Baden-Württemberg BUNDmagazin 2-2013
Landesverband Baden-Württemberg www.bund-bawue.de
Jubiläum: 50 Jahre aktiv für Umwelt und Naturschutz Der BUND Baden-Württemberg feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Hinter uns liegen fünf Jahrzehnte voller Aktionen und Projekte, Protest und Widerstand, mancher Tiefschläge und vieler Erfolge. Grund genug, um den runden Geburtstag mit einer Jubiläumsausgabe auf den folgenden Landesseiten zu würdigen. Erinnern Sie sich an bewegte Zeiten zurück, schmunzeln Sie über manches Foto und freuen Sie sich über die erreichten Meilensteine. Die Geschichte des BUND lehrt uns, dass manche Probleme in anderer Form wieder zurückkehren. Natur und Umwelt brauchen daher heute mehr denn je Unterstützerinnen und Unterstützer. Einige aktuelle Berichte finden Sie auch in dieser Ausgabe im Anschluss an die Jubiläumsseiten. (Fortsetzung Seite 3)
Inhalt
BUND
Editorial Einmischen, mitmischen | 2 | Intern Überflieger-Broschüre | 2 | Jubiläum 50 Jahre BUND Baden-Württemberg | 3 – 9 | Jugend 20 Jahre Manfred Mistkäfer und Naturtagebuch, Jubiläumspreisverleihung | 10 | BUNDjugend gestern und heute | 11 | Regionen Fracking verbieten, Reiserschnittgarten am falschen Platz Regionalmeldungen | 12 – 13 | Aktiv Porträt Reiner Ehret, Trophée de femmes | 14 | BUND-Gruppe Marbach-Bottwartal | 15 | Termine Exkursion, Buchtipp, MV’s | 16 |
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Editorial
Miklas Hahn
Liebe Leserinnen und Leser, der Zähler steht derzeit bei 2,3 Milliarden – um so viel sollen sich die Kosten des »bestgeplanten Projekts Deutschlands«, Stuttgart 21, erhöhen. Damit liegen die Gesamtkosten mittlerweile bei knapp sieben Milliarden Euro. Seit die Zahlen auf dem Tisch sind, ist man sich bei der Bahn und leider auch im Bundesverkehrsministerium offenbar für keinen Unsinn mehr zu schade. So lässt Bundesverkehrsminister Ramsauer wissen, dass die Fahrkarten künftig teurer werden könnten. Nicht etwa, weil Stuttgart 21 ein riesiges Loch in die Kasse reißt. Nein, Baden-Württemberg soll daran schuld sein, weil die Landesregierung bislang eine Beteiligung an den Mehrkosten ablehnt. Klar kann sich ein Projektbefürworter wie Ramsauer über diese trotzige grün-rote Kleinkariertheit ärgern – und seine Vernunft weiterhin in den Urlaub schicken. Wir anderen sollten einstweilen nicht vergessen, dass Stuttgart 21 bislang weder vollständig durchgeplant, noch umfassend genehmigt ist. So wird in letzter Konsequenz mit der Fortsetzung des Projektes ein Präzedenzfall für künftige Großvorhaben geschaffen: Investoren und Bauherren können vor der Planfeststellung schlampig gerechnete Pläne abgeben und wenn hinterher die Kosten steigen, trägt es der Steuerzahler. Extrem bequem für einen kleinen Kreis, extrem ärgerlich für den Rest und untragbar.
Bequem macht es sich derzeit auch die Bundesregierung beim Thema Energiewende. Über Fukushima und erst recht Tschernobyl scheint schon wieder Gras gewachsen. Anders ist es nicht erklärbar, dass die Energiewende auf Bundesebene kaum Fortschritte macht, stattdessen alle Register gezogen werden, um sie zu torpedieren. Gut, dass es viele zivilgesellschaftliche Akteure gibt, die sich wider das Vergessen einsetzen und nicht nur am Fukushima-Jahrestag auf die Straße gehen. Es gibt aber auch Erfreuliches und dazu gehört unbedingt das 50-jährige Jubiläum des BUND BadenWürttemberg in diesem Jahr! Die folgenden Seiten zeigen im Zeitraffer, wie unser Verband im Laufe der Jahre gewachsen ist, welche Vielfalt an Themen er bearbeitet hat und auf welche Erfolge wir stolz sein dürfen. Unsere Arbeit ist heute professioneller als vor 50 Jahren. Aber schon immer war sie ideenreich, vielseitig und geprägt vom Engagement vieler Menschen wie Ihnen, die sich einmischen und mitmischen. Haben Sie herzlichen Dank dafür – Ihr Engagement ist wichtiger denn je! Ihre
Dr. Brigitte Dahlbender Vorsitzende des BUND Baden-Württemberg
Neue BUND-Broschüre entpuppt sich als Renner
»Überflieger im Schmetterlingsland«
PORTRAIT
Was verbindet das nordbadische Winzerstädtchen Thema ist auch die Finanzierung kommunaler BioRauenberg mit dem schwäbischen Ballungsraum top- und Landschaftspflege. Böblingen? Beide setzen sich für Schmetterlinge ein! Die Botschaft: Jede Kommune kann etwas für den In Rauenberg genießen die Weinbergshänge schmet- Schutz der Schmetterlinge tun. Je nach ihren finanziterlingsfreundliche Pflege, worüber sich Mauerfuchs ellen oder naturräumlichen Möglichkeiten kann sie und Kleines Nachtpfauenauge freuen. DerBUND Landkreis dieser Broschüre passende entdecken MACHTinBUNT BUND MACHTMaßnahmen BUNT Böblingen nimmt an einem EU-Programm speziell für oder Anregungen finden, um eigene zu entwickeln. Ameisenbläulinge teil. Dass auch landwirtschaftliche Die Broschüre entstand in Kooperation mit dem Betriebe sich in dem Projekt wiederfinden, dafür sorgt Gemeinde-, Städte- und Landkreistag. Gefördert hat eine »Wiesenmanagerin«. sie die Stiftung Naturschutzfonds mit zweckgebunEine neue Broschüre des BUND Baden-Württem- denen Mitteln der Glücksspirale. berg hat diese und neun weitere Beispiele aus Ge- Unter www.schmetterlingsland.de > Material meinden, Städten und Landkreisen anschaulich auf- steht sie zum Download bereit oder ist gegen bereitet und wunderschön illustriert. Sie machen Lust, Erstattung der Versandkosten zu bestellen bei: selbst anzupacken und in der eigenen Kommune Pro- BUND-Service GmbH jekte anzustoßen. Besonders gut ist, dass die haupt- Mühlbachstr. 2, 78315 Radolfzell und ehrenamtlichen Akteurinnen und Akteure zu Telefon (077 32) 15 07-0, bund.service-gmbh@bund.net Wort kommen. So entsteht ein realitätsnahes Bild, was zum Erfolg beigetragen hat und wo es Probleme gab. »Überflieger« ist bereits die dritte Broschüre, die im Rahmen des mehrjährigen BUND-NaturschutzPORTRAIT schwerpunkts »Schmetterlingsland Baden-Württemberg« erscheint. Sie enthält außerdem nützliche Erläuterungen und Checklisten zu Schmetterlingsbiotopen und zum Biodiversitäts-Check für Kommunen. Ein
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BUNDmagazin Baden-Württemberg [ 2 - 13 ]
50 Jahre BUND Baden-Württemberg
50 Jahre BUND
»Der BUND ist Anwalt der Natur« – so lautete ein Motto aus der Gründerzeit. Die Naturschutzverbände der 1960er Jahre waren stark im praktischen Arten- und Biotopschutz, aber nur wenige wollten sich politisch profilieren. Angesichts des Artensterbens, der wachsenden Müllberge, der Gefahr durch Atomkraftwerke sowie der Ölkrise änderte sich das Anfang der 1970er Jahre. Heute ist der BUND Baden-Württemberg ein Verband mit großem umweltpolitischen Gewicht und stark im praktischen Naturschutz. In der Landschaft des westlichen Bodensees liegen die Ursprünge des BUND Baden-Württemberg.
1963
1964
1965
1963
1967
1968
1969
BUND-Ursprünge: Keimzelle am Bodensee
Nikolaus von und zu Bodman
Am 16. März wird in Radolfzell, im Gasthaus »Zum Kreuz«, der Bund für Naturschutz Bodensee-Hegau e.V. gegründet. Annähernd hundert Menschen erscheinen zu dem Gründungsakt, mehr als 50 erklären sofort ihren Beitritt zum Verein. So kann bereits eine erste Mitgliederversammlung stattfinden. Diese Gruppe wird zur Keimzelle des BUND in Baden-Württemberg.
Gründervater Freiherr Nikolaus von und zu Bodman. Er war Naturschützer mit Leib und Seele und brachte – auch aufgrund seines landwirtschaftlichen Studiums und seiner Begeisterung für Ornithologie – hervorragende Fachkenntnisse ein.
