b!v_a #12
Sich im Internet gegen Hate Speech einzusetzen, ist Arbeit. Emotionale Arbeit, um genau zu sein, und frustrierend noch dazu. Warum ich sie trotzdem mache – und glaube, dass sich noch viel mehr daran beteiligen sollten. [CW: Dieser Text reproduziert antifeministische, inter- und transfeindliche Sprache.] „Feminismus will Männer abschaffen!“ und „Es gibt nur zwei Geschlechter!“ oder „Das ist doch nur ein verkleideter Mann!“ Schon mal gelesen? Ich lese sowas jeden einzelnen Tag, denn ich moderiere unter anderem eine feministische Facebookseite und treibe mich auch sonst im feministischen Teil des Internets herum. Da kommen nicht nur üble Kommentare von Antifeminist*innen, sondern manchmal auch Transfeindliches o. ä. aus den eigenen Reihen. „Don’t feed the troll“, heißt es da oft, füttere den Troll nicht. Und klar, es wäre viel angenehmer und einfacher für mich, einfach wegzuschauen – keine Kommentare mehr zu lesen, vielleicht sogar komplett offline zu gehen. Zu hoffen, dass den Trollen einfach langweilig wird, wenn niemand auf ihren Scheiß antwortet. Dass sie sich am besten in Luft auflösen. Trotzdem mache ich mir immer wieder die Arbeit, auf solche Kommentare zu antworten. Und ja, ich empfinde es als (emotionale) Arbeit, mich immer wieder mit Hass und Hetze im Netz auseinander zu setzen. Weil ich dabei nicht explodieren und die Trolle wüst beschimpfen darf, sondern meine Gefühle im Zaum halten muss. Sobald ich mich provozieren lasse, habe ich den Schlagabtausch verloren. Stattdessen muss ich ruhig bleiben und persönliche Beleidigungen mit rationalen Argumenten kontern. Andere werden als Community Manager*innen dafür bezahlt, ich mache es teils privat, teils ehrenamtlich. Statt mir hasserfüllten Mist durchzulesen, könnte ich in dieser Zeit auch etwas Schönes tun. Ich könn16
Bekämpft den Troll !
te mit Freund*innen ein Heißgetränk der Wahl trinken. Ich könnte Bücher über feministische Theorie lesen. Ich könnte neoliberaler Produktivitätslogik zum Trotz ein Nickerchen machen. Stattdessen arbeite ich unbezahlt daran, dem Patriarchat Kommentar für Kommentar Steine in den Weg zu legen. Es ist eine frustrierende Arbeit, mit Worten gegen Trolle und Hater*innen vorzugehen. Nicht zuletzt, weil es auf den ersten Blick so widersinnig erscheint. Denn ja, damit bekommen sie die Aufmerksamkeit, die sie möchten. Sie plustern sich dann so richtig auf, feiern sich dafür, eine Feministin „getriggert“ zu haben (und verwenden damit bewusst oder unbewusst ein Wort, das hier nichts zu suchen hat). Ich mache mir keine Illusionen darüber, dass meine Kommentare die Trolle, Antifeminist*innen und Hater*innen ihre Einstellungen verändern würden. Ginge es mir darum, wäre ich längst verzweifelt. Aber um die Urheber*innen von Hass und Hetze geht es mir überhaupt nicht. Es geht mir um die, die stumm mitlesen. Die Unentschlossenen zum Beispiel, die nicht so recht wissen, wie sie mit den Behauptungen der Trolle umgehen sollen. Will der Feminismus echt alle Männer kastrieren? Gibt es