Unterwegs 1110

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Editorial

Die Mitarbeiter- & Kundenzeitschrift von Brüggli Ausgabe Nummer 24, November 2010

Heavy Metal

Klimaneutral

Integration

André Thöny: Mit brachialer Musik gegen das Tourette-Syndrom

Printagentur: Mit neuen Angeboten für ein besseres Klima

Arbeitsassistenz: Mit gutem Draht zur freien Wirtschaft

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Inhalt

Heavy Metal André Thöny hat das Tourette-Syndrom. Heavy Metal und seine Band, in der er als Bassist wirkt, machen ihm den Umgang mit der Krankheit leichter. Seine Geschichte zeigt: Nichts ist unmöglich.

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18 Klimaneutral

03 04 06 07 08 12 16 17 17 18 19 20 21 22 24 25 28 30 32 34 36 38 41 42 43

Editorial: «Unterwegs» für die Musik und das Klima Handlungskompetenz: Ich kann mehr als ich weiss Nachgefragt: Die ersten Eindrücke der Neuen Nachgefragt: Und die Tipps der Ausgebildeten Wie alles begann: Die Brüggli-Geschichte, Teil 2 Heavy Metal statt Tourette-Syndrom Aussensicht: Strenger, aber freier Aussensicht: Der Prüfungsexpertin gefällt's im Brüggli Printagentur: Das Ende einer Ära Printagentur: Klimaneutral drucken, vorbildlich handeln Printagentur: «Klimaschutz kennt keine Landesgrenzen» Zehn Fragen an ... Freunde im Exil: Die Praxisfirma LAC trading SF bi de Lüt: Jessy goes TV Neulich auf dem Klo: Wie Brüggli Trinkwasser spart Freizeit ist das halbe Leben: Auf ins gelobte Land Impressionen: Die vier Elemente Miriam Studer: Via Brüggli in die freie Wirtschaft Musik als Heilmittel Projektarbeit trotz Hörbehinderung Ein Tag in der Brüggli-Wäscherei Dies & Das Rätsel Brückenschlag: Die Gartengalerie R. Sager Jubilarinnen und Jubilare

Impressum

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Redaktion: Satz, Bild: Titelbild: Druck, Auflage: Herausgeber:

Michael Haller, Daniel Köppel Jessica Gmünder, Printagentur by Brüggli Pascale Munz, Fotostudio am See Printagentur by Brüggli, 1300 Ex. Brüggli, 8590 Romanshorn, www.brueggli.ch


Editorial

«Unterwegs» für die Musik und das Klima «Was halt so im Radio läuft», antwortet Harry auf eigenwilliger Musikgeschmack, Bassist in der die Frage, welche Musik er am liebsten hört. Er Band «The Uprising», ist deswegen aber noch mag alles und nichts. Nur den Heavy Metal hat lange keiner, den Harry fürchten muss. Machen er auf dem Kicker, «den Lärm, die langen Haare, wir uns nichts vor: Eher gefriert die Hölle, als die Tätowierungen.» – «Harry, Du bist indifferent, dass Harry im Stakkato zu Andrés Musik mitwippt. Aber vielleicht kann tu nicht alle in dieselbe er ein bisschen besser Schublade. Wo Lärm Wo Lärm draufsteht, verstehen, was der Reiz draufsteht, muss noch an verzerrten Gitarren, lange nicht Krach drin muss noch lange nicht treibenden Drums und sein», sage ich ihm. Krach drin sein. brüllenden Stimmen ist. Aber Harry ist unerbittFast wichtiger ist allerlich. Irgendwie kann ich ihn sogar verstehen, vordergründig. Denn die dings ein anderer Aspekt: André Thöny hat nämMusik, um die es in diesem Heft geht, eckt an und lich das Tourette-Syndrom und seine Musik hilft verlangt eine klare Meinung: Mag sie oder lasse ihm, damit klarzukommen. Mit Heavy Metal gegen sie sein. Und die Leute, die sich ihr hingeben, ge- das Tourette Syndrom, das klingt verrückt, aber hören eher nicht zu jenen, mit denen Otto Normal- der Bericht, den Daniel Köppel über André Thöny geschrieben hat, zeigt uns: Nichts ist unmöglich. bürger das Fondue teilen möchte. Heavy Metal statt Tourette-Syndrom Harry sollte sich mal mit André Thöny, angehender Arbeitsagoge im Brüggli, unterhalten. Der erfüllt zwar alle Klischees: lange Haare, Tätowierungen,

Drucken mit gutem Gewissen Um einen Ausgleich ganz anderer Art geht's beim klimaneutralen Drucken, welches in der Printagentur von Brüggli neu im Angebot ist. Klimaneutral drucken heisst, die Belastungen, die bei der Drucksachenherstellung entstehen, durch Investitionen in Klimaschutzprojekte zu kompensieren. Das kostet nicht alle Welt und hat erst noch einen Nutzen, gegen den selbst Harry nichts einzuwenden hat. Heavy Metal und Klimaschutz: Das sind zwei von vielen Themen in diesem «Unterwegs», die gemeinsam die bunten Seiten von Brüggli ausmachen, wie immer unter dem Leitspruch: Vielfalt statt Einfalt.

» Michael Haller

Kommunikationsverantwortlicher

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Lernen

Handlungskompetenz: Ich kann mehr als ich weiss Im folgenden Artikel möchte ich aufzeigen, wie wichtig nebst den fachlichen Anforderungen an Lernende auch die überfachlichen Kompetenzen sind. Gerade im Hinblick darauf, nach der Ausbildung mehr Chancen auf eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt zu haben. Jede und jeder Lernende hat für den Ausbildungs- Sein eigenes Profil kennen beruf einen Bildungsplan, ein Ausbildungspro- Wenn wir die Stelleninserate in der Zeitung gramm oder einen Modelllehrgang. Darin sind oder im Internet genau betrachten, erkennen wir vom entsprechenden Berufs- oder Branchenver- sehr schnell, dass ein Stellenbewerber nebst der fachlichen Kompetenz band alle Leistungszie(Logistiker, Koch, Sachle oder AusbildungsHandlungskompetenz bearbeiter usw.) immer punkte aufgeführt, die auch persönliche und zu einer erfolgreichen ist wesentlich mehr soziale Anforderungen Ausbildung gehören. als fachliche Kompetenz. erfüllen muss. Jeder Wir wissen aber, dass Betrieb, der eine Stelle Fachkompetenz allein nicht genügt, um in einem Arbeitsumfeld bestehen ausschreibt, erstellt ein Stellenprofil, welches die zu können. Handlungskompetenz ist das Schlüs- Anforderungen an einen Bewerber klar aufzeigt. selwort, das uns weiterbringt. Darunter verstehen Und der Bewerber muss sein eigenes Profil sehr wir die Fähigkeit eines Einzelnen, sich in berufli- genau kennen, um abschätzen zu können, ob er chen, gesellschaftlichen und privaten Situationen die Fähigkeiten für dieses Stellenprofil mitbringt. sachgerecht, durchdacht und sozial verantwortlich Wenn ihm entscheidende Fähigkeiten fehlen, bleibt seine Bewerbung in der Regel erfolglos. zu verhalten.

Kann er aber die meisten Erwartungen abdecken und diese auch mit Zeugnissen ausweisen, steigen die Chancen auf eine Anstellung erheblich. Was sind fachübergreifende Fähigkeiten? Fachübergreifende Fähigkeiten sind Eigenschaften, welche in allen Lebensbereichen wichtig sind. Wenn ich beispielsweise in der Familie einen respektvollen Umgang pflege, so wird mir das auch in der Zusammenarbeit mit Mitarbeitern, Kunden und Vorgesetzten gelingen. Wenn ich aber Schwierigkeiten mit der mündlichen Kommunikation habe oder ein launischer Mensch bin, so bewerbe ich mich nicht für eine Stelle mit direktem Kundenkontakt am Telefon oder an einem Schalter. Und wenn ich gerne mit anderen Menschen zusammenarbeite, wird für mich nur eine Stelle in einem Arbeitsteam und kein Einzeljob infrage kommen.


Lernen Handlungskompetenz

Fachkompetenz

Sozialkompetenz

Methodenkompetenz

Sozialkompetenz

Ausbildungsstand

Teamfähigkeit / Konfliktfähigkeit

Arbeitstechnik

Selbständigkeit / Eigenverantwortung

Arbeitsqualität

Zusammenarbeit

Vernetztes Denken und Handeln

Zuverlässigkeit / Belastbarkeit

Arbeitsmenge /  Arbeitstempo

Information und Kommunikation

Umgang mit Mitteln / Betriebseinrichtung

Umgangsformen

Umsetzung der Berufskenntnisse

Kundenorientiertes Handeln

Lern- und Arbeitsstrategie

Motivation

Wie kann ich vorgehen? Wissen, wohin man will Die einzelnen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu Am Arbeitsplatz kann ich dem Berufsbildner kennen ist ein erster Schritt. Dann wird es wich- sagen, dass ich beispielsweise meine Kommunitig sein, mich selber einzuschätzen, ob oder wie kationsfähigkeit besser in den Griff bekommen gut ich diese Fertigkeiten bereits erfülle. Wir wol- möchte. Wenn ich unsicher bin oder mir nicht len bei anderen immer gut ankommen und gehen zutraue, vor anderen Menschen etwas vorzutragen, kann ich das als vielleicht davon aus, Ziel für die nächsten dass das auch so ist. Ich lerne, indem ich Wochen angeben und Ob es wirklich stimmt, kann ich nur erfah- handle – und indem ich mich den Berufsbildner bitten, dass er mich dabei ren, wenn ich nachreflektieren lasse. unterstützt. Das kann frage. Dazu kann mir z.B. bedeuten, dass ich die Einschätzung von nahestehenden Personen in der Familie und am in den nächsten Wochen neue Schnupperlernende Arbeitsplatz helfen. Wichtig ist, dass die eigenen in die Arbeit einführe, zuerst mit Unterstützung und die fremden Einschätzungen ehrlich und sach- des Vorgesetzten und später selber. Ganz wichtig lich sind. Dann weiss ich, wo ich stehe und kann dabei ist, dass ich mich reflektieren lasse, indem ich Rückmeldungen darüber einhole und frage, wie zielorientiert daran arbeiten.

ich meine Arbeit gemacht habe, ob ich mich richtig verhalten habe, wie ich wirke usw. Dabei werde ich einerseits bestärkt, wenn ich erfahre, was ich alles kann, und andernfalls korrigiert, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Wenn ich das wirklich ernst nehme, kann ich für meine Selbstsicherheit und vor allem für meine Zukunft profitieren. Denn die Bewerbung für eine Arbeitsstelle nach der Ausbildung kommt bestimmt – und dann kann ich mein persönliches Profil mit Stolz präsentieren. Nutzen Sie also die Möglichkeiten und Lernfelder in unserem Betrieb für Ihre Zukunft. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Gfreuts.

» Erich Heule Fachperson Berufsbildung

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Nachgefragt

Die ersten Eindrücke der Neuen Das Abenteuer Ausbildung hat begonnen, die Neueingetretenen haben bereits viel Erfahrung gesammelt. Wie gefällts ihnen?

» Notiert / Bilder: Daniel Köppel Mitarbeiter Unternehmenskommunikation

Alessia Loher, Büroassistentin EBA

Simon Baumann, Büroassistent EBA

Claudio Manzoni, Lernender Küchenangestellter PrA

Ich fühle mich hier sehr wohl und alles ist äusserst spannend. Der Druck im Brüggli ist nicht so gross, im Gegenteil, man wird in vielen Sachen gefördert. Ich freue mich auf die kommenden zwei Jahre.

Ich habe bisher einen sehr positiven Eindruck von Brüggli; das Arbeitsklima und der Teamgeist sind sehr gut. Ich finde es gut, dass die Auszubildenden Distanz zu den Lernenden wahren.

Mir gefällt die Arbeit hier sehr gut und wir helfen uns auch gegenseitig, wenn jemand für den andern einspringen muss. Da meine Mutter schon ein Restaurant hatte, ist mein Traumberuf von klein auf der Beruf des Kochs.

Glen Bührer, Lernender Drucktechnologe EFZ

Doriano Zanoni, Lernender Mechanikpraktiker EBA

Heiri Gasser, Lernender Mechanikpraktiker EBA

Als ich im Brüggli begann, brachte ich aufgrund meiner Schnupperzeit in verschiedenen Abteilungen schon Erfahrungen mit. Ich kenne jetzt schon jede Ecke. Die Vorgesetzten sind sehr freundlich und offen und man bekommt auch gute Tipps.

Ich musste mich an vieles gewöhnen, aber mittlerweile geht es gut. Die Arbeit wird einem genug oft erklärt, sodass man sie versteht.

Ich habe mit allen ein gutes Verhältnis. In Bezug auf die freie Wirtschaft spüre ich hier noch keine grossen Unterschiede. In der Schule wird aber schon recht viel Selbständigkeit erwartet.

Dario Strässle, Lernender Küchenangestellter PrA

Adrian Tester, Lernender Informatikpraktiker EBA

Nicole Ruf, Lernende Mechanikpraktikerin PrA

Da ich ein Morgenmuffel bin, ist der Arbeitsbeginn manchmal harzig, aber es gefällt mir sehr gut im Brüggli. Stresssituationen können machmal mühsam sein, aber trotzdem viel angenehmer als an einem anderen Ort.

Es war am Anfang recht schwierig, sich in diesem grossen Gebäude zurechtzufinden. Ich werde hier sehr gut unterstützt, die Leute gehen anständig miteinander um. Bei Sitzungen kann man sehr viel Persönliches reinbringen.

Ich bin die einzige Frau in der Werkstatt und finde es toll, dass ich von den Jungs nicht gehänselt werde und sie mir gegenüber Respekt zeigen. Die Leiter erklären einem die Arbeit sehr gut und sie sind immer bereit, Fragen zu beantworten.

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Nachgefragt

Und die Tipps der Ausgebildeten Welche Tipps geben jene, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, den neueingetretenen Lernenden mit auf den Weg?

» Notiert / Bilder: Daniel Köppel Mitarbeiter Unternehmenskommunikation

Catrin Schär, Fachfrau Hauswirtschaft EFZ

Damara Allenspach, Hauswirtschaftspraktikerin EBA Franziska Baumann, Printmedienverarbeiterin EFZ

Ich möchte allen neuen Lernenden mitgeben, dass sie sich engagieren und die Ausbildung unbedingt durchziehen sollen. Sie sollen sich hinsetzen, die Sachen lernen und darauf achten, dass nicht immer alles vom Lehrmeister kommen muss. Wichtig scheint mir auch, dass die Lehrlinge in der freien Wirtschaft Praktika machen können.

