meinschaft Bregenzerwald, 6863 Egg; chwarz; Redaktion: Katrin Netter, Anton Wirth, Urs Bregenzerwald (Seite 3,5,7,9,11,13,15,17,19,21,25,27 3), Musikschule Bregenzerwald (Seite 3), KäseStrasse 66 Andelsbuch;
Vernetzt gedacht – Regional geplant 40 jahre regionalplanungsgemeinschaft bregenzerwald
Inhalt Editorial
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Vernetzt gedacht – Regional geplant
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Die konzeptionellen 1970er
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Die grünen 1980er
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Die jugendlichen 1990er
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Die kulturellen 2000er
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Regionale Fragerunde – Ehemalige Funktionäre im Interview
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Projekte und Initiativen aus 40 Jahren
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Mitarbeiter
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REGIO heute – Region sind wir alle
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Programme der Regionalplanung/Regionalentwicklung
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REGIO – gestern, heute, morgen
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Der Bregenzerwald und seine Ziele
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40 jahre regionalplanungsgemeinschaft bregenzerwald
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Editorial Geschätzte Bregenzerwälderinnen und Bregenzerwälder, sehr geehrte Gäste und Freunde des Bregenzerwaldes, derzeit sind Themen wie „ZUSAMMENARBEIT“, „KOOPERATION“, „VERNETZUNG“ sehr modern und gerade in politischen Beratungen in aller Munde. Die viel beschworene Globalisierung, größer werdende Strukturen und auch der abnehmende finanzielle Spielraum fordern diese Diskussionen geradezu heraus. Der Zusammenschluss der 24 Bregenzerwälder Gemeinden zur „REGIONALPLANUNGSGEMEINSCHAFT BREGENZERWALD“ im Jahre 1970 hat alle diese Gedanken bereits berücksichtigt, ohne dass zu der Zeit diese heute aktuellen Schlagworte im Vordergrund standen. Es war damals die Überzeugung unserer Vorgänger und weitblickender Verantwortungsträger, dass die Entwicklung einer Region und die Umsetzung gemeindeübergreifender Themen und Projekte nur mit gemeinschaftlichen Zielsetzungen und durch Zusammenarbeit über die Kirchtürme hinweg möglich sind. Im Jahr 2010 kann die REGIO Bregenzerwald nun ihr 40-jähriges Bestehen feiern und auf eine gute und erfolgreiche Entwicklung unserer Heimat zurückblicken. In der vorliegenden Festschrift zu diesem Anlass werden einige wesentliche Geschehnisse, Projekte und Programme der vergangenen vier Jahrzehnte in Erinnerung gerufen und mit Statements der handelnden Personen ergänzt. Die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft fordern von uns allen ein weiteres Zusammenrücken und ein verstärktes Denken in regionalen Dimensionen. Dazu lade ich alle Entscheidungsträger in der Region und in den Gemeinden und alle an der Entwicklung unserer schönen und vielseitigen Region Bregenzerwald Interessierten herzlich ein. Beim Lesen dieser Festschrift wünsche ich viel Freude und hoffentlich spannende Informationen. Bgm. Anton Wirth Obmann
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Die Musikschule Bregenzerwald ist seit ihrer Gründung im Jahr 1974 ein wichtiger Ausbildungspartner in Sachen Musik. Im Bild der Vorstand aus dem Jahr 1974.
Bei der Zielerarbeitung zum Welterbe-Managementplan im Jahr 2008 wurde mit der Beteiligung von 140 Bregenzer wälderinnen und Bregenzerwäldern an der Ausrichtung der Region gearbeitet.
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Vernetzt gedacht Regional geplant Am 12. Dezember 1970 wurde die Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald gegründet und feiert somit heuer ihr 40-jähriges Bestehen. Der kurz „REGIO“ genannte Verein ist ein Zusammenschluss aller 24 Gemeinden der Region und entstand aus dem Bewusstsein, dass regionalpolitische Anliegen durch Vernetzung und Abstimmung des politischen Handelns leichter umzusetzen sind. Das in den Gründungsstatuten formulierte Ziel, die Talschaft in allen Belangen zu fördern, ist bis heute die Klammer der gemeinsamen Beschlüsse in der REGIO geblieben. Die Vereinsfunktionäre sind mehrheitlich politische Entscheidungsträger. In der Vollversammlung sind alle Bürgermeister und je eine weitere von den Gemeindevertretungen zu wählende Person sowie alle Landtags- und Nationalratsabgeordneten der Region vertreten. Die Zusammensetzung des Vorstandes und der Vollversammlung ist zeitlich durch die Wahlperioden für die Gemeindevertretungen bestimmt. Dadurch ergeben sich alle fünf Jahre Veränderungen bei den Funktionären und auch heuer geht wieder eine Wahlperiode zu Ende. Die Arbeitsschwerpunkte der letzten 40 Jahre waren durch die Persönlichkeit der einzelnen Funktionäre und Mitarbeiter ebenso geprägt wie durch das sich verändernde soziale und wirtschaftliche Umfeld.
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Übergabe einer Resolution gegen die Schließung des Bezirksgericht Bezau an den damaligen Justizminister Böhmdorfer sowie an LH Dr. Herbert Sausgruber im Jahr 2001.
Die REGIO-Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium der Regionalplanungs gemeinschaft und tagt mindestens zweimal jährlich. Im Bild die Vollversammlung vom 27. November 2009.
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Die konzeptionellen 1970er Die Studienkomitees waren seit der Gründung der REGIO für rund 20 Jahre ihr Think Tank. Die acht bis 1980 gegründeten Komitees beschäftigten sich mit Verkehrsfragen, wirtschaftlichen Angelegenheiten, Agrarfragen, Fremdenverkehr, Bildungsfragen, Landschaftsgestaltung und Baufragen, Jugendfragen und der Bregenzerwaldbahn. In Summe haben rund 100 Personen, vor allem politische Funktionäre, Entscheidungsträger und Experten, ehrenamtlich in ihnen mitgearbeitet.
Heute ist das Netz des Landbus Bregenzerwald gut ausgebaut und wer mit seinem Pkw auf der L 200 durch den Achraintunnel fährt, kann von Egg aus den Dornbirner Autobahnanschluss innerhalb einer Viertelstunde erreichen. Im Gegensatz dazu stellte sich der Bregenzerwald in der Gründungszeit der REGIO als verkehrsmäßig schlecht erschlossenes und wirtschaftlich schwaches Abwanderungsgebiet dar. Die Bevölkerung wuchs allein aufgrund der hohen Kinderzahlen, aber jährlich verließen rund 150 Menschen dauerhaft die Talschaft. Von der Landwirtschaft konnten immer weniger Menschen im Vollerwerb leben. Zwar waren 1961 noch knapp 40% der Wohnbevölkerung Bauern, doch immer mehr schlossen die Stalltüren für immer. Der Fremdenverkehr, der ab Beginn der 1960er Jahre einen rasanten Aufschwung erlebt hatte, konnte zum Teil die Abwärtsbewegung in der Landwirtschaft auffangen. Er veränderte innerhalb kürzester Zeit aber auch die wirtschaftliche und soziale Struktur der Dörfer. Die schlechte Verkehrsanbindung an das Rheintal und fehlende Bildungsangebote wurden als Nachteil für die wirtschaftliche Entwicklung erlebt, insbesondere seitens des Tourismus. Vor diesem Hintergrund erschienen überregionale Planungsmaßnahmen immer dringlicher. Schon 1967 beschloss der Verkehrsverein unter seinem damaligen Obmann LAbg. Walter Lingg, sich mit Fragen der Raumplanung unter Beiziehung von Experten zu befassen. 1969 entstand unter seinem Dach ein Raumplanungsbeirat, dem neben allen Abgeordneten des Bregenzerwaldes und mehreren Experten je zwei Bürgermeister des vorderen, hinteren und mittleren Bregenzerwaldes angehörten. In dessen Rahmen erarbeiteten LAbg. Anton Sutterlüty und Dr. Gottfried Feurstein einen Entwurf für ein Verkehrskonzept, das am 22. Mai 1970 in einer Bürgermeisterversammlung einstimmig angenommen wurde. Dieses sah den Ausbau der B 200 und erstmals den Anschluss an die Rheintalautobahn vor. Angesichts einer großen und über die Belange des Verkehrs hinausgehenden Themenfülle wurde schnell die Notwendigkeit einer anderen Organisationsform offensichtlich.
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Das Studienkomitee für Jugendfragen hat sich seit 1975 mit der Diskussion von Jugendthemen beschäftigt. Nach einer Jugendstudie im Jahr 1992 wurde dann die Offene Jugendarbeit Bregenzerwald gegründet.
Im Jahr 1979 wurde die Lokomotive 699.01 getauft. Im Bild die feierliche Ankunft im Bahnhof Bezau.
