AUSGABE 10 || Februar 2008
MITMACHEN UND GEWINNEN Abenteuer pur können Sie auf der ersten Etappe der Xworld erleben. Die Gewinner unseres Preisausschreibens nehmen vom 8. bis 21. März 2008 an der Fahrt im Geländewagen von Bremen über Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien und Bulgarien bis in die türkische Metropole Istanbul teil. Mehr über das Projekt Xworld erfahren Sie in dieser Ausgabe auf der Seite 54. Neues aus der Welt der Informationstechnologie gibt es auf der diesjährigen CeBIT in Hannover zu erleben. Wir verlosen 20 Tageskarten. Viel Glück bei den Verlosungen wünscht Ihr Redaktionsteam „Der Spezialist“
Das Magazin für Technik und Management
© 2008 XWORLD, HANSA-FLEX
Brunel GmbH | Airport City | Hermann-Köhl-Str. 1 a | 28199 Bremen
© 2008 Deutsche Messe AG
Normann Bienwald und der Knoten >>
Milliarden Bauteile auf kleinstem raum Miniaturisierung im Nanobereich
Simulation und Berechnung für 11.000 PS Entwicklung von Propeller-Triebwerken
Wenn der Berg ruft ... Der Coaster, die umweltfreundliche Bergbahn
6008_02.2008
„UNSER SPEZIALIST“ NORMANN BIENWALD „Starke Knoten verbinden Dinge sehr zuverlässig miteinander“, erklärt der 61-jährige Elektrotechnikingenieur Normann Bienwald. „Aber sie können auch wieder gelöst werden, sind flexibel.“ Ein guter Projektleiter verknüpft lose Enden oder schlägt den berühmten Gordischen Knoten entzwei, wenn es nötig ist. Normann Bienwald, der seit acht Jahren bei Brunel arbeitet, ist aktuell als Projektleiter auf der Aker MTW Werft beim Bau der Superfähre Ropax, eines Eismeerfrachters, im Einsatz.
editorial
DER SPEZIAL IST
AUSGABE 10 || Februar 2008
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, was macht eigentlich eine gute Partnerschaft aus? Sind es die gemeinsamen Ziele und Interessen, Vertrauen und Zuverlässigkeit? Die Parallelen zwischen privaten und geschäftlichen Beziehungen sind dabei oftmals erstaunlich. Sind doch die Partner, egal ob in der Ehe oder im Beruf, stets um ein beständiges, vertrauensvolles Miteinander bemüht. Dazu gehört auch, dass beiden Partnern genügend Raum bleibt, sich zu entfalten und zu entwickeln. Unlängst hörte ich ein schönes Beispiel, das die Antwort auf diese Fragen treffend veranschaulicht. Die Rede war von zwei Bäumen. Werden sie zu dicht nebeneinander gepflanzt, können die Äste nur begrenzt wachsen und neue Verästelungen bilden. Zudem nehmen sie sich gegenseitig das Licht, was eine gesunde Entwicklung zusätzlich erschwert. Partnerschaft braucht also Raum und nicht Einschränkung durch höheren Druck, um sich gemeinsam weiterentwickeln zu können. Eine gute Kunden-Lieferanten-Beziehung beruht letztlich darauf, einen starken Partner an seiner Seite zu wissen. Je besser dieses partnerschaftliche Verhältnis ausgeprägt wird, umso dynamischer gestaltet sich auch die Entwicklung der beiden beteiligten Unternehmen. Und je dynamischer die Unternehmensentwicklung bei den Partnern, desto mehr profitiert der Kunde vom wachsenden Know-how-Pool. Aus diesem Pool schöpfte jüngst auch der Kunde BMW, für den das Team von Brunel Car Synergies eine Weltneuheit der Prüfstandstechnik entwickelte. Erstmalig können bis zu sieben Einzelmessungen an Achsgelenken auf ein und demselben Prüfstand durchgeführt werden, was dem Kunden Zeit und damit auch Kosten erspart. Für die Zukunft zeichnet sich ein gewandeltes Selbstverständnis von Dienstleistungsunternehmen ab, die wichtige Entwicklungsschritte frühzeitig erkennen und in Eigenverantwortung für den Kunden umsetzen oder umzusetzen helfen. Beispiele dafür finden Sie in unserer mittlerweile zehnten Ausgabe von „Der Spezialist“, mit der ich Ihnen viel Freude wünsche. Mit herzlichen Grüßen
General Manager Brunel GmbH
der Spezialist
03
kurz notiert
Kraftwerksprojekte Deutschlandweit sind für die kommenden Jahre eine Vielzahl neuer Großkraftwerke in der Planung oder im Bau. Doch einige Vorhaben liegen bereits wieder auf Eis. Ein Grund dafür sind begrenzte Kapazitäten bei den Kraftwerksbauern und steigende Materialpreise. ���������� ��������
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04
der Spezialist
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INVESTITIONEN IN DIE ZUKUNFT
Quelle: trendresearch Stand: November 2007
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Pro Standort ist in der nebenstehenden Grafik jeweils nur ein Symbol je Kraftwerksart und Ort dargestellt, auch wenn mehrere Projekte in Planung sind.
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Aktuell in Bau oder Planung sind in der Bundesrepublik insgesamt 33 Steinkohlekraftwerke (3 vorläufig eingestellt), 6 Braunkohlekraftwerke und 18 GuD-Anlagen (3 eingestellt) mit mehr als 400 MWel.
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inhalt
inhalt
Der Spezialist
AUSGABE 10 || Februar 2008
Seite
06
ansichtssache:
QUO VADIS, KRAFTWERKS BRANCHE?
Dirk Briese (trendresearch) im Gespräch über den Boom im Kraftwerksbau Seite
12
history:
RETTENDE STROMSTÖSSE AUS DER SCHUHCREMEDOSE
Wilson Greatbatch erfand vor 55 Jahren den internen Herzschrittmacher Seite
16
im fokus:
„MARIA, HÖREN SIE MICH?“
Neuroimplantate ersetzen geschädigte Hör- und Sehnerven
› seite 24 Dr. Stefanie Anteboth unterstützt Rolls-Royce bei der Simulation und Berechnung von Triebwerken.
Seite
20
aus den branchen:
FILIGRAN UND EFFIZIENT
Selektives Laserschmelzen ermöglicht günstigere Einzelstückfertigung Seite
24
technische projekte:
SIMULATION UND BERECHNUNG FÜR 11.000 PS
Rolls-Royce entwickelt extrem leistungsstarke Propeller-Triebwerke Seite
26
technische projekte:
VON REIBMOMENTEN UND ELASTIZITÄTEN
Multifunktionaler Prüfstand verkürzt Entwicklungszeiten von Fahrzeugen Seite
30
technische projekte:
MILLIARDEN BAUTEILE AUF KLEINSTEM RAUM
Miniaturisierung im Nanobereich mit Immersionslithographie Seite
34
Mitarbeiter und karriere:
IM TAKT RASENDER INNOVATIONEN
Arbeitskreis Elektrotechnologie (AKET) zwischen Forschung und Industrie
› seite 30 Bei der Carl Zeiss SMT AG werden neue Produktionsverfahren für Chips im Nanobereich entwickelt.
Seite
38
aus den branchen:
DIE MISCHUNG MACHT ES!
NIR: Spektroskopie im nahen Infrarotbereich misst Zusammensetzungen Seite
41
Wissenschaft und forschung:
DIE ZUKUNFT DER BATTERIE IST GRÜN
Forscherteams arbeiten an Energiespeichern aus Zucker und Papier Seite
44
querdenken:
WENN DER BERG RUFT ...
Die umweltschonende Konkurrenz für den Sessellift heißt Coaster Seite
48
Panorama:
WISSENSCHAFT ZUM ANFASSEN
Science Center mit Mitmach-Exponaten erobern die Museumslandschaft Seite
54
Panorama:
OFFROAD-EXPEDITION DURCH 34 LÄNDER EURASIENS
Xworld Tour soll die Völkerverständigung fördern
› seite 44 Die Coaster-Bergbahn fährt auf Schienen, die sich problemlos in die Landschaft einfügen.
Termine impressum
EXTRA: GEWINNSPIEL (Siehe Umschlagklappe) der Spezialist
05
Ansichtssache
Quo Vadis, Kraftwerksbranche? Der Markt für neue Kraftwerke boomt, doch die große Nachfrage und hohe Materialkosten treiben die Preise in die Höhe. Über die wirtschaftlichen Folgen für den Kraftwerksmarkt sprachen wir mit Dirk Briese, Geschäftsführer von trendresearch. TEXT › Marco Heinen
Der Spezialist: Der Ruf nach modernen Kraft-
Heizkraftwerk. Welche Ursachen sind ausschlag-
werken mit geringem CO2-Ausstoß ist unüber-
gebend für diese Entwicklung?
nehmen müssten demnach doch rosige Zeiten
Briese: Die Ursachen für diese Entwicklung sind
bevorstehen, oder?
vielfältig. Erstens sind die Preise für Rohstoffe
hörbar. Den im Kraftwerksbau tätigen Unter-
wie Stahl, Nickel und Zink sowie für KomponenDirk Briese: Der Kraftwerksmarkt boomt. Auf-
ten, zum Beispiel Kessel, Turbinen oder Genera-
grund laufender und geplanter Projekte werden
toren, sprunghaft gestiegen. Aufgrund dessen
Investitionen in Milliardenhöhe getätigt. Zum
haben sich die Preise für ein Kohlekraftwerk von
einen werden im Laufe der nächsten Jahre viele
2004 bis 2007 nahezu verdoppelt, und zwar von
Altanlagen stillgelegt. Zum anderen fallen Erzeu-
820 Euro pro Kilowatt Leistung auf 1.500 Euro pro
gungskapazitäten aufgrund des von der Poli-
Kilowatt. Zweitens verursachen der erwartete
tik angestrebten Ausstiegs aus der Nutzung der
Preisanstieg für CO2-Zertifikate und die damit ver-
Kernenergie weg. Um die drohende Versorgungs-
bundenen höheren Kosten für Kohlekraftwerke
lücke zu schließen, müssen neue Kraftwerke ge-
eine hohe Investitionsunsicherheit. Aus diesem
baut werden. Auch werden viele Kohlekraft-
Grund wurden zum Beispiel die Kohlekraftwerks-
werke einem Retrofit unterzogen, weil die Anla-
projekte in Bremen und Bielefeld eingestellt.
gen alt sind und aufgrund der Vergabepraxis
Bei den Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerken
von CO2-Zertifikaten ein geringerer CO2-Aus-
spielen die Ausgestaltung der Brennstoffverträge
stoß gleichbedeutend ist mit niedrigeren Kosten
und die Genehmigungsverfahren eine entschei-
für die Kraftwerksbetreiber. Diese Entwicklung
dende Rolle. So wurde zum Beispiel ein Kraftwerks-
beschert den Anlagenplanern und Anlagenbau-
projekt des großen Nürnberger Versorgungsun-
ern hohe Auftragsvolumina.
ternehmens N-ERGIE unter anderem aufgrund des fehlenden Abschlusses eines langfristigen Liefer-
PREISE FÜR KOHLEKRAFTWERKE HABEN SICH NAHEZU VERDOPPELT
vertrages eingestellt. Drittens scheuen viele Anlagen- und Komponentenhersteller den Ausbau von Kapazitäten, da sie über Jahre hinweg nicht ausge-
Der Spezialist: Die Nachfrage ist hoch, doch viele
lastet waren und Kapazitäten abbauen mussten.
Projekte liegen auf Eis. Die Bremer swb hat den Bau eines Kohlekraftwerks abgesagt und auch die
Der Spezialist: Lässt sich sagen, wie viele Projekte
Stadtwerke Bielefeld verzichten auf ein neues
in letzter Zeit abgesagt oder verschoben wurden?
06
der Spezialist
PORTRÄT Diplom-Kaufmann Dirk Briese (40) ist seit 2001 Geschäftsführer des Instituts für Trendund Marktforschung trendresearch GmbH. Dort verantwortet er unter anderem die Geschäftsentwicklung sowie die Erstellung und Durchführung von Exklusivprojekten.
› 01 › 01 Auf Kraftwerke spezialisierte Anlagenbauer müssten ihre Kapazitäten erweitern, um die große Nachfrage zu bewältigen.
Briese: Aktuell gibt es 57 Projekte über 400 MWel,
den Finanzen einzelner Stadtwerke nur ein einzi-
davon wurden drei Steinkohle- sowie drei Gas-
ges Kohlekraftwerk plane oder als großer Kraft-
und Dampfturbinen-Kraftwerksprojekte vorläufig
werksbetreiber mehrere Projekte und somit ein
eingestellt.
umfangreiches Portfolio an Kraftwerksarten zur Verfügung habe. Wobei kleine Stadtwerke in der
Der Spezialist: Welche Folgen hat das langfristig?
Regel ohnehin nicht als Erzeuger auftreten, sondern an die großen Lieferanten gebunden sind. Sie
Briese: Vorrangig bestimmt derzeit das Angebot
können sich allenfalls zusammenschließen oder
die Nachfrage und den Preis. So lange die Anbie-
über Beteiligungsmodelle wie bei der Aachener
ter ihre Kapazitäten nicht ausbauen, steigen die
Trianel-Gruppe oder der Tübinger SüdWestStrom
Preise. Das Besondere am Kraftwerksmarkt ist die
von ihnen unabhängig machen. Die Preisexplo-
Stellung der vier großen Energieversorger Eon,
sion trifft daher vor allem größere Stadtwerke mit
RWE, Vattenfall Europe und EnBW. Diese beherr-
eigener Stromerzeugung wie in Bielefeld, Bremen
schen 70 bis 80 Prozent des Marktes. Sie haben
oder Nürnberg, die in dieser Situation Projekte
sich frühzeitig Optionen gesichert und können in
absagen müssen.
Preisverhandlungen mit den Anlagenbauern Mengenrabatte aushandeln, so dass sie von den Preissteigerungen nicht so stark betroffen sind. Außer-
KRAFTWERKSBAUER FÜRCHTEN DEN NÄCHSTEN „SCHWEINEZYKLUS“
dem können sie andere Risiken tragen, sowohl
08
der Spezialist
finanziell als auch aufgrund der Vielfalt bei den
Der Spezialist: Wie kann dieser Entwicklung ent-
Brennstoffen. Es ist eben etwas anderes, ob ich mit
gegengesteuert werden?
ANSICHTSSACHE
Briese: Die Anlagenbauer könnten natürlich ihre
Die Folge des Gewinnverfalls bei den Erzeugern
Kapazitäten aufstocken, Materialreservierungen
war, dass niemand in Neubauten oder Retrofit-
vornehmen und Personal anstellen. Das ge-
Maßnahmen investierte. Außerdem spielten The-
schieht auch in gewissem Umfang. Doch meiner
men wie der Emissionshandel und der Ausstieg
Einschätzung nach fürchten sie sich vor dem
aus der Kernenergie eine Rolle. Jetzt muss Ver-
nächsten „Schweinezyklus“. Schließlich kommen
säumtes nachgeholt werden.
sie aus einem tiefen Tal. In den 1990er Jahren haben sie sehr viele Stellen streichen müssen,
Der Spezialist: Wie sollten Ihrer Meinung nach
haben Verluste geschrieben und standen teil-
kleinere Kraftwerksbetreiber mit der Situation
weise sogar vor der Insolvenz. Da scheut man
umgehen und sich strategisch ausrichten?
sich, auf den aktuellen Boom zu setzen. Briese: Für kleinere Kraftwerksbetreiber ist es aktuell schwierig, ein eigenes Projekt umzusetzen.
„FÜR KLEINE KRAFTWERKSBETREIBER IST ES SCHWIERIG, EIGENE PROJEKTE UMZUSETZEN“
Da spielt auch die politische Debatte um die eigentumsrechtliche Trennung der Netzinfrastruktur von der Erzeugung und dem Handel eine Rolle,
Der Spezialist: Wie konnte es überhaupt so weit
wie es seitens der EU-Kommission präferiert
kommen?
wird. Auf jeden Fall müssen sich die Betreiber etwas einfallen lassen. Ersatzbrennstoff-Kraft-
Briese: Viele Erzeuger bekamen es im Zuge der
werke sind eine Option oder Bioenergie-Anlagen,
Liberalisierung des Strommarktes 1998 mit der
damit man als Zulieferer zumindest auf der Brenn-
Angst zu tun und haben wegen vorhandener
stoffseite aus der Abhängigkeit von den Großen
Überkapazitäten Energie sehr günstig verkauft.
herauskommt.
