EB 8839 – Dvorak, Biblische Lieder op. 99

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EDITION

BREITKOPF

DVO ŘÁ K

Biblische Lieder op. 99 für Singstimme und Orgel

Biblical Songs op. 99 for Voice and Organ

ANTONÍN DVOŘÁK

1841–1904

BIBLISCHE LIEDER

für Singstimme und Klavier

BIBLICAL SONGS

for Voice and Piano

op. 99

für Singstimme und Orgel | for Voice and Organ

bearbeitet von | arranged by Klaus Uwe Ludwig

Edition Breitkopf 8839 Printed in Germany

Antonín Dvořák komponierte die Biblischen Lieder als op. 99 in New York, wo er von 1892 bis 1895 das National Conservatory of Music leitete. Damit entstand diese Werkgruppe in der Nachbarschaft vieler großer Kompositionen des böhmischen Meisters:

• Te Deum op. 103 (1892)

• Sinfonie Nr. 9 Aus der neuen Welt op. 95 (1893)

• Konzert h-moll für Violoncello und Orchester op. 104 (1895)

• Streichquartett op. 96, das Amerikanische (1893)

• Sonatine G-dur für Violine und Klavier op. 100 (1893) Dvořák verfasste die Lieder im März 1894 innerhalb von drei Wochen. In etwa dieser Zeit erreichte ihn die Nachricht vom Tod seiner Komponistenkollegen Pjotr Iljitsch Tschajkowsky und Charles Gounod sowie von Hans von Bülow, dem damals weltbekannten Dirigenten. Dann aber erhielt er die noch betrüblichere Nachricht, dass in seiner Heimat sein achtzigjähriger Vater František im Sterben liege. Tatsächlich ereilte diesen der Tod am 28. März, kurz nach Vollendung der Biblischen Lieder.

Die Drucklegung erfolgte bald darauf, wobei die Reihenfolge der Lieder eine andere war als bei der Entstehung. Der Komponist hatte nicht nur sorgfältig die Texte dem Buch der Psalmen – teilweise nur in klug ausgewählten Bruchstücken – entnommen, er gruppierte sie auch geschickt und erhielt so einen glaubhaften Wechsel zwischen flehentlichen Bitten, Trost, Vertrauen und überschäumender Freude. Die kantablen Melodieeinfälle stehen weitab von jeglicher Äußerlichkeit – sie dienen dem Text und überhöhen ihn mit einem ungeahnt schöpferischen Geist.

Dvořák hatte später noch begonnen, den Klaviersatz der Biblischen Lieder zu instrumentieren. Die ersten fünf Lieder wurden in der Orchesterbesetzung 1896 unter der Leitung des Komponisten in Prag uraufgeführt. Eine Vollendung der Orchesterbearbeitung unterblieb jedoch.

Dagegen haben mehrere Musiker eine Orgelbearbeitung angefertigt, deren bekannteste von Helmut Bornefeld aus dem Jahre 1956 stammt. Allerdings bearbeitete er von den zehn Liedern nur sechs und gruppierte sie anders (4, 6, 1, 9, 7, 5).

Ließ sich die Übertragung vom Klavier auf die Orgel relativ problemlos realisieren, so gestaltete sich die Erarbeitung eines

singbaren deutschen Textes als äußerst schwierig. Die tschechische Sprache betont bevorzugt die erste Silbe, weshalb es wenige Auftakte gibt. Im Deutschen verläuft dies sehr unterschiedlich; textbezogene (und andere) Auftakte sind hier eher die Regel.

Meine Übersetzung hält sich so eng wie möglich an Dvořáks Textfassung, auch und gerade im Hinblick auf Notenwerte und Rhythmus. Wenn der Komponist bestimmte Wörter oder Silben einem längeren Notenwert oder einem melodischen Höhepunkt zuteilte, versuchte ich, dies beizubehalten und hatte trotzdem die Luther-Übersetzung im Blick.

