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WÄDENSWILER ANZEIGER

Wädenswil – Fasnachtsperle am See

Am vergangenen Wochenende startete mit der Schnitzelbankfest-Premiere am Freitag und der Beizenfasnacht am Samstag die erste Wädenswiler Fasnacht mit Vollprogramm seit 2019.

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Text & Bild: Stefan Baumgartner

Unter dem Motto «50+1 Jahre» feiert die Neue Fasnachtsgesellschaft dieses Jahr ihr Jubiläum nach, das letztes Jahr vorwiegend der Pandemie zum Opfer fiel. So fand Anfang Februar bereits das «Wädi Pipes n’ Drums» statt, der aus dem letzten Jahr verschobene eigentliche Jubiläumshöhepunkt, und das SeesichtTheater führte ein eigens für die NFG geschriebenes Theaterstück auf. (Berichte nächste Doppelseite.)

Am vergangenen Wochenende, am Freitag, 17. und Samstag, 18. Februar, fanden die ersten Fasnachtsveranstaltungen statt: Zuerst die Schnitzelbankfest-Premiere, tags darauf die Beizenfasnacht, die sich in den vergangenen Jahren zum vielbeachteten und gerne besuchten Kleinguggen-Festival entwickelt hat. Nun ist alles angerichtet für das eigentliche Fasnachtswochende, das mit drei Umzügen an drei Tagen und vielen anderen Höhepunkten wie Guggenkonzerte und Maskenbälle aufwartet. Wädenswil ist und bleibt die Fasnachtshochburg am Zürichsee! n

Die NFG lud zum Cèilidh

Als Cèilidh bezeichnen Schotten eine Veranstaltung, bei der getanzt, gesungen, musiziert wird – und Rätsel gestellt werden. Eine solche Veranstaltung organisierte die Neue Fasnachtsgesellschaft Wädenswil mit dem Pipes n’ Drums als Teil ihres 50+1-Jubiläums am Samstag, 4. Februar, in der Sporthalle Glärnisch. Ein fantastischer, farbenfroher, stimm- und musikgewaltiger Abend!

Text & Bilder: Stefan Baumgartner

Sogar das Wetter stimmte den ganzen Tag über auf diesen Anlass ein: Nasskaltes, feuchtes Wetter liess die Wädenswilerinnen und Wädenswiler eher am Loch Ness denn am Zürichsee wähnen (und verhinderte so auch, dass sie sich auf die Skipisten verabschiedeten). Und so warteten rund 600 Gäste in der Glärnisch-Sporthalle gespannt, auf was sie sich eingelassen haben. Klar war: ein solcher Anlass gab es in Wädenswil noch nie; für alle beteiligten Künstler, für die organisierende Neue Fasnachtsgesellschaft – und eben auch für Besucherinnen und Besucher – war das absolutes Neuland. Vielleicht waren die einen oder anderen schon am Basler Tattoo oder besuchten das Original auf der Esplanade in Edinburgh. Doch hier in Wädenswil gab’s das Tattoo-Feeling noch gewürzt mit einer grossen Portion Lokalkolorit!

Den Auftakt machte die Zurich Caledonian Pipe Band. Die Formation aus Gockhausen, die auch eng mit der Curler-Familie Attinger verbandelt ist, sorgte mit ihren Dudelsackklängen ein erstes Mal für Hühnerhaut bei den Gästen. Abgelöst wurden sie von den «kleinen Schottinnen aus der Au», wie Moderator René Mogy die Tanzgruppe Bewegung&Begegnung ankündigte. Elfengleich tanzten grössere und kleinere Mädchen, mal im traditionellen Highland-Dance-

Stil, mal in etwas anderem Rhythmus zu moderneren Klängen.

Dass Selina Schiesser, die einheimische Sopranistin, die von Christian Enzler an der Violine und Ralph Peter am Klavier begleitet wurde, auf diesen Auftritt vor heimischem Publikum brannte, merkte man ihr auch an: Viel Kraft, viel Feuer lag in ihrer Stimme. Ihre Interpretation von Leonard Cohens «Hallelujah» oder das berühmte «Amazing Grace» berührte, ging tief unter die Haut.