Die Lernenden müssen sich daran gewöhnen, alles aufzuschreiben, was sie gelernt haben, und immer konzentriert zu arbeiten. Sie werden hier lernen müssen, pünktlich ein- und auszustempeln und nur an bestimmten Orten zu rauchen.

Wer Probleme mit Arbeitskollegen hat, soll das unbedingt ansprechen. Nutzt eure Ausbildungszeit, sage ich den Lernenden. Und macht euch im Hinblick auf Prüfungen nicht allzu nervös. Generell wichtig: viel lernen und hinter der Ausbildung stehen.

Dominic Russo, Industriemonteur AL

Claudia Schneeberger, Textilnäherin AL

Dominic Koch, Kaufmann Profil B EFZ

Pünktlichkeit ist ein wichtiges Thema, dann gibt es auch keine Probleme mit dem Chef. Respekt gegenüber dem Chef und den Mitarbeitern scheint mir am wichtigsten. Ich würde jedem Lernenden das Lerncoaching von Brüggli empfehlen, wo man Zeit zum Lernen hat.

Leute, die in der Brüggli-WG wohnen, können viel Geld sparen. Ich würde an ihrer Stelle immer etwas auf die Seite tun. Freundschaften sind während der Ausbildung auch ganz wichtig. Wenn es Probleme gibt, egal welcher Art, sollte man diese auf der Abteilung melden. So gibt es weniger Absenzen.

Man soll von Anfang an dabei sein und sein Bestes geben und sich bewusst sein, wozu man die Ausbildung macht. Da gilt es halt auch manchmal, den inneren Schweinehund zu überwinden.

Gundula Mahler, Fachfrau Betreuung EFZ

Kim-Sang Ly, Hauswirtschaftspraktikerin PrA

Jvana Eggli, Hauswirtschaftspraktikerin PrA

Für mich war es von Anfang an wichtig, im Unterricht gut mitzumachen und mich immer gut auf die Prüfung vorzubereiten. Ich wollte auch mit den Leuten zusammen sein, mit denen ich im Brüggli die Ausbildung mache. Solche Kontakte geben einen guten Boden.

Ich denke, dass die meisten neuen Lernenden gut starten werden, und dann wird aber auch eine Zeit kommen, in der die Motivation und Stimmung gedämpft werden. Besonders dann ist es wichtig, dass man dran bleibt, sich konzentriert und das Ganze durchsteht.

Keep cool! Aller Anfang ist schwer, wenn man aber ruhig bleibt, schafft man die Ausbildung bestimmt. Es sind auch immer Leute da, die einem helfen, wenn es Probleme gibt.

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Brüggli-Geschichte Inhalt

Wie alles begann, Teil 2 haben wir das Archiv Im letzten «Unterwegs» (Mai 2010) bern weiter – vom Cafiti geöffnet. Jetzt geht das muntere Stö Leggero. über den Schwanensee bis hin zum

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Brüggli-Geschichte Was 1987 mit acht Mitarbeitenden und zwei Leitern seinen Anfang nahm, wuchs in 23 Jahren zu einem Grossbetrieb mit rund 700 Angestellten heran. Alte Fotos zeugen vom Wandel, vom Ideenreichtum und von der Vielfalt von Brüggli. Wir haben vier Gründungsmitglieder mit dem Archivmaterial konfrontiert.

Erich Heule: Als wir noch keine eigene Cafeteria hatten, wurde das Mittagessen in einem Pausenraum serviert. Zwei unserer Leiter hatten jeden Mittag Schöpfdienst. Das Essen wurde jeweils im Seehotel Schweizerhaus bereitgestellt und ins Brüggli geliefert. Luigi Berini: Dass das Mittagessen von einem Hotel geliefert wird, wäre mit den heutigen Lebensmittelgesetzen undenkbar. Die Leiter, die beim Schöpfen im Einsatz waren, durften dafür gratis Mittagessen.

Erich Heule: Ihn habe ich ins Brüggli gebracht: Jürg Kuster. Schöne Erinnerungen! Mit Kusti war es immer lässig. Er übernahm immer die Rolle des Clowns, ein Sprücheklopfer, den man einfach gern hat. Auch seine Haarpracht wusste er stets schön zu pflegen. Kurt Fischer: Es ist bei uns eine Tradition, dass wir über Auffahrt zur Teambildung die Kader-Seminare, aber auch Weiterbildungen durchführen. Daraus entstanden unter anderem das QMS und das Umweltzertifikat.

Alois Schütz: mit der Investition in Beim River Rafting ging «Ursprünglich planten wir eine «Speedmaster». es uns vor allem um das Die beiden tschechieine Schreinerei.» Teamgefüge und Maschen Druckmaschinagement. Wer übernen, die auf die Annimmt die Rolle beim Rudern und Lenken, wer gibt fangstage der Printagentur zurückgehen, standen das Tempo an? Oder anders formuliert: Wer über- übrigens bis vor Kurzem in unserem Dienst. Nun nimmt wo die Führungskompetenz? haben sie einer neuen «Speedmaster» mit vier Farbwerken plus Lackwerk Platz gemacht. Damit geht eine Ära zu Ende. Und etwas Neues beginnt: Die Printagentur kann fortan Bogen im Format von bis zu 50 x 70 cm drucken. Erich Heule: Alois und ich haben damals die Druckerei aufgebaut. Alois übernahm die Akquisition im Druckberreich, und ich war für Erich Heule: die Druckvorstufe und Ausrüsterei zuständig. Ursprünglich planten wir eine Schreinerei, die Idee Dann kam Paul. Das war eine gute mit der Druckerei kam dann von der IV. Der Alois Geschichte, die bis heute andauert. von damals kommt mir mit seinen Dauerwellen Wir brauchten in der Druckerei unbedingt einen eher älter vor. Fachmann, der ausbildet. Für mich ist er jemand, der eigentlich von Anfang an dabei war. Er gehört Alois Schütz: einfach dazu. Am Anfang hatten wir zwei Einfarben-Druckmaschinen des tschechischen Herstellers «Domi- Alois Schütz: nant». Da wir immer mehr Aufträge im mehrfar- Paul Mattle begann 1992 als Teamleiter Druck. Da bigen Bereich bekamen, schufen wir später eine immer mehr Anfragen wegen Ausbildungsplätzen Zweifarb-«Komori» an; eine Vierfarb-Maschine lag und auch vermehrt Druckaufträge eingingen, wurdamals nicht drin. Erst Jahre später konnten wir de Verstärkung nötig. Heute arbeitet Paul Mattle einen grossen Modernisierungsschritt machen, als Bereichsleiter Agogik in der Printagentur.

Erich Heule: Das River Rafting – das war eines der schöns«Dass das Essen von ten Seminare. Am ersten Tag gingen wir einem Hotel angeliefert wird, wandern in den Flimwäre heute undenkbar.» serstein, und am anderen Morgen wurden wir dort abgeholt, und anschliessend gingen wir dann an den Rhein zum River Rafting. Auch wenn nach anderthalb Stunden alle erschlagen waren, es war eine super Sache!

Zu jedem dieser Bilder können Sie hier eine Erklärung lesen. Anhand der Farbe der Pin-Nadel können Sie erkennen, welcher Kommentar zu welchem Bild gehört. Viel Spass!

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Brüggli-Geschichte die ganze Preiskalkulation gemacht. Schliesslich Erich Heule: Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre be- gingen 15 Bestellungen ein. Für uns war das ein gann der grosse Veloboom. Alle Mitglieder des riesiger Erfolg. Das Modell haben wir verbessert Kaders hatten damals Familien und Kinder, und so und ihm einen Blechboden gegeben und schliesswurde der Anhänger für die Kids ein Thema. Die lich zweihundert Stück davon produziert. Wir hatten von nun an mit dieersten Modelle verser Technik das ganze kauften wir 1989. Da«Wir waren europaweit Jahr genug Arbeit, und mals hatte der Leggero die Produktion hat sich noch einen Stoffboden. die ersten mit laufend verdoppelt und Die Aluwanne kam erst Kurt Fischer: einem solchen Anhänger.» vervielfacht, bis wir in Das war eine Zeit, in der wir uns noch selber in später. Wir haben dann den besten Zeiten 8000 Szene setzten. Wir hatten sogar eine Hausband, aufgrund von KundenFeedbacks immer wieder Änderungen vorgenom- bis 10 000 Anhänger pro Jahr verkauften. Österunter anderem mit Paul Mattle am Saxofon. men – vom Fenster über die Sicherheit bis zum reichische Gemeinden bezahlten sogar die Hälfte, Design. Damals gingen wir auf Grossverteiler zu wenn eine Familie einen Leggero kaufte, weil man Alois Schütz: Damit wir für diesen Anlass nicht externe Artis- und nicht wie heute auf Direktverbraucher. In der einen solchen Kauf als Umweltmassnahme zur ten engagieren mussten, stellten wir eine eigene Schweiz peilten wir sämtliche Velohändler an. Als Entlastung des Autoverkehrs betrachtete. Man Truppe zusammen. Wochenlanges Proben war an- dann die Auftragslage immer mehr zunahm, gerie- ging nicht mit dem Auto, sondern mit dem Anhängesagt, und wir lachten uns bei jeder Zusammen- ten wir in Engpässe, und wir mussten vor allem ger einkaufen. Was am Anfang belächelt wurde, im Textilbereich am Abend freiwillige private Mit- wurde zum Big Business. kunft kaputt. Der Auftritt selber war ein Megahit. arbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, die uns z.B. beim Nähen halfen, damit wir dem ganzen Ansturm standhalten konnten. Teilweise haben Erich Heule: diese Leute sogar in den Sommerferien gearbeitet. Luigi Berini: Der FC Brüggli existierte nur ein paar Für uns war der Leggero ein super Pro- Das Geschäft mit dem Leggero lief viel besser, als Jahre. Er nahm sogar an einem internadukt. Er garantierte Arbeit fürs ganze wir anfänglich geglaubt hatten. In der Werkstatt Brüggli. Der erste Leggero war achteinhalb Kilo mussten deshalb die Prozesse ständig verbessert tionalen Turnier unter Psychiatrien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil. Ich persönleicht. Um diese Tatsache der Öffentlichkeit zu prä- und automatisiert werden. lich war nur der «Notnagel» in der Mannschaft. sentieren, hängten wir den Leggero an Ballonen auf. Leggero war jahrelang unser Aushängeschild. Alois Schütz: Man sprach zuerst vom Leggero, dann vom Brüggli. Wir waren europaweit die Ersten mit einem sol- Alois Schütz: chen Anhänger. Allerdings wurden wir in unse- Wir organisierten oft eigene Turniere mit ähnlirem ersten Leggero-Jahr vorerst belächelt. Die chen Institutionen. Später wurde die Mannschaft Thurgauer Bevölkerung des FC Brüggli wegen Verletzungsrisiken auf Eis schüttelte den Kopf gelegt. und dachte sich: Wie «Am Anfang belächelte kann man nur mit so Alois Schütz: man den Leggero.» einem Gefährt am Velo Mit diesem Bus war die Mannschaft des FC durch die Gegend fah- Brüggli an einem Fussballturnier in Heidelberg. ren. Die Verkaufszahlen im ersten Jahr sprechen Auf dem Hinweg war der Bus derart überhitzt, für sich: Ganze 25 Stück wurden abgesetzt. Mit dass er plötzlich stehen blieb und abgeschleppt dem Trend zum Velofahren setzte dann der gros- werden musste. se Boom ein. Anfänglich in Deutschland und der Schweiz, später hauptsächlich in Nordländern wie Holland, Schweden und Dänemark. Der Leggero Alois Schütz: war das Kult-Produkt von Brüggli. Die ersten Kader-Seminare fanden damals noch mit einer kleinen BelegKurt Fischer: Das Ziel war, 1989 an der Züspa Messe unser ers- schaft in Giessbach am Brienzersee statt, bei den tes Modell vorzustellen. Ich erinnere mich gut, als bekannten Giessbach-Wasserfällen. Im ersten Seam ersten Tag um neun Uhr die Tore öffneten. Der minar waren wir zwischen 12 und 16 Personen. Es erste Velohändler betrat die Halle und steuerte di- waren immer sehr bewegte Tage. Der Seminarteil rekt auf uns zu, denn sowas wie den Leggero hat beinhaltete vor allem Themen wie persönliche Ares schliesslich noch nie gegeben. Er war begeis- beitstechnik, Organisation und Führung. tert. Da wir nicht wussten, was unser Anhänger für einen Wert hat, unterhielten wir uns daraufhin über die Marge. Innerhalb einer Viertelstunde ha» Daniel Köppel ben wir mit diesem Händler aus Zürich am Stand Mitarbeiter Unternehmenskommunikation Erich Heule: Wir haben oft mit unserem Kader eigene Darbietungen gemacht, wie hier der Schwanensee mit den Ballerinas alias Kurt Fischer, Adi Hungerbühler, Reto Fuchs, Alois Schütz und Luigi Berini. Mich konnte man für so eine Aufführung nicht brauchen, da wäre ich zu gehemmt gewesen.

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Der will nur spielen Für die einen ist Heavy Metal Krach, Teufelszeug, nichts als Provokation. Für die anderen ist's eine Kunstform und Lebenseinstellung. Und für André Thöny noch mehr: eine Medizin. Er leidet nämlich am Tourette-Syndrom. Und das spürt er kaum, wenn er sich seiner Musik hingibt.

