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Politik & Gesellschaft

Dr. Markus Markart zu verbreiteten Impf-Mythen: „Es ist ein Trugschluss, sich allein auf ein gesundes Immunsystem zu verlassen“

Werden die Hausärzte in die Organisation involviert?

Davon gingen wir aus. Ursprünglich war geplant, dass sie uns beraten, welche Patienten als erste geimpft werden sollten. Für die Hausärzte hätte das aber einen enormen Aufwand bedeutet, der logistisch für sie nicht stemmbar wäre. Sie wären zwar bereit, sich einzubringen, aber dafür hätten sie mehr Vorlaufzeit benötigt. Deshalb haben wir beschlossen, dass unser Verwaltungspersonal das zunächst übernimmt.

Wie soll das Impfprogramm ausgeweitet werden, sobald alle Personen dieses Bereichs geimpft wurden?

Zunächst werden wir alle 80-Jährigen impfen, insbesondere jene mit Risikofaktoren, bevor wir zu weiteren Risikogruppen jüngeren Alters übergehen – zum Beispiel Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes. Schritt für Schritt wollen wir so die Impfung für alle Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stellen.

Lassen Sie uns über die Impfstoffe sprechen: Im Moment sind zwei von der EMA zugelassen, ein dritter wird gerade untersucht. Wie wirken sie? der Wirkungsweise sehr ähnlich. Als Impfstoffe sind sie ganz neu, das Verfahren kommt aus der Krebsforschung und wird dort schon seit 25 Jahren am Menschen angewandt – der Vorwurf, dass es am Menschen nie erprobt wurde, ist also falsch. Das Verfahren ist dabei meiner Meinung nach genial: Der Körper bekommt einen Produktionsauftrag mitgeteilt, der in die Zelle eingeschleust wird. In der Zelle wird dieser Auftrag in ein Protein, also ein Eiweißstück umgewandelt, das genau der Oberfläche der Proteinstruktur des Virus entspricht. Der Körper bildet so Antikörper gegen die Oberflächeneigenschaften des Virus. Das hat den Vorteil, dass man der Zelle kein ganzes, abgeschwächtes Virus gibt, auf das unser Körper dann reagieren muss.

Wie funktioniert dieser „Produktionsauftrag“?

Man muss sich vorstellen, dass in jeder Zelle in jedem Moment mehrere 100.000 solcher Vorgänge passieren: Unsere Zelle produziert ständig Eiweiße. Durch die Injektion kann ich diesen Arbeitsauftrag steuern, meiner Zelle quasi mitteilen, dass sie genau das Oberflächeneiweiß des Coronavirus produzieren soll. Der Körper bildet dann Antikörper und Gedächtniszellen; damit ist er in der Lage, schnell mit Antikörpern zu reagieren, sollte er mit dem Coronavirus in Kontakt treten.

Wie soll hingegen der dritte Impfstoff funktionieren?

Der Impfstoff von Astra Zeneca ist ein abgeschwächtes Virus, in dem sich Teile des Coronavirus befinden. Diese Methode ist hinlänglich bekannt. Das Virus wird injiziert, der Körper erkennt es als Angreifer und beginnt, dagegen Antikörper zu produzieren. Die Methode ist an sich einfacher, was auch bedeutet, dass der Impfstoff normal im Kühlschrank gelagert werden kann – bei PfizerBioNTech und Moderna müssen die Temperaturen bei -70 und -20 Grad liegen. Für alle drei Impfstoffe muss man zwei Mal geimpft werden; bei Pfizer-BioNTech nach 21 Tagen, bei Moderna nach 28.

Wieso ist das unterschiedlich?

Das hängt einerseits von der Art ab, wie der Körper auf die Impfungen reagiert, und andererseits von den Studien: Die Vorgaben erhalten wir direkt von den Herstellern, die ihren Impfstoff getestet haben und daraufhin die wirkungsvollste Vorgehensweise vorschreiben.

Wer sollte sich gegen das Coronavirus nicht impfen lassen? Corona-Infektion durchmachen, außerdem Schwangere und Stillende, da hier noch nicht genügend klinische Daten vorliegen. Man weiß zwar, dass Totimpfstoffe wie diese für sie kein Problem wären, bei diesen neuen Impfstoffen fehlen uns aber derzeit noch aussagekräftige Studien. Auch Patienten, die sich derzeit einer Chemo- oder hochdosierten Cortisontherapie unterziehen müssen, können nicht geimpft werden; ihr Körper würde auf die Impfung nicht reagieren.

Und alle anderen können sich ohne Bedenken impfen lassen?

Ja, absolut. Es handelt sich hier um eine sehr moderne und sehr sichere Impfung. Auch bezüglich Nebenwirkungspotentialen ist sie weitaus das Beste, das wir bisher zur Verfügung haben.

Nehmen wir an, ich ließe mich jetzt impfen: Kann ich das Virus dann trotzdem weiterverbreiten und andere anstecken?

Das ist eine der großen Fragen, die wissenschaftlich noch nicht zweifelsfrei geklärt sind. Von anderen Infektionen wissen wir, dass wir mit einer stabilen Immunantwort, also nach der zweiten Impfung, eigentlich nichts mehr weiterverbreiten können. Wie es für das Coronavirus genau ist, ist zwar noch nicht restlos geklärt – es ist aber medizinisch äußerst unwahrscheinlich, dass man trotz Impfung ansteckend für andere ist.

Ich sollte also trotz Impfung weiterhin alle Sicherheitsvorkehrungen einhalten?

Das muss man sowieso, weil man nicht kontrollieren kann, wer geimpft ist und wer nicht. Bis die Bevölkerung nicht in großem Maße immun gegen dieses Virus ist, werden alle Sicherheitsvorkehrungen für alle bestehen bleiben müssen. Es stimmt, dass die Maske natürlich weiterhin unangenehm ist, aber es ist eine andere Situation für den eigenen Alltag, weil man sich keine Sorgen um eine Infektion mehr machen muss. Die Maske bleibt aber weiterhin ein Zeichen der Solidarität: Ich schütze mich selbst, aber vor allem auch andere.

Wie ist die Situation für Menschen, die bereits mit dem Coronavirus infiziert waren: Sollten sie sich trotzdem impfen lassen,

Unsere Empfehlung lautet, dass Menschen, die in den letzten drei Monaten am Coronavirus erkrankt sind, sich derzeit nicht impfen lassen sollen. Wenn die Infektion einen längeren Zeitraum zurückliegt, sollte man sich trotzdem einer Impfung unterziehen. Das Coronavirus ist nämlich ein Retrovirus, das eine relative schwache Immunantwort im Körper auslöst. Das bedeutet, dass die im Körper zirkulierenden Antikörper sich mit der Zeit abbauen und man wieder erkranken kann. Durch die modernen Impfstoffe ist die Immunantwort aber viel stärker und hält viel länger an.

Wie lange wirkt der Impfstoff?