Kein Tattoo ohne Trommeln – und dafür gab und gibt es zumindest regional keine bessere Formation als die Wädenswiler Tambouren. Sie verstehen es schon lange, ihren präzisen Trommelstil mit viel Humor, noch mehr Tempo und visuellen Showeffekten aufzupeppen.

Endgültig beim «Lokalkolorit» angelangt war das Programm dann beim Auftritt des Chors der «Zouft Fäldchuchi 39». Die singenden Köche setzten einen musikalischen Kontrastpunkt, hatten aber mit ihrem «Kriminaltango» und spätestens mit dem «Wädenswilerlied» das Publikum im Sack.

Tanz, Gesang, Musik – fehlt für das perfekte Cèilidh noch die Rätselaufgabe: Und so befragte der in Kilt gekleidete Moderator nach einem Medley der Caledonian Pipers das Publikum, was denn genau gespielt worden sei. Die aufmerksamen Gäste hörten richtigerweise den Beatles-Klassiker «Hey Jude» sowie die QueenHits «We are the Champions» und «We will rock you» heraus – Aufgabe mit Bravour gemeistert! Schliesslich versammelten sich alle Akteure zum grossen Finale: Gemeinsam trugen die vereinigten Musiker die Hymne «Highland Cathedral» vor, ein 1982 komponiertes Stück, das auch schon als dritte inoffizielle schottische Nationalhymne gehandelt wurde. Der Abschluss eines einmaligen Konzertabends und der anschliessende Ausmarsch der Formationen – passend dann mit dem schwäbischen Volkslied «Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus», das vor allem durch die Adaption des unvergessenen Elvis Presley bekannt wurde. Ein Anlass, der nach Wiederholung schreit! n

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... dänn mached's mir halt sälber!

Am Freitag und Sonntag, 10. und 12. Februar, präsentierte der Wädenswiler Theatermacher Thomas Lüdi dem Publikum im Seesicht-Theater einen besonderen Leckerbissen: Das Stück «… dänn mached's mir halt sälber» zeigte die Gründungsgeschichte der Neuen Fasnachtsgesellschaft, gespickt mit den besten Versen aus den Schnitzelbankfesten.

Restaurant Schmiedstube, anno 1972: Cheesy (gespielt von Thomas Lüdi) und Ennio (Christos Papadopoulos) stampfen wütig in die Beiz und geben Susi (Sibille Brunold) gehörig Arbeit: Bier fliesst in Strömen (dass auf dem Theaterset Bier aus Rheinfelden ausgeschenkt wird, wäre in der damaligen Bierhochburg Wädenswil zwar ein «no-go» gewesen). Grund für die schlechte Laune: die beiden Vertreter der Guggenmusig Sakkophonie wurden ordentlich zusammengestaucht wegen ihres Auftritts an der vergangenen Fasnacht. Doch sich von einem «Turnliibler», also einem Einwohner des östlichen Nachbardorfs, etwas sagen zu lassen, geschweige denn vorschreiben zu lassen: Nicht mit diesen beiden Protagonisten. Mit gütiger Mithilfe von Susi, die nicht nur immer wieder Bier nachliefert, sondern auch die eine oder andere gute Idee beisteuert, entsteht die Schnapsidee: eine neue Fasnachtsgesellschaft muss her. Und da auf die Schnelle kein einprägsamer Name gefunden wird, heisst die neue Fasnachtsgesellschft eben «Neue Fasnachtsgesellschaft». «Das können wir später immer noch ändern!», meint Ennio. Denkste. Gleicher Ort, drei Jahre später: zu den beiden Gründern gesellen sich Peter (Manuel Loosli) und Kurt (Jonathan Mantione) auf die Bühne. Sie resümieren das bisher geleistete. Man stösst an, klopft sich auf die Schultern – nicht mehr mit Bier, es ist jetzt ein roter Dôle. Als Überraschungsgäste geben Brauni Cogliati, Peter Dolder und Cheesy Tessarolo (der Echte) Schnitzelbänke aus den vergangen Jahren zum Besten. Schliesslich in der Gegenwart angekommen, ziehen die ergrauten Protagonisten – wohl wieder in der Schmiedstube, auch wenn diese mittlerweile das Zeitliche gesegnet hat – Resümee: WhatsApp wurde erfunden, Wädenswil hat wieder nur eine Guggenmusig – und sie beschliessen die Aufführung auf die nächsten 50 Jahre mit einer Schnitzelbank. Das Stück steht in der Tradition alter Fasnachtsspiele, die in früheren Jahren zusätzlich zu den oder anstelle der farbenfrohen Umzügen aufgeführt wurden. stb

Die «Giigegugge» im «Leue» und «Eulalia» im Restaurant Gambrinus.

