reisemagazin
Gigi Rüf
winter 2014/15
Ausgabe 11 | € 5,50 | www.bregenzerwald.at
Der Snowboardstar aus Au im hinteren Bregenzerwald
Vorarlbergs größtes Skigebiet Eine Familie von Wintersportlern Winterwanderung auf eine Alpe Migrantinnen im Bregenzerwald Im Frauenmuseum Hittisau Was Schindelmacher machen Wirtsleute mit alten Haustierrassen Kochen als Kunst betrachtet
Raiffeisen. Meine Bank im Bregenzerwald
Wenn ’s um unsere Region geht, ist nur eine Bank meine Bank. www.raiba.at
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Editorial Reisebegleiter Bregenzerwald
Herlinde Moosbrugger ist Geschäftsführerin von Bregenzerwald Tourismus
Parallel zu diesem Magazin erscheint halb jährlich (Winter/Sommer) der Reisebegleiter Bregenzerwald mit allen Informationen zum Tourismusangebot der Region.
Servas!*
Im Sommer von Wandern (inklusive kleiner Wanderkarten) über Outdoor-Aktivitäten, Programm mit Kindern, Kultur, Baukunst und Kulinarik bis zum Wohlfühl-Angebot. Im Winter von Ski alpin, Langlauf, Snowboarding, Winterwandern bis zu Kultur, Baukunst, Kulinarik und Wohlfühlen. Ihr persönliches Exemplar des Reisebegleiters erhalten Sie kostenlos bei Bregenzerwald Tourismus.
AutorInnen dieser Ausgabe Die erste Auskunftsstelle Das Informations- und Service-Center in Egg berät Sie über alle Belange des Bregenzerwaldes und über Ihren Urlaub. Hier finden Sie u.a. einen frei zugänglichen InternetTerminal, eine Vorverkaufsstelle für den 3-Täler-Skipass sowie eine Ausgabestelle für die Bregenzerwald Gäste-Card. Bregenzerwald Tourismus Impulszentrum 1135, 6863 Egg Vorarlberg, Österreich T +43 (0)5512 2365 F +43 (0)5512 3010 info@bregenzerwald.at www.bregenzerwald.at Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr Samstag und Feiertag von 8 bis 13 Uhr
Florian Aicher: Architekt und Autor im Allgäu Milena Broger: Köchin und Autorin im Bregenzerwald Birgit Feierl: Germanistin und Autorin Toni Innauer: Olympiasieger im Skispringen, Sportexperte und Unternehmer Reinhard Johler: Universitätsprofessor in Tübingen Irmgard Kramer: Schriftstellerin im Bregenzerwald Peter Natter: Philosoph und Autor in Vorarlberg Isabella Natter-Spets: Leiterin des designforum Vorarlberg Silke Ritter: Journalistin im Bregenzerwald Birgit Rietzler: Dichterin im Bregenzerwald Armin Thurnher: Herausgeber der Wochenzeitschrift „Falter“ in Wien Elisabeth Willi: Autorin im Bregenzerwald
Den Menschen im Bregenzerwald wird manchmal nachgesagt, dass sie ziemlich „eigen“ sein könnten. Ich glaube, sie selbst empfinden es nicht so – wahrscheinlich, weil sie etwas „eigen-sinnig“ sind. Sie gehen gern ihren eigenen Weg und lassen sich nicht so schnell davon abbringen. Und wenn sie etwas, sei es ein berufliches oder ein sportliches Ziel, mit Leidenschaft verfolgen, nehmen sie einiges auf sich, um es zu erreichen. Sie sind auch bereit, Risiken einzu gehen. Dazu gehört auch, ihre Heimatregion zu verlassen und die lokalen Sicherheitsnetze aufzugeben, um Träume zu verwirklichen. Einer von ihnen ist Gigi Rüf aus dem beschaulichen Ort Au im sogenannten „Hinterwald“. Gigi ist mittlerweile zu einem der weltbesten Snowboarder geworden. Er gehört zu den jungen Menschen im Bregenzerwald, die ihren Traum leben. Seit Jahren ist er auf der ganzen Welt in Sachen Snowboarding unterwegs. Mehr über den jungen Mann erfahren Sie hier in dieser Ausgabe des reisemagazin bregenzerwald. Wie die meisten der jungen Menschen im Bregenzerwald hat auch Gigi Rüf den Bezug zum Bregenzerwald nie verloren. So kehren sie auch immer wieder hierher zurück – und sei es nur zu Besuch. Selbst wenn sie seit Jahren nicht mehr im Bregenzerwald leben, bezeichnen sich die meisten von ihnen doch noch immer als Bregenzerwälderinnen oder Bregenzerwälder. Sie identifizieren sich sehr stark mit ihrer Ursprungsregion. In Zeiten von Globalisierung und Ruhelosigkeit ist es für viele ein beruhigendes Gefühl zu wissen, woher man kommt und mit welchen Menschen und Orten man sich verbunden fühlt. Dies spüren wahrscheinlich auch die Gäste der Region – ein ruhiges, sicheres Gefühl, wenn sie sich im Bregenzerwald aufhalten. Einen Vorgeschmack davon soll Ihnen die Lektüre hier bieten – viel Vergnügen dabei. * Bregenzerwälderisch für „Servus“
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München Lindau
Bodensee Bregenz Zürich Dornbirn Vorarlberg
Bregenzerwald Vorarlberg – Österreich
Feldkirch
Bludenz Innsbruck Wien
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www.vorarlberg.travel 4 · reisemagazin bregenzerwald
20 km
Österreich Austria
Inhalt
Wintersport im Bregenzerwald: Snowboardstar Gigi Rüf 6 Verbindung Schröcken-Warth-Lech-Zürs: Das größte Skigebiet in Vorarlberg 10
Winter 2014/15 6
Migrantinnen im Wald. Zwei Frauen, eine aus Belgien, eine aus der Steiermark, setzten sich im Bregenzerwald durch 16
Natters Wanderungen: Auf einer verschneiten Alphütte 12 Nachtlanglaufen in Sulzberg Ein ganz besonderes Erlebnis 20 Die Dorners Eine ganze Familie verschreibt sich dem Wintersport 22 Sechzigerjahre-Bau wird zum Vorzeigehaus: Wie im alten Wälderhaus 30
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Schneidern fürs Leben Ein Porträt der Maßschneiderin Manuela Maaß 38
Armin Thurnher: Im Frauenmuseum Hittisau 28
Alte Tierrassen Die Wirtsleute im Adler in Krumbach züchten Duroc-Schweine und Dexter-Rinder 40
Handwerk im Bregenzerwald: Das Schöne an der Schindelmacherei 34
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Kochen als Kunst betrachtet Junge Küche aus dem Bregenzerwald 44
Kolumnen:
Aus der Luft gegriffen 11 Felder und Wälder 27 Alphabet des Waldes 29 G’hörig Wälderisch 37 Form im Wald 48
Funkensonntag Ein alter Brauch im Bregenzerwald 46
Service:
Buchbare Angebote 50 Tipps der Redaktion 52
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Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Bregenzerwald Tourismus GmbH, Impulszentrum 1135, 6863 Egg, Österreich Konzeption/Redaktion: Fuchs & Partner, Wien Konzeption/Gestaltung: Frank Broger Fotografie: Adolf Bereuter Fotoredaktion: Margret Broger Druck: Druckhaus Gössler, Bezau
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Der einmalige Moment im Schnee Er fliegt durch die Luft wie eine Feder im Wind, katapultiert sich von Schneepolster zu Schneepolster, springt über dick verschneite Hausdächer, fegt Baumstämme aufwärts, dreht sich kopfüber und landet geschmeidig wie eine Katze. Kollegen bezeichnen ihn als den kreativsten aller Snowboarder: Gigi Rüf Jugendliche liegen mit Snowboards unter verschneiten Tannen am Diedamskopf. Sie schaufeln Schanzen und graben Löcher. Wenn sie am Lift stehen, drehen sich alle nach ihnen um und schütteln entsetzt die Köpfe. Sie rotten sich in Cliquen zusammen, tragen riesige Hosen und haben gefärbte Haare. Gigi Rüf ist einer von ihnen. 1981 kam er als Christian auf die Welt. Er ist zehn, als er mit dem Snowboarden beginnt, in einer Zeit, als sich Snowboarder klar von Skifahrern abgrenzen. Sie kreuzen die Pisten quer und erregen Ärger. Gigi treibt es, als Jüngster von vier Geschwistern, besonders bunt. Stets hat er eine Wunschliste. Als Erstes will er den Grunholz-Schlepplift bezwingen. Dann will er abwärts fahren, ohne zu stürzen. Seiner Oma zeigt er einen Katalog. Sie strickt ihm eine Kappe, wie sie die Coolen tragen. Gigi
Reise-Tipp:
Diedamspark & Freeriding Größter Snowpark der Region ist der P leasure Diedamspark – mit abwechslungsreichen Rails, Boxen und Kickern von easy bis pro. Der Pleasure Diedamspark wird täglich von einer vierköpfigen Shape-Crew der Firma QualityParks (QParks) betreut. www.diedamspark.at
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bestellt sich Videos und versucht die Tricks nachzumachen. Er und seine Schwester treten der Wälder Surfcrew bei. Am Hirschberg bauen sie erstmals eine Halfpipe. Ein Sportgeschäft finanziert mit, wird aufmerksam auf den 13-Jährigen und stellt ihm die Ausrüstung zur Verfügung. Der erste Sponsor. Stolz trägt Gigi das Brett unter dem Arm und fühlt sich wie der King. Das Gelände bezwingt er auf seine Art. Je freier, umso besser. Seine Schwester macht den Führerschein, nimmt ihn mit auf Rennen – so landet er in der Szene. Nach der Handelsschule, mit 18, fliegt Gigi nach Japan zu den Nippon Open und dann zu einem Wettkampf in die USA. In Bear Mountain steht er erstmals in einem richtigen SnowboardPark. Ein Fotograf ist fasziniert von seiner Kunst. Er bietet ihm Filmaufnahmen an. Gemeinsam sind sie einen Monat lang in Kalifornien unterwegs. Immer und immer wieder klettert Gigi den Hang hoch, bis das Licht perfekt ist und die Sonne untergeht. Für seine Bereitschaft, alles zu geben, wird Gigi der Liebling aller Fotografen. Die Dominosteine einer langen Karriere fallen. Gigi wird Rookie of the Year. Burton nimmt ihn unter Vertrag. Seit 2000 ist er freier Sportler. Heute lebt er in Bregenz, ist verheiratet und hat zwei kleine Söhne. Sein Jahr besteht aus vier Wintersaisonen. Sie beginnt mit dem Summerboarding auf der Südhalbkugel in Neuseeland und Chile, gefolgt von der Premierensaison im September, wenn seine Filme in die Kinos kommen. An 21 Tagen bereist er 19 Städte rund um die Welt, beginnend mit den Premieren in Los Angeles. Dort steht er den Fans für Autogramme zur Verfügung. Im Oktober beginnen die Gletscher-Openings. Dann kommt die Wintersaison. Weihnachten verbringt Gigi meist zu Hause und kauft sich einen 3-Täler-Skipass wie jeder andere.
Mittlerweile ist Snowboarden olympisch. Sportler werden zwischen den Interessen der Verbände, der Kader, Teams und Sponsoren aufgerieben. Sie sind in einer Maschinerie gefangen, die Gigi Rüf nicht attraktiv findet. Er liebt seine Freiheit. Die FreerideWettbewerbe, an denen er teilnimmt, haben weder Zeit- noch Routenvorgaben. Bewertet wird, wie kreativ und flüssig er sich an das Gelände schmiegt und wie risikoreich die Sprünge sind. 2013 gewinnt er den Ultra Natural in Kanada. Bei den X Games in Frankreich holt er Silber. Seine eigenen Boards verhelfen ihm zu Erfolgen, die er gar nicht mehr gesucht hat. Er arbeitet eng mit Ingenieuren zusammen und verwirklicht sich selbst. Was er macht, heißt „Testen und Shapen.“ Das kommt vom Surfen. Gigi liebt alle Brettsportarten. Aber im Gegensatz zu anderen, die das Snowboard ins Eck stellen, sobald sie das Surfen im Meer entdecken, wo sie auf all die Klamotten verzichten können, reist Gigi lieber dem Winter hinterher. Er braucht weder Halfpipes noch Funparks, spielt mit jeder Piste, deren Felsen, Mulden und Wurzelstöcken. Er wollte immer der Coolste sein. „Aber was soll’s. Ich bin in Au aufgewachsen.“ Lächelnd zuckt er die Achseln. Er ist ein ausgeglichener junger Mann, ruhig, zurückhaltend und sympathisch. Erst wenn er aufs Brett steigt, glaubt man, ein Scheinwerfer leuchte auf. Und da steht er. Am Gipfel. Der Helikopter knattert davon. Gigi ist allein. Er fragt sich, was er da überhaupt macht und ob er die Schwierigkeit richtig eingeschätzt hat. Vorfreude und Angst beuteln ihn gleichermaßen. Dann stürzt er sich in die Tiefe. Fliegt los. Und ist eins. Mit sich und dem Moment. Irmgard Kramer
Gigi Rüf aus Au, einer der weltbesten Snowboarder: Sein Jahr besteht aus vier Wintersaisonen
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Er fragt sich, was er da überhaupt macht und ob er die Schwierigkeiten richtig eingeschätzt hat. Vorfreude und Angst beuteln ihn gleichermaßen …
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„Der Zusammenschluss der S kigebiete Warth-Schröcken und Lech-Zürs zum größten Skigebiet Vorarlbergs wird mittelfristig das wirtschaftliche Überleben in Schröcken und Warth sichern“, sagt Klaus Wiethüchter, der dafür hart gearbeitet hat
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Aus der Luft gegriffen
Sein Baby am Berg
Olympiasieger im Skispringen, Sportexperte und Unternehmer (www.innauerfacts.at) – Toni Innauer aus dem Bregenzerwald
Weihnachtsabfahrt Die Skilifte Schröcken feiern heuer ihr 50-jähriges Bestehen. Geschäftsführer Klaus Wiethüchter begleitete die Entwicklung des Skigebietes fast von Anfang an. Besonders stolz ist er auf den neuen Auenfeldjet, der Schröcken und Warth mit Lech-Zürs verbindet Im Gebäude der Talstation alober-Jet am Hochtannbergpass: S Treppe rauf, Treppe runter, wieder eine rauf, und hier ist das Büro von Klaus Wiethüchter, Geschäftsführer der Skilifte Schröcken. „Willkommen“, grüßt er herzlich und mit kräftigem Händedruck. Die Skilifte Schröcken arbeiten mit den Skiliften Warth wirtschaftlich selbstständig unter der Marke WarthSchröcken zusammen. Viele Gäste seien in den vergangenen Tagen in diesem Skigebiet gewesen und zusätzlich hätten ihn technische Herausforderungen auf Trab gehalten, erzählt Wiethüchter. Trotzdem wirkt er nicht gestresst. Mitte der Siebzigerjahre kam er zum ersten Mal nach Schröcken. Hier heiratete er Brigitte, die Tochter von Alfons Strolz. Dieser hatte vor fünfzig Jahren das Unternehmen Skilifte Schröcken gegründet, um dem Bergbauerndorf Schröcken durch den Wintersporttourismus eine Zukunftschance zu bieten. Seit 1978 leitet nun Wiethüchter als Geschäftsführer das Unternehmen. Nur einen Schlepplift gab es damals und kein Pistengerät. Dessen Funktion übernahmen Skischüler, indem sie mit den Ski die Piste traten. Dann folgten einfache Pistenmaschinen, die – wie der gebürtige Schwabe erzählt – den Hang „runtergerumpelt“ seien.
