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Wirtschaft & Umwelt
AUFRÄUMARBEITEN NACH STÜRMEN Sichere Wanderwege
Gepflegte Spazierwege rund um Brixen, sichere Steige auf Almen und Bergen: Wandern macht nicht nur Spaß, sondern ist auch sicher. Viele Räder greifen ineinander, damit das so ist.
Die Schneefälle Ende November des vergangenen Jahres und noch stärker das Sturmtief „Vaia“ im Herbst 2018 haben in Südtirols Wäldern tiefe Spuren der Zerstörung hinterlassen. Umgestürzte Bäume haben viele Wander- und Spazierwege vom alpinen Gelände bis hinunter in die Talsohle unpassierbar gemacht. Doch die gute Nachricht gleich vorneweg: Rund um Brixen steht dem unbeschwerten Wandervergnügen nichts mehr im Wege. Bereits im Dezember wurde in der Talsohle und im Mittelgebirge mit den Aufräumarbeiten begonnen. Dabei wurden die Grundeigentümer von den Fachkräften der Brixen Tourismus Genossenschaft und der Gemeinde Brixen sowie der Forstbehörde unterstützt. „Aufgrund der weitreichenden Ausmaße der Unwetterschäden war es uns und der Gemeinde Brixen ein wichtiges Anliegen, die Grundeigentümer beim Freischneiden der Wege zu unterstützen, sofern es die Schneemenge
Inzwischen sind auch die Wanderwege und Steige im Gebirge wieder offen: „Alle Wege am Pfeffersberg sind begehbar“, bestätigt Martin Costadedoi, der Wegereferent der AVS-Sektion Brixen. Ähnliches berichtet auch Maurizio Ruaz, der Wegereferent des CAI Bressanone, vom Ploseberg: „Gut 95 Prozent der Wege sind begehbar. An wenigen Stellen sind Steige durch die Regenfälle der letzten Zeit beeinträchtigt worden.“
Mehrere Institutionen. Für das Netz an Wander- und Spazierwegen in und um Brixen sind seit 2016 mehrere Institutionen verantwortlich. Um die Wege in der Talsohle bis zu einer Höhe von etwa 1.000 Metern kümmert sich die Brixen Tourismus Genossenschaft. Für die ordentliche Instandhaltung von knapp 20 Kilometern Wegen auf dem Pfeffersberg ab der Höhe von Tils und für einen Teil des Pfunderer Höhenweges ist die AVS Sektion die AVS-Ortsstellen von Lüsen und Vahrn mit jeweils etwa 85 km oder in Mühlbach mit gut 110 Kilometern Wegenetz durchaus stark gefordert.
Viele Stunden Ehrenamt. In der Sektion Brixen begehen acht Wegepaten „ihren“ Weg mindestens zwei Mal pro Jahr, und zwar vor und nach der Wandersaison. Meistens sind sie jedoch öfters dort unterwegs und schauen nach dem Rechten. Zu den Aufgaben der Wegepaten gehören Markierungsarbeiten und kleinere Instandhaltungen, die in enger Zusammenarbeit mit dem Wegereferenten Martin Costadedoi erfolgen. Auch Müll entlang der Wege wird von ihnen eingesammelt. Über 150 Stunden ehrenamtliche Arbeit haben die Wegepaten der Sektion Brixen im vergangenen Jahr geleistet.
In der Ortsstelle Mühlbach waren es mehr als 160 Stunden, weiß Ortsstellenleiter Friedl Amort. Maurizio Ruaz hat die genaue werden, die von Facharbeitern bedient werden müssen. „Auch aus rechtlichen Gründen darf der AVS keine umgestürzten Bäume, die den Grundeigentümern gehören, entfernen. Es dürfen lediglich Äste weggeschnitten werden, um einen Weg zumindest wieder passierbar zu machen. Deswegen ist die Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern, der Forstbehörde und auch der jeweiligen Gemeinde unerlässlich für unsere Tätigkeit“, fügt Herbert Kircher, der Erste Vorsitzende der AVSSektion Brixen, hinzu. „Für die Aufräumarbeiten auf der Plose standen wir mit rund 90 Grundeigentümern in Kontakt“, erzählt Maurizio Ruaz. Man kann sich gut vorstellen, dass allein schon dadurch auch der organisatorische Aufwand enorm ist.
