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unterwegs Die Mitarbeiter- & Kundenzeitschrift von Brüggli Ausgabe Nummer 34, November 2015

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www.unterwegs.brueggli.ch

Gehör schenken

Brüggli-Kita

Leggero Enso

Was heisst es, nichts zu hören – und was tut Brüggli für Betroffene?

Brüggli ruft eine Kindertagesstätte ins Leben – warum und für wen?

Wie wandelt sich der Markt – und was bedeutet der Schweizer Design Preis?

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Inhalt

28-37 Gehör schenken Brüggli lässt sich auch von der Gehörlosigkeit nicht behindern. Betroffenen soll der Alltag möglichst leicht gemacht werden. Wie funktioniert das? Was bedeutet es überhaupt, gehörlos zu sein? Und was hält der Schweizerische Gehörlosenbund SGB-FSS von Brügglis Engagement?

Leggero Enso

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Impressum Idee, Konzept, Redaktion : Michael Haller Mitarbeit : Daniel Köppel, Marlen Hämmerli Layout-Konzept, Satz: Regina Furger Bild : Regina Furger, Noemi Antonazzo, Andy Joseph Titelbild : Arrangiert von Regina Furger Fotos : Fotostudio Bühler, Michael Haller, Shutterstock und Private Druck, Auflage : Brüggli Medien, 3 000 Ex. Herausgeber : Brüggli, 8590 Romanshorn www.brueggli.ch, www.unterwegs.brueggli.ch

Brüggli-Kita

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Schule Bottighofen leistet wertvolle Integrationsarbeit Nachgefragt: Wie läuft’s im ersten Lehrjahr? Brügglianer: 10 Fragen an … Logistik: Voll einsetzbar dank vollem Einsatz Zufrieden im Usblick: Josef Koch Arbeit ist Lebensschule Der Olympia-Sieger aus dem Drucksaal Ist anders wirklich anders? Mein Brüggli – diesmal mit Heinz List Die saubere Schweiz littert Campus+: Gitarren der Marke Eigenbau Denkstop: Wie die Worte schöner fliessen Wort und Bild bewirken Grosses Unser Partner: Blaues Kreuz Schweiz Rätsel: Wer findet die fünf Unterschiede? Jubilarinnen und Jubilare

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Unterwegs für die Arbeit Was heisst es, nichts mehr zu hören? Wir haben es in einem Experiment ausprobiert; es ist die Grundlage unserer Berichterstattung zum Thema Gehörlosigkeit (Seite 28). Mit dem Hörvermögen ist es wie mit dem unerschöpflichen Trinkwasser, dem freundlichen Dorflädeli oder der geduldigen Lebenspartnerin: Wir merken erst, was wir hatten, wenn wir es nicht mehr haben. Im Vorwärtsstreben laufen wir Gefahr, nur zu sehen, was uns noch fehlt – und übersehen dabei all das Gute, das uns bereits umgibt. Umso grösser ist das Vakuum, wenn es plötzlich weg ist. Ist das mit der Arbeit auch so? «unterwegs» beleuchtet regelmässig den Stellenwert von sinnstiftender Arbeit – diesmal mit Alessandro Ruberti, der bei der Schule Bottighofen Spuren hinterlässt (Seite 4), mit Mark Lampert, unserem Olympia-Sieger aus dem Drucksaal (20), oder Josef Koch, der in der Gastronomie Usblick (10) Gäste begeistert und Lernende inspiriert.

Integrationsarbeit ohne gute Arbeit – das ist wie Klatschen mit einer Hand. Gute Arbeit (wie etwa dank der Eigenmarke Leggero, Seite 24) ist der Schlüssel zu Selbstbestimmung, Zufriedenheit und Entfaltung.

Integrationsarbeit ohne gute Arbeit – das ist wie Klatschen mit einer Hand.

Brüggli fördert diese Hilfe zur Selbsthilfe seit 28 Jahren mit einer beispielhaften Vielfalt. Das ist alles andere als selbstverständlich. Es will täglich aufs Neue verdient sein durch Wandlungsbereitschaft, Fortbildung und Marktnähe mit offenen Ohren und mit Händen, die anpacken können. Soviel ist gewiss: Brüggli wird nicht ruhen. ichael Haller M Leiter Unternehmenskommunikation

Internationale Ehre und zweimal Schweizer Silber für Brügglis Unternehmenskommunikation mha. Brügglis Unternehmenskommunikation gewinnt eine internationale sowie zwei Schweizer Auszeichnungen: Die European Association for Internal Communication FEIEA würdigt das Magazin «unterwegs» mit dem Sonderpreis «Best practice in internal magazine supporting a social Project», verliehen in Rom. Die Jury-Experten aus dreizehn der FEIEA angehörenden Ländern haben mehrere hundert Eingaben evaluiert. Brüggli fällt mit «unterwegs» unter Europas Besten auf. Zudem erhält Brüggli dieses Jahr gleich zweimal eine «Silberne Feder» des Schweizerischen Verbandes für interne Kommunikation SVIK verliehen. Zum einen ehrt der SVIK das Magazin «unterwegs» in der Kategorie Personalmagazine für das Layout, die Bildsprache und den journalistischen Anspruch.

Zum anderen erhält Brüggli in der Kategorie «Konzepte und Strategien der internen Kommunikation» eine «Silberne Feder» für das neugeschaffene Kommunikationsforum «Denkstop».

Ein Dank allen, die uns den Rücken freihalten und unsere Arbeit mit Leidenschaft unterstützen.

Mit diesen Auszeichnungen ist Brügglis Unternehmenskommunikation einmal mehr in bester Gesellschaft mit erfolgreichen Grossunternehmen aus der Schweiz und ganz Europa. So gesehen sind diese Erfolge mehrfach wertvoll: Sie würdigen die Arbeit eines kleinen Teams und sind zugleich ein Symbol für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit: Brüggli steht mittendrin und nicht am Rande.

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Schule Bottighofen leistet wertvolle Integrationsarbeit Wie vielfältig die Praktikumseinsätze bei unseren Partnerbetrieben sind, zeigt die Zusammenarbeit mit der Primarschulgemeinde Bottighofen. Alessandro Ruberti, Praktikant Betriebsunterhalt, hat hier auch gelernt, seine Schüchternheit zu überwinden. Alessandro Ruberti ist auf dem Weg zu seinem ersten Arbeitstag in der Primarschule Bottighofen. Es ist nicht sein erstes Praktikum und dennoch ist er aufgeregt. Was erwartet ihn am neuen Arbeitsplatz? Wie sind die Mitarbeiter in seinem Team? Es ist ein kleines Team, anders als bei Brüggli, wo er mit vielen zusammenarbeitet. Wird er mit den Primarschülern zu tun haben; wenn ja, wie werden sie auf ihn reagieren? Werden ihm die Arbeiten Freude bereiten; kann er sie bewältigen?

Primarschulalter habe ich kein Problem; sie haben mich sofort als neuen Mitarbeiter akzeptiert. Ich habe es genossen, in einem kleinen Team mitarbeiten zu können. Meine anfängliche Schüchternheit konnte ich durch die rasche Integration ins Team gut überwinden.» Auch das Wissen, dass sein Jobcoach als Anlaufstation in der Nähe ist, gibt ihm Sicherheit.

Es ist eine Zusammenarbeit, die allen etwas bringt.

Gut, dass das Ortsschild mit der Aufschrift «Bottighofen» erscheint und die Fragen sich erübrigen. Alessandro Ruberti steigt aus und wirft noch einen Blick auf den Bodensee, der ihm vertraut ist. Dann geht er zur Schule, wo er Roger Blaser trifft, seinen Vorgesetzten. Ihn kennt er bereits vom Vorstellungsgespräch. Das Praktikum beginnt. Er gehört dazu Die Aufgaben gestalten sich vielfältig. Alessandro Ruberti reinigt unter anderem die Duschen in der Turnhalle oder die Schulzimmer und hat so auch Kontakt zu den Primarschülern. «Mit Kindern im

Bewährte Partnerschaft Sein Vorgesetzter, der leitende Hauswart Roger Blaser, lobt die positive Grundeinstellung, das Engagement, die Fachkenntnisse sowie das gute Verhältnis von Alessandro Ruberti zu seinen Teamkolleginnen sowie zu Lehrern und Schülern. Für Roger Blaser ist es der elfte Praktikumseinsatz, den er mit Jobcoach Michael Graupner vorbereitet hat. Vor fast vier Jahren fragte der Coach ihn, ob er sich vorstellen könne, Lernenden der Technischen Dienste von Brüggli einen Einblick in die Arbeit in einer Schule zu gewähren. Roger Blaser erklärte sich gerne bereit, den jungen angehenden Berufsleuten eine

Chance zu geben, wichtige Erfahrungen für ihr Vorankommen zu sammeln. Gerne wieder «Die Einsätze verliefen positiv und brachten verwertbare Arbeitsergebnisse», sagt Roger Blaser. Sein Anspruch sei, das Arbeitsangebot jeweils so zusammenzustellen, dass es zum jeweiligen Lernenden passe. Dadurch kann dieser seine Fachkompetenzen erweitern. Der Hauswart schätzt die gründliche Vorbereitung seitens Brüggli. Dies sei eine Voraussetzung für einen konstruktiven und erfolgreichen Verlauf der Einsätze. Mit Jobcoach Michael Graupner arbeite er unkompliziert zusammen. Das schätze er, ebenfalls die Motivation und Einsatzbereitschaft der Lernenden. Und so bekundet Roger Blaser gerne: «Ich bin immer bereit, Unterstützung zu leisten.»

Solche Arbeitseinsätze sind wichtig für das Vorankommen junger Berufsleute.

Unternehmen, die sich ebenfalls engagieren möchten, nehmen unverbindlich Kontakt auf mit Markus Kümin, Leiter Arbeitsassistenz, Telefon 071 466 94 19. oris Schütz D Mitarbeiterin Arbeitsassistenz

Von Brüggli zur Primarschule Bottighofen: Alessandro Ruberti hat Arbeit, die ihm gut tut.


Alessandro Ruberti fühlt sich wohl bei der Primarschule Bottighofen.

Rund 160 Schulkinder pd. Bottighofen liegt am Bodensee und befindet sich in direkter Nachbarschaft von Kreuzlingen. Die Schulgebäude bieten Platz für zwei Kindergarten- und sieben Primarschulklassen mit rund 160 Kindern. Hier ist Roger Blaser Hauswart in leitender Funktion und verantwortlich für die Reinigung und Instandhaltung des Kindergartens, der Primarschu-

le, der Sportanlage und der Turnhalle. Auch bildet er erfolgreich Lernende als Fachleute Betriebsunterhalt aus. Die vielfältigen Aufgaben erledigt er zusammen mit seinem Team. Dazu zählen eine weitere Hauswartin, eine Mitarbeiterin und ein Lernender. Hin und wieder ergänzt eine Praktikantin oder ein Praktikant von Brüggli die Truppe.

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Wie läufts im 1. Lehrjahr? Diesen Sommer starteten rund 60 Lernende ihre Ausbildung bei Brüggli. Ihre Arbeitsalltage unterscheiden sich, doch allen gefällts.

Leon Odermatt Drucktechnologe EFZ Als Nidwaldner verstand ich den Thurgauer Dialekt schnell. Ich startete gut, fand viele Kollegen und bin zufrieden. Bereits konnte ich einfarbig drucken. Arbeiten ist amüsant und abwechslungsreich. Immer wieder habe ich andere Probleme wie etwa farbige Hände. Ich wohne im Campus+ und koche ab und zu. Das gibt immer eine Sauerei, die wieder so schnell weg ist, wie sie da war.

Yaël Berweger Kauffrau EFZ E-Profil Es macht wirklich Spass, im Verkauf zu arbeiten. In der Schule muss ich noch Stoff aufholen, da ich nicht zusammen mit den anderen begann, sondern erst in der Abklärung war. Ich habe oft Kundenkontakt und verkaufe die Leggero-Kinderfahrradanhänger. Es macht Freude, bei Problemen wie «Welche Kupplung passt zu meinem Velo?» helfen zu können.

Kristina Jankovic Kauffrau EFZ, B-Profil Es läuft sehr gut. Trotz meiner Gehörlosigkeit fühle ich mich gut aufgehoben und respektvoll behandelt. Meistens erledige ich Routinearbeiten. Weil diese aber abwechslungsreich sind, schätze ich sie sehr. Ich bediene etwa die Kasse. Dort ist mündliche Kommunikation wichtig, was herausfordernd ist. In die Schule gehe ich sehr gerne. Sie ist interessant und zugleich fordernd.

Selina Ritter Praktikerin PrA Logistik Nach dem Start fiel ich wegen einer Zehenoperation recht lange aus. Ich durfte bis vor Kurzem keine geschlossenen Schuhe mehr tragen und half deshalb bei der internen Post mit. Das war auch interessant. Seit klein auf hatte ich mich gefragt: «Wie kommt der Brief vom Briefkasten zum Empfänger?» Bei der Arbeit läuft es sonst gut und ich bin mit Lehre und Job zufrieden.

otiert : Marlen Hämmerli N Praktikantin Unternehmenskommunikation Bilder: Yannick Müller, Martina Odermatt, Natasha Larocca

Natascha Rennie Lernende Restaurationsangestellte EBA Nach der Schule war ich drei Jahre arbeitslos. Meinen Traumberuf Bäckerin-Konditorin konnte ich wegen einer Mehlallergie nicht lernen. Hier erhalte ich nun eine zweite Chance. Und es läuft gut, besser als erwartet. Ich fühle mich wohl, wurde gut aufgenommen und es gefällt mir. Ich merke auch, dass ich selbst aufgehe.

Seraina Schnell, Lernende Restaurationsangestellte EBA Mir gefällt es. Die Lehre ist extrem spannend, die Arbeit gut und ebenfalls interessant. Ich begegne immer neuen Herausforderungen. Wie bedient man etwa einen Blinden? Die Lehrmeister erklären die Arbeit so, dass wir verstehen, weiterkommen und sie richtig machen. Das Team ist auch nett. Ich erhalte die Möglichkeit, eine gute Lehre abzuschliessen.

Dashmire Dauti Praktikerin PrA Nähen Industrie Ich habe nette Mitarbeiter und Vorgesetzte, die mir gerne helfen. Mir gefällt die Arbeit und ich merke, wie ich beim Nähen Fortschritte mache, was auch mein Ziel ist. Jetzt gerade schweisse ich Bestandteile von FREITAG-Taschen, die nicht genäht, sondern gefaltet werden. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ein von mir genähtes Stück gut aussieht.

Mihriban Zeybekoglu Praktikerin PrA Nähen Industrie Es gefällt mir hier. Bereits seit dem Kindergarten wollte ich Näherin werden, denn die Arbeit mit der Nähmaschine gefällt mir, die Tätigkeit an sich. Bis jetzt nähte ich verschiedene Übungsstücke wie Tischsets, Kissenanzüge oder eine Kochschürze. Die Schule macht mir Spass, die Lehrer sind sehr nett und ich habe auch bereits Kollegen gefunden.

Sabrina Strub Fotofachfrau EFZ Ich habe gut angefangen. Es ist viel Stoff zu lernen. In der Praxis ist viel Grundwissen zur Kamerabedienung oder Studiobeleuchtung nötig. Wir haben hier viele Freiheiten, was gut ist für mich. Ich will mich selbstständig machen und brauche viel Übung im Planen und Umsetzen. Konzentrieren möchte ich mich noch mehr auf Menschen und Naturfotografie.


Brüggli

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10 Fragen an : Danielle Gmür und Lea Trunz

An dieser Stelle lernen Sie jeweils zwei Brüggli-Leute etwas näher kennen. Diesmal Danielle Gmür, Teamleiterin FRW, und Lea Trunz, Fachleiterin Einkauf. Ein Geruch, auf den Du sofort reagierst: Danielle: Frischer Kaffee. Lea: Flüssige Schokolade, da kann ich nicht mehr klar denken. Eine Sportart, bei der Du gerne zusiehst: Danielle: Fussball; mitfiebern, mitfeiern, mittrauern – Emotionen pur. Lea: Hallen- und Beachvolleyball, Springreiten. Ein Gebäude oder Wahrzeichen, das Du gerne von Deinem Schlafzimmerfenster aus sehen würdest: Danielle: Ein Bergpanorama mit einem See. Lea: Ein Gebäude muss es nicht sein, aber die Sicht aufs Meer mit Klippe wäre nicht schlecht. Wann warst Du zum letzten Mal richtig glücklich? Danielle: Es gibt jeden Tag Situationen und Momente, in denen ich glücklich bin. Lea: Das letzte Mal richtig bewusst in den Sommerferien beim Sonnenuntergang am Meer – kitschig, aber wahr. Der Sänger, die Sängerin oder die Band, die Du momentan am häufigsten hörst: Danielle: Ich höre Verschiedenes gerne, z.B. Ed Sheeran, Imagine Dragons, John Legend, Marteria oder Die Toten Hosen. Lea: «Freedom» by Anthony Hamilton & Elayna Boynton, Dave Matthews Band und natürlich immer wieder Bon Jovi.

Welchen Wunsch möchtest Du Dir unbedingt erfüllen? Danielle: Ranch-Ferien in Kanada. Lea: Mit Pferd, Zelt und Cowboyhut durch Südamerika reisen. Wenn Du einen Tag die Welt regieren könntest, was würdest Du dann ändern? Danielle: Das Geld so aufteilen, dass jeder gleich viel hat, und alle Waffen vernichten. Lea: Die Einstellung einiger Regierungsleute, damit der Fokus weg von Geld und Macht, dafür vermehrt auf Mensch und Umwelt gelegt wird. Wenn Du einen eigenen Fernsehsender hättest, was würde darauf laufen? Danielle: Serien! Am liebsten Revenge, Grey’s Anatomie, The Big Bang Theory, Castle, Bones, The Mentalist. Lea: Ein paar unterhaltsame Serien, Musikvideos meines Geschmacks und Dokus über Land und Leben. Was ist das beste Gerücht, das Du über Dich gehört hast? Danielle: Bis jetzt ist noch keines bis zu mir gelangt. Lea: Kenne leider keines, bin offen, falls jemand eins mit mir teilen möchte. Beschreibe Dich in drei Worten: Danielle: Geduldig, einfühlsam, pflichtbewusst. Lea: Spontan, aufgestellt, humorvoll. Notiert: mha Bild: Roger Nigg

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Logistik

Voll einsetzbar dank vollem Einsatz Ohne Stapler-Fahrausweis ist ein Logistiker nur halb einsetzbar. Die Ausbildung zum Praktiker PrA Logistik sieht aber keine Staplerausbildung vor. Dank Offenheit und Teameinsatz haben nun trotzdem vier Lernende von Brüggli den Ausweis in der Tasche. Ein Lagerist nimmt mit dem ungeladenen Stapler die Rechtskurve zu schnell. Die Fliehkraft wird dem erfahrenen Arbeiter zum Verhängnis. Das Gefährt kippt. Mit einem Sprung will sich der Arbeiter retten, gerät aber dadurch unter den Stapler und wird zerquetscht. Gefährliches, aber zentrales Arbeitsinstrument Ein Unfallbeispiel der SUVA, das zur Realität werden kann. Die Verletzungsgefahr bei Unachtsamkeit oder Unwissen ist hoch. Einen Stapler fahren darf nur, wer eine entsprechende Ausbildung absolviert hat. Diese ist fester Bestandteil im Ausbildungsprogramm der Logistiker EFZ und EBA, nicht hingegen bei der Ausbildung zum Praktiker PrA Logistik. Obwohl es ein klares Bedürfnis ist. «Ein Logistiker, der keinen Stapler bedienen kann, ist wie ein KV-Lehrling ohne Computer», sagt Pascal Cattilaz,

Teamleiter Logistik. Als vier Lernende PrA Logistik den Wunsch äusserten, die Prüfung zum Staplerfahrer zu machen, lehnten er und Sandra Reichen, Leiterin Agogik Logistikbereiche, dies deshalb nicht grundsätzlich ab. Pascal Cattilaz: «Wenn man die Ausbildung zum Logistiker macht, ist es nur natürlich, dieses Bedürfnis zu haben.»

schen Prüfung. Schulungen bietet unter anderen die Schweizerische Vereinigung für die Berufsausbildung in der Logistik (SVBL) an. Normalerweise haben diese 20 Teilnehmer und die vier Kurstage finden in derselben Woche statt. Doch für Brüggli ging der SVBL neue Wege und richtete einen speziellen Kurs aus. «Sie verstanden, wie wichtig es für die berufliche Integration der Lernenden ist, offen für Lösungen zu sein», erklärt Sandra Reichen. Die vier angehenden Staplerfahrer konnten so zwei Kurstage besuchen und dann eine Woche Pause einlegen. «Der Logistikerverband ermöglichte uns, gezielt vor Ort in

Brüggli ermöglicht vier Logistik-Praktikern die Staplerfahrprüfung.