Ich hoffe, über Jahre! Genau weiß man es aber noch nicht. Bei einem Lebendimpfstoff hält eine Impfung ein Leben lang, Totimpfstoffe muss man nach einem gewissen Zeitraum auffrischen lassen. So ähnlich wird es bei diesem Impfstoff auch sein – außer wir schaffen es, das Coronavirus auszurotten. Davon gehe ich aber nicht aus, denn kleine Herde werden wohl noch lange zirkulieren.

In den sozialen Netzwerken kursieren die verschiedensten Mythen über diese Impfstoffe. Einer lautet zum Beispiel, dass sie noch nicht genügend erforscht sind und zu schnell entwickelt wurden, um über langfristige Nebenwirkungen Bescheid zu wissen.

Insbesondere die kurze Entwicklungszeit verunsichert die Bevölkerung. Dabei gibt es verschiedene Gründe, die dazu beigetragen haben: Einerseits stand viel Geld zur Verfügung; es konnten also sehr viele Forscher parallel forschen und deshalb viel schneller als normalerweise einen Impfstoff entwickeln. Gleichzeitig muss man bei Impfstoffen üblicherweise auch warten, bis eine gewisse Anzahl an Menschen effektiv erkrankt ist. Bei Krankheiten, die nur sehr begrenzt aufflackern, ist es natürlich viel schwieriger und langwieriger, einen Impfstoff zu testen. In einer Pandemie wie dieser aber, in der Menschen sich ständig infizieren, kann man auch viel schneller testen. Uns sind keine bekannt, und rein vom Modus des neuen Impfstoffes sind sie unwahrscheinlich: Der kleine „Arbeitsauftrag“, der in ein Fetttröpfchen, also eine Mikromizelle in die Zelle eingefügt wird, neutralisiert sich sehr schnell und schadet ihr nicht. Es gibt außerdem keine Primer, die zu Replikationen oder gar zu Umwandlungen in DNA führen könnten.

Ein weiterer Mythos: Der Impfstoff basiert auf mRNA, die die DNA verändern kann.

Das ist schier unmöglich. Um das Genom zu verändern, bräuchte es bestimmte Informationen, eine sogenannte reverse Transkriptase. schießend reagiert. Der Körper schüttet so viele Entzündungsfaktoren aus, dass der gesamte Metabolismus zusammenbricht: Die Gerinnung funktioniert nicht mehr, Gefäße verstopfen, Organe werden angegriffen. Das passiert vorwiegend bei älteren Menschen, aber wir haben auch viele junge Patienten hier, die sehr schwer erkrankt sind und nach wie vor mit den Folgen der Infektion zu kämpfen haben. Deshalb ist es ein Trugschluss, sich allein auf sein gesundes Immunsystem zu verlassen. Mit der Impfung vergleichen kann man das sowieso nicht.

Haben Sie Verständnis dafür, dass Menschen sich nicht impfen

„Für mich ist es schon interessant zu beobachten, dass so viele glauben, der Impfstoff verändere ihre DNA. Vor dem Virus hingegen fürchten sie

sich nicht“ _ Dr. Markus Markart, Sanitätskoordinator

Und dann müsste diese noch in den Zellkern eingefügt und dort in die DNA exakt eingebaut werden. Sie sehen, das wäre ein unglaublich komplexer Vorgang, der in den letzten 25 Jahren nie vorgekommen ist. Für mich ist es schon interessant zu beobachten, dass so viele besorgt über den kleinen „Arbeitsauftrag“ sind und glauben, dass er ihre DNA verändern könnte. Vor dem Virus hingegen, der die richtigen Eigenschaften hätte und sich effektiv in das Genom einschleusen kann und das auch tut, fürchten sie sich nicht. Jedes Schnupfen-Virus polt eine Zelle nämlich so um, dass sie nur noch Schnupfenviren produziert.

Stimmt die Aussage, dass Vitamin D und ein gutes Immunsystem besser helfen soll als jede Impfung gegen das Coronavirus?

Grundsätzlich ist ein gutes Immunsystem natürlich von Vorteil beim Kampf gegen das Coronavirus. Wenn das eigene Immunsystem gut funktioniert, wird der Körper normalerweise mit einem Erkältungsvirus leicht fertig. Auch Vitamin D hat an sich einen positiven Effekt, weil es unser Immunsystem unterstützen kann. Das Problem ist aber, dass bei dieser Krankheit das Immunsystem überlassen wollen, dafür aber hoffen, dass genug andere impfbereit und sie deshalb automatisch geschützt sind?

Diese Menschen sind die sogenannten sozialen Trittbrettfahrer unserer Gesellschaft. Sie wollen von etwas profitieren, ohne selbst etwas zu leisten. Unsere Haltung zur Impfung muss auch einem ethischen und gesellschaftlichen Aspekt unterliegen: Ich lasse mich impfen, um mich zu schützen, vor allem aber auch meinen Nächsten. Auch wenn jemand kein Risikopatient ist, sollte er sich deshalb impfen lassen. Wenn wir jemals wieder zu einer gewissen Normalität unserer Gesellschaft zurückkehren wollen, müssen wir einfach eine gewisse Anzahl an Menschen impfen.

Wäre es nicht einfacher, eine Impfpflicht einzuführen?

Nein. Impfpflichten halte ich grundsätzlich für schwierig, denn sie lösen automatisch eine Abwehrreaktion in der Bevölkerung aus. Wir müssen es durch Überzeugungsarbeit schaffen, an die nötige Zahl an geimpften Personen heranzukommen. Eigentlich bräuchte es nach aktuellem Kenntnisstand „nur“ 70 Prozent der Bevölkerung. Viele Menschen sind sehr wohl bereit, sich impfen zu lassen, auch wenn die Stimmen der Kritiker gerade laut erscheinen. Ich glaube nicht, dass eine Impfpflicht hier zielführend wäre. Es wird aber bestimmt irgendwann ein indirekter Druck in der Bevölkerung entstehen. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass bestimmte Fluggesellschaften nur geimpfte Personen an Bord lassen würden, um ihre Passagiere nicht zu gefährden. Hotels, öffentliche Verkehrsmittel, Konzertbetreiber und sogar der Arbeitgeber könnten das theoretisch ähnlich handhaben.

Das würde bedeuten, dass geimpfte Personen mehr „dürfen“ würden als andere.

Genau. Wenn die Solidarität der Bevölkerung nicht von alleine groß genug ist und sich weniger als 70 Prozent impfen lassen, könnte ich mir vorstellen, dass nicht geimpfte Personen irgendwann im gesellschaftlichen Leben außen vor bleiben müssen. In San Marino ist es sogar so, dass die Impfung für alle zur Verfügung gestellt wird. Nicht impfbereite Menschen, die am Coronavirus erkranken, müssen sämtliche Behandlungen und den Krankenhausaufenthalt selbst bezahlen. Das ist natürlich ein sehr harter Ansatz, aber eigentlich wäre es eine gerechte Haltung. Warum sollten Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, von dem Teil der Bevölkerung profitieren, der seinen Beitrag leistet? Solche indirekten Zwänge könnten bei zu niedriger Impfbereitschaft auch in Südtirol auf uns zukommen.

anina.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

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Personen über 80, die einen Impftermin vormerken möchten, können sich von 8 bis 16 Uhr telefonisch unter 0472 250400 melden.

