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Neue Straßen braucht das Land?
Aus dem Inhalt
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BUNDmagazin 3 | 2016
Editorial Von Klimaschutz bis TTIP 2 Titel Bundesverkehrswegeplan 2 – 3 Aktuelle Meldungen Koalitionsvertrag unter der Lupe 4 Aktiv Windenergie und Naturschutz 6 – 7 Naturschutz Schwarzstörche kommen zurück 8 – 9 Jugend Naturtagebuch-Seminar, Jugendaktionskongress 2016 10 – 11 Regionen Blütenweg an der Bergstraße, Aktiv gegen Atomkraft 12 – 13 Mitmachen Willkommenskultur beim BUND 14 Termine Gegen TTIP und CETA auf die Straße, Umweltbildungstag 2016 16
Die altbekannte Wünsch-dir-was-Politik setzt Bundesverkehrsminister Dobrindt mit dem Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans ungebrochen fort. Mehr als 130 Straßen, aber kaum Bahnlinien sollen in den nächsten 15 Jahren neuund ausgebaut werden. Kostenpunkt: über neun Milliarden Euro. Die Fixierung auf den Straßenbau würde die auf Auto und LKW ausgerichtete Mobilität zum Schaden von Klimaschutz und Nachhaltigkeit zementieren. Dessen ungeachtet schreibt der grün-schwarze Koalitionsvertrag die Umsetzung des Bundesverkehrswegeplans fest. [ 1 - 16] BUNDmagazin Baden-Württemberg Fortsetzung Seite 2
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Editorial
Silke Reents
Liebe Leserinnen und Leser, ein ereignisreicher Frühling liegt hinter uns. Die erste grün-schwarze Landesregierung Baden-Württembergs hat mit der Arbeit begonnen. Wir haben uns ambitioniertere Ziele in Richtung Nachhaltigkeit, Umweltund Naturschutz gewünscht, doch lässt der Koalitionsvertrag zumindest hoffen, dass es nicht zu den gefürchteten Rückschritten im Umwelt- und Naturschutz kommt. Wie wichtig engagierter Klimaschutz wäre, hat uns dieses Jahr schon spüren lassen. Klima- und Wetterforscher sagen seit langem voraus, dass der Klimawandel heftige Wetterereignisse mit sich bringen wird. Nun sind sie auch in unserem Land eingetreten und wir sind trotz der Voraussagen überrascht, dass die Unwetter so schnell und stark über uns hereingebrochen sind. Es ist Zeit, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Von der neuen Landesregierung erwarten wir daher, dass sie beim Klimaschutz, aber auch in der Landwirtschaftspolitik mutig voranschreitet. Für uns alle im BUND ist die wirksame Umsetzung des Umwelt- und Naturschutzes eine stete Herausforderung. Darum kümmern sich der neu gewählte Landesvorstand, die MitarbeiterInnen in den Geschäftsstellen wie die aktiven Mitglieder vor Ort. Ein Beispiel für die Schwierigkeiten, die dabei zu meistern sind, ist der Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg. Mit unserem Aktiv-Thema auf Seite 6/7 möchten wir dazu auffordern, Lösungen für die Konflikte zwischen Windkraft und dem Umwelt- und Naturschutz zu suchen und zu finden. Seit jeher zeichnet den BUND eine große Meinungsvielfalt aus. Diese Kultur wollen wir weiter pflegen, um gemeinsam und konstruktiv gute Lösungen zu erarbeiten. Zugleich sind wir aber auch ein aktiver Verband, dessen Mitglieder und Unterstützer sich lautstark zu Wort melden können. Daher rufe ich Sie alle auf, am Samstag, dem 17. September 2016 in Stuttgart gemeinsam gegen TTIP und CETA auf die Straße zu gehen. An diesem Tag werden bundesweit in sieben Großstädten viele Menschen gegen die Freihandelsabkommen protestieren. Gemeinsam sind wir eine starke Gruppe, die ein gutes Leben aller vor die möglichen wirtschaftlichen Vorteile weniger setzt. Seien Sie mit dabei ! Ihre
Sylvia Pilarsky-Grosch Landesgeschäftsführerin
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er Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans (BVWP) verspricht mehr, als er halten kann. Das Finanzvolumen der Wunschliste aller Straßenbauprojekte liegt deutlich über den absehbar zur Verfügung stehenden finanziellen Möglichkeiten. Über 40 Jahre würde es dauern, alle Straßen zu bauen. Vor diesem Hintergrund fordert der BUND eine eindeutige – an Umwelt- und Naturschutz orientierte – Priorisierung der Straßenbauprojekte nach Notwendigkeit und Dringlichkeit. Darüber hinaus kritisiert er vor allem, dass der Entwurf seine selbstgesteckten Umweltziele verfehlt, Alternativen zu Straßenplanungen nicht geprüft hat und regionale Schienenprojekte völlig außer Acht lässt.
Umweltziele verfehlt Die Umweltziele des BVWP klingen gut: Treibhausgase und Luftschadstoffe sollen reduziert, Natur und Landschaft geschont werden. Der Flächenverbrauch soll vermindert und die Zerschneidung zusammenhängender Landschaften vermieden werden. Blickt man jedoch ins Detail und in den Umweltbericht, so offenbart sich das genaue Gegenteil – fast alle Umweltziele werden verfehlt. Das Umweltbundesamt analysiert schonungslos: »Der Entwurf zeigt leider, dass Deutschland von einer integrierten verkehrsmittelübergreifenden Mobilitätsstrategie mit anspruchsvollen Umweltzielen weit entfernt ist. Er muss dringend überarbeitet werden.« Beispiel Flächenverbrauch: Laut
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NATU RSC H UTZ
Neue Straßen braucht das Land ? L A N DESPOLITI K
EN ERGI E
BU N D-REISE
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lich untersuchen lassen. Das Projektdossier zur A 98 ist eine K O M M E NunvollTA R L AN DESPOLITI K einzige »Black Box«: unverständlich, ständig und intransparent – und ein eklatanter Verstoß gegen die gesetzlichen Vorgaben zur Umweltverträglichkeitsprüfung. picture alliance/Joker
BU N D-REISE
R AT G E B E R EN ERGI E Regionale Schienenprojekte nicht berücksichtigt
Öffentlicher Verkehr macht KOM M E N TA R neue Straßen überflüssig
R AT G E B E R
Obwohl das Land im Schienenverkehr den höchsten Nachholbedarf hat, ist die Liste der vordringlichen Projekte mehr als mager ausgefallen. Was im Straßenbau zu viel, ist bei der Schiene zu wenig. Nur großräumige NAC H R U F NAC H R U Fnationale Verbindungen wie der Ausbau der Rheintalbahn und der Südbahn sowie die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm sind in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden. Im Gegensatz zur Straße, wo mehr als 60 geplante Ortsumfahrungen vor allem den lokalen und regionalen Autoverkehr beschleunigen sollen, fehlen im BVWP regionale Schienenprojekte. Nicht aufgenommen sind beispielsweise landesweit bedeutsame Projekte wie die Gäubahn, die Donautalbahn, die Hochrheinbahn, die Bodenseegürtelbahn oder die Frankenbahn. Das ist aus Sicht des BUND nicht akzeptabel. Denn die genannten Projekte stehen in direkter Konkurrenz zu geplanten Straßen. Würde man verkehrsträgerübergreifend planen, dann könnten der Beschluss der Bundesregierung sollen bis 2020 statt Ausbau und die Elektrifizierung der Eisenbahn zwider heute bundesweit 69 Hektar Fläche pro Tag nur schen Basel und Bodensee den Bau der Hochrheinnoch 30 Hektar durch Siedlung und Verkehr verloren autobahn und den überdimensionierten Ausbau der gehen. Der aktuelle Entwurf des BundesverkehrsweB 31 überflüssig machen. geplans überschreitet den Anteil am FlächenverDer BUND fordert daher, übrigens im Einklang mit brauch, der ihm danach laut Umweltbundesamt zuder Landesregierung, dass im BVWP Finanzmittel des stehen würde, um rund 50 Prozent. Bundes auch für regionale Schienenprojekte bereitgestellt werden. Denn ohne weitere massive InvestitiAlternativen nicht geprüft onen in das Schienennetz ist eine ernsthafte VerkehrsIm BVWP sollen alle Planungsalternativen geprüft und wende zu Gunsten eines klimaschonenden Bahnverbewertet werden. So verlangt es das Gesetz und so kehrs nicht möglich. Am Ziel, Verkehr von der Straße wurde es ursprünglich auch einmal versprochen. Geauf die Schiene zu verlagern, geht der aktuelle Bunliefert wurde nun aber das genaue Gegenteil: In keidesverkehrswegeplan vorbei. Klaus-Peter Klaus-Peter Gussfeld | Referent für Verkehr und Raumordnung Gussfeld nem Fall hat das Bundesverkehrsministerium kostengünstigere oder umweltverträglichere Alternativen zum Straßenbau ausgelotet, wie sie etwa Maßnahmen der Verkehrslenkung, Verkehrsberuhigung oder der Bundesverkehrswegeplan 2030 Ausbau des öffentlichen Verkehrs bieten könnten. Anfang Mai endete die Öffentlichkeitsbeteiligung des BundesverkehrsBeispiel Hochrheinautobahn: Als Planung nach ministeriums zur Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans (BVWP); »Gutsherren-Art« lässt sich das Projekt A 98 wohl am noch im Herbst soll der Plan vom Bundeskabinett verabschiedet werden. treffendsten beschreiben. Die extrem Natur zerstöDer BVWP legt die finanziellen Prioritäten der Bundesregierung für den rende Autobahn-Bergtrasse soll eine Verbindung von Ausbau von Bundesfernstraßen, Eisenbahnen und Wasserstraßen für die Rheinfelden nach Waldshut-Tiengen schaffen. An keinächsten 15 Jahre fest. Das Land hat auf seine Inhalte nur begrenzten Einner Stelle im BVWP wird deutlich, aus welchen konfluss und kann landespolitisch gewünschte Projekte anmelden. Die ehekreten Bewertungsergebnissen heraus dieser Strecke malige grün-rote Landesregierung meldete 2013 über 150 Straßenbauproder Vorrang gegenüber ortsnahen Umfahrungen einjekte an – und beugte sich dem massiven Druck von Wahlkreisabgeordneten, geräumt wird. Dabei hatten sowohl der BUND als Gebietskörperschaften und der Wirtschaft. Nahezu alle diese Straßenbauauch die ehemalige grün-rote Landesregierung machprojekte sind im nun vorliegenden Entwurf des BVWP 2030 enthalten. bare Projektalternativen angemeldet und gutachter-
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Werner Kuhnle
NATU RSC H UTZ
Koalitionsvertrag unter der BUND-Lupe Folge 1: Energie
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it Spannung war der Koalitionsvertrag erwartet worden. Setzt die neue Regierungskoalition andere Ziele und Schwerpunkte im Natur- und Umweltschutz? In einer Kurzserie nehmen wir in den nächsten Ausgaben des BUNDmagazins unsere Kernthemen unter die Lupe. Hier und heute: Klimaschutz und Energiewende
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Franz Pöter
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Weniger einverstanden sind wir mit dem Plan, neue kleine Wasserkraftwerke zu bauen. Natürlich gilt es immer den Einzelfall zu prüfen, doch müsste mit dem Bau einer Wasserkraftanlage eine deutliche ökologische Verbesserung des Gewässers einhergehen. In der Regel ist aber der Eingriff zu groß und der energetische Ertrag zu klein. Bei weiteren Aspekten der Energiewende ist der Klimaschutzland Baden-Württemberg? Koalitionsvertrag nahe an den BUND-Forderungen. Schon auf der ersten Seite des Koalitionsvertrages plant Grün-Schwarz unter BUNT anderem einen transBUND MACHTSoBUNT BUND MACHT findet sich ein klares Bekenntnis, die bisherige Zielparenten, bedarfsgerechten Ausbau der Verteilnetrichtung beizubehalten: »Wir werden Umwelt, Natur ze und eine frühzeitige Bürgerbeteiligung. Mehr Kraft-Wärme-Kopplung und die Vernetzung von Strom, WärMenschen Menschen me und Verkehrssektor stehen ebenfalls auf ihrer To-do-Liste. Nicht zuletzt setzt man sich das Ziel, die Sanierungsquote im und Klima schützen und die Energiewende weiter vorHäuser- und Wohnungsbestand anzuheben und bei antreiben. Wir setzen auf den Erhalt unserer Kulturden Landesliegenschaften vorbildhaft voranzugehen. landschaften, den Ausbau der Erneuerbaren Energien, Hier stimmt also die Richtung. auf mehr Energieeffizienz und einen verantwortungsPORTRAIT Mangelhaft: Ausstieg aus Kohle und Atomkraft bewussten Ausstieg aus Kernenergie und Kohle.« PriWenig eigene Impulse lassen sich dagegen beim Klima, damit stimmt aus BUND-Sicht die grundsätzmaschutz erkennen. Sicherlich ist es nicht verkehrt, liche Linie. Doch was bedeutet das in der konkreten dass sich die Landesregierung auf allen politischen Ausgestaltung und findet es sich auch in der FachpoliEbenen »für die ambitionierte Umsetzung des Pariser tik erkennbar wieder? Die Antwort: Ein klares Jein. Klimaschutzabkommens und für die entsprechende Bei der Nutzung der Solarenergie geht die neue Gestaltung der energie- und klimapolitischen RahLandesregierung in die Offensive. Ein 50.000-Dächermenbedingungen« einsetzen will. Was aber fehlt, sind Solarprogramm soll der Gewinnung von Sonnenenerkonkrete Schritte – etwa ein Kohleausstiegsfahrplan gie auf Hausdächern einen Schub geben, indem MieterNATU und RSC Eigentümer H UTZ bei der Eigenstromnutzung für Baden-Württemberg – damit das Ziel der »Dekarbonisierung von Strom, Wärme und Verkehr bis Mitte gleichgestellt werden. Angesichts der Potenziale wie des Jahrhunderts« auch Realität werden kann. auch der Grenzen anderer erneuerbarer Energien ist Dass in Sachen Atomkraftwerke nicht mehr als der dieser Schwerpunkt richtig gesetzt. Zudem sollen »planmäßige Ausstieg« vereinbart wurde, kommt weneue Photovoltaik-Freiflächenanlagen und große soBU N D-REISE nig überraschend. Skandalös ist jedoch die Fordelarthermische Felder als Energielieferanten gefördert rung, Schacht Konrad als Atommülllager in Betrieb zu werden. Hier ist allerdings eine sorgfältige Planung nehmen. Mitten im niedersächsischen Salzgitter soll und Flächenausweisung erforderlich, um Nutzungsder ganze schwach- und mittelradioaktive Müll einkonkurrenzen und Konflikte mit dem Natur- und Artengelagert werden, obwohl das Projekt seit über 30 Jahschutz zu vermeiden. immer Fragen Auch der Ausbau der Windenergie bleibt im ProK O M M ren E N TA R neue KOM M E Nund TA RProbleme aufwirft. BaL AN DESPOLITI K den-Württemberg darf hier nicht frei nach dem Motto gramm, gravierende Änderungen des Planungsrechts »Was scheren mich die Sorgen anderer?« handeln. sind nicht vorgesehen. Das ist positiv, denn ohne Trotz einiger dicker Wermutstropfen: Die grundmehr Windstrom ist das Ziel, den Anteil der erneuersätzliche Ausrichtung der Klimaschutz- und Energiebaren Energien in Baden-Württemberg bis 2020 auf 38,5 AT G Epolitik B E R in Baden-Württemberg R AT G E B E R passt. Gespannt sein ENProzent ERGI E zu erhöhen, nicht zu erreichen. RDer dürfen wir auf die konkrete Umsetzung, in die sich der BUND wird sich weiterhin auf allen Ebenen dafür einBUND gewohnt kritisch und konstruktiv einbringen setzen, die Nutzung der Windkraft möglichst naturwird. verträglich zu gestalten. Franz Pöter | Referent für Umweltschutz
Am 27. Juni war es endlich so weit: Der erste Wildtierkorridor BadenWürttembergs unter Regie des BUND bei Herrenberg wurde offiziell eingeweiht. Rita SchwarzelührSutter, Staatssekretärin im Bundesumweltministerium und BUNDLandesgeschäftsführerin Sylvia Pilarsky-Grosch stellten das Projekt der Öffentlichkeit vor. »Wildtiere wie die Wildkatze können nur dann überleben, wenn ihre Lebensräume verbunden sind und sich Tierpopulationen untereinander austauschen können«, erläuterte PilarskyGrosch. Diesem Zweck dient der drei Kilometer lange Korridor zwischen Herrenberg und Nufringen. Er schafft eine Verbindung vom Schwarzwald in den Schönbuch, die langfristig bis auf die Schwäbische Alb reichen soll. Gemeinsam mit den Gemeinden konnte der BUND eine Fläche
BUND BW
BUND BW
Wildtierkorridor offiziell eingeweiht
von fast 40.000 Quadratmetern für den Korridor sichern. BUND und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer pflanzten Tausende einheimische Bäume und Sträucher, die den Wildtieren Deckung geben. Von Landwirten über Naturschützer bis zu den Gemeinden haben viele zu diesem Erfolg beigetragen. Staatssekretärin Schwarzelühr-Sutter hob die gelungene Umsetzung des mit Bundesmitteln geförderten Wildtierkorridors in einem besonders dicht besiedelten und landwirtschaftlich genutzten Gebiet hervor. Seit 2007 arbeitet der BUND im Rahmen des Projekts »Rettungsnetz Wildkatze« an der Errichtung von Wildtierkorridoren und Grünbrücken in Baden-Württemberg. Projektkoordinator Axel Wieland erinnerte auch das Land an seine Verpflichtungen. Mit der Entwicklung des Generalwildwegeplans und dem
Landeskonzept zur Wiedervernetzung habe man einen guten ersten Schritt getan. Jetzt müssten darüber hinausgehende Maßnahmen zur konkreten Umsetzung folgen. Vordringlich ist eine Zustandserfassung und Konfliktanalyse der einzelnen Korridore in Baden-Württemberg, die aufzeigt, wo Straßen, neu geplante Wohn- und Gewerbegebiete oder intensiv betriebene Land- und Forstwirtschaft die Vernetzung verhindern. Außerdem müssten bis 2020 landesweit zehn neue Grünbrücken realisiert werden. Das Ziel einer flächendeckenden Vernetzung bleibt weiterhin ganz oben auf der BUND-Agenda.
