnen #laaangweilig – und direkt mit dem Handy oder deinem Wearable zahlen – und das überall. Übrigens: Du bist natürlich auch herzlich willkommen, wenn du keine «Probleme» zu lösen hast und einfach eine gute User Experience willst. Financial Amigo, Family ­Shizzle und unsere Lifestyling Intelligence sind Tools, die dir helfen, finanziell gesünder zu werden oder einfach besser zu wirtschaften. Checke dazu yapeal.ch Zum Schluss noch, bevor ich es vergesse: Auf moneytoday.ch unter dem Titel

«Das Gesicht von Yapeal» kannst du auch nachlesen, warum wir glauben, die richtigen Leute am Start zu haben, um dieses Ziel zu erreichen.

Autor: Andy Waar, Chief Marketing Officer, Yapeal

So sieht die neue Visa-Debit-Karte von Yapeal aus.

Andy Waar, Chief Marketing Officer, Yapeal

Traditional goes crypto: «Ich kann mir nur eine Welt vor­ stellen, in der Finanz­produkte ­w ieder Freude ­machen»

D

er Zürcher Verbriefungsspezialist Gentwo hat das erste Setup zur Lancierung von Anlageprodukten der neuen Generation entwickelt. Durch das bilanzneutrale Emissionsprogramm ist es professionellen Investoren nun möglich, nicht nur bankfähige, sondern auch nicht bankfähige Vermögenswerte zu verbriefen und als Finanzprodukt mit einer Schweizer ISIN umzusetzen. Zu den vormals nicht bankfähigen Basiswerten gehören zum Beispiel digitale Assets. Diese sind nun dank Gentwo Digital konventionell über eine Bank investierbar. Mit Gentwos Tochterunternehmen wurde so erfolgreich eine Brücke zwischen traditionellem Finanzmarkt und dem neuen Krypto-Markt gebaut.

lich Banken, können sogar eine insgesamt bessere Anlagequalität in Bezug auf ihr Angebot erzielen. Sie können das Setup von Gentwo für die Entwicklung von eigenen Produkten nutzen und dabei echte Geschäftsinnovationen realisieren. Wenn es darum geht, andere Finanzmarktakteure zu einem Innovator zu machen, verfolgt Gentwo einen modularen und partnerschaftlichen Ansatz. Mit Gentwo Digital wurde eine Tochtergesellschaft von Gentwo mit Sitz im Crypto Valley Zug (Schweiz) gegründet. Das Joint Venture mit der Blockchain-Beratungsfirma Inacta macht alle digitale Assets bankfähig und über konventionelle Anlagelösungen (Investmentzertifikate) zugänglich.

Endlich wird das volle Potenzial der Märkte genutzt! Krypto-Anlagen zeigen anschaulich, wie theoretisch alle Anlageideen durch bankfähige/konventionelle Wertpapiere (schweizkonforme Investmentzertifikate) umsetzbar geworden sind. Asset Manager, Finanzintermediäre, Familiy Offices oder Banken können Vermögenswerte wie Private Equity, Private Debt, Peer-to-Peer-Kredite, Kunst, Krypto-Assets und anderes bilanzneutral für ihre Kunden auf den Markt bringen. In der Folge können neue Basiswerte auf eine lang bewährte Weise (konventionell verbrieft) Einzug in Portfolios halten. Damit wird eine entstandene Lücke zwischen der traditionellen Finanzwelt und einem immer stärker werdenden Anlagebedürfnis nach neuen Anlageklassen geschlossen.

Schweizer Ingenieurskunst trifft auf ­Leidenschaft Gentwo und Gentwo Digital formieren sich aus einer Gruppe von Unternehmern, die ihren Antrieb aus Leidenschaft, etwas Neues zu schaffen, schöpfen. Professionelle Investoren profitieren von einem direkten Zugang zu Experten, die zwei Welten miteinander vereinen: den etablierten Finanzmarkt sowie eine neu entstehende, sich schnell entwickelnde Anlagewelt. Dies ermöglicht es, die Schweizer Kultur noch effektiver zu erleben, sie nachhaltig weiterzuentwickeln – und sie weltweit zu «exportieren». Typische Schweizer Attribute, die sich in allen eidgenössisch dominierten Branchen wiederfinden, gelten auch für Gentwo und seine Partner: Fairness, Zuverlässigkeit, smarte Ingenieurskunst, die Fokussierung auf höchste Qualität sowie das hartnäckige Bestreben, etwas Besonderes zu erreichen.

