AUSGABE 05 || Juni 2006
Das Magazin für Technik und Management
Kickende Roboter auf Weltklasseniveau Fußball als Anstoß für Innovationen
Brand uit de nederland Ein Blick in Vergangenheit und Zukunft
Auf dem wasser gelten andere regeln Das Brunel-Team stellt sich der Herausforderung Volvo Ocean Race
„UNSER SPEZIALIST“ ERNST-AUGUST HEINE Nichts bleibt, wie es ist. Veränderung und Entwicklung gehören zum Leben. Das gilt auch für Technologien. „Ein schönes Symbol dafür ist der 1981 entwickelte IBM 5150“, sagt Ernst-August Heine. Der erste Arbeitsplatzrechner mit 4,77 MHz und 64 KB RAM löste in der Folgezeit einen wahren Computerboom aus. Heute bestimmen ungleich leistungsstärkere Rechner die Arbeitsprozesse. Der gelernte Feinmechaniker Ernst-August Heine ist seit 2002 als Industrial Engineer bei Brunel tätig und betreut als Spezialist für Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung europaweit Projekte in der Automobilindustrie.
editorial
Der Spezialist
AUSGABE 05 || Juni 2006
Liebe Leserin, lieber Leser, wir schreiben das Jahr der Informatik. Ob Mobilität, Sicherheit, Kommunikation, Gesundheitswesen oder Haushalt – alle Bereiche unseres Lebens sind auf Produkte und Lösungen aus der Informatik angewiesen. In den 60er Jahren, zu Zeiten raumfüllender Großrechner, war es noch undenkbar, dass autarke „Personal Computer“ einmal nahezu jeden Haushalt bereichern würden. Mit dem Präsidenten der Gesellschaft für Informatik, Prof. Dr. Matthias Jarke, sprachen wir über Anwendungen der Informatik, die im 21. Jahrhundert von zentraler Bedeutung sein werden. Aktuell bietet die Robotertechnologie große Entwicklungspotenziale: Schon heute kann von reinen Industrieanwendungen auf dem Feld der Robotik und der künstlichen Intelligenz keine Rede mehr sein. Fachleute erwarten, dass dem „Personal Computer“ der „Personal Roboter“ folgen wird. Bezeichnenderweise ist es der Fußballsport, der im WM-Jahr 2006 die Roboter zu technischen Glanzleistungen antreibt. Die Dynamik und die Komplexität von Fußball fordert der Robotiktechnologie alles ab: Intelligenz, Mobilität, Reaktion und Teamgeist. Erstmals präsentiert sich die RoboCup-WM in Deutschland. Hier wird sich herausstellen, ob das deutsche Team erneut den Weltmeistertitel verteidigen kann. Kämpferisch agierte auch das Brunel-Team beim Volvo Ocean Race – bei der härtesten Hochsee-Segelregatta der Welt. Die Route rund um die Welt führte die Crew um Brunel-Skipper Grant Wharington von südlichen in nördliche Gewässer. Täglich waren neue Herausforderungen zu bewältigen. Die Qualität eines Teams wird hier in unmittelbarer Weise deutlich. Nur wer die Stärken seiner Teammitglieder kennt und gezielt einzusetzen weiß, kann auch die Gesamtleistung maximieren. Dies zeigen auch die Projekterfahrungen des Brunel Communication-Teams bei Bombardier Transportation, über die wir in einem Artikel berichten. Ich hoffe, Ihnen mit dieser Ausgabe erneut viele anregende Impulse zu liefern. Mit herzlichen Grüßen
Geschäftsführer Brunel GmbH
der Spezialist
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kurz notiert
Meilensteine der robotik Seit Beginn der 60er Jahre entwickeln sich die elektronischen Helfer rasant. Die Einsatzgebiete werden immer vielfältiger und anspruchsvoller. Industrieroboter
Nanoroboter
Forschungsroboter
Rescueroboter
Service- , Haushaltsroboter
Androide, Humanoide
Unterhal tungsroboter
2010
10.
9.
8. 7.
2000 Entstehung aus der Nanotechnologie 6.
5. 1990
4.
HELFEN, RETTEN, FORSCHEN UND SPIELEN
1980
1970
3.
2.
1. 1960
1. George C. Devol entwickelt 1961 einen Roboterarm, der als erster Industrieroboter gilt. 2. Shakey, der erste mobile Roboter, entsteht 1966. Er bewegt sich vollautomatisch auf Rädern. 3. 1970 setzt das Raumfahrzeug Luna den mit Kameras ausgestatteten Lunakhod 1 auf dem Mond aus. 4. Der Robodog leistet 1990 Pionierarbeit für die Unterhaltungs robotik. Neun Jahre später kommt Aibo auf den Markt. 5. P1 ist ein 1,90 m großer und 175 kg schwerer Androide, dessen Kopf ein riesiger Bildschirm ist. 6. Der 10,6 kg schwere Roboter Sojourner bewegt sich 1997 auf dem Mars. 7. Asimo, die 2001 erschienene Weiterentwicklung von P1, ist der erste Humanoide, der auf Beinen laufen kann und sich frei orientiert. 8. Der Roboter staub sauger Roomba hält 2002 Einzug in die ersten Haushalte. 9. Roboter werden 2004 in Kriegsgebieten u. a. als Mienenund Sprengstoffsuchgeräte verwendet. 10. Unter Nanobots versteht man autonome Kleinstmaschinen. Bislang existieren lediglich Prototypen, aber ihnen wird eine große Bedeutung in der Medizin voraus gesagt.
Siehe Buchtipp auf Seite 13: „Roboter“ von Daniel Ichbiah, erschienen im Knesebeck Verlag.
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der Spezialist
inhalt
INHALT
Der Spezialist
AUSGABE 05 || Juni 2006
Seite
06
history:
ZWISCHEN WERKBANK UND LEINWAND
Konrad Zuse entwickelte vor 68 Jahren den ersten Computer Seite
10
im fokus:
KICKENDE ROBOTER AUF WELTKLASSENIVEAU
RoboCup: Weltmeisterschaften im Roboterfußball in Bremen Seite
14
im gespräch:
„WIR STEHEN AM ANFANG EINER INNOVATIONSWELLE“
Prof. Dr. Matthias Jarke im Gespräch über die Zukunft der Informatik
› seite 10 Verschiedenste Roboter im Wettkampf um den „RoboCup“.
Seite
18
ansichtssache:
BRAND UIT DE NEDERLAND
Brunel-Gründer Jan Brand spricht über Anfänge und Zukunftsvisionen Seite
22
technische projekte:
„ALLES MESSEN, WAS MESSBAR IST ...“
Das Satellitennavigationssystem Galileo nimmt Gestalt an Seite
26
aus den branchen:
AKZEPTANZ IST DER ERFOLGSFAKTOR NUMMER 1
Product Lifecycle Management steigert die Wettbewerbsfähigkeit Seite
30
aus den branchen:
ZERTIFIZIERUNG ERSCHLIESST NEUE MÄRKTE
Brunel Railmotive als europäische Prüfstelle zertifiziert Seite
32
technische projekte:
PARTNER FÜR INNOVATION
Forschung und Kompetenz in Simulation und Berechnung
› seite 18 Diese Pflanze inspirierte Jan Brand zum Unternehmensnamen Brunel.
Seite
38
mitarbeiter und karriere:
SYNERGIEEFFEKTE NUTZEN
Erfolgreiche Teamarbeit: Hochschulabsolventen und erfahrene Spezialisten Seite
42
querdenken:
FREIHEIT UNTER WASSER: ATMEN WIE EIN FISCH
Der israelische Erfinder Alon Bodner entwickelt ein neues Tauchgerät Seite
46
panorama:
AUF DEM WASSER GELTEN ANDERE REGELN
Das Brunel-Team beim härtesten Segelrennen der Welt
49 50 Seite 51
Seite
Termine
Seite
Ideenwettbewerb für spezialisten impressum
› seite 46 Das Brunel-Team stellt sich den Herausforderungen beim Volvo Ocean Race.
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history
Zwischen Werkbank und Leinwand Konrad Zuse gilt als Computerpionier. Den ersten Rechner entwickelte er ab 1936 im elterlichen Wohnzimmer. Doch immer wieder wandte er sich auch der Kunst zu. Ein Porträt des großen Ingenieurs und Malers. TEXT › Marco Heinen
Konrad Zuse konstruierte den ersten frei pro-
wandfrei, aber Zuse war mit seinem Schaffen ja
grammierbaren Rechner mit binärer Gleitkom-
erst am Anfang.
marechnung und erfand mit „Plankalkül“ die erste höhere Programmiersprache der Welt.
Dabei war sein Werdegang alles andere als geradlinig. Geboren wurde er 1910 in Berlin als
Er sei „zu faul zum Rechnen“, gestand der an-
Sohn des Postbeamten Emil Zuse und dessen Frau
gehende Bauingenieur Konrad Zuse 1934, ein Jahr
Maria. Dienstliche Pflichten des Vaters führten
vor seinem Diplom an der damaligen Berliner
die Familie 1912 nach Ostpreußen und 1924 ins
Technischen Hochschule. Aber natürlich war Be-
sächsische Hoyerswerda, wo Zuse 1928 sein Abi-
quemlichkeit nicht der alleinige Antrieb, als sich
tur machte.
der junge Mann an die Erfindung einer Maschine zur Erledigung der ungeliebten Arbeit machte. „Den Markt hatte er immer im Visier“, bestätigt
ZUSE WECHSELTE VOM MASCHINENBAU ZUM ARCHITEKTURSTUDIUM
Dr. habil. Horst Zuse, ältester Sohn des Computerpioniers, der als Privatdozent an der ehema-
Zum Studium kam er zurück nach Berlin an die
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ligen Wirkungsstätte seines Vaters praktische
Technische Hochschule Charlottenburg (heute
Informatik lehrt. Konrad Zuse hatte erkannt, dass
Technische Universität). Da er schon als Kind mit
nicht nur er selbst sich mit der Rechnerei schwer
seinem Metallbaukasten erstaunliche Konstruk-
Konrad Zuses Z4 bestand aus acht Relaisschränken mit ca. 2.200 Relais und 21 Schrittschaltern.
tat. In den 30er Jahren saßen in den Büros zu
tionen zu Wege gebracht hatte, schien die Auf-
Hunderten „Rechenknechte“, die sich mit Logarith-
nahme eines Maschinenbaustudiums folgerichtig.
mentafeln, Rechenschiebern und Tischrechnern
Aber Zuse fühlte sich in seiner Kreativität einge-
plagten.
schränkt, und das änderte sich auch mit seinem
Vier Jahre später war es so weit: Bis auf die
Wechsel zum Fachbereich Architektur nicht. Sogar
Speicherfähigkeit des Programms verfügte der
noch während des Studiums zum Bauingenieur
1938 fertig gestellte Rechner Z1 bereits über
liebäugelte Zuse mit dem Beruf des Werbegra-
wesentliche Eigenschaften und Komponenten
fikers. Ein Talent hierfür hatte er zweifellos, davon
eines modernen Computers: ein Steuerwerk, freie
zeugen viele frühe Karikaturen, Zeichnungen und
Programmsteuerung, einen binären Speicher,
Plakatentwürfe. Aber es war keine gute Zeit für
eine arithmetische Einheit, Taktsteuerung sowie
Werbegrafiker, weshalb Zuse nach fast einem Jahr
getrennte Ein- und Ausgabeeinheiten mit De-
Auszeit an die Hochschule zurückkehrte.
zimalzahlen. Die Maschine arbeitete zwar wegen
Nach dem Diplom 1935 arbeitete er kurzzeitig
mangelnder mechanischer Präzision nicht ein-
als Statiker bei den Henschel-Flugzeugwerken
der Spezialist
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history
Schaltelementen kam es darauf an, dass sie genau zwei Zustände annehmen können, im Falle der Relais also „an“ und „aus“. Über die vier Grundrechenarten hinaus ließen sich mit dem Rechner Z3 auch Quadratwurzeln ziehen.
EIN WETTLAUF UM DEN TITEL „VATER DES COMPUTERS“
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Nicht zuletzt weil die ersten Maschinen samt Aufzeichnungen im Krieg zerstört wurden, galt in der Nachkriegszeit zunächst der Amerikaner Howard A. Aiken mit seiner 1944 vorgestellten
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in Berlin, gab diese Stellung jedoch auf, um sich
Mark I als Vater des Computers. Konrad Zuse, der
1949 wurde die Zuse KG in Neukirchen gegründet. In diesem Gebäude entstand die erste Computerproduktion in Europa.
auf seine Rechenmaschine zu konzentrieren. Den
1941 eine kleine Firma gegründet hatte, begann
Rechner Z1 baute Zuse in der Zeit von 1936 bis
1942 mit dem Bau des technisch verbesserten Z4,
1938 in der Berliner Wohnung seiner Eltern unter
der ersten seiner Maschinen, die der Ingenieur
tätiger – vor allem auch finanzieller – Mithilfe
selbst als ausgereift empfand. In dieser Phase
durch Familie, Freunde und Kommilitonen. Als
beendete Zuse die Niederschrift seines „Plankal-
Material nutzte er mit der Laubsäge bearbeitete
küls“ – der ersten höheren Programmiersprache
dünne Bleche. Diese Handarbeit war der Zuver-
der Welt, die nach Einschätzung Horst Zuses in
lässigkeit der Konstruktion allerdings abträglich.
den USA mehr Anerkennung gefunden hat als
Die Speicherkapazität des Z1 betrug 64 Worte zu
seines Vaters Rechner. Bemerkenswert ist, dass
je 22 Bits. Angesichts dieser begrenzten Kapazität war eine Speicherung des Steuerprogramms
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noch nicht vorgesehen. Als Steuermedium wur-
Konrad Zuses erster, in den Jahren 1936 – 1938 entstandener Rechner Z1 wurde im 2. Weltkrieg zerstört und mit ihm sämtliche Konstruktionsunterlagen. Erst 1986 entschloss sich Konrad Zuse, den Rechner Z1 nachzubauen.
den Lochstreifen aus 35-mm-Kino-Normalfilm verwendet. Die Anmeldung seines Konzeptes als Patent stand unter keinem guten Stern. Einer von zahlreichen Kritikpunkten des Patentamts: Der Brite Charles Babbage (1792 – 1871) hatte bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zwei Rechenmaschinen entworfen. Diese wurden zwar nie gebaut, aber Zuse hatte von Babbage in der Tat keine Kenntnis genommen. Der Streit mit dem Patentamt zog sich bis 1967 (!) hin und endete in der Ablehnung aller 58 Einzelanträge. Konrad Zuses wichtigster und heute allgemein als erster Computer anerkannter Rechner war der im Mai 1941 störungsfrei laufende Z3. Er unterschied sich vom Z1 wesentlich dadurch, dass als Schaltelemente statt Metallblättchen zuverlässigere Telefonrelais zum Einsatz kamen. Bei den
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der Spezialist
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history
„ARCHITEKTUR VERBINDET“ Schon in der Schule zeichnete Konrad Zuse mit Leidenschaft. Während dieser Zeit entstanden vor allem Zeichnungen und Karikaturen. Als Student wandte Zuse sich der Ölmalerei zu, es entstanden aber auch einige Graphiken und Aquarelle, wie das nebenstehende „Architektur verbindet“ (1979, Aquarell, 50 cm x 60 cm). Nicht alle Bilder signierte Zuse mit seinem bürgerlichen Namen. Etliche Jahre lang verwendete er das Pseudonym „Kuno See“. Es geht auf seinen Spitznamen Kuno zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg schuf er eine Reihe von Holzschnitten. Erst in einer späteren künstlerischen Phase, die bis zu seinem Tod im Jahr 1995 andauerte, wandte Zuse sich wieder der Ölmalerei zu. Häufiges Motiv seiner Gemälde ist Architektur in städtischer Umgebung. www.horst-zuse.homepage.t-online.de
die theoretische Arbeit 60 Seiten in Plankalkül
automatentheoretisches Denken auf physikali-
geschriebene Schachprogramme enthält, deren
sche Probleme an. Ein Ansatz, der heute erneut in
fast fehlerfreie Funktion im Jahr 2000 an der
der Wissenschaft diskutiert wird.