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Nichts ist unmöglich

Die ersten Gitarren-Riffs leiten die Apokalypse ein. Konzertsäle unsicher macht. Kommt dazu, dass er Schwarze Wolken ziehen heran, totale Finsternis. nebenbei mit dem Tourette-Syndrom lebt. Eine Der Gitarrist untermalt das Inferno mit einem aus- Krankheit, die sich durch unwillkürliche, meist plötzlich eintretende, gedehnten, geschliffeschnelle Bewegungen nen Akkord und lässt «Dieser Sound löst in bemerkbar macht. Daihn messerscharfe fünf Sekunden lang ausklinmir Freude aus – und nicht mit lässt sich's aber als Schwermetaller gut legen, um dann noch eidas Gegenteil.» ben ... nen Akkord vom selben Kaliber obendrauf zu geben. Spannung pur! «Hells Bells» in «Uprising»- Wie alles begann Manier. Der Riff zieht sich mit dem Einsetzen des «Wir wollten anders sein, halt eben Jungs, die Snare weiter in die Länge, der Rhythmus schleppt nicht mit dem Strom der Konsumgesellschaft weiter voran. Erinnerungen an den Erstling von schwimmen», so Thöny. Sie wollten in der ÖffentBlack Sabbath werden wach. Die Drums setzen lichkeit auffallen und provozieren. Da lief natürlich ein, der Gitarrist setzt noch zwei, drei Akzente alles programmgemäss ab, als er im selben Jahr einen älteren Typen kennenlernte, der ihn auf drauf, dann rocken die Höllenreiter ab ... den Black Metal brachte. «Am Anfang konnte ich mich mit dieser heavy Gangart des Soundes nicht Keine schlechten Menschen Das sind «The Uprising» um André Thöny, 26 Jahre identifizieren, kam dann aber schnell auf den guten alt, angehender Arbeitsagoge bei Brüggli und ein- Geschmack.» gefleischter Metaller. Ein Mensch wie du und ich, stellen jene fest, die ihn kennen. Für Nichteinge- Widersprüchliches kommt ans Tageslicht, wenn er weihte gibt er Anlass für Vorurteile, denn sein Out- über Emotionen und andere energetische Auslöser fit lässt eher Unheil, als einen klassischen Werde- mit Absender Black Metal spricht. «Bei mir steht gang vermuten. Für viele mag es befremdend sein, die Musik im Vordergrund und nicht der Inhalt der wenn ausgerechnet André Thöny mit Vorbildcha- Texte. Der Sound löst in mir Freude aus und nicht rakter seine Freizeit dem Thrash und Black Metal das Gegenteilige, was die Musik eigentlich auswidmet und als Bassist der Band «The Uprising» drückt.» Trotzdem gibt Thöny zu bedenken, dass

André Thöny mit seinen Bandkollegen von «The Uprising». Bilder: Pascale Munz

Heavy Metal Metal (von engl. metal «Metall») ist eine variantenreiche Musikrichtung und Subkultur. Die Bezeichnung ist die Kurzform von Heavy Metal. Ihre Ursprünge liegen im Hard Rock Anfang der 1970er-Jahre. Eine gitarrenund schlagzeugzentrierte Klangfarbe wie auch virtuose Spielweise sind häufige Merkmale. Die zahlreichen Substile – beispielsweise Black Metal, Power Metal, Progressive Metal – unterscheiden sich zum Teil erheblich. Die Bandbreite reicht von extrem einfach gehaltenen, meist rhythmisch sehr treibenden Songstrukturen bis zu filigran ausgefeilten, multiinstrumentalen Kompositionen mit Parallelen zur klassischen Musik, von krächzendem Gebrüll und tiefem Grunzen bis zu opernartigen Gesangskünsten, von extrem langsamen bis zu rasant schnellen Rhythmen. Ähnlich vielfältig geht es bei den Texten zu, die von reiner Fantasy über Hassorgien, Religion, sexuell anzüglichen Partytexten, Melancholie bis zur politischen Gesellschaftskritik reichen. Seit seinen Anfängen in den 1970ern ist Metal primär eine Jugendsubkultur, jedoch bleiben die Hörer oft auch Jahre nach der Pubertät ihrer Musik verbunden, sodass sich in der Szene Menschen aus praktisch allen Altersbereichen finden lassen. Auch wenn viele Stilrichtungen des Metal aus dem Underground stammen und teilweise auch noch dort beheimatet sind, gab und gibt es zahlreiche Bands, die inzwischen allgemein bekannt sind und den Musikstil Metal so auch einem sehr grossen Publikum zugänglich gemacht haben. Quelle: Wikipedia, www.wikipedia.de

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Nichts ist unmöglich

Volles Rohr im Proberaum.

«Meine grosse Leidenschaft» Hier beschreibt André Thöny in seinen eigenen Worten, was ihm seine Musik und die Auftritte mit seiner Band bedeuten: «Ob nun Trance- und House Sound, welchen ich in meinen jungen Jahren auf einem Keyboard programmierte, oder Thrash und Black Metal, welchen ich heute höre und spiele: Musik war schon immer meine grosse Leidenschaft. Wenn ich meinen Lieblingssound, langsamen und melancholischen Blackmetal/Avantgarde (Bands wie Agrypnie, Lifelover, Coldworld, Imperium Dekadenz) höre, gibt mir dies Kraft. Ich kann mich dabei auch sehr gut entspannen, und nicht selten kommt es dabei vor, dass ich einschlafe. Ein intensives Musikgehör gehörte immer schon zu mir, weshalb ich nie einen Gitarrenunterricht besucht habe. Wenn ich eine Melodie im Kopf habe, suche und finde ich die Klänge auf dem Instrument und schreibe den Song. Dabei habe ich ein Gefühl von grosser Freude. Ausserdem kann ich die sogenannten Tics, die durch meine Krankheit Tourette-Syndrom ausgelöst werden, gut in die Bewegungen beim Bass-Spielen einfliessen lassen. Während ich auf der Bühne stehe, empfinde ich je nach Anzahl der Anwesenden eine Art der Euphorie, die mir manchmal sogar etwas Schwindel verursacht. Das Adrenalin steigt auf ein Maximum; ich schwinge meinen Kopf hin und her und die Haare machen Wind. Wenn ich Videos von meinen Konzerten ansehe, kommen mir manchmal Freudentränen. Ich wüsste nicht, woran ich wäre, wenn es keine Musik geben würde.»

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dass es auch im Untergrund den Mainstream gibt. «Ich möchte mit meiner Musik Frieden schaffen. Beim Black Metal habe ich diese Möglichkeit, und der Sound gefällt mir sehr gut. Da gibt es innerhalb eines Songs auch ruhige Passagen und man hört ab und zu sogar Cellos.» Es gibt sie auch in der Black-Metal-Szene, die verschiedenen UnAndré Thöny will die Leute terbezeichnungen und Metal als Heilmittel Musikrichtungen. Eine Wenn André Thöny in für das Tourette-Syndrom davon ist die Avantgarden Metal vertieft ist, sensibilisieren. de, mit der sich auch vergisst er das TouretAndré Thöny beschäfte-Syndrom vollends, und Anzeichen für Symptome sind gleich Null. Bei tigt. Avantgarde widmet sich düsteren, melansolchen Highlights kann er ganze Songs runterspie- cholischen Melodien mit eher allgemeiner Lyrik, len, ohne einen Tic zu haben. «Negative Gedanken welche Themen über die Tiefen der menschlichen fliessen durch den Sound schnell wieder raus. Da Psyche und Abgründe des menschlichen Daseins ich aber sehr selten frustriert bin, bin ich meistens beinhaltet. «Manchmal finden sich darin Hymnen schon während dem Abrocken gut drauf.» Wäh- wieder, welche mir durch ihre Wucht und die düsrend Thönys Black-Metal-Studium wird ihm klar, teren Klänge Kraft spenden», zitiert André Thöny. das Provokative auf ihn eine Faszination ausübe. Eigentlich ein völliger Widerspruch zu seiner Person und Lebensphilosophie. «Ich mache mir oft Gedanken, warum gerade der Lebensstil, nämlich von einem Extrem ins andere zu gehen, für mich so faszinierend sein kann. In dieser Hinsicht bin ich noch auf der Suche.»


Nichts ist unmöglich

«Ich möchte an dieser Stelle die Goldene ReDauerthema Tourette-Syndrom Thöny sieht es als seine Aufgabe, Öffentlichkeits- gel erwähnen, andere Menschen so zu behanarbeit in Sachen Tourette-Syndrom zu machen, und deln, wie wir selbst behandelt werden wollen. Es ist einer der beser betont auch, dass es ten Grundsätze, die ich im Alltag wichtig sei, «Mein Rat an die Lernenden kenne. Mir fiel damals das Tourette-Syndrom, im Alter von 16 Jahren, aber auch psychische im Brüggli: Macht als ich bei Brüggli ins Krankheiten anzuspreetwas aus eurem Leben.» Arbeitsleben einstieg, chen. Die Band ist dafür diese Regel auf. Später ein mögliches Werkzeug. Auf www.tourette.ch kann man Erfahrungen habe ich mich in der freien Wirtschaft immer daran gehalten. Man soll im Leben sich selber bleiund Anregungen mit Betroffenen austauschen. ben, auf dem Boden bleiben und möglichst Gutes Mit seiner Art stösst André Thöny bei vielen erreichen, und der Umwelt zuliebe mehr auf ein Leuten auf Sympathien. Im Betrieb mögen die gutes Klima achten. Man weiss ja nicht, wie lange Angestellten seinen einfühlsamen Umgang das hier noch alles existiert ...» mit den Leuten. André Thöny möchte den Lernenden im Brüggli raten, möglichst das Beste aus dem Leben zu machen und die Ziele, die » Daniel Köppel sie vor Augen haben, unbedingt zu realisieren. Mitarbeiter Unternehmenskommunikation

TouretteSyndrom Das Tourette-Syndrom (TS) ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die durch Tics charakterisiert ist. Bei den Tics handelt es sich um unwillkürliche, rasche, meistens plötzlich einschiessende Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise auftreten können. Sowohl motorische (Muskelzuckungen) als auch eine oder mehrere vokale (Lautäusserungen) Tics stellen sich im Verlaufe der Erkrankung ein, obwohl sie nicht notwendigerweise gleichzeitig vorkommen müssen. Die Symptome können manchmal für Wochen oder Monate verschwinden, aber auch unvermutet wieder auftreten. Die Erkrankung beginnt fast immer vor dem 21. Lebensjahr. Was sind die ersten Symptome? Am häufigsten findet sich zuerst ein GesichtsTic wie zum Beispiel Augenblinzeln, plötzliches, rasches zusammenkneifen der Augen, Verziehungen des Mundwinkels oder plötzliches Mundöffnen. Es können aber auch unwillkürliche Lautäusserungen wie räuspern und Nase rümpfen oder einschiessende Muskelzuckungen im Extremitätenbereich (zum Beispiel plötzliches symmetrisches Armbeugen) als erste Zeichen gesehen werden. Was verursacht die Symptome? Die Ursache ist bis jetzt noch nicht gefunden, obwohl die derzeitigen Forschungsergebnisse dafür sprechen, dass bei dem TS ein gestörter Stoffwechsel von zumindest einer chemischen Substanz im Gehirn vorliegt. Es handelt sich dabei um den chemischen Stoff Dopamin. Dies ist ein sogenannter Neurotransmitter, ein Überträgerstoff in unserem Gehirn, der für die Informationsweiterleitung zum Beispiel im Rahmen von Bewegungsprogrammen wichtig ist. Wie viele Betroffene gibt es in der Schweiz? Die tägliche Erfahrung zeigt, dass es viele Personen mit einem Tourette-Syndrom gibt, bei denen die Diagnose bisher noch nicht gestellt wurde. Daher können die verfügbaren Zahlen nur Annäherungswerte darstellen. In den USA gibt es 100 000 Betroffene, die ein voll ausgeprägtes TS aufweisen. In der Schweiz müssten etwa 4 000 Personen mit einem Tourette-Syndrom leben. Leider gibt es bis heute keine Aussicht auf Heilung. Quelle: Tourette Gesellschaft Schweiz www.tourette.ch unterwegs 1110 | 15



Aussensicht

Printagentur

Der Prüfungsexpertin gefällt's

Das Ende einer Ära Zwei Druckmaschinen machen sich auf ihre letzte Reise, zurück nach Tschechien. Das ist vor allem für Martin Tanner, seit 16 Jahren im Brüggli, ein besonderer Moment. Silvia Sutter findet Brüggli gut. Bild: dkl

Silvia Sutter war als Prüfungsexpertin in der Printagentur zu Gast. Wo sieht sie die grössten Unterschiede zwischen Brüggli und dem freien Arbeitsmarkt? «Ich bin heute seit gut zwölf Jahren zum ersten Mal wieder im Brüggli. Die ersten Eindrücke von Brüggli bekam ich damals, als ich mich nach der Lehre für eine Stelle beworben habe. Das einzige, was mir von Brüggli aus dieser Zeit in Erinnerung geblieben ist, sind Produkte wie der Leggero. Dass im Brüggli auch die Freitag-Tasche genäht wird, hat mich überrascht. Ich bin erstaunt, wie in dieser kurzen Zeit alles gewachsen ist. Ich staune über die Grösse des Betriebs und die vielen Ausbildungsplätze. Den Unterschied von Brüggli zu einem anderen Betrieb erlebe ich so, dass die Lehrlinge manchmal an einer Arbeit länger brauchen und das Gespräch zu den Vorgesetzten eher gesucht wird. Die Teamleiter nehmen sich mehr Zeit, um etwas zu erklären. In der freien Wirtschaft bleibt dafür wenig Zeit, und ein gewisser Druck ist daher schon vorgegeben. Mir fällt aber auch auf, dass der Arbeitsablauf im Brüggli derselbe ist wie in der freien Wirtschaft. Es gibt ja auch im Brüggli Termine, wann ein Auftrag zu Ende geführt sein muss und die Vorgabe, wie das Endprodukt aussehen

Die zwei Einfarben-Kleinformat-Druckmaschinen Zwischen Nostalgie und Modernisierung steht eine des tschechischen Herstellers «Dominant», Jahr- Tatsache, die noch beständiger als der Wandel ist: gang 1988 beziehungsweise 1998, sind ein Teil Ohne Mensch, der die Maschine mit Farbe und der Brüggli-Geschichte. Sie standen bis heute im Papier füttert und sie mit digitalen Impulsen dresDienst der Brüggli-Drusiert, geht nichts. Und ckerei und machen nun so ist denn auch für Die beiden «Dominant»einer «Speedmaster» Martin Tanner, seit 16 der Marke «HeidelDruckmaschinen waren die Jahren in der Brüggliberg» mit vier FarbwerDruckerei, die Umrüsersten in der Printagentur. tung zwar ein Einken und einem Lackwerk Platz. schnitt, aber noch lange nicht das Ende. Denn er wird sich einer neuen ArDie Printagentur erhält mit der neuen Druckma- beit als Qualitätsfachmann in der Druckgutkontrolschine die Möglichkeit, im Format 50 x 70 cm zu le widmen und somit der Printagentur weiterhin zu drucken, was gerade in der Produktion von Bro- Diensten stehen. schüren in grossen Auflagen viel Wert ist. Vier Farben plus Lack in einem Druckgang, grössere Formate, viel präziser: Ein Quantensprung für die » Michael Haller Printagentur. Und eine Chance für die Leute, die Kommunikationsverantwortlicher mit dieser Maschine arbeiten: Sie lernen und praktizieren ihr Handwerk auf einer Anlage, die anno 2010 zu den modernsten zählt.