Wildtierkorridor bei Herrenberg (li.) Sylvia PilarskyGrosch, Rita SchwarzelührSutter und Axel Wieland vor Ort (re.)
Stichwort: Wildkatze schützen PORTRAIT
BUND-Spendenkonto IBAN DE64 6925 0035 0004 0881 00 Sparkasse Hegau-Bodensee Online spenden: www.bund-bawue.de/spenden
PORTRAIT
Das Großprojekt Stuttgart 21 läuft aus dem Ruder. Die Bahn musste jüngst einräumen, dass weder der Kostenplan noch das Zeitkonzept zu halten sind. Dass Stuttgart 21 in der jetzigen Form nicht zukunftsfähig ist, sagt der BUND BadenWürttemberg schon seit langem. Dies bestätigen auch die vielen Verbesserungsforderungen von renommierten Verkehrsexperten, ursprünglichen S 21-Befürworter sowie des Verbands Region Stuttgart. Stuttgart 21 ist leider auch heute noch in ganz wesentlichen Teilen weder vollständig geplant noch vollständig genehmigt. Es gibt noch immer keine qualifizierten Aussagen zu den Kosten und zum Zeitablauf. »Dieser Missstand fällt den Ma-
Frank Eppler
Stuttgart 21: Abspecken und besser werden
chern bis heute immer wieder auf die Füße und wird es auch weiter tun«, sagt Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND. In einem aktuellen Papier zeigt der BUND konstruktive Wege aus der Sackgasse auf. Mit einer sogenannten Kombi-Lösung will der BUND die Kosten und Risiken von Stuttgart 21 deutlich senken und finanzielle Spielräume zur Realisierung eines zukunftsfähigen
Bahnknotenpunkts eröffnen. NATU RSC H UTZ Nach dem BUND-Konzept soll nur der Fernverkehr durch den neu gebauten unterirdischen Tiefbahnhof führen, den oberirdischen KopfBU N D-REISE bahnhof soll der Regionalverkehr nutzen. Das BUND-Konzept sieht außerdem vor, auf einen unterirdischen Flughafenbahnhof zu verzichten und stattdessen oberirdi- K L Aeinen N DESPOLITI schen Halt am Flughafen-Messeparkhaus einzurichten. Zudem soll die Gäubahn über die bestehende Panoramabahn oberirdisch in den Hauptbahnhof geführt EN werden. ERGI E Flankierend sollen die Zuführungsstrecken zum Hauptbahnhof und die Wendlinger Kurve leistungsfähig ausgebaut werden.
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www.bund-bawue. NATU RSC H UTZ de/Position S 21
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fernandreiter/fotolia.de
TITEL
Heike Schmelter
BUND-Vorschläge flossen in die Planung des Windparks Harthäuser Wald ein (li.), Rotmilan (re.), Projektleiter Martin Köppel TITEL vom Dialogforum beim Ortstermin (re. unten)
Gottfried May-Stürmer
Windenergie und Naturschutz – das geht!
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R AT G E B E R Die neue Landesregierung hält an dem Ziel fest, die Windenergie in Baden-Württemberg weiter auszubauen. Der BUND trägt mit seinem Dialogforum Erneuerbare Energien und Naturschutz dazu bei, Konflikte auszuräumen und den Ausbau naturverträglich zu gestalten.
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er Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg geht voran. Rund 450 Windräder erzeugen mittlerweile saubere Energie, weitere 250 Anlagen befinden sich im Genehmigungsverfahren. Und es ist ordentlich Druck vorhanden, weil das ErneuerbareEnergien-Gesetz ab 1. Januar 2017 die Einspeisevergütung und andere Rahmenbedingungen verschlechtert. Der erhöhte Zeitdruck wird allerdings dafür sorgen, dass auch Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz zunehmen. Klar ist, dass der Natur- und Artenschutz in den Planungs- und Genehmigungsverfahren ausreichend berücksichtigt werden muss. Er darf jedoch nicht instrumentalisiert werden, um Windkraftanlagen per se zu verhindern. In diesem Spannungsfeld bewegen sich auch viele BUND-Gruppen. Um mögliche Konflikte bereits im Vorfeld auszuräumen, ist eine stärkere, frühzeitige Kommunikation der Anlagenprojektierer mit den Umweltverbänden elementar wichtig. Das belegen auch die Erfahrungen aus dem Projekt Dialogforum Erneuerbare Energien und Naturschutz. Es kann die Planungen entschei-
dend verbessern und naturverträgliche Lösungen ermöglichen, wenn häufig über Jahrzehnte erlangtes Wissen über den Arten- und Naturschutz vor Ort frühzeitig eingebunden wird.
Zum Schutz von Rotmilan und Fledermaus Häufigster Anlass für Konflikte beim Bau von Windenergieanlagen in Baden-Württemberg ist der Rotmilan. In den Planungsvorgaben ist ein Schutzradius von 1.000 Metern rund um einen Rotmilanhorst verankert, der jedoch nicht als Tabuzone zu verstehen ist. Über eine sogenannte Raumnutzungsanalyse kann nämlich das Flugverhalten der Greifvögel beobachtet und ausgewertet werden. Abhängig von dem Ergebnis können Anlagen in diesem Schutzraum genehmigungsfähig sein, wenn sie das Nahrungsgebiet des Greifvogels und den Zugang dorthin nicht wesentlich beeinträchtigen. Das Risiko für die Tiere lässt sich durch ergänzende Maßnahmen weiter begrenzen, wenn man beispielsweise mögliche neue Nahrungsgebiete aufwertet. Auch die Windenergieanlagen kurzzeitig abzu-
Aktuell informieren und mitdiskutieren www. facebook.com/BUNDbawue 6
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schalten, ist ein Lösungsansatz. Beim Rotmilan ist das sinnvoll, wenn umliegende Wiesen gemäht werden, die er zur Nahrungssuche nutzt. Auch dem Schutz von Fledermäusen dient die Abschaltung bei Wetterlagen, in denen die Tiere besonders aktiv sind. In vielen Genehmigungsverfahren konnten BUND-Aktive durch NATU RSC H UTZ NUmsetATU RSC H UTZ sachdienliche Hinweise eine naturverträgliche zung bewirken.