1966
Û Gründervater des »Bund für Naturschutz BodenseeHegau« war Freiherr Nikolaus von und zu Bodman. Sein wichtigstes Motiv für die Gründung war »die Verbreitung des Naturschutzgedankens in allen Volkskreisen«. Û Die BUND-Pioniere mussten sich mit schweren Brocken auseinandersetzen: Der Rhein sollte bis zum Bodensee schiffbar werden – mit einem Umgehungskanal für den Rheinfall. Um Wasser vom Bodensee zur Durchspülung des stark verschmutzten Neckars zu leiten, war ein Stollen durch die Schwäbische Alb von Überlingen nach Tübingen geplant. Eine Brücke sollte den Bodensee zwischen Konstanz und Meersburg überspannen. Û Wären diese Großprojekte verwirklicht worden, kämen heute täglich Lastkähne in den See. Jeder größere Ort hätte seinen Hafen mit Industriebetrieben. Der Bauboom hätte die gesamte Uferlandschaft zerstört. Schon Mitte der 1970er Jahre war von diesen gigantischen Projekten keine Rede mehr: Den Naturschützern am See war es gelungen, den Wert des Bodensees als Naturlandschaft und Erholungsgebiet im ganzen Land bewusst zu machen. Û Unter der Regie des legendären Konstanzer »Naturschutz-Landrats« Dr. Ludwig Seiterich begann die Ausweisung zahlreicher Schutzgebiete. Freiherr von und zu Bodman und Landrat Seiterich arbeiteten dabei erfolgreich zusammen. Der Freiherr war der Ideengeber, der Landrat führte die Regie. Der neue Bund half tatkräftig mit. Diese erfolgreiche Pionierarbeit wirkt sich bis heute segensreich aus: Die Naturschützer erarbeiteten die Grundlage für insgesamt 40 Schutzgebiete. Bereits gegen Ende der 60er Jahre gab es im Landkreis Konstanz 13 Naturschutzgebiete und 10 Landschaftsschutzgebiete. Bis heute liegt der Kreis beim Gebietsschutz in der Spitzengruppe Baden-Württembergs. Das landesweit größte der 300 Schutzgebiete nach europäischen Vorgaben ist das Natura-2000-Gebiet Bodanrück-Mindelsee im Kreis Konstanz. Der BUND betreut es seit 1972 bis heute.
Katastrophenplanung Neckarstollen Û In den 1960er Jahren gab es einige, heute abenteuerlich klingende Planungen, mit denen sich der neue Bund Naturschutz Hegau-Bodensee befassen musste. Eine davon war der geplante Neckarstollen. Durch ihn sollte sauberes Bodenseewasser zum Neckar geleitet werden, um den damals extrem verschmutzten Fluss durchzuspülen. Aufgrund des großen Drucks, den Naturschutzgruppen wie der Bund für Naturschutz BodenseeHegau ausübten, wurde das Projekt fallengelassen. Stattdessen wurden Technologien zur Schadstoffvermeidung in der Industrie vorangetrieben und die öffentliche Hand baute viele Kläranlagen in Städten und Gemeinden. Die Reinhaltung der Flüsse ist ein großer Erfolg der frühen Umweltbewegung.
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❱❱❱
50 Jahre BUND Demonstration gegen Kernkraft Professor Gerhard Thielcke, erster Landesvorsitzender
1970
1971
1972
BUND-Ursprünge: Freiburg und Südbaden Û 1971 findet auf dem Rheindamm bei Fessenheim im Elsass die erste Großdemonstration gegen die Nutzung der Atomkraft statt. Es ist der Auftakt einer erfolgreichen Bürgerbewegung: der Protest gegen das Atomkraftwerk Wyhl. Von Anfang an ist die 1970 gegründete Freiburger »Aktion Umweltschutz« dabei. Die Umweltschützer um Erhard Schulz präsentieren Alternativen zur Kernkraft, sie kämpfen aber auch erfolgreich für das Naturschutzgebiet Taubergießen und den Freiburger Mooswald. Viele Menschen in Südbaden finden im Lauf der Jahre zum BUND, weil sie Umweltsünden wie die gigantische Rebflurbereinigung und später das Waldsterben im Schwarzwald nicht hinnehmen wollen.
1973
Erhard Schulz, erster Landesgeschäftsführer
1974
1975
1973
»Am 30.6. haben die Mitglieder des Bund für Naturschutz Bodensee-Hegau die Erweiterung auf ganz Baden-Württemberg beschlossen«, teilt Gerhard Thielcke mit. Der neue Name lautet »Bund für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg« (BNU). »Unser Bund«, heißt es weiter, »wird mit allen fortschrittlichen Kräften in den Behörden eng zusammenarbeiten, er strebt die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Politik an.« Professor Gerhard Thielcke wird erster Landesvorsitzender.
BUND-Ursprünge: Widerstand im Schwarzwald Û Die Dritte im BUND der frühen Jahre ist die Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz SchwarzwaldBaar-Heuberg um Professor Günther Reichelt. Er ist später lange Jahre stellvertretender BUNDLandesvorsitzender. 1973 organisiert die Arbeitsgemeinschaft im beschaulichen Donaueschingen eine Demonstration mit über 2.000 Teilnehmern. Der Protest richtet sich gegen die Erweiterung des örtlichen Flugplatzes. Û Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Schwarzwaldautobahn von Freiburg nach Donaueschingen. Die Arbeitsgemeinschaft, Verkehrsexperten aus Freiburg und zahlreiche Landwirte erzwingen eine Kosten-Nutzen-Analyse des Projekts. Der Erfolg: Der Schwarzwald blieb bis heute weitgehend von dieser Rennstrecke verschont.
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Naturkundliche Führung mit Wolfgang Friedrich (2.v.r.). Er ist ab 1976 Leiter des Naturschutzzentrums Möggingen und seit 1987 Hauptgeschäftsführer des BUND-Landesverbandes.
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1974
Û Der BNU kämpft unter der Überschrift »Autobahnen – Autobahnen – Autobahnen« gegen Projekte im Schwarzwald, im Schurwald und von Singen nach Konstanz. Mit Erfolg: Ende des Jahrzehnts werden die Pläne teils vom damals jungen Ministerpräsidenten Lothar Späth (CDU) eingesammelt, teils vom Verwaltungsgerichtshof für rechtswidrig erklärt. Û Aktionen zur Altglas- und Altpapiersammlung werden angestoßen. Û Unterstützt durch Prämien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft werden zwischen 1970 und 1973 im Kreis Göppingen 17.000 Obstbäume gerodet. Der Lebensraum vieler Vogelarten ist damit zerstört. Daraufhin startet der BNU mannigfaltige Streuobstprojekte.
1976
1976
Û Die Aktion »Rettet die Vögel – Wir brauchen sie« läuft bundesweit an. Die Idee stammt von Gerhard Thielcke. Das Buch zur Aktion wird zum Bestseller und ist nach wenigen Wochen vergriffen. Û Erhard Schulz, erster Landesgeschäftsführer schreibt, es werde immer so getan, als ob die Nutzung der Sonnenenergie zunächst einmal viele Jahre Forschung benötigen würde. Tatsächlich könne »Sonnenenergie für Warmwasserbereitung aber sofort genutzt werden«. Eine solche Anlage amortisiere sich in etwa sieben bis acht Jahren. Û Ende Mai finden in Sasbach die »Sonnentage am Kaiserstuhl« statt, die 12.000 Interessierte besuchen.
50 Jahre BUND
Waldsterben
1977
Seit 1977 veranstaltet der BUND die Naturschutztage am Bodensee. Sie heißen zu Anfang »Naturschutzkurs«. Hier Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Gastredner bei den gut besuchten Naturschutztagen 2012.
1978
1979
1978
Û Der BUND-Landesverband BadenWürttemberg wird als Naturschutzverband anerkannt. Ab diesem Zeitpunkt muss er bei Planfeststellungsverfahren und Gesetzesänderungen gehört werden. Û Der BUND stellt das erste direkt von der Sonne betriebene Solarmobil Europas vor. Û Zum zentralen Thema wird das Waldsterben. Es ist ein großer BUNDErfolg, dass Kraftwerke, Industrieanlagen und Autos nach und nach technisch umgerüstet werden, um die Luft rein zu halten.
1977
Û Im Sommer 1977 ändern die De-
legierten des Bundesverbandes den Verbandsnamen in »Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland«, sodass sich die einprägsame Abkürzung BUND ergibt. Seitdem sind wir der BUNDLandesverband Baden-Württemberg. Die Anzahl der Untergliederungen wächst schnell, im Januar 1977 hat der BUND bereits drei Regionalverbände, acht Kreis- und 14 Ortsgruppen.