Wenn
die
kleinen
Betreiber
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› 15
der Spezialist
09
Ansichtssache
sche Probleme gibt es bei den Fundamenten und bei der Einspeisung des Stroms ins Netz. Darüber hinaus gibt es genehmigungsrechtliche Hürden, weil Behörden von Bund und Ländern zusammenwirken müssen. Am wichtigsten ist aber, dass es erst Mitte 2008 erste Testanlagen geben wird und die bisherigen Prognosen damit nicht erfüllt werden konnten.
CO 2 -SPEICHERUNG IST EIN POLITISCH GETRIEBENES THEMA Der Spezialist: Was ist von Pilotprojekten zu halten, bei denen z. B. auf die Abspaltung und unterirdische Speicherung des CO2 gesetzt wird?
› 02
Briese: Es ist ein politisch getriebenes Thema. Die Wirtschaftlichkeit ist mit Blick auf die Kosten der CO2-Speicherung meines Wissens noch nicht bewiesen. Außerdem gibt es noch genehmigungs-
› 02 Das Braunkohlekraftwerk Neurath besteht derzeit aus fünf Blöcken. Seit Januar 2006 werden zwei neue Blöcke gebaut. Sie sollen eine Leistung von je 1.100 MW haben und werden voraussichtlich ab 2010 Altanlagen ersetzen.
nicht neu bauen, dann haben sie nichts mehr. Irgendwann ist die Laufzeit eines Kraftwerks
rechtliche Probleme bei den CO2-Lagerstätten. Da ist vieles noch nicht geklärt.
zu Ende. Da bliebe nur noch die Option, sich mit anderen Stadtwerken zusammenzutun, um
Der Spezialist: Wie wird sich Ihrer Ansicht nach
gemeinsam ein Kraftwerk zu bauen oder Beteili-
der Kraftwerksmarkt weiterentwickeln?
gungen zu erwerben. Briese: Im Prinzip gibt es drei Szenarien: Beim Der Spezialist: Wie wirkt sich der Ausstieg aus der
ersten Szenario würden die Laufzeiten der Kern-
Kernenergie im Detail aus?
kraftwerke verlängert. Möglich wäre aber auch, verstärkt neue Kohlekraftwerke zu bauen. Drit-
Briese: Aufgrund des Ausstiegs aus der Kern-
tens könnten die Strompreise wesentlich erhöht
energie fallen Kapazitäten weg, die ersetzt wer-
werden. Innerhalb aller drei Szenarien wird es zu
den müssen, da sonst eine Versorgungslücke ent-
einem politisch gewollten und geförderten Aus-
steht. Eine Alternative zu fossilen Kraftwerken
bau von regenerativen Energien kommen, die
ist zumindest teilweise der Ausbau erneuerbarer
aber nur einen Teil des Strombedarfs decken
Energien, wie zum Beispiel der Windenergie, die
können. Der Königsweg wäre natürlich das Ein-
das größte Ausbaupotenzial bietet. Allerdings
sparen von Energie – aber das hat seit Jahrzehn-
kann dadurch die Grundlast nicht gedeckt wer-
ten nicht funktioniert.
den, da Wind nicht kontinuierlich genutzt werden kann.
10
der Spezialist
Die Folgen der Szenarien lassen sich nicht klar formulieren, weil es meiner Meinung nach zur-
Beim Ausbau der Offshore-Windenergie beste-
zeit keinen funktionierenden Markt gibt, der dies
hen auch noch Probleme, die den Einsatz dieser
zulassen würde. Jedenfalls solange die Politik
Technik später als gedacht ermöglichen. Techni-
nicht für einen vernünftigen Wettbewerb sorgt.
ANSICHTSSACHE
Wobei es auch für die Politik nicht einfach ist, weil
giekosten steigen. Auch ein Ausstieg aus der Kern-
sie sich widersprechende Ziele verfolgt. So soll es
energie zieht höhere Preise nach sich. Sollten
einerseits mehrere Wettbewerber im eigenen
sich die Anlagenpreise nicht stabilisieren, werden
Land geben, andererseits aber auch Konzerne, die
weniger Kraftwerke gebaut und das hat ebenso
international wettbewerbsfähig sind. Letzteres ist
höhere Energiekosten zur Folge. Genauso wer-
der Grund, warum die Fusion von Eon und Ruhr-
den sich ein Kostenanstieg für CO2-Zertifikate
gas genehmigt wurde. Vieles deutet darauf hin,
und steigende Gaspreise negativ auswirken. Grob
dass das erste Szenario eintrifft. Es ist zwar kein
geschätzt könnte dies zu einer Verdreifachung der
Marktmechanismus da, wird aber aus politischer
Preise führen. Das werden die Politik und die Kon-
Sicht wahrscheinlich so kommen und ist auch die
zerne aber nicht zulassen. Eher werden die Lauf-
Präferenz der Energieversorger.
zeiten der Kernkraftwerke verlängert. Dies wie-
› 03 Zum Kraftwerk Niederaußem gehören insgesamt neun Braunkohleblöcke (Gesamtleistung ca. 3.600 MW) und der mit 200 Metern höchste Kühlturm der Welt.
derum ließe sich politisch nur durchsetzen, wenn Der Spezialist: Können wir mit sinkenden Preisen
die Preise sinken.
rechnen oder müssen wir uns auf höhere Energiekosten einstellen? Briese: Sollten sich die Verbraucher gegen Kohlekraftwerke aussprechen, dann werden die Ener-
› 03 der Spezialist
11
› 04
HISTORY
rettende Stromstösse aus der Schuhcremedose Bereits in den 1950er Jahren entwickelten Pioniere wie der Elektroingenieur Wilson Greatbatch die ersten im Körper tragbaren Herzschrittmacher. In der klinischen Anwendung war ihm 1958 ein schwedisches Team einen Schritt voraus. Heute gilt die Technik als ausgereift. TEXT › Matthias Huthmacher
Mit der Medizin hatte Wilson Greatbatch, am
Zur Medizin stieß Greatbatch in der Forschungs-
16. September 1916 in Buffalo, New York, geboren,
abteilung für Tierversuche an der Cornell Uni-
zunächst gar nichts im Sinn. Dagegen zeigte sich
versity. Seine Aufgabe bestand eigentlich darin,
schon früh sein technisches Interesse. Vor allem
Geräte zur Messung von Blutdruck, Herzfrequen-
das Radio, seinerzeit eine geradezu revolutionäre
zen und Gehirnströmung bei Schafen und Ziegen
Neuerung, weckte seine Neugierde. Schon als
zu entwickeln. Doch die eigentliche Karriere des
16-Jähriger bastelte er bei den Pfadfindern an leis-
Wilson Greatbatch begann im Stall: Als bei der
tungsstarken Funkgeräten und einer Kurzwellen-
Schur eines der Schafe kollabiert, führt er kurz
Radiostation. Kein Wunder also, dass er während
entschlossen mittels zweier Drähte Stromimpulse
des Zweiten Weltkriegs für die Funktechnik eines
aus der Lichtleitung auf das Herz des vierbeinigen
US-Zerstörers auf dem Atlantik zuständig war,
Patienten – das wieder zu schlagen beginnt.
› 04 Wilson Greatbatch mit der Konstruktionszeichnung eines seiner Prototypen. Der Elektroingenieur gilt als einer der Pioniere der HerzschrittmacherTechnologie.
ehe er auf den Träger USS Monterrey in den Pazifik abkommandiert wurde, um dort die Ortungsund Funksysteme der Flugzeuge zu optimieren.
GREATBATCH LEHRTE AN DER UNIVERSITÄT, VERLOR ABER NIE DEN KONTAKT ZUR PRAXIS Nach Kriegsende begann Greatbatch seine aka-
› 05 Im Zuge seiner Forschungen baute Wilson Greatbatch unterschiedlichste Prototypen und Modelle, die immer kleiner und leistungsfähiger wurden. Später konzentrierte er sich vor allem auf die Verlängerung der Lebensdauer von Batterien.
demische Laufbahn. Er studierte an der Cornell University Mathematik, Physik und Chemie und erhielt anschließend eine Assistenzprofessur an der University of Buffalo, die ihm 1957 den Mastergrad im Elektroingenieurwesen verlieh. Doch Lernen und Lehren genügten ihm nicht, er suchte immer wieder die Praxis – als Radio- und Telefontechniker, in der Entwicklung von Flugdatenschreibern und Überwachungsinstrumenten für einen der ersten ins Weltall katapultierten Affen, als Konstrukteur von Empfängern für das Radio-
› 05
teleskop von Arecibo auf Puerto Rico.
der Spezialist
13
HISTORY
Nach diesem Schlüsselerlebnis ließ die Möglichkeit der elektrischen Stimulation des Herzens dem geborenen Forscher keine Ruhe mehr. Dabei hatte dieses Thema die Wissenschaft bereits seit der Entdeckung der Elektrizität Mitte des 18. Jahrhunderts beschäftigt. Schon in Schriften aus dem Jahr 1774 ist die Rede von Wiederbelebungsversuchen an einem Kleinkind mit Hilfe von Stromstößen. Der entscheidende Durchbruch aber gelang erst 1952 mit dem Defibrillator des amerikanischen Kardiologen Paul Maurice Zoll.
› 06
DER ERSTE EXTERNE HERZSCHRITTMACHER WOG MEHR ALS SIEBEN KILOGRAMM Während jedoch beim Einsatz in der Akutme-
maker“ in ein Lebewesen. Im Wesentlichen be-
dizin die Größe der Geräte und die Art ihrer
stand dieser aus zwei Transistoren, einer Elektrode
Stromversorgung keine wesentliche Rolle spiel-
und einer Quecksilberbatterie. Den Takt gab ein
ten, wurden sie bei der permanenten Stimulanz
RC-Glied vor, eine elektrische Schaltung mit einem
zum Problem. Zwar stellte der New Yorker Arzt
Widerstand (R) und einem Kondensator (C). Als
Albert Hyman schon 1932 ein externes Gerät vor,
Patient diente ein Hund. Tatsächlich übernahm
das aus einem Gleichstromgenerator mit einem
das Gerät, wenn auch nur für vier Stunden, die
Stromunterbrecher und einer bipolaren Nadel-
Steuerung der Herzschläge.
elektrode bestand – die gesamte Maschinerie wog aber mehr als sieben Kilogramm und musste alle sechs Minuten aufgeladen werden. Erst zu Beginn
IN SCHWEDEN WIRD PARALLEL EIN FAST BAUGLEICHER SCHRITTMACHER ENTWICKELT
der 50er Jahre präsentierte der Amerikaner Earl Bakken Apparate, die am Gürtel getragen werden
Fünf Monate später aber schreibt ein anderer das
konnten. Sie schränkten das Alltagsleben der Pati-
nächste Kapitel in der Geschichte des Herzschritt-
enten aber immer noch stark ein und verursach-
machers: Am 8. Oktober 1958 führte Åke Senning
ten zudem an der Kabelverbindung zum Herzen
die erste Implantation am Menschen durch. Der
eine permanent offene Wunde.
Patient Arne Larsson litt bereits seit Jahren unter
Wilson Greatbatch wollte mehr: Der Herz-
einer Herzblockade, die seinen Gesundheitszu-
schrittmacher musste im Körper zu tragen sein.
stand zunehmend verschlechterte – weswegen
1952 zog er sich in einen alten Stall im Hinterhof
seine Frau Åke Senning zur Implantation seines
zurück und begann, an einem solchen Herzschritt-
noch nicht erprobten Geräts drängte. Der Schwede
macher zu experimentieren. Dabei kam ihm der
war zu diesem Zeitpunkt in medizinischen Fach-
Zufall zu Hilfe, denn mittlerweile waren Transisto-
kreisen kein Unbekannter mehr: Am Sabbatsberg-
ren als Schalteinheiten verfügbar, die die bislang
Klinikum in Stockholm hatte Senning bereits eine
benötigten Vakuumröhren ersetzen konnten.
Herz-Lungen-Maschine entwickelt, die ihre Feuer-
Am 7. Mai 1958 war es schließlich so weit: Ge-
taufe mit Bravour bestand, als Clarence Crafoord
meinsam mit zwei Chirurgen einer Klinik in Buf-
1954 die erste erfolgreiche offene Herzoperation
falo verpflanzte Greatbatch seinen ersten „Pace-
in Europa durchführte. Die gewagte Implantation
14
der Spezialist
› 06 1978: Der schwedische Herzchirurg Prof. Åke Senning, der Ingenieur Dr. Rune Elmquist und der erste HerzschrittmacherPatient Arne Larsson (v. l.) feiern den 20. Jahrestag des erfolgreichen Eingriffs.
HISTORY
gelang. Die elektronischen Bausteine des Herz-
pflanzt, noch im gleichen Jahr folgten weitere
schrittmachers wurden in einer Schuhputzdose
neun Patienten. Doch Greatbatch gab sich nicht
mit Epoxidharz vergossen und Arne Larsson in die
zufrieden: Er übertrug das Patent für den Herz-
Brust operiert.
schrittmacher an den US-Hersteller Medtronic,
Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass Senning
um eine eigene Firma zu gründen, die sich ganz
etwas von den laufenden Arbeiten Greatbatchs
auf Entwicklung und Produktion verbesserter
wusste, als er gemeinsam mit dem Elektroinge-
Batterien konzentrierte, der großen Schwach-
nieur Rune Elmquist ebenfalls einen implantier-
stelle des Herzschrittmachers. Erreichten die bis
baren Herzschrittmacher entwickelte, der im
dahin verwendeten Quecksilberbatterien in der
Prinzip baugleich war. Die Haltbarkeit der Batte-
Regel höchstens zwei Jahre Lebensdauer, so
rie betrug zunächst nur fünf Monate, im Laufe
gelang 1970 mit der im Schnitt zehn Jahre
der folgenden Jahre sollte sie sich jedoch zuneh-
lang betriebsfähigen Lithium-Jod-Batterie der
mend verlängern. Larsson trug in den nächsten
entscheidende Durchbruch. Heute produziert das
44 Jahren noch 25 weitere Herzschrittmacher –
Unternehmen weltweit die meisten Kraftspeicher
und überlebte damit seinen Lebensretter, der
für Herzschrittmacher. Wilson Greatbatch aber
sich nach seinem Triumph wieder ganz der prak-
suchte neue Ziele: Zuletzt beschäftigte er sich
tischen Herzchirurgie widmete und am 21. Juni
mit alternativen Energien und der Bekämpfung
2000 in Zürich starb.
der Immunschwächekrankheit Aids.
INFO Heute leben weltweit etwa zwei bis drei Millionen Menschen mit einem Herzschrittmacher. Moderne Geräte haben die Größe einer Münze und wiegen ca. 20 Gramm. Die weniger als einstündige Operation kann unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Die eingesetzten Lithium-Jod-Batterien arbeiten im Durchschnitt zehn Jahren lang.
Wilson Greatbatch aber blieb der Forschung treu. Am 15. April 1960 wurde einer seiner Herzschrittmacher erstmals einem Menschen ver-
› 07 Links der „Pacemaker“, das erstmals 1958 erfolgreich implantierte Modell. Rechts der Stand der Technik von 1978, ein Produkt von Siemens-Elema. Der Schrittmacher verfügte über ein Gehäuse aus Titan statt einer Schuhcremedose und eine um ein Vielfaches längere Batteriebetriebsdauer.
› 07 der Spezialist
15
IM FOKUS
„Maria, hören sie mich?“ Ärzte und Ingenieure arbeiten Hand in Hand bei der Entwicklung von Neuroimplantaten. Geschädigte Hörnerven zu ersetzen, gelingt seit etwa 10 Jahren. Die wichtigen Bauteile werden immer kleiner und leistungsfähiger. Erste Studien an Sehprothesen sind vielversprechend.
TEXT › Angela Rabenstein-Wischnewski
„Können Sie mich hören?“, fragt eine Stimme. Sie
akustisch mit der Außenwelt verbunden. Über
klingt außerirdisch. Maria wird leicht übel vor
ein winziges Mikrofon nimmt das Gerät Schall-
Schreck, dann lächelt sie. Es ist der erste Satz, den
wellen auf, wandelt sie in elektrische Signale um
sie hört, seitdem sie vor Jahren ihr Gehör verloren
und leitet sie in den Sprachprozessor. Dieser
hat. „Maria, hören Sie mich?“ Jetzt wird die
erzeugt daraus eine Impulsserie, die über die
Stimme menschlicher. Heute ist der Tag, an dem
Sendespule und den Empfänger unter der Kopf-
Maria ihren Sprachprozessor bekommt und ihr
haut schließlich die implantierte Elektrode er-
neues Hören mit diesem kleinen Computer das
reicht, die aus bis zu 22 Einzelkontakten besteht.
erste Mal getestet wird. Maria ist eine von etwa
Die Impulsfolge löst in den Nervenzellen des Hör-
400 Patienten in Deutschland mit einem Hirn-
kerngebietes biologische Potenziale aus, die über
stammimplantat. Dort, wo ihre nicht mehr funk-
den intakten Teil der Hörbahn bis ins Großhirn
tionierenden Hörnerven enden, haben ihr Ärzte
weitergeleitet werden, das daraus eine Höremp-
der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)
findung erzeugt. Entscheidend hierfür ist die
eine winzige Reizelektrode implantiert – auch
Menge an Elektronen, die auf die Hörnervenzellen
Auditory Brainstem Implant genannt (ABI).
einwirkt, gemessen in Nanocoulomb (nC). Heutige Systeme stimulieren den Hörnerv mit mini-
HÖREN MIT EINER IMPLANTIERTEN REIZELEKTRODE AM HIRNSTAMM
malen 10 nC (2,78 x 10 –12 Amperestunden), einer Frequenz von 3.000 Hertz und einer Dauer von 20 Mikrosekunden, während früher nur Wiederho-
Das ABI ist eine Hörprothese und ersetzt die Funk-
lungsfrequenzen von 250 Hertz erreicht wurden.
tion des Hörnervs, der im gesunden Zustand Sig-
Das ABI-System ist eine Weiterentwicklung des
nale aus dem Innenohr zum Hörkern weiterleitet.