Windkraft und Naturschutz gehen zusammen
Ein gutes Beispiel einer BU gelungenen Kooperation ist TITEL N D-REISE BU N D-REISE der Windpark Lauterstein im Landkreis Göppingen. Die ursprüngliche Planung sah dort 36 Windenergieanlagen vor. Doch Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz waren vorprogrammiert. In sachorientierten Beratungen von Naturschutzgruppen und ProK O M M E N TA R A NPlanung DESPOLITI K L AN DESPOLITI K jektierern gelang es, Ldie anzupassen. Einzelne Standorte wurden verändert, die Zahl der Anlagen reduziert und die Vorsorge- und Ausgleichsmaßnahmen verbessert. Neues BUND-Beratungsangebot zu Auch beim Windpark Harthäuser Wald im LandR AT G E B E R Stromverteilnetzen EN ERGI E EN E RGI E kreis Heilbronn hat sich der BUND aktiv eingebracht. Bei Ortsterminen mit Projektierern und GenehmiDas »Dialogforum Erneuerbare Energien und Naturgungsbehörden leisteten die Aktiven Überzeugungsschutz« kann mindestens bis August 2018 seine Arbeit arbeit. Eine detaillierte Stellungnahme bewertete die fortsetzen. Eine entsprechende Förderung des Projekts Einzelanlagen und unterbreitete VerbesserungsvorNAC H R U F NAC H R U F hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energieschläge. In mehreren Fällen folgte die Genehmigungswirtschaft Baden-Württemberg zugesagt. Außerdem behörde den BUND-Vorschlägen. So wurde der Windwird seine Zuständigkeit um den zweiten Schwerpunkt park auf 14 Anlagen reduziert und ein FFH-Gebiet »Verteilnetze« erweitert. Häufig hängt der Ausbau der Stromverteilnetze direkt mit neuen, dezentralen regenenicht angetastet. Fünf Anlagen, die trotz Bedenken rativen Energieerzeugungsanlagen zusammen. Aufbaudes BUND gebaut wurden, haben nur wenige Monate end auf seiner bisherigen erfolgreichen Tätigkeit will das nach Inbetriebnahme Opfer unter Fledermäusen und Dialogforum nun auch diesen Prozess mit InformationsGreifvögeln gefordert. Nun werden die Abschaltzeiten materialien, Veranstaltungen und vor allem Beratung angepasst, um die Schlagopfer zumindest zu reduziebegleiten. Es gilt, Naturschutzverbände und BürgerInnen ren. Der BUND wird die Wirksamkeit der Maßnahmen möglichst frühzeitig zu beteiligen und Wege zu finden, genau analysieren und auf Verbesserungen drängen.
Die Beispiele zeigen: Für die Akzeptanz und den naturverträglichen Ausbau der Windenergieanlagen sind Transparenz und frühzeitige Beteiligung mitentscheidend. Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ist dies formal geregelt. Problematisch ist jedoch der jetzt entstandene Zeitdruck, der Planer und Behörden dazu verleitet, Anlagen in einem vereinfachten Verfahren ohne Öffentlichkeits- und Verbändebeteiligung durchzuwinken. Das ist bei Windparks mit weniger als 20 Anlagen zwar rechtmäßig, doch angesichts der damit provozierten Widerstände zu kurz gedacht. Der BUND sieht die Projektierer daher gut beraten, die Planungsunterlagen freiwillig zu veröffentlichen, damit BürgerInnen und Verbände die Chance zur Stellungnahme beziehungsweise zur Beteiligung haben. Vielerorts im Land polarisiert das Thema Windenergie und weckt Emotionen. Dem BUND kommt hier die wichtige Rolle zu, durch Information und aktive Beteiligung in den Verfahren zu einer sachlichen, fachlich fundierten Diskussion beizutragen. Franz Pöter | Referent für Umweltschutz
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um den Aus- und Zubau von Stromverteilnetzen naturverträglich und idealerweise naturfördernd zu gestalten. Die Erweiterung des Dialogforums ermöglicht es, BUND-Gruppen und andere Akteure bei Planungsverfahren besser zu unterstützen und Konflikte mit dem Artenschutz zu vermeiden oder zu lösen. Näheres unter: www.bund-bawue.de/erneuerbareundnaturschutz
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Expertise des BUND ist gefragt
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Ihre BUND-Ansprechpartnerin zum Thema Verteilnetze Annette Reiber ist seit dem 1. Juni 2016 Projektleiterin für das Thema Verteilnetze. Aufgewachsen auf der Schwäbischen Alb, lebt sie heute mit ihrer Familie in Stuttgart. Nach ihrem Geografiestudium erarbeitete sie im Rahmen ihrer Diplomarbeit ein Konzept zur Hochmoorrenaturierung für das Schwenninger Moos. Nach einer Weiterbildung »Nachhaltiges Ressourcenmanagement« an der TU München arbeitete sie von 2005 bis 2011 im Bereich Klima & Energie für Schweizer Sektionen von Greenpeace und WWF in Zürich. Sie freut sich auf ihre neue Aufgabe im Team des Dialogforums und auf die Zusammenarbeit mit den Aktiven vor Ort. Annette.Reiber@bund.net, Tel. ( 07 11) 62 03 06-25
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Bitte nicht stören! NATU RSC H UTZ
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Die Schwarzstörche kommen zurück. Doch anders als ihre weißen Vettern machen sie sich rar. Ihre Refugien sind fischreiche Moorlandschaften und geschlossene Waldgebiete mit altem Baumbestand, wo man sie am besten in Ruhe lässt.
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ie galten als üble Fischräuber und Unglücksbringer und wurden deshalb gnadenlos verfolgt. Zeitweise gab es sogar Abschussprämien für sie. Seit 1923 waren die Schwarzstörche in Baden-Württemberg ausgestorben. Heute gibt es schätzungsweise wieder mindestens vierzig Brutpaare im »Ländle«. 2003 wurde in einem unzugänglichen Moorgebiet des oberschwäbischen Alpenvorlandes ein erstes Brutpaar entdeckt. Seitdem haben sich die Schwarzstörche in BadenWürttemberg erfreulich ausgebreitet. Naturschutzmaßnahmen und eine sensiblere Waldbewirtschaftung zahlen sich aus. Aktuell läuft eine Erfassung der Brutplätze durch die Naturschutzverwaltung.
Gewiefte Heimlichtuer Die Erfassung ist allerdings nicht ganz einfach, denn die Störche leben sehr versteckt. Ihre Brutplätze suchen sie sich dort, wo weder Weg noch Steg ist und
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ganz selten oder nie ein Mensch hinkommt. Große Waldgebiete und Moore mit naturbelassenen, fischreichen Bächen, Feuchtgebieten, Seen und Teichen wählen sie bevorzugt als Lebensräume. Junge Forellen sind ihre Lieblingsnahrung, aber auch Amphibien, Mäuse und Insekten werden nicht verschmäht. Zu guten Nahrungsplätzen fliegen sie bis zu zwanzig Kilometer weit. Ihre Horste bauen sie am liebsten in lichten Altbeständen auf knorrige Eichen, Kiefern, Buchen oder Fichten. Die großen Nester setzen sie auf den ersten starken Seitenast von unten, dicht an den Hauptstamm, so dass die Baumkrone sie überschirmt, den Jungen damit Schutz bietet und die Horste von oben fast unsichtbar macht. Die Schwarzstörche sind beinahe gleich groß wie ihre weißen Verwandten, aber sie sind die viel besseren und gewandteren Flieger. Beim Versorgen ihrer meist drei oder vier Jungen fliegen sie den Brutplatz oft unter dem Kronendach der Bäume an, was man einem so großen Vogel kaum zutrauen würde. Auch Graben-Trassen und Schneisen nutzen sie als Flugwege und bleiben so für den Beobachter weitgehend unsichtbar. Am ehesten kann man die Vögel bei der Nahrungssuche im Mai und Juni an Bächen und Gräben erspähen.
