winter 2018/19
Ausgabe 19 | € 5,50 | www.bregenzerwald.at
reisemagazin
Die drei großen Wintersportgebiete Winteridylle unterm Hochhäderich Shapen im Snowpark Langlauf als Bewegungstherapie Handwerk und Design Die Architektur des Handwerks Kulinarik im Bregenzerwald: Tüftler und Cineasten
Florian Punzenberger Langlauf als Therapie
reisemagazin bregenzerwald · 1
Raiffeisen. Meine Bank im Bregenzerwald
Wenn ’s um unsere Region geht, ist nur eine Bank meine Bank. www.raiba.at
Editorial Reisebegleiter Bregenzerwald Parallel zu diesem Magazin erscheint halb jährlich (Winter/Sommer) der Reisebegleiter Bregenzerwald mit allen Informationen zum Tourismusangebot der Region.
Herlinde Moosbrugger ist Geschäftsführerin von Bregenzerwald Tourismus
Im Sommer von Wandern (inklusive kleiner Wanderkarten) über Outdoor-Aktivitäten, Programm mit Kindern, Kultur, Baukunst und Kulinarik bis zum Wohlfühl-Angebot.
Megatrend Gesundheit
Im Winter von Ski alpin, Langlauf, Snowboarding, Winterwandern bis zu Kultur, Baukunst, Kulinarik und Wohlfühlen.
winter 2018/19
Ihr persönliches Exemplar des Reisebegleiters erhalten Sie kostenlos bei Bregenzerwald Tourismus.
b r eg e n z e rwa l d
reisebegleiter
bis 17 Uhr
sterreich 0 nzerwald.at
winter 2018/19 Anregungen & Adressen. Ihr Reisebegleiter durch den Bregenzerwald.
AutorInnen dieser Ausgabe 03.07.2018 15:06:32
Die erste Auskunftsstelle Das Informations- und Service-Center in Egg berät Sie über alle Belange des Bregenzerwaldes und über Ihren Urlaub. Hier finden Sie u.a. einen frei zugänglichen InternetTerminal, eine Vorverkaufsstelle für den 3-Täler-Skipass sowie eine Ausgabestelle für die Bregenzerwald Gäste-Card. Bregenzerwald Tourismus Gerbe 1135, 6863 Egg Vorarlberg, Österreich T +43 (0)5512 2365 F +43 (0)5512 3010 info@bregenzerwald.at www.bregenzerwald.at Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr
www.facebook.com/BregenzerwaldTourismus www.youtube.com/bregenzerwaldtourism www.instagram.com/visitbregenzerwald
Thorsten Bayer: Journalist und Autor in Vorarlberg Milena Broger: Köchin und Autorin im Bregenzerwald Markus Curin: Journalist und Kulinarikexperte in Vorarlberg Robert Fabach: Architekturpublizist in Vorarlberg Birgit Feierl: Germanistin und Autorin in Wien Walter Fink: Journalist und Autor in Vorarlberg Thomas Geisler: Geschäftsführer des Werkraum Bregenzerwald Toni Innauer: Olympiasieger im Skispringen, Sportexperte und Unternehmer Reinhard Johler: Universitätsprofessor in Tübingen Babette Karner: Autorin in Vorarlberg Irmgard Kramer: Schriftstellerin im Bregenzerwald Bartholomäus Natter: Musiker und Autor Peter Natter: Philosoph und Schriftsteller Birgit Rietzler: Dichterin im Bregenzerwald Armin Thurnher: Herausgeber der Wochen zeitschrift „Falter“ in Wien
Auch vermeintlich ländliche, idyllische und landschaftsbewahrende Regionen wie der Bregenzerwald sind von den tiefgreifenden Veränderungen der „großen“ Welt nicht aus genommen. Sogenannte „Megatrends“ muss man nicht erst voraussagen, denn sie sind schon eine Weile in Entwicklung und markie ren Veränderungen, die uns mehr und mehr prägen und auch noch lange prägen wer den. Megatrends sind Tiefenströmungen des gesellschaftlichen Wandels. Ein Megatrend wirkt auf jeden einzelnen Menschen und umfasst alle Bereiche der Gesellschaft: Wirt schaft und Politik, Wissenschaft, Technik und Kultur und natürlich auch den Tourismus. Megatrends verändern die Welt, zwar lang sam, dafür aber grundlegend und lang fristig. Ein uns allen seit langem bekannter und stetig wichtiger werdender Megatrend ist „Gesundheit“. Gesundheit bedeutet nicht mehr nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern beschreibt ein Bewusstsein für die richtige Balance der eigenen Lebensenergie. Menschen unternehmen in ihrem alltägli chen Leben immense Anstrengungen, um ver meintlich oder tatsächlich gesund zu leben. Darauf wollen sie dann im Urlaub auf keinen Fall verzichten. Idealerweise sollte das Leben im Urlaub möglichst noch gesünder sein als das im Alltag. Gesunde Ernährung, Entspan nung und vor allem genügend richtige Bewe gung sollen zu einem allgemeinen Wohlbefin den, also zur Gesundheit beitragen. Da kommt nun der Bregenzerwald ins Spiel. Hier gehört Bewegung in der freien Natur zum Lebensgefühl – egal, welchen Sport man ausübt. Es gibt Sportarten, die geradezu therapeutische Wirkung haben, wie die Geschichte „Erleb den Flow auf Ski“ – Lang lauf als Bewegungstherapie“ in dieser Aus gabe zeigt. Als kleine Anregung, mehr Bewegung in der Natur einzuplanen – auch bei einem Urlaub im Bregenzerwald.
reisemagazin bregenzerwald · 3
München Lindau
Bodensee Bregenz Zürich Dornbirn Vorarlberg
Bregenzerwald Vorarlberg – Österreich
Feldkirch
Bludenz Innsbruck Wien
0 4
www.vorarlberg.travel www.vorarlberg.travel 4 · reisemagazin bregenzerwald
20 km
Österreich Austria
Inhalt
Die großen Wintersportgebiete des Bregenzerwaldes hören nur auf ein Wort: Schnee 6 Thomas Alton baut im Snowpark Damüls mit seiner Crew Hindernisse für Snowboarder Shapen, Mann, S-h-a-p-e-n! 14
Winter 2018/19 14 Auf dem Hochhäderich steht das Almhotel gleichen Namens mitten in einem Winteridyll 18 Langlauf als Bewegungstherapie: „Erleb den Flow auf Ski!“, empfiehlt der Physiotherapeut Florian Punzenberger 22
22 Das Motto der Künstlerin Luka Jana Berchtold aus Schwarzenberg Nichts lassen, wie es war 30
Eine philosophische Betrachtung des Bregenzerwaldes mit Sigmund Freud Es geht ums Wiederfinden 24
Das Ergebnis der Architektur des Betriebsgebäudes der Tischlerei Mohr in Andelsbuch Staunen, lachen, wohlfühlen 38
Der Bauer Bruno Metzler betreibt für seine Kinder ein Gefährt für den Schulweg: eine Privatseilbahn 26
26
28
30
Armin Thurnher über den ehemaligen Landesrat Erich Schwärzler Er sagte nur „Weihnachten“ 34
Kolumnen:
Aus der Luft gegriffen 17 G’hörig Wälderisch 29 Wälder, weit, weit weg 31 Alphabet des Waldes 35 Handwerk und Design 36 Felder und Wälder 41
Innovativer Koch im Traditionshaus Tüftler Jonathan Burger 44 Die Kulinarik des Bregenzerwaldes Cineastische Leckerbissen 47
Service:
Tipps der Redaktion 53 Buchbare Angebote 56
Bregenzerwälder Architektur ergehen Ein Umgang in Mellau 42
42
Milena kocht Topfenknödel mit Sig 50
Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Bregenzerwald Tourismus GmbH, Gerbe 1135, 6863 Egg, Österreich Konzeption/Redaktion: Fuchs & Partner, Wien Konzeption/Gestaltung: Frank Broger Fotografie: Adolf Bereuter Fotoredaktion: Margret Broger Druck: Druckhaus Gössler, Bezau
5 · reisemagazin bregenzerwald
reisemagazin bregenzerwald · 5
6 ¡ reisemagazin bregenzerwald
Schnee Aller guten Dinge sind drei, sagt man. Doch die drei großen Skigebiete im Bregenzerwald, Diedamskopf, Damüls- Mellau und Warth- Schröcken, brauchen nur ein Wort für das große Vergnügen. Genau: Schnee
reisemagazin bregenzerwald · 7
„Die Pulverschneehänge am Diedamskopf gehören zu den schönsten, die ich kenne“, sagt ein begeisterter Tourengeher und Tiefschneefahrer. Zu den schönsten? Unter denen sind auch Damüls-Mellau und Warth- Schröcken, oder? Aber klar! Diedamskopf: Auf Rampen und im Pulver
Über 2.000 Meter Seehöhe und tief im Schnee: Gleich unterhalb des G ipfels liegt die Bergstation der Gondel bahn auf den Diedamskopf. Von der Panoramaterrasse des Bergrestau rants aus sieht man die rund 300 Gip fel des Bregenzerwaldes sowie der Allgäuer Alpen in der Sonne strah len. Aber wer kommt schon bloß zum Schauen? Fahren wollen wir! Dazu gibt es b estens präparierte Pisten aller Schwierigkeitsstufen. Sogar verwöhnte Ski-Hasen finden hier ihren Fahrspaß: zehn Kilometer talab, wobei 1.200 Höhenmeter überwunden werden. Freestyler lassen so etwas links liegen. Sie schrauben sich lieber durch und über die 35 Rampen und Kicker des Diedamsparks. Und dann gibt es die, denen die ausgeschilderten Pisten bloß anzeigen, wo sie sicher nicht fahren wollen. „Die Pulverschnee hänge am Diedamskopf gehören zu den schönsten, die ich kenne“, sagt der begeisterte Tourengeher und Tief schneefahrer Thomas Dietrich aus Mellau. „Der Naturschnee dort ist bis in den Frühling hinein ein Traum!“ Einen Skipass braucht er trotzdem.
Tipp:
3-Täler-Skipass Wer mehr als 2,5 Tage im Bregenzerwald Ski fährt, ist mit dem 3-Täler-Skipass abwechs lungsreich unterwegs. Der 3-Täler-Skipass gilt für alle Skigebiete im Bregenzerwald sowie in den Nachbarregionen Großes Walsertal, Bal derschwang und im Tiroler Lechtal. Außerdem kann man mit dem Skipass die Skibusse benüt zen, die die einzelnen Skigebiete miteinander verbinden. Inhaber des 3-Täler-Passes können gegen einen Aufpreis nach Lech Zürs am Arl berg und somit im Ski Arlberg-Gebiet fahren. www.3taeler.at
8 · reisemagazin bregenzerwald
„Der Naturschnee ist bis in den Frühling hinein ein Traum.“ Thomas Dietrich, Tiefschneefahrer
reisemagazin bregenzerwald ¡ 9
Warth-Schröcken: Tor zum Mekka der Skifahrer
Dort, wo der Bregenzerwald beinahe schon aufhört, beginnt für viele erst das richtige Skifahren. Das Skigebiet Warth-Schröcken war längst eines der größten im Land, ehe es auch das noch übertraf. Über den Auenfeldjet ist es nun mit Lech-Zürs verbunden. Die Flexenbahn wiederum führt von Zürs nach Stuben/Rauz. So steht man plötzlich in der Skiregion Ski Arlberg. Manche sagen Mekka dazu, weil sie sich jedes Jahr auf „die Haddsch“ hier her aufmachen. Über 300 Pistenkilo meter, beinahe neunzig Liftanlagen. Das größte Skigebiet Österreichs, eines der größten der Welt. Und in Warth fängt alles an. Auch der Weg zum „Run of Fame“. Die Runde ist den Skilegen den vom Arlberg gewidmet. Auf 85 Kilometer Piste und 18.000 Höhenme tern kann man sich skifahrend an ihre Leistungen erinnern. Mindestens bis Ostern und auf über 2.500 Meter See höhe. Was ist Schnee? Wasser in seiner schönsten Form.
10 · reisemagazin bregenzerwald
reisemagazin bregenzerwald ¡ 11
Damüls-Mellau: Ideal für Familien und Freerider
Hundert Kilometer Piste. Das freut den Wintersportler, denn wer will schon immer dieselbe Strecke fahren? Für Familien hört im Skigebiet Damüls-Mellau das Ski- und Snow boardvergnügen nie auf. Zeitgemäße Liftanlagen (wer, und sei er Nostalgiker, hängt schon gern an alten?), 10erGondelbahn und zwei beleuchtete Ski tunnel. Nein, Geisterfahrer kommen einem hier sicher nicht entgegen, denn welcher Ski oder welches Board läuft schon aufwärts? Für Freerider ist das genau der richtige Platz – ganz genau, denn hier liegt der größte Snowpark des Landes. „Super ist, dass man nicht so weit ins Tal hinein fahren muss“, erklärt Snowpark-Chef Alton den Erfolg des Skigebiets auch bei Tagestouristen (siehe auch Porträt Seite 14). „Man parkt bequem in Mellau und ist mit der Gondel in sechs Minuten im Skigebiet.“ Bartholomäus Natter
12 · reisemagazin bregenzerwald
reisemagazin bregenzerwald ¡ 13
14 ¡ reisemagazin bregenzerwald
Thomas Alton erklärt, was er mit seiner fünfköpfigen Crew im Snowpark Damüls eigentlich macht. Mit Schneeschaufeln hat es auch zu tun, aber sagen Sie das nie laut. Denn tatsächlich geht es um mehr, viel mehr!
Shapen, Mann, S-h-a-p-e-n!
„Man sagt ‚shapen‘, nicht s chaufeln!“ Freundlich, aber bestimmt kommen die Worte, begleitet von einer Eisfahne, aus seinem Mund. Ich hatte nach seiner Arbeit im Snowpark gefragt. „Fünf Meter um jedes Hinder nis ist alles Handarbeit. Immer.“ Wenn Thomas Alton über die Arbeit, pardon: das Shapen, im Damülser Snowpark spricht, leuchten seine Augen und machen klar: Das ist Leidenschaft. Eigentlich stammt er aus Feldkirch. Das liegt … – ist auch egal. Jedenfalls kennt er in Damüls jeden Hügel – dank Opa und Oma. Seine Großeltern fuhren zur Sommerfrische nach Ober damüls. Da gibt es im Sommer auch manchmal Schnee. Viel mehr davon allerdings im Winter. Deshalb ver brachten seine Eltern mit ihm dort ihre Skiurlaube. Skiurlaube? Das war in der Kindheit. Heute steht er am Snowboard. Das erste Brett bekam er im Sportgeschäft seiner Familie zu Gesicht. Seitdem folgt er einem Motto: Das Brett bedeu tet die Welt. 17-jährig. Freestyler, fasziniert von den amerikanischen Profis und ihren großen Parks. Hierzulande? Fehlan zeige. So musste er die Sache, besser gesagt die Schaufel, selbst in die Hand nehmen. Vor das Shapen hat Gott den damaligen Betriebsleiter und heutigen Geschäftsführer der Skiregion, Markus Simma, gestellt. Und er vernahm die Worte aus Altons Mund: „Darf ich hier ein paar Schanzen bauen?“ Du darfst, mein Junge, du darfst. Nein, so hat er es nicht gesagt, es ist aber auf das Gleiche hinausgelaufen. reisemagazin bregenzerwald · 15
Alton zeichnet Pläne und gibt beim Schlosser ums Eck Rails sowie Boxen in Auftrag. Den Pistenraupenfahrer lässt er die Schneemassen nach seinen Vorgaben verschieben. „Es war alles ziemlich ungenau“, sagt der heute 36-Jährige über damals in Damüls. „Die Dimensionen stimmten nicht. Aber es war auch cool, weil es das sonst nirgends gegeben hat.“ Aus dem unbeholfenen Versuch wird allmählich ein professioneller Park. Jedes Jahr in den Semesterferien shapt Thomas Alton mit seinen Kolle gen den Snowpark Damüls. Ab 2003 hat er eine Firma namens „Parkde sign – Snowpark Management“ und kurz darauf den ersten Angestellten fürs Shapen. Heute ist er Chef einer fünfköpfigen Shapecrew. Was, die schaufeln eine ganze Wintersaison hindurch im und am Snowpark? Natürlich nicht. Sie shapen. Beim ersten Schneefall.