All jene, die keinen Termin für die nächsten Tage erhalten, werden in Wartelisten eingetragen und vom Südtiroler Sanitätsbetrieb kontaktiert.

Der zeitliche Impfplan hängt in erster Linie von der Verfügbarkeit der Impfstoffe ab.

„Bin sehr enttäuscht“

FERDINANDO STABLUM (PD), Vizebürgermeister der Stadt Brixen, nimmt im „Brixner“ Stellung zu einer Interpellation, die von Gemeinderäten des Team K, der Süd-Tiroler Freiheit, der Freiheitlichen, der Grünen Bürgerliste und Fratelli d‘Italia unterzeichnet worden ist und im nächsten Gemeinderat behandelt wird. Sie kritisieren dabei die Wahl Stablums, weil dieser vor 20 Jahren als Geometer angeklagt worden war, eine Falschbeurkundung unterzeichnet zu haben.

Herr Stablum, sind Sie aufgrund eines Problems, das Sie vor 20 Jahren mit der Justiz hatten, als Vizebürgermeister nicht tragbar?

FERDINANDO STABLUM: Ob jemand für ein politisches Amt nicht tragbar ist, hängt grundsätzlich davon ab, wessen Vergehens er sich schuldig gemacht hat. Nehmen wir an, ein Angeklagter hat aus eigener Initiative und mit böser Absicht eine Straftat begangen, daraus einen monetären Vorteil für sich erzielt und dabei möglicherweise die öffentliche Hand geschädigt. In einem solchen Fall wäre auch ich im Zweifel, ob es angemessen sei, wenn diese Person auch Jahre später ein politisches Amt anstreben würde. Es gibt aber auch tausende Verfahren, bei denen ein Techniker, also zum Beispiel ein Architekt oder ein Geometer, einen Fehler begeht, ohne dabei irgendwelche Vorteile für sich zu „erschleichen“. In meinem speziellen Fall, den einige oppositionelle Gemeinderäte nun hervorgekramt haben, handelt es sich genau um eine solche Situation.

Was war damals eigentlich passiert?

Es war im Jahr 1999, als einige Funktionäre des italienischen Brixner Fußballvereins AC Bressanone an mich mit der Bitte herantraten, einige Planunterlagen für ein Trainingslokal in der Don-Bosco-Straße in Milland vorzubereiten. Meine Aufgabe als Geometer war es also, ein kleines Projekt und die entsprechende Kostenkalkulation zu erstellen. Daraufhin hat der Verein beim Land um eine Finanzierungshilfe angesucht; das Ansuchen wurde genehmigt, das Projekt finanziert. Der Fehler passierte bei der Abrechnung. Der Verein hatte mir für Ferdinando Stablum: „Nachdem ich die Projekte und Pläne für den Verein vollkommen kostenlos erarbeitet hatte, musste ich auch noch eine Anklage auf mich nehmen“

den Kostenvoranschlag Arbeiten und entsprechende Mengen vorgegeben, die nicht korrekt waren. Ich hätte das bei der Endabrechnung merken müssen, habe aber zu wenig aufgepasst.

Welchen Fehler haben Sie konkret begangen?

Sie müssen wissen, dass der damalige Präsident des Fußballvereins, Luciano Giua, bei der Brixner Bahnhofspolizei beschäftigt war. Es war also für mich nicht vorstellbar, dass Giua mit diesem Projekt unehrlich vorgehen würde. Als er mich nach Fertigstellung gebeten hatte zu bestätigen, dass alle Arbeiten in allen Details genau nach Projekt realisiert worden waren, habe ich nicht lange kontrolliert und das Dokument unterschrieben. Wie es sich später herausgestellt hat, war dies fahrlässig, denn Giua hatte bei der Realisierung in der Tat weniger Geld ausgegeben als geplant und trotzdem den vollen Beitrag vom Land erhalten. Außerdem hatte Giua neben dem Verein AC Bressanone auch eine GmbH mit demselben Namen gegründet. Giua ist zu einer Haftstrafe verurteilt worden und hat danach Brixen verlassen. Ich selbst hatte mit dem Verein ja nichts zu tun, war nicht einmal Mitglied. Meine Schuld bestand darin, etwas unkorrekt bestätigt zu haben. Im Grunde bin ich in diesem Fall nicht Täter, sondern Opfer: Nachdem ich die Projekte und Pläne für den Verein vollkommen kostenlos erarbeitet hatte, musste ich eine Anklage auf mich nehmen, die für mich und meine Familie nicht angenehm war.

Das heißt, Sie waren als beauftragter Techniker zu wenig sorgfältig?

Ich habe mir das Lokal nach Fertigstellung natürlich angeschaut, aber bin bei meiner Kontrolle nicht ins Detail gegangen. Zum Beispiel habe ich nicht kontrolliert, ob Giua wirklich jene Materialien verwendet hatte, die im Projekt vorgesehen waren. Aber ich wiederhole: Ich hätte es mir nicht vorstellen können, dass ein Vereinspräsident, der einen Beruf als Bahnpolizist ausübt, unehrlich sein könnte.

Ja, natürlich. Giua wurden mehrere Vergehen vorgeworfen, aber auch ich wurde neben einigen weiteren Technikern in die Sache hineingezogen, weil die Person, die ein Dokument unterschreibt, auch eine Haftung dafür übernimmt. Natürlich habe ich daraufhin genauer kontrolliert und musste dabei feststellen, dass der Verein effektiv geschwindelt hatte. Für mich war diese Erfahrung ein Schock – ich hatte noch nie irgendwelche Probleme mit der Justiz und wollte die Geschichte so schnell wie möglich zu Ende bringen. Deshalb habe ich mich 2004 in Absprache mit den Partnern in meinem Büro für den Und jetzt, 20 Jahre danach, wird die „Affäre“ wieder herausgezogen. Wie fühlen Sie sich dabei?

Schauen Sie, ich lasse mich davon nicht sonderlich beeindrucken, bin aber etwas enttäuscht. Unabhängig davon, ob ein Gemeinderat Teil der Opposition ist oder der Mehrheit angehört: Er hat meiner Ansicht nach gefälligst seine ganze Energie dafür einzusetzen, dass die Gemeinde sich gut entwickelt – im Geiste eines gegenseitigen Respekts für verschiedene Meinungen. Er muss versuchen, Lösungen zu erarbeiten, die der Bevölkerung einen Nutzen bringen. Sachliche Diskussionen sind in diesem Sinne absolut erwünscht, weil dadurch die besten Ergebnisse erzielt und

„Ich würde mir wünschen, dass auch die Opposition daran arbeitet, die wirklichen Probleme der Bürger zu lösen, anstatt sinnlos alte Geschichten hervorzukramen“

_Ferdinando Stablum, Vizebürgermeister von Brixen

„patteggiamento“ entschieden, also für die Strafzumessung auf Antrag der Parteien laut Art. 444 der Strafprozessordnung. Juristisch ist das kein Schuldeingeständnis, auch wenn ich natürlich zugeben muss, einen Fehler begangen zu haben. Sie können mir glauben: Ich habe aus dieser Situation gelernt.