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Mit der Gründung der REGIO im Dezember 1970 übernahm der aus Andelsbuch stammende Leiter der Landesstelle für Statistik, Dr. Gottfried Feurstein, die Geschäftsführung. Aus seinen Studienjahren persönlich mit Univ. Prof. DDr. Ferdinand Ulmer bekannt, konnte Feurstein neben Ulmer auch Univ. Prof. Josef Kühne und den Raumplaner Univ.Prof. Dipl.-Ing. Wolf-Jürgen Reith als beratende Experten der REGIO gewinnen. Die Budgetmittel waren mit 50 Groschen pro Einwohner noch sehr bescheiden und alle Arbeiten, auch die der beigezogenen Experten, erfolgten ehrenamtlich von zu Hause aus. Erst ab 1976 erhielt einzig der Schriftführer Hugo Waldner ein bescheidenes Entgelt. Die Arbeit in der Regionalplanungsgemeinschaft wurde primär durch Personen, die sich engagierten, geprägt. Dazu zählt auch eine Reihe von Experten. Einer der wichtigsten war Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Wolf-Jürgen Reith. Aus seiner Feder stammen eine Reihe von konzeptiven Arbeiten und Studien, so die Überlegungen zu einem Entwicklungskonzept für den Bregenzerwald. Seine Mitarbeit war in jeder Phase ehrenamtlich, ohne jede Entschädigung. Dr. Gottfried Feurstein
Das erste Arbeitsjahrzehnt war die Zeit der Konzepte, in denen die REGIO gewünschte Entwicklungen für die Talschaft definierte und entlang dieser die Umsetzung der Ziele vorantrieb. In rascher Folge wurden zwischen 1971 und 1975 sieben Konzepte beschlossen: 1971 ein Verkehrskonzept mit einem 10-Jahres-Ausbauprogramm für die Bundesund Landesstraßen, 1972 ein Bildungs- und ein Güterwegekonzept sowie eines zum Sonderschulwesen, 1973 ein Agrarkonzept, 1974 eines für die Wintererschließung und das Nachrichtenwesen. Schon 1971 konnte auf Basis des Verkehrskonzeptes mit Landesrat Martin Müller eine weitgehende Einigung über den Ausbau der B 200 erreicht und damit ein erster Erfolg des gemeinsamen regionalen Handelns verbucht werden. Die notwendigen Vorarbeiten wurden in Studienkomitees geleistet. Bis 1980 entstanden acht Komitees, in denen rund 100 Personen – politische Funktionäre, Entscheidungsträger und Experten – Konzepte und Stellungnahmen erarbeiteten. Die Phase der Konzepte mündete 1976 in ein Rahmenprogramm für die Erarbeitung eines Regionalkonzeptes. In der Aufbruchsstimmung der ersten Jahre konnten viele infrastrukturell wichtige Ziele, insbesondere in den Bereichen Verkehr und Bildung, erstaunlich rasch umgesetzt werden. Diese Errungenschaften trugen dazu bei, die wirtschaftliche Position des Waldes gegenüber den Ballungszentren im Rheintal zu stärken. Bis heute bestehende Gründungen aus dieser Zeit sind unter anderem die Musikschule Bregenzerwald (1974) und der Sozialsprengel Vorderwald (1979).
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Im Juli 1981 forderten Wälder Bürger friedlich, aber sehr bestimmt die Wiederaufnahme der Bregenzerwaldbahn. „Weg mit dem Bus, wir wollen das Bähnle“, stand auf den Transparenten.
Die Verwaltung der Liegenschaften der ehemaligen Bregenzerwaldbahn ist eine Aufgabe der Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald. Die Bürgermeister haben sich im Jahr 2001 bei einer persönlichen Begehung mit Experten ein Bild über den Zustand des Bahnkörpers gemacht.
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Die grünen 1980er Schon 1976 beschloss die REGIO ein Verkehrsträgerkonzept, das Autobuslinien und den Schülerverkehr inkludierte. Zu dem prägenden Thema in der Arbeit der REGIO wurde der öffentliche Verkehr jedoch erst in den 1980er Jahren. Noch fuhr die Bregenzerwaldbahn, wenngleich deren Betrieb mit jährlich rund 11 Millionen Schilling Minus stark defizitär war und die ÖBB schon Anfang der 1970er Jahre über ihre Einstellung nachdenken ließ. Als im Sommer 1980 zwei Felsstürze zur Einstellung des Bahnbetriebs führten, gewann das Thema an Brisanz. Die REGIO gründete ein eigenes Studienkomitee unter dem Vorsitz von LAbg. DI Helmut Batlogg und versuchte die Weiterführung und Modernisierung der Bahn zu erreichen. Im Hinblick auf die Bahn wurden erstmals auch in der Öffentlichkeit unterschiedliche kommunale Positionen offensichtlich. Innerhalb der REGIO herrschte Uneinigkeit darüber, ob die Wiederinbetriebnahme der Bahn sinnvoll sei. Es gab wenige echte Bahngemeinden und nach den ersten beiden Jahren vergeblichen Verhandelns mit dem Bund erschien eine Ersatzlösung der einzig durchsetzbare Weg. Gleichzeitig prägten Themen wie Umweltschutz, Waldsterben und Kostenwahrheit beim Energieverbrauch den Zeitgeist: Die Schattenseiten des zunehmenden Individualverkehrs und der großzügigen Straßenerschließungen der 1970er Jahre waren offensichtlich geworden. Die 1982 gegründete Verkehrsinitiative Bregenzerwald bemühte sich parallel zur REGIO um den Bahnerhalt, verfolgte deren Arbeit als kritischer Kommentator von außen und trug maßgeblich zur Sensibilisierung der Bevölkerung für Umweltanliegen und den öffentlichen Verkehr bei. Letztlich wurde der Betrieb der Bahn aber nicht mehr aufgenommen und 1985 per Bescheid endgültig eingestellt. Als Ersatzlösung konnte die REGIO die Ausweitung des Busverkehrs, seit 1985 unter dem Namen Wälderbus geführt, erreichen. Für die Einstellung des Bahnbetriebs wurde in Verhandlungen mit Bund, Land und ÖBB ein Entschädigungsbeitrag in der Höhe von 60 Millionen Schilling erreicht. Diese der REGIO 1988 zur Verwaltung, Veranlagung und Verwendung übertragene Summe ist der Grundstock des Wälderfonds, der bis heute zur Förderung verkehrspolitischer und
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Der öffentliche Busverkehr wurde im Jahr 1985 als Ersatz für die Bregenzerwaldbahn eingeführt. Nach den Erfahrungen der ersten Jahren wurde dann im Jahr 1993 mit einem großen Festakt das neu überarbeitete Liniennetz in Betrieb genommen. Dieses wurde mit fortlaufenden Adaptierungen bis zur letzten Liniennetzänderung am 11. Juli 2009 geführt.
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regionaler Entwicklungsmaßnahmen dient. Im Vergleich zu anderen Planungsgemeinschaften ermöglicht der Wälderfonds der REGIO einen größeren Handlungsspielraum bei der Förderung und Finanzierung von Vorhaben. Das seit den 1980er Jahren sukzessiv ausgebaute öffentliche Busnetz ist der offensichtlichste und von jedem unmittelbar erlebbare Ausdruck der Vernetzung zwischen den Gemeinden. Die nach einem Wettbewerb Ende der 1980er Jahre vom Architekten Hermann Kaufmann einheitlich gestalteten Buswartehäuschen, deren erstmalige Errichtung mit 4 Millionen Schilling aus dem Wälderfonds gefördert wurde, sind visueller Ausdruck eben dieser Vernetzung.
Verkehr war immer ein Hauptthema im politischen Handeln der REGIO, um die wirtschaftliche Entwicklung der Region voranzutreiben. Bgm. Josef Moosbrugger
In den 1980er Jahren hatte sich die Schwerpunktsetzung in der Arbeit der REGIO verschoben. Wichtige infrastrukturelle Verbesserungen waren gemeinsam umgesetzt worden, um den Aufschwung der Region zu fördern, doch der Fortschritt sollte nicht auf Kosten der Zerstörung des Lebensraumes und der eigenen Identität erfolgen. Die Besinnung auf ideelle Werte und Natur fand ihren offensichtlichsten Ausdruck in den 1988 von Dr. Anton Sutterlüty ausgearbeiteten und im Ausschuss zur Kenntnis genommenen Wertorientierungen. Diese sind geprägt von einem christlichen Wertebild, in dem dauerhafte Ehen und Familien als wichtigste Voraussetzungen für menschliches und gesellschaftliches Wohlergehen angesehen werden. Aus diesem heraus wird der schonende Umgang mit der Natur und der Landschaft in sittlicher Verpflichtung gegenüber dem Schöpfer eingemahnt. Die REGIO bemühte sich um eine umweltgerechte Klärschlammentsorgung, führte die Buswanderkarte und den Schibus ein. Sie veranstaltete Vorträge über den Landschaftsverbrauch im Bregenzerwald, über Suchtgifte und Drogen, die Waldsituation sowie Familie und Gesellschaft.
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Die Buswartehäuschen des Landbus Bregenzerwald wurden von Architekt Hermann Kaufmann geplant. Heimische Zimmereibetriebe sind für die Umsetzung verantwortlich. Seit dem Jahre 2001 wurden die Haltestellen mit den typischen Wartehäuschen ausgebaut und tragen seither wesentlich zum unverwechselbaren Erscheinungsbild des Landbus Bregenzerwald bei.
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Die jugendlichen 1990er Die 1990er Jahre waren auf Ebene der Funktionäre von einem Generationswechsel und in den Themensetzungen von neuen Schlagworten wie Jugendarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Projektmanagement und EU geprägt. Sie können in ihrer Dynamik mit der Anfangszeit der 1970er Jahre verglichen werden. Anfang der 1990er stand die REGIO wegen der Art der Verwendung von Mitteln aus dem Wälderfonds unter öffentlicher Kritik. Zwar bescheinigte der Landesrechnungshof in einem Prüfbericht eine saubere Verwaltung der Mittel, die Kritik schärfte aber das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit seitens der REGIO. 1996 erschien als Informationsschrift über die Tätigkeiten der REGIO das erste Spektrum, das an alle Haushalte verschickt wurde. 1992 gab die REGIO die Erstellung einer Jugendstudie in Auftrag, welche 1993 zur Einstellung eines Jugendkoordinators und 1994 zur Gründung der Offenen Jugendarbeit Bregenzerwald führte. Regionale Entwicklung braucht offene und einladende Strukturen, Mütter und Väter. Die Politik stellt für die Regionalentwicklung Handlungsfelder und Geld zur Verfügung und muss dann die Größe haben, loszulassen. Regionalentwicklung bedeutet, strukturierte Prozesse einzuleiten, die von Professionellen betreut werden. Nur aus Bewegung und Unruhe kann etwas entstehen. Hans-Peter Metzler
Schon Anfang der 1990er Jahre warf der EU-Beitritt Österreichs seine Schatten voraus. Die Landwirtschaft sah für sich in der EU düstere Perspektiven. Die Förderstrukturen der EU waren Neuland. Die REGIO stellte sich die Frage, welche Projekte überhaupt eingereicht werden können und ließ 1994 von der Universität Hohenheim eine Entwicklungsstudie für die Talschaft erstellen. Mit der Bestellung des 30-jährigen Hans-Peter Metzler aus Hittisau zum Obmann – der erste und bis heute einzige Nichtpolitiker in dieser Funktion – gab sich die REGIO 1995 ein junges Gesicht. Mit NR Anna Franz als Bereichssprecherin für Frauen und Familie war ab 1995 erstmals eine Frau im Vorstand vertreten. Alle Themen, die mit klassischer EU-Förderpolitik zu tun hatten, wurden ausgelagert und ab 1995 wurde mit Reinhard Anton Lechner ein EU-Koordinator beschäftigt. Am 06.02.1997 erfolgte die Gründung der Regionalentwicklung GmbH (als 100% Tochter der REGIO) mit Sitz in Alberschwende und Ing. Franz Rüf von der Firma Telesis wurde als ihr Geschäftsführer mit der Steuerung, Verwaltung, Entwicklung und Finanzierungsabwicklung von EU-Projekten betraut. Die Regionalentwicklung ist seit damals die operative Einheit der REGIO und Bindeglied zwischen den EU-Förderstellen, Land und Bund sowie der Region. Sie begleitet EU-Projekte im Rahmen von Förderprogrammen, initiiert Gemeinschaftsinitiativen und erstellt Entwicklungskonzepte mit regionalem Charakter. So gehen heute bestehende Vereine wie die KäseStrasse oder der Werkraum Bregenzerwald auf Initiativen der Regionalentwicklung in den 1990er Jahren zurück.