Cochlea-Implantats (CI), der ersten echten Neuro-
Das ABI-System besteht aus einem äußerlich zu
prothese, die bereits seit 1984 an der MHH einge-
tragenden Sprachprozessor mit Mikrofon und
setzt wird. Sie unterscheidet sich vom ABI durch
Sendespule sowie einer Reizelektrode, die auf den
den Ort der Ankopplung an die Hörbahn. Wenn,
Hirnstamm geschoben wird. Das Prinzip basiert
wie bei vielen Gehörlosen der Fall, die Hörnerven
darauf, Schall in elektrische Energie umzusetzen
intakt, aber die Haarsinneszellen im Innenohr
und damit eine Reizung des Hörnervenkerns im
von Geburt an verkümmert oder abgestorben
Hirnstamm auszulösen.
sind, kann ein CI das Hören wieder ermöglichen.
Der Prozessor hängt wie ein Headset hinter Marias Ohr. Sobald sie ihn einschaltet, ist sie
16
der Spezialist
Hierfür wird der Elektrodenträger in die Gänge der Gehörschnecke (Cochlea) eingeschoben.
INFO Die Medizintechnik ist hierzulande eine der großen Wachstumsbranchen. Der Gesamtumsatz der Branche stieg im Jahr 2006 um 8,1 Prozent auf 15,9 Milliarden Euro. Deutschland liegt bei Patenten und Welthandelsanteil auf dem zweiten Platz hinter den USA. Rund ein Drittel ihres Umsatzes erzielen die deutschen Medizintechnikhersteller mit Produkten, die weniger als drei Jahre alt sind. Quelle: BVMed, Spectaris. 2007, BMBF
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IM FOKUS
zur Auslösung einer Hörempfindung führt. Denn das Hörzentrum im Gehirn muss lernen, die mit dem CI gehörten Töne und Vokale zu unterscheiden und richtig zuzuordnen. Ist dies geschehen, können die Träger ohne Probleme telefonieren und ein normales Leben führen und sind nicht mehr auf Lippenlesen angewiesen. Das CI empfiehlt sich vor allem für taub geborene Kinder, die mit dieser Prothese von Beginn an hören und somit sprechen lernen können.
› 08
Die Erfolge mit Cochlea-Implantaten und der Trend zum Verkleinern der Elektronik haben parallel auch die Entwicklung von Sehprothesen für Blinde vorangetrieben. Den vielversprechendsten Ansatz liefert zurzeit die Ankopplung eines so
› 08 Das subretinale Implantat wird unter die Netzhaut gesetzt und ersetzt dort geschädigte Sinneszellen. Stimulationselektronen sorgen für die Reizweiterleitung ins Gehirn.
Die Elektroden übernehmen hier die Funktion
genannten subretinalen Implantats an die Netz-
der Haarsinneszellen in der Gehörschnecke: Sie
haut (Retina). Hierbei wird das Implantat unter
nehmen die Schallwellen auf, wandeln sie in elek-
die Netzhaut gesetzt. Genau an die Stelle, an der
trische Impulse um und geben sie an den Hörnerv
sich bei gesunden Menschen die lichtempfindli-
weiter, der die Informationen zum Gehirn leitet.
chen Sinneszellen befinden.
Das Funktionsprinzip ist ähnlich wie beim ABI.
Ein solches Implantat haben deutsche Augen-
Man benötigt ebenfalls Mikrofon, Sprachprozes-
kliniken und Forschungsinstitute in zwölf Jahren
sor und Sendespule.
interdisziplinärer Zusammenarbeit entwickelt. Zum Forschungsverbund gehören Spezialisten
MEHR KLANGDETAILS SORGEN FÜR EIN SATZVERSTÄNDNIS VON BIS ZU 93 PROZENT
der Augenheilkunde, Chirurgie, Biologie, Physik, Mikroelektronik und Elektrotechnik. Das Ergebnis: ein Siliziumchip von ca. drei Millimetern Durch-
„Die ersten CI und Sprachprozessoren sind mit den
messer und 0,05 Millimetern Dicke, in dem etwa
heutigen kaum zu vergleichen“, sagt Hals-Nasen-
1.500 Pixelfelder angeordnet sind. Jedem Pixel-
Ohren-Chirurg Thomas Lenarz von der MHH. „Die
feld sind wiederum Fotozellen, eine Verstärker-
technische Entwicklung in den letzten 20 Jahren
schaltung und eine Stimulationselektrode zuge-
war immens. Wir haben heute nicht nur eine stär-
ordnet. Die Fotoelektroden nehmen das ins Auge
kere Stimulierung der Nervenzellen durch verfei-
fallende Licht auf und wandeln es in elektrische
nerte Elektroden, sondern auch eine viel bessere
Signale um. Die intakten Netzhautzellen empfan-
Biokompatibilität der implantierten Teile sowie
gen die Signale und leiten sie über die Nervenzel-
Sprachprozessoren mit wesentlich mehr Klang-
len der Sehbahn weiter zum Gehirn.
details. Das Codierungsprinzip von MP3-Playern wurde hier integriert“, erläutert Lenarz.
18
der Spezialist
Normalerweise beträgt das Gesichtsfeld bzw. der Bereich, den ein Mensch bei ruhig gestellten
Hersteller versprechen mit den neuesten Pro-
Augen überblicken kann, 180 Grad. Der Chip kann
thesen ein Satzverständnis bis zu 93 Prozent. Vor-
innerhalb eines Gesichtsfeldes von 12 Grad eine
aussetzung ist ein individuell programmierter
Sehschärfe herstellen, die es blinden Menschen
Sprachprozessor, der für jede Elektrode genau die
ermöglicht, sich wieder selbständig zu bewegen
elektrische Energie (Hörschwelle) ermittelt, die
und Gegenstände oder Personen zu erkennen.
IM FOKUS
2005 begann die erste klinische Pilotstudie mit
ning, Rehabilitation und Eingewöhnung als die
sieben Testpersonen, denen ein Implantat-Pro-
größeren Herausforderungen“, ergänzt er.
totyp eingesetzt und nach 30 Tagen wieder ent-
Die rasanten Entwicklungen in der Neuropro-
fernt wurde. Ab Herbst 2007 sollten weitere sechs
thetik wurden vor allem durch Fortschritte in
Patienten operiert werden und die Implantations-
der biomedizinischen Grundlagenforschung und
dauer sollte auf vier Monate verlängert werden.
verbesserte Technologien begünstigt. Auch die
Das Know-how der gemeinsamen Anstren-
steigende Nachfrage einer alternden Gesellschaft
gung der Forscher floss in das 2003 gegründete
sowie die Aussicht, dass der Einsatz effizienter
Medizintechnikunternehmen Retina Implant AG,
technischer Hilfen die Kosten in der Therapie sin-
das die Herstellung, klinische Zulassung und welt-
ken lässt, leisteten ihren Beitrag. Betrachtet man
weite Vermarktung der Sehprothese übernimmt.
die Erfolge der Cochlea-Implantate, stellt der Sin-
In zwei Jahren soll ein technisch ausgereifter Chip
nesprothesenmarkt einen zurzeit stark expandie-
für rund 25.000 Euro auf den Markt kommen. Bis
renden Zweig der Medizintechnikbranche dar. Das
dahin bringen die Ergebnisse einer weiteren Stu-
Bundesministerium für Bildung und Forschung
die die Marktreife weiter voran, mit Beteiligung
finanziert die Entwicklung moderner Prothesen
von Kliniken im In- und Ausland. „Optimiert wer-
bis 2009 mit 20 Millionen Euro. Mit dem „Aktions-
den muss vor allem noch die Anpassung des Chips
plan Medizintechnik“ will die Bundesregierung
an den Patienten“, erläutert Biochemiker Hugo
in den kommenden Jahren die Forschungs- und
Hämmerle vom Naturwissenschaftlichen und
Wettbewerbssituation Deutschlands verbessern.
Medizinischen Institut an der Universität Tübin-
Als wesentlicher Trend gilt darin unter anderem
gen. „Sicherlich gibt es immer Verbesserungsmög-
die Miniaturisierung, wie zum Beispiel bei der
lichkeiten bei der Technik, aber wir sehen derzeit
Entwicklung von intelligenten Implantaten.
die medizinischen Fragen im Hinblick auf Trai-
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der Spezialist
19
AUS DEN BRANCHEN
Filigran und Effizient Das Selektive Laserschmelzen erobert immer mehr Anwendungsbereiche: von der Werkzeugherstellung bis zur Anfertigung von individuellem Zahnersatz. Aber auch wenn es um Materialeinsparung und komplexe Konstruktionen geht, hat das Verfahren oft die Nase vorn.
TEXT › Jürgen Warmbold
Was haben filigrane Zahnkronen mit massiven
Den Anstoß zur Entwicklung des Selektiven
Formwerkzeugen und ultraleichten Aluminium-
Laserschmelzens gab der Wunsch industrieller
teilen gemeinsam? Sie lassen sich mit Hilfe des
Anwender, die generative Fertigung nicht nur
Selektiven Laserschmelzens in hoher Qualität
für Prototypen, sondern auch für die direkte Fer-
spürbar schneller und damit wirtschaftlicher her-
tigung von Funktionsbauteilen zu nutzen. Dazu
stellen als mit konventionellen Methoden. Inzwi-
Dr. Konrad Wissenbach, Leiter der Abteilung
schen profitieren mehrere Branchen von diesem
Oberflächentechnik am ILT: „Für den Einsatz der
generativen Fertigungsverfahren, das zunächst
generativen Fertigung für Funktionsbauteile ist
im Rapid Prototyping eingesetzt wurde, um rasch
die Verarbeitung von Serienwerkstoffen sowie
Musterwerkstücke nach CAD-Konstruktionsdaten
das Erreichen einer hundertprozentigen Werk-
produzieren zu können. Dabei wird in einer ge-
stoffdichte notwendig. Nur dadurch erhalten
schlossenen Prozesskammer ein pulverförmiger
die generativ gefertigten Bauteile auch serien-
Ausgangswerkstoff, zum Beispiel Metallpulver,
identische mechanische Eigenschaften. Deshalb
durch Laserstrahlung schichtweise vollständig
wird beim Selektiven Laserschmelzen ein metal-
aufgeschmolzen und so ein Werkstück aufgebaut.
lisches Pulver aus einem Serienwerkstoff ver-
› 10 Selektiv lasergeschmolzenes Turbinenrad aus „Wirobond C“, einer Kobalt-Chrom-Legierung (Durchmesser 120 mm). In diese Form könnte es weder gegossen noch gefräst werden.
› 09 Beim Selektiven Laserschmelzen fliegen die Funken: Der Prozess ermöglicht die wirtschaftliche Einzelteilfertigung komplexer Geometrien.
wendet. Durch das vollständige Aufschmelzen
ENTWICKLUNG VOM RAPID PROTOTYPING ZUM RAPID MANUFACTURING Das Selektive Laserschmelzen wurde vom Fraunhofer-Institut für Lasertechnik (ILT) in Aachen entwickelt. Das ILT hat auch das Einsatzfeld des Verfahrens vom Rapid Prototyping zum Rapid Manufacturing erweitert. Heute lassen sich mit dem Verfahren, basierend auf CAD-/CAM-Daten, schnell Baugruppen oder Bau- und Ersatzteile in nahezu beliebiger Form produzieren – ohne die beim Gießen, Fräsen oder durch Werkzeuge entstehenden üblichen geometrischen wie wirtschaftlichen Einschränkungen. In Kleinserien sind dadurch auch Unikate realisierbar.
20
der Spezialist
› 09
› 10
AUS DEN BRANCHEN
des Pulvers und die schmelzmetallurgische An-
Selbst in der Medizintechnik ist das Selektive
bindung von Schicht zu Schicht erreichen wir
Laserschmelzen auf dem Vormarsch. Als Knochen-
eine Bauteildichte von circa 100 Prozent. Zu-
ersatzimplantate werden Titanwerkstoffe ver-
dem
Eigen-
wendet, für Dentalrestaurationen Kobalt-Chrom-
schaften der Bauteile den Werkstoffspezifikatio-
Legierungen und Gold. „Der Vorteil der Geometrie-
nen.“ Mit dem Selektiven Laserschmelzen kön-
freiheit zeigt sich ebenso bei der Produktion von
nen komplexe Komponenten gefertigt, Ober-
Individualimplantaten“, betont Dr. Wissenbach.
flächenrauheiten verringert und die Maßgenauig-
„Bei Dentalrestaurationen können wir beispiels-
keit erhöht werden. Zugeigenspannungen und
weise auf einer Plattform rund 100 unterschied-
Rissbildungen im Bauteil werden durch Erwär-
liche, individuelle Teile – gleichzeitig Schicht für
mung während des gesamten Aufbauprozesses
Schicht – mit einem Laser aufbauen.“
entsprechen
die
mechanischen
reduziert. Als Branche, in der das Selektive Laserschmelzen effizient einsetzbar ist, nennt Dr. Wissenbach zuerst den Werkzeugbau. „Durch das Verfahren lassen sich Spritzguss-Werkzeuge
FUNKTIONS-, GEWICHTS- UND BELASTUNGSOPTIMIERTE BAUTEILE FINDEN ANWENDUNG IM ULTRALEICHTBAU
mit integrierten, entlang der Werkzeugkontur verlaufenden Kühlkanälen erzeugen. Aufgrund
Auch der Ultraleichtbau ist ein Anwendungsfeld,
der großen Geometriefreiheit bei generativen Ver-
da Teile aus Titan oder Aluminium mit komplexen
fahren können die Kühlkanäle beliebig platziert
internen Hohl- oder Gitterstrukturen funktions-,
werden. Entsprechende Werkzeuge kühlen nach
gewichts- und belastungsoptimiert hergestellt
jedem Fertigungstakt schneller ab, so dass die
werden können. Darüber hinaus entwickelt das ILT
Zykluszeiten verkürzt werden können.“
das Selektive Laserschmelzen keramischer Werk-
› 11 Mit dem 3D-Streifenlichtscanner werden die CADDaten für die Herstellung der individuellen Implantate gewonnen.
› 11 22
der Spezialist
AUS DEN BRANCHEN
stoffe. Ziel ist ein Verfahren, mit dem sich Bauteile aus hochfester Oxidkeramik mit großer Genauigkeit generativ fertigen lassen. Pionier beim Einsatz des Selektiven Laserschmelzens für Zahnersatz ist die BEGO Medical GmbH in Bremen. Das Schwesterunternehmen der traditionsreichen BEGO Bremer Goldschlägerei Wilh. Herbst GmbH & Co. KG hat in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-ILT ein RapidManufacturing-Verfahren
konzipiert
und
bis
zur Praxisreife entwickelt. Dr. Ingo Uckelmann, Assistent der Geschäftsführung bei BEGO: „Unser Verfahren ist das erste CAD-/CAM-System für aufbauende Lasertechnologie. Die metallischen Gerüste für Zahnimplantate, deren Daten wir damit erzeugen, haben eine Maßhaltigkeit von
› 12
cirka 25 Mikrometer.“ Die Materialeigenschaften, wie Zugfestigkeit und Bruchdehnung, entsprechen den gesetzlichen Vorschriften. Mit einer mikrostrukturierten Oberfläche und reduzierter Oxidbildung werden zudem ein hoher Scherver-
gewünschten Material, das sich ohne große Zwi-
bund und folglich beste Hafteigenschaften für die
schenschritte verblenden lässt. Früher dauerte die
Verblendung erzielt. Zudem ist der Werkstoff bio-
Produktion von Brücken, Kronen oder Inlays bis zu
kompatibel, er gibt also keine Ionen ab und löst
zwei Wochen.
keine Allergien aus.