Schwieriger als man meint Einfach war es aber nicht, den Wunsch der Lernenden zu erfüllen. Sandra Reichen und Pascal Cattilaz sind sich einig: «Man unterschätzt Staplerfahren.» Die SUVA-anerkannten Kurse sind intensiv und enden mit einer praktischen und einer theoreti-

Auch beim Wareneingang können die vier Lernenden Praktiker PrA Logistik Milos Petkovic, Yavan Thevarasan, Giovanni Esposito und Jessica Isenring nun voll mithelfen. Links: Pascal Cattilaz, Teamleiter Logistik


Ein Logistiker ohne Stapler ist wie ein KVLernender ohne Computer. Goldach zu üben», erzählt Sandra Reichen. Dank diesen zusätzlichen Trainingseinheiten mit Pascal Cattilaz und einem zweiten Brüggli-Leiter erhielten die Lernenden genügend Zeit, das Gelernte zu verarbeiten. Danach folgten die restliche Schulung und die finale Prüfung. Welche alle vier bestanden. «Ich war im Fitness auf dem Crosstrainer, als ich die gute Nachricht erhielt», erinnert sich Sandra Reichen. Die Freude sei gross gewesen. «Es war viel Aufwand, es waren viele Emotionen. Aber unter dem Strich resultiert ein Plus.» Ein grosses Dankeschön spricht Sandra Reichen dem SVBL und den Leitern aus: «Für all den Einsatz und die Offenheit.» Alleine hätte sie dies nicht geschafft. «Es brauchte das gesamte Team.»

Ein Gewinn für die Integration Der Stapler-Fahrausweis ist für die vier Lernenden von grosser Bedeutung. Ohne ihn könnten sie im Beruf nicht vollumfänglich eingesetzt werden wie die Logistiker EFZ und EBA. «Dies erleichtert vor allem auch die Praktikumssuche», meint Sandra Reichen. «Ich glaube, wir sind bis jetzt weitherum die Einzigen, die den Lernenden PrA Logistik die Staplerfahrprüfung ermöglichten.» Ob dies nochmals geschehen wird, bestimmen die jeweiligen Fähigkeiten und Fertigkeiten der PrA-Lernenden im zweiten Lehrjahr. «Wir werden dies individuell abklären. Sofern ein Lernender die nötigen Fertigkeiten aber

mitbringt, werden wir ihn fördern.» Auch für die vier Lernenden ist der Lernprozess noch nicht zu Ende. Übung macht den Meister. arlen Hämmerli M Praktikantin Unternehmenskommunikation Bilder: Felicitas Markhoff, Roger Nigg

Yavan Thevarasan Jessica Isenring Giovanni Esposito

Mut und Zeit Diese Chance hätte ich nicht erwartet. Unsere Chefs nahmen sich Zeit. Die brauchte ich auch. Das Ziel erreichten wir dank dieser Zeitinvestition. Nun müssen wir nicht mehr jedes Mal jemanden um Unterstützung bitten, sondern wir können die Geräte selber führen. Schwer ist das Staplerfahren wegen der fehlenden Routine, etwa wie man lenken muss. Und es braucht Mut, das Gaspedal hinunterzudrücken. Dass ich bestehe, hätte ich selber nicht erwartet. Ich war mega nervös und wenn man nervös ist, macht man mehr Fehler. Ich machte acht von acht. Als ich das sah, dachte ich erst «das war’s.» Aber ich bestand!

Riesenchance Als ich von der anstehenden Prüfung hörte, wurde ich nervös. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt, wie der Ablauf ist. Tipps eines Arbeitskollegen halfen. Er gab mir auch das Theoriebuch, es ist ziemlich dick, und erklärte, worauf ich achten muss. Staplerfahren braucht mega viel Konzentration. Es hat überall Knöpfe. Man muss auf so vieles achten. Manchmal wäre es schön, im Hinterkopf auch zwei Augen zu haben. Ich dachte, ich schaffe es nicht, war so nervös. Aber ich lernte täglich. Denn für uns ist das eine Riesenchance. Als wir das Resultat erfuhren, schrie ich vor Freude!

Vertrauen gespürt Ohne die Unterstützung unserer Chefs hätten wir nicht bestanden. Sie gaben uns Hinweise, Beispiele und wiederholten die Inhalte immer wieder. Anfangs hatte ich Angst vor den Geräten und ihrer Bedienung, jetzt habe ich es gelernt. Schwer ist, immer konzentriert und aufmerksam zu sein. Beim Probetest hätten wir bereits bestehen können. Aber ich war zu schnell und machte zwei Fehler zu viel. Ich bekam den Hinweis, dass ich mir die nötige Zeit nehmen kann. Das half. Bei den Übungen spürte ich: Herr Cattilaz vertraut mir. An der Prüfung stärkte mich dieses Vertrauen.

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Usblick

Josef Koch ist rundum zufrieden als Gastgeber und Ausbildner. Bilder: Michael Haller

«Es könnte nicht besser sein» «In der Gastronomie bist du nur richtig, wenn du mit Leidenschaft rangehst», sagt Josef Koch, Chef de Restaurant im Usblick. Er fordert von seinen Lernenden nichts, was er nicht auch selbst mitbringt. Josef, Du warst als Lehrmeister des Jahres für den Award «Zukunftsträger 2015» nominiert und kamst auf den zweiten Platz. Was bedeutet Dir diese Anerkennung? Josef Koch: Eine Lernende hat mich angemeldet. Sie hat viel gelernt bei uns. Vor allem geht es um die Freude, auf die Gäste zuzugehen. Das habe ich ihr vermitteln können. Das ist unser Job hier. Mir geht’s darum, dass die Leute etwas lernen bei uns. Wie hat Dein Umfeld auf die Nomination reagiert? Josef Koch: Ich wurde ein paar Mal darauf angesprochen, ansonsten hat sich nichts verändert. Es ist alles wie es war – und das ist gut so.

Ist es Dir unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen? Josef Koch: Ich bin stolz, natürlich, aber letztlich machen wir hier alle einfach unseren Job: Wir sorgen dafür, dass unsere Leute mit guter Arbeit etwas lernen. Es fällt auf, wie oft Du die Wörter «uns» und «wir» brauchst. Josef Koch: Es geht nur, wenn wir zusammenarbeiten. Das versuchen wir auch unseren Lernenden beizubringen. Wie erlebst Du euer Team? Josef Koch: Wir arbeiten recht zuverlässig zusammen. Hin und wieder gibt’s Lernende, die Schwie-

rigkeiten haben, das liegt in der Natur unserer sozialen Mission, aber insgesamt läuft es sehr gut; wir sind gut aufeinander eingespielt. Es gibt wenig Ausfälle. Gerade auch an den Abend- und Wochenendveranstaltungen erhalten wir viel Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Was macht einen guten Ausbildner aus? Josef Koch: Er versteht es, zu zeigen, dass der Job Spass machen kann. In der Gastronomie bist du nur richtig, wenn du mit Leidenschaft ran gehst. Wer das nicht kann, macht besser etwas anderes. Flexibilität ist sehr wichtig, um gut auf die Gäste einzugehen. Das gilt auch bei kurzfristigen Anpassungen und Umstellungen, wenn zum Beispiel eine Grup-


Im Usblick können sich die Lernenden in Küche und Service einbringen. Josef Koch sorgt dafür, dass sie gute Arbeit und gute Kontakte haben.

«Wenn wir so weitermachen, liegt noch viel drin.» pe mit mehr Leuten als angekündigt erscheint. Ein guter Ausbildner – wie auch ein guter Gastgeber – versteht es, auf Kleinigkeiten einzugehen. Denn sie machen den Unterschied und helfen, dass man aus der Masse heraussticht.

gegeben ist und Leidenschaft dazukommt, dann ist alles möglich. Mir ist ein Lernender lieber, der Interesse und Freude zeigt, aber in der Schule vielleicht noch etwas Mühe hat, als einer, der den Schulstoff gut beherrscht, sich aber nicht wohl fühlt als Dienstleister.

«Es freut mich, wie viele unserer Gäste regelmässig wiederkehren.»

Was macht einen guten Lernenden aus? Josef Koch: Interesse und Freude. Die Feinheiten kann man lernen; das ist auch eine Frage der Routine. Aber das grundlegende Interesse und die Freude am Umgang mit Gästen, das muss man einfach haben, das gehört zur Grundausstattung. Wenn das

Du arbeitest seit bald sechs Jahren im Usblick. Was war Dein schönstes Erlebnis bisher? Josef Koch: Es freut mich, dass ich auch anspruchsvolle Abend- und Wochenendveranstaltungen mit Lernenden betreuen kann. Ich erinnere mich, wie

das EW Romanshorn mit mehr als 350 Gästen zu Apéro, Versammlung und Abendessen kam. Wir hatten die gesamte Veranstaltung mit unseren eigenen Leuten begleiten können – und es lief sehr gut. Das EW Romanshorn kommt seither regelmässig zu uns; wir sind stolz und freuen uns. Überhaupt freut es mich, wie viele unserer Gäste regelmässig wiederkehren. Usblick geniesst einen guten Ruf – ich bin stolz darauf. Was war Dein schlechtestes Erlebnis im Usblick? Josef Koch: Es gab vor rund drei Jahren eine Zeit, da hatte ich Angst um meinen Job. Die Gastronomie stand damals unter einer anderen Centerleitung als heute und es herrschten Willkür und Uneinigkeit. unterwegs 1115 |

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Usblick

Josef Koch sorgt dafür, dass sich die Gäste im Usblick wohl fühlen – bei einer Tasse Kaffee genauso wie bei einer Tagung mit mehrgängigem Bankett.

Die Geschäftsleitung von Brüggli reagierte rasch und schaffte neue Strukturen. So haben wir heute eine starke Führung und sind ein stabiles Team. Es könnte nicht besser sein. Unregelmässige Arbeitszeiten, schlechte Löhne, Konkurrenz aus dem Ausland: Die Gastrobranche hat nicht den besten Ruf. Wie siehst Du die Attraktivität der Schweizer Gastrobranche? Josef Koch: Man hat so viele Möglichkeiten. Wenn du jung bist, kannst du dir die Welt anschauen und bekommst überall Arbeit. Wo ich schon war ... auf dem Schiff in Griechenland, im Wintersportort in Österreich, auf Kreuzfahrten- über die Weltmeere. Wenn man Freude daran hat, kann man in der Gastrobranche aus dem Vollen schöpfen. Natürlich muss man auch mit den unregelmässigen Arbeitszeiten und der hohen Dynamik der Branche umgehen können. Im Usblick haben wir es auch diesbezüglich schön. Wir haben spannende Abend- und Wochenendveranstaltungen, haben gleichzeitig aber auch klar geregelte Öffnungszeiten. So ist es bei uns nicht ganz so unberechenbar wie in anderen Gastrobetrieben, zugleich aber alles andere als langweilig. Ich finde, wir haben einen richtig guten Mix. Dabei dürfen wir nicht vergessen: Wir sind ein Gastrobetrieb – da

gehört Flexibilität einfach dazu. Wenn einer anruft und sagt, er würde morgen mit 20 Leuten kommen, dann müssen wir das hinkriegen. Wenn man die Chance hat, weitere Gäste zu gewinnen, dann tut man etwas dafür. Jeder zufriedene Gast empfiehlt uns weiter.

Birgt das auch die Gefahr einer Überforderung eurer Lernenden? Josef Koch: Die richtige Balance ist ein Thema. Wir brauchen gute Anlässe und gute Arbeit, um die Lernenden wirtschaftsnah auszubilden. Es ist unsere Aufgabe, die Leute zu fordern, aber nicht zu überfordern. Wir kennen sie und können genau auf sie eingehen.

«Wir sind ein Gastrobetrieb – da gehört Flexibilität einfach dazu.»

Du bist Österreicher. Mancher Schweizer sagt, die Österreicher seien die besseren Gastgeber. Kannst Du das nachvollziehen? Josef Koch: Nein. Es gibt hier gute, es gibt da gute ... Ich halte nicht viel von solchen Klischees. Naja, die Österreicher sind vielleicht etwas lockerer und haben zuweilen ein etwas anderes Mundwerk (lacht). Wie siehst Du die Zukunft der Gastronomie Usblick? Josef Koch: Sehr positiv. Wenn wir so weitermachen, liegt noch viel drin. Die Tagungen, Seminare und Abendveranstaltungen haben grosses Potenzial und bringen uns Gäste, die gerne wiederkehren.

Wie geht’s Dir selbst im Usblick? Josef Koch: Ich fühle mich absolut wohl. Ich könnte es mir nicht anders vorstellen. Ich habe viel Freude mit den Lernenden und ebenso mit unseren Gästen. Ich war viel unterwegs, habe viel gesehen, und bin nun angekommen; ich wohne ja nur 500 Meter entfernt vom Usblick; so verbunden fühle ich mich (lacht). Es macht mir Spass, auf die Wünsche unserer Gäste einzugehen und jungen, motivierten Berufsleuten eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Ja, es ist einfach gut so wie es ist. ichael Haller M Leiter Unternehmenskommunikation


Kita

Brüggli eröffnet eine Kita Das Angebot an ausserfamiliärer Kinderbetreuung deckt die grosse Nachfrage nicht. Bedarf nach Betreuungsangeboten ist auch bei Brüggli vorhanden. Ein guter Grund, eine eigene Kita ins Leben zu rufen. Lisa und Sara leben in Romanshorn. Beide arbeiten. Beide haben ein zweijähriges Kind. Doch in einem Punkt unterscheiden sie sich: Lisas Kind ist in einer Kindertagesstätte untergebracht, jenes von Sara nicht. Lisa arbeitet nach wie vor. Sara hat kürzlich ihre Kündigung eingereicht: «Ich versuchte es. Aber es ist unmöglich, gleichzeitig meiner Kleinen und der Arbeit gerecht zu werden.» Verzweifelt habe sie eine Betreuung für ihre Tochter gesucht. Doch: «Die Wartelisten sind überall seitenlang.»

Bedarf ist ausgewiesen Der Bedarf nach einer Kinderbetreuung ist bei Brüggli und den umliegenden Industriebetrieben ebenfalls vorhanden. Eine interne Umfrage bekräftigte diesen Eindruck. Deswegen startet Brüggli nun in einem ehemaligen Wohnhaus an der Arbonerstrasse 50 eine Kindertagesstätte. Die Öffnungszeiten richten sich nach den Arbeitszeiten von Brüggli. Von 7.30 bis 17.30 Uhr ist die Kita offen. Bei Bedarf ist ein Ausbau möglich.

Angebot klein, Nachfrage gross Zahlreichen Schweizer Müttern dürfte es ähnlich ergehen wie Lisa und Sara. Eine Studie des Forschungs- und Beratungsbüros Infras kam 2013 zum Schluss: Das Angebot an Vollbetreuungsplätzen reicht durchschnittlich für 11 Prozent aller Kinder bis drei Jahre. Im internationalen Vergleich sei dies tief, schreiben die Studienverfasser. 2002 empfahl der Europäische Rat den EU-Mitgliedsstaaten, bis zum Jahr 2010 eine Quote von 33 Prozent zu erreichen. Besonders schlecht ausgebaut ist das Angebot in der Ostschweiz.

Die Kinder sind in guten Händen Im Mittelpunkt der Brüggli-Kita stehen das Wohlbefinden und die gesunde Entwicklung der Mädchen und Buben. Die Kinder sollen sich wohl fühlen. Und die Eltern wissen, ihre Kleinen sind gut untergebracht. Eine fundierte pädagogische Arbeit, ein kindergerecht strukturierter Tagesablauf und eine liebevoll gestaltete Infrastruktur schaffen die Voraussetzung dafür. Ziel ist, die Kinder altersgerecht zu fördern und sie in ihrer Selbstständigkeit und der Entwicklung ihrer Sozialkompetenzen zu unterstützen. Auf eine ausgewogene Ernährung wird ebenfalls Wert gelegt.

Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Betreuungsangeboten schweizweit ungebrochen, wie kibesuisse, der Verband der Kinderbetreuung Schweiz, und das Netzwerk Kinderwerk schreiben. Dabei lohnt sich ausserfamiliäre Kinderbetreuung für die Wirtschaft. 2013 evaluierte das Bundesamt für Sozialversicherungen die Nachhaltigkeit der Anstossfinanzierung neuer Betreuungsplätze. Ergebnis: Ohne den Platz in der Kita müssten zwei Drittel der befragten Eltern ihre Arbeit aufgeben oder reduzieren.

Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Wer neugierig geworden ist oder mehr erfahren möchte, kann sich an Monika Hinder, Telefon 079 420 77 30, monika. hinder@brueggli.ch wenden. arlen Hämmerli M Praktikantin Unternehmenskommunikation

Kita-Leiterin Monika Hinder (links) und Praktikantin Lena Bruderer freuen sich, für die Kinder da zu sein.

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Kita

Rat und Tat für Kinder und Eltern Wenn es den Kindern gut geht, geht es auch ihr gut: Kita-Leiterin Monika Hinder freut sich, Mädchen und Buben individuell zu begleiten. Der direkte Draht zu den Eltern ist ihr besonders wichtig. Frau Hinder, Sie sind Brügglis Kita-Leiterin. Was reizt Sie daran? Monika Hinder: Es ist einfach schön, mit Kindern den Tag gestalten zu können. Ich begleite sie im Lernen und Wachsen und bin mit Rat und Tat für sie da. Ich habe während sechs Jahren eine Kita im Rheintal geleitet und als ich den Stellenausschrieb von Brüggli sah, sagte ich mir: Da musst du dich melden. Das hat auch praktische Gründe: Ich wohne mit meinem Freund in Romanshorn und gleich hier meinen Traumberuf ausüben zu können, das ist ideal – auch im Hinblick auf meine eigene Familienplanung. Vor allem aber freue ich mich darauf, etwas Neues von Anfang an zu prägen. Es ist alles ganz frisch; ich kann meine Erfahrung einfliessen lassen ins Kita-Konzept, in die Ausstattung, Einrichtung und Umgebung – es macht mir Freude.

Wie erleben Sie Brüggli als Arbeitgeber? Monika Hinder: Offen und fair. Ich kann mich richtig einbringen und spüre viel Vertrauen und Zuversicht. Toll ist auch die Infrastruktur; ich kann viele Synergien nutzen. Im Wohnhaus Campus+, zum Beispiel, steht uns der Mehrzweckraum für Spiel und Bewegung zur Verfügung. Und viele Arbeiten an der Kita-Infrastruktur konnten mit eigenen Ressourcen verwirklicht werden – von der Umgebungsgestaltung über das Malen bis hin zu den Beschriftungen und zur Promotion.

Vorerst beginnen Sie mit 16 Vollzeit-Kita-Plätzen. Monika Hinder: Ja. Das erscheint mir sinnvoll. Wir wollen es ja massvoll angehen, gewissenhaft. Ich freue mich auf die Kinder. Auch das Einrichten und Vorbereiten machen mir Spass. Ich sehe die Kita mit Kinderaugen sowie mit den Augen von Erwachsenen.