Die Shapecrew während einer Pause
16 · reisemagazin bregenzerwald
„Sobald die Pistenraupe ihre Ketten in den Schnee setzen kann, beginnt Hannes ihn zusammenzuschieben.“ Hannes, der ehemalige Snowboard profi Johannes Metzler aus Mellau, ist Parkraupenfahrer und rechte Hand des Chefs. „Ich bin leider nur dreimal die Woche in Damüls“, bedauert Alton. „Aber Hannes hält mich auf dem Lau fenden. Er ist seit über acht Jahren dabei und weiß genau, worauf es mir ankommt.“ So wie die übrigen Crew mitglieder. Sonst wären sie nicht hier. „Du kannst diesen Job nur machen, wenn du selbst Snowboarder oder Freeskier bist“, erklärt Alton. „Andern falls hast du keine Ahnung von den Absprüngen, den Radien und den For men der Obstacles. Außerdem lege ich
Aus der Luft gegriffen Olympiasieger im Skispringen, Sportexperte und Unternehmer (www.innauerfacts.at) – Toni Innauer aus dem Bregenzerwald
On Air
Thomas Alton beim Shapen Wert auf höchste Qualität. Diese kann nur erreichen, wer mit Leidenschaft dabei ist.“ Neben Hannes Metzler bringen die auch zwei junge tschechische Snow boarder auf: Für Thomas ist es heuer die vierte Saison, für Jan bereits die sechste. Jan? Jeder hier nennt ihn „the Machine“, schließlich arbeitet er für zwei. Neu im Team ist Simon. Vor der „Machine“ muss er sich aber nicht fürchten. Er ist Mitglied im Damülser Freestyle Team und laut seinem Chef „ein wilder Hund und einer der bes ten Freeskier im Land“. René kommt aus dem Allgäu. Nicht nur das, in ihm kommen ein Snowboarder und ein Zimmermann zusammen. „Die per fekte Kombination“, grinst Alton. „Als
Boarder hat er Vorkenntnisse und als Handwerker kann er mit Werkzeug gut umgehen.“ Alton ist vor kurzem Vater geworden. Auch betreibt er in Feldkirch ein Sport geschäft. Feldkirch? Wir reden hier von Damüls. Da ist er so oft wie möglich. Und arbeitet – halt, wieder falsch: s-h-a-p-t – mit. „Man kann nur ein guter Chef sein, wenn man selbst mitbuckelt. Sonst nehmen dich die anderen nicht ernst.“ Und wo soll die ganze Buckelei enden? „Natürlich haben wir Ideen für die Zukunft. Zu viel möchte ich aber noch nicht verraten!“ Das wird der Freestyle-Szene wenig gefallen. Aber wer wartet, darf auch die Vorfreude genießen. Am besten im Damülser Snowpark. Bartholomäus Natter
„Das Fernsehen kommt.“ – Im hinteren Bregenzer wald und Ende der 1960er-Jahre war das eine Sen sation. Das ZDF war in der Talschaft, um Winterauf nahmen zu machen. Alle befanden sich in heller Aufregung. Es war die Zeit der starken Winter, der Drehteller mit Langriemen und der ersten leder nen Schnallenskischuhe auf Brettern, die über zwei Meter maßen. Wir Kinder rannten nach der letzten Stunde von der Volksschule zur Seilbahn. Unser Skitrainer Günter hatte versprochen, uns zu den Filmaufnah men mitzunehmen. Die „wildesten Hunde“ rund um meinen späteren Firmpaten und Skilehrer Adolf waren versammelt. Sie besprachen sich mit dem Produktionsleiter des ZDF-Teams und auch auffällig oft mit der hübschen Tonassistentin über die best möglichen Drehorte. Die Idee, von der fahrenden Seilbahngondel aus einen spektakulären Gelän desprung zu filmen, wurde geboren. Vierzig Jahre bevor die „CamCat“ im Skiweltcup ihren Einzug fei erte, filmte eine fahrende Kamera im Bregenzer wald schon aus der Vogelperspektive. Heutzutage dokumentieren Draufgänger auf Ski und Snowboard ihre waghalsigen Heldentaten mit dem Smartphone und stellen die Videos ins Netz. Die Aussicht auf schnellen Ruhm mischt sich mit Adrenalin und lässt die Risikobereitschaft gefähr lich ansteigen. Damals fasste auch der Josef aus dem Bezauer Oberdorf, stimuliert durch die dämpfende Wirkung des Neuschnees und das in der knallroten Gondel über ihm schwebende Fernsehteam, einen folgen schweren Entschluss: „Ich zeig denen einen Salto!“ Im Normalmodus alles andere als ein Akrobat, flat terte er gleichermaßen tollkühn wie unkontrolliert zwanzig Meter weit durch die Luft, um nach drei Vierteln der geplanten Drehung spektakulär im Pulverschnee einzuschlagen. Wie einen Orden der Luftwaffe und in stolzer Erinnerung präsentierte Josef am nächsten Tag seinen blütenweißen Gips am gebrochenen Daumengelenk. Einen Monat später flimmerte endlich der sehnlich erwartete Kurzbeitrag über unseren SchwarzweißBildschirm: Eindeutig zu erkennen war eigentlich nur einer. Und der wirbelte mit dem Kopf nach unten durch die Luft.
reisemagazin bregenzerwald · 17
Winteridyll
Ein Hochmoor unter dem Hochhäderich wird bei Schnee zu einer ganz besonderen Gegend für jede Form von Wintersport
18 · reisemagazin bregenzerwald
reisemagazin bregenzerwald ¡ 19
Auf einem Hochplateau zwischen Hittisau, Riefensberg und Oberstaufen liegt das Kojental mit dem schützenswerten Hochmoor. Familie Steurer hat hier am Fuße des Hochhäderich ein abwechslungsreiches Winterresort eingerichtet Wie ein sanfter Teppich breitet sich das Moor aus. Es liegt auf einem Plateau ganz nah an der deutschen Grenze auf 1.300 Meter Seehöhe. Lat schen, Sonnentau und Waldhyazin then verbergen sich unter einer dicken Schneedecke. Mittendrin steht das Almhotel Hochhäderich. Es scheint hier gelandet zu sein, in dieser eigenen Welt, wo der Rest der Menschheit weit, weit weg ist. Tief Luft holen. Auf die ser romantischen, Menschengrenzen überschreitenden Spielwiese der Natur kann man sich austoben: zu Fuß, auf Ski und Langlaufski, mit Kinderwa gen, auf Pferden, Schlitten und Pferde schlitten, barfuß und auf Schneeschu hen, mit und ohne S töcke, sportlich oder gemütlich. Sämtliche Wege füh ren zum Almhotel. Die Geschichte der Familie Steurer, die hier mit unge heurer Energie und mit Weitblick so gut wie alles aufgebaut hat, ist eindrucksvoll.
Im Jahr 1932 kommt Johann Steurer als erstes von fünf Kindern in einer kleinen Landwirtschaft in Hittisau- Bolgenach, an der Ortsgrenze von Riefensberg, zur Welt. Sofern die Volksschule geöffnet ist, läuft der Bub täglich acht Kilometer. In den kal ten Kriegswintern bleiben ihre Türen wochenlang geschlossen, weil die Kohle zum Heizen nicht reicht. Die Schule interessiert Johann ohnehin nicht besonders, nur im Rechnen ist er der Beste. Der Vater zieht in den Krieg. Die Mutter bewältigt die Land wirtschaft und den Haushalt. Johann schaufelt Kies aus einer Grube. Damit müsste sich doch ein wenig Geld ver dienen lassen. Nach Jahren der Mus kelarbeit kann sich die Familie den ersten LKW leisten. 1950 gründet Johann mit seinem Vater die Firma Steurer. Die Brüder helfen mit und das Kieswerk wächst zu einem schönen Betrieb heran. Als Konrad, der Bruder, in der Grube direkt vor dem Wohn haus tödlich verunglückt, führt Johann die Firma allein weiter. Sein Bruder Gerold unterstützt ihn tatkräftig. Im Sommer sind die fünf Ange stellten gut mit Arbeit versorgt. Aber von dem bisschen Schneeräumen im Winter kann keiner von ihnen leben. Johann schaut sich nach Alternati ven um. Vom Kieswerk führt eine sechs Kilometer lange Straße übers
Gut unterwegs – egal, ob auf Langlaufski, zu Fuß oder mit dem Pferdeschlitten
20 · reisemagazin bregenzerwald
Hennenmoos hinauf auf den Hoch häderich. Dort oben auf der Nordseite liegt der Schnee sehr viel höher und länger als anderswo. Und weil das Ski fahren gerade boomt, baut er im Jän ner 1972 bei der Alpe Hennenmoos einen Übungslift. Kurz darauf kom men seine Zwillinge Isolde und Doris zur Welt. Im Herbst muss erneut ein Kom missionsbeamter mit der Schreib maschine im Gepäck aus Bregenz anreisen. Johann baut nämlich seinen ersten und im Jahr darauf den zweiten langen Schlepplift. Nun kann er seine Arbeiter vom Kieswerk ganzjährig beschäftigen. Die Skifahrer kommen in Scharen und bilden lange Warteschlangen um die Liftstation. Sie müssen parken, wol len essen und trinken. Aber es gibt nur einen Kiosk und die Hennenmoosalpe, die für die hungrigen Skifahrer zu klein wird. So fragt Johann alle Alpbe sitzer, ob sie Lust hätten, ein Gasthaus zu bauen. Keiner ist dazu bereit, daher kauft Johann einem Alpbesitzer ein Grundstück ab und wagt seinen größ ten Schritt: Im Jahr 1978 errichtet er noch zwei Lifte, eine neue Straße, eine Kläranlage, Strom- und Wasserleitun gen sowie ein SB-Restaurant für 300 Gäste mit einer großen Holzterrasse, drei Personalzimmern, vier Gästezim mern und drei Matratzenlagern. Das
Draußen zeigt der Winter seine Natur, drinnen im Almhotel Hochhäderich ist es sehr komfortabel
alles kostet sehr viel Geld. Weder die Gemeinde Hittisau noch Riefensberg sind bereit, für Johann Steurer zu bür gen. „Dem ist die Höhenluft zu Kopf gestiegen“, heißt es von allen Seiten. Aber er lässt sich nicht beirren und findet eine Bank, die sein Vorhaben finanziert. Die beiden Töchter von Johann absol vieren die Hotelfachschule in Inns bruck. Doris wird nach jahrelanger Mit arbeit im Betrieb Yoga-Lehrerin und die erste weibliche Betriebsleiterin für Seilbahnen in Österreich. Isolde wächst mit Haut und Haar in den Betrieb hin ein. Beim Baden an der Subersach lernt sie ihren Mann Norbert, einen Elek trotechniker, kennen. Er kann aber weit mehr: Er pflügt die Straße – wenn es schneit, schon um drei Uhr früh –, walzt die Piste, betreut die Kläranlage, die gesamte Technik und Elektronik im Haus, die Hackschnitzelheizung, die Wasseraufbereitungsanlage, die
Notstromversorgung, präpariert die Langlaufloipe und rettet die Gäste, wenn sie sich verletzen. Isolde und Nor bert sind ein unschlagbares Team, aus gerüstet mit Handys und einem Ohr für jedes Anliegen. Isolde und Norbert bekommen drei Kinder und investieren laufend weiter. Heute ist das Almhotel Hochhäderich eine umwelt- und kinderfreundliche Viersterne-Anlage mit mehreren Gebäuden, einem Hallenbad, einer Saunalandschaft, gut hundert Betten, exklusiven Suiten, einer Tiefgarage und einer Kinderwelt. Sämtliche Liftarbeiter sind bei der Firma Steurer angestellt. Die Schneekanonen sind ebenso in ihrem Besitz wie die Zufahrtsstraße. Das ist den Gästen nicht so wich tig. Sie kommen her, weil sie sich hier geborgen und trotzdem frei fühlen. Sie brauchen kein Skigebiet mit zigtau senden Pistenkilometern. Sie haben Gastgeber, die für sie da sind. Sie haben
eine Langlaufloipe vor der Tür, die zu den schönsten des Landes gehört. Sie machen Yoga, gehen schwimmen, wan dern, rodeln. Sie gönnen sich eine Mas sage, eine Weinverkostung oder lassen sich im Liegestuhl die Wintersonne auf die Haut scheinen. Die Kinder sind in der Skischule auf gehoben. Sie können nicht verloren gehen, weil alle Pisten beim Almhotel enden. Danach fahren die Kleinen Gokart, basteln, toben und dürfen sich abends am Kinderbuffet selbst bedie nen. Nachts funkeln die Sterne. Kein Verkehr. Man hört die eigenen knir schenden Schritte, das Schellen der Glocken des Pferdeschlittens oder das Trippeln eines Birkhuhns, das kurz seine Schneehöhle verlässt, um Nahrung zu suchen. Der Bach murmelt. Der Wind streicht durch die Wipfel. Ein Wassertropfen fällt von einem Eis zapfen. Der Hochhäderich ist wirklich eine Winteridylle. Irmgard Kramer reisemagazin bregenzerwald · 21
Erleb den Flow auf Ski! Wieso Winterwandern oder Langlaufen? Ganz einfach, weil die Bewegungen bei diesen Sportarten unserem Körper entsprechen. Der Bregenzerwälder Physiotherapeut Florian Punzenberger erklärt ihre Vorteile für Gesundheit und Wohlbefinden „Als Erstes ist der k örperliche Bewegungsablauf dieser zwei Sport arten zu nennen“, sagt Florian Punzenberger. Der 34-Jährige ist in Schoppernau aufgewachsen, heute als Physiotherapeut tätig und wohnt in Egg. „Wenn man die menschliche Anatomie in ihrer Funktion genauer
betrachtet, sind wir eindeutig Läufer. Das heißt, unser Körper funktioniert am besten, wenn er sich in natürli cher Weise bewegen kann.“ Gerade im klassischen Skilanglauf bewege der Mensch seine Muskeln so, wie er sie bewegen solle. Bierstemmen im Sitzen dagegen ist nicht so gesund: Zu viel
„Wir haben in unserem Alltag die Tendenz, unser Bewegungsmuster zu beschränken“
22 · reisemagazin bregenzerwald
Sitzen kann Verdauungsprobleme nach sich ziehen. Dagegen hilft Langlaufen: „Das Bewe gen in diagonalen Achsen entspricht unserem Grundaufbau. Als wichtiger Punkt ist die Atmung zu nennen. Beim richtigen Ausführen dieser Sportarten kommt eine natürliche, rhythmische Atmung zustande. Unser Körper funk tioniert in den unterschiedlichsten Rhythmen. Der Atem bildet hierbei eine Brücke und wir kommen sehr leicht in einen sogenannten ‚Flow‘, einen Zustand, der uns einfach mitträgt.“ Davon profitiert auch die Psyche: Im Idealfall wird der Kopf frei und man verliert das Zeitgefühl. Leistungs- und Konkurrenzgedanken müssen dazu allerdings in den Hintergrund treten. Punzenberger versteht Langlaufen
Langlaufen: „Das Bewegen in diagonalen Achsen entspricht unserem Grundaufbau“ und Winterwandern als ganzheitli che Sportarten. Damit kennt er sich aus. Nach seiner Grundausbildung als Physiotherapeut absolvierte er einen sechsjährigen Masterlehrgang in Osteopathie an der Donau-Universität Krems. Eine Ausbildung in Kinderos teopathie und vier Semester Philoso phie in Wien folgten. Doch sein Wis sensdurst ist noch längst nicht gestillt: Derzeit konzentriert er sich auf Yoga und Meditation. „Weiterbildungen sind sozusagen mein Hobby“, erzählt er lächelnd. „Doch je mehr man weiß, desto mehr wird einem bewusst, wie wenig man weiß.“ Die größten Unterschiede zum Ski fahren und Snowboarden sieht er in den Orten und in der Art, wie sie ausgeführt werden: „Langlaufen und
Winterwandern sind meist etwas ruhi ger. Man kann sich auf sich selber und die Landschaft konzentrieren. Hinzu kommt der Bewegungsablauf. Wir haben in unserem Alltag die Ten denz, unser Handeln nach vorne aus zurichten und dadurch unser Bewe gungsmuster zu beschränken. Beim Skifahren zeigt sich das vor allem an der Hocke. Beim Skilanglauf geschieht genau das Gegenteil. Es bedingt unsere Aufrichtung und Streckung, was gleichzeitig eine Körperöffnung bedeutet.“ Der positive Nebeneffekt: Verdauung und Stoffwechsel wer den angeregt, die Lungenkapazität erweitert. Als Wintersportler genießt Flo rian Punzenberger die Vorzüge seiner Heimat. Die Vielfalt an
Wintersportangeboten im Bregen zerwald, egal ob für Anfänger oder Profis, hat er nach seinen Jahren in der Großstadt doppelt zu schät zen gelernt: „Von einer flachen Ski langlaufpiste für Anfänger bis zu anspruchsvollen Schneeschuhwan derungen kann ich hier mit allem an der Haustür starten.“ Gästen mit Freude am Langlaufen empfiehlt er die Routen in Schopper nau und von Hittisau nach Balder schwang. Vor allem für Rodler, Win ter- und Schneeschuhwanderer sieht er das Gebiet um das 1.700 Meter hoch gelegene Neuhornbachhaus in Schoppernau als Geheimtipp: „Die Kulisse ist einfach überwältigend und für mich als Hinterwälder ein Stück Heimat.“ Thorsten Bayer reisemagazin bregenzerwald · 23
Es geht ums Wiederfinden
Der Philosoph Peter Natter nimmt sich im Bregenzerwald ein Buch vor und liest es mit Blick auf seine unmittelbare Umgebung. Diesmal: Sigmund Freud Diesmal begleitet mich eine ver hältnismäßig wenig umfangreiche Schrift aus dem ausgedehnten Werk des großen Arbeiters Sigmund Freud (1856–1939) in den Bregenzerwald.
24 · reisemagazin bregenzerwald
Dieser soll das Feld abgeben, das ich mit Freuds Gedanken und Erkenntnis sen bestellen will: Ackerbau und See lenanalyse unter einen Hut gebracht. Die seelischen Vorgänge, so lau tet Freuds umfassende These, sind so organisiert, dass die uns allen nur zu gut bekannten unlustvollen Spannun gen wie Hunger, Durst, Müdigkeit oder sexuelle Reize ein Verhalten hervor rufen, dessen Ergebnis in der Beseiti gung dieser Unlust bzw. in der Schaf fung von Lust besteht. Wir zielen über
kurz oder lang auf befriedigte Bedürf nisse, damit Ruhe herrscht und wir ungestört von uns selbst tun können, was zu tun ist. So weit, so gut – umso mehr, wenn es gelingt, diese Spannun gen auf eine sozial verträgliche, kul turell codierte Weise abzubauen. Das klingt in unseren Ohren nach einer ganz vernünftigen ökonomischen Auf fassung des menschlichen Handelns im Großen und im Kleinen und beson ders im Alltäglichen. Wenn es nur so einfach wäre.