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Clemens Keck
Gerhard Maluck
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Werner Bentele
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Schutz und Rücksichtnahme
Doch hier ist auch für den gutwilligen Beobachter höchste Vorsicht geboten. Die Schwarzstörche sind außerordentlich störungsempfindlich, vor allem in der Zeit der Paarbildung und Brutplatz-Besetzung und während der Brut von Mitte Februar bis Anfang Mai. Schon ein einziger ahnungsloser Mensch oder ein neugieriger Fotograf, der dem Brutbaum zu nahe kommt, kann ihnen den Brutplatz auf immer vermiesen. Dramatische Folgen haben größere Veränderungen am Waldbestand in nächster Nähe, etwa durch Holzeinschlag oder Waldarbeiten mit Maschineneinsatz während der Vegetationszeit. Sie führen häufig zur Aufgabe des Brutplatzes. Leider hat Baden-Württemberg keine Horstschutz-Zonen in sein neues Naturschutzgesetz aufgenommen, weil man den Widerstand der Waldbesitzer fürchtete. In jüngster Zeit werden auch die Planungen zur Windenergie-Nutzung ein Problem. Die Schwarzstörche zählen zu den windkraftempfindlichsten Vogelarten überhaupt. Sie sind nicht nur vom Rotorschlag bedroht, sondern zeigen auch ein ausgeprägtes Meideverhalten. Werden die Flug-Korridore zu den Hauptnahrungsquellen durch Windparks verstellt, verlassen die Störche häufig ihre Brutwälder und ganze Landschaften.
Das Zusammenleben von Mensch und Schwarzstorch erfordert also weniger direkte Förderung, sondern vor allem Kenntnisse, Schutz und Rücksichtnahme. Am meisten ist den Schwarzstörchen nämlich geholfen, wenn man sie völlig in Ruhe lässt. Die ehrenamtlichen »Horst-Betreuer«, meist aus den Reihen von BUND und NABU, oft aber auch engagierte Förster sind immer im Zwiespalt, ob sie Informationen über die Brutplätze weitergeben sollen oder lieber nicht. Die Eigentümer der Wälder, in denen die Brutbäume stehen, müssen natürlich informiert sein. Auch die zuständigen Förster und der Jagdausübungsberechtigte müssen davon wissen. Bei der Weitergabe von Informationen an Behörden fangen die Zweifel aber schon an: Denn je mehr Leute von den Brutplätzen erfahren, umso größer wird die Gefahr durch Störungen, die die Störche vertreiben. Zwar müssen Behörden über umfassende Kenntnisse verfügen, zum Beispiel bei Windkraftplanungen, die sonst in die falsche Richtung führen könnten. Doch keinesfalls dürfen sie Details weitergeben, sondern sollten es zum Schutz der scheuen Tiere allenfalls bei allgemeinen Hinweisen auf einen »Brutwald« belassen. Gerhard Maluck | AG Wald
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Gerhard Maluck, Forstdirektor a.D., berät als ehrenamtlicher »HorstBetreuer« Waldbesitzer und Förster in der Region Bodensee-Oberschwaben
Naturtagebuch-Seminar
Mit Manfred Mistkäfer die Natur entdecken
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eit 23 Jahren ruft Manfred Mistkäfer Kinder dazu auf, die Natur in ihrer Umgebung genauer unter die Lupe zu nehmen und ihre Beobachtungen in einem Naturtagebuch festzuhalten. Damit können sie dann am Naturtagebuch-Wettbewerb teilnehmen und tolle Preise gewinnen. Ganz gleich, ob allein, mit der Schulklasse oder der Kindergruppe, mitmachen können alle Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren. Die Idee begeistert viele, aber wie geht man die Sache am besten an?
Das Naturtagebuch-Seminar am 22. Oktober in Stuttgart gibt viele gute Tipps und Anregungen dazu. Es richtet sich an Eltern, Großeltern, LehrerInnen, KindergruppenleiterInnen und alle, die gerne mit Kindern ein Naturtagebuch machen würden. Vormittags geht es im theoretischen Teil um die Fragen: Wie kann ein Naturtagebuch aussehen? Was ist für Kinder das Schöne daran? Und welche Möglichkeiten gibt es, die Kinder dabei zu unterstützen? Nachmittags geht es dann raus in die Natur, um das Erfahrene in der Praxis auszuprobieren und zu vertiefen. Seminarleiterin ist Anette Rosenbauer, Biologin und Naturpädagogin. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 begrenzt, die Kosten betragen 20 Euro. Vesper bitte mitbringen, für Getränke ist gesorgt. Termin: Samstag, 22. Oktober 2016 von 9.30 bis 16.30 Uhr Ort: Haus des Waldes, Stuttgart Anmeldung unter www.bundjugend-bw.de/ naturtagebuch-seminar-2016
Manfred-Mistkäfer-Tipp
Uta Krogmann
Die beiden haben den Bogen raus: Rebecca und Myriam Huber aus Gottenheim konnten mit ihren Naturtagebüchern über Schmetterlinge, Bienen und Kräuter schon mehrfach erste Plätze beim Naturtagebuch-Wettbewerb belegen
Tauschen macht Spaß!
Hast du Spielsachen, mit denen du nicht mehr spielen magst? Oder Bücher, die du schon so oft gelesen hast, dass du sie auswendig kennst? Vielleicht wollen Freunde von dir ja genau das gerne haben, was du nicht mehr brauchst oder umgekehrt. Das kannst du herausfinden, wenn du eine Spielzeug-Tauschbörse veranstaltest. Dazu sucht jeder die Dinge zusammen, die er nicht mehr braucht. Ihr trefft euch und breitet eure Schätze aus. Dann beginnt das große Tauschen. Das macht Spaß und es schützt auch die Umwelt. Denn die Dinge, die ein anderes Kind von dir eintauscht, landen nicht auf dem Müll oder auf dem Dachboden. Und was du von den Anderen erhältst, musst du nicht kaufen – es muss also nicht neu hergestellt werden. Das ist eine Kostprobe aus dem Manfred-Mistkäfer-Mitmach-Magazin. Abonnement und weitere Infos unter www.naturtagebuch.de oder (07 11) 619 70 24
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in Schmetterlingsprojekt der Radolfzeller BUND-Kindergruppe zieht Kreise. Neben der Bodenseestadt unterstützt Buchhändlerin Sabine Schlag die Schmetterlingsaktivitäten. Die Schaufenster ihrer Buchhandlung am Obertor präsentieren den Sommer über neben Büchern auch das Schmetterlingsland Baden-Württemberg. Ein Schreibwettbewerb und Exkursionen für Kinder sind ebenfalls im Angebot. Im Mai entstand nun im angrenzenden Stadtpark auf
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100 Quadratmetern eine Schmetterlingswiese. BUND-Kindergruppenleiterin Ingrid Kandler und ihr Team hatten die Idee dazu. Die Stadtgärtnerei bereitete den Boden vor, dann konnte die Kindergruppe säen und pflanzen. Aus rund 30 verschiedenen Sorten bunt blühender Wildblumen und Stauden entstand eine reich gefüllte Speisekammer für die Falter. Auch als Anregung und Inspiration für Parkbesucher und Hobbygärtner sehr zu empfehlen!