Mit Weitblick, Geschick und Engagement baute er das Unternehmen aus. Letztes Jahr kam etwas dazu, das in seinen Augen alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt: der Auenfeldjet. Er führt Warth-Schröcken und Lech-Zürs zum größten Skigebiet Vorarlbergs zusammen. Zufrieden lächelnd lehnt er sich in seinen Sessel zurück: „Jetzt, da immer mehr große Skigebiete verbunden werden, wird dieser Zusammenschluss mittelfristig das wirtschaftliche Überleben in Schröcken und Warth sichern.“ Das Skivergnügen beginnt gleich hinter seinem Büro. Trotzdem genießt er selbst es kaum: Seit einer Fußverletzung vor einigen Jahren fährt er selten Ski. Doch weiß er genau, wohin sich die Wintersporttrends entwickeln: Carven und Freeriden sind momentan sehr beliebt, Telemarken ist im Kommen. Die Wintersportler schätzen mittlerweile die Abwechslung: An einem Tag fahren sie Snowboard, am nächsten machen sie eine Schneeschuhwanderung oder versuchen sich als Freerider. Das nächste Projekt der Skilifte Schröcken ist die Dorfbahn. Sie soll von der Dorfmitte aus den Einstieg in Vorarlbergs größtes Skigebiet ermöglichen. Wann das realisiert wird, kann Klaus Wiethüchter noch nicht sagen. Für den 66-Jährigen selbst wird die nähere Zukunft große Änderungen bringen. „Die Skilifte Schröcken sind für mich wie ein Baby geworden, das man pflegt und das Freude sowie Sorgen bereitet. Ich hoffe, dass ich die Leitung in gute Hände übergeben kann“, erklärt er. Als Zugezogener aus dem Schwabenland war für Wiethüchter vieles nicht leicht, doch meint er: „Vorarlberg war gut zu mir. Ich schätze hier vor allem die hohe Handschlagqualität und die Traditionen.“ Elisabeth Willi
Ein Vorbote von Weihnachten lag in der Luft. Vater Alois hatte einen Apfel geschält und in Scheibchen auf den Elektroofen der engen Hütte gelegt. Es zischte. Der Saft des Apfels tropfte auf die glutroten Heizschlingen und änderte dort hör- und riechbar seinen Zustand von Süßmost über frischen Apfelstrudel bis zu stechendem Brandgeruch. Konzentration und Timing, rechtzeitiges Wenden und Essen waren wichtig. Die Bergstation Baumgarten lag damals auf 1.660 Meter Höhe. Mein Vater versah dort jahrzehntelang seinen Dienst. Draußen tobte ein Schneesturm. Allmählich wurde es dunkel. Meine Ski und Stöcke hatte ich extra tief in den Schnee gesteckt, damit sie sich nicht vor der Abfahrt hinunter zum Elternhaus auf dem Sonderdach selbstständig machen konnten. Nach der letzten Bahnfahrt durfte ich die Blechtüre gegen den Wind aufstemmen und im richtigen Moment zurückreißen – wie das Segel beim Wenden auf einem Surfbrett, wenn der Wind plötzlich von der Innenseite zupackt. Vater schob den Schlüssel unter die versperrte Blechtüre. Durch die angelaufene Schneebrille war im Halbdunkel nur Schemenhaftes zu sehen, während wir im Pulverschnee langsam Fahrt aufnahmen. Orientierung gaben die hüpfenden grauweißen Scherenschnittmuster aus Bäumen und Hütten, die Beschleunigungswerte, je nachdem wohin die Skispitzen wiesen, und die Geräusche unseres Gleitens sowie gegenseitige Zurufe und Warnungen. Unterhalb der Waldgrenze stoppte die vorsichtige Fahrt. Bald mischte sich das Sägegeräusch eines Fuchsschwanzes in das Pfauchen des Schneewindes. Vater hatte die vorbestimmte, ein wenig verkrüppelte Fichte auch im Blindflug gefunden. Eine Viertelstunde später lehnte das Bäumchen zum Trocknen neben unseren Ski, Schuhen und Stöcken im Keller. Am nächsten Tag wurde das Holzkreuz unten an den Stamm geschlagen und ein aufrechter und schlicht leuchtender Christbaum daraus. Am 23. Dezember war dann Heiliger Abend und Bescherung für die Familie – denn der 24. war für die Feier der Gäste reserviert.
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Natters Wanderungen Der Philosoph und Schriftsteller Peter Natter begibt sich auf ungewöhnliche Wanderungen durch den Bregenzerwald. Hier beschreibt er seine Erlebnisse auf dem Weg zu einer winterlichen Vorsäßhütte
Ich werde ein abgelegenes, aber ein gemütliches, ein uriges Nachtquartier vorfinden. Wo die geheimen Schnapsvorräte vom ganz Guten gelagert sind, habe ich auch in Erfahrung gebracht …
„Wo der Weg aufhört, kommen einem Sperre und Zaun, wo sie auf wildem Fell nie scheuern konnten, kommen einem Kandare und Zügel nicht in den Sinn: Das Gefühl der wahren Freiheit ist für mich von jenem des Unbestimmten nie ganz zu trennen.“ Geschrieben hat diesen Satz Julien Gracq, einer der stillsten Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts. Übersetzt hat ihn ein ebenso stiller und feiner Mensch. „Es ist das unmittelbare Gefühl, dass hier der Zauber aller Zauber noch in seiner ganzen Kraft regiert – die Umkehrbarkeit der Zeit“, heißt es im selben Text über ein kleines Nebenflüsschen der großen Loire. Solchen Zauber suche ich hier herinnen im tiefen Wald, auf dem Weg in die winterlich verlassene Vorsäßsiedlung. Nicht, wie klein die Welt ist, sondern exakt das Gegenteil, ihre famose Größe selbst im Kleinen offenbart mir die Postbusfahrt von Dornbirn in den hinteren Bregenzerwald. Dorthin, wo sich das Tal ein letztes Mal öffnet, den Blick aber bereits magisch hineinzieht in die enger und enger aufeinander zurückenden schroffen Hänge beiderseits der Bregenzerach. Wieder hat es zwei Tage lang geregnet im Rheintal, das vom Winter heuer so gar nichts wissen will. Drinnen aber, im Wald, hat es geschneit, lautet die telefonische Auskunft, schön geschneit, ein richtiger Winter wird mir versprochen.
Tatsächlich gerate ich, da der Bus Bezau hinter sich gelassen hat, zusehends tiefer hinein in den Zauber einer verschneiten Landschaft. Der graue, kalte Winterhimmel tut das seine, um die letzten aus der Stadt mitgebrachten Gedanken zu verwischen. Bevor sich die Straße endgültig in die Höhe schraubt, dem Hochtannbergpass zu, steige ich aus. Noch bleibt Zeit bis zum Mittag. Die vor mir liegende Wanderung sollte trotz Schnee in sechs, sieben Stunden gut zu bewältigen sein. In der Tasche trage ich den Schlüssel zur Vorsäßhütte eines Freundes. Dort werde ich ein abgelegenes, aber ein gemütliches, ein uriges Nachtquartier vorfinden. Wo die geheimen Schnapsvorräte vom ganz Guten gelagert sind, habe ich auch in Erfahrung gebracht: Für eine kleine Belohnung nach der anstrengenden Wanderung, als Einstimmung auf eine lange Nacht, als Abschluss meines rustikalen Abendessens. Doch noch ist es nicht so weit. Zuerst steige ich eine gute Stunde unter dem niedrigen Himmel einer Fahrstraße folgend aufwärts. Mich langsam hinausbewegend aus dem Kreis der Menschen, lasse ich nach und nach die Häuser hinter mir. Je höher ich hinauf komme, desto kleiner und älter werden sie; desto weiter geht der Blick über das nach Nordosten zu sich öffnende, nach Südwesten hin sich verschließende Tal. Da unten irgendwo hat mein Großvater sein Schulmeisterleben gelebt. Es tut gut, noch eine Zeitlang die Menschen zu sehen, zu hören, auch wenn sie immer kleiner werden, bis schließlich alles wie Spielzeug anmutet; bis die Autos unhörbar und die Verursacher der letzten h eraufdringenden Geräusche unsichtbar geworden sind; bis ich allein bin mit mir. reisemagazin bregenzerwald · 13
Die Stille nimmt zu. Mit ihr kehrt Ruhe ein in mein Denken
Das ist es, was ich gewollt habe. Dennoch ist es gut, die Menschen dort unten zu wissen und ein t iefes Vertrauen in ihr Dasein und ihre Geschichte zu verspüren. Dann bin ich im Wald. Kein Weg ist erkennbar, nur an den hohen, verschneiten Tannen die Wandermarkierungen. Die einzuschlagende Richtung ist umso klarer. Rechter Hand begleitet mich ein riesiges Felsmassiv, das dient mir zur Orientierung. Einem Bächlein ist zu folgen, bis es verschwindet. Ich nähere mich bald dem Scheitelpunkt meiner Wanderung. Ganz still ist es geworden. Kein Blick geht mehr zurück. Wohin auch? Verlassene Alphütten ducken sich unter einer meterhohen Schneelast. Zu einer von ihnen stapfe ich, finde ein halbwegs geschütztes Plätzchen und mache eine späte Mittagsrast. Nach Westen zu wird es ein wenig heller, wenigstens eine Spur von Sonne zeichnet sich ab. Die Stille nimmt zu. Mit ihr kehrt Ruhe ein in mein Denken. Mit der inneren Ruhe wiederum
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verstärkt sich die Präsenz des Unmittelbaren. Ich rieche den Schnee, das Eis der mächtigen Eiszapfen an den Felswänden hinter der Hütte. Gestärkt, aber noch mehr: beruhigt gehe ich weiter. Wieder begleitet mich ein kleiner Wasserlauf, der sich in seinem schmalen Bett den Weg durch Schnee und Eis gräbt, nach Norden zu fließend. Es hellt so weit auf, dass ich weit in der Ferne schemenhaft mein morgiges Ziel erkenne. Jetzt macht der Bregenzerwald seinem Namen alle Ehre. Seit fast zwei Stunden arbeite ich mich von Markierung zu Markierung durch das Dickicht; keine Menschenseele weit und breit, vom Wild nur die Spuren, knackende Äste, manchmal fällt Schnee von einer Tanne. Jedes Mal erschrecke ich von neuem. Dann stoße ich auf einen etwas größeren Bach. Er wird mich ans Ziel geleiten. Eine Vorsäßsiedlung, gottverlassen um diese Jahreszeit; bei diesem Wetter bleiben auch die Skitourengeher aus. Mir ist es recht.
Mein Quartier ist rasch gefunden, obwohl jetzt alles ganz anders ausschaut als bei meinem Besuch im Spätherbst. Merklich nimmt das Tageslicht ab. Übrigens trage ich heute, ganz gegen meine Gewohnheit, eine Uhr am Handgelenk. Hier, in der Einsamkeit, mag ich mir diesen Luxus leisten. Zu Hause, wo sowieso alles eingeteilt und das meiste geregelt ist, tue ich es nicht. Es geht einzig darum, zu wissen, wie spät es ist; nicht darum, für irgendetwas gerüstet zu sein. Das Haus, ein uraltes Wälderhaus, seit etlichen Jahren als Rückzugsort eingerichtet, nimmt mich trotz Eiseskälte gastlich auf. Bald brennt ein Feuer im Küchenherd, eines im Kachelofen. Ein Willkommensschnaps gilt mir selbst. Die Fensterläden der Stubenfenster mache ich auf. Ich will den Wind in den Tannen rauschen hören. Später, es ist warm geworden in der Küche, das Abendbrot steht bereit, die Nacht ist angebrochen, gehe ich nochmals ins Freie. Die vier beleuchteten Fenster werfen ein mildes Licht in den
Im Einschlafen kann ich das Herz der Region schlagen hören. Oder ist es mein eigenes? Es ist einerlei
Schnee, am Himmel blitzen vereinzelt Sterne. Nur wenn ich ganz reglos stehe, ist das Murmeln des Baches zu vernehmen. Natürlich weiß ich, wo ich bin, weiß ich, dass keine zehn Kilometer Luftlinie entfernt das nächste Dorf ist mit seinen Menschen. Wie leicht es plötzlich ist, neben dem knisternden Herdfeuer, so konzentriert wie entspannt jeden Bissen Käse, jedes Stück Brot, jede Scheibe Speck, jeden Schluck Tee zu genießen, und zugleich wirklich tief einzutauchen in die Geschichte dieses mehrhundertjährigen Hauses, in dem der Geist der Region atmet und ihre Seele west. Ganz von selbst fange ich an zu reden. Aber nicht mit dem Haus rede ich, nicht so sehr mit dem Geist meiner Ahnen. Es sind lebende Menschen und aktuelle Themen, die jetzt und hier eine wunderbar dichte Präsenz erlangen. In einer eiskalten Kammer verkrieche ich mich in den Schlafsack. Im Einschlafen kann ich das Herz der Region schlagen hören. Oder ist es mein eigenes? Es ist einerlei.
Früh am Morgen gibt’s nach tiefem Schlaf heißen, starken Kaffee, dunkles Brot, Käse, Speck. Das prickelnd kalte Wasser aus dem Brunnen sorgt für Munterkeit, das Feuer im Herd wärmt mich, bringt das Wasser zum Kochen und den Speck zum Brutzeln. Sobald es draußen hell wird, hält es mich nicht mehr im Haus. Dennoch: Es behält etwas von mir zurück. Gleichwohl oder gerade deshalb schickt es mich bereichert und gestärkt auf den Weg. Ein wolkenloser Morgen ist angebrochen. Nach zwei Stunden leichtfüßiger Wanderung auf einem gespurten Winterwanderweg kommt auch die Sonne über den Hohen Ifen und kitzelt mich im Nacken. Die Schneefelder glitzern und funkeln. Ein spitzer roter Kirchturm blitzt bald zwischen den Tannen hervor. Ein Campingplatz im Winterschlaf ist Vorbote der ersten Häuser des kleinen, in den Talkessel geduckten Dorfes. Für mich aber ist das soeben erklingende Mittagsgeläut der Pfarrkirche wie ein Willkommensgruß. Ein letztes Tobel ist zu durchqueren,
die Subersach grummelt in ihrem vereisten Bachbett. Dann komme ich gerade recht für ein schönes warmes Mittagessen im Dorfgasthaus. Es war kein wirklich langer Ausflug diesmal, dafür ein beredter und ein vielversprechender. Der Seele des Bregenzerwaldes wollte ich begegnen, abseits der Menschen. Gefunden habe ich sie in mir selbst. Peter Natter
Reise-Tipp:
Hittisau – Vollmond-Schneeschuhtour im Lecknertal Bei Vollmond mit Schneeschuhen unterwegs im Lecknertal – geeignet für alle Mondsüchtigen, die eine solche Nacht nicht zu Hause verbringen möchten. Treffpunkt: Gemeindeamt Hittisau Termin: 5. Jänner, 4. Februar, 6. März 2015 jeweils um 20 Uhr Dauer: ca. 1,5 - 2 Stunden Preis pro Person: € 20 (inkl. Schneeschuhe und Stöcke) Information & Anmeldung Hittisau Tourismus, T +43 (0)5513 6209-50 oder Helga Rädler, T +43 (0)664 5793 566 www.kulturinbewegung.at
reisemagazin bregenzerwald · 15
Winterliebe im Wald Zwei Frauen hat es in den Bregenzerwald verschlagen: Die eine kam aus Brügge, die andere aus der Süd steiermark. Jetzt leben sie als Gastgeberinnen in Mellau und Damüls
verbinden. Und doch haben sie etwas gemeinsam: Die Liebe hat sie in den Bregenzerwald gebracht. Beide vermieten Zimmer. Beide kochen. Beide haben eine zweite Heimat gefunden. Christiane Haller in Mellau im „Haus Brügge“, Isabella Werschnig in Oberdamüls im „Jägerstüble“.