Im Vordergrund die beiden ausgedienten Druckmaschinen, an denen Martin Tanner jahrelang gewirkt hat. Bilder: mha

«Ich staune, wie sehr Brüggli gewachsen ist.» soll. Von daher ist hier auch ein Druck vorhanden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Leitenden manchmal in Drucksituationen kommen, weil sie einen Auftrag zufriedenstellend ausführen wollen. Schliesslich soll die Qualität garantiert sein. Ich denke, dass von Seiten der Leitenden viel Feingefühl im Umgang mit den Klienten verlangt wird.» » Notiert: Daniel Köppel Mitarbeiter Unternehmenskommunikation

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Printagentur Inhalt

Klimaneutral drucken, vorbildlich handeln Ein Druckauftrag bewegt Windräder in der Südtürkei, sorgt für Wasserkraft in China oder für erneuerbare Heizenergie in Melchnau im Kanton Bern, zum Beispiel. Das klimaneutrale Drucken macht es möglich. Wie in fast jedem Produktionsprozess entstehen Verantwortung übernehmen bei der Papierherstellung, im Druck, in der Admi- Klimaneutralität ist eine Idee, die weltweit in nistration und in der Logistik CO²-Emissionen, wel- unterschiedlichsten Produktions- und Dienstleische die Umwelt belasten. Klimaneutral drucken tungsbereichen immer mehr Bedeutung gewinnt. heisst, diese Belastung zu kompensieren. Der Wer klimaneutral produziert, bekennt sich zum Ausgleich geschieht durch Investitionen in aus- aktiven Klimaschutz, übernimmt eine Vorbildgesuchte Klimaschutzfunktion und sichert projekte. Als Partner sich als engagiertes «myclimate» fördert von «myclimate» unterUnternehmen Marktstützt die Printagentur vorteile. Kunden der Klimaschutzprojekte rund weltweit Projekte, die Printagentur können um den Globus. Treibhausgase verrinihre Druckerzeugnisse gern und dadurch das mit dem «myclimate»Klima schützen. Die meisten Projekte befinden Label auszeichnen. Und sie erhalten eine Kompensich in Entwicklungs- und Schwellenländern in sationsurkunde mit Angaben zum ausgewählten Afrika, Lateinamerika und Asien. Als Beispiele Klimaschutzprojekt und zur kompensierten CO²seien erwähnt: ein Windpark in Izmir, Türkei, Menge. mit 17 Windturbinen, die sauberen Strom für mehr als 300 000 Menschen liefern, oder drei Engagement als Erfolgsfaktor Wasserkraftwerke im Flussbecken des Flusses Klimaneutral drucken kostet nur geringfügig mehr Linkou in Hunan, China, dank denen sich der Ver- als herkömmliches Drucken: etwa 1 % des Druckvobrauch fossiler Brennstoffe reduzieren lässt. lumens in Franken. Der Mehrwert ist nicht in erster Linie ein finanzieller, Auch Projekte in der sondern hat mit NachKlimaneutral drucken Schweiz haltigkeit, Engagement Zugleich werden auch kostet nur etwa 1% mehr als und VerantwortungsSchweizer Klimaschutzbewusstsein zu tun – herkömmliches Drucken. projekte unterstützt und diese Werte sind – zum Beispiel eine immer mehr wert. Wer Holzschnitzelheizung in Melchnau, an die rund mehr erfahren möchte, wendet sich an Valeri Von30 Wärmeabnehmer angeschlossen sind, deren willer, Leiter Produktion / Verkauf, vvo@printagenEnergiebedarf zu 90 % durch die Holzschnitzel aus tur.ch der lokalen Forstwirtschaft gedeckt werden kann. Sämtliche Projekte werden durch eine von der UNO anerkannte Prüfungsinstitution oder über eine » Michael Haller gleichwertige Prüfungsinstanz überwacht. Kommunikationsverantwortlicher

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Printagentur Editorial

«Klimaschutz kennt keine Landesgrenzen» Die Printagentur, die Druckerei von Brüggli, macht mit dem klimaneutralen Drucken gute Erfahrungen. «Ein sehr effektiver, nachweislich sinnvoller Beitrag zum Klimaschutz», sagt Valeri Vonwiller, Bereichsleiter Produktion/Verkauf.

Valeri Vonwiller, Bereichsleiter Produktion/Verkauf Printagentur. Bild: mha

Die Printagentur bietet neu das klimaneutra- Das Portfolio umfasst sowohl Projekte in der der Nachhaltigkeit – und sie alle schätzen sinnvolle Drucken an. Warum? Schweiz als auch in Entwicklungs- und Schwel- le Angebote wie zum Beispiel das klimaneutrale Der weltweit ansteigende Ausstoss von Treib- lenländern, zum Beispiel in Afrika oder Asien. Un- Drucken. hausgasen, insbesondere des Kohlendioxids sere Kunden können selbst entscheiden, wo sie (CO²), hat verheerende sich engagieren. Es gibt Erhofft sich die Printagentur also einen ZuFolgen. Extreme Hitze ein spezielles Portfolio: wachs an Aufträgen? «Global denken, und Dürre, schmelzenmyclimate Switzerland, Das ist nicht unsere Absicht. Wir sind sehr gut de Gletscher, gewaltilokal handeln, das scheint mit welchem die Emis- ausgelastet und dürfen uns über einen treuen Kunge Schäden durch Wirsionen mindestens zur denstamm freuen. Da geht's nicht um Marketingmir sinnvoll.» belstürme und ÜberHälfte mit Schweizer kalkül, sondern um ein grundlegendes Anliegen: schwemmungen: All Klimaschutzprojekten Wir wollen gemeinsam mit unseren Kunden einen das hat mit der Industrie und unserer Lebensweise kompensiert werden; der Rest kommt Projekten in Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wenn wir dabei zu tun. Das klimaneutrale Drucken ist ein einfa- Entwicklungsländern zugute. auch neue Kunden für uns begeistern können, cher und effektiver Beitrag im Sinne des Klimadann freut mich das natürlich umso mehr. schutzes. Die Rohstoffausbeute und die damit Lokal oder global, wie sehen Sie das? verbundenen Energieaufwände werden an einem Global denken, lokal handeln, das scheint mir Welche Erfahrungen haben Sie bis jetzt anderen Ort im gleichen Ausmass kompensiert. sinnvoll. Wer in ein Schweizer Klimaschutzpro- gemacht? jekt investiert, tut gleichermassen etwas für Die Reaktionen auf unser neues Angebot sind Ein Tropfen auf den heissen Stein? den Umweltschutz wie jemand, der sich für ein durchs Band gut. Die Leute anerkennen den Sinn Ein einziger Tropfen mag nichts bewirken, viele Projekt in China entscheidet. Klimaschutz kennt der Sache und sind sehr aufgeschlossen. Tropfen hingegen schon. Das klimaneutrale Dru- keine Landesgrenzen. Wir sitzen letztlich alle im cken ist ein sehr effektiver, nachweislich sinnvol- selben Boot. Diesbezüglich wird wohl noch ein Was raten Sie jenem, der unschlüssig ist, ob ler Beitrag zum Klimaschutz. Umdenken stattfinden müssen. Was am Ort X ge- das klimaneutrale Drucken etwas für ihn ist? schieht, hat auch Konsequenzen am Ort Y – im Gu- Am besten, er schaut sich das alles mal genauer Und wie funktioniert das? an. Auf myclimate.ch ten wie im Schlechten. Im Produktionsprozess entstehen unweigerlich sind alle Projekte vor«Die Reaktionen auf Emissionen. Diese kann man beziffern. In die Kann man es sich gestellt, und man finAnalyse fliessen zahlreiche Faktoren mit ein: zum überhaupt noch leisunser neues Angebot sind det viele weitere Infos, Beispiel das verwendete Papier, die Farbstoffe, ten, nicht klimaneutdie belegen: das ist etdurchs Band gut.» generell der gesamte Druckvorgang sowie die ral zu produzieren? was Seriöses, SinnvolFahrwege des Personals und die Aufwände für Klimaneutralität ist in les. Und natürlich stedie Logistik. Die damit verbundenen Emissionen vielen Produktions- und Dienstleistungsbereichen he ich allen gerne zur Verfügung, um ihnen mehr kann man ausgleichen – oder eben: neutralisieren zum Thema geworden. Ich bin mir sicher, dass die darüber zu erzählen – ganz unverbindlich. –, indem man in ein anerkanntes Klimaschutzpro- Klimaneutralität noch mehr an Bedeutung gewinjekt investiert. nen wird, zwangsläufig. Wer sich vorbildlich verhält, tut der Umwelt und sich selbst etwas Gutes. » Interview: Michael Haller «myclimate» entwickelt und unterstützt Er zeigt Verantwortungsbewusstsein und sichert Kommunikationsverantwortlicher weltweit Klimaschutzprojekte. Was, wenn sich Wettbewerbsvorteile, indem er mit neuen ein Kunde ausschliesslich Projekte in der Angeboten auf sich aufmerksam machen kann. ImSchweiz unterstützen will? mer mehr Unternehmen engagieren sich im Sinne

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An dieser Stelle lernen Sie jeweils zwei Brüggli-Leute etwas näher kennen. Diesmal Marc Binder, Teamleiter Informatik, und Karin Berner, Teamleiterin Hauswirtschaft.

Brügglianer

Zehn Fragen an: Karin Berner und Marc Binder Ein Geruch, auf den Du sofort reagierst: Karin: Duschmittel und Deo «meiner Männer». Zum Glück bevorzugen alle Söhne und mein Partner dieselbe Marke. Marc: Auf frisch zubereiteten Kaffee (besonders am frühen Morgen). Eine Sportart, bei der Du gerne zusiehst: Karin: Fussball – davon verstehe ich auch etwas und kann mitreden. Marc: Tennis. Ein Gebäude oder Wahrzeichen, das Du gerne von Deinem Schlafzimmerfenster aus sehen würdest: Karin: Den Schiefen Turm von Pisa, damit ich beim Aufwachen weiss, dass nicht nur ich schief bin. Marc: Den Bodensee – ich liebe den See mit all seinen Gesichtern. Wann warst Du zum letzten Mal richtig glücklich? Karin: Am 31. Juli: Da war unser Umzug in die Traumwohnung beendet und das letzte Bild an der Wand. Marc: Jeden Tag, wenn ich meine kleine Familie wieder sehe und in die Arme schliessen darf! Der Sänger, die Sängerin oder die Band, die Du momentan am häufigsten hörst: Karin: Da ich im Moment oft im Auto sitze, müsste ich bei DRS 3 nachfragen, was am häufigsten läuft. Marc: Dream Theater (Progressive Rock). Welchen Wunsch möchtest Du Dir unbedingt erfüllen? Karin: Meinen 50. Geburtstag in eineinhalb Jahren mit meiner ganzen Familie irgendwo an einem wunderschönen Strand feiern. Marc: Seit meiner Kindheit wünsche ich mir, den Schweizer Pass zu bekommen – ich arbeite daran.

Wenn Du einen Tag die Welt regieren könntest, was würdest Du dann ändern? Karin: Natürlich sind alle Katastrophen, Kriege, Umweltsünden usw. schrecklich. Nur wäre das zu ändern für mich an einem Tag zu viel. Daher würde ich – ganz egoistisch – allen, die innerorts 45 km/h, ausserorts 75 km/h und auf der Autobahn 118 km/h fahren, den Ausweis wegnehmen. Zudem würde ich veranlassen, dass innerhalb einer Woche alle Baustellen fertiggestellt wären. Marc: Ich würde «Sehhilfen» einführen, um Möglichkeiten zu bieten, die wirklich wichtigen Dinge im Leben wieder zu sehen. Wenn Du einen eigenen Fernsehsender hättest, was würde darauf laufen? Karin: «Genial daneben», sämtliche Folgen von CSI in allen Varianten, News, dazwischen ein Tanzfilm und Gesundheit, Wissen, Kochen und Wohnen ... sicher keine Heimatfilme und Hardrock- und Jodelsendungen. Marc: Eigentlich bevorzuge ich ja das Medium Radio. Es würde eine Mischung aus Krimis, Thriller und Reportagen mit interessanten Moderatoren und Reportern («MythBusters») laufen. Was ist das beste Gerücht, das Du über Dich gehört hast? Karin: Dass ich nicht normal bin – wer will das schon sein? Marc: Es hiess mal, ich sei ein Weltverbesserer ... Beschreibe Dich in drei Worten: Karin: Kreativer Chaot, hart aber herzlich, Powerfrau. Marc: Humorvoll, neugierig, begeisternd. » Nachgefragt: Michael Haller Kommunikationsverantwortlicher

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Freunde im Exil

Kaufmännische

Arbeit wird oft am

Computer verrichte

t. Bilder: Michel

Die Praxisfirma LAC trading

Frischknecht

Die meisten Abteilungen von Brüggli sind an der Hofstrasse untergebracht. Aber nicht alle. In der Rubrik «Freunde im Exil» kommen unsere Kollegen in den Aussenposten zu Wort – diesmal die Praxisfirma LAC trading. Wir schreiben den 10. August 2009 – ein brütend heisser Sommertag. 13 fremde Gesichter mit verschiedenen Zielen und individuellen Hintergründen haben eine gemeinsame Mission: eine Praxisfirma mit all ihren Betriebsstrukturen und Arbeitsbereichen aufzubauen. Kein einfacher Auftrag. Es bedingt hoher Kooperation und Kommunikation zwischen dem Fotostudio, der Informatik, der Printagentur, dem Qualitätsmanagement und der Praxisfirmenzentrale in La Chaux-de-Fonds. Das Personal der LAC trading (nachstehend LAC genannt) besteht aus einer Leitung, den Teamleitern sowie aus 13 Menschen mit den unterschiedlichsten Ressourcen und Kompetenzen. Nach sechs Monaten harter und effizienter Arbeit erreichen wir im Januar 2010 einen ersten Meilenstein: die Eröffnung der LAC.

Blick in die Büroräume an der Alleestrasse 25 in Romanshorn.

Üben unter realen Bedingungen Lernen, Arbeiten, Coachen Die LAC ist ein Handelsbetrieb, der in einem in- Die Praxisfirma LAC ist ein eigenständiges Unterund ausländischen Praxisfirmen-Netzwerk virtu- nehmen und bietet ein modular gestaltetes Arellen Warenhandel betreibt. Die LAC vermittelt beits- und Ausbildungsangebot an, welches drei den Teilnehmern eine Grundpfeiler beinhaltet: realitätsnahe ArbeitsL: Lernen; A: Arbeiten; Die LAC vermittelt den welt sowie realistische C: Coaching. Diese drei Rahmenbedingungen. Teilnehmern eine realitäts- Grundpfeiler bedingen Jede kaufmännische eines professionellen nahe Arbeitswelt. Transaktion in den Arbeitsbündnisses, inArbeitsbereichen HR/ dividueller Begleitung Finanzen, Einkauf, Verkauf und Marketing wird und Förderung der Teilnehmenden sowie zusätzlich analog realwirtschaftlichen Handelsunternehmen – um die Unterstützung der beruflichen Eingliededurchgeführt. Anhand praktischer Arbeit bietet rung professionell zu gewährleisten – einer engen die LAC die Möglichkeit, die Funktionsfelder eines Kooperation mit der Arbeitsassistenz. kaufmännischen Unternehmens kennenzulernen, Büroarbeiten auszuführen und bei der Weiter- Gut unterwegs entwicklung des Unternehmens mitzuwirken. Die Nach einem Jahr LAC blicken wir stolz zurück und Teilnehmenden können bei der Entwicklung, der zuversichtlich in die Zukunft. Hochs und Tiefs beGestaltung und der Publikation des Produkteka- gleiteten uns durch den Prozess des Aufbaus, doch talogs, des Webshops und der Webseite intensiv die LAC entwickelte sich dank der Unterstützung mitwirken und direkt mit den zuständigen Fachper- der motivierten Teilnehmenden und deren ausgesonen zusammenarbeiten. prägten Ressourcen und Kompetenzen einwandfrei. Im Namen der LAC trading bedanke ich mich ganz herzlich bei allen, die intensiv an der Umsetzung des Projekts mitgewirkt haben.