Die von Dvořák ausgewählten Bibelstellen zu finden, war nicht überall einfach. Mitunter griff er zu Versen aus unterschiedlichen Psalmen, wobei Parallelstellen zunächst Rätsel aufgaben.

Als Grundlage für die Bearbeitung diente die Kritische Ausgabe nach dem Manuskript des Komponisten im Rahmen der Gesamtausgabe der Werke Antonín Dvořáks (Edition Bärenreiter Prag, 2009).

Die Vortragsbezeichnungen in Dvořáks Klaviersatz habe ich nahezu vollständig übernommen. Natürlich können und sollen sie nicht wortgetreu auf die Orgel übertragen werden, aber sie mögen die Interpretation auf der Orgel anregen. Vorschläge zur Manualverteilung – etwa zur Hervorhebung von Solostimmen –habe ich nicht angeführt. Jede Organistin und jeder Organist sollte sich selbst der Aufgabe unterziehen, an dem jeweiligen Instrument eine farbige Registrierung zu erarbeiten.

Mit dieser Bearbeitung entstand eine Fassung, die dem Original so weit wie irgend möglich folgt, sowohl im Rhythmus wie in der Textübertragung. Die Zweisprachigkeit der Ausgabe mit tschechischem und deutschem Text beweist die enge Anlehnung und ermöglicht darüber hinaus, Dvořáks Biblische Lieder im Originaltext zu singen.

Wiesbaden, im Frühjahr 2017 Klaus Uwe Ludwig

Preface

Antonín Dvořák composed the Biblical Songs as op. 99 in New York, where he headed the National Conservatory of Music from 1892 to 1895. So this group of works was composed in the proximity of many of the Bohemian master’s major compositions:

• Te Deum op. 103 (1892)

• S ymphony No. 9 Aus der neuen Welt [“From the New World”] op. 95 (1893)

• Concerto in B minor for Cello and Orchestra op. 104 (1895)

• S tring Quartet op. 96, “The American” (1893)

• S onatina in G major for Violin and Piano op. 100 (1893)

Dvořák composed the songs within three weeks in March 1894. Around this time, news reached him of the deaths of his composer colleagues Pyotr Ilyich Tchaikovsky and Charles Gounod as well as of the conductor Hans von Bülow, who was world-famous at that time. But then he received the even sadder news that his eighty-year-old father František was dying in his homeland. The death did in fact occur on 28 March shortly after the Biblical Songs were completed.

Publication followed soon thereafter, differing in the song order from that of the genesis. The composer had not only carefully gathered the texts, partly in well-chosen fragments, from the book of Psalms, but also skillfully grouped them, thus tenably alternating between entreaty, consolation, trust, and exuberant joy. The cantabile melodies are far from any superficiality – they serve the text, greatly elevating it with an undreamt-of creative spirit.

Still later Dvořák had begun to orchestrate the piano scoring of the Biblical Songs In 1896 the orchestral version of the first five songs were premiered under the composer’s direction in Prague, but this orchestral arrangement was never brought to completion.

Then again, several musicians have produced organ arrangements, best-known of which is that by Helmut Bornefeld in 1956, though he arranged only six of the ten songs and grouped them differently (4, 6, 1, 9, 7, 5).

If the songs could be relatively easily transcribed from piano to organ, developing a singable German text proved extremely difficult. The Czech language favors stressing the first syllable, hence there are few upbeats. This is very much different in German; here, text-related (and other) upbeats are the rule more often than not.

My translation is as close as possible to Dvořák’s version of the text, also and especially with regard to both the note values and rhythm. When the composer assigned certain words or syllables to a longer note value or a melodic climax, I tried to retain this, still keeping the Luther translation in mind.

Finding the Bible passages selected by Dvořák was not always easy. He occasionally used verses from various Psalms, with parallel passages that were initially puzzling.

The arrangement was based on the Critical edition based on the composer’s manuscript from the Complete Edition of Antonín Dvořák’s Works (Edition Bärenreiter Prague, 2009).