In der Interpellation der Brixner Opposition wird aber auf einen Zeitungsartikel des Jahres 2008 verwiesen ...

Ich war 2008 im Vorstand des Centro Giovani, Riccardo De Paola war der Präsident. De Paola hat sich damals aus persönlichen Gründen von einem Tag auf den anderen zurückgezogen, weshalb man an mich herangetreten war, um seine Nachfolge anzutreten. Der freiheitliche Gemeinderat Walter Blaas hat daraufhin die damals schon vier Jahre zurückliegende „Affäre“ in einer Anfrage im Gemeinderat thematisiert. Stadträtin Magdalena Amhof hat korrekt darauf geantwortet – das Thema war damit abgeschlossen. Ich war aber dadurch schon wieder in den Zeitungen. gute Entscheidungen im Interesse der gesamten Bevölkerung getroffen werden. Diese Interpellation aber ist ein Schlag unter die Gürtellinie. Vor allem aber ist sie absolut sinnlos; die Bevölkerung hat rein gar nichts davon. Ja, ich bin in der Tat sehr enttäuscht darüber, dass einige Mitglieder der Opposition auf einer sehr persönlichen Ebene eine 20 Jahre alte Geschichte hervorkramen müssen, um mich politisch zu schädigen, und dabei vollkommen unberechtigt die Moralkeule schwingen. Ich würde mir wünschen, dass auch die Opposition daran arbeitet, die wirklichen Probleme der Bürger zu lösen. In der heutigen durch Corona bedingten Situation, die für die Bürger sehr schwer zu bewältigen ist, verlieren wir Zeit mit solchen Geschichten. Das ist absurd. Da ist es kein Wunder, wenn die Bevölkerung den Glauben an die Politik verliert.

willy.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

LH zum Foto: Oskar Zingerle Hofburggarten

z Mit Engelsgeduld beantwortete Landeshauptmann Arno Kompatscher Mitte Jänner im Südtiroler Landtag eine erneute Anfrage des Team-K-Abgeordneten Franz Ploner zur Gestaltung des Hofburggartens. Ploner wollte wissen, ob das Land nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs von Mitte November am Projekt des Künstlers André Heller festhalten werde und ob die entsprechenden Kosten inmitten einer ökonomischen Krise zu rechtfertigen seien. Kompatscher erklärte, dass das Urteil noch nicht rechtskräftig sei; man müsse die Entscheidung des Staatsrats abwarten, die für Mitte 2021 erwartet wird. Das Land werde auf jeden Fall am Projekt festhalten, weil es dafür einen fast einstimmigen Gemeinderatsbeschluss gebe und das Projekt sämtliche rechtlichen Voraussetzungen erfülle. Im letzten Satz erteilte der Landeshauptmann dem Abgeordneten eine Nachhilfe in Wirtschaftswissenschaften: „Jeder

P&G Politik & Gesellschaft

weiß, dass die öffentliche Hand gerade in Krisenzeiten investieren muss.“ Vom allergrößten Teil der Investition profitiere die lokale Wirtschaft und die örtliche Kunstszene. wv

BRIXEN / EISACKTAL Gefragte Verbraucherzentrale

z Immer mehr Eisacktaler nehmen die Dienste der Verbraucherzentrale Südtirol in Anspruch: 2019 hat der Dienst 723 Anfragen von Eisacktalern bearbeitet, rund 30 mehr als noch im Vorjahr. Die häufigsten Beratungsanfragen betreffen den Bereich der Telefonie, doch auch Beratungen in anderen Rechtsbereichen wurden häufiger als im Vorjahr abgewickelt. Der Großteil der Beratungen erfolgt persönlich, im Rahmen der wöchentlichen Sprechstunden. „Wenn sich die Bürger schon vorab telefonisch bei uns melden, lässt sich zumeist schon viel abklären, aber auch vorbereiten, um unnötige Wartezeiten in den Sprechstunden zu vermeiden. Bisher macht das lediglich ein Viertel der Bürger so“, erklärt Berater Christoph Leitner. Die Nachbearbeitung und Abwicklung der Fälle – wie weitere Recherche, Intervention oder Mediation – erfolgt außerhalb der Öffnungszeiten. Die Bezirksgemeinschaft Eisacktal hat bereits seit Jahren im Auftrag der Mitgliedsgemeinden eine Vereinbarung mit der Verbraucherzentrale Südtirol abgeschlossen, um in Brixen und Klausen eine Vor-Ort-Beratung anbieten zu können. Die Verbraucherzentrale ist jeden ersten, zweiten, dritten und fünften Mittwoch in Brixen sowie jeden vierten Mittwoch des Monats von 9 bis 12 Uhr in Klausen erreichbar. Zusätzliche Hilfe wie Berichte und Vorlagen für Musterschreiben findet man unter www.verbraucherzentrale.it. av

kurz

notiert

Die Heilig-Geist-Kirche am Hartmannsplatz soll nicht verkauft, sondern restauriert werden. Ein Komitee wird sich um Spenden bemühen. Eigentümer der Kirche ist der Pflegebetrieb „Zum Heiligen Geist“, der im Moment kein Budget für die Restaurierung hat. Um Gewaltopfern schnell und unverbindlich helfen zu können, wird das Krankenhauspersonal nun gezielt fortgebildet und sensibilisiert, um schneller Gewaltverletzungen zu erkennen. Es soll dann die Sicherheit der Patienten einschätzen und gegebenenfalls Ordnungskräfte und Beratungsdienste aktivieren. Elf Monatsmärkte sollen heuer in Brixen stattfinden: am 3. Februar, 19. März, 29. April, 17. Mai, 14. Juni, 26. Juli, 25. August, 29. September, 9. Oktober, 12. November und am 9. Dezember.

NACHGEFRAGT „Situation hat sich stabilisiert“

MICHAELA SUMMERER, Direktorin des ÖBPB „Zum heiligen Geist“, spricht über die aktuelle COVID-19Situation in den Bürgerheimen und wie sich diese auf die Impfkampagne und Besucherzeiten auswirkt.

Frau Summerer, Anfang Januar wurde von einem Infektionsherd im Bürgerheim berichtet. Wie ist die Lage jetzt?

In der Tat mussten wir in den letzten Wochen eine Steigerung der Neuinfektionen unter Heimbewohnern und Mitarbeitern verzeichnen. Mittlerweile hat sich die Situation zum Glück etwas stabilisiert. Derzeit sind in den Brixner Heimen 33 Heimbewohner infiziert, 27 im Bürgerheim und sechs im Hartmannsheim. Zum Glück müssen wir bisher nur wenige schwerere Fälle verzeichnen. Um alle infizierten Personen bestmöglich zu betreuen, sind 18 Patienten derzeit in Ausweichstrukturen untergebracht.

