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Team-Interview mit dem Ecco-Verlag

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LITERATUR

Von links nach rechts: Kathrin Betka, Marketing / Laura Hage, Presse & Veranstaltungen / Heide Kloth, Programm / Magdalena Mau, Herstellung / Tabea Worthmann, Vertrieb

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Ecco Verlag

Vorhang auf für die literarische Sensation der Saison: Unter dem Motto „Was wir lesen wollen“ präsentiert der neue Hamburger Ecco Verlag sein erstes Programm. Der Clou dabei: Die fünf Gründerinnen verlegen ausschließlich Bücher von Frauen, deutschsprachige Stimmen ebenso wie internationale; Debüts oder auch Werke preisgekrönter, etablierter Schriftstellerinnen wie Joyce Carol Oates. Die Autorinnen des ersten Verlagsprogramms schreiben in und über Israel, Deutschland, Australien, Finnland und die USA. Ihre Leben sind so unterschiedlich wie ihre Bücher vielfältig – und doch eint sie, dass sie Themen verhandeln, die uns alle umtreiben, sei es Familie, Heimat oder Herkunft, Liebe oder Verlust und Trauer. „Unser Programm darf, ja, soll auch gerne irritieren“, sagt das Ecco-Team. Und weil bei Ecco der Teamgedanke im Vordergrund steht, sprach buchSZENE gleich mit allen fünf!

Die magischen „Fünf“

Fünf besondere Bücher präsentieren die fünf Gründerinnen des neuen Ecco Verlags in diesem Frühjahr – und beantworten hier Fragen rund um ihr Konzept, ihre Idee und Visionen.

Woher kommt der Name Ecco? Laura Hage: Der Name lehnt sich an die amerikanische Ecco Press an, einer der renommiertesten Literaturverlage der USA. Zu dessen 50-jährigem Jubiläum erscheinen bei uns nun die ersten fünf Titel. Unsere Programmarbeit ist allerdings ganz unabhängig von unserem Namensgeber.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bei Ecco ausschließlich Autorinnen zu verlegen? Tabea Worthmann: Gerade in der Literatur kommen immer noch mehr Männer als Frauen zu Wort, und wir möchten gerne denjenigen mehr Raum geben, deren Stimmen bisher nicht genug gehört wurden. Uns interessiert die weibliche Sicht auf die Dinge. Außerdem ziehen wir dieses Konzept auch sehr stringent durch und arbeiten über alle Bereiche nur mit Frauen zusammen, also mit Übersetzerinnen, Fotografinnen, Illustratorinnen …

Wie würden Sie die Programmlinie Ihres neuen Literaturverlags beschreiben? Heide Kloth: Wir verlegen nur Bücher, die wir selbst in unseren Bücherregalen vermissen – ganz getreu unseres Verlagsmottos: Was wir lesen wollen. Inhaltlich setzen wir keine Grenzen. Es kommt uns weniger auf bestimmte Themen als auf die Stärke der einzelnen Texte an. Wir wollen Geschichten verlegen, die noch nicht erzählt worden sind – oder noch nicht auf diese Weise. Dabei suchen wir nach einer Mischung aus deutschsprachigen und internationalen Stimmen und möchten in jedem Programm auch eine Neu- oder Wiederentdeckung verlegen.

Wie arbeiten Sie als Team zusammen? Kathrin Betka: Wir sind alle fünf gleichberechtigt und in jede Entscheidung eingebunden. Wir arbeiten also von der Akquise über die Materialwahl für die Bücher bis zu Marketingideen sehr eng zusammen und uns ist der Teamgedanke ganz besonders wichtig. Das funktioniert sehr gut und ist auch für uns eine ganz neue Art des Arbeitens.

Warum haben Sie sich für dieses einheitliche Gestaltungskonzept entschieden? Magdalena Mau: Uns war es wichtig, dass jedes Buch einen individuellen und starken Auftritt bekommt, gleichzeitig aber auch die Wiedererkennbarkeit gewahrt wird. Unser Konzept beruht im Wesentlichen auf zwei Elementen. Das erste ist der rote Punkt, der aus dem „o” des Ecco-Logos stammt und auf jedem unserer Cover zu finden ist. Das zweite wiederkehrende Element ist der farbige Seitenstreifen auf dem Cover, auf dem Autorin und Titel Platz finden und der die Bildmotive dadurch frei wirken lässt. Außerdem sind alle unsere Bücher Hardcover ohne Schutzumschläge mit geradem Rücken und Lesebändchen. Wir verzichten auf die Einschweißfolie und produzieren klimaneutral.