Zurück im Mittelgebirge. „Die größte Arbeit für uns fällt meistens im Frühjahr an“, weiß Vera Profanter zu berichten. „Alle Wege werden von unserem Mitarbeiter
Herbert Kircher, Vorsitzender AVS Brixen
und die Sicherheitsbedingungen im Wald zuließen“, unterstreicht Vera Profanter, die bei der Tourismusgenossenschaft für die Wanderwege verantwortlich ist, „schließlich boten gerade während des Lockdowns die Spaziergänge in der Natur den Brixnerinnen und Brixnern ein wichtiges Stück Erholung und trugen zur Lebensqualität bei.“ Brixen verantwortlich. Der CAI Bressanone betreut das dichte Wegenetz von rund 100 Kilometern auf dem Ploseberg.
Ähnlich ist die Situation in den benachbarten Gemeinden geregelt. In Mühlbach etwa werden Wege teilweise vom Tourismusverein, im hochalpinen Gelände hingegen von der Ortsstelle des AVS Mühlbach betreut. So sind Stundenzahl nicht im Kopf, doch rund drei Monate hätten die Aufräumarbeiten gedauert.
Bei der Instandhaltung der Wege stoßen die Wegereferenten der Alpenvereine verständlicherweise auch an ihre Grenzen, körperlich und rechtlich. Große Schäden oder umgestürzte Bäume können nur mit entsprechenden Maschinen und Geräten beseitigt Anton Gruber abgegangen. Gewisse Arbeiten, wie das Mähen von Gras, das Freischneiden von Gebüsch und Sträuchern oder auch das Öffnen der Wegerinnen fallen durchaus öfters im Jahr an.“ Gerade der viele Regen der letzten Monate lässt das Grün rasch wachsen. „Der Baumfall im Winter hat heuer gewiss zu einem erhöhten Arbeitspensum
NACH DEM RECHTEN SCHAUEN: Acht Wegepaten der AVS Sektion Brixen begehen „ihren“ Weg mindestens zwei Mal pro Jahr – vor und nach der Wintersaison
Markieren, instandhalten, Müll einsammeln: Auf den 88 Kilometern Wegenetz der Gemeinde Brixen gibt es viel zu tun
beigetragen.“ Auch die Brixen Tourismus Genossenschaft betreut ein ausgedehntes Wegenetz von 111 Kilometern in den Gemeinden Brixen, Vahrn und Franzensfeste. Davon liegen 88 Kilometer im Gemeindegebiet von Brixen. „Je nach Aufwand fallen jährlich 800 bis 1.000 Stunden Arbeitspensum an“, hat Vera Profanter die Zahlen gut im Blick. „Doch diese Arbeit macht sehr viel Freude“, unterstreicht sie, denn die Instandhaltung der Wege komme Einheimischen wie Gästen gleichermaßen zugute.
Anton Gruber schätzt es sehr, bei seiner Arbeit in der Natur zu sein. „Viele Menschen wertschätzen diese Arbeit und bedanken sich dafür“, zeigt sich Vera Profanter erfreut darüber, dass die gepflegten Wege nicht nur als Selbstverständlichkeit wahrgenommen werden. Schließlich sind gerade bei großen Schäden der Aufwand und die Kosten beträchtlich und die Unterstützung der Forstbehörde und des städtischen Bauhofs von großer Bedeutung.
Eine neue Brücke. Neben umgestürzten Bäumen können starke Regen- und Schneefälle durchaus auch andere Schäden anrichten, zum Beispiel an Beschilderungen und Sitzbänken. Steinschläge können Haltegriffe oder Drahtseilsicherungen lockern oder beschädigen. „Für künstliche Hilfsmittel, die der AVS an den Wegen anbringen lässt, zeichnet der AVS auch verantwortlich“, weiß Herbert Kircher. Dass das Überprüfen solcher Hilfsmittel somit ebenso zu den Aufgaben der Wegereferenten gehört, versteht sich von selbst. Erst vor wenigen Wochen bauten Freiwillige der Ortsstelle Mühlbach eine neue Brücke oberhalb der Brixner Hütte auf: Die alte hatte den Schneemassen des vergangenen Winters nicht standgehalten.