1979
1980
1980
1981
Û Der BUND appelliert an Ministerpräsident Lothar Späth, sich für Erdverkabelungen anstelle von Stromtrassen mit Freileitungen stark zu machen. Û Der Verwaltungsgerichtshof BadenWürttemberg erklärt die geplante Autobahn durch Konstanz für rechtswidrig. Der BUND hat diese Planung von Anfang an entschieden abgelehnt und energisch dagegen gekämpft. Û Landesgeschäftsführer Erhard Schulz vereinbart eine Zusammenarbeit mit der ARD: das BUND-Projekt GLOBUS. Die Einschaltquoten liegen zeitweise über sieben Prozent. Zu jeder Sendung gibt der BUND-Landesverband Baden-Württemberg ein umfangreiches Begleitheft heraus, das an 12.000 Abonnenten und zahlreiche Einzelbesteller geht. Weit über eine Million Hefte werden bis 1993 weitergegeben.
Û Der BUND bietet im Abonnement einen Service für Lehrkräfte zur Umwelterziehung in Schulen an. Das Motto: »Mehr hören – mehr sprechen – mehr sehen!« Û Mit der vom BUND Baden-Württemberg mit initiierten Umweltberatung für Bürgerinnen und Bürger beginnt eine Erfolgsgeschichte. Heute arbeiten über 500 Menschen beruflich in der Umwelt- und Abfallberatung. Û Der Mitgliederbestand erreicht 5.500 Personen, 99 Orts-, Kreis- und Regionalverbände haben sich gebildet.
Vogelsterben am Bodensee im Jahr 1982: Der BUND schlägt Alarm und lässt die Tiere untersuchen. Befund: Endrinvergiftung. Auf Druck des BUND wird das Gift zunächst landesweit verboten, im Juni die Zulassung zurückgezogen.
1982
1983
1982
Û Der BUND initiiert die Kampagne Arche Noah 2000, ein Aufruf zur Erhaltung von Lebensräumen. Das Buch zur Kampagne zeigt neue Wege für eine dauerhafte Partnerschaft zwischen Mensch und Natur. Û In Kooperation mit der Deutschen Bahn startet der BUND zum internationalen Tag der Umwelt am 3. 6. 1982 eine Wanderausstellung, die in vier Bahnwaggons installiert wird und in verschiedenen Bahnhöfen zu sehen ist. Die Ausstellung ist schnell für 22 Städte gebucht.
1983
Û Der BUND fordert die Entschwefelung von Kraftwerken, Heizwerken, Industrie und Verkehr. Um die Luft-Belastungen durch Schwefeldioxid für Wald und Mensch zu reduzieren, legt er ein Sofortprogramm vor. Letztlich wird auch durch seine intensive Lobbyarbeit der Einbau von Katalysatoren verpflichtend. Û Der Mitgliederstand ist Ende 1983 auf 21.500 Personen gewachsen.
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❱❱❱
50 Jahre BUND
Weichen für die Zukunft stellen
Ökostation Freiburg Verkehr, Industrie und Haushalte verursachen das umweltschädigende Ozon. Es geht auch mit weniger Müll.
1984
1985
1986
1987
1986
1984
In Baden-Württemberg gründet sich eine eigenständige BUND-Jugendorganisation. Û Gemeinsam mit der EisenbahnerGewerkschaft entwickelt der BUND die Kampagne »Verkehrspolitik – Jetzt die Weichen für die Zukunft stellen«. BUND-Aktive engagieren sich in den folgenden Jahren für die Wiederbelebung und Neueinrichtung regionaler Bahnstrecken. Û Am 11. November fasst die Landesdelegiertenversammlung Kornwestheim einen Grundsatzbeschluss zu den Regionalgeschäftsstellen: »Langfristig sollen die Zentren in den einzelnen Regionen mit hauptamtlichen Mitarbeitern ausgestattet werden. Dies soll mit der Delegation von Aufgaben verbunden sein.« So koordiniert zum Beispiel der Regionalverband Heilbronn die Stellungnahmen zu Flurneuordungsverfahren.
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Û Das angeblich Unmögliche ist eingetreten: In Tschernobyl hat sich der größte anzunehmende Atom-Unfall ereignet. Der BUND intensiviert seine fachlich fundierte Aufklärungsarbeit über die Gefahren der Atomkraft und gewinnt Profil als unabhängiger, sachverständiger Verband. Û Da die Behörden sich nicht dazu entschließen können, organisiert er in den folgenden Jahren unabhängige Messungen der Strahlenbelastung, zum Beispiel von Wild und Fisch. Schon damals arbeitet der BUND an der Entwicklung alternativer Energiekonzepte auf der Basis erneuerbarer Energien und Energieeffizienz. Û Für die Landesgartenschau 1986 errichtet der BUND, unterstützt durch die Stadt Freiburg, die BUND-Ökostation als Modell für ökologischen Hausund Gartenbau.
1988
1990
1991
1988
Û »Das geht nicht« – immer wieder werden Forderungen des BUND mit diesem Satz abgetan. Und immer wieder erweist sich, dass Alternativen doch möglich sind. Paradebeispiel Abfall: Im Raum Heidelberg-Mannheim sind Ende der 1980er Jahre zwei Müllöfen und elf Deponien geplant. Auf Druck von BUND und Bevölkerung stellen die Kommunen 20 Abfallberater für Industrie und Haushalte ein. In den nächsten fünf Jahren sinkt daraufhin das Müllaufkommen jährlich um zehn Prozent. Nur ein einziger Müllofen – in Mannheim – und zwei Deponien für Erdaushub und Bauschutt reichen dann aus.
Der BUND als Verleger Der BUND druckt zunehmend in Eigenregie Informationsbroschüren zu Umweltthemen und wird auch hier zum Vorreiter. 1981 liegt bereits ein breites Themenspektrum vor: Û S onnenenergie-Fibel Û Bau eines Sonnenkollektors im Werkunterricht Û Speichertechnik für Sonnenenergie Û A ktiver Naturschutz I (Zusammenfassung des IV. BUND-Naturschutzkurs 1978) Û S trategien gegen Umweltzerstörung und Arbeitslosigkeit (Wirtschaftspolitisches Konzept des BUND)
BUNDmagazin Baden-Württemberg [ 2 - 13 ]
1989
1991
Û Im Februar 1991 verabschiedet der Landtag das erste Landespestizidgesetz. Es verbietet den Einsatz von Pestiziden in Hausgärten. Eine alte Forderung des BUND Baden-Württemberg ist damit erfüllt. Im Jahr zuvor war bereits ein hart erkämpftes FCKW-Verbot beschlossen worden. Û Ein weiterer BUND-Schwerpunkt ist, Politik und Öffentlichkeit für Sommersmog und hohe Ozonwerte zu sensibilisieren und die Luftverschmutzung zu verringern – mit Erfolg!
Û Solarzellen-Fibel: Strom von der Sonne Û Das Sozialprodukt – falscher Maßstab und falsches Ziel Û Atomkraft im Kriegsfall Û Verkehrs-Fibel – Strategien für eine umweltgerechte Verkehrspolitik Û Solares Energieprogramm für unsere Welt bis 2025 Û Umweltchemikalien-Fibel Û Naturschutzkurs II (Zusammenfassung des VI. BUND-Naturschutzkurs 1980) Û Der ökologische Land- und Gartenbau Û Fünf Sekunden nach Zwölf – Zur Situation nach 100 Jahren Naturschutz in Deutschland
50 Jahre BUND
1992
1993
1994
1992
Û Der BUND kritisiert den Abbau der Bürgerrechte. Anlass ist die Verabschiedung eines Gesetzes im Landtag, das es erlaubt, Planungen zur Verkehrsinfrastruktur zu beschleunigen. Û Der BUND hat nun 12 Regionalverbände, über 360 Kreis- und Ortsgruppen und 38 hauptberufliche MitarbeiterInnen.
Selbstständige Tochter-Organisationen Eine Reihe von Tochter-Organisationen geht auf den BUND zurück. Die Gründungen ehemaliger BUND-Vorstandsmitglieder sind heute groß, selbstständig und international tätig: Û Deutsche Umwelthilfe, 1975, www.duh.de Û Stiftung Europäisches Naturerbe, 1987, www.euronatur.de Û Bodensee-Stiftung, 1994, www.bodensee-stiftung.de Û Global Nature Fund, 1998, www.globalnature.org
Der Mindelsee ist eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands, seit 1972 betreut ihn der BUND.
»Grüne Bibel«
1995
1996
1997
1995
Û Der BUND und Misereor veröffentlichen die Studie »Zukunftsfähiges Deutschland«. Zur Umsetzung startet der Landesverband eine Medienaktion. Monat für Monat werden dabei zukunftsfähige Projekte vorgestellt. Die »grüne Bibel« zeigt erstmals Reduktionsziele in ganz verschiedenen Bereichen auf und konkretisiert damit für Deutschland, was bei der UN-Konferenz von Rio 1992 im globalen Rahmen gefordert wurde. Die Studie »Zukunftsfähiges Deutschland« hinterfragt unseren Lebensstil und die fortwährende Forderung nach Wachstum. Ihr Credo lautet »Gut leben statt viel haben«. Die Suffizienzdiskussion beginnt in breiten Gesellschaftsschichten und in Ansätzen auch in der Politik.