Wie sah das bisherige Feedback aus und wie beeinflusst Sie die aktuelle Situation? Tabea Worthmann: Wir bekommen erfreulicherweise sehr viele positive Rückmeldungen – sowohl zu unserem Konzept und der Gestaltung als auch Leseeindrücke zu allen Titeln. Natürlich hätten wir uns trotzdem einiges anders gewünscht: anstatt der persönlichen Besuche in den Buchhandlungen oder Redaktionen haben ausschließlich digitale Verlagsvorstellungen stattgefunden. Auch eine Launchparty hätten wir gern organisiert, um den Erscheinungstermin unserer Bücher gebührend zu feiern. Der Mut hat uns aber dennoch nie verlassen! Wir glauben an unsere Bücher und unsere Autorinnen und freuen uns auf alles, was da noch auf uns zukommt.

LITERATUR

Bianca Nawrath Iss das jetzt, wenn du mich liebst 288 S., 20,00 € eBook 14,99 € Ecco Zwischen Kluski und Döner

Seit einiger Zeit teilen sich Kinga und Mahmut Wohnung, Bett und Weltansichten. Dass die junge Berlinerin plant, den Sohn türkischer Migranten zu heiraten, ahnen ihre polnischen Eltern nicht. Aus gutem Grund: Bei ihnen gilt die Heilige Dreifaltigkeit von Papst, Wodka und Gulasch. Für Kinga gilt es nun, Überzeugungsarbeit zu leisten – und was bietet sich dafür besser an als eine traditionelle Familienhochzeit in Polen? Dass die Autorin und Schauspielerin Bianca Nawrath manche Anekdote aus ihrem eigenen Leben in dieses charmante Debüt einfließen ließ, erhöht den Reiz ungemein!

Zugang zu eigenen Wünschen

Es ist eine Frage, die sich jede*r irgendwann im Leben stellt: Kinder ja oder nein? Martha hat sich klar positioniert, ihrem Mann Patrick vor der Hochzeit verkündet, dass sie keine Kinder möchte, und er hat sich gefügt. Doch jetzt, mit Ende dreißig, spürt Martha, dass etwas nicht stimmt – was genau, weiß sie nicht. Als an ihrem 40. Geburtstag alles eskaliert und Patrick das gemeinsame Haus in Oxford verlässt, muss sich Martha ihren Gefühlen stellen. Feinfühlig und humorvoll beschreibt Meg Mason in Was wir wollen, wie sich eine Frau von fremden Erwartungen löst und zu sich selbst findet.

Meg Mason Was wir wollen 432 S., 22,00 € eBook 16,99 € Ecco

Katja Kettu Die Unbezwingbare 336 S., 22,00 € eBook 16,99 € Ecco Kampf gegen Vorurteile

Lempi ist in dem Reservat in Minnesota aufgewachsen und kämpft seit jeher mit dem Konflikt ihrer Identität: Halb Finnin, halb Ojibwe, galt sie im Reservat als zu weiß und außerhalb als nicht weiß genug. Als sie nach langer Zeit zurückkehrt, muss sie erkennen, dass sich im Reservat wenig verändert hat: Die Vorurteile sind dieselben, und die Gesellschaft schweigt Verbrechen gegen (indigene) Frauen – darunter Lempis Mutter Rose – systematisch tot. Mit Die Unbezwingbare möchte sie genau denen eine Stimme geben, die zum Schweigen gebracht werden, sagt Katja Kettu. Das ist ihr brillant gelungen.

Wider das Klischee

„Ich wollte nicht über den Mythos Marilyn Monroe schreiben, aber zeigen, wie sie innen war“, sagt Joyce Carol Oates über ihr eindrucksvolles Porträt Blond. Auf über tausend Seiten durchleuchtet die amerikanische Autorin das Leben und die Psyche der 1926 geborenen brünetten Norma Jeane Baker, die als Kunstfigur Marilyn Monroe zur größten Hollywood-Legende des zwanzigsten Jahrhunderts aufstieg. Als „Monumentalwerk“ bezeichnete die Süddeutsche Zeitung diesen für den Pulitzer-Preis nominierten, ebenso einfühlsamen wie sprachgewaltigen Roman, der nun in einer Neuausgabe erscheint.

Joyce Carol Oates Blond 1.024 S., 26,00 € eBook 19,99 € Ecco

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