Der Spezialist - Ausgabe 11

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AUSGABE 11 || Juni 2008

EM-Spielplan 2008 16 Mannschaften kämpfen vom 7. bis 29. Juni 2008 um die Fußball-Europameisterschaft!

GRUPPE - A: GRUPPE - B: GRUPPE - C: GRUPPE - D:

Portugal, Schweiz, Tschechische Republik, Türkei Deutschland, Kroatien, Österreich, Polen

Brunel GmbH | Airport City | Hermann-Köhl-Str. 1 a | 28199 Bremen

Frankreich, Italien, Niederlande, Rumänien

Das Magazin für Technik und Management

Griechenland, Russland, Schweden, Spanien

VORRUNDE Nr.* Tag

GRUPPE - A

GRUPPE - B

GRUPPE - C

GRUPPE - D

Spiel

Ort

Zeit

Ergebnis

01

07.06.

Schweiz – Tschechische Rep.

Ba

18:00

:

02

07.06.

Portugal – Türkei

Ge

20:45

:

09

11.06.

Tschechische Rep. – Portugal

Ge

18:00

:

10

11.06.

Schweiz – Türkei

Ba

20:45

:

17

15.06.

Schweiz – Portugal

Ba

20:45

:

18

15.06.

Türkei – Tschechische Rep.

Ge

20:45

:

03

08.06.

Österreich – Kroatien

Wi

18:00

:

04

08.06.

Deutschland – Polen

Kl

20:45

:

11

12.06.

Kroatien – Deutschland

Kl

18:00

:

12

12.06.

Österreich – Polen

Wi

20:45

:

19

16.06.

Polen – Kroatien

Kl

20:45

:

20

16.06.

Österreich – Deutschland

Wi

20:45

:

05

09.06.

Rumänien – Frankreich

18:00

:

06

09.06.

Niederlande – Italien

Be

20:45

:

13

13.06.

Italien – Rumänien

18:00

:

14

13.06.

Niederlande – Frankreich

Be

20:45

:

21

17.06.

Niederlande – Rumänien

Be

20:45

:

22

17.06.

Frankreich – Italien

20:45

:

07

10.06.

Spanien – Russland

In

18:00

:

08

10.06.

Griechenland – Schweden

Sa

20:45

:

15

14.06.

Schweden – Spanien

In

18:00

:

16

14.06.

Griechenland – Russland

Sa

20:45

:

23

18.06.

Griechenland – Spanien

Sa

20:45

:

24

18.06.

Russland – Schweden

In

20:45

:

Anna Deichmann und der Diamant >>

Technologie trifft Design Industriedesigner Professor Peter Naumann im Gespräch

Freihändig fahren Autonom fahrende Autos auf dem Weg zur Serienreife

Der Künstler und das Biest Theo Jansen lässt seine windgetriebenen Skulpturen über die Strände laufen

*Chronologie der Spiele

SPIELORTE In Österreich: Wi = Wien, Sa = Salzburg, In = Innsbruck, Kl = Klagenfurt In der Schweiz: Ba = Basel, Zü = Zürich, Be = Bern, Ge = Genf

Ihr Projektpartner für Technik und Management

6013_06.2008


Brunel GmbH | Projektpartner für Technik und Management

impressum AUSGABE 11 || Juni 2008

EM-Spielplan 2008

W E R GE WINNT?

16 Mannschaften kämpfen vom 7. bis 29. Juni 2008 um die Fußball-Europameisterschaft!

DER BE S TE A NGR IFF ?

DIE BE ST E V ER TE IDIG U NG ? Gruppensieger (1)

REDAKTIONSANSCHRIFT

DA S BE S TE T E A M !

Brunel GmbH, Redaktion „Der Spezialist“ Airport City, Hermann-Köhl-Str. 1a, 28199 Bremen redaktion@der-spezialist.de www.der-spezialist.de Telefon 0421-1 69 41-0

Gruppenzweiter (2)

GRUPPE - A: GRUPPE - B: GRUPPE - C: GRUPPE - D:

VIERTELFINALE

HERAUSGEBER

Nr.* Tag

Brunel GmbH

VERANTWORTLICHER REDAKTEUR (V. I. S. D. P.)

Spiel

Ort

Zeit

Ergebnis

25

19.06.

(1 A – 2 B)

Ba

20:45

:

26

20.06.

(1 B – 2 A)

Wi

20:45

:

27

21.06.

(1 C – 2 D)

Ba

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28

22.06.

(1 D – 2 C)

Wi

20:45

:

Carsten Siebeneich, General Manager Brunel GmbH

HALBFINALE

REDAKTION „UNSERE SPEZIALISTIN“ ANNA DEICHMANN Nur Diamanten von hoher Reinheit werden zu Schmucksteinen verarbeitet. Erst der richtige Schliff bringt ihr Feuer durch die zahllosen inneren Lichtreflexionen richtig zur Geltung. So exakt wie ein Diamantschleifer muss Anna Deichmann als Projektmanagerin auch bei der Mönchengladbacher Firma Areva Energietechnik GmbH arbeiten. Denn von der Bestellung bis zur Abnahme ist der Bau von Leistungstransformatoren eine sehr komplexe Aufgabe. Seit September 2006 ist die junge Diplom-Elektroingenieurin bei Brunel – und so vielseitig wie die Facetten des Brillantschliffs ist auch ihre Aufgabe. Ein Grund mehr, warum sie beides fasziniert.

DIALOG Public Relations, Bremen GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH, Bremen

Nr.* Tag

GESTALTUNG

Spiel

Ort

Zeit

Ergebnis

29

25.06.

(Sieger Spiel 25 – Sieger Spiel 26)

Ba

20:45

:

30

26.06.

(Sieger Spiel 27 – Sieger Spiel 28)

Wi

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:

GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH, Bremen

FOTOGRAFIE (COPYRIGHTS) Sofern nicht abweichend, alle Angaben als Bildnummern: GfG / Gruppe für Gestaltung (Titel, U2, S. 24, 14, 18, S. 39, 24), dpa Picture-Alliance (01, 02), Getty (03), Sebastian Ritzler (S. 10, 04), i/i/d Institut für Integriertes Design (05, S. 13) Hans Deumling (S. 14), Naumann Design (06 – 08), Axel Hess (09 – 13), Jochen Schiller (S. 26), Stephan Daniel Homfeld (15), IPG Automotive GmbH (16, 17, 19), Götz Peltzer (20), Lufthansa AG (21), ACE (22), W+K Maschinenfabrik (23, 25), Edgar Belz (26), Xworld by Hansa Flex (27), Michael Scholz (28), Lightglove Bruce Howard (S. 44, 29, 30), Loek van der Klis (S. 46, 31 – 33)

Wir unterstützen Sie. Hochgesteckte Ziele erreicht man mit einem guten Team und der richtigen Taktik. Unsere qualifizierten Ingenieure, Techniker und Informatiker unterstützen Sie sinnvoll, effizient und mit dem richtigen Know-how. www.brunel.de

FINALE Nr.* Tag 31

29.06.

Spiel (Sieger Spiel 29 – Sieger Spiel 30)

Ort Wi

Zeit 20:45

Ergebnis :

*Chronologie der Spiele

FUSSBALL-EUROPAMEISTER 2008

DRUCK Druckerei Girzig + Gottschalk GmbH, Bremen

SPIELORTE

ERSCHEINUNGSWEISE

In Österreich: Wi = Wien, Sa = Salzburg, In = Innsbruck, Kl = Klagenfurt In der Schweiz: Ba = Basel, Zü = Zürich, Be = Bern, Ge = Genf

3 Ausgaben / Jahr, Auflage 28.000 Stück

specialists | projects | management

Internationaler Technik und Manage-

Hermann-Köhl-Str. 1 a Brunel GmbH für ment Dienstleister 28199 Bremen Airport City

Brunel GmbH Tel.: 0421 Airport City/ 1 69 41-0 marketing@brunel.de

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editorial

DER SPEZIAL IST

AUSGABE 11 || Juni 2008

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, dass wir in jeder Ausgabe von „Der Spezialist“ etwas zu berichten haben, verdeutlicht den permanenten technischen Fortschritt, der uns umgibt. Hinter den kleinen und großen Innovationen des Alltags stehen Menschen mit kreativen Ideen: qualifizierte Techniker, Ingenieure und Angehörige anderer Berufsgruppen, die Problemstellungen erkennen, Know-how zusammen bringen und Projekte mit ihren Kompetenzen umsetzen. Beispiele in dieser Ausgabe gibt es viele: So findet das Auto „Annieway“ ohne einen Fahrzeugführer autonom seinen Weg von A nach B, wechselt eigenständig die Fahrspur beim Überholen und parkt passgenau in Parklücken ein. Hinter dieser technischen Leistung steckt das Team um Projektleiter Sören Kammel vom Institut für Mess- und Regelungstechnik der Universität Karlsruhe. Dieses Beispiel zeigt: Hinter jedem Fortschritt steckt ein kreativer Kopf. Professionelle Fachkräfte sind somit die Basis jeden Erfolgs und jeder Unternehmer sieht sich in der Pflicht, den Nährboden derart zu gestalten, dass er qualifizierte Mitarbeiter langfristig an sich binden kann. Um die Wertschätzung gegenüber seinen Mitarbeitern auszudrücken, sind nicht allein finanzielle Faktoren entscheidend, das komplette Umfeld muss stimmen. Meines Erachtens gehört dazu, ihnen den Rücken freizuhalten, damit sie den nötigen Spielraum haben, sich und ihre Qualifikationen zu entfalten. Dazu zählen herausfordernde Projekte, in denen sie sich weiterentwickeln können, aber auch eine ausgewogene Work-Life-Balance. Zentrales Stichwort ist etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, insbesondere für den zunehmenden Anteil weiblicher Fach- und Führungskräfte. Was alles dabei herauskommen kann, wenn Menschen motiviert sind, lesen Sie in dieser Ausgabe. Mit herzlichen Grüßen

General Manager Brunel GmbH

der Spezialist

03


kurz notiert

Als die welt farbig wurde Konkurrierende Farbstandards teilen die Welt in drei Zonen. Politische Interessen verhinderten ein einheitliches Farbsystem. Heute können die meisten Fernsehgeräte eine Vielzahl von Signaltypen wiedergeben.

FARBKODIERUNGEN

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NTSC, PAL und SECAM sind unterschiedliche Farbstandards, die zusammen mit dem SW-Signal gesendet werden. Das in Deutschland entwickelte PAL-Signal basiert auf dem amerikanischen NTSC. Das französische SECAM entstand unabhängig davon.

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04

der Spezialist

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inhalt

inhalt

Der Spezialist

AUSGABE 11 || Juni 2008

Seite

06

history:

ALS DAS FERNSEHEN FARBIG WURDE

Vor 80 Jahren gelang erstmals die Übertragung farbiger Bilder Seite

10

im fokus:

DER DESIGNER IST ERFINDER, ENTWICKLER UND PIONIER

Industriedesigner schaffen aus vorhandenen Technologien neue Lösungen Seite

14

Im Gespräch:

TECHNOLOGIE TRIFFT DESIGN

Peter Naumann schafft Ordnung und Struktur durch Design

› seite 14 Peter Naumann verleiht Produkten die Formen, die Technologie, Funktion und Optik vereinen.

Seite

18

forschung & Wissenschaft:

FREIHÄNDIG FAHREN

Ingenieure und Informatiker forschen an selbstständig fahrenden Autos Seite

23

Mitarbeiter & Karriere:

DIE ZUKUNFT DER NACHWUCHSFÖRDERUNG

Gerhard Wagner plant den idealen Berufseinstieg mit der Brunel-Akademie Seite

26

forschung & Wissenschaft:

FUNK IST NICHT GLEICH FUNK

Für drahtlose Sensornetzwerke gibt es Alternativen zu WLAN, ZigBee & Co. Seite

30

aus den branchen:

TESTFAHREN IM GRENZBEREICH

Wo Testfahrer an ihre Grenzen kommen, übernehmen Computer das Steuer Seite

34

aus den branchen:

NIE WIEDER BLECHSCHADEN

Bauteile aus Kohlefasern werden auch für die Automobilindustrie interessant

› seite 18 An der Uni Karlsruhe optimieren Wissenschaftler ihr selbstständig fahrendes Auto „Annieway“.

Seite

38

TechNische Projekte:

RUSSLAND BAUT AUF PORENBETON

Im Münsterland entstehen Betonwerke für den Einsatz in Russland Seite

42

Panorama:

OFFROAD-ABENTEUER: VON BREMEN BIS NACH ISTANBUL

Die Gewinner der ersten Etappe der Xworld berichten Seite

44

Querdenken

LICHTHANDSCHUH STATT MAUS

Tastatur und Maus bekommen Konkurrenz von einem Lichthandschuh Seite

46

Panorama:

DER KÜNSTLER UND DAS BIEST

Für Theo Jansen sind Ingenieurkunst und künstlerisches Schaffen eins

Termine impressum

› seite 46 Internationale Aufmerksamkeit erlangte Theo Jansen 2006 mit seinen Strandbiestern.

EXTRA: EM-SPIELPLAN (siehe Umschlagklappe)

der Spezialist

05


› 01


HISTORY

Als das fernsehen farbig wurde Im Jahr 1928 gelang dem schottischen Erfinder John Logie Baird erstmals die drahtlose Übermittlung bunter Bilder – heute feiert das Farbfernsehen seinen 80. Geburtstag: ein Querschnitt durch die Entwicklung der modernen Übertragungstechnik. TEXT › Klaus-Peter Berg

Was haben der Schotte John Logie Baird und

Bilder wurden mechanisch mit Hilfe schnell rotie-

die Deutschen Walter Bruch und Willy Brandt

render Lochscheiben in Einzelpunkte zerlegt, elek-

gemeinsam? Sie alle haben ein Stück Farbfern-

trisch nach dem Scanner-Prinzip übertragen und

sehgeschichte geschrieben. In diesem Jahr feiern

wieder zusammengesetzt. Das menschliche Auge

die bunten TV-Bilder ihren 80. Geburtstag. Rund

ist zu träge, um diesen „Trick“ zu durchschauen.

40 Jahre ist es her, dass auch in Deutschland die

Durch die schnelle Abfolge von zwölf Bildern pro

Fernsehwelt farbig wurde.