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Im Rahmen der Wirtschaftsinitiative (1998) wurden neue Kooperationsmodelle für Wirtschaft und Kultur diskutiert.
Das Jugendprojekt „Ein Film“ wurde im Jahr 1999 von der Offenen Jugendarbeit Bregenzerwald unter der Leitung von Jugendkoordinator Marc Eberle gestartet. So entstand der erste Bregenzerwälder Jugendspielfilm unter der Regie des Autors Harald Schwarzmann.
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Die kulturellen 2000er Ein von der Regionalentwicklung initiiertes Projekt war die Präsentation der Region auf der Weltausstellung EXPO2000 in Hannover von Juni bis Oktober 2000, das gemessen an den Besucherzahlen sehr erfolgreich war. Allerdings entstanden aufgrund der EXPO und anderer Projekte Verluste, welche die REGIO abzudecken hatte. Bei allen positiven Impulsen, die durch die Arbeit der Regionalentwicklung initiiert werden konnten: Die entstandenen Kosten waren unterschätzt worden und führten 2001 zu einer Reorganisation der Strukturen. Die Regionalentwicklung wurde, auch räumlich, wieder enger an die REGIO gebunden und in einem schlankeren personellen Rahmen weitergeführt. Dieter Pfurtscheller wurde 2001 als gemeinsamer Geschäftsführer von REGIO und Regionalentwicklung bestellt.
Als die fünf wichtigsten Entscheidungen während der 40 Jahre Regionalplanungsgemeinschaft sind zu nennen: Ausbau und Aufbau eines modernen Bildungssystems, Gründung der Musikschule, Zusammenarbeit im sozialen Bereich, Gründung des Werkraumes Bregenzerwald und die Gründung der KäseStrasse Bregenzerwald. Dr. Gottfried Feurstein
Am 2. Oktober 2001 beschloss die Vollversammlung Entwicklungsziele für den Bregenzerwald, welche für die Arbeitsschwerpunkte der vergangenen zehn Jahre prägend wurden. Die darin festgeschriebene Wahrung des kulturellen Erbes fand seinen offensichtlichsten Ausdruck im Bemühen um die Anerkennung des Tales als Weltkulturerbe auf Grundlage der Dreistufen-Landwirtschaft. Die Idee einer Einreichung entstand schon 1998 und wurde schließlich im Rahmen eines EU-Förderprogramms umgesetzt, wobei die Gemeinden die Kofinanzierung übernahmen. Nach jahrelanger Vorarbeit konnte im Jänner 2006 der Antrag eingereicht werden. Als die UNESCO 2007 die ergänzende Erstellung eines Managementplans einforderte, rief die REGIO zu einer breiten Beteiligung der Bevölkerung auf. Rund 140 BregenzerwälderInnen haben in vier thematisch gegliederten Arbeitsgruppen am Managementplan mitgearbeitet. Mit dem Prozess war aber auch die Frage verbunden, ob die Unterschutzstellung des Tales einer zukunftsgerichteten Entwicklung genügend Raum lassen würde. Die Überlegungen mündeten im Juni 2008 in der Entscheidung der REGIO, das Vorhaben ruhen zu lassen. Um die im Dialog mit der Bevölkerung erarbeiteten Ergebnisse nutzbar zu machen, entwickelte die Firma Kairos im Auftrag der REGIO mit dem „Bregenzerwald Dialog“ ein Instrumentarium für regionale Projekte. Der Bewahrung des kulturellen Erbes wird weiterhin großer Wert beigemessen. Das von der REGIO entwickelte Projekt „Alte Bausubstanz“ möchte zur Sanierung alter Häuser anregen und dadurch die Zersiedlung des Raumes durch Neubauten verhindern. Nicht zuletzt zeigt die gemeinsame Finanzierung einer Archivarin für das Bregenzerwaldarchiv durch alle Gemeinden der Region das Bemühen um das kulturelle Erbe auf. 16 vernetzt gedacht – regional geplant
Im Jahr 2000 war der Bregenzerwald als Region auf der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover vertreten.
Die KäseStrasse Bregenzerwald wurde zu einem wichtigen Kommunikator der Region. Im Jahr 1998 wurde die KäseStrasse mit dem landwirtschaftlichen Innovationspreis ausgezeichnet.
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Regionale Fragerunde Ehemalige Funktionäre im Interview Die Regionalplanung lebt immer sehr stark vom Engagement ihrer Akteure, die oft unter sehr hohem persönlichem Einsatz für die Region arbeiten. Anfangs noch komplett ehrenamtlich, heute in gut o rganisierten Bürostrukturen. Katrin Netter als Archivarin des Bregenzerwaldarchivs hat ehemalige Funktionäre über ihr Verständnis von Region, neue Herausforderungen und Schwerpunkte der letzten 40 Jahre befragt.
Was bedeutet für Sie Region?
„Region ist für mich identisch mit dem Begriff Heimat. – Das ist der Ort, an dem man gerne lebt und daheim ist.“ Hugo Waldner „Der Bregenzerwald bildet eine topographische Einheit, in der das Zusammengehörigkeitsbewusstsein der Bewohner, aber auch der Verantwortlichen in der Politik groß ist. Es besteht eine echte Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Auf den Bregenzerwald treffen daher alle wesentlichen Merkmale einer Region zu. Lediglich politisch ist der Bregenzerwald keine eigene Region.“ Gottfried Feurstein „Heimat. Identität. Wurzeln. Wirtschaftsraum. Lebensraum. Gestaltungsraum.“ Hans Peter Metzler
Wo sehen Sie zukünftige Herausforderungen für den Bregenzerwald?
„Es ist darauf zu achten, dass möglichst viele Menschen in diesem Tal arbeiten und leben können.“ Hugo Waldner „Die größte Herausforderung sehe ich in der Koordination der verschiedenen Organisationen des Tales wie der REGIO, der KäseStrasse, dem Tourismusverband, dem Werkraum und anderen. Im Hinblick auf die Regionalentwicklung muss die Zusammenarbeit besser ausgebaut werden.“ Josef Moosbrugger „Es wird insbesondere darum gehen, die religiöse Verankerung zu erhalten und zu fördern, die Wichtigkeit von Ehe, Familie und Mutterberuf hervorzuheben, das Bauerntum, das Handwerk, Gewerbe und die mittelständischen Betriebe (z.B. genügend Lehrlinge) in ihrem Bestand und Gedeihen zu stärken und möglichst viele unbebaute Freiflächen zu erhalten.“ Anton Sutterlüty
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„Das regionale Denken stand in der REGIO von Anfang an auf recht festem Boden. Großen Klüften kann entgegen gewirkt werden, wenn insbesondere der in der Satzung festgelegte Zweck der REGIO nicht aus den Augen verloren wird: Die REGIO dient ausschließlich dem Zwecke, das allgemeine Wohl der Bevölkerung des Bregenzerwaldes in geistiger, kultureller und materieller Hinsicht zu wahren und mehren.“ Anton Sutterlüty
Wie kann die Kluft zwischen kommunalem Denken und regionalem Denken überwunden werden?
„Die Frage ist für mich, ob diese Kluft entscheidungshindernd war. Beides ist für mich handlungsnotwendig. Entscheidend ist, dass dem klugen und zukunftsorientierten Denken der Vorrang eingeräumt wird. Wenn das kommunale Denken das regionale Denken gefährdet, gefährdet es letztlich auch das Leben in der Region und damit in der einzelnen Gemeinde.“ Hugo Waldner
„Richtige Entscheidungen für das Ganze sind immer auch für Teile davon positiv zu bewerten. Schädlich ist, einzelne Teile zu bevorzugen, andere zu benachteiligen. Problematisch ist ein engstirniges Kirchturmdenken, genau so aber das Ausnützen von Machtstrukturen. Das Durchsetzen von Entscheidungen, die mit bloßen demokratischen Mehrheiten getroffen wurden, ist für den Zusammenhalt in einer Region oft schädlich. Bei solchen Vorgangsweisen entsteht eine oft unüberwindbare Kluft zwischen regionalem und kommunalem Denken. Bei Entscheidungen sollte grundsätzlich das Prinzip der Einstimmigkeit gelten. Minderheiten müssen geschützt bleiben.“
Gottfried Feurstein
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Was war die wichtigste zukunftsweisende Entscheidung während Ihrer Zeit bei der REGIO?
„Das war sicherlich die Gründung der Regionalentwicklung GmbH im Jahr 1997, als ein Resultat des EU-Beitritts und den damit verbundenen neuen Herausforderungen und Perspektiven. Davor lag der Fokus der REGIO auf der klassischen Regionalplanung, das heißt auf der Zusammenarbeit der Gemeinden. Nun rückte die Regionalentwicklung gemeinsam mit den betroffenen Menschen an der Basis in den Vordergrund. Wir haben versucht, die Regionalentwicklung zu strukturieren und die Menschen zu Initiativen zu vernetzen. Alle heute bestehenden Initiativen sind in den Jahren 1995 bis 2000 entstanden. Damals sind im Bereich des Projektmanagements neue Tools und Begrifflichkeiten eingeführt worden. Bis zu einem gewissen Grad war die Entwicklung von Projekten in den 1990er Jahren inflationär. Der Weltkulturerbe-Prozess der 2000er Jahre war eine große Chance, er brachte einen neuen Zugang zur Entwicklung der Region und durch die Verbindung mit der eigenen Geschichte auch eine größere Beteiligung. Die REGIO sollte auf die Ergebnisse dieses Prozesses in zukünftigen Projekten der Regionalentwicklung aufbauen.“ Hans-Peter Metzler
Was hat die Arbeit der REGIO in den vergangenen 40 Jahren geprägt?