Georg Lange
BUND-Kindergruppe Radolfzell wirbt und pflanzt für Schmetterlinge
Position beziehen, aktiv werden Neue BUNDjugend-Gruppe auf der Zollernalb
BUNDjugend BW
J
ede Veränderung beginnt im Kleinen. Zum Beispiel mit der Gründung einer BUNDjugendGruppe wie jetzt auf der Zollernalb. Die Initiative für die neue Gruppe ging vom aktuellen Kreisvorsitzenden, Sanel Dacic, aus. Unterstützung kam vom Kreisverband des BUND. Was die Gründungsmitglieder vereint, ist das Interesse am Umwelt- und Naturschutz und an der Bewahrung des ländlichen Raumes. Dazu möchten sie ihren Beitrag durch öffentlichkeitswirksame politische Impulse liefern. Es geht darum, sich der regiona-
len Dimensionen des Klimawandels bewusst zu werden oder sich mit Verbraucherschutz und nachhaltigen Wirtschaftsmodellen auseinanderzusetzen. Und natürlich möchten die BUNDjugend-
lichen sich in diesen Fragen positionieren und politisch aktiv werden. Seit Gründung der BUNDjugend Zollernalb am 4. April in Hechingen gab es bereits zwei thematische Sitzungen zu Glyphosat und TTIP. Umfangreichere öffentliche Veranstaltungen, beispielsweise eine Podiumsdiskussion mit lokalen politischen Vertretern und Interessengruppen, möchte die Gruppe ebenfalls auf die Beine stellen. Neue Mitglieder und auch finanzielle Unterstützung sind daher immer willkommen. Kontakt: zollernalbkreis@bundjugend-bw.de
BUNDjugend Baden-Württemberg Rotebühlstraße 86/1 70178 Stuttgart fon 0711-61970-20 fax 0711-61970-13 info@bundjugend-bw.de www.bundjugend-bw.de www.facebook.com/ BUNDjugend.BW
Rebecca Zeller
W
er sich für Umweltschutz und Politik interessiert, sich für eine gerechte Welt und eine bessere Zukunft einsetzen möchte, der ist beim Jugendaktionskongress der BUNDjugend richtig. Der JAK ist ein offenes Treffen für junge Menschen zwischen 14 und 27 und findet immer in den Herbstferien statt. Dieses Jahr treffen wir uns vom 29. Oktober bis 2. November in Offenburg. Was da genau passiert? In Workshops, Exkursionen und Vorträgen beschäftigen sich Jugendliche mit gesellschaftlichen und umweltpoli-
tischen Problemen. Es geht darum, Lösungsansätze zu diskutieren und Visionen für eine bessere Welt zu entwickeln. Dabei stellen wir stets die Frage, was wir selbst tun können, um etwas zu verändern. Für Ausgleich sorgt das bunte Rahmenprogramm mit JAK-Café, kreativen Angeboten und leckerem, veganem Essen sowie Kultur am Abend mit Konzert, LiedermacherInnen und offener Bühne. Weitere Informationen unter: www.bundjugend-bw.de/jak www.jugendaktionskongress.de www.facebook.com/ Jugendaktionskongress
Mitgliederversammlung BUNDjugend BW 19. 11., 19.00 Uhr – 20.30 Uhr und 20. 11. 9.30 Uhr – 15.00 Uhr BDP-Jugendbildungsstätte, Grafenberger Straße 25, 72658 Bempflingen; Tagesordnung: Samstag: Berichte Sonntag: Haushaltsabschluss 2015, Anträge, Satzungsänderung, Haushaltsplan 2017, Wahlen www.bundjugend-bw.de/ mitgliederversammlung-2016
Gert Sanders
Der Jugendaktionskongress (JAK) 2016 in Offenburg!
BUNDjugend Heidelberg beim Parlamentarischen Abend in Berlin Wie kann es gelingen, junge Menschen besser an politischen Prozessen zu beteiligen? Um diese Frage ging es bei einem Parlamentarischen Abend im Juni in Berlin, zu dem die Bundesverbände von BUND und BUNDjugend und das Bündnis ZukunftsBildung eingeladen hatten. Anlass ist das Weltaktionsprogramm »Bildung für nachhaltige Entwicklung«, für das ExpertInnen zurzeit eine nationale Umsetzungsstrategie erarbeiten. Hier geht es um Zukunftsfragen der Bildung und die Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft, die junge Menschen mitgestalten sollten. Mit von der Partie an diesem Abend war die BUNDjugend Heidelberg. Sie berichtete vom Heidelberger Jugendklimakongress, aus dem sie sich gegründet hat. Über 50 Anmeldungen aus dem Deutschen Bundestag, aus Ministerien und NGO’s zeugten vom großen Interesse. Im Austausch zwischen Jugendprojekten und Gästen sind viele gute Ideen entstanden, um Jugendbeteiligung auf unterschiedlichen Ebenen voranzubringen.
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R AT G E B E R
R AT G E B E R
Rhein-Neckar-Odenwald
Roland Robra
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BUND-Medaille für Karl-Ulrich Schaible Seit Jahrzehnten sind die erneuerbaren Energien sein Thema. »Wenn ich in Rente bin, wird es meine Aufgabe, dafür in meiner Heimatstadt Konstanz zu werben «, kündigte KarlUlrich Schaible an, als er noch in München eine NachhilfeSchule betrieb. Zurück am Bodensee schaute er sich um, wie er seine Mission umsetzen könnte und stieß auf den BUND. Herzstück seines Engagements sind die »Energievisionen« – eine landesweit einmalige Reihe von etwa 25 gut besuchten Veranstaltungen pro Jahr. 2016 präsentiert Schaible im Landkreis Konstanz sein Programm zum sechsten Mal.
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Monokulturen machen sich breit. Der BUND bemüht sich deshalb auch Interessenten zu finden, die vernachlässigte Grundstücke zum Zweck der dauerhaften Landschaftspflege kaufen oder pachten. Im April 2016 wurde nun ein neu gestalteter Abschnitt des Blütenwegs zwischen Laudenbach und Dossenheim eröffnet. 35 Kilometer misst die attraktive Wegstrecke, die Besuchern die ganze Fülle dieser Kulturlandschaft eröffnet. Auf dem zweitägigen Eröffnungsfest längs des Blütenweges waren BUNDGruppen mit zahlreichen Infoständen vertreten. Die Neugestaltung des Blütenwegs ist Teil des Integrierten Länd-
privat
NOTI ZEN AU S DEN RE GION E N
uf dem Blütenweg können Wanderer schon seit langem die einzigartige Bergstraße erkunden. Von Darmstadt bis Wiesloch verläuft der Wanderweg über gut 95 Kilometer zwischen Obstbäumen und Trockenmauern, durch malerische Orte und Weinberge. Für den Erhalt dieser artenreichen Landschaft engagieren sich die örtlichen BUND-Gruppen seit vielen Jahren, zum Beispiel mit tatkräftigen Arbeitseinsätzen, mit Vorträgen und Exkursionen oder mit fachlicher Begleitung. Denn die Kulturlandschaft, die menschliche Nutzung und Pflege über Jahrhunderte geschaffen haben, ist bedroht. Grundstücke verwildern, Trockenmauern verfallen oder wuchern zu,
Mittlerweile konnte er viele mit ins Boot holen, darunter die Stadtwerke, zwei Hochschulen, Kinos, Kulturzentren und Solarfirmen. Auch der BUND ist oft Veranstalter. Seit einigen Jahren ist Schaible Vorstandsmitglied des BUND in Konstanz und Garant für die Stabilität einer der größten Gruppen im Land. Der Regionalverband würdigte sein Engagement nun mit der BUND-Medaille.
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Energie-Projekte mit regionaler Ausstrahlung Gute Darstellung der BUND-Positionen in der Öffentlichkeit und klare Zielsetzungen – das sind Markenzeichen des BUND Aulendorf im Kreis Ravensburg. Das kreative Team um Energiebündel Bruno Sing feierte im Juni seinen 30. Geburtstag. Die Bilanz kann sich sehen lassen. Über 50 Prozent der Aulendorfer StromBUND Aulendorf
Blühendes Helmknabenkraut (li.) Landschaftspflege und Bergblüte am Alteberg in Hemsbach (Mitte) Weinprobe (re.)
lichen Entwicklungskonzepts (ILEK) »Blühende Badische Bergstraße«. Mit dem ILEK-Projekt haben es sich die Gemeinden zur Aufgabe gemacht, das typische Landschaftsmosaik der Bergstraße mit seiner Artenvielfalt zu erhalten oder wiederherzustellen. Die Herausforderung ist, Landschaft, Landwirtschaft und Tourismus unter einen Hut zu bekommen. Finanzielle Förderung kommt vom Land. An dem ILEKProjekt ist der BUND von Anfang an beteiligt und vertritt die Naturschutzverbände im Fachbeirat. Eine BUND-Broschüre mit Informationen und Tipps zum Erhalt der Bergstraße können Sie hier bestellen: bund.rhein-neckar-odenwald@ bund.net Gerhard Röhner
Uwe Kriemann
Auf dem Blütenweg die Bergstraße entdecken
versorgung kommen heute aus erneuerbarer Energie. Landwirte, Unternehmer und Bürger folgen der BUND-Vision. Das Bürgersolarkraftwerk, das größte in Oberschwaben, ist schon seit über zehn Jahren in Betrieb. Zwei Biogasanlagen, zwei Wasserkraftwerke sowie eine SchulSolaranlage liefern ebenfalls Energie. Über hundert Photovoltaikanlagen werden von Bürgern und Firmen betrieben – nahezu überall war der BUND Akteur, Berater und Motivator. Auch die Renaturierung des Flusses Schussen und die Betreuung mehrerer Storchennester liegen in der Verantwortung der BUND-Aktiven. Sing freut sich: »Unser langjähriges
EN ERGI E
Über Regionen hinweg
NAC H R U F
R AT G E B E R
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NAC H R U F
Von Basel bis Philippsburg aktiv gegen Atomkraft
Kundgebung im Mai Der Kraftwerkstandort Philippsburg war am 7. Mai Schauplatz von Protestaktionen. Philippsburg steht für eine skandalträchtige Tradition von Pannen und Fehlverhalten, darauf wies Harry Block vom BUND-Regionalverband Mittlerer Oberrhein hin. Sie gipfelt in den jüngst bekannt gewordenen gefälschten Sicherheitsprotokollen. Viele Medien wie der Südwestrundfunk und der Tagesspiegel berichteten darüber.