Dr. Ingo Uckelmann fasst den Nutzen des Selektiven Laserschmelzens hinsichtlich Dentalrestau-
GRUNDGERÜSTE FÜR ZAHNERSATZ INNERHALB VON CA. 48 STUNDEN
› 12 Individueller Zahnersatz im Selektiven Laserschmelzverfahren: hier eine Brücke aus KobaltChrom und 90-prozentigem Gold – schwer zu verarbeitende Materialien.
rationen zusammen: „Das Verfahren hat zwei wesentliche Vorteile. Zum einen kann eine große Zahl an individuellen Produkten parallel gefertigt
Auch beim Einsatz des patentierten Laserschmelz-
werden. Zum anderen verbrauchen wir beim Her-
Verfahrens wird nach dem zahnärztlichen Abfor-
stellen der Teile wenig Material. Denn wir bauen
men zunächst ein herkömmliches Gipsmodell
nur das Volumen auf, das wir für die jeweilige
angefertigt, das ein 3D-Sensor optisch und berüh-
Restauration tatsächlich benötigen. Müssten wir
rungsfrei erfasst. Die CAD-Software erzeugt an-
eine Goldkrone aus dem Vollen fräsen, wäre das
schließend ein virtuelles Werkstück, etwa ein
sehr unwirtschaftlich.“ Seiner Ansicht nach wird
Kronenkäppchen, eine Brücke oder ein Brücken-
das Selektive Laserschmelzen in 10 bis 15 Jahren
gerüst. Das Programm schlägt daraufhin ein
in Verbindung mit CAD-/CAM-Programmen in
Gerüst vor, das dem Zahntechniker als Basis für
der Dentaltechnik selbstverständlich sein, denn
die morphologische Feinmodellation dient. Der
das Verfahren arbeitet ökonomisch und hochwer-
fertige Datensatz wird via Datenfernübertragung
tig. Dr. Ingo Uckelmann abschließend: „Ich denke,
zur Produktion in das Verarbeitungszentrum der
dass wir mit der vollautomatischen Fertigung von
BEGO Medical gesandt. Schon 48 Stunden später
Zahnersatz ein neues Tor der Industrialisierung
erhält das zahntechnische Labor ein Gerüst im
aufgestoßen haben.“
der Spezialist
23
technische projekte
Simulation und Berechnung für 11.000 PS Rolls-Royce ist an der Entwicklung eines der leistungsfähigsten Propeller-Triebwerke der Welt beteiligt. Bei der Konstruktion spielen Berechnungen des Betriebsverhaltens der einzelnen Bauteile am Computer eine zentrale Rolle und verkürzen die Entwicklungszeit erheblich. TEXT › Anja Naumann
Die neuen Propeller-Triebwerke für ein aktuell
Gesamttriebwerks und liefert die Randlasten, um
entwickeltes Airbus-Transportflugzeug zählen zu
die einzelnen Komponenten optimal auszulegen.
den leistungsfähigsten der westlichen Welt. Jedes
Dazu zählen unter anderem Untersuchungen
der vier 1,8 Tonnen schweren Triebwerke verfügt
zum Einfluss von Steifigkeitsänderungen auf das
über eine Leistung von rund 11.000 PS. Die hohe
Gesamtverhalten des Triebwerks, die Berechnung
PS-Zahl ermöglicht dem Transportflugzeug, weite
von Ermüdungslasten zur Lebensdauerermittlung
Strecken bei hoher Grundgeschwindigkeit zu be-
oder die Simulation von Versagensverhalten.
wältigen. „Bei den Flugmanövern wirken gewaltige Kräfte auf die einzelnen Bauteile“, erläutert Brunel-Mitarbeiterin Dr. Stefanie Anteboth, die
UMFANGREICHE BERECHNUNGEN FÜR OPTIMALE LÖSUNGEN
in der Abteilung Gesamttriebwerksmechanik bei Rolls-Royce Deutschland jene Kräfte berechnet, die
„Alle Eventualitäten müssen durchgespielt wer-
die Auslegung der Bauteile bestimmen. „Vorhan-
den. Zum Beispiel müssen die Triebwerke auch
dene Lasten anderer Triebwerksfamilien lassen
dann noch zuverlässig arbeiten, wenn ein Trieb-
sich nicht einfach linear hochrechnen, denn die
werksaufhängungspunkt, eine Komponente oder
Komponenten zeigen in einem anderen Maßstab
eine Propellerschaufel nicht mehr intakt sein
oftmals ein Verhalten, das nicht skalierbar ist“, so
sollte“, erläutert Dr. Stefanie Anteboth. Die Aus-
die Werkstofftechnikerin. Rolls-Royce ist gemein-
legungslasten des Gesamttriebwerks setzen sich
sam mit weiteren Partnern des Europrop-Interna-
aus verschiedenen Anteilen zusammen, wie zum
tional-Konsortiums (EPI) an der Entwicklung des
Beispiel Beschleunigungskräften, aerodynami-
Propeller-Triebwerks beteiligt. Als Antrieb des
schen Propellerlasten, Triebwerksschub oder Gyro-
Transportflugzeugs wurden Propellertriebwerke
skopieeinflüssen sowie Unwuchten des Propellers
gewählt, weil damit eine optimale Leistung für
und der Rotoren. „Um die optimale Lösung sowie
Start- und Landemanöver, wirtschaftlicher Kraft-
ein bestmögliches Zusammenspiel der einzelnen
stoffverbrauch, bessere Manövriereigenschaften
Bauteile zu finden, sind umfangreiche Berech-
am Boden sowie Lastabwürfe aus der Luft gewähr-
nungen notwendig. Dann kann man entscheiden,
leistet sind.
ob es sinnvoller ist, für ein Bauteil zum Beispiel
Seit Januar 2007 arbeitet Dr. Stefanie Anteboth
eine größere Wandstärke oder ein anderes Mate-
im Team der „Whole Engine Mechanics“-Gruppe.
rial einzuführen“, beschreibt die Brunel-Spezialis-
Mit „Finite Elemente“-Berechnungen prüft und
tin den Arbeitsprozess. Ziel ihrer Tätigkeit ist der
beurteilt sie die mechanischen Eigenschaften des
Aufbau eines validierten Gesamttriebwerkmo-
24
der Spezialist
PORTRÄT Im Anschluss an ihr Studium der Werkstoffwissenschaft und -technologie arbeitete Stefanie Anteboth als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Werkstofftechnik an der Universität Kassel und promovierte 2006. Seit ihrer Anstellung bei Brunel Anfang 2006 führte sie unter anderem statische Berechnungen für das Seitenleitwerk der A380 durch.
dells, das auf detaillierten Komponenten-Model-
in der Erprobungsphase. Zahlreiche Prüfstands-
len basiert und dessen Berechnungsergebnisse
läufe liegen hinter uns, Anfang dieses Jahres folgt
zur Triebwerkszertifizierung beitragen.
der erste Testflug eines Prototyps“, berichtet Dr. Domes. Stolz zeigt sich auch Dr. Stefanie Ante-
ENTWICKLUNGSZEITEN WERDEN ERHEBLICH VERKÜRZT, KOSTEN REDUZIERT
both: „Auch wenn der Teil, den ich dabei leiste, für die meisten Menschen sehr abstrakt erscheint, ist es für mich eine spannende Aufgabe, an der Ent-
„Dank der heutigen Möglichkeiten, das Betriebs-
wicklung dieses innovativen Produkts mitzuwir-
verhalten von Bauteilen weitestgehend vorauszu-
ken.“ Daran hat nicht zuletzt das engagierte Team
berechnen, ist man in der Lage, Entwicklungszei-
der Gesamttriebwerksmechanik mit Mitarbeitern
ten für neue Produkte erheblich zu verkürzen und
unterschiedlicher Disziplinen seinen Anteil. „Die
zudem beträchtliche Kosten zu sparen“, erläutert
Arbeit macht mir großen Spaß, weshalb ich das
Dr. Bernd Domes, der Gruppenleiter der Gesamt-
Angebot, auch im kommenden Jahr bei diesen
triebwerksmechanik bei Rolls-Royce. Natürlich
Berechnungsarbeiten mitzuhelfen, gerne ange-
kann dabei nicht gänzlich auf Tests verzichtet
nommen habe.“
werden, schließlich sind sie Bestandteile der Zertifizierung. Die „Finite Elemente“-Methoden sind jedoch aus dem heutigen Entwicklungsprozess nicht mehr wegzudenken. „Mittlerweile sind wir
der Spezialist
25
technische projekte
Von Reibmomenten und Elastizitäten Ingenieure von Brunel Car Synergies entwickelten zusammen mit BMW ein hochpräzises Prüfsystem. Auf dem REMP-Prüfstand werden bis zu sieben verschiedene Tests durchgeführt, um den Achsverschleiß zu analysieren. So verkürzen sich die Entwicklungszeiten deutlich. TEXT › Matthias Huthmacher
„Reibmoment- und Elastizitätsmess-Prüfstand“ –
eingesetzt. Mit ihm lassen sich sowohl Drehmo-
ein solches Wortungetüm nehmen nicht einmal
ment- als auch Elastizitätsmessungen vorneh-
detailverliebte Techniker öfter in den Mund als
men. Damit deckt er Aufgabenbereiche ab, für die
unbedingt nötig. Auch das „Prüfsystem zur Mes-
bislang zwei herkömmliche Prüfstände eingesetzt
sung von Reibmomenten in Achsgelenken“, so die
werden mussten. Zuständiger Projektleiter im FIZ
ursprüngliche Bestellung aus dem Hause BMW,
ist Georg Unterreitmeier. Er weiß neben der erst-
klingt nicht wirklich rund. Peter Bolz und sein
mals möglichen Kombination zweier Messverfah-
Team haben den Namen „ihres Babys“ also abge-
ren noch einen weiteren Vorteil des REMP zu
kürzt: REMP, das hört sich gleich familiärer an.
schätzen: „Wir erreichen hier eine enorm hohe
Und es lässt sich viel leichter merken – ganz wie
Messpräzision.“ Ein Höchstmaß an Genauigkeit
es einem Gerät zusteht, das derzeit als weltweit
stand von Beginn an im Lastenheft der Entwickler
einzigartig gilt.
und tatsächlich bewegen sich die Messtoleranzen
Peter Bolz ist Leiter von Brunel Car Synergies
des REMP im Hundertstel-Millimeter-Bereich.
in Bochum. Mehr als ein Jahr lang haben er und ein Stab aus acht Ingenieuren und Technikern sich mit dem REMP beschäftigt. Etwas über eine
DER REMP-PRÜFSTAND BEGLEITET ALLE STADIEN DER FAHRZEUGENTWICKLUNG
Million Euro hat die gesamte Entwicklung gekostet, mehr als hundert Präzisionsbauteile mussten
Doch damit nicht genug. Weil sich mit dem Gerät
eigens konstruiert und angefertigt werden, ehe
aus Bochum im Gegensatz zu derzeitigen Anla-
der 1,40 Meter breite, 2,65 Meter lange und 2,60
gen der Krafteinleitungswinkel beliebig variie-
Meter hohe Prototyp mit einem Gesamtgewicht
ren lässt, können die Prüfteile in ihrer Einbaulage
von rund 1,8 Tonnen betriebsbereit war. Doch es
montiert werden, also in exakt jener Position, die
hat sich gelohnt: „Erstmals können hier bis zu
sie auch am Fahrzeug einnehmen. Das erleich-
sieben Einzelmessungen auf ein und demselben
tert die Arbeit der Techniker erheblich, was umso
Prüfstand durchgeführt werden. Das erspart dem
wichtiger ist, da der REMP alle Stadien der Fahr-
Kunden Zeit und damit auch Kosten“, so Jörg Küp-
zeugentwicklung begleitet: die Initialphase, in der
pers, Prüfstandsentwickler bei Car Synergies.
die am Rechner entworfenen Konstruktionen
An seiner Wirkungsstätte im Forschungs- und
sich erstmals auf Simulatoren bewähren müs-
Innovationszentrum von BMW, kurz FIZ genannt,
sen. Die Konzeptphase, in welcher erste Prototy-
wird der REMP zur Prüfung von Verschleißer-
pen Fahrpraxis sammeln. Und die Serienphase,
scheinungen an neu entwickelten Achsgelenken
wenn das Fahrzeug nicht nur optisch, sondern
26
der Spezialist
› 13 auch technisch den letzten Feinschliff erhält.
Das umfangreiche Arsenal in den „Folterkam-
Vom ersten Federstrich auf dem Zeichenbrett bis
mern“ der Automobilindustrie umfasst Dauer-
zum fertigen Auto vergehen bis zu fünf Jahre.
belastungsstände, Klima- und Höhenkammern,
Während dieser langwierigen Entstehungsge-
Apparate zum Verbiegen und Verwinden von
schichte stehen immer wieder harte Prüfungen
Materialien, Maschinen, die an beweglichen Tei-
an: Nicht erst komplette Motoren, Fahrwerke und
len rütteln, schütteln, zerren und stoßen. Mit
Karosserien, sondern auch die einzelnen Kom-
Hilfe dieses Instrumentariums können alle nur
ponenten werden dabei regelrecht gemartert.
erdenklichen Torturen für sämtliche Bauteile
› 13 Wenn der Antriebsstrang montiert wird, wie hier bei BMW Brilliance Automotive Shenyang in China, haben die Prototypen der Einzelkomponenten bereits umfangreiche Belastungstests gemeistert.
der Spezialist
27
technische projekte
› 14
Bei Testfahrten zeigt sich, ob die aus den Messdaten der Einzelkomponenten abgeleiteten Fahreigenschaften auch in der Praxis zutreffen.
simuliert werden. Auch die Teststrecken in den
gen, welche Spuren die Horrorszenarien tatsäch-
jeweiligen Forschungszentren oder draußen in
lich hinterlassen. Achsgelenke aber werden in
den entlegensten Winkeln der Welt fordern
der Fahrpraxis besonders beansprucht, weil eine
ihren Tribut: Dort muss sich die Technik auf Hol-
Reihe unterschiedlicher Belastungen gleichzei-
perpisten ebenso bewähren wie auf Hochge-
tig auftreten. Ihr Verschleiß äußert sich in erster
schwindigkeitskursen, sie schluckt Sand, Staub
Linie durch zunehmendes Spiel oder Schwergän-
und Wasser, erträgt Schnee sowie Eis, Hitze und
gigkeit. Dies bereits im Ansatz zu erkennen, ist die
Kälte. In Simulation und Praxis wird jedem Bau-
Aufgabe des REMP-Prüfstandes: Er gehört nicht zu
teil innerhalb kürzester Zeit all das zugemutet,
den Folterinstrumenten, er ist vielmehr das Sezier-
was das künftige Kundenfahrzeug meist nicht
werkzeug, mit dem das geschundene Material
einmal über seinen gesamten Lebenszyklus hin-
untersucht wird.
weg zu ertragen hat. Nur was diesen geballten „Grausamkeiten“ widersteht, darf später in die Serie einfließen – ein ebenso gnadenloser wie
DIE ACHSGELENKE WERDEN MIT BIS ZU 1,2 TONNEN ODER 12 KILONEWTON BELASTET
aufwändiger Evolutionsprozess. Damit die rohen Kräfte dieser Verschleißer-
Dazu baut der REMP je nach Prüfungsansatz die
zeuger nicht sinnlos walten, sind hochpräzise
entsprechenden Belastungszustände an den Pro-
Mess- und Prüfverfahren nötig, die exakt aufzei-
banden auf. Bis zu 12 Kilonewton liegen dann an
› 14 28
der Spezialist
technische projekte
› 15 Das in den Prüfstand eingespannte Achsgelenk wird in Echtzeit per Laser vermessen. Die Steuerung des REMP, die Speicherung und Auswertung der Messdaten wurden durchgehend in LABVIEW programmiert.
