AUSGABE 03 || Oktober 2005
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Brunel GmbH | World Trade Center | Birkenstr. 15 | 28195 Bremen
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Das Magazin für Technik und Management
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specialists | projects | management
Das Magazin für Technik und Management
Die Lebensadern der Wolkenkratzer
das quiz
Wie die Erfindung von Fangklemmen die Architektur revolutionierte
Das Rennen beginnt im Kopf Die Planung visionärer Formel-1-Strecken
Zu Lande, zu Wasser und in der Luft
LESERSERVICE
Ausgeklügelte Logistiklösungen für Airbus
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impressum
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ILLUMINATION? INSPIRATION?
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INNOVATION.
Bitte freimachen, falls Marke zur Hand.
Name / Vorname
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AUSGABE 03 || Oktober 2005 Abteilung
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REDAKTIONSANSCHRIFT
Redaktion „Der Spezialist“ Brunel GmbH
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Redaktion „Der Spezialist“ Brunel GmbH World Trade Center Birkenstraße 15 28195 Bremen redaktion@derspezialist.de www.derspezialist.de
World Trade Center Birkenstraße 15
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HERAUSGEBER Brunel GmbH
VERANTWORTLICHER REDAKTEUR (V. I. S. D. P.)
MEINE QUIZ-LÖSUNG
Carsten Siebeneich, Geschäftsführer Brunel GmbH
Frage 1:
a
b
c
Frage 2:
a
b
c
Frage 3:
a
b
c
Bitte freimachen, falls Marke zur Hand.
REDAKTION „UNSER SPEZIALIST“ CHRISTIAN RAUSCH
Dialog Public Relations, GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH
Für die meisten Menschen ist Kuala Lumpur unendlich weit entfernt. Nicht für Christian Rausch, denn seit seinem Praktikum bei DaimlerChrysler fühlt er sich mit der malaysischen Metropole eng verbunden. Der Wirtschaftsingenieur mit einem Faible für Fremdsprachen war fasziniert von der Vielfalt in dem asiatischen Land. Durch seine ungebrochene Neugier hat Rausch die Fülle seiner Erfahrungen ständig erweitern können: in der Projektplanung, in der Prozessoptimierung. Heute setzt der Brunel Mitarbeiter seine Qualifikationen für die Qualitätssicherung bei Airbus Bremen ein.
KONZEPT UND GESTALTUNG GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH
FOTOGRAFIE (COPYRIGHTS) Sofern nicht abweichend, alle Angaben als Bildnummern. Corbis (01 – 03, 27, 30), picture-alliance/dpa (04, 07 – 08, 10), Cerver & Pioz (05 – 06), Tilke GmbH (09, 11, S. 17), Getty Images (13), FashionStock (14), REpower Systems AG (15 – 18), Airbus Deutschland GmbH (19 – 25), Dieckmann Aroma Kaffee GmbH & Co. KG (26), akg (28, S. 41), C. Rochelmeyer (29, 31), F. Goddio/Hilti Foundation (40 – 43),
DRUCK Druckerei Girzig + Gottschalk GmbH
Bitte senden Sie den möglichen Gewinn an:
QUIZ
EINE KLEINE IDEE K ANN SO GROSS WERDEN:
Name / Vorname
1854 entwickelt der deutschstämmige Heinrich Göbel in den USA das Prinzip Glühlampe. 25 Jahre später legt Thomas Alva Edison mit weiteren technischen Entwicklungen, wie der Einführung einer Schraubfassung, den Grundstein für den Erfolg der Glühlampe. Die Welt leuchtet auf.
Firma
Innovationen. Zwei außergewöhnliche Ingenieure schaffen Neues und verändern die Welt. Wenn wir heute über Innovationen reden, müssen wir über Persönlichkeiten reden. Über Menschen, die Dinge bewegen können. Reden wir.
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ERSCHEINUNGSWEISE 3 Ausgaben / Jahr Auflage 31.000 Stück
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editorial
Der Spezialist
AUSGABE 03 || Oktober 2005
Liebe Leserin, lieber Leser, während der Vorbereitungen zur dritten Ausgabe von „Der Spezialist“ haben mich nicht nur die Artikel des Magazins begeistert. Die gute Zusammenarbeit zwischen Ihnen und unseren Mitarbeitern hat Brunel eine herausragende Entwicklung ermöglicht, auf die ich vor dem Hintergrund unserer kurzen Firmengeschichte besonders stolz bin: Im Jahr unseres 10-jährigen Bestehens konnten wir bereits unseren 1.000. Mitarbeiter begrüßen. Ich werde alles daransetzen, dass wir diese Entwicklung im gemeinsamen Interesse fortsetzen können. Was erwartet Sie in dieser Ausgabe? Im Fokus steht das Thema Asien, das wir aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Das wirtschaftliche Aufstreben der Region ist allgemein bekannt, Projekte mit atemberaubenden Größenordnungen kennen die Interessierten, kulturelle Unterschiede die Reiselustigen. Besonderheiten wie die Ingenieurausbildung in China oder Hintergründe kultureller Unterschiede zwischen Koreanern und Deutschen und deren Einflüsse auf die Geschäftswelt kennen nur wenige. Anlass für uns, Ihnen diese Blickwinkel zu eröffnen. Der Formel-1-Rennstreckenbauer Hermann Tilke berichtet über Herausforderungen beim Bau des Shanghai International Circuit. Hintergründe zur Bergung eines der größten Porzellanschätze der Ming-Dynastie durch den Unterwasserarchäologen Franck Goddio rundet das Fokusthema Asien ab. Wir machen Sie bekannt mit zwei Querdenkern aus Bremen, deren Erfindung auf der „IENA“ mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde, und widmen uns in der Rubrik „History“ Elisha Graves Otis, dem Erfinder des absturzsicheren Fahrstuhls. Die Aufgaben des Airbus Traffic Center in Hamburg stehen im Blickpunkt der Rubrik „Aus den Branchen“ und wir stellen ein Projekt einer Brunel-Mitarbeiterin aus dem Airbuswerk Nordenham vor. Zudem gewähren wir Ihnen einen Blick in das Innenleben von Windenergieanlagen. Auch für diese Ausgabe von „Der Spezialist“ hoffen wir, dass Sie beim Lesen viel Freude haben. Gerne können Sie wieder das Leserforum für Ihre Anregungen nutzen: leserforum@derspezialist.de. Vielen Dank!
Mit herzlichen Grüßen
Geschäftsführer Brunel GmbH
der Spezialist
03
kurz notiert
Die Architektur auf Rekordjagd Waren es vor 20 Jahren noch westliche Weltstädte wie New York und Chicago, die den architektonischen Wettlauf um neue Bestmarken dominierten, sind es heute vor allem die asiatischen Metropolen. Die Gigantomanie hat in der Architektur Asiens Einzug gehalten.
DIE WEITE ÜBERWINDEN 1.
2.
1. Akashi Kaikyo Brücke, die zz. längste Hängebrücke der Welt Erbaut: 1988 bis 1998 Ort: zwischen den Inseln Honshu und Awaji bei Kobe, Hyogo, Japan Länge: 3.911 m Typ: Hängebrücke
3.
2. Drei-Schluchten-Staudamm, der zz. längste Staudamm der Welt Erbaut: 1993 bis voraussichtl. 2009 Ort: Schluchten Qutang, Wuxia und Xiling, China Länge: 2.310 m Typ: Staudamm Im Vergleich: 3. Golden Gate Bridge Erbaut: 1933 bis 1937 Ort: San Francisco, USA Länge: 2.737 m Typ: Hängebrücke 0
1.000 m
2.000 m
3.000 m
4.000 m
DEN HIMMEL STÜRMEN 500 m
1. Taipei 101, das zz. höchste Gebäude der Welt Erbaut: 1998 bis 2003 Ort: Taipeh, Taiwan Höhe: 508 m Nutzung: Bürogebäude
400 m 300 m 200 m 100 m 0 1.
04
der Spezialist
2.
3.
Im Vergleich: 3. Kölner Dom Erbaut: 1248 bis 1880 Ort: Köln, Deutschland Höhe: 157 m Nutzung: Kathedrale
2. Petronas Towers, das zz. zweithöchste Gebäude der Welt Erbaut: 1992 bis 1998 Ort: Kuala Lumpur, Malaysia Höhe: 452 m Nutzung: Multifunktionsgebäude
inhalt
inhalt
Der Spezialist
AUSGABE 03 || Oktober 2005
Seite
07
history:
DIE LEBENSADERN DER WOLKENKRATZER
Elisha G. Otis erfand die erste automatische Absturzsicherung für Aufzüge Seite
10
im fokus:
PERSPEKTIVENWECHSEL IM REICH DER MITTE
Das Reich der Mitte avanciert zu einem Land der Superlative Seite
14
DAS RENNEN BEGINNT IM KOPF
Dipl.-Ing. Hermann Tilke über Konstruktionen von visionären Rennstrecken
› seite 07
1853 ebnete Otis’ Erfindung den Weg für den Boom der Wolkenkratzer
im gespräch:
Seite
19
ansichtssache:
DER ERFOLG LIEGT IM WISSEN UM DEN UNTERSCHIED
Korea-Experte Bastian Broer über interkulturelles Teambuilding Seite
22
technische projekte:
RIESEN MIT KOMPLEXEM INNENLEBEN
Jens Dobberitz rüstet die Rohrtürme von Windenergieanlagen aus Seite
27
aus den Branchen:
ZU LANDE, ZU WASSER UND IN DER LUFT
Dipl.-Ing. Friedrich-Wilhelm Preuss entwickelt Logistiklösungen für Airbus Seite
31
technische projekte:
KLEINTEILE, ALUMINIUMBOXEN UND EINE LOGISTIKEXPERTIN Dipl.-Ing. Janna Kornemann als Logistikexpertin bei Airbus Nordenham
› seite 14
Dipl.-Ing. Hermann Tilke plant weltweit spektakuläre Formel-1Rennstrecken
Seite
35
querdenken:
EIN KLEINES STÜCK BRASILIEN
Manfred Dieckmann vereint Erfindergeist mit Leidenschaft für Kaffee Seite
38
mitarbeiter und karriere:
ZULIEFERER UNTER DIE LUPE GENOMMEN
Christoph Rochelmeyer unterstützte Brunel Energy in Singapur Seite
42
panorama:
AUF DER JAGD NACH DEM WEISSEN GOLD
Archäologe Franck Goddio auf der Suche nach verlorenen Schätzen Seite
› seite 27
Der Bau des A380 von Airbus erfordert eine komplexe Transportlogistik
Seite Seite
45 46 47
das Quiz für spezialisten Termine impressum
der Spezialist
05
› 01
history
Die Lebensadern der Wolkenkratzer Die Idee entstand bei der schweren körperlichen Arbeit in einer amerikanischen Bettenfabrik: Der Mechaniker Elisha Graves Otis erfand die erste automatische Absturzsicherung für Aufzüge und ebnete damit endgültig den Weg für den Boom der Wolkenkratzer. TEXT › Christina Denker
Man schrieb das Jahr 1853, als der Mann mit dem
werke hoch, auch die ersten Stahlskelettbauten
Zylinder die aufgeregte Menschenmenge zur
konnten nicht höher hinaus.
Gelassenheit aufrief. Das Publikum auf der Welt-
Die Karriere von Elisha Graves Otis begann
ausstellung im New Yorker Crystal Palace wurde
Anfang der 50er Jahre als Mechaniker in einer
Zeuge einer technischen Revolution: Gerade noch
Bettenfabrik in Yonkers, einer Kleinstadt im
hatte der junge Ingenieur in der Ausstellungs-
Bundesstaat New York. Um sich den mühsamen
halle hoch oben auf einer Plattform gestanden,
Matratzentransport durch die einzelnen Stock-
die nur von einem einzigen Seil gehalten wurde.
werke zu ersparen, entwickelte der Mechaniker
Das Tragseil wurde gekappt, doch der von der
in seiner Freizeit technische Lösungsansätze.
Menge erwartete Absturz blieb aus. Stattdessen
Die Idee der Fangklemmen kam der Bettenfabrik
stoppte die Plattform auf ihrem Weg nach unten
jedoch nicht mehr zu Gute, da diese kurze Zeit
sicher in den Führungsschienen. Dieser Mann war
später Konkurs anmelden sollte. Von Existenz-
Elisha Graves Otis, der im ausgehenden 19. Jahr-
ängsten geplagt, wollte Otis, wie viele andere zu
hundert mit der automatischen Absturzsicherung
dieser Zeit, als Goldsucher sein Glück versuchen.
für Fahrstühle den Grundstein für den Bau mehr-
Die Abreise trat er nie an. Denn: Einige Unterneh-
stöckiger Gebäude gelegt hat.
men waren an seinen Entwicklungen interessiert
DIE OTIS ELEVATOR COMPANY Der kanadische Einwanderer Otis verkaufte seinen ersten absturzsicheren Aufzug im Jahre 1853. Über 150 Jahre später ist die Otis Elevator Company eines der weltweit führenden Unternehmen der Branche. Mit über 60.000 Mitarbeitern rund um den Globus verteilt, verkauft das Unternehmen jährlich über 100.000 Fahrstühle und Rolltreppen. Alle 72 Stunden befördern Fahrstühle der Otis Elevator Company einmal die gesamte Erdbevölkerung.
und die ersten Aufträge für Lastenaufzüge lagen
DIE AUTOMATISCHE ABSTURZSICHERUNG EBNETE DEN WEG FÜR DIE WOLKENKRATZER
vor. Er gründete das erste Fahrstuhlgeschäft. 1853 installierte Otis die ersten absturzsicheren Transportaufzüge der Welt – für eine Möbelfirma und
Zwar waren Hebesysteme bereits den alten Ägyp-
einen Bilderrahmenhersteller. Der sich daraufhin
tern bekannt, doch galten sie wegen des fehlen-
einstellende Erfolg seines Unternehmens „Union
den Fangmechanismus als zu gefährlich, um auch
Elevator Works“ war durchschlagend.
Menschen zu befördern. Otis’ Entwicklung der
Bereits zwei Jahre später, 1855, entwickelte er
Fangklemmen, auf denen das Prinzip der Absturz-
einen Fahrstuhl mit Dampfantrieb. Nach wie-
sicherung auch heute noch beruht, kam den Archi-
derum zwei Jahren wird in New York der erste
tekten gerade recht. Die Stadt wuchs: Manhattan
reine Personenaufzug in Betrieb genommen. Eli-
war bereits zur Mitte des 19. Jahrhunderts dicht
sha Graves Otis hat den Menschen die Absturz-
besiedelt, insbesondere Downtown und die Wall
angst genommen. 1861 ließ sich Otis seinen
Street platzten aus allen Nähten. Die Gebäude
Fahrstuhl patentieren. Etwa zehn Jahre später
waren bis dahin drei bis höchstens vier Stock-
beförderten in den USA bereits über 2.000 dampf-
›01 Otis stellte seine technische Neuerung 1853 auf der Weltausstellung im New Yorker Crystal Palace vor. Der Crystal Palace war die Hauptaustellungshalle während der „Great Exhibition of Art and Industry“, bei der mehr als 5.000 Aussteller vertreten waren.
der Spezialist
07
history
betriebene Fahrstühle die Menschen sicher in die
ferte jedoch die ersten Adressen: So wurden Otis-
oberen Stockwerke von Gebäuden und wieder
Fahrstühle 1881 im Weißen Haus in Washington,
zurück auf den Boden. Dennoch steckten die Ent-
1889 im Pariser Eiffelturm und 1902 im Flatiron
wicklungen noch in den Kinderschuhen. Gerade
Building in New York installiert.
in der Antriebstechnik lag noch viel Potenzial, das zunächst hydraulisch, dann elektrisch erschlossen wurde. 1878 ging es mit dem ersten hydraulisch betriebenen Lift schon 34 Meter in die Höhe.
