Unterwegs 1113

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unterwegs1113 Die Mitarbeiter- & Kundenzeitschrift von Brüggli Ausgabe Nummer 30, November 2013

www.unterwegs.brueggli.ch

Kochen mit Herz

Wohnen mit Aussicht

Klopfen mit PEP

Küchenchef Andy Otte arbeitet im Usblick mit einem jungen Team.

Im neuen Wohnhaus für Lernende ist Platz für Ideen und Perspektiven.

Brüggli hat eine praktische Methode gegen Ängste und innere Blockaden.

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Inhalt

Editorial

Unterwegs für den Brüggli-Geist Kochen mit Herz Man nehme Können, Wertschätzung und eine Prise Humor: Mit diesem Rezept macht Küchenchef Andy Otte die Arbeit in der Gastronomie Usblick attraktiv – besonders auch für junge Berufsleute.

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Lernen : Was Ausbildner und Lehrkräfte heute brauchen Berufsmesse: «Am Abend war ich heiser» Näher Benjamin Dolatowski verarbeitet jeden Stoff Das Vitaminmärchen Nachgefragt: Wie läuft es im ersten Lehrjahr? Die Sonne – unser glühendster Freund Wenn das Wetter für den Körper zu viel wird Katja Wohlwend: Verlierer sehen anders aus Daniel Ziener: Ein Lächeln für die Schule Nachgefragt: Was würden Sie am TV-Programm ändern? Kaffee: Frisch gebrüht, heiss begehrt Brüggli Medien arbeitet für CURAVIVA Thurgau Kommunikation: Neue Medien, neues Denken Logomanie, Etikettitis, Markenphilie Leben auf Pump: Verschuldung leicht gemacht Brügglianer : 10 Fragen an … Rätsel : Wer findet die fünf Unterschiede ?

Wenn Harry von seiner Harley spricht, spricht er Egal, ob es sich um ein Motorrad oder ein Ausbilnicht von einem Motorrad. Seine Harley ist mehr dungs- und Integrationsunternehmen wie Brüggli als Stahl, Chrom und Lack – und viel mehr als handelt: Es geht immer um Inhalte und Werte, die zählen, wenn Kunden ein gewöhnlicher Töff. und Geschäftspartner Es sind die Bilder von Brüggli ist einzigartig. mehr sein sollen als Freiheit und Unerschrobloss nüchterne Preisckenheit, der amerikaDas liegt auch an kalkulierer. Das gilt nische Traum von endder Unternehmenskultur. besonders auch für die loser Weite, das kolMitarbeitenden: Sie lektive Verständnis von Eskapismus und Abenteuerlust, die der Marke Har- sind nicht nur Produktionsfaktoren, sondern die ley Davidson ihren Glanz verleihen. Das sind keine Seele des Unternehmens. Es sind ihre Geschichmateriellen Werte, sondern Gefühle, Vorstellun- ten, ihre Hoffnungen und Träume, die wesentlich gen und Erwartungen, die mit der Marke verknüpft die Unternehmenskultur prägen und das Untersind und sie einzigartig machen. Da geht’s nicht nehmen unverwechselbar machen. um Reifen, Auspuffrohre und Armaturen, sondern um etwas viel Wichtigeres: Emotionen.

Es gibt also gute Gründe, der Unternehmenskultur Sorge zu tragen. Und es gibt gute Gründe, sie nach aussen zu tragen. Zum Beispiel mit diesem Magazin, das Ihnen die Werte eines jungen Küchenchefs vermittelt (Seite 38), vom Berufstraum einer angehenden Journalistin erzählt (23) oder Brügglis Tatendrang in agogischen Herausforderungen unterstreicht (12). Viele Seiten mit Geschichten aus dem BrüggliAlltag und mit Blick auf die Welt, mit der wir uns drehen. Vielfalt statt Einfalt – eben Brüggli. » Michael Haller Leiter Unternehmenskommunikation

Die Fachwelt spricht vom imaginären Wertesystem, das einem Produkt oder einem Unternehmen Differenzierungspotenzial gibt. Preise und Angebote sind vergleichbar und austauschbar, mehr denn je. Was eine Marke oder eine Firma einzigartig macht, ist die Kultur, der Geist, die Seele, die ihren Produkten und Leistungen innewohnen. Da zählt das Gefühl, dass Sie haben, wenn Sie an ein Unternehmen denken. Es kommt auf die Schwingungen an, die Sie spüren, wenn Sie einen Laden betreten oder einem Geschäftspartner die Hand reichen. Und es geht um die Emotionen, die Sie mit einem Produkt oder einer Leistung verbinden.

Impressum Idee, Redaktion : Michael Haller Mitarbeit : Daniel Köppel, Viviane Probst Satz, Bild : Oliver Brunies, Polygraf im 3. Lehrjahr Titelbild : Arrangiert von Oliver Brunies und Regina Furger mit einem Bild von Hanspeter Bühler und Shutterstock Fotos : Fotostudio Bühler, Shutterstock und Private Druck, Auflage : Brüggli Medien, 2500 Ex. Herausgeber : Brüggli, 8590 Romanshorn www.brueggli.ch, www.unterwegs.brueggli.ch

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« unterwegs » ist ausgezeichnet mit der « Goldenen Feder » des Schweizerischen Verbandes für Interne Kommunikation ( SVIK ).

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Lernen

Lernen

Was Ausbildner und Lehrkräfte heute brauchen Wissen allein ist noch lange keine Kompetenz. Wir brauchen aber das Wissen, um richtig handeln und damit eigene Erfahrungen machen zu können. Erst wenn es uns gelingt, eigene Erfahrungen mit dem Wissen adäquat zu verknüpfen, haben wir eine Kompetenz erlangt. «Von hoher Qualität der Ausbildung kann nur dann die Rede sein, wenn Lehrpersonen und Berufsbildende im Lehrbetrieb über professionelle Kompetenzen verfügen.» – «Eine professionelle Kompetenz ist die Fähigkeit, in einer beruflich relevanten Lage richtig und erfolgreich zu handeln.» Dies sind zwei markante Aussagen eines Forscherteams um Professor Fritz Oser, welches an der Universität Fribourg die «Professional-Minds» für Lehrpersonen an Berufsfachschulen und Ausbildende im Betrieb wissenschaftlich untersucht hat. Ihre Erkenntnisse haben die Forscher im Buch «Ohne Kompetenz keine Qualität» (2013) unter anderem in 45 Kompetenzprofilen zusammengetragen.

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Früher war nicht alles besser Wir können nicht erwarten, dass Jugendliche schon mit allen Kompetenzen in die Ausbildung kommen. Ebenso wenig können wir davon ausgehen, dass sie sich immer angepasst und total vernünftig zeigen. Vergessen wir nicht, dass auch wir früher unsere Krisen, Aussetzer und Revolten hatten. Gestehen wir sie auch den heutigen Jugendlichen zu. Manchmal scheint es mir, als würde vergessen, dass die jungen Leute heute mit viel mehr Anforderungen und Ablenkungen im Alltag konfrontiert werden als noch vor 10 oder 20 Jahren. Wir müssen eingestehen, dass es nicht die heutigen Jugendlichen sind, welche die Anforderungen immer höher treiben oder die digitale

Kommunikation soweit ermöglicht haben, dass sie schon fast gezwungen sind, sich mit dem Smartphone durch das Leben zu kämpfen. Das sind alles «Errungenschaften» früherer Generationen in Zusammenarbeit mit einem aggressiven Markt, der stark von Macht und Geldgier getrieben ist. Neue Wertvorstellungen In der Ausbildung müssen wir mit den Jugend­ lichen dieser heutigen Gesellschaft umgehen und arbeiten und können uns nicht an die guten alten Zeiten halten. Daher ist es sonnenklar, dass zum Beispiel einige Werte und Kompetenzen aus den 1980er-Jahren heute kaum noch funktionieren. Schon Sokrates klagte um 400 v. Chr. über die Jugend, und jede Generation vor uns tat das auch. Solange wir klagen, müssen wir uns nicht wundern, wenn sich nichts bewegt. Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir uns mit den gegebenen Verhältnis­sen auseinander­setzen und entsprechend handeln. Daher

erwarte ich von Ausbildenden im Betrieb und von Lehrpersonen, dass sie aufhören zu jammern über die schlechten und unangepassten Jugendlichen von heute. Jetzt wird eine neue Qualität von uns erwartet und in zehn Jahren wird sich diese ebenfalls wieder verändert haben. Wer als Lehr- oder Ausbildungsperson für Veränderungsschritte nicht bereit ist, wird sich zunehmend schwer tun, wird sich vermehrt mit Autorität und Macht durchsetzen müssen und damit die eigentlichen Ziele seiner Aufgabe nicht erreichen. Für ein kompetentes und sachliches Handeln als Ausbildungspartner sind heute neue Handlungsweisen gefragt, wie etwa Integration und Begleitung, Wert- und Konfliktmanagement sowie Kommunikation zwischen den Lernorten Betrieb, Berufsfachschule und überbetrieblichem Kurs. Die Aufforderung zum lebenslangen Lernen gilt somit ganz besonders auch für Berufsbildende im Betrieb und Lehrpersonen an Berufsfachschulen. Kompetenzen der Ausbildner und Lehrer Fachliches und methodisches Wissen kann man in Fachbüchern nachlesen. Nebst diesem Wissen brauchen Lehr- und Ausbildungspersonen aber weitere Kompetenzen. Als erstes müssen sie sicher ein echtes Interesse am jungen Menschen und ein grosses Engagement für dessen Entwicklung und Förderung zeigen. Lehr- und Ausbildungsunterwegs 1113 | 5


Lernen

Berufsmesse » Bildcollage: Oliver Brunies Polygraf im 3. Lehrjahr

personen nehmen eine wichtige Schlüsselrolle für das Lernen junger Menschen ein und bestimmen somit auch wesentlich das Interesse der Lernenden am Beruf. Weitere Kompetenzen sind beispielsweise: • eine Wertehaltung, die geprägt ist von einem humanitären Menschenbild mit Wertschätzung und Respekt • eine Sensibilität, um sich in eine andere Person einzufühlen, in ihre momentane Verfassung oder Situation • Flexibilität bezüglich Leistungsniveau und sozialer Bedürfnisse der Lernenden • eine ressourcenorientierte Haltung, gute Beobachtungsgabe und der Blick für das Potenzial eines Lernenden • Erkennen und Analysieren von nicht geplanten Situationen sowie entsprechend angepasstes Verhalten, zum Beispiel bei Defiziten und Auffälligkeiten im Verhalten von Jugendlichen • Praxiserfahrung und Reflexion zur ständigen Verbesserung der Qualität nach dem Prinzip «Best Practice».

sein, auch Jugendliche mit einer Behinderung auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt zu begleiten.

rufsfachschule und Betrieb einhalten und die Anforderungen erfüllen können, sind das für manche unserer Lernenden zusätzliche Hürden, die mit grossen Anstrengungen verbunden sind. Das kann dazu führen, dass während der Praxisarbeit und der Berufsfachschule gleichzeitig mehrere «Baustellen» offen oder in Bearbeitung sind.

Wo steht Brüggli mit seinen Lernenden? Der Ausbildungsinhalt für Brüggli-Lernende un- Es ist nicht möglich, allen Baustellen die gleiche terscheidet sich nicht von anderen Lernenden, Priorität zu geben, was für Begleitpersonen und ihre Ausbildung ist gleichwertig. Was anders manchmal bedeuten kann, eine unbefriedigende ist als bei den meisten anderen Lernenden, ist Situation aushalten zu müssen, bis diese in der Prioritätenliste an der die Tatsache, dass vieReihe ist. Wenn solche le unserer Lernenden Es geht nicht um Macht Situationen in der Befür ihre Ausbildung einen teilweise oder und Autorität, sondern um rufsfachschule stören, kann beispielsweise wesentlich grösseren Empathie und Miteinander. eine Lehrperson ein Aufwand erbringen Verhalten eines Lermüssen. Sie müssen wie alle anderen Lernenden in erster Linie den nenden nicht entsprechend einordnen und auch Alltag meistern mit Lernen, Arbeits- / Berufspraxis demnach nicht angepasst und professionell reund Berufsfachschule. Zusätzlich sind viele noch agieren. Gerade weil die meisten unserer Lernenin therapeutischer Begleitung, wo sie lernen, den mit einer Beeinträchtigung oder Behinderung mit ihren Alltagserfahrungen angepasst umzu- leben, ist die Zusammenarbeit aller beteiligten Übergeordnet kann man eine Ausbildung als ein gehen. Dazu kommen teilweise Medikamente Ausbildungspartner sehr wichtig. Zentral an diesehr differenzier­tes Gebilde und eine anspruchs­ zum Einsatz, die ihnen nicht selten noch uner- ser Zusammenarbeit ist der Einbezug der lernenwünschte Begleiter- den Person auf partnerschaftlicher Basis. volle Aufgabe bezeichscheinungen wie Münen. Betrieb und Be­ Wissen und Können sind digkeit und Konzentra- Mit Freude in die Selbständigkeit rufsfachschule bzw. tionsschwirigkeiten be- Wenn wir diese Herausforderung annehmen Berufsbildende im Benichts ohne soziale, scheren. Und weil et- und die Jugendlichen mit persönlichem Engagetrieb und Lehrpersonen persönliche Kompetenzen. liche Lernende weit ment und Begeisterung unterstützen und begleider Berufsfachschule weg von zu Hause sind, ten, dürfen wir uns echt freuen, wenn wir jedes haben einen gemeinsamen gesellschaftlichen und politischen Auftrag: lernen sie neben­bei noch, was es heisst, selbstän- Jahr viele von ihnen als selbständige Persönlichdie Lernenden zu selbständigen, jungen Berufs- dig zu wohnen. Die jungen Leute stellen sich also keiten und neue Fachleute in den Arbeitsmarkt entlassen dürfen. leuten auszubilden und sie optimal auf den Ar- noch zusätzlichen hohen Herausforderungen. beitsmarkt vorzubereiten. Dazu gehören nicht nur berufliches Wissen und Können, sondern ebenso Hürden gemeinsam bewältigen » Erich Heule persönliche und soziale Kompetenzen und Fähig- Wenn man davon ausgeht, dass die meisten JuFachperson Berufsbildung keiten. Mit vereinten Kräften wird es uns möglich gendlichen die Ausbildungsbedingungen in Be-

«Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, ver­achtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwa­dro­nieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süssspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.» Sokrates (469 – 399 v. Chr.) 6 | unterwegs 1113

Rege Diskussionen rund um den Grafiker-Beruf am Stand von Brüggli mit Luca Ammann.

Bild: Michael Haller

Am Abend war ich heiser Ich hätte nie gedacht, dass ich nach zwei Tagen heiser und im Fernsehen bin und Schmerzen in den Füssen habe. Nein, ich war nicht bei «Deutschland sucht den Superstar», sondern am Brüggli-Stand an der Berufsmesse 2013. Laute Gespräche, Gedränge und viele Jugendliche: Willkommen an der Berufsmesse Weinfelden 2013. Aber zuerst ganz von Anfang an: Schon morgens im Zug sah ich die ersten Schulklassen, die an die Messe wollten. In Weinfelden angekommen, wollte ich zu meinem Stand, doch die wollten mich zuerst nicht reinlassen, da ich keinen Messepass hatte. Nach zehnminütiger Diskussion konnte ich endlich rein. Ich lief an verschiedenen Ständen vorbei; faszinierend waren nicht nur die Berufe, sondern vor allem die Attraktionen. Mal lief man an einem Mast vorbei und dann kam ein Schokoladenbrunnen und viele weitere Kuriositäten. Reden, reden, reden Es war anfangs auch sehr kühl in den Hallen, doch das sollte sich im Verlauf des Tages noch ändern. Der grosse Ansturm begann um 9 Uhr, sofort kamen Jugendliche und wollten etwas über den Grafiker-Beruf erfahren. Ein paar waren gut informiert, andere wiederum auch nicht. Nach knapp

einer Stunde ununterbrochenem Reden bemerkte überrascht, dass es sehr junge Menschen an der ich ein schmerzhaftes Kratzen im Hals, ja, ich hat- Messe gab, viele nicht älter als 12. Ja, die Berufswahl und Karriere­ te nach einer Stunde planung beginnt früh. schon Halsschmerzen. «Eine tolle Erfahrung: Ich Zwischen den StandDa ich der einzige Grabesitzern liefen auch fiker an der ganzen konnte jungen Leuten den immer wieder kleine Messe war, hatte ich ab: nie wirklich eine Pau- Grafiker-Beruf näherbringen.» Tauschgeschäte zum Beispiel einer unse und war noch vor der Mittagspause heiser. Am Nachmittag lief ein serer Jojos gegen eine Packung Chips der Migros. Mitarbeiter von TeleTop auf der Messe herum und wollte mich zu meinem Beruf und der Messe in- Die Berufmesse Weinfelden 2013 war eine tolle terviewen. Dadurch habe ich meine fünf Minuten Erfahrung, ich konnte meinen Beruf und meine Leidenschaft vermitteln. Ich kann jedem Lernenden Ruhm im Fernsehen erreicht. empfehlen, sich auch einen Tag an den Stand zu stellen. Wer keine schmerzenden Füsse oder HeiTauschgeschäfte zwischendurch Der Rest des Tages gestaltete sich genau gleich serkeit will, sollte aber besser nicht hingehen. wie der Morgen. Wenn ich mal Pause hatte, habe ich mit einem der Jojos gespielt, die wir bei uns » Luca Ammann, lernender Grafiker am Stand verteilten. Nach diesen zwei Tagen wurde ich selbsternannter Jojo-Profi. Ich war unterwegs 1113 | 7


Portrait

Der Näher

Benjamin Dolatowski fühlt sich wohl als Näher.

Benjamin Dolatowski ist 17, ein Junge, und er näht. Mit einer Menge Leidenschaft, Freude und Talent. Ob Satin, Seide, Baumwolle oder Plüsch: Benjamin verarbeitet jeden Stoff, der ihm unter Finger und Nadel kommt, zu originellen, fantasievollen Objekten. Den türkisblauen Pulli, den Benjamin zum Interview trägt, hat er selbst genäht. Es ist nicht einfach ein gewöhnlicher Pullover. Es ist einer mit einer aufgenähten Handytasche auf dem linken Oberarm und einem ebenso sauber aufgenähten «Einschubfach» über dem Bauch, in das die Hände seitlich hineingeschoben werden können, ähnlich wie bei einem «Muff». Man sieht es dem modernen Pullover nicht an, dass er selbst genäht wurde, er könnte ebenso aus einem trendigen Laden

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stammen. «Selbst genäht», das klingt immer In die Wiege gelegt irgendwie nach schrägen Nähten, nach altmodi- Bereits als Junge im zarten Alter von 10 Jahren schem Schnitt und einfach nach «handgemacht» stopfte Benjamin heimlich Löcher, die er in seinen und unfertig. Nicht bei Benjamin. Seine Näh- Hosen entdeckte. Die Eltern merkten nichts davon, so perfekt war seine Objekte, seien es HerzNadelarbeit schon daKissen für seine Eltern, Benjamin verarbeitet mals. Benjamin wurde Plüschtiere, Handyhül­ grösser, die Freude am len, Brillenetuis, Riejeden Stoff – am liebsten Nähen blieb. Auch in sen-Sitzkissen oder Seide und Satin. der Grundschule, wo er Pullover mit Reissverzusammen mit anderen schlüssen, sehen professionell aus und sind sauber und akkurat genäht – Jungs in den Nähunterricht musste, um Kissen zu selbst bei genauem Hinsehen. Und es heisst ja, nähen. Für die anderen Knaben war dieser Unterwenn man etwas liebt, dann macht man es auch richt ein «Muss» und ein Graus, für Benjamin ein gut. Benjamin bestätigt dies und strahlt dabei. Riesenspass. «Ich habe so viel Freude am Nähen und daran, meine Ideen, die ich im Kopf habe, Keine Sticheleien mit Nadel und Faden zu ver- Hänseleien, dumme Bemerkungen oder Spott wewirklichen. Das ist etwas, gen seines Hobbys und Berufswunsches – von wewas ich wirklich gut gen Mädchenkram – musste Benjamin sich aber trotzdem praktisch nie anhökann.» ren. «Meine Kumpels damals und

Bilder: Calvin Mattes, Hanspeter Bühler

auch jetzt haben mich immer bewundert und stau- lustigen Humor und tolle Ideen», schwärmt Benjanen, dass ich so etwas kann», lacht er. Oft geben min. Und weiter: «Glööckler ist nicht so abgehoben sie ihm sogar Aufträge zum Nähen: Handyhüllen, wie die anderen Haute-Couture-Designer, seine Notizbücher oder auch Puppen aus Stoff hat er Mode kann sich jeder leisten.» Glööckler lebt und schon für Freunde und Verwandte gemacht. Dass arbeitet übrigens in Berlin, Benjamins Geburtsort. er einer der wenigen Näher bei Brüggli und der einzige männliche Lernende ist, interessiert ihn Happy bei Brüggli schlichtweg nicht. Er wird von den Frauen akzep- Bei Brüggli näht Benjamin als Näher Industrie tiert und kommt mit allen Mitarbeitenden klar. keine Kleider, sondern vorwiegend Dinge für Brüg«Ich habe, weil ich ein Mann bin, weder Vor- noch gli Industrie. Er näht und kontrolliert Gurte für die Penthouse-Box, verNachteile. Ich mache schweisst Klappen von einfach meine Arbeit – «Ich möchte alle meine Freitag-Taschen, befesdas ist das einzige, was mich interessiert.» Ideen mit Nadel und Faden tigt die Klettverschlüsse für die Regensets Bei Brüggli hat man verwirklichen.» vom Leggero oder näht sich damals auch nicht dann und wann auch für ihn entschieden, weil er ein Junge war, sondern weil seine Arbei- Projektaufträge für externe Kunden. Benjamin ten am meisten überzeugt haben, bestätigt seine muss ausser dem Nähen auch das Säumen beherrschen oder das Zuschneiden. Und auch wenn Vorgesetzte Marie-Louise Bienz. mal etwas reisst, muss er genau wissen, was zu tun ist. Die Arbeit als Lernender gefiel ihm vom Vorbild Harald Glööckler Fragt man ihn nach seinem Berufswunsch, kommt ersten Tag an. «Am Anfang hatte ich schon etwas die Antwort wie aus der Nähmaschine geschos- Angst, aber jetzt fühle ich mich sehr gut bei Brügsen: Chef eines eigenen Nähateliers werden. Ein gli. Das Nähen hier macht grossen Spass, alles Atelier irgendwo am Wasser und in der Natur, mit ist so sauber, gepflegt und gut vorbereitet. Ich bin Angestellten, die unter seiner Leitung mit Nadel sehr glücklich, dass ich meine Lehre bei Brüggli und Faden Klamotten und Freizeitdinge aus Stoff machen kann.» für Kunden hervorzaubern. Richtig beeindruckt ist er von seinem Landsmann, dem erfolgreichen Mo» Viviane Probst dedesigner Harald Glööckler und seiner Design­Fachspezialistin Unternehmenskommunikation linie «Pompöös». «Der hat einfach einen