Bild S. 25: © Max Halberstadt / Wikimedia Commons
Ein erster Stolperstein stellt sich uns in der Form der Zeit in den Weg, kon kret: in Form von Ungeduld, wiederum ökonomisch ausgedrückt: als Termin druck und Sachzwang. Das ist auch der erste Anlass, Freuds Buch zuzuklappen und den Blick vom Siebaner Hüsle aus über den Vorderwald und vom Bödele bis zum Pfänder weit den Horizont entlang schweifen zu lassen, innezu halten und dem Bregenzerwald das Wort zu erteilen. Die Zeit als drängen des Element ist hier, so habe ich das mehr als einmal erlebt, neutralisiert in den Rhythmen der Jahreszeiten, der Natur. In diese Rhythmen sind alle möglichen Unlustgefühle, sprich: Not wendigkeiten, sanft eingebettet. Was zu tun ist, ist vorgegeben. Freud nennt das Realitätsprinzip. Schon als Kind in den 1960er-Jahren habe ich bewun dert, unbewusst wahrscheinlich, wie die Bauern, geheimnisvollen Zeichen folgend und vertrauend, erkannten, wann welche Arbeiten anstehen. Ich habe intuitiv bewundert, welche Kraft es ihnen verliehen hat, dem Reali tätsprinzip zu folgen. Und dann, am Ende des Tages, am Feierabend, welche Ruhe und Befriedigung auf ihren ver schwitzten Gesichtern! Stichwort Ruhe: Das ist im Wind schatten der berühmten Entschleuni gung ein Hotspot oder Schwerpunkt im bregenzerwälderischen Tourismus angebot. Indem ich meinen Freud wie der aufschlage und weiterlese, kann ich es gut nachvollziehen: „Für den lebenden Organismus ist der Reiz schutz eine beinahe wichtigere Auf gabe als die Reizaufnahme.“ Vor gut hundert Jahren aufgeschrieben, hat der Gedanke nichts von seiner Gültig keit verloren, im Gegenteil, technische und elektronische Errungenschaften verleihen ihm zusätzliches Gewicht, mehr noch: Dramatik. Der Außenwelt entnommene Stichproben müssen für die innere Orientierung genügen, postuliert Freud. Die Frage ist also, wie
man es vermeiden kann, der Realität hinterherzuhecheln, ohne sie je einho len zu können, ähnlich dem Esel, dem man ein Büschel Heu vor das Maul gehängt hat, dem er folgt, ohne es jemals zu erreichen. Was nun ins Spiel kommt, ist das Spiel: „Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug“, schrieb Arthur Schnitzler, ein Zeitgenosse und Arztkollege von Freud. Ein Spiel war es: Das gibt viel leicht am besten wieder, wie ich das Wesen der Wälder und ihres Tuns, im Wesentlichen die Feldarbeit, ursprüng lich erlebt habe. Wie in jedem wahren
Der große Arbeiter Sigmund Freud Spiel geschah alles mit dem nötigen Ernst, aus tiefem innerem Antrieb und mit großem persönlichem Ein satz, aber auch mit ebenso viel Freude wie Selbstvergessenheit – eben spie lerisch. Die Frage aller Fragen ist die nach der Balance: „Das Wiederfinden der Identität ist selbst eine Lustquelle“, heißt es bei Freud. Was diesem Satz seine Spannung verleiht, ist die Beto nung der Wiederholung: Es geht ums Wiederfinden. Das ist etwas gänzlich anderes als ein einfaches Finden. So verweist Freud ausdrücklich auf den
konservativen Charakter der Triebe. Das halte ich für äußerst bedeut sam – und für urwälderisch: Es geht ums Bewahren, ums Nachholen, ums Zusammenbringen des Ursprüngli chen, nicht einfach des Alten, mit dem Gegenwärtigen. Triebe sind dann nicht etwas, das uns als ihre Knechte mit Peitschen vorwärtstreibt, sondern ganz im Gegenteil Kräfte, die wie starke Magnete für Ordnung sorgen, die uns dorthin ziehen, eigentlich: zügeln, wo es gut ist für uns. „Ziehe (o Jesus) die Seele mit Seilen der Liebe“, beschreibt eine Kantate von Johann Sebastian Bach (BWV 96) dieses System. Am Ende seiner Schrift lässt Freud einen Dichter sprechen, um seine Theorie auf den Punkt zu bringen, Friedrich Rückert (1788–1866). Erklärt nun Freuds Theorie den Bregenzer wald oder der Bregenzerwald Freuds Theorie? Keines von beidem, doch sind die Parallelen verblüffend, selbst wenn sie sich, wie es bei Parallelen üblich ist, erst im Unendlichen berüh ren. Rückert, den iranischen Dichter Al-Harîrî zitierend: „Was man nicht erfliegen kann, muss man erhinken.“ Dem ist nichts entgegenzustellen und wenig hinzuzufügen. Es ist eine jener Einsichten, denen man sich entweder stellt oder vor denen man davonläuft, auch wenn es eigentlich mehr ein Davonhinken ist. Es gilt dem Prinzip nach selbst und gerade im Zeitalter von Traktoren und Melkmaschinen, im Zeitalter von Milch- und Fleisch produktion statt Ackerbau und Vieh zucht. Und nicht einmal die blindwü tig angebetete Digitalisierung kann daran etwas ändern; sie kann es nur notdürftig und gewiss nicht glück bringend verschleiern. Der Bregen zerwald kann das lehren; und er muss es wieder lernen – warum nicht von Sigmund Freud? Sigmund Freud: Jenseits des Lustprinzips (1920), Studienausgabe Bd. III, S. Fischer Verlag 1975 reisemagazin bregenzerwald · 25
In der Privatseilbahn Die neun Kinder der Familie Ilga und Bruno Metzler fahren mit ihrer eigenen Seilbahn vom ÂBauernhof zur Schule
26 ¡ reisemagazin bregenzerwald
reisemagazin bregenzerwald ¡ 27
Ilga und Bruno Metzler betreiben in Alberschwende einen biologischen Milchkuhbetrieb mit 17 Kühen und Kälbern. Bruno bringt jedem Kunden die Bio-Milch in Flaschen sowie Jogurt und Eis persönlich nach Hause. Schön ist die Aussicht vom Hof über Rheintal und Bodensee – und abenteuerlich der tägliche Schulweg ihrer neun Kinder in einer Materialseilbahn Manchmal kann man sich schon darüber wundern, was in einer Land schaft so herumsteht: Bildstöcke, Zäune, Hütten, Ställe, Scheunen, Mas ten und Stützen, an denen Kabel hän gen. Von manchem weiß man nicht so genau, wozu es eigentlich dient. Etwa von dem Paar Kabel, das über Stützen von der Parzelle Greban bergab nach Alberschwende führt. Eine Stromlei tung ist es nicht. Ein neuer Skilift auch nicht. Doch im Morgengrauen begin nen die Kabel zu zittern. Da taucht oben an der Bergkante eine himmelblaue Kiste auf. Kinder kauern drin. Viele Kinder. Samt Hand arbeitskoffern, Schultaschen und Turn säcken. Eines macht noch schnell die Hausaufgabe. Eine Viertelstunde dau ert die Fahrt bei Sonne, Regen, Wind und natürlich auch im Winter, wenn es schneit. Im Dorf angekommen, gleitet das Gefährt zwischen zwei Wohnhäusern hindurch in ein unscheinbares Holz häuschen. Hier betrieben die Metzlers früher einen Milchautomaten – aber der rentiert sich heute erst ab 20.000 Einwohnern. Die Kinder klettern aus ihrer Kiste, legen Zeitung, Pakete und Einkäufe hinein. Dann gehen sie zur Schule. Oben sehen die Eltern, Ilga und Bruno Metzler, was unten passiert. Ist alles an Ort und Stelle, müssen sie schleunigst zurück an die Arbeit. Zweimal täglich wird gemol ken. Die Milch läuft direkt in einen 28 · reisemagazin bregenzerwald
Pasteurisator und von dort in EinLiter-Flaschen. Die leeren wäscht Ilga zuvor aus, die vollen etikettiert sie sodann und stellt sie in Körbe. Bruno trägt die Körbe in seinen Kühlwagen und macht sich auf einen langen Weg. Wöchentlich ist er vierzig bis f ünfzig Stunden im Rheintal unterwegs – neben der übrigen Arbeit, oft kommt er erst vor Mitternacht heim. Bezah len kann das niemand. Trotzdem ist Direktvermarktung für die Bauern die einzige Chance, über die Runden zu kommen. Bruno beliefert haupt sächlich Privatpersonen und Alters heime. Die Kunden schätzen es, dass seine Bio-Milch aus einem einzigen Stall kommt und in Glasflaschen gelie fert wird. Für so viel Qualität sind sie bereit, einen Euro sechzig auszugeben. Die leeren Flaschen nimmt Bruno wie der mit. Er muss sich mächtig einset zen, um junge Kunden zu gewinnen – Familien mit Kindern konsumieren mehr Milch als alte Menschen. Das gelingt ihm, seit er hochwertiges BioEis in sechs Sorten produziert. Familie Metzler träumt davon, ener gieautark zu sein. Viel fehlt nicht mehr. Schon vor über zwanzig Jahren hat Bruno damit begonnen, seine Visi onen umzusetzen: mit einer Hack schnitzelheizung für das Holz aus dem eigenen Wald und einer großen Photo voltaik-Anlage. Noch geht der erzeugte Strom komplett ins Netz der Vorarl berger Kraftwerke und wird von den Metzlers von dort bezogen, wenn sie ihn brauchen. Und sie brauchen viel. Der Energieaufwand für die neun Kin der, die Tiere und den großen Haushalt (auch der Vater lebt am Hof) ist enorm. Allein die zwei Waschmaschinen und die Trockner laufen täglich mehrmals. Mit Ende des Jahres soll eine Salzwas ser-Batterie zur Photovoltaik-Anlage hinzukommen. Dann kann die Fami lie neunzig Prozent des benötigten Stromes selbst produzieren. Am liebs ten aber hätte Bruno ein Windrad. Der Platz dafür wäre vorhanden und Nach barn gibt es keine. Seine Frau unter stützt ihn bei all seinen Vorhaben. Ilga wuchs in Egg-Großdorf in einer Landwirtschaft auf, Bruno in
Schwarzenberg. In den 1920er-Jahren kaufte Brunos Großvater den heuti gen Hof. Das Anwesen wurde lange Zeit nur als Vorsäß genutzt. Bis die Metzlers 1984 umzogen, kamen sie täglich von Schwarzenberg über den Lorenapass nach Alberschwende, ent lang eines uralten, sagenumwobenen Transitwegs. Schon die Steinzeit menschen folgten diesem Pfad, wenn sie vom Süden Deutschlands über den Bodensee und die Alpen nach Ober italien wollten, um Bernstein gegen Muscheln zu tauschen. Im 12. Jahr hundert waren es dann drei Geschwis ter, die von Alberschwende über Schwarzenberg bis Andelsbuch gewirkt haben – dem Sagenweg sind Tafeln gewidmet, die in der Nähe des Bauern hofes stehen. Die Geschwister hießen Merbod, Diedo und Ilga. Wie Brunos Frau. Über die Kinder in der Material seilbahn hätten die drei Seligen des Bregenzerwaldes wohl gestaunt. Irmgard Kramer
G’hörig Wälderisch Birgit Rietzler, Dichterin im Bregenzerwald, stellt typisches „Wälderisch“ vor
Im olto Wäldarhus Im alten Wälderhaus Im Schopf* huckt ma, winn as oam sus zo nix drum ischt.
Im Schopf sitzt man, wenn man sonst zu nichts Lust hat. Im Vorhus härod d’ Schtubatolüt ghörig lut Holla und wahtod, bis numan kunt.
Im Flur rufen die Besucher hörbar laut Holla und warten, bis jemand kommt. Wer grüsele gascht ischt, dahr i do Schtubo ufs Kanape hucko.
Wer besonders willkommen ist, darf in der Stube auf das Sofa sitzen. Dinn holot d̕ Husfrou a seolb gmachots Düole usom Gahdo odr vo do Kammar abar.
Dann holt die Hausfrau ein selbst gemachtes Schnäpschen aus dem Schlafzimmer oder der oberen Kammer. I do Kuche wahtot a Ofokatz, i do Obrat dumma di vierfuoßat.
Bruno Metzler im Stall bei seinen Kühen (die noch Hörner haben dürfen). Aus ihrer Milch macht er auch Bio-Joghurt und Bio-Eis, das er den Kunden persönlich ins Haus liefert
In der Küche wartet eine Ofokatz (tradit. Speise), im oberen Flur die vierfüßige Katz. Im Giebl um hat ma Züg, wau ma all Scholtjauhr amaul brucht.
Auf dem Dachboden hat man Sachen, die man nur jedes Schaltjahr einmal braucht. Was ma im Schlupf dumma hat, woßt ma seolb nümma allad.
Was man im Schlupfwinkel unterm Dach hat, weiß man selber oft nicht mehr. Zor Guggöre us und in flügod Fleodormüs und hoamlich Gedanko.
Durch das Guckloch unterm Dach fliegen Fle dermäuse und heimliche Gedanken. Di meschto Wiebr winzod, winn eona im Kehr um a Mus arkunt.
Die meisten Frauen kreischen, wenn ihnen im Keller eine Maus begegnet. Und das olt Wäldarhus sealb muss ou greazgo, giiro und schnello düfo.
Und das alte Wälderhaus selber muss auch knarren, knirschen und knacken dürfen.
*Schopf: Das ist ein offener oder verglaster Vorraum, eine Art Loggia bei Bauernhäusern
reisemagazin bregenzerwald · 29
Nichts lassen, wie es war Schon als Kind hat Luka Jana Berchtold alles Mögliche gestaltet und verändert. Eigentlich wollte die Künstlerin aus Schwarzenberg Skirennläuferin werden. Nun gestaltet sie die Welt und ihren Alltag Getroffen haben wir uns nicht für unser Gespräch. Luka Jana Berchtold lebt in Wien und ich in Bre genz. Gut, dass man heutzutage trotz dem miteinander im Wohnzimmer sit zen kann – die eine am einen Ende von Österreich, und die andere am ande ren. Und so leuchtet nur ein Gesicht an diesem düsteren Wintersonntagnach mittag von meinem Bildschirm – und zwei große, braungrüne Augen, deren gedankenvoller, wachsamer und stetig abwägender Blick das ganze Gespräch begleiten wird. Du machst gern viel oder vieles gern, frage ich, fasziniert von der Anzahl verschiedenster Projekte, Medien und Kunstformen, mit denen sich die 28-Jährige bereits beschäftigt hat: Skulpturen und Kurzfilme, Instal lationen und Performances, Fotoar beiten und Illustrationen. Sie bewege sich bewusst in unterschiedlichen Welten, sagt Luka Jana Berchtold: „Ich spiele gern, sei es mit Materialien oder mit Inhalten. Es geht mir aber nie um reines Ausprobieren. Ich finde, dass ‚Ausprobieren‘ oft als ‚Ausrede‘ dient. Wird eine Arbeit als ‚Versuch‘ abgetan, entzieht man ihr die Ernsthaftigkeit.
30 · reisemagazin bregenzerwald
Das Leben ist kein Probelauf.“ An Ein fällen würde es ihr selten mangeln, ergänzt sie: „Manchmal stelle ich mir die Frage: Was mache ich nicht? Meine Arbeiten sind immer Reduktion und Verdichtung von Ideen.“ Was inspiriert sie? Wie finden die Ideen zu ihr? Berchtold denkt lange nach. Behutsam und konzentriert ist sie. Um das richtige Wort ringend, auf den rechten Ausdruck bedacht. „Meine Kunst wurzelt oft in Alltagserfahrun gen, banalen Dingen, über die ich nachzudenken beginne. Aber so wie das Banale am Ende nur ein Spiegel des großen Ganzen ist, so hängt unser Alltag immer auch mit bedeutungs vollen Begriffen wie Konsum oder
Globalisierung, Digitalisierung oder Feminismus zusammen.“ 2012 war Luka Jana Berchtold Teil der Sommerausstellung „z’Breagaz“ im Bregenzer Palais Thurn und Taxis, im Herbst 2017 zeigte der „kulturver ein bahnhof“ in Andelsbuch ihre erste Einzelausstellung „Concrete Dreams“. Letztere trug ein von Berchtold der zeitig bevorzugtes Material im Titel: „Concrete“, das im Englischen einer seits das Nomen „Beton“, andererseits die Adjektive „dingfest“ oder „kon kret“ bezeichnet: „Das Wechselspiel der Worte ‚Concrete‘ und ‚Dreams‘ erzeugt Spannung, weil Träume oft abstrakt und nicht greifbar sind, aber der Ursprung von allem Konkreten
Wälder, weit, weit weg Der Musiker Bartholomäus Natter berichtet von Menschen aus dem Bregenzerwald, die in der Fremde wirken
Die Lehre vom Verbrechen
schlussendlich doch in Vorstellungen und Träumen wurzelt. Während der Ausstellung hat das Material so man che interessante Diskussion in Gang gebracht, weil viele im Bregenzerwald selber bauen und Beton ein vertrautes Material ist.“ Farbe, Form und Materialität hät ten sie immer schon begeistert, sagt Berchtold versonnen: „Schon als Kind konnte ich nichts lassen, wie es war. Alles, was ich besaß, habe ich verän dert. Im Kindergarten saß ich nur in der Zeichenecke – vielleicht auch, weil ich mich den festgeschriebenen Geschlechterterritorien von Puppenund Bauecke nie zuordnen konnte.“ Dass sie später am Gymnasium in
Egg den bildnerischen Schwerpunkt gewählt hat, erscheint nur konsequent. Doch Berchtold lächelt verschmitzt: „Ich bin als Kind auch professionell Ski gefahren. Mit 14 Jahren habe ich mich dann aber gegen den Leistungsdruck und das Skigymnasium entschieden.“ Seit 2009 lebt die Künstlerin in Wien. Hat sie noch ein enges Verhält nis zum Bregenzerwald? „Ich habe drei Standbeine: Das eine ist Wien, mein Zuhause. Das andere ist der Bregen zerwald. Dort bin ich verwurzelt, und ich würde mich schon als Wälderin bezeichnen.“ Ist das etwas Besonderes? Sie lacht. „Es gibt im Bregenzerwald einen starken Regionalpatriotismus, mit dem ich nicht viel anfangen kann.