„Es wurde eine große Vielfalt an Themen und Aufgaben behandelt (in den ersten zehn Jahren insbesondere auch durch die Ausarbeitung von Konzepten mit konkreten Zielen und Maßnahmen). Ein weiteres Merkmal waren breite, ausgiebige Erörterungen, die weitestgehend zu einhelligen Beschlüssen führten.“ Anton Sutterlüty
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„Verkehr war immer ein Hauptthema im politischen Handeln der REGIO, um die wirtschaftliche Entwicklung der Region voranzutreiben. Der Verkehr wurde aber immer auch aus den jeweils unterschiedlichen Blickrichtungen der Funktionäre betrachtet, etwa indem sie den Schwerpunkt auf den Tourismus legten. Beim Verkehr ist man im politischen Handeln sicherlich auch gewissen Zwängen unterworfen, wobei man den Ausbau des Verkehrs nicht übermäßig forcieren wollte. Nicht nur der Tourismus, auch die Pendler brauchen gute Verkehrsanbindungen. Andere wichtige Fragen waren etwa die Energieerschließung und der Ausbau der Kraftwerke, wobei es in diesem Zusammenhang sehr unterschiedliche Positionen sowohl innerhalb der REGIO als auch der Bevölkerung gab. Auch die Frage nach Schulstandorten spielte eine wichtige Rolle, wie das Borg Egg und die Wirtschaftsschulen Bezau. Die REGIO hat die konkurrierende Auseinandersetzung der Gemeinden um Schulstandorte kanalisiert und nach außen eine Position vermittelt.“ Josef Moosbrugger
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„Mit der Frage der Nichtöffentlichkeit der Sitzungen war ich während meiner Zeit als Geschäftsführer stark konfrontiert. Es stimmt, die Sitzungen waren nicht öffentlich, aber die Beschlüsse wurden zum großen Teil öffentlich kommuniziert. Ich stehe zu nichtöffentlichen Sitzungen, bin aber für den Transport der Sitzungsergebnisse.“ Hugo Waldner „In gewisser Hinsicht hat man der REGIO mit diesen Vorwürfen Unrecht getan und im Nachhinein darf man nicht alles schlecht reden. Es gibt Themen, da macht die Öffentlichkeit von Entscheidungen keinen Sinn. Nicht jeder Beschluss der REGIO muss öffentlich diskutiert werden; es wäre eher eine Aufgabe der Gemeinden, die Beschlüsse zu vermitteln. In diesem Zusammenhang ist der Vergleich mit der EU und Österreich angebracht. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Gemeindevertretung immer nur dann mit REGIO-Beschlüssen konfrontiert wird, wenn es ans Zahlen geht. Es gibt meines Erachtens aber durchaus Themen, wo es wichtig wäre, sich seitens der REGIO wieder zu öffnen: nämlich im Bereich der Regionalentwicklung.“ Hans-Peter Metzler „Ich bin nicht für öffentliche Sitzungen der Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald und der Überzeugung, dass bisher die richtigen Entscheidungen getroffen wurden. Schließlich sind wir keine gesetzgebende Körperschaft, an deren Beschlüsse man sich zwingend halten muss. Bei der Umwandlung von einem Verein in einen Verband stellt sich für mich die Frage, wer interessiert sich für die REGIO. Die paar wenigen, die sich für die Beschlüsse der REGIO interessieren, können sich an die Mitgliedsgemeinden wenden.“ Josef Moosbrugger „Diese Feststellung ist grundsätzlich richtig. Entscheidend ist nicht so sehr, ob die Sitzungen öffentlich oder nicht öffentlich sind, sondern vielmehr die Transparenz der Entscheidungsfindung. Man hatte sehr oft den Eindruck, dass der Bevölkerung im Bregenzerwald vollendete Tatsachen serviert wurden. Es fehlte an einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit. Die Bevölkerung des Bregenzerwaldes wurde in den letzten Jahren jedenfalls nicht an den Entscheidungsprozessen beteiligt. Das schuf ein gewisses Unbehagen, eine Reserviertheit gegenüber den Gremien der Regionalplanungsgemeinschaft.“ Gottfried Feurstein
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In den vergangenen 40 Jahren war die REGIO, ein Verein mit 24 Mitgliedsgemeinden, auch mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ihre Sitzungen nicht öffentlich und damit ihre Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind. Wie stehen Sie zu diesem Vorwurf?
Hans-Peter Metzler
Josef Moosbrugger
Projekte und Initiativen aus 40 Jahren REGIO Seit 1970 wurden in vielen Bereichen Arbeitsgruppen gebildet, Projekte initiiert und Konzepte erarbeitet. Nachfolgend ein k leiner Streifzug durch die Vielfältigkeit von Regionalplanung im B regenzerwald. Weiterführende Informationen gibt es auf der neuen Homepage der REGIO Bregenzerwald: www.regiobregenzerwald.at
1972 Bildungskonzept Bereits sehr früh haben die Akteure der Regionalplanungsgemeinschaft erkannt, dass Bildungseinrichtungen in der Region zu einer erhöhten Lebensqualität führen können. Somit sind die verschiedenen höher bildenden Schulen, die pädagogischen Schulen und auch die Musikschule Bregenzerwald auf die Konzepte der Regionalplanungsgemeinschaft zurückzuführen.
1997 Ökodorf Machbarkeitsstudie zur Umsetzung eines Öko-Dorfes (Schoppernau). Diese sollte plausibel begründen, ob die „Perle“ umsetzbar ist bzw. welche Maßnahmen in welchen Bereichen 1996 Wälder Spektrum gesetzt werden müssten, damit Das Wälder eine erstmalige Spektrum (1996 – und nachhaltige 1999) informierte Entwicklung die interessierte eines derartigen Bevölkerung über Vorhabens möglich die aktuellen Projekte der Regio- ist. Hierbei wurden nalentwicklung im neben dem touBregenzerwald. Im ristischen, landwirtschaftlichen Jahr 2008 wurde und gewerblichen mit dem BregenNutzen auch noch zerwald Spektrum Aspekte der regiodiese Zielsetzung wieder aufgegriffen nalen Identitätsstifbzw. weiterverfolgt. tung diskutiert.
1998/1999 Gründung KäseStrasse/ Werkraum Im Mai 1998 haben sich Bauern, Senner und Wirtshäuser der Region zu der KäseStrasse Bregenzerwald zusammengeschlossen. Ziel des Vereins ist es, dem Gast und Kunden die Erlebbarkeit des Produktes Käse näher zu bringen. Der Werkraum Bregenzerwald wurde 1999 als Kooperation von Handwerkern gegründet. Der Verein ist heute als Modell für neues Handwerk international anerkannt.
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1999 Dr. MOO – Bierinnovation Eine Arbeitsgruppe hat sich mit verschiedenen Produkt innovationen rund um den Reststoff Molke beschäftigt. Ziel war es, neue Produkte zu entwickeln und damit eine Wertschöpfungssteigerung in der Region zu erreichen. Mit Dr. MOO wurde ein Bier aus Molke gebraut, welches geschmacklich im Test viele überzeugt hat. Leider ist das Bier nicht weiter produziert worden.
2003 Alpine Space Das Projekt 2001 beinhaltet die Leitbild morphogenetische In der VollverUntersuchung sammlung vom der bestehenden 2. Oktober 2001 Siedlungsstruktur wurden neue anhand ausgeEntwicklungsziele wählter Beispiele. 1999 2000 für den Bregenzer- Dies beinhaltet die Schafzucht Expo wald beschlossen. Aufarbeitung der Die Schafzucht Der Bregenzerwald Dem Beschluss der geschichtlichen hat im landwirtwar im Jahr 2000 Ziele ging seit 1997 Hintergründe hinschaftlichen Erwerb Aussteller bei der die Entwicklung sichtlich sozialem, in den letzten Weltausstellung des Leitbildes in politischem, wirtJahrzehnten im in Hannover. Ein Initiativgruppen schaftlichem und Bregenzerwald an motiviertes Team voran. „Der kulturellem Leben Bedeutung verloaus jungen Bregen- Bregenzerwald der vergangenen ren. Das Projekt zerwälderinnen und soll ein ländlicher Jahrhunderte. erarbeitete Modelle Bregenzerwäldern Lebensraum Gleichzeitig wurden für die Vermarkhat die Region am bleiben“, heißt es die geschichtlichen tung verschiedener Messestand bestens in der Zielformulie- Entwicklungen Schafprodukte. Des vertreten. Durch rung und weiters: in Bezug auf Weiteren wurden den großen inter„Das vielfältige und die Besiedelung künftige Modelle nationalen Auftritt den Bregenzerwald aufgearbeitet und für die Bewirthaben sich einige prägende Kulturdargestellt. Daraus schaftung der Kooperationen und erbe ist zu wahren, abzuleiten sind Kulturlandschaft Vernetzungen mit sorgsam zu pflegen die wichtigsten mit ausgearbeitet Regionen/Instituund zukunftsträch- Gesetzmäßigkeiten und deren Wirkung tionen in anderen tig weiterzuent baulicher Entwickanalysiert. Erdteilen ergeben. wickeln.“ lungsphasen. 40 jahre regionalplanungsgemeinschaft bregenzerwald
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2009 Verkehrskonzept Aktuell wird im Bregenzerwald ein Verkehrskonzept erarbeitet. Die Firma Rosinak & Partner erstellt im Auftrag des Landes Vorarlberg Handlungsempfehlungen für einzelne kommunale Maßnahmen und beachtet dabei auch alternative Mobilitätsformen. Die öffentliche Präsentation wird Anfang 2010 stattfinden.