Mellau-Damüls ist ein abwechslungsreiches Skigebiet im Bregenzerwald. Nicht nur, weil es hier für jeden alpinen Wintersport die richtigen Voraussetzungen gibt, sondern weil hier auch Menschen leben, die weder aus Mellau noch Damüls, ja nicht einmal aus dem Bregenzerwald stammen. Es sind vor allem Frauen, die aus verschiedenen Ländern hierhergezogen sind. Nun tragen sie wesentlich dazu bei, aus diesen Skigebieten etwas Besonderes zu machen. Zwei von ihnen, die eine aus Belgien, die andere aus der Steiermark, stellen wir hier mit ihrer Geschichte vor. Christiane Sap kommt 1946 im belgischen Brügge zur Welt. Sie wächst zwischen mittelalterlichen, weiß getünchten Häusern und Pferdekutschen auf. Schwäne gleiten über verwunschene Kanäle. Weltenbummler tummeln sich im „Venedig des Nordens“, wo es nach Schokolade riecht, Musikliebhaber die Konzertsäle stürmen und Diamanten den letzten Schliff bekommen. Brügge ist eine Stadt mit 117.000 Einwohnern und für manche die schönste der Welt. Isabella Werschnig kommt 1981 im südoststeirischen U nterpurkla zur Welt. Sie wächst zwischen Apfelbäumen und Kürbisfeldern auf einem Bauernhof nahe der slowenischen Grenze auf, wo es nach Kräutern riecht. Schweine quieken im Stall. Erholungssuchende stürmen die Therme Bad Radkersburg. Radfahrer strampeln durch sanfte Wälder und üppige Weinberge. Unterpurkla ist ein Dorf mit 320 Einwohnern und für manche das schönste der Welt. Auf den ersten Blick scheint diese zwei Frauen nichts miteinander zu
Von Brügge nach Mellau Vielleicht beginnt Christianes Geschichte bei ihrer Großmutter, die so gut kocht, dass sie jeden Mittag die fertigen Speisen auf ein Pferdefuhrwerk lädt, um Apotheker, Ärzte, Notare und Advokaten zu beliefern. Christianes Vater, ein kulinarischer Genießer, führt einen kleinen Lebensmittelladen und kommt in den Fünfzigerjahren auf die Idee, eine Messe für Gastronomie und Tourismus zu organisieren. Was mit ein paar Ständen beginnt, endet mit drei riesigen Hallen, zwei Zelten und einem Buch über ihn anlässlich seines 90. Geburtstages. Er beginnt mit Kochvorführungen, gründet den Verein der Käseritter – ähnlich der KäseStrasse – und ist mit den Haubenköchen Europas befreundet. Aus jeder Speise kann er die Zutaten herausschmecken. Diese Fähigkeit erbt Christiane. Während ihre fünf Brüder studieren dürfen, muss Christiane im elterlichen Betrieb helfen. Sie arbeitet im Büro, auf der Messe und im Haushalt. In Abendkursen macht sie das Diplom zur Arzt- und Zahnarztassistentin. Von jetzt an kümmert sie sich neben der Hausarbeit nachts um alte und pflegebedürftige Menschen. Sie kämmt ihnen die Haare und hilft ihnen beim Einschlafen. Vom Bregenzer wald hört sie zum ersten Mal von Erich Behmann, einem Kaufmann aus Egg. Vorausschauend besucht er die neue Messe in Brügge. Dann bedient Christianes Bruder vorübergehend an der Nordseeküste in einem Hotel, wo er eine junge Mellauerin namens Herma Giesinger trifft. Er solle doch einmal ins schöne Mellau kommen, meint sie. Das tut er. Zuhause
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gerät er ins Schwärmen. Worauf die Eltern Christiane für ihre harte Arbeit belohnen wollen. Sie schenken ihr einen Monat Urlaub in Mellau bei der Familie Giesinger. Als Christiane im Februar 1969 mit ihren Eltern nach Mellau fährt, schüttet es in Strömen. Am Dorfeingang schauen ihr drei verlorene, nasse Kühe nach. Wo ist sie da nur gelandet? „Wenn ihr glaubt, dass ich in diesem Kuhdorf einen ganzen Monat bleibe, dann täuscht ihr euch gewaltig“, bricht es aus ihr heraus. Am nächsten Morgen liegt Schnee. Mellau präsentiert sich. Die Gastfamilie nimmt Christiane mit
Das Skigebiet Mellau-Damüls. Hier findet man ideale Bedingungen für das Wintersportvergnügen – dies vermitteln auch die Gastgeberinnen in der Skiregion, von denen einige einst selbst als Touristinnen hierhergekommen sind
offenen Armen auf und die Eltern fahren nach Hause. Christiane spaziert zum Kitzebühel und schaut den Skifahrern am Schlepplift zu. Gondelbahn gibt es noch keine. In vielen Wirtshäusern wird zum Tanz aufgespielt. Sie freundet sich mit den Nachbarn an und erlebt Ferien am Bauernhof wie im Bilderbuch. Kurz vor der Abreise hilft sie Bartle, dem Sohn des Hauses, im Stall. Da kommt Erich herein, ein musik begabter junger Mellauer. Erich unterhält sich im Stall mit Bartle über ein klassisches Konzert in Bregenz und sieht verstohlen zu der schönen
Belgierin. „Fräulein. Fräulein.“ Mehr versteht sie nicht. Der Wälder Dialekt klingt in ihren Ohren wie Russisch. Christiane ruft ihre Eltern an und bittet, länger bleiben zu dürfen. Sofort erkennt die Mutter, dass sich ihre Tochter verliebt hat und gewährt ihr weitere zwei Monate. Dann muss Christiane zurück nach Brügge. Sie und Erich schreiben sich Briefe. Sie wollen heiraten. Die standesamtliche Feier findet in Brügge statt. Zur kirchlichen Trauung reist die gesamte belgische Verwandtschaft nach Mellau. „Kind, jetzt hast du dein Kuhdorf aber für länger als einen Monat“, kommentiert die Mutter.
Anfangs wird die Ausländerin misstrauisch beäugt. Und Christiane vermisst die Stadt. Manchmal läuft sie nach Bezau, steigt ins Wälderbähnle und fährt nach Bregenz, um in Auslagen zu schauen. Wenn sie nach Brügge telefonieren will, muss sie bei der Post in Mellau den Anruf anmelden. Vor allem die Arbeit fehlt ihr. Erich besorgt ihr einen Job bei der Teppichfirma Wüstner in Mellau. Bis der erste Sohn Michael zur Welt kommt, arbeitet sie in der Kettlerei und im Versand. Drei Jahre leben sie in Untermiete, beginnen ein Haus zu bauen. Hin und wieder bekommt Christiane Heimweh. reisemagazin bregenzerwald · 17
Dann startet Erich den Mini Cooper und sie fahren für ein v erlängertes Wochenende nach Belgien. Als der Bürgermeister dort hört, dass im fernen Mellau das „Haus Brügge“ aus dem Boden wächst, schenkt er Christiane ein Wappen, das an der Hauswand hängt. Die ersten Gäste sind Belgier. Christiane zieht drei Kinder groß und bekommt Enkel. Jahrzehntelang kümmert sie sich um zwei Ferienwohnungen, fünf Zimmer und die private Wohnung. Heute merkt man nicht nur an ihrem Mellauer Dialekt, dass Christiane Haller angekommen ist. Aus der Steiermark nach Damüls Mit drei Geschwistern wächst Isabella Werschnig in einer Landwirtschaft auf. Ihr Vater ist Schweinebauer. Im Dorf Unterpurkla gibt es eine Kirche, eine Buschenschank und eine Feuerwehr. Isabella muss mithelfen und spielt mit dem Gedanken, den elterlichen Betrieb eines Tages zu übernehmen. Diese Pläne ändern sich, als ihr Vater mit 49 Jahren stirbt. Isabella besucht eine landwirtschaftliche Schule, schnuppert in die Gastwirtschaft und macht eine Kochlehre. Sie wohnt im Personalhaus und fährt nach Hause, wann immer sie frei hat. Ihr Küchenchef legt Isabella nahe, auf Saison zu gehen. Raus aus dem Lehrbetrieb solle sie, etwas von der Welt sehen. Er selbst arbeitet schon lange im Hotel Faschina. Isabella folgt ihm nichtsahnend. In Unterpurkla gibt es weder Berge noch Schnee. Mit dem Zug fährt sie bis Bludenz. Dann steht sie da mit dem Koffer und wartet darauf, abgeholt zu werden. Niemand kommt. Also steigt Isabella in ein Taxi. Faschina? Davon hat der Taxifahrer noch nie gehört. Er muss zuerst seinen Chef anrufen. Gemeinsam fahren sie durch das Große Walsertal in das 1.500 Meter hoch gelegene Dorf. Noch nie hat Isabella so viel Schnee gesehen. Sie wird herzlich empfangen. Selbstverständlich übernimmt Hildegard Sperger, die Besitzerin des Hotels Faschina, die Taxikosten. Isabella gefällt es auf dem Berg, obwohl sie kaum glauben kann, dass
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Sie kam aus Brügge nach Mellau: Christiane Haller zog hier drei Kinder groß und arbeitet als Gastgeberin in ihren Ferienwohnungen die Sprache hier irgendetwas mit Deutsch zu tun haben soll. Einen Skilehrer solle sie sich doch anlachen, meinen ihre Kollegen. Aber es ist ein „Kegelbruder“, der ihr gefällt. Bertram Domig wuchs in einer Landwirtschaft in Fontanella auf, wirtet im Jägerstüble in Oberdamüls und kommt als Kegelclub-Mitglied regelmäßig
auf die Faschina. Noch haben beide andere Pläne. Aber sie bleiben in Kontakt. Jeden Sommer macht B ertram Urlaub in Bad Radkersburg, trifft viele Freunde und Isabella. In mancher Saison arbeiten zwölf Radkersburger auf der Faschina. Isabella kocht dann auf einem Schiff, das von Passau ans Schwarze Meer
Isabella Werschnig kam aus der Steiermark nach Damüls – und hier kam ihre Tochter Annabell zur Welt. Isabella betreibt das Jägerstüble in Oberdamüls mit ihrem Lebens gefährten Bertram Domig fährt und übernimmt schließlich die Küche in einem Altersheim. Dann will sie ihr Leben ändern. Grundsätzlich. Und trifft auf der Gastronomiemesse in Salzburg Bertram wieder. Als sie nicht mehr weiterkann, ruft sie ihn an und fragt, ob er niemanden in der Küche brauche. Er braucht sie. Nicht
nur in der Küche. Kaum wagt er zu hoffen, glaubt lange nicht, dass sie wirklich kommt. Zu ihm. Ans Ende der Straße. Aber sie packt ihre Koffer – und dann steht sie da. Mitten im Winter, am zweiten Jänner 2010. Kurz zuvor konnte Bertram das Jägerstüble kaufen. Damit waren
gleich zwei Wunschträume in Erfüllung gegangen. Der dritte folgt zwei Jahre später im Oktober: Tochter Annabell kommt zur Welt, mitten in der Umbauphase – Doppelzimmer, Familienzimmer und Gruppenzimmer entstehen oberhalb der urigen Gaststube, wo die Busfahrer einkehren, bevor sie zurück ins Tal fahren. Das Jägerstüble in Oberdamüls ist das letzte Haus vor der Winter-Straßensperre über das Furkajoch. Keine Nachbarn. Kein Verkehr. Hausgäste lassen sich vom Ortsbus ins Skigebiet bringen. Fünf Angestellte wohnen inzwischen im Haus. Tourengeher und Schneeschuhwanderer kommen her. Im Sommer treffen sich Wanderer und Motorradfahrer auf der Terrasse. Die Aussicht und die Ruhe fernab der Pisten sind atemberaubend. Isabella liebt diesen Ort. Ganz anders ihre Mutter. Bei ihrem ersten Besuch schlägt sie die Hände über dem Kopf zusammen: „Wo bist du denn da gelandet?“ Isabella begleitet Bertram aufs Portlahorn. Er zeigt ihr das unvergleichliche Gefühl, auf Firn zu fahren. Im Frühling sammeln sie Bärlauch. Im Herbst Pilze und Vogelbeeren. Nur dass Isabella nicht einfach in den Garten gehen kann, um Gemüse und Obst zu ernten, fehlt ihr. Sie legt ein Hochbeet an, hat jetzt wenigstens Petersilie, Schnittlauch und ein paar Karotten. „Auf 1.700 Meter Höhe ist sowieso alles anders“, pflegt ihr slowenischer Koch bei jeder Gelegenheit zu sagen und rührt Kürbiskernöl in den Salat. Das schickt Isabellas Mutter, zusammen mit anderen steirischen Spezialitäten aus dem eigenen Garten. Der Apfel-Zwetschken-Strudel und der Topfen-Heidelbeer-Strudel im Jägerstüble gehören zweifellos zu den besten im ganzen Bregenzerwald. Mit der Kochjacke sitzt Isabella neben Bertram, der Annabell in seinen Armen hält. Heiraten wollen sie. Den offiziellen Antrag wird Bertram ihr am Portlahorn machen. Im Frühling, wenn die Gäste weg sind. Dort, wo sie ihre schönsten Momente erlebten. Isabella will nie mehr weg. Sie ist angekommen. Irmgard Kramer reisemagazin bregenzerwald · 19
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Eine Familie von Rennläufern
Im Bregenzerwald gibt es große und kleine S kigebiete. Auch die kleinen werden von Wintersportlern wie der Skifahrerfamilie Dorner gern genutzt
Auf dem Weg zum Skitraining im Skigebiet Andelsbuch-Niedere: Thomas mit seinem Vater Reinhard Dorner
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Die Familie Dorner aus Andelsbuch bringt Wintersportler hervor. Sie scheint ein Skifahrer-Gen in sich zu tragen. Oder eine große Leidenschaft, mit der sich die Familienmitglieder gegenseitig anstecken. Sechs von ihnen aus zwei Generationen besuchten oder besuchen das Skigymnasium in Stams. In der Nachkriegszeit zieht der Senn Walter Dorner im Sommer mit den Kindern Hubert, Walter, Hildegard und Reinhard auf die Alp. Noch ist die Hauptstraße durch Andelsbuch nicht asphaltiert. Zu Weihnachten bringt das Christkind wollene Handschuhe und ein Paar Lederskischuhe zum Schnüren. Die zieht Hubert sofort an, um sie in der Mette zu präsentieren. Seine ersten Skier sind Holzlatten ohne Kanten mit Lederriemen als Schnallen. Nicht viel, aber diese Utensilien bedeuten für ihn die Welt. Am Hochbühl treffen sich die Kinder und rutschen um die Wette. Josef Kohler nimmt Hubert zu Fuß mit auf die Niedere. Eine neue Welt tut sich auf. Dann taucht der Schulleiter Fritz auf. Der erste geprüfte Skilehrer im Bregenzerwald versprüht eine Skibegeisterung, der sich kein Kind entziehen kann. Mit einer magischen Strahlkraft schwärmt er von glitzernden Schneefeldern, in die man seine Schwünge zaubern kann. Der Turnunterricht besteht ausschließlich aus Skifahren. Zweimal die Woche mindestens. Im Winter 1956 schleppt Lehrer Fritz einen schweren Radiokasten in die Dorfschule. Mit roten Ohren drängen sich die Pubertierenden rund um den krachenden Lautsprecher und werden Zeugen, wie Toni Sailer drei Goldmedaillen bei der Olympiade in Cortina d´Ampezzo gewinnt. Kalt läuft es Hubert über den Rücken. Spätestens ab diesem Zeitpunkt verehren er und seine Mitschüler Sailer, Pravda, Molterer und all die anderen. Es sind ihre 22 · reisemagazin bregenzerwald
Die Wintersportfamilie Dorner: Walter, Clemens, Katharina, Reinhard, Thomas, Valentin, Hubert, Karlheinz, Silvana, Anton
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Thomas Dorner beim Renntraining „Götter in Weiß“. Die Kinder haben den Skibazillus aufgelesen. Sie werden ihn nie wieder verlieren. Lift gibt es in Andelsbuch noch lange keinen. Aber Hubert baut mit anderen Jugendlichen einen aus einem Dieselmotor und Drahtseil. Am „Ipser“ bauen sie ihn auf. Daran reißen sie sich zwar ihre gestrickten Handschuhe auf, aber das hindert sie nicht am Training. Sie bauen Schanzen und rammen klobige Holzprügel als Slalomstangen in den Schnee. Jede Parzelle gründet einen eigenen Skiclub. Die Rivalität ist groß. Es wird zum ernsten Spaß, auf den Schanzen der Nachbargemeinden Rekorde zu brechen. Bald stellt sich heraus, dass Huberts jüngster Bruder Reinhard schneller Ski fährt als alle anderen im Dorf. Bei vielen Schülerrennen steht er auf dem Podest. 1968 tritt er ins Skigymnasium Stams ein, das im Jahr zuvor als alpine Kaderschmiede gegründet worden ist. Aber das Verletzungspech bleibt ihm auch hier treu. Mit sechs bricht Reinhard sich zum ersten Mal ein Bein. Drei weitere Beinbrüche folgen. Oft verletzt er sich im Herbst, hakt eine Saison ab, trainiert im Sommer und kämpft sich wieder nach oben bis zur nächsten Verletzung. 1972 soll Reinhard in Kitzbühel im Weltcup mitfahren. Kurz zuvor verletzt er sich erneut. Auf dem Sofa
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liegend sieht er seinen Schulkollegen Klammer, Hinterseer und Grissmann beim Gewinnen zu. Er gibt seine Karriere auf. Fünf Jahre lang fährt er nicht mehr, besitzt nicht einmal eigene Ski. Dann übernimmt Reinhard das elterliche Lebensmittel- und Sportgeschäft. Er wird staatlich geprüfter Skilehrer und leitet dreißig Jahre lang die Skischule Andelsbuch. In der Hochblüte kann der Rathaussaal bei der Preisverleihung des Abschlussrennens der Skischule die Teilnehmer kaum fassen. Hubert schließt eine Lehre bei Doppelmayr ab, baut dann allerdings keine Ski-, sondern Hauslifte. Er heiratet Paula Muxel aus Au, macht sich mit einer Aufzugsfirma selbstständig und betreibt einen Kiosk neben dem Sessellift, der 1971 errichtet wird. Acht Jahre später kommt der erste Sohn Karlheinz zu Welt. Im Kiosk frittieren Hubert und Paula Pommes und grillen Würstchen, Karlheinz kommt auf die Ski. Mit dem Babylift fährt er auf und ab, bevor er richtig stehen kann. Wie seine zwei jüngeren Schwestern verbringt er den ganzen Winter auf der Niedere. An jedem Tag nach der Schule, egal bei welchem Wetter. Dann lädt ihn Jos Bär, der Skisprungtrainer, zu einem Springen ein. Obwohl Karlheinz gleich zweimal stürzt, lässt ihn dieser Sport nicht mehr los. Schnell
wird klar, dass er ein Gefühl für die schwierigen Bewegungsabläufe entwickeln kann. Er darf zu österreichweiten Wettkämpfen. Mehrfach wird er Schülermeister, landet im Kader des ÖSV und geht nach Stams in die Schule. Mit fünfzehn Jahren steigt er in den Weltcup ein. Ein Leichtgewicht, ein Stöpsel, der allen anderen unbeschwert davonspringt. Und siegt. Ein Jahr später der Startplatz bei der Vierschanzentournee. Die Erwartungen sind hoch. Aber er steckt mitten in der Pubertät und die Hebelverhältnisse in seinem Körper haben sich verändert. Ungeduldig setzt er sich selbst zu sehr unter Druck und kann an seinen ersten Weltcup-Sieg nicht mehr anschließen. Trotzdem genießt er vier Jahre in der Nationalmannschaft. Er trainiert mit Andi Felder, Alois Lipburger und Toni Innauer und ist in einer Mannschaft mit Goldberger, Widhölzl, Horngacher und Höllwarth. Der erste Trainingsflug über zweihundert Meter auf der Schanze in Oberstdorf wird für Karlheinz zu einem unvergesslichen Moment. Flugschanzen gibt es nur fünf auf der ganzen Welt. Dafür braucht man vor allem Mut – und den hat Karlheinz. Während des Fluges hört und sieht er nichts, fühlt aber jede kleine Bewegung im Körper. Als er realisiert, dass er im Flug zweihundert Meter überwunden hat, ist er sprachlos. Im Wettkampf kann Karlheinz die großen Weiten nicht erreichen. Die Athleten bewegen sich an der Grenze zur Magersucht. Um weiter mithalten zu können, müsste er noch mehr Gewicht verlieren, obwohl er sich durch seine Jugend gehungert hat. So beendet er 2001 seine Karriere. Er studiert Betriebswirtschaft und Sport, entdeckt, dass es außer Spitzensport noch anderes gibt, und genießt das Leben ohne Druck. Das Lernen macht ihm Spaß. Direkt nach dem Studium bekommt er eine Stelle bei einer SportmarketingAgentur angeboten. Heute ist er bei vielen Skispringen dabei, betreut Sponsoren und trifft alte Bekannte. Es lässt einen eben nie ganz los. Stolz ist Karlheinz auf seinen jüngeren Bruder Clemens. Sobald dieser reden kann, bittet er einen Liftmann,
Felder und Wälder Birgit Feierl-Giedenbacher schreibt über den berühmtesten Autor aus dem Bregenzerwald, Franz Michael Felder.