› 15 den Achsgelenken an – oder anders ausgedrückt:
traggeber: „Dabei haben wir nicht nur Techniker
Etwa 1,2 Tonnen! Für den notwendigen Druck
und Konstrukteure des FIZ mit einbezogen, sogar
sorgen Hydraulikzylinder, zur Erzeugung von
die Werksfahrer der Testabteilung konnten ihre
Drehmomenten dienen Elektromotoren. Bei den
Erfahrungen einbringen.“ Eine umfassende Zu-
Messungen selbst kommen drei Methoden zum
sammenarbeit mithin, die am Ende nicht nur in
Einsatz: Lasertechnologie für die Elastizitätsunter-
Form einer ausgesprochen praktischen Handha-
suchungen, Dehnmessstreifen-Verfahren (DMS)
bung, sondern auch mit einem hohen Grad an Fle-
und Messwellentechnik bei den Widerstands- und
xibilität Früchte trug. Was Georg Unterreitmeier
Drehmomenttests. Die ermittelten Daten erfasst
in München nur bestätigen kann: „Dieser Prüf-
ein Computer anhand der Programmiersprache
stand erfordert lediglich den Wechsel der entspre-
LABVIEW. Er übersetzt die Messwerte in grafische
chenden Aufnahmevorrichtungen, dann können
Darstellungen, so dass die Fahrzeugingenieure
wir die Achsgelenke sämtlicher Modelle der BMW
anhand von Diagrammen beurteilen können, wie
Group vermessen, vom kleinen Mini bis hin zum
der Prüfling sich im bisherigen Testeinsatz be-
schweren Rolls-Royce.“
INFO Im Bereich Testing bietet Brunel Car Synergies Berechnung, Simulation, Materialprüfungen und Umweltsimulationen sowie schwingungs-, druck- und servohydraulische Prüfungen für alle Fahrzeugsysteme. Ebenso zählen der Funktionstest von Kraftstoffsystemen, mobile Messtechnik und EMV/ESD zu den Leistungen der Bochumer.
währt hat.
„WIR KÖNNEN DIE ACHSEN SÄMTLICHER MODELLE DER BMW GROUP VERMESSEN“ Wie bei allen Aufträgen für Brunel Car Synergies suchten Peter Bolz und seine Mannschaft auch während des gesamten Entwicklungsprozesses für den REMP die enge Kooperation mit dem Auf-
der Spezialist
29
technische projekte
Milliarden Bauteile auf kleinstem raum Die Miniaturisierung von Speicherchips und Mikroprozessoren schreitet immer weiter voran. Die Carl Zeiss SMT AG setzt auf neue Produktionsverfahren für die Massenherstellung. Um die 45 nm zu brechen, soll die Immersionslithografie zum Einsatz kommen. TEXT › Dr. Ralf Schrank
„Schon während des Studiums haben mich
der nächsten Generation von Halbleiterchips. Der
kleinste Strukturen fasziniert. Aber jetzt haut-
erste „Integrated Circuit“ (IC), im Volksmund ein-
nah an neuen Methoden zur Miniaturisierung
fach Chip genannt, wurde 1958 vorgestellt. Er ent-
von Chips mitarbeiten zu können – das ist schon
hielt gerade einmal zehn Bauteile.
äußerst spannend.“ Brunel-Mitarbeiterin Yvonne Köhne arbeitet seit 2006 an einem zukunftsweisenden Projekt der Carl Zeiss SMT AG in Oberko-
INTEGRIERTE SCHALTKREISE MIT IMMER FEINEREN STRUKTUREN
chen. Hier, im hundertprozentigen Tochterunternehmen der Carl Zeiss AG, ein Unternehmen
Heute ist die Integrationsdichte von Speicher-
der optischen und opto-elektronischen Industrie,
chips und Mikroprozessoren so weit vorangetrie-
arbeitet sie an neuen Verfahren zur Herstellung
ben, dass auf einem IC einige Milliarden Bauteile
PORTRÄT Die gelernte Kfz-Mechanikerin Yvonne Köhne entdeckte während ihres Maschinenbaustudiums den Mikrokosmos. Seit 2006 ist Yvonne Köhne bei Brunel, zuvor arbeitete sie zwei Jahre am FraunhoferInstitut für Grenzflächenund Bioverfahrenstechnik in Stuttgart.
ihren Dienst verrichten. Und die Miniaturisierung geht weiter. Denn die Benutzer von Handys, Notebooks, Internet und Digitalkameras verlangen ihren Geräten immer mehr Leistung ab. Von entscheidender Bedeutung für die weitere Steigerung der Integrationsdichte der ICs ist die Mikrolithografie, ein optisches Verfahren, mit dem feinste Strukturen auf dem Halbleiter abgebildet werden. Yvonne Köhne arbeitet an neuen lithografischen Verfahren, mit denen die Halbleiterindustrie integrierte Schaltkreise mit immer feineren Strukturen herstellen kann. Je mehr Leiterbahnen und Bauteile – Widerstände und Kapazitäten, Dioden und Transistoren zum Beispiel – sich auf einer gegebenen Halbleiterfläche unterbringen lassen, umso leistungsfähiger ist der IC. Am Anfang der Chipherstellung steht der Wa-
› 16
fer – eine etwa ein Millimeter dünne runde Scheibe aus Reinstsilizium, heute mit Durchmessern bis 30 Zentimetern. Auf jedem Wafer entstehen mit
30
der Spezialist
› 16 Endmontage des Objektivs Starlith 1900 im Reinraum bei der Carl Zeiss SMT AG in Oberkochen.
technische projekte
Hilfe der Mikrolithografie mehrere hundert bis
metern. Aber dank der erfolgreichen Arbeit von
mehrere tausend identische ICs, indem ein Licht-
Yvonne Köhne und ihren Kollegen bei Carl Zeiss
bündel Leiterbahnen und Bauelemente von einer
SMT, wird die 45-Nanometer-Barriere bald durch-
Vorlage auf den Wafer projiziert – ähnlich wie ein
brochen sein. Zwei Strategien verfolgt das Unter-
Diaprojektor das Diabild auf eine Leinwand über-
nehmen. Eine davon ist die optische Immersion.
trägt. Der kleine Unterschied: Ein Waferstepper
Wird der kleine Zwischenraum zwischen Abbil-
oder Waferscanner – je nachdem, ob die Struktu-
dungsoptik und Wafer mit einer geeigneten Flüs-
ren Schritt für Schritt (step-by-step) oder kontinu-
sigkeit gefüllt, zum Beispiel Reinstwasser, dann
ierlich (scan) übertragen werden – kostet heute
ist die Brechung wesentlich geringer. Im Ergebnis
weit über zehn Millionen Dollar.
ist die Abbildung also deutlich besser als ohne
Grund für den hohen Preis ist die außerordent-
Immersion – Auflösung und Tiefenschärfe steigen.
liche Präzision, die IC-Hersteller von den mechanischen und optischen Komponenten der Stepper und Scanner verlangen. Denn die Strukturele-
DIE MINIATURISIERUNG IST LÄNGST NICHT AM ENDE ANGELANGT
mente auf dem Wafer liegen bei 50 Nanometern und weniger. Ein Vergleich macht deutlich, welche
Die zweite Variante, die 45-Nanometer-Marke zu
enorme Auflösung damit einhergeht: Wenn auf
unterbieten, könnte folgendermaßen aussehen:
einem 30-Zentimeter-Wafer die beiden Erdhalb-
Ein Grundgesetz der Optik lautet: Je kleiner die
kugeln nebeneinander abgebildet würden, dann
Wellenlänge des genutzten Lichts, umso feinere
hätte eine Landstraße von fünf Metern Breite
Strukturen können abgebildet werden. In der Tat
auf dem Wafer eine Breite von etwa 50 Nanome-
haben sich die IC-Hersteller in den vergangenen
tern. Aktuell liegen die in der Massenproduktion
40 Jahren zu immer kürzeren Wellenlängen vor-
erreichbaren Linienbreiten noch bei 50 Nano-
getastet, um immer kleinere und damit immer
› 17 Bei der Strukturierung von Wafern für Mikrochips finden die Lithografieoptiken von Carl Zeiss SMT weltweit Einsatz.
› 17 32
der Spezialist
› 18 mehr Bauelemente auf einem IC zu platzieren. Mit
lenlänge vollständig absorbiert, müssen EUV-
Licht von 365 Nanometern im Bereich des „nahen“
Systeme im Hochvakuum betrieben werden. Für
UV erreichten sie vor gut 15 Jahren eine maximale
seine bahnbrechenden Leistungen bei der Ent-
Auflösung von 500 Nanometern. Mit dem 193-
wicklung von EUV-Systemen wurde ein Team
Nanometer-Licht eines Argonfluorid-Lasers las-
von Carl Zeiss SMT jüngst für den 11. Deutschen
sen sich heute Linienbreiten von unter 40 Nano-
Zukunftspreis nominiert.
metern realisieren.
› 18 Für den störungsfreien Ablauf der Versuche im Nanobereich müssen die Reinräume absolut staubund verschmutzungsfrei sein. Im Bild: eine noch unbearbeitete Linse.
Für die Massenfertigung hochintegrierter elek-
Doch die Miniaturisierung ist mit diesen Grö-
tronischer Bauteile werden heute 193-Nanome-
ßen noch längst nicht an ihrem Ende angelangt.
ter-Lithografen ohne Immersion eingesetzt. EUV-
Noch kleinere Wellenlängen nutzt die EUV-Litho-
Lithografiesysteme für die Mengenproduktion
grafie (EUV = extremes Ultraviolett). Linsen kön-
werden erst in einigen Jahre Marktreife erlangen.
nen in diesem Fall nicht verwendet werden, weil
Die Zukunft wird also zumindest auf mittlere
es kein Material gibt, das für EUV durchlässig
Sicht der 193-Nanometer-Immersionslithografie
ist. Vielmehr erfordert die Projektion Spiegelsys-
gehören. Immer vorausgesetzt, das Team, in dem
teme mit extremer Oberflächengüte. Die Wel-
Yvonne Köhne arbeitet, findet die richtigen Lö-
lenlänge ist durch die Eigenschaften der Spiegel
sungen.
auf einen sehr engen Bereich um 13,5 Nanometer beschränkt. Da die Luft das Licht dieser Wel-
der Spezialist
33
› 19
MITARBEITER UND KARRIERE
Im Takt rasender Innovationen Mit gebündelten Ressourcen aus Forschung und Industrie will Volker Linde im Arbeitskreis Elektroniktechnologie (AKET) künftigen Herausforderungen begegnen. Sein Arbeitsalltag wird seit über 20 Jahren vom rasanten Fortschritt auf diesem Gebiet bestimmt. TEXT › Anja Naumann
Volker Linde spricht schnell, als befürchte er, dass
lung der Telefontechnik von der Wählscheibe zur
das, was er sagt, im nächsten Moment schon wie-
Tastatur. Die elektrischen Impulse, die von der
der veraltet sein könnte. Die Elektroniktechnolo-
Tastatur ausgehen, erforderten eine neue Codie-
gie, so sagt er selbst, ist ihm in Fleisch und Blut
rung auf der Leiterplatte. „Die elektronischen
übergegangen. Schließlich hat die Entwicklung
Komponenten mussten damals noch von Hand
der Elektronik innerhalb der letzten Jahrzehnte
in die Durchkontaktierungen der Leiterplatten
nun einmal ein rasantes Tempo vorgelegt. Seit
gesteckt und verdrahtet werden“, erinnert sich
Lindes Ausbildung zum Elektronikfacharbeiter be-
Linde an die Anfänge seiner beruflichen Karriere.
stimmt der Takt der schnellen Neuerungen seine berufliche Karriere. Bleibt dieser Takt aus, fungiert er selbst gerne als Taktgeber. So auch, als er
INFO Der Arbeitskreis ist die Basis für die Optimierung von ElektroniktechnologieVerfahren. Ein Arbeitsfeld ist die Forschung und Entwicklung von Aufbauund Verbindungstechnologien für miniaturisierte Elektroniken.
DIE WENDE BRACHTE VIELE NEUE HERAUSFORDERUNGEN
Ende 2006 den Arbeitskreis Elektroniktechnologie (AKET) Nordhausen initiierte. Mit gebündelten
Später gab es so genannte Surface Mounted
Ressourcen aus Forschung und Industrie will er
Devices (SMD). Die Bauteile hatten erstmals keine
mit den Gründungsmitgliedern der Fachhoch-
Drahtanschlüsse, sondern wurden direkt auf die
schule Nordhausen sowie der FMN communica-
Leiterplatte gelötet. Dadurch ließen sich sehr
tions GmbH die Herausforderungen angehen,
dichte und vor allem beidseitige Bestückungen
die die Zukunft an die Elektroniktechnologie
der Leiterplatten realisieren. Was Linde in seinem
stellt. „Mittlerweile bringt die Automobilindust-
Studium der industriellen Elektronik in Eisleben
rie die miniaturisierte Steuerungstechnik direkt
in der Theorie erfuhr, setzte der frisch gebackene
an den Motorblock an“, nennt der 41-jährige
Diplom-Ingenieur 1989 als Prüffeldingenieur in
Eletronikingenieur ein Beispiel. „Dort ist sie Umge-
der Baugruppenfertigung des Fernmeldewerks
bungstemperaturen von bis zu 200 Grad Celsius
in die Praxis um. „Die SMD-Technik bedeutete da-
ausgesetzt. Dies war vor einigen Jahren noch un-
mals eine gewaltige Umstellung. Erstmals wur-
denkbar, da die Trägermaterialien aus Glasfaser-
den die Leiterplatten mit einem Automaten be-
substrat ab 120 Grad Celsius zähfließend wurden.“
stückt“, erzählt Linde.
Gänzlich anderer Art waren die Themenstel-
Die politische Wende brachte neue Herausfor-
lungen vor über 20 Jahren. Es ist das Jahr 1985,
derungen. Linde bestückte von da an Leiterplatten
Volker Linde hatte gerade seine Ausbildung zum
für neue Telefongenerationen namens „Nizza“
Elektronikfacharbeiter abgeschlossen. Im Fern-
oder „Bily“. Neue Einblicke bescherte auch die
meldewerk Nordhausen erlebte Linde die Umstel-
miniaturisierte Technik: Die Leiterplatten waren
› 19 Platine für ein Gerät zur optischen Messung komplizierter geometrischer Figuren. Die mehrlagige, RoHS-konforme Prozessorplatine verfügt über ein optimiertes Layout.
der Spezialist
35
MITARBEITER UND KARRIERE
mittlerweile in den Hörer integriert, das ganze
Forschung und Elektronikentwicklung für ver-
Telefon bestand quasi nur noch aus einem Hörer.
schiedene Branchen spezialisiert hat und 2006
Abermals stellten sich neue Anforderungen an
zur Brunel IMG umfirmierte. Wieder kamen neue,
die Leiterplattenelektronik, die sich nun flexibel
ihm bisher unbekannte Aufgaben hinzu, wie
an die gebogene Hörerform anpassen musste.
Akquise und Kalkulation. Als begeisterter Modell-
Doch 1992 traf die Umstrukturierungswelle im
eisenbahner führte ihn sein erster Weg zum Her-
Fernmeldewerk auch Volker Linde. Er wechselte
steller Piko. „Ich kehrte zurück mit dem Auftrag in
zur Siemens AG nach Sangerhausen und arbei-
der Tasche, die Leiterplatten für die elektrischen
tete in der Elektronikfertigung für verschiedene
Loks zu fertigen und zu integrieren“, erinnert sich
Branchen. „Im Gegensatz zur damaligen Massen-
Linde.
fertigung im Fernmeldewerk kam es nun darauf
Fünf Jahre später profitierte auch die reale
an, schnell und flexibel reagieren zu können“,
Bahn von den Leistungen der IMG GmbH. Die Elek-
erzählt Linde. Als dieser Standort 1994 geschlos-
tronik-Spezialisten um Volker Linde entwickelten
sen wurde, erhält er das Angebot von Siemens,
für Bombardier einen so genannten elektrischen
nach Hannover zu wechseln. Doch Volker Linde
Schlüssel, der die verschiedenen Signale in der
will seiner Heimatregion die Treue halten. „In der
europäischen Zugsicherung in einem System ver-
Region ist reichliche und vielfältige Elektronik-
einheitlicht und somit den grenzüberschreiten-
kompetenz vorhanden. Diese gilt es weiter auszu-
den Schienenverkehr ermöglichte.
bauen und zu bündeln“, begründet Linde seinen damaligen Entschluss, der noch heute sein Handeln bestimmt.
KONKURRENZFÄHIG DURCH EFFIZIENZ UND FERTIGUNGSOPTIMIERUNG
Ende 1995 stieß er zur frisch gegründeten Nordhäuser IMG GmbH, die sich auf industrienahe
„Entwicklung und Fertigung müssen eine Einheit sein, ansonsten kann nicht effizient produziert werden“, zieht Linde das Fazit aus seiner langjährigen Arbeit für verschiedene Branchen. Immer wieder hat er erlebt, dass der Entwicklung die anwendungsspezifischen Kenntnisse fehlen wie auch umgekehrt. „Wir sind in der Lage, auch im Hochlohnland Deutschland effektiv und in kleinen Stückzahlen Elektroniken zu entwickeln und zu fertigen. Sie müssen nur von Beginn an fertigungsoptimiert entwickelt werden. Denn ein Bestückungsautomat kostet in China genauso viel wie bei uns“, betont Linde. Wenn die vorhandenen Spezialisten dann noch den Weg zueinander finden und die Herausforderungen gemeinsam anpacken, dann sei der erste Schritt getan. So will er mit dem Arbeitskreis den Austausch forcieren. Seit langem bestehen Kooperationen mit der ortsansässigen
› 20
Fachhochschule Nordhausen, an der er selbst seit vier Jahren als Dozent für Elektroniktechnologie lehrt. Beim Gründungsmitglied FMN communi-
36
der Spezialist
› 20 Je enger die Bauteile zusammenrücken, um so wichtiger wird die Entwärmung. In diesem Fall gelöst mit Hilfe von Thermo-Vias.