Freien Universität Berlin erprobt wurde.
Ab Anfang der 60er Jahre widmete sich Konrad
1950 begann Zuse mit der Auslieferung der
Zuse auch verstärkt der Malerei, zeitweise unter
Z4 an die Eidgenössische Technische Hochschule
dem Pseudonym Kuno See. Auf diesem Gebiet
in Zürich eine zunächst sehr erfolgreiche Unter-
erreichte er jedoch nicht annähernd die Meister-
nehmertätigkeit. Die im hessischen Neukirchen
schaft wie als Ingenieur.
gegründete Zuse KG geriet nach anfänglichem
Zuse wurden zeit seines Lebens acht Ehren-
Wachstum in wirtschaftliche Schieflage und ging
doktortitel und zwei Ehrenprofessuren verliehen.
nach vorübergehendem Besitz durch die Rhein-
1972 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz
stahl AG und die Brown Boveri Company 1967 in
der Bundesrepublik ausgezeichnet. Außerdem
den Besitz der Siemens AG über, wo Zuse noch
sind nach ihm zwei Medaillen benannt, die der
bis zu seiner Frühpensionierung 1969 tätig war.
Gesellschaft für Informatik und die des Zen-
„Mein Vater war ein Stehaufmännchen“, so Horst
tralverbandes des Deutschen Baugewerbes. Die
Zuse. Statt sich nach der Niederlage zu verkrie-
Konrad-Zuse-Gesellschaft verwaltet inzwischen
chen, veröffentlichte er 1969 das Buch „Rechnen-
das wissenschaftliche Erbe des Erfinders, der am
der Raum“. Darin wendet Zuse informations- und
18. Dezember 1995 in Hünfeld bei Fulda starb.
der Spezialist
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im fokus
kickende Roboter auf Weltklasseniveau Das Ziel ist ehrgeizig: Im Jahr 2050 sollen die Fußballroboter gegen das menschliche Weltmeisterteam antreten und gewinnen. Die Liste der technischen Probleme, die bis dahin gelöst werden müssen, ist lang. Doch die Teilnehmer der RoboCup-WM in Bremen sind zuversichtlich. TEXT › Hans-Arthur Marsiske
Das German Team führt mit 4 : 3, als die australi-
Weg zum ehrgeizigen Fernziel zurückgelegt
schen NUBots ihren letzten Strafstoß ausführen –
haben. Denn bis zum Jahr 2050, so die selbst
ein Spieler aus der deutschen Mannschaft hatte
gestellte Herausforderung, sollen humanoide
seinen Rivalen weggedrückt. Der Torwart wehrt
Roboter gegen den menschlichen Fußballwelt-
den Schuss zunächst ab, doch sein Gegner kann
meister spielen – und gewinnen. Bislang müssen
sich den Ball erneut erobern und schießt aus spit-
die Kicker aus Fleisch und Blut die mechanische
zem Winkel ein zweites Mal. Parallel zur Torlinie
Konkurrenz allerdings nicht fürchten. „Der Robo-
kullert der Ball knapp am Tor vorbei, balanciert
Cup ist noch ein Kind“, sagt der Japaner Hiroaki
noch kurz auf der Torauslinie – und rollt ins Aus.
Kitano, Gründungspräsident der International
Ohrenbetäubender Jubel beim German Team.
RoboCup Federation. „Aber er ist auch kein Baby
Zum zweiten Mal Weltmeister!
mehr.“ Insbesondere organisatorisch habe er sich
ELFMETERKRIMIS IN DER VIERBEINER-LIGA SIND IMMER WIEDER EIN HÖHEPUNKT
ENDSPIEL 2050 Autoren: Hans-Dieter Burkhard, Hans-Arthur Marsiske Verlag: dpunkt. verlag Seitenzahl: 303 Jahr: 2003 ISBN: 3-936931-02-x Preis: 19,50 Euro Auf unterhaltsame Art führen die Autoren Burkhard und Marsiske in die Fragen der Roboterforschung und der künstlichen Intelligenz ein.
Der Elfmeterkrimi im Finale der Vierbeiner-Liga war einer von vielen Höhepunkten bei der letzten RoboCup-WM im Juli 2005 in Osaka, einem Fußballturnier für autonome Roboter, das seit 1997 alljährlich an wechselnden Orten stattfindet. Der Hightech-Wettbewerb stößt weltweit auf
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wachsenden Zuspruch: Etwa 4.000 Wissenschaft-
In der Small Size League sind die Roboter klein und schnell, weil sie nicht über eigene Sensoren verfügen müssen. Gesteuert werden sie über Funk vom Spielfeldrand.
ler sowie 20.000 bis 40.000 Schüler und Studenten in rund 40 Ländern sind im Rahmen des RoboCup aktiv. Jetzt bietet sich erstmals in Deutschland die Gelegenheit, kickende Roboter auf Weltklasseniveau zu erleben: Parallel zur Fußball-Weltmeisterschaft der Menschen wird die der Roboter vom 14. bis 20. Juni 2006 in Bremen ausgetragen. Mit diesem zehnten WM-Turnier wird die RoboCup-Initiative ein knappes Fünftel auf dem
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der Spezialist
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› 05 gut entwickelt und stehe mittlerweile auf eige-
ben. Das Fußballspiel dient als einheitliche Test-
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nen Füßen. Technologisch dagegen gebe es auf
umgebung für autonome, mobile Roboterteams,
dem Weg zum WM-Titel noch viel zu tun.
die den direkten Vergleich verschiedener Ansätze
Die Spielklassen beim RoboCup sind keine Leistungsklassen. Sie werden definiert durch unterschiedliche Spielumgebungen mit jeweils anderen technischen Anforderungen.
Doch die Fußballroboter lernen rasend schnell
erlaubt. Roboter, die sich hier behaupten – unter
dazu. Während anfangs noch diejenigen gewan-
sich ständig verändernden Bedingungen gegen
nen, die zuerst den Ball fanden – was durchaus
einen Widersacher planvoll ein Ziel verfolgen –,
einige Minuten dauern konnte – bewegen sich die
können noch ganz andere Dinge. Mit geringfügi-
heutigen Mechano-Kicker schon sehr viel rasan-
gen Modifikationen könnten sie auch in Büro,
ter und liefern sich packende Begegnungen. Wer
Betrieb, Haushalt oder im Gelände zum Einsatz
sich bei den Turnieren Hoffnungen auf gute Plat-
kommen.
zierungen machen will, muss sich bei der Konstruktion und Programmierung von Jahr zu Jahr etwas Neues einfallen lassen. Die Gegner tun es
AUCH RETTUNGS- UND HAUSHALTSROBOTER SPIELEN EINE ROLLE
schließlich auch, zudem werden die Spielbedingungen ständig erschwert.
Um das noch deutlicher herauszustellen, ist der
Denn so unterhaltsam Roboterfußball für die
reine Fußballwettbewerb, der in verschiedenen
Zuschauer sein kann – in erster Linie soll der Wett-
Spielklassen ausgetragen wird, im Lauf der Jahre
bewerb die Entwicklung von Technologien der
um andere, stärker anwendungsorientierte Ligen
Robotik und der künstlichen Intelligenz vorantrei-
ergänzt worden. So gibt es seit 2001 einen Wettbe-
der Spezialist
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im fokus
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werb für Rettungsroboter und Katastrophensimu-
ist denn auch innerhalb der RoboCup-Gemeinde
Die Programmierung zählt: In der Legged Robot League kommen ausschließlich standardisierte Aibo-Roboter zum Einsatz.
lationen. Und bei der diesjährigen WM in Bremen
umstritten. Sie ist aber nicht wirklich entschei-
wird erstmals die Liga „RoboCup@Home“ vorge-
dend. Selbst wenn die Roboter in 44 Jahren den
stellt, bei der die Interaktion zwischen Mensch und
Einzug ins WM-Finale verpassen sollten, wird
Roboter in Alltagsszenarien, etwa beim Staubsau-
die RoboCup-Initiative nicht vergeblich gewesen
gen, im Mittelpunkt steht. Immer größere Bedeu-
sein. „Wichtig ist der Versuch“, sagt Hans-Dieter
tung bekommt daneben der erstmals bei der WM
Burkhard, Professor für künstliche Intelligenz an
im Jahr 2000 veranstaltete Juniorenwettbewerb
der Humboldt-Universität in Berlin und Vizeprä-
für Schüler. Schließlich sind die potenziellen Kon-
sident der International RoboCup Federation. „Ob
strukteure der WM-Roboter von 2050 heute noch
es klappt oder nicht: Hinterher sind wir in jedem
im Kindergarten beziehungsweise noch gar nicht
Fall schlauer.“ – Ein sympathischer Anspruch, den
geboren.
der Projektpartner für Technik und Management,
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Angesichts der Schwierigkeiten, die so grundle-
In der Humanoid League treten menschenähnliche Roboter in Zweierteams auf einem kleinen Spielfeld gegeneinander an.
gende Fertigkeiten wie Selbstlokalisierung, Pfad-
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Brunel, in seiner Rolle als Co-Sponsor der RoboCup-WM tatkräftig fördern will.
planung oder Kooperation heute noch bereiten,
Burkhard ist ein RoboCup-Veteran. Als einzi-
können indessen leichte Zweifel angesichts des
ger deutscher Teilnehmer ist er seit der ersten
Fernziels aufkommen. Die Frage, ob Roboter wirk-
Weltmeisterschaft im Jahr 1997 dabei, gewann
lich bis 2050 die Fußball-WM gewinnen können,
damals den Titel in der Simulationsliga. Für ihn
im fokus
ist der RoboCup auch eine neue Art, Wissenschaft zu betreiben, die nicht nur vom gegenwärtigen
ROBOTER – GESCHICHTE, TECHNIK, ENTWICKLUNG
Erkenntnisstand ausgehend den jeweils nächsten Schritt plant. „Stattdessen setzen wir uns
Autor: Daniel Ichbiah Verlag: Knesebeck Verlag, München 2005 Seitenzahl: gebunden, 544 Seiten Jahr: 2005 ISBN: 3-89660-276-4, Preis: 35,00 Euro
dieses Ziel in einer ferneren Zukunft und rechnen zurück“, sagt er. „Wenn wir im Jahr 2050 mit Robotern die Fußball-WM gewinnen wollen,
Mit kompaktem Wissen führt Daniel Ichbiah in seinem Überblickswerk an die Schwelle des „Zeitalters der Robotik“, das er 1990 beginnen lässt. Mit zahlreichen Bildern erzählt er in seinem Buch „Roboter – Geschichte, Technik, Entwicklung“ von der Faszination dieser „lebenden Maschinen“ und zeigt, wie sie entwickelt und wo sie eingesetzt werden.
müssen wir wenigstens 2040 das Energieproblem gelöst haben, müssen 2030 mit den Maschinen im Freien spielen können, darf es 2020 keine Bildverarbeitungsprobleme mehr geben und so weiter. Dann müssen wir überlegen, wer sich mit wem zusammentun muss, um diese Etappenziele in der gegebenen Zeit erreichen zu können. Von alldem gehen sehr kreative Impulse aus.“
men für die Durchführung der Weltmeisterschaft
JEDES SPIELFELD BENÖTIGT EIN EIGENES DRAHTLOSES NETZWERK
verantwortlich. „Da ist es nahezu unmöglich, von den Teilnehmern frühzeitig klare Anforderungen zu erfahren.“ Selbst die bereits bekannten Wün-
Kreativität ist auch auf Seiten der Organisatoren
sche sind nicht leicht zu erfüllen. So braucht prak-
erforderlich. „Der RoboCup ist ein evolutionäres
tisch jedes Spielfeld beim RoboCup ein eigenes
Projekt, das sich in ständiger Veränderung befin-
drahtloses Computernetzwerk, ein so genanntes
det“, sagt Dr. Hubert Borgmann, bei der Messe Bre-
WLAN (Wireless Local Area Network). Aber so viele WLANs auf engem Raum stören sich gern gegenseitig bis hin zum Absturz. Borgmann will das Problem lösen, indem er die Netzwerke möglichst auf mehrere Hallen verteilt und den Platz dazwischen mit Ausstellungsständen füllt. Alle Beteiligten, sowohl die Organisatoren als auch die Entwickler und Konstrukteure der Roboter, blicken nun gespannt darauf, wie sich die monatelangen Vorbereitungen auf den internationalen Wettstreit auszahlen werden. Gespannt ist auch Carsten Siebeneich, Geschäftsführer der Brunel GmbH: „Wir drücken dem deutschen RoboCup-
INFO Selbstloser Einsatz: In der Rescue Arena lösen die Rettungsroboter beim RoboCup knifflige Aufgaben. Sie sind ein wertvolles Hilfsmittel nach schweren Katastrophen wie Erdbeben oder Gasexplosionen und können auch nach Unfällen mit Gefahrguttransportern die Lage erkunden, ohne dass Menschen sich in Gefahr begeben müssen.
Team kräftig die Daumen.“
www.robocup2006.org
› 07 der Spezialist
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im gespräch
„W i r s t e h e n a m A n f a n g einer Innovationswelle” Prof. Dr. Matthias Jarke ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Informatik. Mit der Redaktion von „Der Spezialist“ sprach er über die Zukunft der Informatik, insbesondere den Bereich der Embedded Systems und der sicherheitsrelevanten IT-Systeme. INTERVIEW › Corinna Laubach
Der Spezialist: Die Informatik entwickelt sich in
Systems“. Einsatzbereiche sehen wir dort, wo
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rasantem Tempo. Wo stehen wir?
Deutschland bereits seine Stärken hat. Traditionell
Am 17. Januar 2006 eröffnete Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan das Informatikjahr in Berlin.
ist das die Automobiltechnik. Aber auch im FlugProf. Dr. Matthias Jarke: Sie bewegt sich in Zyklen
zeugbau, in der Medizin- oder der Haushaltstech-
mit der Gesellschaft. Man spricht von der Groß-
nik sind gute Voraussetzungen gegeben, um tech-
rechner-Generation der 70er Jahre, gefolgt von
nologische Durchbrüche zu implementieren.
der PC-Generation und seit Mitte der 90er Jahre der Internet-Generation. Heute stehen wir am Anfang einer neuen Innovationswelle. In norma-
PROJEKTE IN DIMENSIONEN, DIE VOR EINEM JAHRZEHNT UNDENKBAR WAREN
len Haushalten sind derzeit mehr als 40 Rechner im Einsatz, beispielsweise im Fernseher oder in
Der Spezialist: Es heißt, die Informatik sei das
Heizsystemen. In vernetzten, eingebetteten Sys-
Herz der Informationsgesellschaft …
temen werden sie bald auch „miteinander kommunizieren“ können und lösen somit einen gro-
Jarke: Neben Produkten wie dem Handy oder
ßen Innovationsschub aus.
dem PC ist damit die Infrastruktur hinter der Technologie gemeint. Es gibt hierzulande anspruchs-
Der Spezialist: Was muss getan werden, damit
volle IT-Infrastrukturprojekte. Das größte wird
Deutschland hier rechtzeitig das Feld bestellt?
derzeit mit der Einführung der Gesundheitskarte realisiert. Es geht eine Faszination davon aus,
Jarke: Wir brauchen eine verstärkte Fokussierung
80 Millionen Menschen mit solch einer Karte
auf eine informatikorientierte Standortpolitik.
auszurüsten, die mit zwei Millionen Rechnern,
Informatik darf nicht nur wissenschaftlich behan-
beispielsweise bei Krankenkassen, kommuniziert.
delt werden, die Lösungen müssen Anwendung in
Das sind Dimensionen, die vor einem Jahrzehnt
der Industrie finden.
undenkbar waren.