Felders Schul- und Lehrjahre
Vater Reinhard und Sohn Thomas trainieren auf der Niedere, ihrem Hausberg ihn auf den Sessellift zu setzen. Er fährt den ganzen Tag auf der Niedere, während ihn die Familie sucht. Auch Clemens geht nach Stams, macht Matura und wird Profiskifahrer. In der Schule tut er sich leicht, unterstützt von seinen Schwestern Claudia, die perfekt Französisch spricht, und Silvana, die trotz eines Vizestaatsmeistertitels im Boardercross lieber Anwältin und Skirechtsexpertin wird – mit eigener Kanzlei in Bregenz. Nur bei den vielen Verletzungen, die Clemens hartnäckig verfolgen, können sie nicht helfen. Er schafft es trotzdem in den ÖSV Europacup-Kader und gewinnt den Super-G auf der Reiteralm. Einen Monat später verletzt er sich wieder. Danach fährt Clemens beim zweiten Renneinsatz in die Top 10 beim Europacup Super-G in Val-d’Isère. Er arbeitet sich wieder an die Spitze. Mit Können, extrem viel Leidenschaft, Herzblut, Kampfgeist und Freude. Auch in der Familie von Walter Dorner, Huberts Bruder, bestätigt sich, dass fast alle Dorners vom Skibazillus infiziert sind. Tochter Katharina wächst zu einem besonderen Talent heran. Im Schüleralter gehört sie zu den Jahrgangsbesten in Österreich und rückt von Kader zu Kader vor. Aber auch sie verfolgt wie ihre älteren Verwandten das Pech. Von einer schweren
Knieverletzung erholt sie sich nie mehr ganz. Mit 23 Jahren beendet sie ihre Karriere, trainiert aber fortan den Bregenzerwälder Skinachwuchs. Anton, ihr jüngerer Bruder, landet als Skispringer ebenfalls im Skigymnasium Stams und bleibt jahrelanges Mitglied des VSV-Kaders. Heute trainiert er die jungen Adler im Bregenzerwald und hilft dabei mit, ein neues Springerteam aufzubauen. Der vorläufig Jüngste heißt Thomas. Auch er geht in Stams zur Schule, wo man die Dorners langsam kennt. In Österreich gehört er zu den Besten seiner Altersstufe und steht nach fast allen Rennen auf dem Podest. Vater Reinhard hatte nie gewollt, dass Thomas Spitzensportler wird. Zu sehr musste er die Mühen dieses Berufes am eigenen Leib erfahren. Aber Thomas lässt sich nicht aufhalten. Und wenn sie Zeit haben, trainieren Vater und Sohn gemeinsam auf der Niedere, ihrem Hausberg. Auf dem Weg hinauf grüßen sie Hubert, der kurz Pause am Kiosk macht, in der Sonne sitzt und die Zeitung liest. Er wird von noch einem anderen Skifahrer unterbrochen: Josef Kohler, inzwischen 98 Jahre alt. Der ihn damals mitgenommen hatte auf den Berg, als Hubert zwölf und Toni Sailer der größte Held auf Erden war. Irmgard Kramer
Am 12. Februar 1849 stirbt Franz Michael Felders Vater im Alter von 45 Jahren an Schlagfluss. Abgesehen von der emotionalen E rschütterung für die Familie, wird damit das berufliche Schicksal des damals Zehnjährigen besiegelt: Er, der eigentlich „Bibliothekari“ oder Tierarzt werden wollte, muss in dieser tristen ökonomischen Situation auf ein Studium verzichten. Vierzehnjährig verlässt er 1853 die „K.u.k. Trivial-Schule“, in die er als Siebenjähriger eingetreten war, und übernimmt den Hof. Es ist erstaunlich, dass er sich auf autodidaktischem Weg dennoch eine hochdeutsche Erzählsprache aneignen konnte. Mit 18 zum ersten Mal im Allgäu wird er sich seines mangelnden Hochdeutschs so richtig bewusst. In der Riegerschen Buchhandlung in Lindau vermeidet er „[d]ie Mundart meiner Heimat […], so gut als es einer kann, der nur im Dialekt zu denken und zu reden gewohnt ist“, schreibt er in seiner Autobiografie. Als er aufgefordert wird, „von meiner Heimat, ihren Schönheiten und den Sitten ihrer Bewohner“ zu erzählen, bricht er die Unterhaltung ab und verlässt das Geschäft. „Auch im Gasthofe, wo ich übernachtete, erschrak ich, sooft jemand ein Wort an mich richtete. […] Jetzt sah ich, daß wir Bregenzerwälder nicht nur durch unsere Berge, sondern vielmehr noch durch Erziehung und Gewohnheit von der Welt abgeschlossen waren. Nicht einmal so viel hatten wir in der Schule gelernt, daß wir zwölf Stunden von der Heimat noch ordentlich mit den Leuten reden konnten.“ Der Lehrstoff in der damaligen Schule war viel zu sehr auf die „Nützlichkeit im täglichen Leben als Bauer und Handwerker“ abgestimmt, ohne „das Gemüt und die geistige Entwicklung“ des Kindes zu berücksichtigen, schreibt Maria Katharina Strolz in ihrem „Beitrag zur Sozialgeschichte des Hinterbregenzerwaldes“. Auch Felders erstes literarisches Textzeugnis von 1853 handelt von der Schule: Die Schule hat begonnen | Doch damit ist nichts gewonnen | Man kann zwar zuweilen schwazen | Dafür aber kriegt man Tazen | F elder Muxel merket auf | Ihr elende Teufels Frazen | Sonst kriegt ihr die Hand voll Tazen | Und an Hosaspanner drauf.
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Der Nordic Sport Park Sulzberg beherbergt 20 km Loipen, den Dorflift und einen Rodelhang für die Kleinen, einen Kiosk, eine Verbindungsloipe zur Panoramaloipe auf dem Höhenrücken von Sulzberg und gepflegte Winter wanderwege. Interessierte k önnen nach Voranmeldung die Biathlonanlage a usprobieren. Von Montag bis Freitag ist von 17 bis 20.30 Uhr jeweils eine 4 km lange Strecke mit Flutlicht beleuchtet. www.sulzberg-bregenzerwald.com
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Besuch im Frauenmuseum Es wäre nicht unser Autor, würde dieser Besuch nicht mit einem gefundenen Buch über den Bregenzerwald enden, das ihn an für die Talschaft wichtige Persönlichkeiten erinnert Vor sechs Jahren stellte die Keramikerin Margit Denz im Frauenmuseum Hittisau zum Thema „Intim. Geburt – Leben – Tod. Griechische Mythologie für das 21. Jahrhundert“ aus. Das schöne, moderne Haus hatte ich noch nie gesehen, also fuhr ich mit der Verwandtschaft hin. Die Denz hatte mit meiner Lebensgefährtin Irena Rosc einst im getreidestrotzenden Waldviertel eine Ausstellung über die griechische Fruchtbarkeitsgöttin Baubo gemacht. Wir waren befreundet, ich war auf ihre witzigen, ins Absurde tendierenden Objekte gespannt, die den Bogen spannten von der vorpaternalistischen Urmutter zum zeitgenössischen Feminismus. Im bäuerlichen Hittisau mit seinen prachtvollen, geraniengeschmückten Fensterbänken auf den sonnengegerbten Wälderhäusern setzt das Frauenmuseum einen Kontrastakzent, aber einen organischen. In Erinnerung blieb mir der Ausflug aber nicht nur der durchaus schönen Ausstellung wegen, wenngleich deren Bogen so weit gespannt war, dass er den Rauminhalt jedes Hauses sprengen hätte müssen. Nein, als wir das Museum verließen und nach einem Kaffee in einem der wohlbeleumundeten Wirtshäuser zum Auto kamen, sahen wir, wie junge Leute Kisten zu einem Container brachten und den Inhalt hineinwarfen. Ich sah Bücher und war schon dort. Die jungen Laute hatten ein Haus geerbt und verfuhren nach der mitleidlosen Methode folgender Generationen. Die Frauen retteten schönes Bleikristallgeschirr, feine Gläser, Leinentischtücher und andere Kleingegenstände. Wir hätten das ganze Auto füllen können. Ich nahm ein Buch zur Hand, schlug es auf, und mit einem Mal f uhren Gespenster meiner Vergangenheit daraus hervor wie der Dschinn aus der Flasche. Es war Lore Bengers Bildband „Bregenzerwald“, ein gern
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verschenktes Büchlein aus einer Zeit, als Bildbände noch etwas bedeuteten. Gleich kam mir der kleine Bildband „Bodensee“ in den Sinn, den mir der Klassenvorstand Gantner in der 1b des Bundesgymnasiums geschenkt hatte, als Anerkennung und Ansporn zu weiteren Leistungen als Klassenprimus. Es sollte das einzige Geschenk dieser Art bleiben, von da an ging’s mit Schüler Thurnher bergab. Auf dem Vorsatzblatt des Büchleins (man bekommt es antiquarisch um zehn Euro) stand in sauberer Füllfederschrift (mit Überstrichen auf den U’s): „Unserem lieben Frl. X wünschen wir alles Gute und Liebe zum heutigen 50. Geburtstag. Die Mitarbeiter v. Skilift TB.“ Nun wussten wir also, wie die Verstorbene hieß. Und wie hätte ich nicht wissen sollen, was „Skilift TB“ bedeutet? Es stand für Skilift Tannerberg, einen der ersten Skilifte abseits der städtischen Hausberge Pfänder und Bödele, die sich aus der Hauptstadt Bregenz schnell erreichen ließen. Auf dem Alberschwender Tannerberg am Eingang zum Vorderwald hatten wir viele Zehnerblocks verbraucht, die Liftwarte kannten wir persönlich, viele der Skifahrer auch, es war eine familiäre Art sonntäglichen Skifahrens zwischen Frühmesse und Mittagessen in einer Höhenlage, die vor 50 Jahren noch als schneesicher galt. Der Tannerberg wäre eine eigene Kolumne wert. Aus dem Buch lachten mich mindestens drei andere an. Dessen Autoren kannte ich nämlich alle persönlich, und jeder von ihnen ist eine Geschichte wert – vielleicht erzähle ich sie ja noch einmal. Walter Lingenhöle, ein feiner und gebildeter Mann und furchtbar unbegabter Tennisspieler, der in Bregenz eine Buchhandlung führte, aus der er an Wochenenden gern im Porsche ins urbane München ausbüchste. Im Fenster seiner Buchhandlung entdeckte ich – ohne jede
Anleitung, nur durch den Reiz der Grafik von Titelblättern – verschiedene Autoren, deren Name im Deutschunterricht niemals fiel: Hans Magnus Enzensberger und Karl Kraus, Uwe Johnson und Alfred Andersch, Arno Schmidt und Ingeborg Bachmann. Dann schrieb da Wolfgang Rusch, Heimatkundler aus Leidenschaft und Physiklehrer von Beruf. Er bleibt mir in guter Erinnerung, denn statt uns mit Formeln zu quälen, erheiterte er uns mit Anekdoten. Von Physik lernten wir nichts, über Vorarlberg so manches. Noch mehr lernten wir vom dritten Autor, dem Historiker Benedikt Bilgeri. Er war so etwas wie der offizielle Chefideologe von Nachkriegsvorarlberg. Er dozierte Geschichte und war bei uns Schülern nicht nur seines vogelscharfen Profils und seiner kerzengeraden Haltung auf dem Fahrrad wegen beliebt, sondern seiner Art des Vortrags wegen: Man merkte sich Wichtiges, ohne es je lernen zu müssen. Jeden zweiten Satz beendete er mit der Phrase „Gell, du?“ Vielleicht massierte das seine Botschaften in unsere Knabenhirne. Das Buch verriet nicht, wer welchen Beitrag geschrieben hatte. Aber alle drei Autoren propagierten eine Idee des Bregenzerwaldes, und zwar voller Freiheitspathos und Hoffnung, hier könnten Menschen und eine Landschaft die üblen Mitbringsel der modernen Zivilisation aufhalten. Das war unrealistisch, und doch scheint es irgendwie eingetroffen zu sein, wenn auch anders, als es sich das Trio vorstellte. Die Fotografin Lore Benger feierte in imposanten, hauptsächlich schwarzweißen Bildern die Würde der Kühe, die freundliche Gelassenheit der Menschen, die Höhe der Berge und die weitgehende Absenz von Automobilen. Und ehe das vollends urtümlichkitschig wurde, erblickte man das Bild
Alphabet des Waldes Der Bregenzerwälder Reinhard Johler lehrt am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen
Dialekt
Eine Grafik des im Bregenzerwald geborenen Künstlers Tone Fink einer „Häkelnden Wälderin“. In sich ruhend sitzt sie auf einer Holzbank, hinter ihr bauscht sich frische Wäsche im Wind, ein geflochtener Korb, ferne Kühe, Sonnenlicht im Gras, steil steigt der Hang im Hintergrund aus dem Tal. Aber da: Auf der Bank neben der würdig lächelnden Häklerin, neben einem angebrochenen Stück Brot,
Typ Hearalöable, eine offene Dose Inzersdorfer Leberpastete! So retteten vier Frauen diesen Sonntag: Margit Denz, das Fräulein X, Lore Benger. Und die anonyme Häklerin, welche allzu schweres Heimatgefühl durch einen lässigen Schuss industrieller Gegenwartszivilisation erträglich machte. Armin Thurnher
Für die von „duss“, also von außerhalb des Bregenzerwaldes, klingt der Dialekt recht einheitlich. Für die „dinn“ ist das anders. So hat man früher gesagt, dass Vorder- und Hinterbregenzerwälder nicht miteinander heiraten könnten. 1901 hat der Volkskundler Ludwig von Hörmann die Unterschiede auf den Punkt gebracht: „Beide Teile sind nicht nur landwirtschaftlich, sondern auch volkstümlich etwas charakterverschieden. Der Vorderwald ist heiterer, die Matten lachender, die Gegend hat den Charakter eines Hügellandes, dessen Kämme hinauf und hinauf begrünt sind. Dieser heiteren Landschaft entspricht auch der redselige, offene Charakter des Vorderwälders, während der Hinterwälder mehr bedächtig, wortkarger und verschlossener ist, entsprechend dem mehr ernsten Typus der Gegend, die bei Bezau und besonders von Au an durch mächtigere Bergformationen und durch matteren Pflanzenwuchs eine mehr alpine Färbung erhält.“ Der Vorderwald war verkehrsmäßig eng mit dem Rheintal und dem Allgäu verbunden und ist von dorther – etwa die Gemeinde Riefensberg – auch sprachlich beeinflusst worden. Dagegen bildete der hintere Bregenzerwald ein eigenes Sprachgebiet von auffallender Eigentümlichkeit aus. 1338 wurden die vorderen Gemeinden des Tales dem Gericht Bregenz, die hinteren dem Gericht Feldkirch zugewiesen. Diese Trennung wirkt bis heute nach. Andere historische und sprachliche Einflüsse dagegen verschwinden zunehmend. So haben in meiner Jugend ältere Männer nicht Regenschirm, sondern „Parapluie“ gesagt. Und alle kleinen Kinder sind auch nicht im Kinderwagen, sondern im „Schesenwagen“ herumgeführt worden. „Schesenwagen“ kommt vom französischen „chaise“ (also Stuhl) und erinnert an jene Zeit, als viele Bregenzerwälder Männer als Bauarbeiter nach Frankreich gezogen sind. Kein Wunder daher, dass manche französischen Begriffe in den Wälder Dialekt eingegangen sind. Auch der Käse, für den der Bregenzerwald so bekannt ist, ist von woanders her gekommen. Ihm soll die nächste Kolumne gelten, in der dann vom „Kääs“ die Rede sein wird.
