BUNDmagazin 1/22

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AKTIV

Helge Bendl

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ine neue Lieblingsjeans? Check! Ein Retro-Shirt für den Sommer? Check! Das Pärchen mit dem Kinderwagen sucht lieber nach Babysachen, die Oma nach Spielzeug für den Enkel. »Be-schenkt« heißt der Laden mitten in Schwerin, wo es all das und noch vieles mehr gibt – kostenlos. So klein der Raum, so groß die Auswahl. In den Regalen stapeln sich Teller und Tassen, Töpfe und Pfannen. Wer Nachschub braucht für die WG-Küche, wird hier ziemlich sicher fündig. In neue Hände wollen auch ein Radiowecker und ein schicker Notenständer, samt Liederbuch mit den Noten zu »Always look on the bright side of life«. Nur Preisschilder sucht man vergebens.

GEBEN UND NEHMEN

Klamotten, Lebens­ mittel, Spielzeug: All das gibt es im ­Umsonstladen der BUNDjugend Mecklenburg-Vorpommern. Auch Gemüse ernten und Kleidung nähen kann man in Schwerin ganz ohne Geld.

Vor allem Kleider gibt es im Schweriner Umsonstladen, in allen Größen und Farben und für jeden Geschmack. Kindersachen laufen besonders gut. Selbst wer was Besonderes sucht, wird hier fündig – wie die Studentin, die neben der gewünschten Hose noch einen goldenen Gürtel mitnimmt. Dagegen haben die Stepp­tanzschuhe noch keine Abnehmerin gefunden. Das Sortiment des Ladens ist jedenfalls erstklassig. Gleiches gilt für die Lage in der Friedrichstraße, mitten in der Altstadt zwischen Dom und Pfaffenteich. »Gib was Du kannst und nimm was Du brauchst«, beschreibt Nicole Gernhard,

Bildungsreferentin der BUNDjugend MV, das Motto des Ladens, den es bereits seit Dezember 2019 gibt. »Das war damals gutes Timing. Wir wollten während des irren Shoppingtrubels vor Weihnachten ein Zeichen setzen.« Mit diesem Umsonstladen bietet die BUND­ jugend eine Alternative zur »Fast Fashion«. Wer gebrauchte Klamotten wiederverwendet, spart nämlich nicht nur Geld: »Wir machen der konventionellen Textilindustrie einen Strich durch die Rechnung, mit ihrem unverantwortlichen Umgang mit der Natur, ihren unwürdigen Arbeitsbedingungen, ihrer Tierquälerei.«

BÜCHER, KLEIDER, ESSBARES »Mit Büchern werden wir totgeschmissen, da müssen wir aufpassen. Ansonsten kommt eigentlich alles weg«, berichten die Frauen, die heute im Laden helfen. Gut 50 Leute engagieren sich hier, ehrenamtlich an sechs Nachmittagen in der Woche vor Ort oder als regelmäßige Spender* innen. Denn natürlich kosten der Laden und ein Nebenraum Miete. Ganz ohne Geld geht es also nicht. Aber fast: Der Umsonstladen hat sich zu einer Anlaufstelle für weitere nichtkommerzielle Vorhaben entwickelt. »Wir wollen zu einem Ort der Begegnung werden, wo es anders als in einem Café oder einer Bar nichts kostet, hier zu sein und sich zu treffen«, meint Nicole Gernhard.


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