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Unterwegs
Der spektakuläre Blick vom Niederhorn auf den Thunersee mit Niesen und Kandertal
Bild: Beat Jordi
Das Dreigestirn im Blick
Der Winterwanderweg vom Niederhorn im Berner Oberland nach Beatenberg-Waldegg bietet deutlich mehr als die spektakuläre Aussicht auf das Dreige-
stirn von Eiger, Mönch und Jungfrau. Text: Beat Jordi
Schon die Fahrt mit der Standseilbahn von der Beatenbucht am Thunersee auf die rund 550 Meter höher gelegene Sonnenterrasse Beatenberg lässt erahnen, was das Gipfelerlebnis an grossartigen Aussichten bereithält. Durch die Panoramafenster weitet sich der Blick vom tiefblauen Alpenrandsee auf den pyramidenförmigen Thuner Hausberg Niesen. In Sichtweite der Gondelbahn, die bis zum Niederhorn nochmals 800 Höhenmeter überwindet, taucht dann allmählich die imposante Kette der verschneiten Berner Hochalpen mit dem Dreigestirn von Eiger, Mönch und Jungfrau auf.
Von der Bergstation bis zum Grat im Westen mit dem von weither sichtbaren Sendeturm ist es nur ein Katzensprung. Der kleine Umweg lohnt sich, denn hier schweift der beeindruckende Rundblick gegen Norden vom nahen und tief eingeschnittenen Justistal über die Jurakette mit Chasseral und Weissenstein bis hin zu ihren fernen Ausläufern im Aargau. Ostwärts dominiert die Kette des Brienzer Rothorns das Bild, im Süden strahlen die Hochalpen in der Wintersonne, und auf der Westseite fällt der Blick in die Tiefe auf den glänzenden See und die Umgebung von Thun mit dem Stockhorn im Hintergrund.
Der mit einem Pistenfahrzeug präparierte Weg folgt zuerst relativ flach dem Güggisgrat in Richtung Osten, führt dann im Bereich der Waldgrenze steil hinunter zur Alp Oberburgfeld und windet sich – flankiert von Fichten- und Föhrenbeständen – zur Aussichtsterrasse Unterburgfeld. Via Chüematte und Hohwald umgeht man dann in einer grossen Schleife den weiter unten stark erodierten Sundgraben, um schliesslich nach rund drei Wanderstunden die Postautostation in Beatenberg-Waldegg zu erreichen. Hier grenzt der Weg an die grösste Moorlandschaft der Schweiz, die sich über das bernische Habkern bis ins luzernische Sörenberg erstreckt.
Die Krete des knapp 2000 Meter hohen Niederhorns besteht aus Hohgant-Sandstein, in dessen Zwischenschichten im 18. Jahrhundert abbaubare Kohle entdeckt wurde. Dagegen dominiert an den Flanken bis zum Thunersee poröser Kalkstein das Landschaftsbild, der hier schroffe Felswände und weiträumige Karsthöhlen – wie etwa die berühmte Beatushöhle – formt. Um die Winterruhe der in der Gegend lebenden Gämsen, Rothirsche, Rehe und Rauhfusshühner nicht zu stören, sollte man sich an die präparierten Wege halten.