Wenn wir zwei Jahre vorausschauen: Wie sehen Sie die Brüggli-Kita? Monika Hinder: Ich höre Kinderlachen, ich habe Wartelisten und frage mich vielleicht sogar, ob eine Erweiterung des Kita-Angebots sinnvoll wäre.

Kleinkinder und grössere Kinder, die schon zur Schule gehen: Geht das alles auf einmal? Monika Hinder: Ja, natürlich. Diese Durchmischung ist wertvoll, weil die Kinder voneinander lernen. Wir lenken die Aktivitäten so, dass alle Kinder, egal wel-

«Ich kann mich einbringen und spüre viel Vertrauen und Zuversicht.»

Welches Alter haben die Kinder, die Sie aufnehmen? Monika Hinder: Wir sind für Kinder ab drei Monaten bis zur Schulreife parat. Die Vorschriften sehen es vor, dass maximal zwei Kleinkinder dabei sind.

Entdecken und Ausprobieren: Monika Hinder legt Wert auf Abwechslung und Individualität.

Monika Hinder ist mit Herz und Seele Kitaleiterin.


«Die Elternarbeit ist das A und O. Ich werde die Eltern bei jeder Gelegenheit miteinbeziehen.»

chen Alters, ihren Bedürfnissen entsprechend gefördert werden. Wir haben unser Ziel erreicht, wenn wir sehen: In der Brüggli-Kita hat’s aktive Mädchen und Buben, die gefördert werden, die Freude haben am Ausprobieren und Entdecken und die sich hier einfach wohlfühlen. Kritische Stimmen sagen, es sei nicht klug, Kinder unter drei Jahren in eine Kita zu geben, weil ihnen dort eine Bezugsperson fehle. Monika Hinder: Wichtig ist die Eingewöhnung; da ist viel Sorgfalt nötig. Es gibt Kleinkinder, die rasch dabei sind und den Kita-Alltag geniessen. Andere brauchen etwas länger, um anzukommen. Das ist völlig normal. Ganz entscheidend ist der direkte Kontakt zu den Eltern. Die Elternarbeit ist das A und O. Ich werde die Eltern bei jeder Gelegenheit miteinbe-

ziehen; das kann bedeuten, dass wir auch mal zusammen etwas Basteln, zum Beispiel. Wie erleben Sie das Bedürfnis nach Kindertagesstätten? Monika Hinder: Berufe und Familie in Einklang zu halten, ist eine Herausforderung. Ich denke besonders auch an alleinerziehende Mütter oder Väter. Auch Arbeitgeber sind interessiert daran, dass sich ihre Angestellten nicht entweder für den Beruf oder für das Kind entscheiden müssen, sondern sich sowohl der Karriere als auch dem Nachwuchs widmen können. Das ist ein Trend, nicht nur in der Schweiz. Unternehmen, die sich mit einem guten Angebot auf dieses Bedürfnis einstellen, tragen dazu bei, dass ihnen gute Fachkräfte erhalten bleiben. So gesehen schreitet Brüggli mit gutem Beispiel voran.

«Unser Ziel ist erreicht, wenn wir sehen: Die Kinder fühlen sich hier wohl.»

Was sagen Sie Müttern oder Vätern, die unsicher sind, ob sie ihr Kind in die Brüggli-Kita geben sollen? Monika Hinder: Kommt schauen, macht euch selbst ein Bild – von mir, von der Einrichtung, vom Angebot und von den Möglichkeiten. Nehmt Kontakt mit mir auf und kommt vorbei. Mir sind kritische Eltern, die genau hinschauen, viel lieber als solche, die einfach nur froh sind, wenn ihre Kinder aus dem Hause sind. ichael Haller M Leiter Unternehmenskommunikation Bilder: Roger Nigg, Leila Schumacher

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Kita

Brüggli-Leute helfen beim Aufbau mit was möglich ist, selbst. Den Aufbau der Kita erlebe ich deshalb als ein schönes Miteinander.

Ich finde es mega schön, dass Brüggli eine Kita eröffnet. Die Brüggli-Leute werden dadurch noch mehr unterstützt und sie wissen ihr Kind in ihrer Nähe. Es ist eine gute Sache. Deshalb war ich auch sofort bereit, beim Aufbau der Kita mitzuhelfen. Angefragt wurde ich, weil ich als Profi in der Kinderbetreuung gelte. Denn ich arbeitete zehn Jahre lang als Fachfrau Betreuung mit Fachrichtung Kind.

Ich bin auch noch an einer Tastwand für die Kinder dran. Eine Wand, auf die ich alltägliche Materialien klebe: Knöpfe, Stecker, Pinsel. Die Kinder fühlen auf ihr ganz bewusst die Unterschiede. Dies stärkt ihren Tastsinn und fördert die kognitiven Fähigkeiten. Mit meiner Mutter zusammen nähe ich die blaue Stofffigur. Jene, die auf dem Flyer drauf ist. Das ist toll.

Mega toll finde ich, dass Brüggli-Leute überall beim Aufbau mithelfen. Sie putzen, malen, bauen einen Zaun, richten den Garten her und kümmern sich auch um den Strom. Es werden nicht immer Externe gerufen. Stattdessen erledigt Brüggli alles,

Sehr gut vorstellen könnte ich mir, mein Kind Monika Hinder, der Kita-Leiterin, anzuvertrauen. Sie ist eine ganz liebe, sympathische und aufgestellte Person. Und sie hat mega viel Erfahrung! Ja, ich bin sicher: Es kommt gut mit der Kita. Romina Biasi, Mitarbeiterin IM

Wie die Kita grün und gelb wurde mhä. Bevor die Brüggli-Kita eröffnete, fielen einige Bauarbeiten an. Wichtige Beiträge leisteten die Technischen Dienste. Dazu zählen die Malerarbeiten – mit sichtbarem Effekt.

mal unterbrechen und in die Pause gehen.» Diese Einstellung und sein Fachwissen gibt er den Lernenden des Technischen Dienstes, wenn immer es die Arbeiten zulassen, weiter.

Scheinbar nichts kann Roger Winkler, Lernender Fachmann Betreuung EFZ, von seiner Arbeit ablenken. Konzentriert führt er den Farbroller über die Kante der Holztür. Dies sei auch wichtig. Ein Werkteil müsse am Stück beendet werden, erklärt Roger Winkler. «Man kann nicht einfach

In der Kita sei sein Ziel, das Gebäude sauber instand zu stellen. Dabei gehe es um Werterhaltung, Wertsteigerung, aber auch den optischen Effekt. Für diesen sorgen in der Kita zwei hellgrüne und zwei sonnengelbe Wände. Bei der Farbwahl für die Wände spielte Roger Winkler eine wichtige Rolle. Denn er sehe das Resultat von Beginn an. «Halte ich ein Farbmuster an unterschiedliche Wände, habe ich eine Vorstellung von der optischen Wirkung.» Sagt es und wendet sich wieder seiner Arbeit zu.


Stimmen zur Brüggli-Kita «Höchste Zeit», «Eine gute Idee», «Ich würde sie auch nutzen»: Viele Mitarbeitende von Brüggli erachten die Kindertagesstätte als sinnvoll.

Claudia Köhler Mitarbeiterin Brüggli Medien Ich finde es eine gute und umsetzbare Idee, dass es die Möglichkeit gibt, sein Kind in die Kita zu bringen. Für junge Frauen ist es sicher auch gut. Ich selber brauche die Kita nicht. Meine Tochter ist bereits gross und erwachsen. Aber ich würde das Angebot nutzen, hätte ich noch ein kleines Kind.

Yvonne Masiero Büroangestellte Brüggli Medien Grundsätzlich ist meine Idee: Wenn ich ein kleines Kind hätte, würde ich bei ihm zu Hause sein. Nur wenn es aus finanziellen Gründen nötig wäre, würde ich das Kind in die Kita bringen. Und da ich bei Brüggli arbeite, würde ich das Kind auch hier in die Kita bringen. Grundsätzlich finde ich es eine gute Idee, dass Brüggli eine Kita eröffnet.

Lidia Veser Praktikerin PrA Hauswirtschaft Ich finde es eigentlich eine sehr gute Idee. Gerade für Eltern ist es eine gute Sache. Etwa damit sie auch Zeit für sich haben. Persönlich nutze ich die Kita nicht und kenne gerade niemanden, der sie nutzen würde. Wäre dies der Fall, würde ich ihnen aber sicher vorschlagen, sich bei der Brüggli-Kita zu melden.

Marlis Brühllhardt Praktikerin PrA Restauration Ich finde es sehr gut. Gerade dass das Angebot auch für ganz kleine Kinder gilt, finde ich gut. So können Eltern, die ihre Kinder in die Kita bringen, arbeiten. Ich selber würde die Kita auch nutzen. Die Kinder sind dort den ganzen Tag gut versorgt und werden auch verpflegt.

Louis Kruijthof Teamleiter Lernbüro Es ist eine gute Sache. So haben Arbeitnehmer mit Kindern die Möglichkeit, ihrem Job nachzugehen. Gleichzeitig haben sie praktisch hausintern, also sehr nahe, eine Betreuungsmöglichkeit. Hätte ich Kinder, würde ich mein Kind hinbringen. Ich weiss gerade niemanden, der das Angebot nutzt, aber es gibt intern viele, die Kinder im geeigneten Alter hätten.

Urs Buschor Teamleiter Mechanik Es war Zeit, dass man eine Kita ins Leben rief. Es gibt ja verschiedene Argumente. Gerade im Leiterbereich hat es Frauen, die gerne weiterarbeiten und ihr Kind in die Kita bringen würden. Zurzeit weiss ich niemanden, kenne aber aus der Vergangenheit solche Situationen. Auch für junge Frauen in Ausbildung ist die Kita wichtig und Externe finden so vielleicht einen Platz.

otiert : Marlen Hämmerli N Praktikantin Unternehmenskommunikation Bilder: Yannick Müller, Martina Odermatt, Natasha Larocca

Urs Seehawer Teamleiter Druckerei Ich privat benötige die Brüggli-Kita nicht. Aber es gibt bestimmt Leute, die das Angebot gebrauchen können. Etwa berufstätige oder gerade auch alleinstehende Frauen. Für sie ist es eine gute Sache, damit sie den beruflichen Anschluss nicht verpassen.

Nicole Hostettler Mitarbeiterin Textil Ich kenne niemanden, der sein Kind in die Kita bringt und täte es selbst auch nicht in die Kita geben. Denn bei mir könnte meine Mutter darauf aufpassen. Ihr geht es auch gesundheitlich noch gut. Ich finde es aber toll, denn manche Leute haben niemanden, der ihr Kind hüten könnte und so erhalten sie doch noch eine Möglichkeit, weiterzuarbeiten.

Sina Mirsch Sozialarbeiterin in Ausbildung Ich finde es ein gutes Angebot für die Mitarbeitenden und auch sonst alle. Es gibt nichts, das gegen die Kita spricht. So kann man etwa Leute Teilzeit anstellen und sie können ihr Kind unterbringen, wenn niemand da ist. Ich bin noch zu jung für ein Kind, finde es aber super. Ich würde die Kita sicher in Anspruch nehmen.

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z assisten Arbeits

Arbeit ist Lebensschule Wir haben nie ausgelernt. So einfach das klingen mag – es gilt mehr denn je. Wer sich seiner eigenen Ressourcen bewusst ist, wird flexibler und erhält mehr Handlungsspielraum. Roman Fisch besucht die Sonderschule und mag nicht mehr lernen. Seine Motivation ist im letzten Schuljahr eingebrochen. In ihm steckt vielmehr ein Praktiker. Dies zeigt sich bei einem längeren Schnupperpraktikum in einer Autospenglerei sofort: Die Mitarbeitenden der Autospenglerei stellen bereits bei der Begrüssung am ersten Arbeitstag fest: Roman ist freundlich und interessiert. Er arbeitet gewissenhaft und exakt, fragt nach und nimmt das Werkzeug intuitiv richtig in die Hand. Bereits nach zwei Wochen stellt ihm die Spenglerei einen Ausbildungsplatz in Aussicht. Damit eröffnet sich Roman Fisch die Chance, die Ausbildung als Praktiker PrA Spengler zu machen.

künftigen Lehrbetrieb mit und sagt: «Die Arbeit macht mich richtig glücklich.»

auch Einkommen ohne Arbeit vielfach Diskriminierung statt Perspektive.

Anerkennung beflügelt Arbeit erhält uns am Leben, mit ihr verdienen wir unseren Lebensunterhalt. Arbeit hält aber auch die Gesellschaft zusammen. Denn nicht nur der Lohn ist wichtig, sondern auch die Tätigkeit an sich. Arbeit hat einen sozialen Wert: Wer arbeitet, ist anerkannt, erhält Bestätigung von Kolleginnen, Vorgesetzten und Eltern und wird geschätzt in der Gesellschaft. Ohne sie erlebt man Ausgrenzung. Die Tagesstruktur fehlt, soziale Kontakte gehen verloren. Deshalb bedeutet

Ein nie abgeschlossener Prozess Früher erlernte man einen einzigen Beruf. Diesen übte man sein ganzes Leben lang aus, häufig in ein und demselben Betrieb. In den Lehrjahren und den daran anschliessenden Arbeitsjahren erwarb man die dafür nötigen Fähigkeiten und nicht mehr.

Die Arbeit hält uns in Bewegung – ein stetiger Lernprozess.

Der Jobcoach der Arbeitsassistenz erledigt alle Formalitäten. Die verbleibende Zeit bis zum Ausbildungsstart nutzt Roman Fisch. Während der Schulferien arbeitet er in seinem

Bild: Shutterstock

Das hat sich grundlegend geändert. Wer heute eine Ausbildung macht, erlernt neben dem Fachwissen seines Berufes Sozialkompetenz. Dazu gehören Fähigkeiten wie Zuverlässigkeit, Organisationsgeschick und vernetztes Denken. Von den Lernenden erfordert das hohe Flexibilität, Kreativität und Lernbereitschaft. Bei guter wie bei schlechter Auftragslage, bei langer wie bei verkürzter Arbeitszeit. Dies befähigt die Lernenden, sich im Laufe ihres Lebens zu verändern, sich weiterzubilden und unterschiedliche Tätigkeiten bei verschiedenen Arbeitgebern auszuüben. Man entdeckt neue Ressourcen und entfaltet sein Potenzial. Man wächst, während man arbeitet.


Neue Aufgaben, neue Lösungen Arbeiten heisst heute immer häufiger Probleme lösen. Dafür reicht es aber nicht, nur das bisher Gelernte anzuwenden. Um das Problem zu lösen, benötigen wir neue Fähigkeiten, welche wir erst erlernen müssen. Der Wert der Arbeit liegt damit im Lerneffekt. Denn das neu erworbene berufliche Wissen befähigt uns wiederrum, neue Probleme zu lösen. Arbeit und Lernen sind direkt miteinander verknüpft. Lernen ist also mit der Ausbildung nicht abgeschlossen. Danach ist man nicht «fertig», sondern für den Anfang gerüstet. Die heutige Ausbildung muss deshalb neben den fachlichen Kenntnissen noch mehr vermitteln: Lernfähigkeit und Problemlösungsfähigkeit. Der Auszubildende lernt, für neue Aufgaben neue Lösungen zu entwickeln. Was Jugendliche lernen, ist die Ausübung einer professionellen Arbeit als ständigen Lernprozess.

Gegen den Stillstand Um die beste Lösung für ein Problem zu erarbeiten, wird es aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Das bedeutet heute vielfach, dass Fachleute unterschiedlicher Bereiche in Projektgruppen zusammenarbeiten. Dies setzt aber wiederrum Kooperation und Teamfähigkeit voraus. Soziale Intelligenz ist gefragt.

ständig anpassen und erweitern. Die eigene Ausbildung geht auch nach dem Lehrabschluss weiter. Wir sind unsere eigenen Bildungsunternehmer. Wir wachsen mit unseren Aufgaben und lösen neue, schwierigere Aufgaben. Arbeit macht uns zufrieden, gibt uns Struktur und Anerkennung, sichert unser Einkommen, lässt uns Wünsche erfüllen.

Ohne Arbeit erlebt man Ausgrenzung. Struktur und Kontakte fehlen.

Wer arbeitet, entwickelt sich ständig weiter, passt sich den sich ändernden Bedingungen an. Auch die steigende Nachfrage nach Weiterbildungen zeigt dieses Bedürfnis. Bildung fördert gleichzeitig unsere Lernfähigkeit. Wer lernt, lernt zu lernen. Dies ist die Ressource der Zukunft. Denn die Berufsbezeichnungen umfassen nicht mehr alle Fähigkeiten, die ein Mensch für seine Arbeit benötigt. Wer arbeitet, muss sein Wissen

Lernen führt zu neuen Möglichkeiten und stärkt die eigenen Ressourcen.

Ein Lernender, der entdeckt, was er kann und welche Talente und Fähigkeiten in ihm stecken, wird flexibler und erhält mehr Handlungsspielraum. Nutzt er diese Möglichkeiten, kann er sein volles Potenzial entfalten. Mit einem klaren Ziel vor Augen ist er in der Lage, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. C ornelia Wäger Jobcoach

Wir sind unsere eigenen Bildungsunternehmer. Wir wachsen mit unseren Aufgaben.

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t Was gut

Der Olympia-Sieger aus dem Drucksaal Mit olympischem Gold in der Hosentasche kehrt Mark Lampert aus Los Angeles zurück. Bei den Special Olympics World Games belegt er zusammen mit der Unified Fussballmannschaft von Special Olympics Liechtenstein den ersten Platz. Mit 5:4 gewann die Unified Fussballmannschaft von Special Olympics Liechtenstein das Finalspiel gegen Tschechien und erlangte damit olympisches Gold. Das war am Schweizer Nationalfeiertag, am 1. August – und die Freude klingt noch lange nach. Mark Lampert erinnert sich: «In der letzten Minute schoss Tschechien noch ein Goal zum 5:4. Sie hofften wohl, aufholen zu können.» In der letzten Minute könne immer alles passieren. Entsprechend gross war die Anspannung während der gesamten Special Olympics World Games und besonders vor dem Finalspiel. Aber Mark Lampert wusste mit dieser Anspannung umzugehen. Sein Rezept: «Musik hören und schlafen».


Im Beruf braucht er geschickte Hände. Davon profitiert er auch als Goalie.

Ein zurückhaltender Kollege Im Drucksaal heisst es, Mark Lampert sei ein ruhiger, zurückhaltender Typ. Von seinem Erfolg erfährt man nur auf Nachfragen. «Es braucht ein Weilchen, bis man mit ihm in Kontakt kommt», sagt sein Arbeitskollege Michél Ambort. Gehe es um das gemeinsame Hobby «Let’s Play», das gleichzeitige Spielen und Kommentieren eines Computerspiels, sei er «Feuer und Flamme». Sobald ihn aber das Gesprächsthema nicht mehr interessiere, bleibe Mark Lampert für sich. Das ist nicht negativ gewertet. Denn auf den eher stillen Schaffer ist Verlass. Sein Ausbildner Urs Seehawer sagt: «Wenn es bei der Arbeit vorwärtsgehen muss, geht es vorwärts. Am richtigen Ort eingesetzt, kann Mark Lampert seine Stärken ausspielen und ein Team mit zum Erfolg führen.»

beim Spiel sei, Gegner und Ball genau im Auge zu behalten, um im richtigen Moment «dazwischen zu gehen». Urs Seehawer sieht da eine Parallele zur Arbeit: «Er braucht den Überblick, um gut arbeiten zu können. In der Verteidigung sieht er den Ball auf sich zukommen.» Bei der Arbeit analysiere der Printmedienpraktiker erst die Situation, erstelle dann einen Plan, um schliesslich zur Tat zu schreiten.

Mark Lampert ist im Alltag Printmedienpraktiker, in der Freizeit Fussballheld.