Herausforderungen am Berg. Vandalismus und zurückgelasse-
BIST DU AUF DER SUCHE?
ner Müll trüben leider vermehrt die Bergfreude. Ein dringendes Problem spricht Vera Profanter von der Brixen Tourismus Genossenschaft an: „Leider werden immer wieder Beschilderungen mutwillig zerstört und vor allem die italienischsprachigen Namen durchgestrichen oder übermalt.“ Dieses leidige Problem kennt auch Maurizio Ruaz. „Die Beschilderung in den Bergen geht auf das mehrjährige Wegeprojekt der Landesleitung des AVS zurück, das vor knapp zehn Jahren abgeschlossen wurde“, erzählt Herbert Kircher, und er fügt nicht ohne Stolz hinzu: „Im Zuge dieser Arbeiten wurden die Schilder auch mit den jeweiligen GPS-Daten versehen – einem Extra, das in den Bergen überlebenswichtig sein kann.“
Auch das Thema der Eigenverantwortung spielt in der Natur eine Rolle – sowohl auf den Wegen in der Talsohle als auch auf den Steigen im hochalpinen Gelände. Wer sich in der Natur bewegt, sollte entsprechend achtsam und – vor allem in den Bergen – auch passend gekleidet und ausgerüstet sein.
Martin Costadedoi liegt noch etwas anderes auf dem Herzen. Er beobachtet, dass in den letzten Jahren vor allem die Zahl der achtlos weggeworfenen Papiertaschentücher stark zugenommen hat. „Leider verrotten die Papiertaschentücher, anders als etwa Klopapier, nur sehr langsam. Sie gehören definitiv nicht in die Natur.“
Alle Wegereferenten wünschen sich mehr Respekt für die Natur. Und sie wünschen sich mehr Gemeinschaftssinn, um die Schönheit der Landschaft und das ungetrübte Wander- und Bergvergnügen zu erhalten.
johanna.bampi@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
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„Viel kurioser noch ist Brixen …“
… schrieb Otto Julius Bierbaum in seinem Autoreisebuch 1903. Er ist nur einer von vielen illustren Gästen, die in Brixen Halt machten – für eine Nacht oder auch für länger.
Im Hotel Elephant erinnern noch heute zwei großformatige Tafeln an illustre Gäste vergangener Zeiten
Otto Julius Bierbaum reiste bereits mit dem Auto – und lenkte dieses selbst. Zusammen mit seiner Frau machte er sich in seinem Adler Cabriolet mit für heutige Verhältnisse bescheidenen acht PS auf den Weg von Deutschland über Prag und Wien nach Italien. Die Reise führte über den Brennerpass und damit auch durch das Eisacktal. Seine Eindrücke hielt Bierbaum im Buch „Eine empfindsame Reise im Automobil“ fest. Es gilt als das erste Autoreisebuch der deutschen Literatur – zu einer Zeit, als es noch kaum Autos gab.
Doch schon lange bevor der Autoreiseverkehr einsetzte, war die Route über den Brenner eine der am meisten begangenen Strecken nach Italien: Könige und Kaiser, Pilger und Handelstreibende, Adelige, Besitz- und Bildungsbürger, Schriftsteller und Künstler. Die Motive für die Reisen waren und sind verschieden, der Anspruch an die Unterkünfte ebenso wie die Fortbewegungsmittel von der Postkutsche über die Eisenbahn bis hin zur Fahrt im eigenen Auto.