Sekunde (12 Hertz) entstand der Eindruck eines

Am 25. August 1967 drückte der damalige Vize-

einzigen Bildes. Die Qualität war jedoch äußerst

kanzler und Außenminister Willy Brandt in Ber-

schlecht, denn es konnten zunächst nur 30 verti-

lin symbolisch den roten Knopf, durch den das

kale Zeilen übertragen werden, die in Kombina-

farbige Zeitalter auf den deutschen Bildschirmen

tion mit den horizontalen Zeilen das Bildraster

begann. Von den rund 13 Millionen angemelde-

ergaben.

ten Schwarz-Weiß(SW)-Fernsehgeräten konnten

Doch die Nipkow-Scheibe setzte durch die

jedoch nur knapp 6.000 die farbigen Bilder auch

nicht mehr zu erhöhende Rotationsgeschwindig-

empfangen.

keit Grenzen in der Bildqualität. Die Zukunft gehör-

› 01 Mit einem Knopfdruck startet der damalige deutsche Vizekanzler Willy Brandt auf der 25. Deutschen Funkausstellung das Farbfernsehen.

te der 1897 entwickelten Kathodenstrahlröhre –

AM ANFANG STANDEN POSTK ARTENGROSSE FARBIGE BILDER

auch Braun’sche Röhre genannt. Später mit drei Elektronenstrahlkanonen bestückt, konnten auch farbige Bilder erzeugt werden: Leuchtstoffpunkte

Der Tag, an dem das Fernsehen das bunte Licht

in den Spektralgrundfarben Rot, Grün und Blau

der Welt entdeckte, wird auf den 3. Juli 1928

wurden in Form gleichseitiger Dreiecke auf den

datiert. Dem schottischen Erfinder John Logie

Leuchtschirm aufgedampft. Gezielt von den Elek-

Baird gelang in England erstmals eine drahtlose

tronenstrahlen beschossen, leuchteten sie, je nach

Übertragung von farbigen postkartengroßen Bil-

Dauer und Intensität des Beschusses, kurz auf und

dern, die mit synchron rotierenden Farbfiltern

vermischten sich. Der Eindruck eines farbigen

erzeugt wurden. Von wirklichem Farbfernsehen

Bildes entstand. Werden die drei Grundfarben

zu sprechen, verbietet sich in diesem frühen

gleichzeitig aktiviert, entsteht für das mensch-

Stadium jedoch, denn es waren nur undeutliche

liche Auge mittels der additiven Farbmischung

Standbilder zu erkennen. Das Experiment baute

weißes Licht.

auf der praktizierten SW-Technik nach dem Kon-

1951 strahlte das Columbia Broadcasting System

zept des deutschen Forschers Paul Nipkow auf:

in New York erstmals ein farbiges TV-Programm

der Spezialist

07


HISTORY

aus. Es musste aber nach wenigen Monaten eingestellt werden, weil SW- und farbige Übertragungen nicht kompatibel waren. Mit großem finanziellem Aufwand wurde schließlich das National Television Systems Committee (NTSC) gegründet. Wissenschaftler aller namhaften Elektronikfirmen sollten entsprechende Lösungen entwickeln. Zwei Jahre später, 1953, wurde die NTSC-Norm

› 02 Der Erfinder des deutschen Farbfernseh-Systems PAL Dr.-Ing. Walter Bruch, bei Entwicklungsarbeiten in dem von ihm geleiteten Telefunken-Grundlagenlabor in Hannover 1968.

propagiert. Dank erhöhter Abtastgeschwindigkeiten konnten bereits 525 Bildzeilen übertragen werden, was die Bildqualität deutlich verbesserte. Die Bildwiederholfrequenz von 59,94 Hertz, erzielt durch je zwei Halbbilder à 29,97 Hertz, erzeugte ein nahezu flimmerfreies Bild. Von großem Vorteil war die doppelte Kompatibilität: Farbfernsehsendungen konnten mit SW-Empfän-

› 02

gern ebenso betrachtet werden wie SW-Sendungen mit Farbfernseh-Empfängern. Negativ allerdings war die Tatsache, dass die Farben variierten: Es gab große Schwankungen, da die Farbinformationssignale vor der terrestrischen Übertragung

Darstellung der nächsten Zeile noch einmal ver-

codiert und später im Empfänger wieder rekon-

wendet. Das System war technisch aufwändig,

struiert wurden. Farbverschiebungen mussten

doch farbstabil.

von Hand am TV-Empfänger justiert werden.

In Deutschland wurde der Telefunken-Inge-

Schon bald wurde das NTSC-System spöttisch als

nieur Walter Bruch beauftragt, Stärken und

„Never The Same Color“ verhöhnt.

Schwächen der beiden Systeme NTSC und SECAM zu analysieren, aus den Fehlern zu lernen und

DAS PAL-SYSTEM NUTZT DIE TRÄGHEIT DES AUGES

die Systeme möglichst weiterzuentwickeln. 1963 stellte Bruch sein PAL-System (PAL = Phase Alternating Line – Phasenwechsel je Zeile) vor, das

In Europa bemühten sich die Staaten erst 1955 um

weitestgehend auf NTSC basierte, aber Farbver-

ein einheitliches Farbfernsehsystem. Vor allem

zerrungen durch eine Fehler korrigierende Eigen-

Frankreich förderte das von Henry de France ent-

schaft verhinderte. Übertragen wurden 625 Zeilen

wickelte SECAM-Verfahren. Das „Séquentiel Cou-

pro Bild bei einer Halbbildfrequenz von 50 Hertz.

leur à Mémoire“, zu deutsch sequentielle Farbe

Die Neuerung: In den geraden, von oben nach

mit Speicher, basierte auf einer Halbbildtechnik

unten übertragenen Zeilen wird das Farbsignal

mit 30 Hertz und 625 Zeilen. Zusätzlich zum Hel-

wie bei NTSC fehlerhaft übertragen. In den unge-

ligkeitssignal, also zum SW-Bild, wurden zwei Far-

raden, von unten nach oben übertragenen Zeilen

binformationssignale übertragen. Jedoch nicht

wird das Signal gespiegelt und ebenfalls fehler-

simultan, sondern sequentiell – pro Zeile immer

haft übertragen. Wenn die Signale beim Empfän-

nur eines. Der Empfänger benötigt dafür ein

ger zusammengeführt werden, heben sich die

Simultansignal. Dazu wurde das jeweils übertra-

beiden unterschiedlichen Phasenverschiebungen

gene Farbsignal zwischengespeichert und für die

auf und die ursprüngliche Farbe wird dargestellt.

08

der Spezialist


HISTORY

Die Trägheit des menschlichen Auges begünstigt

Television, ein weltweit gültiger digitaler Stan-

dieses Verfahren. Die Lösung war gefunden.

dard, der mit scharfen Konturen, satter Farbge-

In Deutschland setzte sich das Farbfernsehen

bung und großer Tiefenschärfe aufwartet. Die

zunächst nur schleppend durch. Selbst die Tages-

hochauflösenden Bilder können ausschließlich

schau der ARD blieb bis 1970 schwarzweiß. Den

von Plasma- oder LCD-Fernsehgeräten wiederge-

Durchbruch schaffte das Farbfernsehen erst im

geben werden, die auf elektronische Impulse rea-

Jahr 1974 mit der Fußball-WM im eigenen Lande.

gieren. Derzeit gibt es mehrere HDTV-Formate, wobei sich 1080i als weltweiter Standard heraus-

HDTV BESTICHT MIT SATTER FARBGEBUNG UND SCHARFEN KONTUREN

kristallisiert. Die Zahlen sprechen für sich: Während bei PAL 576 sichtbare vertikale Zeilen und 720 horizontale Linien 414.720 Bildpunkte erzeu-

In den USA gab es bereits ab 1953 regelmäßige

gen, bietet das neue System 1.080 Zeilen mit 1.920

Farbfernsehausstrahlungen durch das NTSC.

Linien und somit über zwei Millionen Bildpunkte.

Nach diesem Standard wird dort nach wie vor

Gegenüber den 30 Zeilen eines John Logie Baird

übertragen. Er konkurriert bis heute mit dem in

vor 80 Jahren ist den Entwicklern ein Quanten-

Europa und Asien weit verbreiteten PAL-System

sprung der Farbfernsehtechnik gelungen.

und dem SECAM-System, das in Frankreich, Japan und zahlreichen osteuropäischen Staaten Verwendung findet. Der aktuelle Standard der Farbfernsehtechnik heißt HDTV. Das Kürzel steht für High Definition

› 03 Fernsehpionier John Logie Baird mit seinem „Farbstereoskop-Empfänger“, einem Vorläufer des Farbfernsehens, den er 1928 der Öffentlichkeit vorstellte.

› 03 der Spezialist

09


IM FOKUS

Der Designer ist Erfinder, Entwickler und Pionier Industriedesign ist mehr als eine ästhetische Verpackung für technische Produkte. Zwei Beispiele zeigen, wie durch Analyse von Verwenderbedürfnissen und kreativen Einsatz verfügbarer Technologie neue Produkte und Anwendungen entstehen. TEXT › Jan Meyer-Veden

Gott hat die Welt gemacht – der Designer macht

trieben wird. Die Steuerung übernimmt die

sie schöner, heißt es. Mit dem Begriff Design ver-

zentrale Rechnereinheit. Die Lenkachse sitzt im

binden wir neuste Modetrends, schicke Lampen,

Griffbereich. Dadurch schwenkt der gesamte un-

coole Stühle und exklusive Saftpressen, Dinge, die

tere Teil des Stocks entsprechend dem Routen-

einen verfeinerten Sinn für Ästhetik ansprechen

verlauf ein, der im Voraus einprogrammiert,

und ihrem Besitzer den Status eines Kenners ver-

aber auch nach Belieben den aktuellen Bedürfnis-

leihen. Doch Design kann mehr. Die Reduzierung

sen und Wünschen des Benutzers angepasst wer-

auf eine Rolle als „neue Tüte für alte Hüte“ wird

den kann.

den Möglichkeiten des Designs nicht gerecht.

MYGO erfüllt also eine ähnliche Funktion wie

Designer betätigen sich heutzutage als Erfinder,

ein Blindenführhund, ist allerdings, so Ritzler,

Entwickler, Pioniere.

nicht dazu gedacht, und auch nicht geeignet, den

› 04 MYGO verbindet vorhandene Techniken wie Sensorik und Navigationstechnologie, um blinden Menschen eine größere Selbstständigkeit zu ermöglichen.

INTELLIGENTER BLINDENSTOCK MIT NAVIGATIONSGERÄT Beispiele dafür gibt es viele, wie etwa das Mobilitätssystem MYGO für blinde Menschen. Entworfen hat es Sebastian Ritzler im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Vereinfacht lässt sich MYGO als Kombination aus einer tragbaren Rechnereinheit und einem mit Navigationstechnologie ausgestatteten Blindenstock beschreiben. Die in den Stock integrierte Sensorik liefert Umgebungsdaten an den Computer, der diese mit dem gespeicherten Kartenmaterial abgleicht. Via Kopfhörer kann sich der Benutzer über seine exakte Position und eventuelle Hindernisse informieren lassen. Doch damit nicht genug: Am vorderen Ende des MYGO-Blindenstocks befindet sich ein kleines Laufrad, das durch einen Radnabenmotor ange-

10

der Spezialist

PORTRÄT Sebastian Ritzler studierte Industriedesign an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und wurde für seine Arbeiten unter anderem mit dem Bayerischen Staatspreis für Nachwuchsdesigner ausgezeichnet.


› 04


IM FOKUS

Hilfe eine zuvor ermittelte Bedarfslücke zu füllen. Das Ergebnis seiner Arbeit ist ein gutes Beispiel dafür, was Design kann, nämlich Freiheitsgrade erhöhen, Spielräume schaffen, Einschränkungen beseitigen. Ein weiteres Beispiel für die Leistungsfähigkeit von Design ist das Projekt Terebes des Instituts für Automatisierungstechnik (IAT) an der Universität Bremen. Terebes steht für „Tragbares erweitertes Realitätssystem zur Beobachtung von Schweiß-

› 05

prozessen“ und ist das Konzept für einen neuartigen Schweißhelm mit integriertem AugmentedReality-Display. Dieses Display stellt die Bilddaten zweier Hochleistungskameras dar, die ebenfalls in den Helm integriert sind. Dem Träger des Helms

› 05 Zwei Hochleistungskameras schauen für den Arbeiter in den gefährlichen Lichtbogen. Ein Display im Helm stellt Werkstück und Schweißnaht in Echtzeit dar.

hilfreichen Vierbeiner zu ersetzen. Schließlich

zeigt es den Schweißprozess samt Lichtbogen,

bereichert ein Hund das Leben seines Besitzers

Schweißnaht und Arbeitsumgebung. Zusätzlich

nicht bloß in Hinblick auf dessen Mobilität. Man-

werden Informationen wie etwa Strom- und

cher Blinde ist jedoch mit der Haltung und Pflege

Spannungsverlauf sowie Daten zur Geometrie des

eines Führhundes überfordert. „Hinzu kommt,

Werkstücks eingespielt, die für die optimale Aus-

dass selbst der ausdauerndste Führhund auf städ-

führung der Schweißnaht wichtig sind.

tischem Terrain nach etwa zwei bis drei Stunden ermüdet“, so Ritzler.

Beim Lichtbogenschweißen entstehen sehr hohe Strahlungsintensitäten. Um die Augen des Schweißers vor „Verblitzung“ und seine Haut vor

„NEUARTIGE IDEEN KOMMEN NIE AUS DEM NICHTS“

Schädigung durch die UV-Strahlung zu schützen, verfügen herkömmliche Helme über ein selbstverdunkelndes Visier. Dies reduziert zwar die Hel-

12

der Spezialist

Anfangs noch ohne genaue Vorstellung von der

ligkeit des Lichtbogens, macht jedoch im gleichen

Art des zu entwickelnden Produkts, arbeitete sich

Maße das Werkstück unsichtbar. Auch ist es dem

der findige Student gut drei Monate in die The-

Schweißer nicht möglich, die relevanten Parame-

matik ein, führte Gespräche, holte Meinungen

ter des Schweißprozesses über Anzeigen an sei-

ein und erschloss Bedürfnislagen. Im nächsten

nem Schweißgerät visuell zu kontrollieren und

Schritt musste er sich einen Überblick über den

gegebenenfalls Änderungen vorzunehmen. Der

gegenwärtigen Stand der Technik verschaffen

Terebes-Helm umgeht dieses Problem auf höchst

und bereits vorhandene Lösungen auf ihre Defi-

elegante Weise, indem er den unmittelbaren

zite analysieren. „Neuartige Ideen kommen nie

Sichtkontakt durch einen mittelbaren ersetzt,

aus dem Nichts“, so Ritzler. „Innovatives Denken

dem menschlichen Auge ein maschinelles Auge

bedient sich meist dessen, was es schon gibt, und

vorschaltet, dessen Bilddaten mit Hilfe eines Com-

setzt es auf überraschende Weise neu zusam-

puters aufbereitet werden können, ehe sie auf das

men.“ So auch bei MYGO. Die Leistung Ritzlers

Display gelangen.

liegt folglich nicht in der Erfindung neuartiger

Ähnlich wie MYGO erweitert also auch Terebes

Technologien, sondern darin, vorhandene Tech-

die Möglichkeiten menschlicher Wahrnehmung.

nologien klug zu kombinieren und mit ihrer

Und wie MYGO ist auch Terebes das Ergebnis einer


IM FOKUS

zunächst völlig offenen Fragestellung: „Wie kann

kommen soll, desto mehr Spielraum eröffnet sich

blinden Menschen zu größerer Selbstständigkeit

für überraschende Ideen“, so Rahe.

verholfen werden?“, fragte sich Sebastian Ritzler.

Wie zum Beispiel die Idee, die Defizite her-

„Wie lassen sich Schweißprozesse verbessern?“,

kömmlicher Schweißhelme durch Augmented-

fragte das Bundesministerium für Bildung und

Reality-Technologie zu beheben. Weit entfernt da-

Forschung (BMBF) in einer Ausschreibung.

von, lediglich eine ästhetisch zufrieden stellende Lösung anzustreben, sondern unter Voranstellung ergonomischer und funktionaler Kriterien mach-

INNOVATION ENTSTEHT DURCH KONSEQUENTES DESIGNERISCHES DENKEN

ten sich die Designer in ständigem Austausch mit Fachleuten an die Entwicklung eines Prototypen.

Um darauf eine Antwort zu finden, stellte Prof.

Auf dem Weg zur Serienreife des Terebes-Helms

Dr. Axel Gräser vom IAT ein Konsortium aus pri-

müssen hoch spezialisierte Kameras verwendet

vatwirtschaftlichen und universitären Partnern

werden, um die extremen Helligkeitsunterschiede

zusammen. Teil dieses Zusammenschlusses war

beim Schweißvorgang aufzulösen und abzubil-

auch das Institut für Integriertes Design (IID)

den. Bei MYGO liegt die Herausforderung in der

unter der Leitung von Prof. Detlef Rahe. Das IID

Software, die imstande sein muss, die gewalti-

vertritt einen methodischen Ansatz, demzufol-

gen Datenmengen zu verarbeiten. Doch der Beruf

ge Innovation durch konsequente Anwendung

des Designers ist es schließlich auch, die Grenzen

designerischen Denkens entsteht. Das heißt,

der Machbarkeit zu dehnen, zu strecken und auf

durch möglichst umfassende Einbeziehung des

durchlässige Stellen abzuklopfen.

PORTRÄT Detlef Rahe ist Initiator und Leiter des Instituts für Integriertes Design in Bremen. Seit 1989 ist er in der Lehre an verschiedenen Hochschulen und in seinem eigenen Designunternehmen tätig.

Problemkontextes sowie durch eine möglichst ergebnisoffene Arbeitsweise. „Je später man sich festlegt, was genau bei einem Projekt heraus-

VERBESSERUNG DER SCHWEISSPROZESSE DURCH DEN TEREBES-HELM ������������������������������ ������������������������������� ��������������������������� ��������������������������������������� ����������

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der Spezialist

13



IM GESPRÄCH

Technologie trifft Design Professor Peter Naumann lehrt Industriedesign an der Hochschule München. In seinem Designstudio verleiht er Produkten die Formen, die Technologie, Funktion und Optik ansprechend vereinen. Mit dem Spezialisten sprach er über den Prozess und seine Intentionen.