Die richtige Position Den Sieg der Liechtensteiner Fussballmannschaft überrascht deshalb weniger. «Ich habe das durchaus erwartet», sagt Urs Seehawer. Als Verteidiger sei Mark Lampert an der richtigen Position. Dies sieht auch der 18-jährige Printmedienpraktiker so: «Ich bin lieber Verteidiger.» Obwohl er im Goal «ziemlich gut» sei. «Als Goalie profitiere ich von der Handfertigkeit, die ich mir beim Arbeiten angeeignet habe.» Wichtig

Das Finale Zur Tat schritt Lampert auch beim finalen Spiel gegen Tschechien – in der ersten Halbzeit als Verteidiger, in der zweiten als Goalie. Den verdienten Sieg in Los Angeles genoss er zusammen mit seinem Team. «Auf dem Siegerpodest hat man mega Freude. Man ist stolz auf die Mannschaft, die gut zusammengearbeitet hat.» Das Zusammenspielen beim Fussball, der Zusammenhalt und der Teamgeist sind Mark Lampert «extrem wichtig». Der Sieg bedeute ihm deswegen vor allem für das Team viel. Ganz selbstverständlich sagt er: «Fussball ist ein Mannschaftssport.»

Ob im Fussball oder im Drucksaal: Das gute Zusammenspiel bringt den Erfolg.

arlen Hämmerli M Praktikantin Unternehmenskommunikation Bilder: Roger Nigg

Mark Lampert hat als Goalie eine Schlüsselposition auf dem Spielfeld. Diese erfordert Konzentration und Entscheidungsfreude.

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t Was gut

Was sind … mhä. Neben den Special Olympic World Games gibt es eine Reihe anderer Sportveranstaltungen für Menschen mit einer Behinderung. Alle sind vom Internationalen Olympischen Komitee offiziell anerkannt und haben eine bessere Anerkennung und die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zum Ziel.

Paralympics entstanden 1948, als erstmals parallel zu den Olympischen Spielen Wettkämpfe für Rollstuhlsportler organisiert wurden. Lange Zeit blieben die Weltspiele für Menschen mit einer körperlichen Behinderung eher unbeachtet. 2012 änderte sich dies durch eine breitere mediale Abdeckung der Paralympischen Spiele in London.

… die Special Olympics World Games Die Special Olympics World Games sind globale Wettkämpfe, die von Special Olympics organisiert werden.  Während täglich überall auf der Welt regionale und nationale Wettkämpfe ausgetragen werden, sind die Special Olympics World Games das Aushängeschild der Sportbewegung. Dadurch sollen die Fähigkeiten der Sportler und Sportlerinnen mit einer geistigen Behinderung weltweit anerkannt werden. Wie bei den originalen Olympischen Spielen finden alle zwei Jahre abwechselnd Sommer- und Winterspiele statt. Insgesamt werden Wettkämpfe in 32 Disziplinen angeboten.

… die Deaflympics Die Deaflympics sind ein alle vier Jahre stattfindender Wettkampf für Gehörlose. Die Spiele werden vom International Committee of Sports for the Deaf organisiert und sind vom Internationalen Olympischen Komitee offiziell anerkannt. Bisher nehmen Gehörlose nicht teil an den Paralympics. Die Deaflympics finden jeweils ein Jahr nach den Olympischen Spielen statt. Abgewechselt wird ebenfalls zwischen Sommer- und Winterspielen.

Gemäss eigenen Angaben ist Special Olympics die weltweit grösste Sportbewegung für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Das Internationale Olympische Komitee anerkannte die Bewegung 1988 offiziell und gestattete die Bezeichnung «Olympics». 1968 entstanden, entwickelten sich bis heute in 170 Ländern eigenständige Ableger von Special Olympics. Diese bieten für insgesamt 4,5 Millionen Sportler und Sportlerinnen Trainingsmöglichkeiten und Wettkämpfe. Ziel ist die gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen mit einer geistigen Behinderung mittels Sport. … die Paralympics Die Paralympics finden drei Wochen nach den Olympischen Spielen am selben Ort statt. Seit 1992 sind die Weltspiele für Sportler und Sportlerinnen mit einer körperlichen Behinderung organisatorisch mit den Olympischen Spielen verbunden. Angestrebt wird die Gleichbehandlung von Sportlern mit und ohne körperliche Behinderung. Die


Verlosu n

g

Ihre Illustration Wollen Sie auch ein solches Portrait von sich? Machen Sie mit: «unterwegs» verlost in jeder Ausgabe eine Illustration, verwirklicht von Luca Ammann, der bei uns Grafiker lernt. mha. Die Verlosung im letzten «unterwegs» gewinnt Werner Helfenstein, Mitarbeiter Logistik. Nun geht es in die nächste Runde: Es können wiederum alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Brüggli teilnehmen. Einzige Bedingung: Wer gewinnt, hängt seine Illustration am Arbeitsplatz auf. Unsere Leserinnen und Leser von auswärts bitten wir ausnahmsweise um Nachsicht; diese Verlosung ist Brügglis Mitarbeitenden vorbehalten.

Werner Helfenstein gewinnt ein Portrait von sich. Nun steht die nächste Verlosung an.

 Ja, ich will mein eigenes Portrait gewinnen. Vorname Name Abteilung/Bereich

Die Gewinnerin oder der Gewinner wird im April 2016 benachrichtigt.

Senden Sie diesen Talon vollständig ausgefüllt per interner Post an: Michael Haller, Unternehmenskommunikation Teilnahmeschluss: 31. März 2016

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Industr

ie

Neue Kräfte, neue Leggeros Auf den Strassen sind immer mehr E-Bikes unterwegs. Auch Leggero wird von dieser Entwicklung beeinflusst. Die Fahrradanhänger sowie einzelne Teile wurden weiterentwickelt und verstärkt. Mit hoher Geschwindigkeit fährt das E-Bike die Strasse entlang. Im Fahrradanhänger sitzen zwei Kinder. Plötzlich bremst der Familienvater ab, zieht eine Kurve und steuert fadengerade auf ein Treppchen zu. Die zwei Tritte sind für das E-Bike ein Klacks. Der Anhänger hat mehr Mühe. Die Räder krachen gegen den ersten Tritt, schlagen dann heftig auf dem zweiten auf. Die Kinder schüttelt es durch, doch solche Manöver sind sie sich inzwischen gewohnt.

Run auf E-Bikes Das Geschilderte ist keineswegs Fantasie, sondern die pure Realität, wie Adrian Hungerbühler, Centerleiter von Brüggli Industrie, erklärt. Gut jedes fünfte Fahrrad ist heute ein E-Bike. Dies zeigt ein Blick in die Neuverkaufszahlen von velosuisse, dem Verband der Schweizer Fahrradlieferanten. E-Bikes ermöglichen, was mit einem normalen Rad unmöglich ist. Sie sind schnell und kraftvoll. Trifft ein Elektrofahrrad gegen eine Bordsteinkante, entsteht eine enorme Wucht. Bisher undenkbare Kräfte wirken. Sowohl das Fahrrad als auch der Anhänger werden

viel mehr beansprucht, besonders auch was die Beschleunigungskräfte betrifft. Massive Verstärkung Auf diese Entwicklung stellte sich Leggero früh ein. Bereits vor zehn Jahren, als die ersten E-Bikes aus Japan auf den Markt kamen, startete die Forschung. Und spätestens, als 2012 E-Bike-Fahrer vermehrt nachfragten, ob es möglich sei, Leggero-Anhänger mit dem E-Bike zu nutzen, reagierte Leggero. Eine neue Deichsel wurde entwickelt, verstärkt mit zusätzlichen Rippen; die Konstruktion wurde mit

Quelle: Bundesamt für Energie, 2014

E-Bike-Nutzung

Rentnerinnen und Rentner

Arbeitstätige Bevölkerung (Personen bis 65)

Eher kürzere Distanzen als Personen bis 65 Jahre

Eher längere Distanzen als Personen bis 65 Jahre

Fahrradtouren

Arbeitsweg

Einkauf und Freizeit

Einkauf und Freizeit

Nutzung bei schlechtem Wetter

Deutlich weniger

Weniger

Nutzung im Winter

Deutlich weniger

Weniger

Durchschnittliche Distanzen Hauptzweck Weitere Nutzungszwecke


anderen Radien und dickeren Wandstärken verbessert. Doch es war noch mehr nötig, wie Adrian Hungerbühler sagt: «Wir verstärkten den gesamten Unterbau und entwickelten massivere Kupplungen.»

liche Versionen notwendig. Doch: Die Leggero-Anhänger passen in neun von zehn Fällen ans Fahrrad. Eine Universalkupplung würde vieles vereinfachen, sagt Adrian Hungerbühler. Dafür müssten sich aber die drei Marktführer einigen. «Es ist schwierig. Aber ich habe weiterhin die Vision, eine Kupplung zu entwickeln, die für alle funktioniert.»

Leggero hat sich früh genug für den E-Bike-Markt gerüstet.

Die Vielfalt an Kupplungen ist eine weitere Folge der E-Bikes. Reichten früher zwei oder drei Kupplungen, um alle Fahrradtypen und -marken abzudecken, sind heute elf unterschied-

TÜV-Test mit Bravour bestanden Den TÜV für Geschwindigkeiten bis 25 km/h bestand der Leggero Enso dieses Jahr ohne jegliche mechanischen Beanstandungen. Dies sei sicherlich auch den eigenen Anpassungen an den E-Bike-Markt zu verdanken. Denn auch der TÜV passte seine Prüfkriterien an die Anforderungen der E-Bikes an und liess diese umgehend in die Prüfspezifikationen einfliessen; so wurde zum Beispiel ein neuer Deichseltest eingeführt. Mit einer Belastung von beinahe 200 Kilogramm wird die Deichsel 100 000 Mal hin und her bewegt. So wird die Bruchsicherheit ge-

Der Leggero Enso hat zahlreiche Tests hinter sich – beim TÜV wie auch im Prüfstand von Brüggli (Bild). Bilder: Roger Nigg

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Industr

ie

testet. Die Qualität überprüft Leggero auch selber laufend. In der hauseigenen Testanlage können alle Leggero-Modelle mit Geschwindigkeiten bis zu 15 km/h über eine simulierte Buckelpiste geprüft werden. Des Weiteren führen die Entwickler mit einem E-Bike immer wieder Feldtests durch. Sicher mit E-Bike und Anhänger Ab und an ist Adrian Hungerbühler selber mit dem E-Bike unterwegs. Aufgrund seiner Erfahrungen rät er, bei Kurven auf die angepasste Geschwindigkeit zu achten und vorsichtiger zu fahren. Auch solle

man das eigene Verhalten zum Beispiel beim Zufahren auf Kreuzungen und Kreisel prüfen und abrupte Bremsmanöver vermeiden.

gerbühler. Wer mit seinem E-Bike die Treppe hochfahre, tue dies wie bis anhin auf eigenes Risiko.

Mit den E-Bikes wirken ganz andere Kräfte auf die Anhänger-Konstruktion.

Und vor allem: den Kindern den Fahrradhelm aufsetzen, sie immer anschnallen und sicher gehen, dass die Gurte gut sitzen. Doch egal wie stabil ein Anhänger sei, am Ende zähle eben auch der gesunde Menschenverstand, sagt Adrian Hun-

arlen Hämmerli M Praktikantin Unternehmenskommunikation

Der Fahrradmarkt im Überblick: Immer mehr E-Bikes 2006

2014

3 181

57 613

107 253

86 626

188 852

181 669

E-Bikes Sportvelos Freizeit-/Alltagsvelos

Total: 299 286 Fahrräder

Total: 325 908 Fahrräder

Quelle: Bundesamt für Energie, 2014

Sozioökonomisches Profil der E-Bike-Nutzenden Alter: 53,5 Jahre Frauen: 46 % Männer: 51 % Ausbildung: abgeschlossene Berufslehre Erwerbstätigkeit: 40 % arbeiten Vollzeit, 32 % Teilzeit, 24 % sind pensioniert Erwerbseinkommen: 6 001 bis 10 000 Franken Haushaltsgrösse: 45 % zwei Erwachsene, 33 % Familien mit Kindern

Wohnort: 45 % leben in einem Dorf, 24 % am Stadtrand Wertvorstellungen: Harmonie, gesunder Lebensstil, Sicherheit, Genuss, Umweltbewusstsein Sportlichkeit: 36 % treiben zwei bis drei Mal pro Woche Sport Fahrradbesitz: 71 % besitzen ein weiteres Fahrrad E-Bike: 85 % kauften ein neues E-Bike, 62 % sind City E-Bikes

Gründe: Spass und Genuss beim Fahren, Erhalten und/oder Verbessern der körperlichen Gesundheit Wichtige Auswahlfaktoren: Reichweite, Akkusystem, Serviceleistungen Weiterempfehlung: 79 % würden E-Bike-Fahren weiterempfehlen, 93 % taten dies bereits


Immer mehr unterschiedliche Velotypen erfordern immer mehr verschiedene Kupplungen (Bild links). Die E-Bikes haben auch zu stärkeren Deichseln (Bild rechts) geführt.

Die TÜV-Tests zeigen: Leggero bietet Qualität und Sicherheit.

Leggero Enso gewinnt Design Preis Schweiz Brüggli gewinnt mit dem Leggero Enso beim Design Preis Schweiz den ersten Platz. Der multifunktionale Fahrradanhänger für Kinder hat auf der ganzen Linie überzeugt: «Funktional, technisch ausgeklügelt, grundsolide konstruiert, langlebig, präzise verarbeitet und smart zu bedienen», urteilt die Jury. mha. Hinter dem Fahrradanhänger, Kinderwagen und Sportjogger in einem steckt noch mehr als Technik und Design. Es sind Menschen mit körperlichen oder psychischen Schwierigkeiten, die massgeblich am Erfolg des neuen Leggero Enso beteiligt sind: Sie wirkten am Prototyp mit, nähten in der Textilabteilung das Regenverdeck oder gestalteten und druckten die passende Broschüre dazu.

2015/16 r e n n i W t E xcellen Swis s Design

Dank dem Leggero Enso erleben Menschen mit psychischen oder körperlichen Schwierigkeiten eine sinnstiftende Beschäftigung, spannende Ausbildung sowie Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit. Alles ideale Voraussetzungen, um wieder Fuss im ersten Arbeitsmarkt zu fassen. Mit dem Leggero Enso erfahren sie gute Arbeit, Stolz und Erfüllung – und das ist wesentlich für den Integrationserfolg. Die Publikation «Taten statt Worte» zeigt die Zusammenhänge, stellt unseren Partner Tribecraft vor und rückt die Menschen hinter dem Leggero Enso ins Rampenlicht. Als Download: www.brueggli.ch >> Media >> Geschichten >> Geschichte zum Leggero Enso In gedruckter Version: zu bestellen bei Brüggli, Ressort Unternehmenskommunikation, mha@ brueggli.ch www.designpreis.ch, www.leggero.com

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t Was gut

Einander Gehör schenken

Kristina Jankovic verständigt sich mit ihrer Aubildnerin Lucia De Martino. Bilder: Melissa Frei, Roger Nigg

Bei Brüggli arbeiten auch Menschen mit Hörbeeinträchtigung. Mehrere Leitende haben sich mit einer Fortbildung in Gebärdensprache auf ihre Bedürfnisse eingestellt.

«Einfach versuchen»

mha. «Es geht um die Symbolik», sagt Luigi Berini, agogischer Leiter von Brüggli, «ein Zeichen der Wertschätzung und zugleich ein Zeichen für Brügglis Professionalität». Es gehört zu Brügglis Anspruch, allen Menschen – ungeachtet ihres Handicaps – eine Chance mit guter Arbeit zu bieten. Und so ist es ein konsequenter Schritt, dass mehrere Leitende eine Fortbildung in Gebärdensprache absolviert haben. Ein Kollege hat sogar eine fortführende Ausbildung als «Kommunikations-Assistent in Gebärde» besucht, die ihn befähigt, als Sprachvermittler und Begleiter für Hörbehinderte zu agieren. Der Schweizerische Gehörlosenbund SGBFSS begrüsst dieses Engagement und spricht von einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Brüggli (siehe Interview mit Gabriela Uhl auf Seite 36/37). Was aber halten Direktbetroffene bei Brüggli davon? Wie erleben sie ihren Berufsalltag als Menschen mit Hörbeeinträchtigung? Was läuft gut – und was ist allenfalls noch zu verbessern? Wir haben drei Betroffene gefragt.

Es geht gut mit der Arbeit in der Textilabteilung. Ich arbeite seit 16 Jahren hier. Nähen ist mein Traumberuf. Die Kolleginnen und Vorgesetzten akzeptieren mich so wie ich bin. Schön wäre es, wenn noch mehr Menschen die Gebärdensprache könnten; das würde vieles einfacher machen. Wichtig ist, dass man deutlich und hochdeutsch mit mir spricht. Ich muss die Lippen sehen können; Gesprächspartner sollten also ihre Hände nicht vor den Mund halten. Die Leute sollten keine Hemmungen haben. Versucht es einfach, kommt auf mich zu, habt Mut. Sprecht mich bitte von vorne an, damit ich euch gut sehe.

Sabine Marti, Mitarbeiterin Textil


«Erklärt es mir nicht nur mit Worten, sondern zeigt es mit Gesten, schreibt es auf, beschreibt es.»

«Gut aufgehoben» Ich fühle mich bei Brüggli gut aufgehoben und werde mit Respekt behandelt. Die Kommunikation ist für mich natürlich nicht immer einfach, dennoch gebe ich mein Bestes, um die Leute zu verstehen, und versuche mich so gut als möglich zu verständigen. Meine Kolleginnen und Vorgesetzten sind in der Regel gut informiert, wie man mit Menschen mit Hörbeeinträchtigung umgeht. Nach der anfänglichen Zurückhaltung können wir uns gut verständigen. Wenn es um ein komplexes Thema oder wichtige Ereignisse wie Termine und Gespräche geht, schreiben wir es manchmal lieber auf.

«Langsam sprechen» Ich verstehe zwar vieles noch nicht, aber alle bei Brüggli sind sehr hilfsbereit und verständnisvoll. Unter den Lernenden habe ich leider noch nicht viel Anschluss, aber ich hoffe, dass sich das mit der Zeit ändern wird. Der Beginn der Ausbildung ist für alle eine Herausforderung – und für mich besonders. Bitte sprecht langsam mit mir, lasst mir Zeit zu antworten. Erklärt es mir nicht nur mit Worten, sondern zeigt es mit Gesten, schreibt es auf, beschreibt es. Ich lerne einfacher, wenn ich es sehen kann. Dann kann ich auch Abläufe besser erkennen und das macht mich sicherer. Bei Fragen und Problemen habe ich immer einen Ansprechpartner. Der Austausch mit den Vorgesetzten und Lehrern ist sehr gut. Es wäre schön, wenn es mehr Personen gäbe, die gebärden könnten.

Sabrina Graf, lernende Betriebspraktikerin PrA

Es hilft mir, wenn Sie langsam und deutlich in Hochdeutsch und in normaler Lautstärke mit mir sprechen. Es wäre auch gut, wenn Sie Blickkontakt herstellen könnten, damit Menschen mit einer Hörbehinderung Ihre Lippen besser ablesen können. Wenn ich Sie nicht verstehe, wiederholen Sie einfach das Gesagte oder schreiben Sie es auf. Von meinem Umfeld wünsche ich mir, dass man keine Hemmungen hat, mit mir zu sprechen oder Fragen zu stellen. Ich möchte gerne darauf aufmerksam machen, dass bei Menschen mit Hörbeeinträchtigung das Hörvermögen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Es lohnt sich, Betroffene nach ihrer bevorzugten Kommunikationsform zu fragen. Die Menschen sollen kein Mitleid mit den Gehörlosen haben. Mitleid bringt uns nichts. Wir haben andere Wege, um zu hören. Ich nehme Musik zum Beispiel wahr, indem ich meine Hände auf die Stereoanlage lege und so die Vibrationen im Körper spüre.