Der Spezialist: Sie sprechen davon, Schlüsselkom-
Der Spezialist: Wie ist es jenseits solcher Projekte
petenzen für den Wirtschaftsstandort Deutsch-
um den IT-Standort bestellt?
land zu entwickeln? Jarke: Wir sitzen in den Basistechnologien der Jarke: Ja, und zwar speziell für den neuen Bereich
Informatik wie Chips, Betriebssystemen und
der hoch vernetzten, so genannten „Embedded
weiteren generischen Basisbausteinen zwischen
INFO Prof. Dr. Matthias Jarke war Professor für Wirtschaftsinformatik an der New York University, Inhaber des Lehrstuhls für Dialogorientierte Systeme in Passau und betreut seit 1991 den Lehrstuhl für Informationssysteme an der RWTH Aachen. Im Jahr 2000 wurde Jarke Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik und 2004 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Informatik.
der Spezialist
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im gespräch
den Stühlen. Das gilt für Gesamteuropa. Markt-
zugegangen. Bislang war die Automobilindustrie
führer auf der innovativen Seite sind die Ame-
darauf eingestellt, mit Maschinenbauern oder
rikaner. Gleichzeitig beobachten wir, dass der
Elektrotechnikern zusammenzuarbeiten, weniger
Massenmarkt und ein Großteil der Produktion
jedoch mit Informatikern. Wir haben in diesem
von Asien ausgehen. Deutschland ist bisher bei
Bereich in den letzten drei Jahren Fortschritte
Anwendungsthemen erfolgreich wie SAP, in der
erzielt, in anderen Gebieten steht das noch aus.
Medizintechnik bei Siemens oder in der Automobilbranche bei BMW und Audi. Dort spielen wir
Der Spezialist: Was sind weitere zukünftige The-
an der Spitze mit. Insgesamt hat Deutschland im
menfelder?
Softwarebereich nur acht Prozent des Weltmarktes inne. Da gibt es durchaus auch auf der indus-
Jarke: Trotz aller Risiken und möglicher Feh-
triellen Seite ein Defizit.
lerquellen sind Großprojekte ein Feld, auf dem die Informatik glänzen kann. Deutschland hat
DEUTSCHLAND HAT SYSTEMKOMPETENZEN, DIE PILOTCHARAKTER HABEN KÖNNEN
eine Systemkompetenz, die Pilotcharakter haben könnte. Ein großer Bereich sind alle Sicherheitsumfelder. Da wird noch einiges zu erwarten sein.
Der Spezialist: Besteht zu wenig Transfer in die Wirtschaft?
Der Spezialist: Die Forschung an sicherheitsrelevanten IT-Lösungen wie dem Antiblockiersys-
Jarke: In Branchen, in denen diese Zusammen-
tem eines Autos oder dem Autopiloten eines Flug-
arbeit dringend nötig ist, wie in der Automobil-
zeuges fällt in die Spitzenforschung. Wie weit ist
industrie, ist man jetzt verstärkt aufeinander
Deutschland?
›09 Der Autopilot für den Höhenflug wurde bereits in den 30er Jahren erfunden. Erst seit kurzem wird der technisch anspruchsvollere Autopilot für die Landung eingesetzt. Er stellt eine erhebliche Entlastung in kritischen Situationen wie starkem Nebel beim Landemanöver dar.
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der Spezialist
im gespräch
Jarke: In vielen Aspekten relativ weit, da gerade die Sicherheitsthematik kritisch diskutiert wurde. Hierzulande herrscht eine starke Tradition der formalen Methoden und der Ingenieurwissenschaften. Beides muss künftig mehr miteinander kombiniert werden. Lange Zeit war die ingenieurwissenschaftliche Sicherheitstechnik von der informatischen Sicherheitstechnik, die auf der Anwendung von Simulationen und mathematischen Methoden beruht, getrennt.
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Der Spezialist: Unabdingbar ist bei letzteren Systemen ein zuverlässiges Zusammenspiel aller Komponenten wie z. B. im Flugzeugbau ... Jarke: Die Softwaresteuerung geht davon aus,
in Deutschland ist, sondern eher eines der Nach-
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dass die Basisaktivitäten zuverlässig funktionie-
frage. Technische Spielereien im großen Stil aus-
ren. Wenn perfekt arbeitende Steuerungssys-
zuprobieren und zu kaufen, da sind die Deutschen
teme auf reale analoge Technik oder Menschen
zögerlich. Andererseits kann man sich mit dem
treffen, sind Probleme vorprogrammiert. Diesen
Vorpreschen auf einen Markt auch die Finger
dynamischen Prozess oder gar die Auswirkungen
verbrennen – so stellt Sony mittlerweile die Pro-
denkbarer Sabotageversuche durch Simulationen
duktion der Roboterhunde wieder ein.
Wakamaru, der 2003 von Mitsubishi entwickelte „Care-O-bot“, beherrscht einen Wortschatz von 10.000 Wörtern, erkennt Personen und ist in Notsituationen in der Lage, selbstständig das Krankenhaus oder eine Sicherheitsfirma per E-Mail oder über ein eingebautes Mobiltelefon zu alarmieren.
vorherzusagen, ist nach wie vor schwierig. Hier müssen wir weiterhin Methoden und Analyse-
Der Spezialist: Was wäre ein Produkt, das langfris-
werkzeuge entwickeln, mit denen Steuerungssys-
tigen Erfolg haben könnte?
teme schon im Entwurfsstadium auf Fehler und Krisensituationen hin getestet werden können. In
Jarke: Ich glaube, dass der demografische Wan-
den vergangenen Jahren sind auf der informati-
del und die Explosion der Gesundheitskosten
schen Seite einige Durchbrüche erzielt worden: So
alle Technologien begünstigen, die es Menschen
betrachtet man heute in den frühen Phasen der
ermöglichen, länger auf sich gestellt leben zu
Systementwicklung nicht nur Use Cases, sondern
können. Das sind vor allem Technologien, die die
auch Misuse oder Abuse Cases und so genannte
Arbeits- und Lernfähigkeit erhalten, sowie unter-
Model-Checking-Verfahren. Diese erlauben durch
stützende Technologien, die einem beispielsweise
das systematische Analysieren aller denkbaren
das Staubsaugen abnehmen. Hier gibt es bereits
Abläufe komplexer Systeme in vielen Fällen die
ernsthafte Versuche. Eine große Zukunftsvision
vollständige Verifikation kritischer Teilsysteme.
ist für mich, die Symbiose aus Mensch und Technik zu formen. Wir müssen die Informatik ganz
Der Spezialist: Ein anderer Bereich, wo an Boden
selbstverständlich nutzen, um Probleme zu lösen
gewonnen werden könnte, ist der der Robotik und
und unsere Kompetenzen zu erweitern.
der Service-Roboter. Der Spezialist: Vielen Dank für das Gespräch. Jarke: Die Impulse gehen von Japan aus, was aber kein Problem des technischen Angebotes
www.informatikjahr.de
der Spezialist
17
› 11
ansichtssache
Brand uit de Nederland Als Student gründete Jan Brand 1975 das Personaldienstleistungsunternehmen Multec, aus dem später Brunel International N. V. entstand. Mit Kreativität und Mut machte er aus einer Jobvermittlung für Studenten einen börsennotierten Dienstleistungskonzern.
INTERVIEW › Anja Gleber
Nach Abschluss seines Studiums der „Building
pflichtig. In den 70er Jahren durfte in den Nieder-
›11
Technologies“ an der Technischen Hochschule von
landen Personal nur für drei Monate vermittelt
Amsterdam entschließt sich der 23-jährige Jan
werden. „Für anspruchsvolle Projekte wie den
Brand für ein Architekturstudium an der Techni-
Bau einer Brücke hatte diese Regelung zur Folge,
schen Hochschule von Delft. Zur Finanzierung des
alle drei Monate das Arbeitsteam komplett neu
Studiums meldet er sich 1971 bei der ASA, einem
aufstellen zu müssen“, so Jan Brand. Kurzerhand
Zeitarbeitsbüro für Studenten, und übernimmt
übernimmt er die volle Verantwortung für seine
seine eigene Vermittlung kurzerhand selbst.
Ingenieure und stellt sie als Angestellte ein. Eine
Innerhalb einer Stunde erhält er vier Aufträge als
Genehmigung vom Staat ist somit nicht mehr
Bauzeichner. Beeindruckt bietet der Direktor der
erforderlich. Seither gilt der Brunel-Gründer in
ASA ihm eine Arbeit als Vermittler für das techni-
den Niederlanden als der Erfinder des „Detachie-
sche Studentenwerk an. Das Büro „ASA-Abteilung
rens“ in Abgrenzung zur klassischen Zeitarbeit,
für technisches Personal“ wird gegründet. Der
die nach damaliger Rechtsgrundlage nur die zeit-
durchschlagende Erfolg der technischen Abtei-
lich begrenzte Vermittlung von Zeitarbeitskräften
lung verhilft Jan Brand zum Einstieg in die Selbst-
umfasste.
Jan Brand wird am 11. September 1948 in Koog an de Zaan (Niederlande) geboren. Noch bevor er 1977 seinen Hochschulabschluss an der Technischen Universität von Delft im Bereich Architektur macht, wird er geschäftsführender Inhaber von Multec, dem Vorgänger von Brunel International N. V. Nach dem Börsengang von Brunel International N. V. im Jahre 1997 besitzt er noch 63 Prozent der Anteile seines Unternehmens. Heute lebt der leidenschaftliche Segler mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Belgien.
ständigkeit: Noch bevor er 1977 sein Studium an der Technischen Universität von Delft abschließt, gründet er 1975 das Personaldienstleistungsun-
„ICH HATTE DIE VISION VON EINEM NOCH VIEL GRÖSSEREN BETRIEB“
ternehmen Multec, den Vorgänger von Brunel. Er verfolgt von nun an eine neue Geschäftsstrategie:
Jan Brand stößt mit seinem Konzept auf eine
An die Stelle der Jobvermittlung für Studenten
Marktlücke, die Wachstumszahlen von Multec
rückt zunehmend die Projektarbeit für hoch qua-
erreichen schwindelerregende Höhen und ver-
lifizierte Ingenieure.
schiedene Betriebe zeigen Interesse an einer
Jan Brand schwebt vor, mit seinem Unterneh-
Übernahme. 1980 macht eine ausländische Gesell-
men komplexe technische Projekte zu realisieren.
schaft ein Angebot von umgerechnet 45 Millionen
Dies ließe sich mit der zeitlich begrenzten Ver-
Euro. „Ich bin darauf nicht eingegangen. Ich hatte
fügbarkeit der Studenten nicht vereinbaren. Zum
Visionen von einem viel größeren Betrieb. Es
anderen stehen den Plänen des Unternehmers
war eine Art Wettkampf gegen die Konkurrenz“,
noch starke Reglementierungen der Zeitarbeit
beschreibt Jan Brand seine Beweggründe. „Ich
gegenüber: Das Monopol für Arbeitsvermittlung
wollte ein Denkmal hinterlassen, das ich selbst
liegt beim Staat und ist somit genehmigungs-
erschaffen hatte, was auch in einigen Generatio-
der Spezialist
19
ansichtssache
steigt der Kurs der Brunel-Aktie von 18,60 auf nahezu 40 Euro. „Doch meine Aufmerksamkeit ließ nach; ich machte Fehler. Vor allem beim Anstellen von Personal“, erzählt Jan Brand. „Ich musste einen obersten Finanzdirektor einstellen, der den Börsengang beaufsichtigen und eine Verwaltung aufbauen sollte, die mit den Wachstumszahlen von 30 bis 40 Prozent pro Jahr Schritt hält.“ In Rotterdam entsteht daraufhin ein gigantisches Verwaltungsbüro, das gemeinhin „das
› 12
kleine Königreich“ genannt wird. „Ich merkte nicht sofort, wie Brunel in den Niederlanden in einem verwaltungstechnischen Chaos versank. Das Unternehmen wurde zu groß, und ich sah es nicht.“ Ende 1998 und im September 1999 müssen
›12
nen noch eine Rolle spielt.“ Im Rahmen der massi-
Jan Brand (l.) mit Jaap Tromp, seinem ersten über die ASA vermittelten Projektarbeiter.
ven Expansionspolitik, die Brand praktiziert, sind
Der Aufsichtsratsvorsitzende J. D. Bax, ehemali-
Dutzende von Übernahmen vorgesehen. Brand
ger CEO des niederländischen Ölserviceanbieters
fügt seinem Imperium immer neue Teile hinzu –
IHC Caland, drängt Brand, den Energy-Bereich
einem Imperium, das 1995 unter dem Gesamtkon-
aufzugeben, während dieser gerade gut anlief.
zept Brunel zusammengefasst wird.
„Dass es Brunel heute noch gibt, ist den Schritten
zwei Gewinnwarnungen ausgegeben werden.
zu verdanken, die ich damals unternommen habe.
DIE HÄLFTE DES UMSATZES STAMMT DERZEIT VON BRUNEL ENERGY
Die Hälfte unseres Umsatzes stammt gegenwär-
Der Erfolg von Brunel erregt die Aufmerksamkeit von Brands Hausbankier. „Die haben mich jahrelang bekniet, an die Börse zu gehen – haben bei mir angerufen, ob ich Lust hätte, mit zum Essen
›13
oder in ein Konzert zu gehen“, erinnert sich der
Seit 2000 leitet Jan Arie van Barneveld als CEO von Brunel International N. V. die weltweiten Geschäfte.
