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Neue Ordnung alter Steine
by Brillux
Generell gilt es, denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten. Doch wenn die Bausubstanz zu schlecht ist, führt bedauerlicherweise manchmal kein Weg an einem Abriss vorbei. So auch bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier. Bei der entsprechenden Sanierung hat das verantwortliche Architekturbüro Heinrich Lessing Architekten jedoch ein Höchstmaß an Fingerspitzengefühl bewiesen. Mit der Integration eines Erweiterungsbaus in die bestehende Gebäudestruktur gelingt den Architekten eine harmonische Verbindung von Historie und Moderne, getragen von einer Sensibilität, die nicht nur dem Gebäude-Ensemble, sondern auch der gesamten Thematik mehr als gerecht wird.
Großes für die Kleinsten
Ausgangspunkt des Projekts war die Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie um zehn Betten, mehrere Therapie- und Untersuchungsräume sowie um eine Tagesschule. Der historische Bau von 1780 war für diese neue Nutzung jedoch hinsichtlich seiner Gebäudestruktur und -substanz nicht mehr verwendbar und ein Abriss somit leider unumgänglich. Dennoch haben die Architekten eine Möglichkeit gefunden, Aspekte in den Vordergrund zu stellen, die den Ort schon seit 250 Jahren geprägt haben. Dazu haben sie unter Verwendung der bestehenden Fensterfassungen aus Sandstein ein sehr authentisches Fassadenkonzept ausgearbeitet. „Das Ergebnis entwickelt eine besondere Kraft aus dem historischen Material der Natursteingewände und den damit wiederhergestellten Proportionen des Ursprungsbaus“, so Stefan Paulus als verantwortlicher Architekt. Diesem Resultat gingen jedoch komplexe Schritte voraus, wie der Architekt weiter ausführt: „Es galt vor allen Dingen zu klären, ob und wie die bestehenden Gewände ausgebaut und saniert und wie sie anschließend unter ganz neuen konstruktiven Voraussetzungen wieder eingebaut werden können.“
Interaktion in jeder Hinsicht
Dass eine solche Arbeit eine enge Zusammenarbeit und eine Kommunikation auf Augenhöhe erfordert, da sind sich alle Beteiligten einig – vom Architekturbüro über den Steinmetzbetrieb bis hin zum Malermeister. „Die Menschlichkeit ist das Ausschlaggebende“, sagt in diesem Zusammenhang auch Peter Michael Dahm, Seniorchef des zuständigen Malerbetriebs. Gerade ein Gebäude für psychische Erkrankungen bringt komplexe Anforderungen mit sich, die eine kompetente Strukturierung und ein hohes
„Das ist für mich der Schlüssel zum Erfolg: sich auf Augenhöhe begegnen!“
PETER MICHAEL DAHM, MALERMEISTER
Maß an Sensibilität erfordern. Vor allem das Erschließungssystem bedarf neben den Individualräumen einer intensiven Betrachtung. In diesem Fall übernimmt es gleich mehrere Aufgaben: die Wegeführung, Raum als Begegnungsfläche und Möglichkeiten für einen persönlichen Rückzug. Dabei spielen die Belichtung und die Materialität eine entscheidende Rolle – bestenfalls verkörpern sie stets Natürlichkeit, Offenheit und Freundlichkeit sowie zugleich eine gewisse Wärme, Ruhe und Privatheit.
Eine stimmige Tonart
Unter Einhaltung des Denkmalschutzes war es nicht ganz einfach, alle diese Anforderungen miteinander zu vereinbaren. Umso beeindruckender, wie den beiden Architekten Heinrich Lessing und Stefan Paulus gemeinsam ein sehr harmonisches und in sich stimmiges Erscheinungsbild gelungen ist. Dazu haben sie für die Nordfassade des Erweiterungsbaus einen hellen Filzputz verwendet, der perfekt in das Farbspektrum des denkmalgeschützten Straßenzugs passt. Für die rückwärtigen Fassadenflächen fiel die Wahl hingegen auf einen Edelputz mit Kratzputz-Struktur in einem ähnlichen Farbton. „Die Farbwahl kam aus der farblichen Prägung der benachbarten Gebäude in der Krahnenstraße – das Ensemble war für uns hier das Leitmotiv“, erklärt Stefan Paulus.
Für Schutz und Genesung
Eine Harmonie der Zusammenstellung formt neben der Ausführung der Fassaden auch die städtebauliche Setzung des neuen Gebäudes. So bildet der rückwärtige Bau in Kombination mit dem Bestand einen geschützten Innenhof. Ein zusätzlicher, noch privaterer Bereich entstand durch das Abrücken des hinzugefügten Baukörpers von der östlichen Grundstücksgrenze. Dadurch konnte hier ein zweiter, der Öffentlichkeit nicht zugänglicher Hof entstehen, der ganz den Kindern und Jugendlichen als Ruhegarten zur Genesung vorbehalten ist. Auf diese Weise ist eine ganzheitlich überzeugende Architektur entstanden, die moderne Rehabilitation und historische Baugeschichte eindrucksvoll in sich vereint.
OBJEKT | STANDORT Kinder- und Jugendpsychiatrie, Trier
BAUHERR | NUTZER
Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen, Trier
ARCHITEKT
Heinrich Lessing Architekten, Mainz
TECHNISCHER BERATER Borris Gönner, Brillux Wiesbaden
VERKAUFSBERATER Dennis Berg, Brillux Trier
AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB
Peter Michael Dahm, Bernkastel-Kues
BRILLUX PRODUKTE
Mineral-Leichtputz KR/R
BaseTec 3540
MW Top Lamelle 3611
Ultrasil HP 1901
Perimeter-Dämmplatte 3537
Glasseidengewebe 3797