Kristina Jankovic, lernende Kauffrau EFZ

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t Was gut

Fakten zum Hören Lautstärken in Dezibel (dB) Feinster Ton 0 dB

Raschelnde Blätter 40 dB

Lauter Donner, Rasenmäher 110 dB

Ticken einer Uhr

Atemgeräusche

10 dB

Pianospiel, normale Unterhaltung

20 dB

Wahlton Telefon, lautes Radio

60 dB

Rockband, Bohrmaschine

Geflüster 30 dB

Stadtverkehr, Cello, Geige

80 dB

Start eines Düsenjets

120 dB

90 dB

Laute Rockmusik

140 dB

Abhebende Rakete

150 dB

180 dB

Quelle: Pro Audito Schweiz

Wer hört wie gut?

Quelle: www.only-one-world.de

Delfin

Fledermaus

Hund

Elefant

Mensch

Fisch

200 000 Hz

16 - 150 000 Hz

15 - 50 000 Hz

1 - 20 000 Hz

20 - 20 000 Hz

200 - 400 Hz


Wie tickt das Ohr?

Ovales Fenster

Gehörgang

Gehörmuschel

Gehörknöchelchen

Gehörnerv

Gehörschnecke

Das Ohr ist eine verstärkende Kettenreaktion, ein Orchester von Impulsen und blitzschnellen Übertragungsleistungen. Geräusche wie ein Autohupen oder Musik sind genau genommen Schallwellen. Sie sind das Resultat von schnell und langsam vibrierenden Druckwellen. Langsame Vibrationen erzeugen tiefe, schnelle Vibrationen hohe Töne. Die Schallwellen werden von der Gehörmuschel, die ähnlich wie ein Trichter funktioniert, aufgefangen und von dort aus in den Gehörgang weitergeleitet, dessen röhrenartige Form wichtige Laute verstärkt. Am Ende des Gehörgangs trifft der Schall auf das Trommelfell im Mittelohr. Dieses beginnt im gleichen Rhythmus wie der Schall zu schwingen. Mit dem Trommelfell ist das erste der drei Gehörknöchelchen, der Hammer, fest verwachsen. Schwingt das Trommelfell, gerät auch er in Bewegung und leitet die Schwingung an Amboss und Steigbügel weiter. So gelangen die Laute ins Innenohr und werden weiter verstärkt. Dort befindet sich die Cochlea, die Gehörschnecke. Sie ist im Prinzip eine Knochenkapsel, durch die sich ein dünner Schlauch windet. Wie das gesamte Innenohr ist auch dieser Schlauch mit Flüssigkeit gefüllt. Hier befindet sich das Herzstück des Ohrsystems: die Tausenden von kleinen Haarsinneszellen. Sie wachsen entlang der gesamten Gehörschnecke und sind nach verschiedenen Tonhöhen angeordnet. Direkt zu Beginn finden sich jene Haarzellen, die für die hohen Töne zuständig sind. Zuhinterst werden die tiefsten Töne wahrgenommen. Die Spitze der Sinneszellen ragen in die Flüssigkeit des Innenohrs hinein. Unten haben sie Kontakt zum Hörnerv. Der Steigbügel schwingt im Rhythmus der Schallwelle und kippt immer wieder in das mit Flüssigkeit gefüllte Innenohr. Dadurch gerät in der Gehörschnecke die Flüssigkeit in Bewegung, und mit ihr bewegen sich die Spitzen der Haarsinneszellen. Je nach Höhe des Tones ist der Ausschlag am Anfang oder Ende der Gehörschnecke am stärksten.

Aussenohr

Dementsprechend werden andere Haarsinneszellen angeregt, worauf diese einen Botenstoff freisetzen und am Hörnerv einen elektrischen Impuls auslösen.

Mittelohr

Innenohr

Trommelfell

Eustachische Röhre Quellen: Pro Audito Schweiz, Hörplus.de Infografik: Regina Furger

Der Impuls gelangt über mehrere Schaltstationen zur Hörrinde im Grosshirn. Dort wird das empfangene Signal mit bereits gespeicherten Mustern verglichen und der hörende Mensch erkennt das Hupen als Hupen oder die Musik als Musik. Je nachdem, wo in dieser Kette ein Defekt auftritt, entsteht eine spezifische Form von Hörverlust. Diese kann entweder zu einer leichten Beeinträchtigung führen oder auch schwerwiegend sein und einen völligen Hörverlust zur Folge haben. Man unterscheidet im Wesentlichen drei Arten von Hörverlust, abhängig davon, ob das Aussen-, Mittel- oder Innenohr betroffen ist.

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Was heisst es, nichts zu hören? Probieren geht über Studieren: Im Ressort Unternehmenskommunikation haben vier Personen einen Tag lang konsequent gehörlos gearbeitet, abgeschottet mit Ohrenpropfen und Lärmschutzkopfhörern, beobachtet von einem Kollegen, der sich als einziger Hörender ziemlich seltsam vorkam.

Alleine unter Leuten Alle kleinen Nebengeräusche sind verstummt: das Geplauder, das Klicken der Computermäuse. Und doch höre ich vieles. Dumpf hallen meine Schritte im Körper wider. Das Telefon klingelt nach wie vor schrill und penetrant. Gleichzeitig fühle ich mich isoliert, abgeschottet. Ich bin alleine mit meinen Gedanken, völlig zurückgeworfen auf mich selbst. Zusammensitzen fällt schwer. Lockeres Geplauder ist verunmöglicht, Kommunikation umständlich. Etwas aufzuschreiben dauert eine gefühlte Ewigkeit. Man fasst sich kurz und präzise. Unwichtig erscheinende Dinge oder Details lässt man weg. So bleibt wenig, das sich aufzuschreiben lohnt. Was bleibt, ist das Bedürfnis sich mitzuteilen. Am liebsten würde ich mich völlig abkapseln. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie viele Worte wir normalerweise fliegend austauschen. Unser Geplapper füllt in Sekunden Seiten und wir bemerken es nicht.

Ich versinke in der Arbeit. Mich zu konzentrieren fällt mir wie immer leicht. Nur der Lärmschutz drückt nach einiger Zeit schmerzhaft. Nun verstehe ich, warum manche Bauleute trotz starkem Lärm ohne Gehörschutz arbeiten. Einmal fragt mich jemand, was wir eigentlich machen. Ich höre ihn sehr gut, denn er steht nahe bei mir. Doch normal zu antworten wäre seltsam. So strecke ich ihm bloss die Karte entgegen, welche um meinen Hals hängt: Darauf steht, dass ich an einem Experiment mitmache. Er habe sich so etwas Ähnliches bereits gedacht, meint der Fragende und geht weiter seines Weges.

te ins Freie, nehme den knallblauen Lärmschutz ab und die gelben Ohrpfropfen raus. Die schmerzenden Ohrläppchen reibend frage ich mich: Höre ich besser? Schlechter? Schwer zu beurteilen. Das Verkehrsrauschen stört mich immer. Vielleicht ist es nun noch extremer. Erst am nächsten Tag merke ich den Unterschied. Ich reagiere sensibler auf all diese kleinen Nebengeräusche. Nehme mehr wahr als sonst. Das Experiment hat sich definitiv gelohnt. Vielleicht setze ich den Lärmschutz wieder mal auf. Marlen Hämmerli Praktikantin Unternehmenskommunikation

Der Tag neigt sich dem Ende entgegen. Ich tre-

Kein Tag wie jeder andere Es ist kurz nach halb acht. Etwas nervös betrete ich das Büro in Erwartung dessen, was da wohl auf mich zukommt. Nebst einer Instruktion per SMS tags zuvor, dass ich für einen Tag das Ohr der Abteilung sein werde, hatte ich keine Informationen. Schnell wird mir klar, dies wird ein anstrengender Tag. Aber weniger für mich als mehr für Marlen Hämmerli, Regina Furger, Predrag Jurisic und Michael Haller. Denn wie sich im Laufe des Tages noch

zeigen wird, werden sie sich je länger je schwerer mit ihrer temporären Bürde tun. Als dürften sich die Blicke nur kreuzen und nicht begegnen – das ist einer meiner ersten Eindrücke. Das kann daran liegen, dass sich die Probanden etwas blöd vorkommen mit ihren schlumpfblauen Lärmschützen. Die neue Situation bringt nicht bloss Stille mit sich, sondern auch Unsicherheit.

Dieses Phänomen weicht nach einiger Zeit dann wieder der Normalität: Wir blicken einander in die Augen, wenn Gedankengut ausgetauscht wird. In der Pause setzen wir uns gemeinsam mit Schreibzeug und ausreichend Papier an den Besprechungstisch. Und nach den ersten Minuten wird klar: Smalltalk übers Wetter wird’s heute wohl nicht geben. Etwas anders gestaltet sich dann auch


Unter der Taucherglocke Wenn man ein hermetisch verschlossenes Einmachglas öffnet, macht es plop oder klack. Das hat mit dem Druckunterschied zu tun. Ähnliches erlebe ich an diesem Abend, am Ende eines Experiments: Ich lege den Lärmschutz ab, pelle die Ohrpfropfen raus – und plop und klack: Da sind sie wieder, die Stimmen, das Tastaturen-Stakkato, die Laufschritte, die Kopierer-Auswürfe, das Elektronik-Gefiepe – all die Klänge, die wir als Grundrauschen unseres zivilisierten Daseins wahrnehmen. Es ist als hätte ich eine Taucherglocke abgelegt, das Vakuum mit Leben gefüllt. Die auditiven Reize überfluten mich, vermengen sich mit den visuellen Reizen, denen während des ganzen Tages die Begleitmusik gefehlt hat. Ich fühle mich wieder komplett, unversiegelt und habe viel angestaute Energie. Am liebsten würde ich jetzt gleich Musik hören; sie versöhnt mich mit dem Alltag, inspiriert mich, bringt Zerstreuung und Ablenkung; sie hat mir sehr gefehlt. Das Telefon fehlt mir während des Experiments nicht. Zwangsläufig kommt es zu weniger Sitzungen und weniger trivialen Diskussionen. Die Verlagerung der Kommunikation auf Handschriftliches oder Mail bedingt eine Vorbereitung, ein Überlegen, und das führt zu einer Konzentration der Worte. Wir sagen mit weniger mehr. Wir kommen

das Mittagessen, nicht ausschliesslich wegen der vielen fragenden Blicke unserer Arbeitskollegen. Ich sitze allein als Hörender mit vier vorübergehend Gehörlosen am Tisch und komme mir doch glatt als Aussenseiter vor. Wie schnell sich so etwas doch ändern kann. Eine weitere, sehr interessante Beobachtung kann ich bezüglich der Gestik und Mimik machen. Mir

rascher auf den Punkt, weil es aufwändiger ist, sich mitzuteilen, werden direkter, haben aber weniger Platz für Ironie und Worte zwischen den Zeilen. Dafür spricht der Körper mehr: ein Lächeln hier, ein in die Höhe gereckter Daumen da. Was mir auch auffällt: Die Zeit vergeht anders, langsamer, weil wir nicht so viel aufs Mal machen. Die Ohrpfropfen kombiniert mit den Hörschützern schotten das Ohr ab, dass es wie ein Klangkörper wirkt. Ich höre meinen Puls und die Bewegungen der Gelenke und Muskeln – quasi Stimmen aus dem Innern. Sogar meine Augenlider machen Geräusche, mit jedem Blinzeln. Ich höre nichts mehr und doch viel. Am Mittagstisch frage ich mich, ob ich wie eine Dampflokomotive schnaufe und ob ich sonst noch Geräusche von mir gebe. Es fehlt die Resonanz. Das Essen ist rasch vom Teller; bin froh, wenn ich mich zurückziehen kann. All die fragenden Blicke aus dem Stummfilm, der mich umgibt. Mittendrin allein. Ein Statist, der sich nur mit Hand und Fuss oder dem Schreibblock zu verstehen geben kann. Mir gegenüber sitzt Dominik, der den ganzen Tag unsere Telefone hütet und zwischen den Welten vermittelt. Er hört wie immer. Ich frage mich, wer der Ausgegrenzte ist: er oder ich. Am Abend bin ich froh, das Experiment gemacht zu haben – und dankbar und glücklich, dass ich hören kann. ichael Haller M Leiter Unternehmenskommunikation

war bis anhin gar nicht bewusst, welchen Stellenwert diese bei unserem täglichen Austausch einnehmen. Es lassen sich erstaunlich viele Dinge auch ohne Worte regeln. Schliesslich galt das Experiment um 17 Uhr als offiziell beendet. Das Abnehmen der schlumpfblauen Lärmschütze und Herausnehmen der Ohrpfropfen schien von aussen betrachtet etwa so wie eine er-

folgreiche Landung nach einem überaus turbulenten Flug. Befreiend. Dominik Widmer, lernender Mediamatiker

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Wie ein Eskimo im Iglu Ich habe mich gefreut auf das Experiment. Einen Tag lang schön in Ruhe, konzentriert und ganz ohne akustische Ablenkungsmanöver der Arbeit nachgehen. Klingt gut. Doch nun klingt nichts mehr, es rauscht in meinem Kopf. Mächtig laut sogar. Als Erstes werde ich auf meine Atmung aufmerksam. Schnaufe ich so laut? Hören das die andern? Ich höre das eigene Blinzeln und meine Schritte dröhnen wie ein aufgedrehter Bass. Rasch werde ich unruhig, da ich das Gefühl nicht loswerde, das sich jemand geräuschlos anpirscht und mich erschreckt. Schnell vermisse ich die vertrauten Stimmen meiner Arbeitskollegen. Es kostet mich Energie, nichts zu hören. Erste Nachrichten trudeln in Form von eilig bekritzelten Zettelchen bei mir ein. Was steht da genau? Soll ich dies nun in langwierigem Hin und Her herausfinden? Ich ertappe mich beim Versuch, den Austausch über gewisse Dinge auf morgen zu verschieben. Ist doch einfacher, rasch darüber zu sprechen. Ei-

nige Leute sind froh, mich bald wieder loszuhaben, um mein Pantomimenspiel nicht länger entschlüsseln zu müssen. Nichts zu hören ist anstrengend und fordert Geduld – von mir und meinen Kommunikationspartnern. Meine anfängliche Freude auf Ruhe verkommt rasch zur inneren Zerreissprobe. Ich wünsche mir eine Zeichensprache. Beim Mittagessen kracht der Salat im Kopf, es matscht das Brot. Irgendwie schmeckt das Essen heute nicht besonders, die Zermahlgeräusche irritieren mich. Die Kommunikation beschränkt sich auf das Wesentliche und Nötige. Klare und knackige Botschaften, fokussiert und zielgerichtet. Das gefällt mir. Gestik, Mimik und Blicke gewinnen an Bedeutung, ich schaue bewusster in die Gesichter und auf die Lippen, wenn mein Gegenüber mir etwas erklären

möchte. Ich versuche unbeabsichtigt, mehr Emotionen in meine Gesten zu bringen, in der Hoffnung, schneller verstanden zu werden. In der Pause einfach zusammen zu sitzen und nichts sagen zu müssen, erlebe ich positiv. Nachmittags fühle ich mich irgendwie allein. Abgeschottet wie ein Eskimo im Iglu, mit dicker Kapuze über den Ohren, in der einsamen, stillen Arktis. Werde es bald 17 Uhr, bitte. Ich schaue vermehrt nach links, nach rechts. Geht es den andern auch wie mir? Mich beschäftigt der Gedanke, wie es wäre, ohne Musik leben zu müssen; zu singen ohne Stimme und die eigenen Gitarrengriffe nur über die Vibration der Saiten wahrzunehmen – ein niederschmetternder Gedanke. Nur noch fünf Minuten durchhalten. R egina Furger Teamleiterin Grafik

Wenn der Salat wie Schnee knirscht Kurz vor acht betrete ich das Büro. Ungewohnte Stille empfängt mich. Ich winke allen zu und gehe an meinen Platz. Das Experiment mit Ohrpfropfen und Lärmschutz beginnt. Den Computer eingeschaltet setze ich mich an den Tisch und tippe mein Passwort ein. Das gewohnte Klacken der Tasten bleibt aus. Dafür spüre ich den Druck meiner Fingerbeeren, wenn diese die Tasten zum Schreiben antreiben. Ich fühle plötzlich mein Inneres: die Schluckreflexe, die Atmung und den Herzschlag. All das, was ich sonst nicht wahrnehme, erscheint mir auf einmal wahnsinnig laut. Beim Gehen wandern die Tritte bis zu meinem Kopf, als ob mein Körperwasser im Hirn hin- und herschwappt. Im Gang winke ich den Kollegen zu. Ich lächle. Mehr als sonst. Ist es vielleicht ein Reflex, um nicht aufzufallen? Beim Wasserholen werde ich auf meine Kopfhörer angesprochen. Ich lächle wieder und verweise auf die Karte, auf der das Experiment erklärt ist. Ich ernte wohlwollende Zustimmung. Und ein Like, kein virtuelles, sondern ein reales. Schöne Gegensatzerfahrung.

Wieder zurück am Schreibtisch falle ich in eine fast schon meditative Stimmung. Ich fühle mich entspannt. Ausser dem ungewohnten Druck auf den Ohren. Ein Rauschen manifestiert sich in meinem Kopf, das ich nicht einordnen kann: Ist es mein Gehörsinn, der sich da bemerkbar macht? Oder das Blut in meinem Kopf? Fragen über Fragen, die wir im Team am Pausentisch klären. Schriftlich. Präzis. Ohne Blabla. Meine Welt ist nach innen gerichtet: kein Telefon, kein Gespräch, keine Sitzung. Dafür mehr Konzentration und Fokus. Es ist Mittagszeit. Im Team gehen wir zum Restaurant. Blicke streifen uns. Tuscheleien gehen los. Keine Ahnung, was die Menschen um mich sagen. Am Salatbuffet geht's dann ruckzuck. Möglichst schnell den Teller füllen und hin zur Kasse: Fragende Gesichter. Ich verweise erneut auf meine Karte zum Experiment. Wieder Anerkennung. Dann das Essen. Blattsalat zuerst. Er ist nicht knackig wie in der Werbung beschrieben. Der knirscht mehr wie frisch gefallener Schnee. Zwiebeln dagegen explodieren förmlich im Mund, während die

weissen Bohnen wie Sand zwischen den Zähnen durchsieben. Mein ganzer Kopf scheint sich zu bewegen. Meine Zähne zermalmen das Essen, und die Zunge wischt es von links nach rechts und umgekehrt. Mein Unterkiefer tanzt. Das ist mir vorher nie aufgefallen. Ich merke, wie andere Sinne in den Vordergrund rücken: Das Essen schmeckt intensiver. Auch schaue ich mehr um mich herum und suche den Kontakt zum Gesicht meines Gegenübers, um zu deuten, was die Person mir mitteilen will. Ich war einen Tag lang gehörlos. Einen Tag auf mich statt die Aussenwelt konzentriert. Einen Tag ohne Musik. Was mir gefehlt hat, waren die Gespräche mit dem Team. Sonst war es ruhig. Zu ruhig. P redrag Jurisic Fachleiter PR


Gebärdend sprachlos Dass die Gebärdensprache gesellschaftlich akzeptiert ist und auch erforscht wird, ist eine neue Entwicklung. Über hundert Jahre lang war sie europaweit verboten und die Gehörlosen gebärdeten im Verborgenen. Wir sitzen im Speisesaal der Jugendherberge und wagen kaum zu sprechen. Der Raum ist voller Menschen, die miteinander sprechen, doch es ist mucksmäuschenstill. Lebhaft wird gestikuliert, das Gesicht verzogen und diskutiert. Meine Gruppe und ich fühlen uns isoliert und fragen uns im Flüsterton: «Was läuft da?» An der Rezeption erwartet uns die Antwort in Form eines Schildes: Deutscher Gebärdensprachkongress.

Im Verborgenen wurde aber weitergebärdet. Nach über hundert Jahren wurde das Verbot aufgehoben und seit den 1980er-Jahren wird die Gebärdensprache erforscht.

Gebärdensprache ist eine visuelle Sprache aus komplexen Äusserungen.