Lebendige Beizenfasnacht

Neun Kleinformationen und Schnitzelbänkler zogen am 18. Februar durch acht Fasnachtsbeizen und gaben lustige, alternative, spannende und ungewohnte Klänge von sich. Das Kleinguggenfestival hatte für alle etwas dabei: Da war etwa die Stadtzürcher «Giigegugge», bereits in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts gegründet, die ebenso von Beiz zu Beiz zog, wie die in Wädenswil bestbekannten «Fleischvögel» oder die «Osso Guggo», «Eulalia», «Sturzeneg- ger» und «Sumpfhüener». Auch «Di Vorige» aus Horgen wissen, wo die Musik spielt, und die «Söi-Affe» begeisterten erneut mit ihrem Schnitzelbank-Programm. Das «Duochlapf» überraschte mit einer Mischung aus jazzig-groovigen Trompetentönen und Trommelwirbeln, um nachher auf Gastwunsch das Volkslied «Gilberte de Courgenay» anzustimmen – beste Stimmung, beste Musik – es ist Fasnacht z Wättischwiil! stb

«Di Vorige» und «Fleischvögel» im «Rössli», das «Duochlapf» im «Nöihüüsli».

«Fasnacht on Ice» zum Saisonabschluss der Eisbahn

Wenn eine Prinzessin auf einer Robbe von einem Pokemon gestossen über das Eis gleitet und dabei Spiderman kreuzt – dann heisst es «Fasnacht on Ice». Diesmal fiel der Maskenball auf Eis gleichzeitig auf das vorgezogene Ende der Eisbahn-Saison auf dem Seeplatz – ein bunter Schlusspunkt! stb

Wir verlangen für unsere Wohnungen nicht mehr als das, was sie uns tatsächlich kosten. Ohne Subventionen, auch nicht indirekt.

Musique De Table I

TELEMANN: TAFELMUSIK PREMIÈRE PRODUCTION

11. März 2023 Wädenswil

«Schniba»: Brauchtumsorientierte Festfachpersonen feierten in der Kulturhalle

Am 17. Februar ging die Premiere des Schnitzelbankfestes über die Glärnisch-Bühne – mit weniger Gruppen als auch schon, dafür in sehr hoher Qualität. Wer’s verpasst hat: Reprise ist am 24. Februar.

Text & Bilder: Stefan Baumgartner

Es waren alte Bekannte, die durch den Abend führten: Die «Panzerknacker-Klickä», bis 2017 selbst Programmpunkt, machte den «roten Faden» durchs Programm, überbrückte mit viel Wortwitz und auch Gesang Umbaupausen und stimmte auf kommende Vorträge ein. Da war ein Fasnachtsschmöcker dabei, und der VerZeller widmete der stärksten Wädenswilerin eine Ode. Und Ex-US-Präsident Trump ortete die grösste Bedrohung im Osten, von den «Gymnastic-Shirts».

Wer war alles dabei?

Die Jungtambouren eröffneten den Abend musikalisch. Auch die junge Garde überzeugte schon mit viel Präzision. Die ersten Schnitzelbänkler auf der Bühne waren die Luggebüesser. Sie nahmen mit träfen Sprüchen etwa das bereits wieder geschlossene «Schnitzelhuus», den falsch herum bohrenden NFG-Präsidenten, die Brättlibadi oder die nach Käsefüsse stinkende

Halbinsel Au aufs Korn. Nicht fehlen darf dabei natürlich auch das Duo Giuseppeli/Vogt vom

Bauamt (sie hatten auch das «Spiegeli» wieder einmal im Programm).

Die Söi-Affe – zum ersten Mal auf der Wädenswiler Schnitzelbank-Bühne und sonst eigentlich eher im östlichen Nachbardorf unterwegs, eben bei den «Gymnastic-Shirts» – brillierten mit einschlägigen Melodien, wussten von Bundesrat Bersets Eskapaden, von der Wädenswiler Weihnachtsbeleuchtung oder dem örtlichen Beizensterben zu berichten. Mit einem Augenzwinkern verrieten sie denn auch: «z Wädi läbed nume glatti Lüüt.»