Modular – zweckorientiert – nutzenstiftend Die Konzentration auf sogenannte ausserbilanzielle Anlageprodukte löst aber auch für viele Finanzmarktteilnehmer Probleme hinsichtlich sinkender Margen und Wachstumsbarrieren. Neue Leistungspotenziale sind durch den Zugang zu einer theoretisch unbegrenzten Welt von Anlageklassen entstanden. Finanzintermediäre, einschliess-

Autor: Philippe Naegeli, CEO, Gentwo

Philippe A. Naegeli, CEO Gentwo


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Zukunft   Banking MOVERS

Challenger-Banken machen Lust auf Mobile Banking Ein Konto bei einer Bank, die keine Filiale unterhält und bei der man alles über das Smartphone regelt? Warum nicht? Das denken sich immer mehr ­Schweizer. Die Qualität von Bankangeboten wird ­zunehmend daran gemessen, wie komfortabel und leistungsstark sich die Mobile Services zeigen. Autor: Marc Landis

D

ie Bereitschaft der Kunden wächst, Mobile-only-Banken wie Revolut auszuprobieren. Vlad Yatskeno, Mitgründer des britischen Start-ups Revolut, gab im Herbst bekannt, dass mittlerweile mehr als 50 000 Kunden in der Schweiz die Banking-App nutzen. Im März dieses Jahres brachte das Zürcher Fintech Neon eine Konto-App auf den Markt; und Zak, das Mobile-only-Angebot der Bank Cler, nehmen bereits 14 000 Kunden in Anspruch. Trotz regulatorischer Hindernisse geniessen die hiesigen Challenger-Banken regen Zuspruch. Ihnen gelingt, was die Konsumenten, die digital fest im Sattel sitzen, längst aus vielen Lebensbereichen gewohnt sind und auch von ihrem Mobile Banking erwarten: Es muss wie andere alltägliche Verrichtungen sehr einfach mit dem Smartphone zu erledigen sein – ohne umständliche Anmeldung und Navigation in unübersichtlichen Menüs. Ausserdem wollen die Anwender über eine einzige App auf sämtliche Konten zugreifen, um Einnahmen und Ausgaben zu überblicken und Transaktionen wie Überweisungen mit wenigen Klicks erledigen zu können.

den bestätigt das. Für über 60 Prozent wäre es durchaus eine Option, ein neues Konto zu eröffnen, wenn sie bei einer anderen Bank ihre Finanzen bequemer mobil verwalten könnten. Weniger als 40 Prozent der Befragten sind voll und ganz zufrieden mit ihrer Mobile-Banking-App. Bevor sie eine weitere Enttäuschung bei einem etablierten Institut erfahren, würden es 28,7 Prozent gleich bei einer Mobile-only-Bank versuchen. Eine grosse Mehrheit (61,3 Prozent) verneint die Frage, ob sich ihre jetzige Bank

« Wir erhalten vermehrt Anfragen nach ­Lösungen, die auf eine ­Ver­besserung der ‹Customer Ex­ perience› abzielen. »

um ihren digitalen Lebensstil beziehungsweise ihre Präferenzen kümmert. Als Funktionen sind am meisten gefragt: der ganzheitliche Überblick und das Management aller Bankkonten über eine einzige App (36,3 Prozent), Rechnungen direkt über die App empfangen und bezahlen (31,3 Prozent) sowie Kreditkarten mit einem Klick verwalten zu können (27,1 Prozent). Nutzerfreundliches Mobile Banking Die aus dem Marketing bekannte KISSFormel «Keep it short and simple» könnte auch als Motto über den Anwendungen stehen, mit denen die Challenger auf den Markt drängen. Dabei geht mit einem schnörkellosen Mobile Banking ein weiterer Vorteil einher: Die Konto- und Kartenangebote der Challenger sind günstiger als die Produkte der Hausbanken oder sogar gratis. Gute Angebote, die zudem noch als besonders unkompliziert empfunden werden,

sprechen sich schnell herum: Etwa ein ­Drittel (30,6 Prozent) der Befragten kennt mindestens eine der bekannten ChallengerBanken. Um nicht den Anschluss zu verlieren, sind die etablierten Banken gefordert, die Anwenderfreundlichkeit der eigenen digitalen Angebote kritisch zu prüfen und die Funktionen gegebenenfalls zu o ­ ptimieren – oder zu ersetzen. Ausser den oben genannten gefragten Funktionen gehört der Kontoeröffnungsprozess (21,4 Prozent) zu den am besten bewerteten Anwendungen bei den Kunden, die bereits ein Konto bei einer Mobile-only-Bank haben. Insgesamt sollte die gesamte digitale Customer Experience überprüft werden, ohne allzu viel Zeit zu verlieren. Denn die Schweizer Kunden setzen sich bereits intensiv mit den Angeboten der Challenger auseinander – und mit «Me too»-Angeboten wird man sie nicht binden können.

