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WO WIE WANN SOLLTE

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DER HANDEL EINKAUFEN?

BRANCHEN-EXPERTEN GEBEN TIPPS

Nachgefragt bei Braut- und Accessoire-Herstellern: Wie sieht’s aus mit Lieferketten sowie mit Preisen und Orderterminen?

UNSERE EXPERTEN:

1. Justin Warshaw, CEO und Creative Director von Justin Alexander, rät Brautmodenfachgeschäften, im ersten und vierten Geschäftsquartal frische Produkte und Bestseller auf Lager zu halten.

2. Dipl.-Ing. Stefan Piel, Head of Marketing und Design bei Wilvorst, plädiert für eine Ordervergabe zum Saisonbeginn.

3. François Bodet, Inhaber des französischen Labels Eglantine, empfi ehlt einen konzentrierten Einkauf auf Messen.

4. Der Geschäftsführer des ungarischen Schuh- und Brautschmuckspezialisten G. Westerleigh, Gyula Tamas, präsentiert die neue Kollektion im August.

5. Rolf Kuipers, Firmenleiter von Très Chic: „Die Bedeutung von Großmessen wird abnehmen!“

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Die Produktionsund Logistikketten sind in den letzten drei Jahren stark unter Druck geraten. Wie haben Sie diese Herausforderungen überwunden?

François Bodet, Eglantine

„Wir hatten große Schwierigkeiten, pünktlich zu liefern. Wir haben unsere Lagerkapazität erhöht, um sowohl die von unseren Kunden geforderten kurzen Fristen einzuhalten als auch unsere Produktionslinien aktiv zu halten. Um diese riesigen Herausforderungen zu meistern, sind wir beim Prozess zur Reduzierung unserer CO2-Emissionen leider in Rückstand geraten. Die Rückkehr zur Normalität ermöglicht es uns jetzt aber, dieses notwendige Projekt, das allen unseren Teams am Herzen liegt, wieder aufzunehmen. Alle unsere Kleider und Accessoires werden in unserem Stilbüro in Bouzillé im Westen Frankreichs hergestellt. Anschließend erfolgt die Produktion je nach Stil, Qualität, Fertigungstechnik, Preis und Zeit entweder direkt in unserer Werkstatt oder mit Partnern.“

Stefan Piel, Wilvorst

„Wir haben unser Dispositions- und Produktionsverhalten auf die problematische Lieferketten-Situation abgestimmt.“

Rolf Kuipers, Très Chic

„Wir verfügen über eine eigene Fertigung und verantworten daher alle Produktionsprozesse selbst. Die Kleider werden von unserem Designteam

WIR SIND BEIM PROZESS ZUR REDUZIERUNG UNSERER CO2-EMISSIONEN LEIDER IN RÜCKSTAND

entworfen und die Materialien werden von unseren bekannten Stofflieferanten bezogen. Bestellungen für die neuen Kollektionen sind darum schon zu Beginn jedes neuen Jahres möglich. Die fertigen Kleider werden per Luftfracht zu unserem Werk im niederländischen Hengevelde verschickt. Hier wird alles geprüft, verpackt und an die Kunden versandt.“

Gyula Tamas, G. Westerleigh

„Wir sind ein kleines, flexibles Familienunternehmen. Unsere finanziellen Möglichkeiten reichten mehr als aus, um die schwierigeren Zeiten zu überstehen. Was die Logistik anbelangt, haben wir kontinuierlich die wirtschaftlichste Transportart überprüft und gewählt.“

2 Welche Liefertermine haben Sie derzeit?

Justin Warshaw, Justin Alexander

„Wir halten große Lagerbestände bereit, um unseren Shops mit kürzeren Lieferzeiten zu helfen, Bräute zufrieden zu stellen. Die weltweite Standardlieferzeit beträgt derzeit 18 Wochen.“

Rolf Kuipers, Très Chic

„Wir haben derzeit keine Lieferprobleme. Im Durchschnitt liegt die Lieferzeit zwischen 12 und 14 Wochen, aber wir können viel schneller liefern, wenn die Stoffe auf Lager sind.“

Stefan Piel, Wilvorst

„Wir liefern die neue Saison ab 15.10.23 aus und haben für die Saison 1.2023 weitgehend pünktlich geliefert. Die Anfertigungszeit einzelner Looks richtet sich generell nach den Stoffverfügbarkeiten.“