Wirkt sich dieser Infektionsherd auf die Besucherzeiten aus?

Ja, leider müssen diese nach wie vor stark begrenzt werden; Besuche dürfen nur in Ausnahmesituationen und in Absprache mit den Ärzten stattfinden. Hier möchte ich mich im Namen aller Wohnbereichsleiter sehr herzlich bei allen Betroffenen und Angehörigen bedanken, die trotz der zusätzlichen Einschränkungen sehr viel Verständnis für die Situation aufbringen und uns sogar noch moralisch unterstützen. Das wissen wir wirklich sehr zu schätzen.

Vor wenigen Tagen ist auch die Impfkampagne gestartet. Hat das gut funktioniert?

Ja. Durch den Infektionsherd mussten wir einige Heimbewohner vorerst von der Kampagne ausschließen, um sie nochmals testen zu lassen. In Kürze werden wir alle, die ein negatives Ergebnis aufweisen, auch impfen. Bei unseren Mitarbeitern ist die Impfbereitschaft inzwischen relativ hoch: Etwa die Hälfte von ihnen will sich impfen lassen, und viele von ihnen sind diesem bereits nachgekommen. Die anfängliche Skepsis lässt langsam nach.

anina.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

Foto: Oskar Zingerle

z Nachdem die Arbeiten zur Verlegung des Fernwärme- und Glasfasernetzes sowie der Erneuerung der Trinkwasser-, Strom- und Abwasserleitungen im Frühjahr 2020 abgeschlossen waren, wurden die Gassen der Brixner Altstadt provisorisch asphaltiert. Nun sollen die Arbeiten zur Oberflächengestaltung in den Kleinen und Großen Lauben, am Pfarrplatz, in der Erhardgasse und Säbenertorgasse beginnen. Ab 1. Februar wird eine Fläche von insgesamt 4.500 Quadratmetern neu gepflastert: Die Firma Arredo Urbano wird sich dabei vom tiefsten zum höchsten Punkt vorarbeiten, um die vorhandenen Längsneigungen optimal auszunutzen. Die Pflasterung wird ähnlich wie schon in der Regensburger Allee ausgeführt; unter den Arkaden ist ein Plattenbelag mit minimaler Fugenausbildung und Zementmörtelmischung vorgesehen. Die Arbeiten beginnen am Michaelstor und werden Richtung Große und Kleine Lauben weitergeführt, um schließlich beim Sonnentor zu enden. Die Geschäfte bleiben für Passanten, Kunden

BRIXEN Altstadt wird neu gepflastert

und Lieferanten erreichbar. Auch die Müllsammlung in der Altstadt bleibt gewährleistet. Die Gemeindeverwaltung von Brixen hat gemeinsam mit den Brixner Stadtwerken und in Abstimmung mit Denkmal- und Ensembleschutz das Projekt für die Pflasterung ausgearbeitet, um so wenig wie möglich Einschränkungen durch die mobile Baustelle zu gewährleisten. av

BRIXEN/MILLAND Viel geplant, aber nichts ist fix

z Nachdem einige Mitglieder aus beruflichen und privaten Gründen ihre ehrenamtliche Mitarbeit eingestellt hatten, musste sich der Katholische Familienverband Brixen/Milland (kfs) vor kurzem neu organisieren, um weiterhin das Familienleben in Brixen attraktiv zu gestalten: Jasmin Federspieler, die bereits seit einigen Jahren im Vorstand mitarbeitet, steht dem Verband nun als Zweigstellenleiterin vor; Kathrin Lechner geht ihr als Stellvertreterin zur Hand. Des Weiteren ergänzen Sonja Leitner (Schriftführerin), Franziska Kastlunger (Kassiererin) sowie Annagret Blasbichler, Gerdi Fischnaller, Kathrin Meraner und Verena Pichler den Vorstand. Die acht Frauen pochen auf eine enge Zusammenarbeit mit den Brixner Familienvereinen. Außerdem sind im heurigen Jahr einige Veranstaltungen geplant: der Kinderfasching beispielsweise, der Osterbaum soll geschmückt, die Palmbesen gebunden, und die Martinsfeier sowie der Nikolausbesuch sollen abgehalten werden. „Wir hoffen, so viel wie möglich auch umsetzen zu können. Aufgrund der aktuellen Situation können wir aber im Moment leider nichts garantieren“, sagt Sonja Leitner. Bereits im vergangenen Jahr konnten viele der geplanten Programmpunkte nicht realisiert werden. Der neue kfs-Vorstand ist aber optimistisch und hofft, im neuen Jahr den Brixner Familien mit den geplanten Events eine Freude machen zu können. Die Mitglieder des Verbandes werden über die Facebookseite des kfs auf dem Laufenden gehalten. eh

BRIXEN 2020 mehr Geburten, mehr Todesfälle

z Wie zum Jahreswechsel üblich, vermittelt die Gemeinde Brixen auch heuer die demografischen Daten des vergangenen Jahres. Laut der provisorischen Zahlen vom 31. Dezember 2020 ist die Bevölkerungszahl der Gemeinde Brixen demnach im vergangenen Jahr um 223 Personen von 22.630 auf 22.853 Einwohner gestiegen. Derzeit leben 11.132 Männer und 11.721 Frauen in der Gemeinde Brixen. Insgesamt verzeichnet die Gemeinde bis zum 31. Dezember 2020 9.717 Familien, 49 eheähnliche Lebensgemeinschaften und 24 meldeamtliche Wohngemeinschaften. Derzeit sind in Brixen 2.567 ausländische wohnhafte Bürger gemeldet, davon 897 EU-Bürger sowie 1.670 Nicht-EU-Bürger. Im vergangenen Jahr wurden in Brixen 225 Kinder geboren, das sind 22 mehr als im Vorjahr. 209 Todesfälle mussten verzeichnet werden, hier sind es 21 mehr als im Vergleich zu 2019. Des Weiteren lässt sich im Vergleich zu 2019 ein Rückgang der Ein- und Auswanderungen verzeichnen: So sind im vergangenen Jahr 850 Personen neu nach Brixen gezogen, 580 sind aus Brixen ausgewandert. 2019 waren es noch 1.038 Einwanderungen und 800 Auswanderungen. Außerdem fanden im vergangenen Jahr weitaus weniger kirchliche Hochzeiten statt: Wurden 2019 noch 20 Paare kirchlich getraut, fanden 2020 nur fünf Hochzeiten auf diesem Wege statt. Die Anzahl der standesamtlichen Hochzeiten stieg hingegen leicht von 66 auf 67 Trauungen. Insgesamt leben in Brixen sechs Personen im Alter von oder über 100 Jahren – fünf Frauen und ein Mann. Die älteste in Brixen wohnhafte Person ist eine 103 Jahre alte Frau. av

z Viele Einzelpersonen und Familien trifft die Corona-Pandemie hart: Ausfälle im Beruf und die damit verbundenen wirtschaftlichen Einbußen bringen sie oft in finanzielle Schwierigkeiten. Die Landesregierung hat deshalb Soforthilfen zur Verfügung gestellt, die während des epidemiologischen Notstandes Einzelpersonen und Familien bei der Überbrückung unterstützen sollen, die von einer Reduzierung oder Aussetzung der Arbeitstätigkeit betroffen waren. Die Leistung beträgt 500 Euro für den Antragsteller und zuzüglich 200 Euro für jedes