Mitarbeiter der Regionalplanungsgemeinschaft Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald (Gründung 12. Dezember 1970) Obmänner
Geschäftsführer
1970 – 1985 1985 – 1990 1990 – 1995 1995 – 2000 2000 – 2005 2005 – heute
LAbg. Walter Lingg (Senior), Au (EA) Alt LAbg. Bgm. Dr. Anton Sutterlüty, Egg (EA) ÖR Alois Bechter, Langenegg (EA) Hans-Peter Metzler, Hittisau (EA) LAbg. Bgm. Josef Moosbrugger, Bizau (AE) Bgm. Anton Wirth, Andelsbuch (AE)
1970 – 1985 NRAbg. Dr. Gottfried Feurstein, Andelsbuch (EA) 1985 – 1993 VizeBgm. Hugo Waldner, Egg (EA) 1993 – 2000 Mag. (FH) Alois Mätzler, Andelsbuch (TZ) 2000 – 2001 Bgm. Josef Moosbrugger, Bizau (interimistisch) 2001 – 2004 Dieter Pfurtscheller, Dornbirn (VZ), erster gemeinsamer GF der Regionalentwicklung GmbH und der Regionalplanungsgemeinschaft 2004 – 2005 Bgm. Josef Moosbrugger, Bizau (interimistisch) 2005 – heute Mag. (FH) Urs Schwarz, Hittisau (VZ)
Mitarbeiter
1976 – 1993 1993 – 1995 1995 – 2003 2003 – heute
Vizebgm. Hugo Waldner, Egg (Werkvertrag) Doris Winsauer, Schwarzenberg Monika Held, Andelsbuch (VZ) Gertrud Feuerstein, Egg (Buchhaltung, VZ)
Steuerprüfer
1991 – 1999
Markus Muxel, Riefensberg (VZ)
EU-Koordinator
1995 – 1997
Reinhard Anton Lechner (WV)
1993 – 1997 1997 – 2000 2000 – 2003 2003 – 2006 2006 – 2008 2007 – heute 2008 – heute
Stefan Feurle, Doren (VZ) Marc Eberle, Buch (VZ) Michael Moosbrugger, Lingenau (VZ) Nicole Manser, Bezau, (VZ) Janine Bereuter, Alberschwende (VZ) Günther Meusburger, Bizau (VZ) Sarah Berchtold, Schwarzenberg (VZ)
Jugendkoordinatoren (Verein Offene Jugendarbeit Bregenzerwald)
Regionalentwicklung GmbH (Gründung 1997) Geschäftsführer
Mitarbeiter Archivarin
1997 – 2001 Ing. Franz Rüf, Alberschwende (Inhaber der Firma Telesis, Pauschalvertrag mit der REGIO über Steuerung, Verwaltung, Entwicklung und Finanzierungsabwicklung von EU-Projekten) 2001 – 2005 Dieter Pfurtscheller, Dornbirn 2005 – heute Mag. (FH) Urs Schwarz 2008 – heute Kathrin Bereuter, Riefensberg (Abwicklung Landbus, VZ) 2008 – heute Mag. Katrin Netter, MA, Feldkirch (VZ) Legende: VZ = Vollzeit, TZ = Teilzeit, EA = Ehrenamtlich, AE = Aufwandsentschädigung, WV = Werkvertrag
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Vollversammlung der 足Regionalplanungsgemeinschaft Die Vollversammlung der Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald besteht aus den 24 B端rgermeistern sowie jeweils einem zweiten Mitglied der Gemeindevertretung, den Abgeordneten zum Landtag und des Nationalrats aus der Region. Im Bild die Teilnehmer der Vollversammlung vom 27. November 2009 in Egg.
40 jahre regionalplanungsgemeinschaft bregenzerwald
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REGIO heute Region sind wir alle Die Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald ist heute, wie auch die Jahre zuvor, ein wichtiger Motor für eine überlegte Entwicklung der Region. Doch was sind überhaupt Regionen? Regionen sind geografisch abgrenzbare Gebiete, welche aus organisatorischen Gründen als größere Einheit behandelt werden. Die Entwicklung in Regionen wird – wie auch in allen anderen Lebensräumen – vom Menschen gestaltet. Somit macht eigentlich jede/jeder von uns Regionalentwicklung – durch ihr/sein tägliches Handeln. Die Regionalplanungsgemeinschaft gibt Impulse und versucht, Themen in einen breiteren Kontext zu stellen.
Die REGIO Bregenzerwald Aufgaben: Zu den Aufgaben der REGIO Bregenzerwald zählen die Initiierung und Abwicklung von Projekten zur Entwicklung der Region – in der Wirtschaft sowie im Kultur-, Gesundheitsund Sozialbereich. Die REGIO ist außerdem zuständig für: Offene Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Organisation und Finanzierung des Landbus Bregenzerwald, Abfall-, Wasserund Abwasserwirtschaft, Stellungnahmen an Behörden und Ämter in regionalen Angelegenheiten, Verwaltung der Liegenschaften der ehemaligen Bregenzerwaldbahn.
Die Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald ist als Verein organisiert. Die Vollversammlung bildet das höchste Entscheidungsorgan. Ihr gehören derzeit 54 Personen an. Es sind dies die Bürgermeister der 24 Mitgliedsgemeinden, je ein weiteres Mitglied der jeweiligen Gemeindevertretung sowie die Abgeordneten des Landtages, Nationalrates, Bundesrates oder der Landesregierung, welche im Bregenzerwald ihren Wohnsitz haben. Des Weiteren sind die Mitglieder des Vorstandes sowie des Prüfungsausschusses eingeladen. Die Vollversammlung tritt mindestens zweimal jährlich zusammen. Für die zwischenzeitliche inhaltliche Arbeit werden Bürgermeisterversammlungen abgehalten. Der REGIO-Vorstand berät in monatlichen Sitzungen. Er behandelt all jene Angelegenheiten, die nicht ausdrücklich der Entscheidung der Vollversammlung vorbehalten sind oder von dieser an den Vorstand delegiert wurden. Die Regionalentwicklung Bregenzerwald GmbH ist als 100%ige Tochter der Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald für operative Aktivitäten eingerichtet. Hierzu zählen die Abwicklung von regionalen, überregionalen sowie transnationalen Projekten sowie die komplette Organisation und Abwicklung des Landbus Bregenzerwald.
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Im Juni 2008 wurde mit Vertretern des Vorarlberger Verkehrsverbundes die neue Liniennetz und Umlaufplanung der Vollversammlung in Doren vorgestellt. Mitglieder des Vorstands sind: Obmann Obmann-Stellvertreter
Finanzreferent Bereichssprecher
Geschäftsführer
Bgm. Anton Wirth (Gesamtkoordination, Projekte, Information und Öffentlichkeitsarbeit) Bgm. Georg Fröwis (Raumplanung, Abfall) Bgm. Helmut Blank (Tourismus, Wirtschaft, Arbeitnehmer) Altbgm. Peter Nussbaumer Bgm. Konrad Schwarz (Ärztliche Versorgung, Gesundheit, Altenpflegeheime, Soziales) Bgm. Norbert Fink (Regionale Zusammenarbeit, Regionalentwicklung) Bgm. Reinhard Dür (Bildung, Schule, Lehrlinge) Bgm. Armin Berchtold (Verkehr, Verkehrsinfrastruktur) Bgm. Pius Natter (Landwirtschaft, Umwelt) RA Dr. Paul Sutterlüty (Jugend, Liegenschaften) NRAbg. Anna Franz (Familie, Frauen, Kinder) LAbg. Bgm. Josef Moosbrugger (Kultur) LR Ing. Erich Schwärzler (kooptiert) Mag. (FH) Urs Schwarz
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Beiträge der Gemeinden für: Geschäftsstelle REGIO/Regionalentwicklung, ÖPNV (Landbus Bregenzerwald), Projekte, Leader (EU-Fördertopf), OJB Offene Jugendarbeit Bregenzerwald, Bregenzerwaldarchiv – Archivarin
Die Finanzierung der Aktivitäten der Regionalplanungsgemeinschaft und der Regionalentwicklung GmbH wird durch jährliche Gemeindebeiträge der Mitgliedsgemeinden gewährleistet. Des Weiteren gibt es projektbezogene Förderungen von Land, Bund und der Europäischen Union. Die Regionalplanungsgemeinschaft ist ausdrücklich darauf ausgerichtet, ihre Aufgaben streng gemäß den Kriterien der Zweck mäßigkeit, Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit zu erfüllen. Seit dem Jahr 2004 ist die Regionalentwicklung GmbH für die komplette Organisation und Abwicklung des Landbus Bregenzerwald zuständig. Der Betrieb des Landbus Bregenzerwald verursacht jährliche Gesamtkosten von rund 7,8 Mio. Euro und bildet somit den größten finanziellen Anteil im Budget der Regionalentwicklung Bregenzerwald. Weiters werden verschiedene regionale Projekte für die Gemeinden sowie die Geschäftsstelle finanziert. In der Geschäftsstelle der Regionalplanungsgemeinschaft und der Regionalentwicklung Bregenzerwald GmbH sind momentan drei Personen vollzeitlich beschäftigt. Weiters arbeiten zwei Jugend koordinatoren für die Offene Jugendarbeit und eine Archivarin im Bregenzerwaldarchiv. Im Vergleich mit anderen regionalen Managementstrukturen ist die REGIO Bregenzerwald angesichts der vielfältigen Aufgaben sehr schlank strukturiert.
Die REGIO Bregenzerwald Mitarbeiter
Mag. (FH) Urs Schwarz – Geschäftsführer REGIO/Regionalentwicklung GmbH (seit 2005) Gertrud Feurstein – Mitarbeiterin REGIO (seit 2003) Kathrin Bereuter – Betriebsleitung Landbus Bregenzerwald (seit 2008)
Obmann
Bgm. Anton Wirth, Andelsbuch
Standort
Impulszentrum Bregenzerwald, Egg, 2. OG
Budget
~ 1,5 Mio. € (Regio) ~ 7,7 Mio. € (Regionalentwicklung GmbH, Landbus Bregenzerwald)
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REGIO Vollversammlung REGIO Vorstand REGIOnalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald e. V. Regionalentwicklung GmbH
Tätigkeiten
- ÖPNV - Abwicklung großer Projekte
- Verwaltung der BregenzerwaldbahnLiegenschaften - regionale Vernetzung
Der Vorstand besteht aus dem Obmann, zwei Obmannstellvertretern, dem Geschäftsführer, dem Kassier und höchstens sechs weiteren von der Vollversammlung gewählten Mitgliedern BürgermeisterInnen/VizebürgermeisterInnen sowie je ein/e weitere/r entsandte/r VertreterIn der 24 Mitgliedsgemeinden Abgeordnete zum Vorarlberger Landtag und zum Nationalrat sowie die Vorstandsmitglieder
Die Herausforderung in der Regionalplanung bzw. Regionalentwicklung liegt darin, Ziele zu definieren, die für alle Mitgliedsgemeinden stimmig sind. In einem weiteren Schritt sollen Projekte und Initiativen möglichst positiv auf die Region und die einzelnen Gemeinden wirken. Eine Stärke der REGIO Bregenzerwald ist der interne Zusammenhalt und das gemeinsame Auftreten nach außen. Somit ist die REGIO eine ernst genommene Stimme in Vorarlberg. Ein weiterer Balanceakt ist die Ausgewogenheit zwischen gemeindlicher Individualisierung und Regionalisierung. Hier wird auch in Zukunft viel Fingerspitzengefühl und eine offene und ehrliche Kommunikation erforderlich sein. Nur so kann Region authentisch gelebt werden!