Gyula Tamas, G. Westerleigh

„Wir versenden alle Waren aus unserem ungarischen Lager. Es kam auch in Coronazeiten nur sehr selten vor, dass wir kein Brautaccessoire aus unserem 400 Artikel umfassenden Lager oder eines unserer 50 Schuhmodelle nicht auf Lager hatten.“

François Bodet, Eglantine „Unsere Lieferzeiten sind je nach Produkt unterschiedlich. Für Accessoires und Petticoats, die in unserer Werkstatt hergestellt werden, in der wir die Möglichkeit haben, Rohstoffe zu lagern, haben wir derzeit eine Lieferzeit von einem Monat und können notfalls auch noch schneller liefern. Für Kleider, bei denen wir das Rohmaterial nicht auf Lager haben, rechnen wir 90 Tage. Für schnelle Lieferungen haben wir eine spezielle Linie entwickelt, deren Stückzahl begrenzt ist und die natürlich ebenfalls von der Verfügbarkeit der Rohstoffe abhängt. Aber wir haben derzeit keinerlei Probleme, alle Bestellungen unabhängig vom Bestimmungsort zu liefern.“

COVER-THEMEN

Justin Warshaw, Justin Alexander.

„Wir haben hart darum gekämpft, in dieser schwierigen Zeit keine Preiserhöhungen vorzunehmen, um unseren Kunden durch diese herausfordernden Zeiten zu helfen. Mittlerweile haben unsere Lieferanten jedoch durchschnittliche Preiserhöhungen von über zehn Prozent angekündigt. Wir sind der Meinung, dass es nun an der Zeit ist, unsere Preise zu überprüfen, nachdem sich der Markt etwas erholt hat.“

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Sind die Kosten gestiegen?

Rolf Kuipers, Très Chic

„Wir haben den Schwerpunkt bei der Konzeption unserer letzten Kollektionen darauf gelegt, noch effizienter und kostengünstiger zu produzieren. Die Transportpreise sind während Covid extrem gestiegen. Sie gehen langsam wieder abwärts, aber liegen noch immer weit höher als in der Zeit vor Corona.“

Justin Warshaw, Justin Alexander

„Die Kosten für Fracht und Arbeitsaufwand sind gestiegen. Außerdem wurde der Euro in den letzten zwei Jahren gegenüber dem US-Dollar um fast 25 % abgewertet.“

François Bodet, Eglantine

„Auch wir mussten – wie der gesamte Berufsstand – Kostenanstiege hinnehmen. Wir wurden dadurch gezwungen, unsere Produktionsprozesse zu optimieren. Wir haben unsere Beschaffungs- und Produktionsmethoden überprüft, ohne die Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen zu beeinträchtigen. Glücklicherweise hatten wir zum Beispiel Investitionen in Solarpaneele für die Dächer unserer Produktion bereits abgeschrieben. Die Einnahmen aus dem erzeugten Strom haben es uns ermöglicht, einen Teil der gestiegenen Kosten aufzufangen. Das hat sich positiv auf unsere Preise ausgewirkt.“

4 Sind die Preise Ihrer Produkte gestiegen?

François Bodet, Eglantine

„Wir haben die Preise für unsere Produkte für die nächste Saison nicht erhöht. Da der Cashflow unserer Kunden immer noch fragil ist, möchten wir sie so unterstützen.“

Stefan Piel, Wilvorst

„Leider mussten auch wir preisliche Anpassung vornehmen.“

Rolf Kuipers, Très Chic

„Wir haben am 1. Januar 2022 die Preise für alle bestehenden Kollektionen erhöhen müssen – das erste Mal in unserer Unternehmensgeschichte. Die neuesten Kollektionen sind preislich ähnlich aufgebaut wie die Kollektionen des Vorjahres, sodass wir die Preise stabil halten konnten.“

Gyula Tamas, G. Westerleigh

„Ja, wir mussten die Preise anpassen, um die gestiegenen Kosten zu decken.“

5 Zu welchem Zeitpunkt sollte der Handel einkaufen?

Stefan Piel, Wilvorst

„Es ist sinnvoll seine Aufträge zum Saisonbeginn zu platzieren, um einen möglichst frühen Liefertermin zu erhalten.“

Gyula Tamas, G. Westerleigh

„Unsere Kunden sind professionelle Geschäftsleute. Sie wissen genau, dass sie zuerst die Kleider und dann die passenden Accessoires kaufen. Wir halten darum sehr viele Produkte das ganze Jahr über vorrätig. Unsere neuen Designs werden ab August präsentiert.“