TEXT › Jan Meyer-Veden

Der Spezialist: Herr Naumann, Ihr Frühwerk hat

Der Spezialist: In welchem Stadium der Produkt-

Ihnen den Ruf eines jungen Wilden eingetragen.

entwicklung setzt Ihre Arbeit an, wo endet sie?

Sind Sie inzwischen ruhiger geworden? Naumann: Idealerweise ist der Designer schon bei Peter Naumann: Wie man’s nimmt. Ich bin ja

der Projektplanung dabei. Die Realität sieht leider

nicht Designer geworden, nur um schöne Dinge

meist anders aus; oft kommen wir erst dann ins

zu kreieren, sondern vielmehr, um mit der Identi-

Team, wenn viele Züge schon abgefahren sind.

tät der Produkte zu spielen und auch zu provozie-

Dann wird es natürlich sehr mühsam, noch gutes

ren. Da ist dann der ein oder andere Kollege schon

Design zu realisieren.

mal geschockt. Letztendlich sind meine Arbeiten

Da ich ausschließlich Auftragsarbeiten aus-

nicht für Designer gedacht, sondern für ein breites

führe, hat immer schon ein Ingenieur vorgearbei-

Publikum.

tet, bevor ich in Aktion trete. Ich bekomme dann

PORTRÄT Prof. Peter Naumann unterrichtet Industriedesign an der Hochschule München. Seit 1991 leitet er ein eigenes Designstudio. In diesem Jahr wurde er mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland für den Wohnwagen YAT von KNAUS ausgezeichnet.

ein so genanntes Lastenheft. Bei einem Motorrad

„MEINE WICHTIGSTE AUFGABE IST ES, DEN KUNDEN ZU ÜBERRASCHEN“

gibt es zum Beispiel unzählige Vorgaben von der Fahrwerksseite bis hin zu den Spezifikationen des Motors. Was das Ende unserer Arbeit betrifft,

Der Spezialist: Wenn man sich Ihre Arbeiten an-

kann es kaum lange genug hinausgeschoben wer-

schaut, drängt sich die Vermutung auf, dass Sie

den, damit nicht in letzter Sekunde vor der Markt-

Ihren Kunden einiges an Courage abverlangen. Naumann: Kann man so sagen. Im Grunde ist es ja

› 06 Vom Reißbrett zur Realität: Industriedesigner stehen oft vor der schwierigen Aufgabe, viele bereits feststehende Komponenten kurzfristig in eine ansprechende Form zu gießen.

meine wichtigste Aufgabe, den Kunden zu überraschen, ihm eine Außenansicht zu vermitteln, kurz: ein Design zu entwickeln, von dem er heute noch nicht weiß, dass er es in ein paar Jahren gut finden wird. Die Entscheidung liegt natürlich letzten Endes bei ihm. Der Wohnwagen YAT für KNAUS ist ein Beispiel. Mein Entwurf hatte mit dem klassischen Wohnwagen nicht mehr viel zu tun. Das Management hat sich trotzdem dafür entschie-

› 06

den, um neue Käufergruppen anzusprechen.

der Spezialist

15


IM GESPRÄCH

lung mitreden zu können, muss der Designer ein breit gefächertes Wissen haben. Letztlich fühle ich mich aber auch als Universalist und nicht als Spezialist. Typischerweise stehe ich immer wieder vor neuen Herausforderungen und muss mich auf unbekanntem Terrain behaupten. Im Moment arbeite ich an Implantatspritzen, Motorrädern, Reisetaschen und Starkstromschaltern. Dabei gewinne ich die Spezialisten der Unternehmen für das Projekt, indem ich ihre Kompetenz anerken-

› 07

ne und ihre Ideen aufgreife. Was nur Designer können, ist, all diese Information in einen gestalterischen Kontext zu setzen. Sie geben der Zukunft ein Gesicht.

einführung noch eine Änderung kommt, die der

› 07 Ein Wohnwagen, jenseits gewohnter Klischees. Hier reduziert das Design Komplexität, schafft Ordnung und legt somit Raum frei.

Gestaltung den Garaus macht.

GUTES DESIGN SPIELT SICH OFT IM VERBORGENEN AB

Der Spezialist: Dass ein Motorrad „sexy“, „sport-

Der Spezialist: Allein der Zusatz „Design“ genügt

lich“ oder „urwüchsig“ aussehen muss, um be-

oft schon den besonders tiefen Griff ins Porte-

stimmte Käuferschichten anzusprechen, versteht

monnaie zu versüßen. „Design“ verspricht Status,

sich von selbst. Welche Rolle spielt das Design von

Exklusivität. Wie wichtig ist überhaupt noch die

Industriemaschinen und Fertigungsanlagen?

Frage nach „gutem“ oder „schlechtem“ Design?

Naumann: Je komplexer ein Gerät ist, desto eher

Naumann: Designer wünschen sich Nachhaltig-

kann Design seine Trümpfe ausspielen. Investi-

keit. Allein deshalb, weil sie ihr Werk so lange

tionsgüter strotzen vor Funktionen und würden

wie möglich im Gebrauch sehen wollen. Das ent-

ohne Gestaltung oft monströs wirken. Design

spricht jedoch nicht den Zielen des Marketings,

versucht, hier Ordnung zu schaffen. Wenn Sie die

das vielmehr auf Absatzförderung setzt und da-

Taste zur Notabschaltung sofort finden, wissen

bei jenes Wörtchen so strapaziert. Ich sehe das

Sie, dass sich der Designer um eine vernünftige

nicht gerne und weiß auch nicht, was ein Design-

Anordnung der Bedienelemente gekümmert hat.

haus oder Designwasserkocher sein soll. Für mich

Letztlich sollen auch Industriemaschinen ihre

ist dies schon fast ein Indiz, dass es sich hier

Kompetenz visuell darstellen. Ein gutes Beispiel

um kein besonders gutes Design handeln kann.

sind die Heidelberger Druckmaschinen.

Gutes Design spielt sich oft im Verborgenen ab und lässt sich meist nur durch den Gebrauch ei-

Der Spezialist: Wie es scheint, verstehen Designer

nes Objekts erschließen. Setzen Sie sich in einen

von allem ein bisschen: Maschinenbau, Psycholo-

Stuhl, und Ihre Sinne werden Sie unmissverständ-

gie, Geometrie, Materialkunde, Ergonomie etc. Für

lich über dessen Designqualität unterrichten.

all diese Dinge gibt es Spezialisten. Was können Designer, was nur Designer können?

Der Spezialist: Ein Fünftel aller Google-Treffer zum Stichwort „Design“ enthält zusätzlich „Inno-

Naumann: Um kompetent in der Produktentwick-

16

der Spezialist

vation“. Überhaupt gedeiht um „Design“ herum


IM GESPRÄCH

ein wahrer Zaubergarten blumiger Begriffe.

ständig weiter. Vor allem im Kontext einer sich

Haben Sie als Designer Schwierigkeiten, ohne sol-

dramatisch verändernden Umwelt kann und darf

che Schaumschlägerei Kunden zu finden?

Design nicht ausschließlich als absatzfördernde Maßnahme begriffen werden. Autos etwa werden

DIE WISSENSCHAFT DES DESIGNS ENTWICKELT SICH STÄNDIG WEITER

heute durch die Bank mit großem Aufwand gestaltet, was zu einer trostlosen Uniformität geführt

› 08 Ökologische, soziale und moralische Fragen spielen zunehmend eine Rolle im Industriedesign. Der YAT von KNAUS bekam für die richtigen Antworten den deutschen Designpreis.

hat. Was fehlt, ist der Versuch, emissionsarme Naumann: Als ich in den Achtzigern mein Stu-

Fahrzeuge gestalterisch so zu definieren, dass sie

dium aufnahm, wusste mit dem Begriff „Design“

ein Umdenken provozieren und auch emotional

kaum jemand etwas anzufangen. Mittlerweile

als Alternative funktionieren. Die Identität eines

ist er so gründlich missbraucht worden, dass ich

Produkts zu verändern und es damit neu zu positi-

mich fast nach dem Terminus des Formgestal-

onieren, ist die größte Herausforderung für einen

ters zurücksehne. Andererseits ist unter Design

Designer.

beileibe nicht nur das „Schickmachen“ der äußeren Form zu verstehen. So spielen, neben jenen

Der Spezialist: Herr Naumann, haben Sie vielen

„klassischen“ Fragen nach Ästhetik und Funktion,

Dank für das Gespräch.

vor allem ökologische, soziale und auch moralische Fragen eine Rolle. Hier sollte Design immer innovativ und progressiv sein. Und es ist ja keineswegs alles Schaumschlägerei. Tatsächlich entwickelt sich die noch junge Wissenschaft des Designs

› 08 der Spezialist

17


Forschung & Wissenschaft

Freihändig fahren Das selbstständig fahrende Auto der Universität Karlsruhe hört auf den Namen „Annieway“. Per Laserscanner erfasst es die Umgebung, reagiert auf Schilder, weicht Hindernissen aus und kommt zuverlässig ans Ziel – bisher allerdings sehr viel langsamer als der menschliche Fahrer.

TEXT › Matthias Huthmacher

Audio-Version unter: www.brunel.de/podcast

Das Telefon klingelt: „Hallo Liebling, ich lande um

tragung in Form von Zügen und Gestängen aus,

15 Uhr 40. Kannst du den Wagen schicken?“ Natür-

die entsprechenden Befehle werden elektronisch

lich kann sie: „Ich lasse ihn auf Parkdeck B abstel-

übermittelt.

len.“ Eine halbe Stunde später ist das Auto unter-

„Annieway“ steht auf einer großen Freiflä-

wegs. Ohne Fahrer. Wie von Geisterhand bewegt,

che der Mackensen-Kaserne in Karlsruhe. Ganz

verlässt es das ruhige Wohngebiet, quält sich

unschuldig sieht sie nicht aus, denn auf dem Dach

durch den dichten Berufsverkehr und biegt dann

thronen neben den gelben Warnlichtern noch

auf den Flughafenzubringer ab. Pünktlich um 15

andere Gerätschaften. Am auffälligsten: ein topf-

Uhr 40 hat es eine Parklücke gefunden und fein

förmiger 360-Grad-Laserscanner HDL-64E, der

säuberlich eingeparkt. Der Mann kann kommen!

sich zehnmal pro Sekunde um die eigene Achse

› 10 Leere auf den vorderen Plätzen: „Annieway“ braucht keinen Fahrer, um sich sicher über den Asphalt zu bewegen.

dreht und dabei die Umwelt erfasst – und alles,

EIN INTELLIGENTES AUTO NAMENS „ANNIEWAY“ Zukunftsmusik, natürlich. Aber sie wird bereits komponiert. Beispielsweise am Institut für Messund Regeltechnik an der Universität Karlsruhe (TH). Dort beschäftigen sich Projektleiter Sören Kammel und sein 14-köpfiges Team mit ihrer

› 09

„Annieway“ – einem Auto, das nicht einfach nur

Das Herzstück des selbstständig fahrenden Autos ist ein 360-Grad Laserscanner. Bei zehn Umdrehungen pro Sekunde erfasst er die gesamte Umwelt.

einem vorgegebenen Kurs folgen oder den richtigen Abstand zum Vordermann halten, sondern auch Verkehrsszenarien erfassen kann und selbstständig auf Variablen wie Schilder, Ampelschaltungen, Gegenverkehr und Fußgänger reagiert. Ein intelligentes Auto mithin. Als Basis dient ein VW Passat Variant mit Automatikgetriebe. Der VW eignet sich besonders gut, weil er komplett auf die so genannte „Drive-by-Wire“-Technik umrüstbar ist: Nicht nur Gaspedal, sondern auch Bremse und Lenkung kommen dann ohne mechanische Über-

18

der Spezialist

› 09


› 10


Forschung & Wissenschaft

was sich darin bewegt. Ergänzt werden die Laser-

Rechner, die Autobox als Schnittstelle zwischen

messungen durch visuelle Wahrnehmung: Zwei

Bordcomputer und Fahrzeug, ein externes Strom-

nach vorne gerichtete digitale Videokameras

aggregat sowie zusätzliche Kabelstränge und

befinden sich ebenfalls auf dem Dach, zwei wei-

Kühlschläuche füllen den Laderaum. Hier hinten

tere hinter der Windschutzscheibe. Letztere sind

laufen sämtliche Informationen ein, werden alle

einzeln schwenkbar, um das Sichtfeld bei Kurven-

erfassten Daten miteinander abgeglichen, dem

fahrten zu erweitern.

aktuellen Standort zugeordnet und zu sinnvollem

So weit blickt „Annieway“ also durch. Doch würde ihr das überhaupt nichts nutzen, wenn

Handeln verknüpft. So weit die Theorie – doch funktioniert das auch in der Praxis?

sie nicht auch wüsste, wo sie sich befindet. Aus diesem Grund trägt sie gleich zwei Navigationsantennen. Neben den in handelsüblichen Navi-

LOCKER IN ZWEI ZÜGEN IN DIE KLEINSTE PARKLÜCKE

INFO Das Team „Annieway“ gehört dem Sonderforschungsbereich „Kognitive Automobile“ an, der seit Januar 2006 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Neben der Universität Karlsruhe sind ebenso die TU München, die Fraunhofer Gesellschaft (IITB in Karlsruhe) als auch die Universität der Bundeswehr München beteiligt.

gationshilfen genutzten Daten des GPS-Systems empfangen sie auch die Signale von Omnistar:

Leider spricht Omnistar aufgrund eines Emp-

Mit Hilfe des Netzwerkes aus Referenzstationen

fangsfehlers momentan nicht mit „Annieway“ –

lassen sich durch atmosphärische Störungen ver-

damit erfährt das Forschungsmobil seine Position

ursachte Beeinträchtigungen der GPS-Ortung kor-

nur aus den GPS-Signalen, und das genügt nicht

rigieren, was die Genauigkeit der Standortbestim-

für eine Ausfahrt in den Karlsruher Stadtverkehr.

mung erhöht.

Also kreiert Tobias Gindele vom Institut für Tech-

Das Gehirn von „Annieway“ aber befindet

nische Informatik am Laptop eine über die Frei-

sich im Kofferraum – für gewöhnliches Gepäck

fläche führende imaginäre Straße, in der noch ein

ist in diesem Kombi nämlich kein Platz mehr: Ein

Parkplatz frei ist, und füttert „Annieway“ mit den

› 11 Rasante Fahrten sind mit dem Autopiloten noch nicht machbar. Um Sicherheit gewährleisten zu können, fährt „Annieway“ langsamer als der Mensch.

› 11 20

der Spezialist


› 12 Daten. Die findet sich sofort in dieser Phantasie-

im Zweifelsfall ganz auf manuellen Betrieb zu

welt zurecht, steuert zielsicher die Lücke an, parkt

wechseln. Gebraucht wird diesmal nichts davon:

flott in zwei Zügen ein. Im Gegensatz zu bereits

„Annieways“ Computergehirn gibt Gas, lässt die

auf dem Markt befindlichen Parkassistenten

Automatik schalten, dreht am Lenkrad – nicht ein-

benötigt sie dazu keine aufwändigen Informa-

mal das Blinken wird beim Abbiegen vergessen.

tionseingaben mehr: Sie vermisst die Parklücke

Als plötzlich aber eine junge Frau am Straßenrand

selbstständig und führt dann die notwendigen

ins Blickfeld von Kameras und Laser gerät, bremst

Fahrmanöver durch.

der Wagen behutsam ab, ehe er einen weiten

Danach geht es innerhalb des Kasernengelän-

›12 Die Ingenieure und Informatiker des Projektteams „Annieway“ vor ihrem Lieblingsspielzeug: Sören Kammel, Moritz Werling, Tobias Gindele und Joachim Schröder (v. l.).