» Zerrin Kaya Sozialpädagogin in Ausbildung

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Jessy goes TV Sie hätte niemals gedacht, dass ihre Geschichte einmal im Fernsehen gezeigt wird. Als Botschafterin vom Brüggli erzählte Jessica Charlena Gmünder in der Sendung «SF bi de Lüt live» aus ihrem Leben mit ADHS. Vorhang auf! 20 Uhr und ich stehe kurz davor umzukippen. Mein Puls ist jetzt so hoch wie noch nie zuvor. Da sitze ich nun, zwischen Gräfin Bettina und Kapitän Hefti. Mittendrin im grossen Spektakel am See, das sich «SF bi de Lüt live» nennt. Meine Hände zittern und mein Herz droht zu explodieren. Die Scheinwerfer gehen an, noch zwei Minuten bis zum Sendebeginn. Nik Hartmann taucht kurz auf und versucht mich zu beruhigen, vorerst ohne Erfolg.

Als erstes schauen wir uns das Portrait von Ober- treffe ich das erstemal auf Nik Hartmann. Ich werkapitän Erich Hefti an. Während der Beitrag läuft, de herzlich von ihm begrüsst. Natürlich entgeht werden wir von den ihm meine Nervosität Maskenbildnerinnen abnicht und er grinst mich Ich sehe aus, als hätte getupft, nachgepudert, mit seinem beruhiund der Lipgloss wird gendsten Lächeln an. ich 39 Grad Fieber, aufgefrischt. Nik HartEr ist überaus sympaBrechreiz und Schwindel. thisch und ein sehr netmann dreht sich zu mir um und startet einen ter Kerl. Man merkt weiteren Versuch, mich davon zu überzeugen, ihm seinen Erfolg und seine Medienpräsenz nicht dass er nicht beisst und ich mir keine Sorgen zu an. Nachdem er mir noch ein paar Fragen gestellt Sendebeginn. Die Leute um mich herum begin- machen brauche. Ich glaube ihm, und langsam hat muss er auch schon wieder weiter. nen zu klatschen und Nik begrüsst sie und die sinkt mein Puls wieder. Zuschauer vor den Fernsehern. Nach einem kurZu diesem Zeitpunkt fühle ich mich nicht gerade zen Blick auf die Landkarte stellt er uns seinen Lampenfieber und andere Desaster wohl, was alle in der Maske bemerken. Sie verReisebegleiter vor: Adrian Fischer. Ein kurzes Zwei Stunden vorher: Ich habe keine Ahnung, was suchen mich zu beruhigen und föhnen mir meine Gespräch später setzten die beiden sich zu uns an auf mich zukommt. Mir ist flau im Magen und ich Kleider trocken. Als ich mich so im Spiegel beden Tisch. Wir werden schwitze wie nach ei- trachte, bin ich mir auf einmal nicht mehr so siebenfalls kurz von Nik nem Marathonlauf. Um cher. Ich sehe aus, als hätte ich 39 Grad Fieber, 20 Uhr und ich stehe kurz vorgestellt. Grill-Ueli halb sieben betrete ich Brechreiz und Schwindel. Lampenfieber nennt man bringt uns seinen eidas Gelände um die das. Aber die netten Leute muntern mich wieder davor umzukippen. gens für Romanshorn Hafenwiese. Alles ist auf und verpassen mir ein Air-Brush-Make-up, das kreierten Thurgauer zugestellt mit Übertra- hält und hält und hält ... Flammkuchen mit Äpfeln, Weinbeeren und Honig. gungswagen, Fast-Food-Ständen und Festbänken. Er schmeckt wunderbar und ich kann mich nur Ich gehe in die Maske, wo ich für meinen Auftritt schwer beherrschen. geschminkt und frisiert werde. Dort angekommen

Jessica Charlena Gmünder mit Moderator Nik Hartmann.

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SF bi de Lüt live

Die Aussicht vom Stammtisch aus war sehenswert. Bilder: Corinne Pflug

Es ist jetzt 19.50 Uhr und mir wird bei jedem Blick auf die Uhr noch etwas flauer im Magen. Ich gehe auf den Sendeplatz. Auf dem Weg dorthin treffe ich viele bekannte Gesichter, die mich anstrahlen und mir viel Glück wünschen. Dort angekommen, begrüsse ich meine Familie und Freunde, die alle gekommen sind, um mich zu unterstützen. Der Applaus, der auf Kapitän Heftis Beitrag folgt, holt mich zurück in die Gegenwart.

worden ist. Das Portrait über mich und Brüggli finde ich mehr als gelungen. Stolz und Erleichterung machen sich breit, und ein kurzer Blick zu meiner Familie zeigt mir, dass es nicht nur mir so geht. Mittlerweile geht es mir richtig gut, mein Puls ist wieder im grünen Bereich. Ich fange an, die Kameras, die um uns herumschwirren, zu vergessen.

Nach einem tosenden Applaus, der mir die Röte ins Gesicht treibt, stellt Nik mir ein paar Fragen Jetzt wirds ernst zu meiner Person. Ich erzähle ihm, wie wir herDas Gefühl der Ruhe und Ausgeglichenheit hält ausgefunden haben, dass ich ADHS habe und wie nicht allzu lange, denn nach einem kurzen Ge- ich heute damit lebe. Die Frage zu meiner berufspräch mit Kapitän Hefti dreht sich Nik Hartmann lichen Zukunft kann ich ihm noch nicht so sicher zu mir und sagt den beantworten. Ich sage Beitrag über mich und ihm, dass ich im SomIch freue mich über Brüggli an. Ich versumer 2011 fertig werde che mir nicht anmerall die positiven Reaktionen und noch keine Stelle ken zu lassen, dass habe. Und was macht der Zuschauer. ich noch nervöser bin Nik? «Ah guet, do isch als am ersten SchulKamera, bitte eimol id tag. Gebannt verfolge ich den Beitrag über mich Kamera winke ...» Er sagt der ganzen Schweiz, auf dem kleinen Bildschirm vor mir. Es fühlt sich dass ich für Sommer 2011 eine Stelle als Polygragut an, sich so zu sehen und zu hören. Der ganze fin suche. Leicht überrascht, aber happy, winke Stress, es könnte nicht gut geworden sein oder ich mit meinem schönsten Lächeln in die Kamera. das Gesagte passe nicht zum Thema, fällt von mir Wer weiss, vielleicht meldet sich ja wirklich ein ab, und ich bin erleichtert, dass alles so gut ge- potenzieller Arbeitgeber.

Eine Erinnerung

s Erlebnis.

an ein einzigartige

Ich habs geschafft Nach ein paar weiteren Beiträgen ist es auch schon wieder vorbei. Kaum sind die Kameras aus, beginnt es zu regnen als hätten wir drei Monate Trockenzeit hinter uns. Alle flüchten ins Trockene und die Kameraleute haben ihr liebe Mühe, die Kameras ebenfalls ins Trockene zu bringen. Begeistert und unheimlich stolz werde ich von meiner Familie und meinen Freunden gedrückt und beglückwünscht. Ich bin überglücklich und freue mich über all die positiven Reaktionen der Zuschauer. Bevor ich gehe, mache ich noch ein Erinnerungsfoto mit Nik Hartmann und bekomme eine Autogrammkarte von ihm, auf der steht: «Danke Jessica». Mein Puls steigt wieder, aber nicht weil ich nervös bin, sondern mich so über den gelungenen Abend freue. Danach verabschiede ich mich von allen und fahre nach Hause, wo mein Bett auf mich wartet. Es war ein sehr spannender Abend mit viel Neuem und bleibenden Eindrücken, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden.

» Jessica Charlena Gmünder Polygrafen-Lernende

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Neulich auf dem Klo

Wie Brüggli mit Regenwasser kostbares Trinkwasser spart Manch einer hat sich schon gewundert, wenn bei der WC-Spülung im Brüggli das Wasser leicht verfärbt ist. Und dabei kommt sehr schnell der Verdacht auf, dass das Wasser verschmutzt sein könnte, weil vielleicht mit der Spülung etwas nicht stimmt. Doch es ist ganz anders. Es gibt überzeugende Gründe, Regenwasser zu Säubern und weiter nutzen nutzen, denn es lassen sich Kosten sparen und wir Jörg Loewenkamp und sein Assistent öffnen das tun etwas für unsere Umwelt. Die Einsatzbereiche Becken, wo das Regenwasser aufgenommen und sind ebenso vielseitig wie nützlich. Der Durch- unterirdisch gespeichert wird. Es fasst 95 Kuschnitts-Schweizer braucht für die Körperpflege, bikmeter. Bestimmt ist das Wasser für die Toiletdas Waschen der Kleider und des Geschirrs durch- ten, die Waschmaschinen, für das Pflanzengiesschnittlich über 100 Liter Wasser am Tag. Zusätz- sen und für Umgebungs- und Reinigungsarbeiten. lich benötigt er täglich über 50 Liter Wasser für die Unsere Reise geht nun in den Untergrund von Brüggli, also dorthin, WC-Spülung. Meistens wo das Wasser reingewird dafür qualitativ Der Durchschnittspumpt und gesäubert hochwertiges Trinkwasser verwendet. Wo Schweizer verbraucht über wird. Da das Regenwasser für einige Zeit in kein Trinkwasser erfor100 Liter Wasser am Tag. diesem Becken bleibt, derlich ist, kann aber bilden sich Algen. Zur auch Regenwasser eingesetzt werden. Es könnten dabei bis zu 55 % Verhütung von Algen wird eine Mischung mit biodes Trinkwassers gespart werden. Anlagen zur logisch abbaubarem Algenentferner beigegeben. Nutzung von Regenwasser machen dies möglich. Benötigt werden ein Kunststofftank, Filter, Pum- Im Schacht befindet sich eine Pumpe, die das Wasser in den blauen Druckbehälter reinpumpt. Von pen sowie separat geführte Leitungsrohre. dort aus wird es in die einzelnen WC-Leitungen hochgepumpt. Die neuen WCs im VerwaltungsWasser auffangen und speichern Jörg Loewenkamp, zuständig für die Haustechnik geschoss, Zwischengeschoss und im Technischen von Brüggli, betreut seit einiger Zeit in der Firma Dienst sind dadurch mit Regenwasser versorgt. ein Regenwasserauffangbecken. Ein Becken also, das bei Regenschauer das Wasser auffängt und Wie wir sehen, bietet sich Regenwasser als Alterspeichert. So können bei genügend Regenfällen, native zum aufwendig gereinigten Trinkwasser an und ist eine lohnende worüber wir uns in Anwendung, die die der Schweiz bekanntRund 50 Liter Wasser Natur und den Geldlich nicht beklagen beutel schonen. können, übers ganze pro Kopf fliessen täglich Jahr hindurch sowohl das WC hinab. die WC- als auch die Waschanlagen mit Regenwasser genutzt werden. An den entsprechenden Orten werden die Besucher mit einer Hinweis» Daniel Köppel tafel darauf aufmerksam gemacht. Ich habe mich Mitarbeiter Unternehmenskommunikation mit Jörg Loewenkamp auf eine Besichtigungstour begeben.

Jörg Loewenkamp und sein Assistent beim Öffnen des Beckens. Bilder: Daniel Köppel

Vom blauen Behälter aus wird das Wasser in die WC-Anlagen gepumpt.

Aufbereiten einer Antialgenmischung.

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Freizeit ist das halbe Leben

Auf ins gelobte Land «Open your luggage please.» Ich bin mir zwar sicher, da ist keine Bombe in meinem schwarzen Rucksack versteckt, doch in Israel herrscht ausnahmslos Ausnahmezustand. Sie durchsuchen mich im Flughafen Zürich. Ich freue mich auf das sonnige Wetter – und auf das mediterrane Ambiente und die nahöstliche Exotik. Es ist der kälteste Tag in ganz Israel während es ist Lifestyle, sozialer Treffpunkt und Sportplatz meines Aufenthaltes. 31 Grad. Ich treffe in Tel in einem. Danach ab in die Grossstadt. Nichts ist Aviv, der weissen Stadt, ein. Mein Bus quält sich einfacher als mit dem Scherut durch das New durch das pulsierende Strassenleben zu meinem York des Nahen Ostens zu streifen. Und das läuft «Hostel Hayarkon 48» so: Hand in die Strasdurch. Fünfhundertse halten, wenn das Links schreiende Feigenfünfzig Schekel* für Scherut hält, einsteizehn Tage. Und das verkäufer, rechts singende gen und Platz nehmen. alles ein paar Schritte Fünf Schekel fünfzig Fladenbrotbäcker. vom Mittelmeer entdem Mitfahrer vor dir fernt – hupende Augeben. Der reicht es tos und braungebrannte Augenweiden inklusive. weiter. Bei deiner gewünschten Destination, egal Nach einem ersten Schlaf mit Aircondition (prak- wo, Stop rufen und aussteigen. Da ich aber den tisch alles, was in Israel ein Dach hat, hat eine quirligen Puls der Stadt hautnah erleben möchte, Klimaanlage): ab ins Meer! Der Strand in Tel Aviv schnapp ich mir die Sandalen und wandere auf bedeutet nicht einfach nur baden. Nein, ich fühle, dem heissen Asphalt.

Gewürze und Propaganda Die Strassen kennen keinen Aldi, Carrefour oder Walmart. Jeder Kiosk, Gemischtwarenladen, Pizzastand und jede Shishabar hat einen eigenen unvergleichlichen Touch. Und jede Ecke hat ihre eigene Musik. Das Brot an der Dönerecke erinnert mich an Grossmutters Küche. Einige Schritte weiter rieche ich unberührtes Chilipulver, feilgelegt in einem kindshohen Sack, gleich an der lärmigen Strasse. Und Falafel, überall Falafel. Dann der Höhepunkt: Der Carmel-Markt, auf der Stadtkarte eine einfache Strasse, entpuppt sich als einer der grössten Bazars des Nahen Ostens. Egal ob Hausfrau oder amerikanischer Tourist, egal ob Strassenpenner oder ahnungsloser Schweizer mit einem Kilo Münz im Gepäck, hier kommt jeder auf

*Ein Schekel ist knapp 30 Rappen wert.