Justin Warshaw, Justin Alexander

„Das hängt natürlich von der Boutique, ihrem Cashflow und der Art und Weise ab, wie sie mit Bräuten arbeitet. Bräute kaufen das ganze Jahr über, die intensivsten Zeiten sind jedoch das erste und vierte Quartal. Das Wichtigste ist, dass die Shops zu diesen Zeiten frische Produkte und Bestseller auf Lager haben.“

Rolf Kuipers, Très Chic

„Wir sehen einen Wandel in der Mentalität und im Risikomanagement der Kunden. Die Kunden sind vorsichtiger und weniger bereit, zu Beginn des Jahres (hohe) Investitionen zu tätigen, ohne zu wissen, wie viele Kleider sie bis zum Sommer verkaufen können. Wenn Kunden ihre eigene Auswahl an Stilen wählen und diese zwischen August und Oktober geliefert bekommen möchten, sollten sie die Bestellung etwa von Februar bis Mai aufgeben. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass unser Lagerbestand immer frisch ist und eine ausreichend große Auswahl bietet, um die meisten Kunden zufrieden zu stellen.“

François Bodet, Eglantine

„Ich denke, der Frühling ist der perfekte Einkaufstermin, dann haben die Geschäfte die Möglichkeit, auf die Saison zurückzublicken. Die Termine einiger regelmäßig stattfindenden Messen sind meiner Meinung nach aber für bestimmte Geschäfte zu früh. Wenn die Käufe zu weit auseinanderliegenden Zeiten erfolgen, hat dies erheblichen Einfluss auf unsere Erstellungskosten. Es macht für uns keinen Sinn, dieselbe Kollektion zweimal zu präsentieren.“

MESSEN SOWIE BESUCHE DER REPRÄSENTANTEN SIND FÜR UNS MASSGEBLICH.

6 Sollte es für den Handel mehrere Einkaufstermine im Jahr geben?

Stefan Piel, Wilvorst „Der Handel kann grundsätzlich bei Wilvorst saisonneutral über den Lagerservice bestellen. Ferner gibt es zwei Orderrunden – Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter. Dieses System halten wir für sehr sinnvoll.“

7 Wo sollen die Shops ihre Bestellung aufgeben?

Gyula Tamas, G. Westerleigh

„Tatsächlich macht es für uns keinen Unterschied, wo unsere Kunden ihre Bestellungen aufgeben – ob online oder auf Messen. Wir halten es allerdings für sehr wichtig, an Messen teilzunehmen, um unsere bestehenden oder potenziellen Kunden persönlich zu treffen, damit sie die Produkte mit uns personalisieren können und um ihre Vorschläge anzuhören. Für Bestellungen im Webshop ist viel weniger Papierkram erforderlich und die Kunden haben mehr Auswahl bei den Zahlungsmethoden.“

Rolf Kuipers, Très Chic

„Wir haben keine Präferenz. Für Kunden, die unser Produkt gut kennen, könnten Messen vielleicht zu viel Aufwand bedeuten, da ja alle Informationen rund um unsere Produkte entweder in gedruckter Form oder online verfügbar sind. Für Neukunden oder Kunden, die unser Produkt noch nicht so gut kennen, können

Messen aber entscheidend sein. Alle Kunden sind herzlich eingeladen, uns in unserem Firmensitz im niederländischen Hengevelde zu besuchen. Messen sind zwar ein guter Treffpunkt, aber auf der Anbieterseite recht teuer. Außerdem könnten Kunden auf Messen überfordert sein, denn es gibt in wenigen Tagen viel zu sehen und zu entscheiden. Das Beste für den Markt ist eine gute Mischung aus physischen und Online-Angeboten. Meiner Meinung nach wird die Bedeutung von Großmessen abnehmen.“

Stefan Piel, Wilvorst

„Messen sowie Besuche der Repräsentanten sind für uns maßgeblich.“

Justin Warshaw, Justin Alexander.