Unternehmer. 1997 entschließt sich Jan Brand zu diesem Schritt: „Ich strebte nach Transparenz für mein Unternehmen. Hinzu kam, dass ich Brunel ein Stück weit von meiner Person lösen wollte. Brunel sollte unabhängig von mir Bestand haben.“ Mit der Veräußerung kleinerer Unternehmensanteile wächst in der Folge auch der Einfluss von Fremdinteressen. „Alle wollen scheinbar nur dein Bestes und sagen dir, was du zu tun und zu lassen hast“, beschreibt Jan Brand seine Erfahrungen mit Analysten und Aufsichtsräten. Das erste Jahr nach dem Börsengang konnte besser nicht sein: Innerhalb von zwölf Monaten
20
der Spezialist
› 13
ansichtssache
JAN BRAND PERSÖNLICH Der Spezialist: Welchen Anteil trägt der berühmte englische Ingenieur Isambard K. Brunel an der Namensgebung von Brunel? Jan Brand: Insgesamt gründet sich die Brunel-Namensgebung auf drei Bedeutungen: Ausschlaggebend war die Pflanze. Als der Name stand, wies mich mein englischer Schwager auf den bedeutenden Ingenieur Isambard Kingdom Brunel und seine Geschichte hin. Über diese Symbolik definieren wir uns heute in erster Linie. Die dritte Symbolik ist ein kleines Wortspiel: Hinter Brunel verbirgt sich im niederländischen ebenso „Brand uit de Nederland“ – Brand aus den Niederlanden. Der Spezialist: Sie sind ein leidenschaftlicher Segler. In diesem Jahr sponsert Brunel ein Team des Volvo Ocean Race (vormals Whitbread Race). Welche Symbolik hat dieses Sponsoring für Sie? Jan Brand: Viele meiner Erfahrungen als Unternehmer lassen sich auf den Segelsport übertragen. Wenn wir mit meinem Segelboot trainieren, dann wende ich dieses Wissen an: Es ist schönes Wetter, es weht ein guter Wind, jeder ist entspannt – dann reiße ich plötzlich das Ruder herum und es herrscht Panik: „Warum fährst du plötzlich eine Halse?“, heißt es. Jeder muss mit vollen Kräften arbeiten, um das Boot wieder auf Kurs zu bringen. Ich nenne das eine „Brand-Runde“: Immer, wenn gerade alles gut geht, muss man wachsam sein. Der Segelsport steht für Teambuilding, Herausforderung und den Kampf mit den Elementen. Beim Segeln wie im Geschäftsleben muss man den Wind ausnutzen können, um das Boot mit der richtigen Geschwindigkeit auf den richtigen Kurs zu bringen. Der Spezialist: Was macht einen Unternehmer zu einem erfolgreichen Unternehmer? Jan Brand: Ich berufe mich da auf die sieben Wörter mit „C“: „Success“ hat davon sogar zwei. Um erfolgreich zu sein braucht man am Anfang ein gutes „Concept“. Darauf folgten „Concentration“ und „Continuity“. Es ist wichtig, langfristig zu denken und eine Perspektive zu haben. Dazu gehört, dass man immer „consequent“ und ehrlich sein sollte – zu sich, zu seinen Mitarbeitern, seinen Kunden, zum Management etc. Wer nicht konsequent ist, wird nichts erschaffen außer heißer Luft. Wo es gewöhnlich schief läuft, ist das fünfte C – „Control“. Ich sage immer: „Control the controllable, so you have more time for the uncontrollable.“ Elementar ist ebenso das C für „Communication“: Wer nicht richtig kommuniziert und keine Transparenz schafft, der verschwendet Zeit und Geld. Nicht zuletzt sollte man Kreativität – „Creativity“ – mitbringen, um Strategien für den Geschäftserfolg zu entwickeln.
tig von Brunel Energy“, betont Brand. Der Konflikt
Coup gelingt es ihm, den bisherigen Unterneh-
spitzt sich zu. Brand beschließt, das Unterneh-
mensvorstand zu entlassen und durch Jan Arie
men zu verlassen und die Führung des Unterneh-
van Barneveld, einen knallharten Sanierer und
mens einer Dreierspitze anzuvertrauen. „Ich habe
hervorragenden Strategen, zu ersetzen. Später
gesagt: Sucht ihr mal ruhig nach einer Lösung.
stellte sich heraus, dass die Führungsspitze von
Doch wenn ihr das nicht innerhalb eines bestimm-
Brunel bereits Gespräche geführt hatte, um das
ten Zeitraums schafft – then I’ll be back.“
Unternehmen zu verkaufen – ohne seinen Grün-
Brand wird Berater des Aufsichtsrats. Allmäh-
der hierüber zu informieren. „Ich bin nur deshalb
lich sieht er das Unternehmen, das noch zu 63 Pro-
Aufsichtsratsmitglied geworden, um Jan Arie auf
zent sein Eigentum ist, zugrunde gehen. „Es war
den Stuhl des Generaldirektors zu setzen. Darum
schrecklich. Ich musste zusehen, wie das Trio die
ging ich auch schnell wieder, als er im September
Sache anpackte. Konnte nur dasitzen und mich
2000 auf diesem Stuhl saß“, blickt der Firmen-
fragen, wie ich da rauskomme.“ Brand greift er-
gründer zurück. Heute nimmt Jan Brand die Stel-
neut zur Macht, als Brunel kurz davorsteht, eine
lung des Beraters ein. „Als Gründer und Anteilseig-
Strukturgesellschaft zu werden, und er damit
ner gefällt mir die Aufgabe, die ich jetzt ausfülle.
die Verfügungsgewalt über „sein Kind“ verloren
Nach 25 Jahren im operativen Bereich genieße ich
hätte. Er ernennt Aufsichtsratsmitglied Hans Eric
es nun, mich ganz der Strategie widmen zu kön-
Jansen zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden und
nen, um erforderliche Kursänderungen früh genug
sich selbst zum Aufsichtsratsmitglied. Mit diesem
zu erkennen“, spricht der Segler in Jan Brand.
INFO Zum Börsengang sucht Jan Brand einen Namen, der die vielseitigen Geschäftsaktivitäten von Multec zusammenfasst. Fündig wird er im Pflanzenreich: Die „Kleine Braunelle“ (Prunella vulgaris) ist widerstandsfähig, überdauert den Winter und wächst weltweit. Der Name Brunel war geboren.
der Spezialist
21
aus den branchen
„A l l e s m e s s e n , w a s m e s s b a r ist...” Galileo Galilei Galileo Galilei ist der Namenspatron eines der ambitioniertesten Projekte der Europäischen Union und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Im Jahre 2010 sollen 30 zivile Satelliten die Erde umkreisen und auch in Krisenzeiten Daten für die Positionsbestimmung liefern. TEXT › Stefanie Gerber
Mit Galileo entsteht derzeit das erste zivile Satellitennavigati-
„Alles messen, was messbar ist –
onssystem der Welt. Nach dem Bau des Airbus A 380 ist es das
und messbar machen, was noch
größte Gemeinschaftsprojekt der EU und der Europäischen
nicht messbar ist“, forderte einst
Weltraumorganisation ESA. Die Erwartungen der Europäischen
der Namenspatron des Satelliten-
Gemeinschaft an Galileo sind entsprechend hoch.
navigationssystems Galileo Galilei.
Das unter ziviler Kontrolle arbeitende Satellitennavigati-
Angesichts des heute erreichten
onssystem wird die europäische Unabhängigkeit von den bei-
Maßstabs an Messgenauigkeit wäre
den bestehenden, militärisch kontrollierten Systemen gewähr-
er sicher sehr stolz. Ebenso bahn-
leisten: Anders als das US-amerikanische GPS und das russische
brechend wie die Entdeckungen des
globale Navigationssatellitensystem GLONASS kann Galileo
italienischen
in vollem Umfang auch in Krisenzeiten einsatzfähig sein.
lers für die Wissenschaft sollen
›14 GIOVE A, der erste von später insgesamt 30 Satelliten, umkreist die Erde bereits.
Naturwissenschaft-
Des Weiteren garantieren die Gleichberechtigung und Kompatibilität mit GPS und GLONASS den größtmöglichen Nutzen für den Anwender durch eine nahezu flächendeckende Signalbereitstellung auch in hohen Breitengraden sowie in Häuser- und Straßenschluchten. Mit einer Genauigkeit von einem Meter wird es den Nutzern mit speziellen Empfängern künftig möglich sein, die eigene Position aus den Ortungssignalen aller empfangbaren Galileo-, GPS- und GLONASS-Satelliten zu bestimmen.
EMPFANGSABDECKUNG STEIGT VON DERZEIT 50 PROZENT AUF 95 PROZENT Die Ortsbestimmung wird bei Galileo ähnlich wie beim GPSSystem über den Empfang der Signale von mindestens vier Satelliten laufen. Aus den unterschiedlichen Laufzeiten der Signale bestimmen die Empfänger schließlich ihre eigene Position. Im Unterschied zu den 24 GPS-Satelliten soll durch die erhöhte Anzahl von 30 Satelliten die Empfangsabdeckung in Städten von 50 Prozent auf 95 Prozent steigen.
22
der Spezialist
› 14
› 15 auch einmal die Möglichkeiten des Satellitennavigationssys-
schutz sowie im Bereich der Geo-
›15
tems Galileo sein. Zahlreiche Anwendungen sind für das Sys-
wissenschaften soll Galileo Anwen-
tem bereits vorgesehen. Dazu zählen unter anderem Ortungs-
dung finden. Beispielsweise können
dienste für das Verkehrswesen wie zum Beispiel der Einsatz
durch die erhöhte Genauigkeit des
für elektronische Mautsysteme oder auch private Navigations-
Systems kontinuierliche Beobach-
Am 28. Dezember vergangenen Jahres hob die Sojus-Trägerrakete mit dem ersten Galileo-Satelliten vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur ab.
systeme, die den Verkehrsteilnehmer rechtzeitig auf Gefah-
tungen des Wasserstandes in über-
renquellen wie Staus oder scharfe Kurven hinweisen. Auch
flutungsgefährdeten Gebieten dazu
im Vermessungswesen, in der Telekommunikation, im Zivil-
beitragen, dass Veränderungen früh-
der Spezialist
23
aus den branchen
INFO Für den Neubau des Kontrollzentrums in Oberpfaffenhofen wurde eigens ein Architektenwettbewerb ausgerufen. Überzeugt hat das Konzept von Axel Schultes und Charlotte Frank, die auch das deutsche Kanzleramt entwarfen.
zeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingelei-
GIOVE A, der bereits erfolgreich Sig-
tet werden.
nale aussendet, ist damit der erste
Die Entwicklungsphase des Systems wird voraussicht-
von zwei Testvorläufern von später
lich 2008 abgeschlossen sein. Bis dahin sollen sich vier opera-
einmal insgesamt 30 Satelliten, die
tionelle Satelliten im Orbit befinden, kombiniert mit einem
bis 2010 auf drei Umlaufbahnebe-
Netzwerk aus Bodenstationen auf der Erde. Auf diese Weise
nen im Weltraum auf einer Höhe von
kann die präzise Positionierung und Synchronisation für aus-
23.600 Kilometern installiert wer-
gewählte Gebiete getestet werden. Den Start dieser so genann-
den. Die hohe Umlaufbahn der Satel-
ten In-orbit-Validierung bildete am 28. Dezember 2005 der
liten wurde von der ESA gewählt, da
erste Testsatellit GIOVE A, der auf einer russischen Sojus-Trä-
in dieser Höhe kaum störende Wech-
gerrakete seinen Weg ins All nahm. Aufgabe von GIOVE A ist
selwirkungen mit der Erdatmos-
es unter anderem, die von der Internationalen Fernmeldeunion
phäre auftreten. So kann ein zuver-
zugeteilten Frequenzen zu sichern. Darüber hinaus werden
lässiger Betrieb der Satelliten über
die zum Einsatz kommenden Atomuhren geprüft sowie die
viele Jahre gesichert werden.
Navigationssignale und Bodenempfangsstationen getestet. Jeder zukünftige Satellit verfügt über insgesamt vier Atomuhren, die anhand ihrer exakten Zeitmessung die Positionie-
KONTROLLZENTRUM IN OBERPFAFFENHOFEN
rungsgenauigkeit erhöhen. Je zwei Wasserstoff-Maser-Uhren sowie zwei Rubidium-Uhren arbeiten mit einer Stabilität von
In der Phase der vollständigen Er-
10 Nanosekunden. Sie erreichen über eine Zeitspanne von
richtung und der Inbetriebnahme
760.000 Jahren lediglich eine Abweichung von einer Sekunde.
des Systems wird parallel zu der
Die Wasserstoff-Maser-Uhren operieren mit Wasserstoffato-
Entsendung der Satelliten ein Bo-
men, die eine Frequenz von 1,420 GHz erzeugen. Diese „Gali-
densegment bestehend aus einem
leo-Zeitmesser“ richten sich wiederum nach mehreren auf der
weltweiten Netz an Stationen und
Erde befindlichen Atomuhren, die die „Galileo-Zeit“ festlegen.
Dienstzentren sowie zwei Kontroll-
Anhand eines Sicherheitssignals, eines so genannten „Integri-
zentren aufgebaut. Eines der Kon-
tätsmerkmals“, kann jederzeit überprüft werden, ob das Satelli-
trollzentren entsteht in Oberpfaffen-
tennavigationssystem fehlerfrei arbeitet.
hofen. Ausschlaggebend für den Standort war die dort verfügbare Kompetenz von über 40 Jahren
›16
Raumflugbetrieb durch das dort
Das Galileo-System wird neben Navigationsdaten für Luftfahrt, Schifffahrt und Individualverkehr auch Positionsdaten für landwirtschaftliche und geologische Anwendungen liefern.
ansässige
Deutsche
Raumfahrt-
Kontrollzentrum des Brunel-Kooperationspartners DLR, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Von hier aus soll der Regelbetrieb des Satellitennavigationssystems ge währleistet werden. Oberpfaffenhofen stellt jedoch nicht den einzigen deutschen Standort für Galileo dar.
›16
Im Berchtesgadener Land entsteht derzeit GATE – eine europaweit einzigartige Galileo Test- und Entwick-
24
der Spezialist
› 17 lungsumgebung: Auf einer Fläche von 65 Quadratkilometern
und leisten Beiträge zur Finanzie-
›17
kann das bodengestützte Funknavigationssystem GATE rea-
rung der Aufbauphase. Die Betreiber
listische Testszenarien lange vor der Verfügbarkeit von Galileo
von Galileo gehen davon aus, dass
schaffen. Hierfür werden an sechs Positionen rund um Berch-
bis 2020 rund drei Milliarden Emp-
tesgaden terrestrische Sendestationen installiert, die Signale
fänger die Signale weltweit nutzen
ausstrahlen, als kämen sie direkt von umlaufenden Satelliten.
werden.
Die Bezeichnung GIOVE A steht für „Galileo In-Orbit Validation Element A“. Die Namensgebung würdigt die Errungenschaften von Galileo Galilei sowohl im Bereich der Astronomie als auch in der Navigation. Galilei entdeckte 1610 die ersten vier Monde des Jupiters (ital. Giove).