Gasthäuser mit Tradition. „Auch lockte uns hierher der Elefant, dieses berühmteste aller Tiroler Gasthäuser“, notierte Otto Julius Bierbaum, der sich für eine Übernachtung im inzwischen mehr als 450 Jahre alten Hotel entschied. Die Gästebücher dieses Brixner Traditionshauses listen zahlreiche Vertreter der Hocharistokratie und – im 19. Jahrhundert – vermehrt Künstler und Bildungsbürger. Für das Hotel Goldener Adler, das ebenso seit mehr als 500 Jahren Reisenden Unterkunft und Speis und Trank bietet, haben sich keine Gästebücher erhalten. Doch auch dieses Haus fand Eingang in die Reisenotizen und -tagebücher illustrer Gäste. So schrieb etwa der französische Schriftsteller und Philosoph Michel de Montaigne im Jahr 1580 über seinen Besuch in Brixen: „Wir sahen zwei schöne Kirchen und wohnten sehr gut im Adler.“
Überliefert ist auch der Besuch von Cosimo III. de Medici, dem späteren Großherzog von Toskana, der am 6. November 1667 im Goldenen Adler übernachtete. In Brixen selbst besichtigte er den Dom, die Pfarrkirche, das Kapuzinerkloster und das Klarissenkloster. Da der Erbprinz inkognito und mit „nur“ 65 Personen reiste, zog er vermutlich den Gasthof der standesgemäßen Unterkunft in der Hofburg vor. Die Räte des Fürstbischofs ließen jedoch Forellen und Landwein in den Goldenen Adler bringen. Illustre Gäste. Im Jahr 1769 kam Kaiser Joseph II. auf seinen Reisen auch nach Brixen und zog ebenfalls einen Gasthof der standesgemäßen Hofburg vor: Als „Graf von Falkenstein“ bewohnte er ein Zimmer im Hotel Elephant. Bis heute hält sich in Brixen die Anekdote, dass der hohe Gast sich erst bei seiner Abreise durch das auffallend hohe Trinkgeld verraten habe. Joseph II. gab sich als aufgeklärter Herrscher und reiste mit kleinem Gefolge – ein für die damalige Zeit durchaus neuer Zug. Auf seinen Reisen suchte er nicht Unterhaltung, Bildung oder Zerstreuung, sondern er verstand sie als Inspektionsreisen und als Inspiration für Reformen, und er verzichtete gerne auf die aufwändigen Zeremonien, die eine offizielle Reise mit sich gebracht hätte. Ein ganz anderes Ziel hingegen verfolgte der bayrische Kurprinz
Dr. Otto von Guggenberg begleitet Erzherzog Karl auf einem Spaziergang nach Elvas im Jahr 1903
Karl Albrecht, als er im Dezember 1715 nach Brixen kam. Seine Italienreise hatte auch politische Gründe, und schon in Brixen kam es trotz strenger protokollarischer Vorgaben zu einer ersten Verstimmung: Karl Albrecht hatte sich gewünscht, mit dem Prädikat „Durchlaucht“ angesprochen zu werden, was ihm der Gastgeber in der Hofburg, Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl, verweigerte. Dieser bestand darauf, seinen Gast mit „Euer Liebden“ anzusprechen, wie er es zuvor beim Besuch des dänischen Königs Friedrich IV. oder des Kurprinzen Friedrich August II. von Sachen getan hatte. Karl Albrecht lenkte schließlich ein und konnte die reiche Festtafel und die musikalischen Darbietungen zu seinen Ehren doch noch genießen.
Ein besonderer Kaiserbesuch. Im Jahr 1832 reisten Kaiser Franz I. von Österreich und Kaiserin Karoline Auguste nach Tirol – zusammen mit dem Bruder des Kaisers, Erzherzog Rainer, und dessen Frau Maria Ludovica. Der „Bote von Tirol und Vorarlberg“ beschrieb die Reise in mehreren ausführlichen und – was im Hinblick auf die damalige Zensur nicht verwundert – allzu patriotischen Berichten: „Schöne Festtage der Ergebenheit“ standen der Stadt Brixen bevor, „in denen sich die alten tirolischen Gefühle der Anhänglichkeit an das österreichische Herrscherhaus im rührenden Abglanze zeigten“.
Von Niederdorf kommend, erreichten die Gäste am 22. Juni 1832 zur Mittagszeit Brixen, wo sie mit Böllerschüssen und dem Läuten der Kirchenglocken empfangen wurden. Die Stadt hatte sich herausgeputzt, die einzelnen Gassen waren geschmückt, eine große Menschenmenge erwartete die Majestäten. Vor dem Hotel Elephant, in dem die Gäste Quartier nahmen, standen Kinder mit Blumenkränzen, die Landesschützen und die Brixner Bürgergarde hielten dort Wache. Jeden Abend versammelten sich auf dem Platz vor dem Hotel Schaulustige und musizierende „Hrn. Theologen“, um dem Paar zuzujubeln, wenn es sich am Fenster zeigte.