BANKEN KÖNNEN DAS RUDER NOCH HERUMREISSEN Drei Fragen an Oliver Weber, Executive Vice President, Crealogix Switzerland Digitalisierung im Schweizer Bankenmarkt: Stehen die Zeiger noch vor der Zwölf oder ist es bereits fünf nach Zwölf? Oliver Weber: Die Zeit drängt und es besteht Handlungsbedarf. Das sehen auch die Finanzinstitute ganz deutlich. Wir erhalten vermehrt Anfragen nach Lösungen, die auf eine Verbesserung der «Customer Experience» abzielen. Nehmen wir die deutsche Challenger-Bank N26, die zu den Mobileonly-Banken der ersten Stunde zählt und mit ihrem Konzept sehr erfolgreich ist – auch wenn N26 zuletzt mit Sicherheitslücken und Schwierigkeiten im Kundensupport zu kämpfen hatte. Die etablierten Banken haben jetzt noch die Gelegenheit, sich einerseits einiges von den neuen Mitbewerbern abzuschauen und deren Angebot zu übertrumpfen

Oliver Weber, Executive Vice President, Crealogix

Die Wechselbereitschaft ist vorhanden Eine von Crealogix in Auftrag gegebene Umfrage unter rund 750 Schweizer Bankkun-

und andererseits Kapital aus ihrer hervorragenden Reputation als verlässlicher Partner zu schlagen. Sie geniessen hohes Vertrauen bei den Kunden und sind den Challengern damit einen Schritt voraus. Wie werden Fintechs aus dem Ausland wie N26 oder Revolut den Markt verändern? Als Mobile-only-Player setzen sie neue Massstäbe in puncto Benutzerfreundlichkeit – und tragen diese mit einer gesunden Aggressivität in den hiesigen Markt. Was raten Sie den Schweizer Finanzinstituten? Ich empfehle, mutig nach vorne zu schauen und mit kleinen Anwendungen zu beginnen. Setzen diese auf einer modularen Plattform auf, lassen sich daraus schnell umfassende und personalisierte Services aus eigenen und fremden Produkten anbieten.

Die Zürcher Swiss Fund & Finance Platform lanciert das SWIC-Gateway   Das Zürcher Informationsportal Swiss Fund & Finance will mit einer neuen Plattform auf Basis der Block­chainTech­nolo­g ie eine Brücke zwischen der Krypto-Welt und der traditionellen Finanzwelt schlagen. Dafür entwickelt das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Spezialisten aus der Blockchain-Branche, Bankern und Experten aus der Finanzproduktwelt das SWIC-Gateway. Autorin: Elsbeth Bruderer

Stefan Bucher ist Verwaltungsratspräsident der Swiss Fund & Finance Platform.

M

it dem SWIC-Gateway, das von der Betreiberin der Swiss Fund & Finance Platform (SF&FP) entwickelt wird, haben Investoren die Möglichkeit, jegliche Assets – von bankable bis non-bankable – zu handeln. Anleger sollen auf dem neuen Portal Finanzhandelsgeschäfte mit Krypto-Währungen wie etwa Ethereum oder Bitcoin tätigen, Anlagen aber auch mit Fiat-Geld bezahlen können. Um dies zu ermöglichen, will die Plattform auch «Krypto-Wechselstuben» von Drittanbietern integrieren, die Fiat- in Krypto-Währungen tauschen, damit diese dann auf dem SWIC-Gateway in Finanzprodukte investiert werden können. «Unser Portal ermöglicht es Benutzern, digitale Transaktionen für diese Produkte und Dienstleistungen sicher, grenzüberschreitend und kostengünstig durch Disintermediation von Banken und anderen Dritten durchzuführen», sagt Stefan Bucher, Verwaltungsratspräsident der SF&FP. Durch diese Ausschaltung zwischengelagerter Stellen plant die SF&FP, ein integratives, blockchainbasiertes Ökosystem zu erschaffen, das den direkten Handel zwischen Finanzprodukten und Krypto-Währungen ermöglicht – «eine offene Plattform für die Zukunft der Finanzwirtschaft», wie es im Businessplan der SF&FP heisst. Das Vorhaben ist getragen von der Vi­ sion, «die Welt der traditionellen Finanzmärkte zu verändern, indem «wir ein neues kryptoökonomisches Umfeld schaffen, das Finanzhandelstransaktionen über eine blockchainbasierte Plattform ermöglicht». Bucher glaubt auch, dass «die Blockchain auf Dauer Bestand haben wird und grosse Investitionen in die Technologie getätigt