Ab 2007 können somit Hersteller und Anwendungsentwickler ihre Navigationsgeräte und andere Systeme mit GATE testen.
www.dlr.de
AUCH CHINA, ISRAEL, NORWEGEN, INDIEN, ARGENTINIEN UND SÜDKOREA BETEILIGEN SICH AN GALILEO Die Europäische Weltraumorganisation ESA sowie die Betreibergesellschaft Galileo Industries, ein Konsortium von mehr als 100 Firmen, gehen davon aus, dass das Gesamtprojekt Galileo Ende 2010 einsatzbereit sein wird. Neben den EU-Projektpartnern bekunden auch viele Länder außerhalb der EU ihr Interesse. Unter anderem sind bereits China, Israel und Norwegen sowie Indien, Argentinien und Südkorea in die Planung eingebunden
der Spezialist
25
aus den branchen
Akzeptanz ist der Erfolgsfaktor Nummer Eins Product Lifecycle Management (PLM) soll dazu beitragen, Geschäftsprozesse durchgängig zu gestalten. Eine bessere Datenverfügbarkeit minimiert dabei die Durchlaufzeiten. Dagmar Heinrich und Mathias Vorwerk, PLM-Experten der CIMPA GmbH, im Gespräch. TEXT › Ulrich Feldhaus
Der Spezialist: Was versteht man unter Product
eine rein unter funktionalen Aspekten gestaltete
›18
Lifecycle Management (PLM) bzw. was zeichnet
Bauteilgeometrie bestenfalls suboptimal. Wird
PLM-Produkte aus?
diese Bauteilgeometrie hingegen unter Berück-
Die CIMPA-Experten: Dipl.-Ing. Dagmar Heinrich ist Team-Managerin des Bereichs „Process Management“ und Dipl.-Ing. Mathias Vorwerk erfahrener Senior Consultant und Projektleiter für PLMProjekte.
sichtigung von Informationen über verfügbare Dagmar Heinrich: Es gibt weder DIE kommer-
Materialien, Fertigungsverfahren und -kapazitä-
zielle PLM-Lösung, noch gibt es PLM-Produkte.
ten ausgelegt, steigt nicht nur die Produktqualität,
Verkaufsversprechen wie „Mit meinem Produkt
sondern es lassen sich unliebsame Überraschun-
machst du PLM“ sind nach meinem Verständnis
gen in nachgelagerten Prozessstadien vermeiden.
reine Augenwischerei und unseriös. PLM ist eine Management-Methode, mit der Unternehmen auf Basis eines digitalen Produktdatenmodells ihre Geschäftsprozesse durchgängig und damit effizi-
PLM IST TEAMWORK: DER GENERALIST IST EBENSO GEFRAGT WIE SPEZIALISTEN AUS DEN ABTEILUNGEN
enter gestalten können. Produktspezifikationen, CAD-Modelle, Simulations- und Testdaten gehö-
Der Spezialist: Schrecken Unternehmen ange-
ren ebenso zu diesem Datenpool wie Informatio-
sichts drohender Umstrukturierungen und hoher
nen der Materialwirtschaft oder der Fertigungs-
Investitionen vor dem PLM-Einstieg zurück?
planung. In der Praxis resultiert aus dieser durchgängigen Datenverfügbarkeit eine Minimierung
Vorwerk: Trotz der Vorteile sind Unternehmen
der Durchlaufzeiten sowie die Optimierung
zurückhaltend, wenn es um die PLM-Einführung
des
Änderungsmanage-
im eigenen Unternehmen geht. Wenn Unterneh-
ments. Auch wenn viele Unternehmen bereits
men hingegen an der Ausarbeitung der eigenen
CAD, Product Data Management (PDM) oder Enter-
PLM-Strategie aktiv beteiligt sind, können Vorbe-
prise Resource Planning (ERP) einsetzen, wird
halte genommen werden. Die Möglichkeiten und
erst durch die Integration in eine übergeordnete
deren Auswirkungen können daraufhin besser
PLM-Strategie die Voraussetzung für eine Prozess-
eingeschätzt werden. Am Anfang muss deshalb
optimierung geschaffen.
ein einheitliches PLM-Verständnis geschaffen
Konfigurations-
und
werden. Im nächsten Schritt geht es darum, die Mathias Vorwerk: In den letzten Jahren hat ein
entsprechende Lösung zu realisieren. Die PLM-
Umdenkprozess eingesetzt, weg von der bislang
Einführung ist Teamwork. Der Generalist ist
verbreiteten funktionsbezogenen, hin zu einer
ebenso gefragt wie Spezialisten für die unter-
prozessorientierten Betrachtungsweise. So ist
schiedlichsten Teilbereiche – von der Prozessana-
26
der Spezialist
››27 18
aus den branchen
lyse bis hin zu Applikationsentwicklung, Imple-
lichen Anforderungen wesentlich besser gerecht
mentierung und Training.
werden, wenn vorab an einem „Testsystem“ der Umgang mit typischen PLM-Werkzeugen wie
Der Spezialist: Aus welchen Teilschritten setzt
Workflow-Management oder Product-Data-Ma-
sich ein PLM-Projekt zusammen?
nagement-Systemen (PDM) vermittelt wird. Die anschließende Anpassung und Einführung des
PLM-EXPERTE CIMPA Der Hauptsitz der CIMPA GmbH, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft von Airbus, befindet sich in Hamburg. Seit Beginn des Jahres 2005 kooperieren CIMPA und Brunel eng und schaffen so Komplettlösungen für die Fertigungsindustrie.
Vorwerk: Die Kenntnis der Ist-Situation ist die
Systems wird schließlich durch Trainings- und
Ausgangsbasis. Es
Coaching-Maßnahmen begleitet.
werden
Arbeitsmethoden,
Datenstrukturen sowie eingesetzte Werkzeuge analysiert und Schwachpunkte identifiziert. In
Der Spezialist: Wodurch unterscheidet sich PLM
Workshops wird darauf basierend das Anforde-
von konventionellen Arbeitsmethoden, und was
rungsprofil für den „Soll-Prozess“ erarbeitet. Erst
sind die Leistungsmerkmale?
wenn dieses Rahmenwerk steht, geht es an die Systemauswahl. Anhand des Anforderungspro-
Heinrich: Kern jeder PLM-Einführung ist ein
fils wird eine Vorselektion vorgenommen, um
Paradigmenwechsel, weg von der funktionsbe-
schließlich mit maximal vier Anbietern umfang-
zogenen, hin zu einer produktorientierten Ar-
reiche Benchmarks durchzuführen. Es hat sich
beitsweise. Daraus ergeben sich fast zwangsläu-
gezeigt, dass die Auswahlkriterien den tatsäch-
fig neue Arbeitsmethoden: Eine zentralisierte
PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT Engineering
Produktentstehung
Produktherstellung
Produktvermarktung
• Supplier • Partner
Product-Data-Ma nagement (PDM)
• Enterprise Resource
• Customer Relationship
• Dokumentenmanagement • Workflow • Stücklisten,
Planning (ERP) • Supply Chain Management (SCM)
Produktstrukturen
• CAx-Applikationen
Fabrikplanung • Gebäudemanagement • Hallenlayoutplanung • Förder-, Versorgungstechnik
• CAD-Supplier Network • Engineering-, Lieferantenportale
• European Network Exchange (ENX)
28
der Spezialist
Integration von PDM: • Technical Data Management (TDM) • Computer Aided Design (CAD) • Digital Mock-up (DMU)
Integration von PDM: • Enterprise Resource Planning (ERP)
Management (CRM)
aus den branchen
Datenhaltung, die Parallelisierung von Arbeitsschritten und ein abteilungsübergreifender Informationsaustausch. Während zum Beispiel in der Konstruktion an der Detaillierung gearbeitet wird, können in der Arbeitsvorbereitung mit dem gleichen Datenmodell bereits Montagesimulationen durchgeführt oder Wartungsunterlagen erstellt werden. Die Leistungsmerkmale einer PLM-Lösung sind abhängig von den gesetzten Prioritäten. Das kann zum Beispiel eine einheitliche, integrierte Arbeitsumgebung sein, die Pro-
› 19
zessautomatisierung oder aber die Integration externer Partner.
INFORMATIONEN UNTERNEHMENSÜBERGREIFEND NUTZBAR MACHEN
Vorwerk: Kernpunkt ist natürlich das passende Konzept, das sich nicht an anbieterspezifi-
Der Spezialist: Wie müssen Entwicklungsprozesse
schen Aussagen orientieren sollte. Um möglichst
›19
spezifiziert sein, um PLM-tauglich zu sein?
schnell konkrete (Teil-)Erfolge zu erreichen, ist es
Nicht nur in der Entwicklung und Herstellung komplexer Produkte wie des Airbus A380 hat PLM-Expertise Prozessoptimierung und Kostenvorteile zur Folge. © Airbus S.A.S 2005
ratsam, das ganze Projekt in überschaubare TeilHeinrich: Dazu nur ein Wort: durchgängig. Alle
abschnitte zu gliedern. Wenn PLM-Projekte schei-
unter PLM realisierten Maßnahmen haben das
tern, geschieht dies meist bei der Systemeinfüh-
Ziel, im Unternehmen existierende Informationen
rung, wenn auf die neue Arbeitsweise umgestellt
übergreifend zur Nutzung verfügbar zu machen.
wird. Vom Anwender bis zum Systemadministra-
Gleichgültig, ob es sich um fertigungstechnische
tor müssen alle lernen, mit neuen Werkzeugen,
Informationen für den Entwickler oder Konstruk-
Arbeitsmethoden und Prozessen ihre tägliche
tionsdaten für die technische Dokumentation
Arbeit zu erledigen. Ich persönlich sehe deshalb
handelt.
in der Akzeptanz der neuen Arbeitsweise den Erfolgsfaktor Nummer eins. Würde ich einen
Der Spezialist: In welchen Zeiträumen müssen
Anwender lediglich damit konfrontieren, dass ab
Unternehmen denken, wenn sie PLM einführen
morgen sein Bauteil über ein PDM-System ver-
wollen?
waltet wird und er es für die Bearbeitung anfordern bzw. anschließend wieder übergeben muss,
Heinrich: Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass
wäre der Widerstand gegen die neue Arbeitsweise
von den ersten Gesprächen bis zur Installation
vorprogrammiert. Wird ihm aber bewusst, dass so
mit sechs bis zwölf Monaten zu rechnen ist. Einen
parallele Änderungen vermieden werden und er
Return on Investment (ROI) sollte man realisti-
stets den aktuellen Versionsstand erhält, ist das
scherweise nicht vor 18–24 Monaten erwarten.
Ziel erreicht. Nur wer versteht, warum er etwas anders machen soll, wird diese Veränderung auch
Der Spezialist: Welche Faktoren sind aus Ihrer
akzeptieren.
Erfahrung wichtig für eine erfolgreiche PLM-Einführung?
Der Spezialist: Frau Heinrich, Herr Vorwerk, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
der Spezialist
29
aus den branchen
Zertifizierung erschließt Neue Märkte Brunel Railmotive wurde als unabhängige Prüfstelle für Schienenfahrzeuge europaweit akkreditiert. Zukünftig wird auf den Testgeländen in Delitzsch und Görlitz auf der Grundlage der DIN EN ISO/IEC 17025 geprüft, was auf europäischen Schienen rollen soll. TEXT › Anja Gleber
Der Deutsche Akkreditierungsrat hat das Kompe-
auch weltweit verwendet werden können. Damit
tenz-Center Brunel Railmotive kürzlich im Bereich
erschließen sich uns neue Märkte im In- und Aus-
Zulassung und Versuche als unabhängige Prüf-
land für Kunden, die ihre Fahrzeuge europaweit
stelle nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiert. Die
zulassen wollen“, erläutert Klaus Hempelmann.
Anerkennung der Railmotive-Prüfleistungen nach europäischer Norm bescheinigt zunächst die hohe Qualität der Prüfverfahren; zum anderen stellt
BRUNEL RAILMOTIVE ERWIRTSCHAFTET 25 PROZENT DES UMSATZES IM AUSLAND
diese Akkreditierung sicher, dass die Prüfleistungen für Schienenfahrzeuge im gesamten europä-
Zuvor benötigte eine Lok, die im grenzüberschrei-
ischen Raum ebenfalls Anerkennung finden. „Um
tenden Dienst eingesetzt wurde, die Zulassung
in Europa bestehen zu können, ist eine solche
aller beteiligten Länder. Für die Strecke von Ber-
Akkreditierung absolute Grundlage der Arbeit“, unterstreicht Dr.-Ing. Klaus Hempelmann, Lei-
INFO Insgesamt verfügt das Kompetenz-Center Brunel Railmotive über vier Niederlassungen: Der Hauptsitz befindet sich in Berlin, in Delitzsch und Görlitz befinden sich die Railmotive-Versuchsanlagen. Seit September 2005 besteht zudem ein Standort im polnischen Wrocäaw.
ter des Bereichs „Zulassung und Versuche“ bei Brunel Railmotive.
FAHRZEUGE KÖNNEN KÜNFTIG EUROPAWEIT ZUGELASSEN WERDEN „Bisher wurden unsere Prüfleistungen im Wesent-
›20
lichen für Zulassungen in Deutschland verwendet
Dr.-Ing. Klaus Hempelmann ist Leiter des Bereichs „Zulassung und Versuche“ bei Brunel Railmotive.
und die Ergebnisse beim Eisenbahn-Bundesamt vorgelegt.“ Ab Oktober 2006 wird nun voraussichtlich die EU-Richtlinie 2001/16/EG zur „Interoperabilität im Güterverkehr“ national umgesetzt. Für den Hochgeschwindigkeitsverkehr ist die europäische Zulassung von Schienenfahrzeugen auf Basis des einheitlichen Regelkataloges TSI (Technical Specifications for Interoperability) bereits in Kraft. „Unser Ziel ist es, dass unsere Prüfungen für Zulassungen in ganz Europa und später
30
der Spezialist
› 20
› 21 lin nach Wien bedeutete dies, dass das Fahrzeug
chien, Polen, Spanien, der Schweiz und den Nie-
›21
bei drei Zulassungsbehörden – in Deutschland,
derlanden. Im vergangenen Jahr 2005 hat Brunel
Tschechien und Österreich – zugelassen werden
Railmotive bereits etwa 25 Prozent seines Umsat-
musste, da die schnellste Verbindung von Ber-
zes im europäischen Ausland realisiert.
Brunel Railmotive prüft Schienenfahrzeuge aus ganz Europa auf ihre Zulassungsfähigkeit für den Bahnverkehr.
lin über Prag nach Wien führt. Das Transitland Deutschland bescherte dem Spezialisten für die
www.brunel.de/railmotive
Entwicklung, Erprobung und Zulassung von Schienenfahrzeugen bisher u. a. Kunden aus Tsche-
der Spezialist
31
technische projekte
partner für Innovation Brunel setzt auf Bündelung von Know-how und innovative Produktentwicklung. Berechnung und Simulation sowie Elektronik, Mechatronik und Materialprüfung stehen dabei im Fokus.
TEXT › Ulrich Feldhaus
FALKENBURGER UND PARTNER GMBH
Brunel schafft mit der Bündelung von Know-how
tungen, insbesondere im Bereich der numerischen
in fachspezifisch orientierten Kompetenz-Centern
Simulation, erfolgreich auf dem Markt. In das
die Voraussetzung für die Abwicklung komplexer
Kompetenz-Center Brunel Dynamics integriert,
Kundenprojekte. Die thematische Fokussierung
gehört das Traditionsunternehmen seit Ende des
der Kompetenz-Center ist jedoch nicht gleichzu-
Jahres 2005 als 100-prozentige Tochter zur Brunel
setzen mit eindimensionalem Spartendenken. Ent-
GmbH. Auf einer breiten Kundenbasis betreibt
scheidender Bestandteil dieses Konzeptes ist die
man das Geschäft rund um die kleinen Quader-,
interdisziplinäre Zusammenarbeit der Kompe-
Prismen- und Tetraederelemente, deren Verwen-
tenz-Center. Der Kunde profitiert von den Syner-
dung dem bekanntesten Berechnungsverfahren,
gieeffekten, die Entwicklungsprojekten eine hohe
der Finite-Elemente-Methode (FEM), ihren Namen
Dynamik verleihen, was mit eigenen Ressourcen
gegeben hat. Firmengründer Peter Falkenburger
oftmals nicht realisierbar wäre. Unter diesem
hat sein Metier zu Zeiten gelernt, als die notwen-
Blickwinkel ist auch die jüngste Entwicklung bei
digen Berechnungsgeometrien noch mit Lineal
Brunel zu bewerten. Mit dem auf Berechnung
und Bleistift auf dem Papier entworfen wurden –
und Simulation spezialisierten Tochterunter-
längst vergangene Zeiten, denen angesichts
nehmen Falkenburger und Partner GmbH sowie
der heutigen Möglichkeiten niemand wirklich
der Gründung der auf Elektronik, Mechatronik
nachtrauert. Doch zum besseren Verständnis
und Materialprüfung spezialisierten Brunel IMG
der komplexen Berechnungsverfahren sowie zur
GmbH wird das Leistungsspektrum der Brunel
Interpretation der Ergebnisse leistet diese Wis-
GmbH um Kompetenzen ergänzt, die branchen-
sensbasis nach wie vor einen wertvollen Beitrag.
unabhängig für eine innovative Produktentwick-
Heute vertrauen die inzwischen 30 Mitarbeiter
lung eine zentrale Rolle spielen.
auf modernste Technik, um Aufgabenstellungen
›22
der linearen Statik und Dynamik, geometrischer
Die Einsatzgebiete für Analyse-, Berechnungsund Simulationsanwendungen sind branchenübergreifend und reichen vom Maschinen- und Anlagenbau über den Motoren- und Fahrzeugbau bis zum anspruchsvollen Flugzeugbau.