SÜDTIROL Soforthilfen verfügbar

weitere Familienmitglied. Der Maximalbetrag pro Familiengemeinschaft beträgt 900 Euro monatlich. Um die Soforthilfe zu erhalten, ist ein vollständig ausgefülltes und unterschriebenes Gesuchsformular sowie eine Kopie des Ausweises und der Steuernummer der antragstellenden Person nötig. Das Gesuch kann beim Sozialsprengel Brixen gestellt und mittels E-Mail oder Post übermittelt werden. Weitere Informationen erhalten Antragsteller der Gemeinden Brixen, Lüsen, Mühlbach, NatzSchabs, Rodeneck, Vahrn und Vintl unter 0472 270441, für die Gemeinden Barbian, Feldthurns,

Foto: Getty Images

Klausen, Lajen, Villanders, Villnöss und Waidbruck unter 0472 847494. Das nötige Formular sowie Details zu den verschiedenen Zugangsvoraussetzungen sind auf der Website der Landesregierung unter „Soforthilfen Covid-19“ verfügbar. av

BRIXEN Sternsinger bleiben vor der Tür

z Zwei Tage lang, rund um den Dreikönigstag, waren die Brixner Sternsinger heuer unterwegs, um die Häuser in Brixen zu segnen und Glückwünsche zu überbringen. Während sie normalerweise in jedem Haus den duftenden Weihrauch versprühen, ein Lied vortragen und manchmal noch mit Keksen und Tee versorgt werden, war heuer alles anders: Weder eintreten noch singen durften Caspar, Melchior, Balthasar und der Sternträger, die natürlich mit Mund-Nasen-Schutz unterwegs waren – was bei den klirrend kalten Temperaturen allerdings nicht nur von Nachteil gewesen sein dürfte. „Es ist heuer eine andere Situation – einerseits eine sehr traurige, aber andererseits sind wir froh, dass wir überhaupt unterwegs sein dürfen“, sagt eine Begleiterin der Kranebitter Sternsinger-Truppe. Freude bereitete der Besuch der Sternsinger den Bewohnern aber auch im Freien, denn ein Segen und freundliche Worte sind besonders in der derzeitigen Situation von großem Wert. Den Startschuss der Aktion bot die Sendungsfeier durch Bischof Ivo Muser, an der die Kinder der Sternsinggruppe Brixen gestalterisch mitwirkten. Die Millander Sternsinger konnten gebucht werden, jene von Tils und Tschötsch sowie St. Andrä waren medial unterwegs. Die gesammelten Spenden kommen rund 100 karitativen Projekten in Europa, Afrika, Asien und Südamerika im sozialen, pastoralen und im Bildungsbereich zugute. Träger der Spendenaktion ist die Katholische Jungschar Südtirol, auf deren Homepage auch weiterhin gespendet werden kann: www.jungschar.it. eh

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Dem Glauben gewidmet

Ein Streifzug durch das Leben von JOSEF GRANRUAZ: Von seiner Zeit als Bettelstudent, den Erfahrungen als Religionslehrer, von der einzigartigen Schönheit einer Bach-Kantate – und der Kraft, die in einem Psalm stecken kann.

Er kann unglaublich mitreißend erzählen. Die Zeit im heimeligen Arbeitszimmer in dem kleinen Haus in der Brixner Griesgasse verfliegt im Nu. Der Streifzug durch das Leben von Josef Granruaz ist philosophisch angehaucht und entwaffnend ehrlich. Ein klarer Blick auf Vergangenheit und Gegenwart, eine berührende Abgeklärtheit, die wohl davon herrührt, dass er sich ein Leben lang mit sich selbst und seinem Glauben auseinandergesetzt hat.

Josef Granruaz stammt aus einer Bauernfamilie aus Abtei. Er war das dritte von zehn Kindern und wurde in eine Zeit hineingeboren, die alles andere als einfach war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er nach Trient geschickt, „zum Studieren“, gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Cousin. Dieser aber wollte alsbald nicht länger die Schulbank drücken, und so kehrten die beibesonnener Mensch, wandte sich schließlich recht forsch an seinen Sohn: Studieren oder Schafe hüten beim Nachbarn? „Da wusste ich plötzlich ganz genau, was ich wollte.”

Es grenze an ein Wunder, meint Josef Granruaz heute, dass es möglich gewesen sei, in der kurzen Zeit zwischen dem Kriegsende im Mai und dem Schulbeginn im Oktober eine deutsche Schule auf die Beine zu stellen. Bischof Johannes Geisler hatte das Priesterseminar zur Verfügung gestellt, sodass alle acht Klassen von der Mittelschule bis zur Oberschule ihren Platz fanden. Es war die Geburtsstunde des wissenschaftlichen Gymnasiums/Lyzeums. Untergebracht wurden die Schüler im Kassianeum.

Der Dekan brachte ihm „a bissl Latein und a bissl Grammatik“ bei, nachdem Josef Granruaz nur einen Winter lang die deutsche Schule hatte besuchen können. ob Josef Granruaz nicht mehr weiterstudieren könnte. Der Familie fehlte einfach das Geld. Zufällig hatte der Bub beobachtet, wie der Vater eine größere Menge Butter ins Kassianeum geschickt hatte. „Das war ein Schock für mich zu wissen, dass die Familie wegen mir vielleicht Hunger leiden musste.” Die rettende Idee hatte schließlich der Kooperator von Abtei. Er riet Josef Granruaz, bei Brixner Familien und in den Klöstern um Kosttage anzufragen. Brixen sei schließlich eine Studentenstadt. Und um ein Zimmer sollte er bei Domkapellmeister Angelo Alverà bitten.

Die Klöster gewährten ihm sofort einen Kosttag pro Woche. Bei den gutsituierten Brixner Familien war es schwieriger, die wollten dem Bettelstudenten nicht helfen. Ein Wochentag fehlte ihm noch, da traf er seinen Freund Leo Munter. Und der nahm ihn mit zu sich nach Hause. Jeden Montag konnleicht auch nur eine Stunde”, und dann die Stimme seines Vaters, die er ganz deutlich vernahm, als er beschlossen hatte, sich vom Glauben abzuwenden: „Josef, so geht das nicht weiter!“ Wie aber sollte es weitergehen?