« Unsere Vision ist es, die Welt der traditionellen Finanzmärkte zu verändern, ­indem wir ein neues kryptoökonomisches Umfeld schaffen, das Finanzhandels­ transaktionen über eine blockchain-­ basierte Plattform ermöglicht. » Stefan Bucher, VRP, Swiss Fund & Finance Platform

werden». Im Jahr 2018 erreichte das globale Krypto-Handelsvolumen ein geschätztes Volumen von 7300 Milliarden US-Dollar und brachte über 2,2 Milliarden US-Dollar an Handelsgebühren ein. Eine Umfrage des Weltwirtschaftsforums ergab zudem, dass bis im Jahr 2027 10 Prozent des globalen BIP auf der Blockchain gespeichert sein werden. Die Blockchain-Technologie soll dabei für einen schnellen, transparenten, sicheren, korrekten und automatisierten Verkauf und Kauf von digitalisierten Vermögenswerten sorgen. «Wir sind hier, um diese Möglichkeit in die Tat umzusetzen», sagt Bucher.

Die Lücke zwischen der Krypto-Welt und der traditionellen Finanzwelt zu schlies­sen, ist allerdings noch ein schwieriges Unterfangen. «Nur wenige Menschen haben sowohl ein vertieftes Verständnis für die neue Technologie als auch professionelle Finanzerfahrung; das regulatorische Umfeld ist unklar; und natürlich widersetzen sich etablierte Unternehmen wie Banken dem disruptiven Wandel», erklärt Bucher die bislang eher schleppende Adaption der Technologie durch die Finanzindustrie. Die SF&FP indes möchte Teil der Disruption und nicht der Disruptierten sein – quasi Uber sein, statt «geubert» zu werden – und will diese mit dem SWIC-Gateway-Team vorantreiben, das aus Finanzexperten mit grosser Erfahrung und fundiertem Fachwissen besteht sowie durch ein globales Netzwerk unterstützt wird. «Wir sind einzigartig positioniert, um Werte zu schaffen und mit anderen Branchenteilnehmern zu teilen, Allianzen einzugehen, um Blockchain-Lösungen und Industriestandards zu entwickeln, und die Integration von traditionellen und KryptoFinanzierungen zu begleiten.» Das SWIC-Gateway soll eine breitere Palette von Produkten und Dienstleistungen für mehr Menschen bereitstellen. Im Vergleich zu einer traditionellen Börse, die eher den B2B-Kunden anspricht, ist das SWIC-Gateway als B2C-Platform konzipiert, auf der sowohl Privatpersonen als auch professionelle Anleger handeln können. «Der SWIC-Gateway ist dabei ein völlig neuer Vertriebskanal für die Finanzproduketindustrie», sagt Bucher. Partner, die sich dafür interessieren, am Projekt mitzumachen, können mit SF&FP über www.swissfundplatform.ch in Kontakt treten.


26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking MOVERS

Die Luzerner Kantonalbank als First Mover beim Crowdfunding Die Luzerner Kantonalbank will sich im Rahmen ­ihrer Unternehmensstrategie 2020@LUKB in eine digitale Bank transformieren. Dafür lancierte sie digitale Initiativen wie etwa die CrowdfundingPlattform funders.ch, auf der KMUs Risikokapital ­erhalten können. Ein E-Bike-Start-up sammelte so über 230 000 Franken ein.

ÜBER DIE LUKB

« Die Online-­ Identifizierung der Kunden gehört zur Zukunft des Bankings .»

Autorin: Elsbeth Bruderer

D

ie Digitalisierung in der Finanz­ industrie hat auch die etablierten Finanzinstitute längst erfasst. Eine Bank, die den schnell ändernden Markt mitgestalten will, ist die Luzerner Kantonalbank (LUKB). Schon vor drei Jahren lancierte sie mit funders.ch eine Crowdfunding-Plattform, um Projektstarter wie Erfinder, Kreative, Start-ups, KMUs, Vereine und gemeinnützige Organisationen mit Investoren zu verbinden. Funders.ch begann damals mit sogenanntem Crowdsupporting (siehe Kasten Crowdsupporting), bei dem die gesprochenen Geldbeträge nicht zurückerstattet werden, die Unterstützer jedoch eine materielle Gegenleistung erhalten. Vor einem Jahr erweiterte die LUKB funders.ch und bot als erste Bank auch Crowdlending (siehe Kasten Crowdlending) in der Schweiz an – die Kreditgewährung mittels Schwarmfinanzierung. Anleger stellen Unternehmern Kredite zur Verfügung. Als Gegenleistung erhalten die Anleger den Kreditbetrag zuzüglich Zinsen zurück. Erfolgreich finanziertes Projekt Ein Beispiel für eine solche erfolgreiche