Bogen um die nichts ahnende Passantin schlägt.

des auf eine Tour um die vier Ecken. Zwar sitzt Moritz Werling vom Institut für angewandte Informatik hinterm Steuer – das Fahren aber erle-

IN ETWA 20 JAHREN KÖNNTEN FAHRERLOSE AUTOS MARKTREIF SEIN

digt „Annieway“ auch ohne sein Zutun. Werling demonstriert lediglich, dass er Herr im Hause ist:

Sören Kammel gibt zu, dass seine „Annieway“ im

Wenn er ins Lenkrad greift oder auf die Bremse

Straßenverkehr etwas langsamer unterwegs ist

tritt, setzt er die automatische Steuerung für das

als ein Auto mit menschlichem Pilot: „Sie fährt

gerade anstehende Manöver außer Kraft. Außer-

noch zu vorsichtig!“ Andererseits trug diese Zu-

dem gibt es auf der Armaturentafel und im Fuß-

rückhaltung wohl ihren Teil dazu bei, dass sie die

raum links vom Bremspedal Notausschalter, um

erste Feuertaufe mit Bravour bestanden hat: Bei

der Spezialist

21


Forschung & Wissenschaft

der „Urban Challenge“ im November letzten Jah-

weise von der Absicht des elektronisch gesteuer-

res schaffte der Karlsruher Passat aus einem Kreis

ten Vordermanns zur Vollbremsung, noch bevor

von 75 Bewerbern nicht nur den Sprung unter

dessen Bremslichter aufleuchten.

die elf Finalisten in Kalifornien, er legte dort auch

So weit, so gut. Doch führt all das nicht zur Ent-

die Fahrt durch die Geisterstadt der verlassenen

mündigung des Autofahrers? Sören Kammel sieht

Militärsiedlung Victorville unfallfrei zurück –

das anders: „Die von der Industrie derzeit noch

im Gegensatz zu einigen Konkurrenten.

favorisierten Assistenzsysteme wie der Abstand-

Doch wann werden Serienautos intelligent

halter unterstützen den Fahrer. Das autonom

genug sein, um uns zur Arbeit zu chauffieren? Joa-

fahrende Auto dagegen kann ihn vollständig ent-

chim Schröder vom Institut für Technische Infor-

lasten. Dabei entscheidet der Mensch am Steuer

matik rechnet mit mindestens 20 Jahren, denn

selbst, ob er sich auf der Urlaubsreise für ein paar

bisher muss noch immer jemand „Annieways“

Stunden vom Computer ablösen lässt, so wie Flug-

Berechnungen am Laptop überprüfen. „Zunächst

zeugführer dem Autopiloten vertrauen.“ Bis es so

wird diese Technik auf der Autobahn einsetzbar

weit ist, muss allerdings nicht nur die Technik

sein. Dann folgen Landstraßen und am Ende der

weiterreifen, auch juristische und versicherungs-

viel kompliziertere Stadtverkehr.“ Bis dahin aber

technische Fragen sind zu klären – erst recht für

können Autos auch schon untereinander kom-

die Solofahrt zum Flughafen.

› 13 Noch müssen die Berechnungen des Bordcomputers per Laptop überprüft werden. In Zukunft ist die Wahl zwischen selbst fahren und Autopilot aber durchaus denkbar.

munizieren. Dann erfährt ein Fahrzeug beispiels-

› 13 22

der Spezialist


MITARBEITER & KARRIERE

Die Zukunft der Nachwuchsförderung Mit dem Akademiekonzept von Brunel können Absolventen zukünftig vom Know-how erfahrener Kollegen profitieren und sich so optimal auf den Berufseinstieg vorbereiten. Dabei soll das Fachwissen aus dem Studium um praxisnahe Kenntnisse und wichtige Tools erweitert werden. TEXT › Florian Boehlke

Nehmen wir an, ein junger Ingenieur hat kürzlich sein Studium

reiche beherrschen. Wir machen uns

abgeschlossen. Um auf die zukünftigen Anforderungen in der

das breite Tätigkeitsfeld von Brunel

Praxis optimal vorbereitet zu sein, entscheidet er sich für ein

zu Nutze und fördern das hierfür er-

Trainee-Programm bei Brunel Communications. Hier kann er in

forderliche eigenständige Analysie-

kurzer Zeit sein erlerntes Wissen vertiefen und direkt an Projek-

ren“, so Wagner.

ten mitarbeiten. In den kommenden sechs Monaten wird er vor

Bei der Konzeption seines Modells

allem die Fähigkeit erwerben, später projektübergreifend agie-

hatte er sinnbildlich einen griechi-

ren zu können. Seine Kenntnisse aus dem Studium werden um

schen Tempel vor Augen. Das Fun-

praxisnahes Fachwissen über Prozesse, Methoden, Standards

dament bilden die Qualifikationen

und wichtige Tools aus dem Ingenieuralltag erweitert. Nach

eines Absolventen nach dem Stu-

einem halben Jahr hat er die nötige Fachkompetenz aufgebaut,

dium. Die Fachkenntnisse spiegeln

um sein erstes Projekt als Brunel-Spezialist eigenständig zu

sich in Säulen wider. Diese werden

bearbeiten.

nach und nach in den einzelnen Trainee-Stufen ausgebaut und der „Tem-

FLEXIBILITÄT FÖRDERN UND ZIELGERICHTET AUF DEN BERUFSEINSTIEG VORBEREITEN

pel“ erhält Stabilität. Abschließend vervollständigt das Dach den Tempel, das für die erlangte Problemlö-

So könnte das Akademiekonzept des Brunel-Spezialisten Ger-

sungskompetenz sowie team- und

hard Wagner in der Praxis aussehen. Die Flexibilität junger

zielorientiertes Handeln steht.

Ingenieure zu fördern, ist ein zentrales Ziel des ehemaligen

Als Wagner im März 2007 in

Mikroelektronik-Dozenten und heutigen Entwicklungsingeni-

Elternzeit ging, wurde er mit der

eurs. Hochschulabsolventen werden auf diesem Weg zielgerich-

Entwicklung des Akademiekonzepts

tet auf den Berufseinstieg vorbereitet. Denn die technologisch

für Brunel beauftragt. „Ich konnte

anspruchsvollen Projekte erfordern von den Studenten Flexibi-

bei meiner Familie sein und mich

lität und die Fähigkeit zur Abstraktion, damit sie ihr Wissen spä-

gleichzeitig für das Unternehmen

ter auch auf andere Bereiche und Kontexte übertragen können.

einbringen“, erinnert er sich. „Zu

„Ein Trainee sollte also nicht nur in seinem speziellen Fachge-

Beginn der Konzepterstellung stan-

biet sicher sein, sondern durch das Programm auch in die Lage

den Überlegungen, wie Brunel den

versetzt werden, unterschiedliche Anforderungen zu bewälti-

Übergang von Hochschulabsolven-

gen“, kommentiert Wagner sein Konzept. „Ausschlaggebend ist,

ten in die Projektarbeit optimie-

dass sie eine Dienstleistung für verschiedene Anwendungsbe-

ren könnte.“ Unternehmen fragen

der Spezialist

23



MITARBEITER & KARRIERE

bevorzugt berufserfahrene Ingenieure für ihre Projekte nach.

che Laufbahn strebte er aber nicht

Um den nötigen Praxisbezug für Berufsanfänger herzustellen,

an. Anfang 2000 wechselte er an

bieten sich nach Auffassung Wagners die branchenspezifi-

die Mikroelektronik Akademie nach

schen Kompetenz-Center von Brunel an. In einem vierstufigen

Hannover. Als verantwortlicher Ge-

Trainee-Programm können die Teilnehmer dort früh in die Pro-

schäftsbereichsleiter für Elektronik-

jektarbeit eingebunden werden und ihr Fachwissen praktisch

design mit den Schwerpunkten

anwenden. Anders als in den Hörsälen stellt Wagners Konzept

Mikroelektronik und eingebettete

die individuellen Fähigkeiten der Trainees in den Vordergrund.

Systeme entwarf er zusammen mit

Zusammen mit jedem Teilnehmer wird ein Stärken-Schwä-

Vertretern der Industrie und der

chen-Profil erarbeitet, das in Kombination mit Zielvereinbarun-

Arbeitsagentur eine einjährige Voll-

gen und der allgemeinen Marktentwicklung im Ingenieurbe-

zeitweiterbildung zum „Elektronik-

reich kontinuierlich überprüft wird.

entwickler“. Diese erhielt zum Ende

PORTRÄT Der Elektrotechniker Gerhard Wagner arbeitete im Bereich Informatik an der Universität Oldenburg und war dann Geschäftsbereichsleiter an der Mikroelektronik Akademie in Hannover. Seit 2005 ist er bei Brunel. Derzeit betreut er ein Projekt bei Delphi Fuba Automotive.

seiner Tätigkeit in Hannover gar

JUNGE ABSOLVENTEN TAUSCHEN SICH IN WORKSHOPS MIT ERFAHRENEN INGENIEUREN AUS

ein IHK-Zertifikat. „Besonders viel Freude macht es mir, Problemstellungen zu abstrahieren und dadurch

Gerhard Wagner ist erfahrener Elektrotechniker und Spezialist

neue Lösungsansätze zu entwi-

in der Entwicklung komplexer Systeme und digitaler Hardware.

ckeln“, sagt Wagner über sich.

Bevor er Mitte 2005 zu Brunel kam, entwickelte er für ein schot-

Erste Ansätze zur Umsetzung sei-

tisches Unternehmen einen Mikrochip zur verlustfreien Kom-

nes Akademiekonzepts gibt es bei

primierung bei der Bildübertragung über das Internet. Zudem

Brunel bereits. So legt Brunel Wert

war er an der Entwicklung eines Zwischenspeichers für Com-

darauf, dass sich innerhalb der

putertomographen beteiligt, der den Röntgenprozess beschleu-

Projektteams junge Absolventen

nigt, so dass Patienten nicht mehr so lange der Strahlung aus-

mit erfahrenen Ingenieuren austau-

gesetzt sind. Seit seinem Einstieg bei Brunel konzentriert er

schen können. Sowohl Kunden als

sich auf den Bereich des System-Engineering. So errichtete er

auch das Projektteam selbst profi-

unter anderem für die Blaupunkt GmbH ein Requirements-

tieren von den Synergieeffekten, die

Management-System zur Validierung der Projektabläufe in der

aufgrund der gemischten Qualifika-

Abteilung Car Multimedia Driver Information. „Die Schnitt-

tions- und Erfahrungslevel hervor-

stelle zwischen Kunden und Entwicklungsabteilung zu sein

gebracht werden.

und dabei die Anforderungen des Kunden mit den Möglich-

Wagner über seine Ziele: „Wir soll-

keiten der Entwickler in Einklang zu bringen, das reizt mich“,

ten die Flexibilität der Industrie nut-

erläutert Wagner.

zen, um stärker auf die jungen Absol-

In die Konzeption seines Trainee-Programms flossen Wagners langjährige Praxiserfahrungen als Ingenieur und Dozent

venten zuzugehen und sie praxisnah zu Spezialisten auszubilden.“

ein. „Ich leide darunter, wenn Dinge schlecht erklärt werden. Dabei lässt sich doch mit ein wenig Humor fast jedes Problem anschaulich erklären“, erzählt Wagner. Als er seine wissenschaftliche Karriere am Fachbereich Informatik der Universität Oldenburg begann, setzte er seinen Anspruch konsequent um. Als technischer Mitarbeiter betreute der damals 29-Jährige Diplom-Ingenieur vor allem die Studierenden der Bereiche Prozessorentwurf sowie FPGA-Technologie. Eine wissenschaftli-

der Spezialist

25


Forschung & Wissenschaft

Funk ist nicht gleich Funk Techniken wie Bluetooth, WLAN oder ZigBee nutzen den gleichen Frequenzbereich. Doch für drahtlose Sensornetzwerke gibt es durchaus eine Alternative. Der Informatiker Jochen Schiller von der Freien Universität Berlin bewies dies und entwickelte ein neues Funksystem. TEXT › Marco Heinen

Audio-Version unter: www.brunel.de/podcast

Als Professor Jochen Schiller 2001 von der Univer-

an ein System werden, das industrietauglich ist

sität Karlsruhe an die Freie Universität Berlin

und nicht nur im Labor funktioniert“, so Schil-

wechselte, bedeutete dies eine Zäsur innerhalb sei-

ler. Wobei der Bau eines Funksystems weniger

ner Forschung. Bis dahin hatte der 40-Jährige das

schwierig war, als dieses an die Normen für die

Thema Mobilkommunikation als Ganzes bearbei-

notwendige Zertifizierung anzupassen. „Das war

tet und wandte sich nun Funk-Sensornetzwerken

die große Herausforderung, eine hohe Reichweite

zu, einer speziellen Variante der Mobilkommuni-

und Robustheit bei geringem Energieeinsatz zu

kation zur Überwachung von Umgebungsparame-

erzielen und noch die Zertifizierung zu bekom-

tern. Bei Sensornetzwerken geht es darum, dass

men“, konstatiert der Informatiker. Die Vorschrif-

Kleinstrechner per Funk untereinander Daten aus-

ten regeln etwa die Breite des Frequenzbereichs

tauschen, weiterleiten oder umleiten, was als Mul-

und wie viel Energie dafür maximal eingesetzt

› 14 Sensornetzwerke helfen durch Messungen der Statik bei der Sicherung großer Gebäude, so wie der Royal Albert Bridge in Saltash, Cornwall. Erbaut von Isambard Kingdom Brunel 1859.

tihop-Kommunikation bezeichnet wird. Zentrale Herausforderungen sind dabei die Überwindung baulicher Hindernisse, die Sendereichweite sowie die für den Datentransport benötigte Energie.

HOHE REICHWEITE BEI GERINGEM ENERGIEEINSATZ Der beispielsweise bei WLAN genutzte 2,4 Gigahertz-Frequenzbereich ermöglicht zwar eine relativ hohe Datensenderate, doch ist die Reichweite mit 30 bis 50 Metern sehr begrenzt. Wollte man die Reichweite verdoppeln, würde dies wiederum einen vierfachen Einsatz an Energie erfordern. Zudem gilt der 2,4 Gigahertz-Sendebereich als stark überlastet. Aus Sicht Schillers Gründe, die für die Suche nach einer Alternative im Bereich des 868-Megahertz-ISM-Bands (ISM = Industrial, Scientific and Medical Use) sprachen: „Es sollte von Anfang

26

der Spezialist

PORTRÄT Professor Jochen Schiller studierte Informatik an der Universität Karlsruhe, wo er 1996 auch promovierte. Auslandsaufenthalte führten ihn unter anderem nach Schweden und Kanada. Schiller habilitierte 2001 und ist seitdem Professor für Technische Informatik an der Freien Universität Berlin.


› 14


Forschung & Wissenschaft

werden darf. Neben Professor Jochen Schiller zählt

Gateway, weiterzuleiten. Angesichts von bis zu

auch Dr. Hartmut Ritter zum Forscherteam. Er war

einem Kilometer Reichweite genügen folglich

seinem Kollegen aus Karlsruher Tagen nach Ber-

schon wenige ScatterNodes, um ein robustes Netz

lin gefolgt und führt gemeinsam mit Christian

zu knüpfen. Mit maximal 100 Milliwatt Sendeleis-

Huthmacher seit 2005 die damals ausgegründete

tung und weniger als einem Milliampere Strom-

Firma ScatterWeb. Unter diesem Namen steht die

aufnahme im Ruhezustand ist außerdem ihr Ener-

Basistechnologie samt Software zur Verfügung

gieverbrauch vergleichsweise gering.

und wird durch die GmbH für verschiedene industrielle Anwendungen konfiguriert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Techniken können sich

LANGZEITMESSUNGEN MACHEN BERGSTURZRISIKEN FRÜHZEITIG ERKENNBAR

beim ScatterWeb die Netzwerkknoten (ScatterNodes) selbstständig zu einem Netzwerk konfigu-

Eine Anwendung der ScatterWeb-Technik stammt

rieren. Dafür müssen sie in der Lage sein, Daten

aus dem Bereich des Energiemanagements. Dabei

sowohl zu senden als auch zu empfangen, um

können Verbrauchsdaten von Strom- und Gaszäh-

auch Steuerungsbefehle übermitteln zu können.

lern in vielen kurzen Intervallen abgelesen und

Eine Eigenschaft, die nicht bei jeder Netzwerk-

zur weiteren Auswertung über die ScatterNodes

technik gegeben ist. Die Sende- und Empfangs-

in Abständen von einem Kilometer an einen zen-

möglichkeit erlaubt dem System, Störungen im

tralen Rechner gesendet werden. Auf diese Weise

Netzwerk quasi in Eigenregie zu reparieren.

lassen sich genaue Verbrauchsprofile erstellen,

Erhält das Gerät A beispielsweise keine Rück-

ohne dass Zähler verkabelt oder vor Ort abgelesen

meldung vom Gerät B, sucht es nach dem nächst-

werden müssen. Eines der ersten Projekte der Scat-

erreichbaren Netzwerkknoten C oder D, um seine

terWeb GmbH bestand in der Langzeitmessung

Daten an den Zielcomputer, das so genannte

von Gesteinstemperaturen einer alpinen Perma-

› 15 Mit ScatterWeb-Technologie untersuchten Forscher der Universität Bonn Gesteinstemperaturen, um zu erkennen, inwiefern der Klimawandel die Stabilität des Felsens beeinflusst.