Ein eher ungewöhnliches Studium betreibt die 33-jährige Nicole Kaufmann aus Bizau: Sie studiert internationale Kriminologie an der Universität Ham burg. Das Handlungsfeld und die Rechtsgrundlagen der Straffälligkeit interessierten sie schon während ihres Bachelorstudiums. Als Sozialarbeiterin beim Verein „Neustart“ in Feldkirch hatte sie danach fünf Jahre lang tagtäglich mit straffälligen Menschen zu tun: „Meine Leistungsbereiche umfassten die Haft entlassenenhilfe, die Vermittlung gemeinnütziger Leistungen, den Tatausgleich und die Leitung von Entlassungsgruppen“, erzählt sie. Doch nicht nur die Folgen kriminellen Handelns fas zinierten sie, sondern auch die Ursachen. Neugierig und aufgeschlossen war Nicole schon immer, deshalb wollte sie ihren Blickwinkel „von der Mikroebene auf die Metaebene ausweiten“ und Kriminologie studie ren, die Lehre vom Verbrechen. Da dieses Studium in Österreich nicht angeboten wird, musste sie ins Aus land wechseln. Ihre Entscheidung fiel auf den inter nationalen Masterstudiengang in Hamburg, wo sie sich bewarb und im September 2017 die Zusage erhielt. Bereits wenige Wochen später ging es los. Die mehrsprachigen Vorlesungen, die internationa len Studierenden, aber auch das Flair der Stadt an der Elbe zogen sie sofort in ihren Bann. So genießt sie ihr zweites Studierendenleben in vollen Zügen. Zuerst kommt natürlich die Arbeit: tägliche Vorlesun gen und, besonders während der Prüfungszeit, Lern einheiten oft bis spät in die Nacht. In der Freizeit schätzt sie das Leben in der Metro pole: „Hamburg ist zwar keine sonnige Stadt, dafür hat sie einiges anderes zu bieten. Es gibt kulturelle Angebote, wunderschöne Cafés und Bars sowie viele Einkaufsmöglichkeiten.“ Dass ihr die Sonne, die Berge, Freunde und Familie fehlen, ist klar. Doch das nimmt sie in Kauf – ein Aufenthalt in Hamburg über die Dauer ihres Studiums hinaus ist ohnehin nicht geplant. Wenn sie ihr Masterstudium abgeschlossen hat, möchte sie wieder als Sozialarbeiterin tätig sein. Ob sie ihren Beruf eines Tages im Bregenzerwald aus üben will, lässt sie offen: „Der Bregenzerwald ist meine Heimat und wird es immer bleiben. Ob ich dort sesshaft werde, weiß ich noch nicht. Zuerst genieße ich meine Zeit im hohen Norden.“
reisemagazin bregenzerwald · 31
Werke von Luka Jana Berchtold: Oben: OUIAOU (nachgestellt) Unten von links nach rechts: OUIAOU im Semperdepot Wien, einem heutigen Malatelier der Akademie der Bildenden Künste Wien Concrete Dreams pink Concrete Dreams black Klementine 1
32 · reisemagazin bregenzerwald
tionen für unterschiedliche Medien. Für das Kinderbuch „Kasimir und die Mondverdunklungsmaschine“ hat sie humorvolle Zeichnungen beigesteuert. Außerdem ist sie Teil des Kreativteams der Konzeptagentur friendship.is, die durch die Verwandlung des Wiener Café Griendsteidl in eine experimen telle Restaurant-Bar-Galerie „Rien“, das Festival „FAQ Bregenzerwald“ oder die „Feldküche“ bekannt geworden ist. Sie differenziere aber klar zwischen Kunst und Design, sagt Berchtold mit Nachdruck: „Wenn ich Kunst mache, will ich frei sein, aber davon zu leben ist schwierig. Design ist eine gute Ein kommensquelle, die mich ebenfalls sehr reizt.“ Kunst zu machen bedeutet auch, sehr persönliche Arbeiten der öffent lichen Meinung preiszugeben. Muss man lernen, damit umzugehen? Dies mal zögert Luka Jana Berchtold keine Sekunde. Ihre Antwort kommt prompt und unbeirrt: „Es ist mir nicht so wich tig, was andere Menschen denken. Vor allem jene, die ich gar nicht kenne. Sich darüber Gedanken zu machen, kostet viel Energie, schränkt im Tun und Sein ein und nimmt den gan zen Spaß. Man kann sich nicht für die ganze Welt verbiegen!“ Babette Karner
Fotos S. 30, 31 unten: Melanie Schneider
Wo wir geboren werden und aufwach sen, ist ein Lotteriespiel. Warum dar auf stolz sein? Trotzdem habe ich Hei matgefühle für den Bregenzerwald. Es ist einfach schön dort! Und dann ist da das Reisen: Wenn ich zu lange am selben Ort bin, fühle ich mich unrund. Nach der Matura war ich länger in Zen tralamerika, habe Spanisch gelernt und in einer österreichischen Schule in Guatemala gearbeitet. Danach diverse Jobs, etwa in einer Bar in Mexiko oder in einem Forschungszen trum für Schildkröten in Nicaragua. Reisen ist Inspiration, Erfrischung und die Erfahrung, dass das Leben, das wir als normal empfinden, auch nur ein Konstrukt ist.“ Ihre Eltern hätten ihre künstleri schen Ambitionen immer unterstützt, erzählt Berchtold, „Druck habe ich mir selbst gemacht. Zu Beginn meines Stu diums an der Akademie der bildenden Künste in Wien dachte ich mir kurz, ich sollte vielleicht doch besser etwas lernen, womit ich leichter Geld verdie nen kann. Aber ich bin froh, dass ich mich für diesen etwas komplizierten, aber umso spannenderen Weg ent schieden habe.“ Geld verdient Luka Jana Berchtold heute unter anderem mit Illustra-
reisemagazin bregenzerwald ¡ 33
Ohne zu zögern, sagte er nur: „Weihnachten!“ Armin Thurnher über das letzte große Interview, das der ehemalige Landesrat Erich Schwärzler, auch Landes-Erich genannt, vor seinem Rücktritt gab – und wie er darin seine Lösung der Flüchtlingskrise beschrieb
Eine Grafik des im Bregenzerwald geborenen Künstlers Tone Fink
34 · reisemagazin bregenzerwald
Jean Jacques Rousseau war ein Philosoph, der noch heute ständig missverstanden wird. Sein Einfluss war dennoch riesig. Die Französi sche Revolution hätte es ohne seine Ideen so nicht gegeben. In seinem Konzept der „volonté générale“, des allgemeinen Willens, ersetzte er den Herrscherwillen durch den Willen der Allgemeinheit. Statt der Herrschaft eines absoluten Souveräns galt nun die Volkssouveränität. Wie das genau funktioniert, nämlich dass im Allge meinwille das Gute und das Gerechte zusammenfallen, ist nach wie vor umstritten. Rousseau selbst war davon überzeugt, sein Konzept der Demokra tie lasse sich nur in überschaubaren Verhältnissen verwirklichen, also etwa im Stadtstaat Genf. Als ich Anfang dieses Jahres Erich Schwärzler im Vorarlberger Landhaus besuchte, ahnte ich nicht, dass es das letzte große Interview werden würde, das er als Landesrat gab. Wir machen im Falter Verlag ein Alp-Magazin für die Firma Rupp – wenn so viel Reklame sein darf. Und ich denke, sie darf sein, weil es darin vor allem um die Bregen zerwälder Alpen geht. Zum ersten Mal hatte ich Erich Schwärzler erlebt, als er bei einem Älplerabend der genannten Firma auf trat. An so einem Abend werden die auf die Alp Ziehenden gefeiert und mit guten Wünschen für die neue Alp saison versehen. Schwärzler war da. Der Landesrat, naturgemäß eine Respektsperson, sprach auch ein paar Worte. Quick lebendig und alert, sparte er sich
Alphabet des Waldes Der Bregenzerwälder Reinhard Johler lehrt am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen
Politikerphrasen und biederte sich in keiner Weise an. „Was braucht ihr auf den Alpen?“, fragte er den Firmen chef Josef Rupp öffentlich. Dieser ant wortete, die Älpler bräuchten Hilfe bei der Vermarktung des Käses, also Kühlschränke, um den Käse in aufge schnittener Form aufzubewahren, Ver packungsgeräte, um ihn einzuschwei ßen und dergleichen mehr. Schwärzler beriet sich kurz mit seinem mitgereis ten Assistenten. Dann verkündete er der Versammlung, es würden ab sofort Kühlschränke und Vakuumiergeräte gefördert – Ansuchen unter folgender Telefonnummer. Alle staunten über solch spontane Soforthilfe. Ich wollte den Mann näher kennen lernen. In der Zeitung hatte ich ein Porträt über den „Landes-Erich“ gele sen: „Er ist mit allen problematischen Ressorts betraut und hält Landes hauptmann Markus Wallner in Asylund Sicherheitsfragen und in den schwelenden Interessenskonflikten zwischen Wirtschaft und Umwelt abso lut den Rücken frei. Nebenher managt er die Bauernagenden, kennt jeden Bürgermeister, jeden Feuerwehrkom mandanten des Landes – und die dazu gehörigen Familien sowieso. Jüngstes Meisterstück ist die Bewältigung der Flüchtlingskrise 2015 im Land. Sie hat gezeigt, dass Erich Schwärzler bis zur Belastungsgrenze (und manchmal auch darüber) geht.“ Bei meinem Besuch im Landhaus bewies Landes-Erich viel Geschick. Ehe ich ihn fragen konnte, fragte er mich aus: über den Falter, meinen Werde gang, meine Familie. Kann sein, dass er das alles schon wusste. Aber er fragte so, dass ich es für echtes Inter esse halten musste. Wenn das derart anfing, konnte es kein Nullachtfünf zehn-Interview werden. Ich fragte ihn, wie er es geschafft hat, an der Flücht lingskrise nicht zu scheitern. Ohne zu
zögern, sagte er nur: „Weihnachten!“ Er kenne tatsächlich alle 96 Vorarlber ger Bürgermeister. Wenn einer keine Flüchtlinge aufnehmen wolle, habe er gesagt, dann brauche er sich gar nicht in die Mette zu trauen. Im Fasching wäre das wohl nicht mehr gelun gen, lächelte er verschmitzt. So aber funktionierte die sanfte moralische Erpressung. Was Schwärzler so bescheiden aus drückte, war eine politische Leistung, die kaum irgendwo ihresgleichen fand. Dass ein überschaubares Gebiet wie Vorarlberg ein so heikles Problem ohne die überall sonst auftretenden Schwie rigkeiten lösen konnte, war einzig die sem Mann zu verdanken: einem Bau ern aus Lingenau, der als junger Mann mehrere Sommer auf der Alp verbracht hatte und später Nationalratsabgeord neter war. Als Landesrat löste er mit sei ner Leidenschaft 25 Jahre lang ein, was Rousseau gefordert hatte: den Volkswil len zu artikulieren und zu formen. Wenn ein junger Mitarbeiter eine neue Idee habe, sagte Schwärzler, schi cke er ihn zuerst einmal nach Sibrats gfäll an den Stammtisch. Dort wird das Projekt einem Realitätstest unterzogen. Eine Erfahrung, die Schwärzler selbst im permanenten Gespräch mit den Menschen machte. Man kann Politik nicht am Schreibtisch konzipieren und mit dem Smartphone umsetzen. Oder nicht nur. Wie sein Umgang im Gespräch mit mir bewies, war Schwärzler auch ein gewiefter Medienpolitiker. Aber eben auch mehr als das. Seine Leistungen, exemplarisch jene im Umgang mit Flüchtlingen, könnten Politikern aller Lager als Vorbild dienen. Gäbe es mehr Wälder Rousseauisten in der Politik, hätte sie wohl keine Glaubwürdigkeits krise. Kurz nach seinem 65. Geburtstag ist Erich Schwärzler aus privaten Grün den abgetreten. Armin Thurnher
Heimat Der Begriff Heimat ist vor etwa 300 Jahren ent standen und hat verschiedene Wurzeln. Er tauchte zuerst als krankmachendes Heimweh bei Schwei zer Söldnern auf, die unterwegs im Krieg waren. Zugleich war Heimat ein juristischer Begriff. Hei mat sicherte in der vorindustriellen Welt die Zuge hörigkeit und – Stichwort: Heimatrecht – die Ver sorgung in Notlagen. Heimat war also ein Ort des Herkommens und ein Wunsch nach Sicherheit. Im Bregenzerwald hat Heimat schon früh eine wei tere Bedeutung angenommen: Die „Hoamat“ war in der bäuerlichen Wirtschaft das Grundstück zur Selbstversorgung. Von der „Hoamat“ konnte man leben. „Fremdler“, die alljährlich aus den Dörfern in die Fremde zogen, kannten auch das Heimweh. Kein Wunder, dass die Bregenzerwälder HeimatExperten waren. Heimat bedeutete für sie, wie wir aus Erzählungen des Schriftstellers Franz Michael Felder wissen, Sicherheit und Ordnung, aber auch räumliche Enge und soziale Beschränktheit. Eine Heimat zu haben war notwendig, aber sie war oft weder idyllisch noch heimelig. Das wurde Heimat erst später: 1902 wurde in Egg die Bregen zerwald-Bahn mit einem Volksfest eröffnet. Hei mat hatte dort angesichts der bevorstehenden Ver änderungen Konjunktur. Seither wurde die Liebe zur Heimat vielfach beschworen. Dies ist kein Zufall: Heimatkonjunkturen lassen sich mit gro ßen gesellschaftlichen Veränderungen wie früher der Industrialisierung und heute der Globalisie rung begründen. Dabei hat der Begriff „Heimat“ stets seinen Inhalt etwas verändert, manchmal romantisiert, hin und wieder kritisiert, oft aber auch stillgesetzt. 1904, zwei Jahre nach dem gro ßen Volksfest anlässlich der Bahn, wurde das Egger Heimatmuseum gegründet. Es zeigte den alten Bregenzerwald in bäuerlichen Objekten. Seit her sind im Bregenzerwald weitere Heimatmuseen gegründet worden. Sie haben in Bezau, Alber schwende, Hittisau, Schwarzenberg und Schopper nau auch einen Zugang zur Vielfalt der Gegenwart geschafft. Und sie ermuntern mit schönen Objek ten der Vergangenheit zu einer aktiven Beschäfti gung mit der Heimat der Gegenwart. Damit geben sie auch eine Antwort auf jene Frage von Jean Améry: „Wie viel Heimat braucht der Mensch?“
reisemagazin bregenzerwald · 35
Handwerk und Design aus dem Bregenzerwald Bewährte Beispiele aus Handwerk, Design und Baukultur, ausgesucht von Werkraum-Geschäftsführer Thomas Geisler Die hier gezeigten Möbel und Gegenstände zählen bereits zu den „Klassikern“ aus den Werkstätten des Bregenzerwaldes. Nicht wenige sind zur Triennale „Handwerk+Form“ ent standen. Dieser impulsgebende Gestal tungswettbewerb fand auch 2018 wieder statt. Er dient wie der 1999 gegründete Werkraum Bregenzerwald dem Lebendighalten von traditionel lem Handwerk und seinen Techniken sowie ihrer Übertragung in die Gegen wart, ohne dabei modisch zu werden. Die lokalen Handwerksbetriebe sehen diese sensible Transformationsarbeit als ihre eigentliche Mission an.
Freizeitrodel (Werkstattentwurf, 2006),
Anton Bereuter, Handwerkholz, Alberschwende Die hervorragende Ergonomie und Lenkeigenschaften wurde mit dem Siegel „Qualitäts-Rodel Austria“ belohnt. Ein Freizeitsportgerät aus heimischen Hölzern in Handarbeit gefertigt. www.laendlerodel.at, www.handwerkholz.at
Werkraum Bregenzerwald Handwerk+Form Der Gestaltungswettbewerb findet alle drei Jahre statt. Das Highlight ist die auf mehrere Orte wie Werkstätten und Stadel aufgeteilte Ausstellung der Einreichungen und Preisträger. Der Dorfrundgang in Andelsbuch mit seiner Kombination aus Alt und Neu sowie Drinnen und Draußen, vor allem aber die Qualität der handwerklichen Objekte, ist ein Erlebnis.
Holztablett (Werkstattentwurf, 2015), Tischlerei Rüscher, Schnepfau Aus Ahorn oder Kirsche gefertigt, zeigt der all tägliche Gebrauchsgegenstand in den Details seine handwerkliche Raffinesse. www.tischlerei-ruescher.com
Allbrett (Werkstattentwurf, 2012),
Holzwerkstatt Markus Faißt, Hittisau Seine Keilform verbessert sogar noch diesen eigentlich ausgereiften Küchengegenstand. Aus lokalem Bergahorn gefertigt, folgt der Ent wurf der Prämisse „form follows function“. www.holz-werkstatt.com
Werkraumdepot Mehr über die Möbel und Handwerksbetriebe aus dem Werkraum Bregenzerwald kann man bei einer Führung durch das Depot im Werk raumhaus in Andelsbuch erfahren. Es ist eine Studiensammlung zu Handwerk und Design aus der Region. Die Exponate sind teils Ankäufe aus Handwerk+Form für die Sammlung des vorarl berg museum. Führungen finden jeden ersten Samstag im Monat von 11 – 12 Uhr statt. Archiv der Formen Die digitale Sammlung aller bisherigen Ein reichungen zu Handwerk+Form ist öffentlich zugänglich. Sie umfasst über 600 Entwürfe von Möbel und Gegenständen, die seit 1991 in den Bregenzerwälder Werkstätten entstanden sind: Unikate, Bestseller und solche, die bereits als Klassiker gelten. www.archivderformen.at
36 · reisemagazin bregenzerwald
Tafel (Entwurf: Robert Rüf, 2006), Dür Naturholzmöbel, Alberschwende Ein wohlproportionierter Tisch, der sich an historischen Vorbildern orientiert. Die feinen Rundungen der Tafel ergeben eine angenehme Haptik: keine spitzen Tischkanten! www.duer-naturholzmöbel.at
Aus dem Werkraum Thomas Geisler ist Geschäftsführer der Bregenzerwälder Handwerkervereinigung Werkraum. Er schreibt über das Design im Tal.