Die 1850 gegründete Luzerner Kantonalbank AG (LUKB) ist mit rund 1000 Mitarbeitenden die führende Bank im Kanton Luzern. Sie betreibt insgesamt 26 Geschäftsstellen, eine davon in Zürich, und gehört zu den grössten Schweizer Kantonalbanken. Zu ihren Kerngeschäftsfeldern gehören die Immobilien- und Unternehmensfinanzierung, die Vorsorge sowie die Vermögensberatung und -verwaltung. (Quelle: LUKB)

Schwarmfinanzierung ist das Start-up Aureus Drive, das schnelle E-Bikes entwickelt und via funders.ch bereits über 230 000 Franken einsammelte und so in seine zukünftige Entwicklung investierte. Für die LUKB ist die Crowdlending-Erweiterung ebenfalls eine Investition in die ­Zukunft, betont der LUKB-CEO Daniel ­Salzmann: «Wir schliessen nicht aus, dass Crowdlending langfristig einen Teil unseres KMU-Kreditgeschäfts substituieren wird. Deswegen möchten wir bereits heute in diesem Bereich Erfahrungen sammeln – und bereit sein, wenn es darauf ankommt.» Funders.ch ist für die LUKB aber mehr als nur eine Crowdfunding-Plattform. Sie ist auch ein Versuchsfeld, um Neues im Markt zu testen. So führte die LUKB auf funders.ch etwa die automatisierte OnlineIdentifikation ein, mit der Nutzer sich online identifizieren und direkt in Crowdlending-Projekte investieren können. Der Gang zum Bankschalter für die Identifizierung entfällt somit. «Diese Form der Interaktion mit unseren Kunden gehört auch zur Zukunft des Bankings. Dank der Online-Identifikation lernen wir bereits heute, worauf wir bei der elektronischen Identifikation achten müssen», so Salzmann.

Auch ist die LUKB seit Oktober 2018 Mitglied des Konsortiums SwissSign Group, das sich zur Aufgabe gemacht hat, in der Schweiz die breit abgestützte elektronische Identität Swiss­I D einzuführen. Die SwissID wird auf funders.ch im Juni 2019 implementiert. Die Investition in weitere digitale Initiativen ist denn auch fester Bestandteil der Unternehmensstrategie 2020@LUKB, womit sich die Bank mittelfristig digital transformieren will. Die Luzerner Kantonalbank möchte etwa mehr Betreuungszeit für die Kundenberatung schaffen, die Effizienz steigern und setzt dafür auf digitale Angebote kombiniert mit hohem Komfort und gelebter Kundennähe.

Daniel Salzmann, CEO, Luzerner Kantonalbank

CROWDFUNDING So funktioniert Crowdsupporting Beim Crowdsupporting finanziert eine Vielzahl von Personen (die Crowd) gemeinsam eine Idee, ein Projekt oder ein Vorhaben eines Starters (Projektinitiator). Der Starter beschreibt sein Projekt in einem Video, mit Bildern oder mit Texten. Zudem legt er sein Finanzierungsziel, die Laufzeit seiner Kampagne und die Gegenleistungen fest. Alle, die den Starter bei der Verwirklichung seiner Idee helfen möchten, können ihn finanziell unterstützen. Als Dank für ihre Unterstützung können sich die Funder ihre Gegenleistung (z. B. das ferti-

ge Produkt) auswählen oder die Idee unentgeltlich unterstützen. Kommt die Finanzierung zustande, fällt für die Starter eine einmalige Vermittlungsgebühr von 7% des Fundingbetrages an. So funktioniert Crowdlending Beim Crowdlending gewährt eine Vielzahl von Personen einem Unternehmen einen Kredit für die Umsetzung eines Vorhabens. Der Starter (Projektinitiator) beschreibt sein Vorhaben und den Kreditzweck. Ausserdem legt er den maximalen Zinssatz fest. Funder, die den Starter unterstützen möchten, ge-

ben einen Kreditbetrag sowie ihren individuell erwarteten Kreditzinssatz als Gebot ab. Ist die angestrebte Finanzierungssumme erreicht, erhält der Starter das gesuchte Kapital. Übersteigen die Gebote die gesuchte Finanzierungssumme, erhalten die für den Starter besten Gebote den Zuschlag (Auktionsverfahren). Kommt die Finanzierung zustande, fallen für die Kreditsucher und -geber je eine einmalige Vermittlungsgebühr von 0,8 % des erhaltenen (Starter) bzw. gesprochenen (Funder) Kreditbetrags an. Kommt eine Finanzierung nicht zustande, so entstehen weder für Starter noch für Funder Kosten.