Das Programm für die Tage in Brixen war eng getaktet und ließ dem Kaiserpaar kaum Spielraum für persönliche Interessen oder Vorlieben. Am Sonntag besuchten das Kaiserpaar und das Erzherzogspaar den Festgottesdienst im Dom, der von Bischof Bernhard Galura zelebriert wurde. Danach folgte der Besuch von karitativen und schulischen Einrichtungen – zum Beispiel das Taubstummeninstitut, das damals im Auenhaus untergebracht war. Der Kaiser besuchte außerdem das Fürstbischöfliche Seminar, die Kaiserin hingegen die Mädchenschulen der Englischen Fräulein und der Tertiarschwestern, wo sie „die Lehrerinnen zum Eifer und zur Ausdauer in ihrem mühevollen, aber nützlichen Berufe“ ermunterte.
Der Kaiserstein in Spinges. Am folgenden Morgen brachen der Kaiser und Erzherzog Rainer zu einem Besuch in Spinges auf. Dass gerade dieses kleine Bergdorf auf dem Programm stand, hing selbstverständlich mit der jüngsten Geschichte zusammen. Die Erinnerungen an die Schlacht von Spinges am 2. April 1797, an die Freiheitskriege und die Brandschatzungen der Franzosen im Dezember 1809, überhaupt an das Leid und die Entbehrungen dieser unruhigen Jahre, waren schließlich noch lebendig.
In Spinges wurden die Gäste von den Schützen aus Spinges, Rodeneck, Vals, Mühlbach, Weitental und Pfunders empfangen. Ein Pavillon schützte den hohen Besuch vor der Sonne. Drei Männer aus Spinges hatten die Ehre, dem Kaiser von ihren Erlebnissen in der Schlacht zu erzählen. Als Andenken an diesen Besuch erhielt ein Granitfindling im Wald unterhalb des Dorfes den Namen „Kaiserstein“ oder, wie es die Zeitung in patriotischen Worten formulierte: „Dem späten Enkel die Feier dieser herzlichen Stunde aufzubewahren, ist in einem Felsenblock dort der Tag eingehauen worden, an welchem der Kaiser diesen Berg bestieg und an welchem die tapferen Todten von Spinges ein solches ehrenvolles Gedächtniß erhielten.“
Die Kaiserin hingegen machte das militärische Programm nicht mit: Sie wurde in Brixen auf die Maulbeerbaumplantage von Leopold von Bisdomini und dessen Seidenproduktion aufmerksam gemacht. Tags darauf reisten die Gäste nach Bozen und Meran weiter.
Warum gerade Brixen? So verschieden die Reisenden waren, so unterschiedlich mag auch ihre Motivation gewesen sein, in Brixen Halt zu machen. War über Jahrhunderte in erster Linie Italien das Sehnsuchtsland der Reisenden und Brixen auf dem Weg dorthin ein notwendiger Stopp, um die Pferde zu wechseln oder die Nacht zu verbringen, so etablierte sich Tirol mit seinen Bergen im 19. Jahrhundert zunehmend selbst als Reiseziel – nicht zuletzt dank englischer Touristen.
Zunächst waren es neben Handelstreibenden weiterhin vor allem Mitglieder der Hocharistokratie, die auf ihren Reisen zwischen Italien und Wien oder München in Brixen Halt machten. Kronprinz Ludwig von Bayern etwa übernachtete im Mai 1818 auf der Heimreise nach München im Hotel Elephant, wo er sich kurzerhand als Taufpate für den neugeborenen Sohn der Wirtsleute anbot. Leider überlebte der Säugling die Abreise seines Paten nur um wenige Tage.