MITARBEITER UND KARRIERE
› 21 cations GmbH handelt es sich um einen Ableger
um die Anforderungen bei der Anmeldung
des ehemaligen Nordhäuser Fernmeldewerks.
zum Elektronik Altgeräte Register zu erläu-
Gemeinsam stellen sich Peter Bubak (FMN com-
tern. Nächste Etappenziele sind unter anderem
munications GmbH), Prof. Matthias Viehmann
neue Lötverfahren mit niedrigen Temperaturen
(Fachhochschule Nordhausen) und Volker Linde
oder die Entwicklung neuer Wärme ableiten-
aktuellen und künftigen Fragestellungen rund
der Basisträger. „Wir müssen uns als Vordenker
um die Elektronik. Dazu gehören etwa die Auswir-
für unsere Kunden verstehen. Zu sehen, wo und
kungen des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes
warum neue Entwicklungen aktuell gehemmt
von Juli 2006: „Ohne den gemeinsamen Erfah-
werden, das ist eine der vielen Aufgaben“, er-
rungsaustausch wäre die Umstellung auf bleifreie
läutert Linde im Einklang mit seinen Partnern.
Elektronik niemals so reibungslos und schnell
Zusammen sind sie sich einig, den richtigen
verlaufen“, so Linde.
Schritt in der Region getan zu haben. Der Anfang
› 21 Volker Linde (Brunel IMG, M), Peter Bubak (FMN communications GmbH, l.) und Prof. Matthias Viehmann (FH Nordhausen, r.) beim Erfahrungsaustausch.
ist gemacht.
EIN WICHTIGER SCHRITT FÜR DIE ENTWICKLUNG DER REGION IST GEMACHT Kürzlich veranstaltete er für Kunden der Brunel
www.fmncom.com www.fh-nordhausen.de www.brunel.de/img
IMG diesbezüglich einen Informationsworkshop,
der Spezialist
37
AUS DEN BRANCHEN
Die Mischung macht es! NIR, das Kürzel steht für die Spektroskopie im Bereich des nahen Infrarots, sie kommt überall dort zum Einsatz, wo in Echtzeit auf Abweichungen der Zusammensetzung von Stoffen reagiert werden muss. Das Einsatzgebiet reicht vom Viehstall bis zur Gaspipeline. Audio-Version unter: www.brunel.de/podcast
TEXT › Roland Bösker
Täglich verarbeitet das HaBeMa-Qualitätsfutter-Werk in Ham-
zeit entwickelt. Vereinfacht skizziert,
burg-Wilhelmsburg tonnenweise Getreide, Soja, Öle und
funktioniert dies folgendermaßen:
andere Rohstoffe zu Kraftfutter. Die Rohstoffe werden zu Pellets
Eine Lichtquelle bestrahlt eine Sub-
gepresst. Die Bandbreite reicht von Minipellets für Haus- und
stanz, das reflektierte Licht wird von
Heimtiere wie Kaninchen und Meerschweinchen bis zu einen
einem Sensor aufgefangen. Je nach
halben Zentimeter dicken, gleichmäßig länglich-rund geform-
Eigenschaft der Substanz differiert
ten Brocken für Schweine, Pferde oder Rinder. Entscheidend
die Wellenlänge des zurückgeworfe-
dabei: Trotz variierender Eigenschaften der Rohstoffe soll die
nen Lichtes. Anhand des Vergleichs
Produktqualität ohne Zeitverzug in der laufenden Produktion
der Spektren miteinander sowie mit
überwacht und gesteuert werden können.
Referenzwerten, die zuvor in Messreihen im Labor gewonnen worden
WENN DAS MISCHUNGSVERHÄLTNIS NICHT STIMMT, MUSS AUFWÄNDIG NACHOPTIMIERT WERDEN
sind, erkennen NIR-Geräte in Sekundenbruchteilen die Zusammensetzung des analysierten Materials.
Ursprünglich waren dazu komplizierte und vor allem zeitrau-
„Mit NIR sowie der entsprechenden
bende Laboranalysen der Rohstoffe nötig. Denn je nachdem
EDV-Infrastruktur stehen Analyseer-
wie viel Feuchtigkeit, Proteine, Rohfasern oder andere Inhalts-
gebnisse in Echtzeit zur Verfügung
stoffe das Rohmaterial aufweist, muss das Mischungsverhält-
und können unmittelbar für die
nis angepasst werden. Ein Zeitverzug zwischen Probeentnahme
Überwachung und Justierung des
und Feststellung des Analyseergebnisses kann bedeuten, dass
Rohstoffzulaufes genutzt werden“,
ganze Chargen wegen unerwünschter Zusammensetzung wie
so Brunel Mitarbeiter und IT-Experte
zu hohen Feuchtigkeitsgehalts nachbehandelt werden müs-
Wolfgang Kern. Einmal mit Daten
sen oder gar nicht mehr verwendbar sind. „Das können einige
gefüttert und kalibriert, „lernen“ die
Tonnen Mischfutter sein“, berichtet HaBeMa-Betriebsleiter Jörg
NIR-Geräte ständig dazu, denn die
Bleck.
Daten aus der Produktion werden
Die Lösung des Problems bietet die NIR-Technologie, wie sie in Betrieben wie dem HaBeMa-Qualitätsfutter-Werk installiert
als aktualisierte Referenzwerte genutzt.
ist. Als Basis dient das Prinzip der Spektroskopie im Bereich des
„Die NIR-Technologie ist ausge-
nahen Infrarots (NIR). Die Technologie wurde von der NIR-Online
reift“, so Kern. „Es kommt darauf an,
GmbH für die Analyse und Überwachung der Herstellungs- oder
die Geräte und die EDV-Peripherie
Weiterverarbeitungsprozesse organischer Substanzen in Echt-
so in den laufenden Betrieb zu inte-
38
der Spezialist
PORTRÄT Wolfgang Kern schloss 1976 sein Informatikstudium ab und entwickelte im Anschluss ein Rechnernetz für die TU München. Sein Karriereweg führte ihn unter anderem zur Bundeswehr, wo er mit der Entwicklung eines neuen Logistiksystems betraut war. Nach weiteren Tätigkeiten im Bereich Automatisierung kam Wolfgang Kern im Juni 2007 zu Brunel.
› 22 Aufbau eines NIR-OnlineGeräts. Im industriellen Einsatz überwacht es per Infrarotstrahl Zusammensetzung und Feuchtigkeitsgehalt verschiedenster Produkte.
› 22
AUS DEN BRANCHEN
der anderen ist das NIR-Gerät angebracht, wo es den Rohstoffstrom ständig analysiert“, erklärt Bleck. „Damit kein Staub und keine kleinen an der Scheibe haftenden Partikel das Spektrum des reflektierten Lichts stören und Messergebnisse verfälschen, wurde die Linsenoberfläche speziell bearbeitet, um jedes Anhaften zu verhindern.“ Auch in der Erdgasförderung kann NIR zum Einsatz kommen. „Zu feuchtes Erdgas lässt Leitungen korrodieren“, berichtet Wolfgang Kern. „Wenn ein zu hoher Feuchtegrad zu
› 23
spät bemerkt wird, müssen ganze Pipeline-Abschnitte leer gepumpt und das Gas muss entfeuchtet werden.“ Das ist teuer und zeitaufwändig. „Aufgrund der Eignung für ex-
grieren, dass möglichst keine Verzögerung in der Produktion
plosionsgeschützte Bereiche kann
auftritt und die Daten nicht nur vom NIR-Gerät zuverlässig
die NIR-Technologie auch jene Ab-
erhoben werden, sondern dass die Mitarbeiter Daten schnell
läufe so steuern, dass Verzögerun-
erkennen und gegebenenfalls eingreifen können.“ Wolfgang
gen ausgeschlossen werden und man
Kern plant entsprechende Projekte, sorgt für die Installation
unmittelbar in Prozesse eingreifen
der handlichen, etwa 30 mal 30 Zentimeter großen und rund
kann.“ Selbst ein Produktionsdruck
zehn Zentimeter hohen Geräte sowie der ergänzenden EDV und
von bis zu 100 Bar ist kein Problem
ist an Schulungen der Mitarbeiter beteiligt. Rund einen Monat
für die Geräte. NIR kann so auch zu
rechnet Kern für die Installation des Systems, die Mitarbeiter-
ökonomischerer Gasförderung und
schulungen mit berücksichtigt.
-versorgung beitragen.
SPEZIALBESCHICHTETE LINSEN BLEIBEN AUCH UNTER EXTREMBEDINGUNGEN KLAR Über Monitore sind vom Soll abweichende Werte der Zusammensetzungen des Rohmaterials leicht zu erkennen. „Bei Unter- oder Über-Soll-Werten ist die Kurve gelb oder rot. So kann sehr rasch erkannt werden, wenn etwas nicht stimmt“, erläutert Jörg Bleck. Die Rohstoffe gelangen durch dicke Rohre zu den PelletPressen. Von den Hauptröhren zweigen Bypässe ab. Diese Nebenrohre sind mit Sichtfenstern versehen. „Auf der einen Seite können Mitarbeiter den Durchsatz optisch prüfen, auf
40
der Spezialist
› 23 An diesem Zutatenmischer überwacht das NIR-Gerät nicht nur permanent die Inhaltsstoffe und den Feuchtigkeitsgehalt, sondern signalisiert auch, wenn der Mischvorgang abgeschlossen ist.
Forschung & Wissenschaft
Die Zukunft der Batterie ist Grün Batterien sind praktisch, aber sie enthalten zumeist einen hochgiftigen Mix aus Schwermetallen. Das soll künftig anders werden, wenn es nach amerikanischen und japanischen Forschern geht, die alternative Batterien aus Papier und Zucker entwickelt haben. TEXT › Dr. Ralf Schrank
Schön, dass der Strom aus der Steckdose kommt.
handelsüblicher Batterien durch bioverträgliche
Aber was tun, wenn man mit Elektrogeräten mobil
Materialien zu ersetzen.
sein möchte? Für diesen Fall hat der Italiener
Am gebräuchlichsten ist heute die Alkali-Man-
Allessandro Volta (1745–1827) bereits um 1800 die
gan-Batterie, die aus Zink, Mangandioxid („Braun-
Batterie erfunden, die heute unsere Laptops, MP3-
stein“) und konzentrierter Kalilauge aufgebaut ist.
Player, Digitalkameras oder Handys mit Strom ver-
Ein Segen für Grundwasser und Boden, dass der
sorgt. Funktionsweise und Aufbau haben sich seit
Gesetzgeber inzwischen das Recycling von Batte-
damals nicht grundlegend geändert. Erst jetzt –
rien vorschreibt und regelt (siehe Info). Moderne
mehr als zweihundert Jahre später – bahnen sich
Hochleistungsbatterien enthalten statt Zink das
revolutionäre Neuerungen an, die vor allem eines
Leichtmetall Lithium. Forscher am Rensselaer
zum Ziel haben: den giftigen Cocktail im Inneren
Polytechnic Institute in Troy, USA, haben kürzlich gezeigt, dass es auch ganz anders geht. Ihre Batte-
INFO In Deutschland darf der Quecksilbergehalt von Batterien nicht über 0,0005 Prozent, der von Knopfzellen nicht über 2 Prozent des Gewichts liegen. Der Handel ist seit 1998 gesetzlich verpflichtet, gebrauchte Batterien zurückzunehmen. Die Rücklaufquote für Batterien und Akkus liegt in Deutschland bei etwa 40 Prozent.
rie besteht zu 90 Prozent aus biologisch unbedenklicher Zellulose, zu Deutsch: Papier. In die Zellulose haben sie Kohlenstoff-Nanoröhrchen eingebettet, die das Papier tiefschwarz färben.
„WUNDERPAPIER“ ALS KONDENSATOR In den Nanoröhrchen sind Elektronen sehr leicht beweglich, so dass das schwarze Wunderpapier wie ein Kondensator funktioniert, wenn man eine Spannung anlegt: Es speichert elektrische Energie. Mit einem kleinen Trick machten die RensselaerForscher aus diesem Kondensator die erste Papierbatterie der Welt. Sie beschichteten eine Seite des
› 24 Ein japanischer Elektronikkonzern präsentierte kürzlich die Zuckerbatterie. Der noch recht große Stromspeicher versorgt hier einen MP3-Player und Mini-Lautsprecher mit Energie.
Nanopapiers mit Lithium und tränkten das Ganze mit einem Elektrolyten, zum Beispiel einer Salz-
› 24
lösung. Das Lithium wirkt in der Papierbatterie als Elektronen liefernde Anode und die unbeschichtete Seite als Kathode.
der Spezialist
41
Forschung & Wissenschaft
› 25
Forscherin Dr. Shelly Minteer im Labor der Saint Louis University. Um die von ihr entwickelte Zuckerbatterie marktreif zu machen, muss vor allem ein wirtschaftliches Produktionsverfahren gefunden werden.
Die Papierbatterie ist viel leichter als herkömm-
Welche Probleme eine Massenfertigung aufwer-
liche Batterien, sie ist weniger als ein Zehntel-
fen wird, lässt sich heute noch nicht abschätzen.
millimeter dick und flexibel, sie lässt sich rollen,
Die Materialien, aus denen die Papierbatterie
falten und zurechtschneiden. Ihre Kapazität liegt
besteht, sind zwar günstig, ein rationelles Herstel-
in der Größenordnung konventioneller Batterien.
lungsverfahren liegt jedoch in ferner Zukunft.
Durch Aufeinanderlegen mehrerer Blätter lassen sich Batterien bauen, die auch energiehungrige Elektrogeräte mit Strom versorgen können. Da
WER GEWINNT DAS RENNEN ZUR ANWENDUNGSREIFE?
auch Körperschweiß oder Blut als Elektrolyte geeignet sind, wäre die Papierbatterie ideal für die
Vielleicht gewinnt auch ein anderer Batterietyp
Stromversorgung von Herzschrittmachern und
das Rennen zur Anwendungsreife: die Zuckerbat-
medizinischen Sensoren.
terie. Sie ist nicht so revolutionär wie die Papierbat-
Für das Design von Elektrogeräten ergeben sich
terie, aber genauso umweltverträglich. Forscher-
ganz neue Möglichkeiten, denn die Papierbatterie
gruppen in aller Welt arbeiten an ihr. Einen Proto-
passt selbst in engste Zwischenräume. Auch fer-
typ hat der japanische Elektronikkonzern Sony
tigungstechnisch sind neue Wege denkbar. Zum
kürzlich in Tokio präsentiert. Die Batterie arbei-
Beispiel lässt sich die Batterie einfach auf einen
tet nach dem Prinzip der Bio-Brennstoffzelle. Im
neutralen Träger aufdrucken. Aber Vorsicht:
Unterschied zur klassischen Brennstoffzelle, die
› 25 42
der Spezialist
Forschung & Wissenschaft
durch die Verbrennung von Wasserstoff oder Methanol Strom gewinnt, dienen in der Biovariante energiereiche bioorganische Verbindungen als Brennstoff, zum Beispiel Traubenzucker (Glucose). Die Bio-Brennstoffzelle liefert nur dann Strom, wenn die Elektronen, die bei der Verbrennung des Zuckers frei werden, nicht einfach auf eine andere Substanz übertragen werden. Bestimmte Enzyme oder Mikroben, die man seit einigen Jahren kennt und erprobt, verhindern genau das. Das Kunst-
› 26
stück wird sein, stabile Systeme aus Enzymen, Elektroden und Elektrolyten zu entwickeln, die miniaturisierten Zellen eine ausreichende Kapazität verleihen. Sonys fruchtsaftgetriebene 4 x 4 x 4 Zentimeter kleine Biobatterie entlockt einem
zur kabellosen Stromübertragung. Es gelang ihr,
Walkman gerade einmal ein paar Töne. Forscher
eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen, die zwei
der University of Saint Louis entwickelten immer-
Meter von der Stromquelle entfernt war. Die Ener-
hin schon eine briefmarkengroße Zuckerbatterie,
gieübertragung mit Hilfe von Magnetfeldern, die
mit der sie einen Taschenrechner betreiben kön-
nach Angaben der MIT-Forscher für Organismen
nen.
völlig ungefährlich sind, gelingt nur über Distan-
› 26
Die Papierbatterie passt in die schmalsten Zwischenräume und macht ein Batteriefach unnötig. So eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für das Design von Elekrogeräten.
zen von einigen Metern, jedoch auch durch Wände
AUCH AN DER K ABELLOSEN STROMÜBERTRAGUNG WIRD GEFORSCHT
hindurch. Aber es wird gewiss noch etliche Jahre dauern, bis lästige Stromkabel und Batterien, die immer
Wie sieht der Leistungsvergleich mit herkömm-
dann entladen sind, wenn wir sie gerade brau-
lichen Batterien aus? Schon der Prototyp der
chen, aus unserem Leben ganz verschwunden sein
Papierbatterie erreicht mit einer Betriebsspan-
werden.
nung von 2,3 Volt eine beachtliche Leistungsdichte von 1,5 kW/kg – muss also den Vergleich mit einer normalen Batterie nicht scheuen. Im Fall der Zuckerbatterie macht die Angabe einer Energieoder Leistungsdichte keinen Sinn, weil das Anodenmaterial, der Zucker, kontinuierlich zugeführt wird. Immerhin ist eine Ausgangsleistung von 50 mW ein guter Anfang – und die Entwicklung hat ja gerade erst begonnen. Bei alldem aber müssen die Batterieforscher Acht geben, dass ihnen nicht ein völlig anderes Verfahren, mobile Elektrogeräte mit Strom zu versorgen, die Show stiehlt. Eine Forschergruppe am Massachusetts Institute of Technology (MIT) nutzt das Phänomen der magnetischen Resonanz
der Spezialist
43
querdenken
wenn Der Berg ruft ... Rainer Perprunner hat eine Bergbahn entwickelt, die mit bis zu 54 Stundenkilometern durch das Gelände flitzt. Der Antrieb ist elektrisch und meistert Steigungen sowie Gefälle von bis zu 55 Prozent. Im schweizerischen Arosa bringt der Coaster bereits Hotelgäste auf den Berg. TEXT › Jan Meyer-Veden
Wenn es nach Rainer Perprunner geht, werden wir uns beim
bequem und ohne Wartezeiten in die
Blick aus dem Fenster bald fragen, in welchem Film wir gelan-
umliegenden Skigebiete gelangen
det sind: In luftiger Höhe flitzen Fahrzeuge auf achterbahn-
können.