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Eine große Herausforderung für die REGIO und die Gemeinden wird es sein, die zur Verfügung stehenden Geldmittel nur in nachhaltige und sinnvolle Projekte zu investieren und die Gemeinden so gut wie möglich finanziell zu entlasten. BgmIn. Renate Schrammel, Schröcken
Programme der Regionalplanung/Regionalentwicklung Aus der Regionalplanung bzw. Regionalentwicklung GmbH sind einige Initiativen und später Vereine entstanden. Neben der KäseStrasse und dem Werkraum Bregenzerwald, welche heute eigenständig arbeiten, sind das Bregenzerwaldarchiv, die Offene Jugendarbeit und der Landbus Bregenzerwald zum Programm der Regionalplanung geworden.
Bregenzerwaldarchiv Im Jahr 2004 richtete die Regionalentwicklung Bregenzerwald GmbH eine Arbeitsgruppe ein, die sich mit Fragen der Kulturkoordination und in diesem Zusammenhang mit der Neupositionierung des Bregenzerwaldarchivs beschäftigte. Das seit den 1980er Jahren bestehende Archiv wurde von Werner Vogt als Mitglied des Heimatpflegevereins Bregenzerwald aufgebaut und über Jahrzehnte ehrenamtlich betreut. Die Archivräumlichkeiten im alten Volksschulgebäude stellt bis heute die Gemeinde Egg zur Verfügung. Nach über 20 Jahren Sammeltätigkeit platzte das Archiv aus allen Nähten und die Frage der Nachfolge für Werner Vogt rückte immer stärker in den Vordergrund. Der Heimatpflegeverein gründete seinerseits einen Archivausschuss, der sich in Gesprächen mit der Gemeinde Egg um neue Räumlichkeiten bemühte, welche in den kommenden Jahren auch errichtet werden sollen. Die konzeptionellen Vorarbeiten der Regionalentwicklung und des Heimatpflegevereins mündeten in eine Vereinbarung zwischen beiden Institutionen über die Neuorganisation des Archivs. Seitens der Regionalentwicklung wurde mit Oktober 2008 eine hauptamtliche Archivarin angestellt. Die Fixanstellung einer Archivarin ist Ausdruck einer Sensibilisierung aller politisch Verantwortlichen für die Belange des Archivs und des Willens der 24 Gemeinden in der Region, dieses durch Gemeindebeiträge mitzufinanzieren. Die momentane Hauptaufgabe des Archivs liegt einerseits in der Aufarbeitung der Bestände des Heimatpflegevereins und andererseits in der Bestandserweiterung. Im Sinn eines klassischen Archivs soll das Bregenzerwaldarchiv in Zukunft aber auch der zentrale Aufbewahrungsort für die Akten aus den Gemeindeverwaltungen werden. Ein Archiv
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sollte mehr sein als nur der Aufbewahrungsort von Verwaltungsakten, die zwangsläufig nicht alle Aspekte des Zusammenlebens der Menschen widerspiegeln können. Das Bregenzerwaldarchiv versteht sich als Gedächtnis der gesamten Region und ihrer Bewohner. Es sieht es daher als seine Aufgabe an, möglichst umfassend historisches Material zu sammeln, dauerhaft zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dieses Ziel kann es nur mit Hilfe und in der Kommunikation mit der Bevölkerung erreichen. Deshalb findet seit Oktober 2009 monatlich ein „Treffpunkt Geschichte“ in Egg und in Kooperation mit dem Frauenmuseum eine „Frauenwerkstatt“ in Hittisau statt. Mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung möchten beide Veranstaltungsreihen zur Vernetzung historisch Interessierter beitragen und wollen zum Sammeln historischer Dokumente anregen. Sofern Sie selbst alte Fotos oder Dokumente besitzen und diese in Kopie oder im Original an das Archiv zur dauerhaften Aufbewahrung übergeben möchten, wenden Sie sich bitte an die neue Archivarin Mag. Katrin Netter, MA (Tel. 0664/3916946).
Das Bregenzerwaldarchiv soll in Zukunft der Kristallisationspunkt der Bregenzerwälder Geschichte werden. In Zusammenarbeit mit interessierten Institutionen und Personen soll ein zukünftiges Sammlernetzwerk aufgebaut werden.
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Offene Jugendarbeit (OJB) Bereits im Jahr 1975 führte die Regionalplanungsgemeinschaft eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Die Probleme der Jugend“ durch. In weiterer Folge hat das Studienkomitee zum Thema Jugendarbeit mehrfach getagt. In den Jahren 1991-1993 wurde von der REGIO eine Jugendstudie in Auftrag gegeben mit dem Ziel, die Situation der Wälder Jugend zu verbessern. In dieser Studie wurden die Bedürfnisse der Jugendlichen in der Region erhoben und daraus Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Als Ergebnis dieser Studie entstand 1993 die Offene Jugendarbeit Bregenzerwald als Koordinationsstelle. „Die Offene Jugendarbeit Bregenzerwald unterstützt die kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Jugendthemen, bietet Möglichkeiten der aktiven Freizeitbeschäftigung und fördert neue und bestehende Jugendeinrichtungen durch Begleitung und Vernetzung.“ Leitsatz der OJB
Die Leitidee bei der Gründung der OJB war der gemeinsame Aufbau einer regional vernetzten Struktur, welche örtlich verankerte Jugend arbeit neben den Ortsvereinen der jeweiligen Gemeinde zulässt. Der erste Jugendkoordinator im Bregenzerwald war Stefan Feurle und in den Jahren von 1993 bis 1997 standen vor allem die Betreuung der bereits bestehenden Jugendräume und der Aufbau neuer Jugendtreffs im Mittelpunkt. Es fanden aber auch Projekte wie Offene Bühnen, Theater- und Filmproduktion sowie diverse Veranstaltungen statt. 1997 wurde als Antwort auf die geringe Mobilität der Jugend im Bregenzerwald der Nachtbus installiert. In den darauf folgenden Jahren waren vier verschiedene Jugendkoordinatoren tätig. Durch ihr großes Engagement wurden auch das Arbeitsfeld und die Bandbreite der Arbeit wesentlich größer. Es wurde bald klar, dass ein Jugendkoordinator für die Jugendarbeit im ganzen Bregenzerwald zu wenig ist. Eine weitere Jugendstudie im Jahr 2006 führte schließlich dazu, dass eine weitere Stelle als Jugendkoordinator/in ausgeschrieben wurde und sich die Stellenanzahl auf zwei verdoppelte Die Offene Jugendarbeit Bregenzerwald ist ein eigenständiger Verein mit 22 Mitgliedsgemeinden. Gegenwärtig gibt es im Bregenzerwald elf Jugendräume und drei Jugend Aktiv-Teams. Der Vorstand der OJB besteht aus dem Obmann, der Obmannstellvertreterin, dem Kassier, der Schriftführerin, vier Beiräten und den zwei Jugendkoordinatoren.
32 vernetzt gedacht – regional geplant
Die Jugendkoordinatoren sind die Geschäftsführer der OJB. Zu ihren Aufgaben zählen unter anderem Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzungs arbeit in der Region und administrative Tätigkeiten. Sie sind Ansprechpersonen bei Jugendfragen – nicht nur für Jugendliche selber, sondern auch für Eltern, Erwachsene, Vereine, Gemeinden, usw. Die Jugendkoordinatoren unterstützen die örtlichen Jugendteams und organisieren verschiedene Jugendveranstaltungen und regionale Projekte. „Die Zukunft der Offenen Jugendarbeit Bregenzerwald liegt in der jugendspezifischen Weiterentwicklung der örtlichen und regionalen Infrastruktur unter aktiver Beteiligung der Jugendlichen.“ (Ergebnis der 2006 durchgeführten Jugendstudie.)
Elf ehrenamtlich geführte Jugendräume im Bregenzerwald: · SIXteen Langen · Mountainpub Sulzberg · s’Gmundshus Doren · Jugendraum Hittisau · kiba Lingenau · brennpunkt Alberschwende · Cappuccino Egg · L200 Andelsbuch · BARfuaß Schwarzenberg · papalapub Bezau · s’Firaubod Bizau
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Landbus Bregenzerwald Die Regionalentwicklung Bregenzerwald GmbH ist die Betreiberin des Öffentlichen Personennahverkehrs im Bregenzerwald. Sie legt die Fahrpläne fest, erteilt die Fahrtaufträge und regelt die gesamte Abrechnung und Abwicklung der Förderungswesens. Unter beträchtlichem finanziellem Aufwand der Gemeinden wird somit ein System angeboten, welches mit keinem anderen Bussystem im ländlichen Raum verglichen werden kann. Mit halbstündlichen Verbindungen auf den Hauptachsen wurde eine neue Qualität der Mobilität für alle Bewohner und Besucher des Bregenzerwaldes geschaffen. Die Hauptauftragnehmerin ist die ÖBB-Postbus GmbH, welche vertraglich verpflichtet ist, bis zu 40 % der Fahrleistung an private Busunternehmer im Bregenzerwald zu vergeben. Mit einem jährlichen Umsatz von rund 7,8 Mio. Euro ist der Landbus Bregenzerwald ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Neben den ca. 100 direkten Arbeitsplätzen im Fahrbetrieb leistet der Öffentliche Personennahverkehr einen wichtigen Beitrag zur Reduktion umweltbelastender Einfüsse des Individualverkehrs. Der Landbus Bregenzerwald bedient ein Streckennetz mit einer Länge von rund 758,2 km auf einer regionalen Fläche von rund 592 km² mit 402 Haltestellen. Mit dem Wälderbus werden jährlich rund 6,9 Mio. Fahrgäste befördert. Das ÖPNV-Versorgungsgebiet reicht von Warth an der Landesgrenze zu Tirol über den Mittel- und Vorderwald bis nach Dornbirn und Bregenz. Zusätzlich wird eine Linie bis nach Oberstaufen/Deutschland bedient. Seit 2008 fungiert das REGIO-Büro als Busauskunft und Ausgabestelle für Jahreskarten.
