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Stadt Chur Abteilung Wald und Alpen
Die Abteilung Wald und Alpen (WUA) ist der Dienststelle Grün und Werkbetrieb der Stadt Chur angegliedert. In ihrem Zuständigkeitsbereich liegt das ganze Territorium ausserhalb des Siedlungsgebietes der Stadt- sowie der Bürgergemeinde Chur. Die Abteilung WUA beschäftigt 13 Mitarbeitende und bildet zusätzlich jährlich 3 bis 4 Forstwartlehrlinge aus.
Toni Jäger
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Stadt Chur.
(Bild: Toni Jäger)
Flächen
Die betreute Gesamtflächeder Abteilung WUA beträgt 6571 ha und ist aufgeteilt in: Waldfläch 3726 ha Alpen, Voralpen, Maiensässe, Allmeinden 2845 ha Aufteilung der Fläche nach Eigentümer: Bürgergemeinde Chur 3750 ha Stadt Chur 2287 ha Bistum Chur 124 ha Privatwald 400 ha Bund und Kanton GR 10 ha
Die Alpen und Waldflächenbefindensich auf dem Territorium der Stadt Chur sowie auf den Gemeindegebieten von Trimmis, Churwalden, Domat/ Ems, Arosa und Surses (Marmorera, Alp La Motta). Von den 3726 ha Wald sind 57 % (2121 ha) Schutzwald. Der Hiebsatz beträgt 12 500 Tfm.
Waldpflege
Die Pflege der Waldflächeist die Kernaufgabe der Abteilung Wald und Alpen. Die wichtigste Arbeit in der Waldpflegebesteht darin, die dauernde Verjüngung des Altbestandes sicherzustellen. Trotz intensiver Holznutzung ist der Churer Wald immer noch überaltert. Grund ist die fehlende oder ungenügende natürliche Verjüngung. Dies ist eine Folge des vorherrschenden Wilddruckes, welcher im gesamten Churer Wald zu hoch ist. Eine artgerechte Naturverjüngung findetschon eine ganze Baumgeneration lang in den Wäldern des Churer Rheintales nicht mehr statt. Die Generation Weisstanne, welche jünger als 100 Jahre ist, gibt es praktisch nicht mehr, ausser sie sind vor Wildverbiss in massiv gebauten Drahtkörben oder Zaunflächen geschützt. Der A teil der Tanne am gesamten Waldbestand beträgt im Jungwald weniger als 2 %. Auch im Altwald ist ihr Anteil unter 10 % gesunken. Aber auf mindestens 35 % der Churer Waldflächewäre die Weisstanne die natürlich vorkommende Hauptbaumart, vorwiegend gemischt mit Buchen oder Fichten. In den steilen Schutzwäldern rund um Chur ist keine andere Baumart so wichtig für die Schutzfunktion wie die Tanne. Auch andere Hauptbaumarten werden vom Wild viel zu stark abgefressen oder geschält. Ausser der Buche verjüngt sich keine einheimische Baumart genügend stark im Churer Wald. Waldpflege heisst Holzerntearbeiten und Jungwaldpflege.Die Forstgruppe beschäftigt sich zur Hälfte ihrer Arbeitszeit mit diesen Aufgaben. Bei der Holzernte, vor allem bei Seilkranarbeiten wird mit Forstunternehmungen zusammengearbeitet sowie auch bei der maschinellen Verarbeitung von Brennholz zu Stückholz oder Holzschnitzel. Von der geernteten Holzmenge wird rund 7500 m³ als Sägerei-Holz verkauft, neuerdings der grösste Teil in Zerspannerwerke in der Schweiz und ein kleiner Teil nach Österreich. Italien, lange Zeit das Hauptabnehmerland, wird nur noch mit weniger wertvollen Sortimenten für die Verpackungsindustrie beliefert. Ca. 4500 m³ wird als Brennholz verkauft. Davon werden 2500 m³ als Hackschnitzel direkt an die Kundschaft geliefert. Weitere 1000 m³ übernehmen Abnehmer zur Weiterverarbeitung. Über 1000 m³ wird als Buchenbrennholz in kranlanger Form oder als 1 m Spälte bis zum fertig verarbeiteten Holzscheit bereitgestellt. Der allgemeine Gesundheitszustand des Waldes ist merklich schlechter geworden. Bereits in den Jahren 1983 bis 1990 wurde ein eindrücklicher Nadelverlust, vorwiegend an Fichte und Tanne festgestellt. Das Wort Waldsterben machte damals die Runde. Auslöser für die plötzliche Verschlechterung war dannzumal sicher auch der trockene und heisse Sommer des Jahres 1983. Seit der Jahrtausendwende nehmen die trockenen und heissen Sommer kontinuierlich zu und das Klima hat sich messbar erwärmt. So vor allem in den Jahren 2003, 2006 und zuletzt noch trockener war der Sommer 2018, wo es insgesamt während der ganzen Vegetations-
Forstschlepper.
(Bild: Urs Caminada)
Ochsenalp.