Der Schweizer Crowdlending-Markt wächst Der Crowdlending-Markt in der Schweiz ist letztes Jahr um rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Das zeigen Zahlen von PwC, der Swiss Marketplace Lending Association und der Hochschule Luzern. Im i­ nternationalen Vergleich ist der Markt aber immer noch klein. Autor: Marcel Urech

diten an Privatpersonen, belief sich das Volumen auf 57 Millionen Franken. Der Bereich der hypothekarisch besicherten Kredite verzeichnete ein starkes Wachstum. 2017 vermittelte der Markt noch

kritische Grösse zu erreichen, um für institutionelle Investoren attraktiver zu werden. Aus Sicht der Autoren könnte sich ab einem jährlichen Marktvolumen von 1 Milliarde Schweizer Franken ein weiterer Wachstumsschub abzeichnen. Die Gewinnung von Geldgebern und Geldnehmern habe für die Plattformen eine hohe Bedeutung, heisst es in der Umfrage. Die Schwierigkeit im Crowdlending-Markt bestehe insbesondere darin, dass das Wachstum auf beiden Seiten in etwa ausgeglichen sein sollte. Ein weiterer kritischer Faktor für die Branche sei das Thema Reputationsrisiken. Verglichen mit weit entwickelten Crowdlending-Märkten wie Grossbritannien oder den USA liege der Schweizer Markt weiterhin im Rückstand, sagen die Autoren der

ÜBER CROWDLENDING Crowdlending beschreibt die Vermittlung von Fremdkapital zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern über das Internet. Es wird zwischen ­Krediten an Privatpersonen (Consumer Crowdlending), für Unternehmen (Business Crowdlending) sowie für Immobilien (Real Estate Crowdlending) unterschieden. (Quelle: HSLU)

Umfrage. Das im Crowdlending pro Einwohner investierte Volumen habe in der Schweiz im Jahr 2018 bei 30 Franken gelegen. Im Vorjahr seien es noch 22 Franken gewesen. In Grossbritannien habe der Wert im gleichen Jahr bereits bei 89 Franken gelegen, in den USA bei 119 Franken.

SO ENTWICKELTE SICH DER CROWDLENDING-MARKT IN DER SCHWEIZ SEIT 2012

Consumer  Business

300

Quellle: HSLU

Real Estate   Anzahl Kredite

261.9

3500 3000

250

70.5

200

186.7

2500

23.1

2000

150

134.4

1500

111.6

8.4 50

1000

55.1

100

2.9

0.9 0.9

2.1

3.5

2.1

3.5

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as Interesse am Schweizer Crowdlending-Markt steigt und steigt. 2018 gab es Crowdlending-Kredite im Umfang von 262 Millionen Franken, wobei vor allem institutionelle Anleger in den Markt investierten. Das zeigt die zweite «Crowdlending Survey», welche die Hochschule Luzern gemeinsam mit PwC und der Swiss Marketplace Lending Association erstellt hat. Ausser den Volumina wurden in der Umfrage auch die wichtigsten Herausforderungen aus Sicht der Plattformen erhoben. Laut der Umfrage wuchs der Schweizer Crowdlending-Markt 2018 gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent. Die untersuchten 13 Plattformen hätten Kredite im Umfang von 262 Millionen Franken finanziert. 2017 seien es 187 Millionen Franken gewesen. Im Jahr 2015 habe das Volumen der vermittelten Kredite bei lediglich 8,4 Millionen Franken gelegen. Das sei gerade mal 3,2 Prozent des diesjährigen Umfangs, heisst es in der «Crowdlending Survey». Einen grossen Anteil innerhalb des Crowdlendings habe das Business Crowdlending, also die Finanzierung von Schweizer KMUs. Dieser Markt habe letztes Jahr rund 134,4 Millionen Franken vermittelt. Anders sieht es im Consumer Crowdlending aus: Bei den Konsumkrediten, also den Kre-

23,1 Millionen Franken, 2018 waren es schon 70,5 Millionen Franken. Obwohl sich das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr verringerte, erwarten die Studienautoren weiterhin einen hohen Zuwachs. Auch institutionelle Investoren haben die neue Anlageklasse für sich entdeckt. Das Interesse von professionellen Anlegern wie Asset Manager, Family Offices, Fonds und vermögenden Personen steige markant. Ihr Anteil an den finanzierten Kreditvolumen bei den Schweizer Plattformen sei noch einmal leicht gestiegen. Je nach Plattform gebe es allerdings starke Unterschiede. Die meisten professionellen Investoren würden sich auf die grösseren Plattformen konzentrieren. Sowohl für den Gesamtmarkt als auch für einzelne Plattformen sei es zentral, eine