Regionale Wohnkultur
Trix (Entwurf: Sabine Bischof, 2012),
Schmidinger Möbelbau, Schwarzenberg Eine ironische Interpretation eines Sperrholz schalenstuhls. Sie nimmt Anleihe beim länd lichen Brettlstuhl und mixt ihn mit Design ikonen von Arne Jacobsen oder Charles und Ray Eames. www.schmidinger-moebelbau.at
Zylinderofen (Werkstattentwurf, 2000), Ofenbau Voppichler, Egg Der schlichte Metallofen ist ein gutes Beispiel für eine auf Zeitlosigkeit bedachte Ästhetik. Er war Teil der Auswahl „möbel für alle“, einer Musterkollektion für Gebrauchsobjekte aus dem Werkraum. www.ofenbau-voppichler.at
Fotos: Adolf Bereuter,
Knecht (Entwurf: Ueli Frischknecht, 2012),
Tischlerei Mohr, Andelsbuch Ein handlicher Hocker in traditioneller Mach art aus Fichtenholz. Die gekrümmte Sitzfläche verbessert den Komfort und gibt die formale Spannung. www.tischlereimohr.at
Brettsofa (Entwurf: Wolfgang Riegger, 2015), Tischlerei Bereuter, Lingenau Eine gelungene Transformation eines bäuerli chen Holzstuhls in ein tiefes, ausladendes Sofa. Das Handwerk zeigt sich in den traditionel len Holzverbindungen und der ökonomischen Bauweise. www.tischlereibereuter.at, www.hirnholz.at
Gästebett (Entwurf: Karl-Heinz Gasser, 2001), Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe Durch einen clever gelösten Klappmechanismus entfaltet sich die auf Rollen gelagerte Bank zum Nachtlager für Gäste. Die Auswahl der Holzart und der Polsterung lassen Spielraum für indivi duelle Oberflächengestaltung und Farbigkeit. www.kaufmannzimmerei.at
Wer einmal Zeit im Bregenzerwald verbringt, genießt hier nicht nur die Landschaft und die vielfältige Kulinarik, sondern nimmt auch die hohe Qualität an Wohnkultur wahr. Man ent deckt eine Sensibilität für das Einrichten, die in einem Alpental eher nicht vermutet wird. Selbst ein Zugezogener, fühle ich mich an meine Studienzeit in Kopenhagen erinnert. In Dänemark scheint der selbstverständliche Umgang mit Möbeln und Architektur sowie die Kenntnis über deren Herkunft in der DNA verankert zu sein. „Wohnen war im Bregenzerwald seit Jahrhun derten in einem Maß verfeinert, dass es zuläs sig ist, von Kultur zu sprechen“ schreiben die Architekten Roland Gnaiger und Adolph Stiller im Katalog „möbel für alle“ (Verlag Anton Pustet, 2002). Das Werk ist leider nur noch antiquarisch erhältlich. Es stellt die „Design initiative Werkraum Bregenzerwald“ mit einer Auswahl an Entwürfen vor: zur Serientaug lichkeit entwickelte Möbelstücke, die teil weise als Prototypen für den Wettbewerb Handwerk+Form entstanden sind. Mit der Industrialisierung ging auch im Bregenzerwald die Herstellung lokaler Gebrauchsgegenstände weitgehend verloren. Einrichtungsgegenstände wurden durch güns tige Industrieware ersetzt – im besten Fall lie ßen sich diese noch einem alpinen Wohnstil zuordnen. Dieser Entwicklung stemmen sich seit Beginn der 1990er Jahre ansässige Hand werksbetriebe mit Initiativen wie dem Wettbe werb Handwerk+Form und der späteren Grün dung des Werkraum Bregenzerwald entgegen. Das Ziel ist dabei, sowohl die regionale Hand werkskunst lebendig, als auch das Interesse am Austausch mit Designern und Architek tInnen von außerhalb der Talschaft wachzu halten. Dadurch läuft die neue Produktkultur nicht Gefahr, hinterwäldlerisch oder zeitgeis tig modisch zu werden. Wie in Skandinavien ist auch im „Would“ der Stolz auf die eigenen Erzeugnisse identitätsstiftend. Und das ist wirklich kein Fehler, solange er nicht blind für das Andere oder Fremde macht.
reisemagazin bregenzerwald · 37
Staunen, lachen und sich wohlfühlen Der Architekturpublizist Robert Fabach beschreibt ein besonderes Merkmal der Bregenzerwälder Architektur, nämlich außergewöhnliche Betriebsgebäude in der Region. In dieser Ausgabe geht es um einen Erweiterungsbau der Tischlerei Mohr in Andelsbuch
Ein Betriebsgebäude wie ein Luxus-Chalet: Der Erweiterungsbau der Tischlerei Mohr
38 · reisemagazin bregenzerwald
Mitunter lobt man die Präzision von Architektur und meint damit ein Bauwerk, das wie geplant geraten ist. Wenn aber der Tischler Anton Mohr mit der Präzision seines Handwerks eine neue Werkstatt baut und damit zufrieden ist, wird das Bauwerk zum Möbelstück und ein Tragwerk zum Kunstwerk Wir stehen vor einer kleinen Gruppe von Bauten in Andelsbuch. Alle drei stemmen sich zwischen die Landesstraße und die Trasse der ehemaligen Bregenzerwälderbahn. 1980 stillgelegt, war sie lange Jahre der geschichtsreiche Lebensnerv ins Rheintal und nach Bregenz. Heute führt ihre Trasse als Fahrradweg vor bei an Peter Zumthors Werkraum haus durch eine Wiese. 1988 errichtete Anton Mohr hier sein Wohnhaus und zwei Jahre darauf ein Werkstattge bäude für seinen Tischlereibetrieb, den er gerade von seinem Vater übernom men hatte. 2015 ergänzte er die Werk statt um eine Erweiterung und versah schließlich letzten Winter den Altbau mit einem zeitgemäßen, aber zugleich zeitlosen Fassadenkleid aus rohen, ste henden Fichtenbrettern. Die Werkstatt empfängt uns an der Stirnseite mit einem breiten
Die Tischlerfamilie Mohr im Fenster: Andreas, Thomas und Anton Mohr
Schaufenster. Ein Zweckbau, wenn auch mit flachem Satteldach, ganz im Stil der Vorarlberger Bauschule der 1980er Jahre. Der Zubau mit seinen vergrauenden, unbehandelten Brett schindeln rückt von der Straße ab und bildet mit dem Wohnhaus einen klei nen Hof. Ein Durchblick bleibt und zeigt dahinter tief verschneite Wiesen und Wälder. Das Bauen im Bregenzerwald ist immer schon mit der Baukultur in Vorarlberg verbunden, nimmt aber, geprägt durch sein starkes Handwerk, stets etwas eigene Bahnen. So führte der Zimmerer Josef Kaufmann seit den 1950er Jahren zahlreiche innovative Technologien wie den Nagelbinder oder den Holzleimbau in Vorarlberg ein und realisierte dann mit seinem Neffen, dem Architekten Leopold Kauf mann, schon früh international beach tete Holzbauten. Auch die Ära der
Höchste handwerkliche Präzision erwarten sich die Mohrs auch von ihrem Betrieb reisemagazin bregenzerwald · 39
Was aussieht wie ein Wohnraum, ist der Ausstellungsraum für Mohrs Möbel Baukünstler zu Beginn der 1980er Jahre präsentiert sich hier ruhiger, technisch solider. Das Zusammenspiel von selbst bewusstem Handwerk und Architek tur gipfelte 1991 im ersten Wettbewerb „Handwerk+Form“ und 1999 in der Gründung des „Werkraum Bregenzer wald“. Beides galt und gilt bewusst dem gleichberechtigten Austausch zwischen Handwerk und Gestaltung. Auch der Entwurf der Mohr’schen Werkstatterweiterung steht unter die sen Vorzeichen. Andreas Mohr, Archi tekt in Wien und Bruder von Anton Mohr, kannte den Betrieb seines Onkels gut. Auch hat er mit eigenen Möbelent würfen und als Planer des damals noch temporären Werkraumhauses 2006 ein mehr als enges Verhältnis zum regio nalen Handwerk. Sein Entwurf ist nicht einfach nur Zubau, sondern spiegelt auf drei Ebenen eine überlegte Ent wicklung des Betriebs. Das ganzjährig klimatisierte Untergeschoß birgt neben einigen Maschinen ein umfangrei ches Holzlager mit häufig verwende ten Furnieren und zahlreichen Stapeln mit ausgesuchtem Vollholz. Sie sind
40 · reisemagazin bregenzerwald
Schatzkammer und Fundament sei ner Arbeit. Schon viel früher hatte sich Anton Mohr entschlossen, die Holztro ckenmaschine hinauszuwerfen und den Raum für eine natürliche Trock nung der Hölzer zu nutzen, die bis zu drei Jahre im Keller „reifen“. Zu ebener Erde entstand mit der Erweiterung ein gebäudehohes Portal, das Kunden und interessierte Besucher mit drei Arbeitsplätzen empfängt, an denen geplant, organisiert und abge rechnet wird. Gleich dahinter schirmt eine halbhoch geschlossene Wand die neue Werkstatt ab. Diese nimmt den weitaus größeren Teil des Raumes ein und ist mit dem bestehenden Gebäude verbunden. Man sieht Personen aus dem achtköpfigen Team der Tischlerei mit Gehörschutz an Kreissägen, Hobel maschinen und Bandsägen. An jeder Kante, an jedem Handgriff, an Tisch, Stuhl oder Leuchte sind die gedankliche Sorgfalt und die ernste Liebe zum Material spürbar. Gerade als mir Anton Mohr die Lackierung von gebürsteten Dickschichtfurnie ren erklärt, kommen Kunden aus
Großbritannien herein. Sie grüßen, lachen und staunen über die unge wöhnliche Finesse einer Tischlerei. „Es sind auch schon Touristen vor der Tür gestanden, die wissen wollten, ob das ,Werkraumhaus‘ jetzt geöffnet sei“, sagt der Tischler Mohr. Verschie dene Veröffentlichungen bescheren dem sichtlich verlegenen Mann jetzt regelmäßig Besucher aus dem In- und Ausland, die meist auch die Werkstatt besichtigen oder die Besonderheit genießen, sich ein Möbel anhand von Mustern und Beispielen konfektionie ren lassen zu können. Über eine gewendelte Stiege aus Eschenholz gelangen wir in den Dach raum des Zubaus. Hier erstreckt sich über die volle Länge ein vielfältig genutzter Ausstellungsraum. Und hier lassen sich gut die Geschichten um das Haus und die beeindruckende Gale rie von Prototypen und Serienmöbeln erzählen, die das Team der Tischlerei in Zusammenarbeit mit unterschied lichen Gestaltern und nach Eigenent würfen geschaffen hat. Vieles wurde bei den triennalen Wettbewerben
Felder und Wälder Birgit Feierl-Giedenbacher schreibt über den berühmtesten Autor aus dem Bregenzerwald, Franz Michael Felder.
Vom „Edepflar“
Tischler Anton Mohr mit seinem Werkstattmeister Josef Bär von „Handwerk+Form“ ausgezeich net. Zugleich freue ich mich über jeden Augenblick, in dem ich den Blick umherwandern lassen kann. Vier Doppelbinder aus fein struktu riertem Buchenschichtholz sind der erste Blickfang. In klassischen Zim mermannsverbindungen ohne Metall überspannen sie die gesamte Breite des Raums. Ihre besondere Tragfähig keit und sicherlich auch ihre ästheti schen Qualitäten wurden vom Stati ker Konrad Merz ins Spiel gebracht. Das war ausschlaggebend dafür, dass diese Neuentwicklung des konstrukti ven Holzbaus hier erstmals zum Ein satz kam. Die Dachinnenflächen sind aus Tannenholzfurnier, gebürstet und mattweiß lackiert, und breiten sich mit ihrer feinen Textur im Gegenlicht wie weißes Leinen aus. Der Anspruch, Gutes einfach zu machen und Ein faches gut, durchzieht hier jeden Fingerbreit. Die Tragwerkszwischenräume wur den für schmale Lichtbänder genutzt, die den Raum gliedern und belichten. Die asymmetrische Geometrie mildert
eine womöglich sakrale Anmutung hin zu einer doch werkstattartigen Atmosphäre, in der Stuhlgruppen, Versammlungen von Schränken und Bettgestellen den Reichtum des Hand werks zeigen. Mohr stellt hier manchmal um oder räumt auch aus, um Platz für kleine Veranstaltungen zu machen. In einer der Tragwerksnischen ist sogar ein kleines Fotostudio aufgebaut, in dem Möbel professionell dokumentiert werden. Sein regionaler Kundenkreis wird auch durch die Wirkung des benachbarten Werkraumhauses von Zumthor mehr und mehr in den euro päischen Raum erweitert. Vor dem Gehen bemerke ich, dass mich nie etwas eingeschüchtert hat an diesem Ort. Vielleicht ein Krite rium, um im Stillen den menschli chen Maßstab zu überprüfen. Es mag an der Ruhe und Unaufgeregtheit der Menschen liegen, die mich empfangen haben und an der Stimmigkeit, mit der hier Architektur und Möbel zueinan der finden. Alles ist, was es ist. Und es ist gut. Robert Fabach
Die Kulinarik im Bregenzerwald erfreut heute viele Menschen. Schwer zu sagen, ob dies auch zu Felders Zeiten schon der Fall war. Zumindest erzählt er, dass es sich die Reichen beim Essen gut gehen ließen. In „Liebeszeichen“ lesen wir von Köstlichkeiten, die dem neuen Lehrer aufge tischt werden: Ein „Berg von Kuchen“ und „eine Familienschüssel voll Milch mit Zucker [wird] vor ihm aufgestellt und dabei von einem Braten und ganz weich gesottenem Obste geredet“. Bei den Reichen gibt es „volle Schüsseln und Häfen“, da werden Suppe, Braten und „tüchtig Fleisch“ ser viert. Am Faschingsdienstag werden Braten und Würste verspeist, zum Namenstagsfest gibt es „Namenstagküchle“. Von der Art der Zubereitung der Speisen erfahren wir so gut wie nichts. „Erdäpfel und trocken Brot“ sind der Inbegriff für die Nahrung der armen Bevölkerung: So träumt das Kaspale im „Nümmamüller“ davon, „etwas Besseres anzufangen als im Armenhaus hocken, Erdäpfel essen und Rechen machen“. Im „Lied vom Taler“ fehlt dem „Mensch im talerlosen Reich“ nicht nur das Salz, wir sehen ihn auch „mit Schweinen Eicheln lesen“, indessen „an der Kar toffelknolle ein andrer sich den Lebertyphus aß“. Der „Edepflar“, erklärt Felder in seinem Wort glossar, ist „ein armer Mensch, der fast nichts als Kartoffeln zu essen hat“. In seiner Autobiografie erwähnt er „ein Süpplein aus Brotmehl“ als „Lieb lingsessen“. An die Armen wird in der Kirche das „Armenbrot“ verteilt, auch war es Brauch, ihnen das Fleisch einer verunfallten oder wegen Krank heit zu schlachtenden Kuh zu geben. Auch ist belegt, dass Arme abwechselnd bei reichen Fami lien zum Essen zugeteilt wurden. Eine quasi therapeutische Wirkung steckt – mit ironischem Unterton – in der Formel „Essen und vergessen“: „Essen und vergessen solltet Ihr“, ruft Franz in „Sonderlinge“: „Oft habt Ihr, da Ihr das Alte nie ruhen ließet, auch andere wieder an das erinnert, was man Euch vorwirft.“ Das bekannte Phänomen „Liebe geht durch den Magen“ findet bei Felder übrigens eine wirklich interessante Variation: „Verliebte müssen zuerst einen Zentner Salz miteinander essen, ehe sie sich kennenlernen.“
reisemagazin bregenzerwald · 41
Bewahren das Alte, und schätzen es neu Der Autor und seine Frau sind diesmal am Umgang Mellau unterwegs – und entdecken dabei auch beeindruckende weibliche Leistungen
Bevor wir uns auf den Weg machen, will meine Frau einiges über Mellau wissen. „Du kommst doch aus dem Bregenzerwald“, meint sie. „Und du bist doch damals, als Mellau noch das ‚sündige Dorf‘ genannt wurde, immer bei Margret, der berühmten Sonnenwir tin, verhängt.“ Ganz so wild sei es nicht gewesen, meine ich. Wie auch immer: Die „Sonne“ ist heute nach einer Reno vierung des alten Hauses und einem Neubau des Hotels wieder so etwas wie der Mittelpunkt des Dorfes. „Da gehen wir jetzt einen Kaffee trinken, denn die ‚Sonne‘ ist auch ein Punkt auf dem Umgang.“ Meine Frau zeigt auf die Info säule in Edelrost, die vor dem Gebäude steht. Als wir aus dem mustergültig renovierten Gasthaus treten, steht
die Kanisfluh, der mystische Berg des Bregenzerwaldes, mächtig vor uns. Darauf sind die Mellauer stolz, denn es sei ihre Kanisfluh – so meinen sie. Das meinen allerdings auch andere Dörfer im Bregenzerwald. Die aus Mellau stammende Mundartdichterin Klara Schwendinger schrieb dazu in einem Gedicht im schönen Bregenzerwälder Dialekt: „Das ist gli vo welar Sito, du beost oafach üsa Berg und meor wind um di ned strito, beost a Ries und meor sand Zwerg.“ (Egal von welcher Seite, du bist einfach unser Berg, wir wollen um dich nicht streiten, du bist ein Riese, wir sind Zwerge.) Klara Schwendinger war eine starke Frau – und eine solche stand mit Elisabeth Wicke, einer Schülerin der Schwendinger, auch an der Spitze der
Umgang Bregenzerwald im Winter
Diese Wege des „Umgang“ durch die Dör fer sind auch im W inter gut begehbar (entwe der sind sie vom Schnee geräumt oder pink beschilderte Winterwanderwege): Schoppernau, Mellau, Bizau, Andelsbuch, Hittisau, Krumbach Diese Wege sind im Winter nur teilweise begehbar. Informationen zu einer wintertaug lichen Variante sind im Tourismusbüro oder beim Gastgeber erhältlich: Au, Bezau-Reuthe, Schwarzenberg, Egg, Lingenau, Langenegg Information: www.bregenzerwald.at
Metzgerstüble in Mellau
42 · reisemagazin bregenzerwald