FALKENBURGER UND PARTNER: SEIT 17 JAHREN ERFOLGREICH AM MARKT
und materialbezogener Nichtlinearitäten, stationärer und zeitabhängiger Temperaturfelder sowie Berechnungen komplexer Faserverbund-Struk-
Computergestützte Analyse, Simulation und Be-
turen, Crashanalysen und Akustik zu bearbeiten.
rechnung sind heute fester Bestandteil wettbe-
Um dabei der Realität möglichst nahe zu kommen,
werbs- und technologieorientierter Entwicklungs-
gewinnen multidisziplinäre Simulationen immer
konzepte. Die Falkenburger und Partner GmbH ist
mehr an Bedeutung. Unterschiedliche Berech-
bereits seit 17 Jahren mit Berechnungsdienstleis-
nungsdisziplinen und Systeme, wie etwa die
32
der Spezialist
Der Hauptsitz der zum Kompetenz-Center Brunel Dynamics gehörenden Falkenburger und Partner GmbH befindet sich in Pfullingen bei Stuttgart. Darüber hinaus bestehen Geschäftsstellen in Hamburg, Ingolstadt und Braunschweig. Im Jahr 1999 expandierte das Unternehmen erneut und gründete eine Niederlassung in Prag.
› 22
technische projekte
kinematische Simulation und die Strukturmecha-
metriedaten aller gängigen CAD-Systeme über
nik, werden miteinander verknüpft, um Wechsel-
entsprechende Schnittstellen problemlos verar-
wirkungen und Einflüsse auf das Gesamtsystem
beitet werden können.
möglichst realitätsnah zu berücksichtigen.
Im speziellen Anwendungsfall der Schienen-
Der Begriff „Berechnung“ umfasst heute weit
verkehrstechnik ergänzt Brunel Railmotive als
mehr als lediglich die Validierung abgeschlos-
Spezialist für die Entwicklung, Erprobung und
sener Konstruktionen. Bereits in der frühen
Zulassung von Schienenfahrzeugen und deren
Konzeptphase kann der Einsatz neuer Technolo-
Bauteilen seine Prüfkompetenz um Leistungen
gien, Verfahren und Materialien auf ihre techni-
aus Bereichen des Engineerings und der Steue-
sche Verwertbarkeit hin untersucht werden. Diese
rungstechnik, in besonderem Maße jedoch der
Möglichkeiten machen die computergestützte
computergestützten Berechnung.
Simulation immer häufiger zur Grundlage auch für unternehmenspolitische Entscheidungen und beeinflussen Unternehmensstrategien nachhal-
DIE ANZAHL VON PROTOTYPEN UND VERSUCHEN K ANN REDUZIERT WERDEN
tig. Für die Vergabe von Berechnungsaufträgen an externe Partner ist die enge Verknüpfung mit
Bereits in frühen Entwicklungsstadien lassen
den beim Kunden implementierten Entwick-
sich, lediglich anhand von CAD-Daten und ohne
›23
lungsprozessen – sowohl datentechnisch als auch
aufwändige Tests, fundierte und realistische
organisatorisch – unverzichtbar. Entsprechend ist
Aussagen über das Bauteil- bzw. Systemverhal-
das technische Verständnis der anstehenden Auf-
ten treffen. Die Anzahl von Prototypen kann
gabenstellungen sowie der kontinuierliche Dialog
auf diese Weise deutlich reduziert und Versuche
In der computergestützten Berechnung werden alle physikalischen Effekte, die auf Konstruktionen einwirken, simuliert.
ebenso wichtig wie die Tatsache, dass die Geo-
können wesentlich zielgerichteter durchgeführt
› 23 34
der Spezialist
technische projekte
› 24
werden. Notwendige Prüfleistungen bei Schie-
Die computergestützten Berechnungen bieten
nenfahrzeugen, die unter anderem zur Zertifizie-
gegenüber herkömmlichen Test- und Prüfver-
rung von Systemen durchgeführt werden, lassen
fahren Möglichkeiten, die ansonsten nur in ein-
sich mit deutlich minimiertem Aufwand virtuell
geschränktem Maße und mit hohem Aufwand
am Computer simulieren. Mit den heute verfüg-
realisierbar
baren Programmen ist die Analyse nahezu aller
kann der Einfluss einzelner Parameter detail-
entwicklungsrelevanten physikalischen Effekte
liert untersucht werden. Auf Grundlage der viel-
möglich – von der statischen oder dynamischen
fältigen Auswertungsmöglichkeiten erschließt
Strukturmechanik und Schwingungsberechnung
sich ein tieferes Verständnis für Ursachen und
bis zu Thermoanalysen und Kurzzeitdynamik.
Zusammenhänge eines bestimmten Verhaltens –
Unter anderem ergeben sich Strukturanalysen
eine unverzichtbare Grundlage für den Aufbau
von Fahrgestellen oder Schweißverbindungen,
einer umfassenden, wieder verwertbaren Wis-
Aufpralluntersuchungen,
sind:
Mit
Variationsrechnungen
Simu-
sensbasis. Nachträgliche, meist kosten- und per-
lationen des Fahrverhaltens, Berechnungen des
sonalintensive, Konstruktionsänderungen lassen
thermischen Verhaltens von Laufrädern sowie
sich durch frühzeitige Simulation auf ein Mini-
Ermüdungsuntersuchungen zur Optimierung des
mum reduzieren und Projektlaufzeiten verkürzen
Langzeitverhaltens. Eine Liste, die sich leicht fort-
sich signifikant.
kinematische
setzen ließe und die die Bandbreite der Nutzungsmöglichkeiten aufzeigt.
›24 Die Pufferkennlinie gibt als Kraft-Weg-Diagramm Auskunft über die Maximalwerte der Wege und Pufferkräfte. Die computergestützte Auswertung bestimmt die aufgenommene Energie.
Im Rahmen des fortwährenden Expansionskurses erweiterte die Brunel GmbH zu Beginn
der Spezialist
35
technische projekte
rie sowie Forschungs- und Entwicklungseinrich-
DIE LEISTUNGEN DER BRUNEL IMG GMBH IM ÜBERBLICK Electronic Systems: Entwicklung und Fertigung elektrischer und elektronischer Komponenten und Systeme für Steuerungen, Energiemanagement und technische Diagnose, Layoutentwicklung, Softwareentwicklung sowie programmierbare Logik. Forschung und Entwicklung in den Bereichen SMD- und THT-Technologie, Aufbauund Verbindungstechnologie, Montagetechnologie, Klima- und Funktionsprüfung. Anwendungsgebiete: vorwiegend im Maschinen- und Anlagenbau, der Fahrzeugindustrie und Security-Industrie. Power Systems: motorelektrische Antriebssysteme, Berechnung und Auslegung elektrischer Maschinen sowie Leistungselektronik, Steuerungstechnik, Prüfstandstechnik etc. Zielgruppe sind vorwiegend die Automobilindustrie, Schienenfahrzeughersteller sowie der Maschinen- und Anlagenbau.
tungen.
ULTRAKOMPAKTE ANTRIEBSSYSTEME: KLEIN, LEICHT UND ANTRIEBSSTARK Im Bereich Electronic Systems entwickelt und fertigt das Forschungs- und Kompetenzzentrum elektronische Komponenten, Systemsteuerungen und Schaltungstechnik sowohl für die Messgeräteindustrie als auch die Fahrzeug- und Medizintechnik. Zu den Leistungen zählen technische
Material Inspection: zerstörende und zerstörungsfreie Prüfungen mit modernsten Verfahren und Geräten für Motoren- und Fahrzeugbau, Maschinenbau, Stahlbau, Apparatebau.
Diagnose, Energiemanagement sowie Layoutentwicklung. Insbesondere die Forschungs- und Entwicklungsarbeit in den Bereichen SMD- und THT-Technologie, die Aufbau- und Verbindungstechnologie, Montagetechnologie sowie Klima-
des Jahres 2006 abermals ihr Portfolio um wich-
und Funktionsprüfung zählen zu den Stärken der
tige Bereiche: Am ehemaligen IMG-Nordhau-
Brunel IMG GmbH.
›25
sen-Standort in Thüringen gründete der Pro-
Der Bereich Material Inspection beschäftigt
Mit Hilfe einer SMDBestückungsmaschine (Surface Mounted Devices) mit neun Bestückungslinien werden Bauteile auf die Leiterplatten montiert.
jektpartner für Technik und Management das
sich mit zerstörenden und zerstörungsfreien Prü-
Forschungs- und Kompetenzzentrum Brunel IMG
fungen wie mechanischer Werkstoffprüfung, Gam-
GmbH. „Wir haben in Nordhausen die Chance
maradiographie
und
Infrarot-Thermographie.
ergriffen, ein eingespieltes Team von 30 langjährig erfahrenen Mitarbeitern einzustellen“, erläutert der Geschäftsführer der Brunel GmbH, Carsten Siebeneich, die Hintergründe. Die fachlichen Schwerpunkte der Brunel IMG GmbH liegen in den Bereichen Electronic Systems, Power Systems und Material Inspection. Vom Prototypen bis zur Kleinserie können unter anderem Elektronikkomponenten und Systemsteuerungen am neuen Brunel-Standort in Thüringen produziert werden. Zudem verfügt man über Forschungsund Versuchseinrichtungen, mit denen aufgabenspezifische Grundlagen untersucht und in die Entwicklung integriert werden können. Das von der Brunel IMG GmbH in den drei Kernbereichen angebotene Leistungsspektrum ist so vielfältig wie die damit adressierten Industriesegmente. Zu den Kunden zählen der Elektro- und Energieanlagenbau, der klassische Maschinen- und Anlagenbau, die Security- und Fahrzeugindust-
36
der Spezialist
› 26 25
technische projekte
› 26
Die Entwicklung elektrischer Fahrzeugantriebe –
sches Aggregat entwickelt, dessen Verbrennungs-
›26
insbesondere auf Hybrid- und Brennstoffzellen-
motor systemspezifisch so gesteuert wird, dass
basis – ist im Bereich Power Systems angesiedelt.
er sich drehzahlvariabel den wechselnden Leis-
So wurde unter anderem für die Nordhäuser Stra-
tungsanforderungen anpasst. Dieses Aggregat
ßenbahn eine innovative neue Antriebslösung
reagiert demzufolge auf Leistungsschwankungen
entwickelt. Das Hybridschienenfahrzeug „Com-
mit Drehzahl- und Drehmomentänderungen.
Das ultrakompakte Antriebssystem (ukA) von Brunel IMG ist ein dieselelektrisches Stromerzeugungsaggregat und setzt sich zusammen aus Verbrennungsmotor, Synchrongenerator und Leistungselektronik.
bino Duo“ wurde in Gemeinschaftsarbeit von
„Unser tief greifendes Spezialwissen, die eige-
der Siemens AG und der Brunel IMG GmbH im
nen Fertigungsmöglichkeiten sowie die engen
Auftrag der Nordhäuser Stadtwerke hergestellt.
Kontakte zu Forschungsinstituten und Hoch-
Die Antriebstechnologie basiert auf kleinbau-
schulen bieten unseren Kunden die Sicherheit,
enden Stromerzeugungsaggregaten – ultrakom-
umfangreiche Projekte effizient zu realisieren“,
pakte Antriebssysteme (ukA) genannt. Durch ihre
betont Gerhard Hoßbach, Leiter des Standortes
kleine, kompakte Bauweise (60 bis 500 kW; bis
Nordhausen der Brunel IMG GmbH.
zu 0,3 kW pro Kilogramm) können sie möglichst ohne Einbuße an Fahrgastraum in, unter oder auf einem vorhandenen elektrisch angetriebenen Straßen- oder Schienenfahrzeug untergebracht
www.brunel.de/dynamics www.brunel.de/railmotive www.brunel.de/img
werden. Insbesondere wurde ein motorelektri-
der Spezialist
37
› 27
mitarbeiter und karRiere
Synergieeffekte nutzen Im Kompetenz-Center Brunel Communications arbeiten erfahrene Experten zusammen mit hochqualifizierten jungen Ingenieuren an innovativen Lösungen für Kunden. Dabei profitieren alle Projektbeteiligten von dem vielschichtigen Know-how.
TEXT › Anja Gleber CO-AUTOREN › Ralph Niemeyer, Markus Frewel, Radoslaw Heine – Brunel Communications FOTOS › Christina Keim
„Junge, dir fehlt die maghrebinische Gelassenheit
Hase“ wie Ralph Niemeyer von den Synergieef-
der Seele“, bekam er zu Beginn seiner beruflichen
fekten profitieren, die ein gemischtes Projektteam
Laufbahn oft von einem langjährig erfahrenen
aus Einsteigern und langjährig erfahrenen Mitar-
Kollegen zu hören. Frisch von der Fachhochschule
beitern hervorbringt.
kommend war er bestrebt, seine Fachkenntnisse
Markus Frewel (29) und Radoslaw Heine (29)
endlich anwenden zu können. Mittlerweile blickt
hatten gerade ihr Hochschuldiplom in der Tasche,
Ralph Niemeyer auf 26 Jahre Berufserfahrung
als sie von Mai 2004 bis Oktober 2005 für Brunel
zurück. Nach zahlreichen herausfordernden tech-
Communications ihr erstes Kundenprojekt bear-
nischen Projekten in vielen Teilen der Erde weiß
beiteten. Ralph Niemeyer war der Teamleiter.
der Master-Software-Designer bei Brunel Commu-
Gemeinsam betreuten sie ein Teilprojekt zur Ent-
nications mittlerweile selbst um das Geheimnis
wicklung einer neuen elektronischen Stellwerks-
jener Form von Gelassenheit. Seinerseits versucht
generation für den Kunden Bombardier Trans-
er nun, seine Erfahrung an junge Berufseinsteiger
portation. Mit dem Ziel, die bis zu 100 Jahre alte
weiterzugeben: Er begleitet und unterstützt hoch-
Stellwerkstechnik im deutschen Schienenverkehr
qualifizierte Nachwuchsingenieure bei ihren ers-
zu ersetzen, waren die Projektteams von Brunel
ten Projekten für Kunden des Hildesheimer Kom-
Communications bisher in die Entwicklung des
petenz-Centers.
Decentral Communication Transcoder (DCT) und
DIE BRUNELAK ADEMIE Gezielte Qualifikation wird im Bereich der Hochtechnologien immer wichtiger. Die BrunelAkademie unterstützt sowohl die Weiterentwicklung von Mitarbeitern als auch die gezielte HighPotential-Förderung. Die Schulungsteilnehmer werden direkt auf die neuen Anforderungen vorbereitet. Die Seminare werden von Experten aus Praxis und Forschung geleitet.
des Achszählsystems auf der Stellebene einge-
ORGANISATIONSABLÄUFE UND -UMFÄNGE REALISTISCH EINSCHÄTZEN
bunden. Für die Spezialisten um Ralph Niemeyer stand die Konzeption der Stellwerkslogik im Vordergrund.