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Was gut tut

Was gut tut

Das Vitaminmärchen Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln werben mit der angeblich lebensverlängernden Wirkung ihrer Produkte. Doch ist der Cocktail künstlicher Vitamine wirklich gesund? Alle wissen es seit Kindestagen, doch verdrängen es gerne: Rosenkohl und Äpfel machen gross und stark. Gemüse enthält Eisen, Vitamine und andere wichtige Nährstoffe, die lebensnotwendig sind, das Immunsystem stärken und somit gesund halten. Obwohl wir uns dessen alle bewusst sind, sieht unsere Ernährung vielfach anders aus. Im Alltag fehlt den meisten Leuten die Zeit, ein ausgewogenes Essen zuzubereiten. Stattdessen schlägt man sich mit Fastfood, Mikrowellen-Fertigprodukten, Soft- und Energydrinks durch den Tag. Weil allen klar ist, dass dies keine besonders ausgewogene Ernährung darstellt, bekommen wir unserer Gesundheit gegenüber ein schlechtes Gewissen. Und um dieses zu besänftigen, greifen wir zu Nahrungsergänzungsmitteln, die angeblich die Defizite zu einer idealen Ernährung ausgleichen sollen. Am Morgen eine Hand voll bunter Pillen, die bereits die empfohlene Tagesdosis der wichtigsten Vitamine enthält, und gut ist. Dem Körper reinpfuschen Multivitaminpräparate in Kapsel-, Pillen- oder Brausetablettenform sind voll im Trend und an jeder Ecke erhältlich. Angeblich beuge die regelmässige Einnahme solcher Präparate Krankheiten vor, stärke das Immunsystem, helfe gegen Müdigkeits- und Schwächegefühle und so weiter. Der Witz daran ist, dass diese Behauptungen zwar auf einen ausgeglichenen Nährstoffhaushalt im Körper zutreffen, aber nicht direkt auf die Einnahme solcher Präparate.

angereichert. Hinter den berüchtigten E-Nummern, zum Beispiel auf Cola-Flaschen, verbergen sich Vitamin E (E 307) und Ascorbinsäure (E 300) – besser bekannt als Vitamin C. Das heisst, dass rein chemisch betrachtet nicht einmal bei einer Fastfood-Softdrink-Diät ein Mangel an künstlich produziertem Vitamin C zu befürchten ist, und es nicht einmal dann nötig wäre, Vitamin C-Kapseln zu schlucken. Ein Riesenmarkt Im Glauben, dass sie sich damit etwas Gutes tun, nehmen allein in Deutschland etwa 18 Millionen Menschen täglich eine Ration Vitaminpräparate und geben dafür 900 Millionen Euro im Jahr aus. Der Markt boomt gewaltig. Die Werbung heuchelt den Konsumenten vor, dass die Produkte vor Krankheit schützen und ihr Leben verlängern oder droht sogar indirekt mit frei erfundenen negativen Gesundheitsfolgen, wenn das Produkt nicht konsumiert wird. Laut mehreren Studien ist vorbeugende Vitamineinnahme absoluter Blödsinn. Wo kein Mangel herrscht, wird nichts benötigt – wo Mangel herrscht, wird benötigt. Viele Vitamine werden nur in der Menge vom Körper aufgenommen, in der sie gerade gebraucht werden, weil sie überhaupt nicht gespeichert werden können.

Die Präparate werden als unverzichtbares Mittel vermarktet, einen idealen Stoffhaushalt herzustellen – dabei ist ein gesunder Körper bei aus- Natürlich gibt es durchaus Fälle, gewogener Ernährung selbst am besten dazu in denen Nahrungsergänzungsmittel wichtig und in der Lage. Vor allem sinnvoll sind. bei der heutigen SituBei ausgewogener Zum Beispiel, ation auf dem europäischen LebensmittelErnährung sind Nahrungser­ wenn aufgrund von Krankheit, markt: Erstens haben gänzungsmittel überflüssig. Schwangerschaft wir unbeschränkt Zuoder aussergewöhngang zu einem extrem vielfältigen Nahrungsmittelangebot, und zwei- licher Ernährung (Essstörungen, Veganismus) betens sind sehr viele Lebensmittel bereits mit stimmte Nährstoffe nicht in ausreichender Menge künstlichen Vitaminen als Konservierungsstoff vom Körper aufgenommen werden können, oder in 10 | unterwegs 1113

erhöhter Dosis benötigt werden. Doch die Fälle, in denen es medizinisch wirklich angezeigt ist, ein Präparat zu nehmen, sollten von einem Arzt angeleitet und überwacht werden. Die Wirkung ist undurchsichtig Im British Medical Journal erschien eine Studie, bei der die Ergebnisse von insgesamt 300 000 Probanden ausgewertet wurden, die täglich Präparate mit Vita-

min A, C, D, E, Beta-Carotin, Selen und Folsäure sei jedem erlaubt, auf eigenes Risiko Vitamine eingenommen hatten. Die Forscher kamen zum einzunehmen – selbst weit über der empfohlenen Ergebnis, dass die Präparate keinen signifikant Tagesdosis. gesundheitsfördernden Effekt auf die Probanden hatten. Die SELECT-Studie aus den USA erhärte- Gutes altmodisches Grünzeug te sogar den Verdacht, dass gewisse künstliche Die Einnahme künstlicher Vitamine bringt das Vitamine das Krebsrisiko erhöhen; Beta-Carotin «Selbstbewusstsein» des Körpers total durcheinander. Von Natur aus soll die Erkrankung an wäre es eigentlich so, Lungenkrebs bei RauVitaminpräparate sind dass man automatisch chern um bis zu 18 % Appetit auf Orangen erhöhen. kein Ersatz für Gemüse oder Sauerkraut beund Früchte. kommt, wenn der KörSogar das Bundesamt per kurz vor einem Vifür Gesundheit rät, lieber auf eine gemüse- und obstreiche tamin C-Mangel steht; oder auf Milchprodukte, Ernährung zu achten, als sich auf wenn er dringend Calcium benötigt. Das beste unnötige Nahrungsergän- Beispiel dafür sind schwangere Frauen, die extzungsmittel zu verlas- reme Gelüste auf die aussergewöhnlichsten Nahsen – allerdings rungsmittel entwickeln können. Wenn man sich alle Vitamine künstlich zuführt, schreit der Körper nicht mehr nach Vitaminen, und man hat automatisch nur noch Appetit auf alles, was in der Natur als purer Luxus gelten würde, und deshalb in unseren Köpfen als «selten! – unbedingt zuschlagen» programmiert ist: Fett, Zucker und Salz. Und irgendwann verlernt der Körper, mittels Appetitanpassung die geeignete Nahrungsmittelzufuhr zu steuern, weil er gelernt hat, sich auf Vitaminpräparate zu verlassen. Mehr als Vitamine Was noch hinzukommt, ist, dass in den natürlichen Nährstoffträgern ja nicht bloss pure Vitamine, sondern auch noch andere wichtige Stoffe enthalten sind – wie zum Beispiel Enzyme, Ballaststoffe und andere, teilweise noch wenig erforschte Substanzen –, die in Verbindung mit den Vitaminen im Körper einen ganz anderen Effekt haben, als das reine Vitamin. Vitaminpräparate sind erst seit einigen Jahrzehnten bekannt, während Gemüse und Früchte sich über zehntausende von Jahren bewährt haben. So wie es aussieht, müssen wir in den sauren Apfel beissen; wahrscheinlich werden wir den Rosenkohl nie loswerden, wenn wir gesund bleiben wollen. » Natalie Frei Studentin in Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit, ehemalige Mit­arbeiterin Unternehmenskommunikation » Bildcollage: Oliver Brunies, Polygraf im 3. Lehrjahr, mit Bildern aus Shutterstuck

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Agogik

Agogik

PEP steht für «Prozess- und Embodimentfokussier- sich über sich selbst auf, macht sich Vor­würfe – te Psychologie». PEP ist eine Klopftechnik, eine Art und gibt so negativen Gefühlen (noch) mehr Akupressur, die Elemente aus der Akupunktur, der Raum. Dem begegnet PEP mit einfachen Übungen systemischen Therapie, der Psychodynamik und zur Selbstakzeptanz, also zur Verbesserung des Selbstwertgefühls und der Hypno­ therapie zu zum Verankern von indieinem neuen Ganzen Wer PEP einmal kennen­ viduell erarbeiteten poverbindet. Das klingt mächtig anspruchsvoll, gelernt hat, kann es gut für sitiven, aktivierenden Leitsätzen. Zum Beiist es für die Menschen, sich selbst anwenden. spiel: «Ich weiss, dass die PEP als Selbsthilfe­ ich das kann, und freue technik anwenden, aber nicht. Denn PEP kann man rasch für sich selbst mich darauf, meinen Arbeitgeber zu begeistern.» brauchen; dazu ist weder ein Therapeut noch sonst Oder: «Ich habe es verdient, glücklich und erfolgein Spezialist nötig. Aber schauen wir uns zuerst reich zu sein. Ab sofort schaue ich besser zu mir.» einmal an, worauf PEP beruht: Gefühle sind Körperwahrnehmungen. Prüfungsstress, zum Beispiel, Eine praktische Methode führt zu zittrigen Händen, Schweissaus­ brüchen Es liegt in der Natur eines Ausbildungs- und Inteoder einer schwachen Blase. Es ist deshalb nur grationsunternehmens, dass Konflikt- und Stresslogisch, den Körper bei der Veränderung ne­gativer bewältigung wichtige Themen sind. Mit PEP hat sich Brüggli 2008 eine Gefühlszu­stände mi­tpraktische, gut vermiteinzubezie­hen. Dies gePEP beruht darauf, telbare Methode ins schieht unter an­de­­rem durch Klopfen auf Aku­dass Gefühle auch Körper- Haus geholt, die seither regelmässig angepunkturpunkten, wähwahrnehmungen sind. wendet wird. Jüngst rend man an das Probhaben weitere Kurse lem denkt. Damit gehen Übungen einher, die dem Selbstwertgefühl dienen mit Dr. Michael Bohne stattgefunden. Leitende, und die beim Beseitigen allfälliger Lösungsblo­- die neu bei Brüggli sind, haben die wesentlichen ckaden helfen. Wer kennt das nicht: Man regt Elemente kennengelernt. Und Leitende, die mit

PEP schon erfahrener sind und es regelmässig im Berufsalltag anwenden, haben in einem Aufbaukurs noch mehr dazugelernt. Es ist also viel PEP-Kompetenz im Hause. Das kommt den Mitarbeitenden zugute, die mit PEP Mut und Entscheidungsfreude gewinnen können. Das ist in der Integrations­arbeit viel wert: Wer mit Ängsten und einschränkenden Glaubenssätzen besser zurechtkommt oder sie gar überwindet, wird belastbarer und zuversichtlicher – und kommt so idealerweise besser und schneller auf dem Ausbildungs- und Integrationsweg voran. Wann und wo man will Was Musikern, Sportlern und TV-Moderatoren im Umgang mit Aufregung und Traumapatienten im Umgang mit belastenden Erlebnissen hilft, wird vermehrt von Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen genutzt. Wer's einmal kennen gelernt hat, kann es für sich selbst durchführen, im eigenen Rhythmus, mit den eigenen Inhalten und dann und dort, wo es einem selbst passt. Interessierte sind dazu eingeladen, sich an eine Leiterkraft bei Brüggli zu wenden und sich PEP einmal näher anzuschauen.

PEP-Geschichten

Morgenstund hat PEP im Mund

Die Broschüre «Klopfen für die Integration» be­ inhaltet zahlreiche Erfahrungsberichte, die zeigen, wie PEP funktioniert. Mitarbeitende von Brüggli können diese Publikation direkt im Bereich Kommunikation beziehen. Interessierte von auswärts senden am besten eine Mail an mha@brueggli.ch

Ich bin begeistert von der Idee der Klopftechnik. Das Aufpeppen am Morgen ist für mich zum täglichen Ritual geworden. Als ich das erste Mal davon hörte, war für mich diese Technik nichts weiter als eine weitere Möglichkeit, dem eigenen Wohlbefinden nachzuhelfen, und ich habe mich nicht weiter damit befasst. Allein der Gedanke, dass ich im Zug oder an meinem Arbeitsplatz in aller Öffentlichkeit meine Stimmungsschwankungen beklopfe, war für mich absurd. Kleiner Aufwand, grosser Nutzen Doch genau dieser Gedanke und die Tatsache, dass diese Technik überall und zu jeder Zeit angewendet werden kann, haben mich neugierig gemacht. Und der Aufwand, den man dafür benötigt, ist erst noch klein. Am Morgen nach dem Aufstehen reichen fünf bis zehn Minuten Klopfarbeit, damit ich frei von unangenehmen Gedanken einen entspannten Einstieg in den Alltag finde.

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PS: Sie ist wieder wohlauf und trainiert ihr Herz kindern.

3-jährige Léjla

schläft wieder

ohne Angst

ein

Wochenlang schon will meine dreijährige Tochter mehr in ihrem eigenen Bett Léjla nicht einschlafen. einem orangen Sie habe Angst. Drachen. Alles Vor Reden, Erklären nützt nichts. und Besprech So landet sie en jeweils im und dort kann sie, nach zusätzlich Bett von Mami und Papi, Eltern, einschlaf en Gesangse en. inlagen der Als ich im PEP-Wor kshop die Klopftech habe, beschlies nik erfahren und se ich, diese erlernt an ihr auszupro setzen wir uns bieren. Zusamme gemütlich aufs n Bett, und ich ernst sie die bin erstaunt, Sache nimmt wie und wie gut sie Klopfen singe mitmacht. Nach ich noch das dem Gute-Nacht-Liedli, warten meine Frau und ich und gespannt darauf, was passiert nichts! nun passiert. Das erste Mal Und es seit Wochen die Kleine schläft bleibt es ruhig, alleine in ihrem und eigenen Bett ein! Seit diesem Tag schläft Eltern sind erleichter Léjla wieder selber ein, ohne Angst! Wir t. Ab und zu und hin und wieder wiederhole ich das Klopfen, kommt sie selber und sagt: «Papi, beim Zubettge muesch dänn hen zu mir no chlöpfle ...»

mit ihren Enkel-

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Mein AufPEPer

Ich spüre: Es wirkt Wenn ich mich beim Klopfen auf bestimmte unangenehme Lebenssituationen konzentriere, spüre ich, wie sich die damit verbundenen Energien an den entsprechenden Akupunkturpunkten aufzulösen beginnen. Weiter habe ich die Erfahrung gemacht, dass dieser Effekt verstärkt wird, wenn die Punkte mit feinen Berührungen beklopft werden. Unter der Haut wird ein leichtes Kribbeln spürbar, das sich im ganzen Körper verteilt und mir Kraft und neue Energie gibt. Ich kann also im wörtlichen Sinn sagen, dass mir die Klopftechnik unter die Haut geht.

Das Büchlein «Mein AufPEPer» zeigt in Bildern und wenigen Worten, wie einfach PEP funktioniert – ein praktischer Leitfaden für überall. Auch diese Publikation können Sie im Bereich Kommunikation beziehen. Interessierte, die nicht Brüggli angehören, können das Büchlein zum Stückpreis von CHF 3.–, exkl. Porto und Verpackung, bestellen. Mindestbestellmenge: 25 Stück (kein Einzelversand). Kontakt: mha@brueggli.ch; Telefon 071 466 94 94

Machen Sie es wie ich: Probieren Sie es doch einfach mal aus.

Entspannung Überkreuzsitz- und

» Daniel Köppel » Michael Haller

opfen zur Behind

Nachdem der Termin für eine Operation feststand grosse Bangen, , begann das und Kenntnisse anzuwen ich hatte eine Chance, die erlernten PEPden. Nach mehreren des Ungewis Tagen der Ängste sens, habe ich und meiner Mutter die Ängste zu angebote beklopfen. Sofort hat sie das Angebot n, mit ihr men, und schon ging es los. Die angenom ersten Wirkunge bereits bei der ersten Entspann n zeigten sich ungsübung und besser. Nach wurden immer dem letzten Akt der positiven chunt scho guät» Affirmation «Äs hatten wir das Angstkorsett Mutter war wie gesprengt. Meine ausgewechselt. Nach meiner lichkeit, musste Frage sie nur den Kopf zur Befindnicht fassen, schütteln und dass ihre Ängste konnte es fast nicht mehr da bares Gefühl, waren. Ein wundersagte sie, und drückte mich nung. Meine ganz doll zur Neugier drängte Belohmich, ständig lichkeit zu Fragen. nach ihrer Befi Meine Mutter nd«Äs chunt scho war echt cool, kein Problem guät» erwiderte Selbst am Tag, sie immer auf als ich sie nach meine Frage. Basel ins Spital war sie, bis auf gefahren hatte, wenige Minuten bei der Verabsch ruhig. Ein totaler Erfolg! Sogar iedung, sehr am Tag, als sie reitet wurde, auf die OP vorbewar sie sehr ruhig und gelassen sagen: Wenn . So kann ich ich es nicht selbst nur kaum glauben. gesehen hätte, würde ich es

Mitarbeiter Unternehmenskommunikation

Fingerberührübung

Wozu ist das gut? Diese Übung hilft Konzentrations bei Überenergie, Unruhe und störungen. Sie regt die tät an und fördert das innere Gleichg Hirnaktiviewicht.

EPper Mein AufP Bequem sitzen, Arme ausstrecken, Beine überkreuzen.

BRUG

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Wenn Herzkl

Meine 63-jährige Mutter litt an starken Herzrhyth welche in den musstörungen, letzten Monaten massiv zunahme nicht ungewöh nlich, dass ihr n. Herz bis zu 220-mal So war es über mehrere Stunden hinweg pro Minute tobte – losigkeit. Nach erneuten Untersuc zum Teil bis zur BewusstMal eine Diagnose hungen konnte zum ersten gestellt werden, Supraventrikuläre und die hatte Tachykardie. Etwas es in sich: handelte es sich verständlicher um eine Kurzschlu ausgedrückt Vorhöfen und ssverbindung den Hauptkam zwischen den mern, Doppelsp normalen Überleitu urigkeiten in ng (AV-Knot der en) oder falsche («Fehlzündungen») Taktgebung im Herzen.

erichte

Prüfungsstress, Auftrittsängste, Selbstvorwürfe: Brüggli hat mit der Klopftechnik PEP eine praktische Methode, die im Umgang mit solchen Situationen hilft. Es funktioniert einfach – und nachweislich oft mit Erfolg.

Auf der Hand haben wir mehrere Klopfpunkte. Bilder: Michael Haller

Erfahrungsb

PEP: Klopfen mit Zuversicht

Hier sehen Sie, wie die Überkreuzübung praktiziert wird; sie hilft bei der Entspannung.

erichte

Auf der Brust ist der Selbstakzeptanzpunkt.

Erfahrungsb

So sieht das aus, wenn jemand die Klopftechnik PEP anwendet. Ein Klopfpunkt befindet sich zum Beispiel über der Oberlippe und ein anderer unter dem Auge.

GLI

1

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Arme überkreuzen.

Handflächen nach innen drehen.

Hände ineinander.

Arme mit verschrä nkten Händen gegen den Körper drehen.

In bequemer Position verbleiben und sich bei geschlossenen Augen den Begriff «Balanc e» vorstellen, z.B. als Waage.

Abschliessend/ ergänzend dazu: Bequem sitzen, die Finger beider Hände berühren sich auf Brusthöhe, den Blick darauf richten.

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Agogik

Agogik

Dr. Michael Bohne: «Total begeistert.» Brüggli arbeitet mit Dr. Michael Bohne zusammen. Er schwört auf seine PEP-Methode: «Für die Klienten von Brüggli sehe ich eine grosse Chance darin, dass sie persönliche Blockaden wie Schwellenängste und Selbstwertzweifel spielerisch und doch tiefgehend überwinden können.» Dr. Michael Bohne, wie laufen die PEP-Kurse bei Brüggli? Dr. Michael Bohne: «Ich bin total begeistert. Da geht die Post ab. Bei den Teilnehmenden, die PEP schon kennen, spüre ich viel Interesse; die haben gute Erfahrungen gemacht im Berufsalltag. Bei den neuen Teilnehmern spüre ich auch Skepsis. Das ist normal und gut. Mir ist es recht, wenn die Leute zuerst einmal kritisch sind und sich ein gründliches Bild machen wollen. Umso grösser wird dann die Begeisterung, wenn sie am eigenen Leibe erfahren, wie PEP wirkt.

Die ersten Kurse mit Ihnen fanden bei Brüggli 2008 statt. Wie hat sich Ihre Methode seither verändert, und welche Erfahrungen haben Sie seither mit PEP gemacht? Dr. Michael Bohne: Seit 2008 haben 1400 Psychotherapeuten, Ärzte und Coaches in Deutschland, Österreich und der Schweiz an PEP-Kursen teilgenommen. Bereits etwa 800 von ihnen haben die Fortbildung mit dem Zertifikat abgeschlossen. Das Interesse in der psychotherapeutischen und ärztlichen Fachwelt ist enorm gross. So veranstalten wir – Gunther Schmidt, Bernhardt Trenkle,

Dr. Michael Bohne aus Hannover setzt sich mit Brüggli für die Klopftechnik PEP ein.