Annekäthi Huuser, Grande Dame des Schnitzelbankfestes, scherte sich einen Deut um «kulturelle Aneignung», hatte dann aber doch etwas Angst betreffend ihrer Sprüche und stellte sich daher zwei Bodyguards zur Seite. Die rüstige Dame mit ihrem Pfleger Gilbert zeigte sich auch noch topfit in den sozialen Medien und weiss genau, wo welches Velo oder Büsi gefunden oder vermisst wird. Ausserdem gestand sie, dass sie sich auch schon als Klimakleberin versucht hatte. Wo, sei an dieser Stelle nicht verraten ...

Ob im Schlussgedicht – eine Ode an die 50+1-jubilierende NFG – eine Verabschiedung von der Bühne beinhaltet war? Man weiss es nicht so ge - nau, und tatsächlich wäre das ein herber Verlust für die Wättischwiiler Fasnacht.

Die grossen Tambouren eröffneten mit viel Getöse und mit präzisen Trommelstreichen die zweite Hälfte, boten wiederum einen eindrücklichen Beweis ihres Könnens.

Die Wädi-Buezär mit charakteristisch-schrägem Gesang nahmen als letzte Schnitzelbankgruppe des Abends korrupte Fussballfunktionäre und Stadtangestellte oder auch reisende Stadträte auf die Schippe, oder drohten aufgrund der horrend hohen Mietpreise mit Wegzug. Mit ihrer Hymne zum maroden, im Hafen vor sich her dümpelnden MS Glärnisch lancierten die Büezär schliesslich den Fasnachtshit 2023: Zur Melodie von «Das alte Haus von Rocky Docky» wussten die Büezer etwa «öisem Schiff gaats no vill schlimmer als es schiint» oder «De Bug isch voll Wasser anstatt mit guetem Wii» – das Publikum klatschte und johlte begeistert mit!

Den musikalischen Schlusspunkt unter einen äusserst unterhaltsamen Abend setzte die letzte verbliebene Wädenswiler Guggenmusig: Die «Trubadix» konzertierte zuerst alleine auf der «Schniba»-Bühne, und schliesslich setzten sie zusammen mit den Tambouren zum Schlussfurioso an, bis die altehrwürdige Kulturhalle bebte und zitterte – fast so wie die MS Glärnisch. n

Vor 10 Jahren …

… wurde die Fasnachtszeitung «Anlüger vom Zürichsee» für eine anonyme Wurfsendung in Schönenberg missbraucht. Nachdem die Redaktion des Anlügers sich gegen die Veröffentlichung anonym zugesandter Beiträge entschieden hat (mit Inhalt weit unter der Gürtellinie), tauchten genau diese Inhalte in einer Wurfsendung auf, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in Schönenberg gestreut worden war, und zwar auf original Anlüger-Seiten, die mit den besagten Texten überklebt und kopiert wurden. Weiter zu lesen war im Februar 2013 die Antwort des Stadtrats zur schriftlichen Anfrage der SVP-Fraktion bezüglich der Zukunft der Schulhäuser Stocken und Langrüti. «So lange es die Schülerzahlen erlauben, sollen die beiden Schulhäuser als solche genutzt werden», stand da. Nun, zehn Jahre später, ist eine Privatschule ins 2021 geschlossene Schulhaus Langrüti eingezogen, und die bis anhin dort unterrichteten Klassen wurden in diverse Schulhäuser verteilt, u.a. auch ins Schulhaus Stocken, das auch heute noch den selben Nutzen hat. Der Chinderbörse-Märt fand am 6. April 2013 zum ersten Mal statt und ist seither eine Erfolgsgeschichte, die zweimal jährlich in Wädenswil stattfindet.

Eine ganze Doppelseite wurde dem Fasnachtsrückblick gewidmet. Der grosse Umzug am Sonntag zog

12 000 Besucher an, 43 Gruppen unterhielten das angereiste Publikum, ebenso wurde der 2. Nachtumzug abgehalten. Auf die abgebildeten Fotos mit den überfüllten Strassen kann man im 2023 direkt neidisch sein. ott

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