Mönche erfanden die «Affensprache» Vor 200 Jahren nahmen sich Mönche als Erste der Bildung von Gehörlosen an. Um die Kommunikation zu erleichtern, nutzten sie Gebärden. So entstanden die ersten Gehörlosenschulen in der Schweiz, welche schnell zu Treffpunkten wurden. Dies förderte die eigenständige Entwicklung der Gebärdensprache sowie den kulturellen und meinungsbildenden Austausch. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts geriet die Gebärdensprache jedoch zunehmend in Verruf. Sie galt als primitive Affensprache und Hindernis beim erzwungenen Lernen der Lautsprache. 1880 wurde sie schliesslich, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Gehörlosen, europaweit verboten.

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Weitere Fremdsprache Die Gebärdensprache ist eine vollständige Sprache wie jede Lautsprache auch. Sie setzt sich aus komplexen Äusserungen zusammen, die gleichzeitig über Gesicht und Hände produziert werden. Die Orientierung von Gesicht, Oberkörper und Händen hat vor allem eine grammatikalische Funktion. Bereits kleine Unterschiede in der Ausdrucksform verändern die Aussage. Damit ist die Gebärdensprache ebenso leicht oder schwer erlernbar wie andere Fremdsprachen.

Internationale und regionale Grenzen In jedem Land entwickelte sich eine eigene Gebärdensprache. Die jeweiligen gesellschaftlichen, kulturellen und historischen Gegebenheiten prägten die Gesten mit. So beschreibt ein Süddeutscher den Sonntag, indem er seine Hände vor der Brust zusammenlegt und den Kirchgang symbolisiert. Ein Norddeutscher hingegen streicht sich über Brust und Bauch seinen feinen Sonntagsanzug glatt. In der Schweiz gibt es fünf regionale Dialekte: Zürich, Basel, Bern, Luzern und St.Gallen. Sie unterscheiden sich je nach Region und Gehörlosenschule. In der Romandie und im Tessin werden ebenfalls andere Gebärdensprachen benutzt. Die Sprachbarrieren zwischen den Ländern sind weniger hoch als bei den Lautsprachen. Den internationalen Austausch erleichtert eine künstliche Gebärdensprache: die American Sign Language. Dabei handelt es sich um keine eigene Sprache, sondern leicht verständliche, oft bildhafte Gebärden.

Der Raum ist voller diskutierender Menschen, doch es ist mucksmäuschenstill.

In Kursen wird erst ein Bewusstsein für die eigene Körpersprache entwickelt und Lockerheit geübt. Denn Gebärdensprachler setzen den Körper sichtbarer ein. Die Sprache wirkt lebhafter. In einem zweiten Schritt lernt man erste Vokabeln. Die räumliche Grammatik sollte man möglichst früh üben.

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Niemanden ausschliessen Mehr Mut und weniger Berührungsängste: Das wünscht sich Gabriela Uhl vom Schweizerischen Gehörlosenbund SGB-FSS. Sie freut sich, dass Brüggli mit gutem Beispiel vorangeht. Brüggli hat mehreren Leitenden eine Fortbildung in Gebärdensprache ermöglicht. Was halten Sie davon? Gabriela Uhl: Das ist einfach gut. Die Kommunikation mit den Mitarbeitenden ist wichtig, und da Brüggli auch Mitarbeitende mit Hörbeeinträchtigung beschäftigt, ist eine Fortbildung in Gebärdensprache sehr sinnvoll. Es ist ausserdem ein Symbol: Brüggli zeigt, dass hier auch Menschen mit Hörbeeinträchtigung ganz selbstverständlich in den Arbeitsprozess integriert sind. Brüggli schreitet mit gutem Beispiel voran.

gibt’s zum Beispiel das Restaurant «Blinde Kuh», wo man blind einkehrt – super. Denn so erlebt man, was es heisst, blind zu sein. Mit der Gehörlosigkeit verhält es sich genau gleich. Es geht um die Empathie, ums Mitfühlen. Und mitfühlen kann man am besten, wenn man selber erfährt, was es heisst, nichts mehr zu hören.

«Habt keine Angst, geht auf die Gehörlosen zu, klopft an und lasst sie teilhaben.»

Wir haben zu viert einen Tag lang konsequent gehörlos gearbeitet. Es war ein Experiment, das Teil unserer umfangreichen Berichterstattung zum Thema Gehörlosigkeit ist. Wie finden Sie das? Gabriela Uhl: Ich bin sehr gespannt auf eure Erfahrungsberichte. Es ist gut, dass Hörende in die Welt der Gehörlosen eintauchen und so besser mitfühlen können. Wir vom Schweizerischen Gehörlosenbund erklären die Zusammenhänge, wir zeigen Bilder, wir vermitteln – und wenn da noch Erlebnisse am eigenen Leibe dazukommen, dann ist das sehr interessant. Ich finde euer Experiment sehr gut.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen bei der Ausbildung und beruflichen Integration von Menschen mit Hörbeeinträchtigung? Gabriela Uhl: Ich habe es selbst erlebt: Man ist rasch isoliert. In der Pause, zum Beispiel, sind die Gehörlosen aussen vor. Und oft erhalten sie wichtige Infos nicht oder zu spät. Das lässt sich mit Dolmetschern vermeiden. So können alle Mitarbeitenden dieselben Infos zum selben Zeitpunkt erhalten – es wird niemand ausgeschlossen. Kurse in Gebärdensprache sind ebenfalls sinnvoll. Und generell hilft es, wenn Unternehmen sich mit der Kultur der Gehörlosen auseinandersetzen – so wie Brüggli das aktuell tut. Vorträge von betroffenen Fachleuten dienen der Sensibilisierung. So gesehen, ist die grösste Herausforderung einfach die Auseinandersetzung mit dem Thema – offen, unverkrampft. Der Schweizerische Gehörlosenbund bietet hierbei vielfältige Unterstützung.

Kann man ein solches Experiment auch als Anbiederung oder Betroffenheitskitsch interpretieren? Gabriela Uhl: Nein, gar nicht; ich finde es einfach wertvoll, weil es das Verständnis fördert. In Zürich

Was können Hörende tun, um Betroffenen die Arbeit und den Alltag zu erleichtern? Gabriela Uhl: Ideal ist es, wenn möglichst viele Leute die Gebärdensprache beherrschen. Aber auch,

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Brüggli? Gabriela Uhl: Es ist ein Wow-Erlebnis. Die Kursteilnehmer von Brüggli sind motiviert; sie machen mit; man merkt, dass es ihnen wichtig ist. Und man merkt: Brüggli kümmert sich um alle Mitarbeitenden.

wenn ihr sie nicht beherrscht: Habt keine Angst, geht auf die Gehörlosen zu, klopft an und lasst sie teilhaben, mit Respekt und ohne Berührungsängste. Das gibt Betroffenen ein gutes Gefühl: Ich gehöre auch dazu. Im Weiteren empfehle ich, für wichtige Informationen einen Dolmetscher beizuziehen.

«Brüggli zeigt, wie Gehörlose in den Arbeitsprozess integriert werden können.»

Was wünschen Sie sich im Namen des Gehörlosenbundes von der Öffentlichkeit? Gabriela Uhl: Es gehört zu den Zielen des Schweizerischen Gehörlosenbundes, die Akzeptanz und Förderung von Gehörlosen in Beruf und Bildung voranzubringen und Betroffenen ein barrierefreies Leben zu ermöglichen. Am Arbeitsplatz heisst das, dass die Chefetage auch Gehörlosen eine Chance gibt; hierbei wünsche ich mir mehr Mut und Probierfreude – es ist noch viel mehr möglich. Was funktioniert sehr gut? Gabriela Uhl: Die Kommunikation wird immer einfacher, viel besser als früher. Die Untertitel im Fernsehen, die Möglichkeiten mit Smartphone, FilmChats und SMS ... Es hat sich einiges getan; unser Zugang zur Welt der Hörenden wächst und wächst. Schule und Bildung funktionieren immer besser. Es gibt aber noch viel zu tun, vor allem, dass wir Informationen in Gebärdensprache erhalten. Der Gehörlosenbund kämpft auch weiter dafür, dass es am Arbeitsplatz vorangeht und Gehörlose gleichbererechtigt ihren Beitrag leisten können.

Gabriela Uhl, Soziokulturelle Sachbearbeiterin beim Schweizerischen Gehörlosenbund. Bei ihr besuchen mehrere Leitende von Brüggli eine Fortbildung in Gebärdensprache.

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«Unser Zugang zur Welt der Hörenden wächst. Wir kämpfen dafür, dass es auch am Arbeitsplatz vorangeht.» Die Gehörlosigkeit ist eine unsichtbare Behinderung. Das bringt mit sich, dass man sich schwer tut, sie zu sehen und zu verstehen. Gabriela Uhl: Dieser Umstand ist ein Teil des Problems. Darum setzt sich der Gehörlosenbund dafür ein, auch auf politischer Ebene mehr Einfluss zu bekommen. Wir wollen im Parlament vertreten sein, und wir wollen, dass die Rechte von Menschen mit einer Hörbehinderung respektiert und umgesetzt werden.

konnte dem Arzt nicht erklären, was mir fehlte. Der Arzt verstand es nicht; er verlor sichtlich die Nerven. Dann kann zum Glück ein Bekannter von mir dazu, der vermitteln konnte. Ein weniger dramatisches, aber doch bezeichnendes Beispiel vom Bahnhof: Es gibt kurzfristig einen Fahrplan- oder Gleiswechsel, der nur via Lautsprecher mitgeteilt wird, derweil die lesbaren Infos noch nicht aktualisiert sind – und schon ist der Zug für mich abgefahren.

«Die Kursteilnehmer von Brüggli sind motiviert. Ich merke: Es ist ihnen wichtig.»

Es ist wenige Jahrzehnte her, da war die Gebärdensprache verpönt und gar verboten, besonders an Schulen. Gabriela Uhl: Ich habe es selbst erlebt in meiner Schulzeit. Wir Gehörlosen haben uns in der Pause versteckt und heimlich gebärdet. In der Berufsschule gabs keine Dolmetscher; wir mussten uns selber helfen. Heute läuft das zum Glück besser. Betroffene Kinder haben bessere Chancen, einen erfolgreichen Weg einzuschlagen. Was war Ihr schlimmstes Erlebnis als Gehörlose? Gabriela Uhl: Ich war auf der Notfallstation im Spital. Ich hatte keine Zeit mehr gehabt, einen Dolmetscher zu bestellen und ich

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Was war Ihr schönstes Erlebnis als Gehörlose? Gabriela Uhl: Es sind nicht unbedingt einzelne Erlebnisse, sondern einzelne Entwicklungen, die mich insgesamt freuen. Der technische Wandel erlaubt uns Gehörlosen, uns einzubringen und auszutauschen. Und die Durchmischung der Völker bringt mit sich, dass sich Menschen mit verschiedenen Sprachen begegnen. Da kann man nicht einfach davon ausgehen, dass man vom Gegenüber schon verstanden wird. Es ist interessant, wie einfach die Konversation zwischen Gehörlosen und Ausländern funktioniert. Die Ausländer, eine Minderheit wie die Gehörlosen, gehen auch davon aus, dass man sie nicht versteht – und schon bewegen sich beide Gesprächsteilnehmer auf derselben Ebene. Für uns Gehörlose ist es oft einfach, mit Ausländern in Kontakt zu kommen. Einfach, weil die Ausländer gar nicht erst davon ausgehen, dass sie problemlos verstanden werden? Gabriela Uhl: Ja, das führt zu einem unverkrampften Miteinander. Man versucht es einfach, auch mal mit Gesten – und staunt oft, wie gut man sich trotz aller Differenzen versteht. I nterview: Michael Haller Leiter Unternehmenskommunikation Bild: SGB-FSS

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Ist anders wirklich anders? Brüggli ist nicht wie jeder andere Betrieb. Brüggli ist anders. Wer die Hintergründe nicht kennt, neigt zu Vorurteilen. Was immer man von der sozialen Einrichtung halten mag: Brüggli bewegt die Menschen. Brüggli soll anders sein? Ich behaupte ja. Schade nur, dass Anderssein im Volksmund mit Begriffen wie «auffällig sein» oder «im Abseits stehen» assoziiert wird. Denn Brüggli bietet Arbeitsplätze für Menschen mit einem Handicap und engagiert sich für deren Integration. Dies wirkt auf viele befremdend. Es sind Ängste, die uns alle betreffen und zuerst abgebaut werden müssen, damit Integration eine Chance hat.

diese Wut der ganzen Welt zeigen zu wollen, ist ihnen am Morgen im Bus oder am Abend am Bahnhof abzulesen. Dann können auch mal raue Töne angeschlagen werden. Töne, die eine Wut im Bauch verraten, aus dieser leistungsorientierten Gesellschaft ausbrechen zu wollen. Und im selben Atemzug ertönt der Hilfeschrei, von derselben Gesellschaft angenommen zu werden. Ich habe oft den Eindruck, dass sich diese Ohnmacht bei vielen auch in der Arbeit widerspiegelt. Man will zuerst als gleichwertiger Mensch wahrgenommen werden, bevor Arbeit und Leistung überhaupt möglich sind.

«Krankheit ist nichts Verkehrtes oder Endgültiges.»

Was heisst hier andersartig? Nach meiner mehrjährigen Tätigkeit bei Brüggli kann ich mit gutem Gewissen sagen: Ja, Brüggli ist anders. Zum Glück. Damit meine ich nicht, dass sich Brüggli jenseits der Realität bewegt. Im Gegenteil. Die Andersartigkeit lässt es zu, mit weniger Druck, aber unter ähnlichen Arbeitsbedingungen zu arbeiten, wie dies in der freien Wirtschaft der Fall ist. Für die Lernenden und die Mitarbeiter geht es hier nicht darum, acht Stunden am Tag auf dem höchsten Level funktionieren zu müssen und dabei die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Es geht nicht darum, im Leistungsranking ganz oben zu stehen und einem Bild zu entsprechen, das sie von ihren Möglichkeiten weiter entfernt, als dass sie es ihrem Potenzial näher bringt. Lässt sich diese Haltung mit den Realitäten in der freien Wirtschaft auf einen Nenner bringen? Wenn das Herz schreit Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit lassen sich leider kaum mehr vereinbaren. Wenn ich die Lernenden im Brüggli-Alltag beobachte, werde ich den Eindruck nicht los, dass es da draussen sehr kalt sein muss. Ihre Unzufriedenheit steht ihnen oft ins Gesicht geschrieben. Aber auch die Botschaft,

Integration betrifft uns alle Bei Brüggli bewege ich mich in einem Alltag, der sich von seiner menschlichsten Seite zeigt. Ecken und Kanten haben hier ihren Platz, persönliche Grenzen liegen manchmal auf dem Prüfstein. Dies erfordert sowohl für die Klienten als auch für die Leiter ein hartes Stück Arbeit, damit das gemeinsame Ziel «Integration» erreicht wird. Integration erfolgreich zu gestalten bedeutet für mich, die persönlichen Anteile und Fähigkeiten eines Menschen wahrzunehmen und diese in einen Arbeitsprozess als Teil eines Ganzen einzubinden. Es sind Schritte, die von allen Beteiligten vollzogen werden müssen, um auf eine gemeinsame Ebene zu kommen. Die Suche nach dieser Ebene prägt in


«Sind Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit unvereinbar?»

meinen Augen das Arbeitsklima bei Brüggli. In dieser Auseinandersetzung bietet sich für beide Seiten – für die Klienten und die Vorgesetzten – die Chance, sich kennen zu lernen und das gegenseitige Verständnis und Vertrauen zu fördern.

nicht zu übersehen. Für einmal im Mittelpunkt zu stehen, mit der Aussicht, das öffentliche Interesse auf sich zu lenken, vermag bei vielen Berge zu versetzen. Auf jeden Fall sind es Momente, wo sich scheinbar disqualifizierte Menschen von ihrer besten Seite zeigen. Die neugewonnene Sicherheit lässt ihre Schranken fallen und sie zu Menschen werden, die vor Energie sprühen.

«Ecken und Kanten haben bei Brüggli Platz.»

Blockaden lösen Wenn ich für die Umfragen des Firmenmagazins «unterwegs» die Lernenden befrage, treten mir oft Menschen gegenüber, die ein anderes, mir bis anhin unbekanntes Gesicht zeigen. Ihre Dankbarkeit darüber, dass ihre persönliche Meinung zu einem bestimmten Thema gefragt ist und diese in einem Magazin öffentlich wird, ist

auch zu spüren, wie gross die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten sind, wenn wir ihnen Raum geben. Das gibt Hoffnung und die Erkenntnis, dass «Krankheit» im Grunde nichts Verkehrtes oder Endgültiges ist, sondern vielmehr eine Ansammlung verschiedener Ungereimtheiten, an denen wir wachsen, wenn wir sie erkennen. aniel Köppel D Mitarbeiter Unternehmenskommunikation Collage: Regina Furger

Das eigene Potenzial erkennen Begegnungen dieser Art berühren mich und gehen mit der eigenen Auseinandersetzung oft Hand in Hand. Das Gefühl, der Anstoss für etwas Gutes gewesen zu sein, löst eine tiefe Zufriedenheit aus. Aber

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«Einfach ersetzen das Zeugs» B: «Ersetzen, einfach ersetzen. Reparieren lohnt sich nicht.» A: «Echt? Der Geschirrspüler ist erst sieben Jahre alt.» B: «So ist das heute. Viel Elektronik. Wenn die futsch ist …» A: «Gopf; jetzt hab ich dann bald alle Haushaltsgeräte innert sieben Jahren erneuert: den Kühlschrank, die Waschmaschine, den Wäschetrockner und nun auch noch den Geschirrspüler.» B: «Sieben Jahre ist schon nicht lange, ja.» A: «Und?» B: «Einfach ersetzen das Zeugs. Die heutigen Geräte brauchen viel weniger Strom.»

A: «Das klingt, als wären die Geräte schon 20 Jahre alt. Bei einem Computer oder Handy sind sieben Jahre eine Ewigkeit. Aber bei einem Geschirrspüler?» B: «Einfach ersetzen das Zeugs.» A: «Das einzig Unerschütterliche heutzutage ist die menschliche Dummheit. Die hält und hält und hält.» B: «Das waren eh schwierige Geräte, die Sie da hatten.» A: «Wir reden hier von einem etablierten Schweizer Hersteller.» B: «Aber halt alt.» A: «Ich stand hier, auf diesem Massivholzboden, an diesem Chromstahl-umrandeten, glanzlackierten

Verkaufstresen, als ich mich für diese Geräte entschied. Ihr Unternehmen hat sie mir vor sieben Jahren in den höchsten Tönen empfohlen.» B: «Ja, damals. Heute ist halt heute.» A: «Ach so. Dann ist eine Empfehlung immer nur eine Momentaufnahme. Was gestern gut war, kann heute ein Seich sein. Ja, das kann ich nachvollziehen.» B: «Ja.» A: «Ja.» B: «Und nun?» A: «Ich schau mir die Testberichte im Internet an und bestell das neue Gerät dann online mit grösstmöglichem Rabatt. Das Zeugs hält ja eh nicht lange.» ichael Haller M Leiter Unternehmenskommunikation


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Faszination Feilen Brüggli besteht seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Es besticht durch eine grosszügige, helle und transparente Architektur – so ähnlich wie die Menschen gebaut sind, die dort ein- und ausgehen. Dies ist wohl der erste Eindruck, den viele Ankommende empfinden, wenn es heisst: «Willkommen bei Brüggli». Eine Oase Für mich ist es zudem seit fast einem Vierteljahrhundert eine Oase, ein Ort, wo sich verschiedenste Menschen treffen, die unterwegs sind. Wo auch Reibungen und Wärme entstehen, wie es beim Feilen in einer Lehrwerkstatt immer wieder der Fall ist. Ein Schmelztiegel von Charakteren, Individuen, vielfältigen Kulturen, mannigfaltigen Wünschen und Erwartungen. Ein äusserst interessanter Ort für eine Oase, wo sich die grosse Welt im Kleinen wiederfindet, wo der lernende Mechaniker mit Feilen beginnt und sich mit dem fertigen Lehrstück einer Karawane im weiten Feld von Arbeitsmöglichkeiten anschliesst. Genügend erquickt in der grosszügigen Oase. Dann kann er Gelerntes aus dem Effeff, also etwas nicht nur der Form nach beschreiben, sondern auch die Funktionsweise erklären – wer hätte das gedacht, dass dahinter die Faszination steckt. Nicht nur die Faszination für das Feilen im Falle des Mechanikers.

rufsalltag seinen festen Platz. Dort gibt es natürlich unterschiedliche Verhaltensweisen und Wünsche und schnell werden Zwischentöne gehört.     In der Lehrwerkstatt tönt das zum Beispiel so: «Ist ja nicht normal, dieses ewige Feilen.» Der Begriff «Normal» im allgemeinen Sinn kann überall und doch nirgends richtig korrekt eingesetzt werden. Im Duden wird «normal» als der Norm entsprechend, vorschriftsgemäss, so wie es sich die allgemeine Meinung als das Übliche, Richtige «vorstellt», beschrieben.