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26. Mai 2019  |  netzwoche.ch/ZukunftBanking

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Zukunft   Banking ZUM SCHLUSS

Das sind die verrückten Seiten des Blockchain-Hypes Nicht nur auf die ganz grossen Fragen der digitalen Zukunft suchen Blockchain-Macher Antworten. Die Technologie i­ nspiriert Tüftler und Spinner auf der ganzen Welt zu unkonventionellen und nicht immer ganz ernst gemeinten Lösungen. Sandro Morghen von Nexum hat die verrücktesten zusammengestellt. Autor: Sandro Morghen, Senior Experience Designer, Nexum; Illustrationen: Chris Vetterli

« You're going to give some random person on the internet money, and they're going to take it and go buy stuff with it. »

« Missfällt einem Leser ein Beitrag, klickt er auf den ‹Burn›-Button und macht so klar: ‹I don’t give a fuck.›»

Useless Ethereum Token

Fuck Token

« Mit der TruthahnBlockchain konnten 2018 rund 200 000 Truthähne aus 3500 Verkaufsstellen vom Konsumenten ­getrackt werden. »

«Wer an diesem Baum ­vor­beigeht, erhält eine Rechnung für den vom Baum ­produzierten Sauerstoff.»

Cargill Turkey Token

Sauerstoff-Blockchain

BT IMAGE/ Adobe Stock

Useless Ethereum Tokens – erfrischend ­nutzlos Bereits im Namen machen die Macher der «Useless Ethereum Tokens» unmissverständlich klar, dass Investoren dieser Krypto-Währung keine allzu grossen Erwartungen an Nutzen oder gar Rendite stellen sollten. Auf der Website werden die Besucher auch entsprechend begrüsst: «You're going to give some random person on the internet money, and they're going to take it and go buy stuff with it. Probably electronics, to be honest. Maybe even a big-screen television. Seriously, don't buy these tokens.» Der Warnhinweis konnte offenbar nicht alle Besucher davon abhalten, ihr Geld zu «investieren». Immerhin: Die Use­less Ethereum Tokens konnten eine Kapitalisierung von 61 843 US-Dollar realisieren. Trumpcoin – die patriotische Coin Zwar sind diese Kryptocoins nicht offiziell mit dem 45. Präsidenten der USA, Donald Trump, assoziiert, dennoch versprechen sie diesen in seinem Ansinnen zu unterstützen, das Land in eine «sichere und blühende Zukunft zu führen». Wie dies konkret zu bewerkstelligen ist, belassen die Macher von Trumpcoin im Dunkeln. Die Währung, die an verschiedenen Tradingbörsen gehandelt werden kann, hat einige Nachahmer auf den Plan gerufen, die ebenfalls auf digitale Währungen rund um politische Persönlichkeiten und Staatsleute setzen. So werben beispielsweise die «Putincoin» oder auch die «Mao Zedong Coin» um die Gunst, und die Geldbeutel, der Krypto-Fans.

Lotos Network – dezentralisierter ­Buddhismus Nichts weniger als die Art, wie Buddhismus erlebt und praktiziert wird, will das Blockchain-Vorhaben «Lotos Network» revolutionieren. Weil buddhistische Tempel bisweilen schwierig zu finden sind, möchte Lotos über den Blockchain-Ansatz eine Lösung bieten, wie Buddhisten aus der ganzen Welt Tempel auf digitalem Weg bereisen können. Zurzeit befindet sich das Konzept im Aufbau und Interessierte sind eingeladen, über ein öffentlich editierbares Whitepaper mit an der Idee und der Lösung zu arbeiten. Truthahn-Blockchain – transparent vom ­Bauernhof bis zur Gabel Der gebratene Truthahn gehört in den USA zu den Thanksgiving-Feierlichkeiten wie der Christbaum zum Weihnachtsfest. Auch in den Vereinigten Staaten werden Themen wie Transparenz und Nachhaltigkeit im Foodgeschäft zu einem stetig wichtiger werdenden Faktor. Unter dem Titel «From Farm to Fork» («vom Bauernhof bis zur Gabel») bietet der amerikanische Foodhersteller Cargill eine auf Blockchain basierende Lösung, die es Konsumenten ermöglicht, den Thanksgiving-Truthahn verlässlich und transparent bis zurück zur Farm, von der er stammt, zu verfolgen. Der Pilot von 2017 hat sich als überragender Erfolg herausgestellt – das Projekt wurde auch 2018 wieder durchgeführt. So konnten 2018 rund 200 000 Truthähne aus 3500 Verkaufsstellen vom Konsumenten getrackt werden.