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die Carl Auer Akademie und ich – nächstes Jahr eine Tagung in der Stadthalle Heidelberg mit dem Titel «Reden reicht nicht!?», auf der viele innovative Methoden und Techniken, unter anderem PEP, vorgestellt werden. Diese Tagung war nach drei Wochen mit 1300 Anmel­ dungen komplett ausgebucht, und dann kamen noch weitere 1000 Anmeldungen, so dass wir die Warteliste schliessen mussten. Viele Psychotherapeuten und Ärzte haben von den bifokalmultisensorischen Interventionstechniken wie EMDR, EMI, Brainspotting, PEP oder anderen

Bild: Anja Weber

profitieren können. Je mehr Schwellenängste, Selbstwerträuber und innere Erfolgsblockaden jemand hat, desto weniger oder langsamer kann er von diesem tollen Angebot hier bei Brüggli Was macht PEP so besonders? Dr. Michael Bohne: Das Besondere an PEP ist, profitieren. Je besser er diese Blockaden überdass es zum einen eben zu den bifokal-multisen- windet, desto mehr bzw. schneller kann er sich gut sorischen Interventionstechniken gehört und durch entwickeln. Enorm wichtig ist es aber auch, dass mha. Dr. Michael Bohne hält am 11. März man mit den Klienten das Beklopfen von be2014 bei Brüggli einen Vortrag zum Thema kooperiert. Wenn etwa stimmten KörperpunkPEP. Dazu sind Fachleute, Mitarbeitende «Mir ist es recht, jemand noch nicht ganz ten gut geeignet ist, von Brüggli sowie die Öffentlichkeit willüberzeugt davon ist, ob um Stress, Ängste und kommen. Bereits 2008 veranstaltete Brüggli wenn die Leute zuerst Brüggli und das Ange­ andere belastende und mit Dr. Michael Bohne einen öffentlichen einmal kritisch sind.» bot hier für ihn das Richeinschränkende EmoVortrag. Damals nahmen mehr als 100 Gästige sind, muss diese tionen recht schnell zu te aus der Ostschweiz teil, um einen spanüberwinden. Zum anderen sind in PEP viele sehr motivationale Unentschlossenheit gewürdigt wernenden Einblick in PEP zu erhalten. wichtige Aspekte und Strategien der systemischen den. Wenn man von solch einem Menschen zu viel Therapie, der Psychodynamik, der Hypnotherapie verlangt, dann ist die Gefahr, dass er aussteigt und und einiger anderer klassischer Psychotherapie- abbricht, eher hoch. Letztlich, da er sich in seiner und Forscher, die PEP oder die Klopftechniken methoden integriert. Ein Kollege sagte mal, dass Ambivalenz nicht gesehen fühlt. Es geht bei die- wissen­schaftlich untersuchen. Nur ist für mich für ihn PEP eine Art «Best of Psychotherapie» sem Menschen darum, seine inneren Motivations- ein Studienergebnis nicht die eigentliche Realität, sondern lediglich sei. Das ist vielleicht übertrieben, hat aber einen strategien zu verstehen ein Aspekt der Realiwahren Kern. Ich habe die Aspekte und Strategien und zu unterstützen. «Das Neue kommt nur tät. Ich selbst dürfte anderer Methoden, die mich begeistert haben und Mit diesem Menschen die ich für unabdingbar halte, in PEP zusammenge- muss man vollkommen in die Welt, wenn man ihm gar nicht forschen, da ich viel zu begeistert fasst und kombiniert. Daraus ist etwas geworden, anders kommunizieren eine Chance gibt.» von der Methode bin, was eigentlich alle psychotherapeutischen und als mit jemandem, der und damit hätte man ärztlichen Kollegen, Traumatherapeuten sowie schon von der Massnahme hier überzeugt ist. Es geht da immer wieder dann schon enorme Verzerrungen in den Studienauch Coaches gut integrieren können. um die Fragen nach Anliegen, Auftrag und intrinsi- designs- und -Ergebnissen. Der Mensch ist eben nicht wirklich neutral, wenn er begeistert ist bzw. Wo sehen Sie die grössten Chancen von PEP scher Motivation. von dem Ergebnis etwas hat. So gesehen sind für die Klienten von Brüggli? Dr. Michael Bohne: Für die Klienten von Brüggli Was raten Sie jemandem, der skeptisch ist die herrschenden Einschätzungen von Forschung in der Psychotherapie und auch in der Medizin stark sehe ich eine grosse Chance darin, dass sie per- gegenüber PEP? sönliche Blockaden wie Schwellenängste, Selbst- Dr. Michael Bohne: Zunächst einmal ist es ja romantisierend. Es forschen im Bereich Psychothe­ wertzweifel und unbewusste Erfolgsblockaden völlig normal und auch klug, allem Neuen ge- rapie und natürlich noch mehr im Bereich Pharspielerisch und doch tiefgehend überwinden kön- genüber auch skeptisch zu sein. Wenn sich al- makologie eben meist nur Leute, die selbst belerdings die Neugier geistert von ihrem Ansatz sind bzw. die sich einen nen. PEP lässt sich ja von der Skepsis über- enormen finanziellen Gewinn oder Machtzuwachs gut mit allen möglichen «PEP kommt den Klienten wältigen lässt, wird versprechen. Das beeinflusst natürlich die ErgebPsychotherapieansätzen kombinieren, somit zugute: Sie gewinnen Mut es keine Weiterent- nisse. Leider haben wir im Medizinstudium viel zu wicklung geben. Das wenig von kritischer Forschung gehört, aber auch kommt man auch nicht und Zuversicht.» Neue kommt nur in die in der Psychologie steht es meiner Einschätzung laufenden BehandlunWelt, wenn man ihm nach nicht viel besser. gen ins Gehege. Letztlich steckt in allen Klopftechniken ein gewisses Po- eine Chance gibt. Viele skeptische Experten tenzial zur Demokra­tisierung der Psychotherapie. überzeugt, dass sich so viele professionelle Was raten Sie jemandem, der es mal ausproDer Klient kann sich ein gutes Stück selbst coa- Psychotherapeuten, Ärzte, Traumatherapeuten und bieren will? chen. Auch wenn das natürlich Grenzen hat, ist es Coachs für PEP interessieren. Man könnte auch Dr. Michael Bohne: Wer bei Brüggli arbeitet, könnwichtig und wertvoll, da die Aktivierung von Selbst- eines der von mir geschriebenen Fachbücher te sich an einen der Leitenden wenden, um PEP einwirksamkeit einen der effizientesten Wirkfak­ lesen, zum Beispiel «Klopfen mit PEP». Überzeu- mal gezeigt zu bekommen. Wichtig erscheint mir toren aus der Psychotherapieforschung darstellt. gende Studien zu den Klopftechniken und zu PEP nur, wenn man nicht weiterkommt, es nicht funktiogibt es aus meiner Sicht derzeit noch nicht wirk- niert oder man an Themen kommt, die sich komisch Was hat die Öffentlichkeit und was haben die lich. Ich selbst habe eine enorm studienkritische anfühlen, dann sollte man sich professionelle UnZuweisenden davon, dass PEP bei Brüggli Haltung allen Forschungsergebnissen aus Medizin terstützung gönnen. Denn das Selbsthilfepotenund Psychotherapie gegenüber. Wer sich einmal zial ist zwar gross, hat aber natürliche Grenzen. angewendet wird? Dr. Michael Bohne: Aus Sicht der IV, zum Beispiel, mit kritischer Forschung und Wissenssoziologie die bei Brüggli Fördermassnahmen in Auftrag beschäftigt hat, ist recht schnell ernüchtert von » Interview: Michael Haller gibt, wäre mir daran gelegen, dass die Klienten der Qualität der Forschung. Aber das führt hier Leiter Unternehmenskommunikation möglichst schnell und gut vom Brüggli-Angebot zu weit. Ich unterstütze ja schon PEP-Anwender Klopftechniken gehört und sind sehr interessiert, diese Techniken in ihre Arbeit zu integrieren.

Vortrag am 11. März 2014

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Natürlich

Nachgefragt

Wie läuft es im ersten Lehrjahr ?

Die Sonne – unser glühendster Freund

Die Neuen sind angekommen. Wie fühlen sie sich?

«Sonne» heisst einer der bekanntesten Songs von Rammstein. «Sie ist der hellste Stern von allen und wird nie vom Himmel fallen», heisst es unter anderem im Songtext. Stimmt das? Wird sie wirklich nie vom Himmel fallen? Und wie bestimmt die Sonne das Leben von Mensch und Tier?

Natasha Larocca Fotofachfrau EFZ, 1. Lehrjahr

Je nach Auftragslage ist bei uns der Stress unterschiedlich. Am liebsten mache ich Fotoshootings mit meinen eigenen Konzepten, die ich selber ausarbeite. Ich fühle mich im Fotostudio sehr wohl, es ist für mich wie ein zweites Zuhause.

Patrick Hutter Logistiker PRA, 1. Lehrjahr

Die neuen Eindrücke beziehen sich vor allem auf die Schule. Es ist streng, das Umfeld ist neu. Bei Brüggli gefällt es mir sehr gut. Die Arbeit in der Logistik mache ich gern und ich bekomme genau das, was für mich richtig ist.

Kevin Bertossa Logistiker EFZ, 1. Lehrjahr

Im Vergleich zur freien Wirtschaft kennt man bei Brüggli die Probleme der anderen. Wenn die Vorgesetzten merken, dass jemand mehr kann, wird dies auch gefördert. Auf der anderen Seite lässt man den Leuten auch Zeit, wenn sie diese brauchen.

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Yannick Müller Fotofachmann EFZ, 1. Lehrjahr

Der Druck ist im Vergleich zum Vorpraktikum grös­ ser, weil mehr Schulisches dazu gekommen ist. Ich arbeite gerne hier, und die Leute sind wirklich sehr nett. Es wird sehr viel mehr auf das Persönliche eingegangen.

German Waimer Logistiker EBA, 1. Lehrjahr

Ich hatte einen relativ einfachen Einstieg, weil ich schon ein paar Mitarbeiter kannte. Ansonsten wurde ich gut aufgenommen, und die Leute sind hilfsbereit. Die Toleranz ist sehr gross, und die Leute haben ein offenes Ohr.

Maria Teresa Ribo Büroassistentin EBA, 1. Lehrjahr

Als ich in die Wohnung bei Brüggli einzog, hatte ich oft Heimweh. Mittlerweile habe ich mich aber eingelebt. Von der Belastung her ist es bei Brüggli genau richtig. Ich habe es sogar gerne, wenn es im gesunden Rahmen etwas stressig ist.

» Notiert : Daniel Köppel Mitarbeiter Unternehmenskommunikation Bilder: Roger Nigg, Daniel Köppel

Valentin Nauser Logistiker EFZ, 1. Lehrjahr

Ich habe schon einige Bekanntschaften gemacht und vom Fachlichen her viel Erfahrungen gesammelt. Auch wenn die Arbeit manchmal eintönig ist, haben wir immer genug Beschäftigung. Am liebsten bin ich am Kommissionieren.

Die Sonne ist ein Planet der Extreme. Ihre Kraft 200 Milliarden bar – das entspräche dem Geist unvorstellbar – sie strahlt im Jahr 10 000 mal wicht der ägyptischen Cheops-Pyramide auf mehr Energie auf die Erde, als von der gesamten einem Stecknadelkopf. Kein Leben ist in dieser glühenden Hitze und Weltbevölkerung verunter diesem enormen braucht wird. Sie ist Im Sonnenkern herrschen Druck möglich – und der Hauptreihenstern in doch: Ohne Sonne der Galaxie der MilchTemperaturen von bis zu kein Leben. strasse und steht im 15 Millionen Grad Celsius. Zentrum des Sonnen­ Doch die Sonne ist systems, das sie durch ihre Schwerkraft dominiert. Im Sonnenkern nicht nur das zentrale «Gestirn» am Himmel, herrschen Temperaturen von bis zu 15 Mil- sie ermöglicht als der erdnächste Stern auch lionen Grad Celsius und ein Druck von erst alles Leben auf der Erde. Und selbst

Wind und Wetter werden durch sie ausgelöst und beeinflusst. Die Erde kreist in ca. 150 Millionen Kilometern Abstand um die Sonne, die Erdachse zeigt dabei immer in dieselbe Richtung. Im Nordsommer ist die Nordhalbkugel zur Sonne geneigt – die Tage sind lang und die Sonne steht steil am Himmel. Deshalb ist es bei uns heiss im Sommer. Im Herbst und im Frühjahr steht die Erdachse dann senkrecht zur Verbindungslinie Erde-Sonne. Wettermacher Sonne Das heisst, die Sonne steht senkrecht auf dem Erdäquator, beide Halbkugeln erhalten gleich viel

Nico Georges Logistiker EFZ, 1. Lehrjahr

Für mich ist es manchmal sehr speziell, weil ich älter bin als die anderen. Da sind die Lebensthemen natürlich nicht dieselben. In der Schule bekomme ich das weniger zu spüren, weil ich dort mehr autodidaktisch lerne. Grundsätzlich fühle ich mich wohl bei Brüggli.

Kim Michel KV B-Profil, 1. Lehrjahr

Ich fühle mich sehr wohl bei Brüggli. Die Ansprüche sind seit der Abklärung gestiegen und die Schule ist streng. Ich finde es gut, dass die Arbeitsbelastung im Brüggli individuell auf jeden einzeln abgestimmt ist.

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Natürlich

Sonnenlicht. Im Nordwinter ist die Nordhalbkugel von der Sonne weg geneigt und die Sonne steht tief – die Tage sind bei uns darum kurz und kalt. Die Südhalbkugel ist gleichzeitig der Sonne zugewandt, deshalb ist es beispielsweise im Dezember in Südafrika heiss, im Juni aber kühl. Kultisch verehrt Die wichtige Bedeutung der Sonne ist dem Menschen seit jeher bewusst, viele frühere Kulturen verehrten sie als Gottheit. Die tägliche Wieder-

Wussten Sie, dass . . . ... das griechische Wort für Sonne Helios ist ? ...  die Sonne zu fast 100 % aus Wasserstoff und Helium besteht ? ...  die Sonne 1,4 Millionen Kilometer Durch­ messer hat ? ...  die Temperatur im Kern über 15 Mio. Grad Celsius und an der Sonnenoberfläche ca. 6000 Grad Celsius beträgt ? ...  die Sonne wahrscheinlich jünger ist als 100 Millionen Jahre ? ...  man die äussere Sonnenatmosphäre Korona nennt ? ...  heliotrope Pflanzen wie die Schneebutter­ blume die Bewegung der Sonne von Osten nach Westen verfolgen und ihre Blätter nach der Sonne richten ? ...  die Sonne zwar nicht vom Himmel fallen, aber in ca. 4 bis 5 Milliarden Jahren auf das Doppelte heranwachsen und alles Leben auf der Erde verglühen wird  ?

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Natürlich

kehr der Sonne wurde teils ängstlich erwartet wehrkraft gegen Infektionen, es regt die Atmung, und mittels kultischer oder magischer Rituale Durchblutung, den Kreislauf und den Stoffwechsel beschworen, während Sonnenfinsternisse grosse an. Und: Durch die Sonneneinstrahlung wird im Bestürzung und Furcht auslösten. Im alten China menschlichen Körper vermehrt das «Glückshormon» Serotonin gebilglaubte man sogar, ein det – ein natürlicher Drache würde die SonSonnenlicht wirkt wie ein Stimmungsheber. Auch ne verschlingen. Durch immensen Lärm vernatürliches Antidepressivum das «Sonnenvitamin» Vitamin D wird erst suchte man, das «Untier» dazu zu bewegen, auf den menschlichen Körper. durch das Zutun von ultravioletten Strahlen in die Sonne wieder freizugeben. Andererseits machte sich die Menschheit der Haut gebildet. Als Hauptwirkung lagert Vitadas Wissen über die für alles Leben fundamenta- min D Kalk in die Knochen ein. Daneben zeigen sich len Perioden Tag und Jahr schon seit frühester zahlreiche weitere Wirkungen, unter anderem auf Zeit nutzbar: Die Sonne ist über die Erddrehung das Immunsystem, auf das Herz und den Kreislauf. die natürliche Uhr der Menschen. Die Abfolge der Jahreszeiten führte zur Entwicklung des Kalen- Zuviel Sonne kann gefährlich sein ders, der für alle Kulturen überlebenswichtig war. Die Sonne strahlt aber nicht nur Licht, Wärme und positive Energie aus, sondern auch für uns Menschen gefährliche Strahlung, wie z. B. das ultraviLebensspender und Wohlfühlfaktor Sonnenlicht ist die Grundvoraussetzung für die olette Licht. Unsere Haut verfügt je nach Hauttyp Photosynthese. Es liefert die Energie, die unver- über ein natürliches Schutzschild gegen diese zichtbar ist für die Entstehung von organischer Strahlen. Ein Teil der UV-Strahlung wird durch die Substanz, dem Wachstum aller Pflanzen. Und die oberste Hautschicht, die Hornhaut, reflektiert. Sonne lässt die Pflanzen Sauerstoff produzieren – Bei wiederholter Bestrahlung verdickt sich diese Hautschicht, die sogedas Element, ohne das nannte Lichtschwiele der Mensch nicht überZwischen 11 und 15 Uhr entsteht und der naleben könnte. Die Sonne ist also für Mensch sollte man den Aufenthalt an türliche Selbstschutz der Haut baut sich auf. und Natur absolut der prallen Sonne meiden. Ausserdem wandeln unverzichtbar. Doch die Pigmentzellen der wie genau wirken Sonnenstrahlen auf den Menschen? Wenn die Sonne Haut Pigmentvorstufen in das Hautpigment Mescheint und die Dunkelheit weicht, verändert sich lanin um. Effekt: Die Haut bräunt sich. Werden bei fast jedem die Stimmung. Man ist in der Regel diese Schutzsysteme aber durch übermässig lange glücklicher und zufriedener, weil Sonnenlicht wie Bestrahlung überschritten, kommt es zum Sonnenein natürliches Antidepressivum wirkt. Bereits we- brand. Das Tückische daran ist, dass sich ein Sonnige Sonnenstrahlen haben eine positive Wirkung nenbrand meist erst nach vier bis sechs Stunden auf unseren Körper: Das Licht steigert die Ab- bemerkbar macht und sich z. B. nach der Dusche

zeigt. Die Haut ist gerötet, gespannt und fühlt sich unangenehm heiss an. Nach 12 bis 24 Stunden sind die Symptome am schlimmsten: flächenhafte Rötungen, eventuell auch mit Schwellung oder Blasenbildung, Schmerzen und Juckreiz. Guter Rat ist nicht teuer Die einzige wirkliche Hilfe nach einem Sonnenbrand ist, die Sonne zu meiden und vor allem

mit Kühlung und Feuchtigkeit den Hautschaden so gering wie möglich zu halten. Hilfreich, heilend und angenehm kühlend ist das Auftragen von Naturjoghurt, Aloe Vera oder Quark auf die beanspruchte Haut. Auch kühle Duschen können helfen. Viel Wasser trinken unterstützt die Behandlung ausserdem und hilft, die häufig bei zu viel Sonnenkonsum auftretenden Kopfschmerzen zu vermeiden. Das beste Mittel gegen Sonnen-

brand ist allerdings, ihn gar nicht erst entstehen zu lassen. Also: Wenn möglich im Schatten bleiben und die intensive Sonne um die Mittagszeit (von 11 bis 15 Uhr) ganz meiden. » Viviane Probst Fachspezialistin Unternehmenskommunikation » Bilder Hauttypen: Yannick Müller

Die Hauttypen Hauttyp I • sehr helle Haut • viele Sommersprossen • helle, blaue oder grüne Augen • rotblondes oder hellblondes Haar • keine Bräunung • ohne Sonnenschutz Sonnenbrand nach 5 bis 10 Minuten

Hauttyp II • helle Haut • meist Sommersprossen • helle Augen (blau, grün, grau) • blondes Haar • langsame Bräunung • ohne Sonnenschutz Sonnenbrand nach 10 bis 20 Minuten

Empfehlung: Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (mindestens LSF 30) benutzen.

Empfehlung: Sonnenschutzmittel mit mittlerem bis hohem Lichtschutz­faktor (mindestens LSF 25) benutzen.

Hauttyp III • braune Haut • dunkle Augen • braunes Haar • schnelle Bräunung • ohne Sonnenschutz Sonnenbrand nach ca. 20 bis 30 Minuten

Hauttyp IV • dunkle Haut • dunkle Augen • schwarzes Haar • ohne Sonnenschutz Sonnenbrand nach ca. 45 Minuten

Empfehlung: Sonnenschutzmittel mit mittlerem Lichtschutzfaktor (mindestens LSF 20) benutzen.

Empfehlung: Sonnenschutzmittel mit niedrigem Lichtschutzfaktor (mindestens LSF 15) benutzen.