›02 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts strebte die Architektur New Yorks immer höher dem Himmel entgegen. Doch die ambitionierten Visionen der Architekten ließen sich erst mit dem Aufkommen von sicheren Personenaufzügen umsetzen.
DIE ERFINDUNG EINES K ANADISCHEN EINWANDERERS SORGT 1881 SOGAR IM WEISSEN HAUS IN WASHINGTON FÜR FURORE
Überall wurde jetzt mit Fahrstuhl gebaut. Stadtbilder veränderten sich in kürzester Zeit. Um 1890
Und es sollte immer höher hinausgehen. 1903
wurde mit der Erfindung des Stahlskelettbaus der
beförderte der erste von Otis konstruierte elek-
Bau von Wolkenkratzern möglich. Und natürlich
trische Seilaufzug Besucher des 55 Meter hohen
brauchte man dazu Aufzüge. Innerhalb nur dreier
Beaver Building in New York. Der getriebelose Seil-
Jahrzehnte hat die Entwicklung des amerikani-
aufzug folgte dem einfachen Prinzip des Flaschen-
schen Erfinders mit kanadischen Wurzeln den
zuges: Angetrieben wurde er von einer Maschine
Bau moderner Hochhäuser möglich gemacht. Das
mit Treibscheibe, einer elektrischen Steuerung
Fahrstuhlgeschäft boomte und Konkurrenzfirmen
und einem Gegengewicht. Die Tragseile liefen
wurden gegründet. Das Unternehmen Otis belie-
über Rillen in der Treibscheibe und verbanden
› 02 08
der Spezialist
history
frei über ein Antriebsrad. Die Kraft wird ausschließlich durch die Reibung zwischen Seil und Treibscheibe übertragen. 1880 stellte Werner von Siemens in Mannheim einen elektrisch betriebenen Fahrstuhl vor. Der von dem Erfinder konstruierte Aufzug hing nicht an einem Seil, sondern arbeitete sich an einer Zahnstange in die Höhe und war damit nur von begrenztem Nutzen. Erst die Zusammenführung dieser Systembausteine
›03 1861 starb Elisha Graves Otis mit nur 49 Jahren. Seine Söhne führten die Geschäfte ihres Vaters mit großem Erfolg weiter: Bereits 1870 gab es mehr als 2.000 Fahrstühle in den USA.
– Fangvorrichtung, Treibscheibe und Elektrik – ebnete den weiteren Weg für moderne Aufzugsanlagen. Bereits im Jahr 2003 wurden allein in den USA täglich 575 Millionen Menschen in der Vertikalen befördert. Auch, wenn sich die Sicherheitstechnik
› 03
von Aufzügen seit Otis’ Erfindung erheblich weiterentwickelt hat, fußt sie immer noch auf den vom kanadischen Einwanderer entwickelten Prinzipien. Das gilt auch für die höchsten Gebäude der Welt. Rast der Fahrstuhl zu rasch in die Tiefe, wird
den Fahrkorb mit dem Gegengewicht. Der elek-
über einen elektronischen Sensor, der die Sinkge-
trische Antrieb ermöglichte es, dass Fahrstühle in
schwindigkeit überwacht, ein Mechanismus aus-
beliebigen Höhen über dem Erdboden installiert
gelöst, der zuerst den Strom abschaltet und die
werden konnten. Und schneller als ihre Vorgänger
Bremsen greifen lässt. Stoppt die Aufzugskabine
waren sie auch. Die 1931 ins Empire State Building
immer noch nicht, sorgen Fangzangen mit ihren
eingebauten Lifte fuhren mit einer für damalige
keilförmigen Klammern, die sich gegen die Füh-
Verhältnisse beachtlichen Geschwindigkeit von
rungsschiene der Kabine pressen, für sekunden-
6,1 Metern pro Sekunde.
schnellen Stillstand.
›04 Der höchste Wolkenkratzer der Welt, „Taipei 101“, ist 508 Meter hoch und ragt im Finanzzentrum von Taipeh (Taiwan) in den Himmel. Der 1,8 Milliarden Dollar teure Gigant hat noch einen weiteren Weltrekord zu bieten: den schnellsten Fahrstuhl der Welt mit einer Fahrgeschwindigkeit von 17 Metern pro Sekunde.
IN DEN USA FAHREN TÄGLICH UNGEFÄHR 575 MILLIONEN MENSCHEN MIT DEM AUFZUG Ganz allein kann das heutige Unternehmen, die Otis Elevator Company, die Entwicklung der Fahrstuhltechnik jedoch nicht für sich beanspruchen. Auch aus Europa kamen Impulse: Bereits 1877 entwickelte der deutsche Ingenieur Friedrich Koepe, Angestellter bei Thyssen, das Prinzip eines Antriebssystems mit Treibscheibe und Gegengewicht. Die neue Technik diente jedoch nicht der Personenbeförderung, sondern wurde im Bergbau eingesetzt. Das Förderseil wurde nicht mehr
› 04
fest angebunden und aufgewickelt, sondern lief
der Spezialist
09
im fokus
Perspektivenwechsel im Reich der Mitte Das Reich der Mitte ist erwachsen geworden. Nachdem China jahrzehntelang günstiger Produktionsstandort für westliche Marken war, avanciert es immer mehr zum Innovationsmotor. Mehr als 600.000 Nachwuchsingenieure strömen jährlich aus den Universitäten des Landes, um in einer nie da gewesenen Know-how-Offensive anzutreten. TEXT › Anja Gleber
Es scheint, als wolle man sich auf seine Wurzeln als einstige
So ist China längst nicht mehr
innovative Vorreiterkultur während der Song-Dynastie zwi-
nur als verlängerte Werkbank der
schen 960 und 1279 besinnen, als die großen chinesischen
Welt zu betrachten, wo ausschließ-
Erfindungen wie das Schießpulver, der Kompass, der Buch-
lich Massenware produziert wird.
druck und das Papier den Alltag von Millionen Menschen
Denn zunehmend agieren chinesi-
revolutionierten. Denn die Volksrepublik China hat eine unge-
sche Technologieunternehmen auf
heure Dynamik erfasst und schließt zu den industrialisier-
Geschäftsfeldern, auf denen west-
ten Ländern wirtschaftlich auf. Seit Beginn der Reform- und
liche Industrieunternehmen tradi-
Öffnungspolitik Chinas im Jahre 1978 hat die schrittweise
tionell stark sind: Beispielsweise
Hinwendung zu einer marktwirtschaftlichen Struktur große
zeigen sich diese Tendenzen im
Wachstumskräfte freigesetzt, was die wirtschaftlichen Kenn-
Werkzeug- und Maschinenbau, in
zahlen belegen.
der Automobilindustrie, der Infor-
›05 Die Architekten Cervera & Pioz möchten den Himmel erobern – der geplante Bionic Tower soll eine Höhe von 1.228 Metern erreichen und nach bionischen Gesichtspunkten gebaut werden. Er wird frühestens 2020 fertig gestellt sein.
IN WENIGEN JAHREN WIRD DIE SECHSTGRÖSSTE VOLKSWIRTSCHAFT UND DIE DRITTGRÖSSTE HANDELSNATION DER WELT EIN LAND DER SUPERLATIVE SEIN Das Land beeindruckt durch jährliche wirtschaftliche Zuwachsraten zwischen neun und zehn Prozent. Chinas Anteil an der Weltindustrieproduktion stieg seit 1995 von fünf auf zwölf Prozent. Der deutsche Anteil liegt bei acht Prozent. Inzwischen ist China die sechstgrößte Volkswirtschaft und die drittgrößte Handelsnation der Welt. Über 50 Prozent des Bruttoinlandsproduktes wird durch die Industrieproduktion realisiert. 2002 war das deutsche Handelsvolumen mit China zum ersten Mal größer als das mit Japan, wobei sich die Struktur der deutschen Importe aus China in den letzten Jahren stark gewandelt hat: Christbaumschmuck, Kinderspielzeug und Bekleidung werden nach wie vor in China eingekauft, doch nehmen Elektronikprodukte, Maschinen und technische Komponenten stark an Bedeutung zu.
10
der Spezialist
› 05
› 06 mations- und Kommunikationstechnologie sowie in der Bio-
Mit dem Ziel, das Wirtschafts-
technologie. Die Shanghai Auto Industry Corporation (SAIC)
wachstum durch den Beitrag von
kündigte jüngst an, ab 2007 erstmals ein Auto zu bauen, ohne
Wissenschaft und Technologie wei-
auf die seit 20 Jahren bestehende Kooperation mit einem deut-
ter zu erhöhen, will die chinesische
schen Automobilkonzern zurückzugreifen.
Regierung das Forschungs- und Ent-
Der chinesische Computerhersteller Lenovo, mit Sitz in
wicklungssystem weiter ausbauen.
Peking, kann sich mit seinen High-Tech-Produkten bereits
Die Gesamtausgaben für Wissen-
heute mit den Branchenführern messen. Im Mai 2005 über-
schaft und Technologie verdoppel-
nahm Lenovo das PC-Geschäft von IBM und steht nun an dritter
ten sich zwischen 1999 und 2003
Stelle am Weltmarkt. Ein weiteres Beispiel, was die Zielstrebig-
von 146 Mrd. auf 346 Mrd. Yuan,
keit und den Ehrgeiz der Chinesen dokumentiert, kommt aus
was etwa 35 Mrd. Euro entspricht.
der Stadt Shenzhen. Der Fernsehingenieur und Gründer des
Seitens der Regierung sind 53 natio-
Fernsehherstellers TCL, Li Dougsheng, hat im vergangenen Jahr
nale High-Tech-Zonen eingerichtet
die Fernsehsparte des französischen Thompson-Konzerns über-
worden. Die zunehmende Bedeu-
nommen und stieg damit zur Nummer eins im Weltmarkt auf.
tung der Hochtechnologie zeigt sich
Seit der Übernahme erhöhte er die Zahl der Forschungskräfte
schließlich in der Anzahl der Stu-
in Shenzhen von 400 auf 600, allesamt fließend Englisch spre-
denten im Bereich der Ingenieur-
chende Ingenieure und Techniker.
wissenschaften.
›06 Die 300 Stockwerke des Bionic Tower bieten auf einer Gesamtfläche von zwei Millionen Quadratmetern rund 100.000 Menschen Platz, die dort leben und arbeiten werden.
der Spezialist
11
im fokus
Während in Deutschland über Ingenieurmangel und abge-
Anwendung liegt, beschränkt man
brochene Studiengänge geklagt wird, absolvierten in China
sich in China auf die Reproduktion
im Jahr 2003 über 600.000 Nachwuchsingenieure ihre Inge-
von Detailwissen. Die Ausbildung
nieurstudiengänge. Angestrebt werden jedoch weitaus höhere
ist kulturell bedingt eher theore-
Absolventenzahlen: Die Pekinger Wissenschaftsakademie ver-
tisch angelegt. Zukünftig eigenver-
kündet, bis 2020 die Zahl der Ingenieure in China verdreifachen
antwortliches Handeln steht für die
zu wollen. Insgesamt gibt es 1.552 höhere Bildungseinrichtun-
Ingenieure nicht im Vordergrund
gen, wozu nicht nur die Universitäten zählen, sondern auch so
ihrer Ausbildung. Im Vergleich zu
genannte Vocational Colleges, die mit den hiesigen Berufsschu-
europäischen Absolventen ist nach
len zu vergleichen sind. Von den 121 Universitäten genießen
Erfahrungen des Delegiertenbüros
die Tsinghua und die Peking Universität einen internationalen
der Deutschen Wirtschaft in Peking
Ruf. Der Wachstumsmarkt China kann damit auf einen großen
insbesondere ein Systemdenken und
Pool qualifizierter Ingenieure zurückgreifen, um die steigende
das Abstraktionsvermögen bei chi-
Nachfrage nach Ingenieurleistungen in den Branchen Maschi-
nesischen Jungingenieuren weniger
nenbau, IT und Telekommunikation sowie Elektrotechnik und
ausgeprägt. Dagegen verfügen sie
Bauingenieurwesen zukünftig zu bedienen.
jedoch zumeist über ein detaillier-
Aber wie sieht die Ingenieurausbildung vor Ort aus? Wäh-
teres Fachwissen in den Disziplinen.
rend in Europa der Schwerpunkt der Ingenieurausbildung eben
Chinesische Studenten nutzen daher
auch in der Reflexion des Erlernten in der praxisorientierten
verstärkt das Studium an Spitzen-
›07 Der Drei-SchluchtenStaudamm ist eines der anspruchsvollsten Bauprojekte weltweit. Nach der Fertigstellung des Bauwerks wird sich der Stausee über eine Länge von 663 Kilometern erstrecken.