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Die Fahrleistung des Landbus Bregenzerwald wird zu 40% von heimischen Busunternehmen und zu 60% von der ÖBB-Postbus GmbH abgewickelt. Mit 3,4 Millionen Kilometer Jahresleistung leistet der Landbus Bregenzerwald einen wichtigen Beitrag zur alternativen Mobilität. Verkehrsinformation: Im Jahr 2007 und 2008 wurden mehrere Verkehrsinformationen im Impulszentrum Bregenzerwald abgehalten. Neben Informationen zum Flugverkehr wurden auch aktuelle Verkehrs zahlen der interessierten Bevölkerung präsentiert.
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REGIO gestern, heute, morgen
Unzweifelhaft braucht es eine gesamtregionale Entwicklungsinitiative für den Bregenzerwald. In der jetzigen Zusammensetzung kommen aber BügermeisterInnen zwangsläufig in einen Interessenskonflikt zwischen Gesamtschau „Wald“ und ihrer Gemeinde, die sie ja als Vorsteher für ihre Gemeinde gewählt hat. Zudem müssen BürgermeisterInnnen eher pragmatische Persönlichkeiten sein, eine strategische Entwicklungsinitiative sollte aber auch stark visionär und querdenkerisch sein und an einer langfristigen Gesamtplanung arbeiten. Also REGIO ganz klar ja, aber in anderer Zusammensetzung und Aufstellung. Kurt Bereuter, Obmann Kulturforum Bregenzerwald
Jede Organisation entwickelt sich und durchläuft ständig Veränderungsprozesse. In den ersten 25 Jahren hat sich die Regionalplanungsgemeinschaft mit den „Grundbedürfnissen“ der Region, also wichtigen Themen wie dem Ausbau des Verkehrsnetzes, der Schaffung von Bildungsstätten in der Region oder der Abfallentsorgung auseinander gesetzt. Diese Zeit war aber auch geprägt von gesellschaftlichen Umbrüchen und teilweise Auseinandersetzungen über die Ausrichtung der Region. Nach dem EU-Beitritt Österreichs galt es vor allem die Strukturen im größer werdenden Markt zu überdenken und die Region vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht weiterzuentwickeln. Daraus sind – mit starker Unterstützung von EU-Förderprogrammen – neue Institutionen und Organisationen entstanden und bestehende weiterentwickelt worden. Dazu zählen in der zweiten Hälfte der 90iger Jahre die KäseStrasse, der Werkraum sowie die Neuorganisation des Tourismusverbandes in Richtung Destinationsmanagement. Mit dem EU-Beitritt, mit der Teilnahme des Bregenzerwaldes an der EXPO 2000 in Hannover und mit der zunehmenden, sehr positiven Außenwirkung der KäseStrasse und des Werkraumes hat sich die Region stark nach außen geöffnet und an internationalem Interesse gewonnen. Vor diesem Hintergrund war es für die Region eine willkommene Wertschätzung, dass die Möglichkeit einer Bewerbung für die Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO eröffnet wurde. Mit der Diskussion über die „Kulturlandschaft Bregenzerwald“ wurde auch mehr und mehr das Thema Kultur als wichtiger Pfeiler für den Bregenzerwald entdeckt. Mit der Schubertiade, mit dem Frauenmuseum, mit der Gründung von Kleinkulturbühnen, mit Theaterinitiativen und neuen Musikgruppen ist eine Vielfalt in diesem Bereich entstanden, die keinen Vergleich scheuen muss. Die vielen Arbeiten in Gremien der Region und Gemeinden zum Weltkulturerbeprozess, die Auseinandersetzung mit diesem Thema in Schulen, Vereinen und Arbeitsgruppen, haben eine bisher noch nie dagewesene Breite an Diskussion und Nachdenkprozessen über die Region gebracht. Es sind nicht nur neue Grundlagen zum Leben in der Region entstanden, sondern es ist vor allem ein wertvoller Prozess zu vielen die Region betreffenden Themen abgelaufen. In vielen Bereichen sind teilweise neue Sichtweisen entstanden; Besonderheiten, Lebensweisen, ganz normale Dinge haben auf einmal einen neuen Stellenwert erhalten und neue Wertschätzung erfahren. Der in diesem Prozess ausgearbeitete Ziel katalog für die Region ist zu einem gemeinsamen Dach, zu einer gemeinsamen Sicht der Entwicklungsziele gewachsen. Im „Bregenzerwald-Dialog“ soll dies auch in der Praxis seinen Niederschlag finden. 36 vernetzt gedacht – regional geplant
Heute sind wir mit einer – weit über unsere Region hinausgehenden – Diskussion über Zusammenschlüsse zu größeren Einheiten konfrontiert. Dies gilt auch für Forderungen nach Zusammenschlüssen von Gemeinden. Die großen Schlagworte heißen KOOPERATION und VERNETZUNG. Eine Regionalplanungsgemeinschaft ist die ideale Plattform für genau solche Überlegungen. Deshalb ist es das Ziel der heute Verantwortlichen – und in Zukunft wird dies noch einen größeren Stellenwert bekommen –, die Zusammenarbeit innerhalb der Region, zwischen den Gemeinden und vor allem den regional tätigen Organisationen zu intensivieren und zu verbessern. Gerade das Ausrichten an den gemeinsamen regionalen Zielsetzungen hat noch Entwicklungspotenzial in der praktischen Umsetzung bei Vorhaben und Projekten. Kooperationen und Vernetzungen gibt es jetzt schon auf vielen Ebenen und in unterschiedlichen Ausprägungen. Die Anforderungen der Zukunft werden aber noch stärkere Bemühungen in dieser Richtung erfordern und die Weiterentwicklung von regionalen Kooperationen notwendig machen. Die Erhaltung der Kulturlandschaft, die Bewahrung und Förderung der Vielfalt im wirtschaftlichen Tun, bei der Kultur und in der Lebensweise der Bregenzerwälderinnen und Bregenzerwälder, die Erhaltung der kleinen und überschaubaren Strukturen – und all das auf Basis eines gesunden sozialen Umfeldes – wird auch in Zukunft Aufgabe und Ziel des Zusammenschlusses der politischen Entscheidungsträger des Bregenzerwaldes sein und sein müssen. Die derzeitige Struktur der Regionalplanungsgemeinschaft in Form eines Vereines fordert das ständige Bemühen und Kämpfen um Projekte und Umsetzungsschritte auf Basis gemeinsamer Zielsetzungen. Dies ist bei der Unterschiedlichkeit von 24 Gemeinden bzw. der unterschiedlichen Interessenslage der Subregionen nicht immer einfach. Es zeigt sich aber – und ich sehe dies als eine Stärke der Region, um die uns viele beneiden –, dass es uns trotzdem gelingt, wichtige regionale Themen weiterzubringen und als Region geschlossen aufzutreten. Dieses Zusammenreden oder auch Zusammenstreiten auf Basis der gegebenen Freiwilligkeit des Vereines ist wahrscheinlich trotz allem effizienter und Erfolg versprechender als eine andere Struktur in einem engeren rechtlichen Rahmen. Bgm. Anton Wirth, Obmann
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Die Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald hat in den letzten 40 Jahren entscheidende Beiträge zur Entwicklung unserer Talschaft geleistet; sei es im ÖPNV, im gemeinsamen Auftritt nach außen und für den inneren Zusammenhalt der Gemeinden und Institutionen. Die Hauptherausforderung für die Zukunft sehe ich in der Entwicklung neuer Modelle der Kooperation, im politischen und wirtschaftlichen Leben, auch in der öffentlichen Verwaltung. Die „Dachmarke Bregenzerwald“ soll weitere Verfestigung finden, die Kirchtürme überschaubar bleiben und das Gemeinsame vor das Trennende gestellt werden. Wilhelm Sutterlüty, Direktor Raiffeisenbank Mittelbregenzerwald
Der Bregenzerwald und seine Ziele Wer definiert die Ziele für die Region? Wer bestimmt, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll? Es sind dies die Menschen – die Menschen, die in der Region leben und wirtschaften. Im Laufe der letzten 40 Jahre wurden sehr viele Entwicklungskonzepte erarbeitet und Ziele definiert. Von Zeit zu Zeit werden Ziele immer wieder überarbeitet, umformuliert und letztlich erreicht oder auch aufgegeben. Nach den im Jahr 2001 definierten Entwicklungszielen wurden diese mit den Ergebnissen des Welterbe-ManagementplanBeteiligungsprozesses abgeglichen und erweitert. Folgende Ziele sind dabei definiert und bei der REGIO-Vollversammlung vom 31. Mai 2007 beschlossen worden. Kultur(Landschafts-)region Bregenzerwald Identität und eine von Offenheit geprägte Heimat. Das kulturelle Erbe ist Ausgangspunkt für die Identität der Region. Es soll aufgezeigt und zugänglich gemacht werden, um es dadurch erhalten, neu interpretieren und entwickeln zu können. Einflüsse und Menschen von außen sind erwünscht und werden wertgeschätzt. Eine offene, ehrliche und kritische Auseinandersetzung mit neuen Themen soll möglich und gefördert werden. Ein funktionierendes Gemeinschaftsleben, das sich in einem aktiven Dorf- und Vereinsleben widerspiegelt, soll die Heimat für die BregenzerwälderInnen bilden. Vielseitige und sichere Erwerbsmöglichkeiten Vielseitige und sichere Erwerbsmöglichkeiten sind die Basis für eine nachhaltige Entwicklung des Bregenzerwaldes und seiner Kulturlandschaft. Branchenvielfalt in Kleinst-, Klein- und Mittelbetrieben zeichnen den Wirtschaftsstandort Bregenzerwald aus. Handwerk, Tourismus, Dienstleistungen, Kulturbranche und Landwirtschaft sollen Arbeitsplätze in der Region anbieten bzw. schaffen und die Zahl der AuspendlerInnen verringern. Für industrielle Großbetriebe kann und soll der Bregenzerwald keinen Platz bieten. Ein Wirtschaftskonzept soll die Grundlage für eine ausgeglichene wirtschaftliche Entwicklung schaffen.