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Gewürzladen in Tel Aviv. Bilder: David Tüscher

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Inhalt

Israel • 7,6 Millionen Einwohner • Bevölkerungsdichte: 340,6 Einwohner pro km2 (Schweiz: 180,7 Einwohner pro km2) • Etwa 91 % der Bevölkerung lebt in Städten • Hauptstadt: Jerusalem • Amtssprachen: Englisch, Arabisch, Hebräisch • 76,7 % von Israels Bevölkerung gehören der jüdischen Religion an. • Weitere Religionsgemeinschaften: Israelische Araber, arabische Christen, sunnitische Muslime, Christen • Geografische Lage: Naher Osten, auf einer Landbrücke zwischen Asien und Afrika am östlichen Rand des Mittelmeeres • Nachbarstaaten: im Norden der Libanon, im Nordosten Syrien, im Osten und Südosten Jordanien und im Südwesten Ägypten. Im Süden grenzt Israel an den Golf von Akaba und damit ans Rote Meer.

Strassenleben in Tel Aviv.

Der Grenzverlauf im Osten – zu den Gebieten zwischen Israel und Jordanien (Westjordanland) – ist ein Konfliktherd. Ein von allen Seiten gleichermassen akzeptierter und daher eindeutig definierter Grenzverlauf ist bis heute nicht vorhanden. Krieg und Terror sind an der Tagesordnung.

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Quelle: Wikipedia Überall Kleider, Früchte, Gewürze.

seine Kosten – und das auch ohne Geld. Links schreiende Feigenverkäufer, rechts singende Fladenbrotbäcker. Hier süsslich riechende Tomaten, da Paprika und Salbei. Und T-Shirts mit israelpatriotischen Aufschriften für fünfundzwanzig Schekel. Oder reife Orangen für eine handvoll Kleinmünz.

Gegenpol der modernen Stadt: Jerusalem. Mit dem Zweierbus von der Central Bus Station in die Altstadt. Doch ich steige zu früh aus, irgendwo in einem orthodoxen jüdischen Viertel: nur schwarze Hüte, lange Bärte und Locken an beiden Ohren. Und ich mit Sandalen, bunten Badehosen und T-Shirt. Doch als ich nach dem Weg zur Klagemauer frage, schenken mir die Leute ein Lächeln. Dreiviertel Stunden irre ich herum. Bis sich die Kuppel der Al-Aksa-Moschee in goldenem Glanze zeigt – schade, dass da nur Moslems reindürfen.

Und feiern können sie auch Doch Tel Aviv hat noch weit mehr zu bieten, wie ich erfahre, wenn die Sonne schlafen geht und die Luft auf angenehmere 28 Grad fällt. Dann erwacht die wildeste Party östlich Zyperns und westlich Irans. Um acht, wenn es dunkel wird, joggt das hal- «Where are you from?» be Strandvolk keuchend an dir vorbei. Um zehn Die Altstadt Jerusalems könnte man als riesigen beginnt das grosse Essen – sei es im Sushi-Restau- Bazar bezeichnen. Alles, von Shishas über Teppirant an der Rothschildstrasse, am Falafelstand ne- che und T-Shirts bis Halsketten, wird unter den Dächern der Steinstadt ben der Bar oder im feilgeboten. «Where Fischlokal im schicken Die hübschen Mädchen are you from?», dränLittle Tel Aviv. Im gen sich die Verkäufer Mondlicht erwachen feiern, als gäbe auf, «ah, Switzerland, die Männer mit langen es kein Morgen. I have cheap T-Shirts Haaren zu ihrem wahhere. Only ten Shekel! ren Selbst. Die hübschen Mädchen feiern als gäbe es kein Morgen. That's crazy.» Bei mir kommt die Masche nicht an. Die zerfallenen Häuser ermatten im Dunkeln, und Aber ich mache einige Fotos. Mit dem Ergebnis, dass die Händler mir die Kamera wegnehmen die Luxushotels leuchten um die Wette. wollen. Ich wandere in jeglichen Nebengassen, bis mich ein junger Araber aufhält: «Stop, this Abstecher in die heilige Stadt Nach drei Tagen Tel Aviv will ich mal raus. Der area is only for moslems!» Die Juden, Christen Bus bringt mich in einer knappen Stunde in den und Araber erheben Anspruch auf Jerusalem. Das 26 | unterwegs 1110


Editorial

Am Toten Meer ist das Wasser 35 Grad heiss und sehr salzhaltig.

Highlight der Stadt ist die Klagemauer, das Überbleibsel des vor zweitausend Jahren zerstörten Jüdischen Tempels. Das Sherut bringt mich nach Tel Aviv zurück. Auf Geheiss meines Platznach-

Drückende Hitze: 45 Grad die Luft, 35 Grad das Wasser im Toten Meer. bars verdunkle ich das Fenster mit den Vorhängen. Warum das so sein muss, das weiss ich bis heute nicht. Auf jeden Fall hilft es mir beim Schlafen.

Dörfer ist Kiryat Arba. Ein kleiner Laden, ein leeres Restaurant und eine Gruppe aufmerksamer Soldaten sind die Attraktionen. Die Zeit rennt mir davon. Da ich den letzten Bus nach Tel Aviv erwische, bleibt mir nur wenig Zeit in Hebron. Mit Aircondition und weichen Sitzen über Schlaglöcher. Zur Linken sehe ich betende Moslems auf bunt bestrickten kleinen Teppichen. Zur Rechten verkaufen junge Buben auf selbstgemachten, lottrigen Holzregalen Zitronen und Orangen. Zwei Welten treffen aufeinander, und die pendelnden Juden blicken gleichgültig auf ihr Handy.

Ein eigenes Bild gemacht Alle pflegen ihre eigene Meinung über Israel, meistens eine schlechte, die wenigsten aber waren je Salz, Hitze, Bekanntschaften Um acht Uhr ist Tagwacht. Auf ans Tote Meer. Die dort. Viele wissen nicht einmal, wo dieses Land Busse führen mich durchs Palästinensergebiet mit liegt. Ich wollte einen persönlichen Eindruck abKamelen und Hütten mit schwarzen Plastikdä- seits von parteiischen Medien, jenseits von Antichern immer tiefer in die Ebene hinein. En Gedi semitismus oder allgegenwärtiger amerikanischer heisst der Ort, der mir von einer israelischen Dame Weltansicht. Das Volk der Juden, eine Gattung, empfohlen wurde. Ein schlichter Parkplatz mit Re- die zweitausend Jahre verfolgt, gedemütigt, gefolstaurant und Shop. Es ist etwa 45 Grad heiss. Ich tert und ermordet wurde, wollte ich näher kennen sehe das Meer, ähnlich gross wie der Bodensee, lernen. Ich wollte andere Düfte, neue Landschafoder noch grösser. Voller Erwartung steige ich hin- ten und neue Kulturen erleben. Und das Abenteuein. Das Wasser, 35 Grad heiss, fühlt sich dickflüs- er Israel war gelungen. Selbst die Heimreise war speziell: «Why did you sig an, und meine Füscome to Israel? What se haben den Drang, Ich wollte mir did you do in Israel? an die Oberfläche zu steigen. Meine kleine eine eigene Meinung über Where did you sleep in Israel?» Dann kam Schürfung am grossen Israel machen. die Gepäckkontrolle. Zeh brennt erbarDie Kontrolleure sind mungslos. Sie stammt vom Sandalenlaufen in der Stadt. Als ich aus dem psychologisch ausgebildet. Ich war etwas nervös, Meer steige und die wenigen Meter hinauf zum aus Angst, den Flug zu verpassen. So passierte es: Parkplatz laufe, kollabiere ich fast wegen der Hit- «Open your luggage please!» Mit einem Hightechze. Alle zehn Schritte muss ich absitzen. Ich bleibe Ding, das am ehesten einer Toilettenbürste gleicht, zwei weitere Tage in Tel Aviv. Ich mache Bekannt- streichen die Beamten über meine Kleidung. Dann schaften mit Leuten aus Bottighofen, Amerika, breiten sie mein ganzes Gepäck, von der Zahnbürste bis zur gebrauchten Unterhose, auf der Theke Kanada, Südafrika und Frankreich. aus. Sie finden eine Tüte Currypulver und Chumus, die ich als Handgepäck ins Flugzeug nehmen muss. Hebron Der Kontrast zur einigermassen westlich gepräg- Sprengstoff finden sie keinen. ten israelischen Welt liegt vor der Haustüre: das Palästinensergebiet. Kein Bus führt nach Ramallah, auch nicht nach Nablus. Nur Betlehem, die » David Tüscher Touristenhochburg, ist erschlossen. Und natürlich in Ausbildung zum Logistiker die jüdischen Siedlungen. Eine der verhassten

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Impressionen

Die vier Elemente

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Impressionen

Feuer, Wasser, Luft, Erde: Die Grundlagen unseres Seins sind die Inhalte schöner Fotografien. Die angehenden Fotofachleute Sabrina Carlino, Nicole Stieger, Andrea Gomringer und Manuela Niederöst waren in ihrem Element, als sie die Aufnahmen für diese Doppelseite machten. Und sie bringen uns noch etwas Elementares näher: den Blick fürs Detail.

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Arbeitsassistenz

Auf dem Ausbildungsweg zur Kauffrau und bei der Integration in die freie Wirtschaft wird Miriam Studer von der Arbeitsassistenz begleitet. Bilder: Rahel Signer

Miriam Studer: Via Brüggli in die freie Wirtschaft An eine Ausbildung als Kauffrau hat Miriam Studer ursprünglich nicht gedacht. Aber heute ist sie glücklich, dass sie diesen Weg beschritten hat. Und sie ist dankbar für die Chancen, die sich ihr mit Unterstützung der Arbeitsassistenz bieten. «Gegen Ende der 2. Realschule kamen meine Einschränkungen immer mehr zum Vorschein. Beim Sport hatte ich immer mehr Mühe, ich konnte mich nicht mehr so bewegen wie vorher und hatte Probleme mit dem Gleichgewicht. Die Leute sprachen mich an und fragten, ob ich betrunken sei oder ob ich einen Unfall hatte. Mit dieser neuen Situation umzugehen, dass ich gewisse Sachen nicht mehr so gut konnte wie vorher, war schwierig und es ging mir damals nicht gut. Dabei wollte ich doch unbedingt in einer Papeterie oder in einem Spielwarenladen meine Lehre machen – doch man

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nimmt niemanden, der Probleme mit dem Gleich- Zu meiner Überraschung fand ich diesen Beruf gewicht hat. Trotzdem machte ich viele Bewerbun- gar nicht so langweilig und es gefiel mir sehr gut. gen für eine Lehrstelle, doch ich bekam nur Absa- Danach versuchte ich eine KV-Lehrstelle zu finden, gen und wusste nicht mehr weiter. Mein Arzt hatte dies war aber im Frühling ziemlich schwer, da die die Idee, die Ausbildung in einem Büro zu machen, meisten Lehrstellen schon weg waren. wo man nicht den ganzen Tag stehen muss. Dies Dann ergab sich noch wollte ich eigentlich die Möglichkeit, im nicht, da ich Büroarbeit Das Praktikum in der Brüggli als Kauffrau immer langweilig fand. Dennoch gab ich mir freien Wirtschaft bestärkte zu schnuppern. Beim Schlussgespräch sageinen Ruck und ging als mich auf meinem Weg. ten sie mir, ich wäre Kauffrau schnuppern.


Arbeitsassistenz für das Vorlehrjahr sehr geeignet. Endlich eine Eine Chance bei der Pro Infirmis positive Rückmeldung – und so startete ich im Zusammen mit der Arbeitsassistenz habe ich verSommer 2008 meine berufliche Laufbahn im Brüg- schiedene Wege und Möglichkeiten gesucht, um gli mit dem Vorlehrjahr. Dieses Jahr hat mich per- Firmen zu finden. Auch in meinem Beziehungsnetz habe ich gefragt, um sönlich und schulisch eine Lehrstelle zu finsehr gut auf die Lehre Brüggli bot mir das den. Anfang Mai hat vorbereitet. Mit der IV haben wir vereinVorlehrjahr an. Endlich eine mir Hanspeter Tuchschmid mitgeteilt, dass bart, dass ich auf das positive Rückmeldung. es bei der Pro Infirmis 2. Lehrjahr, spätestens in Frauenfeld eine auf das 3. Lehrjahr, einen Ausbildungsplatz in der Wirtschaft suche. Mit Möglichkeit gibt und ich mich sofort bewerben dieser Zielsetzung startete ich im Sommer 2009 soll. Das tat ich dann auch und einige Tage später mit meiner Ausbildung als Kauffrau Profil B im bekam ich eine Einladung für eine Schnupperwoche. Beim Gespräch nach dieser Woche kam herTechnischen Büro. aus: Sie wollen mich! Mir hat es so sehr gefallen, dass mir klar war: Das ist meine Stelle! Wertvolles Praktikum Als ich Ende August vom Schulblock zurückkam, hatte ich schon den ersten Termin bei Hanspeter Wir vereinbarten einen Ausbildungsverbund mit Tuchschmid in der Arbeitsassistenz, und im No- der Pro Infirmis bis Ende Januar 2011. Das heisst, vember startete ich mit meinem ersten Praktikum mein Lehrvertrag mit Brüggli bleibt noch bestehen bei der Denipro AG in Weinfelden. In diesen sechs und ich werde in dieser Zeit von Hanspeter TuchWochen arbeitete ich im Einkauf und bekam einen schmid von der Arbeitsassistenz begleitet. Wenn Einblick in diesen Bereich und einen Eindruck, alles gut läuft, werde ich ab Februar 2011 mit der welche Anforderungen an einen gestellt werden. Pro Infirmis einen neuen Lehrvertag für die restDiese Erfahrungen bestärkten mich, nach einem liche Ausbildungszeit abschliessen. Seit August Ausbildungsplatz in der Wirtschaft zu suchen. Da arbeite ich bei der Pro Infirmis, habe mich schon es bei der Denipro leider keine Möglichkeiten gab, gut eingelebt und es geht mir sehr gut. Mir gefällt es hier so gut, ich möchte nicht wieder zurück.» hiess es – einmal mehr – mich zu bewerben!