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Wie im alten Wälderhaus Familie Simma besitzt ein Haus aus den Sechziger jahren. Gemeinsam mit dem Architekten Georg Bechter wurde es so umgebaut, dass es einige Wohnqualitäten von alten Wälderhäusern angenommen hat So kann’s gehen: Da erbt man ein Haus, ist stolz und freut sich über das eigene Dach über dem Kopf. Dann zieht man ein, und langsam gehen einem die Augen auf. Ernüchterung macht sich breit. Und immer öfter geht einem durch den Kopf: Wäre doch bloß nicht … So war es auch bei Familie Simma: „Im Altbestand war’s immer kalt“, erinnert sich die Bauherrin Doris. Die Heizrechnung stieg, man hätte viel tun müssen. „Da denkt man schon an Neubau“, fährt sie fort, „und ein Umbau kommt nur infrage, wenn’s wirklich komfortabler wird.“ Doch all die Bequemlichkeit, die mit einem Neubau versprochen wird, trübt den Blick für das, was man hat. Das ist ja nicht nur ein wunderbarer Platz – ruhig, Sonne ringsum, Blick ins Tal und auf die Kirche –, sondern auch ein Bau, der durchaus noch trägt, ist er doch erst eine Generation alt. Wohl dem, der da jemanden im Freundeskreis hat, der aus Leidenschaft und ohne Scheuklappen ans Bauen geht. In viel Stunden haben die Simmas mit dem Architekten Georg Bechter die Frage Um- oder Neubau erörtert. Winzig klein war, was die Entscheidung brachte: ein Modell, das heute einen Ehrenplatz im Haus hat.
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Haben aus einem „immer k alten“ Haus der Sechzigerjahre ein gemütliches Heim mit zeitgemäßem Wohnkomfort gemacht: Doris und Jos Simma
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Doch groß genug, um die Idee des Umbaus zu zeigen: Innerhalb erneuerter Hülle und unter neuem Dach sind Räume wie Schachteln so angeordnet, dass Zwischenräume bleiben und unterschiedliche Ebenen entstehen. Wie in Gassen einer Stadt bewegt man sich durchs Haus: Mal wird’s eng, mal weit, mal hoch, mal niedrig – vergleichbar mit der Vielfalt an Raumerlebnissen, die ein Gang durch ein Wälder Bauernhaus bietet. Ein Spiel mit Raum, das dazu führt, dass kein Bauteil – ob Raum, Wand oder Fenster – dem andern gleicht, selbst wenn es ähnlich ist. Ein jedes mit eigenem Charakter, dem Nutzen verpflichtet und mit eigener, kräftiger Form – etwa ein Fenster, das sich zur räumlichen Fensternische erweitert, gefasst in mattem Schwarz wie ein Passepartout, das den Ausblick betont. Im Obergeschoss bewegt man sich zwischen Schlafzimmern und Bad in einer Raumlandschaft aus Weißtanne. Durchblicke nach unten und oben, wechselnde Ebenen. Gleich große Fenster, mal mit üblicher Brüstungshöhe,
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mal mit Laibung auf Sitzhöhe, mal über Kopf in der Dachschräge, jedes am richtigen Platz. Dagegen sind die Zimmer selbst fast höhlenhaft geborgen mit ihrem naturbelassenen Lehmputz. Das Raumgefüge des Erdgeschosses ist ein offener Fluss von Räumen, die sich deutlich unterscheiden: entweder durch den Wechsel der Raumhöhen zwischen Ess- und hohem Wohnraum oder durch den Wechsel der Hölzer zwischen Rüster (hier auch „Bastesel“ genannt) in der Küche und Weißtanne beim Essplatz. Diese Raumeinheit öffnet sich weit zum Freisitz in der Morgensonne. Das Wohnzimmer mit vorgelagerter Terrasse wendet sich der Mittagssonne zu und hat bis zum Abend Sonne. In Westen schließt sich ein kleiner Arbeitsraum an. Die Nebenräume liegen neuerdings zur Wetterseite, wo früher der Eingang war. Der öffnet sich nun zur Sonnenseite – ganz Wälderhaus. Wälderisch auch die Konstruktion aus Holz – es wurde im Wald
„stehend“ gekauft und von den Simmas selbst gefällt und bearbeitet. Wieder typisch wälderisch: der hohe Anteil Eigenarbeit – auch etwa bei der Verkleidung der Innenwände aus drei Zentimeter starken Tannenbrettern. „Kein Nadelstreifenholz“, betont Doris Simma, „sondern Holz aus dem Wald, dem man das ansieht und das gemütlich wirkt.“ Im Übrigen galt: Wo immer möglich wurden Baustoffe aus der Region verwendet. Der Bestand wurde nach Möglichkeit herangezogen. Den bestehenden Mauern wurde eine Dämmschicht aus 38 Zentimeter Stroh im Gefach aus Brettern vorgeblendet. Das Obergeschoss wurde neu aufgesetzt, das leichte Holzständertragwerk ebenfalls mit Stroh gedämmt, weil sich das für den Eigenbau eignet. Analog zur Wand die Dachkonstruktion, allerdings aus vorgefertigten, mit dem Kran versetzten Teilen. Schließlich wurde die Strohdämmung mit Schindeln verkleidet. Die äußere Erscheinung? Ungewohnt gewiss, doch für dieses „Massivhaus“ ist ein Kleid aus großformatigen
Schindeln schlüssig und der Region verpflichtet. Sollte nicht auch der Schindelpanzer des Wälderhauses diesem einen noblen, städtischen, gemauerten Anstrich geben? Und dann die Fenster, zur besseren Belichtung mit schräger Laibung, die nicht nur den Kontrast zum Schindelpanzer betonen, sondern an die Steinbauten der Zentralalpen erinnern. Ein überzeugendes Resultat – das neue Haus wurde zum „besten Haus 2013“ gekürt – als Ergebnis vieler
So sah das Haus der Familie Simma vor dem Umbau aus
Gespräche und Zeit. „Dadurch hat das Haus Charakter gewonnen“, sagt Doris Simma. „Wir hatten etwas, auf das wir aufbauen konnten. Wir haben das Gefühl, in einem Neubau zu wohnen, und doch gibt es überall Anspielungen auf den Vorgänger – Qualitäten, die man sich nicht hätte ausdenken können. So gesehen hätten wir nicht neu bauen wollen.“ Was ihr Mann Jos bestätigt: „Schön, wenn der Architekt dem Bauherrn etwas Gutes tun will.“ Vielfältige Beziehung und Wechsel – auch ums Haus herum. Dem rückwärtigen privaten Außenraum mit Terrasse liegt ein zur Straße offener Bereich gegenüber. In der Nachbarschaft spricht man schon vom „Café Simma“: „Wir wollten es offen, unsere Kinder draußen sehen, die Nachbarskinder einladen. Mit Rutsche und Wippe ein Spielplatz für alle und mittlerweile ist das Gartenmäuerchen für die Älteren ein beliebter Feierabendtreff.“ So ist – wie das Haus selbst – auch sein Platz in der Nachbarschaft etwas Besonderes. Florian Aicher
Architekt Georg Bechter reisemagazin bregenzerwald · 33
Das Schöne an Schindeln
So sehen die Produkte von Daniel und Patrick Dietrich an einem Haus aus: Holzschindeln zum Schutz der Fassade
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Tausende kleiner Holzschindeln bilden die Fassade vieler Bregenzerwälder Häuser. Die Schindelmacher Daniel und Patrick Dietrich stellen diese traditionelle Holzverkleidung her Nachbarn haben die Brüder Daniel und Patrick Dietrich keine – abgesehen von einem weiteren Bruder, der nebenan wohnt. Ihr Haus steht hoch über Mellau gegenüber der mächtigen Kanisfluh und ist von Wiesen und Wald umgeben. Ruhig und idyllisch – das passt für ein altes Handwerk wie das Schindelmachen. Weniger traditionell wirken die Bewohner hier: Patrick, 25, trägt eine Dreadlock-Frisur, Daniel, 37, eine blaue Sportjacke zu grauen Arbeitshosen. „Ich zeig dir einmal, wie das Schindelmachen funktioniert“, sagt Daniel und nimmt ein rund 30 Zentimeter breites Holzstück mit in die kleine Werkstatt. Hier duftet es nach Holz. Mit einem Holzspalter bricht Daniel das Stück in dreieckige Scheite. „Das Holz darf nicht gesägt, sondern muss gespaltet werden. So wird sein natürlicher Faserverlauf nicht zerstört.“ Das Wasser kann besser ablaufen und das Holz fault weniger. Eines der Holzscheite, „Mösele“ genannt, spannt er nun in eine Spaltmaschine. Sie spaltet sieben Millimeter dicke Brettchen ab. Der viereckigen Form nach sehen sie so aus, als wären sie fertig. Doch Daniel nimmt zwei und hält sie an der Kante aneinander: Nein, die passen nicht recht zusammen. „Sie sind nicht im rechten Winkel“, erklärt der Handwerker, geht zur Säge und sägt auf beiden Seiten zwei dünne Streifen weg. „Jetzt können sie schön nebeneinanderliegen.“ Nun geht es ans „Putzen“, wie die Schindelmacher sagen: Eine Maschine hobelt die obere Hälfte der Schindeln glatt, um eine sauberere Montage zu ermöglichen. Danach öffnet Patrick die Tür zu einem kleinen Raum. Hier
Patrick Dietrich bei der Arbeit: Seine Dreadlocks-Frisur wird von einer Mütze gesichert reisemagazin bregenzerwald · 35
„Im Bregenzerwald wird auffällig viel geschindelt“, erklärt Daniel Dietrich, was ihm und seinem Bruder Patrick ihr Handwerk als Schindelmacher ermöglicht
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G’hörig Wälderisch Birgit Rietzler, Dichterin im Bregenzerwald, stellt typisches „Wälderisch“ vor
hängen orange Säcke voller Schindeln zum Trocknen bei 60 bis 80 Grad einige Tage lang. Hinterher werden sie unter Dach im Freien etwa vier Tage lang gelagert, um die Luftfeuchtigkeit der Umgebung aufzunehmen. Nun sind sie bereit für den Verkauf. „Schindeln per Hand gefertigt“, heißt es auf der Homepage der Dietrich-Brüder. Damit ist nicht gemeint, dass sie ihre Produkte wie früher mit Schlägel und Keil herstellen – das wäre vollkommen unrentabel. Aber „bevor sie fertig ist, habe ich jede Schindel fünf Mal in der Hand gehalten“, sagt Daniel. Es gäbe auch Schindelerzeuger mit Produktionsstraßen, ergänzt Patrick. An ihrem Anfang wird ein Holzblock eingelegt und heraus kommt eine fertige Schindel. Die Maschinen der Dietrichs stammen von ihrem Vater Norbert. Er hat vor etwa 25 Jahren seinen Beruf als Schindelmacher aufgegeben, weil damals sehr viele Schindeln aus Tschechien importiert wurden. Seit einigen Jahren steigt die Nachfrage
nach heimischen Schindeln wieder. Daher entschieden sich Daniel und Patrick – beide gelernte Bauarbeiter – 2011, das Gewerbe ihres Vaters fortzuführen. Das Holz – heimische, im Winter geschlagene Fichte sowie Tanne – kaufen sie zu. Sie stellen vor allem viereckige Schindeln für die Wandverkleidung her. „Im Bregenzerwald wird auffallend viel geschindelt“, meint Daniel. Und zwar seit hunderten von Jahren. Damals schätzten die Menschen, dass Schindeln dichten und isolieren. Heute gibt es dafür andere Technologien, doch nach wie vor gilt: „Schindeln sind sehr lange haltbar. Mindestens 70 Jahre, wenn sie weder lackiert noch bemalt wurden“, erklärt Patrick. Seit neuestem ist die traditionelle Wandverkleidung übrigens nicht nur außen zu finden, sondern auch innen: Stiegenaufgänge, Dachschrägen und sogar Badezimmer werden geschindelt. „Schindeln sind einfach schön“, lacht Daniel. Elisabeth Willi
Husmittele
Was brucht ma zum guot üborn Wiotr ku?
Was braucht man, um gut über den Winter zu kommen? Jahonnesöl för d’Ohn, Ilga-Wassr för d’ Ougo, Moschtors-Woazo för Zäh.
Johannesöl für die Ohren, Ilga-Wasser für die Augen, Meisterwurzen für die Zähne. Krioseküsse, Dinkelküsse, Schaufwollküsse zum Ufleggo und Drufliggo.
Kirschensteinkissen, Dinkelkissen, Schafwollkissen zum Auflegen und sich Drauflegen. Winn as di körig i-e-wicklot in a Grippe, kan an Wickl ned schado.
Wenn es dich so richtig reinwickelt in eine Grippe, kann ein Wickel nicht schaden. Luog i dina Kuchekaschto!
Schau in deinen Küchenschrank! Neom Ziebola bim Huoschto, hoße Grumpora bi Halsweh, Essig bi Fiobar.