Flüchtlinge helfen mit Wie die Steinzeitmenschen vor 5.000 Jahren mit der Natur lebten, das können BesucherInnen auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände in VillingenSchwenningen erleben. Dort hat der BUND ein attraktives Areal mit Steinzeithäusern aufgebaut, das bis heute besichtigt werden kann. Es braucht allerdings regelmäßige Pflege. Bei einem Arbeitseinsatz bekam der BUND-Ortsverband Deißlingen Verstärkung durch
BUND Deißlingen
Engagement hat sich gelohnt, wir sind dem ambitionierten Ziel einer Öko-Energie-Stadt Aulendorf deutlich nähergekommen.«
zehn syrisch-irakische Zuwanderer der Gemeinde im Kreis Rottweil. Um den Weidezaun zu erneuern, gruben sie tiefe Löcher, rammten Holzpfähle in den Boden und besserten schadhafte Stellen aus. Trotz Regens waren alle ehrenamtlichen Helfer bester Laune, freute sich BUND-Vorsitzende Ulrike von Kutzleben-Haußen.
Menschenstrom im Juni BUND-Aktive waren auch beim internationalen Aktionstag »Menschenstrom gegen Atom« im Juni vertreten. Über 50 Umwelt- und Friedensorganisationen, medizinische und kirchliche Kreise hatten zu der Demonstration aufgerufen. Ihre zentrale Forderung war die sofortige Abschaltung des Atomreaktors Beznau I, an dessen Druckbehälter letztes Jahr 925 Schwachstellen entdeckt wurden. Trotz ungeklärter Ursachen und laufender Untersuchungen soll der Reaktor Ende 2016 erneut den Betrieb aufnehmen. Auch sein Zwilling Beznau II ging trotz Mängeln 2015 wieder ans Netz.
BUND verhindert Flächenverbrauch Fährt man mit dem Zug von Offenburg nach Freiburg, dann kommt man an einem der größten Auto-Abstellplätze Deutschlands vorbei. Das Mosolf-PKW-Auslieferungslager bei Lahr im Ortenaukreis hat mit 82 Hektar gigantische Ausmaße. Nach dem Willen einiger Größen der örtlichen Kommunalpolitik sollte aber die versiegelte Fläche nochmal erweitert werden – um weitere 18 Hektar, das entspricht 25 Fußballplätzen. Dazu wollte man den im Regionalplan geschützten Grünzug am Südrand des Geländes aus dem Plan herausstreichen. Ein derartiger Flächenverbrauch
für ein Logistikzentrum ist unvertretbar. Ein solches PKWLager sollte flächensparend, mehrgeschossig und hagelsicher gebaut werden, mit einer Solaranlage auf dem Dach – so forderte es der regionale BUND immer wieder. Mit Stellungnahmen und intensiver Pressearbeit kämpfte er gegen dieses Wahnsinnsprojekt an – und im Frühjahr 2016 wurde die BUND-Kritik von den Planern aufgegriffen. Das Erweiterungsgelände bleibt im neuen Regionalplan eine Grünzone, die nicht bebaut werden darf.
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Siegfried Walter
Dagmar Vogt
sind noch immer zwei Atomkraftwerke in Betrieb. Und jede Menge Uralt-Reaktoren stehen vor der Haustür: Im elsässischen Fessenheim am Oberrhein steht der älteste Atomreaktor Frankreichs. An der Schweizer Grenze ist der älteste Reaktor der Welt, das AKW Beznau in Betrieb. Und in Gundremmingen bei Ulm laufen die ältesten Atommeiler Deutschlands. Überall im
Brückendemos im April Zum dreißigsten Gedenktag der Atomkatastrophe von Fukushima besetzten der BUND und seine Partner zahlreiche Brücken zwischen Basel und Philippsburg. Atomkraftgegner aus den drei Ländern der Grenzregion zeigten mit Bannern und Transparenten Flagge. Die BUND-Aktiven aus der Ortenau, vom Südlichen Oberrhein und Hochrhein waren organisatorisch und vor Ort mit vielen Ehrenamtlichen im Einsatz.
Siegfried Walter
Land protestieren in diesem Jahr BUND-Gruppen gegen die atomaren Zeitbomben.
Wo Gefahr droht, da wächst das Rettende auch« – was das Thema Atomkraft betrifft, gelten Friedrich Hölderlins Worte für den BUND und das Jahr 2016 in besonderer Weise. In Baden-Württemberg
NOTI ZEN AUS D EN R EGIO N EN
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Schön, dass Sie da sind!
BUND MACHT BUNT
Menschen
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ie können wir mehr Menschen fürs Mitmachen im BUND begeistern? Die Ziele des BUND zu teilen und sich selber aktiv in die Arbeit einzubringen, sind eben zwei Paar Schuhe. Deshalb haben Landesvorstand und Geschäftsführung 2014 einen Prozess zur Aktivengewinnung angestoßen. Die BUND-Fachtagung 2015 in Bad Boll lieferte dazu bereits eine Stärken-Schwächen-Analyse. Im Mittelpunkt der diesjährigen Fachtagung im April stand nun, eine Umsetzungsstrategie und geeignete Instrumente zu finden. Vorbereitend hatte die landesweite BUND-Arbeitsgruppe Ehrenamt einen Leitfaden mit Empfehlungen zu einer Willkommenskultur erarbeitet. Er versucht Antworten zu geben auf die zentrale Frage »Wie schaffen wir es, neue Interessierte so zu empfangen, dass sie gerne bleiben und mitmachen wollen?«
Offen für Neue und Neues
TITEL
K O M M E N TA R
R AT G E B E R
Otto Kandler
BUND MACHT BUNT Sybille Rieger
Menschen
BUND Spaichingen
BUND BW
Der BUND Baden-Württemberg arbeitet an seiner Willkommenskultur
Selbstverständlich sollte für uns ein offener, herzlicher Umgang mit Neulingen sein. Eine veränderte Sitzungskultur eröffnet von Anfang an die Chance zum aktiven Mitmachen. Ein neues Ambiente für Gruppentreffen kann für frischen Wind sorgen. Auch die »VerbandsTITEL in Einladungen und Tagesordnungen gehört sprache« auf den Prüfstand. Feste, Ausflüge und andere Gruppenerlebnisse tun dem Zusammenhalt gut. Offenheit für neue Themen oder ein Dank für gute Arbeit können dem Engagement Auftrieb geben. sind KWichtig OMMEN TA Rauch neue Erkenntnisse über die gezielte Ansprache verschiedener Zielgruppen. Sabine Wiedmann, Ehrenamtsbeauftragte des BUND-Regionalverbands Donau-Iller, hatte auf der Fachtagung in Bad Boll Tipps parat, wie BUND-Gruppen im ländlichen Raum R AT G E B neue E R Aktive finden könnten. Vor allem Angebote für Familien mit Kindern seien hier lohnend. Wo es BUND-Kindergruppen gibt, sind oft auch die Eltern für ein Engagement im BUND zu interessieren. Viele Familien wollen die Natur ihrer Umgebung kennenlernen oder ihren Hausgarten naturnah gestalten – gute Anknüpfungspunkte für den BUND. Um Stadtbewohner zu erreichen, empfahl Manfred Walser, langjähriges BUND-Vorstandsmitglied aus Ravensburg, das Thema »Gutes Leben in der Stadt« zu be-
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dienen. Es ermögliche vielfältige Aktionen vom Urban Gardening über Kooperationsprojekte mit Bauernhöfen am Stadtrand bis zum Thema Grün in der Stadt – Angebote, die erholungsuchende Städter gerne annehmen.