Gratulieren Sie mit einer Spende! Reihen Sie sich ein in den Gratulations-Chor unserer Spenderinnen und Spender. Mit je 50 Euro oder mehr stärken Sie die Natur- und Umweltschutzarbeit des BUND in Baden-Württemberg. Sind Sie dabei? Unser herzliches Dankeschön: Eine attraktive Urkunde mit Naturmotiv.
1998
❱❱❱
Werner Kuhnle
Eine alte Forderung des BUND wird wahr: Die Landesregierung erlässt das erste Von 1975 bis 2011 absolvieren über 300 Landespestizidgesetz. Zivildienstleistende ihren Ersatzdienst beim BUND BadenWürttemberg.
1997
Û Brigitte Dahlbender wird nach Gerhard Thielcke und Hans-Jörg Breitinger die dritte BUND-Landesvorsitzende. Û Der BUND bringt die Broschüre »Umweltstandards in Städten, Gemeinden und Kreisen« heraus. Zahlreiche Kommunen nehmen die Vorschläge auf. Für viele lokale Agenda-Prozesse bietet die Schrift eine wichtige Informationsund Ideenbasis.
1998
Û Der BUND feiert 1998 den 60. Geburtstag des von ihm betreuten Naturschutzgebiets Mindelsee. Er wird mit einem Festakt in Konstanz und einem zweitägigen Sommerfest mit der Bevölkerung der angrenzenden Dörfer begangen. Dank der landschaftspflegerischen Maßnahmen des BUND verzeichnet das Mindelseegebiet Rekordzahlen bei Orchideen, Mehlprimeln und Libellen.
BUND-Spendenkonto-Nr. 4 088 100 BLZ 692 500 35 | Sparkasse Singen-Radolfzell Online-Spende: www.bund-bawue.de/spenden Stichwort: 50 Jahre
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50 Jahre BUND
Energiewende in kommunaler Hand wie hier in Ingersheim
BUND-Gruppen setzen sich aktiv für Störche ein. Hier eine erfolgreiche Ansiedlung auf dem Dach der Geschäftsstelle in Möggingen.
Verheerende Stürme zwingen zum Umdenken.
1999
2000
2001
2002
2003
2004
Û Nach dem Orkan Lothar formuliert der »Freudenstädter Appell« zehn Regeln für den Umgang mit Sturmfolgen im Wald.
2001
Û Der BUND treibt die »Energiewende von unten« an. Bereits 28 vom BUND initiierte erfolgreiche kommunale Energieprojekte erzeugen sieben Millionen Kilowattstunden sauberen Strom pro Jahr.
Û Die Arbeit des BUND findet viel
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2006
Û Nachdem im Jahr 2000 auf Bundesebene der Atomausstieg beschlossen wurde, zeichnet sich die CDU/FDP-Regierung in Baden-Württemberg weiterhin durch Nichthandeln aus. Der BUNDLandesverband ergreift die Initiative und lässt von Wissenschaftlern den »Fahrplan Energiewende« sowie ein Klimaschutzkonzept erarbeiten. Eine zentrale Aussage darin: Baden-Württemberg kommt ohne Atomstrom aus.
2002
Zum Jubiläum hat der BUND-Landesverband ein Sonderheft »50 Jahre BUND Baden-Württemberg« herausgebracht. Die unterhaltsame Sammlung macht Aktionen und Projekte des BUND von 1963 bis heute lebendig. Ein historischer Abriss lässt die wesentlichen Ereignisse kurz und prägnant Revue passieren. Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Umweltminister Franz Untersteller und Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner kommen in Gastbeiträgen ebenso zu Wort wie die ehemaligen Landesgeschäftsführer Michael Spielmann und Berthold Frieß. Kostenfreie Einzelexemplare des Heftes sind bei der BUND-Hauptgeschäftsstelle Möggingen unter info.bawue@bund.net oder Tel. (077 32) 1507-0 zu bestellen. Unter www.bund.bawue.de/50 steht die Broschüre zum Download bereit.
2005
2003
2000
Broschüre zum Jubiläum
Der »Alte Flugplatz« am Stadtrand von Karlsruhe ist seit 2010 Naturschutzgebiet.
Anerkennung: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erkennt dem BUND-Ravensburg für seine kreative Förderung des Streuobstbaus den Preis »Global vernetzt – lokal aktiv« zu. Û Die Zahl der Störche in BadenWürttemberg nimmt wieder zu – auch dank der Hilfe vieler BUND-Gruppen.
BUNDmagazin Baden-Württemberg [ 2 - 13 ]
2004
Û Die intensive Lobbyarbeit des BUND für mehr Naturschutz in der Fläche trägt Früchte: Baden-Württemberg meldet 13 Prozent der Landesfläche als FFH-Gebiete. Ein Beispiel ist der »Alte Flugplatz« mitten im Stadtgebiet von Karlsruhe. Er ist heute mit über 50 Hektar das größte geschützte Sanddünen- und Steppenrasengebiet Süddeutschlands. Û Der BUND-Landesverband hat 74.000 Mitglieder und Förderer.
2005
Û Das Land will auf der Schwäbischen Alb sein erstes Großschutzgebiet als UNESCO-Biosphärengebiet ausweisen. Der BUND begleitet diesen Prozess. Û Die Erfolgsbilanz des BUND und seiner Untergliederungen ist beachtlich: 2,6 Millionen Amphibien wurden sicher über die Straße gebracht, 200 Kilometer Bäche und Flüsse renaturiert sowie 50.000 Bäume und 160 Kilometer Hecken gepflanzt.
50 Jahre BUND
BUND-Kampagne für die Wildkatze startet
Solidarisch im Kampf gegen Atomkraft Baden-Württemberg wird Schmetterlingsland – der BUND zieht die Fäden.
Kreativ und unermüdlich gegen Gentechnik
2007
2008
2009
2010
2011
2006
2010
Stuttgart und Freiburg unterstützt der BUND Anti-Atom-Demonstrationen zum 20. Jahrestag der Atom-Katastrophe von Tschernobyl. Û Seit zehn Jahren kämpft der BUND kreativ gegen Gentechnik: mit AntiFreisetzungsaktionen in Rheinstetten, Leingarten und Ladenburg oder der Anti-Gentechnik-Kampagne »Mein Nein«. Als Erfolg ist auch zu verbuchen, dass sich mittlerweile 32 Regionen zur gentechnikfreien Zone erklärt haben. Ein Anbau auf kreiseigenen Flächen wird per Pachtvertrag ausgeschlossen.
terlingsland Baden-Württemberg« startet. Fachleute entwickeln Materialien zur praktischen Schmetterlingshilfe und ideenreiche Aktionen für Kinder. Die Wanderausstellung »Schmetterlingsland« und 20 vom BUND ausgebildete SchmetterlingsGuides sorgen für Falter-Werbung im ganzen Land.
Û In Biblis, Neckarwestheim, Ulm,
2007
Û Der BUND lehnt eine Teilnahme an der Nachhaltigkeitsstrategie der CDU/ FDP-Landesregierung ab. Er will sich nicht als Feigenblatt missbrauchen lassen. Û Die BUND-Kampagne für die Wildkatze startet. Ziel ist die Vernetzung von Lebensräumen der Wildtiere. Û Die Gründung der 100. BUNDKindergruppe in Baden-Württemberg wird vorbereitet und im Jahr darauf erfolgreich umgesetzt.
2012
Û Der BUND-Schwerpunkt »Schmet-
2011
Û Gegen die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke organisiert der BUND maßgeblich den Widerstand in Baden-Württemberg mit. Am 12. März bilden über 60.000 Menschen eine Menschenkette vom AKW Neckarwestheim bis zum Regierungssitz in Stuttgart. Am Tag zuvor löst ein Erdbeben in Japan eine atomare Katastrophe aus: Das Gebiet um den Atomkraftwerksstandort Fukushima ist seitdem unbewohnbar. Am 30. Juni beschließt der Bundestag die Energiewende und den Ausstieg aus der Atomkraft. Û In der Volksabstimmung zum umstrittenen Milliardenprojekt Stuttgart 21 stimmen die Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich gegen den Ausstieg des Landes aus der Finanzierung und damit für den Tiefbahnhof. Der BUND engagiert sich seit 1994 gegen Stuttgart 21.