Rasch nahm jedoch die Zahl reisefreudiger Bürger und Künstler zu. So finden sich in den Gästebüchern des Hotel Elephant etwa der Brauereibesitzer Georg Pschorr oder die Maler Franz Richard Unterberger und Matthias Schmidt. Der in Brixen lebende Bildschnitzer Christian Thöni traf sich dort mit seinem früheren Studienkollegen Franz Defregger zu einem kollegialen Austausch, bei dem wohl auch die Weichen für die spätere Übersiedlung der Fa-
milie Thöni nach München gelegt wurden – der Sohn Eduard Thöny, geboren in der Runggadgasse und selbst ein bekannter Künstler, wuchs in Folge in München auf und wohnte auf seinen Reisen später selbst oft im selben Hotel. Nicht immer war ein Aufenthalt in Brixen ganz freiwillig, wie im Falle von Henrik Ibsen, der zusammen mit seiner Frau Suzannah und seinem Sohn Sigurd auf der Heimfahrt vom Sommeraufenthalt in Gossensaß nach Rom im Hotel Elephant Unterkunft fand. Wegen der Überschwemmungen im Vormonat war an eine Weiterreise mit schwerem Gepäck nicht zu denken, da Eisenbahnschienen fortgeschwemmt und Straßen seinem Erzieher Graf Georg Wallis in den Jahren 1903 bis 1905 wiederholt bei Guggenberg zur Kur weilte. Ein Kuraufenthalt bedeutete für einen jungen Erzherzog keineswegs nur Vergnügen. Neben dem medizinischen Programm und den vorgeschriebenen Spaziergängen widmete er sich seinen Studien. Darüber hinaus fand er, wie Zeitungen berichten, auch Zeit für Ausflüge zu Fuß, mit dem Rad und mit dem Wagen in die Umgebung von Brixen, ging in Natz und St. Andrä zur Jagd, spielte Tennis und suchte Antiquitäten in den Ortschaften rund um Brixen. Im September 1903 besuchte Erzherzogin Maria Josefa ihren Sohn Karl in Brixen. Fasziniert von der
Brixen um 1850: Weinreben und ein lieblicher Blick auf den Eisack und die Bischofsstadt überraschten Reisende, die von Norden kamen
kaum passierbar waren. Dem „netten Brixen in vollem Sommer zwischen den Weinbergen“, wie Ibsen am 23. Oktober 1882 in einem Brief schrieb, konnte der norwegische Schriftsteller jedoch durchaus Positives abgewinnen.
Ganz anders sah das bekanntlich Karel Havlícek Borovský, der sich während seines Exils mit dem Tiroler Naturell nur sehr schwer anfreunden konnte und hierzu bekanntlich durchaus derbe Formulierungen fand.
Zur Kur in Brixen. Im Jahr 1890 eröffnete Kurarzt Otto von Guggenberg dann die Wasserheilanstalt Guggenberg, die nun eine neue Gästeschicht nach Brixen zog: die Kurgäste. Vom wachsenden Tourismus in der Stadt am Eisack profitierten auch die bestehenden Gasthöfe und Hotels, und neue wurden eröffnet, wie das Hotel Gasser oder das Hotel Central.
Einen engen Bezug zu Brixen hatte der spätere Kaiser Karl I., der als Erzherzog zusammen mit Kunst der Grödner Holzschnitzer, nahm sie zusammen mit Karl beim Brixner Bildhauer August Valentin einige Stunden Unterricht in der Holschnitzerei. Außerdem besichtigte die Erzherzogin den Dom, den Domschatz und das Diözesanmuseum.
An den Kunstschätzen der Bischofsstadt fanden auch Otto Julius Bierbaum und seine Frau Gefallen: „Wir wollten Brixen nicht verlassen, ohne dem Kreuzgang einen Besuch abgestattet zu haben. (…) Die Fresken des Kreuzgangs sind überaus kostbare Reliquien der Malerei des Mittelalters, von der man hier einen sehr starken Eindruck empfängt, als Ganzes von einer großen dekorativen Wirkung und im einzelnen köstlich reich an malerischen und poetischen Werten.“ All das ist für viele Besucherinnen und Besucher von Brixen auch heute noch einen Stopp im Eisacktal wert.