Gemeinde. „Elisabeth Wicke, das ist doch die ehemalige Gymnasiallehre rin, die dann bis 2015 Bürgermeisterin in Mellau war und die auch im Buch ‚Umgang Bregenzerwald‘ geschrieben hat“, meinte meine Frau mit stolzem Hinweis auf ihr Wissen und das weibli che Geschlecht. „Schau, gleich gegenüber ist schon wieder eine Stele. Schade, dass wir gerade Kaffee getrunken haben, denn im ‚Metzgerstüble‘ wäre es auch sehr nett gewesen.“ Tatsächlich, es ist ein kleiner, hervorragender, direkt am Bach gelegener Bau vom Architekten Bernardo Bader, der schon zweimal den renommierten Piranesi-Preis gewonnen hat. Überhaupt finden sich im Umgang Mellau mehrere große Namen der Vor arlberger Architektur: Zwei Häuser von
Naze’s Hus, auf Deutsch: Ignaz’ Haus – ein uraltes Bregenzerwälderhaus in Mellau Helmut Dietrich, eines von Hermann Kaufmann, das besondere Feuerwehr gebäude von Dietrich/Untertrifaller. Sie machen schon etwas her in dem kleinen Dorf, das früher mehr auf den Touris mus als auf das Ortsbild geschaut hat. Mit dem Plan zum Umgang, auf dem die zehn Stelen zu den besonderen Objekten eingezeichnet sind, gehen wir weiter. Wir kommen vorbei am Schwimmbad, finden als einen Punkt auch den Friedhof, der uns mit seiner brutalistischen Architektur allerdings nicht unbedingt überzeugt. Beein druckender ist da schon „Naze’s Hus“, das einzige denkmalgeschützte Haus im Dorf. Der Besitzer hieß Ignaz – im Bregenzerwald der Einfachheit halber Naze. Und heute kann man da wunder bar essen, nicht zuletzt traditionelle Speisen, die man andernorts nicht mehr so leicht findet. „Komm, Zeit für eine Pause“, sagt meine Frau und ist schon in einer der schönen alten Stuben ver schwunden. Sie nimmt frischen Fisch, der in der nahen Bregenzerach gefan gen wurde, ich halte mich mehr an den unglaublich aromatischen Bregenzer
wälder Bergkäse. Wohl gestärkt treten wir aus dem Wirtshaus ins Freie. „Jetzt haben wir nur noch eine Station, wir müssen die zehnte Stele finden, gleich hier in der Nähe“, blickt meine Frau in die Runde, im sicheren Wissen, dass sie ohnehin immer schneller fündig wird als ich – und weist auch schon auf ein
Haus, mit Schindeln nicht nur an den Fassaden, sondern auch über das Dach. Ganz sicher bin ich mir nicht, ob das nun traditionell oder modern ist. Aber was macht das schon – interessant ist es in jedem Fall. Und ein schöner Schluss punkt des Umgang Mellau. Walter Fink
Das Feuerwehrhaus der Gemeinde Mellau reisemagazin bregenzerwald · 43
Ein TĂźftler bei der KĂźchenarbeit: Jonathan Burger im Hirschen in Schwarzenberg
44 ¡ reisemagazin bregenzerwald
Tüftler Internationale Food-Konzepte auf Bregenzer wälder Art: Jonathan Burger setzt im Hirschen Schwarzenberg neue Maßstäbe
Lasst uns jetzt übers Essen reden
Im Hotel Hirschen in Schwarzenberg brodelt es. Und zwar nicht nur die Fischsauce, die tief im Keller selbst angesetzt wird. Auch der Ideentopf, den Hausherr Peter Fetz und Küchenchef Jonathan Burger fleißig befüllen, köchelt permanent. Seit der Generationen übergabe von Franz Fetz kümmerte sich Peter vor allem um die kulinarische Ausrichtung des Traditionshauses. Mit Jonathan fand er einen Gleichgesinnten, der sein Faible für Qualität, Frische, Spannung und zeitgemäßen Genuss teilt. „Bestimmte bodenständige Gerichte gehören für mich in einem Haus wie dem Hir schen einfach dazu“, erzählt der 28-jährige Koch. „Deswegen verfolgen wir drei Richtun gen: eine hochwertige gutbürgerliche Küche mit vielen hausgemachten Elementen, eine Carte Blanche – sprich: ein Überraschungs menü – sowie ein abwechslungsreiches Bis tro-Food für unsere Weinbar.“ Steaks, Tafel spitz und Käsknöpfle sind für Jonathan Burger somit ebenso unverzichtbar wie fermentiertes Gemüse oder eine vollständige Verwertung von Tieren. „Mit unserer Crew können wir uns richtig austoben. Der Erfolg unserer Überra schungsmenüs gibt uns recht: Die Gerichte überzeugen vielleicht nicht immer durch Opu lenz, aber geschmacklich zünden wir ein rich tiges Feuerwerk.“ Meeresfische sind für den Vorarlberger keine Option. Zu vielfältig und schmack haft sind die regionalen Süßwasseralterna tiven. Umso schwieriger gestaltete sich das ehrgeizige Projekt des Tüftler-Duos Fetz/Bur ger, eine Bregenzerwälder Fischsuppe zu kre ieren. „Dass wir unsere eigene Fischsauce ansetzen möchten, war von vornherein klar. Wir bekommen von unseren Lieferanten auch einige Karkassen, müssen diese aber teilweise anrösten, um mehr Geschmack zu erzielen. In Asien oder auf den italienischen Inseln funk tioniert das mit den intensiven Salzwasserfi schen natürlich leichter.“ Mit der Fischsuppe ist dem Hirschen dennoch ein außergewöhnli ches Signature Dish gelungen: Ein rohes Fisch filet auf Gemüsebett wird beim Servieren von der heißen Suppe wunderbar gegart und ver edelt, ein Löffel Rogen symbolisiert vollende ten Genuss. Markus Curin
reisemagazin bregenzerwald · 45
„Bestimmte bodenständige Gerichte gehören für mich in einem Haus wie dem Hirschen einfach dazu.“ Jonathan Burger
46 · reisemagazin bregenzerwald
Cineastische Leckerbissen Es sind filmreife Szenen, die sich in den Küchen und Stuben des Bregenzerwaldes abspielen. Meist sind es ausdrucksstarke Küchenchefs, die mit ihrem Können in den Hauptrollen brillieren So richtig spannend wird es, wenn vermeintliche Statisten wie Lebensmittel, Location oder Service die Szene dominieren. Hoteliers und Gastgeber ziehen als Produzenten im Hintergrund die Fäden, das Abendmenü spiegelt als Drehbuch die Szenenab folge wider, für die Gäste wird der rote Teppich ausgerollt – der Genuss kann beginnen, Film ab! Markus Curin Was viele Besucherinnen und Besucher am Bregenzerwald am meisten verblüfft, ist – nein, nicht die wunderschöne Landschaft, die teils wilden Bergstöcke, die beeindruckenden alten Bauernhäuser oder die in ihrer Qualität einmalige Architektur der modernen Einfamilienhäuser und anderer Gebäude. Es ist das Essen. Und die Unterkunft. Es gibt wohl nur wenige Regionen und darunter wohl kaum eine vergleichbare, ursprünglich bäuerliche, die eine solche Menge an herausragenden Hotels und Wirtshäusern bieten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Aber wir wollen uns hier ja nicht mit Geschichte befassen, sondern mit dem, was uns schmeckt. Und uns einen bequemen Aufenthalt ermöglicht. Also mit Kulinarik und Hotellerie.
TAUBE, ALBERSCHWENDE Das nostalgische Flair könnte zu Tarantino passen. Die außergewöhn lichen, teils schrägen Charaktere, die man an der Bar des historischen Gebäudes trifft, hätte selbst Wes Anderson nicht besser skizzieren kön nen. Lauscht man dann noch den teils philosophischen, teils pikan ten Bregenzerwälder Stammtischge sprächen, könnten durchaus Woody Allen oder Billy Wilder ihre Finger im Spiel gehabt haben. Durch die
verschiedenen Stuben und die Küche weht ein Hauch von Lasse Hallström, denn wie in seinen Werken sind es die zwischenmenschlichen Beziehungen, die – in diesem Fall – den Speisen ihr gewisses Etwas verleihen. Die Summe aller Elemente ergibt ein herrlich gemütliches Dorfwirtshaus, das mit Lothar Eiler und Helene auch Oscarreife Gastgeber besitzt. www.taube.at
STUBÔ, LINGENAU Das Setting: ein stylischer Gewölbe keller mit Bar. Die Darsteller: lässige Locals und Leute von auswärts mit Geschmack. Die Crew: aufmerksame Gastgeber mit außergewöhnlichen Einschenkfähigkeiten. Die Drehter mine: Donnerstag bis Samstag, ab 20 Uhr. Kein Wunder, dass es bei diesen Voraussetzungen gleich eine Serie in mehreren Staffeln braucht, um alle
Geschichten unterzubringen! Jede Folge hat es in sich: Mostfest, Bockbier fest, „Bock-auf-Eier-Fest“, Törggelefest, Après-Ski-Party, Burger, Beats n’BeerParty – es gibt schließlich immer was zu feiern. „Binge Watching“ führt hier schnell zur Abhängigkeit, wir empfeh len ein anständiges Dauer-Abo. www.stubo.at
HIRSCHEN, SCHOPPERNAU It’s Showtime – als Gast bei Familie Greussing fühlt man sich fast wie in den Universal Studios! Keine Kosten und Mühen werden gescheut, um Genießern eine perfekte Kulisse zu bieten. Das beweist allein schon die Renovierung von Hotel und Wellness landschaft. Ausgesprochen aufregend ist es im Restaurant: Dank Weinwiege und Großflaschen jenseits der drei Liter wird selbst der offene Ausschank
des Rebensafts stilvoll inszeniert. Man staunt auch nicht schlecht, wenn das Küchenteam immer mittwochs zur Kitchenparty lädt. Den Blick hinter die Kulissen gibt’s dann ebenso wie beim buchbaren Chef’s Table. Wenn der Koch-Regisseur und seine Crew ein regionales 8-Gang-Menü der Extra klasse inszenieren, nimmt das kulina rische Kopfkino Gestalt an. www.hirschen.at
reisemagazin bregenzerwald · 47
BERGKRISTALLHÜTTE, AU Hätten die Macher von „Game of Thrones“ diese Location gespottet, wären John Snow und seine Kollegen in Schwarz wohl im Bregenzerwald auf Crasters Bergfried gestoßen. Statt Wildlingen und Weißen Wanderern begegnet man auf dem Weg zu dieser wunderbaren Hütte aber höchstens gleichgesinnten Rodlern, Genießern
oder Spaziergängern. Wobei: Die ordent lichen Jausen in Form von Speckplat ten, Bergkäse oder Wurstsalaten wer den selbst einem Samwell Tarly gerecht. Und wer meint, er müsse eine ganze Abordnung der Lannisters verköstigen, der kann bequem eine Käsknöpflepar tie, Schnitzelrunde oder ofenfrischen Schweinsbraten vorbestellen. Anders als
im Hause Frey achtet Hausherrin And rea Schaller besonders auf das Gastrecht: Nach Speis und Trank bieten gemütli che Mehrbett-Zimmer Platz für bis zu 21 Männlein und Weiblein – inklusive stär kendem Frühstück, das von Hot Pie per sönlich stammen könnte! www.bergkristallhuette.com
KRUMBACHER STUBA, KRUMBACH Mit den Krumbacher Mooren hät ten die Schöpfer von Grusel- und Sherlock-Holmes-Streifen ihre wahre Freude gehabt: mystischer Bodenne bel, faszinierende Farbspiele zu jeder Jahreszeit und eine außergewöhnli che Flora und Fauna lassen britische Hochmoore alt aussehen. Während die
Briten, Skandinavier und Rumänen versuchen, mit vermeintlichen Hor rorgeschichten für Touristenströme zu sorgen, vermarkten innovative Wälder Gastronomen ihre Moore auf kulinarische Weise. Familie Mennel ist stolzes Mitglied der „Moorwirte“. In ihrer „Stuba“ sorgen sie höchstens
mit einer ehrlichen, bodenständigen Küche und herzlicher Gastfreundschaft für wohlige Schauer. Sie haben ein Herz für Innereien? Dann dürfen Sie diese Spezialitäten hier erst recht nicht verpassen! www.krumbacher-stuba.at
BURGERMEISTEREI IN DER STEFFISALP, WARTH CSI: Vegas, The Walking Dead, House of Cards oder meinetwegen auch Reich und Schön: Wenn Quotenziele nicht erreicht werden, Publikums reaktionen zu heftig sind oder ein Darsteller „ausfällt“, sind mehr oder weniger geschickte Drehbuchauto ren gefragt, die mit neuen Impulsen Reanimationsversuche starten. Da eine kleine Storywendung nur in den seltensten Fällen ausreicht, können
die Änderungen ganz schön umfang reich und tiefgreifend sein. So gesche hen im schmucken Hotel Steffisalp. Seit vergangenem Winter gibt’s im ehemaligen SB-Restaurant die Burger meisterei. Hochwertige Fleisch-Patties aus der Wälder Metzge, regionaler Käse und knusprige Buns der Bäckerei Walch – das neue Konzept ist sympa thisch und einleuchtend, die Haupt rollen sind klar verteilt. Obwohl Craft
Burger an sich seit dem StreetfoodHype ja nichts Neues in der Gastrono mie sind, hebt man sich allein durch diese Ausrichtung angenehm von der Fülle an Einkehrmöglichkeiten im Ski gebiet ab. Praktisch: Eine Saison kann hier durchaus als Pilot gesehen wer den. Je nach Kunden-Feedback wird erneut am kulinarischen Drehbuch getüftelt. www.steffisalp.at
S1 SKI LOUNGE SALOBER, SCHRÖCKEN James Cameron trifft Willi Bogner: Der stahlblaue Himmel als perfek ter Kontrast zur weißen Skipiste. Der ganze Hang funkelt unter den Son nenstrahlen. Eine Gruppe lässiger Ski fahrer rückt in den Fokus. Ästhetisch, geschickt und dynamisch zugleich gleiten sie über die Piste, in Slow Motion werden ihre Schwünge einge fangen. Doch etwas scheint die heile Welt zu trüben, immer wieder kreuzen sich die Blicke zweier Protagonisten. Die Musik wechselt von dynamisch auf dramatisch. Die Schnittfolge wird kürzer, das Tempo erhöht. Kommt es zur Kollision? Zum Sturz? Taucht ein
48 · reisemagazin bregenzerwald
Schneemobil auf? Ein Hubschrauber? In diesem Moment höchster Span nung erreicht die Gruppe die Talsta tion des Salober. Die Musik entspannt sich. Die Totale zeigt die Ski Arena mit der neuen, lässigen S1 Ski Lounge und zahlreichen Menschen in Feierlaune. Das perfekte Szenario spiegelt sich in ihren Sonnenbrillen, das Zahnpastalä cheln wirkt glaubhaft. Irgendjemand ruft „Ich fliege, Jack!“, die Stimmung ist relaxt und ansteckend. Wie aus dem Nichts tauchen die Vorarlberger Kochlegende Engelbert Kaufmann und Gastro-Leiterin Helga Walch auf. Er begeistert mit Klassikern wie sämigen
Käsknöpfle aus der Gepse und anderen Köstlichkeiten, wie man sie in kaum einer Tourismusgastronomie dieser Größenordnung vorfindet: konfierter Schweinebauch mit Kruste, Ziegen frischkäsemousse, Süßkartoffel-KokosSüppchen und Burger-Variationen. Sie hat stets passende Weinempfehlungen parat. Gegessen wird open air direkt unterm Hang oder im edlen Innenbe reich, der neu dazugebaut wurde. Und wie es sich für einen echten Blockbus ter gehört, endet diese kleine Show mit einem verdächtigen Schmunzeln aller Beteiligten – das Sequel kann kommen. www.gastronomie-salober.at
„Die Gerichte überzeugen vielleicht nicht immer durch Opulenz, aber geschmacklich zünden wir ein richtiges Feuerwerk“
UR-ALP, AU Der Schein trügt: Dieser kitschige Holzbau wurde keinem künstlichen Alpendorf entrissen, das eigens für einen Heimatfilm errichtet wurde. Statt Heidi und Alm-Öhi sind es dan kenswerterweise Bregenzerwälder,
die sich um das Wohl der Gäste küm mern. Auch wenn sich oft genug ganze Busladungen an Menschen bewir ten lassen, finden sich in den Stuben genügend ruhige Ecken, um sich mit Käsespezialitäten, Grillteller oder
Zwiebelrostbraten zu stärken. Das filmreife Szenario sorgt auch ander weitig für viel Action: Kaum ein Tag vergeht ohne Vereinstreff, Musik-Event oder Hochzeit. www.ur-alp.at
nicht schon längst auf einer Liege ein geschlafen ist. Kein Wunder, als Gast der Kaufmann’schen Post fühlt man sich schnell in einen Terrence-MalickStreifen versetzt, mit all den beson deren Eindrücken inklusive. Dieser Zustand setzt sich bis zum Dinner fort. Saisonale Zutaten werden behutsam zubereitet und schick arrangiert. Die Teller schweben wie von selbst an den
Tisch. In Slow Motion wird der Wein in den Gläsern geschwenkt. In einer schier endlosen Momentaufnahme nimmt man die völlige Zufrieden heit der anderen Gäste auf. Doch Vor sicht, mit nur einem Augenzwinkern könnte der Traum vorbei sein. www.hotelpostbezau.com
ist Everybody’s Darling: Im Winter Mittelpunkt für Skifahrer und Snow boarder, im Sommer Ausgangsort und Einkehr-Paradies bei alpinen Wanderungen. Wirtshaus-Küche, SBRestaurant, Pizzaofen – selbst kulina risch spielt man alle Stücke. Und als
Bonus-Material im Director’s Cut war ten auf 1.800 Metern auch Übernach tungsmöglichkeiten und ein spritziges Serviceteam aufs Publikum. www.uga-alp.at
POST, BEZAU In traumwandlerischem Zustand glei tet man von der schicken Holzterrasse über das monoton-mystische Spa zum nächsten Bodytreatment. Kerzen fla ckern. Angenehme Düfte und sanfte Musik schmiegen sich sanft an den Körper. Gedanken und Seele sind auf Wanderschaft. Der Kopf weiß schon längst nicht mehr, ob all das tatsäch lich wahrgenommen wird oder man
UGA-ALP, DAMÜLS Was Regie-Meistern wie Spielberg oder Zemeckis gelingt, funktioniert auch in der Gastronomie bestens: Mit einer Fülle an Geschichten, einem opulen ten Schauplatz und vielen Emotionen möchte man so viele Zielgruppen wie möglich ansprechen. Auch die Uga-Alp
reisemagazin bregenzerwald · 49
Bregenzerwald? Schmeckt nach Sig
Für die Köchin Milena Broger ist Sig, auch „Wälder Schokolade“ genannt, ganz typisch für den Geruch und Geschmack ihrer Heimat. Aber warum serviert sie ihn mit Marillenknödeln?