Drei Jahre lang hat er sich geplagt, hat nach der Wahrheit gesucht, nach der Antwort auf die Frage, ob Gott existiere oder nicht. Nach der Matura beschloss er, ins Priesterseminar einzutreten. „Ich wollte mir fünf Jahre lang Zeit geben, in das Theologiestudium investieren, um Klarheit zu bekommen.” Er wollte nicht „Priester aus Kommodität werden”, es ging ihm nicht um eine sichere Karriere. Er wollte ganz genau wissen, wofür er Geistlicher werden wollte. Am 12. Mai 1957 wurde Josef Granruaz zum Priester geweiht. Danach war er zwei Jahre Kooperator von Wengen und Enneberg , elf Jahre Kooperator in Brixen, elf Jahre Pfarrer von

„Über den Glauben nachdenken, gemeinsam mit den Jugendlichen, sie mit ihren Fragen ernst nehmen – das

zahlt sich immer aus” _Josef Granruaz, ehemaliger Pfarrer von Vahrn und Religionslehrer

den Burschen in einer Nacht- und Nebelaktion nach Hause zurück. Dem Vater war das nicht einmal so unrecht, gab es doch in Trient keine Möglichkeit, Deutsch zu lernen.

Nun galt es, dem Dekan von Abtei das großzügige Taschengeld zurückzuerstatten, das er dem Josef mitgegeben hatte. Darauf legte der Vater nämlich großen Wert. Der Dekan, „er war sehr studentenfreundlich“, erzählte dann aber von einer deutschen Schule in Brixen, die Josef Granruaz doch besuchen könnte. Der Vater, sonst ein sehr ruhiger und In seinem ersten Jahr in Brixen habe er praktisch überhaupt nicht geredet. Aber er habe einen unbändigen Willen zu lernen gehabt. Und er habe einen wirklich guten Freund kennengelernt: Leo Munter, später Dekan und Domkanonikus in Brixen, half ihm, die deutsche Sprache zu erlernen. „Der Leo hatte immer eine 10 in Deutsch.“ Tag für Tag gab er Josef Granruaz ein Thema, zu dem dieser schreiben sollte. Dann wurde korrigiert. te er von da an bei der großen Familie von Leo Munter, der von seiner Großmutter aufgezogen wurde, essen. „Ich wurde wie ein Familienmitglied behandelt, und das war sehr schön.”

Irgendwann kam dann eine schwere Glaubenskrise für den Bauernbub aus dem Gadertal, der sich mit einer unglaublichen Selbstdisziplin durch die Oberschulzeit bewegte, auf sich allein gestellt, weit weg von der Familie. Trotzdem ging er weiter täglich zur Messe, „und ich habe auch viel gebetet.“ Eine Periode des Atheismus, „einen Tag lang, vielTils, wiederum elf Jahre Dekan in Abtei und schließlich Pfarrer in Vahrn.

Über vier Jahrzehnte war Josef Granruaz außerdem als Religionslehrer in verschiedenen Oberschulen tätig. „Und ich habe mich sehr für die Jugend verwendet.” Über den Glauben nachdenken, gemeinsam mit den Jugendlichen, sie mit ihren Fragen ernst nehmen, „das zahlt sich immer aus.” Die Psalmen waren für ihn der Schlüssel zu den Herzen der Jugendlichen, „und die Musik von Bach mit ihrer kaum fassbaren Schönheit.” Er war Lehrer

in einer Zeit, in der vieles im Umbruch war, die „aufgewühlten Siebzigerjahre”, der drohende Kommunismus, das alles machte Angst. Trotzdem fand er sich in der Jugendarbeit aufgehoben. Den Glauben bezeugen und ihn eventuell verkünden – darum ging es ihm in all den Jahren. „Die Schulen bräuchten vielmehr Erzieher als Wissensvermittler“, sagt Josef Granruaz, der mit seinen 88 Jahren noch immer unterrichtet: „Eine Stunde pro Woche in der Oktava am Vinzentinum.“ Das Feuer brennt noch immer. Es gelte, die Schönheit eines Schulfaches zu entdecken und von der Lehrerpersönlichkeit zu lernen.

Josef Granruaz zieht zur Bekräftigung dieser Aussage das Gullibuch aus seinem wohlgeordneten Bücherregal. Das Gullibuch besteht zu einem Großteil aus Mitschriften zweier Schüler, die das Vergnügen hatten, bei Alfons Quellacasa (dessen Spitzname bei den Schülern „Gulli“ war) zwischen 1895 und 1903 Naturkundeunterricht am Gymnasium Brixen zu erhalten. Quellacasa stammte aus dem ladinischen Largazonei, weswegen er einige Probleme mit der deutschen Sprache hatte. Deswegen und weil er es verstand, seine Schüler „ganz einzigartig mit großer Güte zu tadeln“, ist das Gullibuch eine der humorvollsten Quellen zum Schulwesen der Jahrhundertwende.

Josef Granruaz hat das Gullibuch als Geschenk für seine Predigt zum 60-jährigen Priesterjubiläum seines Weggefährten Josef Innerhofer bekommen. „Die Predigt war wohl ein Erfolg“, meint er. Dabei sagt er von sich selbst, dass er ein schlechter Prediger sei: „Irgendwie war es den Leuten nie recht.“ Vielleicht waren seine Predigten aber auch nicht für das oberflächliche Zuhören geschaffen und ihre Tiefe erst in einem zweiten Moment erkennbar. Den eigenen Glauben zu bekennen, unverfälscht und offen, auf die Herzen der Menschen zu schauen und nicht in die bloße Nützlichkeit abzurutschen. „Es ist so schön, Priester sein zu dürfen.“

marlene.kranebitter@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

Foto: Oskar Zingerle

FOTOAKTION Hochzeiten im Corona-Jahr

z 2020 war wahrlich nicht das einfachste Jahr, um in den Ehehafen zu schippern: Weder konnten viele Gäste der Zeremonie beiwohnen, noch waren ausgelassene Feiern erlaubt. Während viele Hochzeiten aufgrund dessen verschoben werden mussten, gab es aber trotzdem Paare, die den Schritt in den Ehehafen wagten – wenn auch in kleinem Kreise. Unseren Lesern möchten wir auch heuer die Hochzeitsbilder der frischgebackenen Eheleute aus Brixen und Umgebung nicht vorenthalten – auch wenn es vermutlich weniger sein werden als in den vergangenen Jahren. Wer bei der alljährlichen Fotoaktion mitmachen möchte, kann sein Foto per E-Mail an fotoaktion@ brixner.info (Dateigröße mindestens 700 KB) senden. Dem Paar, dessen Foto die interne Jury überzeugt, winkt ein Gutschein für ein romantisches Candle-Light-Dinner. Einsendeschluss ist der 19. Februar 2021. Sofern es genügend Einsendungen gibt, werden die Fotos in der Märzausgabe des „Brixner“ abgedruckt. eh