›07 12
der Spezialist
im fokus
›08 universitäten in den USA und Europa für eine Management-
Bionic Tower beschäftigt – eines
karriere im Heimatland. Rund ein Viertel aller Promotions-
Gebäudes, das aufgrund seiner bio-
abschlüsse im Bereich Natur- und Ingenieurwissenschaften
nischen, an die Natur angelehnten,
entfallen in den USA jährlich auf chinesische Studenten.
architektonischen
Bauweise
eine
Höhe von 1.228 Metern realisieren
CHINA DRÄNGT MIT IMMER NEUEN HÖCHSTLEISTUNGEN AN DIE INTERNATIONALE SPITZE. LÄNGST STAMMEN VIELE TECHNISCHE REKORDE AUS DEM REICH DER MITTE
kann. Für die Eroberung des Him-
Ihre Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich demons-
eingestehen, dass wir uns unter
triert die chinesische Nation bereits mit realisierten und
Umständen zu lange auf unserem
geplanten Megaprojekten wie Brücken, Gebäuden und ins-
Status als High-Tech-Land ausgeruht
besondere auch dem Drei-Schluchten-Staudamm, die an Aus-
haben und das Potenzial der empor-
maß alles bisher da Gewesene in den Schatten stellen. So ist
kommenden Wirtschaftsmacht nicht
die Lu-Pu-Brücke in Shanghai mit einer Spannweite von 550
ernst genug genommen haben. Mitt-
Metern und einer Gesamtlänge von 3.900 Metern die längste
lerweile dringen chinesische Pro-
Bogenbrücke der Welt und löst damit die New-River-Gorge-
dukte massiv in jene Branchen vor,
Brücke in den USA ab. Bis zum Jahre 2009 soll mit dem
in denen Technologie made in Ger-
Hangzhou-Brückenbauprojekt eine über 36 Kilometer lange,
many traditionell Spitze war. Umso
6-spurige Autobahnbrücke über das ostchinesische Meer fer-
mehr gilt es jetzt, unserem Status als
tig gestellt werden, die die Verkehrsverbindung zwischen den
High-Tech-Land gerecht zu werden
beiden Wirtschaftszentren Shanghai und Ningbo um circa 120
und verstärkt in die Forschung zu in-
Kilometer verkürzt. Lediglich die in Italien geplante Messina-
vestieren. Zudem sind Innovationen
Brücke, die Sizilien mit dem Festland verbinden soll, wäre um
schneller in konkrete Produkte und
65 m länger. Ebenso ist es die Stadt Shanghai, die den Schau-
Dienstleistungen zu überführen.
mels werden 368 Aufzüge im Einsatz sein. In Deutschland müssen wir nun
›08 Für den Bau der 3.900 Meter langen Lu-Pu-Brücke wurden mehr als 35.000 Tonnen Stahl verbaut. Seit ihrer Fertigstellung im Jahr 2003 verbinden sechs Fahrspuren die östliche und westliche Hälfte Shanghais miteinander.
platz für ein in der Menschheitsgeschichte einmaliges Gebäudeprojekt darstellt: Architekten sind derzeit mit der Planung des
der Spezialist
13
im gespräch
Das Rennen beginnt im Kopf Während die Formel-1-Piloten alle zwei Wochen mit atemberaubender Geschwindigkeit über die weltweit verteilten Rennstrecken hetzen, ist der Aachener Ingenieur Hermann Tilke mit den Visionen des Rennsports beschäftigt. Der Hobbyrennfahrer konstruiert die großen Rennstrecken unserer Zeit. INTERVIEW › Corinna Laubach
Für Spezialisten ist er der heimliche Star der rasan-
mitgemacht hat, kann man die Organisations-
ten Formel 1. Der Aachener Ingenieur Hermann
abläufe besser planen und beurteilen.
Tilke baut die Strecken, auf denen sich die Fahrer spannende Rennen liefern. Mit spektakulären
Der Spezialist: Sie legen großen Wert auf eine
Streckenbauten in Bahrain und Shanghai machte
rundum funktionierende Anlage. Welchen Stel-
er zuletzt auf sich aufmerksam. Im August ist das
lenwert hat der Zuschauer?
jüngste Projekt eingeweiht worden: der Istanbul Racing Circuit.
Hermann Tilke: Der Zuschauer ist für die großen Publikumsstrecken wie die Formel-1-Grand-Prix-
Der Spezialist: Herr Tilke, Ihr Name ist eng ver-
Kurse der Wichtigste in diesem ganzen Spiel, wie
bunden mit vielen großen Formel-1-Strecken. Wie
bei anderen Sportanlagen auch. Der Rennfah-
sind Sie zum Streckenbau gekommen?
rer kommt an zweiter Stelle. Dies ist zumindest unsere Philosophie.
Hermann Tilke: Seitdem ich 18 Jahre alt bin, fahre ich Autorennen. Als ich mich nach dem Bauinge-
Der Spezialist: Was braucht es, um eine gelungene
nieurstudium selbstständig gemacht habe, wollte
Strecke als Endergebnis zu haben?
ich gerne in der Rennbranche tätig werden und bin dann durch kleine Planungsaufträge am Nür-
Hermann Tilke: Zuerst einmal muss das Grund-
burgring in dieses Geschäft gelangt. Mittlerweile
stück natürlich einigermaßen tauglich sein.
mache ich das seit mehr als 20 Jahren.
Schön ist, wenn die Gelände eine reizvolle Topografie haben, da ist es auch für den Planer leichter.
Der Spezialist: Hat man Vorteile beim Planen
Und zudem muss ausreichend Platz da sein. Wir
einer Rennstrecke, wenn man selber als Fahrer
bekommen häufig Grundstücke angeboten, die
aktiv ist?
von den Bodenverhältnissen nicht immer die besten sind. Das sind keine Filetstückchen. Wir haben
Hermann Tilke: Das denke ich schon. Zum einen
schon auf ehemaligen Mülldeponien, in Abbau-
kann man die Fahrdynamik der Strecke besser
oder auf Sumpfgebieten wie in China gebaut. Da
beurteilen und durch Gespräche mit Formel-1-Fah-
ist es bautechnisch nicht immer einfach.
rern auch deren Anforderungen besser verstehen. Dann gibt es das große Feld der Infrastruktur um
Der Spezialist: Stichwort China. In Shanghai
die Strecke herum. Wenn man viele Rennen selbst
haben Sie auf Pfählen gebaut.
14
der Spezialist
Hermann Tilke stammt aus Olpe im Sauerland. Nach dem Abitur studierte der heute 50-Jährige an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen Bauingenieurwesen und entschied sich im Anschluss für die Selbstständigkeit. Seit 1984 arbeitet der Hobbyrennfahrer an nationalen und internationalen Projekten in den Bereichen Ingenieurwesen, Architektur und Elektrotechnik. Einen Namen machte er sich als Planer von Formel-1-Rennstrecken. Hermann Tilke führt heute gemeinsam mit dem Architekten Peter Wahl die Tilke GmbH mit rund 150 Mitarbeitern.
› 09 Hermann Tilke: Ja, man muss sich auf alles ein-
Hermann Tilke: Nein, was dieses Extrem angeht,
stellen, was man vorfindet. In Shanghai war das
so haben wir uns zum ersten Mal damit ausein-
eine 300 Meter tiefe, nicht standfeste Boden-
ander setzen müssen. Dazu kommt eine Heraus-
schicht. Dieses Sumpfgebiet war besonders span-
forderung, die sich jedes Mal neu stellt: Wir haben
nend und spektakulär. Dort mussten wir die ganze
meistens nur sehr wenig Zeit zum Planen und
Strecke inklusive der Gebäude auf 40.000 Pfähle
Bauen, im Extremfall sind dies nur eineinhalb
stellen, die zwischen 20 und 40 Meter lang sind.
Jahre. Da muss man sich spezielle Techniken
Alle Geländeaufbauten haben wir mit Styropor
aneignen, damit die Anlage zum Stichtag fertig
ausgeführt, weil Styropor 90 Prozent leichter als
ist. Ein Formel-1-Rennen lässt sich nicht verschie-
Erde ist. Darüber haben wir dann zwei Meter Erde
ben.
›09 Hermann Tilke nutzt die Gespräche mit den Piloten, um die Strecke auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Zudem kommt dem 50Jährigen seine persönliche Rennerfahrung zugute.
gegeben, um Anpflanzungen zu ermöglichen. Der Spezialist: Wie viel Planungsfreiraum haben
DIE EIGENE RENNERFAHRUNG IST BEI DER PLANUNG EINER GRAND-PRIX-STRECKE GOLD WERT
Sie bei den Strecken? Können Sie individuell planen? Hermann Tilke: Ja und nein. Die Vorgaben selbst
Der Spezialist: Waren Sie das erste Mal mit einer
sind in der Regel dürftig. Entscheidend ist natür-
so schwierigen Vorgabe konfrontiert? Oder konn-
lich das Land, das man zur Verfügung hat, die
ten Sie bereits auf Erfahrungen zurückgreifen?
Größe und der Zuschnitt und zudem natürlich das
der Spezialist
15
› 10 Budget, für das wir bauen dürfen. Das engt dann
Formel 1 geht, will sich ein Land in der Welt prä-
Freiheiten ein, obwohl wir theoretisch jede Frei-
sentieren und da muss das gesamte Bauwerk ent-
heit haben.
sprechend passen.
Der Spezialist: Gibt es für Sie Vorlieben bei der
Der Spezialist: Bei der Formel 1 kommt man nicht
Streckenplanung?
umhin nach der Sicherheit zu fragen. Welchen Stellenwert hat die in Ihren Planungen?
›10 Auf der 5,451 Kilometer langen Grand-Prix-Strecke in Shanghai wird eine Höchstgeschwindigkeit von 326 km/h erreicht. Der Rundenrekord von 1:32:238 wurde von Michael Schumacher aufgestellt.
Hermann Tilke: Für mich persönlich ist es sehr spannend, wenn ich die Strecke das erste Mal
Hermann Tilke: Sicherheit hat natürlich den größ-
abfahren kann, der Beton fließt und die Gebäude
ten Stellenwert. Keiner will Unfälle mit schlim-
wachsen.
men Ausgängen, allerdings lassen sich Unfälle auch nicht gänzlich vermeiden. Fahrer machen
Der Spezialist: Man liest, Ihnen ist es wichtig, den
Fehler, die Technik versagt und das soll auch so
Anlagen eine kulturelle Identität zu geben …
sein. Wir versuchen Risiken zu minimieren, aber eine abschließende Sicherheitsgarantie gibt es
CHINESISCHE SYMBOLE WIE DAS YING-YANGZEICHEN DIENEN ALS IDEENGEBER FÜR DIE BESONDERHEITEN DER RENNSTRECKE
nicht. Der Spezialist: Die Kurvenplanung soll eine Ihrer Spezialitäten sein.
Hermann Tilke: Richtig, die Rennstrecken sol-
16
der Spezialist
len zum einen von der einheimischen Bevölke-
Hermann Tilke: In China haben wir beispiels-
rung gut angenommen werden, zum anderen
weise von guten und bösen Kurven in Anlehnung
aber auch nach außen hin unverwechselbar und
an das Ying-Yang-Zeichen gesprochen. Wir haben
wiedererkennbar sein. Gerade wenn es um die
da eine Kurve, in die man sehr schnell hineinfährt,
im gespräch
in der Biegung dann aber verlangsamen muss. Im
Fluss und Erfahrungseinsatz. Wir legen bei unse-
Volksmund nennen wir das Hundekurve. Sie zieht
ren Planungen das jeweils schnellste Auto und
sich zu, wird sozusagen immer enger und plötzlich
Motorrad zu Grunde, das auf dieser Strecke fahren
geht einem die Straße aus. Das ist sehr schwierig
wird. Die Bahn wird bei den Berechnungen immer
zu fahren. Und eben diese „böse“ Kurve haben wir
auf den jeweils Schnellsten, der dort fährt, ausge-
quasi an anderer Stelle als „Gute“ gespiegelt. Diese
legt.
Kurve macht auf und wird immer weiter. Der Spezialist: Apropos Kurve, wie wichtig ist der
GUTE KONSTRUKTEURE VERSUCHEN, DIE TRENDS DER ZUKUNFT HEUTE ZU ERKENNEN
Straßenbelag? Der Spezialist: Sie haben eben angesprochen, dass Hermann Tilke: Der Belag ist extrem wichtig,
man versucht, die Zukunft zu erspüren. Welche
ohne ihn funktioniert überhaupt nichts. Wenn
Herausforderungen warten noch?
der Belag nicht hält, ist die ganze Strecke nichts wert, so dass wir dieses Thema auch besonders
Hermann Tilke: Die Herausforderungen liegen im
betrachten. Im Laufe der Jahre haben wir uns viel
Detail. Wir versuchen beispielsweise, mit Arbei-
spezielles Know-how angeeignet. Die Belastung
ten in der dritten Dimension immer mehr an die
einer Rennstrecke kann man einfach nicht mit der
Grenze des Machbaren zu gehen. So etwas wäre
Belastung einer normalen Fahrbahn vergleichen.
beispielsweise die Konstruktion eines Strecken-
INFO Die Grand-Prix-Strecke in Shanghai ist der Form des chinesischen Schriftzeichens „Shang“ nachempfunden, was „das Höchste“ bedeutet.
abschnitts, in dem ein Rad abhebt, was fahrdynaDer Spezialist: Welches Material setzen Sie ein?
misch eine Herausforderung ist. Ein weiteres Ziel sind Kurven, in denen man verschiedene Linien
Hermann Tilke: Das ist ein Polymerbitumen, das
fahren kann.
mit einer besonderen Rezeptur mit Mineralien jedes Mal aufs Neue designed wird. Es ist nicht
Der Spezialist: Herr Tilke, vielen Dank für das
so, dass man die Mineralien für den Asphalt in
Gespräch.
Malaysia aus Deutschland holen könnte, so dass wir immer wieder am jeweiligen Ort mit den
›11 2004 wurde der erste Grand Prix auf der neuen Rennstrecke in Shanghai gefahren. Rubens Barrichello konnte mit seinem Sieg in die Annalen des Shanghai-Grand-Prix eingehen.
lokalen Materialien leben müssen. Das Klima hat natürlich auch einen Einfluss auf die Zusammensetzung. In Bahrain kann der Asphalt schon einmal eine Temperatur von 70 Grad aufweisen und trotzdem darf er nicht wegfließen. Der Spezialist: Hat sich der Streckenbau mit der technologischen Entwicklung der Fahrzeuge verändert? Hermann Tilke: Es gibt eine ständige, stetige Veränderung. Man muss bereits bei der Planung versuchen, in die Zukunft zu schauen, und erspüren, wo die Reise hingeht, aber zudem auch die Fehler
› 11
der Vergangenheit betrachten. Es ist ein steter
der Spezialist
17
› 12
ansichtssache
Der Erfolg liegt im Wissen um den Unterschied Wenn sich internationale Unternehmen erweitern wollen, müssen sie viele Untiefen umschiffen. Denn was in Deutschland als gute Sitte gilt, kann in Korea zum Eklat führen. Bastian Broer, Experte für interkulturelles Teambuilding, bereitet Unternehmer und Mitarbeiter auf die neuen Erfahrungen vor. INTERVIEW › Anja Gleber
Der Spezialist: Herr Broer, Sie beraten seit mehre-
bereitet. Die Kultur bestimmt letztlich, welche
ren Jahren erfolgreich Unternehmen bei Internatio-
Organisationsformen, welche Herangehenswei-
nalisierungsvorhaben und Kooperationsprojekten
sen an Aufgabenstellungen und welcher Umgang
in Fragen des interkulturellen Managements. Wel-
zwischen Geschäftspartnern als angemessen gel-
che Relevanz hat die jeweilige Kultur eines Landes
ten. Diese Kulturstandards überlappen sich zwar
für das Geschäftsleben?
häufig zwischen unterschiedlichen Kulturen, sind jedoch nicht deckungsgleich. Erfolgreiche
Bastian Broer: Manager lernen in ihrer Soziali-
Geschäftsleute sind daher gut beraten, eine Orien-
sation kulturelle Grundmuster, die sie im Berufs-
tierung für sich zu erarbeiten, welche eigenen
leben anwenden und verfeinern. Diese Muster
Verhaltensweisen in der Fremdkultur regelmäßig
manifestieren sich in Kulturstandards, die sehr
sanktioniert werden, also den Geschäftserfolg
stark von Rahmenbedingungen abhängig sind. In
nachhaltig einschränken können.