» Miriam Studer Lernende Kauffrau im Technischen Büro

Ein steiniger Weg, der sich lohnt Ende Juni habe ich mit Miriam Studer, ihrer Mutter und den Verantwortlichen der Pro Infirmis in Frauenfeld die Details der Zusammenarbeit besprochen und die Vereinbarung über den Ausbildungsverbund unterzeichnet. Dieses Ziel erreicht zu haben war für Miriam Studer ein wichtiger Schritt in ihrer Ausbildung und mit viel Freude verbunden. Auch für mich als Jobcoach sind das sehr schöne und wichtige Momente. Bis dahin war es aber ein steiniger Weg, der viel Ausdauer, Beharrlichkeit und Wille erforderte. Diese Eigenschaften zeigte Miriam Studer von Anfang an in der Zusammenarbeit, und sie hatte die Überzeugung, den Anforderungen der Wirtschaft zu genügen. Durch das externe Praktikum und die Schnupperwoche wurde ihr Selbstvertrauen noch gestärkt. Für Miriam Studer war auch immer ein Ziel, dass sie eine Eigenständigkeit

bezüglich Ausbildung erlangen und sich somit von der IV lösen kann. Dies strebt sie nun auf das neue Jahr an. In den letzten zwei Jahren haben elf Lernende ihre Ausbildung in der Wirtschaft beendet, also das letzte Lehrjahr extern absolviert. Diese Möglichkeit hat sich für diese Personen gelohnt, alle hatten nach der Ausbildung eine Anstellung. Die einen wurden von der Firma angestellt, die anderen fanden bei einer anderen Firma eine Anstellung. Dies zeigt, dass sich durch diesen Weg die Chancen für den Berufseinstieg um einiges erhöhen. Es zeigt aber auch, dass diese Lernenden gute Leistungen erbringen und Fähigkeiten haben, die in der Arbeitswelt gefragt sind. » Hanspeter Tuchschmid Jobcoach Arbeitsassistenz

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Was gut tut

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Was gut tut

Musik gehört in jede Hausapotheke Musik berührt, lässt den Alltag vergessen. Müde Seelen beginnen sich zu öffnen, ein schlechter Tag wird mit Sonnenschein erfüllt. «Let the sunshine in»: Kein Medium vermag Stimmungen derart radikal zu beeinflussen wie die Musik. Musik ist pure Energie und in der Lage, ungeahnte damit verbundenen Gefühlen gelöst werden. dividuellen Ebene an. Während die einen durch Kräfte zu mobilisieren. Sie hat verschiedene Negative Erlebnisse werden so durch positive Erden Heavy Metal den inneren Frieden finden, beleFacetten. Sie fliesst wie Wasser und wir geben fahrungen ersetzt. Beim Hören von Musik scheint ben andere mit volkstümlichem Schlager ihre Leihr die Form und ihren sich ein ähnliches bensgeister. Dabei macht sich vielfach das PhäCharakter. Würde der Modell abzuspielen. nomen «Ähnliches mit Ähnlichem heilen» bemerkMusik öffnet Türen und Mensch ohne Musik bar. Die Homöopathie ist ja bekanntlich auch auf überleben? Wohl kaum. Das bewusste Musikdiesem Prinzip aufgebaut. Schlechten Stimmunermöglicht uns, Gefühle Er würde augenblickhören beginnt bei den gen mit schwermütigen Sounds entgegenkomauszudrücken. lich aufhören zu exismeisten Menschen in men, um sich so wieder ins Lot zu bringen? Vieltieren, weil die Musik ihrer Pubertät. In dieleicht fühlt sich so der Zuhörer in seiner Stimmung genau jene Klangbotschaften transportiert, durch sen Jahren macht der junge Mensch bekanntlich bestätigt und nicht mehr alleingelassen. die er seinem Innersten am nächsten kommt. in relativ kurzer Zeit in seiner Reife grosse Musik öffnet Türen und ermöglicht uns, Gefühle Sprünge zum erwachsenen Menschen. In dieser Musik am Feierabend unzensiert zum Ausdruck zu bringen. Sie ist nicht Zeit wird vieles intensiver wahrgenommen und In meinem Nebenjob als DJ stelle ich immer wienur einfach ein guter Kumpel, sondern ein treuer gelebt. Jede Liebeserklärung bekommt ihren eider fest, wie schnell man das Publikum vom Alltag Partner in guten wie in schlechten Zeiten, der ein- genen Soundtrack, jede Scheidung ihren Blues. runterholen kann, vorausgesetzt, die Musik passt en ohne Vorurteile annimmt. Es gibt also grund- Viele Alltagssituationen, und sind sie noch so bain ihr Weltbild. Ich begegne dabei immer wieder sätzlich keine schlechte Musik, weil sie jeder nal, können mit Songs, die in diese Zeit passen, Leuten, die ich mit einem Song einen ganzen Mensch nach seinem eigenen Ermessen interpre- um Jahre oder Jahrzehnte später entsprechende Abend zufriedenstellen kann, aber auch solchen, tiert und lebt. So ist es auch nicht möglich, Musik Gefühle wieder abrufen und somit den Zuhörer in für die bei einer Nichtberücksichtigung eines und ihre Vielfalt an Stilrichtungen zu werten. Sie eine ähnliche Schwingung versetzen. Musikwunsches die halbe Welt zusammenbricht. ist wie sie ist, so wie jeder Mensch als Individuum In solchen Momenten mehrere Kompositionen darstellt. Je nach Gedan- Musik ist Energie wird mir immer wieJede Liebeserklärung hat kengut, Situationen und Stimmungen erweist sie Beim genauen Hinder bewusst, wie intim uns einen Dienst, bewirkt etwas Aufbauendes und hören wird anhand der persönlich Musik ihren eigenen Soundtrack. und unterschiedlichen Mumobilisiert unsere Selbstheilungskräfte. sein kann. «Erzähl mir sikstile und Vorlieben von deinem Musikklar, wie vielfältig und unterschiedlich die MenSchöne Erinnerungen neu beleben geschmack und ich sage dir, wer du bist.» CarIn der modernen Psychologie gibt es seit einigen schen veranlagt sind. Jeder Mensch schreibt los Santana sagte einmal, dass er die Musik als Jahren die Methoden der Neurolinguistischen Prä- sein Leben in seiner eigenen Sprache und Komspirituelle Kraft sehe: Sie ist das Wasser, er der gung (NLP), mit denen psychische Blockaden durch position. Musik ist Sprache, ist Kommunikation Schlauch und die Zuhörer sind die Blumen. Bewusstmachen positiver Erfahrungen und den und spricht dementsprechend auf einer sehr in» Daniel Köppel Mitarbeiter Unternehmenskommunikation

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Inhalt

Kim Wittwer, mittendrin und nicht nur dabei, trotz Handicap. Bilder: Michel Frischknecht

Projektarbeit trotz Hörbehinderung Sie lesen hier über einen angehenden Kaufmann im Brüggli, der vom Höhepunkt seiner ersten Ausbildungswoche erzählt. Mit seinen Handicaps war es nicht immer einfach, doch mit seiner Freude und Motivation hat er's geschafft. Kaum startete ich ins Abenteuer «dreijährige KVAusbildung», konnte ich mich bereits an einem Projekt beteiligen – zusammen mit den ebenfalls neuen angehenden Kaufleuten der Abteilungen Informatik und Qualitätsmanagement. Mein Ziel war, zu lernen, wie man mit mehreren anderen Beteiligten an eine solche Gruppenarbeit herangeht. Der Auftrag, ein gemeinsames Mittagessen für alle neuen Lernenden im Bürobereich sowie deren Teamleiter an einem Standort ausserhalb des Brüggli zu organisieren, erschien mir zunächst unkompliziert. Doch als wir im Projektteam die verschiedenen Arbeitsaufträge durchgingen, verflog diese Leichtigkeit rasch wieder. Wegen des knappen Budgets entschieden wir uns für einen Spaghetti-Plausch, der im Clubraum des Kanu Clubs Romanshorn direkt am See stattfinden sollte.


KV-Projekt

Zwei Seiten der Hörbehinderung Bei den vielen Besprechungen war es für mich mit meiner hochgradigen Hörbehinderung schwierig, den Gesprächshandlungen zu folgen. Im Allgemeinen ist die Kommunikation mit mir kein grosses Hindernis, doch zu dieser Zeit spürte ich dieses Handicap besonders stark. Auch wenn ich bei Unklarheiten stets nachfragte, gab es dennoch Missverständnisse, welche mich und teilweise auch meine Kollegen belasteten. Mit meiner Sehbehinderung war es zusätzlich schwierig, mich stets auf den aktuellen Redner zu konzentrieren. Dank der Unterstützung des gesamten Teams konnte ich den Gesprächen trotzdem folgen.

Die Projektgruppe ist stolz auf das gemeinsam Erreichte.

Perfekter Auftrag Als wir mit dem Projekt noch am Anfang waren, war diese Arbeit perfekt für mich, andererseits konnte ich zunächst keine passende Arbeit finden. hätte ich sonst schwer eine andere gefunden. Telefonieren kam aufgrund meiner Hörbehin- Bei der letzten Sitzung vor dem Anlass erhielt ich eine neue Einkaufslisderung nicht infrage. te, mit welcher ich den Auch war mir zu dieAuch wenn es nicht leicht Budgetplan anpasste. sem Zeitpunkt nicht so Gegen Ende wurde es klar, welche Aufträge war: Die Gruppenarbeit zeitlich etwas knapp, bereits vergeben wawar eine tolle Erfahrung. da mir die grafische ren. Als dann der AufDarstellung des Plans trag der BudgetplanVerwaltung zur Verfügung stand, musste ich nicht nicht abgabewürdig erschien. Glücklicherweise überlegen; im Kurzschlusstempo sagte ich zu, um erhielt ich nochmals Zeit, und der Budgetplan war mir diese interessante Arbeit zu sichern. Einerseits kurze Zeit darauf im Kasten. Der Anlass war ein grosser Erfolg. Stets herrschte eine lockere Stimmung und es wurde viel geredet. Jedoch erschwerte dies für mich die Verständigung mit meinem Gegenüber. Mit dem Ende des Projekts arbeitete ich motivierter und intensiver. Bisher war ich nur an Einzel- und Zweier-Projekten beteiligt. Die Woche hat mir gezeigt, wie schwer es sein kann, an einem Projekt mit vielen unbekannten Personen zu arbeiten. Die Gruppenarbeit war eine tolle Erfahrung. Ich freue mich bereits jetzt darauf, die gelernten Fähigkeiten in einem nächsten Projekt anzuwenden und neue dazuzulernen. » Kim Wittwer Kaufmann QMS in Ausbildung

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Lingerie

Ein Tag in der Waschküche Es ist Montag, 8 Uhr. Der Rapport ist vorbei und wieder einmal ist klar: Wir haben viel zu wenig Personal in der Lingerie. Gründe sind Schule und Krankheit. Ein riesiger Haufen Wäsche baut sich vor uns auf. Da uns letzten Freitag unsere wichtigsten Waschmaschinen den Dienst versagt haben, sammelt sich die Wäsche von Freitag, Samstag und Sonntag. Nun muss zuerst der ganze Berg sortiert, gezählt, eingeschrieben, vorbereitet und detachiert (vorbehandelt) werden. Dies kann unter Umständen sehr lange dauern, denn die Wein-, Curry- und Ketchupflecken wollen einfach nicht verschwinden. In dieser Zeit kümmert sich eine Person um die schon gewaschenen und getrockneten Reinigungstücher (150 Stück), die schön gefaltet und wieder eingeschrieben in den Hausdienst oder Service gebracht werden. Eine andere Person wiederum beginnt alle Maschinen zu starten und aufzuheizen. Den Wäscheberg bezwingen Jeden Morgen beginnen wir als Erstes mit der Küchenwäsche (100 Stück), die, frisch gewaschen, durch die Mangel geführt werden muss. Natürlich wieder schön gefaltet, damit keine optischen Fehler bemängelt werden können. Damit sind wir beschäftigt bis zur Pause um halb 10 Uhr. Unterbrochen werden wir öfters durch das ungeduldige Klingeln des Service- und Küchenpersonals, das um seine Kleidung bittet. Diese bewahren wir auf Kleiderständern auf. Diese Unterbrechung ist sehr mühselig, denn wir müssen überprüfen, ob das Personal genau gleich viel schmutzige Wäsche bringt, wie sie von uns saubere verlangt. Alles muss dokumentiert und unterschrieben werden, damit nichts in diesem Wäscheberg untergeht.

Viel zu tun Um 9.50 Uhr ist die Pause zu Ende und wir verteilen uns wieder auf die Posten. 70 Tischläufer, 200 Servietten, 40 Tischtücher in allen Farben und Formen werden nun von uns gebügelt. In dieser Zeit müssen Mops auf die Mangel, um trockengelegt zu werden, Kochblusen, Servicehosen, 10 weisse Lavetten und T-Shirts im Tumbler getrocknet und gebügelt werden, Waschmaschinen beladen, Tücher mit Falten ausgebügelt werden usw.

gemindert werden, denn Blusen ohne Knöpfe, Löcher, Reissverschlüsse, zu lange Hosen, das alles muss gemacht werden. Nebenan steigen Dampfwolken auf, es ist Herbst und Nachmittag. In der Wäscherei herrschen sommerliche Temperaturen, und die Feuchtigkeit steigt kontinuierlich. Die Kochblusen, Kochhosen und Tischtücher müssen fertig gebügelt werden. Auch die 300 roten, gelben, orangen und blauen Lavetten müssen zusammengelegt werden.

Sortieren, zählen, einschreiben Den Nachschub sicherstellen Es muss entschieden werden, was als Nächstes Um vier Uhr nachmittags bringen wir die ganze gewaschen wird, was hat Vorrang? Die Schmutz- fertige Usblickwäsche mit einem Wagen ins Rewäsche vom Restaurant Pier wartet schon lange, staurant, holen die Wagen mit der schmutzigen doch im Usblick können sich die Gäste ohne La- Wäsche und ersetzen diese durch leere Wagen. Im Schmutzbereich der vetten die Hände nicht Lingerie wird wieder trocknen, die MechaniDie Ketchupflecken fleissig sortiert, gezählt ker haben keine Hosen und eingeschrieben. mehr, der Hausdienst wollen einfach nicht Punkt fünf Uhr starten keine Uniform, und das verschwinden. wir die Maschinen mit Servicepersonal kann der Küchenwäsche und ohne Tischtücher keine Tische decken. Auch die WG-Wäsche wartet unge- den Reinigungstüchern. Der Leiter, der am Morgen duldig in einem Korb, und das Reinigungspersonal um sechs Uhr Frühdienst hat, wird diese Wäsche in den Tumbler schmeissen und die Waschmabeschwert sich über fehlende Reinigungstücher. schinen neu beladen. Meist kommt kurz nach Feierabend nochmals Personal, nach Kleidern rufend, Hohe Luftfeuchtigkeit An Tagen, in denen es genügend Personal hat, und wir beeilen uns, damit auch wir in den Zug begibt sich eine davon zur Instandstellungsstati- steigen können. on. «Flicken», nicht gerade unsere Lieblingsarbeit. Der Stapel reicht über die Kisten hinaus und muss » Janin Bürki Lernende Fachfrau Hauswirtschaft

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Lingerie

Bild: Nicole Stieger

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Dies & Das

Brüggli fährt nach Antsiranana 52 Mitarbeitende von Brüggli haben sich im Juni an der Aktion «Bike to Work» («Mit dem Velo zur Arbeit») beteiligt. Gemeinsam haben sie 8195 Kilometer zurückgelegt. mha. 8195 Kilometer: Das entspricht in etwa der Distanz zwischen Romanshorn und Antsiranana auf Madagaskar oder Abilene in Texas USA oder Akyab in Myanmar in Südostasien. Hätten die Teilnehmenden von Brüggli diese Strecke mit einem Auto zurückgelegt, sagen wir mal mit einem Opel Astra, der etwa 7 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrennt, hätten sie rund 575 Liter Benzin, schätzungsweise 10 Tankfüllungen, dafür gebraucht. In Zeiten, in denen die Öl-Industrie aus den letzten Bohrlöchern pfeift, ist das besonders viel wert.