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Natürlich

Wenn das Wetter für den Körper zu viel wird Temperaturschwankungen bis zu 20 Grad Unterschied und ein Winter, der sich bis in den Mai hinauszögert: So präsentiert sich das Wetter heute. Das ist hart für unseren Körper. Das Wetter macht Schlagzeilen, es spielt ver- die Kaltluftzufuhr und die unklaren Wetterlagen. rückt, in immer kleineren Zeitabständen. Gewiss, Die Warmluftzufuhr, zum Beispiel, kann Migräne, grüne Weihnachten gab es immer wieder, und Asthma oder Bronchitis verstärken, während die auch der Winter, der erst im Frühling stattfindet, Kaltluftzufuhr Herz- und Kreislaufbeschwerden war auch schon dagewesen. Und Naturkatastro- begünstigt. phen gibt es seit Menschengedenken. So halten Zweckoptimisten immer noch an diesem Leitsatz Wetterfühligkeit ist ein Thema fest: «Das gab es schon vor 100 Jahren». Nur, die Reagiert jeder Mensch anders auf das Wetter? Tatsache, dass gleich mehrere solcher Phänome- Wolfang Wesiak, Facharzt für innere Medizin, erklärt gegenüber dem ne innerhalb eines Jahdeutschen Nachrichres stattfinden, wirft Grosse Temperatur­ tenmagazin ntv, dass die Frage auf: Ist das das Wetter oft den normal? Was ist mit schwankungen machen Menschen zusetzte, die der Natur los? uns zu schaffen. gerne «nach innen» schauen und desTheorien über mögliche Ursachen gibt es viele. Die populärste ist die von halb auch sensibilisierter ihren Körper der globalen Erwärmung. Die überdurchschnittli- wahrneh­men. Ansonsten merke der gesunche Erwärmung der Arktis hat zur Folge, dass die de Mensch kaum etwas davon. Eisfläche auf ein absolutes Minimum geschmolzen ist. Das begünstigt eine Erwärmung des Polarmee- Während der langen Schlechtwetres. Die Folgen sind extreme Wettersituationen terperiode im April und Mai wie starker Schneefall, Hitzewellen und Über- 2013 wurde die getrübte Stimmung unter den Leuschwemmungen. ten von Tag zu Tag spürbarer. Und die Erleichterung Körper muss sich darauf einstellen Der Leidtragende der ständig wechselnden Wet- war umso grösser, als der terveränderungen ist der Körper. «Der Körper muss Sommer praktisch von eisich auf die neuen Druck- und Temperaturbedin- nem Tag zum andern Einzug gungen einstellen», erklärt Regula Gehrig vom Luftdruck und Klima Bundesamt für Meteorologie und Klima­ haben einen Einfluss auf tologie. Über die Folunseren Organismus. gen können viele ein Lied singen: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen bis hin zu Kreis- hielt, körperliche Belaslaufstörungen können auch auf solche Wetterein- tung hin oder her. Müssen wir auch in Zukunft mit solflüsse zurückgeführt werden. chen Wetterextremen leben? Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie führt fünf Wetterklassen an, die einen Einfluss » Daniel Köppel auf unseren Organismus haben: das HochdruckMitarbeiter Unternehmenskommunikation zentrum, die Warmluftzufuhr, das Tiefdruckzentrum, 20 | unterwegs 1113

Natürlich

Der Wetterchef gibt Auskunft Wenn das Wetter verrückt spielt, laufen bei ihm die Telefondrähte heiss. Thomas Bucheli, Redaktionsleiter von SRF Meteo, spricht über wetterfühlige Menschen und die globale Erwärmung, die den Untergang nicht bringen wird. Herr Bucheli, es gibt Menschen, die das Wetter fühlen. Was halten Sie als Wetter­ experte, der sich auf wissenschaftliche Fakten stützt, von der Wetterfühligkeit? Thomas Bucheli: Natürlich gibt es Wetterfaktoren wie den Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit oder Temperaturschwankungen, die sich ungünstig auf die Leute auswirken können. Ich habe es zum Beispiel auch nicht gerne, wenn es schwül ist. Von daher würde ich sagen, dass es sicher etwas an sich hat. Denn wir leben nunmal mit unserer Umwelt und sind ein Teil davon. Sicher gibt es Leute, die etwas sensibler auf gewisse Umstände reagieren. Schmerzempfinden ist aber objektiv nicht messbar; das ist eine subjektive Angelegenheit.

weil sie bei schönem und föhnigem Wetter immer Kopfschmerzen habe. Ich getraute mich nicht, dieser Dame zu sagen, dass wir gerade Nordwind und damit frische Polarluft haben und das also nichts mit dem Föhn zu tun hat. Die Dame hat die Wetterlage offenbar als Föhn aufgenommen – und den Föhn für ihr Kopfweh verantwortlich gemacht.

In den Neunziger Jahren hat Meteo jeweils am Schluss der Sendung auf die Bauernregeln verwiesen. Was ist wahr an den Bauernregeln? TB: Die Bauernregeln beziehen sich auf optische Wetterphänomene wie Wolkenbildungen, Verfärbungen am Himmel oder Regenbogen und «Das Wetter ist zu einem nehmen deshalb etwas auf, das in der AtmoWir haben schon verKonsumgut geworden. sphäre passiert. Eine sucht, Wetterfühligkeit Wehe, es passt nicht.» Bauernregel, die mir wissenschaftlich zu besonders gefällt, beuntersuchen, in dem man Beschwerden in irgendeiner Form phy- sagt: Wenn der Himmel gezupft der Wolle gleicht, sikalischen Prozessen zuordnet. Wir fanden die Sonne bald dem Regen weicht. Das kann man aber heraus, dass verschiedene Leute un- einerseits mit der Aufzugsbewölkung in den höheterschiedlich auf den- ren Schichten interpretieren, es kann aber auch selben Wetterein- auf wattebäuschel-ähnliche Wolkenstrukturen am fluss reagieren. Morgen hinweisen, die zeigen, dass das GewitterEs lassen sich risiko relativ hoch ist. Man muss die Bauernregeln also keine cha- immer im Kontext mit der Wetterlage sehen. So rakteristischen tönen sie weniger mystisch. Reaktionen einzelnen Wetterla- Was hat es mit dem «Bögg» am Zürcher Sechseläuten auf sich? Man sagt, dass die gen zuordnen. Dauer bis zum Zeitpunkt, wo er verbrennt, Ich hinterfrage etwas über das Wetter im Sommer aussagt. das Ganze auch TB: Diese Annahme stammt aus einer Zeit, als der ein wenig, weil Aberglaube gross geschrieben war. Mit der Realies darin einige tät hat das nichts zu tun. psychologische Komponenten gibt. Ich habe das Gefühl, dass wir immer grösseHierzu eine kleine An- ren Temperaturschwankungen ausgesetzt ekdote: Ich war vor Jahren sind, mit Temperaturunterschieden bis zu 20 auf der Bundeshausterrasse Grad. Vielen Leuten schlagen diese Wettermit einem wunderbaren Blick auf verhältnisse auf das Gemüt. Gehe ich richtig die Alpen. Es kam eine alte Dame in der Annahme, dass diese Extreme zugeauf mich zu und sagte mir, wie nommen haben? wunderschön es hier sei. Leider TB: Ich setze da ein grosses Fragezeichen, weil könne sie es selten geniessen, grundsätzlich in der Wetterentwicklung nichts

Thomas Bucheli, Wetterexperte bei der Sendung Meteo des Schweizer Fernsehens SRF Bild: SRF

Spezielles passiert ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Mai und der Juni sehr niederschlagsreiche Monate sind. Ich denke eher, dass sich die Erwartungshaltung an das Wetter verändert hat. Man erwartet, dass im Mai und im Juni langsam der Sommer kommt – und wenn das Wetter dann anders ist, ist man enttäuscht. Ich erinnere mich an das Klima in meiner Kindheit. Diese abrupten Übergänge in die verschiedenen Jahreszeiten gab es damals nicht, oder? TB: Wir können uns niemals an ein Klima erinnern, weil das Klima ein virtueller Wert ist, der aus 30 Jahren Wetterverhältnissen zusammengesetzt ist. Einzelne Wetterphänomene hingegen können wir subjektiv wahrnehmen, wobei wir uns sehr selektiv daran erinnern. Ich bin zum Beispiel am 29. Mai 1961 geboren, und damals hatte es offenbar massiv geschneit – mitten im Frühling. Es gibt hunderte von ähnlichen Beispielen, die man wieder vergessen hat. Trotzdem behaupte ich, dass sich diese Ereignisse innerhalb eines Jahres häufen. TB: Einspruch, euer Ehren! Die Leute kommen immer wieder mit Filmaufnahmen zu uns, wenn es im Juni schneit und wollen uns erzählen, wie unterwegs 1113 | 21


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aus­sergewöhnlich das ist. Dann gehen wir ins Änderung der Zirkulation äussern. Wir dürfen Tagesschau-Archiv und stellen fest, dass sich die- nicht einzelne Ereignisse als Indiz für Beweise nehmen, dürfen aber se Wetterlagen ständig auch nicht wegen der wiederholen. Die Leute «Die Hitzetage mit kalten Winter, die wir denken dann, es wäre etwas Spezielles. Wir Temperaturen über 30 Grad in den letzten Jahren hatten, sagen, dass alhaben die Eisheiligen haben zugenommen.» les Humbug ist. und die Schafskälte, die altüberliefert sind. Sie zeigen offenbar, dass solche Sachen im Mai Die Naturkatastrophen haben in den letzoder Juni passieren. Wenn wir aber die Anzahl ten Jahren ebenfalls massiv zugenommen Hitzetage mit über 30 Grad anschauen, denn stellt und sind keine Einzelereignisse mehr. Jetzt man tatsächlich fest, dass diese in den letzten werden Sie sicher sagen, das gab es schon immer? Jahren zugenommen haben. TB: Sie haben recht, ich könnte das jetzt wieder Und somit wären wir bei der Klimaerwär- herunterspielen und ich hätte sogar einige Argumente dazu. Aber andererseits muss ich sagen, mung? TB: Diesbezüglich ist alles noch offen, wie sich die dass wir ein höheres Temperaturniveau von vielKlimaerwärmung äussert. Klimaerwärmung leicht einem Grad haben und daraus schliessen heisst, dass die Durchschnittstemperatur der können, dass die Luft mehr Wasserdampf in sich Meeresoberfläche zunimmt. In einigen Gebieten trägt. Und mehr Wasserdampf trägt das Potenzigeht das schneller, in anderen dauert es langsa- al für mehr Niederschlag in sich. Man kann also in der Tat daraus abmer. Das heisst aber leiten, dass gewisse nicht, dass grundsätz«Schnee im Mai, Wärme Wetterlagen von früher lich die Temperatur des verstärkt werden und Wetters zunimmt. Das im Dezember: Das gab es gefährlicher sind, oder Wetter bleibt variabel auch früher schon.» dass gewisse Wetter­ und kann während zehn ereignissse häufiger weiteren Jahren kalte Sommer bringen. Wenn die restlichen 20 Jahre auftreten. Ich bin aber kritisch gegenüber den überdurchschnittlich warm sind, kann man nach Behauptungen, dass die globale Erwärmung 30 Jahren sagen, dass wir durchschnittlich eher zu hochdramatisch ist und Zerstörung und Untergang warm haben. Die Klimaerwärmung spürt man bringt. Das stimmt nicht. grundsätzlich nicht, aber sie kann sich durch die

Aussensicht

Verlierer sehen anders aus Eine Lern- und Konzentrationsschwäche sowie ein verlorenes Selbstbewusstsein begleiteten mich im Sommer 2010 ins Brüggli. Heute geht es mir besser denn je. Denn ich darf meinen Traum, Journalistin zu werden, endlich verwirklichen.

Da bin ich froh. Abschliessende Frage: Warum ist das Wetter bei den Leuten ein so beliebtes Thema? Meteo hat im Schweizer Fernsehen vermutlich die höchsten Einschaltquoten? TB: Was wir natürlich sehr schätzen. Ich sage immer, schönes Wetter ist schlecht für das Geschäft (lacht). Das Wetter ist, wenn man in die Ferien geht, inzwischen zu einem Konsumgut geworden, das man in gewisser Weise einkauft. Wehe es passt nicht, dann hat der Reiseveranstalter versagt. Gleichzeitig spielen die Medien dabei auch eine Rolle. Das Wetter wird bei vielen Radiostationen und privaten Sendern sehr stark emotionalisiert. Es findet ein regelrechter Hype, ein gegenseitiges Hochschaukeln des Themas, statt – wogegen ich als Meteorologe natürlich nichts einzuwenden habe. » Interview: Daniel Köppel Mitarbeiter Unternehmenskommunikation

Interview mit dem Wetterfrosch: Daniel Köppel, Mitarbeiter Unternehmenskommunikation, im Gespräch mit Thomas Bucheli, Wetterexperte beim Schweizer Fernsehen.

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Mein ganzes Leben hatte ich mit einer Lernschwäche zu kämpfen, besonders im Fach Mathematik. Dazu kam, dass ich Mühe hatte, mich längere Zeit zu konzentrieren. In der Schule hatte ich es darum nicht leicht. Ich wurde vom einen Spezialisten zum nächsten geschickt, und jeder meinte es besser zu wissen. Als ich mit 17 Jahren die Realschule abschloss, fing ich eine Lehre in der Gastronomie an. Die neue Arbeitswelt war jedoch wahnsinnig hektisch, laut und stressig. Dazu kam, dass meine Lehrlingsausbildner überhaupt keine Zeit hatten und schon gar keine Nerven, sich mit jemandem wie mir zu befassen. Im Februar 2008 musste ich schmerzlich einsehen, dass die Welt der Gastronomie nichts für mich war und brach die Lehre ab. Aufgeben kam für mich zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage. Darum versuchte ich im sozialen Bereich Fuss zu fassen. Ich absolvierte verschiedene Praktika, doch wurde ich jedes Mal gebremst von wahnsinnigen Versagensängsten und Selbstzweifeln. Ich war vollkommen blockiert und kaum im Stande, in einer Stresssituation einen klaren Gedanken zu fassen. Es war klar, dass ich eine Ausbildung zur Pflegefachfrau so nicht machen konnte.

Katja Wohlwend blickt zufrieden auf ihre Zeit bei Brüggli zurück. Heute ist sie als Journalismus-Praktikantin tätig.

wohl fühlte. Zu meiner eigenen Überraschung fühlte ich mich schnell zuhause und ich glaubte, es wirklich schaffen und die zwei Jahre überstehen zu können.

Neue Zuversicht gewonnen Mit Brüggli kam die Wende Nach einer abgebrochenen Lehre und zahlreichen Brüggli half mir tatsächlich allmählich aus meinem missglückten Versuchen, wieder in die Berufswelt Loch der Unsicherheit und des Selbstzweifels zu einzusteigen, fühlte ich mich kaputt. Wenn ich kriechen. Dass ich jeden Tag gerne aufstand, um an die Zukunft dachte, bekam ich unvorstellba- zur Arbeit zu gehen, war für mich eine wunderbare, neue Erfahrung. re Angst und sah nur In der Berufsschule tiefes Schwarz. In der «Endlich darf ich tun, was erklärte ich schon Nacht verfolgten mich irre Albträume und daich liebe: schreiben. Ich will bald Deutsch zu meinem Lieblingsfach. Ich zu kam, dass ich meine Journalistin werden.» merkte ein gewisses Eltern enttäuscht hatTalent im Texte schreite, was mir unglaublich weh tat. Mein Berufsberater schlug mir eine ben. So wurden beispielsweise meine Aufsätze in betreute Berufslehre, begleitet von der Invaliden­ Maturitätsklassen vorgelesen, und ich durfte meiversicherung, vor, in der ich die nötige Zeit und die nen allerersten Artikel im Brüggli-Magazin «unterwegs» verfassen. Diese Anerkennung tat meiner Hilfe bekam, die ich so dringend brauchte. Im Sommer 2010 trat ich also bei Brüggli die Aus- Seele wahnsinnig gut. Schon bald wuchs in mir der bildung zur Büroassistentin EBA an. Ich freute Wunsch, das Schreiben beruflich zu nutzen. Meine mich zwar auf die Zukunft, hatte jedoch Angst, Lehre als Büroassistentin EBA schloss ich im Somwieder zu versagen und schliesslich schon wieder mer 2012 erfolgreich ab. Nach dieser Ausbildung von vorne beginnen zu müssen. Ich wurde einer fand ich schon bald ein dreimonatiges Praktikum Wohngruppe zugewiesen, in der ich mich rasch in der Liechtensteinischen Landesbibliothek in

Bild: zVg.

Vaduz. Ich bekam Lob, man war zufrieden mit mir und ich war es endlich auch mit mir selbst. Nach dieser guten Zeit in der Bibliothek war ich wieder auf Stellensuche. Traumberuf Journalistin An einem obligatorischen Kurs für Stellensuchende entdeckte der dortige Kursleiter mein Schreibtalent. Er verhalf mir zu einer Stelle als Redaktionspraktikantin bei einer renommierten liechtensteinischen Tageszeitung. Endlich darf ich das tun, was ich liebe: schreiben. Regelmässig führe ich selbstständig Interviews, begleite Arbeitskollegen zu verschiedenen Presseterminen und durfte schon so manchen Artikel selbst verfassen. Für die Zukunft wünsche ich mir, weiterhin schreiben zu dürfen und mich zur Journalistin auszubilden. Dankbar bin ich all jenen, die mir geholfen und mich in dieser schweren Zeit unterstützt haben. Man gab mir die nötige Zeit, die ich brauchte, um mein Selbstbewusstsein wieder zu finden und zu lernen, mit meinen Schwächen umzugehen. » Katja Wohlwend ehemalige lernende Büroassistentin, heute Journalismus-Praktikantin

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Aussensicht

Daniel Ziener schätzt die Vielfalt an seinem Beruf genauso wie den guten Kontakt zu seinem Vorgesetzten Bruno Müller.

Bilder: Ivan Wietlisbach

Ein Lächeln für die Schule Rund drei Monate war Daniel Ziener im Programm der Arbeitsassistenz von Brüggli, um eine Lehrstelle zu finden und um sich auf sein späteres Berufsleben vorzubereiten. So fand er einen Ausbildungsplatz beim Sekundarschulzentrum Pestalozzi in Kreuzlingen. Daniel Ziener lächelt. Das fällt auf, wenn man ihn das Richtige ist, arbeitete er mit Hilfe der Brüggli bei seiner Arbeit beobachtet. Er hat fast ständig Arbeitsassistenz weiter an seinem Berufsprofil. ein Lächeln auf den Lippen. Egal, ob er putzt, Was kann ich gut, was kann ich weniger gut, wo saugt, laubt, wischt, schraubt, repariert oder sei- liegen meine Stärken, wo meine Schwächen? «Ich konnte von der Zeit in nem Vorgesetzten Bruder Arbeitsassistenz no Müller zuhört. Man «Ohne Brüggli hätte ich viel- sehr profitieren. Frau merkt, dass ihm seine Luvoni und ihr Team haArbeit beim SSZ Pesleicht keinen so guten ben mir sehr geholfen talozzi grossen Spass macht. «Mir gefällt es Ausbildungsplatz gefunden.» bei den Bewerbungen sowie bei den Vorbereihier einfach super, das Team ist gut, ich fühle mich bestens aufgehoben tungen für ein Vorstellungsgespräch. Sie haben mir und gut aufgenommen. Ausserdem ist meine Ar- Rückhalt, wertvolle Tipps und auch genügend Zeit beit vielfältig und abwechslungsreich», sagt Da- gegeben, mich gründlich umzusehen. Ohne diese Unterstützung hätte ich meine Lehrstelle hier vielniel – und lächelt. leicht nicht so schnell gefunden», meint Daniel und schaut zu seinem Vorgesetzten, Hauswart Bruno Optimale Vorbereitung auf Ausbildung Rückblende September 2012: Daniel Ziener steigt Müller. Dieser sagt: «Daniel hatte sehr gute Vorausin sein Programm bei der Brüggli Arbeitsassistenz setzungen, er war gut vorbereitet und brachte die ein. In dieser Zeit macht er drei Schnupperkurse, richtigen Fähigkeiten mit. Ausserdem wollten wir unter anderem als Fachmann Gesundheit im Al- jemand Älteren und jemand, der nicht aus Kreuzters- und Pflegeheim Amriswil, bei der Genossen- lingen ist. Die Schüler haben dann viel mehr Resschaft Alters- und Pflegeheim Romanshorn und pekt. Ich arbeite sehr gerne mit Daniel zusammen, als Fachmann Betriebsunterhalt bei der Schule ich bin sehr zufrieden mit ihm. Daniel ist immer Kreuzlingen. Weil Daniel schnell merkte, dass aufgestellt und ich bereue meine Entscheidung, der Beruf als Fachmann Gesundheit für ihn nicht ihm eine Chance zu geben, noch keine Minute.»

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Klare Zukunftsvorstellungen Daniels Alltag ist klar strukturiert. Am Morgen gibt's diverse Reinigungsarbeiten (Oberflächen Tische, Bildschirme in der Informatik, Böden, WCAnlagen) im Schulgebäude und den Schulzimmern zu machen, am Nachmittag fallen technische Arbeiten, Reparaturen, Unterhaltsarbeiten, Abfallentsorgung, Staubsaugen und Aussenarbeiten je nach Saison an. Lärmverursachende Arbeiten wie Laubsaugen, Laubblasen oder Bohren werden auf den Mittwochnachmittag verlegt, wenn wenig Schüler im Schulzentrum sind. Auch Daniels Zukunft scheint klar. «Nach der dreijährigen Lehre möchte ich eine Ausbildung zum Hauswart machen oder Facility Management studieren.» Das wird Daniel Ziener bestimmt gelingen – «mit links» und mit einem Lächeln auf den Lippen.

«Ich mache alle Arbeiten gerne. Es gibt nichts, was mir missfällt.»

» Viviane Probst Fachspezialistin Unternehmenskommunikation

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Wohnen

Blick von Südwesten auf den Neubau

Wohnen

Lichtdurchflutete Gänge führen zu den Wohnungen.

Klare Formen für eine moderne Architektur

Licht und Raum für junge Menschen Der Rohbau steht, das Flachdach ist vollendet und das Tageslicht strömt durch fertig montierte Fenster. «Es läuft rund», sagt Architektin Nicole Germann. Per Sommer 2014 wird viel Leben ins neue Wohnhaus einkehren. Ziel ist, dass die Gebäudehülle noch vor dem Wintereinbruch fertig ist. Vielleicht reicht es sogar für die Verputzarbeiten, aber das hängt stark von der Witterung ab. Klar ist: Es war alles andere als selbstverständlich, dass die Arbeiten so gut voranschreiten würden. Denn beim Aushub stiess man auf Felsen, wodurch die Aushub- und Rohbauar-

Die Gemeinschaftsküche ist ein zentraler Aufenthaltsort.

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beiten anfänglich im Verzug waren. Architektin Nicole Germann attestiert dem Baumeister, der Firma Bressan Baut AG, einen überdurchschnittlichen Einsatz; so sei es möglich gewesen, den Verzug wettzumachen. Und so konnte Ende September das Aufrichtfest gefeiert werden.

Ausstattungs-Ideen Auch im Innern kommen die Arbeiten voran. Der Grundputz wird aufgebracht und die Unterlagsböden sollten gemäss Plan bis Ende Jahr fertiggestellt sein. Bereits befassen sich die Bauherrschaft und die Architektin mit der geeigneten Ausstattung. Verschiedene Möbellieferanten und Hersteller aus

Sichtbeton, Eichenholz und Glas gehen eine spannende Symbiose ein.