Deutschland sind wir zu Recht stolz auf das duale Ausbildungssystem, das eigenverantwortlich han-
Der Spezialist: Sie betreuen im Schwerpunkt Un-
delnde Fachleute hervorbringt, die es gewohnt
ternehmen, die planen, auf dem koreanischen
sind, zielorientiert in multifaktorellen Umfeldern
Markt aktiv zu werden bzw. bereits ihre Geschäfts-
zu arbeiten. In Korea fehlt ein Berufsschulwesen
aktivitäten vor Ort aufgenommen haben. Woraus
nach deutscher Strickart weitgehend. Fachleute
schöpfen Sie Ihr Expertenwissen über die Spiel-
werden „on the job“ angelernt. Profis verstehen
regeln in der koreanischen Geschäftskultur?
sich also als Personen, die nicht eigenverantwortlich handeln, sondern Vorgaben vom Chef mög-
Bastian Broer: Zum einen aus der aktuellen
lichst schnell ausführen.
Erhebung koreanischer Kulturstandards im Management, zum anderen aus der Didaktisierung
DER KULTURELLE HINTERGRUND IST ENTSCHEIDEND FÜR DIE HERANGEHENSWEISE
der Kulturunterschiede in zeitlich komprimier-
Bastian Broer ist am Institut für Interkulturelles Management (IFIM) Experte für die ostasiatischen Länder Japan und Korea sowie für interkulturelles Teambuilding. Seit Januar 1996 hat Broer am IFIM in Rheinbreitbach mehr als 800 Fach- und Führungskräfte auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit koreanischen und japanischen Partnern vorbereitet. Er studierte „Übersetzen“ in den Sprachen Chinesisch und Japanisch an der Universität in Bonn und war von 1984 bis 1986 Stipendiat des DAAD in Peking.
ten Trainings. Die koreanischen Kulturstandards erheben wir regelmäßig sowohl qualitativ durch Tiefeninterviews vor Ort als auch quantitativ
Es ist daher nicht leicht, aus Deutschland vertraute
durch Befragungen deutscher Manager in Korea.
ergebnisreflektierende Selbstprüfungsverfahren
Ergänzt werden diese Erhebungen durch den Er-
in einer koreanischen Fabrik einzuführen. Das
fahrungsschatz eines erfolgreichen koreanischen
kulturelle Umfeld hat die Basis dafür nicht
Kaufmanns, der als koreanischer Co-Trainer die
der Spezialist
19
ansichtssache
Der Spezialist: Können Sie uns einige Beispiele kultureller Differenzen nennen, in denen Koreaner im Geschäftsleben anders vorgehen als Deutsche? Bastian Broer: Es beginnt mit der Kontaktaufnahme. Wir in Deutschland sind es gewohnt, Arbeitsbeziehungen aufzubauen, indem wir über ein gemeinsames Thema diskutieren. Koreaner spielen sich gegenseitig Kommunikationsbälle
› 13
zu, um möglichst viele gemeinsame Themen zu finden – das können auch die eigenen Kinder im selben Alter sein. Ebenso kennt man in Korea keine Meetings westlichen Zuschnitts, in denen hierarchieübergreifend diskutiert wird, um Ent-
›12 Das koreanische Schriftzeichen, phonetisch „kyeong je“, bedeutet „Wirtschaft“. Im Gegensatz zu den vielen in Ostasien üblichen LogogrammSchriften handelt es sich bei dem koreanischen Alphabet „Hangul“ um eine Buchstabenschrift mit 40 Zeichen. „Hangul“ ist eine 1446 im Auftrag von König Sejong entwickelte Schrift, die als leicht erlernbar gilt.
IFIM-Trainings zusammen mit einem deutschen
scheidungen zu treffen. In der beziehungsorien-
Trainer leitet.
tierten und streng hierarchischen Arbeitskultur Koreas muss jeder Betroffene zunächst im Vierau-
Der Spezialist: Durch die Globalisierung der
gengespräch überzeugt werden, bevor das Ergeb-
Wirtschaft müsste das Wissen um interkulturelle
nis in der Chefrunde verkündet wird – und das ist
Zusammenarbeit zunehmend an Bedeutung ge-
dann für alle Beteiligten verbindlich. Wenn nun
winnen. Können Sie einen solchen Trend bestäti-
ein deutscher Unternehmer von einem Meeting
gen?
erwartet, dort etwas entscheiden zu können, wird er bei seinen koreanischen Kollegen auf Unver-
Bastian Broer: Die deutsche Wirtschaft befindet
ständnis stoßen.
sich in einem Strukturwandel weg vom Exportweltmeister hin zum Global Player mit Engagements in mehreren Märkten. Immer größere
UNTERSCHIEDE SIND VOR ALLEM IM HIERARCHIEGEFÄLLE DEUTLICH ERKENNBAR
Anteile des Umsatzes werden international akqui-
›13 Nach dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 setzte in der südkoreanischen Hauptstadt ein rascher Modernisierungsprozess ein. Heute liegt das im 14. Jahrhundert erbaute ehemalige Stadttor Seouls „Namdaemun Gate“ im Zentrum der koreanischen Millionenstadt und Wirtschaftsmetropole.
20
der Spezialist
riert, immer größere Teile der Belegschaft sitzen
Der Spezialist: Sie haben unter anderem Koope-
im Ausland und steigende Anteile des Ergebnisses
rationsprojekte deutscher Automobilkonzerne in
werden im Ausland erwirtschaftet. Interkultu-
Korea begleitet. Auf welche Umstellungen in der
relle Kompetenz erhält durch diesen Trend einen
Arbeitskultur muss sich ein deutscher Ingenieur
höheren Stellenwert. Wenn beispielsweise das
einstellen?
Wohl eines deutschen Traditionsunternehmens vom Erfolg seines Asien-Engagements abhängt,
Bastian Broer: Deutsche Ingenieure erleben in
dann dient die interkulturelle Kompetenz der ver-
Korea zweierlei: In der Rolle des Lehrenden genie-
antwortlichen Manager letztlich der Absicherung
ßen Ingenieure hohes Ansehen. In der Rolle des
seines Fortbestehens. Daran lässt sich erkennen,
Kollegen sind sie hingegen weniger angesehen
dass zuweilen die interkulturelle Kompetenz des
als etwa die Verantwortlichen des Verkaufs. Denn
Managements ebenso wichtig ist wie die Fähig-
„produzieren kann letztlich jeder, es auf den Markt
keiten, gute Produkte zu angemessenen Preisen
zu bringen ist die Kunst“. Deutsche Ingenieure
herstellen zu können.
tun sich dann zumeist schwer damit, keine Ent-
ansichtssache
scheidungsträger mehr zu sein, sondern eher die
dem Deckmäntelchen einer globalen Businesswelt
Rolle des Zuarbeiters einzunehmen. Eigenverant-
führt in manchen Firmen zu der Einschätzung,
wortliches Arbeiten kennt man in unserem Sinne
ein allgemeiner Erfahrungsschatz im globalen
nicht. An Stelle dessen werden pragmatische
Managen reiche aus, auch mit koreanischen Part-
Lösungsansätze für die vom Chef gestellten Auf-
nern gut auszukommen. Schließlich geht es doch
gaben gefordert. Auch das deutsche Teamarbeits-
weltweit letztlich ums Geschäft. Man wiegt sich
verständnis deckt sich nicht mit der koreanischen
in dem Glauben, dass die kulturellen Differenzen
Idee der Gruppenarbeit. Diese fokussiert auf die
mit der Zeit abflachen werden. Dem ist meiner
Interaktion „Ich und mein Chef“ und weniger auf
Erfahrung nach nicht so.
das „Wir im Orchester“. Auch die Arbeitszeiten –
Aber es gibt auch Firmen, die sehr großen Wert
insbesondere im Bereich Entwicklung – sind
darauf legen, Mitarbeiter und Projektverantwort-
selbst für europäische Vielarbeiter gewöhnungs-
liche systematisch auf die Besonderheiten der
bedürftig. Eine gängige Frage in Korea ist etwa:
Kooperation mit koreanischen Partnern vorzu-
„Wie lange können Sie ohne Schlaf arbeiten?“
bereiten. Die in Korea stationierten Entsandten deutscher Firmen sind sich weitgehend einig in
Der Spezialist: Ist das Thema „Frauen in Führungs-
ihrer Ansicht, dass interkultureller Kompetenz
positionen“ ein Thema?
gerade in der Zusammenarbeit mit koreanischen Partnern eine entscheidende Rolle zufällt.
›14 Die koreanische Modedesignerin Ji-Won Park aus Seoul studierte an der Ewha-Frauenuniversität und an der Parsons School of Design in New York. Mit ihrer Mode gelang es ihr, sich einen Platz im oberen Segment des New Yorker Modemarktes zu sichern.
Bastian Broer: Ja, es gibt sie, die erfolgreichen koreanischen Business Women wie beispielsweise
Der Spezialist: Herr Broer, haben Sie vielen Dank
die Modedesignerin Ji-Won Park. Aber dennoch
für das Gespräch.
bleiben sie eine Minderheit. Die obersten Führungsetagen sind in Korea häufig den Männern vor-
Bastian Broer: Danke.
behalten oder aber Familienmitgliedern der Gründerfamilie. Als Teil einer Gründerfamilie steht auch Koreanerinnen eine steile Karriere an die Spitze großer Unternehmen offen. Doch traditionell verwalten die Frauen in Korea zu Hause die Finanzen, während die Männer das Geld erwirtschaften.
DIE FÄHIGKEIT, KULTURELLE UNTERSCHIEDE ZU IDENTIFIZIEREN, IST ENTSCHEIDEND FÜR DEN WIRTSCHAFTLICHEN ERFOLG Der Spezialist: Wird die Bedeutung der interkulturellen Kompetenz als Schlüsselqualifikation für die Etablierung deutscher Unternehmen im koreanischen Markt aus Ihrer Sicht genügend ernst genommen? Bastian Broer: Dies ist ganz unterschiedlich. Die an sich gut gemeinte Gleichsetzung von deut-
› 14
schen und koreanischen Kulturstandards unter
der Spezialist
21
technische projekte
Stählerne Riesen mit komplexem Innenleben Dem Brunel-Spezialisten Jens Dobberitz weht frischer Wind um die Nase: Der Ingenieur für Maschinenbautechnik ist in seinem aktuellen Projekt bei der REpower Systems AG verantwortlich für die Ausrüstung der Rohrtürme von Windenergieanlagen. TEXT › Jens Dobberitz, Brunel Niederlassung Kiel
Windenergieanlagen sind aerodynamisch ange-
REpower Systems AG wird mittlerweile im Aus-
triebene Anlagen. Ähnlich wie bei Flugzeugen
land aufgestellt. Mit Tochter- und Beteiligungs-
erzeugt ein Druckunterschied am aerodynami-
unternehmen sowie über Lizenzpartnerschaften
schen Profil der Rotorblätter einen Auftrieb, der
bedient das Technologieunternehmen für Wind-
in ein Drehmoment zum Antrieb eines Genera-
energie
tors umgesetzt wird. Moderne Windenergieanla-
Frankreich, Portugal, Großbritannien und Italien
gen weisen heute beachtliche Abmessungen und
sowie die viel versprechenden Überseemärkte
hohe Nennleistungen auf. Mittlerweile werden
Japan, China und Australien.
die
europäischen
Wachstumsmärkte
die umweltfreundlichen Energieerzeuger mit einer Nabenhöhe von bis zu 130 Metern und einer Spitzenleistung von fünf Megawatt gebaut. Ein deutscher Anlagenbauer für die Herstel-
DIE TECHNISCHEN EINBAUTEN IN DEN ROHRTÜRMEN MÜSSEN FÜR JEDE WINDKRAFTANLAGE INDIVIDUELL ANGEPASST WERDEN
lung und den Betrieb leistungsfähiger Windenergieanlagen in dieser Größenordnung ist die
Meine Aufgabe bei der REpower Systems AG im
REpower Systems AG mit Hauptsitz in Hamburg.
Entwicklungszentrum Rendsburg ist es, die Wind-
Seit der Gründung im Jahr 2001 baut das Techno-
energieanlagen aus der Produktions- und Absatz-
logieunternehmen so genannte Auftriebsläufer,
planung für den On- und Offshorebetrieb mit Ein-
mit denen die höchsten Wirkungsgrade erzielt wer-
bauten im Rohrturm zu versehen. Hierzu erstelle
den können. Das Unternehmen konzentriert sich
und überarbeite ich Konstruktionszeichnungen
auf die Entwicklung, Produktion und Installation
aller Anlagentypen. Zur Prüfung des Fertigungs-
von Multi-Megawatt-Anlagen und hat bereits im
fortschritts der Rohrtürme sowie zur Einarbeitung
Herbst 2004 in Brunsbüttel, Schleswig-Holstein,
von sich kurzfristig ändernden Vorgaben von Kun-
die bis dato größte Windenergieanlage mit einer
denseite stehe ich mit den Herstellern der Türme
Leistung von fünf Megawatt in Betrieb genommen.
in direktem Kontakt. Zu berücksichtigen sind die
Die hergestellten Windenergieanlagentypen
Besonderheiten unterschiedlicher Anlagentypen.
variieren in ihren Leistungen und ihren Größen-
Es werden z. B. für die gleiche Anlage verschie-
ordnungen. So liegt die Spannweite der Nennleis-
dene Turmhöhen angeboten. Große Türme haben
tungen zwischen 1.500 und 5.000 Kilowatt. Die
im Inneren in aller Regel einen Fahrkorb und eine
kleinste Anlage hat einen Rotordurchmesser von
Materialwinde. Offshoreanlagen
70 Metern, die Größte weist dagegen 126,5 Meter
stark korrosionsgefährdet. So müssen meer-
aus. Ein Großteil der Windenergieanlagen der
wasser beständigere Werkstoffe verwendet und
22
der Spezialist
sind
zudem
INFO Die kinetische Energie des Windes steigt mit der dritten Potenz seiner Geschwindigkeit. Windenergieanlagen nutzen die Bewegungsenergie des Windes. Der Wind erzeugt beim Vorbeiströmen an den Rotorblättern einen Auftrieb, der diese in Rotation versetzt. Physikalisch bedingt sind maximal 59,3 Prozent der Energie nutzbar. Das zeigte Albert Betz bereits 1920. Seine Theorie zur Formgebung der Rotorblätter ist auch heute noch Grundlage für die Auslegung von Windenergieanlagen.
›15 Der Rohrturm, auf den die bis zu mehrere hundert Tonnen schwere Maschinengondel und der Rotor aufgesetzt werden, ist ein hochbelastetes technisches Bauteil. Er muss selbst bei widrigsten Bedingungen den Schwingungen der Gondel und den auftretenden Windkräften sicher widerstehen.
› 15
technische projekte
bestimmte Baugruppen vollständig gekapselt werden. Die Verschiedenheit der Türme erfordert, dass die Einbauten individuell angepasst werden müssen. Ziel des Projektes ist es des Weiteren, die Ausrüstung der zahlreichen Rohrturmvarianten der einzelnen Anlagentypen weiter zu standardisieren, um den Entwicklungs- und Konstruktionsaufwand zu reduzieren.
›16 Das Fundament sorgt nicht nur für die stabile Verankerung der gesamten Windkraftanlage, sondern beherbergt auch wichtige elektronische Bauteile wie die Steuerelektronik und den Transformator.