Bei Brüggli feilen wir nicht nur am Rohling. Es geht um viel mehr.

Was heisst schon «normal»? Es sind wohl vor allem der Kontakt und die Zusammenarbeit auf verschiedenen Plattformen und Ebenen, welche mich stets aufs Neue beeindrucken und mein Leben in der Oase der Faszination bereichern, ganz besonders in der Mechanischen Lehrwerkstatt. Im Orchester des Lebens hat auch der Be-

Das ist einige Jahre her. Unverändert gross ist Heinz Lists Faszination fürs Feilen.

An derselben Werkbank So gesehen und speziell aus der Sicht des zukünftigen Mechanikers ist Feilen das Normalste, was es zum Karrierestart gibt, zugegeben manchmal mit mehr oder weniger Faszination. Nun wissen Lernender und Lehrmeister endgültig: Wir stehen miteinander an der gleichen Werkbank und ganz bestimmt miteinander in Zusammenhang. Im Prinzip wird nicht nur am metallischen Rohling gefeilt, sondern auch  ... und das darf jetzt der geneigte Leser selbst weiterdenken ... Ich jedenfalls habe immer eine kleine Feile in der Tasche. einz List H Teamleiter Mechanik

«Mein Brüggli» ist Ihres In der Rubrik «Mein Brüggli» kommen Mitarbeitende von Brüggli zu Wort, die sagen, was ihnen Brüggli bedeutet. Es ist ihr Brügli, ihre Ansicht, ihre Haltung. Hier sind differenzierte Betrachtungen willkommen – weit über das Unternehmen und unsere Arbeit hinaus. Wer dem Beispiel von

Heinz List folgen will, ist herzlich willkommen: mha@brueggli.ch

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n Auf eine

Blick

2.4 Mio.

17.1 Mio.

50.6 Mio.

52.5 Mio.

Zigaretten

Getränkebehältnisse

Littering-Kosten nach Produkten

Gemeinden Öffentlicher Verkehr

Die saubere Schweiz littert Schnell ist der Zigarettenstummel weggeschnippt oder die Energy-Drink-Dose vergessen. Littering – neudeutsch für fallen oder liegen gebliebenen Abfall – begleitet uns Schritt für Schritt durch den Alltag. Welche Folgen die kollektive Verschmutzung hat, bleibt häufig unbeachtet. Beinahe 200 Millionen Franken kostet das Aufräumen des liegengebliebenen Abfalls. Dies zeigt eine 2010 durchgeführte Studie des Bundesamtes für Umwelt. Knapp ein Viertel der Kosten entfiel auf den öffentlichen Verkehr (öV). Am meisten Abfall blieb in den Bahnhofarealen und im von den SBB bestellten Fernverkehr liegen. Es ist zu vermuten, dass die SBB deshalb am stärksten unter den Reinigungskosten leiden. Diese schlagen im Fernverkehr mit 11 Millionen zu Buche, was einem Viertel der im öV anfallenden Kosten entspricht. Insgesamt verursachen Getränkebehältnisse im öV am meisten Kosten. Dies dürfte unter anderem mit den Nachtzügen und -bussen zusammenhängen. Wir alle müssen zahlen Die Gemeinden bezahlten für die Beseitigung des liegen gebliebenen Abfalls insgesamt 144   Mio. Franken. Auf jeden einzelnen Schweizer Einwohner macht das 18.50 Franken oder einen Kinoeintritt. Besonders durch Littering belastet sind städtische Gemeinden wie Basel oder Rapperswil. Mit 96 Millionen Franken zahlen die Steuerzahler dort zwei Drittel aller in Gemeinden anfallenden Reinigungskosten. Weniger aufwenden müssen touristische oder industrielle Gemeinden wie Bad Ragaz und Baar. Das einkommensstarke Zollikon an der Zürcher Goldküste oder die ländliche Gemeinde

Oberkulm im Aargau sind am allerwenigsten von Littering betroffen. Wiederverwenden statt wegwerfen Dabei handelt es sich bei den liegen gelassenen Abfällen um wertvolle Materialien. Je nach Nachfrage und Qualität zahlen Altstoffhändler für die Tonne Alteisen 230 bis 300 Franken und für die Tonne PET 250 bis 300 Franken. Zusätzlich spart Recycling Energie. Eindrücklich ist die Bilanz beim Alu: Die Wiederverwertung spart 95 Prozent der Herstellungsenergie. Was sowohl in den Gemeinden als auch in den Bahnhofarealen am häufigsten gesammelt wurde, ist auch am giftigsten. Gelöst in einem Liter Wasser, können bereits die Chemikalien eines Zigarettenstummels Fische töten, wie eine Studie der San Diego State University zeigte. Verschluckt ein Kleinkind bereits eine bis drei Zigaretten, zeigt es Symptome von Vergiftung wie Durchfall oder Erbrechen. Künftig könnte Littering schweizweit mit bis zu 300 Franken gebüsst werden. arlen Hämmerli M Praktikantin Unternehmenskommunikation

Strassenmüll

58 % Zigaretten

Strassenmüll in europäischen Grossstädten Zigaretten: 58.3 % Kunststoffe: 11.6 % Organische Abfälle: 9.8 % Papier, Karton: 8.8 % Glas: 7.3 % Metall: 3.9 % Quelle: Vogel 2003 Diverses: 0.5 %


12.5 Mio.

26.7 Mio.

7.1 Mio.

7.3 Mio.

4.3 Mio.

11.4 Mio. Zeitungen, Flyer

Diverses

Take-Away-Verpackungen

Infografiken: Regina Furger Bilder: Leila Schumacher Quelle: Bundesamt für Umwelt, 2011

Reinigungsbedingte Littering-Kosten

ÖV: 48 Mio. Franken 21 Mio.

Gemeinden: 144 Mio. Franken

96 Mio. Peripheriezentren

Bahnhofareale

Regionalverkehr: 6 Mio. Nahverkehr: 9 Mio. Fernverkehr: 11 Mio. Bahnhofareale: 21 Mio. touristische, industrielle Gemeinden: 20 Mio. ländliche, landwirtschaftliche Gemeinden: 28 Mio. Städte, Peripherizentren: 96 Mio.

Erhoben wurden die zusätzlichen Leistungen und direkten Kosten für das Entfernen der Littering-Abfälle (Aufräumen, Sammlung, Transport). Quelle: Bundesamt für Umwelt

Wirkung von Zigarettenstummeln Fünf Gramm Zigarettenabfall ensprechen ca. 0.19 mg Nikotin und rund 0.002 mg Arsen (ca. Nassgewicht von 9.4 Kippen) Annahme: 2004 weltweit 5.53 Billionen produzierte Zigaretten 83 % Filterzigaretten = Potenzial über 90 Tonnen Nikotin und etwas mehr als eine Tonne Arsen an die Umwelt abzugeben (Hochrechnung)

Giftigkeit: Eine bis drei verschluckte Zigarettenkippen können bei Kleinkindern deutliche Symptome einer Vergiftung, wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, hervorrufen. Experiment mit Wasserflöhen Nach 48 Stunden waren alle Wasserflöhe tot, die einer Konzentration von zwei benutzten Zigarettenfiltern pro Liter Wasser ausgesetzt waren.

Bei der Verwendung unbenutzter Filter lag die Sterblichkeit auch bei der höchsten verwendeten Konzentration von 16 Filtern pro Liter Wasser unter 50 Prozent. Studie der San Diego State University Die Chemikalien aus nur einer Zigarettenkippe, in einem Liter Wasser gelöst, können Fische töten. Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum

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Verweildauer von Wertstoffen in der Natur

Quellen: Pro Natura Plakat, Wikipedia, IGORA, VetroSwiss

Müllobjekte an Küsten weltweit Zigaretten: 25.4 Mio. Tüten (Papier, Plastik): 9.7 Mio. Deckel, Verschlüsse: 9.4 Mio. Lebensmittelverpackungen: 9.2 Mio. Tassen, Teller, Besteck: 7.4 Mio. Getränkeflaschen (Plastik): 5.7 Mio. Getränkeflaschen (Glas): 5 Mio. Getränkedosen: 4.8 Mio. Strohhalme, Rührer: 4.5 Mio. Seile: 2.2 Mio.

Zigaretten

25.4 Mio. Quelle: UNEP 2009

PET Rückgabe von 12 PET-Getränkeflaschen = Energie, um Laptop 64 Stunden laufen zu lassen Pro Kilogramm rezykliertes PET werden in der Schweiz mehr als drei Kilogramm an Treibhausgasen wie CO2 eingespart, denn PET ist zu 100 Prozent rezyklierbar. 2013 konnte der Ausstoss von 124 000 Tonnen Treibhausgasen (hauptsächlich CO2) verhindert

werden. Das entspricht dem Ausstoss aller Personenwagen des Kantons Schaffhausen während eines Jahres. Bussen Thurgau 1. Inhalt eines Aschenbechers: Fr. 80.– 2. Einzelne Kleinabfälle wie Dosen, Flaschen, Papier, Verpackungen, Zigarettenstummel, Kaugummi, Essensreste: Fr. 50.–

3. Kehrichtsäcke oder Kleinabfälle in grösseren Mengen: Fr. 250.– Appenzell Innerrhoden: Fr. 100.– St.Gallen: Fr. 50.– Schweiz: künftig bis zu Fr. 300.– Quelle: Carbotech AG, PET-Recycling Schweiz


Wohnen

Gitarren der Marke Eigenbau Im Campus+ ist die Musik zu Hause. Angehende Gitarrenvirtuosen hatten sogar die Chance, unter professioneller Anleitung ihr eigenes Instrument zu bauen. Eine handgefertigte Gitarre, in Form und Technik exakt abgestimmt auf die Bedürfnisse des Musikers: Das ist etwas, das für gewöhnlich Rockstars und ambitionierten Profis vorbehalten bleibt, die mit ihrem personalisierten Instrument ihre Individualität unterstreichen. Solche sogenannten «Costummade»-Gitarren sind natürlich viel teurer als ein Instrument aus der Massenproduktion. Der Traum einer persönlichen Gitarre bleibt darum für viele Musiker ein Traum. Selber machen macht Freude Im Wohnhaus Campus+ wird der Traum zum Plan. Und aus dem Plan wird ein Workshop, angeleitet von Joza Tadic und Rolf Bürkler, die selbst das Gitarrengewitter und die Saitenakrobatik lieben. Während mehrerer Wochen haben angehende Gitarrenvirtuosen die einzigartige Gelegenheit, sich eine E-Gitarre oder einen E-Bass zu bauen. Dazu stehen ihnen fünf verschiedene Bausätze zur Verfügung, und die jungen Instrumentenbauer können sich auch bei der Farbgestaltung einbringen. Der Klangkörper aus massivem Holz, der feingeschliffene und sauber lackierte Hals, die präzise gespannten Saiten, die

filigrane Technik: Eins fügt sich zum anderen – hier wird wahr, wovon andere träumen. Das macht Spass und stolz.

ichael Haller M Leiter Unternehmenskommunikation

Inspiriert und motiviert «Alle sind hochmotiviert dabei», sagt Joza Tadic, der selber viel Erfahrung in Musikbands und im Instrumentenbau hat. Mit seiner Leidenschaft hat er nicht zum ersten Mal die jungen Leute im Campus+ angesteckt: Im Sommer gab die «Workshop-Band» ein Konzert mit Coversongs, wobei eine Zusammenarbeit mit dem Profimusiker Matthias Aeberhard (er ist einer der Tenöre von «I Quattro») zum Tragen gekommen war. Nun stehen den angehenden Gitarrenvirtuosen sogar eigene Instrumente zur Verfügung. Gut möglich, dass wir die Gitarren und Bässe zu sehen und hören bekommen. Wir freuen uns auf messerscharfe Gitarrenriffs und hämmernde Bässe, die uns den Soundtrack zum Brüggli-Alltag liefern.

Eine eigene elektrische Gitarre bauen: ein Traum wird wahr.

Das nötige Rüstzeug werden die jungen Talente in einem Einsteigerkurs erhalten. Die musikalische Entdeckungsreise im Campus+ geht also weiter. Selbst gemacht klingts am besten: Lernende bauen unter fachkundiger Anleitung ihre eigene Gitarre. Bilder: Andrea Graf

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Wie die Worte schöner fliessen Wie schreibt man besser und lieber? Im Rahmen eines «Denkstop»-Forums gingen wir dieser Frage mit Prof. Dr. Nicole Rosenberger auf den Grund. Schreiben ist mühsam, zeitraubend, eine Last. «Ich denke zu viel nach. Alles soll schon beim ersten Versuch perfekt sein.» Oder: «Ich schreibe und verliere jedes Mal den Überblick.» Mit solchen und weiteren Problemen betraten die Teilnehmenden des Schreibseminars den Seminarraum. Und mit handfesten Strategien und Tipps, voller Vorfreude darauf, den nächsten Text zu schreiben, verliessen sie ihn wieder. Was war geschehen?

Strategien von und für Schreibprofis. «Wir haben meistens Probleme beim Schreiben, wenn wir rationales und kreatives Denken vermischen», erklärte Nicole Rosenberger. Logik und Kreativität beissen sich. Wer einen flüssigen Text schreiben will, in dem ein Wort das nächste gibt, kann nicht ständig jedes Wort hinterfragen. Wer hingegen einfach drauflos schreibt, ohne Planung wild in die Tastatur haut, verliert sich beim Schreiben.

Chaos oder Kontrolle oder beides? Der neueste «Denkstop» war geschehen. Wieder mit hochkarätigem Inhalt, diesmal vermittelt von Prof. Dr. Nicole Rosenberger. In 90 Minuten vermittelte die Dozentin für Organisationskommunikation der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den 20 Teilnehmenden Tipps, Tricks und

Praktische Tipps Wie aber weder zu rational noch zu kreativ sein? Beides voneinander trennen, ohne das eine zu vernachlässigen und dem anderen zu viel Gewicht geben? Nicole Rosenberger gab den Teilnehmenden eine Reihe von Strategien zur Hand. Es gebe nicht nur ein einziges richtiges Vorgehen. «Vielleicht hilft

bereits eine einzige Technik. Vielleicht entwickeln Sie neue Techniken», sagte Nicole Rosenberger. Sie sei überzeugt, jeder und jede finde für sich Tricks und Tipps. Und die Dozentin ermunterte alle, eine der Strategien das nächste Mal auszuprobieren, sich aber auf keinen Fall zu überfordern. Denn: «Kontrollwahn verhindert kreatives Schreiben.» Besser auf etwas und nicht auf alles achten. Und plötzlich gelingt der oft als frustrierend empfundene Schreibprozess mühelos. arlen Hämmerli M Praktikantin Unternehmenskommunikation

Strategisch zum guten Text mhä. Farbig und spannend beschreiben und gleichzeitig alle wichtigen Fakten im Kopf behalten? Kreativität und Rationalität vertragen sich scheinbar schlecht. Doch beides ist Bedingung für einen guten Text, für einen optimalen und effizienten Schreibprozess. Wie aber erreicht man diesen Zustand, in dem sich assoziatives und rationales Denken die Waage halten? Die Schreibspirale zeigt, wo im Schreiben Kreativität und wo Kontrolle gefragt ist. Acht Schreibstrategien helfen dabei, das Gelernte sogleich anzuwenden und eigene Schwächen auszumerzen.

Schreibspirale Ein Text entsteht grob besehen in vier Phasen: 1. Vorwiegend assoziativ die Gedanken auf ein Ziel hin bündeln 2. Vorwiegend rational den Aufbau planen 3. Vorwiegend assoziativ den Schreibprozess steuern und zugleich dem Schreibfluss folgen 4. Vorwiegend rational den Text überdenken

Schreibstrategien Ziel finden: Schreibtisch-Technik Eigene Notizen und Unterlagen nicht am Bildschirm sichten, sondern links neben dem Computer ordnen. Notizblock und Schreibstift rechts neben den Computer legen. Dort können Sie spontane Ideen für Wendungen oder Pointen festhalten. Der Computer zeigt einzig ein leeres Dokument, alle anderen Fenster sind geschlossen.

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Warum das alles? Das Hirn knüpft Gedanken an Orte. Ordnen Sie die Recherchematerialien, Planungsnotizen und den Text örtlich voneinander, schaltet das Hirn einfacher um und nimmt den roten Faden schneller wieder auf.


Prof. Dr. Nicole Rosenberger von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften vermittelte am «Denkstop»-Schreibseminar praktische Tipps, die das Schreiben beflügeln.

Macht weiter so Als externe Teilnehmerin wurde ich offen wie herzlich empfangen. Wieder mal vor Ort zu sein, auch wenn in einem etwas anderen Kontext als üblich, habe ich sehr geschätzt. Prof. Nicole Rosenberger erlebte ich nah bei uns Teilnehmenden. Sie hat verstanden, aus der Vielfalt der Themen für mich wichtige Aspekte zu vermitteln. Die Werkzeuge kann ich in meiner Arbeit sofort anwenden. Auf «Denkstop» wurde ich im Magazin «unterwegs» aufmerksam. Hier erhalte ich mehr Einblick in die Themen von Brüggli – das ist für mich wissensund lesenswert. Die Ideen zu «Denkstop» sprechen mich sehr an. Querdenken mit viel Praxisbezug und das alles innerhalb zweier Stunden – ideal. Ich komme gerne wieder. Macht weiter so!

DENKp sto Was ist «Denkstop»? «Denkstop» ist das Kommunikationsforum von Brüggli im Sinne der Unternehmenskommunikation und -kultur. Vor einem Jahr geboren, hat «Denkstop» bereits mehrere handfeste Veranstaltungen

initiiert und Themen gesetzt, die fürs ganze Unternehmen relevant sind. Wer mehr darüber erfahren will, ist herzlich willkommen: michael.haller@ brueggli.ch, Telefon 586.

Überfall-Test Erzählen Sie Ihre Geschichte einer Kollegin oder einem Kollegen. Gehen Sie danach mit dem Erzählten zurück an den Computer und schreiben Sie es genauso nieder. Worte und Formulierungen finden Sie in Plauderstimmung leichter als in der ungewohnten Schreibposition. Täglich erzählt man Bekannten irgendwelche Anekdoten, aber selten schreibt man das Erlebte nieder.

Aufbau planen: Finger-Technik Bevor Sie den ersten Buchstaben schreiben, zählen Sie die Hauptaussagen des Textes an den Fingern einer Hand ab, im Kopf, nicht auf Papier. Denn Sie und Ihre Leser können sich nicht mehr als drei bis fünf Aussagen merken. Durch das Abzählen legen Sie sich im Kopf einen groben Plan fest. Dies entlastet beim Schreiben und lässt Sie auch im Text Ihr Ziel finden.

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Michèle Frei Sachbearbeiterin Investitionsbeiträge, Sozialamt Departement für Finanzen und Soziales, Frauenfeld

Skizzen-Technik Klären Sie schwere Zusammenhänge vor dem Schreiben. Schreiben oder skizzieren Sie wichtige Akteure und Bezüge auf. Danach arbeiten Sie an der Skizze so lange, bis nur noch das Allernotwendigste drauf ist. Das und nicht mehr gehört in den Text. Diese Vorarbeit entlastet das Gehirn beim Schreibprozess. Müssen Sie Ihre Gedanken während des Schreibens klären, verlieren Sie sich in wortreichen, für den Leser schwer verständlichen Erläuterungen.