Markant: grosse quadratische Hebeschiebefenster bei den Loggien

Photovoltaikanlage auf dem Dach

Bilder: Hanspeter Bühler

Auf Spenden angewiesen Brüggli finanziert das 12-Millionen-Projekt in erster Linie aus eigenen Mitteln und Hypotheken, ohne öffentliche Zuschüsse. Mit Gönner­beiträgen kon­n­ten bereits 1,8 Millionen Franken gesiPer Sommer 2014 erhalten chert werden – eine Näher und einfacher Im kommenden Som48 Lernende ein inspirieren- grossartige Unterstützung, die noch weiter mer sollen 48 Lernende des neues Zuhause. gehen mag: Brüggli hat von Brüggli im neuen sich zum Ziel gesetzt, Wohnhaus ein inspirie­ rendes, schönes Zuhause haben. Das dreiarmige 3,5 Millionen Franken über Spendengelder zusamGebäude ist sanft in die Umgebung integriert. Die menzutragen. Lage wenige Schritte gegenüber von Brüggli ist ideal: kurze Arbeitswege, bessere Betreuungsmög» Michael Haller lichkeiten, geringerer administrativer Aufwand, Leiter Unternehmenskommunikation schnellere Reaktionszeiten bei Notfällen. der ganzen Schweiz haben Muster eingereicht. Die Illustrationen auf dieser Doppelseite – allesamt Entwürfe – vermitteln einen Eindruck, wie es schon bald in Brügglis neuem Wohnhaus aussen könnte.

Wartezone im Eingangsbereich. Durch grosse Fenster strömt viel Licht.

Illustrationen: GMN Architekten

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Nachgefragt

Was gut tut

Was würden Sie am TV ändern ? Über das Fernsehprogramm lässt sich streiten. Was würden die Mitarbeitenden von Brüggli anders machen? Martin Meier Lagerverwalter Brüggli Medien

Ich würde bei den Sportsendungen TV-Reporter anstellen, die mehr Erfahrung auf ihrem Gebiet haben. Ich finde, sie kommentieren zu wenig fachmännisch. Obwohl Beni Turnheer manchmal viel plaudert, finde ich ihn diesbezüglich gut. Weiter fehlen mir die Unterhaltungssendungen von damals, welche die ganze Familie ansprechen.

Cäsar Kurath Mitarbeiter Montage

Als TV-Boss würde ich mehr Beiträge über Leute mit Behinderungen machen. Sie sollen u. a. zeigen, wie sich Behinderte in der freien Wirtschaft behaupten. Weiter finde ich die Art und Weise, wie sich gewisse Politiker im TV präsentieren, nicht in Ordnung. Da ich ein Biker-Fan bin, gäbe es Sendungen über Motorräder.

Tina Schwizer Teamleiterin Druckvorstufe

Ich habe seit neun Jahren keinen Fernseher mehr. Trotzdem, wenn ich über das Programm bestimmen könnte, läge mein Schwergewicht bei Informationssendungen und Talkrunden, die aber besser geführt wären. Sie wären respektvoller, die sensationsgeladene «Dreinrederei» käme dabei nicht in Frage.

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Rolf Bürkler Bereichsleiter Wohnen

Es gibt zu viel utopisches Fernsehen, dafür umso weniger Sendungen, die Alltagsprobleme aufgreifen und daraus themenorientierte Beiträge machen. Dabei könnten sich die Zuschauer interaktiv beteiligen, wie das heute bereits bei TV-Sendern für jüngere Leute umgesetzt wird.

Rosanna Morena Servicefachfrau in Weiterbildung

Die Krimis würde ich alle aus dem Programm nehmen, dies vor allem den Kindern zuliebe. Ich wünschte mir, dass mehr alte Filme wie z. B. Laurel und Hardy oder Charlie Chaplin gezeigt würden und es auch für die Kinder mehr Sinnvolles zu sehen gäbe. Die Simpons finde ich diesbezüglich schlecht, weil sie einen schlechten Familienumgang zeigen. Roland Hagmann Teamleiter Handausrüsten

Meine Sendungen wären ganz im Stil vom GeoMagazin mit viel Dokumentarfilmen, die Hintergrundwissen vermitteln. Sie sollen Informationen enthalten, an die man sonst nicht so schnell heran kommt, um so neue Erkenntnisse zu gewinnen. Mir geht es zu sehr um die Sensationslust der Zuschauer.

» Notiert : Daniel Köppel Mitarbeiter Unternehmenskommunikation Bilder: Daniel Köppel

Francesco Ruberti Mitarbeiter Technische Dienste

Innerhalb eines Programms gibt es zu viel Werbung. Zudem fällt mir auf, dass immer wieder diesselben Filme gezeigt werden. Ich würde ein Programm aufschalten, das Musik aus allen Ländern in allen Sprachen bringt. Dass ich für ein Fussballspiel bezahlen muss, ist nicht o.K. Deshalb würde ich mehr Fussballspiele auf den gewohnten TV-Stationen zeigen. Urs Regenass Teamleiter Druckvorstufe

Mein Fernsehprogramm würde den Zuschauer mehr zum Nachdenken anregen. Ich stelle fest, dass es immer mehr inhaltslose Sendungen gibt. Da finde ich z. B. die französischen Filme authentischer als die Hollywood-Filme. Zudem würde ich im Anschluss an das Meteo ein Fenster einbauen, das nur gute Nachrichten bringt.

Manuela Blumenthal Mitarbeiterin Technische Dienste

Ich würde ein Behinderten-Format machen, das Brüggli TV heisst. Alle, die mitmachen, wären in den verschiedenen Beiträgen die Hauptdarsteller. Es gäbe viele gute News, Beiträge über den Leggero oder Hintergründiges über den Hausdienst. Die Sendungen wären ähnlich aufgebaut wie die Nachrichten.

Frisch gebrüht, heiss begehrt Der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee ist für Kaffeeliebhaber etwas vom Schönsten. Für eher Pragmatische ist Kaffee einfach ein wirkungsvoller Wachmacher. In diesem Artikel erfahren Sie Neues und Überraschendes über das beliebteste Getränk der Welt. Am Anfang atme ich nur den Geruch ein. Tief in die Nase hinein. Ich schliesse die Augen und atme nochmals. Wie gut das riecht – nussig und leicht «röstig»-bitter, einfach unvergleichlich. Wie frischer Kaffee halt riecht. Dann schaue ich die «Crema» an, die typische Kaffeecreme. Ihre dichte Konsistenz, ihre wunderbare Farbe in subtilen Brauntönen und das leicht verwirbelte Muster. Ich nehme einen ersten Schluck – ich bevorzuge

meinen Kaffee mit einem Schuss Milch und wenig Zucker – und verteile den Kaffee in meinem Mund, wo sich das zartbittere, leicht mandelartige Aroma ausbreitet. Komplexes Getränk Kaffee ist das beliebteste Getränk im Land. Vier Tassen geniesst jeder von uns im Durchschnitt pro Tag, das sind rund 1500 Tassen im Jahr. Nur

wenige Menschen versagen sich dem dunklen, wohlriechenden Getränk und outen sich als Kaffeeverweigerer. Das hat seinen Grund. «Kaffee ist aus chemischer Sicht das komplexeste Getränk, das wir zu uns nehmen», meint Chemieprofessor Klaus Roth von der Freien Universität Berlin. Rund 700 Inhaltsstoffe der Kaffeebohne verbinden sich beim Rösten zu tausenden köstlichen Aromen, die unsere Nase und unseren Gaumen erfreuen.

Der perfekte Espresso vpr. Die Crema beim perfekten Espresso ist stabil, dunkel-haselnussbraun und ganz leicht marmoriert, die Espressotasse halb gefüllt und der Duft umwerfend. Der erste Schluck bestätigt: Der Espresso ist perfekt. Kräftig aber weich, weder bitter noch sauer. Machen Sie den Zuckertest beim perfekten Espresso. Das zeigt, ob die Konsistenz der Crema gut ge-

lungen ist. Dazu streuen Sie einen kleinen Löffel Kristallzucker auf die Crema. Das Zuckerhäufchen sollte darauf ein Weilchen liegenbleiben und dann langsam absinken. Die Crema schliesst sich rasch wieder über dem kurz entstandenen Loch. Eine gute Crema bleibt übrigens am Rand der Tasse hängen, wenn Sie den Kaffee getrunken haben. Zum perfekten Espresso gehört auch die dickwandige Porzellantasse, die Wärme speichert – servieren Sie niemals einen Espresso in einer Tasse, die nicht vorgewärmt ist.

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Was gut tut

Was gut tut

selbst hergestellt werden. Dennoch wird Niacin zur Gruppe der B-Vitamine gezählt. Niacin kann sich – in geeigneten Mengen eingenommen – positiv auf unsere Gesundheit auswir­ken. So hilft es bei Arteriosklerose und zu hohen Cholesterinwerten. Kaffee senkt ausserdem das Risiko für Typ-2Ist Kaffee schlecht für uns ? Trotz der Beliebtheit hält sich das Vorurteil, Kaf­- Dia­betes, der ein Risikofaktor für Herz-Kreislauffee schade der Gesundheit oder wirke dehydrie- Erkrankungen ist, er wirkt Entzündungen entge­gen Muntermacher Kaffee und schwächt Schä­ Kaffee ist aber nicht nur wegen seines Ge- rend. Doch neue Studidigun­ gen durch freie schmacks beliebt, sondern auch, weil er der klas- en* über die Wirkung Chemisch betrachtet Radikale ab. In Bezug sische Wachmacher ist. Das Koffein stimuliert von Kaffee auf die auf manche schwedas Nervensystem, verbessert die Konzentration Gesundheit beweisen, ist Kaffee eines der re Erkrankungen wie und steigert die Kapazität für intensive körperli- dass Kaffee viele pokomplexesten Getränke. beispielsweise Leberche Anstrengungen. Kaffee ist auch Synonym für sitive Einflüsse auf un­ zirrhose und Demenz gemütliches Beisammensein und Entspannung, sere Gesundheit haben denn Kaffeetrinker erleben sich als produktiver kann. Kaffee entwässert den Körper nach neuen scheint Kaffee sogar einen deutlich schützenden und fühlen sich in Gemeinschaft anderer Kaf- Unter­suchungen nicht oder nicht nachweislich. In Einfluss zu haben. Kaffee ist also um einiges besfeetrinker wohl. Nicht umsonst heisst einer der einer Tasse Kaffee steckt ein Zehntel des Tagesbe­ ser als sein Ruf. darfs an Niacin. Niacin beliebtesten Verabreist auch unter dem Na- Anspruchsvoller Kaffee dungssätze «Lass uns Der Durchschnittsmen Nicotinsäure oder Wie bereitet man sich denn aber einen richtig einen Kaffee trinken Vitamin B3 bekannt. guten, einen «perfekten» Kaffee zu ? Die Darbiegehen». Kein Tee, kein Schweizer trinkt fast Laut De­ finition sind tungsformen haben sich in den letzten Jahren Wasser, sondern Kaf1500 Tassen Kaffee im Jahr. Vi­tamine Substanzen, permanent unseren Bedürfnissen angepasst. fee – egal ob bei der die von menschlichen Heutzutage braucht man nur noch eine Kapsel in Verabredung dann auch Kaffee getrunken wird. Die Wirkung des Kaffees Körper nicht selbst produziert werden können. Da- die passende Öffnung der Maschine zu schieben, entfaltet sich nach etwa 30 Minuten in unserem her ist Niacin kein Vitamin im klassischen Sinne, einen Knopf zu drücken und abzuwarten. Während Körper: Das Koffein sorgt bei den meisten Men- denn es kann zum einen über Lebensmittel auf- die einen das System der Kaffeekapseln für sich schen für einen zeitweiligen Schub für unsere genommen, zum anderen aber auch vom Körper entdeckt haben, bevorzugen andere Kaffeetrinker Witzigerweise riecht der drittstärkste Aromastoff des Kaffees nach Katzenurin; und gerade dieser trägt zum typischen Kaffeeduft bei. Seine Farbe erhält der Kaffee von verkohlten Partikeln, sie verleihen dem Kaffee nach dem Rösten sein tiefes Braun, weil sie Licht schlucken.

Skurriler Katzenkaffee vpr. Der Kopi Luwak oder auch «Katzenkaffee» ist der teuerste Kaffee der Welt. Der Marken­ name Kopi Luwak stammt aus Indonesien von den Inseln Sumatra, Java und Sulawesi. Nur rund 230 Kilo­ gramm Kopi Luwak werden pro Jahr her­ gestellt. Kopi wird aus Kaffeebohnen hergestellt, die zuerst von der Zibetkatze gefressen und dann beinahe unverdaut wieder ausgeschieden werden, nachdem sie im Darm des Tiers fermentiert wurden. Experten suchen die bevorzugten Katzenklos dieser einem Wiesel ähnlichen nachtaktiven Baumkatze im Dschungel und sammeln die kostbaren Bohnen ein, um sie anschliessend zu rösten. Feinschmecker lassen sich die «edlen» Böhnchen bis zu 300 Euro pro Pfund kosten.

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Hirnzellen. Die benötigte Menge, diesen Schub auszulösen, ist dabei nicht mal besonders hoch. Schon eine halbe Tasse Kaffee reicht aus, um ein mehrstündiges Hoch zu erfahren.

die Zubereitung mit der guten alten Filtermaschi- es stimmt – Kaffee ist in der Zubereitung sicher ne, wieder andere schwören auf die Presskanne. das Komplizierteste aller Getränke. Durch kleinste Fehler kann selbst der Fakt ist, dass – anders beste Kaffee der Welt als bei Tee oder FruchtKaffee trinken ist ein Ritual, innerhalb von Sekunsaft – die Zubereitung den ruiniert werden. eines guten Kaffees etwas Geselliges Und dabei besteht dieeiniges an Wissen errund um den Globus. ses schmackhafte Gefordert: über die Quatränk aus lediglich zwei lität des Wassers, den Mahlgrad, die Wasser- und Brühtemperatur, die Komponenten: Wasser und Kaffeepulver. Art der Aufbewahrung und vieles andere mehr. Für Profis und Hobby­baristi (Barista = ital. für Bar- Bitter oder sauer keeper) ist Kaffee das Kult- und Genussgetränk Die Zubereitungsart von Kaffee ändert sich je schlechthin – und eine Wissenschaft für sich. Und nach Kultur, nationalen Brauchtümern oder auch

nach persönlichem Geschmack. Kaffee wird meist getrunken; dazu wird die Kaffeebohne je nach Zubereitungsart in verschiedenen Feinheitsgraden gemahlen. Bei der Flüssigzubereitung wird er mit heissem Wasser – oft mit Wasser unterhalb des Siedepunktes – zubereitet. Ist die Wassertemperatur zu niedrig, schmeckt der Kaffee alt und sauer, ist das Wasser aber zu heiss, werden die Bitterstoffe vermehrt aus dem Kaffeepulver gelöst und beeinflussen den Geschmack. » Viviane Probst Fachspezialistin Unternehmenskommunikation » *Quelle: Deutsches Grünes Kreuz 2012

Tipps für den perfekten Kaffee • Verwenden Sie immer frisches und kaltes

• Je kürzer und kleiner die Tasse, umso reiner

Wasser, kaltes Wasser hat mehr Mineral­ stoffe. • Füllen Sie Ihren Bohnenbehälter niemals auf, wenn Sie diesen nicht in 1 bis 2 Tagen verbrauchen. • Schützen Sie Ihren Kaffee vor Wärme, Licht und Sauerstoff. • Kaffee sollte zur Lagerung in Aromaschutzdosen aufbewahrt werden. Wichtig ist dabei, dass nicht nur die Bohnen in die Dose umgefüllt, sondern mitsamt Kaffeeverpackung eingesetzt werden. So wird verhindert, dass sich die Kaffeeöle am Rand des Behälters anlegen und ranzig werden. • Wärmen Sie Ihre Tasse vor (entweder am eingebauten Tassenwärmer, oder Sie beziehen vorher Heisswasser in die Tasse). Speziell für Espresso ist dies wichtig, so wird rasches Abkühlen verhindert.

der Kaffeegeschmack – vermeiden Sie langes Brühen in grossen Tassen. • Falls Ihre Kaffeemaschine ein paar Tage ohne Benützung gestanden hat, beziehen Sie vor dem ersten Kaffee eine grosse Tasse heis­ses Wasser und leeren Sie sie weg. Damit wird abgestandenes Wasser im Kreislauf entfernt. Ausserdem befinden sich in jedem Mahlwerk Reste von gemahlenem Kaffee, der bereits «ausgeraucht» ist und dadurch wässrig und leer schmeckt. • Und last but not least: Ohne Qualität und Frische der Bohnen kann kein aromavoller Kaffee gebrüht werden. Frisch gerösteter Kaffee ist ein sehr empfindliches Produkt und verliert selbst in bester Aromaschutzverpackung bereits nach ca. 12 Wochen die Hälfte der Aromastoffe.

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Brüggli Medien

Brüggli Medien

«Früher bediente ich den Papst, heute meine Senioren» Alters- und Pflegeheime leiden noch immer unter einem verstaubten Image. Dass dem nicht so ist, zeigen aktuelle Arbeiten für die Werbekampagne von CURAVIVA Thurgau, die bei Brüggli Medien am Entstehen ist. Christian Bundhun ist 62 und arbeitet als Pflege- Dem Fachkräftemangel entgegenwirken helfer SRK im Alters- und Pflegezentrum Amriswil. Die Menschen werden immer älter und bedürfen Früher war er als Servicefachangestellter in ver- dadurch einer verstärkten Pflege. Mittel- bis langschiedenen Gastrobetrieben tätig – unter ande- fristig könnten der Schweiz die Fachkräfte in rem bei der SBB im Bahnrestaurant. Bevor er in Alters- und Pflegeheimen ausgehen. Laut der die Pflege wechselte, traf er ein paar schillernde Thurgauer Zeitung fehlen dem Kanton Thurgau Persönlichkeiten wie Papst Johannes Paul II., schon jetzt branchenübergreifend 450 Lehrlinge. Aus diesen Gründen Pierce Brosnan oder prescht nun CURAVIUli Hoeness. Trotz der Die Kampagne ist eine VA Thurgau als Branillustren Gesellschaft chenverband für Alentschied sich ChristiMassnahme gegen den ters- und Pflegeheime an Bundhun, ein neuFachkräftemangel. im Kanton Thurgau mit es Arbeitsumfeld zu einer Werbeoffensive suchen. «Ich habe so ein gutes Leben gehabt. Nun war ich an einem vor und will dem drohenden Fachkräftemangel Punkt angekommen, wo ich auch etwas zurück- rechtzeitig entgegenwirken. Das Ziel ist einergeben wollte und habe mich darum entschieden, seits, neue Fachkräfte zu gewinnen – ob für die den älteren Menschen beizustehen und ihnen den Erstaus­bildung, den Wiedereinstieg oder für QuerLebensabend zu verschönern», schildert er lebhaft einsteigende, die mit ihrem jetzigen Beruf unzufrieden sind. Andererseits soll die Kampagne das seinen Berufswechsel.

Impressionen vom Fotoshooting und Filmdreh

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Image von Alters- und Pflegeheimen entstauben und aufzeigen, dass in Heimen spannende Menschen mit noch spannenderen Geschichten arbeiten und leben. Vielfältige Karrierechancen Junge Nachwuchskräfte, aber auch Wiedereinund Berufsumsteiger sollen durch die Imagekampagne die Vielfalt der Tätigkeiten und der Karrierechancen in einem Alters- oder Pflegeheim kennen lernen: von Betreuungsfachleuten über Aktivierungsfachleute bis hin zu einer Köchin oder einem Fachmann Hauswirtschaft, ob als Voll- oder Teilzeitmodelle. Das Aufzeigen von einzigartigen und bereichernden Beziehungen zwischen jungen und alten Menschen steht dabei im Vordergrund. Denn es sind gerade diese Beziehungen, die einen wesentlichen Unterschied zu anderen Arbeitsorten, zum Beispiel Spitälern, ausmachen. Die Kampagne soll nicht nur zum Schmunzeln anregen,

CURAVIVA Thurgau pju. CURAVIVA Thurgau ist Mitglied beim nationalen Dachverband CURAVIVA und vertritt 52 Heime und deren Interessen. CURAVIVA Thurgau macht sich im Besonderen stark für: • eine wirksame und nachhaltige Alterspolitik • ein Leben in Würde, wenn Unterstützung notwendig wird • die Förderung der Qualität in den Heimen • eine Aus- und Weiterbildung auf hohem Niveau • die sinnvolle Verbindung von Innovation und Tradition sondern auch die Bevölkerung veranlassen, das verstaubte Bild über das Pflegewesen abzulegen. Gute Arbeit für Brügglis Lernende Calvin Mattes und Yannick Müller helfen tatkräftig bei der Umsetzung der Imagekampagne von CURAVIVA Thurgau mit. Am Film- und Fotoset setzen sie Mitarbeitende wie auch Bewohnerinnen und Bewohner aus den Heimen in Szene oder arbeiten am «Making of» der Kampagne. Wie sie die Arbeit rund um die Werbekampagne erleben und welche besonderen Erlebnisse sie dabei hatten, erzählen sie im Interview auf der folgenden Seite. » Predrag Jurisic Berater Strategie und Kommunikation

Bilder: Fotostudio Bühler und Viviane Probst

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Brüggli Medien

Brüggli Medien

Lernende von Brüggli setzen Werbekampagne um

Kommunikation ganzheitlich betrachtet

Calvin Mattes und Yannick Müller absolvieren im Fotostudio Bühler eine Ausbildung zum Fotofachmann. Dabei begleiten sie die Fotound Filmarbeiten rund um die Werbekampagne von CURAVIVA Thurgau.

Egal, ob Unternehmensbroschüre, Internet oder Pressearbeit: Eine Kommunikationsmassnahme kommt selten alleine. Brüggli Medien hat sich auf die ganzheitliche Betrachtung spezialisiert.

Wie seid ihr zu eurer Berufswahl gekommen? Calvin Mattes: Ich machte schon als Zehnjähriger Bilder. Später interessierten mich auch Videos, die auf YouTube liefen, so dass ich mir mit dreizehn Jahren eine eigene Kamera mit Videofunktion kaufte, um selbst Musikvideos und Bilder zu produzieren. Obwohl ich ursprünglich nicht Fotofachmann werden wollte, sondern alles Mögliche – wie Architekt, Grafiker oder Zimmermann – kam ich beim Berufsberater wieder auf das Thema Fotografie zurück, schnupperte mal rein, machte das Vorbereitungsjahr bei Brüggli und erkannte, dass es doch mein Traumberuf ist. Yannick Müller: Anfangs war mir diese Berufsrichtung nicht klar, wobei ich schon immer von Fotos fasziniert war. Ich schnupperte also ebenfalls in dieser Berufswelt, was mir sehr gut gefiel, und machte dann wie Calvin das Vorbereitungsjahr bei Brüggli.