ähnlichen Schienensträngen vorbei, in jedem Fahrzeug fünf bis acht Passagiere, die von ihren Sitzen das Panorama bestaunen. An den Haltestationen bilden sich nur selten Schlangen,
DIE IDEE ENTSTAND IM URLAUB IN NEUSEELAND
da die Fahrzeuge auf Knopfdruck zur Verfügung stehen. Steigt man ein, geht es mit bis zu 54 Stundenkilometern über die Stre-
Szenarien wie in Arosa waren es, die
cke. Steigungen und Gefälle bis zu 55 Prozent werden ebenso
Perprunner zunächst vorschwebten,
gemeistert wie enge Kurven von sechs Metern Radius. Alles
als die Idee vom Coaster geboren
geschieht vollautomatisch.
wurde. „Das Schlüsselerlebnis liegt
Das, in wenigen Worten, ist der Coaster. Erfunden hat ihn der
mittlerweile fast fünfzehn Jahre zu-
Österreicher Rainer Perprunner. Die erste kommerzielle Umset-
rück“, beginnt Rainer Perprunner
zung ist seit Ende 2007 im Schweizer Ort Arosa zu begutach-
die Geschichte seines Einfalls. „Ich
ten. Dort hat das Grandhotel Tschuggen in ein solches „Perso-
machte Urlaub in Neuseeland. In
nal Rapid Transport (PRT)“-System investiert, damit die Gäste
einem Vergnügungspark in den Bergen bin ich mit so einer Art Seifenkiste talwärts gesaust und dachte mir: So etwas müsste es bei uns auch geben!“ Seitdem hat Perprunner die Idee eines PRT-Fahrzeugs, das gleichermaßen Transportaufgaben erfüllt, aber auch, vor allem talwärts, einfach Spaß macht, nicht mehr losgelassen. „Das war halt ganz im Geiste der 90er Jahre, mit ihrem Hedonismus“, sagt er heute. Perprunner ist nicht nur gelernter
› xx › 27
Maschinenschlosser, ebenso profitiert er von Kenntnissen im Management und im Tourismus. Eine
44
der Spezialist
› 27 Beim Bau des ersten Coasters wurde darauf geachtet, dass Schienenstrang und Stationsgebäude sich harmonisch in die Landschaft einpassen.
› 28 ideale Mischung, wie sich bald zeigte. Denn um ein Projekt
viel Geld sowie unzählige Arbeits-
wie den Coaster auf die Beine zu stellen, war ein gründliches
stunden in die Realisierung des Pro-
Verständnis aller involvierten Bereiche unumgänglich. „Es
jektes gesteckt hat.
ging darum, ein touristisches Problem mit technischen Mit-
Auf einem alpinen Testareal in
teln zu lösen und die Lösung dann an den Mann zu bringen“,
Bürserberg, wo Anfang 2005 der
fasst er rückblickend zusammen. Erste Machbarkeitsstudien,
erste Coaster fertig gestellt wurde,
die Perprunner erstellen ließ, gaben Anlass zum Optimismus.
entwickelte er mit seinem Team
Seitdem sind über zehn Jahre vergangen, in denen Perprunner
das System bis zur Serienreife. Die
› 28 Der Coaster bringt nicht nur Skifahrer auf den Berg. Für Wanderer steht er das ganze Jahr über auf Abruf zur Verfügung.
der Spezialist
45
querdenken
› 29 Rainer Perprunner, geboren 1963 in Bludenz, Österreich, gründete 1985 eine Montage- und Personalbereitstellungsfirma. Von 1999 bis 2001 entwickelte er das Coaster-Konzept. Seit 2001 ist er Geschäftsführer der Coaster GmbH.
Fahrzeuge werden jeweils von zwei eigenen Elektromotoren
ten mit geringer Auslastung oder
angetrieben. Die Übersetzung erfolgt mittels zweier Zahnrä-
gar Leerfahrten sind seit jeher eines
der auf Seiten des Fahrzeugs und einer Zahnstange auf Seiten
der Kardinalprobleme des öffentli-
des Gleiskörpers. Energiequellen sind zwei Hightech-Batterien,
chen Personennahverkehrs. Da lag
deren Kapazität auf 60 Kilowattstunden beziffert wird und die
es für Perprunner nahe, seine Erfin-
sich auflädt, sobald die Fahrzeuge bergab fahren oder in der
dung noch einen Schritt weiterzu-
Station stehen. Diese Art der Energierückgewinnung, aber vor
denken, um auch Stadt- und Ver-
allem die Tatsache, dass die Kabinen nur auf Anforderung ver-
kehrsplaner von den Vorzügen des
kehren, machen in puncto Energieeffizienz den Unterschied zu
Coasters zu überzeugen. Denn im
Seilbahn und Sessellift aus. Denn natürlich ist das Fahrgastauf-
Gegensatz zum touristischen Szena-
kommen in derartigen Zubringeranlagen Schwankungen unter-
rio schließt er im Bereich des städ-
worfen. Des Morgens geht es hinauf in die Berge, des Abends
tischen Personennahverkehrs eine
zurück ins Hotel. Dazwischen herrscht oft Flaute: 70 Prozent
wirkliche Lücke. „Auf langen Stre-
der Betriebszeit verkehren diese Anlagen mit Auslastungen
cken und bei der massenhaften Per-
unter 20 Prozent. Während aber eine Seilbahn unabhängig von
sonenbeförderung sind Bus und
ihrer Auslastung durchgehend verkehrt und so permanent die
Bahn
gesamte Masse der Fahrzeuge bewegt, reagiert der Coaster nur
Perprunner, „ebenso das Taxi, wenn
auf Knopfdruck.
es darum geht, den Fahrgast vor der
konkurrenzlos“,
konstatiert
Haustür abzuholen und ihn punkt-
COASTER-EINSATZ AUCH IM NAHVERKEHR MÖGLICH
genau da abzusetzen, wo er hin will. Der Coaster hat seinen Auftritt an
Die gleiche Argumentation gilt natürlich auch für den Betrieb
der Schnittstelle von Grob- und
des Coasters als Nahverkehrssystem in Ballungsgebieten. Fahr-
Feinstverteilung. Beim Transfer zwischen Bahnhof und Flughafen beispielsweise, oder in Park -and-rideKonzepten.“ Eine der wesentlichen Stärken ist somit auch die große Flexibilität bei der Streckenplanung. Die modularen Schienensysteme lassen sich so verbauen, wie es die örtlichen Gegebenheiten fordern. Hindernisse können um-, über- oder unterfahren werden.
Für
eine
unterirdische
Streckenführung sind Tunnelröhren mit einem Durchmesser von drei Metern ausreichend. Soll der Coaster im Stadtbereich oberirdisch fahren, werden die Gleise so weit aufge-
17 › ›29
ständert, dass der Straßenverkehr ungehindert
darunter
passieren
kann, sprich in einer Höhe von etwa 4,5 Metern. Tilman Bracher vom
46
der Spezialist
QUERDENKEN
› 30 Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin kann sich indessen
Fraglos sind es, neben Umwelt-,
achterbahnähnliche Schienenstränge in den Straßen unse-
Effizienz- und Sicherheitsaspekten,
rer Städte nur schwer vorstellen: „Meiner Ansicht nach würde
wesentlich auch finanzielle Über-
der Anblick den Straßenraum beeinträchtigen. Zudem fehlt
legungen, denen die Planung städti-
genügend Platz für Ständer und Zugangsstellen und es besteht
scher PRT-Systeme unterworfen ist.
darüber hinaus die Gefahr, dass die aufgeständerten Kabinen
So liegen Vorprojektstudien zum
vor den Fenstern die Privatsphähre stören“, so seine Ein-
Coaster auf so manchem Schreib-
schätzung.
tisch von Dubai bis Hamburg. Allein
› 30 In den verglasten Stahlkabinen, wie hier in Arosa, können jeweils sechs Personen ein beeindruckendes Panorama genießen. Die Standardkabinen sind für acht Personen ausgelegt.
ein bis zwei ernstzunehmende An-
ÜBER DEN EINSATZ DES COASTERS WIRD AUCH IN DUBAI UND HAMBURG NACHGEDACHT
fragen müssen Perprunners Mitarbeiter wöchentlich bearbeiten. Ob und wann der Coaster seine Chance
Immerhin kommt der Coaster ohne komplexe Stellwerke, Kon-
bekommt, bleibt abzuwarten – so
trollzentren etc. aus, denn er fährt selbsttätig und im Einbahn-
oder so lohnt es sich deshalb, in
betrieb. Infolgedessen ist er mit relativ geringem personel-
regelmäßigen Abständen aus dem
lem Aufwand zu betreiben. Die für Betrieb und Wartung des
Fenster zu schauen.
Coasters anfallenden Kosten liegen daher unterhalb dessen, was für vergleichbare Systeme veranschlagt werden müsste.
der Spezialist
47
› 40
PANORAMA
Wissenschaft zum Anfassen Seit der Gründung der ersten Museen hat sich die Form der Wissensvermittlung stark verändert. Heute begeistern Science Center mit Mitmach-Exponaten nicht nur Kinder. Ein Streifzug durch die Welt der erlebbaren Phänomene und des spielerischen Lernens. TEXT › Janina Weinhold
Audio-Version unter: www.brunel.de/podcast
Einer Führung lauschend schleicht die Schul-
didaktische Leiterin im Universum Bremen: „Ein
klasse auf leisen Sohlen durch die Gänge der
Science Center kann als Haus der Phänomene
alten Gemäuer. Lachen und Stimmengemurmel
beschrieben werden. Hier wird Wissenschaft be-
werden von den Museumsbesuchern mit einem
greifbar, denn die Besucher lösen die Phänomene
ärgerlichen Stirnrunzeln quittiert. „Psst!“, zischt
selbst aus. Versuche am Exponat sprechen alle
es vom Lehrer herüber. So sah der Museumsbe-
menschlichen Sinne an und animieren den Besu-
such einer Schulklasse noch vor einigen Jahren
cher, Fragen zu stellen.“ Dagegen zeigen klassi-
aus. Im glänzenden Bauch des „Bremer Walfischs“,
sche Technikmuseen historische oder aktuelle
wie das Science Center Universum Bremen gerne
technische Objekte, wie beispielsweise Dampfma-
auch genannt wird, ist Stille als Exponat erlebbar.
schinen, und bieten die dazugehörigen Hinter-
Die Besucher wandeln durch den „Dumpfgang“
grundinformationen auf Tafeln oder Computer-
› 40 Das Exploratorium in San Francisco war das erste Science Center im heutigen Sinne. Von Künstlern gestaltete Exponate zum Thema Farbe und Licht laden zum Entdecken ein.
und geräuschlose Bewegungen werden zum Programm. Gewöhnlich bringt ein kalter Windhauch die menschliche Haut zum Kribbeln und ein Rock-
› 41 Im Bremer Science Center Universum können Kleine und Große naturwissenschaftliche Phänomene hautnah erleben. Hier in Form eines Luftstromes, der einen Ball in der Luft hält.
konzert den Bauch zum Vibrieren. Doch wenn keine Brise und kein Ton mehr die Tastrezeptoren der Haut erregen, dann empfinden wir ein taubes Gefühl. Das Exponat illustriert jedem Besucher, der sich in den isolierten Hohlraum hineinwagt, dass Stille sinnlich durch Hören und Tasten erfassbar ist.
IN SCIENCE CENTERN DEN PHÄNOMENEN AUF DER SPUR Das Universum Bremen ist eines von bundesweit rund 15 Science Centern, das „Wissenschaft zum Anfassen“ bietet. Die speziellen Ausstellungshäuser veranschaulichen einem breiten Publikum in Mitmach-Ausstellungen technische und natur-
› 41
wissenschaftliche Phänomene. Dr. Kerstin Haller,
der Spezialist
49
PANORAMA
Oskar von Miller erhob den Anspruch, Volksbildung und Unterhaltung in seinem Museumskon-
› 42 Wann hat man schon die Gelegenheit, ein echtes Feuerwehrauto auf eigene Faust zu entdecken? Im Deutschen Museum in München, dürfen Kinder ganz nah an die Exponate heran.
zept zu verbinden. Seine Auffassung ist aus einer Unterredung mit Nobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen überliefert.
EINE MISCHUNG AUS VOLKSBILDUNGSSTÄTTE UND OKTOBERFEST
› 42
„So antwortete von Miller auf dessen Frage: Glauben Sie, ein Museum ist der richtige Rahmen für die Zurschaustellung meiner Apparatur? – Doch natürlich, das Deutsche Museum ist eine Mischung
PORTRÄT Der amerikanische Physiker und Highschool-Lehrer Frank Oppenheimer demonstrierte seinen Schülern physikalische Gesetze am liebsten auf Schrottplätzen. Überzeugt von dieser Methode entwarf er Pläne für ein „hands on“Museum. Sein Ziel: Wissen spielerisch vermitteln.
terminals an. In interaktiven Ausstellungen muss
aus einer Volksbildungsstätte und dem Oktober-
der Besucher mit den Exponaten spielen, um die
fest“, erzählt Dr. Annette Noschka-Roos, Leiterin
Phänomene auszulösen. Dies trägt den Diskus-
der Hauptabteilung Bildung des Deutschen Muse-
sionen um Lerntheorien der letzten Jahrzehnte
ums. Interaktion und so genannte Knopfdruck-
Rechnung. Erkenntnisse der Pädagogik, aber auch
Exponate sind seit der Gründung ein fester Be-
der Neuropsychologie diagnostizieren die selbst
standteil des Konzepts. Das Museum verfügt über
gesteuerte Handlung als Schlüssel zum Lernen.
mehr als 100.000 Objekte aus Naturwissenschaft
Schon Albert Einstein erkannte: „Lernen ist Erfah-
und Technik, wovon 2.500 interaktiv sind. Ein
rung, alles andere ist Information“.
Klassiker ist beispielsweise der Flaschenzug: Statt
Die ursprüngliche Idee, Wissenschaft mit Unterhaltung zu verknüpfen, führt bis in die Aufklärung zurück. Schon im 17. Jahrhundert forderte beispielsweise Gottfried Wilhelm Leibniz ein Wissenschaftstheater. In seiner Schrift „Theater der Natur und Kunst“ schreibt er, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht mehr nur in Büchern, Figuren und Modellen erfasst, sondern inszeniert werden müssen. So entstanden Wissenschaftstheater. Vormals ausschließlich private Sammlungen von historischen Artefakten, Relikten, Büchern und Kunstobjekten werden um 1830 mit der Gründung der ersten Museen in Europa der Öffentlichkeit zugängig gemacht. In Deutschland wurde schon 1903 das erste interaktive Ausstellungshaus eröffnet: das Deutsche Museum in München. Der Gründer Oskar von Miller entwickelte gemeinsam mit dem Pädagogen und Verfechter des eigentätigen Lernens im Schulunterricht, Georg Michel Kerschensteiner, eine Ausstellung mit interaktiven Exponaten.