Brüggli hat unter den Teilnehmenden aus den eigenen Reihen drei Preise verlost: Simon Roth, Lerncoach im Ascol, gewinnt den 1. Preis: einen Leggero Vento. Jessica Gmünder, Lernende in der Printagentur, gewinnt den 2. Preis: eine FreitagTasche. Der dritte Preis, ein Usblick-Gutschein im Wert von CHF 100.–, geht an Christian Züllig, Lernender in der Informatik. Im ganzen Land war das Echo auf die Aktion «Bike to Work» sehr gut: 13 053 Teams mit 51 076 Teilnehmenden fuhren mit. Insgesamt legten sie im Juni 7,5 Millionen Kilometer zurück. Das entspricht einer 187maligen Erdumrundung. Wer will da noch sagen, man komme mit dem Velo nicht weit?

Auf ins Tipi

Spitzennote 5,7

mha. Eine Besprechung im besonderen Rahmen: im Tipi auf der Dachterrasse von Brüggli. Bis zu 25 Personen können hier im Kreisrund auf Bänken mit Rückenlehne gemütlich beisammen sein und Pläne schmieden. Kombiniert mit den Serviceleistungen der Gastronomie Usblick hat man im Tipi alles, was es braucht für eine inspirierende Zusammenkunft. Die Leitenden des Industriecenters haben's bereits mit Freude ausprobiert.

mha. Felix Tobler hat seine Ausbildung zum Informatiker EFZ mit Schwerpunkt Systemtechnik diesen Sommer im Brüggli glänzend beendet. Mit einer 5,7 hat er den höchsten Notendurchschnitt von 457 abschliessenden Informatik-Lernenden im Kanton Zürich erzielt. Seit Mitte August ist er bei der Firma KTR Office AG in Münchenstein als Projektleiter tätig.

Auch andere Bereiche und Abteilungen von Brüggli sind dazu eingeladen, das Tipi zu nutzen (Reservation via Gastronomie Usblick). Das ist übrigens auch in der kälteren Jahreszeit problemlos möglich. Denn im Herzen des Tipi befindet sich eine Feuerstelle, die dazu beiträgt, dass so mancher Funken überspringt.

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Dies & Das

Früh übt sich – mit dem Ventolino mha. Der Leggero Ventolino ist eine Laufhilfe für Kleinkinder. Er ist aus solidem Holz gefertigt. Der Haltebügel kann der Grösse des Kindes angepasst werden. Der Widerstand der Räder lässt sich durch das Anziehen der Schrauben nach Bedarf regulieren.

Wie sein grosser Bruder, der Leggero Vento, kann er lange Freude bereiten: Wenn der Ventolino als Laufhilfe ausgedient hat, kann er als Puppenwagen und Spielgerät für Kinder weitergenutzt werden. Für CHF 139.– (zuzüglich Versandkosten) erhältlich auf www.leggero.ch oder im Verkaufsladen «Pier 58» am Hafen in Romanshorn.

Brüggli fürs Handgelenk mha. Alles wiederholt sich: die Geschichte, das Fernsehprogramm, ja sogar die Mode. Auch die Brüggli-Uhr ist wieder da, um nicht länger im Lagerkeller zu verstauben. Trifft sie mit ihrem Ziffernblatt doch ziemlich schön den globalisierten Zeitgeist.

Brüggli-Lauftreff psi. Alle Mitarbeitenden von Brüggli sind zur Teilnahme am Lauftreff willkommen, jeweils am Donnerstag, 17.15 Uhr, Treffpunkt im ASCOL-Büro. Voraussetzung ist, dass man 45 Minuten am Stück joggen kann. Das Tempo ist gemütlich. Meistens sind zwischen zwei und vier Läuferinnen und Läufer dabei – es können gerne mehr sein. Regelmässig laufen mit: Rebekka Häni, Christof Huser, Miriam Schumacher und Priska Sigrist.

Die Uhren sind in tadellosem Zustand. Nur die Batterien haben den Geist aufgegeben. Wer eine solche Uhr will, ist deshalb dazu eingeladen, die Batterie selbst auswechseln zu lassen; das kostet nicht alle Welt. Dafür kostet die Uhr nur 10 Franken – inklusive Lederarmband und wasserfestem Timer. Einst kostete die Brüggli-Uhr fast viermal mehr. Wer günstig eine praktische Uhr haben will, bekommt mit der Brüggli-Uhr einen sehr fairen Gegenwert. Interessierte wenden sich an Alois Schütz, Printagentur, asc@brueggli.ch

Es gibt gute Gründe sich zu bewegen: Joggen hilft beim Stressabbau, der gemeinsame Sport stärkt den Kreislauf und die Kameradschaft – kurz, man fühlt sich wohler. Alle, die's versuchen wollen, sind zur Teilnahme herzlich willkommen – ganz ungezwungen, ganz unverbindlich.

Neue Broschüre mha. Im Brüggli können 50 verschiedene Berufe in elf Berufsfeldern erlernt und praktiziert werden. Einen Einblick bietet die neue Broschüre, die auf www.brueggli.ch (Downloads) zu finden ist oder via info@printagentur.ch bestellt werden kann.

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Dies & Das

Fit in den Tag mha. In der Brüggli-Gastronomie Usblick gibt's von Montag bis Freitag ab 8 Uhr ein Frühstück mit allem, was für einen guten Start in den Tag hilfreich ist. Für 10.50 Franken kann man so oft zugreifen wie man mag. Dieses Angebot richtet sich besonders auch an Personen von auswärts. Das können wir nicht genug oft betonen: Die Gastronomie Usblick ist eine öffentliche – hier sind alle willkommen.

Sonntagsbrunch: Ein Dauerrenner mha. Der Sonntagsbrunch läuft und läuft und läuft. Immer am letzten Sonntag im Monat lädt die Brüggli-Gastronomie Usblick zum währschaften Zugreifen und Geniessen ein. Der letzte Sonntagsbrunch im 2010 findet am 19. Dezember statt – inklusive musikalischer Überraschung. Eine Platzreservation ist empfehlenswert. Kontakt: Telefon 071 466 94 83, usblick@brueggli.ch

Zertifizierte Qualität mha. Brüggli hat im September das Rezertifizierungsaudit durch die SGS (Société Générale des Surveillance SA) wiederum vorbildlich bestanden. Das Zertifikat ISO 9001:2008 zeichnet die wirtschaftlichen, das Zertifikat BSV/IV 2000 die sozialen Leistungen aus.

Nächste Station: Usblick mha. Die Dachterrasse der Gastronomie Usblick verspricht schöne Aussichten. Und der Aufstieg, wenn man nicht den Lift nimmt, kommt einer kleinen Wanderung gleich – besonders, weil man im Treppenhaus von schönen Berg- und Alpensujets begleitet wird. Nur logisch, dass die Berg- und Wanderwelten auch im Eingangsbereich an der Hofstrasse zum Tragen kommen. Schön, nicht?

Eine Nummer für jedes Textil mha. Die Wäscherei von Brüggli wäscht, bügelt und pflegt täglich zahllose Textilien. Damit die Hemden, Blusen und weiteren Arbeitskleider den jeweiligen Besitzern zugeordnet werden können, haben die Mitarbeiterinnen der Lingerie neu ein praktisches Gerät zur Hand, mit welchem sie waschfeste Etiketten ausdrucken können. So können sie jedes Kleidungsstück mit einer Nummer versehen und anhand dieser Nummer dem Besitzer zuordnen. Das erleichtert die Arbeit. Bis anhin mussten diese Etiketten extern produziert werden. 40 | unterwegs 1110


Rätsel

Wer findet die fünf Unterschiede? Verlosung unter allen richtigen Einsendungen:

3 x 1 MigrosGutschein à CHF 30.– Einsendeschluss: 31. März 2011 Die GewinnerInnen werden im April 2011 persönlich benachrichtigt.

Or i g in

al

Zweimal dasselbe Bild – mit fünf kleinen Unterschieden. Wer findet alle? Kreisen Sie die entsprechenden Stellen ein und senden Sie den Talon vollständig ausgefüllt per interner Post an: • Michael Haller, CC/CD, Printagentur. Wenn Sie nicht im Brüggli tätig sind, senden Sie Ihren Talon in einem frankierten Kuvert an: • Brüggli, Rätsel «Unterwegs», Hofstrasse 3+5, 8590 Romanshorn.

ung

h Fälsc

Vorname Name Strasse / Nr.

Gewinnerin der Verlosung im letzten «Unterwegs»:

PLZ / Ort Telefon

Brüggli-Mitarbeiter/in

  ja

  nein

Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung des Gewinnes.

Doris Oberhänsli Hirschhalde 2 8590 Romanshorn

Im nächsten «Unterwegs» können wir an dieser Stelle gleich drei GewinnerInnen verkünden. Denn im vorliegenden Heft gibt’s gleich dreimal etwas zu gewinnen (siehe weiter oben auf dieser Seite).

Herzlichen Glückwunsch. unterwegs 1110 | 41


Brückenschlag

Unser Partner: Die Garten-Galerie R. Sager Auf dieser Seite kommt jeweils ein Partner von Brüggli zu Wort – dieses Mal Marco Sager, der in seiner Garten-Galerie in Gonten einem Informatik-Mitarbeiter von Brüggli eine Chance gab. Bitte stellen Sie unseren Lesern Ihr Unternehmen kurz vor: Seit über 20 Jahren ist unsere Firma in der Sparte der exklusiven Gartenobjekte tätig. Heute gilt die Garten-Galerie R. Sager als gute Adresse im Bereich Gartenlauben, Skulpturen, Brunnen und moderne Schmiedekunst. Unsere Kunden sind Private, aber auch Gartenbauer, Gartenarchitekten und Gartencenter. Die Privatkundschaft ist international. Das Angebot beginnt bei kleinen preisgünstigen Pflanzgefässen und Vasen und mündet in einer Auswahl an kostspieligen antiken Gartenobjekten, die in unserer 8000 m² grossen Parkanlage besichtigt werden können. Highlight in diesem Jahr war der Verkauf eines antiken Schlossbrunnens, der bei Sotheby's in Paris den höchsten Preis von allen Objekten erzielte. Ein Informatik-Mitarbeiter von Brüggli hat bei Ihnen ein sechsmonatiges Praktikum absolviert. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Die Garten-Galerie R. Sager ist auf exklusive Objekte wie dieses spezialisiert.

Ich kannte den Praktikanten von der Militärmusik ten Ziele wurden erreicht und die Anstellung sogar her und wusste von ihm, dass es in seiner Situa- verlängert, was sich im Nachhinein als richtig ertion schwierig ist, eine Praktikumsstelle zu finden. wiesen hat. Der Praktikant ist heute erfolgreich in Deshalb haben wir für Ihn eine Stelle geschaffen, der Privatwirtschaft tätig. die seinen Fähigkeiten entsprach. Er hatte MaWie wichtig finden thematik studiert und Sie Sozialunternehkannte sich mit dem «Der Praktikant ist heute men wie Brüggli? Computer gut aus. Ohne die Unterstüterfolgreich in der Privatzung von Brüggli hätten Und wie lief es mit wirtschaft tätig.» wir eine Anstellung dem Praktikanten? nicht gewagt. Die VerDas Praktikum verlief im Allgemeinen sehr gut. Ein Vorteil war sicher, antwortung lag nicht bei uns, weshalb wir uns auf dass wir den Praktikanten schon von früher kann- das Experiment einliessen. Beide Seiten konnten ten. Es war fast eine Anstellung mit Familienan- von dem Praktikum profitieren. schluss. Wichtig war die Betreuung durch Markus Kümin (Arbeitsassistenz von Brüggli), mit dem wir Ein Brüggli-Grundsatz lautet: Wir behandeln Probleme offen in Gegenwart aller Beteiligten andere so wie wir selbst behandelt werden besprechen konnten. Die Schwierigkeit bestand wollen. Wie sehen Sie das? darin, eine freundschaftliche Beziehung mit einer Das ist sicher nicht nur ein Brüggli-Grundsatz. geschäftlichen in Einklang zu bringen. Die gesetz- Auch wir versuchen ihn sowohl auf unsere Mitarbeiter als auch auf unsere Kunden anzuwenden. Es gilt aber auch: «Der Kunde ist König, solange er sich königlich benimmt.» Wollen Sie den Lesern noch etwas sagen? Uns geht es ausgezeichnet. Deshalb ist es wichtig, dass es solche Institutionen wie Brüggli gibt, welche die Brücke schlagen zu denen, die unsere Hilfe brauchen. Wir als KMU sind oft so stark vom Betriebsalltag absorbiert, sodass es manchmal einen Anstoss von aussen braucht, um einen sinnvollen sozialen Beitrag leisten zu können. Uns hat dieses Engagement in jeder Beziehung etwas gebracht, und ich bin überzeugt davon, dass auch die Öffentlichkeit etwas davon hat.

» Notiert: Michael Haller Kommunikationsverantwortlicher

Marco Sager schätzt die Zusammenarbeit mit Brüggli. Bilder: zVg.

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Editorial Jubiläen

Manfred

berhänsli

Andreas O

Bättig

Jubilarinnen und Jubilare Juli bis Dezember 2010 20 Jahre Ewald Rüegg Kurt Iller

Mitarbeiter Qualität + Service Mitarbeiter Montage

6.8.2010 3.9.2010

Bereichsleiter Personalbüro Bereichsleiterin Agogik Mitarbeiter Mechanik

1.7.2010 1.8.2010 7.8.2010

15 Jahre Peter Schmid Elisabeth Mayer Manfred Bättig

ayer

Elisabeth M

10 Jahre Max Imlig Andreas Oberhänsli

Mitarbeiter Informatik Mitarbeiter Mechanik

9.8.2010 1.12.2010

Herzlichen Glückwunsch Die Geschäftsleitung von Brüggli dankt allen Jubilarinnen und Jubilaren für ihre Treue und ihren Einsatz. Alles Gute für die Zukunft.

Peter Schm

id

Ewald Rüegg

Max Imlig

Max Imlig

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