«Und jetzt noch rasch die Unternehmensbroschü- ansprechen. Er hat Feuer gefangen für orchestrierre organisieren», sagt sich Max R., um sodann te Kommunikationsmassnahmen, die mehr Wert sind als kurzfristige zu kapitulieren. Er hat Einzelaktionen. Was weder brauchbare FoGebündelte Massnahmen ihn besonders freut: tos parat, noch weiss Er hat einen einzigen er, wie er in der Hitze sind mehr wert als Ansprechpartner für des Alltags die Texte kurzfristige Einzelaktionen. alles und er fühlt sich überarbeiten soll. Und verstanden und gewisan die Gestaltung mag er gar nicht erst denken. Es läuft auf eine Hauruck- senhaft betreut – ganz unaufgeregt, ohne MarktAktion hinaus, ohne klare Grundlagen, ohne Visi- geschrei, umso mehr professionell und mit dem on, ohne Ziel. «Mach mal was Schönes», sagt er Blick fürs Ganzheitliche. dem Grafiker seines Vertrauens (der sich fragt: mit welchen Fotos und auf Basis welcher Corporate- Sozialer Mehrwert inklusive Design-Grundlagen?). Dazu kommt die Suche nach Bei Brüggli Medien arbeiten Profis aus Druck, Geeiner Druckerei und am Ende die Frage nach dem staltung, Fotografie, Werbung, Journalismus und korrekten Versand, wobei ihm bewusst wird, dass Printmedienverarbeitung. Nebst der ausgewiesenen Erfahrung und dem Vollservice-Angebot sind er keine sauberen Adressen bereit hat. es auch die sozialen Werte, die das Unternehmen einzigartig machen: Brüggli Medien ist einer der Vom Text bis zum Versand Hier setzt Brüggli Medien mit einem Vollservice- grössten grafischen Ausbildungsbetriebe im Land. Angebot an. Für Max R. heisst das: Brüggli Medien entwickelt für sein Unternehmen eine klare Bild- Mehr über Brüggli Medien sprache und macht die Fotos, stellt ein sauberes Auf www.brueggli-medien.ch erfahren Sie mehr Gestaltungskonzept auf die Beine, überarbeitet über die Angebote von Brüggli Medien. Interesund verfeinert die Texte, übernimmt den klimaneu- sierte können auch die Broschüre beziehen; eine tralen Druck und hilft ihm beim Zusammenstellen Mail oder ein Anruf genügt: der Adressen, bis hin zum personalisierten Ver- michael.haller@brueggli.ch, Telefon 071 466 94 94 sand. Ausserdem sensibilisiert Brüggli Medien den Kunden für eine systematische Pressearbeit; » Michael Haller bis anhin hatte er wenig Medienpräsenz, obschon Leiter Unternehmenskommunikation sein Unternehmen voller interessanter Geschichten steckt.

Yannick Müller (links) und Calvin Mattes beim Einrichten des Sets.

ner, die noch von Erlebnissen aus dem Zweiten Weltkrieg zu berichten wissen. Vom technischen Was fasziniert euch an der Lehre? CM: Die Vielfalt und Abwechslung: Mit jeder Auf- Aspekt her betrachtet gefallen mir besonders die nahme wächst die eigene Erfahrung, und ich lerne Studioaufnahmen, bei denen ich den grossen Undabei immer besser, worauf ich bei den Perspekti- terschied zwischen einer Spiegelreflexkamera und ven achten muss. Auch schätze ich die vielen Frei- einer Hasselblad entdecken durfte. YM: Mich haben auch die besonderen Erfahrunheiten des Berufs, ebenso die Kreativität. YM: Für mich ist ebenfalls die Vielfalt des Berufes gen der verschiedenen Menschen beeindruckt, die wir anlässlich der wichtig: Ich könnte mir Shootings getroffen keinen Beruf vorstel«Ich schätze die vielen haben: Jedes Heim, len, bei dem ich tagein, tagaus immer diesel- Freiheiten und die Kreativität jeder Bewohner, jede Mitarbeiterin ist da anben Arbeitsschritte abam Fotografen-Beruf.» ders. Viel gelernt habe solvieren müsste. Ich ich vor allem bei den brauche immer etwas Neues und die Abwechslung. Ausserdem kann Interviewaufnahmen: Wo soll die Videokamera ich beim Fotografieren meine eigene Kreativität aufgestellt sein, wo das Aufnahmegerät für den Ton? Welche Perspektiven kann ich einnehmen? zeigen und mich selbst ausdrücken. Wie gefällt euch die Arbeit an der Kampagne für CURAVIVA? CM: Die Arbeit finde ich interessant und spannend, weil jedes Fotoshooting anders ist: andere Leute, andere Heime, andere Foto-Locations. Darüber hinaus faszinieren mich die eindrücklichen Geschichten der Bewohnerinnen und Bewoh34 | unterwegs 1113

Was war euer bestes Fotoerlebnis? CM: Diese Sommerferien, als ich eine Brücke bei Landschaftsaufnahmen fotografiert habe. Ganz speziell dabei war die HDR-Technik*, mit der ich gerade die Wolken wie auch Elemente der Landschaft besonders hervorheben konnte. Ein weiteres, schönes Erlebnis war meine Fotoausstellung

Bild: Viviane Probst

in Sommeri mit den Eindrücken aus Spanien. YM: Für mich ist es immer toll, wenn ein ungeplanter Schnappschuss zum Top-Shot wird, weil es unerwartet gut gelingt. Ein sehr schönes Erlebnis war auch beim Shooting der CURAVIVA-Kampagne, als ich von einer Bewohnerin erfuhr, dass sie früher keine eigene Badewanne zuhause hatten, sondern in öffentliche Bäder gehen mussten. Heute ist das für uns unvorstellbar. Solche Geschichten faszinieren mich immer wieder. Wo seht ihr euch nach der Lehre? CM: Im Militär (lacht). Danach gedenke ich, mich selbständig zu machen, weil ich gerne unabhängig arbeite und Eigenverantwortung tragen möchte. YM: Auch zuerst im Militär. Was später folgt, weiss ich noch nicht. Ich könnte mir vorstellen, in einem Fotostudio angestellt zu sein und mich im Videobereich fortzubilden. » Predrag Jurisic Berater Strategie und Kommunikation » * Technik für digitale Bilder, die hohe Kontrastunterschiede bei Bildaufnahmen ermöglicht und grosse Helligkeits­unterschiede sehr detailliert darstellt.

Einfacher und gründlicher Max R. hat mit Brüggli Medien einen einzigen Partner für sämtliche Kommunikationsmassnahmen. Seine Broschüre kostet ihn viel weniger Zeit und Nerven, als er befürchtet hat. Bereits denkt er an die Verbesserung seines Internetauftritts, und er hat Ideen zu einem Kundenanlass, den er mit Brüggli Medien ins Gespräch bringen will. Zugleich möchte er einen Newsletter verwirklichen und seine Kunden und Partner regelmässig

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Multi- und Crossmedia

dia-Ko

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2 Jahresbericht 2012

Generalversammlung

› Konzeption einer Imagekampagne Die 15. Generalversammlung für den fand am DonKanton Thurgau nerstag, den 18. April 2012 im Stadtgarten in › Verhandlung der Normkosten 2013 mit dem Frauenfeld statt. Von 53 Mitgliedern waren 34 Kanton sowie mögliche Massnahmen anwesend. Des Weiteren zur waren viele Gäste, Kosteneindämmung im Heimbereich welche partnerschaftliche Organisationen aus verSicht CURAVIVA Thurgau traten, anwesend. › Verhandlungen zu den Als Gast berichtete Regierungsrat Tarifverträgen mit Bernhard der HSK-Gruppe Koch bei der Generalversammlung über die zu › Beantragung einer Verordnungsänderung bewältigenden Herausforderungen zu des letzten Handen des Gesundheitsamtes und des kommenden Jahres. Beispielsweise › Aktive Teilnahme Dominique Nobel, an der Seniorenmesse in mussten die neue Pflegefi nanzierung umPräsident CURAVIA TG Kreuzlingen sowie der Martini-Mäss gesetzt und das Alterskonzept in Frauaktualisiert enfeld werden. Sorgen bereiten dem Kanton unter › Übernahme des Patronats für das Projekt anderem die hohen Ausgaben Jahresb für Ergänzungs«Sana-Job» der Stiftung Zukunft erichtleistungen. › Intensivierte Zusammenarbeit Als Vertreter von CURAVIVA mit den kanCH berichtete 2012 tonalen CURAVIVA-Verbänden Daniel Domeisen im Anschluss der Ostan die Sitzung schweiz über Aktualitäten und Projekte des Fachbereichs › Organisation einer SchwerpunktveranstalAlter. Im Detail stellte er den Bereich Arbeitsinstung zum Thema «Ausbildungsverbünde» trumente und Hilfsmittel vor. Weitere Themen waren die Arbeitszeitanalyse CURAtime, der Neben den genannten Schwerpunkten Kollektivvertrag für Veranstaltungen wurmit Musik den viele Anfragen und Anträge diskutiert und und Filmvorführungen in Heimen, die SO- beantwortet. Zeitungsartikel sowie aktuelle MED-Statistik, der Media Corner sowie weitere Entwicklungen, welche das Image der Heime Projekte und Angebote im Fachbereich Alter. schädigen, wurden kommentiert. In verschiedenen Interviews konnte die Vorstand Sicht der Heime dargelegt werden. Der Vorstand hat im Jahre 2012 insgesamt sieben Sitzungen abgehalten. Davon wurde eine Fachveranstaltung mit Sitzung ausserordentlich einberufen. Wesentli- einer Partnerorganisation che Traktanden waren: In diesem Jahr wurde erstmals › Vorbereitung der Generalversammlung eine Fachveranso- staltung mit einer Partnerorganisation wie der Fachgruppensitzungen angeboten. CURAVIVA Thurgau › Koordination bei der konnte gemeinsam Entwicklung von mit dem Spitex Verband Thurgau Musterkonzepten zu Demenz, eine zuPalliative Care, kunftsweisende Veranstaltung Mitte des JahFort- und Weiterbildung und Arbeitssicherheit res zum Thema «Zusammenarbeit Spitex › Verhandeln von Tarifverträgen und für Akut- und Pflegeheime: Vernetzung, Kooperation Übergangspflege oder Verbundlösung – Was fordert › Verfassen verschiedener die Zukunft?» Stellungnahmen organisieren. z.B. zur «Nachwuchsförderung Tertiärstufe Ein voller Saal machte das Pflege» oder zur Teilrevision grosse Interesse des Bundesge- sowie die Brisanz des Themas deutlich. setzes über Radio und Fernsehen Die Anforderungen an die Heime und › Abklärungen zum Thema Spitexorganisa«Zahlungsausfälle tionen steigen. Dies geht unter anderem durch Gemeinden» aus dem Grundlagenbericht «Home › Organisation einer Weiterbildung Care Thurgau zur Sta- 2012 – Grundlagenbericht tions- oder Teamleitung im Zukunft Spitex Kanton Thurgau Thurgau» hervor. Die Bedeutung von Vernet-

«

Bei Brügg li Medien fühle ich mich geford und voll angen ert, gefördert ne Ausbildung ommen. Meiund für mein ist sinnvoll Leben eine Bereicherun g – ich mach jeden Tag etwas ander e es und habe mit vielen denen Mensc verschiehen zu tun. Deshalb freue ich mich Tag darau jeden f, zur Arbeit zu kommen.

»

Sandra R itter, lern ende Druckte chnolog in EFZ

Zusammenarbeit Spitex und Pflegeheime: Vernetzung, Kooperation oder Verbundlösung – Was fordert die Zukunft?»

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Kommunikation

Kommunikation

Neue Medien, neues Denken Wir können uns informieren, immer und überall. Und wir können Einfluss nehmen auf die Meinungsbildung. Das Internet macht den Leser zum Journalisten und den Kunden zum Geschäftspartner – vorausgesetzt, man lässt sich auf die neue Kommunikationskultur ein. Die kleinen Finger gleiten über den Bildschirm, Internet, Communities und immer schnellerer tippen die App an, starten das Spiel. Die vier- Technologie gross wird. Sie hat die neuen Medien jährige Louise füllt virtuell Flächen mit Farben im Blut, beherrscht sie intuitiv und mit einer Selbstverständlichkeit, aus und stellt Formen die einen 50-Jährigen aufeinander. Sie hilft Dialog statt Marktgeschrei: verblüffen mag. aber auch ihrer Mama beim Verwalten von Eine neue Generation Louise ist ein Beispiel Fotos im Online-Archiv. wächst heran. für einen grossen Wan­Und jüngst hat sie ein del und ein neues KomKinderbuch selbst bestellt; Mama hat nur noch die Adresse und Kre- munikationsverhalten: Einerseits ist die ältere ditkartennummer beifügen müssen. Louise ist ein Generation am Ruder, die mit klassischen Einweg«Digital Native», die neue Generation, die mit Kommunikationsmedien wie Radio, TV und Zei-

tung vertraut ist; andererseits sind die Jungen am Kommen, welche die neuen dialogorientierten Medien zu nutzen wissen, sich in Communities zusammenschliessen, in virtuelle 3D-Welten eintauchen und Inhalte weitgehend selber erstellen und arrangieren. So entstehen abseits der Massenmedien neue Kommunikationsplattformen mit rasant steigenden Nutzerzahlen. Jeder ein Reporter Unternehmen, Politik und öffentliche Hand sind besonders gefordert, sich auf die neuen Möglichkeiten einzustellen und eine aktive Rolle einzunehmen.

Denn die neuen Medien haben einen hohen Ein- tiven Markttests bis hin zur Mithilfe bei der Profluss auf die Meinungsbildung und damit auf die duktgestaltung. Denken, forschen, entwickeln: Wahrnehmung und Reputation einer Marke oder Solche Tätigkeiten können an virtuelle Mitarbeiter eines Unternehmens. Einzelpersonen werden zu ausgelagert werden. Damit geht auch ein neues Meinungs- und Mobilmachern. In Weblogs (Online- Marketingverständnis einher: Durch das ZusamTagebüchern) oder in Audio- und Videobotschaf- menrücken mit den Konsumenten und durch eine ten, zum Beispiel, kann jeder journalistisch tätig dialogorientierte Kommunikation wird das Vertrauen gefördert – eine sein und für seine Sapositive Meinung, die che sprechen. Über die Communities nehmen zum Kauf und zur WeiDialogfunktionen und terempfehlung führt. über wechselseitige eine Kontroll- und Kritik­ Anders als Zeitung, Verlinkungen kann eine funktion wahr. Radio und TV sind die rasche Verbreitung erneuen Medien also reicht werden. Das ist die grosse emanzipatorische Kraft des Internets: nicht nur Sender, die den Konsumenten zum EmpCommunities bauen eine Gegen-Öffentlichkeit auf; fänger machen. Vielmehr sind sie ein Aggregator, sie setzen Themen, schliessen Informationslücken der die Kommunikation anregt und weiterentwiund nehmen eine Kontroll- und Kritikfunktion wahr. ckelt: Die Mediennutzer werden von passiven KonWie weit das gehen kann, zeigen diese Beispiele: sumenten zu mündigen und meinungsautonomen Fans sind mit dem Ende eines Harry-Potter-Bu- Multiplikatoren. Unternehmen, öffentliche Hand ches nicht zufrieden; auf YouTube präsentiert ein und politische Organisationen, die diese Grundsätze verstehen und Comedy-Trio ein neues zu nutzen wissen, steEnde; es verbreitet sich Aus passiven Lesern hen vor spannenden in Windesweile und wird mehrere Millionen und Konsumenten werden neuen Möglichkeiten. Auch Brüggli wird sich Mal angeschaut. Der mündige Partner. weiter damit auseinanSchweizer Snack-Herdersetzen – mit kritisteller Zweifel nahm Zwiebelring-Cracker, die er vor Jahren aus dem scher Distanz, mit Weitsicht und mit einer guten Sortiment gekippt hatte, wieder ins Angebot, Portion Neugier. nachdem Konsumenten dies im Internet gefordert hatten. Und der Komödiant und Schauspieler Hape «Second Life» Kerkeling stellte Deutschlands Politik vorüberge- Die kleine Louise wird in einer Welt gross, in der hend auf den Kopf, indem er mit Unterstützung ei- Realität und Virtualität noch näher zusammenner riesigen Community in den Wahlkampf eingriff. wachsen. Sie wird ein zweites Leben führen im Internet, wo Selbstdarstellung, Diskussions- und Kooperationsmöglichkeiten so normal sind wie die Neue Regeln Neu sind also nicht nur die journalistischen und Zeitung von gestern. Es obliegt jedem Einzelnen, zu publizistischen Regeln, auch die Rolle des Kon- entscheiden, wie weit er sich darauf einlässt. Unsumenten und Kunden hat sich in der Ökonomie bestritten ist: Es findet statt – mit oder ohne uns. des neuen Internets verändert. Weitsichtige Unternehmen binden Kunden stärker und früher in » Michael Haller ihre Geschäftsmodelle mit ein. Der Konsument Leiter Unternehmenskommunikation wird zum Marktpartner – das reicht von interak-

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Usblick

Usblick

Andy Otte: Sein Rezept heisst Wertschätzung und Anspruch Man nehme Können, Wertschätzung und eine Prise Humor: Mit diesem Rezept macht Küchenchef Andy Otte die Arbeit in der Gastronomie Usblick attraktiv – besonders auch für junge Berufsleute. Herr Otte, was war Ihr schönstes Erlebnis heute? Andy Otte: Ich habe lachende Lernende erlebt, die gut zusammenarbeiten. Heute hat die Essens­ ausgabe an den einzelnen Stationen besonders gut geklappt. Um 11.30 Uhr standen die Lernenden vorbildlich bereit: den Blick Richtung Restaurant,

mit einladender Geste, die Schürzen korrekt um- zu betrachten. «Schau, wie schön das ausgebunden – ein toller Anblick. Ich forderte einen sieht», habe ich ihm gesagt. Und er setzte ein Strahlen auf. Es sind Lernenden spontan solche Kleinigkeiten, auf, mit mir ins Restau«Es dient der Qualität, die Spass machen. In rant raus zu kommen, unserem Beruf ist es um die Essensauswenn Freude und Leidenja hektisch genug. Da gabe aus Gästesicht

schaft dabei sind.»

ist es umso wertvoller, für Auflockerung zu sorgen. Es tut uns nicht weh, wenn wir mal lachen. In Spielfilmen, TV-Dokumentationen und in Zeitungsreportagen wird von feinen Restaurants oft das Bild vermittelt, dass sie sehr autoritär geführt werden und dass oft ein unmenschlicher Druck herrscht. Was sagen Sie dazu ? Andy Otte: Das entspricht oft der Realität. In der gehobenen Gastronomie hat man viele Kollegen um sich, die nicht einfach sind. Auch im Usblick ist es stressig, auch bei uns wird es mal ruppig und laut. Schliesslich arbeiten wir sehr wirtschaftsnah und wollen unsere Leute auf eine selbstbestimmte Arbeit in der Gastro­ branche vorbereiten. Nur: Bei uns ist das kein Dauerzustand. Vielmehr setzen wir auf Wertschätzung und Fairness. Das bringt auf die Dauer mehr. Und ich bin überzeugt, dass es auch der Qualität dient, wenn gute Arbeit nicht aus einem Zwang heraus, sondern aus Freude und Leidenschaft geleistet wird. Es soll immer ein Wollen und nicht Müssen sein.

«Ich mag die jungen Leute und arbeite gern mit ihnen. Das merken sie.»

Bei den Besten gelernt mha. Andy Otte ist ein erfahrener Koch und verfügt über mehrjährige Führungserfahrung mit Lernenden. Sein hohes Qualitätsbewusstsein, sein Fachwissen und seine kulinarische Kreativität hat er sich in verschiedenen Michelin- und Gault-MillauRestaurants im In- und Ausland angeeignet. Publikationen und Auszeichnungen: • Beitrag im Kochbuch «Saas-Fee für Gourmets» • Beitrag im Kochbuch «Seléction Gilde» • Beitrag im Kochbuch «Wallis – just delicious» • Unter den Top 3 «Zukunftsträger Lehrmeister des Jahres 2012»

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Usblick

Vorbereitung des Mittagsangebots: Andy Otte prüft das Gemüse mit zwei Lernenden.

Usblick

Das Team steht hinter ihm. Und er steht gerne für sein Team ein.

