BUNDmagazin 1/22

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BN Hof (5)

Die Aufzuchtstation in Regnitzlosau an der tschechischen Grenze.

ARTENSCHUTZ

RETTUNGSMISSION In einer alten Mühle an der tschechischen Grenze zieht die BUND-Kreisgruppe Hof Fluss­perl­ muscheln auf – um deren größtes verbliebenes Vorkommen in Mitteleuropa zu bewahren.

A

lles andere als grün präsentiert sich das Grüne Band an diesem klirrend kalten Dezembertag. Schnee und Eis, wohin man blickt. Aus dem winterlichen Weiß tritt nur das kahle Gehölz am Grenzbach hervor. In sein rasch strömendes Wasser wollte man heute nicht mal den Zeh halten. Eines unsrer seltensten Tiere ist besser an dieses Milieu angepasst. Und hat hier und in einigen benachbarten Bächen bis heute überlebt.

EINST ZAHLREICH Nur wenige Schritte vom Bach entfernt liegt die Huschermühle. Sie dient dem

BUND seit dreieinhalb Jahren als Aufzuchtstation für die Flussperlmuschel. Wie sich beim Rundgang durch die Mühle zeigt, ist es ungemein schwierig, diese Tiere großzuziehen. Unweigerlich stellt sich die Frage: Wie bloß haben es die Muscheln geschafft, trotz ihrer komplizierten Biologie rund 300 Millionen Jahre zu überdauern – so lange wie kaum ein anderer Organismus auf der Erde? Und warum ist ein so sagenhaft erfolgreiches Tier plötzlich auf Hilfe angewiesen? So viel ist klar: Den allergrößten Teil ihres irdischen Daseins kam die Flussperlmuschel bestens ohne uns Menschen aus.

Noch in den 1950er Jahren lebten allein im Landkreis Hof sieben bis zehn Millionen Exemplare! Bald darauf ging es offenbar rapide bergab mit ihnen. 1989 fanden BUND-Aktive nur mehr etwa 120 000 der Muscheln. 2020 war gerade noch ein Viertel davon übrig.

URSACHENFORSCHUNG Anderswo erging es der Muschel nicht besser. Trotz eines Verlusts von mehr als 99,99 Prozent in nur siebzig Jahren ist das grenzüberschreitende Hofer Vorkommen heute das größte, das noch übrig ist in Mitteleuropa. Und selbst dieser klägliche Rest ist akut gefährdet. Warum, weiß kaum jemand besser als Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer der Kreisgruppe Hof seit 1991: »Die verbliebenen Muscheln sind durchschnittlich 60 Jahre alt, die jüngsten 25. Seitdem hat sich die Art bei uns nicht mehr fortgepflanzt.« Über die Gründe gab es anfangs nur Mutmaßungen: Liegt es an der Wasserqualität? Fehlt es an Bachforellen, die für die Fortpflanzung unverzichtbar sind? Oder hauptsächlich an Nahrung? Werden überhaupt noch genug Muscheln trächtig? Gemeinsam mit mehreren Hochschulen und Verbündeten auch auf tschechischer


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