2013
2012/2013
Sich einzumischen und mitzumischen ist notwendiger denn je. Schwerpunkte unserer Arbeit sind derzeit: Û Gentechnik: Mit unserer ersten cross-medialen Kampagne »dageGen!« und einem juristischen Gutachten sorgen wir für politischen Druck. Unser Erfolg: Das Landwirtschaftsministerium will durch Regelungen im neuen Landesnaturschutzgesetz den Anbau gentechnisch veränderter Organismen in Schutzgebieten verhindern. Der BUND kämpft zusätzlich für große Pufferzonen um diese Gebiete. Dadurch könnten bis zu 90 % der Agrarflächen gentechnikfrei bleiben. Û Energiewende: Versuchen, die Energiewende schlechtzureden, setzt der BUND fundierte Konzepte entgegen. In zahlreichen Projekten baut er die Energiewende von unten mit auf. Zugleich verstärkt er die Diskussion um Suffizienz und andere Lebensstile. Û Biodiversität: Der schwindenden Artenvielfalt setzen wir unsere Rettungsnetze entgegen. Im Mittelpunkt steht die Verbindung von Lebensräumen für bedrohte Tiere und Pflanzen. Û Bürgerbeteiligung: Die Demokratie stärken heißt für uns, das Bürgerengagement zu fördern. Die Menschen wollen zunehmend an Bauvorhaben und Projekten beteiligt werden. Niedrigere Quoren und frühzeitige Einbindung sind wichtige Bausteine der Bürgerbeteiligung.
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Werden Käfer eigentlich erwachsen?
20 Jahre Manfred Mistkäfer und Naturtagebuch 1993 rief die BUNDjugend BadenWürttemberg das »Naturtagebuch« ins Leben. Es hat sich zu einem außerordentlich erfolgreichen Umweltbildungsprojekt entwickelt.
BUNDjugend Baden-Württemberg Rotebühlstraße 86/1 70178 Stuttgart fon 0711-61970-20 fax 0711-61970-13
Die Grundidee des Naturtagebuchs ist, Kinder »rauszulocken«, sie für die Natur um sich herum zu begeistern und zu sensibilisieren. Doch wie können Kinder einen emotionalen Zugang zur Natur entwickeln? Wie schafft man einen Anlass, damit sie genau hinschauen und das Besondere auch im Kleinen entdecken? Aus diesen Fragen entwickelten die damaligen Vorstände der BUNDjugend die Idee für das Naturtagebuch und verbanden es mit einem jährlichen Landeswettbewerb. Das Konzept ist aufgegangen: Seit 20 Jahren halten Kinder in ihrem Naturtagebuch auf kreative und individuelle Weise ihre Natur-
beobachtungen fest. Der Wettbewerb, der die Kreationen würdigt und prämiiert, gibt ihnen einen zusätzlichen Anreiz. Wer aber konnte die Kinder bei ihren Streifzügen durch die Natur begleiten, ihnen Tipps und Anregungen geben? Ein Tier sollte es sein! Eins, das sich auf Wiesen und in Wäldern bestens auskennt. Abenteuerlustig, neugierig, mutig sollte es sein und natürlich fließend die Menschensprache sprechen .... so wurde Manfred Mistkäfer geboren! Er und sein Team stellen pro Jahr vier Ausgaben des Manfred Mistkäfer Magazins auf die Beine. Ein Naturmagazin, das den Kindern Anregungen gibt, ihnen Hintergründe vermittelt und ihre Fragen beantwortet.
In den vergangenen 20 Jahren haben viele Kinder mehrere Tausend Naturtagebücher mit Phantasie und Liebe gestaltet. Unterstützt durch viele ideenreiche Manfred Mistkäfer Magazine. Mittlerweile hat das Projekt weite Kreise gezogen. So gibt es Naturtagebuch–Wettbewerbe auch in Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen und Niedersachsen sowie auf Bundesebene. Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, an die Förderer und Sponsoren sowie an all die menschlichen Helfer, die seit Jahren zum Erfolg dieses Projekts beitragen. 20 Jahre Naturtagebuch, ein schöner Grund zum Feiern! Ladi Oblak Projektleiterin Naturtagebuch
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Jubiläumspreisverleihung
Wettbewerb Naturtagebuch
Stefan Schmid
BUNDjugend.BW
BUND-Vorsitzende Brigitte Dahlbender mit jungen Naturforscherinnen und Naturforschern
Mehr als 350 Menschen feier- ten am 2. März in Stuttgart den 20. Geburtstag des NaturtagebuchWettbewerbs der BUNDjugend Baden-Württemberg. Die Hauptperson im Weißen Saal des Neuen Schlosses war neben den jungen Naturforscherinnen und Natur- forschern natürlich Projektmas- kottchen Manfred Mistkäfer.
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In seinem einleitenden Grußwort zeigte sich der baden-württembergische Naturschutzminister Alexander Bonde beeindruckt von dem großen Engagement der Kinder. Das Interesse an der Natur könne man gar nicht hoch genug schätzen. »Die Artenvielfalt«, so der Minister »ist unsere Lebensversicherung – und die künftiger Generationen.« Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender hob den Stellenwert des Projekts für den BUND BadenWürttemberg hervor: »Nach zwanzig Jahren ist das Naturtagebuch nach wie vor eines der wichtigsten Instrumente, um Kindern die Natur näherzubringen.« Sie dankte der Stiftung Naturschutzfonds für die großzügige, langjährige Unterstützung des Projekts und gratulierte den jungen Preisträgerinnen und Preisträgern: »Ich bin jedes Jahr aufs Neue begeistert von euren tollen Naturtagebüchern. Wenn alle Erwachsenen so sensibel mit unserer
Natur umgehen würden, wäre das eine gute Sache.« Zur Einstimmung auf die feierliche Preisübergabe unterhielten Comedian Helge Thun und sein Partner Udo Zepezauer das Publikum mit einem Überraschungsprogramm. Im Anschluss konnten mehr als 100 junge Naturforscherinnen und Naturforscher ihre wertvollen Preise entgegennehmen. Was das Projekt Naturtagebuch so einzigartig macht, brachte Projektleiterin Ladi Oblak auf den Punkt. »Für jemanden, der als Kind ein ganzes Jahr lang ein Stück Natur beobachtet und seine Erkenntnisse aufgezeichnet hat, wird umweltbewusstes Handeln auch im Erwachsenenalter selbstverständlich sein.« Gerd Röder, Redaktionsleiter Manfred Mistkäfer Magazin Stefan Schmid
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BUNDjugend
Tilmann, wie ging es bei dir los ? Wir gehörten zu einer Umweltgruppe, die sich im Rahmen des Konfirmandenunterrichts zusammengefunden hatte. Daraus starteten wir 1982 die BUNDjugend in meinem Heimatort Schallstadt bei Freiburg. Zu der Zeit gab es zahlreiche Umweltskandale, auch das Waldsterben alarmierte uns. Wir beschlossen, uns vor Ort zu engagieren: für eine ökologische Abfallpolitik, saubere Luft und eine andere Energie- und Verkehrspolitik. Wichtig für den Zusammenhalt in der Gruppe waren aber vor allem die gemeinsamen Arbeitseinsätze im Naturschutz, wir hatten zum Beispiel die Patenschaft für einen Bach übernommen. Auch die Gründung weiterer BUNDjugend-Gruppen in der Umgebung haben wir unterstützt. Wie würdest du die BUNDjugend dieser Zeit charakterisieren ? In den 1980ern war für viele junge Menschen angesichts von Tschernobyl und Waldsterben die Umweltzerstörung Thema Nummer eins. Sie wollten nicht tatenlos zusehen, schließlich ging es auch um ihre Zukunft. Bis 1990 waren wir schon über 120 Jugendgruppen in ganz Baden-Württemberg, die – noch ohne E-Mail, Internet oder Handy – teilweise eng miteinander vernetzt waren. Eine besondere Rolle spielten dabei die Seminare und Kongresse der BUNDjugend BadenWürttemberg, die wir gemeinsam
planten und vor Ort organisierten. Die persönlichen Beziehungen hat das sehr gestärkt. Dieser Zusammenhalt war uns genauso wichtig wie erfolgreiche Aktionen. Wie siehst du uns heute ? Wer sich gemeinsam mit Gleichgesinnten für Natur und Umwelt engagieren möchte, dem bietet die BUNDjugend gute Möglichkeiten. Man kann durch eigenes Handeln lernen und interessante Menschen kennenlernen. Es ist aber zu spüren, dass die Freiräume abnehmen. Die Jugendlichen sind heute durch die verkürzte Schulzeit, Stichwort G 8, ein verschultes Studium und höheren Leistungsdruck mehr eingespannt. Deshalb setzt die BUNDjugend stärker auf konkrete, zeitlich begrenzte Mitmachangebote. Allerdings denke ich, wir müssen auch als Gesamtverband Jugendlichen wieder mehr Raum für eigene Aktions- und Projektideen bieten – damit sie zu »Machern« werden. Welche Veränderungen schweben dir vor ? Insbesondere müssen wir es schaffen, ehemalige BUNDjugendliche stärker als bisher im BUND aktiv zu halten – ehren- und hauptamtlich. Dazu brauchen wir geeignete Strategien. Welche Angebote können wir zum Beispiel Aktiven machen, wenn sie in den Beruf einsteigen oder eine Familie gründen, damit sie sich auch weiterhin im Verband engagieren können und wollen? Was hast du in deiner BUNDjugend-Zeit »fürs Leben« gelernt ? Eigentlich alles, was man heutzutage für eine gute Job-Performance braucht und im Studium nicht gelernt hat: organisieren, Kompromisse finden, Projekte entwickeln, auf Menschen zugehen, Finanzplanung und Geld einwerben, reden, politisch handeln, realistische Ziele stecken, Toleranz …
BUNDjugend BUNDjugend
Reiner Baur, Landesgeschäftsführer der BUNDjugend Baden-Württemberg im Gespräch mit Tilmann Heuser, BUNDjugendlicher der ersten Stunde und heutiger Landesgeschäftsführer des BUND Berlin.