Die Vielzahl an elektrischen und elektromechanischen Komponenten einer Windkraftanlage sowie das Erfordernis, die großen Türme für Inspektionen begehbar zu machen und Aufzüge zur Verfügung zu stellen, machen die Ausrüstung einer Windenergieanlage aufgrund des begrenzten Bauraumes durch die schlanke und materialsparende Gestaltung der Türme zu einer komplexen Aufgabe. Bei den Komponenten handelt es
› 16
sich beispielsweise um Transformatoren, Schaltanlagen, Umrichter und Kabelsysteme sowie
›17 Die Innenausstattung der Türme ist wegen der räumlichen Enge eine enorme Herausforderung. Eine Windenergieanlage kann mit Aufzügen, einem Feuerlöschsystem oder einer Aussichtsplattform ausgerüstet werden. Einige dienen auch als Standort für Mobilfunkantennen.
Plattformen, Aufzüge und Steigeinrichtungen. er außerhalb des Turmes installiert. Bei Letzteren
DIE SCHLANKE UND KOSTENGÜNSTIGE KONSTRUKTION IST EINE ANSPRUCHSVOLLE AUFGABE
ist der Aufwand zur Anordnung der Innenausstattungselemente zumeist niedriger. Die Variante „Trafo im Turm“ erfordert eine effektive Ordnung des Innenlebens der aus zwei bis vier Segmenten
Die Rohrtürme werden in zwei Varianten kon-
bestehenden Stahltürme, die mit Flanschverbin-
zipiert: Zum einen kann der Transformator im
dungen verschraubt werden. Mit Berücksichti-
Turm untergebracht werden, zum anderen wird
gung von Auflagen und Sicherheitsabständen lassen sich große Transformatoren nur bedingt im Turm unterbringen. Je kleiner der Turm im Durchmesser, desto schwieriger ist es, die Einbauten komplett und nach allen Sicherheitskriterien überschaubar zu installieren. Kommt dann der Wunsch eines Kunden nach einem Service-Lift dazu, ist die Abteilung Konstruktion/Optimierung mit ihrer Erfahrung aus der Projektierung von mehr als 1.300 Windenergieanlagen gefordert. Ist der Trafo im Turm untergebracht, so müssen eine Vielzahl an Kabeln wie Netzkabel, Umrichterkabel und Rotorkabel auf geringstem Raum verlegt
›17
werden. Im Rahmen meines Projektes hatte ich die Gelegenheit, ein prototypisches Kabelbahnsystem zur gebündelten Verlegung der einzel-
24
der Spezialist
technische projekte
nen Kabel im Inneren des Turmes zu entwickeln.
wendet. Diese erlauben es, bereits in der Entwick-
Hauptschwierigkeiten lagen in der Führung des
lungsphase für die komplexe Bauraumgestaltung
Systems über zwei Ebenen, dem Biegeradius der
Schwierigkeiten mit einzelnen Komponenten ein-
massigen und steifen Kabel sowie den Bau- und
facher zu erfassen. Regelmäßig finden durch das
Sicherheitsvorschriften. Hier galt es, einen Kom-
Projektteam Besuche bei den Turmherstellern
promiss zu finden zwischen Zweckmäßigkeit und
sowie an den Aufstellungsorten statt, um Detail-
Realisierbarkeit. Heute kann das Kabelsystem für
fragen zur Ausrüstung direkt am Objekt klären zu
jeden Turm übernommen werden.
können.
Häufig wird unter Zeitdruck gearbeitet, da
Aufgrund der Vielfalt der Türme und der dif-
Spezifikationen der Anlagen oft erst sehr spät
ferierenden Betreibervorgaben bleibt die Verein-
festgelegt oder zwischenzeitlich modifiziert wer-
heitlichung der Innenausstattung für alle Anla-
den. Zur Einhaltung der Lieferfristen benötigen
gentypen weiterhin ein herausforderndes Ziel. So
die Turmhersteller aber die Zeichnungen, um
lassen sich heute bereits schon Standards etwa
mit der Fertigung rechtzeitig beginnen zu kön-
bei gegebenem Plattformdurchmesser definieren,
nen. Alle Ausstattungszeichnungen werden rech-
indem stets gleiche Transformatoren, Umrichter
nergestützt angefertigt. Um die verschiedenen
und Schaltanlagen vorgeschrieben werden. An
Baukomponenten anschaulich konfigurieren zu
weiteren Standardisierungsaspekten arbeitet das
können, werden 3-D-CAD-Anwendungstools ver-
Team systematisch weiter.
›18 Eine der derzeit größten Windenergieanlagen namens 5M hat einen Rotordurchmesser von 126 Metern. Allein der Rotor wiegt 18 Tonnen. Die Anlage wurde von der REpower Systems AG entwickelt und gebaut und verfügt über eine Nennleistung von fünf Megawatt.
› 18 der Spezialist
25
HAMBURG
MOSTYN BROUGHTON BROUGHTON > MOST YN (Fluss: Dee)
SAINT-NAZAIRE
PAUILLAC > LANGON (Fluss: Garonne)
LANGON > TOULOUSE
PAUILLAC LANGON
(Strecke: Grand Gabarit)
TOULOUSE
NEAPEL
ENDMONTAGE
Cテ.IZ
SEE-TRANSPORT
FLUSS-TRANSPORT
STRASSEN-TRANSPORT
aus den branchen
Zu Lande, zu Wasser und in der Luft Für das größte Passagierflugzeug der Welt benötigt Airbus eine komplexe Transportlogistik. Der Chef des Traffic Center Hamburg, Dipl.-Ing. Friedrich-Wilhelm Preuss, und sein zweiköpfiges Team unterstützen die Produktionsabteilungen von Europas größtem Flugzeugbauer mit ausgeklügelten Logistiklösungen. TEXT › Dr. Marc Förster
Aus unzähligen Bauteilen wird in der Endmontagehalle „Luc
Teiletransport vorgenommen wer-
Lagardère“ im französischen Toulouse der A380 zusammenge-
den. Stade, Zentrum für Kohlefa-
baut. Die Teilkomponentenfertigung ist, wie für die anderen
serverbundwerkstoffe
Airbus-Modelle auch, auf alle 16 europäischen Airbus-Standorte
Airbus Deutschland, stellt die Sei-
verteilt. Schon das stellte bislang an die Transportlogistik einen
tenleitwerke für alle Airbus-Flug-
enormen Koordinationsaufwand. Nun haben die Baustufen,
zeuge her. Aufgrund der besonde-
aus denen das 73 Meter lange und 79,8 Meter breite Großraum-
ren Ladehöhe von 10,5 Metern des
flugzeug in Toulouse zusammengesetzt wird, weitaus größere
A380-Leitwerkes (14,08 Meter hoch,
Dimensionen als die der herkömmlichen Modelle. Allein das
fertig montiert auf dem Flugzeug)
Rumpfheck, das in Hamburg für die Endline in Toulouse gefer-
ist ein Straßentransport über große
tigt wird, weist eine Länge von 24 Metern bei einem Gewicht
Strecken ungeeignet. Daher erfolgt
(CFK)
von
›19 Kleinere Bauteile werden mit den schiffseigenen Kranen verladen. Für die größten Bauteile steht dem Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder eine 65 Meter lange und 23 Meter breite RoRo-Brücke zur Verfügung. Diese kann mehr als 200 Tonnen bewegen.
von über 20 Tonnen auf. Diese Teile lassen sich nicht mehr mit dem Airbus-Supertransporter „Beluga“ transportieren. Dazu mussten andere Lösungen her.
FÜR ALLE BAUSTUFEN DES AIRBUS A380 WURDEN JEWEILS SPEZIFISCHE TRANSPORTGESTELLE KONZIPIERT Der gelungene Jungfernflug des Großraumflugzeuges am 27. April war Zeugnis der effektiven A380-Transportlogistik, die seit etwa eineinhalb Jahren für die Serienproduktion vorbereitet wird. „Auf Grund der Baugrößen und Gewichte mussten wir für die zu transportierenden Baustufen zusätzlich zum bestehenden Verfahren ein multimodales Transportsystem entwickeln. Die Teile werden nun per Seeschiff, Binnenschiff und Tieflader durch Europa transportiert. Dabei reisen alle Baustufen auf eigens dafür konzipierten Transportgestellen, die sie bis nach Toulouse nicht verlassen“, so Friedrich-Wilhelm Preuss, Manager des Traffic Center Hamburg. Aber auch an den Transportbeziehungen zwischen Stade,
› 19
Nordenham und Hamburg mussten Modifikationen im A380-
der Spezialist
27
› 20 ›20 Zu Lande, zu Wasser und in der Luft: Die Transportflotte von Airbus ist überall zu finden. Aufgrund der ungewöhnlichen Abmessungen der einzelnen Bauteile des A 380 stießen die herkömmlichen Transportwege an ihre Grenzen, neue Lösungen mussten entwickelt werden.
für diese Bauteile ein so genannter „gebrochener Transport“,
für den Luft- und Seetransport, also
ebenso auch von Nordenham nach Hamburg. Nordenham ist
die Abstimmung des Leergestell-
das Zentrum für Großblechfertigung und Schalenbau der Air-
Rücktransportes sowie die Wartung
bus-Flugzeuge. Die Schalencontainer sind durch ihre Abmes-
und Instandhaltung. „Wir bilden mit
sungen (sechs Meter breit, zwölf Meter lang, acht Meter hoch)
unserem Team die Schnittstelle zu
und ein Gewicht von 40 Tonnen zu groß und zu schwer für die
den relevanten internen wie exter-
Straße. Sie werden deshalb in Nordenham auf Pontons geladen
nen Prozessbeteiligten. So haben wir
und mit Schleppern über Weser und Elbe zur Sektionsmontage
sowohl engen Kontakt zu der Ferti-
nach Hamburg verbracht.
gung der A380-Rumpfsektionen im Airbus-Werk Hamburg als auch einen
FÜR DIE GRÖSSTMÖGLICHE EFFIZIENZ DES LOGISTIKNETZWERKS MÜSSEN DIE TRANSPORTWEGE ZWISCHEN DEN STANDORTEN STÄNDIG KONTROLLIERT WERDEN
direkten Draht zum eingeschalteten Dienstleister Traffic Center Toulouse, der die einzelnen Transporte außerhalb von Airbus verantwortet
28
der Spezialist
Die Aufgabe von Preuss und seinem zweiköpfigen Team ist es,
sowie auch zu den Behörden und
neben der Logistikkoordination für die Airbus-A380-Bauteile
den jeweiligen Station Managers“,
auch für die übrigen Airbus-Programme die Auslastung der
erklärt Preuss.
fünf Beluga-Transporter zu gewährleisten. Dazu gehört auch
Die „Ville de Bordeaux“, eigens in
die Sicherstellung der Verfügbarkeit von Transportgestellen
China für den Bauteiletransport zwi-
aus den branchen
schen Hamburg (Rumpfsektionen), Mostyn bei Liverpool (Trag-
dass über das CAP (Component-Avail-
flächen), St. Nazaire (Rumpfteile) und Cádiz (Höhenleitwerk)
ability-Programm)
und Pauillac bei Bordeaux, gebaut, verfügt mit 22 Metern Breite
chend
und 13 Metern Höhe über die weltweit größte Heckklappe einer
erforderlich ist. In Toulouse verlässt
Roll-on-Roll-off-Fähre und ist seit Sommer 2004 im Einsatz. Ihr
nach etwa vier Wochen Endmontage
Bau war Ergebnis von grundsätzlichen Entscheidungen zu Pro-
ein neuer A380 den größten Indus-
duktionsstandorten sowie der Festlegung der Baustufengrößen
triebau Europas in Richtung Ham-
für die Endline. „Die Liegezeit im Hafen sollte so kurz wie mög-
burg per Flug. In Hamburg erfolgt
lich sein. Die Beladungszeit für die Rumpfsektionen liegt in
wiederum in nur vier Wochen die
Hamburg durch den Einsatz eines speziellen Multi-Purpose
komplette Innenausstattung sowie
Vehicles [MPV], auf dem die Baustufen transportiert werden,
die Lackierung, bei der z. B. 600 Kilo-
unter den betriebsbedingten Liegezeiten, etwa für die Treib-
gramm Lack in Matterhornweiß auf
stoffaufnahme und Abfallbeseitigung“, erläutert der Center
die Außenhaut des Flugzeugs aufge-
Manager.
bracht werden.
AM ENDE IHRER REISE MÜSSEN DIE BAUTEILE NOCH EINE BESONDERE HÜRDE ÜBERWINDEN: DIE HAUSECKEN ZEHN FRANZÖSISCHER DÖRFER
den Serienlauf ab 2008 bereits wich-
eine
entspre-
vorausschauende
Planung
Die Transportexperten haben für tige Erfahrungen und Erkenntnisse aus den eineinhalb Jahren A380Transportlogistik
ziehen
können.
Ab Pauillac kommen dann Binnenschiffe zum Einsatz, die in
So wird im Traffic Center Hamburg
den Niederlanden für diese Aufgabe konstruiert worden sind.
der anlaufenden Serienproduktion
Im Flusshafen von Langon werden die Bauteile auf Tieflader
gelassen entgegengeschaut. Schließ-
umgeladen, die in drei Nächten die unhandliche Fracht die rest-
lich ist man bei Airbus Deutschland
liche Strecke bis nach Toulouse transportieren. Immerhin müs-
gut vorbereitet, kennt die Prozess-
sen die Fahrer trotz umfangreicher Ausbaumaßnahmen der
beteiligten und hält die entspre-
Strecke die wertvolle Fracht noch an Hausecken in zehn fran-
chenden Fertigungs-, Montage- und
zösischen Dörfern vorbeimanövrieren. Zudem können die Stra-
Logistikkapazitäten bereit. „Wir sind
ßentransporte in Frankreich nur unter der Woche stattfinden so
mitten drin im Serienanlauf: Die ,Ville de Bordeaux‘ läuft bereits jetzt einmal im Monat aus. Die Frequenz steigern wir auf zweimal, dann auf viermal pro Monat im Jahre 2008. Dann lassen sich etwa 50 Flugzeuge pro Jahr herstellen. So wird ständig weiter optimiert und überlegt, wie Transporte und Prozesse noch effizienter gestaltet werden können“, erklärt Preuss die aktuelle Rolle sei-
›21 Dipl.-Ing. FriedrichWilhelm Preuss steht vor der „Ville de Bordeaux“. Die chinesische Werft Jinling Shipyards stellte das 150 Meter lange und 24 Meter breite Transportschiff 2004 fertig. Seitdem transportiert es die sperrigen Bauteile des größten Passagierflugzeuges der Welt zu den einzelnen Produktionsstandorten in Europa.
nes Traffic Center. Bereits jetzt schon wird über ein Schwesterschiff der
› 21
„Ville de Bordeaux“ nachgedacht, das mit einem geringeren Tiefgang speziell für den Flügeltransport aus-
der Spezialist
29
aus den branchen
gelegt wäre. Denn im Hafen von Mostyn haben die Kapitäne
Airbus A330, der ab 2010 zur Auslie-
nicht nur mit durchschnittlich neun Metern Tidenhub, sondern
ferung bereitstehen soll, begonnen.
auch mit einer sich stetig verändernden Fahrrinne zu kämp-
Die Rumpfteile des Airbus A350 wer-
fen. Auch sind die letzten Entscheidungen für den zukünftigen
den zwar wieder mit dem „Beluga“
Rücktransport der Transportgestelle und die Erweiterungen
zu transportieren sein, jedoch wer-
der Transportkapazitäten, z. B. für die angestrebte Airbus-A380-
den sich, bedingt durch den verän-
Produktion von einem Flugzeug pro Woche, noch nicht vollends
derten
abgeschlossen.