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Konkrete Tipps erhalten Mir hat das Schreibseminar mega gefallen. Es war überhaupt nicht langweilig und Nicole Rosenberger hat sehr frei erzählt. Meine Hoffnung, konkrete Tipps zu erhalten, wurde erfüllt und die Finger-Technik konnte ich bereits anwenden. Für mich ist dieser der beste Tipp. Es half mir, sehr strukturiert zu schreiben. Anhand von drei Punkten schrieb ich drauflos, pro Punkt einen Absatz. Anfangs bremste mich dieses Vorgehen. Ich kam nicht weiter. Aber ich lerne, die Tipps umzusetzen, ohne in meiner Kreativität gebremst zu werden. Kreativität ist meine Stärke, aber ich glaube, alle Texte brauchen etwas Rationalität. Ausser vielleicht Liebesbriefe. Genau die Info, dass sich im Schreibprozess rationales und kreatives Denken mischen, fand ich sehr wichtig. Es hilft dabei, das eigene Schreiben zu reflektieren.

Romina Biasi Mitarbeiterin Integrationsmassnahmen

Spannend und beeindruckend Ich fand es unglaublich spannend und beeindruckend. Die Präsentation von Nicole Rosenberger war erfrischend, ansprechend und nie langweilig. In der Art und Weise, wie ich an Texte herangehe, fühlte ich mich in vielem bestätigt. Aber manche Tipps für Strukturmöglichkeiten waren mir neu. Etwa der Ratschlag mit den fünf Fingern. Eindruck gemacht hat mir auch der Ratschlag, das Aussehen des Texts abzuändern, um nicht betriebsblind zu werden. Ein kleines Hilfsmittel, das aber Abstand zum Text schafft. Alles waren so praktische Hinweise: nicht abgehoben, sondern gut in den Arbeitsalltag integrierbar. Für den Beruf habe ich nun das Rüstzeug. Einzig für Schreibblockaden bei offenen Themen muss ich noch eine Lösung finden.

Die Lust am Schreiben geweckt Das Seminar hat mir sehr gut gefallen. Denn wenn man schreibt, ist einem nicht bewusst, auf was man alles achtet. Mir wurde klar, welche Punkte und Schreibtechniken ich bereits unwissentlich befolge. Gleichzeitig erfuhr ich Neues. Erhofft hatte ich, in meine sehr sachlichen, kaufmännischen Texte Eleganz, Beschwingtheit hineinzubringen. Und ich glaube, es hat etwas gebracht. Denn einfach drauflos schreiben, ist sonst nicht meine Art. Das Schreibseminar weckte aber die Lust zu schreiben in mir. Noch auf dem Heimweg schrieb ich im Zug den Bericht zum Ausflug der Arbeitsassistenz. Den Stolper-Test finde ich am nützlichsten. Da habe ich, anders als beim blossen Gegenlesen, beides: Tipps vom Gegenüber und das eigene Empfinden, wo der Text holpert. Insgesamt glaube ich, es ist wichtig, sein Schreiben immer wieder zu reflektieren.

Gudrun Knab-Topka Leiterin Campus+ Doris Schütz Mitarbeiterin Sekretariat Arbeitsassistenz

Ein originelles Forum Brüggli hat ein tolles Mitarbeitermagazin und geht in der Kommunikation innovative Wege – beispielsweise mit Veranstaltungen wie «Denkstop». Ich finde es ein originelles und wertvolles Forum, in dem sich Brüggli-Mitarbeitende begegnen und über

verschiedenste Themen austauschen können. Es war ein intensives und spannendes Seminar mit reger Beteiligung der Teilnehmenden. Ich fand es toll, dass die Teilnehmer ihre persönlichen Schreiberfahrungen einbrachten und ich daran anknüpfen konnte. Ich habe das Publikum als sehr interessiert, offen und motiviert erlebt.

Prof. Dr. Nicole Rosenberger Institut für Angewandte Medienwissenschaft ZHAW

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Schreibfluss steuern: Etappen-Technik Plötzlich wissen Sie nicht mehr weiter, kommen ins Stocken. Lesen Sie nun immer wieder die letzten beiden Sätze, bis Sie den roten Faden wiedergefunden haben. So knüpfen Sie an den letzten Aussagen an. Auf keinen Fall beginnen Sie oben mit korrigieren.

Quellen: Schreibseminar mit Prof. Dr. Nicole Rosenberger, «Denkstop» Buch: Daniel Perrin, Nicole Rosenberger: Schreiben im Beruf.

E-Mail-Technik Wenn Sie überhaupt nicht mehr weiterkommen, wechseln Sie in ein leeres E-Mail-Fenster und damit in eine lockere Kommunikationssituation. Schreiben Sie Ihrem Freund oder Ihrer Freundin, was Sie in Ihrem Text bereits gesagt haben, was Sie noch sagen wollen und warum Sie nicht mehr weiterwissen.

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4. Text überdenken: Typo-Test Ändern Sie Schrift, Zeichengrösse und Zeilenabstand. Ein neues Layout verfremdet den Text und Sie lesen ihn neu. So erkennen Sie Fehler und Unstimmigkeiten. Stolper-Test Ein gut verständlicher Text liest sich rasch und flüssig. Geben Sie den Text jemandem und lassen Sie die Person vorlesen. Hören Sie auf jene Stellen, wo der Leser stockt. Diese müssen Sie ausbessern. Alternativ verändern Sie das Layout des Textes, drucken ihn aus und lesen ihn sich selbst vor.


Wort und Bild bewirken Grosses Die Unternehmenskommunikation von Brüggli bewegt mit wenig viel. Einiges ist sichtbar, manches geschieht im Verborgenen. Als Praktikantin war ich Teil der Vielfalt von Brüggli und blickte tief in eine faszinierende Arbeit. Elf Wochen dauerte mein Praktikum bei der Unternehmenskommunikation von Brüggli. Elf Wochen pendelte ich nach Romanshorn. Und ich tat es voller Freude, auch wenn mir im Zug nur grimmige Mienen und Gesichter, verborgen hinter aufgeschlagenen Gratiszeitungen, begegneten. Ich freute mich am Sonntagabend auf den Montagmorgen.

der neuen noch namenlosen «Zeitung» von Brüggli Medien zu lesen sein. Werbung lockt ins Kino Dass die Unternehmenskommunikation auch Agentur ist und externe Aufträge annimmt, wirkt sich ebenfalls auf meine Arbeit aus. Ideen für einen Kinospot von Curaviva, dem Schweizer Verband der Heime und Institutionen, sind gesucht. Wir diskutieren über bisherige Werbekampagnen und Vorschläge. Ich mache mir Gedanken und prompt entscheidet sich Curaviva für eine abgeänderte Variante meiner Idee. Beinahe ein Grund, einzig und allein für diesen Werbespot ins Kino zu gehen.

Ich erlebte und lernte unheimlich viel.

Spannende Arbeit Dies verdanke ich nicht nur, aber vor allem der Vielfalt und Einzigartigkeit von Brüggli: einem Unternehmen, das sozial handelt, vier Geschäftsbereiche unter einem Dach vereinigt und gleichzeitig Dienstleistungen für sich und für externe Kunden erbringt. Diese Vielfalt spiegelte sich in meinen Arbeiten, machte sie spannend und abwechslungsreich. Ich erhielt Einblicke in die klassische Unternehmenskommunikation wie auch in die Arbeit einer Werbeagentur. Doch es blieb nicht nur bei den blossen «Einblicken» …

Und jetzt? Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt meiner Erlebnisse bei der Unternehmenskommunikation von Brüggli, denn ich erlebte und lernte unheimlich viel. Das verdanke ich auch der ausserordentlich guten Betreuung. Ich zog viel aus den Gesprächen mit den drei kreativen Köpfen der Unternehmenskommunikation. Fragen, Vorschläge und auch kritische Gedanken stiessen hier nicht auf Ablehnung, sondern wurden gutgeheissen und diskutiert. Man nahm sich Zeit für mich, obwohl immer eine Menge Kommunikationsarbeit darauf wartete, getan zu werden. Unter anderem deshalb beeindruckt mich die hier geleistete Arbeit. Die Unternehmenskommunikation ist ein wichtiger Bestandteil von Brüggli. Sie ist etabliert und akzeptiert. Und mit kleinen Ressourcen bewegt sie Grosses.

Ich freue mich am Sonntagabend auf den Montagmorgen.

Einzigartig bunt Elf Wochen sind eine kurze Zeit, aber ich hinterlasse bleibende Spuren. Wer einen Text im Internet, im Intranet, in diesem Magazin oder in einem Newsletter liest, liest häufig einen Text von mir. Die Themen wechseln und ich sehe in beinahe alle Bereiche. Vier Lernende Praktiker PrA Logistik bestehen die Staplerfahrprüfung, im Drucksaal arbeitet ein Olympiasieger und die Website von Brüggli wartet auf News über die Technischen Dienste. Aus dem Malerberuf wird mehr So besuche ich die neue Kindertagesstätte und spreche zwischen grünen und gelben Wänden mit einem Maler, der mir erklärt, warum seine Arbeit ein Kunsthandwerk ist. Daraus wird mehr: Ein Beitrag fürs Intranet, ein Newsletter und ein Text fürs «unterwegs». Für den Brüggli-Medien-Newsletter lasse ich mir die neue Papierschneidstrasse erklären. Einem Printmedienverarbeiter gucke ich über die Schulter und frage ihn über den Druckprozess aus. In der Druckvorstufe schildert ein Polygraf mir, wie er den ersten Brüggli-Kalender kreierte und zeigt seine Entwürfe. Der Beitrag darüber wird in

arlen Hämmerli M Studentin in Öffentlichkeitsarbeit & Journalismus ZHAW

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Bilder: Andrin Maurer

Technische Dienste im vollen Einsatz mhä. Die Technischen Dienste reinigen nicht nur das Innere, sie kümmern sich auch um das Äussere von Brüggli. Von Weitem sichtbar ist der Brüggli-Schriftzug auf dem Dach des Hauptgebäudes. Zwei lernende Fachpersonen Betriebsunterhalt EFZ und ein Schnupperlehrling haben die Buchstaben poliert. «Die Leute waren begeistert bei der Arbeit», erzählt der zuständige Leiter Arnold Wiesmann. Das Team arbeite in der luftigen Höhe gut gesichert. «Einige Lernende sagen, solche Reinigungsarbeiten seien besser als eine Achterbahnfahrt im Europa-Park.»

Bilder: Martina Odermatt

Auch der Eingang an der Hofstrasse 3 präsentiert sich in neuer Frische. Bepflanzte Metallschiffchen schirmen die Fahrradständer ab und sorgen dafür, dass die Fahrradfahrer nicht quer durch den Eingangsbereich fahren. Die Arbeit war vielseitig und machte Spass: «Jedes Mal wenn ich vorbeigehe, sehe ich das Resultat», sagt Franceso Ruberti, Allrounder bei den Technischen Diensten. Der Weg zu diesem Resultat war wortwörtlich steinig. Pflastersteine mussten entfernt oder neu zugeschnitten werden. Beim Wiedereinsetzen der Steine passte genau der letzte nicht mehr. «Bei diesem Stein fehlte ein Stückchen», erinnert sich Francesco Ruberti. Man habe dann einen anderen extra zugeschnitten.


Bild: Roger Nigg

Mehr als nur Papier zuschneiden mhä. «Wie ein neues Auto» sei die neue Schneidstrasse für die Lernenden und Mitarbeiter im Drucksaal. «Grösser, schneller und komfortabler», erklärt Urs Seehawer, Fachleiter und Ausbildner bei Brüggli Medien. Den Kunden biete dies mehr Effizienz. Im Gegensatz zur alten Schneidmaschine handelt es sich bei der Polar N115 um eine ganze Schneid-Strasse. Man kann nicht nur grössere Papiere zuschneiden, wie die Bezeichnung N115 bereits sagt. Weitere Funktionen vereinfachen und beschleunigen die

Arbeit. In einem ersten Schritt stösst der Rüttler das Papier auf, dann schneidet die Schneidmaschine das Papier aufs gewünschte Format. Zuletzt lädt ein automatischer Ablader die schweren Papierstapel auf die Palette ab. Dies ermöglicht gesundes und ergonomisches Arbeiten. «Mit der Schneidstrasse sind wir technisch auf dem neuesten Stand», sagt Urs Seehawer. Sie entspreche den Standards anderer Firmen, was für eine gute Ausbildung wichtig sei. «Die Lernenden haben Freude, an der Maschine zu arbeiten.»

Brüggli fürs Handgelenk mhä. «Waisch no?» Ein Blick auf die Brüggli-Uhr und es kommen Erinnerungen auf. Die Brüggli-Uhr ist die Gelegenheit, sich ein exklusives Stück Brüggli zu kaufen. Sie ist in limitierter Auflage erschienen und wurde speziell für die Mitarbeiter von Brüggli gefertigt. Die besondere Uhr besticht durch Schweizer Qualität und Einmaligkeit. Wer kann schon von

sich behaupten, so viele Geschichten am Handgelenk zu tragen? Die Brüggli-Uhr ist für 35 Franken bei Alois Schütz, Centerleiter Brüggli Medien, asc@brueggli.ch, erhältlich.

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Unser Partner: Blaues Kreuz Schweiz

Philipp Frei, Kommunikationsleiter des Blauen Kreuzes, arbeitet gerne mit Brüggli Medien zusammen. Das Blaue Kreuz ist besonders auch in der Jugendarbeit engagiert – zum Beispiel mit Streetdance-Angeboten. Bilder: zVg.

Das Blaue Kreuz Schweiz, eine Dachorganisation für Alkohol- und Suchtfragen, arbeitet mit Brüggli Medien zusammen. Kommunikationsleiter Philipp Frei erklärt warum. Herr Frei, danke, dass das Blaue Kreuz mit Brüggli zusammenarbeitet. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit? Philipp Frei: Brüggli wurde für uns innert kürzester Zeit zu einem verlässlichen Partner. Das engagierte Team, die angenehm unkomplizierte Zusammenarbeit und die pragmatische Art sind für uns sehr wertvoll. Bei umfangreichen Projekten wie der Gestaltung eines Handbuchs zur Problematik von Alkoholkonsum und häuslicher Gewalt oder dem Entwickeln des Auftritts für ganze Angebote leistet das Team Hervorragendes. Speziell die Lernenden überzeugen mit ihrer Arbeit und in ihrem Auftreten; punkto Kundenfreundlichkeit könnte mancher Profi von ihnen lernen.

Philipp Frei: Ich hatte über meine frühere Arbeit in der Jugendarbeit viel Kontakt zu verschiedenen Arbeitsintegrationsprogrammen für jungen Menschen. Das Brüggli hebt sich auf den ersten Blick allein durch seine Grösse von anderen ab. Bei näherem Hinsehen ist es aber vor allem die professionelle Arbeit mit den Lernenden und das grosse Engagement der Mitarbeitenden, die mich beeindrucken. Die Lernenden arbeiten in einem wirtschaftsorientierten Umfeld und werden gefordert und gefördert – und dürften damit gut gerüstet sein für den Arbeitsmarkt.

Welches sind die grössten Herausforderungen für das Blaue Kreuz? Philipp Frei: Die Solidarität mit Suchtkranken nimmt ab, der Spardruck von Bund und Kantonen im Sozialbereich nimmt zu und das Parlament scheint unwillig, den Suchtproblemen mit echten Lösungen zu begegnen. Für das Blaue Kreuz heisst das, dass wir an mehreren Fronten kämpfen müssen: in der Politik für griffige Massnahmen und finanzielle Mittel und in der Gesellschaft für mehr Solidarität mit Suchtbetroffenen und deren Familien.

Sehen Sie Parallelen zwischen der Arbeit des Blaues Kreuzes und der Arbeit von Brüggli? Philipp Frei: Wie auch das Blaue Kreuz will Brüggli Menschen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben unterstützen. Dabei arbeiten wir beide mit Menschen, die eine bewegte Geschichte mit sich bringen.

Was ist Ihre persönliche Motivation, sich beim Blauen Kreuz einzusetzen? Philipp Frei: Ich war selber auf Unterstützung von aussen angewiesen, um meinen Weg im Leben zu finden. Im Blauen Kreuz fand ich eine Organisation, in der ich Menschen in ähnlichen Situationen unterstützen kann – zuerst als Projektleiter und Berater, heute als Kommunikationsleiter. Auch wenn ich heute nicht mehr direkt mit Betroffenen arbeite, es ist wichtig dass Suchtkranke und deren Angehörige durch uns eine Stimme in der Gesellschaft erhalten.

Haben Sie Pläne und Ziele, bei denen Sie Brüggli unterstützen kann? Philipp Frei: Das Blaue Kreuz wird seine Kommunikationsarbeit in den nächsten Monaten und Jahren professionalisieren und ausbauen. Dazu brauchen wir verlässliche und innovative Partner, die uns unterstützen.

Welchen Eindruck hatten Sie, als Sie zum ersten Mal mit Brüggli in Kontakt kamen?

Suchtkranke und Angehörige erhalten durch uns eine Stimme in der Gesellschaft.

I nterview: Michael Haller Leiter Unternehmenskommunikation


Rätsel

Wer findet die 5 Unterschiede? Zweimal dasselbe Bild – mit fünf kleinen Unterschieden. Wer findet alle ? Kreisen Sie die entsprechenden Stellen ein und senden Sie den Talon vollständig ausgefüllt per interner Post an : • Michael Haller, « unterwegs », Unternehmenskommunikation Wenn Sie nicht im Brüggli tätig sind, senden Sie Ihren Talon in einem frankierten Kuvert an : • Brüggli, Rätsel « unterwegs », Hofstrasse 3 + 5, 8590 Romanshorn

Verlosung unter allen richtigen Einsendungen : 3 × 1 Brunch-Gutschein à CHF 32.50 von der Gastronomie Usblick Einsendeschluss : 31. März 2016 Die Gewinner/-innen werden im April 2016 persönlich benachrichtigt. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung des Gewinnes.

Gewinner der Verlosung im letzten «unterwegs»: Corina Preisig, Mitarbeiterin Mechanik Mirella Zendron, Mitarbeiterin Qualität & Service Antonella Ruberti Fersino, Mitarbeiterin Lingerie

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Ewald Rü

Jubilarinnen und Jubilare Juli bis Dezember 2015 25 Jahre

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Ewald Rüegg, Mitarbeiter Qualität & Service, 6.8.2015 Kurt Iller, Mitarbeiter Montage, 3.9.2015

Andreas Oberhänsli, Mitarbeiter Mechanik, 1.12.2015

20 Jahre

10 Jahre

Peter Schmid, Leiter Personalwesen, 1.7.2015 Manfred Bättig, Mitarbeiter Mechanik, 7.8.2015

Rebekka Häni, Fachleiterin Bildung, 1.7.2015 Cornelia Wäger, Fachleiterin Arbeitsassistenz, 1.7.2015 Dominik Zimmermann, Fachleiter Informatik, 1.7.2015 Urs Regenass, Fachleiter Druckvorstufe, 8.8.2015 Rolf Gerber, Mitarbeiter Montage, 1.9.2015 Marion Rüesch, Mitarbeiterin Qualität & Service, 1.11.2015 Marion Rüesch und Kurt Iller möchten ihr Jubiläum in Stille gewürdigt wissen; darum zeigen wir hier kein Foto von ihnen. Rolf Gerber

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Jubiläe

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Manfred Bätti

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Herzlichen Glückwunsch! Die Geschäftsleitung von Brüggli dankt allen Genannten für ihre Treue und ihren Einsatz. Alles Gute für die Zukunft. Und weiterhin viel Freude bei Brüggli.

Rebekka Häni

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Die Druckerei mit sozialem Mehrwert. www.brueggli-medien.ch BRĂœGGLI MEDIEN | Hofstrasse 3 + 5 | CH-8590 Romanshorn | T +41 71 466 94 94 | F +41 71 466 94 95


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