Die BUNDjugend in Aktion (von oben nach unten): Berlin in den 1980/90er Jahren, TeenieAktionCamp (TAC) 2006, Klimagipfel Kopenhagen 2009, »Wir haben es satt«-Demo, Berlin 2013 BUNDjugend
Die BUNDjugend gestern und heute
BUNDjugend
Zusammenhalt und Engagement
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Region Bodensee-Oberschwaben
Kein Gift in unsere Erde – Fracking verbieten! BUND Niedersachsen
Transparenz und Beteiligung muss auch bei bergrechtlichen Verfahren gelten. Franz Pöter, Referent für Umweltpolitik des BUND Baden-Württemberg
Was ist Fracking?
Diese Technologie hat in den USA einen Erdgasboom ausgelöst und macht das Land weitgehend unabhängig von Gasimporten. Doch das Fracking ist mit einer hohen Umweltbelastung verbunden. Jederzeit besteht die Gefahr eines Unfalls mit völlig unkalkulierbaren Folgen. Leidtragende könnte jetzt die Region Bodensee-Oberschwaben werden. Dort werden im Tiefengestein eingeschlossene Erdgaslagerstätten vermutet. Längst haben Unternehmen sich für große Gebiete die Konzession zur Aufsuchung von Erdgas aus
Rent-a-Tree Baumpaten gesucht – ein neues Projekt des BUND Konstanz definiert Bürgerbeteiligung mal anders. Es bietet Privatpersonen, Familien oder auch Schulklassen einen Streuobstbaum zur Miete an. Kaum war das Projekt an den Start gegangen, waren bereits alle Bäume vergeben. 27 sind es mittlerweile. Mit diesem durchschlagenden Erfolg hatten BUND-Projektleiter Teo Conzelmann und Geschäftsführerin Dr. Antje Boll nicht gerechnet. Eigentlich kein Wunder, denn das Projekt bringt für alle Beteiligten eine »win-win« – Situation: Gegen einen jährlichen Obolus wird man Obstbaumpate
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BUND Konstanz
NOTIZEN AUS DEN REGIONEN
Mehr Informationen unter: www.bund-bawue. de/fracking
unkonventionellen Lagerstätten gesichert. Die betroffenen Gemeinden oder die Bürgerinnen und Bürger wurden nicht informiert. Nach dem Bundesbergrecht ist das legal. Zwar ist mit den bisherigen Konzessionen lediglich eine Auswertung vorhandener Daten und Materialien erlaubt. Je nach Ergebnis werden die Firmen aber Anträge auf Probebohrungen und vielleicht auch die Förderung des Erdgases stellen. Fracking ist eine hochriskante Technologie. Sie ist nicht kontrollierbar, nicht rückholbar und nicht reparierbar. Der BUND setzt sich deshalb für ein umfassendes Verbot des Fracking in Deutschland und Europa ein. Er fordert zudem eine grundlegende Überarbeitung des Bergrechts, um die Geheimniskrämerei zu beenden. Das Gebot der
und kümmert sich um die Pflege seines Baums. Die Gegenleistung sind außer dem Naturerlebnis die Obstprodukte »aus eigenem Anbau« und obendrein ein Baumschnittkurs. Zusätzlich stellt der BUND eine Apfelpresse und ein Rezeptbuch bereit, um zu zeigen, wie vielfältig sich das Produkt
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»Streuobst« weiterverarbeiten lässt. Aufgrund der großen Nachfrage bemüht sich der BUND um weitere Streuobstbäume. Interessenten melden sich unter: www. bund-konstanz.de More than Honey Bereits 2010 hatte der BUND-Regionalverband Nordschwarzwald auf das Thema Bienensterben aufmerksam gemacht. Das Erscheinen des Films »More than Honey« war willkommener Anlass, das Thema erneut in die Öffentlichkeit zu bringen. Gemeinsam mit dem Imkerverband Calw und dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) organisierte der BUND eine Aufführung im Kino Calw.
Sorgen um die finanzielle Belastung stellten sich als unbegründet heraus: Bereits eine Stunde vor Filmbeginn standen lange Schlangen an der Kinokasse und fast alle 315 Kinositze wurden belegt. Ähnlich überwältigend der Zuspruch in Pforzheim, wo der BUND zusammen mit dem Kommunalen Kino den Film sechsmal und immer vor »vollem Haus« zeigte. Auch Hartwig Schütz
Der Traum vom billigen heimischen Erdgas weckt Begehrlichkeiten, auch bei uns. Das Zauberwort heißt Fracking.
Fracking (Hydraulic Fracturing) ist ein technisches Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus sogenannten unkonventionellen Lagerstätten, in denen Gas in umgebenden Gesteinsschichten eingeschlossen ist. Um ein Herausströmen des Erdgases zu ermöglichen, wird das Gestein aufgebrochen. Dazu wird ein WasserSand-Gemisch mit Zusatz von bis zu 200 teils hochgiftigen Chemikalien in die Erde gepresst. Sand und Chemikalien sollen die künstlich erzeugten Risse dauerhaft offenhalten, damit das Gas durch die Bohrlöcher an die Erdoberfläche strömen kann. Je Frac-Vorgang werden Millionen Liter Trinkwasser benötigt, rund 50.000 Liter hochgiftige, teilweise krebserregende Chemikalien mit hohem Druck in die Erde gepumpt. Aus dem Untergrund werden Schwermetalle und auch radioaktive Stoffe an die Oberfläche befördert. Dazu kommen große Erschütterungen, immenser LKW-Verkehr und nicht zuletzt eine fragwürdige Klimabilanz des mittels Fracking gewonnenen Erdgases.
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Region Rhein-Neckar-Odenwald
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Reiserschnittgarten am falschen Platz
Gudrun Frank Unsere langjährige Mitstreiterin Gudrun Frank ist im Februar in ihrer neuen Wahlheimat im Westerwald verstorben. Sie engagierte sich seit 1987 im BUND und war unter anderem als Gründerin und langjährige Vorsitzende des Ortsverbands Nordheim tätig. Sie war Schatzmeisterin und später Vorsitzende des Regionalverbands HeilbronnFranken und Mitglied im Landesvorstand. Gudrun Frank hat ihrem Regionalverband mit naturpädagogischen Projekten wie
Im Hockenheimer Rheinbogen sollten gut 400 Obstbäume gefällt werden. Da sie Pflanzenkrankheiten übertragen können, wären sie eine potenzielle Gefahr für den Reiserschnittgarten gewesen.
den müssen, um die Übertragung von Pflanzenkrankheiten wie Apfeltriebsucht und Feuerbrand auf den Reiserschnittgarten auszuschließen. Angesichts des immensen öffentlichen Drucks verzichteten die Verantwortlichen letztlich auf den Standort im Hockenheimer Rheinbogen. Reiserschnittgärten werden zur Auf- und Nachzucht von Obstbäu-
dem »Weltgarten« neue Perspektiven eröffnet. Sie hat sich intensiv der Ehrenamtsförderung gewidmet und mehrere Ortsverbände reaktiviert. Mit Leidenschaft hat sie am großen Ziel mitgearbeitet, 100 Prozent erneuerbare Energien in der Region zu erreichen. Als Netzwerkerin wusste sie stets die richtigen Kontakte zu knüpfen. Der BUND trauert um Gudrun Frank, die schon mit ihrem Wegzug eine große Lücke in der Verbandsarbeit hinterlassen hat. Jetzt hinterlässt sie auch eine Lücke in unseren Herzen.
André Fellhauer
hier gab der Film Anstoß für rege und spannende Diskussionen zwischen BUND, dem ImkerKreisverband und dem Publikum.
men angelegt. Neben der Versorgung des Erwerbsobstbaus dienen sie der Vermehrung alter Streuobstsorten. In dieser Hinsicht leisten sie einen Beitrag zur biologischen Vielfalt und liegen im Interesse des Na-
turschutzes. Durch Schädlingsbefall und Pflanzenkrankheiten bedingen sie aber einen hohen Pestizideinsatz. Die Auswahl des Standortes ist daher umso sorgfältiger zu prüfen. Nähere Informationen: www.hockenheimer-rheinebene. bund.net/aktuelles/reiserschnittgarten Thomas Kuppinger, BUND-Ortsverband Hockenheimer Rheinebene
Dr. Liesel Hartenstein Am 12. Februar verstarb unser langjähriges Mitglied Dr. Liesel Hartenstein im Alter von 84 Jahren. Sie war über zehn Jahre Mitglied des Deutschen Bundestages und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Zahlreichen Umweltschutzverbänden gehörte sie als Mitglied und ehrenamtliche Aktive an. Ihr Wirken war geprägt vom Einsatz gegen die weltweite Naturzerstörung und für eine lebenswerte Umwelt. Liesel Hartenstein engagierte sich als Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Filder oft Seite an Seite mit dem BUND wie
zum Beispiel gegen die Flughafenerweiterung oder den geplanten Bau der Messe in Stuttgart. Immer orientiert an ihrer Überzeugung hat sie bei Stuttgart 21 auch nicht die Konfrontation mit ihrer eigenen Partei gescheut. Unsere Anteilnahme gilt der Familie und all Ihren Freundinnen und Freunden. Wir werden Liesel Hartenstein als engagierte, motivierende und überaus liebenswürdige Mitstreiterin in guter Erinnerung behalten.