Anteil an Faserverbundwerkstoffen)
Werkstoffeinsatz
(höherer
und die damit verbundenen geringe-
NEUE HERAUSFORDERUNGEN WARTEN SCHON: DAS LANGSTRECKENFLUGZEUG AIRBUS A350 UND DER MILITÄRTRANSPORTER AIRBUS A400M
›22 Ein multimodales Transportsystem geht auf die indviduellen Bedingungen der Bauteile ein. Die für die Straße zu schweren und zu großen Schalencontainer werden in Nordenham auf Pontons geladen und anschließend über Weser und Elbe nach Hamburg verschifft.
ren Gewichte neue Optionen für den Transport größerer Bauteile bzw. ganzer Baugruppen ergeben. Ebenso laufen die Transportvorbereitungen
Für das Traffic Center Hamburg gehen die Planungen über das
für den Transall-Nachfolger A400M,
Tagesgeschäft mit dem A380 hinaus. So wurden bereits der
der bereits ab 2006 in Sevilla mon-
Einsatz eines GPS-basierten Tracking getestet und die Planun-
tiert wird, auf Hochtouren.
gen für den A350, den Nachfolger des Langstreckenflugzeuges
› 22 30
der Spezialist
technische projekte
Kleinteile, Aluminiumboxen und eine Logistikexpertin In heutigen Unternehmen müssen eine Unmenge an Waren-, Güter- und Datenströmen aufeinander abgestimmt werden, um den Anforderungen der verschiedenen Abteilungen gerecht zu werden. Die Brunel Mitarbeiterin Janna Kornemann, derzeit im Projekt bei Airbus in Hamburg, optimierte Verpackung und Versand von Kleinstbauteilen bei Airbus in Nordenham. TEXT › Dr. Marc Förster
Die Herausforderungen für Produktionsunternehmen haben sich in den letzten Jahren verändert. Schnell am Markt zu sein und die höchste Kundenindividualisierung realisieren zu können, sind zentrale Differenzierungskriterien. Niedrige Preise sowie hohe Qualität und damit die Beherrschung von Prozessen und Technologien werden als selbstverständlich vorausgesetzt. Supply-Chain-Management und Lean Production stehen heute für die optimale Gestaltung und Auslegung von Strukturen und Prozessen in Produktion und Logistik, deren Auswirkungen auf Produktivität, Qualität und Lieferfähigkeit unbestritten sind.
DER ERFOLG EINES LOGISTIKKONZEPTS HÄNGT AUCH ENTSCHEIDEND VON DER INTERDISZIPLINARITÄT DES TEAMS AB Die Planung und Gestaltung von Zulieferstrukturen und Abläu-
› 23
fen erfordert überbetrieblich wie innerbetrieblich eine exakte Analyse der Güter-, Waren- und Informationsströme. Dazu bedarf es Fachkräfte, die sowohl von produktionstechnischer Seite, logistischer Perspektive als auch aus wirtschaftlicher Sicht den Gesamtzusammenhang erfassen. Eine Spezialistin
Die Wirtschaftsingenieurin konn-
für die Neuorganisation und Umstrukturierung von Prozessen
te 2002 das erste Mal ihre Kennt-
ist die Brunel Projektmitarbeiterin Dipl.-Wirtschaftsingeni-
nisse
eurin Janna Kornemann von der Niederlassung Bremen. Mit
Brunel unter Beweis stellen. Für
einem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Fach-
einen international tätigen Auto-
hochschule Wilhelmshaven hat Frau Kornemann den Grund-
mobilhersteller verantwortete sie
stein für ihre berufliche Zukunft als Projektingenieurin gelegt.
die Betreuung eines Dienstleisters,
Sie belegte im Kombinationsstudiengang der Ingenieurwissen-
der Rohbau-Karosserien konserviert,
schaft und Betriebswirtschaftslehre die Schwerpunkte Simulie-
verpackt und in die Auslandswerke
rung und Optimierung in der Produktion (Logistik) sowie Soft-
verschickt. Hier hatte sie sich so gut
wareentwicklung.
in die Projektaufgabe eingearbei-
als
Projektingenieurin
für
›23 Janna Kornemann im Gespräch mit Uwe Aszmons, Meister für Oberflächenschutz im Airbus-Werk Nordenham
der Spezialist
31
technische projekte
tet, dass der Auftraggeber sie – in Absprache mit Brunel – zur
reibungsloseren Prozess zwischen
Fortführung des Projektes kurzerhand selbst verpflichtete. Ihr
Fertigung und Versand zu ermög-
Engagement für Brunel setzte Frau Kornemann 2004 weiter
lichen, hat die Spezialistin detail-
fort. Von August 2004 bis Ende Juni 2005 arbeitete die Brunel
lierte Ablaufanalysen zu den Belie-
Spezialistin für die Airbus Deutschland GmbH in Nordenham.
ferungs- und Verpackungsprozessen
Hier ergänzte sie in der Zentralplanung und Logistik ein inter-
vorgenommen sowie Datenanaly-
disziplinäres Team mit Mitarbeitern aus Fertigung, Versand
sen über den Warenverkehr mit den
und Plant Logistics.
anderen Werken durchgeführt. „Da
›24 Die Airbus-A380-Rumpfschalen mit maximalen Ausmaßen von 4 mal 10 Metern werden zur Weiterverarbeitung zu den weiteren Produktionsstandorten innerhalb Europas transportiert.
systemtechnisch keine gebündelten
EINE EFFIZIENTE SUPPLY-CHAIN WAR OBERSTES ZIEL DES ANSPRUCHSVOLLEN LOGISTIKPROJEKTES
Informationen vorlagen, musste ich Daten zum Warenverkehr manuell erheben“, erklärt die Wirtschaftsin-
„Airbus in Nordenham produziert über 140 verschiedene
genieurin Kornemann.
Rumpfschalen in einem weitestgehend automatisierten Pro-
Die Ablaufanalyse war die Grund-
duktionsprozess. Bauteile und Komponenten kommen aus den
lage, um Prozesslücken sowie mög-
Airbus-Werken Varel, Bremen und Hamburg sowie von exter-
liche Optimierungen aufzeigen zu
nen Lieferanten. In Nordenham werden sie in die Rumpfschalen
können. „Ich habe zunächst den
eingebaut. Danach erfolgt die Auslieferung für die Weiterver-
ursprünglichen, ablauftechnisch ge-
arbeitung an die Werke Bremen, Augsburg, Oberpfaffenhofen,
wachsenen Prozess analysiert, um
Toulouse, St. Nazaire und Hamburg. Pro Monat verlassen etwa
Fehlerquellen
300 Rumpfschalen mit beachtlichen Abmaßen die Produktions-
lokalisieren und beheben zu kön-
stätte. Es geht hier um Bauteile mit Größenordnungen von bis
nen. Mein Ziel war es, im laufenden
zu 4 mal 10 Metern für den A380. Mit Produktionsprozessen wie
Prozess Handling-Schritte einzuspa-
im
›25 Für das Bewegen der Transportcontainer samt Rumpfschalen werden Spezialfahrzeuge genutzt, die die nötige Zugkraft und Wendigkeit zum Rangieren besitzen.
Versandbereich
Laserschweißen, Glare-Schalen-Herstellung, flexibler Profilbearbeitung und Airbus-A380-Montageanlagen bei Verwendung modernster Werkstoffe mit speziellen Materialeigenschaften gehört das Werk in Nordenham zu den weltweit innovativsten Standorten im Flugzeugbau“, erklärt die studierte Wirtschaftsingenieurin. Im Fokus ihrer Tätigkeit bei Airbus in Nordenham stand die verantwortliche Durchführung einzelner Logistikprojekte. Zudem unterstützte sie die Abwicklung von Wareneingangs-, Versand- und Transportaktionen, die Entwicklung von Informationsverarbeitungssystemen sowie die Verwaltung und Weiterentwicklung von IT-Ressourcen.
MEHR ALS 300 RUMPFSCHALEN VERLASSEN AIRBUS NORDENHAM JEDEN MONAT. EINE ENORME PLANERISCHE AUFGABE FÜR ALLE PROJEKTBETEILIGTEN Im Zentrum ihrer Arbeit stand die ablauforganisatorische Optimierung von Verpackung und Versand der Kleinstbauteile im Sinne einer effizienten Supply Chain. Mit dem Ziel, einen
32
der Spezialist
› 24
› 25 ren und damit die Durchlaufzeiten zu reduzieren. Ursprünglich
Mit der Direktverpackung im
wurden die Bauteile zum Verpacken in den Versandbereich
Prozessschritt „Kennzeichnung“ hat
gebracht. Sie mussten nach dem Kennzeichnen zwei Mal ,ange-
Airbus Nordenham einen weiteren
fasst‘ werden, erklärt die Spezialistin ihren Ansatzpunkt zur
wichtigen Schritt in Richtung Lean
Prozessverbesserung.
Production gemacht. „Die guten Er-
Durch direktes Einpacken nach dem Kennzeichnen der Bau-
gebnisse des Projekts sind auch ein
teile im Fertigungsbereich konnte der Materialfluss so modifi-
Zeugnis der ausgezeichneten funk-
ziert werden, dass jetzt deutliche Zeitersparnisse realisierbar
tionsübergreifenden
sind. Die Bauteile sind schneller kommissionier- und verladbar,
allen Fertigungsbereichen im Werk
da nur noch wenige nach dem Prozessschritt „Kennzeichnung“
Nordenham und den ,Werken der
je nach Warenempfänger sortiert und umgepackt werden müs-
Nordlinien‘; dazu gehören die Werke
sen. Bauelemente, die an die Nordwerke zur Weiterverarbeitung
in Varel, Bremen, Hamburg und
gehen, können jetzt direkt nach der Kennzeichnung empfänger-
Stade“, erklärt die Wirtschaftsinge-
bezogen in eigens konstruierte Container verladen werden.
nieurin Janna Kornemann.
Täglich erfolgt der Austausch der Standard-Transportbehälter. Durch den Einsatz von Standard-Plastikboxen zur Verpackung
Arbeit
mit
INFO Zentrum für Großblechfertigung und Schalenbau der Airbus-Flugzeuge ist das Werk Nordenham. Hochmoderne und automatisierte Fertigungstechnologien zeichnen den Standort aus. Zur Fertigung der Rumpfschalen für den doppelstöckigen Airbus A380 wurde eigens eine 208 Meter lange und 78 Meter breite Halle gebaut. Weitere Schwerpunkte liegen in der Profilfertigung, dem Laserschweißen und dem Metallkleben für alle Airbus-Typen.
› 29
in Alu-Transportbehälter wird der Verbrauch von Pappkartons reduziert. Dies hat erfreuliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Entsorgungskosten reduzieren sich auch.
der Spezialist
33
› 26
querdenken
Ein kleines Stück Brasilien in den eigenen vier Wänden Manfred Dieckmann hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 1968 ist der Experte im Kaffeegeschäft tätig. Doch die Qualität des Kaffees nahm aus seiner Sicht stetig ab. Grund genug für ihn und Jörg Hartwich, eine Röstmaschine für den Hausgebrauch zu entwickeln. TEXT › Christina Denker
Eigentlich waren es handelsübliche Brotback-
Tabakfabrik in Bremen tätig, wechselte Dieck-
automaten, die Manfred Dieckmann auf die Idee
mann 1974 zu EDUSCHO und war dort bereits zu
brachten, einen Haushaltskaffeeröster zu ent-
Beginn für die Qualitätskontrolle des Rohkaffees
wickeln. „Das müsste doch auch mit Kaffee mög-
zuständig. Ende der 70er Jahre übernahm der
lich sein“, dachte sich der Kaufmann, der während
Kaufmann Verantwortung als Einkaufsleiter im
seiner 25-jährigen Beschäftigung bei EDUSCHO
Bremer Unternehmen.
insbesondere für den Rohkaffeeeinkauf verantwortlich war. Dahinter stand der Wunsch nach einer Tasse Kaffee, die so schmeckt, wie der Erfinder es von früher kannte. „Kaffee ist eben nicht
DURCH MASSENANBAU UND NIEDRIGSTE PREISE FINDEN HÄUFIGER DURCHSCHNITTLICHE SORTEN DEN WEG IN DIE K AFFEETÜTE
gleich Kaffee“, so Dieckmann, der in Branchenkreisen als Fachmann des von den Arabern ent-
Der immer häufiger ausbleibende Genuss beim
deckten Muntermachers gilt.
Griff zur Tasse Kaffee weckte schließlich den Pioniergeist des Experten, der befand, dass es an
DIE LUST AUF EINEN BESONDEREN K AFFEE WECKTE DEN ERFINDERGEIST IN MANFRED DIECKMANN UND JÖRG HARTWICH
der Zeit sei, die Einzigartigkeit von Kaffee wieder neu zu entdecken. Und damit reifte auch die Idee einer sanfteren Röstung der Bohnen, die den Kaffee nicht nur schmackhafter, sondern auch
Allem voran sind es zwei Dinge, die der 53-Jäh-
bekömmlicher macht.
rige dafür verantwortlich macht, warum Kaffee
Den Anfang dieser Entwicklung, an dessen
oft nicht mehr so schmeckt, wie er eigentlich
Endpunkt ein Kaffeeröster für den Hausgebrauch
schmecken könnte: die Massenherstellung und
stehen sollte, markierten einfache Hilfsmittel: ein
der ruinöse Preiskampf um den Rohkaffee. „Viele
drehbarer Drahtkorb, gefüllt mit grünen Kaffee-
Kaffeemarken ähneln sich im Geschmack, weil
bohnen, und eine handelsübliche Heißluftpistole.
die Großröster dazu gezwungen werden, ihre
Die Komponenten, auf einem schlichten Holzbrett
Qualitäten herabzusetzen. Reine Hochlandkaffees
arrangiert, verhalfen Manfred Dieckmann zu sei-
passen nicht mehr in die Kalkulationen und wer-
ner ersten Tasse selbst gerösteten Kaffees. Das
den deshalb häufig durch billigere Robustasorten
Ergebnis überzeugte den Kaffeekenner bereits
ersetzt“, erklärt der Experte, der bereits seit über
auf Anhieb, indes sollte es noch rund anderthalb
30 Jahren im Kaffeegeschäft tätig ist: 1968 als
Jahre dauern, bis der Prototyp des „Röstmeisters“
Auszubildender in einer kleinen Kaffee-, Tee- und
entworfen wurde. Maßgeblichen Anteil daran
›26 Manfred Dieckmann und Jörg Hartwich ergänzen ihre Talente: Dieckmann war jahrzehntelang Rohkaffee-Einkaufsleiter und hat ein gutes Auge für die Qualität. Hartwich hingegen ist der Techniker, er kennt sich mit Röstanlagen aus. Aus dieser Kombination entstand die erste Röstmaschine für den Hausgebrauch.