› 15 28

der Spezialist


Forschung & Wissenschaft

DATENÜBERTRAGUNG MIT SCATTERGATE

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frost-Region in den Schweizer Alpen. Geologen der

deten Schwarzschnabel-Sturmtaucher, der an der

Universität Bonn hatten dort die Verbreitung und

Küste Wales’ beheimatet ist. ScatterWeb-Technik

Veränderung des Permafrosts untersucht. Auch

wird hierbei mit Radio Frequency Identification

andere Geomessdaten wie Hochwasserstände las-

(RFID) kombiniert. Ultraleichte RFID-Transponder,

sen sich auf diese Weise erheben, denn die Netz-

die einzelne Vögel über elektromagnetische Wel-

werktechnik ist vollkommen unabhängig von den

len identifizieren, sind an den Beinringen der

Sensoren, mit denen sie verbunden wird. So wurde

Tiere angebracht. Über ein Sensornetzwerk in den

mit der Bundesanstalt für Materialforschung und

Höhlen, in die sich die Vögel nachts zurückziehen,

-prüfung (BAM) ein System zur Langzeitüberwa-

können die Forscher Ankunft und Abflug der Vögel

chung von Bauwerken entwickelt. Die eingesetzte

registrieren und Messdaten zur Temperatur und

Sensortechnik ist darauf ausgerichtet, minimale

Luftfeuchtigkeit in den Höhlen erheben. So lassen

Veränderungen und Spannungen in Gebäuden

sich Rückschlüsse darauf ziehen, wie die Vögel auf

und Anlagen zu registrieren, wodurch Einsturz-

veränderte Umwelteinflüsse reagieren.

gefahren frühzeitig erkannt werden können.

Noch in der Entwicklung ist eine Sensortech-

Während sich die ScatterWeb GmbH mit sol-

nik, die helfen soll, Feuerwehr-Einsatzkräfte bei

chen Produkten im Markt positioniert, forscht Pro-

einem Einsatz in einem brennenden Haus besser

fessor Jochen Schiller weiter. „Es gibt nicht die eine

orten und dabei ihre Vitaldaten kontrollieren zu

Konfiguration, die für alle Anwendungen geeignet

können, um Gesundheitsgefahren rasch zu erken-

ist“, sagt er. So ist die Freie Universität gemeinsam

nen. Das in Kooperation mit der Berliner Feuer-

mit der Universität Oxford derzeit an einem Pro-

wehr gestartete Projekt wird vom Deutschen Zen-

jekt beteiligt, das von der Forschungseinrichtung

trum für Luft- und Raumfahrttechnik getragen.

Microsoft Research Cambridge finanziert wird. Es

So könnte die neue Technik irgendwann auch das

handelt sich um Verhaltensforschung am gefähr-

Leben der Retter schützen.

der Spezialist

29


AUS DEN BRANCHEN

Testfahren im Grenzbereich Ein Auto muss in jeder Fahrsituation beherrschbar bleiben. Dafür sorgen unter anderem bis zu 50 elektronische Steuergeräte. Doch klassische Testfahrer geraten da an ihre Grenzen, wo die zu prüfenden Parameter in die Tausende gehen. Hier setzt die „Hardware in the Loop“(HIL)-Simulation an. TEXT › Dr. Ralf Schrank

Testfahrer Mark ist hochkonzentriert. Er steu-

Der Idee von HIL liegt der Gedanke zugrunde, dass

ert sein Auto mit 172 Stundenkilometern in

das Kontrollsystem nicht unterscheiden kann, ob

eine scharfe Linkskurve. Er weiß, dass er damit

seine „Umwelt“ real oder virtuell ist. Also simuliert

im Grenzbereich fährt: Das Heck droht nach

ein Rechner in Echtzeit die Fahrdynamikfunktio-

rechts auszubrechen. Jetzt wird er das Lenk-

nen der Fahrzeugumgebung mit Fahrzeugaufbau,

rad ein wenig verreißen, um die elektronische

Fahrwerk, Motor, Antriebsstrang, Lenkung, Brem-

Stabilitätskontrolle, kurz ESC, zu testen. Wenn die

sen und Aerodynamik, speist die synthetischen

Stabilitätskontrolle korrekt konfiguriert ist, wird

Daten in die zu prüfende Hardware ein. Daraufhin

die Elektronik das drohende Ausbrechen recht-

erhält der Rechner von der Hardware die Steuer-

zeitig erkennen und das rechte Vorderrad dosiert

befehle an die virtuellen Fahrzeugkomponenten,

abbremsen. Genau das prüft der Testfahrer in die-

prüft deren Wirkung und meldet diese Daten wie-

sem Moment an einem neu entwickelten ESC-System. In Zukunft werden risikoreiche Testfahrten dieser Art kaum noch nötig sein. Denn die Automobilindustrie setzt zunehmend auf ein neues Testkonzept, das für Mensch und Material ungefährlich und deutlich kostengünstiger ist: „Hardware in the Loop“ (HIL).

ECHTZEITSIMULATION DER UMWELT Ein elektronisches Kontroll- und Steuersystem wie ESC erfährt seine „Umwelt“ – also die übrigen Fahrzeugkomponenten, den Fahrer und die Straße – über die Messwerte von Sensoren und Aktoren. Sie liefern Informationen über Lenkwinkel, Querbeschleunigung, Geschwindigkeiten der einzelnen Räder, Motorendrehzahl, Straßenzustand und vieles mehr. Das Kontrollsystem analysiert die Daten und gibt geeignete Steuerbefehle an die „Umwelt“ zurück.

30

der Spezialist

› 16

› 16 Ein Standard-HIL-System basiert je nach Anwendungszweck softwareseitig auf den Simulationslösungen CarMaker, TruckMaker oder MotorcycleMaker. Die Hardware ist identisch.


› 17 der an das Kontrollsystem. Hardware in der Rück-

Motor, Getriebe oder Reifen. Mit HIL können so-

kopplung („in the Loop“) mit einer simulierten

gar Komponenten eingesetzt werden, die es in

Umgebung, das ist HIL.

der Realität noch gar nicht gibt. Oder kritische Verkehrssituationen generiert werden, die in der

SIMULATIONEN SIND SICHER FÜR MENSCH UND MATERIAL

Realität viel zu gefährlich wären.

› 17 In dieser Testanlage wird das Zusammenspiel von Elektronik und Hydraulik moderner Bremssysteme in Echtzeit getestet.

Nach Einschätzung von Dipl.-Ing. Bernhard Schick, Leiter Innovation bei der IPG Automotive

Gegenüber realen Testfahrten haben HIL-Simula-

GmbH in Karlsruhe, einem führenden deutschen

tionen nicht nur den Vorteil, ungefährlich zu sein.

Hersteller und Anwender von HIL-Testsystemen

Sie erfordern weit weniger personellen und zeit-

für die Automobilindustrie, ist die Effizienz von

lichen Aufwand, denn an der Seite der Testfahrer

HIL gegenüber herkömmlichen Fahrtests erheb-

steht eine ganze Mannschaft von Mechanikern,

lich: „Setzt man die neueste verfügbare Techno-

Messtechnikern und Versuchsingenieuren. Die

logie ein, die eine vollständige Testautomatisie-

Testbedingungen sind außerdem zu jeder Zeit ex-

rung und einen 100-prozentigen Online-Betrieb

akt reproduzierbar, auch extreme Bedingungen –

ermöglicht, lässt sich der Aufwand an Zeit und

etwa winterliche Straßenverhältnisse. Weil die

Geld um das 20fache verringern.“ Die beiden

Fahrzeugkomponenten virtuell sind, lassen sie

großen Herausforderungen bei der Entwicklung

sich sekundenschnell austauschen, zum Beispiel

von HIL waren die Realisierung von Echtzeitbe-

der Spezialist

31


AUS DEN BRANCHEN

dingungen und die realitätsgetreue Modellierung

fen, Achsen, Lager und andere bewegte Kompo-

der Simulation. Beide Herausforderungen sind

nenten sowie die Auflösung der 3-D-Straßenmo-

dank der zunehmenden Leistungsfähigkeit von

delle weiter verfeinert werden.

Hard- und Software heute weitgehend gelöst.

Immerhin ist die Simulationssoftware bereits

Selbst das komplexe fahrdynamische Verhalten

heute so weit entwickelt, dass sich als Hardware

in Grenzbereichen lässt sich inzwischen mit Hilfe

nicht nur einzelne Steuerelemente, sondern ganze

nichtlinearer Modelle gut abbilden. Und dem

Regelnetze bis hin zu kompletten Fahrzeugen in

virtuellen Fahrer wird heute mit anspruchsvollen

HIL-Tests einbinden lassen. Die Entwicklung kom-

Methoden der künstlichen Intelligenz natürliches

plexer Fahrer-Assistenzsysteme wie Lane Keeping

Verhalten – im Zweifel auch Fehlverhalten – ein-

Assistance, Überholassistent oder Einparkassis-

gehaucht.

tent wäre ohne HIL kaum noch zu bewältigen. Insgesamt steigen Anzahl, Komplexität und

HOCHGRADIG VERNETZTER VERBUND VON KONTROLL- UND STEUERSYSTEMEN

Vernetzung der Kontroll- und Regelsysteme im Auto permanent an. Gründe sind höherer Fahrkomfort, mehr Leistung und Sicherheit. Aber auch

„Entwicklungsbedarf besteht noch im Bereich

strengere Auflagen an Verbrauch und Umweltver-

transienter Zustände“, so Bernhard Schick. „Daran

träglichkeit durch den Gesetzgeber. Das Ergebnis

arbeiten wir derzeit!“ Beim zeitlichen Übergang

ist in modernen Fahrzeugen ein hochgradig ver-

von einem Betriebszustand in einen anderen

netzter Verbund von Kontroll- und Steuersyste-

haben Simulationen noch Verbesserungspoten-

men. So sind in einem Fahrzeug der Oberklasse

zial, zum Beispiel beim Übergang von einer Gera-

inzwischen mehr als 50 Steuergeräte miteinander

deausfahrt in eine Kurvenfahrt. Dazu müssen die

gekoppelt, die über mehrere Signalbusse Informa-

dynamischen Eigenschaften und Modelle für Rei-

tionen austauschen. Daraus ergeben sich für jede

› 18 Schneller und leistungsfähiger: Wo noch Mitte der 1990er Jahre viele Chips auf der Platine benötigt wurden, übernehmen heute ein bis zwei große FPGA-Bausteine ihre Funktion.

› 18 32

der Spezialist


AUS DEN BRANCHEN

Ausstattungs- und Ländervariante eines Fahrzeugtyps jeweils Tausende von Funktionsverteilungen. Alle Varianten auszutesten, würde klassische Testmannschaften vor Probleme stellen, die in endlicher Zeit nicht zu lösen wären. Hier ist HIL bereits heute unentbehrlich.

„HARDWARE IN THE LOOP“ WIRD IN ZUKUNFT NOCH LEISTUNGSFÄHIGER Doch die Potenziale von HIL reichen weit über

› 19

den Automobilbau hinaus. Dipl.-Ing. Hans-Ulrich Fleer vom Kompetenz-Center Brunel Communications in Hildesheim sieht neue Möglichkeiten in der Hardwareentwicklung: „HIL ermöglicht die frühzeitige Kopplung von komplexer externer

gegenüber den zwar leistungsfähigeren, aber

Hardware und FPGAs.“ Ein FPGA (Field Program-

auch deutlich teureren ASICs (Application Speci-

mable Gate Array) ist ein integrierter Schaltkreis

fic Integrated Circuits), die nur einmal „program-

mit kundenspezifisch programmierbaren Schal-

miert“ werden können.

tungsstrukturen. Ändern sich die Anforderungen

Bisher wurden in einem mehrstufigen Prozess

eines Kunden, kann ein FPGA jederzeit umpro-

die Schaltungsstrukturen eines FPGAs zunächst

grammiert werden. Für Anwendungen mit Stück-

per Software simuliert und dann auf einem Proto-

zahlen bis zu einigen 10.000 rechnen sich FPGAs

typen-Board getestet. Mit dem HIL-Simulationsan-

› 19 Die virtuellen Testfahrten mit CarMaker am Computerbildschirm liefern reale Ergebnisse, die in Produktion und Entwicklung von Fahrzeugen einfließen.

satz lassen sich beide Schritte frühzeitig verknüpfen. Dabei wird die bereits existierende Hardware

„HARDWARE IN THE LOOP“ UND BRUNEL „Hardware in the Loop“ ist bei Brunel Communications ein Thema. Die Möglichkeiten und Grenzen im Zusammenspiel zwischen externer Hardware und Simulation werden derzeit an praktischen Beispielen erforscht, aber auch in anderen Entwicklungsbereichen bereits angewendet. Sobald die Anbindung an die vorhandenen FPGA-Simulatortools verfügbar sein wird, soll eine Testinstallation bei Brunel erfolgen. Einsatzmöglichkeiten bietet nicht nur die Automobilbranche, auch für den BahnSecurity-Sektor sowie Networking-Bereiche ist die Anwendung interessant. Das Leistungsspektrum im Bereich der Hardwareentwicklung umfasst bei Brunel Communications unter anderem die Entwicklung komplexer digitaler Baugruppen und FPGA-Bausteine sowie EmbeddedController-Systeme.

in die Simulation mit eingebunden. „Durch die realitätsnahe Überprüfung der programmierten Schaltung im Zusammenspiel mit externer Hardware können wir eine Design- und Qualitätssicherheit erreichen, die bisher in diesem Zeitrahmen nicht möglich war“, berichtet Hans-Ulrich Fleer. Allerdings entsteht zusätzlicher Aufwand bei der Synchronisation der externen Hardware mit dem Softwaresimulator, da Letzterer die Simulationsevents deutlich langsamer abarbeitet als die umgebende Hardware, die in Realzeit läuft. HIL-Simulatoren drängen zunehmend auf den Markt. Man darf gespannt sein, welche Leistungssteigerungen und Erweiterungen hinsichtlich „Hardware in the Loop“ noch kommen werden. Denn es spricht einiges dafür, dass dieses Gebiet in den kommenden Jahren beträchtlich wachsen wird.

der Spezialist

33


› 20


AUS DEN BRANCHEN

Nie wieder Blechschaden: Kotflügel aus kohlefasern Bauteile aus Kohlefasern werden für die Automobilindustrie zunehmend interessant. Noch sind sie eher im Hochpreissegment zu finden, da Prozess- und Materialkosten höher sind als bei Metallen. Neue Produktionstechniken könnten den CFK-Stoffen zum Durchbruch verhelfen. TEXT › Anja Naumann

„Der Einsatz von Kohlefasern (CFK) im Flugzeug-

werden. Im Automobilbau wirken sich zehn Pro-

bau wird stark zunehmen“, prognostiziert Jürgen

zent mehr Gewicht mit neun Prozent mehr Treib-

Enz die Zukunft der Faserverbundtechnik. Enz

stoffverbrauch aus. „Ohnehin hat das Gewicht

ist der Geschäftsführer der Advanced Composite

von Fahrzeugen durch zusätzliche Sicherheits-

Engineering & Manufacturing (ACE) GmbH in

komponenten, Ausstattung und Komfort sowie

Immenstaad. Den Anfang im Flugzeugbau mach-

höhere Leistung innerhalb der letzten 25 Jahre

ten die Boeing 787 und der Airbus A350 mit einem

um 50 Prozent zugenommen“, erläutert Jürgen

CFK-Anteil von über 45 Prozent des Gesamtge-

Enz. Somit ist die Gewichtsreduktion ein ent-

wichts. Entwicklungspartner ACE unterstützt

scheidender Grund für die Anwendung von CFK

Airbus für den A350 mit Strukturberechungen

sowohl im Automobil- als auch im Flugzeugbau.

von Composite-Umfängen, Konzeptkonstruktio-

Hinzu kommt die hohe Festigkeit und Steifigkeit

nen und Bauweisenentwicklungen. Am Einsatz

des Materials. Die Fertigungsverfahren von CFK-

von CFK im Automobilbau muss nach Einschät-

Bauteilen gewährleisten zudem im Gegensatz zu

zung von Jürgen Enz hingegen noch stark gear-

Aluminiumbauteilen weitgehende Designfrei-

beitet werden. Bisher ist er auf hochpreisige

heit. So konnten die Innen- und die Außenschale

Sportfahrzeuge beschränkt. Denn im Vergleich zu

der Heckklappe jeweils in einem Stück gegos-

Metallen sind die Material- und Prozesskosten bei

sen werden, wodurch wiederum Kosten gespart

CFK-Werkstoffen bisher oftmals noch teurer.

wurden.