Nimm Zwiebeln bei Husten, heiße Kartoffeln bei Halsweh, Essig bei Fieber.
Mach a Ringlbluomo-Salb, dio helft Lüt und Veh.
Mach eine Ringelblumensalbe, die hilft Mensch und Vieh. Winn d’ im Wiotr grüscht sin wit, muscht im Summr ga Krütle sammlo gau.
Wenn du im Winter gerüstet sein willst, musst du im Sommer Kräuter sammeln gehen. Was ums Hus ume wahst, ischt das was d’ bruchscht.
Was um dein Haus herum wächst, ist das, was du brauchst. Bischt fuoßmarod, mach a Kamillo-Fuoßbad! Bischt kopfmarod, koch a Brinnsuppo.
Bist du fußmarod, mach ein Kamillen-Fußbad! Bist du kopfmarod, koche eine Brennsuppe. Mach Arnikaschnaps, zum Inriebo.
Mach Arnikaschnaps zum Einreiben. Mit Märzoblüomle, Tannowipfl und Holdorblüta arwehrscht no minga Üborgang.
Mit Huflattich, Tannensprossen und Holunderblüten bekämpfst du manchen Virus. Und merk deor: Wer schmausot Riebl und Kaffee, tuot zaubod tausod Schtriebl meh.
Und merke dir: Wer Riebel und Kaffee schmaust, der tut am Abend tausend Strampler mehr (als andere).
Die beiden Brüder in der Werkstatt: Daniel und Patrick Dietrich reisemagazin bregenzerwald · 37
Schneidern fürs Leben In der Maßschneiderei von Manuela Maaß rattert keine Nähmaschine. Zu hören ist das Radio, manchmal das Fauchen der Bügelmaschine und Geräusch, wenn eine Schere feinen Stoff zerschneidet. Manuelas Hand arbeit erfolgt leise Seit 15 Jahren ist Manuela Maaß selbstständig mit ihrer Maßschneiderei in Lingenau am Bühl. Aus ihrem Schneiderstüble in einem wunderbaren alten Bauernhaus über den Dächern von Lingenau reicht der Blick
direkt in die Berge. Mein Blick heftet sich sofort auf die Kleiderbüste, auf der ein oranges Sakko hängt. Nicht ein bisschen orange, wirklich Orangenorange. Eine besondere Anfertigung, wie mir erklärt wird. Momentan noch ärmellos und verziert mit weißen Heftfäden, die die bevorstehenden Arbeitsprozesse ankündigen. Ein Blick wie auf einen Routenplaner. „Maßschneidern ist eine Kunst. Die Kunst, ein Stück Stoff zu einer Hülle, einem Körper zu formen“, erklärt die Schneidermeisterin. Erlernt hat sie diese Fertigkeit eigentlich über Umwege. Die gebürtige Großdorferin besuchte die Textilschule in Dornbirn und war danach als Näherin in
Lehrmädchen Kathrin Fink und Schneidermeisterin Manuela Maaß
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einem großen Betrieb beschäftigt. „Damals war es gar nicht so einfach, in einer Schneiderei unterzukommen“, erinnert sich Manuela Maaß. „Doch eigentlich wollte ich lieber nach Maß schneidern als nach Konfektion. Der Unterschied ist beträchtlich und man schafft damit Kleidungsstücke fürs Leben.“ Ihre Berufung verwirklichen und das Handwerk von Grund auf lernen konnte sie dann bei einem Herrenschneider in Sulzberg, einem alten Meister seines Fachs. Ganz bescheiden, mit dem Maßband um den Hals, erzählt sie vom Weltkongress der Maßschneider in Treviso in Italien, wo sie den Duft der großen Modewelt schnupperte.
Beim deutschen Maßschneider Werner Losberg erlernte Manuela Maaß die alte Technik des Einarbeitens von Rosshaar in Maßanzüge
Als Repräsentantin für Österreich entwarf und nähte sie einen Anzug und hatte damit großen Erfolg. Regelmäßig nimmt sie am Wettbewerb „Handwerk & Form“ des Werkraum Bregenzerwald teil. „Besonders gut tut da der Einfluss von außen, neue Ideen und Ansichten, die man von anderen Handwerkern, Designern, Architekten und vielfach auch von branchenfernen L euten bekommt.“ Wie ein Kleidungsstück sitzt und wie es fällt, hängt sehr von seinem Innenleben ab. Vor einigen Jahren erlernte sie bei Meisterschneider Werner Losberg in Deutschland die alte Technik der Einarbeitung von Rosshaar. Diese Einlagen sind das Grundgerüst eines
gut sitzenden Anzugs, geben Halt und Form. Natürlich ist die Verarbeitung um ein Vielfaches aufwendiger als mit einem Klebevlies, aber Rosshaar ist ein reines Naturprodukt, verbindet sich viel besser mit dem Stoff und bewirkt ein angenehmeres Tragegefühl. Als einzige Herrenkleidermacherin in Vorarlberg beherrscht sie diese Technik noch und trägt sie in die nächste Generation weiter. Mit einem ganz außergewöhnlichen Arbeitsgerät, einem Rehbock-Spießer, von Manuela Maaß und ihrem Lehrmädchen Kathrin nur „s´Hörnle“ genannt, werden die Taschenpatten nach dem Umstürzen in die gewünschte Fasson gebracht. Dabei
erzählt sie von ihrem Kundenkreis: „Qualität steht bei uns an erster Stelle. Wer sich einen Maßanzug schneidern lässt, legt Wert auf Langlebigkeit und Zeitlosigkeit. Das kann der Bauer aus Lingenau sein, der mit dem Traktor zur Anprobe kommt, oder der Hotelier vom Arlberg, der seinen Maserati vor dem Schneiderstüble parkt.“ Viel zu tun gibt es natürlich auch für die heimischen Vereine, Musikkapellen werden mit Trachten ausgestattet und so manche Änderungsarbeiten fallen dabei auch an. Ich würde allerdings gerne den Herrn kennenlernen, den mit Mut, der demnächst einen orangefarbenen „Maaß-Anzug“ tragen wird. Silke Ritter reisemagazin bregenzerwald · 39
Fleisch aus eigener Zucht Im Gasthof Adler in Krumbach weiß man genau, wo das Fleisch für die Braten herkommt: von Duroc-Schweinen, DexterRindern oder Merinolämmern aus eigener Haltung. Hier wird mit den Produkten aus der unmittelbaren Umgebung gekocht
Der Wirt des Adlers in Krumbach, Jürgen Hirschbühl, hat es geschafft, Speisen von Duroc-Schweinen, einer s elten gewordenen alten Rasse, nicht nur in seinem Wirtshaus einen festen Platz auf der Speisekarte zu verschaffen
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Die Zucht alter Tierrassen ist aufwändig und ermöglicht keine großen Stückzahlen, wenn die Qualität stimmen soll. Trotzdem versucht Jürgen Hirschbühl, auch andere von ihrer Bedeutung zu überzeugen Ich esse kein Schweinefleisch. Jemand hat mir in den Kopf gesetzt, dass das ungesund sei. Auch Hühnerfleisch genieße ich nur mit schlechtem Gewissen. Wegen der Massentierhaltung. Rind? Voller Antibiotika. Fisch? Seit Fukushima nur noch begrenzt essbar. Verzweifelt durchsuche ich das Gemeindeblatt nach heimischen Produzenten und entdecke Jürgen Hirschbühl, den Besitzer des Gasthof Adler in Krumbach. Dort muss ich hin. Schneeflocken bedecken das Krumbacher Moor. Duroc-Schweine wühlen im Gerstenstroh. Aus dem Stall trotten Dexter-Rinder und Merinolämmer. Jürgen Hirschbühl züchtet seine Tiere mit großer Sorgfalt. In dem Familien unternehmen sind viele kreative und geschickte Hände notwendig, um nachhaltig und ökologisch zu wirtschaften. Nicht die Menge steht im Vordergrund, sondern die Qualität. Eigentlich wollte Jürgen H irschbühl Tischler werden. Da erfuhr er von seinem Cousin, dass am Sulzberg noch ein Kochlehrling gesucht werde. Jürgen ergriff die Gelegenheit und fand seine Berufung. Nach der Ausbildung kochte er auf den Bermudas, in der Karibik, in Lech, Braz und im Kleinwalsertal. Zurück in der Heimat übernahm er den Gastbetrieb seines Vaters, kochte aber noch sechs Jahre im Casino in Bregenz. Irgendwann wurde Jürgen klar, dass er mitten im Dorf ein Wirtshaus besaß, aus dem er etwas machen wollte. Nach intensiven Überlegungen wagte er es mit seiner Frau Marlies und dem Architekten Hermann Hagspiel, den Gasthof zu einem geschmackvollen, modernen Betrieb
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Die Wirtsleute Marlies und Jürgen in der Küche ihres Wirtshauses Adler
umzubauen. Heute trennt der neue Teil die alte Gaststube durch einen schönen Kachelofen. Glaselemente zum Öffnen erweitern die Sitzmöglichkeit im Garten, überdacht von einem 200-jährigen Kastanienbaum. Den Gästen stehen Zimmer zur Verfügung. Sie genießen eine heimelige Atmosphäre im Haus.
Zum Gasthof gehörten die kleine Landwirtschaft, Wiesen und Felder. Jürgen erkannte, dass Gäste regionale und nachhaltige Produkte schätzen. Merinolämmer haben eine besondere Fleischqualität. Vom Frühling bis in den Spätherbst grasen die Tiere und pflegen so auch die Landschaft. Irische
Marlies Hirschbühl und ihr Mann Jürgen züchten auch die alte Dexter-Rinderrasse
Dexter-Rinder wiegen nur halb so viel wie Fleckvieh. Das Fleisch ist feinfaseriger. Jürgen hält hauptsächlich Muttertiere. Die Kälber holen sich, was sie brauchen. Dadurch gibt es keine fixen Stallzeiten wie in der Milchwirtschaft. Krumbach liegt inmitten einer Moorlandschaft. Hier entstand 2008 das Projekt „Moore Krumbach“. Daran beteiligten sich neben vielen anderen die vier Wirtshäuser Schulhus, Kurhotel Rossbad, Krumbacher Stube und Adler. Die Wirte ließen sich zu Moorführern ausbilden und lernten Heil- und Gewürzkräuter kennen, die sie in ihrer Küche verwenden. Das Projekt gewann schließlich den Vorarlberg Tourismus Innovationspreis. In einer Runde mit
Moorwirten schlug Jürgen vor, das Preisgeld in Duroc-Ferkel zu investieren. Im Herbst darauf setzten es alle vier Moorwirte auf ihre Speisekarten. Schnell sprach sich die besondere Qualität des Schweinefleisches herum. Natürlich gehören Schlachttage nicht zu den glücklichsten, aber solange Jürgen Hirschbühl weiß, was mit seinen Tieren geschieht, fällt es ihm leichter. Zum Metzger sind es nur wenige Meter. Kein Stress. Kein Adrenalin. Das Tier merkt nicht, wie ihm geschieht. Jürgen Hirschbühl zerlegt das Fleisch selbst. Er weiß, wie er die Stücke haben will. Inzwischen kann er über neunzig Prozent aller Fleischgerichte auf der Karte aus eigener
Produktion anbieten. Von seiner Leidenschaft lassen sich auch die Kinder anstecken: Linda und Jonas absolvieren Ausbildungen im Gastgewerbe und werden den Betrieb wohl in siebter Generation übernehmen. Durch die aufwendige Arbeit mit den Tieren ergeben sich die Öffnungszeiten. Ganztägig ist der Adler Samstag und Sonntag geöffnet. Unter der Woche kocht Jürgen abends. Am Mittwoch ist frei und Zeit, um Neues auszuprobieren. Seit dem Besuch bei Jürgen Hirschbühl ist meine Gefriertruhe voll mit Fleisch. Mein schlechtes Gewissen verschwunden. Ich esse nun Moorschweinebraten, Steaks, Chorizo-Wurst und Coppa-Schinken von überzeugender Qualität. Irmgard Kramer reisemagazin bregenzerwald · 43
Die Krapfen der Kindheit Faschingskrapfen sind mehr als nur eine süße K östlichkeit. Unsere Autorin führen sie auch in ihre K indheit zurück
Jedes Jahr fliehe ich vor allem, was mit Fasching zu tun hat und entkomme dem Spektakel erstaunlicherweise immer ganz glimpflich. Aber etwas Kleines, Wunderbares hat die ganze Sache doch: frische, süße Faschingskrapfen.
Das Holzfeuer gibt das Tempo vor und erhöht so die Aufmerksamkeit beim Kochen
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Früher habe ich Krapfen ausgiebig erkundet: Erst den Staubzucker runtergeschleckt; oder das Marmeladeloch gesucht, um dort den ersten Bissen anzusetzen; oder um den Marmeladekern herumgebissen, bis nur noch die Marmelade übrig war; oder die Marmelade als Erstes herausgeschleckt; oder das luftige Ding vor dem ersten Bissen mit den Fingern plattgedrückt; oder … Heute möchte ich wissen, warum sie kaum jemand mehr selbst herstellt. Weshalb geben wir uns mit den trockenen, faden Bäckerkrapfen aus Backmischungen zufrieden, voll schlechter Marmelade? In einem über hundert Jahre alten Kochbuch von Luise Seleskowitz finde ich ein elendslanges geschriebenes Rezept. Ich kämpfe mich durch die alte Schreibweise und merke, dass es eigentlich ganz einfach ist. Ich brauche nur Zeit und Geduld. Im Keller suche ich nach der Spritztülle für Krapfen, die hier unbenutzt verstaut wurde, und finde dazu auch noch einen alten, schweren Frittiertopf von meiner Urgroßmutter. Jetzt steht fest: Die Krapfen backe ich auf unserem neuen holzbefeuerten Herd und in diesem alten, geheimnisvollen Kessel. Zuerst mache ich ein schönes Holzfeuer im Herd. Luise Seleskowitz fordert in ihrem Rezept, die Krapfen unbedingt in einer warmen Küche ohne Luftzug herzustellen. Alle Zutaten für den Germteig müssen lauwarm sein. Daher stelle ich 600 g Mehl, 40 g Zucker, 5 g Salz, 140 g zerlassene Butter, 375 ml Milch, 30 g Germ und 10 Eidotter auf den Kachelofen, bis alle Zutaten Zimmertemperatur angenommen haben. Jetzt wird das Mehl mit dem Zucker und dem Salz in einem Rührkessel vermischt. Die lauwarme Milch teile ich in drei gleiche Teile. In den ersten Teil kommt der Germ, der zweite wird mit Butter verrührt und der dritte mit den
Faschingskrapfen nach einem über hundert Jahre alten Rezept Eidottern versprudelt. Alle drei Teile mit dem Mehl gemischt und dann den Teig in der Rührmaschine zuerst bei kleiner Stufe zu einem glatten Teig kneten und 10 Minuten kräftig schlagen, bis er glänzt und sich vom Kessel löst. Ich rolle den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche vorsichtig etwa 1 Zentimeter dick aus, klappe ihn in der Hälfte übereinander und steche 5 cm große Kreise aus. Mit einem lauwarmen Tuch bedeckt, nehmen die Krapfen doppelte Größe an. Es ist Zeit, Holz nachzulegen und das Feuer zu pflegen. Feuer ist Leben. Einst ermöglichte es den Menschen, in Regionen zu leben, in denen sie ohne Feuer kaum überlebt hätten. Es erhellte ihnen das Dunkel, schützte sie vor Kälte und Tieren, vernichtete seuchenerregende Abfälle und half vor allem dabei, Speisen bekömmlicher zu machen. Für mich ist das Kochen mit selbst entfachtem Feuer ein Weg, mir Zeit zu nehmen, mich auf den Moment und die Speise zu konzentrieren und eine Bindung zur Speise zu finden,
die ich nicht habe, wenn ich nur einen Schalter auf 10 drehen muss, um Hitze zu erhalten. Das Holzfeuer holt mich zum Wesentlichen zurück und gibt das Tempo vor. Es bremst und ermöglicht dadurch eine erhöhte Aufmerksamkeit. Nach etwa 30 Minuten schmelze ich das frische Butterschmalz aus dem Bregenzerwald im Frittiertopf auf offenem Feuer. Es dauert nicht lange und das Fett ist heiß genug, um die aufgegangenen Krapfen, etwa 1 Minute auf jeder Seite, darin golden zu backen. Danach lasse ich sie auf Küchenpapier abtropfen. Nun veredelt fein pürierte, gute Marillenmarmelade aus dem Spritzsack die frischen, duftenden Krapfen – etwa ein Teelöffel davon für jeden. Es ist ein Luxus, sich Zeit zu nehmen, um Feuer zu machen oder Krapfen selbst zu backen. Diese Zeit vergeuden wir häufig für nutzlosere Dinge. Ich empfinde es als lohnend, sich die Zeit zurückzuholen und sich geduldig der Kochkunst zu widmen. Dann sitze ich in der warmen Stube auf der Ofenbank, schlecke die
Mischung aus Vanille- und Staubzucker genüsslich vom Krapfen und denke an meine Kindheit zurück. Milena Broger
Tipp: Einkaufen in der Region Butterschmalz und Dinkelmehl
Butterschmalz aus dem neuen Sennereiladen in Bezau Das Butterschmalz entsteht aus hochwertiger Bregenzerwälder Butter, ganz ohne Konservierungsstoffe. Durch das Klären der Butter werden Wasser, Milchzucker und Milcheiweiß entfernt, übrig bleibt Butter-Reinfett. Es ist hitzebeständiger als Butter, trägt aber trotzdem den feinen Buttergeschmack und eignet sich daher perfekt zum Backen der Faschingskrapfen. Ach 586, 6870 Bezau, T +43 (0)5514 30020 16 Mehl von der Bruggmühle Egg Mitten im Bregenzerwald, in Egg, wird Getreide zu hochwertigen Mehlen gemahlen. Ich verwende für die Faschingskrapfen auch gerne das Dinkelmehl von der Bruggmühle. Dinkel gilt als das heimische Urkorn. Es enthält mehr Mineralien und Spurenelemente als der hochgezüchtete Weizen. Gerbe 24, 6863 Egg, T +43 (0)5512 2202
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Funkensonntag Funkensonntag fällt auf den ersten Sonntag (Invocavit) nach Aschermittwoch. Es ist ein alter, heidnischer Brauch im alemannischen Raum, bei dem ein großes Feuer entzündet und dabei eine Funkenhexe verbrannt wird, um den Winter symbolisch auszutreiben.