der Spezialist
35
querdenken
› 27 ›27 In Deutschland werden jährlich ca. 568.000 Tonnen des schwarzen Muntermachers importiert. Kaffee ist, neben Erdöl, das meistgehandelte Produkt der Welt.
hatte Dieckmanns Kollege Jörg Hartwich. Der
nen. Hier wird den Bohnen sechseinhalb Minuten
Elektriker und Techniker war selbst 17 Jahre lang
lang die Restfeuchte entzogen. Im zweiten Schritt
bei EDUSCHO beschäftigt und zeichnete zuletzt
erfolgt die Kernröstung, die innerhalb einer
für die Röstanlagen verantwortlich. Das Know-
gewissen zeitlichen Bandbreite liegt: Sie dauert
how des Röstexperten und die Kenntnisse Dieck-
je nach beabsichtigter Röststufe zwischen drei
manns um die Kaffeebohne und ihre Aromen
und sechseinhalb Minuten bei einer Temperatur
ermöglichten schließlich die Entwicklung eines
von knapp 200 Grad Celsius. Während dieser Zeit
ausgereiften Prototyps, der kurz darauf bereits in
werden die Bohnen schwebend im Heißluftstrom
Serie produziert werden konnte.
gleichmäßig geröstet. Ob dies gelungen ist, lässt
Um stets ein qualitativ hochwertiges und gleichmäßig
durchgeröstetes
Endprodukt
zu
sich einfach anhand des Farbverlaufes des in der Hand zerriebenen Endproduktes beweisen.
erzeugen, nimmt die Elektronik bei jedem Röstvorgang im Inneren des Geräts in den ersten zehn Sekunden eine Umgebungsanalyse vor. Überprüft wird etwa die Raumtemperatur. Auf
2004 WURDE DER RÖSTMASCHINE AUF DER ERFINDER- UND NEUHEITENMESSE IENA DIE GOLDMEDAILLE VERLIEHEN
Basis dieser Analyse passt der Haushaltsröster
36
der Spezialist
die unterschiedlichen Prozessparameter aneinan-
Der Erfolg des Erfinderduos aus Bremen ließ
der an. Die erste Phase des Röstvorganges ist die
nicht lange auf sich warten. Auf der internatio-
Vortrocknung der 300 Gramm grünen Kaffeeboh-
nalen Erfinder- und Neuheitenmesse in Nürn-
querdenken
berg „IENA“ wurde der mittlerweile patentierte „Röstmeister“ 2004 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Bis heute haben Manfred Dieckmann und Jörg Hartwich bereits 2.000 Haushaltskaffeeröster verkauft. Mit diesem Gerät können sich nun auch Privathaushalte ganz individuell an die hohe Kunst der Zubereitung von Kaffee und auch Espresso herantasten.
DIE INDUSTRIELLE RÖSTUNG UND KÜHLUNG DES K AFFEES IST KÜRZER In den Großröstereien geht es anders zu: Dort wird
INFO Der globale Kaffeeanbau konzentriert sich größtenteils auf Kaffee der Sorten Arabica und Robusta. Es kristallisiert sich jedoch ein deutlicher Trend Richtung Robusta-Sorten heraus: Waren es 1960 / 61 noch 80 Prozent Arabica und 20 Prozent Robusta, so sind es heute nur noch 66 Prozent Arabica und 34 Prozent Robusta. Die Robusta verträgt eine höhere Temperatur und Luftfeuchtigkeit und gedeiht auch in niedrigen Hochlagen. Sie ist koffeinhaltiger, reicht jedoch geschmacklich nicht an die Arabica heran. Die Arabica ist etwas temperatursensibler und hat daher klimatisch engere Anbaugrenzen. Sie belohnt dafür mit einer feinen Säure und einem vollen Aroma.
der Rohkaffee bei etwa 260 Grad Celsius, also bei wesentlich höheren Temperaturen, geröstet. Hier beträgt die Röstzeit aber nur zwischen andert-
was eine gleichmäßige Röstung schwierig macht.
halb und drei Minuten. Auch das Verfahren zum
Das hat zur Folge, dass die Bohnen außen scharf
Abkühlen der Bohnen differiert. Es wird Wasser,
gebrannt, aber oftmals nicht gleichmäßig durch-
statt wie beim „Röstmeister“ Luft verwendet. „Des-
geröstet sind, erklärt Dieckmann. Im nächsten
halb kann ein handelsübliches Kilo Kaffee häufig
Arbeitsprozess streben die Bohnen auf den Fließ-
bis zu etwa fünf Prozent aus Wasser bestehen“,
bändern dann dem Vermahlen entgegen.
so Dieckmann. Und noch ein Unterschied: In den Röstanlagen werden die Bohnen liegend befeuert,
DIE ERFINDER IMPORTIEREN FÜR IHRE KUNDEN VERSCHIEDENE HOCHWERTIGE K AFFEESORTEN Und die Konkurrenz? Zwar gebe es, räumt Dieckmann ein, in Deutschland weitere Anbieter kleiner Kaffeeröster, die mit dem Bremer Produkt indes nicht vergleichbar seien. Außerdem, meint Dieckmann, sei der „Röstmeister“ gerade wegen seiner Fähigkeit zur Reproduzierbarkeit nicht zu schlagen. Nun ist ein optimal funktionierender Kaffeeröster eine Sache und die Beschaffung des entsprechenden Rohkaffees eine andere. Aber auch daran haben die Bremer Strategen gedacht. Drei Sorten Rohkaffee aus unterschiedlichen Herkunftsländern und eine Sorte für Espresso bieten
›28
Bei der Ernte der Bohnen unterscheidet man zwischen der Strippingund der Pickingmethode: Bei ersterer werden alle Bohnen zur gleichen Zeit gepflückt. Das wirkt sich jedoch negativ auf die Qualität aus. Beim Picking werden nur die wirklich reifen Bohnen gepflückt, diese Sorten sind von besonderer Qualität. Auch in der Aufbereitung gibt es Unterschiede: Bei der aufwändigeren Nassaufbereitung von Arabicas wird eine sehr gute Qualität erzielt, während bei der Trockenaufbereitung der Robusta-Sorte vor allem die Quantität im Vordergrund steht.
die Bremer neben ihrem „Röstmeister“ feil.
› 28
Siehe Gewinnspiel auf Seite 45
der Spezialist
37
mitarbeiter und karRiere
Zulieferer unter die Lupe genommen Christoph Rochelmeyer konnte schon in seinem Studium wichtige Erfahrungen für sein späteres Berufsleben sammeln. Während eines Praktikums in Singapur war er am Aufbau von Brunel Energy, einer Division von Brunel International N. V., beteiligt, die sich dem boomenden Markt der integrierten Inspektionsleistungen verschrieben hat. TEXT › Christoph Rochelmeyer
Seine günstige Lage an einem der Knotenpunkte der Welt hat
in 23 Ländern unterstützt Brunel
Singapur dazu verholfen, sich zu einem wichtigen Zentrum für
Energy mit einzelnen Spezialisten
Handel, Kommunikation und Tourismus zu entwickeln. Eng-
oder Teams Projekte der interna-
lisch ist seine Verkehrs-, Handels- und Verwaltungssprache. Es
tionalen Öl- und Gasindustrie, der
wird von über 600 deutschen Unternehmen als Standort für
Energieerzeugungs- sowie der petro-
Aktivitäten in Südostasien genutzt. Europäische oder amerika-
chemischen Industrie. Seit Mitte der
nische Manager, Mitarbeiter oder Repräsentanten international
90er Jahre bietet Brunel Energy in
agierender Unternehmen erwartet hier westlicher Standard.
Singapur durch die Übernahme von
Durch mein 18-wöchiges Praktikum bei Brunel Energy in
Oil Tools Engineering neben sei-
Singapur hatte ich Gelegenheit, meine bisherigen Einblicke
nem Kerngeschäft der Personal- und
über Markt und Mentalität der Menschen in Südostasien wei-
Projektplanung auch Inspektions-
›29
Mit 24 Jahren studiert Christoph Rochelmeyer im 7. Semester „European Business Studies“ an der Fachhochschule Landshut. Von Februar bis Juni 2005 unterstützte er Brunel Energy in Singapur mit einer Partneranalyse zu Inspektionsdienstleistungen und setzte damit den Grundstein für den Ausbau dieses Geschäftsfeldes.
ter zu vertiefen. Bereits von Juli 2004 bis Januar 2005 bot sich mir ein erstes Bild der Viermillionenstadt während eines Praktikums bei der „Singaporean-German Chamber of Industry and Commerce“ (SGC).
BRUNEL ENERGY WÄHLT KOOPERATIONSPARTNER FÜR INTEGRIERTE INSPEKTIONSDIENSTLEISTUNGEN AUS Meine Aufgabe bei Brunel Energy: „Partnership Drive and Competitor Analysis“. Ich unterstütze das Team in Singapur bei der Suche und Auswahl von Kooperationspartnern für Inspektionsdienstleistungen, um den weiteren Ausbau dieses Geschäftsfeldes zu fördern. Konkret sollten mehrere zuverlässige Partner für die Produktionsstandorte USA und Europa gefunden werden. Zudem schloss sich als weitere Aufgabe eine Wettbewerberanalyse vor Ort in Singapur an. Innerhalb des an der Amsterdamer Börse notierten Unternehmens Brunel International N. V. (Muttergesellschaft der Brunel GmbH) ist Brunel Energy eine auf die Rohstoffgewinnung und Energieerzeugung spezialisierte Division. Mit Büros
38
der Spezialist
› 29
› 30
mitarbeiter und karRiere
› 31
›30 Nachdem Singapur mehr als 140 Jahre unter Fremdherrschaft stand, machte es am 9. August 1965 den wichtigen Schritt in die Unabhängigkeit. Einige Eigenheiten der britischen Kolonialherrschaft sind dennoch geblieben: Es herrscht auch heute noch Linksverkehr in Singapur.
dienstleistungen für die Öl- und Gasindustrie in der Region
wachsenden Bedarfe zu decken, ist
an. Das ist brunelweit einzigartig. Die fertigungsbegleitenden
es Ziel von Brunel Energy, das regi-
Inspektionsdienstleistungen sollen den Kunden garantieren,
onale Netzwerk mit hoch qualifizier-
dass angeforderte Materialien, Bauteile und Komponenten in
ten Inspekteuren und kompetenten
einwandfreier Qualität hergestellt werden. Sämtliche Schritte
Partnerfirmen zu einem globalen
des Herstellungsprozesses wie Einkauf, Fertigung, Probebe-
Netzwerk auszubauen. Dieses soll
trieb, Montage, Inbetriebnahme und Transport können kompe-
es in Zukunft ermöglichen, Inspek-
tent überwacht werden. Das Know-how der Inspektoren reicht
tionsdienstleistungen für etablierte
dabei vom einfachen Hochdruckkessel bis hin zum Aufbau von
Konzerne der Öl- und Gasindustrie
kompletten Förder- und Verarbeitungsanlagen.
weltweit über das Büro in Singapur anzubieten.
›31 Christoph Rochelmeyer und das Brunel Energy Team Singapur
40
der Spezialist
DIE INTERNATIONALE NACHFRAGE NACH INSPEKTIONSDIENSTLEISTUNGEN HAT STARK ZUGENOMMEN
Die Suche nach geeigneten Kooperationspartnern für den Ausbau von Inspektionskapazitäten begann
Die Nachfrage nach integrierten Inspektionsdienstleistun-
auf Basis von etwa 15.000 Unterneh-
gen hat sich über die Region hinaus stark entwickelt. Um die
men aus einem einschlägigen Busi-
mitarbeiter und karRiere
ness Directory. Im Team arbeitete ich mit Louis Harrewijn, dem
Erfreulicherweise gelang es mir
zuständigen Regional Account Manager, und dem Inspection
nach kurzer Zeit, eine erste Grund-
Manager Goh Ping Kiong Anforderungsprofile für potenzielle
lage für den Aufbau eines globa-
Kooperationspartner aus, mit denen wir diese später bewerten
len Netzwerkes von Subunterneh-
konnten. Da das Projekt zeitlich beschränkt war, konzentrierte
mern zu legen. Aus dem Praktikum
ich mich auf die Länder mit den höchsten Auftragsvolumina
nehme ich neben den Arbeitser-
wie Großbritannien, die USA oder Frankreich. Letztlich waren
gebnissen auch einige persönliche
lediglich 60 – 80 Unternehmen interessant für uns. Aufgrund
Erfahrungen mit nach Deutschland.
unserer hohen Anforderungen an die Kompetenz der Inspek-
Die Arbeit im internationalen Team
tionsleistungen reduzierte sich nach zahlreichen Websitere-
war sehr fruchtbar und unkompli-
cherchen, Gesprächen und Leistungsbewertungen diese Anzahl
ziert. Und: Singapur ist eine Stadt,
auf verbleibende zwei Unternehmen, die für eine zukünftige
in der man sich als Europäer auf
Partnerschaft in Frage kamen. Diese werden Versuchsinspek-
Anhieb wohl fühlen kann. So werde
tionen durchführen, um den vorgegebenen Standard zu bestä-
ich voraussichtlich nach Beendi-
tigen. Dann ist der Weg für eine längerfristige Partnerschaft
gung meines Studiums im August
frei.
2006 wieder nach Singapur zurück-
Das Ziel, den weltweit wachsenden Bedarf an qualitativ
kehren, um meine Diplomarbeit zu
hochwertigen Inspektionen mit einem ausgebauten Dienst-
schreiben. Vielleicht kann ich dann
leistungsangebot abzufedern, wird Brunel Energy mittelfris-
von den geknüpften Kontakten pro-
tig erreichen. Das Team kann in Singapur neben etablierten
fitieren.
Engineeringprojekten für die Öl- und Gasindustrie zukünftig auch intensiviert fertigungsbegleitende Inspektionsdienstleis-
www.brunelenergy.net
tungen anbieten.
VON DER KOLONIE ZUM WIRTSCHAFTSSTANDORT Sir Stamford Raffles, Beamter der British East India Company, entdeckte 1819 das kleine Fischerdorf Singapur auf der Suche nach einer Handelsstation. Die Lage war für den Handel ideal. Das Dorf lag an einem Knotenpunkt, der die Verbindung zwischen Indien und China auf dem Seeweg markierte. Durch diese Seestraße erfolgte der Handel mit chinesischem Tee und Seide nach Europa. Knapp 50 Jahre nach seiner Entdeckung wurde Singapur zur britischen Kronkolonie. Die Kolonialzeit, unterbrochen durch eine dreijährige japanische Besetzung im Zweiten Weltkrieg, endete 1963 mit der Entlassung in eine Föderation. Nach ideologischen Konflikten mit den Bündnispartnern Malaysia, Sabah und Sarawak wurde Singapur 1965 ausgeschlossen und fand im gleichen Jahr den Weg in die Souveränität. Heute hat Singapur über vier Millionen Einwohner und der Hafen Singapur gilt als einer der geschäftigsten Container-Umschlagplätze der Welt. Englisch ist die Verkehrs-, Handels- und Verwaltungssprache. Mit einem Zusammenspiel aus konfuzianisch orientierter, staatlich-öffentlich kommunizierter Ethik, strengen Gesetzen sowie einem hohen Grad an Überwachung verzeichnet Singapur eine der niedrigsten Kriminalitätsraten der Welt.
der Spezialist
41
panorama
Auf der Jagd nach dem weißen Gold Die Suche nach verlorenen Schätzen ist heute eine technische Herausforderung. Das Team um Franck Goddio, Gründer des europäischen Instituts für Unterwasserarchäologie, nutzt vielfältige technische Hilfsmittel, um die Fundorte der versunkenen Schiffe aufzuspüren. TEXT › Jan-Helge Weimann FOTOS › Christoph Gerigk, © Franck Goddio/Hilti Foundation
„Weißes Gold“ lockte philippinische Schatzsucher im Frühjahr
Unglücksort verrieten. Die Fischer
2001 in die Tiefen des südchinesischen Meeres. Über ein halbes
riskierten private Expeditionen in
Jahrtausend lagerte dort das prachtvolle Porzellan aus Zeiten
die Tiefe. Etliche Schatzsucher erlit-
der Ming-Dynastie im Rumpf der „Santa Cruz“. Die chinesische
ten dabei Dekompressionsverletzun-
Dschunke kenterte 1490 und überdauerte 511 Jahre unentdeckt
gen, einige ließen sogar ihr Leben.