ZEHN PROZENT MEHR GEWICHT BEDEUTEN NEUN PROZENT HÖHEREN VERBRAUCH

schiedene Fertigungsverfahren praktiziert. „Die

Je nach Anwendungshintergrund werden verKunst besteht darin, die Fasern so in Position zu bringen, dass sie den Belastungen am besten Doch die Mehrkosten relativieren sich schnell

gewachsen sind“, erklärt Enz. Im Fall der flächigen

im Hinblick auf die Potenziale der Faserverbund-

Heckklappe wurde das Resin-Transfer-Molding-

werkstoffe. Denn nur sie erfüllen die gestiegenen

Verfahren (Resin = englisch für Harz) angewandt,

Materialanforderungen sowohl im Flugzeug- als

mit dem komplexe Geometrien geformt werden

auch im Automobilbau. Die Vorzüge lassen sich

können: Mehrere Kohlefasergewebelagen wer-

an einem Projekt der ACE GmbH für Lamborghi-

den in verschiedener Ausrichtung übereinander

ni demonstrieren. Die gesamte Heckklappe des

gelegt und in einem Werkzeug gepresst, bevor

Gallardo Spyder fertigte ACE aus Kohlefasern,

schließlich das Harz injiziert wird. „Wir müs-

hier konnten 25 Prozent des Gewichtes eingespart

sen also nicht wie bei Metallen das flache Blech

› 20 In Radialflechtmaschinen wie dieser am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik an der TU Dresden entstehen um einen Rundkern herum Gewebeschläuche.

INFO Aufgrund des großen Zuspruchs der letzten beiden CFK-Technologietage will der Initiator Brunel nun halbjährlich ein Diskussionsforum rund ums Thema CFK veranstalten. Ziel der Veranstaltung ist es, einen Überblick über den neuesten Stand der Forschung und Anwendung von Faserverbundmaterialien zu geben.

der Spezialist

35


› 21 umdrücken, was zu Ausdünnungen und Rissen

vielen Fasern besteht“, beschreibt Jürgen Enz.

führen kann“, so der ACE-Geschäftsführer.

„Innerhalb dieser Schichten kann es Risse geben, die von außen zunächst nicht sichtbar sind.“

SCHÄDEN IM VERBUNDSTOFF WERDEN MIT ULTRASCHALL ANALYSIERT

Gewissheit über die Ausmaße des Schadens liefert erst eine Ultraschallanalyse oder Thermographie. Zumindest im Flugzeugbau werden diese Prüfun-

Während die Entwicklungsabteilungen und die

gen in regelmäßigen Abständen durchgeführt,

Forschungsinstitute an geeigneten wirtschaft-

um Aufschluss über eventuelle interlaminare

lichen Serienfertigungsverfahren forschen, birgt

Schäden zu erhalten. „Im Fahrzeugbau können

das Konstruieren mit Faserverbundwerkstoffen

solche im Kohlefaserlaminat befindlichen Schä-

als vergleichsweise junge Disziplin noch man-

den so lange ohne Gefahr toleriert werden, bis

che Herausforderung. Denn ist ein Schaden an

sie außen sichtbar werden“, so Enz zur Konstruk-

Metallbauteilen offensichtlich, kann er bei CFK-

tionsphilosophie. So weit kann die Struktur die

Werkstoffen oftmals nicht mit bloßem Auge er-

einwirkenden Kräfte kompensieren. Doch wenn

kannt werden. Vielmehr bedarf es zur Inspektion

offensichtlich ein Schaden vorliegt, etwa nach

und Schadensdetektion besonderer Kenntnisse.

einem Unfall, sollte in jedem Fall eine Werkstatt

„Faserverbundstrukturen lassen sich mit einem

zur näheren Untersuchung aufgesucht werden,

Baum vergleichen, der in seinem Inneren aus

auch wenn außen nur ein Lackschaden sichtbar

36

der Spezialist

› 21 In den Werkstätten von Lufthansa Technik werden Flugzeugbauteile aus Verbundwerkstoffen gewartet und repariert. Hier die Reparatur der FanCowl Door durch einen Neuaufbau.


AUS DEN BRANCHEN

ist. Denn Beulen gibt es aufgrund der Faserstruk-

wie die Flügel, der Rumpf oder das Seitenleitwerk

tur nicht mehr.

hinzu. Da es in manchen Bereichen auch heute

Je nach Art und Ausmaß des Schadens gibt es

noch keine vollkommene Sicherheit gibt, wie viel

erprobte Reparaturprozesse, die dem beschädig-

Last Kohlefaserbauteile im Betrieb aushalten,

ten Bauteil die Ausgangsfestigkeit zurückgeben.

wird das Verhalten in einem aufwändigen Bruch-

„Hier kommen angepasste Methoden aus der Luft-

test überprüft und bestätigt. „Um diesen Beweis

fahrttechnik zum Einsatz“, erläutert Enz. Mitunter

zu führen, wurde jedoch schon in der Simulation

reicht es aus, lediglich Kohlefaserlagen aufzula-

viel vorgearbeitet“, so der Leichtbauspezialist.

minieren, wodurch natürlich die Oberflächenop-

„Schwieriger als die statischen Lasten sind

tik leidet. Bei der Schäftung wird das Laminat in

die dynamischen Lastvoraussagen für Kohlefa-

einem bestimmten Winkel herausgeschliffen, das

serstrukturen. Denn hier können aufgrund von

beschädigte Teil heraus genommen und ein neuer

Vibrationen, Flugmanövern oder Böen Delami-

Abschnitt einlaminiert.

nationen stattfinden, das heißt, Fasern trennen

› 22 Der Gallardo Spyder von Lamborghini hat eine Heckklappe aus CFK und spart dort 25 Prozent Gewicht. Zehn Prozent mehr Gesamtgewicht bedeuten neun Prozent mehr Verbrauch.

sich voneinander und haben in der Folge nicht

FEHLENDE AUSSAGEN ÜBER LANGZEITWIRKUNGEN WAREN EINE HERAUSFORDERUNG

mehr die volle Tragkraft. Doch mittlerweile sind die Simulationsdaten bei statischen wie dynamischen Lasten durch Tests weitgehend gefestigt.

Um die technische Auslegung von Composite-

Die Herausforderung sind Versagenssimulatio-

Strukturen von vorneherein zu optimieren, fällt

nen. Im Mittelpunkt steht hier die Frage, inwie-

die Entwicklungsphase entsprechend stark ins

fern ein Bauteil noch weiter trägt, wenn es bricht

Gewicht. „Von Beginn an müssen alle Schritte

oder wenn etwa Feuchtigkeit oder Hydrauliköle

der Prozesskette von der Entwicklung, Planung

in Composite-Strukturen eindringen und diese

und Produktion bis zum Vertrieb berücksichtigt

intern zerstören. Zuverlässige Tools zur Analyse

werden. Die Entwicklung selbst verursacht nur

kommen erst nach und nach auf den Markt. So

etwa fünf Prozent der Gesamtkosten. Hier werden

lange dienen Wahrscheinlichkeitsrechnungen in

jedoch 70 Prozent der gesamten Produktkosten

Kombination mit Variationen von Material- und

festgelegt“, erläutert Peter Mikolaj, Abteilungs-

Lastparametern als Berechnungsgrundlage.

leiter der numerischen Simulation bei Brunel Dynamics. Denn je nach Art und Intensität der späteren Belastung werden mit Hilfe der Simulation die Weichen für die Faserart, die Faserausrichtung, den Lagenaufbau und die Lagendicke sowie das Fertigungsverfahren gestellt. Insbesondere im Flugzeugbau, so Mikolaj, falle die Simulation innerhalb der Entwicklungsphase stark ins Gewicht, da erst sehr spät getestet werden kann. „Entscheidende Herausforderung in der Simulation waren vielfach fehlende Aussagen über die Langzeitwirkung.“ Aus diesem Grund standen bislang nur Sekundärstrukturen wie äußere Abdeckschalen oder wenig tragende Strukturen aus Kohlefasern im Fokus der CFK-Technik. Seit

› 22

einiger Zeit kommen aber auch Primärstrukturen

der Spezialist

37


technische projekte

Russland baut auf Porenbeton Im Münsterland werden Porenbetonwerke konstruiert und gebaut, bevor sie per Lkw und Bahn auf die lange Reise zu ihrem späteren Standort in Russland gehen. Brunel-Mitarbeiter Eike Standfuß begleitet Entwicklung und Fertigungszeichnung. TEXT › Christian Patzelt

Überall schießen neue Wohnhäuser und Bürogebäude aus der

stein genutzt, der mit bis zu 750

Erde oder bestehende Bauten werden modernisiert – und das

Tonnen gepresst wird und somit

in kürzester Zeit. Für solche Projekte braucht es Baustoffe, die

stärker zu beanspruchen ist. Poren-

schnell hergestellt werden können und leicht zu verbauen sind.

beton hingegen wird gegossen, ge-

Einer dieser Baustoffe ist Porenbeton. Diesen dampfgehärteten

schnitten und dampfgehärtet. Im

Massivbaustoff zeichnen eine hohe Wärmedämmung und die

Gegensatz zu Deutschland wird Po-

nahezu unbegrenzte Lebensdauer aus. Zwar bietet der Beton

renbeton in Russland beispielsweise

keinen optimalen Schallschutz, aber dafür gute Brandschutzei-

auch zum Bau kompletter Gebäude

genschaften.

genutzt. Eike Standfuß, Mitarbeiter der Brunel-Niederlassung Osna-

WÄRMEDÄMMENDER PORENBETON IST IN OSTEUROPA BESONDERS GEFRAGT

PORTRÄT Eike Standfuß machte zunächst eine Ausbildung in der Automobilindustrie zum Technischen Zeichner. Im Anschluss absolvierte er eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker, Fachrichtung Maschinenbau. Bei Brunel ist Eike Standfuß seit Oktober 2005 beschäftigt.

brück, ist für die W+K Maschinenfabrik GmbH im münsterländischen Hörstel tätig. Der Maschinenbau-

In Deutschland wird Porenbeton hauptsächlich bei Innen-

konstrukteur entwickelt im Team

wänden verbaut. Für die Außenwände wird meist Kalksand-

Maschinen und Anlagen zur Porenbetonherstellung für bislang drei Werke, die in Russland errichtet werden. „Als Konstrukteur begleite ich die Anlagen von der Entwicklung bis zur Erstellung der Fertigungszeichnungen“, erläutert der BrunelSpezialist. Der erste Schritt in solch einem Projekt ist die Prüfung lokaler Gegebenheiten. Dazu gehört etwa die Frage, ob der Betreiber des Betonwerkes eine neue Halle bauen oder eine bestehende Halle nutzen will. Die

› 23

Hallengröße bildet für Eike Standfuß und das Team der W+K Maschinenfabrik die Basis für die Konstruk-

38

der Spezialist

› 23 In Autoklaven wird der Porenbeton nach dem Zuschneiden dampfgehärtet und erhält so in einem zwölfstündigen Prozess seine Festigkeit.



technische projekte

tion der Maschinen. Außer dem Hallenlayout ist auch die vom

in der Paketierungsanlage verpackt.

Kunden vorgegebene Tagesproduktion ausschlaggebend. „Die

Zwischen den einzelnen Elementen

spätere Ausgangsleistung des Werkes, sprich die Anzahl der zu

müssen die Konstrukteure die Trans-

produzierenden Steine, muss zunächst feststehen.“

portwege einplanen. Mittels Rollengängen, Schienenwagen und Kränen

DAS GESAMTE WERK WIRD UM DIE SCHNEIDANLAGE HERUM KONSTRUIERT

werden die Formen und später die Blöcke von Station zu Station befördert. Kurze Wege sind für einen rei-

„Erst wenn die Leistung feststeht, können wir mit der Kon-

bungslosen Ablauf entscheidend.

struktion der Schneidanlage beginnen“, erklärt der Maschinen-

Zwei Werke wurden von Brunel-

baukonstrukteur. Denn diese Information ist für die spätere

Mitarbeiter Standfuß und der W+K

technische Auslegung der Anlage entscheidend. Ebenso wie die

Maschinenfabrik bereits hergestellt,

Frage, welche Formate geschnitten werden sollen. Nach diesen

das dritte steht kurz vor der Auslie-

beiden Angaben werden die Positionen der Schneiddrähte fest-

ferung. „Mit jedem Werk vereinfacht

gelegt. Die Drahthalter müssen zudem verschiebbar sein, um

sich die Arbeit ein wenig“, erläutert

die Steinformate individuell abändern zu können. Abhängig

der 26-jährige Konstrukteur. „Die

von der Größe der Schneidanlage wird die komplette Einrich-

Konstruktion neuer Maschinen kann

tung des Werkes geplant, um im Hinblick auf minimale Trans-

sich dann an den Vorlagen orientie-

portwege die übrigen Anlagen anzuordnen.

ren. Der Grundaufbau ist immer der

Daraufhin konstruiert Standfuß und das W+K-Maschinen-

gleiche.“ Nach Erstellung der Ferti-

fabrik-Team die Befüllungsanlage der Gießformen sowie die

gungszeichnungen steht Eike Stand-

Gärkammern, in denen der Betonkuchen später aufgeht. In den

fuß während der Montage im Werk

Autoklaven werden die Blöcke dampfgehärtet und schließlich

in engem Kontakt mit den Maschi-

› 24 Die Supervisoren betreuen die Inbetriebnahme vor Ort und das Personal im Umgang mit den Maschinen.