Dazu wird ein Code auf der Firmen-Website eingegeben und schon erscheinen dank der verbauten Blockchain Informationen zum Herkunftsort, zur Farm sowie Fotos und Statements der Farmer-Familie. «Fuck Token» – dezentralisiertes ­Krypto-Karma «To give a fuck» beziehungsweise «Not to give a fuck» ist in der englischen Alltagssprache eine mehr oder wenige charmante Art, jemandem zu zeigen, dass er oder sie (oder ein Thema) einem wichtig ist – oder eben nicht. Die Macher des Fuck Tokens haben auf dieser Basis eine Art Social-Rating-System konzipiert. Die Idee: Wer auf einem sozialen Netzwerk, etwa auf Reddit, einen Artikel oder einen Post sieht, der einem gefällt, klickt den «Give a Fuck»-Button und sendet dem Verfasser somit seine Wertschätzung in Form einer kleinen Anzahl Fuck Tokens. Aber auch das Gegenteil soll möglich sein: Missfällt einem Leser ein Beitrag, klickt er auf den «Burn»-Button und macht so klar: «I don’t give a fuck». Gestartet sind die Fuck Tokens Mitte Juli 2018. Dabei konnte eine Kapitalisierung von knapp 1 Million US-Dollar erreicht werden, was gut 70 Millionen vergebener «Fucks» entspricht. Zurzeit arbeitet das Unternehmen nach eigenen Angaben an der Implementierung der sozialen Funktionen und der Verbreitung der Lösung im Social Web. «CryptoCelebrities» – Prominente sammeln Mit der Ethereum-Anwendung «Crypto­ Celebrities» können User auf der Basis von

Blockchain-Smart-Contracts virtuelle Avatar-Spielkarten mit dem Konterfei von Prominenten sammeln und handeln. Im Angebot unter anderen Angelina Jolie, Donald Trump, Ethereum-Gründer Vitalik Buterin. Jeder Prominente ist nur ein Mal im «CryptoCelebrities»-Universum vertreten und kann im Wert sinken oder steigen. Der Wert der virtuellen Promis wird in der Krypto-Währung Ethereum ausgegeben. Manche Persönlichkeiten werden zu einem Gegenwert von über 10 000 US-Dollar gehandelt. So sind beispielsweise für den anonymen Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto rund 13 000 US-Dollar in Ethereum fällig. Die «Sauerstoff»-Blockchain – dezentra­ lisierte Natur Emilian Enev, CEO des Blockchain-Startups «Recheck», wurde kürzlich von der amerikanischen Tech-News-Plattform The Next Web zu der ihm bekannten verrücktesten Blockchain-Ideen befragt. Seine Antwort lässt erahnen, zu welch bizarren Gedankenflügen das Blockchain-Prinzip manchen findigen Unternehmer inspiriert: «Ich kenne eine Firma, die an einer Technologie arbeitet, die es Usern ermöglicht, Bäume zu pflanzen und diese mit einem Micro-Controller und einem Wallet sowie mit einer Blockchain zu verbinden. Über die integrierten Sensoren wäre es dann möglich, zu eruieren, wer an diesem Baum vorbeigeht, und dieser Person den produzierten Sauerstoff in Rechnung zu stellen.» So weit, so ungewöhnlich. Enev

führt weiter aus: «Das gehört zu den verrücktesten Ideen, von denen ich je gehört habe. Aber das Beste ist: Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass ein solches Konzept funktionieren könnte. Um ehrlich zu sein, bin ich vom Konzept ziemlich beeindruckt.» «CryptoZombies» – Lernspiel für BlockchainProgrammiersprachen «CryptoZombies» ist ein Browser-Game, das die Programmierung von Smart Contracts über das Bauen eigener KryptoSammel-Spiele vermittelt. Dabei werden in browserbasierten Step-by-Step-Lektionen die Basics der Blockchain-Programmiersprache «Solidity» beigebracht. Am Ende der ersten Lektion hat der Lernende ein eigenes, vollwertiges Blockchain-Spiel entwickelt; so versprechen es die Macher. Ersonnen wurde die Anwendung von einem Plattformanbieter im BlockchainUmfeld, mit dem Ziel, mehr Entwickler für Krypto-Apps auf der Basis der EthereumBlockchain zu begeistern. Die Blockchain lebt Ob nützlich, seltsam, verrückt, bizarr, grotesk oder einfach nur klamaukesk – die Experimentierfreude rund um Kryptocoins und anderen Blockchain-Anwendungen und die gelebte Themenvielfalt gerade auch bei kleinen Initiativen beweisen, dass das Ökosystem Blockchain lebt. Und wer weiss: Vielleicht entwickelt sich aus einer anfangs belächelten Idee auch die Mega-Innovation von morgen.


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