„Es ist schön zu sehen, dass die jungen Kollegen
Am ersten Tag ihres Projekteinsatzes saßen sie
mit der gleichen Impulsivität an die Projekte her-
alle gemeinsam im Auto auf dem Weg zum Kun-
angehen, wie man es selbst damals getan hat“,
den im Nachbarort. „In diesem Moment war ich
stellt der Software-Designer amüsiert fest. „Die
sehr froh, dass wir mit Ralph Niemeyer einen er-
so genannte ¸Gelassenheit der Seele‘, wie sie die
fahrenen Ansprechpartner hatten, der die Struk-
alten Hasen vom Fach auszeichnet, erlangt man
turen und Abläufe im Projektmanagement sehr
erst mit wachsender Erfahrung – wenn man
genau kennt“, erinnert sich der Elektrotechnik-
gelernt hat, Organisationsabläufe und -umfänge
ingenieur Markus Frewel heute. „Das war ja alles
im Projektmanagement realistisch abzuschätzen.“
neu und spannend für uns“, stimmt Radoslaw
Doch wie sich zeigen sollte, konnte auch ein „alter
Heine zu. „Die Hochschulen geben einem dieses
›27 Der erfahrene Software-Designer Ralph Niemeyer (M.) gibt sein Wissen an die jungen Kollegen Radoslaw Heine (l.) und Markus Frewel weiter.
der Spezialist
39
mitarbeiter und karRiere
schließlich schnell und problemlos: „Der Umgang mit dem neuen Tool stellte für mich wie auch für Radoslaw später kein Problem dar“, berichtet Markus Frewel über den Verlauf des Projektes.
HOHE MOTIVATION UND LERNBEREITSCHAFT „Dies wiederum haben wir von der Hochschule mitnehmen können – sich schnell und flexibel in neue Anwendungen und Thematiken einarbei-
› 28
ten zu können.“ „Eine Schlüsselqualifikation, die man sich nicht nur in der Projektarbeit immer bewahren sollte“, spricht der Teamleiter Ralph Niemeyer aus Erfahrung. „Junge Kollegen sind in jeglicher Hinsicht sehr offen und lernbereit.“ Alles
›28
Wissen nicht mit. In die Abläufe und die Etikette
ist noch weitgehend neu und unbekannt – sowohl
Das UML-Tool I-Logix Rhapsody ermöglicht es bereits während der Entwicklung, das System zu simulieren und zu validieren.
des Arbeitslebens wächst man erst mit zuneh-
auf fachlicher wie sozialer Ebene. Die Sinne sind
mender Praxis hinein.“ Vor Ort bei Bombardier
geschärft, die Motivation groß, Leistung zu brin-
Transportation wurden die Spezialisten herzlich
gen und zu überzeugen. Neues Wissen wird noch
empfangen. Man erörterte die Projektanforde-
ohne Vorbehalte aufgesogen. Diese dankbaren
rungen und verteilte anschließend die Aufgaben.
Eigenschaften honorierten auch die Teamkollegen
Markus Frewel und Radoslaw Heine waren
von Bombardier Transportation und gaben ihre
verantwortlich für die Entwicklung des Sys-
Erfahrung gerne an die jungen Ingenieure weiter.
temdesigns der Stellwerkslogik, während der Software-Designer Ralph Niemeyer den Part
›29
der Prüfung übernahm. Erstmals setzte der
In den Schränken der Stellebene gewährleistet die Elektronik u. a. die Steuerung und Überwachung von Signalen und Weichen. © Bombardier Transportation
Kunde das UML-Entwicklungstool I-Logix Rhapsody ein, das den Ingenieuren ermöglicht, System- und Software-Design grafisch zu spezifizieren und das System während des Entwicklungsprozesses zu simulieren sowie automatisch zu validieren. „Meine Programmierkenntnisse aus der Fachhochschule Dortmund habe ich durch meine studienbegleitende Tätigkeit am Dortmunder Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) erweitern können“, erzählt der Informations- und Kommunikationsingenieur Radoslaw Heine. „Doch das I-Logix-UML-Tool Rhapsody war auch mir von der Handhabung her neu.“ Da das Tool auch beim Kunden das erste Mal eingesetzt wurde, war eine Einführungsschulung gemeinsam mit den Mitarbeitern von Bombardier Transportation vorgesehen. Die Einarbeitung lief
40
der Spezialist
› 29
mitarbeiter und karRiere
› 30 „Manch erfahrener Ingenieur verfügt zwar über
Die konstruktive Interaktion im Team ermög-
eine ausgezeichnete fachliche Qualifikation, doch
lichte sicherlich auch eine nahezu freundschaftli-
hat er damit unter Umständen seine Flexibilität
che Beziehungsebene, die sich mit der Zeit entwi-
eingebüßt, wie er bestimmte Problemstellungen
ckelt hatte. „Das ist natürlich von Team zu Team
angeht“, so Ralph Niemeyer.
unterschiedlich“, beschreibt Ralph Niemeyer,
In dieser Hinsicht konnten im Projektteam
„aber oftmals ist der Kontakt unter langjährigen
›30
auch insbesondere dort Synergieeffekte gewinn-
Mitarbeitern leider nur auf die fachliche Ebene
Auf der Sicherungsebene des Stellwerkes läuft die von Brunel mitentwickelte Software. © Bombardier Transportation
bringend genutzt werden, wo es der noch unge-
beschränkt.“ Letzten Endes profitierten sowohl das
trübte Blick der jungen Spezialisten erlaubte,
Projektteam als auch der Kunde von der Zusam-
Anwendungen und Arbeitsprozesse zu hinter-
menarbeit in der Kombination hochschulnaher
fragen und neue Impulse zu geben. „So kam es
und langjährig berufserfahrener Mitarbeiter. „Es
vor, dass ich mitunter selbst ins Grübeln kam, ob
konnten gute Erfolge in der Projektarbeit erzielt
gewisse Prozesse nach wie vor effizient genug
werden, die sich aufgrund der gemischten Qua-
sind“, erzählt der leitende Software-Designer. „Im
lifikations- und Erfahrungslevel noch potenziert
Austausch miteinander, wie bestimmte techni-
haben“, resümiert das Brunel-Entwicklungsteam
sche Herausforderungen anzugehen sind, kamen
zufrieden.
auf diese Weise ganz neue und unkonventionelle Sichtweisen mit ins Spiel.“
www.brunel.de/communications
der Spezialist
41
querdenken
Freiheit unter wasser: Atmen Wie ein Fisch Alon Bodner ist begeisterter Taucher. Der Ingenieur hat ein Atemsystem entwickelt, das aus dem Meerwasser den Luftanteil extrahiert. Ein erster Test in einem UnterwasserHabitat soll zeigen, ob das System praxistauglich ist. TEXT › Daniel Günther
Es ist wie der Traum vom Fliegen. Schon viele Generationen
Wasser atmen zu können, begann er
›31
von Wissenschaftlern und Ingenieuren suchen nach einer Mög-
im Sommer 2000 mit der Forschung.
lichkeit, wie Fische im Wasser zu atmen. Bis heute sind Tauch-
„Ich wusste, dass sich in Meerwas-
gänge, ob im U-Boot, in Unterwasserlabors oder beim Sporttau-
ser naturgemäß zwischen 1,5 und
chen, von Luftvorräten abhängig, die komprimiert mitgeführt
2,5 Prozent gelöste Luft befindet.“
Der israelische Ingenieur Alon Bodner nimmt sich die Natur als Vorbild. Sein System trennt auf mechanischem Weg Luft von Wasser.
werden müssen.
Es galt also, diese Luft aus dem Was-
Dank einer neuen Erfindung scheint die Zeit der großen
ser zu extrahieren. Bodner berief
›32
Luftvorräte und schweren Pressluftflaschen beendet: Denn
sich auf das so genannte Henry-Ge-
dem israelischen Ingenieur Alon Bodner (50) ist es gelungen,
setz, benannt nach dem englischen
ein batteriebetriebenes Unterwasser-Atemsystem zu entwi-
Chemiker William Henry. Das Ge-
ckeln, das mittels einer Zentrifuge Luft aus dem Wasser extra-
setz besagt, dass die Menge eines
Herkömmliche Tauchautomaten bieten nur einen begrenzten Vorrat an Atemluft und sind zudem schwer und sperrig.
hiert. Den Denkanstoß gab der Sohn des in New York geborenen Israelis: „Mein damals siebenjähriger Sohn Aviv fragte mich, ob Menschen auch ohne Luftflaschen tauchen können. Die Frage ließ mich nicht mehr los und ich begann, mich mit dem Thema zu beschäftigen.“ Da Bodner selbst ein begeisterter Taucher ist, wusste er um die Probleme der herkömmlichen Tauchtechnik: Kurze Tauchzeiten durch den begrenzten Luftvorrat und eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch schwere Pressluftflaschen sind nur einige davon.
ES GEHT DARUM, DIE VORHANDENE LUFT AUS DEM WASSER ZU EXTRAHIEREN In Atom-U-Booten und der internationalen Raumstation ISS sind bereits Systeme im Einsatz, die durch Elektrolyse Sauerstoff aus Wasser gewinnen. Dieser chemische Vorgang bedarf jedoch sehr vieler Energie, was den Einsatz bei Tauchgängen unmöglich macht. Alon Bodner suchte nach einer mechanischen Lösung, schließlich atmen Fische auch ohne großen Energieaufwand. Getrieben von dem Traum, wie ein Fisch unter
42
der Spezialist
› 31
› 32
querdenken
in FlĂźssigkeit gelĂśsten Gases proportional zum Druck auf die
tatsächlich Luft und nicht etwa Sau-
FlĂźssigkeit ist. Dieses Prinzip kennt jeder vom Ă–ffnen einer Fla-
erstoff gewonnen wird. Die extra-
sche Mineralwasser. Das in der Flßssigkeit gelÜste Kohlensäu-
hierte Luft ist mit 34 Prozent sehr
regas (CO2) wird durch den Druckabfall extrahiert und strĂśmt als Gas aus.
sauerstoffreich und somit dem beim Tauchen eingesetzten Atemgasgemisch Nitrox ähnlich.
BODNER ZENTRIFUGIERT WASSER UND GEWINNT LUFT MIT EINEM SAUERSTOFFANTEIL VON 34 PROZENT
Die Idee, Luft aus Meerwasser zu extrahieren, war geboren. Doch genĂźgt der Luftanteil im Wasser,
Diesem Prinzip folgte Alon Bodner und entwickelte einen
um Menschen damit ausreichend
Zylinder, in dem sich eine Zentrifuge beďŹ ndet. „Mittels einer
zu versorgen? Das Team um Bodner
elektrischen Pumpe wird Wasser in einen geschlossenen
intensivierte
Zylinder gepumpt. Darin wird das Wasser durch eine Zentri-
und stellte Berechnungen an. Dabei
fuge beschleunigt. Durch die schnelle Drehbewegung entsteht
unterschieden sie den Einsatz offe-
Unterdruck im Zentrum des Zylinders, wodurch die gelĂśste
ner und geschlossener Atemsys-
Luft vom Wasser separiert wird. Die so gewonnene Luft wird
teme. In der Regel werden beim
im Anschluss an den benĂśtigten Druck angepasst und in einen
Tauchen offene Systeme benutzt:
Luftbehälter geleitet.“ Bodner betont, dass durch den Prozess
Die ausgeatmete Luft wird in das
seine
Forschungen
DARSTELLUNG DES ATEMSYSTEMS
0UMPE ÂŻ L M
Air Bag mit .OTRESERVETANK Kompression MIT KOMPRIMIERTER (ca. 8 l) ,UFT Luft-Wasser-Trennung durch Zentrifugalkräfte
+
Ableitung Luft Wasser (H2O)
ft (O2 + Ar + N2)-Gemisch
Ausscheidung des Wassers
Meerwasser
44
der Spezialist
/FFENES 3YSTEM ,UFTABGABE INS 7ASSER
CO2-Reiniger
'ESCHLOSSENES 3YSTEM ,UFT ABGABE IN DIE 7IEDERAUF BEREITUNG
Meerwasser
querdenken
genügend Sauerstoff in der Wasserumgebung vorhanden ist, will Bodner ein Notfallsystem entwickeln, das die Luftversorgung mit Hilfe von Sauerstoffsensoren permanent kontrolliert und kleine Reserve-Pressluftflaschen enthält. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den ersten Praxistest in einem Unterwasser-Habitat in Aus-
› 33
tralien. Erstmals wird dort das System in einem natürlichen Gewässer
›33 Alon Bodner würde sein System gerne in Unterwasser-Habitaten wie z. B. dem „Aquarius“ zum Einsatz bringen.
eingesetzt und eine Forschungseinheit unter Wasser mit Luft versorgen. Nach dieser Erprobung soll das Wasser abgegeben. Folglich ist der Luftbedarf sehr viel höher
Hauptaugenmerk auf der Entwick-
als bei geschlossenen Systemen, in denen die ausgeatmete Luft
lung von U-Boot-Systemen liegen.
aufbereitet und in den Atemkreislauf zurückgeführt wird.
„Ich kann bei einem U-Boot auf
Die Berechnungen ergaben einen durchschnittlichen Sau-
bereits vorhandene Energieversor-
erstoffverbrauch von etwa einem Liter pro Minute für einen
gung und auf ein Ventilationssystem
Taucher bei moderater Anstrengung. Die benötigte Sauer-
inklusive
stoffmenge ist in jeder Tiefe gleich. Für geschlossene Systeme
eine
genügt laut Bodner eine Durchflussmenge von 200 Liter Wasser
wenig komplizierter gestaltet sich
pro Minute, um ausreichend Luft für die Versorgung von Men-
die Systemlösung für individuelle
Luftaufbereitung
Pumpe
sowie
zurückgreifen.“
Ein
schen zu extrahieren. Für offene Systeme ist der Durchfluss
Taucher. Der Erfinder plant, das Sys-
von 2.000 Liter Wasser pro Minute nötig. Das würde der Pumpe
tem in Taucherwesten zu integrieren;
eine sehr hohe Leistung abverlangen und der Energiebedarf
bis 2008 sollen diese auf dem Markt
wäre sehr hoch. Deshalb, so Bodner, soll seine Erfindung vor-
erhältlich sein. Auch die rechtlichen
rangig in geschlossenen Systemen eingesetzt werden. Hierfür
Vorbereitungen sind bereits getrof-
hält er auch die Energiefrage für lösbar: „Beim Einsatz eines
fen: Bodner hat das System in den
geschlossenen Atemsystems genügt eine Batterie von einem
USA und Europa patentieren lassen.
Kilogramm für einen einstündigen Tauchgang.“
Trotz der noch bevorstehenden Herausforderungen ist Bodner sei-
ZWEIFEL AN AUSREICHENDER LUFTSÄTTIGUNG UND BEDENKEN WEGEN SCHADSTOFFANTEILEN
nem Traum, wie ein Fisch unter Wasser zu atmen, sehr nahe. Und dass er von den Fischen inspiriert
Kritiker geben zu bedenken, Bodners Berechnungen von einem
wurde, wird auch zukünftig deutlich
Liter Sauerstoffverbrauch pro Minute seien zu knapp kalku-
erkennbar sein, denn das System
liert. Zudem gibt es tote Zonen in Gewässern, in denen die Luft-
trägt den Namen „LikeAFish“.
sättigung gering bzw. der Schadstoffanteil hoch ist. Doch Bodner zeigt sich gelassen: „Ich weiß um die technischen Probleme.
www.likeafish.biz
Der von uns kalkulierte Luft- und Energieverbrauch ist natürlich als Durchschnittswert berechnet.“ Für den Fall, dass nicht
der Spezialist
45
› 34
panorama
auf dem wasser gelten andere Regeln Das Volvo Ocean Race gilt als eines der härtesten Hochseerennen der Welt. Skipper Grant Wharington vom Brunel-Team setzt dabei voll auf Teamwork. Nur so gelingt es, extremen Stürmen, treibenden Eisbergen und tagelangen Flauten zu trotzen. TEXT › Maren-Britt Dahlke
„Es ist ein grausamer Sport, dieses Ozeanrennen!“
lern. Mit 20 Jahren ist Matt Bartlett nicht nur der
›34
beschwert sich Skipper Grant Wharington mit
Jüngste an Bord, sondern gleichzeitig der jüngste
Blick in den Himmel. Fünf Tage Flaute, jetzt end-
Teilnehmer am diesjährigen Rennen. Diese Erfah-
lich bekommen sie Nordwestwind und machen
rung teilt er mit Navigator Matthew Humphries.