Manchmal frage ich mich, wie es wäre, zum ersten Mal in den Bre genzerwald zu kommen. Wie wäre der erste Eindruck? Was würde mir auffal len? Und vor allem, wie würde ich den Geruch wahrnehmen? Ich erinnere mich an unsere frühe ren Urlaube in der Wachau. Jährlich zur „Marillenzeit“ setzten wir uns ins Auto und fuhren in die Heimat meiner Mama. Natürlich sind auch die Vegeta tion, das Klima, die Architektur und die Kultur eine andere als hier im Bregen zerwald, doch am stärksten in Erinne rung blieb mir der Geruchsunterschied. Der blumige, mandelartige Geruch der Wachau war jedes Jahr wieder eine große Überraschung. Sobald ich aus dem Auto stieg und einmal tief einat mete, wusste ich: Das ist der Geruch unseres Familienurlaubs, das ist der Geruch von Mamas früherer Heimat. Ähnlich wie dieser Duft der Wachau in mir noch heute ein beflügelndes Frei heitsgefühl auslösen kann, staune ich immer wieder, wenn ich nach länge rer Zeit in den Bregenzerwald komme. Es ist der Geruch von Ankommen, Zuhause-Sein. Es riecht – wie kann ich es beschreiben? Ich würde nicht sagen, nach Kühen, aber irgendwie nach Milch und Fett und irgendwie tierisch. Wenn ich diesen Geruch einatme und er mir ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zau bert, spüre ich, wie wichtig die Sinne sind und wie stark vor allem Nase, Zunge, Ohren und Augen an unseren Gefühlen beteiligt sind. Vom Riechen zum Schmecken: Das jährliche Ritual am Ende unseres Aus flugs in die Wachau: Wir bepackten jeden freien Platz im Auto mit reifen Marillen. Zwischen meinem Bruder und mir stapelten sich die Kisten und es roch süß, fruchtig, eben nach Wachau. Meine Mama ist neben Wachauerin auch Qualitätsfanatikerin. Wenn wir durch den Supermarkt gingen, beklagte sie sich über das, was da als Marille oder Aprikose verkauft wurde, aber kaum so
50 · reisemagazin bregenzerwald
genannt werden konnte: fast grünlich, fest und säuerlich. „Eine richtig gute Marille hat rote Backerln“, sagt Mama. Kleine Druckstellen sind kein Verge hen, im Gegenteil, umso mitgenom mener die Frucht aussieht, desto süßer und intensiv im Geschmack ist sie oft. Die erste Speise nach der Rückfahrt in den Bregenzerwald waren Marillen knödel. Wie meine Mama es von frü her kannte: mit Brandteig, viel Zucker brösel und den kleinsten Marillen, die nicht mehr warten konnten, verarbei tet zu werden. Es geht nichts über Mamas Maril lenknödel. Doch es bereitet mir auch Freude, Traditionen zu brechen und Grenzen auszutesten – so sind diese Topfenknödele mit Sigfüllung und Marillenröster entstanden. Eine gegensätzliche Zutat zur süßen Frucht ist der für den Bregenzerwald typische Sig. Nach der Käseproduk tion wird das restliche Eiweiß (Ziger) aus der Molke genommen, dann ist die Molke hauptsächlich Laktose. Sie wird weiter eingekocht, so lange, bis sie karamellisiert. So entsteht Sig, auch bekannt als „Wälder Schokolade“. Ein runder, meist mit einem Herz verzier ter bräunlicher Karamellkloß. Als ich Sig zum ersten Mal probierte, musste ich ihn wieder ausspucken. Ein sehr eigenartiger Geschmack. Nicht, wie erwartet, süßes Karamell, sondern ein Spiel aus sauer, süß und salzig, verbunden mit intensivem Molkege schmack. Pur eine Herausforderung, ist der Sig richtig dosiert und kombiniert eine wahre Geschmacksexplosion – und der Geruch und der Geschmack des Bregenzerwaldes in höchst konzen trierter Form. Mit unseren Sinnen schaffen wir Gefühle. Die Marille, der Geschmack von Urlaub und meiner Mama, sowie Sig, der konzentrierte Geschmack des Bregenzerwaldes, verschaffen mir das Gefühl, tief verwurzelt zu sein. Milena Broger
reisemagazin bregenzerwald ¡ 51
Rezept
Topfenknödele mit Sig gefüllt und Marillenröster
Zutaten für 4 Portionen: Für den Topfenteig: - 500 g Topfen (sehr trocken, wenn nötig in einem Sieb über Nacht abtropfen lassen) - 2 kleine Eier - 100 g Brotbrösel - 40 g Mehl - 60 g flüssige Butter - 40 g Zucker, Prise Salz, Vanille Für die Fülle und die Brösel: - 50 g Sig - 100 g Butter - 100 g Brotbrösel - 60 g Zucker, 1 TL Zimt, Prise Salz Für den Marillenröster: - 800 g Marillen (tiefgekühlt oder frisch) - 200 g Zucker (kann nach Gefühl mehr oder weniger sein, je nach Süße der Marillen) - ½ Zimtstange
Zubereitung: Für die Knödelmasse Topfen mit allen restli chen Zutaten zu einem glatten Teig kneten. Wichtig ist, dass der Topfen sehr trocken ist, wenn nötig den Topfen in ein Tuch einschla gen, in ein Sieb legen und über Nacht im Kühl schrank abtropfen lassen. Den fertigen Teig im Kühlschrank mindestens eine Stunde durchziehen lassen.
52 · reisemagazin bregenzerwald
Für den Marillenröster das Backrohr auf 200 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Marillen tiefgekühlt oder frisch halbiert in ein tiefes Back blech legen und 15 Minuten im Backrohr garen. Zucker und eine halbe Zimtstange hinzufügen und 15 Minuten weiterbacken. Leicht ausküh len lassen. Für die Zuckerbrösel Butter erhitzen, bis sie beginnt zu schäumen, Brösel, Zucker, Zimt und eine Prise Salz hinzufügen und kurz rühren.
Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen, aus dem Sig kleine Kügelchen formen. Aus der Top fenmasse kleine Knödel formen und diese mit den Sigkügelchen füllen. In einem weiten Topf Wasser zum Sieden brin gen, einen Schuss Milch und eine Prise Salz hinzufügen. Das Wasser darf nicht kochen! Die Knödel ca. 8 Minuten darin ziehen lassen, durch die Zuckerbrösel ziehen und mit dem Marillenröster servieren.
Tipps der Redaktion: 3-Täler-Skipass Was den Bregenzerwald als Skiregion auszeichnet, sind seine variantenreichen Skigebiete für Könner und für Einsteiger, für Familien und für Sportler. Die Entfernungen zwischen den Skigebieten sind angenehm kurz. Für die bequeme und umweltfreundliche Anreise sind Skibusse im Einsatz. Der 3-Täler-Skipass gilt für 31 Skigebiete im Bregenzerwald, im Großen Walsertal, im Lechtal und im Allgäu.
D
ens
ee
6 Andelsbuch-Bezau Niedere Bergbahnen Andelsbuch Schneetelefon: T + 43 (0)5512 2540 www.bergbahnen-andelsbuch.at Seilbahn Bezau Schneetelefon: T +43 (0)5514 2254 www.seilbahn-bezau.at
13 Sulzberg Riefensberg 8 Krumbach 7
Bregenz Doren
Buch Bildstein
Langenegg
Hittisau 12 Lingenau
Alberschwende 9 CH Dornbirn
6
Sibratsgfäll
Andelsbuch Bezau
Reuthe 14
7 Hittisau-Riefensberg Hochhäderich Alpenarena Hochhäderich Schneetelefon: T +43 (0)5513 83122 www.alpenarena.com
11
Egg 4
5 Schwarzenberg
8 Riefensberg-Hochlitten Skilifte Hochlitten Schneetelefon: T +43 (0)5513 8239 www.skilifte-hochlitten.com
15
Bizau
Mellau
Schnepfau Au
1 10 Damüls
!
Br
eg
3 en
Die DÖRFLICHEN Skilifte Ideal für Familien mit Kindern.
Schoppernau
ze
ra
ch
Verbindung Warth-Lech im Winter gesperrt
Schröcken
Warth 2
Lech
Die SPORTLICHEN Skigebiete Der Bregenzerwald bietet anspruchsvollen Skifahrern variantenreiche Pisten und großen Komfort mit modernsten Liftanlagen: vom Skigebiet Damüls-Mellau über den Diedamskopf bei Au-Schoppernau bis zum Talende nach Warth-Schröcken. Seit Dezember 2016 sind die Skigebiete Warth-Schröcken, Lech-Zürs und Alpe Rauz-St. Anton miteinander verbunden. Es entstand das größte Skigebiet Öster reichs. 1 Damüls-Mellau-Faschina Damülser Seilbahnen T +43 (0)5510 600 Schneetelefon: T +43 (0)5510 600-14 Bergbahnen Mellau T +43 (0)5518 2222 Schneetelefon: T +43 (0)5518 2222-23 www.damuels-mellau.at
4 Egg-Schetteregg Egger Liftgesellschaft Schneetelefon: T +43 (0)5512 4750 www.schetteregg.at 5 Schwarzenberg-Bödele Schwarzenberg Tourismus Schneetelefon: T +43 (0)5572 7321 www.boedele.info
Lindau Bod
Die FAMILIÄREN Skigebiete Diese Skigebiete im Bregenzerwald zeichnen sich durch ihren Charme, die Kinder- und Familienfreundlichkeit und ihre Über sichtlichkeit aus.
Warth-Schröcken SKI ARLBERG Skilifte Warth GmbH & Co Schneetelefon: T +43 (0)5583 3601-11 Skilifte Schröcken Strolz GmbH Schneetelefon: T +43 (0)5583 2255 www.warth-schroecken.at 2
3 Au-Schoppernau Diedamskopf Bergbahnen Diedamskopf Schneetelefon: T +43 (0)5515 4110-99 www.diedamskopf.at
9 Alberschwende Liftbetriebe Alberschwende T +43 (0)5579 4323 www.liftbetriebe-alberschwende.at 10 Au – Grunholzlift Diedamskopf Alpin Tourismus T +43 (0)5515 4110-0 www.diedamskopf.at 11 Sibratsgfäll – Krähenberg T +43 (0)5513 6873 www.sibra.at 12 Hittisau – Hittisberg T +43 (0)5513 6209 www.hittisau.at 13 Sulzberg – Dorflift und Skilift Hagenberg T +43 (0)5575 4161 www. dorflift.com 14 Reuthe – Baienberg T +43 (0)5572 23690 15 Bizau – Übungslift Hütten T +43 (0)5514 2129
reisemagazin bregenzerwald · 53
Tipps der Redaktion: Kulturelle Treffpunkte Die lebendig und lebensnah gestalteten Museen im Bregenzerwald geben Einblicke in die Region und die Lebenskultur ihrer Bewohner in geschichtlicher und gegenwärtiger Hinsicht. Beleuchtet werden dabei auch außergewöhnliche Persönlichkeiten, die die Talschaft maßgeblich geprägt haben und von ihr geprägt wurden. Im von Architekt Peter Zumthor geplanten Werkraumhaus w erden das Bregenzerwälder Handwerk und die Kultur des Bauens und Wohnens in augenfälliger Form präsentiert.
Lindau ens
ee
4 Schwarzenberger Advent Schwarzenberg Tourismus T +43 (0)5512 3570 www.schwarzenberg.at
11 Sulzberg Riefensberg
Bregenz Buch Bildstein
Doren
12 7 CH Schwarzenberg 3 4 13 14
5 Franz Michael Felder Museum Unterdorf 2b, 6886 Schoppernau T +43 (0)5515 2495 www.au-schoppernau.at
10 Krumbach Hittisau 2 15
Langenegg
Alberschwende
Dornbirn
6 Kulisse Pfarrhof Damüls Vorarlberger FIS-Skimuseum Damüls Kirchdorf 138, 6884 Damüls T +43 (0)5510 620-0 www.damuels.travel
Lingenau Egg 1
Sibratsgfäll 8 16
Andelsbuch
Reuthe Mellau
7 Egg Museum Pfarrhof 5, 6863 Egg www.eggmuseum.at
Bezau 9 Bizau
Schnepfau
8 Bahnhof Andelsbuch kulturverein bahnhof T +43 (0)664 2507789 www.bahnhof.cc
Au Br
Damüls 6
eg
5 en
Schoppernau ze
ra
ch
17 18 Warth Schröcken
Alpenarte Bregenzerwald Schwarzenberg Im Mittelpunkt der Konzertreihe stehen gene rationsübergreifende Begegnungen und Kontakte in den Bereichen Kunst und Kultur gemeinsam mit jungen, internationalen und hochtalentierten MusikerInnen.
Termine: Frühjahr 9. – 12. Mai 2019 Herbst 24. – 27. Oktober 2019 Information & Kartenverkauf Alpenarte Bregenzerwald/Schwarzenberg GmbHT +43 (0)5512 2917 80 www.alpenarte.eu
In Hotels, Wirtshäusern und Bars wird der „kleinen Kunst“, dem gemütlichen Kulturgenuss, gefrönt. Von Jazz bis Volksmusik, von Filmvor führungen bis Literatur. Das Programm ist varian tenreich und bunt gemischt.
15 Lesesalon Krone Hittisau Am Platz 185, 6952 Hittisau T +43 (0)5513 6201 www.krone-hittisau.at
13
Wälderness, Hirschen’s feiner Musiksalon Hotel Gasthof Hirschen Schwarzenberg Hof 14, 6867 Schwarzenberg T +43 (0)5512 2944 www.hirschenschwarzenberg.at 14
54 · reisemagazin bregenzerwald
2 Frauenmuseum Platz 501, 6952 Hittisau T +43 (0)5513 6209 30 www.frauenmuseum.at 3 Angelika Kauffmann Museum Brand 34, 6867 Schwarzenberg T +43 (0)5512 26455 www.angelika-kauffmann.com
D
Bod
1 Werkraumhaus (siehe S. 34) Hof 800, 6866 Andelsbuch T +43 (0)5512 26386 www.werkraum.at
16 Hans Bach Kino im Jöslar, Andelsbuch Jeden 1. Sonntag im Monat T +43 (0)5512 2312 www.joeslar.at
9 Heimatmuseum Bezau T +43 (0)5514 2559 www.bezau-bregenzerwald.com 10 BUS:STOP Krumbach www.kulturkrumbach.at 11 Sulzberg-Thal: ThalsaalKultur www.thalsaalkultur.at 12 Heimatmuseum Alberschwende Alberschwende Tourismus T +43 (0)5579 4233 www.alberschwende.at
17 Ski & Concert Warth Sporthotel Steffisalp jeden Samstag ab Anfang Februar um 15 Uhr live, Open-Air-Bühne, Eintritt frei www.skiandconcert.at 18 Après-Ski & Livemusik in der S1 Ski Lounge ab 12. Jänner bis Saisonende an ausgewählten Terminen, samstags ab 14.30 Uhr Uhr, Eintritt frei www.s1skilounge.at
Tipps der Redaktion: Die Sennereiläden des B regenzerwaldes In den Talsennereien des Bregenzerwaldes wird im Winter nach alter Tradition Bergkäse und eine Vielzahl an Milchprodukten hergestellt. Die silofreie Milch aus dem Bregenzerwald wird fast zu 100 Prozent in der Region selbst w eiterverarbeitet. Der Verkauf direkt an der Produktionsstätte lässt die Ursprünglichkeit bereits erahnen. So wird der Einkauf in den größeren und kleineren Läden ein Erlebnis. Sennerei Andelsbuch Hof 366, 6866 Andelsbuch T +43 (0)5512 2507 www.sennerei-andelsbuch.at Mo bis Sa 8 bis 11.30 Uhr Fr: 8 bis 11.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr
Hofsennerei Familie Läßer, Langen Hub 99, 6932 Langen bei Bregenz T +43 (0)5575 4503 www.kaes.at Fr 8.30 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr Sa 8.30 bis 12 Uhr
Käsehaus Andelsbuch Das Bregenzerwälder Käsehaus in Andelsbuch bietet bis zu 60 verschiedene Hart-, Schnitt-, Frisch- und Weichkäsesorten aus Kuh-, Ziegenoder Schafmilch an. Angeschlossen ist ein Res taurant und jeden Sonntag um 16 Uhr wird vor Ort gekäst.