„Auf Messen einzukaufen ist für Shops großartig, aber wenn wir unsere Kunden nicht persönlich sehen können, haben wir die passenden Tools wie Fotos und Videos. Wichtig ist aber, früh genug einzukaufen, um die Lieferung der Kollektion zu Beginn der neuen Saison zu erhalten.“

François Bodet, Eglantine

„Für die Auswahl der Kollektionen empfehle ich den Kauf auf Messen, auf denen alle Kollektionen präsentiert werden. So können sich Kunden ein paar Tage lang auf ihre Einkäufe konzentrieren. Bei Käufen über verschiedene Zeiträume ist es schwer, sich an Entscheidungen zu erinnern, die vor mehreren Wochen getroffen wurden. Darüber hinaus sparen Geschäfte Zeit und Geld, indem sie nur eine Fahrt unternehmen. Für die Auffüllung der Lagerbestände ist die

Online-Bestellung mittlerweile eine sehr gute Möglichkeit. Wir müssen jedoch darauf achten, den Kontakt zwischen den Geschäften und den Marken nicht zu verlieren!“

8 Was wären die perfekten Bedingungen für die Shops, um Brautkleider zu bestellen?

Rolf Kuipers, Très Chic

„Es gibt das ganze Jahr über die Möglichkeit, uns entweder in unserem Hauptsitz oder bei kleineren Touren und Veranstaltungen zu besuchen.“

Gyula Tamas, G. Westerleigh

„Kosten- und Zeiteffizienz: Kaufen Sie die Waren von zuverlässigen Lieferanten, die eine große Auswahl an Accessoires aller Art anbieten: Schuhe, Schmucksets, Ohrringe, Haarschmuck und auf Wunsch auch Herrenaccessoires wie Gürtel und Manschettenknöpfe.“

9 Welche Verbesserungen haben Sie in der Produktionskette geplant?

François Bodet, Eglantine „Die Produktion eines Hochzeitskleids ist umweltschädlich. Es ist unerlässlich, unsere Auswirkungen auf den Planeten zu reduzieren. Allerdings möchte der Endkunde ein Produkt mit einem günstigen Preis und einer schnellen Lieferung. Wir müssen auf all diese teilweise widersprüchlichen Anfragen reagieren und können dies nur unter Einbeziehung der gesamten Produktionskette tun. Dies erfordert erhebliche Investitionen, damit wir den Material- und Energieverbrauch optimieren können. Bei Eglantine planen wir beispielsweise, unseren automatischen Mehrlagenschneider auf einen Einzellagenschneider umzustellen, um dem Bedarf an Flexibilität gerecht zu werden und gleichzeitig Geschwindigkeit und Qualität des Schnitts sicherzustellen. Wir müssen auch an unserem Sourcing arbeiten, um die Mindestbestellmengen unserer Lieferanten zu reduzieren. Wir müssen unsere Lagerbestände reduzieren, um Verschwendung zu vermeiden. Unsere Produktionsmethoden werden ebenso in Frage gestellt wie die Ausbildung unserer Näherinnen, die immer vielseitiger arbeiten müssen. Die Wahl der Materialien wird ebenfalls sehr wichtig sein. Wir müssen die Auswirkungen auf die Umwelt bereits im Vorfeld der Herstellung und später bei der Abfallentsorgung berücksichtigen.“

Gyula Tamas, G. Westerleigh

„Wir planen derzeit keine Änderungen an unserer bestehenden Produktionskette. Es hat lange gedauert, bis wir zuverlässige Produktionspartner gefunden haben, die die bestellten Produkte innerhalb der gewünschten Produktionszeit und dennoch zu akzeptablen Produktionskosten auf höchstem Niveau herstellen können.“

10 Ihr persönlicher Wunsch für die Hochzeitsmoden-Industrie?

Stefan Piel, Wilvorst

„Eine Entspannung der Lieferkettensituation und allzeit gute Geschäfte und viele Hochzeiten.“

Gyula Tamas, G. Westerleigh

„Die Brautbranche ist für uns eine Herzensangelegenheit. Wir betrachten uns als Mitglied dieser großartigen Familie. Wir alle, meine Frau, meine beiden Töchter und unsere anderen Kollegen arbeiten mit ganzem Herzen daran, den Ansprüchen unserer Einzelhändler und letztendlich auch der Bräute gerecht zu werden, damit sie sich mit unseren Accessoires wohl und schön fühlen können.“

François Bodet, Eglantine „Unser Job ist faszinierend. Wir haben viele neue Herausforderungen zu meistern!“

Rolf Kuipers, Très Chic „Natürlich weniger Lieferanten und Marken, dann wird der Wettbewerb weniger intensiv .“

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