50
der Spezialist
abstrakter Bilder und Erläuterungen können die
› 43 Besucher schlicht selbst testen, wie viel Kraft es
gung der Besucher den Tornado von seinem Kurs
braucht, um den eigenen Körper anzuheben.
ablenkt. In Bremen orientierten sich Initiatoren des
WASSERDAMPFTORNADO MIT WIRBELEFFEKT HAUTNAH ERLEBEN UND VERSTEHEN
Universums an einer „Tür zur Wissenschaft“. Das als riesiges Oval geformte, mit Metallschindeln verkleidete Gebäude soll Neugier wecken und
Das erste Ausstellungshaus, das explizit den
die Besucher für verschiedene Deutungen sensi-
Namen „Science Center“ trug, ist das 1969 von
bilisieren. Im Inneren unterteilt sich die Ausstel-
Frank Oppenheimer gegründete Exploratorium
lung in die drei Themenkomplexe „Expedition:
in San Francisco. Auch in deutschen Science Cen-
Mensch, Erde, Kosmos“. Der Bereich „Kosmos“ ist
tern sind zum Teil Exponate zu sehen, die aus den
dunkel gehalten und von unzähligen sternen-
Werkstätten San Franciscos stammen. Beispiels-
ähnlichen Glühlampen erleuchtet, die Exponate
weise eine zylinderförmige Kammer, in der ein
sind in einem stilisierten Himmelszelt angeord-
Wasserdampftornado durch einen Saugmechanis-
net. „In unserem Haus spielt die Einbindung der
mus an der Kammerdecke und zwei Gebläse an
Phänomene in eine Geschichte eine große Rolle.
den Wänden entsteht. In der begehbaren Kammer
Durch die künstlerische Inszenierung sieht der
ist zu spüren, dass der Wirbeleffekt durch seitliche
Besucher im Kleinen wie im Großen den Bezug
Winde entsteht und der Luftsog durch die Bewe-
zur wirklichen Welt“, so Dr. Haller. Da Lernen ein
› 43 Die silberne Scheibe rotiert und befördert alle auf ihr liegenden Objekte schnell herunter, es sei denn, den Exploratorium-Besuchern gelingt es, die Objekte auf der Scheibe auf der Spitze rotieren zu lassen.
der Spezialist
51
PANORAMA
› 44 individueller Prozess ist, gibt es beispielsweise für
bietet weitere Experimente zu den Themen Luft,
das Phänomen Schall verschiedenste Exponate,
Wind und Wetter sowie der Schwerkraft und Ener-
die jeweils ein anderes Sinnensorgan des Men-
gie. Im Herbst folgte das „SchauBox“-Gebäude –
schen reizen. Nicht zuletzt sind Faktoren wie Spaß
ein Anbau, in dem zukünftig wechselnde Sonder-
und Emotionen für die menschliche Lernmotiva-
ausstellungen und Wissenschaftsdiskurse ange-
tion ganz entscheidend. Vor einem Seismogra-
boten werden.
phen springend und hüpfend, können die Besu-
Auch in Wolfsburg gibt es seit Ende 2005 mit
cher selbst die Stärke ihres selbst produzierten
dem „Phaeno“ ein Science Center. „Wie schon der
Bebens prüfen. Wie intensiv Erdstöße bei einem
Name andeutet, steht hier die Faszination der
echten Erdbeben sein können, erleben sie in der
Phänomene im Vordergrund“, erklärt Dr. Wolf-
Erdbebenkammer, die auf Knopfdruck mit Stärke
gang Guthardt, Direktor des Phaeno. Schon der
sieben ruckelt.
mit mehreren Architekturpreisen ausgezeichnete Bau soll die Besucher auf Forschen und Erkunden
400.000 BESUCHER KOMMEN JÄHRLICH INS UNIVERSUM
einstellen. Denn sowohl von außen als auch innen ist das Phaeno aus einem Guss gestaltet: wie eine abstrakte Landschaft mit Höhlen, Kratern, Hügeln
Das Universum verzeichnet auch sieben Jahre
und Tälern. „Alles fließt“ ist ein Leitgedanke. Die
nach der Eröffnung noch etwa 400.000 Besucher
räumliche Trennung der Ausstellungsthemen
jährlich. Es wurde im Sommer 2007 um den „Ent-
wurde bewusst vermieden. „Der Besucher soll
decker Park“, ein Freiluftareal mit Exponaten zum
ungeleitet den Phänomenen nachspüren, die ihn
Thema Bewegung von Wind und Wasser, erweitert.
wirklich reizen“, so Guthardt.
Auf dem Außengelände steht ein in sich gedreh-
Die Ausstellungsstücke im Phaeno sind nicht
ter 27 Meter hoher Turm. Dieser „Turm der Lüfte“
alle interaktiv. Beispielsweise zeigen Kunstexpo-
52
der Spezialist
› 44 Im „Phaeno“ gibt es didaktisch aufbereitete Informationen unter anderem zu den Themengebieten „Leben“ und „Wind und Wetter“. Links im Bild die interaktive Installation „Text rain“. Auf einer Projektionsfläche fallen Buchstaben herunter und können von den Besuchern aufgehalten werden.
PANORAMA
nate wie die „Strato Flora“ kein naturwissenschaftliches Phänomen an sich. Wohl aber beruht die aus der Bewegung von mehrfarbigen Lichtröhren kreierte Blume auf den naturwissenschaftlichen
› 46 Gemeinsam entdecken: Auch viele Erwachsene haben noch nie einen echten Tornado erlebt. Hier im Bremer Universum geht das ganz gefahrlos im Kleinformat.
Eigenschaften des Stroboskops und Farbreaktionen von Gasen. „Durch verändernde Farbintensitäten und Leuchtphasen soll die „Strato Flora“ an den Lebenszyklus einer Blume erinnern und auch weniger technikbegeisterte Menschen faszinieren“, so Christof Börner, Leiter der Experimentierfelder. „Der Umgang mit interaktiven Exponaten bedeutet viele Glücksmomente, wenn der Besucher den Dreh raus hat, aber gelegentlich auch die Möglichkeit, zu scheitern“, erklärt Dr. Guthardt. Doch die Exponate sind so gebaut, dass das Phä-
› 46
nomen auch ohne Vorkenntnisse erkennbar ist. Geschultes Personal steht den Besuchern beim Experimentieren zur Seite und erklärt Zusammenhänge oder Parallelen zu weiteren Themen. Einen Trend zu informellen Lernformen sieht
sich Science Center in Deutschland erst nach und
Dr. Wolfgang Guthardt erst langsam aufkeimen:
nach durch. Es bleibt abzuwarten, wie sich der
„Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten setzen
Markt entwickelt. In deutschen Bildungsstätten wird derzeit noch sehr an formalen Lernformen festgehalten.“ Im Phaeno, im Universum und im Deutschen Museum ist das spielerische Lernen schon Programm. Alle Ausstellungshäuser kooperieren ferner mit Schulen oder Universitäten und zeigen Sonderausstellungen, Vorträge und Theatervorführungen über Neuigkeiten aus den Forschungslaboren der Wissenschaftler. Aber auch die klassischen Museen setzen heute mit interaktiven Computerterminals oder audiovisuellen Angeboten auf die Erlebnisorientierung der Besu-
› 45 Was kräuselt sich denn da so schön? Die verzehrte Wahrnehmung durch die Brechung in der bewegten Wasseroberfläche ist nicht nur für Kinder immer wieder faszinierend. Im Exploratorium wird nicht nur ausprobiert, sondern im zweiten Schritt erklärt, warum das so ist.
cher. „Bitte nicht Anfassen“ mutet heute verstaubt an. „Inwieweit Lernformen mit Erlebnischarakter wie ,forschendes Lernen‘ jedoch in klassischen Bildungsinstitutionen
aufgenommen
werden,
lässt sich nicht abschätzen. Dennoch kann lebenslanges Lernen so attraktiver werden“, vermutet
› 45
Bernd Becker, Leiter des Bereichs Bildung vom Bremer Universum.
der Spezialist
53
PANORAMA
Offroad-Expedition durch 34 Länder Eurasiens Völkerverständigung in Zeiten der Globalisierung ist das Ziel. Auf dem Weg dahin legen sechs Geländewagen 150.000 Kilometer zurück. Die Route führt über insgesamt 43 Etappen quer über den europäischen Kontinent und durch Asien. Start- und Zielpunkt ist Bremen. TEXT › Anja Naumann
Die Ausrüstung wird bereits auf Vollständigkeit geprüft, die
Etappen zählt den Anmeldungen
Reservetanks befüllt und der Luftdruck der Reifen gemessen. In
zufolge die Route von Ulan-Bator
wenigen Wochen werden Abenteuerlustige in sechs Offroad-
nach Peking. Die Stadt wird recht-
Spezialfahrzeugen von Bremen starten, um für 20 Monate auf
zeitig zu den Olympischen Spielen
der Expeditionstour Xworld ferne Länder und fremde Kultu-
2008 erreicht.
ren des eurasischen Kontinents zu erkunden. Auf ihrem Weg
Was die Technik der Land Cruiser
durchqueren die Land Cruiser 34 Länder in 43 Etappen. Darun-
betrifft, muss sie den extremen Be-
ter legendäre Stätten und faszinierende Landschaften wie das
dingungen von Wüste, Dschungel
sagenumwobene Tibet, die Weiten Sibiriens oder das Hochge-
und Hochgebirgsmassiv auf einer
birge von Kirgistan.
Gesamtdistanz von 150.000 Kilometern gerecht werden. Das entspricht
EIN PRIVATER TRAUM WIRD NACH ZWEIJÄHRIGER PLANUNGSPHASE ZUM ÖFFENTLICHEN GROSSEVENT
knapp vier Erdumrundungen. Für diese Extrembelastung wurden die Fahrzeuge extra technisch modifi-
Veranstalter der Expedition ist der international operierende
ziert. „Insbesondere die steinigen
Hydraulikdienstleister Hansa-Flex. Das Unternehmen will mit
Passagen durch das nepalesische
der Xworld in Zeiten globaler Vernetzung seinen Beitrag zur
Hochplateau sind sehr materialer-
Völkerverständigung leisten. Mit diesem besonderen Kultur-
müdend“, weiß Thomas Armerding.
austausch werden Menschen aus verschiedenen Ländern die
Das Fahrwerk wurde daher etwa
schönsten Ziele Europas und Asiens in einem gemeinsamen
zehn Zentimeter höher gelegt und
Abenteuer erleben. Was als privater Traum von Geschäftsfüh-
mit einem kompletten Unterfahr-
rer Thomas Armerding seinen Ursprung hatte, entwickelte sich
schutz ausgerüstet. Auch ein speziel-
in einer zweijährigen Planungsphase zu einem öffentlichen
ler Wasserschnorchel darf nicht feh-
Großevent. „Ich wollte schon immer eine Offroad-Tour durch
len. Dieser ist mit dem Luftfilter des
Tibet und Nepal unternehmen“, erzählt Thomas Armerding.
Motors verbunden und verhindert,
„Seitdem wir große Zuwachsraten in Asien und Osteuropa ver-
dass der Motor bei Wasserdurch-
zeichnen, war es an der Zeit, die Menschen und die Kultur vor
fahrten in Laos Schaden nimmt.
Ort einmal näher kennen zu lernen.“ So führt die Route über
Nach 600 Tagen wird die outdoor-
Istanbul, Peking, Shanghai und zurück von Indonesien über
erprobte Fahrzeugkarawane am
China durch die Weiten Sibiriens bis ans Nordkap Europas, vor-
31. Oktober 2009 schließlich wieder
bei an vielen Hansa-Flex Niederlassungen. Zu den beliebtesten
in Bremen eintreffen.
54
der Spezialist
GEWINNSPIEL Hat Sie die Abenteuerlust gepackt? Dann lassen Sie sich nicht die Chance entgehen, an der ersten Etappe der Xworld teilzunehmen. Wir verlosen zwei Plätze für die Reise im Geländewagen von Bremen über Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien und Bulgarien bis in die türkische Metropole Istanbul. Die Teilnahmekarte finden Sie im hinteren Heftumschlag.
TERMINE
termine
Februar bis Mai 2008
AUSGABE 10 || Februar 2008
Messen und veranstaltungen 26. – 28. Febr.
2008
EMBEDDED WORLD Ob im Automobil, in der Datentechnik und Telekommunikation, Industrieund Konsumelektronik, Militär- und Luftfahrttechnik: Überall arbeiten Embedded-Technologien. Die Aussteller zeigen in Nürnberg das komplette Angebot rund um Hardware, Software, Tools und Dienstleistungen auf rund 23.000 Quadratmetern Fläche. www.embedded-world.de
›04.– 09. März
04. – 09. März.
2008
CEBIT 2008 Als weltweit größte Messe für die ITK-Branche ist die CeBIT der bedeutendste
Besuchen Sie uns auf der CeBIT in Halle 4, Stand D67.
globale Marktplatz und Wegweiser für die digitale Zukunft. 6.153 Aussteller aus 79 Ländern und rund 480.000 Besucher, davon alleine 385.000 Fachbesucher, konnte die CeBIT 2007 verzeichnen. Rund 8.000 Journalisten aus aller Welt berichteten über alles, was die digitale Welt bewegt. www.cebit.de 21. – 25. April
2008
HANNOVER MESSE – ROBOCUP GERMAN OPEN Die Hannover Messe ist seit 60 Jahren der führende Marktplatz für wegweisende Technologien. Sie ist mit mittlerweile über 5.000 Ausstellern das wohl wichtigste Technologieereignis weltweit. Die „Robocup German Open“, die deutschen Meisterschaften für Fußball spielende Roboter, finden zum zweiten Mal im Rahmen der Messe statt. www.hannovermesse.de
› 21. – 25. april Auf der Hannover Messe ist Brunel in Halle 26 im Job & Career Market sowie in Halle 25 beim diesjährigen RoboCup vertreten.
Meilensteine 05. Februar
1933
Der Bau der Golden Gate Bridge beginnt. Mit einer Spannweite von 1.280 Metern ist sie bei der Einweihung 1937 die längste Hängebrücke der Welt.
19. Februar
1986
Das Kernmodul der russischen Raumstation Mir erreicht die Erdumlaufbahn. 15 Jahre lang forschen Wissenschaftler in rund 350 Kilometern Höhe, bevor die Station 2001 kontrolliert zum Absturz gebracht wird.
31. Mai
1879
Der Ingenieur Werner von Siemens stellt auf der Deutschen Gewerbeausstellung in Berlin die erste elektrische Lokomotive vor – als Modell. Zwei Jahre später fährt die erste elektrische Straßenbahn der Welt in Berlin.
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der Spezialist
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impressum
›› WIR SEHEN DIE WELT MIT ANDEREN AUGEN
AUSGABE 10 || Februar 2008
REDAKTIONSANSCHRIFT Brunel GmbH, Redaktion „Der Spezialist“ Airport City, Hermann-Köhl-Str. 1a, 28199 Bremen redaktion@der-spezialist.de www.der-spezialist.de Telefon 0421-1 69 41-0
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VERANTWORTLICHER REDAKTEUR (V. I. S. D. P.) Carsten Siebeneich, General Manager Brunel GmbH
REDAKTION DIALOG Public Relations, Bremen GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH, Bremen
GESTALTUNG GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH, Bremen
FOTOGRAFIE (COPYRIGHTS) Sofern nicht abweichend, alle Angaben als Bildnummern: Thomas Kleiner (Titel, S. 3, S. 7, 02, 03, S. 55), Claudia Raband (U2,) Corbis (01, 40), Robert Lewis (04, 05), picture-alliance (06), Getty (07, 24), Retina Implant AG (08), Fraunhofer ILT (09), BEGO Medical GmbH (10–12), Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG (S. 25), BMW AG (13, 14), Brunel Car Synergies (15), Carl Zeiss SMT AG (16–18, S. 31), Jörg Gläscher (19–21), NIR Online GmbH (22, 23), Saint Louis University (25), Rensselaer Polytechnic Institut (26), Coaster GmbH (27, 28, 30), Universum® Bremen (14, 46), Deutsches Museum (42), The Exploratorium, Amy Snyder (43, 45), The Exploratorium, Nancy Rodger (50)
DRUCK Druckerei Girzig + Gottschalk GmbH, Bremen
ERSCHEINUNGSWEISE 3 Ausgaben / Jahr, Auflage 28.000 Stück
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Das Magazin für Technik und Management
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