Sennereiladen Au Zurzeit wird ein Neubau geplant. Informationen zum Ausweichlokal im Tourismusbüro in Au. www.alpenkaese.at
Sennerei Langenegg Berkmann 116, 6941 Langenegg T +43 (0)5513 6190 www.kaeserei.com Mo bis Fr: 8.30 bis 11.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr Sa: 7.30 bis 11.30 Uhr und 15 bis 17 Uhr
Hof 144, 6866 Andelsbuch T +43 (0)5512 26346 www.kaesehaus.com Mo bis Sa: 9 bis 18 Uhr Sonn- u. Feiertage: 10 bis 18 Uhr
Sennerei Rehmen, Au Rehmen 88, 6883 Au T +43 (0)5515 2959 Winter: Mo bis Sa 8.30 bis 11.30 Uhr, Do, Fr und Sa 16 bis 18 Uhr Sommer: Mo bis Sa 8.30 bis 11 Uhr und Fr 16 bis 18 Uhr Alpenkäse Bregenzerwald Sennerei Bezau Ach 586, 6870 Bezau T +43 (0)5514 30020 www.alpenkaese.at Mo bis Fr: 8 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr Sa: 8 bis 12 Uhr Sennerei Kriechere, Bezau Kriechere 136, 6870 Bezau T +43 (0)664 1236798 Di, Mi, Fr, Sa 9 bis 11.30 Uhr, Fr 16 bis 18 Uhr Sennhaus Bezau Oberdorf Mittlere 119, 6870 Bezau T +43 (0)664 1982000 www.sennhaus-bezau.at Dez. bis Mai: Mo bis Sa 8 bis 12 Uhr und 18 bis 19 Uhr, Fr 16 bis 19 Uhr Juni bis Nov.: Di, Fr, Sa 9 bis 11 Uhr, Fr 16 bis 18 Uhr Sennerei Huban, Doren Huban 139, 6933 Doren T +43 (0)5516 2001 www.sennerei-huban.at Mo bis Do: 8 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr Fr: 8 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr Sa: 8 bis 12 Uhr Sennerei Hittisau Platz 190, 6952 Hittisau T +43 (0)5513 2786 www.sennerei-hittisau.at Mo bis Sa: 8 bis 12 Uhr, Do u. Fr: 14.30 bis 18 Uhr Sa 14 bis 17 Uhr
Sennerei Lingenau Hof 28, 6951 Lingenau T +43 (0)5513 6420 www.sennerei-lingenau.at Mo bis Fr: 8 bis 12 Uhr und 17 bis 18 Uhr Sa: 8 bis 12 Uhr Dorfsennerei Sibratsgfäll Dorf 132, 6952 Sibratsgfäll T +43 (0)5513 2442 www.sennerei-sibra.at Sommer: Mo bis Fr 9 bis 11 u. 18.30 bis 19.30 Uhr, Sa 8 bis 11 Uhr und 18.30 bis 19.30 Uhr Sonn- u. Feiertage: nur Abendverkauf Winter: Mo bis Fr 9 bis 11 und 18 bis 19 Uhr, Sa 8 bis 11 Uhr und 18 bis 19 Uhr Sonn- u. Feiertage: nur Abendverkauf Bergsennerei Schnepfau Kirchdorf 123, 6882 Schnepfau T +43 (0)5518 2820 Mi und So: 8.30 bis 11 Uhr Fr: 8.30 bis 12 Uhr und 15 bis 19 Uhr Sa: 8.30 bis 12 Uhr Bergkäserei Schoppernau Unterdorf 248, 6886 Schoppernau T +43 (0)5515 30151 www.bergkaeserei.at Mo bis Fr: 8.30 bis 11.30 Uhr, 15 bis 18 Uhr Sa: 8.30 bis 11.30 Uhr, 15 bis 17 Uhr In der Nebensaison im Sommer nur vormittags.
KäseStrasse Bregenzerwald und Käsekeller Die KäseStrasse ist ein Zusammenschluss von Bregenzerwälder Bauern, Sennern, Wirten, Handwerkern und Handelsbetrieben und somit keine Straße im herkömmlichen Sinn. Mitglie der und Partner der KäseStrasse tragen dazu bei, die Bregenzerwälder Landschaft, die klei nen Strukturen und die heimischen Produkte zu bewahren und zu fördern. Angebote: Besichtigung des Bregenzerwäl der Käsekellers in Lingenau mit Verkostung, Verkauf von Käse und regionalen Produkten: 1. April bis 31. Okt.: Mo bis Fr 10 bis 18, Sa 9 bis 17 Uhr 1. Nov. bis 31. März: Di bis Fr 10 bis 17 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr Zeihenbühl 423 | 6951 Lingenau T +43 (0)5513 42870 www.kaesestrasse.at
Tipp: Bauernhof begreifen
Das Käsehaus der Sulzberger Käserebellen Dorf 8, 6934 Sulzberg T +43 (0)5516 21351 www.kaesehaus-rebellen.com Mo bis Sa: 9 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr Sonn- und Feiertage: 13 bis 18 Uhr
Das Projekt NATURHAUTNAH ermöglicht es, das Thema Bauernhof und alles, was dazugehört, zu begreifen. Im imposanten Kuh-Laufstall und dem turbulenten Ziegen-Tollhaus mit Besuchergalerie über die Kleintier-Kuschel-Zone gibt es allerhand zu entdecken und zu erfahren.
„Birglar“ Sennerei Warth Hausnummer 73, 6767 Warth, T +43 (0)5583 3598 www.waeldermetzge.at Täglich: 9 bis 19.30 Uhr Wintersaison täglich: 9 bis 19.30 Uhr Rest vom Jahr täglich: 9 bis 18 Uhr
Information Metzler Käse-Molke GmbH Bruggan 1025 6863 Egg T +43 (0)5512 3044 www.molkeprodukte.com
reisemagazin bregenzerwald · 55
Bregenzerwald Tourismus: Buchbare Angebote
Buchung, Info: T +43 (0)5512 2365 www.bregenzerwald.at
Kinderschnee Bregenzerwald Bei der Aktion „Kinderschnee“ bekommen Kinder von 3 bis 6 Jahren den Skipass gratis und kön nen außerdem einen 4-tägigen Skikurs kostenlos besuchen.
Termine: 12. – 19. Jänner 2019 16. – 23. März 2019 23. – 30. März 2019
Leistungen: • 7 Übernachtungen in einer Unterkunft nach Wahl; • 6 Tage 3-Täler-Skipass für Kinder von 3 bis 6 Jahren (Jahrgänge 2013/2014/2015); • 4-Tage-Skikurs für Kinder von 3 bis 6 Jahren • Bregenzerwald-Informationsmappe mit Tipps für interessante Ausflüge u. Unternehmungen
Preis für 2 Erwachsene und 2 Kinder: ab € 1.160 im Familienzimmer im Hotel mit Halbpension ab € 499 in der Ferienwohnung ohne Verpflegung
SKI Bregenzerwald Sonntag bis Donnerstag oder Donnerstag bis Sonntag im Bregenzerwald urlauben: Dazu gibt es den 3-Täler-Skipass für drei abwechslungsrei che Skitage. Der Skipass gilt sowohl für alle Ski gebiete im Bregenzerwald als auch für die Ski busse. Leistungen: • 4 Übernachtungen von Sonntag bis Donners tag oder 3 Übernachtungen von Donners tag bis Sonntag in einer Unterkunftskategorie nach Wahl in ausgewählten Partnerbetrieben; • 3 Tage 3-Täler-Skipass; • SKI-Bonus – 1 Skitag geschenkt: Wenn Sie dieses Package von Sonntag bis Donnerstag buchen, übernachten Sie viermal und zahlen nur für drei Nächte.
• Bregenzerwald-Informationsmappe mit Tipps für interessante Ausflüge und Unter nehmungen und Skipasshinterlegung im Hotel Termine: 6. Jänner – 21. April (ausgenommen 28. Februar – 10. März 2019) Preis pro Person: ab € 343 im Doppelzimmer im Hotel mit Halbpension ab € 238 in der Ferienwohnung ohne Verpflegung ab € 788 für 4 Personen in der Ferienwohnung auf dem Bauernhof ohne Verpflegung
SKIwoche Bregenzerwald Sie verbringen eine genussvolle Skiwoche im Bregenzerwald, übernachten siebenmal in einer Unterkunft nach Wahl und zahlen nur für sechs Nächte. Inkludiert ist außerdem der 3-Täler-Ski pass für 6 Tage. Leistungen: • 7 Übernachtungen in einer Unterkunftskate gorie nach Wahl in ausgewählten Partnerbe trieben; • 6 Tage 3-Täler-Skipass; • Bregenzerwald-Informationsmappe mit Tipps für interessante Ausflüge und Unternehmun gen und Skipasshinterlegung im Hotel • SKI-Bonus – 1 Skitag geschenkt: Sie über nachten siebenmal und zahlen nur für sechs Nächte.
56 · reisemagazin bregenzerwald
Termine: 5. Jänner – 20. April (ausgenommen 2. – 9. März 2019) buchbar Samstag bis Samstag Preis pro Person: ab € 643 im Doppelzimmer im Hotel mit Halbpension ab € 383 in der Ferienwohnung ohne Verpflegung ab € 1.332 für 4 Personen in der Ferienwohnung auf dem Bauernhof ohne Verpflegung
Bregenzerwald Tourismus: Buchbare Angebote
Buchung, Info: T +43 (0)5512 2365 www.bregenzerwald.at
Winter aktiv Bregenzerwald Bei einer Schneeschuhwanderung mit Talabfahrt per Rodel erleben Sie die Winternatur im Bregenzerwald auf besondere Weise. Vorteilhaft: Wenn Sie von Sonntag bis Donnerstag urlauben, schenken wir Ihnen zudem eine Übernachtung. Leistungen: • 4 Übernachtungen von Sonntag bis Donners tag oder 3 Übernachtungen von Donnerstag bis Sonntag in einer Unterkunftskategorie nach Wahl in ausgewählten Partnerbetrieben; • 1 geführte Schneeschuhwanderung mit Rodel partie inkl. Leihausrüstung; • Ticket für die Bahnfahrten; • Winter-Bonus – 1 Tag geschenkt: Wenn Sie dieses Package von Sonntag bis Donnerstag buchen, übernachten Sie viermal und zahlen nur für drei Nächte.
• Bregenzerwald-Informationsmappe mit Tipps für interessante Ausflüge und Unter nehmungen Termine: 6. Jänner – 28. Februar 2019 Preis pro Person: ab € 283 im Doppelzimmer im Hotel mit Halbpension ab € 178 in der Ferienwohnung ohne Verpflegung ab € 548 für 4 Personen in der Ferienwohnung auf dem Bauernhof ohne Verpflegung
Skitouren Bregenzerwald In aller Ruhe den Berg besteigen, über traum hafte Tiefschneehänge schwingen: Im Bregenzer wald finden Sie ideale Genussskitouren von mittel bis schwer. Unsere diplomierten Berg- und Ski führer bringen Sie zu den schönsten Orten. Das passende Angebot mit Übernachtung gibt es bei Bregenzerwald Tourismus zu buchen. Ob für Ein steiger oder erfahrene Skitourengeher, ob für ein Wochenende oder facettenreich mit Abstechern in die Nachbarregionen Arlberg und Kleinwalser tal: Gerne erstellen wir ein maßgeschneidertes individuelles Angebot inklusive Übernachtung(en) und fachkundiger Tourenbegleitung.
• Touren-Tee • Schulungs- und Tourentage mit staatlich geprüftem Berg- und Skiführer • Ergänzung der Notfallausrüstung (LVS-Gerät, Sonde, Schaufel) • Transfer zu den Tourenausgangspunkten • Skipässe (wenn notwendig) • Bregenzerwald-Informationsmappe mit Tipps für interessante Ausflüge und Unter nehmungen
Leistungen: • Übernachtungen im Hotel oder auf der Hütte mit Halbpension
Preis pro Person: auf Anfrage
Termine: auf Anfrage
Winterwandern Bregenzerwald Eine ganz neue Erfahrung: An drei Tagen wan dern Sie durch ausgesucht schöne Winterland schaften und übernachten währenddessen je zwei Mal in zwei verschiedenen Hotels. Zudem lernen Sie Bregenzerwälder Dörfer besser kennen. Unter wegs sind Sie unbeschwert: Ihr Gepäck wird vom einen ins andere Hotel transportiert. Die Gehzei ten liegen zwischen 4 bis 5 Stunden pro Tag. So bleibt Ihnen genügend Zeit, im Hotel zu entspan nen oder Sehenswertes am Weg zu besuchen. Leistungen: • 4 Übernachtungen mit Halbpension in ausge wählten 3- und 4-Sterne-Hotels • Tickets für Bus- und Bergbahnfahrt • Gepäcktransport von Hotel zu Hotel
• Anreise mit PKW: Parkplatz beim ersten Hotel und Transfer zum Auto am Ende der Tour • Bei Anreise mit Bus/Bahn/Flug: Transfer vom Bahnhof Dornbirn oder Bregenz zum ersten Hotel und Transfer zum Bahnhof Dornbirn oder Bregenz nach Ende der Tour • Wanderkarten, Streckenbeschreibungen, Busfahrplan und Ortspläne Termine: 6. Jänner – 28. Februar 2019 Preis pro Person: ab € 474 im Doppelzimmer im Hotel mit Halbpension ab € 501 im Einzelzimmer im Hotel mit Halbpension
reisemagazin bregenzerwald · 57
Schritt für Schritt von Gang zu Gang
Kulinarisch Winterwandern Bregenzerwald
y da oli ie H S bw
HR
Im
lau
Ur
Au te öß Gr prei ü ief T t ü irek D
ü
Durch die winterliche Natur wandern und sich beim Essen in gemütlichen Cafés, Berggasthäusern und Restaurants aufwärmen. Mit Frühstück, Mittagessen und Dessert. Kulinarisch Winterwandern in Hittisau-Hochhäderich, Mellau-Bizau-Bezau oder Sibratsgfäll-Schönenbach Preis pro Person: € 44 – € 60 (je nach Wanderung) Bregenzerwald Tourismus GmbH, Gerbe 1135, 6863 Egg T +43 (0)5512 2365 www.bregenzerwald.at, info@bregenzerwald.at
58 · reisemagazin bregenzerwald
reisemagazin bregenzerwald Abo Gefällt Ihnen unser reisemagazin? Dann lassen Sie sich keine neue Ausgabe entgehen! Mit dem reisemagazin können Sie den Bregenzerwald eindrucksvoll erleben – vor Ort ebenso wie zu Hause. Bestellen Sie 1 Abo (sechs Ausgaben) des reisemagazin und g enießen Sie das einmalige Flair des Bregenzerwaldes! Den Duft und die entspannende Wirkung des Bregenzerwaldes entdecken Sie auch im Molkepflegeset von Ingo Metzler (www.molkeprodukte.com). Sie HR bekommen 1 Molkepflegeset zu Ihrer Abobestellung gratis dazu. S Holid
ays
zuhau
se füh
2018|1
9
len.
№ 19
ub wie
winter
Im Urla
win
ter
2017
|18
zerwald reis ema
en ze
br eg
az in
m ag
rwald.at
9
| www .bregenze 19 | € 5,50 Ausgabe
w in te r
Langla
7/ 1
201
genz
w.bre
ter
ww
0|
€ 5,5
Punze
uf als The nberger rapie
h n tr ic ste Die härf as ie sc ald om n d
8
tman regg Stun ette er & iet Sch hberg styl sc te Free skigeb am Hir bee der Kin ngehen d Hoch ’ un re huh el Tou rf Sc lwü ine Stah acht fe ern? rn m sion Sie mit Hö en ik sp b nar äse rlau Kuli en K eU hafte Feinrn er id Fre der andeärchen M in f& au für K huhw il nsk ten eesc en n is rd ure To ale P d-Sch Pfe ei es r st it Ide mon it m chle haus Kun ll e Tis ter he) Vo arb s ion Hin tlic lz Ho zinat des rnös enus Fas hzeit ls (fe um G c z a te Ho hen bo c Ko n Ge h Ze ald.at erw
l an wah n Aus künfte r ßte Grö nunte ntie ie a r Fe ar keit r eisg a r fp hb Tie Buc ekte Dir
10 | 17
b
abe
r
e nt .de tu RS tz s.H Je y n! a he lid uc ho
, Ski Dorn Monotmar am Die tmeister Wel Florian
:23
.2017
Th ma zerw er ährt gen er id erf Bre Fre ihm n im Mit fahrt Ab
13
:31:
e
16
12
20
.07.
11
09:33
Au
sgab
10 e 15
|€
wi
5,50
nt
|w
er
.bre ww
ge
20
nzer
16
d. wal
at
/1
7
Ihr Abo-Vorteil! 6 x reisemagazin + Molkepflegeset von Ingo Metzler
12.06
Ausg
e nF la ah w e ti us an eit ar rk isg hba c Bu te
Die dre i große n Winte Winterid rsportge ylle un biete term Ho Shapen chhäderi im Snow ch park Langla uf als Be wegung Handwe stherapie rk und Design Die Arc hitektur des Ha Kulinari ndwerks k im Bre genzerw Tüftler und Cin ald: easten
20 18 /1
a ld
rw en re g nb ag
a zi
te
un
n rie
ze
ü rk
zin
w in
n
te nf
aga
re ise
16 20 ter win 15 №
n.
hle
fü
Größte Au Ferienu swahl an nterkü nften Tiefpr eisgar antie Direkt e Buch barkei r te t un Jetzt rs.de ays.h holid ! en buch
em
zin
em
ez
u
ha
e us
ga
re is
ys
№ 17
mU
r
reis
a g a zi n
d rwal
zuh
wie
7
b rlau
ef aus |1
Ho
RS
en.
ühl
ys lida
ma
gaz in bre gen
Jetz t un ter holi day s.hr s.de buc hen !
e eis
re is e m
d 1
ag.ind
mschl
18_u
_wi17
g017
bwma
Coupon ausfüllen, ausschneiden und einsenden an: Bregenzerwald Tourismus, Gerbe 1135, 6863 Egg, Österreich Oder einfach telefonisch bestellen: +43 (0)5512 2365, oder per Fax +43 (0)5512 3010 oder per E-Mail: info@bregenzerwald.at dd
1
.in
hlag
msc
_u
17
wi16
5_
01
mag
bw
Ja, unbedingt, ich bestelle das reisemagazin bregenzerwald! Ab sofort 6 Ausgaben zum Preis von Euro 35 (EU-Raum), Euro 45 (Liechtenstein, Schweiz). Das Abo endet automatisch nach dem Erhalt der 6. Ausgabe. Als persönliches Dankeschön senden wir Ihnen nach der Bezahlung der Abo-Rechnung ein Molkepflegeset von Ingo Metzler zu. www.molkeprodukte.com Eine Barablöse ist nicht möglich.
Für mich
Als Geschenk für:
Vorname
Nachname
Vorname
Nachname
Straße
Nummer
Straße
Nummer
PLZ
Ort
PLZ
Ort
Land
Land
Ich zahle bequem und bargeldlos per Rechnung. Datum
Unterschrift
JA, ich bin einverstanden, dass mich Bregenzerwald Tourismus künftig per Newsletter über eitere Angebote, Neuigkeiten und Serviceleistungen informiert. Mein Einverständnis ist freiwillig w und kann jederzeit widerrufen werden (z. B. per E-Mail an info@bregenzerwald.at).
HRS Holidays Im Urlaub wie zuhause fühlen.
J et z t u n t
holidays
er
.hrs.de
buchen!
Größte Auswahl an
Ferienunterkünften
Tiefpreisgarantie Direkte Buchbarkeit
60 · reisemagazin bregenzerwald