Sie sind seit rund vier Monaten als Küchen- haben, solange wir uns an die Regeln halten. Die ich habe es geschafft. Ich habe meine Chance gechef im Usblick tätig. Was hat sich für Sie in Lernenden fühlen sich ernst genommen und sie nutzt. Das habe ich auch meinem damaligen Vormerken, dass ihre Arbeit gefragt ist. Das macht gesetzten, dem Hotelier Beat Anthamatten, zu dieser Zeit verändert ? Andy Otte: Es war für mich wie fürs Team ein gute Laune und stärkt das Selbstwertgefühl. verdanken. Er war menschlich und fordernd zuNeuanfang. Ich bin mir hohe Standards und ein Wer sich einsetzt, der kann es im Usblick richtig gleich. Er war ein Vorbild. Und das ist, was die gut haben. Und wenn Berufsleute im Usblick brauchen: einen, der mit hohes Tempo gewöhnt. einer mal die Sauce ihnen vorausblickt. Ich musste ein bisschen «Ich will das Kochen, den versaut, dann macht vom Gas gehen, um die Lernenden nicht zu schönsten Beruf der Welt, das auch nichts: Er hat Was ist Ihre Vision, wohin möchten Sie die etwas probiert und da- Usblick-Küche führen? überfordern. Wir sind noch attraktiver machen.» zugelernt. Andy Otte: Ich will das Kochen, den schönsten Beauf einem guten Weg. ruf der Welt, noch attraktiver machen. UrsprüngIch erlebe viel Freude. Und besonders freut mich, dass ich viel Vertrauen Sie sind 27jährig, selbst ein junger Berufs- lich wollte ich ja mal Elektriker oder Zimmermann werden. Eher zufällig, dank meinem Vater, lernte zu spüren bekomme. Das äussert sich in Gesprä- mann, der schon viel erlebt hat. Ein Vorteil ? ich den Kochberuf kenchen, die über die Arbeit hinausgehen. Ein junger Andy Otte: Ja, das seh nen. Seither will ich Mann hat mich zum Beispiel um Rat ersucht, weil ich so. Ich war 23, als «Besonders freut mich, ihn nicht mehr missen. er Liebeskummer hat. Und ein anderer spricht mit ich in einer Spitzen­gas­ Der Beruf ist so vielmir gerne über Fussball; es hat sich herumgespro- tronomie eine Küchendass ich viel Vertrauen zu fältig. Er fordert Leichen, dass ich VfB-Stuttgart-Fan bin. Das sind nur brigade mit 28 Mitarspüren bekomme.» denschaft und grossen Kleinigkeiten, aber sie zeugen von einem guten beitenden und sechs Einsatz. Mir geht's daKlima. Generell geht es darum, dass die Leute Restaurants übernehim Kontakt mit mir merken: Wir können gemein- men konnte. Das war ein enormer Druck. Es gab rum, den jungen Leuten zu zeigen, was man aus sam etwas bewegen und erst noch Spass dabei Ältere, die hämisch fragten: Schafft der das? Aber Lebensmitteln Gutes und Schönes herstellen

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Bilder: Roger Nigg, Alexandra Schneider

Beim Kochen gilt wie im Leben überhaupt: Es kommt aufs Feingefühl und die richtigen Zutaten an.

kann. Das können einfache Dinge sein. Zum Bei- rückhaltend ist, und fragte mich: «Herr Otte, wann spiel eine Suppe. Mit einem lernenden Koch habe kochen wir mal was zusammen?» ich jüngst eine Erbsencrème-Suppe gemacht. Da war dann auf dem Menüplan zu lesen: «Erbsen- Ein Kompliment ? crème-Suppe nach Pfister-Art.» Das verstehe ich Andy Otte: Ja. Ich hab die jungen Leute gern. Das merken sie. Ich bin unter Miteinander. Und ja selbst noch jung. das ist, was die Leute «Die Qualität wächst, Ich bin aber auch der hier brauchen: Wertschätzung. Sie wollen wenn die Leute gemeinsam Chef und gebe klare Anweisungen. Ich zeigefördert werden. Das Feuer fangen.» ge ihnen, wie's geht. spüre ich täglich. Und ich hinterfrage die Sie sind ein preisgekrönter Koch und reden Qualität immer wieder aufs Neue. Es funktioniert, weil die Begeisterung da ist. Die Leute ziehen mit. von Suppen? Andy Otte: Warum nicht ? Das heisst nicht, dass Und sie helfen einander, weil sie merken, dass wir nicht auch Jakobsmuscheln an Bärlauchpesto gemeinsam noch mehr möglich ist. Das macht ein mit Trüffeln zubereiten können; im Gegenteil, ein starkes Team aus. Blick auf unsere Speisekarte zeigt, was wir alles drauf haben. Es geht um etwas ganz anderes: Ich Wo sehen Sie die grössten Herausforderunwill mit kleinen, aber konsequenten Schritten den gen? Lernenden die Arbeit vermitteln, und zwar von Andy Otte: Mit den Seminaren und Banketten Grund auf. Die Qualität wächst, wenn die Leute läuft es sehr gut, und unsere Menüs sind gefragt. Feuer fangen. Heute kam einer, der sonst eher zu- Nur muss sich noch mehr herumsprechen, dass

man bei uns zu fairen Preisen in einem einzigartigen Umfeld einkehren kann; wir streben noch mehr Gäste von auswärts an. Und auch als Ausbildungsplatz muss sich Usblick weiter etablieren. Das erreichen wir, indem wir jeden Tag noch besser werden. Ein besonderer Fokus wird also auch weiterhin auf den Ausbildungen liegen? Andy Otte: Ja. Wir werden alles tun für gute Ausbildungsabschlüsse und eine erstklassige Ausbildungsqualität. Usblick muss sich noch mehr abheben. In der Gastrobranche werden die Ansprüche immer höher. Für Lernende gilt deshalb: Eine gute Ausbildung ist noch wichtiger, um sich behaupten zu können. Gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte sind immer gefragt. Wer die Gastronomie lebt und aus Leidenschaft dabei ist, hebt sich automatisch ab. » Michael Haller Leiter Unternehmenskommunikation

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Auch das noch

Auch das noch

Logomanie, Etikettitis, Markenphilie In vielen Schulen wird ein Wettkampf um Beliebtheit ausgetragen. Dabei spielen auch Markenartikel eine wichtige Rolle – je teurer, desto besser. Aber machen Kleider wirklich Leute? Und welchen Nutzen könnten Schuluniformen bringen? Jugendliche durchleben Phasen der intensiven Su- wird mit Schwäche gleichgesetzt. Deshalb wollen che nach der eigenen Identität. Kein Wunder, dass viele Leute um jeden Preis reicher wirken, als sie sie sich nach Halt und Sicherheit sehnen. Marken eigentlich sind. Dass dies aber schon von Schulkindern gegenseitig ersind eine Möglichkeit, wartet wird, ist ein sich mit anderen zu Markenkleider geben Halt wenig beunruhigend. identifizieren und Zugehörigkeit zu symbound verschaffen Zugehörig- Markenkleidung ist ein sehr effektives Statuslisieren – äusserlich keit – wie eine Uniform. symbol, weil man die denselben Lifestyle zu Kleidung nicht versteteilen. Es gäbe auch andere Wege, dies zu tun, doch viele Jugendliche cken kann. Ausserdem bringen viele Marken ihre wachsen mit dieser Wertvorstellung von Marken Logos absichtlich gut sichtbar an. auf und kennen nichts anderes. Denn der Besitz von Markenartikeln und Statussymbolen ist vielen Der Druck, Markenkleidung zu besitzen, kann sehr Eltern selbst sehr wichtig – auch wenn sie dies ih- gross sein. Schüler, die nur No-Name-Kleider traren Kindern gegenüber nie direkt zugeben würden. gen, können deswegen gehänselt und ausgelacht werden. Vor allem für Schüler, die sozial schlecht integriert sind oder ein geringes SelbstwertgeOhne Logo ist man abgestempelt In einer konsumorientierten Gesellschaft sind fühl haben, kann es extrem belastend sein, wenn Statussymbole ein wichtiges Mittel der Selbst- sie als einzige materiell nicht mithalten können, darstellung. Reichtum wird mit Stärke; Armut und sie fühlen sich ausgeschlossen. In Städten 42 | unterwegs 1113

herrscht generell ein stärkerer Markendruck als in ländlichen Gegenden. Aber auch dort ist er je nach Schulhaus und Klasse verschieden stark ausgeprägt. Brauchen Jugendliche Markenkleider ? Eltern sind in einer schwierigen Lage. Einerseits kann es nicht sein, dass ein Schüler übertrieben teure Luxus-Kleidung braucht – die sich die Eltern möglicherweise gar nicht leisten können –, nur um in der Schule beliebt zu sein; andererseits soll aber das Selbstwertgefühl des Kindes nicht unter dem Markendruck der Gesellschaft Schaden nehmen. Viele Schüler investieren deshalb selbst einen Teil ihres Taschengeldes in Markenartikel oder nehmen einen Ferienjob an, um sich das Geld dafür zu verdienen. Trotzdem ist es keine Lösung, dem Markendruck einfach nachzugeben; denn es wird immer noch begehrenswertere Markenartikel geben – irgendwann wird es zum Zwang, immer das Neuste und Teuerste zu kaufen.

Einheitliche Schulkleidung Wegen dem Markenwahn in manchen Schulen sind in der Schweiz vermehrt Diskussionen über einheitliche Schulkleidung (Schuluniformen) aufgekommen. In Ländern wie den USA, Grossbritannien oder Japan hat einheitliche Schulkleidung Tradition und wird von den meisten Schülern mit Stolz getragen. Der Vorteil einheitlicher Schulkleidung ist, dass soziale Unterschiede weniger auffallen und finanziell schlechter gestellte Schüler weniger aufgrund ihrer Kleidung diskriminiert werden. Einer deutschen Feldstudie zufolge können sich Schüler in Klassen mit einheitlicher Kleidung besser auf den Unterricht konzentrieren und es herrscht ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl, weil sich die Schüler eher mit der Klasse identifizieren können und sich mehr als Team fühlen. Die gemeinsame Kleidung hat einen ähnlichen Effekt wie das Mannschaftstrikot bei einem Sportteam.

ausgegangen wird, dass ein König mehr wert sei als ein Arbeiter, aber viele Menschen scheinen tatsächlich zu glauben, dass Reichtum sie zum wichtigeren und wertvolleren Menschen mache. Der einzige Unterschied zum Mittelalter ist, dass man Reichtum im Laufe des Lebens erwerben kann – wo hingegen Adel angeboren ist. Kleider machen Leute Die Kleidung hat schon immer etwas über den Vielen Menschen sind Statussymbole deswegen Träger ausgesagt. Früher konnte man an der so wichtig; weil sie glauben, dass sie darüber entscheiden, welchen Kleidung mühelos HerRang man in der Gekunft, Stand, Beruf und Irgendwann wird es zum sellschaft einnehme. Vermögen ablesen. Während des MittelalZwang, immer das Neuste Im Endeffekt liegt das ters galten schriftlich und Teuerste zu kaufen. Problem also nicht festgelegte Kleidungsbei den Markenartikeln regeln für die jeweiligen Stände und Zünfte, deren Nichteinhaltung selbst, sondern an der Luxussucht einer Gesellunter Strafe verboten war. So wurde verhindert, schaft, die sich in erster Linie am Materialismus dass Menschen niederen Geburtsstandes mit Ad- orientiert und die Gier zu einer Tugend und Pflicht ligen oder Mitgliedern ranghoher Häuser verwech- erhebt. selt werden konnten, wenn sie sich durch selbsterworbenen Reichtum plötzlich teure Kleidung » Natali Frei hätten kaufen können. Studentin in Journalismus und

Unterschiede in der fürs soziale Leben fast wichtigeren Freizeit kompensiert. Materielle Konkurrenzkämpfe seien nicht ort- oder sachgebunden und würden immer auf irgendeine Weise ausgetragen.

Kritiker warnen jedoch davor, dass eine Schuluniform nur Symptombekämpfung sei und Wer sich die Markenkleider Heute ist zivile Kleikeine Probleme löse. Der Markendruck, der nicht leisten kann, droht zum dung nicht mehr Ausdruck von Stand und auf der Kleidung liege, Aussenseiter zu werden. Rang, sondern von würde sich lediglich auf Reichtum – und ReichSmartphones, Schuhe und Accessoires verlagern. Ausserdem wür- tum hat den Adel ersetzt. Eigentlich sollte man den die in der Schule künstlich eingeebneten meinen, dass seit der Aufklärung nicht mehr davon

Öffentlichkeitsarbeit, ehemalige Mitarbeiterin Unternehmenskommunikation » Bildarrangement: Oliver Brunies, Polygraf im 3. Lehrjahr, mit Bildern aus Shutterstuck

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Auch das noch

Leben auf Pump

Bildarrangement: Calvin Mattes

Überschuldung ist ein Teufelskreis, aus dem man nur schwer wieder rauskommt. In den letzten Jahren verschuldeten sich zunehmend junge Leute – entgegen dem Klischee einer hohen Zahlungsmoral in der Schweiz. Der Auszug aus dem Elternhaus birgt ein sehr grosses Verschuldungsrisiko und will gut geplant sein. Wenn junge Erwachsene ohne realistische Vorstellung davon, was ein voller Lebensunter­ halt so kostet, in eine eigene Wohnung ziehen, überschätzen sie sich gewaltig, wenn es um ihre finanziellen Möglichkeiten geht. Da liegt es natürlich nahe, die Garderobe mit Kleidern seiner Lieblingsmarke aufzumotzen, beim Angebot eines neuen iPhones inklusive 48-monatigem Abo-Vertrag zuzuschlagen, sich in Ratenzahlung den langersehnten HD-Fernseher zu gönnen und vielleicht sogar ein eigenes Traumauto zu leasen. Selbst wenn bei einem solchen Umgang mit Geld am Ende des Monats trotz nicht eingeplanten Strom-, Wasser- und Heizkosten noch nicht zwingend rote Zahlen stehen müssen, kommt für

viele eben doch irgendwann das böse Erwachen. Oft reicht zum Beispiel schon eine unerwartet hohe Handyrechnung oder ein teurer Arztbesuch, um dieses wacklige Kartenhaus zum Einsturz zu bringen. Ratenzahlungen gera­ten in Verzug, Mahnun­gen liegen im Briefkasten und neue, offene Rechnungen bleiben liegen, um alte bezahlen zu können. Ein Teufelskreis Bei finanziellen Schwierigkeiten liegt die Idee nahe, sich Geld von der Familie oder Freunden zu leihen. Wenn sich die Situation nicht in absehbarer Zeit verbessern kann – zum Beispiel, weil die Raten- oder Leasingverträge noch Monate laufen – ist das aber ganz und gar keine Lösung. Im Gegenteil: Die Schuldner werden dadurch in die unbequeme Lage gebracht, entscheiden zu müssen, ob ihnen bindende Geschäftsverträge oder

Jugendverschuldung in Zahlen • 19 % der 18 bis 29-jährigen haben mindestens einen Konsumkredit (nicht für Immobilien oder Ausbildung; z. B. Auto-Leasing) aufgenommen1 • 37 % der 18 bis 25-jährigen haben auch 5 Jahre nach ihrer Erstverschuldung noch Schulden 2 • 10 % der Schweizer Bevölkerung leben in einem Haushalt, in dem einmal ein Fahrzeug geleast wurde 2 • 9 % der Schweizer Bevölkerung stehen mit der Bezahlung der Steuern im Rückstand1 • 7,7 % der Schweizer Bevölkerung leben in einem kritischen Überschuldungsrisiko (Zahlungsrückstände und Kontoüberzüge von mindestens zwei Dritteln des Monatseinkommens) 2 Und diese Zahlen berücksichtigen keine Privatschulden (z. B. bei Familie und Freunden)

die eigenen Freunde als Gläubiger wichtiger sind. Weil niemand gerne zugibt, dass er seine Geldprobleme nicht mehr im Griff hat oder dass er geliehenes Geld nicht wie versprochen zurückzahlen kann, nehmen viele Leute in ihrer Not einen Kredit auf. Kurzfristig können dadurch vielleicht die dringendsten Schulden abbezahlt werden, aber langfristig führt es in eine Überschuldungsspirale, aus der man fast nicht mehr rauskommt. Der grosse Kaufrausch Die Zahl der Kaufsüchtigen nimmt in der Schweiz stetig zu; waren es vor zwanzig Jahren noch etwa 2,5 Prozent der Bevölkerung, die von der Sucht betroffen waren, schätzen Experten heute 6 bis 7 Prozent. Leider wird diese Suchterkrankung zu wenig ernst genommen, weil wir in einer konsumfördernden Gesellschaft leben und sie im Gegen-

Tipps • Bezahlungsmethode: Wenn möglich immer bar bezahlen und Kreditkarten meiden • Finanzierungsart: Erst kaufen, wenn man den ganzen Betrag gespart hat; keine Ratenzahlungs- oder Leasingverträge eingehen • Budgetplanung: Einen Monat lang alle Kassenbelege aufbewahren und am Ende berechnen, wofür man wie viel Geld ausgegeben hat. Budget erstellen, bei dem alle regelmässigen und planbaren Ausgaben berücksichtigt werden; ausrechnen, wie viel Geld monatlich maximal zum spontanen Ausgeben übrigbleibt • Grenzen setzen: Das Bankkarten-Limit auf Null begrenzen, sodass man nicht ins Minus gehen kann. Das Sparkonto so sperren lassen, dass das Geld darauf persönlich am Bankschalter abgeholt werden muss. • Handy: Prepaid-Karte benützen oder ein monatliches Limit einrichten. Lange Telefonate übers Festnetz führen; Telefonate ins Ausland über einen Internet-Anbieter wie z. B. Skype. • Online-Shopping: Doppelt überlegen, ob man etwas wirklich braucht, bevor man es bestellt. Nicht den Überblick darüber verlieren, wie viel schon bestellt wurde.

«Die Verschuldung bei jungen Erwachsenen», Bundesamt für Statistik, Neuchâtel 2012

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«Radar 2012», Intrum Justitia, 2013

Nützliche Links: www.budgetberatung.ch / www.schulden.ch

satz zu anderen Süchten erst spät negativ auffällt – dies, obwohl Kaufsucht ähnliche Konsequenzen mit sich zieht wie die Spielsucht, an der «nur» 2 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden, die aber trotzdem sehr bekannt ist.

Geld anzuhäufen, um sich den Luxus seiner Wahl leisten zu können. Das ist auch verständlich, denn «harte Zeiten» im wirtschaftlichen Sinn bekam diese Generation noch nie leibhaftig zu spüren.

Ausser­dem wird Geld heute immer weniger «handfest». Kreditkarten, E-Banking und Onlineshopping Kaufsüchtige kaufen viele Dinge allein um des haben das Bezahlen schmerzloser gemacht; psyKaufens Willen und stapeln die Artikel oft unbe- chologisch betrachtet tut es immer noch am meisnützt und noch originalverpackt zuhause. Wenn ten weh, mit Bargeld zu bezahlen. Dort kann man das Geld sehen und ankein Geld mehr da ist, fassen und wenn man machen sie Schulden bei Bekannten oder Heute kaufen, nächstes Jahr es aus der Hand gibt, weiss man, dass man nehmen Kredite auf; bezahlen: Es ist einfach, diese Franken nie wieden Überblick über die Schulden zu machen. der wird ausgeben könvielen Kreditkarten hanen. Heute haben junben sie längst verloren. Wer hin und wieder einen Frustkauf macht, ge Erwachsene relativ unkompliziert Zugang zu ist noch nicht kaufsüchtig, aber wer langanhal- Kreditkarten, bei denen man schnell den Überblick tende negative Gefühle erlebt, wenn er dem verliert und sich höher verschulden kann, als mit Kaufimpuls nicht nachgibt, ist gefährdet. einem Bankkärtchen, bei dem irgendwann einfach Kaufsüchtige können sogar an Herzrasen, das Konto leer ist. Schweissausbrüchen, innerer Unruhe und Depressionen leiden; denselben Entzugs- Die Köder in der Mausefalle symptomen wie bei anderen Süchten. Der Eine grosse Versuchung sind Angebote wie «KauGrund für die starke Zunahme der Kaufsucht fen Sie heute – bezahlen Sie morgen». Kaufangein den letzten Jahren wird vor allem im bote mit Ratenzahlung, Handy-Abonnements und Leasing geben den Leuten das Gefühl, sie könnOnline-Shopping gesehen. ten sich alles leisten – gleichzeitig. Sie glauben, diese Angebote seien extra so ausgelegt, dass Masslosigkeit ist lernbar Die heutige junge Generation ist mit sie sich auch weniger reiche Leute leisten könndem Bewusstsein aufgewachsen, ten und die Anbieter so mehr Kunden gewinnen dass die Grundbedürfnisse im- würden. Bloss kommen solche Angebote den mer irgendwie gedeckt werden Kunden meist viel teurer zu stehen, als wenn er und man sich keine ernsthaf- den vollen Preis des Produktes gespart und beim ten Sorgen über den Erwerb Kauf direkt bar auf den Tisch gelegt hätte. Die von lebenswichtigen Dingen Wahrheit ist, dass solche Angebote bloss diewie Nahrungsmitteln oder jenigen ködern sollen, die alles haben wollen – Kleidung zu machen braucht – oder laut Werbung haben müssen – mit dem Irrdiese werden als selbstver- glauben, solche Angebote würden ihnen diesen ständlich wahrgenommen. In der Traum erfüllen. Schweiz verhungert schliesslich niemand. Geld gilt heute vor allem als Mittel zum Der jungen Generation wurde die Überzeugung, Konsum – worin der Lebensunterhalt natürlich alles haben zu müssen, von ihrem Umfeld förmauch enthalten ist – und Sparen wird nicht mehr lich eingetrichtert: Die Werbung, das Internet, als notwendige Absicherung für «harte Zeiten» der Fernseher – sie alle predigen, dass man nur betrachtet, sondern als Möglichkeit, genügend dann etwas wert sei, wenn man dieses oder jenes unterwegs 1113 | 45


Auch das noch

besitzt; und dass man immer in Mode sein müsse – die von ihnen diktiert wird – um dem sozialen Umfeld zu genügen. Die höchsten Schulden bei jungen Erwachsenen verursachen in der Schweiz Handy und Internet. Bei den Verschuldeten sind die Geschlechter relativ ausgeglichen; wobei sich Frauen häufiger im Bereich Gesundheit und Männer im Bereich E-Commerce verschulden. Der Umgang mit Geld als Mysterium Der Lohn ist in vielen Schweizer Familien noch immer ein grosses Tabu-Thema. Deshalb können die Kinder später nicht einschätzen, ob der Umgangsstil ihrer Eltern mit Geld eigentlich sinnvoll war oder nicht – deshalb müssen sie einfach von dem ausgehen, was sie kennengelernt haben. Und viele Eltern sind da auch nicht gerade die besten Vorbilder – die Überschuldung stieg in den letzten Jahren schliesslich nicht nur bei der Jugend.

An dieser Stelle lernen Sie jeweils zwei Brüggli-Leute etwas näher kennen. Diesmal Roger Sommerhalder, Teamleiter Lehrwerkstatt Mechanik und Gudrun Knab-Topka, Bereichsleiterin Wohnen.

Wenn die Jugendlichen den Umgang mit Geld nicht der persönlichen Freiheit ist, sondern dass sie von den Eltern lernen, sollte es doch eigentlich einem im Gegenteil langfristig zu Freiheit verhilft. Was vielleicht Thema in der Schule auch viel zu wenig sein – gerade deshalb, Den Umgang mit Geld kann thematisiert wird, ist, weil es immer mehr Fälle von gravierender man lernen – idealerweise was überhaupt passiert, wenn man SchulJugendüberschul­dung im eigenen Elternhaus. den anhäuft; was eine gibt. In einer Lehre hat Betreibung oder Lohnman wenigstens noch Allgemeinbildungs-Unterricht, wo Dinge wie pfändung bedeutet und welche Konsequenzen sie Steuern, AHV/IV-Abgaben, Versicherungen usw. mit sich ziehen. thematisiert werden, aber wer zum Beispiel ins Gymnasium geht – und deshalb sowieso fast Das Selbstbild der Schweiz als vergleichsweise immer bis zur Volljährigkeit bei den Eltern lebt und schuldenfreies Land ist längst überholt und es selbst kein eigenes Einkommen hat – lernt in der wäre dringend an der Zeit, offen über Geld und Schule oft absolut gar nichts, was diese Dinge Probleme zu reden. anbelangt. » Natalie Frei

Zumindest das Erstellen eines persönlichen Budgets sollte irgendwo gelernt werden, und dass eine Finanzplanung eben keine Einschränkung

Studentin in Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit, ehemalige Mit­arbeiterin Unternehmenskommunikation

10 Fragen an : Gudrun Knab-Topka und Roger Sommerhalder Ein Geruch, auf den Du sofort reagierst: Roger: Der Geruch von frisch Gegrilltem lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gudrun: Hm, frischer Kuchen im Backofen.