M&M Menschen & Meinungen

IN EIGENER SACHE Zuwachs in der Redaktion

z Es ist nicht so, dass ihr Name den Lesern unserer Zeitschrift nicht bereits geläufig wäre, denn schließlich schreibt Anina Vontavon schon eine ganze Weile für den „Brixner“. Bis vor kurzem aber entstanden ihre Texte entweder in Essen, später in Bochum, und die letzten anderthalb Jahre recherchierte sie von Brüssel aus. Seit ein paar Wochen aber ist Anina wieder nach Brixen zurückgekehrt und nunmehr Teil unseres fixen Teams in der „Brixner“-Redaktion. Anina hat nach dem Sprachenlyzeum an den Oberschulen Fallmerayer an der Universität Verona Sprachen studiert, ist nach dem Bachelor 2015 nach Essen gezogen und hat dort in einem großen Technologiebetrieb erste Arbeitserfahrungen gesammelt. Danach absolvierte sie an der Ruhr Universität Bochum den Master in „European Culture and Economy“ inklusive eines Praktikums am Europäischen Parlament in Brüssel, das dazu führte, dass Anina seither eine glühende Verfechterin des europäischen Gedankens ist. Die Wochen in Brüssel haben es ihr angetan, weshalb sie nach Abschluss des Masterstudiums in einer Brüsseler Kommunikationsagentur im Bereich Social Media arbeitete. Unter anderem war sie zuständig für die englischsprachigen Accounts des Erdbeobachtungsprogramms „Copernicus“ der Europäischen Kommission. Jetzt kommt sie also „back to the roots“, was den Schreiber dieser Zeilen verständlicherweise ganz besonders freut. wv

kurz

notiert

Die Musiker der Band „Anger“, Julian Angerer und Nora Pider, erhalten für ihre künstlerischen Leistungen, mit denen sie außerhalb der Landesgrenzen aufmerksam machten, den Futura-Förderpreis. Dieser Preis wurde 1990 vom HGV und der Verlagsanstalt Athesia ins Leben gerufen. Lorenzo Franzelli hat sein Spezialitätengeschäft samt breitem Weinsortiment in der Regensburger Allee nach mehr als siebzigjähriger Familientradition abgegeben. Das Ehepaar Rabanser aus Lajen führt das Geschäft nun mit demselben Sortiment weiter. Die Stiftung Dolomiten Unesco besetzt den Direktorposten neu. Die bisherige Direktorin Marcella Morandini wird noch bis Februar am Stiftungssitz in Cortina tätig sein. Bewerbungen für die Direktoren-Stelle können bis 10. Februar eingereicht werden.

Ooops mein Hoppala

Foto: Andreas Tauber

LAMMento

Silvan Bernardi, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater

„Evi, hintn eini?“

Ich war mit dem Auto auf dem Weg ins Büro. Als ich die Kranebitter Straße hinunterfuhr, fiel mir eine Mutter mit ihrem Sohn auf. Mit Mütze, Mund-Nasen-Schutz und Brille erkannte ich meine vermeintlich langjährige Nachbarin erst, als ich an ihr vorbeigefahren war. Ich ärgerte mich, nicht angehalten und sie gefragt zu haben, ob ich sie ein Stück weit mitnehmen könnte. Einige Tage später sah ich sie an gleicher Stelle mit ihrem Sohn wieder. Dieses Mal wollte ich anhalten und sie auf der Rückbank mitnehmen – natürlich ordnungsgemäß mit Mund-Nasen-Schutz. Gesagt, getan! Ich stieg auf die Bremse, öffnete mein Seitenfenster und rief ihr, wie immer mit einem Spruch in petto, zu: „Evi, hintn eini?“ Die mir völlig unbekannte Frau drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen. Erschrocken wehrte sie ab und sagte mit einem zögerlichen Lächeln auf den Lippen: „No, äh, grazie!“ Sie merkte es wohl auch an meinem Gesichtsausdruck, dass es sich um eine peinliche Verwechslung handelte. Ich entschuldigte mich, stieg aufs Gaspedal und verschwand so schnell wie möglich.

Leser kochen für Leser

mmh!

Pressknödel

> Zutaten für 4 Personen, etwa 8 Knödel

150 g schnittfestes Weißbrot oder Knödelbrot 100 ml Milch 100 g Graukäse oder Bergkäse 2 Eier 1 EL Mehl 2 EL Schnittlauch oder Petersilie Salz 50 g Butter oder Öl Parmesan, Schnittlauch und Bachkresse zum Servieren

> Zubereitung

Das Brot in kleine Würfel schneiden, den Graukäse zerreiben und zusam-

Fotos: Günther Pichler

men mit der lauwarmen Milch, den Eiern, Mehl, Schnittlauch und Salz zum Knödelbrot geben. Die Masse gut durchkneten und etwa 15 Minuten ruhen lassen, zu runden Knödeln formen und mit der Hand flach drücken. In einer Pfanne Butter erhitzen und die Knödel auf beiden Seiten braun braten. In der Zwischenzeit reichlich Salzwasser in einem Topf zum Kochen bringen und die Pressknödel darin etwa 8 Minuten kochen lassen. Mit Rübensalat servieren.

Helmut Bachmann ist Buchautor von mehr als 80 Kochbüchern mit über 1,5 Millionen verkauften Exemplaren. Die Pressknödel sind seine Lieblingsknödel – besonders mit Rübensalat als Beilage. Das Rezept stammt aus seinem „Südtiroler Knödelkochbuch“.

Haben auch Sie ein besonderes Rezept, das Sie unseren Lesern nicht vorenthalten möchten? rezept@brixner.info

NICHTS!

„Dieses Jahr fängt ja gut an!“, sagt der Franz, während er das vierte Corona in sich hineinkippt. „Jetzt hab‘ ich mich eigens beim Weißen Kreuz als Freiwilliger angemeldet, damit ich geimpft werde, und jetzt – NICHTS!“ Du bist also doch nicht geimpft worden?, sag ich. „Doch“, sagt er, „aber ... die Wirkung ist eine einzige Enttäuschung!“ Aha, sag ich, bist du an Corona erkrankt? „Nein“, sagt der Franz, „ich bin ja geimpft. Aber Russisch kann ich immer noch nicht, verstehst du?“ Das liegt daran, sag ich, dass unser Impfstoff nicht aus Moskau kommt, sondern von Pfizer. Damit lernst du nicht automatisch Russisch, sondern kriegst einen Mikrochip von Microsoft eingepflanzt, mit dem die Weltherrscher dich steuern können, verstehst du? „Ach sooo“, sagt der Franz, „jetzt verstehe ich, warum ich nachts plötzlich von feuchten Träumen heimgesucht werde, bei denen dummerweise Bill Gates eine dominante Rolle spielt.“ Eben, sag ich. „Und durch diesen Mikrochip wirst du automatisch zum wandelnden 5G-Umsetzer. Das hat den Vorteil, dass du selbst im tiefsten Kellerloch telefonieren kannst“, sagt die Frieda grinsend. „Wirklich?“, fragt der Franz. „Und mit den Flugzeugen werden weltweit Chemtrails verbreitet, die verhindern, dass unsere Frauen schwanger werden. Davor kann man sich nur mit Alu-Hüten schützen. Neu dabei ist, dass man die Hüte aber jeden Morgen mit Gülle innen und außen einreiben muss, sonst verlieren sie ihre Wirkung“, erklärt die Frieda. Aha. Andererseits: Leute, die solchen Schwachsinn glauben, sollten besser nicht schwanger werden.

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