› 24 40

der Spezialist


technische projekte

Druckbehälter, befördert und dampfgehärtet. Dabei wirkt Wasserdampf mit einem Druck von etwa zehn bis zwölf bar auf den Baustoff ein. Das Autoklavieren ist mit ungefähr zwölf Stunden der längste Prozess in der Herstellung. Im Anschluss werden die Steine vollautomatisch auf Paletten verladen und mit einer Foli-

› 25 In der Schneidanlage wird der so genannte Kuchen in Form geschnitten. Je nach gewünschter Steingröße sind die Drahthalter verschiebbar.

enhaube versehen. Die Produktionsdauer vom „Gießen des Kuchens“ bis zur fertig verpackten Palette beträgt insgesamt 18 Stunden. Zwei Porenbetonwerke mit Anlagen der W+K Maschinenfabrik stehen bereits in Russland. Während in dem Werk in Bor, nahe dem Ural, bereits Porenbeton produziert wird, findet in Perm noch die Montage und Inbetriebnahme statt. Die Ma-

› 25

schinen für ein weiteres Werk werden derzeit gefertigt, Mitte 2008 sollen die Anlagen nach Krasnodar zwischen dem Asowschen und dem Schwarze Meer transportiert weden.

nenbauern und Monteuren, um die Umsetzung der Konstruk-

Die Auslieferung der Maschinen er-

tionsdetails zu begleiten.

folgt in der Regel problemlos mit Lkws. Nur die Autoklaven werden

PER LKW UND BAHN GELANGT DAS FERTIGE WERK AN SEINEN BESTIMMUNGSORT

mit der Bahn an ihre neue Wirkungsstätte gebracht, sie sind für den Transport auf der Straße zu

Im fertigen Werk werden die Porenbetonsteine später in drei

groß. Sobald die Maschinen ihren

Schritten gefertigt: Gießen, Schneiden und Autoklavieren. Zu-

Bestimmungsort erreicht haben, rei-

nächst werden die Gießformen mit einem Gemisch aus Kalk,

sen zwei Supervisoren der W+K Ma-

Wasser, Sand und Aluminium gefüllt. Nach dem Gießen kommt

schinenfabrik nach Russland. „Sie

das Gemisch für zirka drei Stunden in Gärkammern. „Dort geht

helfen dort beim Aufbau, schließen

die Masse auf wie ein Kuchen“, beschreibt Eike Standfuß den

die Anlage an und unterstützen die

Vorgang. Die Steinblöcke sind nach dem Gären drei bis sechs

Inbetriebnahme. Zudem weisen die

Meter lang, ein bis eineinhalb Meter breit und 50 bis 80 Zenti-

Kollegen das dortige Personal in den

meter hoch. Auf Schneidbohlen werden die nur „kuchenfesten“

Umgang mit den Maschinen ein“,

Blöcke der Schneidmaschine zugeführt, die in nur acht Minu-

beschreibt Eike Standfuß die letzte

ten die Steine in der gewünschten Größe zuschneidet. Danach

Station in der Fertigung eines Beton-

werden sie in den Autoklaven, einen gasdicht verschließbaren

werkes.

der Spezialist

41


PANORAMA

Offroad-Abenteuer: Von Bremen bis nach Istanbul Mit vielen Eindrücken von der Strecke sind die Gewinner unseres Preisausschreibens von der ersten Etappe der Xworld zurückgekehrt. Mit sechs Geländewagen und zwei Tourguides war das achtköpfige Teilnehmerteam am 9. März in Bremen gestartet. TEXT › Anja Naumann

„Ich konnte gar nicht glauben, dass ich gewonnen

einig. Mit sechs 173 PS starken Geländewagen

habe“, erinnert sich Edgar Belz an den Tag, als ihm

und zwei Tourguides startete das bunt gemischte

Brunel zu seinem Hauptgewinn gratulierte: Der

Team aus sieben Männern und drei Frauen am

Brunel-Messtechniker im Einsatz beim Unter-

9. März vom Maritim Hotel in Bremen.

nehmen Delphi hatte die erste Etappe der Xworld von Bremen nach Istanbul beim SpezialistenPreisausschreiben gewonnen. Mit ihm im Wagen

ABSEITS DER GETEERTEN STRASSEN GALT ES, GEFÄLLE VON BIS 45 GRAD ZU BEWÄLTIGEN

saß der zweite Brunel-Gewinner Michael Scholz, der im Halbleiterbereich bei Zeiss arbeitet. Die

„Es war ein tolles Gefühl, alle schauten der bun-

Xworld-Tour hat ihre Erwartungen übertroffen,

ten Wagenkolonne hinterher, machten Fotos und

sind sich beide nach ihrer Rückkehr nach Bremen

fragten uns, was wir vorhaben“, berichtet Michael

› 26 Pause bei Kilometer 1.490: Preisausschreibengewinner Michael Scholz auf dem Gerlochpass in Österreich.

› 26 42

der Spezialist


PANORAMA

lassungen. In geselliger Runde wurde abends zusammen gegessen und von den bisherigen Erlebnissen berichtet. In besonderer Erinnerung blieb Michael Scholz die Adriaregion auf der Fahrt von Zadar nach Mostar. „Glasklares Wasser, friedlich grasende Schaf- und Kuhherden vor einer malerischen Kulisse.“ Der leidenschaftliche Segler hat dieses Fleckchen Erde bereits für seinen

› 27 Bedingungen, die die öffentlichen Straßen in Europa nicht zu bieten haben. Extreme Steigungen, Gefälle und loser Untergrund im ehemaligen Braunkohlegebiet in der Lausitz stellen Mensch und Maschine auf die Probe.

nächsten Segeltörn vorgesehen, den er mit Freunden im Sommer geplant hat. Auch Edgar Belz konnte nicht widerstehen und wagte trotz eisiger Temperaturen ein Bad im Meer. Seine Faszination galt Bulgarien: Auf 2.400 Metern Höhe kroch das Geländeteam steile Geröllpisten hoch, darauf bedacht, nicht im Schnee stecken zu bleiben. „Da

› 27

war volle Konzentration gefordert“, erzählt er. Zumal manchmal auch Pferde- oder Ochsenfuhrwerke, beladen mit Steinen oder Heu, den Weg kreuzten. Den Abschluss dieser ereignisreichen Etappe bildeten nach 4.237 Kilometern die riesi-

Scholz. Nach einem Fotoshooting am Brandenbur-

gen Basare und die Sultan-Ahmet-Moschee von

ger Tor verließ das Xworld-Team schon bald ge-

Istanbul. „Unvergessliche Eindrücke“, sind sich

teerte Autobahnen, um die Offroad-Kompetenzen

beide Gewinner einig.

› 28 Edgar Belz steuerte einen der Geländewagen durch die aufgegebenen Braunkohlereviere in der Lausitz. Unter Bedingungen, die das Herz jedes OffroadFahrers höherschlagen lassen.

von Mensch und Technik zu prüfen. Die erste Gelegenheit dazu bot sich in der Lausitz im ehemaligen Braunkohletagebau am Eurospeedway. „Wir fuhren durch meterhohes Wasser, das bis in den Motorraum reichte“, zeigt sich Edgar Belz beeindruckt. „Nicht kuppeln, mit Gas und Bremse arbeiten“, lautete die Ansage der Tourguides für Gefälle von bis zu 45 Grad. „So steil, dass man nach vorne fast nichts mehr sehen konnte“, erzählt Michael Scholz. Vereinzelt siegte auch die widrige Umgebung und ein Auto verlor mit den Reifen Bodenkontakt oder blieb im Sand stecken. Dann war Teamwork gefragt, um die Geländewagen mit Seilwinden aus dem Schlamm zu ziehen.

UNVERGESSLICHE EINDRÜCKE AUF 4.237 KILOMETERN In Zagreb und Sofia war das Xworld-Team aus

› 28

Deutschland zu Gast in den Hansa-Flex-Nieder-

der Spezialist

43


querdenken

Lichthandschuh statt Maus Vor acht Jahren hat der amerikanische Ingenieur Bruce Howard einen Lichthandschuh entwickelt, der Maus, Joystick und Tastatur überflüssig macht. Langsam beginnt sich auch die Computerbranche für das Konzept zu interessieren. TEXT › Anja Naumann

Den Blick angestrengt nach vorn gerichtet, stehen

amerikanische Ingenieur Bruce Howard bewie-

Vater und Sohn vor dem Bildschirm, die Beine sind

sen. Vor zehn Jahren begann er im Keller in sei-

leicht gebeugt, in den Händen halten sie virtuelle

nem Heimatdorf Catharpin im Nordosten der

Tennisschläger. Der Sohn holt mit dem Arm aus

Vereinigten Staaten an einem Mausersatz für den

und schmettert den Ball im Computerspiel in

Computer zu basteln. Seine Mutter hatte an ihrem

die äußerste Ecke des Feldes. Der Vater muss sich

Arbeitsplatz jahrelang Computergrafiken zusam-

weit strecken, doch er trifft den Ball und katapul-

mengestellt. Durch die einseitige permanente

tiert ihn mit einer verzweifelten Handbewegung

Belastung konnte sie ihre Hand nicht mehr rich-

zurück aufs Spielfeld, Schweißperlen stehen ihm

tig bewegen. Schuld war ein eingeengter Nerv.

auf der Stirn.

„Ich wollte ein Steuergerät entwickeln, das nicht stundenlang umklammert werden muss, ohne

COMPUTERSTEUERUNG WIRD INTUITIV UND ERMÖGLICHT VOLLEN KÖRPEREINSATZ Dass Menschen beim Computerspielen neuerdings in Schweiß ausbrechen, ist einer Technolo-

PORTRÄT Der Elektroingenieur Bruce Howard aus Virginia, USA, ist seit 1998 mit der Entwicklung des Lightgloves beschäftigt. Im Jahre 2004 erhielt Howard ein internationales Patent auf seine Erfindung.

gie zuzuschreiben, die Bewegungen unmittelbar aufnimmt und in Daten umrechnet. Die Zeiten, in denen Joysticks oder ähnliche Eingabegeräte nur statische Bewegungen zuließen, sind vorbei, seit Handbewegungen real übertragen werden können. Auch der Chefvisionär der Computerin-

› 29

dustrie Bill Gates sieht die Hightech-Zukunft

Der Lightglove registriert nicht nur die Bewegungen der Hand. Integrierte Leuchtdioden umhüllen die Finger wie ein Handschuh und erkennen jede Aktivität.

unter anderem in „natürlichen Eingabewegen“, etwa über Berührung, Gesten oder Sprachsteuerung. Dies könnte so aussehen, dass Fernsehprogramme durchgewunken werden, sich der Computer mit Handbewegungen steuern lässt oder die Laufrichtung im Computerspiel per Fingerzeig vorgegeben wird. Dass dies keine verwegene Science-Fiction-Träumerei ist, hat der

44

der Spezialist

› 29


QUERDENKEN

die Hand in eine andere Haltung bewegen zu können“, erläutert der Erfinder seine Motivation. Heraus kam eine Art Wii-Controller, wie ihn mittlerweile die Computerspieleindustrie einsetzt. Ein Steuergerät in der Größe einer Armbanduhr registriert am Handgelenk, wie, wohin und wie schnell die Hand bewegt wird, und überträgt die Daten kabellos an den Rechner oder andere elektrische Geräte. Doch anders als beim Wii-Controller registriert Howards Lightglove, zu Deutsch Lichthandschuh, auch Bewegungen der einzelnen Finger. Denn das vom Steuergerät abstrahlende

› 30

Licht der Leuchtdioden umhüllt die einzelnen Finger wie einen Handschuh. Die Fingerbewegungen registriert das Steuerinstrument, wenn das Licht unterbrochen wird. Hinzu kommen Bewegungsund Beschleunigungssensoren.

Ungeachtet der breit gefächerten Anwendungsmöglichkeiten hat Bruce Howard mit seiner

DIE EINSATZMÖGLICHKEITEN FÜR DEN LICHTHANDSCHUH SIND VIELFÄLTIG

patentierten Erfindung bisher jedoch kaum Geld verdient. Der Lichthandschuh ist zwar vielfach mit Innovationspreisen ausgezeichnet, doch um

Das Gerät könnte diverse Eingabegeräte ersetzen,

in die breite Anwendung gehen zu können, müs-

die derzeit für Computer, PDA-Minicomputer,

sen die Softwarefirmen das Gerät unterstützen.

Computerspiele, Telefone, Fernseher oder Stereo-

Da sich der Programmieraufwand jedoch erst

anlagen benutzt werden. Auch die Elektronik im

ab einer bestimmten Menge an eingesetzten

Auto ließe sich darüber steuern: Um das Verdeck

Lichthandschuhen rentiert, schließt sich hier der

während der Autofahrt zu öffnen, könnte schlicht

scheinbar ausweglose Kreislauf. Mit einem von

nach oben gezeigt werden und die Elektronik

Howard selbst programmierten Treiber funktio-

würde gehorchen – ohne dass umständlich nach

niert das Steuergerät als Mausersatz bereits ohne

Knöpfen gesucht werden müsste. Oder noch bes-

Probleme. Doch nun heißt es für den Mittfünfzi-

ser: Radiosender würden durch eine impulsiv ab-

ger, für Softwarefirmen in seinem Bastelkeller

weisende Handbewegung weitergeschaltet. Da

Prototypen zu bauen, damit die Softwareentwick-

die Hände frei sind, bietet sich der Lichthand-

ler damit experimentieren können. Bruce Howard

schuh zudem für die Computerbedienung in

gibt die Hoffnung nicht auf. „Ich habe ein gutes

sterilen Umgebungen an, wie im medizinischen

Gefühl“, sagt er. Denn zumindest hat nun Bill

Umfeld. Einen funktionierenden Prototyp gibt

Gates auf der diesjährigen Consumer Electronics

es bereits, das dazugehörige Patent hält Howard

Show (CES) in Las Vegas das Interesse auf neue

seit nunmehr acht Jahren. Ausgestattet mit einer

Eingabegeräte gelenkt. Und der Lichthandschuh

Infrarotkontrolle kann der Lichthandschuh auch

zählte zu den 15 besten Produkten, die 2008 im

als Türöffner für sicherheitsrelevante Bereiche

Rahmen der CES prämiert wurden.

› 30 Die Steuerungseinheit wertet Position, Bewegung und Geschwindigkeit der Finger aus und übersetzt die Ergebnisse in konkrete Anweisungen für elektronische Geräte.

eingesetzt werden. Mittels einer codierten Sequenz von Fingerbewegungen, ähnlich dem Fingerspiel auf Klaviertasten, wird die Tür entriegelt.

der Spezialist

45


PANORAMA

Der Künstler und das Biest Aus einer Symbiose von Ingenieurkunst und künstlerischem Talent entstehen die tierähnlichen Gebilde, mit denen der Niederländer Theo Jansen internationale Bekanntheit erlangte. Seine Kreationen sehen imposant aus und bewegen sich aus eigener Kraft fort. TEXT › Maren-Britt Dahlke

Internationale Aufmerksamkeit erlangten die Strandbiester

Fakt ist, diese Tierchen bescheren

und ihr Meister 2006 durch einen TV-Spot von BMW. Darin

dem Niederländer Weltruhm. Ver-

erzählt der Künstler Theo Jansen von der Symbiose zwischen

gleiche zu Skulpturikonen wie Jean

Ingenieurkunst und künstlerischem Schaffen, was ihm den

Tinguely oder Alexander Calder zie-

Anschein eines neuen Leonardo da Vinci gibt. Dabei immer

hen Kunstkritiker gern. 2006 wan-

wieder eingeblendet: die Strandbiester. Seltsam muten sie

derten die Strandbiester über den

an, die kinetischen Skulpturen, vom Künstler selbst als „Ani-

Trafalgar Square in London. Ein

mals“ bezeichnet. Tatsächlich erinnern die Plastikskelette an

Jahr später mutierte der Opernplatz

große, krabbelnde Insekten. Auch weil sie sich so unvermit-

in Hannover zum Laufsteg unter

telt bewegen. Der Gang einer Spinne fällt einem sofort ein.

freiem Himmel für die ungewöhnli-

Die Assoziationen lassen sich beliebig fortsetzen: abgeknickte

chen Kunstwerke.

› 31

Die Pläne für seine ausgeklügelten Strandbiester entwickelt Jansen in seinem Atelier in Ypenburg. Dort werden auch die kompliziert geformten Einzelteile hergestellt.

Hochspannungsmasten, ein laufender Schaufelbagger … Die „kinetischen Tiere“ sind windbetriebene hydraulische Maschinen, die meist sehr filigran aus biegsamen gelben Plastikrohren konstruiert sind.

DER WIND VERLEIHT DEN „BIESTERN“ ENERGIE UND SETZT SIE IN GANG Gebaut sind sie aus gelben Verbindungsrohren, billigem Plastikbaustoff, der leicht zu verarbeiten ist. Mit System steckt und schraubt Jansen sie so zusammen, dass sie den Wind optimal einfangen. Zusätzlichen Antrieb liefern zusammengesteckte Flügel oder Schaufelräder an den Seiten, die dem Wind eine Angriffsfläche bieten und das Biest schließlich in Gang setzen. So entwickelte sich eine neue, effektive Fortbewegungsform, bei der die kreisförmig angeordneten Laufbeine – im Gegensatz zum Rad – nicht

46

der Spezialist

PORTRÄT Theo Jansen studierte Physik, machte jedoch nie einen Abschluss. In den 1980ern baute Jansen diverse Objekte, darunter seine berühmte „Paintmachine“. 1990 entstand das erste Strandbiest. Der bekannte Werbespot von BMW mit dem Niederländer stammt aus dem Jahr 2006.