(Bild: Toni Jäger)
periode nie geregnet hat. Mit der Wärme kommt der Wald eher zurecht als mit der Trockenheit. Vor allem auf flachgründigenStandorten hat es die Waldbäume arg mitgenommen und überall stehen abgestorbene Bäume oder solche mit stark aufgelichteten Kronen. Nicht nur die flachwurzelnd Fichte ist betroffen, sondern auch die Tanne und was besonders erstaunt, leidet die Buche sehr stark unter der Trockenheit. Der Jungwald verträgt die Auswirkungen der Trockenheit besser als die älteren Bäume. Bei der Tanne und Waldföhre ist der Mistelbefall ein zusätzliches Problem. Der Mistelbefall im Churer Rheintal war früher in den Wirtschaftsplänen schon als eine Bedrohung für die Tanne beschrieben worden. Früher, das heisst auch noch in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts, waren nur Tannen bis auf eine Meereshöhe von rund 800 m betroffen. Heute ist der Mistelbefall bis auf 1200 m stark verbreitet. Neophyten sind eine Problematik, mit welcher wir uns seit ca. 10 Jahren beschäftigen müssen. Vor allem der Sommerfliederkann nur noch in seiner Verbreitung eingeschränkt, aber nicht mehr nachhaltig bekämpft werden. Die Ausbreitung der Götter- und Essigbäume hat die Abteilung WUA im Moment noch im Griff. Kritisch wird es aber beim japanischen Knöterich, welchem nur noch mit sehr grossem Mitteleinsatz begegnet, aber nicht mehr ausgerottet werden kann. Das Gleiche gilt für alle anderen, neu aufgetauchten invasiven Neophyten.
Neues Selbstbedienungsrestaurant und Hirtenhütte Carmenna.
(Bild: Elisa Florian)
Alpen
Der Unterhalt der rund 2850 ha grossen Alpfläche inkl. Maiensässe, Voralpen und Allmeinden ist das zweitgrösste Aufgabengebiet der Abteilung WUA. Von der Spitze des Calanda über das ganze Schanfiggbis zum Aroser Weisshorn erstreckt sich das weitläufige Aufgabengebiet Auf dem Gemeindegebiet Surses liegt die Alp La Motta/Starschagns, welche sich auch im Besitz der Bürgergemeinde Chur befindetund durch die Abteilung WUA betreut wird. Der Unterhalt der Hütten und Ställe ist eine Daueraufgabe. Kilometerlange Zäune sind jedes Frühjahr zu erneuern, reparieren und wieder instand zu stellen. Die zeitintensivste Aufgabe ist die Sicherstellung der Wasserversorgung von Gebäuden und der über 200 Viehtränken (Brunnen). Im gesamten Alpgebiet werden ca. 1200 Stück Vieh gesömmert. 404 Milchkühe werden in Arosa gealpt und die anfallende Alpmilch wird in der Sennerei Maran im Eigentum der Bürgergemeinde Chur zu hochwertigen Alpprodukten verarbeitet.
Bikepiste Rosenhügel.
(Bild: Toni Jäger)
Kuhalpen: Maran, Prätsch, Sattel, Carmenna und Calanda. Jungviehalpen: Ochsenalp, Wolfboden, Campadiel, Tschuggen, First, Urden, Calanda und La Motta/ Starschagns.
Tourismus
Die Tourismusbetriebe vor allem in Arosa, sind das finanzielleStandbein der Abteilung WUA. Die Vermittlung der unterschiedlichen Ansprüche zwischen Tourismus und Alpwirtschaft gehören zum nicht immer einfachen Tagesgeschäft.
Wald-Alp-Fusswege
85 km Wald- und Alpstrassen erschliessen den Churer Wald und die Churer Alpen. Die Strassen befindensich vorwiegend in den steilen Hängen rund um Chur, was sich negativ auf die Unterhaltskosten auswirkt. Durch viele Projekte werden die Waldwege auf sehr hohem Niveau unterhalten. Die vielen Benutzer wie Maiensäss-Besitzer, Biker und Spaziergänger legen dementsprechend Wert darauf. Dazu kommen noch 90 bis 100 km Fahrwege, die mit Jeep oder Forstfahrzeugen befahren werden und laufend unterhalten werden müssen. Der Unterhalt der vielen kilometerlangen Fuss- und Wanderwege sowie der fünf beliebten Freeridestrecken für Biker am Pizockel gehören auch ins Pflichtenheft der Abteilung WUA
Verbauungen Entwässerungen
Zehn grössere Tobel und viele kleinere Runsen durchziehen die Churer Waldungen. Bach- und Hangverbauungen sind weitere interessante Aufgaben. Rund 100 Bachsperren, vorwiegend aus Beton und zum Teil auch aus Holz, verhindern eine grössere Erosion der bestehenden Töbel. Sechs Schuttfänge schützen zusätzlich das Siedlungsgebiet der Stadt Chur vor Murgängen. Alle Verbauungen wurden in den letzten Jahren rundum erneuert und weisen einen hohen Ausbaustand auf. Das grosse, bekannte Rutschgebiet «Erlenrutsch» wird von Brambrüesch bis zur Plessur entwässert. Ungefähr 30 km beträgt die gesamte Leitungslänge. Die Leitungen und über 100 Betonschächte sind jedes Jahr zu kontrollieren, zu unterhalten und jährlich muss ein Stück der Leitungen gänzlich erneuert werden. Der grosse Tufgehalt des Wassers macht den Unterhalt aufwendig.
Arbeit für Dritte
Rund 1500 Arbeitsstunden werden während des Jahres für Dienstleistungen für Dritte im Auftragsverhältnis geleistet. Sei es für Rodungen, Baumfällarbeiten oder Holzverbauungen. Auftraggeber sind Private, Immobilienverwaltungen oder Bauunternehmungen.
Nebennutzungen Christbäume
Seit 1995 werden Christbäume in eigenen Kulturen gezüchtet, auch Nordmannstannen. Jährlich werden rund 1000 Bäume in der Länge von 1 m bis zu 10 m verkauft. Der Umsatz beläuft sich auf über 80 000 Franken im Jahr. Gelegentlich werden auch Produkte aus einheimischem Holz wie Bänke, Brunnen hergestellt.