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Vor der Eröffnung des Achraintunnels im Jahr 2009 wurde den Bürgermeistern der Region die Sicherheitstechnik des neuen Tunnels genau erläutert.
Am 8. Oktober 2001 fand in Bartholomäberg die Kickoff-Veranstaltung zur neuen Leader+ Förderperiode statt.
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Bewirtschaftung der traditionellen Kulturlandschaft Die traditionelle Dreistufenwirtschaft soll im Bregenzerwald weiterhin die Kulturlandschaft prägen und gleichzeitig erhalten. Um ihre wirtschaftliche Basis zu stärken, sollen die qualitativ hochwertigen Alpprodukte entsprechend deklariert, vermarktet und schließlich vermehrt konsumiert werden. Zusätzlich wird es notwendig sein, durch Leistungsentgelt für Nutzungserschwernis und Minderertrag die extensive Bewirtschaftung von Kulturbiotopen zu sichern. Eine gemeinsame, selbstbewusste, authentische Region Der Bregenzerwald soll künftig stärker an einem gemeinsamen Strang ziehen. Eine authentische regionale Gemeinschaft soll Kooperationen zwischen den Gemeinden verstärken, das Kirchturmdenken abbauen helfen und die BewohnerInnen der Region zusammenführen. Dies soll dazu beitragen, dass sich der Bregenzerwald zu einer bekannten Marke entwickelt, für die allerdings noch genaue Inhalte und Positionen konkretisiert werden müssen. Ein wichtiges Kriterium für einen selbstbewussten, authentischen Bregenzerwald ist, dass die Energiegewinnung möglichst in der Region erfolgt (Solar, Biomasse, Wasserkraft). Ein lebendiger, ländlicher Lebensraum, der weltoffen und lebenswert ist – so lautet das Selbstverständnis der Region, so möchte sich der Bregenzerwald präsentieren. Dafür sollen Dorfkerne gestärkt werden und der ländliche Charakter der Region erhalten bleiben. Ziel muss es daher sein, eine gemeinsame vorausschauende Planung zu verstärken und offene Diskussionsplattformen zu fördern. Die Wechselwirkungen zwischen Landschaft und Siedlung prägen die Kulturlandschaft und sind daher bei künftigen Entwicklungen unbedingt zu beachten. Die freie Landschaft als besondere Qualität ist zu beachten, Bebautes und Unbebautes sollen bewusst gestaltet werden. Nicht zuletzt hierfür sind Planungen und Entwicklungen regional abzustimmen und die Zusammenarbeit zu verstärken. Die alte Bausubstanz ist die Seele der Kulturlandschaft, sie soll erhalten und genutzt werden. Dazu sollen vorhandene bauliche Ressourcen erfasst und dokumentiert werden. Neue Bauten sind in die bestehenden Dorfgefüge einzupassen.
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Ein starkes Handwerk ist eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung der Bregenzerwälder Kulturlandschaft. Dementsprechend sind handwerkliche Fertigkeiten und Traditionen zu pflegen und weiterzuentwickeln. Eine Lehre im Handwerk soll für junge Menschen wieder ansprechender gemacht werden, indem vor Ort attraktive Rahmenbedingungen für das Handwerk geschaffen und genutzt werden. Die landwirtschaftliche Produktion soll durch den Erhalt von Wirtschaftsflächen, die eine existenzfähige Landwirtschaft ermöglichen, gesichert werden. Dazu sollen auch Spezialitäten und die Produktvielfalt erhalten und gefördert werden. Marken sollen Qualität schaffen. Dies soll u.a. dazu beitragen, dass Betriebsnachfolgen gesichert werden. Der Wald soll als Ressource für die regionale Wertschöpfung nachhaltig genutzt werden. Plenterwirtschaft und Waldpflege sollen hierfür erhalten bzw. unterstützt werden – nicht zuletzt, um die Artenvielfalt im Lebensraum Wald zu schützen und zu erhöhen. Die Kulturtradition der Jagd soll dabei zum Wildtierschutz genutzt werden. Die natürlichen Ressourcen nachhaltig nutzen, erhalten und entwickeln bedeutet u.a., dass Klimaschutzziele eingehalten werden (z.B. durch Förderung von Biomasse, Energieeffizienz, öffentliche Verkehrsmittel). Die Verfügbarkeit von sauberem Wasser soll ebenso gesichert werden wie die Qualität der Landschaft. Der Tourismus setzt auf Qualität, nutzt hierfür die Stärken der Region und stellt qualifizierte und motivierte MitarbeiterInnen ein. Dadurch sollen die Preise gesteigert und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste erhöht werden. Qualität bedeutet aber auch einen möglichst umweltverträglichen Tourismusverkehr. Eine sanfte und umweltbewusste Mobilität soll den Bregenzerwald zu einer Modellregion machen, in der VerkehrsteilnehmerInnen und Verkehrsträger auf andere Rücksicht nehmen. Dazu soll der öffentliche Verkehr gestärkt und unnötiger Autoverkehr vermieden werden. Visionen für den Bregenzerwald sollen nicht nur entwickelt und gestaltet, sondern auch gelebt werden. Die Gesprächs- und Umgangskultur soll gepflegt und die Bildung verstärkt werden. 40 jahre regionalplanungsgemeinschaft bregenzerwald
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Die definierten Ziele sind schön zu lesen, können aber auch sehr einfach in der Schublade verschwinden. Im laufenden Tagesgeschäft der Regionalplanung ist es von großer Wichtigkeit, dass die regionalen Ziele bei allen Tätigkeiten im Blick bleiben. Dabei darf nicht nur ein Ziel gesehen werden, sondern es gilt, das Gesamtsystem Region mitzudenken. Es ist beispielsweise wichtig, dass wirtschaftliche Projekte auch unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten betrachtet werden. Aber auch kulturelle Initiativen sollen sich positiv auf die anderen Lebensbereiche auswirken. Ein möglicher Ansatz diesbezüglich ist etwa das Instrument Bregenzerwald Dialog – Regionale Ziele im Blick. Die vorliegenden Leitziele für die zukünftige Entwicklung der Region wurden unter hoher Beteiligung der Bevölkerung in einem umfassenden Prozess erarbeitet. Die 24 Bregenzerwälder Gemeinden stehen nun vor der Herausforderung, diese Ziele zu verfolgen und auch tatsächlich zu erreichen. Ziel des Instruments Bregenzerwald Dialog ist es, die entstandenen Leitziele im Tun zu verankern und so gegenwärtig zu halten.
VISION Die zentrale Herausforderung: Die Region umfassend und ausgewogen weiterentwickeln STRATEGISCHE ZIELE Die Aufgabe: Einzelne Projekte jeweils im Hinblick auf alle vier Zielbereiche betrachten, dabei mögliche Wirkungen und Nebenwirkungen vorzeitig entdecken und in der Umsetzung der Projekte berücksichtigen. PROJEKTE Das Ergebnis: Kreative, zielorientierte und wirkungsvoll geplante Projekte, welche zur Erreichung der Leitziele der Region beitragen.
VISION
STRATEGISCHE ZIELE
PROJEKTE
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Die Ziele des Bregenzerwaldes sind in vier Bereiche gegliedert: • Lernen und Gestalten • Umwelt und Ressourcen • Kooperieren und Zusammenleben • Arbeiten und Wirtschaften Hauptziel ist, sich als Region umfassend und ausgewogen weiterzuentwickeln. Dabei ist es wichtig, diese vier Bereiche nicht einzeln zu betrachten, sondern sie möglichst gleichzeitig und gleichrangig im Blick zu behalten. Nur so kann vermieden werden, dass die Erreichung eines Ziels in einem anderen Bereich Schaden anrichtet. Gemeinsam mit dem Büro Kairos – Wirkungsforschung aus Bregenz wurde das Instrument entwickelt, welches zur genauen Betrachtung von Ideen, Initiativen bzw. Projekten herangezogen werden kann. Dabei arbeitet das Instrument mit der Weisheit der Vielen. Es wird eine nach Alter und Geschlecht möglichst heterogene Gruppe zusammengestellt (Projektbetreiber, Kritiker, Politiker, Anrainer). In einem zweistündigen Workshop wird dann das Projekt von jedem Teilnehmer aus dem Bauch heraus bewertet. Das Ergebnis ist ein Wirkungsbild zum Projekt, welches mit Handlungsempfehlungen an den Projektbetreiber übergeben wird. Der Bregenzerwald Dialog hilft somit, eine umfassende regionale Betrachtung auf das jeweilige Projekt zu richten und somit die Ziele der Region Stück für Stück zu erreichen. Es ist dies eine Politik der kleinen Schritte, in der Wirkung aber groß. In Zukunft wird es wichtig sein, die Anzahl der Projekte im überschaubaren Rahmen zu halten und die Inhalte genauer anzuschauen. Die Regionalentwicklung Bregenzerwald GmbH steht gerne für weitere Projekte und die Moderation des Bregenzerwald Dialoges zur Verfügung. Denn Regionalentwicklung machen wir alle.
40 jahre regionalplanungsgemeinschaft bregenzerwald
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Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald, 6863 Egg; Auflage: 5.000 Stk.; Für den Inhalt verantwortlich: Urs Schwarz; Redaktion: Katrin Netter, Anton Wirth, Urs Schwarz; Bildnachweis: Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald (Seite 3,5,7,9,11,13,15,17,19, 21,25,27,31,35), Offene Jugendarbeit Bregenzerwald (Seite 15,33), Musikschule Bregenzerwald (Seite 3), KäseStrasse Bregenzerwald (Seite 17); Gestaltung: broger grafik, 6866 Andelsbuch; Druck: Druckhaus Gössler GmbH, 6870 Bezau
Gedruckt von unserem zuverlässigen, regionalen Partner: Druckhaus GÜssler, Bezau