15 Kilometer vor der philippinischen Küste, bis keramische
Experten des philippinischen Natio-
Bruchstücke in den Netzen einheimischer Dynamitfischer den
nalmuseums fanden Einzelteile des
›40 Während der Ming-Dynastie wurde der private Überseehandel durch den Kaiser verboten. Doch trotz drakonischer Strafen blühte der Schmuggel mit feinster Keramik in dieser Epoche auf.
› 40 42
der Spezialist
›41 Franck Goddio und ein Mitarbeiter beurteilen den Zustand vieler Fundstücke als ausgezeichnet. Die Beladetechnik der chinesischen Händler war berühmt. Sie nutzten den Laderaum vollständig aus und stabilisierten die Ware durch ein bestimmtes Stapelverfahren.
› 41 wertvollen Porzellans auf dem Schwarzmarkt und beschlossen eine archäologische Unterwasserexpedition.
Im Juni 2001 inspizierte Franck Goddio mit seinem 32-köpfigen Team den Fundort bei unzähligen Tauch-
DIE ARCHÄOLOGEN GRENZEN DAS SUCHAREAL DURCH AUFWÄNDIGE ARCHIVRECHERCHEN RELATIV GENAU EIN
gängen. „Ein Navigationsfehler“, so vermutet der französische Unterwasserarchäologe, „ist der Grund für die
Archäologische Unterwasserexpeditionen beginnen in der
Kollision mit einem Felsen unter der
Regel in historischen Archiven, wo durch jahrelange Recher-
Wasseroberfläche, der die Dschunke
chen ein Expeditionsgebiet auf ein Suchareal eingegrenzt wird,
32 Meter tief sinken ließ.“ 600 Meter
in dem man das versunkene Objekt vermutet. Dieses Gebiet
von der felsigen Untiefe entfernt,
wird anschließend nach ungewöhnlichen Erhebungen des
befreiten die Bergungstaucher einen
›42 Der Fundort der „Santa Cruz“ offenbart eine antike Handelsroute, die abseits der bekannten Strecken liegt. Sie legt nahe, dass die damaligen Bewohner der Philippinen in großem Wohlstand lebten, da die Preise für chinesisches Porzellan zu dieser Zeit enorm hoch waren.
Meeresgrundes abgesucht. Der kombinierte Einsatz von SideScan Sonar, Magnetometer und Echolot ermöglicht dabei die Erfassung auffälliger Erhebungen und deren Kartografisierung: Ersteres erfasst seitlich des Bootes positionierte Objekte auf dem Meeresgrund und gibt einen Hinweis auf deren Größe. Das Magnetometer überprüft anschließend, ob das erfasste Objekt eine Abweichung der Schwankungen des Erdmagnetfeldes bewirkt. Die noch fehlende Tiefenmessung verrichtet ein Echolot anhand der Zeitdifferenz eines ausgesendeten, vom Meeresgrund reflektierten und empfangenen Impulses. Zur Bergung der „Santa Cruz“ konnte Franck Goddio, Gründer des europäischen Instituts für Unterwasserarchäologie, auf die Vorarbeit der Dynamitfischer aufsetzen. Als langjähriger Kooperationspartner des philippinischen Nationalmuseums bekam er
› 42
den Auftrag, die Expedition zu leiten.
der Spezialist
43
panorama
Monat später den 25 Meter langen, knapp sechs Meter breiten Schiffsrumpf von abgelagerten Muscheln, Seepocken und Korallen. Mit einem fast noch vollständigen Schiffsrumpf ist das Wrack die am besten erhaltene Dschunke der Ming-Dynastie, die jemals gefunden worden ist.
INSGESAMT BARGEN FRANCK GODDIO UND SEIN 32-KÖPFIGES TEAM MEHR ALS 15.000 FUNDSTÜCKE Mit einer speziell für archäologische Unterwassereinsätze konstruierten Apparatur wurde das Wrack von Sand und Schlick befreit. Standardisierte Abläufe folgten: DGPS-gestützte Positionierung jedes Fundstückes, Erstellung eines darauf basierenden Ausgrabungsplanes, Kartografisierung des Fundorts in netzartiger Struktur auf dem Meeresgrund. Gegen Ende der zweieinhalb Monate dauernden Expedition bargen Goddio und
› 43
sein Team insgesamt 15.000 Fundstücke, darunter kunstvolle Teller, Schalen, Krüge und Vasen, die in Kisten und Hebeballons verpackt durch Taucher an die Wasseroberfläche transportiert wurden. Auch enthüllten die Forscher die Geheimnisse um die
Großteil der zerbrechlichen Schätze
berühmte Pack- und Lagertechnik, für die die chinesischen Kauf-
heute im Philippinischen Natio-
leute bekannt waren. Denn die „Santa Cruz“ ist das erste Schiff,
nalmuseum in Manila als einer der
bei dem die Ladung trotz Kenterns noch fast vollständig intakt
größten Funde der Ming-Dynastie.
war. So konnten die Archäologen die einzigartige Packtechnik,
Das Wrack der „Santa Cruz“ liegt
bei der sich die Ladung gegenseitig stabilisierte und kein Raum
noch ungeborgen vor der Westküste
ungenutzt blieb, ausreichend studieren. In Meerwasser gerei-
der philippinischen Hauptinsel Lu-
nigt, gekennzeichnet und schrittweise entsalzt, erstrahlt ein
zon. Um sie zu konservieren, wurde sie mit weichem, sauerstoffarmem Schlick bedeckt. Ihre Bergung wäre
BUCHTIPP VERSUNKENE SCHÄTZE
Archäologische Entdeckungen unter Wasser Herausgeber: Franck Goddio Verlag: Konrad Theiss Verlag GmbH Seitenzahl: 184 mit 200 farbigen Abbildungen ISBN: 3 8062 1931 1 Preis: 42,00 Euro Die „Santa Cruz“ ist eine von vielen Entdeckungen des Unterwasserarchäologen Frank Goddio. In seinem Buch bietet der Forscher mit fundierten archäologischen und historischen Informationen und großformatigen Unterwasserfotografien einen Einblick in eine andere Welt.
44
der Spezialist
zwar technisch zu realisieren, der Aufwand für die Restauration des morschen Holzes würde die Hebung jedoch nicht rechtfertigen.
›43 Der beschriebene Fund der chinesischen Dschunke „Santa Cruz“ ist nur eine von vielen Ausgrabungen des wohl bekanntesten Unterwasserarchäologen der Welt. Mit modernster, teils selbst entwickelter Technik und steter Beharrlichkeit entdeckten Franck Goddio und sein Team unter anderem die versunkenen Königsviertel von Alexandria und Wrackteile der gesunkenen Flotte Napoleons, die sich 1798 in der Seeschlacht bei Abukir den Briten unter Admiral Nelson nicht erwehren konnte.
RESPONSE
das quiz AUSGABE 03 || Oktober 2005
GEWINNEN SIE ... ... EINEN K AFFEE-RÖSTER FÜR ZU HAUSE ODER EINE VON FÜNF ELEKTRISCHEN K AFFEEMÜHLEN UND TESTEN SIE IHR WISSEN. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir eine innovative Röstmaschine „Röstmeister“ sowie fünf hochwertige elektrische Kaffeemühlen mit Espresso-Mahlwerk. Bitte reichen Sie Ihre Lösung bis zum 10. November 2005 (Poststempel) via Postkarte ein, die Sie am Ende des Heftes finden.
Frage 01: Der größte Kaffeeexporteur in die Bundesrepublik Deutschland ist Brasilien. Seit einiger
Zeit macht den Südamerikanern ein anderes Land Konkurrenz, dessen günstiger Rohkaffee die Preise auf dem Weltmarkt hat einbrechen lassen. Welches Land ist gemeint? a.
Indonesien
b.
Republik Südafrika
c.
Vietnam
Frage 02: Erst die Röstung macht die Bohne: Warum muss Kaffee sofort nach dem Röstvorgang
auf niedrigere Temperaturen gekühlt werden? a.
Um später ein optimales Vermahlungsergebnis gewährleisten zu können
b.
Um chemische Prozesse, die während des Röstvorganges in der einzelnen Bohne ablaufen, zu stoppen
c.
Um die Poren der Bohne zu verschließen und damit zu verhindern, dass sich das Kaffeearoma unter Einfluss von Sauerstoff verflüchtigt
Frage 03: Durch welche Verfahren werden industriell verarbeitete Kaffeebohnen üblicherweise
entkoffeiniert? a.
Mit Hilfe von Kohlendioxid und organischen Lösungsmitteln
b.
Mit Hilfe eines Elektronenbades, in dem das Koffein vorsichtig herausgelöst wird
c.
Durch eine zehnsekündige Erhitzung der Bohnen auf 700 Grad nach dem abgeschlossenen Röstvorgang
der Spezialist
termine
termine
oktober bis dezember 2005
AUSGABE 03 || Oktober 2005
Messen und veranstaltungen 29. Nov. – 1. Dez.
2005
RAILWAY INTERIORS EXPO 2005, KÖLN MESSE Auf der Railway Interiors Expo in Köln wird es neben vielfältigen Produkten für den Innenausbau von Eisenbahnen auch das Open Technology Forum geben. Der beliebte Kongress beschäftigt sich mit Trends in der Bahneinrichtung, dem Kundenservice sowie dem Reisekomfort in den Eisenbahnen. www.railwayinteriors-expo.com
› 30.11.– 3.12.
30. Nov. – 3. Dez.
2005
EUROMOLD, EXHIBITION CENTER, FRANKFURT AM MAIN Die Weltmesse für Werkzeug- und Formenbau, Design und Produktentwick-
Die Euromold präsentiert die gesamte Prozesskette vom Design über den Prototyp bis zur Serie.
lung hat sich seit ihrem elfjährigen Bestehen zu einer festen Größe in der Messelandschaft entwickelt. Zur EuroMold 2005 werden mehr als 60.000 Besucher und ca. 1.600 Aussteller aus Europa und Übersee erwartet. www.euromold.com 23. – 24. Nov.
2005
ABSOLVENTENKONGRESS, MESSEZENTRUM KÖLN Auf dem Absolventenkongress können Unternehmen und interessierte Studierende ins Gespräch kommen. Neben offenen Stellen gibt es auch in diesem Jahr Vorträge und Firmenpräsentationen sowie eine umfassende Berufsberatung für Ingenieure. Der Kongress ist eine Kommunikationsplattform für Unternehmen und Studierende. www.absolventenkongress.de
›23. – 24.11. Die Brunel GmbH ist Aussteller auf Europas größter Jobbörse für Studenten, Absolventen und Young Professionals
Meilensteine 03. Oktober
1957
Die UdSSR schickt mit „ Sputnik 1 “ den ersten künstlichen Satelliten ins Weltall und läutet damit den Beginn der Weltraumforschung ein.
08. November
1895
Der deutsche Physikprofessor Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt bei Experimenten mit Kathodenstrahlröhren die später nach ihm benannte Röntgenstrahlung, eine unsichtbare elektromagnetische Strahlung, die feste Körper durchdringt.
15. Dezember
1832
Der französische Bauingenieur Alexandre Gustave Eiffel wird geboren. Er ist unter anderem für die tragende Konstruktion der Freiheitsstatue in New York verantwortlich.
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der Spezialist
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UNSERE FIRMENADRESSE
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Redaktion „Der Spezialist“ Brunel GmbH
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Redaktion „Der Spezialist“ Brunel GmbH World Trade Center Birkenstraße 15 28195 Bremen redaktion@derspezialist.de www.derspezialist.de
World Trade Center Birkenstraße 15
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VERANTWORTLICHER REDAKTEUR (V. I. S. D. P.)
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REDAKTION „UNSER SPEZIALIST“ CHRISTIAN RAUSCH
Dialog Public Relations, GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH
Für die meisten Menschen ist Kuala Lumpur unendlich weit entfernt. Nicht für Christian Rausch, denn seit seinem Praktikum bei DaimlerChrysler fühlt er sich mit der malaysischen Metropole eng verbunden. Der Wirtschaftsingenieur mit einem Faible für Fremdsprachen war fasziniert von der Vielfalt in dem asiatischen Land. Durch seine ungebrochene Neugier hat Rausch die Fülle seiner Erfahrungen ständig erweitern können: in der Projektplanung, in der Prozessoptimierung. Heute setzt der Brunel Mitarbeiter seine Qualifikationen für die Qualitätssicherung bei Airbus Bremen ein.
KONZEPT UND GESTALTUNG GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH
FOTOGRAFIE (COPYRIGHTS) Sofern nicht abweichend, alle Angaben als Bildnummern. Corbis (01 – 03, 27, 30), picture-alliance/dpa (04, 07 – 08, 10), Cerver & Pioz (05 – 06), Tilke GmbH (09, 11, S. 17), Getty Images (13), FashionStock (14), REpower Systems AG (15 – 18), Airbus Deutschland GmbH (19 – 25), Dieckmann Aroma Kaffee GmbH & Co. KG (26), akg (28, S. 41), C. Rochelmeyer (29, 31), F. Goddio/Hilti Foundation (40 – 43),
DRUCK Druckerei Girzig + Gottschalk GmbH
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1854 entwickelt der deutschstämmige Heinrich Göbel in den USA das Prinzip Glühlampe. 25 Jahre später legt Thomas Alva Edison mit weiteren technischen Entwicklungen, wie der Einführung einer Schraubfassung, den Grundstein für den Erfolg der Glühlampe. Die Welt leuchtet auf.
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Innovationen. Zwei außergewöhnliche Ingenieure schaffen Neues und verändern die Welt. Wenn wir heute über Innovationen reden, müssen wir über Persönlichkeiten reden. Über Menschen, die Dinge bewegen können. Reden wir.
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ÜBERZEUGT? JA, „Der Spezialist“ hat Sie überzeugt? Sie möchten ihn empfehlen? Oder in Zukunft selbst das kostenfreie Magazin erhalten? Bitte tragen Sie Ihre Kontaktdaten unter www.derspezialist.de ein.
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