BUNDmagazin 1/22

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ZUR ZEIT

Uwe Weiser

BUND-Experte Paul Kröfges nimmt an einem der Stauwerke an der Agger eine Wasserprobe.

WASSERKRAFT

EIN HERZ FÜR FLÜSSE Seit Jahren fordert der BUND uner­giebige und naturschädliche kleine Wasserkraftwerke nicht länger zu fördern. Aus der Wissenschaft kommt nun Unterstützung.

V

KIRA HEINEMANN

SASCHA MAIER

ist die neue Sprecherin des Bundesarbeitskreises Wasser. Mit Hans-Joachim Grommelt und Henry Tünte vertritt sie den AK nach außen.

ist der BUND-Referent für Gewässerpolitik.

iele heimische Flüsse und Bäche siechen ökologisch dahin. Ein wesentlicher Grund dafür sind die über 7800 Kleinwasserkraftwerke hierzulande. Sie schaden den betroffenen Fließgewässern ganz erheblich. Da sie zusammen weniger als fünf Tausendstel des deutschen Stroms erzeugen, drängten jüngst 65 Wissenschaftler*innen die Bun­ desregierung, ineffiziente Kleinwasserkraftwerke nicht länger zu fördern. Unsere Binnengewässer und ihre Auen sind Hotspots der biologischen Vielfalt. Hier ist der Zielkonflikt mit der Nutzung der erneuerbaren Wasserkraft besonders groß. So können Aale, Lachse oder Neun-

augen die Staudämme auf dem Weg zu ihren Laichplätzen nicht überwinden. Abwandernde Fische erleiden an den Turbinen oft tödliche Verletzungen. Und die Stauteiche zwischen den Wehren sind flussfremde Lebensräume, die Sediment ansammeln, sich erwärmen und Methan freisetzen.

SO NICHT Dabei fordert die Wasserrahmenrichtlinie der EU seit dem Jahr 2000, Fließgewässer wieder durchgängig zu gestalten. Bis 2027 sollen die Wasserorganismen möglichst überall wieder ungestört wandern und Sedimente abtransportiert werden können.

Passiert aber ist bisher viel zu wenig. Eines von zahllosen Beispielen: Sechs massive Stauwerke unterbrechen die Agger, einen Nebenfluss der Sieg in NRW, auf einer Strecke von etwa 15 Kilometern. Die Bezirksregierung Köln hätte die Betreiber längst auffordern müssen, für die vorgeschriebene Menge an Mindestwasser, die Durchgängigkeit und den Schutz der Fische zu sorgen. Stattdessen schiebt ein neuer Managementplan diese Maßnahmen nun bis 2033 oder gar 2039 auf: ein enormer Schaden für die biologische Vielfalt. Die sechs Staustufen erzeugen im besten Fall 8,2 Gigawattstunden pro Jahr, nur wenig mehr als eine einzige moderne Windkraftanlage im Binnenland.

STRATEGIE NICHT ­VERWÄSSERN Vergleichbare Fälle gibt es zahllose in Deutschland. Deshalb raten 65 Fachleute in ihrem Memorandum »Energiewende nicht auf Kosten der aquatischen Biodiversität« dringend dazu, die Förderung unergiebiger Kleinwasserkraftwerke aus EEG- oder Steuermitteln zu beenden. Sollte die Förderung größerer Wasserkraftwerke politisch gewollt bleiben, müsste sie zudem davon abhängig gemacht werden, dass die Anlagen ökologisch durchlässig sind und die Gesetze einhalten. Im Entwurf der Nationalen Wasserstrategie fordert auch das Bundesumweltministerium das Wasserrecht strikter anzuwenden und dafür zu sorgen, dass Kraftwerke den Bächen und Flüssen weniger schaden. Damit im Zielkonflikt »erneuerbare Energie/Naturschutz« nicht die Artenvielfalt leidet, darf die neue Bundes­ regierung die Wasserstrategie in der Abstimmung zwischen den Ressorts nicht verwässern. Sie muss das europäische Wasserrecht endlich ehrgeizig umsetzen.

i

Mehr zum Thema Das Memorandum fi ­ nden Sie hier: www. bund.net/wasserkraft-memorandum


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