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BRIXEN Lärmschutzwände am Bahnhof
Foto: Oskar Zingerle
z Am Brixner Bahnhof entlang der Brennerbahnlinie entstehen derzeit neue Lärmschutzwände, die vom Bahnhofsgelände bis zur Unterführung an der Bahnhofstraße/Feldthurner Straße reichen. Das Projekt ist Teil einer Vereinbarung zwischen dem Land Südtirol und dem italienischen Schienennetzbetreiber RFI und soll bis zum Spätherbst fertiggestellt sein. Die bis zu 3,5 Meter hohen und knapp 400 Meter langen Infrastrukturen sollen zudem im Rahmen der Initiative „Kunst am Bau“ optisch aufgewertet werden. Bürgermeister Peter Brunner zeigt sich zufrieden, dass die von den Anwohnern langersehnten Lärmschutzwände nun gebaut werden: „Damit erreichen wir, dass es im Bahnhofsbereich weniger Lärm und dafür mehr Lebensqualität gibt.“ Das neue Mobilitätszentrum am derzeitigen Bahnhof befindet sich in Bauphase und wird durch EU-Gelder finanziert – der „Brixner“ berichtete ausführlich in der Ausgabe 373. av
W&U Wirtschaft & Umwelt
BRIXEN Neuer HGV-Obmann
z Moritz Neuwirth ist der neue Obmann des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) der Ortsgruppe Brixen. Er tritt die Nachfolge von Markus Knapp an, der sich für das Amt nicht mehr zur Verfügung stellte. Im Rahmen der vor Kurzem stattgefundenen Ortsversammlung wurde auch der Ortsausschus neu gewählt. Neben dem Ortsobmann setzt sich dieser aus Felix Taschler, Christian Goller, Stefan Hinteregger, Teresa Pichler, Werner Hinteregger, Alexander Thaler, Verena Noflatscher, Patrick Moret und Christoph Mayr zusammen. Moritz Neuwirth bedankte sich nach der Wahl für das große Vertrauen und freute sich, dass es gelungen sei, einen sehr ausgewogenen Ausschuss zu bilden, in dem alle Sektoren und alle Gebiete vertreten sind. Im Rahmen der Ortsversammlung, an der unter anderem auch HGVPräsident Markus Pinzger und Bezirksobmann Helmut Tauber teilnahmen, wurde zudem über die Herausforderungen der letzten Monate gesprochen. Außerdem stellte die Brixen Tourismus Genossenschaft das bisher geplante zukünftige Veranstaltungsprogramm vor. av
kurz
notiert
Das Ausführungsprojekt für die
Sanierung der Gemeindestraße
Mellaun wurde genehmigt. Gleich nach der Abzweigung von der Plosestraße Richtung Mellaun sind mehrere Ausweichstraßen geplant. Die Bauarbeiten für das 547.000 Euro teure Projekt starten im September. Beim Ortsausgang von Kranebitt werden zwei neue Bushaltestellen samt zugehörigen Gehsteigen, Zebrastreifen und Fahrbahnteilern errichtet. Das Ausführungsprojekt ist bereits genehmigt; die Finanzierung sollte im nächsten Jahr feststehen. Dann können die Bauarbeiten beginnen. Südtirol zeichnet sich derzeit durch die schlechte Entwicklung bei der Beschäftigung aus: Die Arbeitslosenquote in Südtirol stieg um 0,9 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent im Jahr 2020. Die Südtiroler Arbeitslosenquote liegt weiterhin unter dem Durchschnitt der EU bei 7,1 Prozent.
Wo befi ndet sich der hl. Christophorus mit Hut?
Von zahlreichen Kirchen unserer Täler schauen überlebensgroße Christophorus-Darstellungen ins Land. St. Christophorus gilt als Patron der Reisenden, und da hatte er in einem Land wie dem unseren viel zu tun. Hier herrschte nämlich seit dem Mittelalter ein lebhafter Durchzugsverkehr mit zahlreichen Gefahren im Sommer wie im Winter. Die Größe der Darstellungen mag nicht nur an seine Gestalt als Riese erinnern, sondern auch im Glauben begründet sein, dass tagsüber von einem plötzlichen Tod bewahrt wird, wer am Morgen das Bild des hl. Christophorus von nah oder fern angeschaut hat. Ein besonders schönes Exemplar dieses Heiligen entstand um 1340 im Innenraum der altehrwürdigen Johanneskirche in Brixen. Das fast schon erwachsene Christuskind sitzt auf der linken Schulter und hält sich mit der Hand im rotbraunen Haar des Riesen, der sich unbeschwert von der ihm aufgebürdeten Last in vornehmer Kleidung dem Betrachter zuwendet. Einmalig ist wohl seine Kopfbedeckung! In der rechten Hand hält er den Stab, der mit seinen Wurzeln und der Blattkrone wie ein Baum aussieht und zu den Attributen des Heiligen gehört. Fast zur selben Zeit entstand auch im Inneren der Burgkapelle von Schloss Tirol eine Christophorus-Darstellung.