Steffen Siegel
Das Gelände, das die Behörden für den Reiserschnittgarten ausgesucht hatten, liegt in einem kombinierten Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Es ist zugleich Wild- und Wasserschutzgebiet sowie ein europaweit bedeutsames FFH- und Vogelschutzgebiet. Die geplante Anlage sollte den mit Pflanzenkrankheiten und Bodenmüdigkeit kämpfenden Reiserschnittgarten in Weinsberg ersetzen. Auch die Baumschulen in Baden-Württemberg sollte er beliefern. Der BUND-Ortsverband Hockenheimer Rheinebene und die NABUGruppe Hockenheim erfuhren eher zufällig von dem Vorhaben, denn die Öffentlichkeit wurde nicht über die Planung informiert. BUND und NABU konnten schnell breiten Widerstand gegen den Reiserschnittgarten formieren. Ihre Ablehnung haben sie in einer Stellungnahme naturschutzfachlich begründet.
Der Betrieb eines Reiserschnittgartens wäre mit hohem Pestizideinsatz verbunden. Zu befürchten wäre eine erhebliche Beeinträchtigung geschützter Tiere. Außerdem hätten 400 Obstbäume gefällt werThomas Kuppinger
In einer mehrfach geschützten Landschaft am Hockenheimer Rheinbogen sollte ein Reiserschnittgarten angelegt werden. Die Anlage wäre mit hohem Pestizideinsatz verbunden gewesen, wertvoller Obstbaumbestand sollte ihr zum Opfer fallen. Der BUND konnte gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) den Plan verhindern.
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Der Preis steht ihm gut – Reiner Ehret im Porträt Reiner Ehret ist der diesjährige Träger des Gerhard-Thielcke- Naturschutzpreises. Im Rahmen der Naturschutztage am Boden- see verlieh der BUND Baden-Württemberg die Ehrung dem Vorsitzenden des Landesnaturschutzverbandes (LNV). Dass der konsequente Naturschutz heute breit in der BUND MACHT BUNT Gesellschaft, in Parteien und Presse und in der Verbändelandschaft etabliert ist, hängt auch mit Reiner Ehrets klarem Weg als Vorsitzender des Landesnaturschutzverbands zusammen. Er hat den LNV zu einem profilierten Partner von BUND und NABU gemacht, wenn es darum geht, für Natur und Umwelt die Stimme zu erheben. BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender hob in ihrer Laudatio die besondere kommunikative Kompetenz Ehrets hervor. »Ich schätze Reiner Ehret, weil er beides kann und pflegt: Vermitteln, moderieren, Kompromisse formulieren einerseits, aber auch mit deutlichen, ja radikalen Worten den Schutz von Natur und Umwelt einfordern. Ich schätze ihn, weil er freundlich und verbindlich ist, ein Diplomat im besten Sinn, weil
Landesnaturschutzverband
BUND MACHT BUNT
er aber auch Tacheles redet und klare Forderungen auf den Tisch legt. Wir wissen, dass es in einem Dachverband, in dem auch Heimatkundler, Höhlenforscher, Sportfischer, Jäger und Kletterer mitmachen, nicht immer einfach ist, Positionen für den Naturschutz konsequent durchzusetzen. Reiner Ehret hat dafür gesorgt, dass bei vielen politischen Stellungnahmen und Presseverlautbarungen der Landesnaturschutzverband dennoch Seite an Seite mit dem BUND gestritten hat.« Ehret war 30 Jahre lang kaufmännischer Mitarbeiter eines multinationalen Ölkonzerns und später selbstständiger Unternehmensberater. Sein Einstieg in die Arbeit bei Natur- und Umweltorganisationen begann mit der Betroffenheit über von oben verordnete, umweltschädliche Planungsvorhaben. 1992 wurde Ehret Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft für demokratische Verkehrsplanung Breisgau-Hochschwarzwald e.V.. In seinem Heimatort Kirchzarten gründete der Vater von fünf Kindern die ökologisch orientierte Wählervereinigung »Neues Bündnis«, mit der er in den Gemeinderat einzog. 1994 wurde er in den Vorstand des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg gewählt, dessen Vorsitzender er seit 2000 ist. Ehret ist Mitglied im Rundfunkrat sowie im Fernsehausschuss des Südwestrundfunks – und BUND-Mitglied. Simone Naumann, Referentin der Geschäftsführung
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Dr. Brigitte Dahlbender erhält am 20. April 2013 den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg! Ministerpräsident Kretschmann würdigt damit ihre langjährige Arbeit für den BUND und ihr Engagement als Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21. Mehr darüber im nächsten Heft.
K O M M E N TA R
Brigitte Dahlbender bei der Preisverleihung mit Moritz Klämt, MarketingDirektor Yves Rocher
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Die Stiftung Yves Rocher würdigt ihr Engagement für das Schmetterlingsland Baden-Württemberg. K O M M E N TA R
Als eine von drei Preisträgerinnen erhielt BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender die diesjährige »Trophée de femmes« der Fondation Yves Rocher. Die Auszeichnung würdigt ihr Engagement für den BUNDSchwerpunkt Baden-WürttemR AT G E B E»Schmetterlingsland R berg«, den sie maßgeblich mit ins Leben gerufen hat und seitdem begleitet. Die Preisvergabe fand am 27. Februar in Stuttgart statt. Die »Trophée de femmes« ist der Umweltpreis der Stiftung Yves Rocher. Er ist ausschließlich Frauen vorbehalten, die sich in besonderer Weise für den Umwelt- und Naturschutz engagieren und wurde in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal vergeben. Der Preis für Brigitte Dahlbender ist mit 3.000 Euro dotiert. Außer ihr wurden die ehrenamtlich
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Fondation Yves Rocher
»Trophée de femmes« für Dr. Brigitte Dahlbender
engagierten Frauen Michaela Skuban, die sich für den Schutz der Braunbären im Karpatenraum einsetzt, und Gülcan Nitsch von der Organisation Yes¸il Çember geehrt. Herzlichen Glückwunsch.
BUND Marbach-Bottwartal
Andrea Lehning, Biologin und kooperative Vorsitzende, nimmt es mit Humor: »Die jährliche Weihnachtsfeier ist unsere bestbesuchte Veranstaltung.« Kein BUND MACHT BUNT Wunder, gilt sie doch als Belohnung für manchen Arbeitseinsatz. Dafür geht schon so mancher freie Samstag drauf. Die Kerntruppe der BUND-Aktiven ist nicht so groß, aber sie hat es in sich. Erst im letzten Jahr hatte sich die Gruppe beim Wettbewerb »BUNDOrtsverband des Jahres« mit ihren Aktivitäten zum Schutz der Schmetterlinge der Konkurrenz gestellt. Dass sie nicht den Sieg davongetragen hat, ist weniger entscheidend. Denn sichtbar wurde doch, wie viel be- Beachtliche Bilanz Die aktive Bilanz des vergangenen Jahres lässt stauharrliche Arbeit im Kleinen bewirken kann. In der Umgebung der Gemeinden um Marbach nen: 20 Tage Landschaftspflege, sechs Begehungen, und das Bottwartal – gelegen im Landkreis Ludwigs- sieben Exkursionen und Führungen, vier größere burg – sind Felder und Wiesen keine Mangelware. Aktionen, elf Monatstreffen sowie der Saft von 550 kg Doch nicht alles, was schön grün aussieht, ist auch Äpfeln kamen da zusammen. Die BUND-Gruppe ist ökologisch intakt. So kümmern sich die BUND-Akti- als Partner bei Schulen gefragt, daraus ging zum BeiPORTRAITInseln zu erhalten.PORTRAIT spiel ein Schmetterlingsprojekt mit Grundschülern ven darum, einige naturnahe Dazu gehört die Pflege hervor. Ihre Fachkompetenz fließt auch in Stellungeines Trockenrasenhanges nahmen zur Naturverträglichkeit von Bauvorhaben am Rande eines alten ein. Einer der größten Erfolge war die Verhinderung Hohlweges. Ohne die fach- eines Wohngebiets, das den Verlust alter Gärten und männisch ausgeführte der innerörtlichen »grünen Lunge« bedeutet hätte. Mahd und Entbuschung Aber auch viele kleine Erfolge geben der Bilanz Gewürde er seine Artenviel- wicht. Ob es um unnötige Abholzungen geht, ob es falt schnell einbüßen. Ein Eidechsen umzusiedeln gilt oder der Bau einer UmgeArbeit ansteht – der BUND spielt eine unersetzNATUordentliches RSC H UTZ StückN ATU RSChungsstraße H UTZ ist es auch, den Bestand liche Rolle als Korrektiv und Anwalt der Natur. alter Obstbäume auf zwei Um noch mehr Menschen als Mitstreiter zu gegepachteten Streuobst- winnen, zieht die BUND-Gruppe alle Register. Jeden wiesen zu erhalten. Die Aktiven kümmern sich um Monat steht das Aktiventreffen Interessierten offen. BUSchnitt N D-REISE BU Nund D-REISE die Pflege der Bäume vom bis zur Ernte Natürlich nutzt man auch die neuen Medien von Inum die artenreichen Wiesen. Ein Lesesteinriegel für ternet bis Facebook und würde sich freuen, wenn Reptilien, ein großer Teich, zwei Bienenhügel und ein mehr Leute diese Anknüpfungspunkte nutzten. Wenn Insektenhaus wollen ebenfalls gepflegt sein. Nach so Sie im Sommer Ihr Spaziergang an einer blühenden einem schweißtreibenden Arbeitseinsatz lässt man Wiese vorbeiführt, die Schmetterlinge ihre Farben den Tag bei einer kleinen Vesper ausklingen. Denn spielenKlassen und die Vögel schmettern hatte K O M–Mdann E N TA R L A N DESPOLITI K L AN DESPOLITI Freude an der Natur und das Gemeinschaftserlebnis sicher auch hier der BUND seine Finger im Spiel. Gisela Hüber, Redakteurin BUNDmagazin sind das Elixier, das die Gruppe zusammenhält.