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Form im Wald
Martin Bereuters Bett „halbewahrheitganzewahrheit“
Isabella Natter-Spets vom designforum Vorarlberg schreibt über altes und neues Design im Bregenzerwald Übernachten bei Freunden ist eigentlich eine schöne Sache. Man kann lange zusammensitzen und muss nirgendwo mehr hin. Wäre da nur nicht das Übernachten an sich – oft auf einer alten Klappcouch oder einem anderen unbequemen Schlaf-Provisorium. Schön, dass sich einer der Bregenzerwälder Tischler dieses Themas angenommen hat. „halbewahrheitganzewahrheit“ heißt das flexible Bett aus der Tischlerei Bereuter in Lingenau, an dem über einen langen Zeitraum getüftelt wurde. Am Anfang stand für Martin Bereuter – Tischler, Architekt und Vorstandsmitglied des Werkraum Bregenzerwald – das Ziel, ein Auszugsbett zu entwickeln: „Ein vollwertiges Bett, das je nach Bedarf Platz für einen oder zwei
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Menschen bietet und das nichts versteckt – dessen Konstruktion sichtbar ist.“ Herausgekommen ist ein flexibles Laubholz-Bett, das durch ein zweites, gleiches Bett zum ausziehbaren Doppelbett wird. Durch das Versetzen einer Zarge fügen sich die Roste der Betten perfekt ineinander. Fast Lego-artig kann das Bett ohne Werkzeug aufgebaut werden, es ist einfach umzubauen (also gewissermaßen sind aus einer g anzen Wahrheit zwei halbe Wahrheiten zu machen) und zu transportieren. So gesehen ist es ein Bett, „das sogar eine Trennung problemlos übersteht“, meint Martin Bereuter, lacht verschmitzt und ergänzt: „Nur ist das kein gutes Verkaufs argument. Oder vielleicht doch?“ Kein gutes Verkaufsargument war zu Beginn jedenfalls der Preis: Mit seinen eigens entwickelten Schlitz-Zapfen-Verbindungen bei Bettrahmen und Latten, gefertigt in reiner Handarbeit, war das Bett zwar sehr schön, aber für seine nur gelegentliche Nutzung doch zu teuer.
Also wurde vereinfacht: in Buche, mit verdeckten Metallbeschlägen beim Rahmen und Latten, die per Druckknopf fixiert wurden. Erst die Anschaffung einer CNC-Maschine für die Tischlerei änderte die Situation: Durch den Einsatz von moderner Technologie wurde eine handwerklich gedachte, anspruchsvolle Lösung doch noch marktfähig. Aktuell kommt diese auch für ein neues Möbel wieder zur Anwendung: „Lümmelnomade“ heißt das Sofa, das wieder erfrischend neue Ideen bietet und aus einem naturbelassenden Ahorn-Gestell und Leinen-Polstern besteht. Gefragt nach der Inspiration für seine Möbel, sagt Martin Bereuter: „Die besten Möbel habe ich aus einem persönlichen Bedarf heraus entwickelt, wenn am Anfang ein Frage oder ein Problem steht, das ich lösen will.“ So zum Beispiel die Frage, ob zwei halbe Wahrheiten eine ganze ergeben. Oder wie man Freunde bequem übernachten lassen kann. Isabella Natter-Spets
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Kinderschnee Bregenzerwald Bei der Aktion „Kinderschnee“ bekommen Kinder von 3 bis 6 Jahren den Skipass gratis und können außerdem einen 4-tägigen Skikurs kostenlos besuchen. Leistungen: _ 7 Übernachtungen in einer Unterkunft nach Wahl; _ 6 Tage 3-Täler-Skipass für Kinder von 3 bis 6 Jahren (Jahrgänge 2009/2010/2011); _ 4-Tage-Skikurs für Kinder von 3 bis 6 Jahren _ Bregenzerwald-Informationsmappe mit Tipps für interessante Ausflüge u. Unternehmungen
Termine: 13. – 20.12.14 | 10. – 17.1.15 | 14. – 21.3.15 | 21. – 28.3.15 Preis für 2 Erwachsene und 2 Kinder: ab Euro 966 im Familienzimmer im Hotel mit Halbpension ab Euro 450 in der Ferienwohnung ohne Verpflegung
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Termine: 10.1. – 4.4.15 (ausgenommen 14. – 21.2.15) (buchbar Samstag bis Samstag) Preis pro Person: ab Euro 538 im Doppelzimmer im Hotel mit Halbpension ab Euro 492 im Doppelzimmer in der Frühstückspension ab Euro 375 in der Ferienwohnung ohne Verpflegung ab Euro 1.152 für 4 Personen in der Ferienwohnung auf dem Bauernhof ohne Verpflegung
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Preis pro Person: ab Euro 255 im Doppelzimmer im Hotel mit Halbpension ab Euro 210 im Doppelzimmer in der Frühstückspension ab Euro 163 in der Ferienwohnung ohne Verpflegung ab Euro 432 für 4 Personen in der Ferienwohnung auf dem Bauernhof ohne Verpflegung
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Winterweitwandern Bregenzerwald Eine ganz neue Erfahrung: Sie wandern in drei Tagesetappen auf ruhigen Wegen durch den winterlichen Bregenzerwald. Ihr Gepäck reist währenddessen von Hotel zu Hotel. Die Gehzeiten liegen, auf kühlere Temperaturen abgestimmt, zwischen 2 bis 4 Stunden pro Tag. So bleibt Ihnen genügend Zeit, Sehenswertes am Weg zu besuchen oder den einen oder anderen Abstecher zu unternehmen. Leistungen: _ 4 Übernachtungen mit Halbpension in ausgewählten 3- und 4-Sterne-Hotels _ Gepäcktransport von Hotel zu Hotel _ Anreise mit PKW: Parkplatz beim ersten Hotel und Transfer zum Auto am Ende der Tour
_ Bei Anreise mit Bus/Bahn/Flug: Transfer vom Bahnhof Dornbirn oder Bregenz zum ersten Hotel und Transfer zum Bahnhof Dornbirn oder Bregenz nach Ende der Tour _ Wanderkarten, Streckenbeschreibungen, Busfahrplan und Ortspläne Termine: 8.1. – 2.4.15 (Anreise nur Do - So möglich) Preis pro Person: ab Euro 429 im Doppelzimmer im Hotel mit Halbpension ab Euro 623 im Einzelzimmer im Hotel mit Halbpension
reisemagazin bregenzerwald · 51
Tipps der Redaktion: 3-Täler-Skipass Was den Bregenzerwald als Skiregion auszeichnet, sind seine variantenreichen Skigebiete für Könner und für Einsteiger, für Familien und für Sportler. Die Entfernungen zwischen den Skigebieten sind angenehm kurz. Für die bequeme und umweltfreundliche Anreise sind Skibusse im Einsatz.
3-Täler-Skipass D
Wer Wert auf viel Abwechslung legt, für den ist ab 2,5 Skitagen der 3-Täler-Skipass die beste Wahl. Er gilt für insgesamt 34 Skigebiete im Bregenzerwald, im Großen Walsertal und Lechtal und außerdem als Fahrkarte für die Skibusse, die die Skigebiete in den 3 Tälern bequem miteinander verbinden.
Lindau Bod
ens
ee
Sulzberg Riefensberg 9 Krumbach 8
Bregenz Doren Langenegg
TIPP: Inhaber von 3-Täler-Skipässen können ermäßigte Tageskarten für das Ski-ArlbergGebiet erwerben.
Hittisau
Alberschwende Lingenau
4
CH Dornbirn
Egg 5
6 Schwarzenberg
7
Die FAMILIÄREN Skigebiete Die Skigebiete im vorderen und mittleren Bregenzerwald zeichnen sich durch ihren Charme, die Kinder- und Familienfreundlichkeit und Übersichtlichkeit aus. Dabei gibt es in den Skigebieten von Alberschwende bis Bezau Abfahrten für jede Könnerstufe, gemütliche Einkehrmöglichkeiten und tolle Ausblicke für kleine und große Wintersportler.
Sibratsgfäll
Andelsbuch Bezau
Reuthe
Bizau
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1
Damüls
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4 Alberschwende Liftbetriebe Alberschwende Schneetelefon: T +43 (0)5579 4323 http://lift.alberschwende.info/
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Schröcken
Warth
Lech
Die SPORTLICHEN Skigebiete Der hintere Bregenzerwald bietet anspruchsvollen Skifahrern eine ganze Menge Pistenkilometer, Abfahrten, Steilhänge und großen Komfort mit bestens ausgebauten Lift- und Gondelanlagen: vom schneereichen MellauDamüls über den Diedamskopf in Au-Schoppernau bis zum Talende nach Warth-Schröcken. Dort verbindet der Auenfeldjet die Skigebiete Lech-Zürs und Warth-Schröcken und schafft damit das größte Skigebiet Vorarlbergs. 1
Damüls-Mellau-Faschina Damülser Seilbahnen T +43 (0)5510 600 Schneetelefon: T +43 (0)5510 600-14 Bergbahnen Mellau T +43 (0)5518 2222 Schneetelefon: T +43 (0)5518 2222-23 www.damuels-mellau.at
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2 Warth-Schröcken Skilifte Warth GmbH & Co Schneetelefon: T +43 (0)5583 3601-11 Skilifte Schröcken Strolz GmbH Schneehotline: T +43 (0)5583 2255 www.warth-schroecken.at 3 Au-Schoppernau Diedamskopf Au-Schoppernau Bergbahnen Diedamskopf Schneetelefon: T +43 (0)5515 4110-99 www.diedamskopf.at
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5 Egg-Schetteregg Egger Liftgesellschaft Schneetelefon: T +43 (0)5512 4750-13 www.schetteregg.at 6 Schwarzenberg-Bödele Schwarzenberg Tourismus Schneetelefon: T +43 (0)5572 7321 www.boedele.info 7 Andelsbuch-Bezau Niedere Bergbahnen Andelsbuch Schneetelefon: T + 43 (0)5512 2540 www.bergbahnen-andelsbuch.at Seilbahn Bezau Schneetelefon: T +43 (0)5514 2254 www.seilbahn-bezau.at 8 Hittisau-Riefensberg Hochhäderich Alpenarena Hochhäderich Schneetelefon: T +43 (0)5513 83122 www.alpenarena.com 9 Riefensberg-Hochlitten Skilifte Hochlitten Schneetelefon: T +43 (0)5513 8239 www.skilifte-hochlitten.com
Tipps der Redaktion: Kulturelle Treffpunkte Die lebendig und lebensnah gestalteten Museen im Bregenzerwald geben Einblicke in die Region und die Lebenskultur ihrer Bewohner in geschichtlicher und gegenwärtiger Hinsicht. Beleuchtet werden dabei auch außergewöhnliche Persönlichkeiten, die die Talschaft maßgeblich geprägt haben und von ihr geprägt wurden. Im von Architekt Peter Zumthor geplanten Werkraum Haus w erden das Bregenzerwälder Handwerk und die Kultur des Bauens und Wohnens in augenfälliger Form präsentiert.
1 Werkraum Haus Hof 800, 6866 Andelsbuch T +43 (0)5512 26386 www.werkraum.at 2 Frauenmuseum Platz 501, 6952 Hittisau T +43 (0)5513 6209 30 www.frauenmuseum.at 3 Angelika Kauffmann Museum Brand 34, 6867 Schwarzenberg Tel. +43 (0)5512 26455 www.angelika-kauffmann.com 4 Schwarzenberger Advent 27. November – 21. Dezember 2014 Schwarzenberg Tourismus T +43 (0)5512 3570 www.schwarzenberg.at
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5 Franz Michael Felder Museum Unterdorf 2b, 6886 Schoppernau Tel. +43 (0)5515 2495 www.au-schoppernau.at
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Sulzberg Riefensberg
Bregenz Doren
Krumbach Hittisau 2 10
Langenegg Alberschwende 3
CH Dornbirn
7 Egg Museum Pfarrhof 5, 6863 Egg www.eggmuseum.at
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6 Kulisse Pfarrhof Damüls Kirchdorf 138, 6884 Damüls T +43 (0)5510 620-0 www.damuels.at
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8 Bahnhof Andelsbuch kulturverein bahnhof T +43 (0)664 2507789 www.bahnhof.cc
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Warth Schröcken
In Hotels und Wirtshäusern wird der „kleinen Kunst“, dem gemütlichen Kulturgenuss, gefrönt. Von Jazz bis Volksmusik, von Kabarett bis Literatur. Das Programm ist variantenreich und bunt gemischt.
10 Lesesalon Krone Hittisau Am Platz 185, 6952 Hittisau T +43 (0)5513 6201 www.krone-hittisau.at
9 Wälderness, Hirschen´s feiner Musiksalon Hotel Gasthof Hirschen Schwarzenberg Hof 14, 6867 Schwarzenberg T +43 (0)5512 2944 www.waelderness.at
11 Hans Bach Kino im Jöslar, Andelsbuch Jeden 1. Sonntag im Monat T +43 (0)5512 2312 www.joeslar.at
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Tipps der Redaktion: Essen und Trinken Der Bregenzerwald verfügt über eine erstaunliche Menge an hochkarätigen Wirtshäusern, deren Küche weit über die Region hinaus bekannt ist. Beim Zubereiten der Speisen kommen vor allem die Erzeugnisse lokaler Produzenten zum Einsatz, was Qualität und Frische der Lebensmittel gewährleistet.
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Sulzberg Riefensberg
Bregenz Doren
Alberschwende 1
CH Dornbirn
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Schwarzenberg
Irma Renner T +43 (0)650 4563437 www.adler-grossdorf.at Sonntags 10 – 22 Uhr
Krumbach 12 Hittisau 4 7
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Langenegg
10 Frau Kaufmann „Inkoufo und inkehro“ im Engel Der Laden im Engel in Egg ist während des Schuljahres von Montag bis Freitag geöffnet. Im Kellergewölbe kann man sich mit allen möglichen Köstlichkeiten und Küchen- und Tisch-Accessoires eindecken. Für alle Ladenbesucher sind am Freitagnachmittag auch die beiden Gaststuben offen.