Anregungen: redaktion@brixner.info
BRIXEN Neues Parkleitsystem
z Seit einigen Tagen verfügt Brixen über die ersten Anlagen des lange angekündigten Parkleitsystems, an das inzwischen die drei durch Schrankenanlagen verwalteten Parkstrukturen angeschlossen sind: das Parkhaus Dantestraße (650 Parkplätze), der Parkplatz Priel (derzeit 291) und das Parkhaus Rosslauf (90). Autofahrer sehen an Leuchttafeln an den Stadteinfahrten, bei der Ausfahrt am Mittelanschluss und bei den jeweiligen Zufahrten zu den Parkmöglichkeiten, wie viele frei Parkplätze jeweils verfügbar sind. „Damit vermeiden wir Parksuchverkehr“, sagt Mobilitätsstadtrat Thomas Schraffl, „durch die Anzeigen können wir die Verkehrsflüsse lenken, damit die Autofahrer auf dem kürzestmöglichen Weg einen Parkplatz finden.“ Einige Probleme stellt die enge Einfahrt bei der neuen Schrankenanlage der Parkgarage Rosslauf am sozialwissenschaftlichen Gymnasium dar: „Die Position der Schranke ist nicht optimal, aber aus verschiedenen Gründen ging es nicht anders“, erklärt der Leiter der technischen Dienste, Alexander Gruber, „wir werden jedoch versuchen, die Problematik durch entsprechende Bodenmarkierungen zu entschärfen.“ Die Gemeinde habe immer den Anspruch, qualitativ hochwertige Situationen zu schaffen: „Bei Neuplanungen ist das möglich, bei bestehenden Infrastrukturen müssen wir aber manchmal Kompromisse eingehen.“ In Zukunft werden auch der gerade im Bau befindliche Parkplatz am Bahnhof sowie das Parkhaus Stufels in das System eingebunden werden: „Eine Schrankenanlage ist dort bereits geplant.“ Das Parkhaus Dantestraße wird übrigens 2024 in das Eigentum der Gemeinde übergehen; es ist davon auszugehen, dass es dort dann einige strukturelle Verbesserungen geben wird. wv
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Wirtschaft & Umwelt NACHGEFRAGT „Es wäre ein Trauerspiel ...“
DANIEL ALFREIDER, Landesrat für Infrastruktur und Mobilität, über den kürzlich erfolgten und für Südtirol enttäuschenden Vorschlag des Verkehrs- und Tourismusausschusses im EU-Parlament zur Eurovignette.
Herr Alfreider, in Brüssel gibt es jetzt einen konkreten Vorschlag zur Eurovignette.
Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass es vor allem aus ökologischer Sicht sinnvoll ist, auf die Eisenbahn zu setzen, wir aber bis zur Fertigstellung des BBT auch schnelle Lösungen zur Reduzierung des LKWVerkehrs auf der Autobahn brauchen. In Brüssel blieben die Forderungen nach Maßnahmen aber immer ungehört. Der nunmehrige Vorschlag des Verkehrsausschusses ist eine sehr schwache Antwort auf unsere Anregungen. Meiner Meinung nach müsste man das Verursacherprinzip anwenden: Wer mit einer alten Dreckschleuder unterwegs ist, sollte erheblich mehr Maut zahlen als jemand, der mit einem umweltfreundlichen LKW fährt. Dass der derzeitige Vorschlag zur Eurovignette dieses Prinzip nicht vorsieht, ist eine herbe Enttäuschung.
Österreich hat als Nationalstaat Einschränkungen eingeführt.
Ja, aber die EU-Kommission reagierte auch darauf nicht. Ich glaube nicht, dass Konfrontation der sinnvollste Weg ist; lösungsorientierte Zusammenarbeit führt zu besseren Ergebnissen. Aber ich muss leider feststellen, dass alle unsere bisherigen Vorschläge in Brüssel ignoriert wurden.
Fazit?
Wir können nur weiterhin versuchen, in Europa Verbündete zu suchen. Solange Deutschland und Italien aber dieselbe Linie fahren, ist das sehr schwierig. In Sachen Eurovignette erhoffe ich mir aber schon, dass das EU-Parlament noch einige Verbesserungen durchsetzen kann – die Abstimmungen stehen ja noch an. Es wäre ein Trauerspiel, wenn der derzeitige Vorschlag das letzte Wort Brüssels wäre.
willy.vontavon@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info
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Jeden Montag 9–12 Uhr Sanitätshaus Vita Plus, Regensburger Allee 14 – Atrium Jeden Freitag 9–11 Uhr Apotheke am Rosslauf, Am Schalderer Bachl 22