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EN ERGI E
Zukunft für die Natur, durch ein Vermächtnis an den BUND.
R AT G E B E R
EN ERGI E
Danke für Ihre Unterstützung!
NAC H R U F
NAC H R U F
Wir haben gemeinsam viel erreicht. Und wir haben viel vor. Die Zukunft der Natur beginnt jetzt. Mit Ihnen? Erbschaftsunterlagen unter www.bund-bawue.de/meine-erben ☎ 07732 1507-17
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BUND MACHT BUNT
BUND Marbach-Bottwartal
Was die BUND-Gruppe Marbach-Bottwartal auf die Beine stellt, kann sich sehen lassen.
BUND Marbach-Bottwartal
Erst mähen, dann vespern
Der BUND-Marktstand bietet neben Information und Gesprächen auch eine Pflanzentauschbörse (oben). Für die professionellen Maschinen werden noch Unterstellmöglichkeiten gesucht (links).
K O M M E N TA R
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Exkursion zur Freiland-Solaranlage am Bodensee »Ökologie und Ökonomie geben sich die Hand«, unter diesem Motto bietet das Bürgerunternehmen solarcomplex AG kostenlose Exkursionen zur Solaranlage »Mooshof« im Kreis Konstanz an. Der Solarpark erzeugt Strom für gut 5.500 Menschen. Der BUND-Kreisverband begleitet die Anlage fachlich. Das Besondere am Solarpark Mooshof ist die Bewirtschaftung: Mähen statt Mulchen der Grünflächen, sowie die Umsetzung verschiedener Ausgleichsmaßnahmen, die maßgeblich auf den BUND zurückgehen. Eberhard Koch, Vorsitzender des BUND-Kreisverbands Konstanz, leitet die MonitoringGruppe, die mehrfach im Jahr Flora und Fauna auf dem früheren Intensiv-Maisacker begutachtet. Sein Urteil: »Es ist spannend zu sehen, welche Arten wie schnell die Fläche für sich nutzen können.« (siehe auch den Bericht zum Solarpark Mooshof im BUNDmagazin 4-12)
Bürger-Energie Bodensee
Impressum Herausgeber: BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V., Marienstraße 28, 70178 Stuttgart, Telefon (07 11) 62 03 06-0, Fax-77, bund.bawue@bund.net, www.bund-bawue.de Verlag: BUND-Service GmbH, Mühlbachstraße 2, 78315 Radolfzell-Möggingen, Telefon (077 32) 15 07-0 V.i.S.d.P.: Dr. Brigitte Dahlbender Redaktion: Gisela Hüber, bundmagazin.bawue@ bund.net Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze und Casper Werbeagentur GmbH, Telefon (030) 280 18-145, Fax: -400, hansmann@ runze-casper.de Gestaltung: Gorbach, Büro für Gestaltung und Realisierung, Utting am Ammersee und Augsburg ISSNO 722-3188 »BUNDmagazin« – E 3098 – Postvertriebsstück, Gebühr bezahlt. Das nächste BUNDmagazin erscheint am 24. 8. 2013
Für ein Ganztagesprogramm bietet es sich an, das vom BUND betreute Naturschutzgebiet Mindelsee oder das Bioenergiedorf Radolfzell-Möggingen zu besuchen. Besichtigungen für BUND-Gruppen sind an folgenden Terminen jeweils von 14 bis 17 Uhr möglich: Samstag, 1. Juni 2013 Samstag, 20. Juli 2013 Samstag, 7. September 2013 Wenn Sie Interesse an einer Führung haben, melden Sie sich bitte frühzeitig an: telefonisch (01 63)-14 10 357 oder per E-Mail unter gaukler@solarcomplex.de
»Mordschwarzwald«
Gmeiner Verlag
Stuttgart 21 in Grün? »Aufruhr im nördlichen Schwarzwald: Die grün-rote Landesregierung plant einen Nationalpark! Die Bevölkerung zwischen Bad Wildbad und Freudenstadt ist gespalten: Tourismusmagnet oder Ökodiktatur? Befürworter und Gegner des Projekts stehen sich unversöhnlich gegenüber. Als die heftigen Unruhen sich immer weiter ausbreiten, schickt die Landesregierung den erfahrenen Karlsruher Kommissar Oskar Lindt
als verdeckten Ermittler in das Krisengebiet …« – so weit der Klappentext von »Mordschwarzwald«. Der Titel spielt, das ist unschwer zu erkennen, auf den »Nordschwarzwald« an. Dort sorgt bekanntlich ein geplanter Nationalpark für Unruhe. Das Thema nimmt in der Realität schon hier und da Züge eines Krimis an, Bernd Leix hat es in seinem neuesten Kriminalroman allerdings deutlich zugespitzt. Der Autor ist im Hauptberuf Förster und obendrein BUND-Mitglied. Der Nordschwarzwald ist sein Revier, er weiß also, wovon er spricht. Wir empfehlen das Buch und vor allem eins: Realität und Phantasie schön auseinanderzuhalten. red
Kreismitgliederversammlung BUND-KV Konstanz Freitag, 7. Juni 2013, 20 Uhr, BUNDNaturschutzzentrum, Möggingen Tagesordnung: 1. Begrüßung und Tagesordnung 2. Bericht des Vorstandes 3. Bericht des Kassenführers und der Kassenprüfer 4. Entlastung des Vorstandes 5. Schwerpunktthema: Naturpädagogik/Kindergruppen 6. Verschiedenes
Internationaler Konvent der Umweltpreisträger 80 Umweltpreisträger aus 44 Nationen trafen sich auf Einladung der Europäischen Umweltstiftung vom 14. bis 17. März 2013 zu einem internationalen Konvent in Freiburg. Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer im Bereich Umwelt- und Klimaschutz standen im Fokus. Der Konvent, der sich als lebendiges Gegenstück zu den großen Kongressen wie Rio + 20 begreift, steht unter der Schirmherrschaft von Klaus Töpfer und fand zum zweiten Mal in Freiburg statt. Umweltschützer, Bürgerrechtler, Wissenschaftler, Publizisten, Stifter und Unternehmer waren gekommen. Vom Leitungsteam der BUND-Ökostation war Heide Bergmann mit dabei.
Fotonachweis Seite 3 – 9: Seite 3: Jürgen Resch; Seite 4 v. l.n. r.: Axel Mayer, Monika Erne, Wolfgang Friedrich, privat; Seite 5 v.l.n.r.: Herbie/ fotolia, Wolfgang Friedrich, Jürgen Resch; Seite 6 v.l.n.r.: Herbie/fotolia, BUND-Ökostation, Axel Mayer, Claudia Otte/fotolia; Seite 7 v.l.n.r.: Wolfgang Friedrich, Jürgen Resch, Gerhard Thielcke; Seite 8 v.l.n.r.: Thomas Hammer/ fotolia, Energiegenossenschaft Ingersheim und Umgebung eG, André Fellhauer, Hartmut Weinrebe; Seite 9 v.l.n.r.: BUND-RV Mittlerer Oberrhein, Thomas Stephan, RitaThielen/pixelio, Axel Mayer
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