I have almost completely adopted the performance markings in Dvořák’s piano setting. They cannot and should not, of course, be literally transferred to the organ, but they may stimulate interpretation on the organ. I did not propose any assignment to manuals – to highlight, for instance, solo parts. Every organist should work out a colorful registration appropriate to the respective instrument.

This arrangement produces a version that follows the original as far as possible, both in rhythm and text transmission. The edition’s bilingual Czech and German texts demonstrate a close conformity and also make it possible to sing Dvořák’s Biblical Songs in the original text.

Wiesbaden, Spring 2017

Klaus Uwe Ludwig

Singstimme

BiblischeLieder

AntonínDvořákop99

OrgelbearbeitungunddeutscheTextübertragung vonKlausUweLudwig

Orgel Wol O f ken blakund a Dun mrá kel kosind -ta rings jest um vů p den -kol

Her Ně ren ho,-

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Recht, spra Ur -ve teil dlund -nost Ge a richt soud - sind zá sei -klad -nes Stuh trů les nu-

Ur Je sprung ho.Feu O f er heňammt před vor -chá ihm -zí auf Jej und a kra za voll pazün -lu det je-

©2017byBreitkopf&Härtel,Wiesbaden

Ber Ho ff ge, ryal ja le koHü vosk gel roz - schmel -plý zen va -

wie -jí das se Wachs před p vor o dem -bli Feu -če er jem -

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Andante pp will o ich čewar -ká ten. vám.-

Schüt

Skrý p ze šemich, má denn a du pa bist -ve mein -za Schirm má und Ty Schild jsi, und na auf slo dein -vo Wort Tvé

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Wei Od p chet stupund -tež bleibt o zu derück, mne, - bö ne se šle --Ver chetfüh nírer! ci,-pocoaccel.

pp f pocoaccel.

Hal a ten bychwill o ich -stří die halLie při be ká fmei zánes nígro Bo ßen haGot své - - -- - - -

f p pp tes. ho. --Fe Po p sti sige lujmich mne,

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und bych gib za mir -cho Kra -ván undMut, byl dass a ich pa stets -třil lie ku be staund -no be -ve wah nímre Tvým - dei u ne staWor -vi te. čně.-

f

accel.

Leseprobe Sample page

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Sample page

Schau Po p auf -zo mich -ruj und a hör vy mich -slyš an; mne; ich nebot’ -

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Leseprobe Sample page

Her ve ze, mnĕ, - und a To stra f des cho- vé -furchtist smr zu timir při ge -šli kom na - men, mne, - Ent a -

f accel.

set hrů ff zen za

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Inhalt | Contents

1 Wolken und Dunkel sind rings um den Herren 4 Oblak a mrákota jest vůkol Něho (Psalm 97, 2–6)

2 Schütze mich, denn du bist mein Schirm 7 Skrýše má a paveza má Ty jsi (Psalm 119, 114, 115, 117, 120)

3 Hör, o Gott, o höre mein Gebet 10 Slyš, ó Bože! slyš modlitbu mou (Psalm 55, 2–9)

4 Gott, der ist mein guter Hirt 14 Hospodin jest můj pastýř (Psalm 23, 1–4)

5 Herr, o mein Gott 15 Bože! Bože! Píseň novou (Psalm 144, 9; Psalm 145, 2, 3, 5, 6)

6 Hör, o Gott, wie ich dich anflehe 20 Slyš, ó Bože, volání mé (aus Psalm 61, 2, 4, 5; Psalm 63, 2, 5)

7 An den Wassern Babylons 23 Při řekách babylonských (Psalm 137, 1–5)

8 Wende dich mir zu 27 Popatřiž na mne a smiluj se nade mnou (Psalm 25, 16–18, 20)

9 Ich hebe die Augen auf zu den Bergen 30 Pozdvihuji očí svých k horám (Psalm 121, 1–4)

10 Singt ihm ein neues Lied 32 Zpívejte Hospodinu píseň novou (Psalm 98, 1, 4, 5, 7, 8)

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