Tue Gutes und rede darüber Der BUND sollte stärker publik machen, dass er auch über den Ortsverband hinaus eine breite Angebotspalette bereithält: Ob man sich in Naturschutzprojekten zum Wildkatzen- oder Fledermausschutz einbringt, in einer der acht landesweiten Arbeitsgruppen einem Fachthema widmet oder bei Demonstrationen und Straßenaktionen mitmacht – überall bieten sich Möglichkeiten aktiv zu werden. Wenn man langjährige Aktive fragt, wie sie zu ihrem ersten Arbeitseinsatz oder zu ihrer ersten Veranstaltung beim BUND kamen, sagen die meisten: »Mich hat jemand mitgenommen«. Fast alle Vorstandsmitglieder von Vereinen – auch in BUND-Gruppen – haben auf persönliche Ansprache hin ein Amt übernommen. Die persönliche Einladung und Ansprache interessierter Menschen sollte daher innerhalb des BUND ganz besonders wertgeschätzt und gepflegt werden. Klar ist: Die Gewinnung neuer Aktiver bleibt eine Herausforderung, an der unser Verband hartnäckig dranbleiben muss. Ehrenamtliche sind und bleiben das größte Kapital des BUND. Thomas Giesinger | Koordinator für Ehrenamtsförderung Anzeige
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BUND
Ebenfalls neu als Beisitzer im Vorstand ist Dominik Schwarzinger, 32. Seit 13 Jahren ist er mittlerweileNATU beim RSC BUND BaH UTZ den-Württemberg aktiv, vom Zivildienst im Umweltzentrum Stuttgart über den BUNDjugendN D-REISE Vorstand bis zur aktuellenBU Mitarbeit auf Landesebene. Er pendelt ständig beruflich zwischen Stuttgart und Berlin, wo er uns auch als Delegierter beim BUND-Bundesverband vertritt. Hauptinteressen des
Mit Tim Seidel, 34, steht dem BUND wieder ein BUND MACHT BUNT erfahrener Jurist als Rechtsreferent zur Seite. Der Stuttgarter Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht bringt viel Menschen Expertise bei der Betreuung großer Bauvorhaben mit. Seit einem Jahr ist er Mitglied der AG Wald des BUND-Landesverbandes. Seine inhaltlichen Schwerpunkte wird er neben der allgemeinen ehrenamtlichen Beratung des BUND-Vorstandes in den Bereichen Jagd, Forstwirtschaft und artgerechte Tierhaltung setzen.
BUND
BUND
Katharina Ebinger, 24, wurde als Beisitzerin gewählt. Die Studentin der Politik, Verwaltung und internationalen Beziehungen in Friedrichshafen sammelte schon als Jugendliche Erfahrungen auf unterschiedlichen Ebenen von BUNDjugend und BUND. Sie ist Mitglied im BUNDjugend-Bundesvorstand und eine der Koordinatorinnen der AG Suffizienz beim BUND Ba-Wü. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Klimagerechtigkeit, Degrowth/sozialökologische Transformation und WissenPORTRAIT schaftspolitik. Im BUND-Landesvorstand will sie sich vor allem für neue progressive Allianzen und mehr Diversität im Verband stark machen.
Diplom-Ökonomen sind die internen Voraussetzungen erfolgreicher Natur-und Umweltschutzarbeit in Marketing, Personal, Finanzen oder Verbands- und Organisationsentwicklung.
Neuer Vertreter der BUNDjugend im BUND-Landesvorstand ist Lukas Kammerlander, 22. Gewählt wurde er satzungsgemäß von der Delegiertenversammlung der BUNDjugend. Lukas ist seit seinem N ATU RSC H UTZ Freiwilligen Ökologischen Jahr 2012/13 bei der BUNDjugend aktiv und seit Ende 2013 dort auch Vorstandsmitglied. Er studiert soziale Arbeit in Esslingen und ist besonders inBU N D-REISE teressiert an Schnittstellen ökologischer und sozialer Themen wie Suffizienz und Postwachstum.
L A N DESPOLITI K
BUND MACHT BUNT
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PORTRAIT
BUND
Bei der Landesdelegiertenversammlung am 30. April 2016 stand auch die Wahl eines neuen Landesvorstands auf der Tagesordnung. Gleich vier neue Vorstandsmitglieder kann der BUND Baden-Württemberg in seinen Reihen begrüßen.
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Neue Gesichter im BUND-Landesvorstand
L AN DESPOLITI K
TITEL
K O M M E N TA R
TITEL
K O M M E N TA R
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Zukunft für die Natur, durch ein Vermächtnis an den BUND.
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Danke für Ihre Unterstützung! Wir haben gemeinsam viel erreicht. Und wir haben viel vor. Die Zukunft der Natur beginnt jetzt. Mit Ihnen?
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Erbschaftsunterlagen unter www.bund-bawue.de/meine-erben ☎ 07732 1507-17
R AT G E B E R
R AT G E B E R
Jetzt TTIP und CETA stoppen. Für einen gerechten Welthandel auf die Straße! Das Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) gilt als Blaupause für TTIP. Es ist fertig verhandelt und soll beim EU-KanadaGipfel im Oktober offiziell unterzeichnet werden. Damit drohen Umwelt- und Sozialstandards geschwächt und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit untergraben zu werden. Der BUND fordert deshalb gemeinsam mit einem breiten gesellschaftlichen Bündnis einen Stopp der Freihandelsabkommen. Am 17. September finden in Stuttgart und sechs weiteren Städten große Protestveranstaltungen statt. Die Großdemonstration in Stuttgart rich-
Umweltbildungstag 2016
BUND BW
Impressum Herausgeber: BUND-Landesverband Baden-Württemberg e.V., Marienstraße 28, 70178 Stuttgart, Telefon (07 11) 62 03 06-0, Fax-77, bund.bawue@bund.net, www.bund-bawue.de Verlag: BUND-Service GmbH, Mühlbachstraße 2, 78315 Radolfzell-Möggingen, Telefon (077 32) 15 07-0 V.i.S.d.P.: Sylvia Pilarsky-Grosch Redaktion: Gisela Hüber, bundmagazin.bawue@ bund.net Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze und Casper Werbeagentur GmbH, Telefon (030) 280 18-145, Fax: -400, hansmann@ runze-casper.de Gestaltung: Gorbach, Büro für Gestaltung und Realisierung, Utting am Ammersee und Augsburg ISSNO 722-3188 »BUNDmagazin« – E 3098 – Postvertriebsstück, Gebühr bezahlt. Das nächste BUNDmagazin erscheint am 12. 11. 2016
tet sich auch mit der Forderung an die Landesregierung, im Bundesrat CETA und TTIP nicht zuzustimmen. Plakate, Flyer, Aufkleber zur Mobilisierung sowie BUND-Infos und Demo-Material gibt es beim BUND-Bundesverband und in vielen Regionalgeschäftsstellen. https://www.bund.net/ index.php?id=23687
Der Umweltbildungstag 2016 von BUND und BUNDjugend findet am 26. November in Stuttgart statt. Der Vormittag bietet Vorträge zum Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Am Nachmittag geht es um praktische Methoden der Naturpädagogik für Schule, Kindergruppen oder Ferienprogramme. Die Bandbreite reicht von Tipps zum Thema Schmetterlinge über Kräuterpädagogik, Basteleien im Bereich erneuerbarer Energie, bis zu Upcycling mit Altkleidern. Zwei Workshops zu BNE und BUND-Projekten mit Geflüchteten runden das Programm ab. Samstag, 26. November, 10.30 Uhr bis 16.15 Uhr, Bischof-Moser-Begegnungshaus der Caritas, Stuttgart, Wagnerstraße 45. Das Programm gibt es bei: thomas.giesinger@bund.net
BUND-Regionalverband Bodensee-Oberschwaben Bruno Sing
Brigitte Dahlbender, Rita Strieckmann, Ulfried Miller
Die langjährige Geschäftsführerin des BUND-Regionalverbands, Rita Strieckmann ist zum 1. Mai in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Ihre Nachfolge übernimmt Agrarbiologe Ulfried Miller, bislang Geschäftsführer des BUND-Naturschutzzentrums in Ravensburg. Die Geschäftsstelle
des BUND-Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben wechselt von Konstanz nach Ravensburg. BUND-Regionalverband BodenseeOberschwaben, Leonhardstraße 1, 88212 Ravensburg, 07 51-214 51, bund.bodensee-oberschwaben@ bund.net, www.bund-bodenseeoberschwaben.de
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