Der Sänger, die Sängerin oder die Band, die Du momentan am häufigsten hörst: Roger: Je nach Stimmung und Lust: von AC/DC über Red Hot Chili Peppers bis hin zu Supertramp. Gudrun: Thokozani Brothers, eine südafrikanische Live-Band.

Eine Sportart, bei der Du gerne zusiehst: Roger: Fussball, Leichtathletik und alles, was mir selber Spass macht. Gudrun: Sumoringen, Springreiten, Biathlon und natürlich Fussball.

Welchen Wunsch möchtest Du Dir unbedingt erfüllen? Roger: Die Hawaiianische Inselgruppe bereisen. Gudrun: Eine Nacht im Eishotel.

Ein Gebäude oder Wahrzeichen, das Du gerne von Deinem Schlafzimmerfenster aus sehen würdest: Roger: Ich liebe die Berge und komme immer wieder ins Schwärmen, wenn ich zum Beispiel Eiger, Mönch und Jungfrau betrachten kann. Gudrun: Grundsätzlich gefällt mir das Konstanzer Münster in der Niederburg ungemein gut; gerne habe ich aber auch mal zwischendurch den wilden Atlantik bei Biarritz oder eine Zypresse in der Toskana vor dem Fenster. Wann warst Du zum letzten Mal richtig glücklich? Roger: Nach dem sehr guten Verlauf meiner kürzlich erfolgten Knie-Operation. Gudrun: Letzten Samstag, als ich morgens gegen 7 Uhr mit meinem Rädle durch das noch verschlafene Konstanz zum Bäcker gefahren bin; alles ruhig, ein laues Lüftchen und der Ausblick auf frische Weggli und ein freies Wochenende, das kurbelt die Hormonausschüttung an.

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Brügglianer Editorial

Wenn Du einen Tag die Welt regieren könntest, was würdest Du dann ändern? Roger: Die Reichsten verpflichten, den Ärmsten zu helfen. Gudrun: So abgedroschen es klingt: Frieden für alle. Wenn Du einen eigenen Fernsehsender hättest, was würde darauf laufen? Roger: Sport, Natur- und Technische Dokumentationen. Gudrun: Tatort, Tatort, Tatort. Was ist das beste Gerücht, das Du über Dich gehört hast? Roger: Ich hätte eine Killerblick. Gudrun: Vielleicht ist es ja nur ein Gerücht: aber über mich gibt es keine Gerüchte. Beschreibe Dich in drei Worten: Roger: Schön, stark und intelligent – nein, das ist ein Scherz; richtig wäre eher: ruhig, überlegt und manchmal zu vorsichtig. Gudrun: Loyal, bodenständig, je oller desto doller. » Notiert: mha » Bild: Hanspeter Bühler

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Auch das noch

Dies & Das

Alles für ein Smartphone Emotionslos betrachtet, besteht ein iPhone aus vom Thurgau ins Tessin fahren, das Kohlenstoff, Lithium, Thulium und einigen ande- ist wenigstens ein Hauch von ren Bekannten aus dem Chemie-Unterricht. Ein Abenteuer und Erlebnisdrang. Stück Plastik, Glas, Alu und viel Elektronik. Für die Aber auf der Strasse liegen oder einen ist es die Welt in der Tasche, für die Warum tun die das? anderen der einzige treue Begleiter. Und Es ist doch nur ein Gerät, für wieder andere ist das überall zu haben ist. es sogar Grund genug, eine Nacht lang frierend vor einem Laden zu liegen. Bei aller Be- sich gegenseitig auf die Füsse geisterung, ich verstehe nicht, wie Leute, die eine treten, nur um zu den Ersten warme Dreizimmerwohnung mit WLAN, 3D-TV zu gehören, die sich ein Gerät und Waschmaschine haben, in einem ranzigen besorgen, das ab sofort fast Zelt aus verblichenen Open-Air-Tagen oder auf überall zu haben sein wird, das Muttis Wolldecke vor dem Apple-Store die Nacht ist irgendwie armselig. verbringen müssen, nur um die Ersten zu sein, die sich mit zitternden Händen und irrationaler Demut Was uns Freiheit verspricht, das neuste iPhone reinziehen. Leute, das Teil rennt ist manchmal das, was uns am Ende einengt und unser Werteuch nicht davon. gefüge verzerrt. Müssen wir Eine verregnete Nacht lang unter dem Balkon der wirklich in einem ranzigen Zelt Angebeteten ausharren, wissend, dass Dich ihr vor einem Schaufenster ausVater am liebsten mit der Schrotflinte zum Teufel harren, um das zu merken? jagen würde, das ist cool. Sternschnuppen-Zählen im August, während Bruce Springsteen die ErlöMichael Haller sung besingt, die unter einer dreckigen MotorhauRedaktor «unterwegs» be liegen soll, das hat was. Oder mit dem Töffli

Bilder: Samuel Herrmann und Fotostudio Bühler

4pets-Produkte in aller Welt mha. Amerika, Kanada, Spanien, Südkorea: Das sind die jüngst dazugekommenen Nationen, in denen die Produkte von 4pets erhältlich sind. Insgesamt ist 4pets in 19 Ländern vertreten – und der Aufbau von Partnernetzwerken geht weiter. Unter der Marke 4pets stellt Brüggli Boxen für den sicheren und komfortablen Transport von Hunden im Auto her. Das Sortiment wird ergänzt durch praktisches Zubehör wie zum Beispiel die Einstiegshilfe Easy Steps. Eine einzigartige Neuheit

ist die Box Penthouse, ein Transportsystem für Kleinsthunde bis 5 Kilo, das sich mittels einer Dockingstation in wenigen Handgriffen am Beifahrersitz oder Rücksitz jeden Autos befestigen lässt und darüber hinaus eine modische und stabile Hundetragebox ist. www.4pets-products.com

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neuen Brüggli-Design erhältlich. Die Gutscheine sind eine schöne Geschenkidee für Freunde, Familie, Verwandte zum Geburtstag, zu Weihnachten, zur Hochzeit, zum Jubiläum oder auch einfach so.

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Dies & Das

Ist Ihr Garten wintertauglich? vpr. Gärten, Pflanzen, Blumen sowie Hecken müssen winterfertig gemacht werden, damit sie im Frühling wieder in voller Blüte stehen. Vielleicht auch bei Ihnen? Die Profis vom Technischen Dienst sind Ihnen gerne behilflich. Sie übernehmen folgende Aufgaben, wenn Ihnen für diese Arbeiten die Zeit und Lust fehlt: • Pflanzen pflegen, schneiden und abdecken • Unkraut jäten • Hecken schneiden • Rasen mähen

Kontaktieren Sie den Technischen Dienst unter Telefon 071 466 95 00 oder daniel.krucker@brueggli.ch

Bild: Samuel Herrmann

Bild: Ivan Wietlisbach

Jetzt ist Zeit für Leggero mha. Egal, ob der Frühling lacht oder der Wald sich vor dem Herbst verneigt: Der Leggero Vento hat immer Saison. Er eignet sich besonders auch als Geschenk, das lange Freude bereitet, zum Beispiel den Enkel- und Göttikindern und natür-

lich auch dem eigenen Nachwuchs. Mit praktischem Zubehör trotzt der Leggero Vento auch dem Regen oder verwandelt sich in einen Multifunktions-Transporter

oder ein agiles Jogging-Sportgerät – ein treuer und vielfältiger Begleiter. Mehr dazu und über die weiteren Produkte aus der Leggero-Familie: www.leggero.com

Neue Broschüre «Betreute Arbeitsplätze» vpr. Die neu gestaltete Broschüre «Betreute Arbeitsplätze bei Brüggli – eine Informationsbroschüre für zukünftige Arbeitnehmende» gibt Arbeitsinte­ ressie­ rten mit einer IV-Rente Auskunft über Brüggli, unsere Berufsfelder und Geschäftsbereiche, über

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unsere Ziele und unsere Mission sowie das weite Angebot an sinnstiftender Arbeit. Alle Interessierten können die Broschüre bei Katharina Nef, Leiterin Fachstelle betreute Arbeitsplätze, verlangen: katharina.nef@brueggli.ch, Telefon 071 466 94 94, oder sie unter www.brueggli.ch herunterladen.

Brüggli unterstützt Hilfswerk in Afrika Brüggli greift dem Schweizer Hilfswerk linuxola unter die Arme: unter anderem mit rund 35 PCs und Monitoren sowie 10 Servern für ein Schulprojekt in Afrika. vpr. Das Hilfswerk linuxola mit Sitz in Basel – übrigens ein Verein wie Brüggli – will einen Beitrag zur Überbrückung des technologischen Grabens zwischen der entwickelten Welt und den benachteiligten Regionen leisten und jungen Menschen beispielsweise in Afrika den Zugang zur Informations- und Computertechnologie ermöglichen. Zu diesem Zweck rüstet linuxola Schulen in ganz Afrika mit gespendeten Computern von deutschen und Schweizer Firmen aus.

mit unermüdlichem Einsatz Abhilfe. Brüggli unterstützt das Hilfswerk und spendet rund 35 PCs inkl. TFT Monitor, 10 Server, diverse Netzwerkperipherie, HP Core-Switche, 1 USV 20kVA, 3 Drucker, diverse Mobiltelefone, Handhelds, Palms sowie iPads aus seiner Informatikabteilung an linuxola.

Spenden anstatt wegwerfen Viel zu oft werden ausgediente oder nicht mehr gebrauchte PCs und Server entsorgt, anstelle die Hardware zu spenden. In technologisch schlecht erschlossenen Regionen wie Afrika sind ausgediente PCs und Server von unschätzbarem Wert, da sie Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Informations-Technologie und somit den Anschluss an Bildungsmöglichkeiten und an die digitale Welt bieten. Hier schafft linuxola

Funktionstüchtige Geräte linuxola liefert nur fertig mit dem Open Source Betriebssystem Linux installierte und konfigurierte Systeme nach Afrika. Ein Teil der Hardware wird hier in der Schweiz verkauft, um damit einen Teil der hohen Transportkosten nach Afrika zu decken.

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Brückenschlag

Rätsel

Wer findet die fünf Unterschiede ?

Unser Partner: Alterszentrum Kreuzlingen

Verlosung unter allen richtigen Einsendungen :

3 × 1 BrunchGutschein à CHF 29.50

Das Alterszentrum Kreuzlingen (AZK) arbeitet mit Brüggli Medien zusammen. Wie erlebt Anna Jäger, Leiterin des AZK, die Partnerschaft mit uns? Und warum hat sie sich für Brüggli Medien entschieden?

Bild: zVg.

Warum arbeiten Sie gerade mit Brüggli zu- Ausbildungsplätze an. Das heisst, wir setzen uns sammen und nicht mit einer herkömmlichen für die Bildung junger Menschen ein. Eine gute Arbeit leisten, die dem Werbeagentur? Kunden dient, ist unser Anna Jäger: Eine verlässliche Partnerschaft «Das AZK und Brüggli haben beider Anliegen. Das heisst, wir hören genau ist uns wichtig. Brügetwas gemeinsam: die hin, was die Bedürf­ gli arbeitet wie wir Bereitschaft zu wachsen.» nis­­se sind und suchen im sozialen Bereich Wege, diesen gerecht und gestaltet seine Geschäftsbereiche professionell. Unsere Zusam- zu werden. Beide Institutionen sind nicht auf Profit menarbeit hat sich in diesem Jahr vertieft und wir ausgerichtet, müssen aber trotzdem wirtschaftlich können vom Know-how profitieren; das kommt geführt werden. zum Beispiel in unserer neugestalteten Hauszeitschrift «Klick» sowie in weiteren Publikationen Brüggli Medien arbeitet für CURAVIVA Thurgau, den Branchenverband der Alterszum Tragen. und Pflegeheime. Wie gefällt Ihnen die KamSehen Sie Parallelen in unseren beiden Tä- pagne, die wir für Sie entwickelt haben? Anna Jäger: Die Kampagne ist frisch und froh. Zu tigkeiten? Anna Jäger: Wenn ich die beiden Institutionen Wort kommen die verschiedenen Altersklassen, über einen längeren Zeitraum ihrer Geschichte im die Arbeit im Heimbereich wird lustvoll dargeBlick habe, so fällt mir die Offenheit und Bereit- stellt. Viele Menschen stellen ihre Arbeitskraft schaft zu wachsen auf. Die Gegebenheiten und gerne und mit viel persönlichem Engagement für Anforderungen ändern und entwickeln sich ste- unsere betagten Menschen ein. Diese bereicherntig. Nebst dem sozialen Aspekt bieten wir beide den Aspekte sind gut ins Bild gebracht. 52 | unterwegs 1113

von der Gastronomie Usblick Einsendeschluss : 31. März 2014 Die GewinnerInnen werden im April 2014 persönlich benachrichtigt.

AL Or i g in

Zweimal dasselbe Bild – mit fünf kleinen Unterschieden. Wer findet alle ? Kreisen Sie die entsprechenden Stellen ein und senden Sie den Talon vollständig ausgefüllt per interner Post an : • Michael Haller, « unterwegs », Kommunikation.

Wenn Sie nicht im Brüggli tätig sind, senden Sie Ihren Talon in einem frankierten Kuvert an :

Wollen Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben? Anna Jäger: «Wir haben nur den gegenwärtigen Moment, nur diesen einzigartigen und ewigen Augenblick, der sich vor unseren Augen öffnet und entfaltet, Tag und Nacht.» Dieses Zitat von Jack Kornfield gefällt mir, weil der Gedanke mich in die Gegenwart stellt: Die Vergangenheit, das Gestern, ist für jeden von uns vorbei. Die Zukunft, das Morgen, ist für jeden von uns nur ein Versprechen. Alles, was wir haben, ist das Jetzt und Hier, dieser Augenblick. Ich mag in diesem dichten Moment gerne leben und verantwortungsbewusst gestalten, in ihm wirken, mich bewegen und ihn auch geniessen.

• Brüggli, Rätsel « unterwegs », Hofstrasse 3 + 5, 8590 Romanshorn.

Name Gewinner der Verlosung im letzten « unterwegs » :

Strasse  /  Nr. PLZ  /  Ort

Glen Bührer, Brüggli Medien Francesco Ruberti, Technische Dienste Anita Moser, privat

Telefon Brüggli-Mitarbeiter / in

» Interview: Michael Haller Leiter Unternehmenskommunikation

.. ng u h c S L FA

Vorname

Anna Jäger, Leiterin des Alterszentrums Kreuzlingen, interessiert sich für ihre Mitmenschen.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen im Pflege- / Sozialwesen? Anna Jäger: Der Fachkräftemangel ist immer mehr Realität. Wir können Menschen zur Mitarbeit nur gewinnen, wenn unsere Betriebskultur geprägt ist von einem wertschätzenden Miteinander, einer Professionalität, die alle Anspruchsgruppen im Blick hat. Ebenfalls nimmt der finanzielle Druck stetig zu. Die Gratwanderung zwischen sozialmenschlich und wirtschaftlich-sparsam wird immer abenteuerlicher. So ist sowohl Brüggli als auch das AZK gefordert, umsichtig und haushälterisch mit den Finanzen umzugehen. Die demografische Entwicklung, das heisst die Überalterung der Bevölkerung, stellt Anforderungen an den Betrieb eines Pflege­ heimes, die vor weni­ gen Jahren ganz anders waren. Die Menschen treten immer später in eine Institution ein, sind oftmals polymorbid, das bedeutet mehrfach erkrankt und benötigen deshalb eine professionelle Pflege und Betreuung. Zukünftig nehmen die Singlehaushalte zu: Alleinstehende, hochbetagte Personen, die kein soziales und familiäres Umfeld haben, erfordern zusätzliche Ressourcen, wenn sie bei uns eintreten.

  ja

  nein

Herzlichen Glückwunsch. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung des Gewinnes.

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Inhalt Jubiläen

Editorial Jubiläen

Yvonne M

asiero

tz

Alois Schü

Erich H

eule

ni

Luigi Beri

Jubilarinnen und Jubilare Juli bis Dezember 2013 25 Jahre Luigi Berini Erich Heule Alois Schütz Yvonne Masiero Sonja Hug Stefan Ott

ic

Sinisa Zivkov

Leiter Agogik, Mitglied der GL Fachperson Berufsbildung Centerleiter Brüggli Medien, Mitglied der GL Mitarbeiterin Brüggli Medien Mitarbeiterin Textil Mitarbeiter Montage

01.08.2013 01.08.2013 01.08.2013 01.08.2013 24.10.2013 29.11.2013

René Buser Elias Werner

Mitarbeiter Montage Mitarbeiter Brüggli Medien Mitarbeiterin Verkauf

Teamleiter Wohnen Mitarbeiter Brüggli Medien

30.11.2013 31.12.2013

René Buser und Angelika Titz wollen in Stille gewürdigt werden; deshalb erscheint hier kein Bild von ihnen.

12.10.2013 05.11.2013 09.10.2013

Elias Werner

Herzlichen Glückwunsch

10 Jahre Margrit Iseli Mustafa Shabani Sinisa Zivkovic

Koller

Pensionierungen

15 Jahre Johann Koller Martin Meier Angelika Titz

Johann

Die Geschäftsleitung von Brüggli dankt allen Genannten für ihre Treue und ihren Einsatz. Alles Gute für die Zukunft. Mitarbeiterin Technische Dienste Mitarbeiter Montage Mitarbeiter Montage

11.08.2013 08.10.2013 03.11.2013

Bilder : Roger Nigg, Yannick Müller, Alexandra Schneider, Natasha Larocca, Jasmin Hauenstein, Calvin Mattes und Brandon Kühnel

Sonja Hug

Stefan Ott

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Margrit Is

eli

er

Martin Mei

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N D M TA R Z E R U H TA A IT H IT U T T E H Z S H T I DS S M Z N M R R R R M U I E E E T M D ND HE Z I V H N D V E R TA V N R M T D A D TA T S D M I TA D T HE N I R D N S S E R E R D M MEDIEN T Z U TA N S TA N D E R S U N V D I E D UN V D V AN M E R R S E R TA Z V N R U Z D H E T D R V E N S N S E T V N R Z H R U E R TA I D Z UN VE Z U IT ER HE D V M M R S V R ND HE IT ND ER M T H IT UN D D E D MI N D V D IT M Z AN H U M N D T R ST T H D DAMIT IHR GESCHÄFTSBERICHT A Z I M D N E D A T R N U S T N D A N H E D M R S A N TA T H E R M I T VERSCHAFFT R TA GEHÖR S E T AN VE RST ERS MI D V ND ND I R V RS E M ST ND VE N TA Z U V D V U E N D R DRechenU mehr S ER D M Ihr N Geschäftsbericht kann als nur V D A E D Z N R T Z N V R A N Unternehmen D TA U R S ein E V E R SieUIhrem H UN U Geben Tschaft ablegen. D E S Z T H E I S N Z Geschichten H Sie echte R Vmit echten D M Zeigen T Z RZ R V E R Gesicht. R E U I N T R I E H D Menschen. Und verbreiten Sie so ein Stück Z M M Z U ND HE HE H N D R T I D R N T M WirUbegleiten Unternehmenskultur. I D T A T N U I I U N T H E AIhrer E T Z N bei allen M Schritten A H RS Sie –Rvom Konzept D M D M RZ V T I E D T S N T M R S über I V E N D N H E DT bis H hinEzum N die Redaktion R Druck, A T A M T E S Tzur Weiterverarbeitung S MI V zumDVer- N D TA S TA I T D D TA und V R D S R E Planen N – mitU M MI RS Sie jetzt frühzeitig D V E R sand. R N V D A E E D U ST RZ V NMedien. V N ND VE V DBrüggli A D Z N R E D T A A D R N U RS D E T D H N E N S V T N N Z U T H Sie zum R RS U I Z Uauch Z U ER R V E Brauchen D Geschäftsbericht E T E I M Z N E V R Z R crossmediale Einladung zur GeneH N D eine R DV E V U R M E D D E E H H D Z A NsamtTAnmeldeverD ralversammlung N N H N ND U H R T N U I I T E T T Z TA H U waltung? SDann sind wir IhrM I MI Z U U Z M Z R R M S Z V T Partner. D E R M I D V E A N D TA N T H E H E R N D A N D H E R H E R N D T TA S T D N ST S MI T IT U D I I N R S Z U R M M AdrianoE Greco, N A Z PrintVmedienverarbeiter R D M R R E D A E D E V E EFZ T N N AN R D bei Brüggli V N ND H V S E D A Medien, D R A H U N U N gehörlos S T R S T U N D U N S T S TA M I T V E Z U R Z RZ VE VE Z RZ VER ER D ND ER IT R R E D D V AN U T H M E HE ND D E D T RZ MI N N TH TH N N H T S U I U U I T R U A I E M RZ RZ MI M Z RZ VE H ND ST M R E E T TA E R D E R D ND HE HE ND I H H N M RS D V AN H T I T TA TA I T I T U D VE N T ND A M RS RS M M RZ S N D N V E V E N D N D H E S TA N D Z U V E R S TA R S T E R V R V N D U N D R S TA R S TA M I T V E R R Z U H E U N D V EBRÜGGLI D DMEDIENU N T N D E I E Z E D D D Romanshorn Z N3 + 5 | CH-8590 U Z N E R D V N D V TA N U N I T H D M E RTHofstrasse + 41 71 466 94 94D | F + 41 71 466 R 94 95 U U E Z H N N Z www.brueggli-medien.ch |info@brueggli-medien.ch U E R S E R D M TA N I T E R TA T H E R Z A N U Z Z ER T S MI H N RS M V H H S R T H ND MI TA V E N D I T V E D ER ®


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