Lingenau Sibratsgfäll
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Karin Kaufmann T +43 (0)676 49 54 144 www.fraukaufmann.at
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Wer die Natur kennt, versteht mehr von Essen und Trinken. Wer den Dialekt ehrt, versteht die Wurzeln und wer die Frische liebt, beehrt die acht ausgezeichneten Häuser des Bregenzerwaldes. Sie haben viel gemeinsam. Die Tradition als Gastgeber, die Liebe zu ehrlicher Küche und Überzeugung des sorgfältig Gemachten. Ob heimisch oder international, geschöpft wird vielfältig aus der Natur. www.mundart-restaurants.at 1 Gasthof Adler Schwarzenberg T +43 (0)5512 2966 www.adler-schwarzenberg.at
5 Hotel Krone Au T +43 (0)5515 2201 www.krone-au.at
2 Hotel Gams Bezau T +43 (0)5514 2220 www.hotel-gams.at
6 Hotel Post Bezau T +43 (0)5514 2207-0 www.hotelpostbezau.com
3 Hotel Gasthof Hirschen Schwarzenberg T +43 (0)5512 2944-0 www.hirschenschwarzenberg.at
7 Hotel Das Schiff Hittisau T +43 (0)5513 6220 www.schiff-hittisau.com
Gasthof Krone Hittisau T +43 (0)5513 6201 www.krone-hittisau.at
Restaurant Schulhus Krumbach T +43 (0)5513 8389 www.schulhus.com
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9 Adler Großdorf – Das Sonntagsgasthaus Der Adler in Großdorf ist Vorarlbergs erstes Sonntagsgasthaus, in dem Wälder Hausfrauen ihre Lieblingsgerichte kochen. Das 3-gängige Menü wird den ganzen Sonntag über aufgetischt. Selbst gebackenes Brot und Kuchen nach bestgehüteten Familienrezepten sind selbstverständlich. Ebenso finden sich in der Küche des Adlers ausgewählte Lebensmittel aus Italien, der Zweitheimat der Gastgeberin Irma Renner. An einigen Sonntagen werden auch Gastköche aus aller Welt eingeladen, die im gemütlichen Wälderhaus am Dorfplatz in Egg-Großdorf ein besonderes Menü für die Gäste servieren.
BERGGUT – Gutes aus der Region BERGGUT will auch auf die umfassende Bedeutung von regionalen Produkten aufmerksam machen. Diese Produkte sichern die Existenz der Landwirtschaft. Die Bäuerinnen und Bauern wiederum sichern die Erhaltung und Pflege der sensiblen Bergnatur. 11 Wander- & Skihütte „Hochalp“, Warth T +43 (0)5583 4250 www.jaegeralpe.at 12 Almhotel Hochhäderich, Hittisau T +43 (0)5513 82540 www.alm-hotel.at 13 Bergrestaurant Simma, Mellau T +43 (0)5518 2761 www.restaurant-simma.at 14 Panoramarestaurant Diedamskopf, Au-Schoppernau T +43 (0)5515 4110 0 www.diedamskopf.at 15 Berggasthof Elsenalpstube, Damüls T +43 (0)5510 297 www.elsenalpstube.at
Tipps der Redaktion: Die Sennereiläden des B regenzerwaldes In den Talsennereien des Bregenzerwaldes wird im Winter nach alter Tradition Bergkäse und eine Vielzahl an Milchprodukten hergestellt. Die silofreie Milch aus dem Bregenzerwald wird fast zu 100 Prozent in der Region selbst w eiterverarbeitet. Der Verkauf direkt an der Produktionsstätte lässt die Ursprünglichkeit bereits erahnen. So wird der Einkauf in den größeren und kleineren Läden ein Erlebnis.
Bergsennerei Schnepfau Kirchdorf 123, 6882 Schnepfau T +43 (0)5518 2820 Mo bis So von 8.30 bis 11 und 18 bis 19.30 Uhr Alpenkäse Bregenzerwald Sennerei Bezau Ach 586, 6870 Bezau T +43 (0)5514 30020 www.alpenkaese.at Mo bis Sa: 8 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr Do und Sa: Nachmittag geschlossen Sennereiladen Au Argenau 354, 6883 Au T +43 (0)5515 2310 www.alpenkaese.at Mo bis Do: 8.30 bis 11.30 Uhr Fr u. Sa: 8 bis 11.30 Uhr Freitagnachmittag: 16 bis 18 Uhr Sennerei Rehmen, Au Rehmen 88, 6883 Au T +43 (0)5515 2959 Mo bis Sa: 7 bis 11 Uhr, Fr u. Sa: 16 bis 18 Uhr Bergkäserei Schoppernau Unterdorf 248, 6886 Schoppernau T +43 (0)5515 30151 www.bergkaeserei.at Mo bis Fr: 8.30 bis 11.30 Uhr, 15 bis 18 Uhr Sa: 8.30 bis 11.30 Uhr, 15 bis 17 Uhr Bio Bauern Sulzberg – Sennerei Langen Reicharten 41, 6934 Langen bei Bregenz T +43 (0)5575 4442 www.bio-bauern-sulzberg.at Mo bis Fr: 8 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr Sa: 8 bis 12 Uhr Dorfsennerei Sibratsgfäll Dorf 132, 6952 Sibratsgfäll T +43 (0)5513 2442 www.sennerei-sibra.at Mo bis Fr: 9 bis 11 und 18 bis 19 Uhr Sa: 8 bis 11 Uhr + Abendverkauf So und Feiertage: nur Abendverkauf Sennerei Andelsbuch Hof 366, 6866 Andelsbuch T +43 (0)5512 2507 www.sennerei-andelsbuch.at Di u. Sa: 8 bis 12 Uhr, Fr: 8 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr
Sennerei Hittisau Platz 190, 6952 Hittisau T +43 (0)5513 2786 Mo bis Sa: 8 bis 12 Uhr, Do u. Fr: 14.30 bis 18 Uhr Sennerei Huban, Doren Huban 139, 6933 Doren T +43 (0)5516 2001 www.sennerei-huban.at Mo bis Do: 8 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr Fr: 8 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr Sa: 8 bis 12 Uhr Sennerei Kriechere, Bezau Kriechere 136, 6870 Bezau T +43 (0)664 1236798 Täglich: 8 bis 12 Uhr und 18 bis 19.30 Uhr Fr u. Sa: 8 bis 12 Uhr und 17 bis 19.30 Uhr Sennhaus Bezau Oberdorf Mittlere 119, 6870 Bezau T +43 (0)5514 2632 www.sennhaus-bezau.at Täglich: 7 bis 12 Uhr und 18 bis 20 Uhr Fr: Nachmittag: 16 bis 20 Uhr Sennerei Langenegg Berkmann 116, 6941 Langenegg T +43 (0)5513 6190 www.kaeserei.com Mo bis Fr: 8.30 bis 11.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Sa: 7.30 bis 11.30 Uhr und 15 bis 17 Uhr Sennerei Lingenau Hof 28, 6951 Lingenau T +43 (0)5513 6420 www.sennerei-lingenau.at Mo bis Fr: 8 bis 12 Uhr und 17 bis 18 Uhr Sa: 8 bis 12 Uhr Sulzberger Käserebellen Dorf 2, 6934 Sulzberg T +43 (0)5516 2046 www.kaeserebellen.com Mo bis Sa: 9 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr So: 13 bis 18 Uhr „Birglar“ Sennerei Warth Hausnummer 73, 6767 Warth, www.waeldarmetzge.at T +43 (0)5583 3598 Täglich: 9 bis 19.30 Uhr
Käsehaus Andelsbuch Das Bregenzerwälder Käsehaus in Andelsbuch bietet bis zu 60 verschiedene Hart-, Schnitt-, Frisch- und Weichkäsesorten aus Kuh-, Ziegenoder Schafmilch an. Angeschlossen ist ein Restaurant und jeden Sonntag um 16 Uhr wird vor Ort gekäst. Hof 144, 6866 Andelsbuch T +43 (0)5512 26346 www.kaesehaus.com Mo bis Sa: 9 bis 18 Uhr So- u. Feiertage: 10 bis 18 Uhr KäseStrasse Bregenzerwald Die KäseStrasse ist ein Zusammenschluss von Bregenzerwälder Bauern, Sennern, Wirten, Handwerkern und Handelsbetrieben und somit keine Straße im herkömmlichen Sinn. Mitglieder und Partner der KäseStrasse tragen dazu bei, die Bregenzerwälder Landschaft, die kleinen Strukturen und die heimischen Produkte zu bewahren und zu fördern. Besichtigung des Bregenzerwälder Käsekellers in Lingenau mit Verköstigung, Verkauf von Käse und regionalen Produkten: Montag Ruhetag Di bis Fr: 10 bis 17 Uhr Samstag: 10 bis 16 Uhr Zeihenbühl 423 | 6951 Lingenau T +43 (0)5513 42870 www.kaesestrasse.at
Tipp für Kinder: Bauernhof begreifen Das Projekt NATURHAUTNAH ermöglicht es, das Thema Bauernhof und alles, was dazugehört, zu begreifen. Im imposanten Kuh-Laufstall und dem turbulenten Ziegen-Tollhaus mit Besuchergalerie über die Kleintier-Kuschel-Zone gibt es für Kinder allerhand zu entdecken und zu erfahren. Information & Buchung Metzler Käse-Molke GmbH Bruggan 1025 6863 Egg T +43 (0)5512 3044 www.molkeprodukte.at
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Silke sucht die besten Shops! Unsere Redakteurin Silke Ritter schaut sich in den Geschäften des Bregenzerwaldes um und erklärt hier, was sie da an Bemerkenswertem findet.
Hergoless. Das Glück war
mir hold. Eigentlich ist das ja nichts Schlechtes, aber wenn man so viel Glück hat, muss man doch auch was zurückgeben. Letzten Dienstag, beim Jassen mit meiner gemütlichen Frauenrunde, ist es passiert. Jassen ist ein für den Bregenzerwald typisches Kartenspiel mit einfachdeutschen Spielkarten, das nicht nur Glück, sondern natürlich auch Können erfordert. Einfacher ist es mit guten Karten, dann braucht man nicht so viel Können und so ist es auch mir passiert, dass ich einen ganzen Abend lang meine Mitspielerinnen in den Wahnsinn getrieben habe mit Trümpfen, Böcken, Geißen und dergleichen. Viel kann man verspielen, Erbschaften, Hab und Gut, aber auch Ruhm und Ehre und viel kann man gewinnen, eben das beschriebene. Und wenn das Glück zu viel wird und die Karten fast unwirklich gut, dann gibt es die Verpflichtung einer Einlösung des gewonnenen Geldes in kleine Geschenke – zumindest in unserer kleinen, formidablen Runde. Nun denn, eine Tour de Wald ist angesagt, eine Einkaufstour, die mir für jede meiner drei Jasspartnerinnen ein kleines, passendes Geschenk als Wiedergutmachung der allzu glücklichen Hand einbringen soll. „Ich kauf im Wald“ und das heißt nicht, bei Rotkäppchen um die Ecke unter einer Tanne einen Blumenstrauß, eine Flasche Wein und einen Kuchen, sondern meint im Sinne des Slogans den Zusammenschluss der Bregenzerwälder Kaufleute zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum. Immer für ein kleines Mitbringsel gut ist „ediths“ in Bizau, obwohl der Laden auch immer ein bisschen ein mulmiges Gefühl in mir auslöst. Wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen komme ich mir im über drei Etagen mit allerlei schönem
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Krimskrams angefüllten Geschäft vor. Nur keine ruckartigen Bewegungen, keine ausholenden Gesten. Zeit. Hier ist alles stilvoll ausgesucht, Dekorationsartikel, Gläser, Vasen, Kissen und Bekleidung für kleine und große Prinzessinnen und solche, die es vielleicht noch einmal werden wollen. Meine Jasskollegin Katharina ist soeben Mutter geworden und daher liegt mein Fokus auch im 2. Stock, wo Babysachen abseits des H&M-Mainstreams in Hülle und Fülle angeboten werden. Ein Nicki-Strampelanzug wandert schließlich in meinen Einkaufskorb und ein bisschen leid tut es mir fast, weil er so kuschelig ist, dass es den nicht auch in meiner Größe gibt. Für meine weitere Tour stärke ich mich noch mit einem Kaffee, der bei „ediths“ im Geschäft mit Blick über die verschneite Bizauer Landschaft und Richtung Kanisfluh genossen werden kann. Eine herrliche kurze Verschnaufpause, bevor mich mein Weg nach Egg zum Capo Fabriksverkauf führt. Hier will ich für Tina etwas besorgen. Als begeisterte Couch-PotatoSkirennläuferin, die jedes Ski-Weltcuprennen auf dem Kanapee mit dem gebührenden Enthusiasmus anschaut – vermutlich verbrauche ich beim Mitfiebern mehr Kalorien als die tatsächlichen Rennläuferinnen –, weiß ich natürlich, dass Tina Weirather von der Egger Firma Capo ausgestattet wird. Und meine Tina bekommt jetzt was von der Tina, nämlich eine Wollmütze. Eigentlich ein Fan-Artikel, aber ein besonders schöner. Eine gestrickte Mütze mit VliesInnenfutter, einem dezentem Emblem „Go for Tina“ und natürlich einem Bommel. Ich vermute Katzenfell – nein, natürlich nicht, wer trägt schon Katze am Kopf. Obwohl, unsere würde sich hervorragend dafür eignen, nein, natürlich Kunstpelz, wie mir versichert wird. Und meine Tina hat’s auch gern warm um die Ohren. Das heißt, es fehlt nur noch etwas für Maria.
Zum Glück ist das nicht schwer. Maria dekoriert wöchentlich ihre Wohnung um, hat zwar schon ein Arsenal an Dekorationsartikeln zuhause, das jeden Einrichtungsberater bei Ikea blass werden lässt, aber damit kann man ihr Freude machen. Nur nicht irgendwas, es muss schon was Besonderes sein. Silvia Mennel in Hittisau hat in ihrem Geschäft „Elfenschuh“ vermutlich etwas, das auch die Maria noch nicht hat. Also ab nach Hittisau und wieder in eine bezaubernde kleine Menagerie von Dingen, die man nicht braucht, aber haben möchte. Elfenschuh ist der passende Name für dieses Geschäft, das eigentlich eine Gärtnerei ist, aber nicht gartenzwergig, sondern eben elfenschuhig. Ich suche ein eisernes Türschild aus mit dem bezaubernden Spruch „Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war“. Das kann ich mir dann auch gleich umhängen, wenn wir uns das nächste Mal zum Jassen treffen. Silke Ritter
ediths Schönes zum Schenken, Wohnen und Selbermachen Kirchdorf 46 6874 Bizau www.ediths.at Montag bis Freitag von 9 – 18 Uhr und Samstag von 9 – 13 Uhr CAPO Austrian Headwear GmbH Melisau 1130 6863 Egg, Austria www.capo-austria.com Montag bis Freitag 8.30 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr, Samstag von 9 bis 12 Uhr Elfenschuh Blumen und Ambiente Heideggen 63, 6952 Hittisau www.elfenschuh.at Montag bis Samstag von 8.30 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr Mittwoch- und Samstagnachmittag geschlossen
Schritt für Schritt von Gang zu Gang Kulinarisch Winterwandern Bregenzerwald Durch die winterliche Natur wandern und sich beim Essen in gemütlichen Cafés, Berggasthäusern und Restaurants aufwärmen. Mit Frühstück, Mittagessen und Dessert. Kulinarisch Winterwandern in: · Alberschwende · Hittisau/Hochhäderich · Mellau-Bizau-Bezau · Sibratsgfäll-Schönenbach Preis pro Person: € 33 – 52 (je nach Wanderung) Bregenzerwald Tourismus GmbH Impulszentrum 1135, 6863 Egg T +43 (0)5512 2365 info@bregenzerwald.at www.bregenzerwald.at
Pflegelinie Bregenzerwald Hochwertig & verwöhnend Natürliches wirkt am besten. Belebende Molke und Heilpflanzen wie Arnika, Ringelblumen und Kamille sind die Zutaten. Vier exquisite Pflegeprodukte erfrischen die Muskeln, pflegen Hände, Füße und Lippen. Alle vier werden im Bregenzerwald von Ingo Metzler in Egg erzeugt. Etwas Besonderes zum Verschenken, auch an sich selbst! Erhältlich bei Bregenzerwald Tourismus. Info: www.bregenzerwald.at
reisemagazin bregenzerwald · 57
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