› 31


› 32 › 32

Urzeitwesen oder Besucher aus einer fernen Zukunft? Die kinetischen Skulpturen, wie hier das 3,2 Tonnen schwere Animaris Rhinoceros, entwickeln vom Wind getrieben ein bizarres Eigenleben.

ständig Bodenkontakt und somit weniger Abrieb haben.

ter. Animaris Vulgaris nannte er sein

Dadurch kommen sie besonders im Sand besser voran. Für

erstes Baby. Inzwischen arbeitet er

die exakte Konstruktion der mechanischen Abläufe sowie der

an der siebten Generation. Manche

genauen Längenverhältnisse der Glieder stützt sich Jansen

sind so groß wie ein Kleinwagen, das

auf eine umfassende Computersimulation. Das dazugehörige

größte Tier, das Animaris Exelsus,

Programm, das einen virtuellen Evolutionsprozess verschie-

hingegen misst zehn mal sechs Me-

dener Konstruktionsansätze simuliert, entwickelte Jansen

ter. Entsprechend variiert das Ge-

vor 18 Jahren selbst. Die Strandbiester als Resultat brauchen

wicht. Das Animaris Rhinoceros bei-

dank der ausgefeilten Mechanik weder Elektrizität noch eine

spielsweise wiegt 3,2 Tonnen bei

Computersteuerung zur Fortbewegung. Nur die Kraft des

einer Höhe von 4,70 Meter und ist

Windes, der ihnen den Weg nach vorn weist.

ummantelt von einer Art Sandhaut.

Theo Jansen grinst: „Ich habe das Rad neu erfunden.“ Dabei hat er sein Physikstudium an der Universität von

Es wirkt plumper als seine spindeldürren Plastikrohrgeschwister.

Delft nie beendet. „Es war die Hippiezeit und jeder von meinen Freunden machte etwas Kreatives, also klinkte ich mich ein.“ Fortan widmete sich Jansen der Malerei, allerdings mit

DIE KUNSTWERKE REAGIEREN AUF WIND UND WASSER

mäßigem Erfolg. Der Durchbruch als Künstler kam 1980, als

48

der Spezialist

er ein leuchtendes Flugobjekt über die Dächer der Stadt Delft

Stellt sich die Frage, was den Nieder-

steigen ließ. „Das versetzte die ganze Stadt in Schrecken und

länder motiviert? „Ich habe keine

Aufruhr, und ich wurde mit einem Mal bekannt.“ Schon in

bestimmte Botschaft. Ich möchte

den Achtzigern widmete sich der Niederländer hauptsäch-

die Menschen an meinem Traum

lich Maschinen. 1990 war die Geburtsstunde der Strandbies-

teilhaben lassen. Heutzutage tritt


PANORAMA

Religion immer mehr in den Hintergrund. Doch die Fragen,

Flaschen gespeichert, die das Biest

wo wir eigentlich herkommen und was Leben bedeutet – diese

mit Kolbenbewegungen schließlich

Fragen bleiben weiterhin aktuell.“ Grundstoff seiner Lebewe-

in Gang setzen. Das Prinzip ähnelt

sen sind die gelben Rohre. Weil er seinen Strandbiestern Leben,

dem einer Luftpumpe.

wenn auch noch sehr einfaches Leben, und Eigenständigkeit

„Als Ingenieur interessiert mich

einhaucht, sei das so etwas wie ein Schöpfungsakt. „Das ist

natürlich die Weiterentwicklung von

meine Lebensaufgabe. Ich will sie perfektionieren“, erläutert

Mobilität. Als Künstler will ich die

Jansen. Der erste Schritt zu dieser Eigenständigkeit ist getan.

Luft einfangen und ihr eine Form

Inzwischen werden die Strandbiester immer größer und „über-

geben. So kann ich versuchen, Gren-

lebensfähiger“. „Sie können zum Beispiel Wasser fühlen.“ Also

zen zu verschieben.“ Jansen ist kein

sind sie sogar in der Lage, sich den Gezeiten am Strand anzu-

verschrobener Künstler, der sich ins

passen und vor der Flut zu flüchten. Eine Art Wasserfühler –

stille Kämmerlein zurückzieht, son-

eigentlich ein simpler Schlauch, der sich mit Luft füllt und

dern eher ein Visionär, der seine

bei Nässe einen Widerstand „spürt“ – ist mit einem Luftfüh-

Ideen mitteilen will. „Es kommen

ler verbunden, der wiederum bei Wasserkontakt oder starkem

oft Leute vorbei, die mir helfen und

Wind aktiviert wird. Mit einem Widerhaken können sie sich bei

auch mal mit anfassen. Außerdem

einem aufkommenden Sturm somit selbstständig im Sand ver-

habe ich einmal im Monat einen

ankern. Windstärken bis etwa acht Beaufort können die Strand-

Tag der offnen Tür, meistens den

biester standhalten. Bereits heute können sie bei Windstille

ersten Sonntag.“ Er selbst ist auf der

davonlaufen, denn Jansen hat ein Verfahren entwickelt, das die

ganzen Welt zu Hause, eine Ausstel-

Windenergie in Flaschen speichert. Mittels zusammengesteck-

lung hier, eine Vorlesung dort … Nur

ter Flügel, die sich im Wind auf und ab bewegen, wird Energie

die Biester, die warten zu Hause auf

erzeugt, die Druckluftpumpen antreiben. Die Druckluft wird in

dem Testgelände von Ypenburg.

› 33

Entfernt erinnern die Strandbiester an Tiere oder deren Skelette. Mittels einer Art Wasserfühler sind sie sogar in der Lage, auf die Gezeiten zu reagieren.

› 33 der Spezialist

49


TERMINE

termine

juni bis august 2008

AUSGABE 11 || Juni 2008

Messen und veranstaltungen 25. Juni

2008

6. BASF-FIRMENCUP RHEIN-NECK AR Bereits zum sechsten Mal findet der BASF-Firmencup auf der Automobilrennstrecke Hockenheimring statt. Für einen Tag gehört das Motodrom über 15.000 Läufern und Inlineskatern. Das Rahmenprogramm bietet unter anderem die Liveübertragung eines der Fußball-EM-Halbfinalspiele auf Großbildwand. www.firmencup.de

›25. Juni

6. – 10. aug.

2008

FORMULA STUDENT 2008 Der Rennwagen-Konstruktionswettbewerb wird vom VDI ausgerichtet

Der Firmencup ist die größte Laufveranstaltung in der Metropolregion Rhein-Neckar.

und findet dieses Jahr vom 6. bis 10. August am Hockenheimring statt. Neben 35 Hochschulen aus Deutschland nehmen erneut 29 internationale Teams teil. Auch die Universität Stuttgart als Vorjahressieger ist wieder dabei. www.formulastudent.de 9. – 13. sept.

2008

HUSUM WINDENERGY Die HUSUM WindEnergy ist, seit ihrem Start im Jahr 1989, nach Angaben des Veranstalters inzwischen nicht nur zur weltweit größten und bedeutendsten Messeveranstaltung der internationalen Windenergiebranche geworden, sondern ist darüber hinaus der wichtigste Treffpunkt aller Akteure und Entscheidungsträger der Branche. www.husumwind.com

› 06. – 10. Aug. Die Formula Student bietet die Möglichkeit, umfassende Erfahrungen in den Bereichen Konstruktion, Fertigung und wirtschaftliche Aspekte des Automobilbaus zu sammeln.

Meilensteine 18. Juli

1798

Der Österreicher Alois Senefelder entwickelt die Lithografie, ein Flachdruckverfahren, das den zeitaufwändigen Kupferstich ablöst.

14. Juli

1965

Die US-amerikanische Raumsonde Mariner 4 übermittelt detaillierte Bilder vom Mars. Sie geben erstmals Aufschluss über Oberflächenbeschaffenheit und physikalische Eigenschaften der Atmosphäre.

17. August

2000

Nach 14 Tagen und 173 Bieterrunden endet die spektakuläre Versteigerung der deutschen Lizenzen für den neuen UMTS-Mobilfunkstandard mit einem Rekordergebnis von 98,8 Milliarden Mark.

50

der Spezialist


Brunel GmbH | Projektpartner für Technik und Management

impressum AUSGABE 11 || Juni 2008

EM-Spielplan 2008

W E R GE WINNT?

16 Mannschaften kämpfen vom 7. bis 29. Juni 2008 um die Fußball-Europameisterschaft!

DER BE S TE A NGR IFF ?

DIE BE ST E V ER TE IDIG U NG ? Gruppensieger (1)

REDAKTIONSANSCHRIFT

DA S BE S TE T E A M !

Brunel GmbH, Redaktion „Der Spezialist“ Airport City, Hermann-Köhl-Str. 1a, 28199 Bremen redaktion@der-spezialist.de www.der-spezialist.de Telefon 0421-1 69 41-0

Gruppenzweiter (2)

GRUPPE - A: GRUPPE - B: GRUPPE - C: GRUPPE - D:

VIERTELFINALE

HERAUSGEBER

Nr.* Tag

Brunel GmbH

VERANTWORTLICHER REDAKTEUR (V. I. S. D. P.)

Spiel

Ort

Zeit

Ergebnis

25

19.06.

(1 A – 2 B)

Ba

20:45

:

26

20.06.

(1 B – 2 A)

Wi

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27

21.06.

(1 C – 2 D)

Ba

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22.06.

(1 D – 2 C)

Wi

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:

Carsten Siebeneich, General Manager Brunel GmbH

HALBFINALE

REDAKTION „UNSERE SPEZIALISTIN“ ANNA DEICHMANN Nur Diamanten von hoher Reinheit werden zu Schmucksteinen verarbeitet. Erst der richtige Schliff bringt ihr Feuer durch die zahllosen inneren Lichtreflexionen richtig zur Geltung. So exakt wie ein Diamantschleifer muss Anna Deichmann als Projektmanagerin auch bei der Mönchengladbacher Firma Areva Energietechnik GmbH arbeiten. Denn von der Bestellung bis zur Abnahme ist der Bau von Leistungstransformatoren eine sehr komplexe Aufgabe. Seit September 2006 ist die junge Diplom-Elektroingenieurin bei Brunel – und so vielseitig wie die Facetten des Brillantschliffs ist auch ihre Aufgabe. Ein Grund mehr, warum sie beides fasziniert.

DIALOG Public Relations, Bremen GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH, Bremen

Nr.* Tag

GESTALTUNG

Spiel

Ort

Zeit

Ergebnis

29

25.06.

(Sieger Spiel 25 – Sieger Spiel 26)

Ba

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26.06.

(Sieger Spiel 27 – Sieger Spiel 28)

Wi

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:

GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH, Bremen

FOTOGRAFIE (COPYRIGHTS) Sofern nicht abweichend, alle Angaben als Bildnummern: GfG / Gruppe für Gestaltung (Titel, U2, S. 24, 14, 18, S. 39, 24), dpa Picture-Alliance (01, 02), Getty (03), Sebastian Ritzler (S. 10, 04), i/i/d Institut für Integriertes Design (05, S. 13) Hans Deumling (S. 14), Naumann Design (06 – 08), Axel Hess (09 – 13), Jochen Schiller (S. 26), Stephan Daniel Homfeld (15), IPG Automotive GmbH (16, 17, 19), Götz Peltzer (20), Lufthansa AG (21), ACE (22), W+K Maschinenfabrik (23, 25), Edgar Belz (26), Xworld by Hansa Flex (27), Michael Scholz (28), Lightglove Bruce Howard (S. 44, 29, 30), Loek van der Klis (S. 46, 31 – 33)

Wir unterstützen Sie. Hochgesteckte Ziele erreicht man mit einem guten Team und der richtigen Taktik. Unsere qualifizierten Ingenieure, Techniker und Informatiker unterstützen Sie sinnvoll, effizient und mit dem richtigen Know-how. www.brunel.de

FINALE Nr.* Tag 31

29.06.

Spiel (Sieger Spiel 29 – Sieger Spiel 30)

Ort Wi

Zeit 20:45

Ergebnis :

*Chronologie der Spiele

FUSSBALL-EUROPAMEISTER 2008

DRUCK Druckerei Girzig + Gottschalk GmbH, Bremen

SPIELORTE

ERSCHEINUNGSWEISE

In Österreich: Wi = Wien, Sa = Salzburg, In = Innsbruck, Kl = Klagenfurt In der Schweiz: Ba = Basel, Zü = Zürich, Be = Bern, Ge = Genf

3 Ausgaben / Jahr, Auflage 28.000 Stück

specialists | projects | management

Internationaler Technik und Manage-

Hermann-Köhl-Str. 1 a Brunel GmbH für ment Dienstleister 28199 Bremen Airport City

Brunel GmbH Tel.: 0421 Airport City/ 1 69 41-0 marketing@brunel.de

Ihr Projektpartner für Technik und Management


AUSGABE 11 || Juni 2008

EM-Spielplan 2008 16 Mannschaften kämpfen vom 7. bis 29. Juni 2008 um die Fußball-Europameisterschaft!

GRUPPE - A: GRUPPE - B: GRUPPE - C: GRUPPE - D:

Portugal, Schweiz, Tschechische Republik, Türkei Deutschland, Kroatien, Österreich, Polen

Brunel GmbH | Airport City | Hermann-Köhl-Str. 1 a | 28199 Bremen

Frankreich, Italien, Niederlande, Rumänien

Das Magazin für Technik und Management

Griechenland, Russland, Schweden, Spanien

VORRUNDE Nr.* Tag

GRUPPE - A

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Spiel

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Ergebnis

01

07.06.

Schweiz – Tschechische Rep.

Ba

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:

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07.06.

Portugal – Türkei

Ge

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:

09

11.06.

Tschechische Rep. – Portugal

Ge

18:00

:

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11.06.

Schweiz – Türkei

Ba

20:45

:

17

15.06.

Schweiz – Portugal

Ba

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:

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15.06.

Türkei – Tschechische Rep.

Ge

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:

03

08.06.

Österreich – Kroatien

Wi

18:00

:

04

08.06.

Deutschland – Polen

Kl

20:45

:

11

12.06.

Kroatien – Deutschland

Kl

18:00

:

12

12.06.

Österreich – Polen

Wi

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:

19

16.06.

Polen – Kroatien

Kl

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20

16.06.

Österreich – Deutschland

Wi

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:

05

09.06.

Rumänien – Frankreich

18:00

:

06

09.06.

Niederlande – Italien

Be

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:

13

13.06.

Italien – Rumänien

18:00

:

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13.06.

Niederlande – Frankreich

Be

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:

21

17.06.

Niederlande – Rumänien

Be

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:

22

17.06.

Frankreich – Italien

20:45

:

07

10.06.

Spanien – Russland

In

18:00

:

08

10.06.

Griechenland – Schweden

Sa

20:45

:

15

14.06.

Schweden – Spanien

In

18:00

:

16

14.06.

Griechenland – Russland

Sa

20:45

:

23

18.06.

Griechenland – Spanien

Sa

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:

24

18.06.

Russland – Schweden

In

20:45

:

Anna Deichmann und der Diamant >>

Technologie trifft Design Industriedesigner Professor Peter Naumann im Gespräch

Freihändig fahren Autonom fahrende Autos auf dem Weg zur Serienreife

Der Künstler und das Biest Theo Jansen lässt seine windgetriebenen Skulpturen über die Strände laufen

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6013_06.2008


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22.06.

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(Sieger Spiel 25 – Sieger Spiel 26)

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29.06.

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Ergebnis

01

07.06.

Schweiz – Tschechische Rep.

Ba

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Portugal – Türkei

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Österreich – Kroatien

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Deutschland – Polen

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Polen – Kroatien

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Rumänien – Frankreich

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Niederlande – Italien

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Spanien – Russland

In

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Griechenland – Schweden

Sa

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Anna Deichmann und der Diamant >>

Technologie trifft Design Industriedesigner Professor Peter Naumann im Gespräch

Freihändig fahren Autonom fahrende Autos auf dem Weg zur Serienreife

Der Künstler und das Biest Theo Jansen lässt seine windgetriebenen Skulpturen über die Strände laufen

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