Tempo. Der Wind strafft die Segel. Brunel-Skipper
Der Brite segelte bereits mit 18 Jahren das Whit-
Zwischen den einzelnen Hochseeetappen werden in den Zielhäfen Kurzstreckenrennen zwischen den Booten ausgetragen.
Wharington ist optimistisch: „Wir hoffen, dass
bread Race, das im Jahr 2001 zum Volvo Ocean
wir das Defizit aufholen können. Wir arbeiten hart
Race umfirmierte. Was zählt, ist das Teamwork auf
daran, schließlich segeln wir gegen die Besten
See. Kürzlich musste ein Crewmitglied bei rauem
der Welt.“ Der Skipper rückt seine Kopfbedeckung
Seegang über Bord gehen, um das 500 m2 große
gerade, die Sonne brennt. Die australische Küste
Vorsegel im eisigen Wasser frei zu schneiden, das
in Sichtweite, lautet das Kommando endlich
sich im Ruder des Schiffes verhakt hatte. Das Segel
„Shorts und Sonnencreme“. Die zuvor zurückgelegte Route durch das Südpolarmeer war hart: Eisiger Wind und eine Wassertemperatur von sechs Grad haben das Boot extrem ausgekühlt.
›35
Selbst unter Deck blieb eine dumpfe Kälte. „Wegen
Volle Konzentration: Zum Segeltrimmen gehört nicht nur Kraft, sondern auch Fingerspitzengefühl. Mark Fullerton (l.) und Fraser Brown beweisen beides.
Eisbergen mussten wir unseren Kurs ändern und erheblich weiter nördlich segeln, deshalb konnten wir die Winde nicht nutzen.“ Die See im Südpolarmeer ist rau, aber das Klischee vom harten Seebären wird hier nicht bedient. Profilierung und Egoismen bleiben an Land zurück, denn auf dem Wasser gelten andere Regeln: „Allein bist du ein Nichts, allein bist du verloren.“
DIE PERFEKTE MISCHUNG AUS ERFAHRENEN PROFIS UND JUNGEN SEGLERN Allen Widrigkeiten zum Trotz ist die Stimmung an Bord gut, das zehnköpfige Team ist die perfekte
› 35
Mischung aus erfahrenen Profis und jungen Seg-
der Spezialist
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› 36 war ins Wasser geweht, als die Befestigung am
sondern um Etappen zu gewinnen“, betont Bru-
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Mast dem Wind nicht mehr standhielt. Es konnte
nel-Skipper Wharington. Zum Erreichen dieser
schließlich, wenn auch in mehreren Teilen, geret-
Zielvorgabe wird die Mannschaft um zwei weitere
tet werden. Nach einem Tag Arbeit hinter der
Profis aufgestockt.
Vom Winde verweht: Die Crew-Mitglieder bergen kurz vor der Einfahrt in den Etappenzielhafen ein Segel.
Nähmaschine blähte sich das Segel dank des geübten Zusammenspiels erneut im Wind.
Die Profisegler vom Team Brunel haben Rekorde gebrochen und die Welt umsegelt. Pioniergeist
Die erstmals bei diesem Rennen eingesetzten
wohnt ihnen inne. „Die meisten wechseln nach
Volvo-Open-70-Boote versprechen mehr Dyna-
17 Tagen zum ersten Mal die Wäsche“, lacht Wha-
mik, denn sie sind deutlich länger als ihre Vorgän-
rington. Doch was sich nach Männerwirtschaft
ger. Zudem sind sie mit einem Schwenkkiel und
anhört, ist reale Kalkulation. Jedes Gramm zu viel
28 Prozent mehr Segelfläche ausgestattet. Das ver-
fällt negativ in die Gewichtsbilanz und reduziert
besserte Verhältnis von Rumpflänge zu Verdrän-
die Geschwindigkeit. Auch die Sauberkeit der
gung sowie das geringere Gewicht hat beträcht-
Kombüse leidet: „Irgendwann schmeckt auch der
liche Auswirkung auf die Geschwindigkeit.
Kaffee nach einer Zwei-Minuten-Instant-Nudel-
Das Brunel-Team entscheidet sich, für zwei
suppe.“ Doch jede Minute an Bord ist ausgefüllt
Etappen auszusetzen, um sein Boot zu optimie-
mit Arbeit, und während der wenigen Freizeit
ren und nachzurüsten. „Das ist nicht gegen die
wird Schlaf nachgeholt. Für die Brunel-Crew ist
Regeln“, erklärt der Skipper. Während der ersten
dies eine Herausforderung, die den vollen Einsatz
Etappen machte der Mast Probleme, auch fiel das
jedes Einzelnen fordert. Aber die gemeinschaft-
elektronische System zeitweilig aus und die Win-
liche Stärke des Teams konnte bisher noch jede
den flogen quer über das Deck. Das Brunel-Team
Hürde meistern. Eine Symbolik, mit der sich jeder
nutzt die Auszeit, um die Defekte zu beheben.
Bruneller leidenschaftlich identifiziert.
„Wir sind nicht hier, um einfach nur mitzusegeln,
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www.brunelteamwork.com www.volvooceanrace.org
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Juni bis September 2006
AUSGABE 05 || Juni 2006
Messen und veranstaltungen 19. – 22. Sept.
2006
INNOTRANS 2006, BERLIN Die InnoTrans hat sich als internationaler Branchentreffpunkt der Schienenverkehrstechnik etabliert. Über 1.400 Aussteller aus 36 Ländern werden ihre Produkte und Dienstleistungen rund um den Güter- und Personenverkehr auf der Schiene 50.000 Fachbesuchern aus aller Welt präsentieren. www.innotrans.de
› 19. – 22. 09. Besuchen Sie Brunel Railmotive auf der InnoTrans 2006.
21. –28. sept.
2006
61 . IAA NUTZFAHRZEUGE, HANNOVER Die Internationale Automobilausstellung IAA Nutzfahrzeuge ist die internationale Plattform für alle, die Nutzfahrzeuge entwickeln, herstellen oder verwenden. 750 Aussteller aus der Zulieferindustrie, Logistikanbieter, Verlage und Dienstleister präsentieren ihre Produkte. www.iaa.de
26. – 29. Sept.
2006
22. SMM, HAMBURG Die SMM – Shipbuilding, Machinery & Marine Technology ist die größte Schiffbaufachmesse der Welt. In diesem Jahr findet die SMM erstmals in den Hallen der Neuen Messe Hamburg statt. Über 1.500 Aussteller erwarten 40.000 Fachbesucher. www.hamburg-messe.de
Meilensteine
›26. – 29. 09. Die SMM 2006 stellt zahlreiche Innovationen vor, die den hohen Ansprüchen an wettbewerbsfähige Schiffe gerecht werden.
4. Juni
1910
Christopher Cockerell wird geboren. Der britische Ingenieur entwickelt in den 50er Jahren ein Luftkissenfahrzeug, das er Hovercraft nennt. 1969 wird Cockerell für seine Erfindung zum Ritter geschlagen.
5. Juni
1924
Dem schwedisch-amerikanischen Elektroingenieur Ernst Fredrik Werner Alexanderson gelingt die erste Fax-Übertragung über den Atlantik.
15. August
1914
Der Panamakanal wird mit der ersten Schiffsdurchfahrt eröffnet und verbindet auf 82 Kilometer Länge den Atlantik mit dem Pazifik. Der Seeweg von New York nach Los Angeles, ehemals etwa 22.500 Kilometer, verkürzt sich so um ca. 13.000 Kilometer.
der Spezialist
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Response
I n n o v a t i v e „S a c h e n machen!” und gewinnen Beim Brunel-Ideenwettbewerb ist Kreativität gefragt: Gestalten Sie einen ungewöhnlichen Bilderrahmen, senden Sie uns Fotos oder Grafiken, die symbolisieren, was für Sie innovative „Sachen machen“ bedeutet, oder reißen Sie eine Idee für eine zukunftsträchtige Datenübertragung an. Der beste Beitrag in jeder Kategorie wird mit einem digitalen Bilderrahmen prämiert. Einsendeschluss ist der 30.08.2006.
GESTALTUNG DES BILDERRAHMENS
1.
Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und gestalten Sie aus Materialien Ihrer Wahl einen individuellen Bilderrahmen.
SACHEN MACHEN!
FOTOS/GRAFIKEN ZUM THEMA „SACHEN MACHEN“
2.
Wer oder was symbolisiert für Sie „Sachen machen“? Was machen Sie? Was machen die Menschen in Ihrem Umfeld?
KONZEPT FÜR DIE DATENÜBERTRAGUNG
„Sachen machen!“ ist eine von Brunel unterstützte Aktion des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), die den Mut zur Veränderung am Technologiestandort Deutschland fördern soll. Wir belohnen Ihren Einfallsreichtum bei unserem Ideenwettbewerb mit drei digitalen 7-Zoll-Bilderrahmen von Philips.
3.
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Wie sieht die Datenübertragung der Zukunft aus? Innovative Ideen(-ansätze) sind gefragt. Mehr Informationen zu den einzelnen Kategorien: Siehe Karten.
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der Spezialist
Brunel GmbH | Projektpartner für Technik und Management
impressum
WER GE WINNT?
DER BE S TE A NGRIF F ? AUSGABE 05 || Juni 2006
DIE BE ST E VER T E IDIGUNG?
REDAKTIONSANSCHRIFT Brunel GmbH, Redaktion „Der Spezialist“ Airport City Hermann-Köhl-Str. 1a, 28199 Bremen redaktion@derspezialist.de www.derspezialist.de
DA S BE STE TE AM!
HERAUSGEBER Brunel GmbH
VERANTWORTLICHER REDAKTEUR (V. I. S. D. P.) Carsten Siebeneich, Geschäftsführer Brunel GmbH
REDAKTION Dialog Public Relations, Bremen GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH, Bremen
KONZEPT UND GESTALTUNG GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH, Bremen
FOTOGRAFIE (COPYRIGHTS) Grafik: Knesebeck Verlag (1, 3, 5–8), SRI (2), tzi/Universität Bremen (4), Hans-Arthur Marsiske (9), Steffen Jähde (10) Sofern nicht abweichend, alle Angaben als Bildnummern: Horst Zuse (01 –03, S. 9), Messe Bremen (04–06), Hans-Arthur Marsiske (07), Prof. Andreas Birk (S. 13), Team Informatikjahr (08), Prof. Dr. Matthias Jarke (S. 15), Corbis (09), japan-photo (10), Jan Brand (11, 12), Brunel GmbH (13, S. 21, 25, 34–36), F. Le Driant / FloreAlpes.com (S. 21), ESA-J. HUART (14), ESA (15), Architekten Axel Schultes/ Charlotte Frank (S. 24), ESA-P. CARRIL (16, 17), Christina Keim (18, 27, 28), CIMPA GmbH (S. 28), Airbus S.A.S. 2005 (19), Tom Kleiner (20–24), Brunel IMG GmbH (26), Bombardier Transportation (29, 30), Alon Bodner (31), Getty Images (32), NOAA’s Undersea Research Center at the University of North Carolina, Wilmington (33)
Wir unterstützen Sie. Hochgesteckte Ziele erreicht man mit einem guten Team und der richtigen Taktik. Unsere qualifizierten Ingenieure, Techniker und Informatiker unterstützen Sie sinnvoll, effizient und mit dem richtigen Know-how. www.brunel.de
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ERSCHEINUNGSWEISE 3 Ausgaben / Jahr, Auflage 28.000 Stück
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Internationaler Technik und ManageHermann-Köhl-Str. 1 a Brunel GmbH Dienstleister Airport City für 28195 Bremen
ment Tel.: 0421 / 1 69 41-0 Brunel GmbH contact@brunel.de
GESTALTUNG DES BILDERRAHMENS FORMAT: Bildfläche (137 mm x 91 mm) freilassen, nach außen variabel BETREFF: „Rahmen“ EINSENDUNG EINES DIGITALFOTOS DES RAHMENS UNTER: redaktion@derspezialist.de PER POST AN: Brunel GmbH l Marketing & Kommunikation l Airport City Hermann-Köhl-Str. 1a l 28199 Bremen EINSENDUNG BIS: 30.08.2006
MOTIVE ZUM THEMA „SACHEN MACHEN!“ FORMAT: min. 720 x 480 Pixel, max. bis zu 3,5 MB groß MATERIAL: Bilder, Zeichnungen, Fotografien – digitalisiert! BETREFF: „Motiv“ EINSENDUNG UNTER: redaktion@derspezialist.de EINSENDUNG BIS: 30.08.2006
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KONZEPT DER DATENÜBERTAGUNG AUF DEN MONITOR FORMAT: / MATERIAL: vorzugsweise PDF, sonst Word-Dokument BETREFF: „Daten“ EINSENDUNG UNTER: redaktion@derspezialist.de EINSENDUNG BIS: 30.08.2006
CHANCE 1 – IDEENK ATEGORIE „RAHMEN“ GESTALTUNG DES RAHMENS Machen Sie Sachen! Verleihen Sie dem digitalen Bilderrahmen einen individuellen Charakter. Gestalten Sie einen Rahmen nach Ihrer Vorstellung und lassen Sie Ihrer Kreativität dabei freien Lauf. Der Fantasie in der Materialauswahl sind keine Grenzen gesetzt. Sie können mit Metall, Holz, Papier, Gips oder anderen Werkstoffen arbeiten. Überraschen Sie uns! Einzige Bedingung: Der von Ihnen entworfene Rahmen muss zu dem Format (Bildfläche: 137 mm x 91 mm) des Originals passen.
CHANCE 2 – IDEENK ATEGORIE „MOTIV“ BILDMOTIVE ZUM THEMA „SACHEN MACHEN!“ Sie haben eine konkrete Vorstellung von Bildern, die das Thema „Sachen machen!“ perfekt illustrieren? Dann senden Sie uns die Fotos, Illustrationen, Grafiken oder Zeichnungen, die auf dem Monitor zu sehen sein sollen. Zeigen Sie uns mit einem Einzelbild oder in einer Serie von bis zu fünf Bildern (min. 720 x 480 Pixel, max. bis zu 3,5 MB groß), welche Sachen Sie machen. Schreiben Sie uns eine kurze Erklärung, was auf den Bildern zu sehen ist und warum sie zur VDI-Aktion „Sachen machen!“ passen.
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CHANCE 3 – IDEENK ATEGORIE „DATEN“ IDEENANSATZ FÜR EINE INNOVATIVE DATENÜBERTRAGUNG
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Gibt es alternative Konzepte zur Datenübertragung von Bildern, Videos, MP3? Schicken Sie uns Ihren Ideenansatz, wie sich in naher oder ferner Zukunft Daten in anderer als bekannter Weise auf einen digitalen Bilderrahmen übertragen lassen.
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