Natur + Umwelt 2-2020

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

MOBIL IN DIE ZUKUNFT AKTUELL Ein Jahr nach dem Volksbegehren Der BN und die Coronakrise

AKTIONEN Stoppt Datteln 4 Spurensuche Gartenschläfer

02 20


MI T GL IE DE R WE RBE N MITG LIED ER

Gemeinsam können wir etwas bewegen!

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: gettyimages.com

MITGLIEDER WERBEN – GUTES TUN! Je mehr Menschen die Arbeit des BUND Naturschutz Bayern unterstützen, desto mehr können wir gemeinsam zum Guten bewegen. Zum Beispiel für eine nachhaltige Mobilität, die Mensch und Natur nützt. Stärken Sie unsere Möglichkeiten und sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Naturschutz an.

Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BN-Freundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Beitrittsformulare und nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet www.bund-naturschutz.de/ spenden-helfen/mitglieder-werben Vielen Dank für Ihr Engagement!

www.bund-naturschutz.de

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Natur +Umwelt 2 | 20 ›  INHALT 3

Foto: Margarete Vogl

INHALT

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Foto: Roland Geyer

Foto: V. Storre

Foto: V. Storre

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56 AKTUELLES 4/5 Aktuelle Meldungen 6–11 Aktuelles 12 Kommentar TITELTHEMA 14/15 Mobil in die Zukunft 16–18 Nachhaltig mobil 19 Vorbildlicher Leitfaden 20 Verkehrspolitik: ungenügend 21 Soziale Gerechtigkeit 22 Experteninterview 23 Klimafreundlicher Lieferverkehr 24/25 Ist Bayern auf dem Weg in eine umweltfreundliche Mobilität?

LANDWIRTSCHAFT/ ENERGIE 26 Ökolandbau stärken 27 Energiewende AKTIONEN 28 Stoppt Datteln 4 29 Gartenschläfern auf der Spur

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

NATUR IM PORTRÄT 30 Kräuterporträt Knoblauchrauke 31 Gerettete Landschaft 32/33 Bedrohter Gipskarst im Südharz 34/35 Naturschutz: Wildkatze 36/37 Gefährdet: Blauflügelige ­Ödlandschrecke

INTERNATIONALES 38 Die Weichsel in Gefahr 39 Bayer in Brasilien URLAUB & FREIZEIT 40 Wanderung 41 Reise AUS DEM VERBAND 42 BN in der Coronakrise 43 Editorial des Vorstands 44 Naturschutzpreis 45 Nachruf auf Gerhard Kneitz 46 Neuer JBN-Geschäftsführer 47 Meldungen 48/49 Die junge Seite 50 Bildung 51 Porträt 52/53 BN vor Ort aktiv 54–60 Regionalseiten SERVICE 61 Buchtipps und Reisen 62 Ratgeber 66 Ansprechpartner/Impressum

LIEBE LESERINNEN UND LESER, kürzlich versprach der Redakteur einer Naturzeitschrift in seinem Editorial, das Wort Corona einzig an dieser Stelle zu erwähnen – auf den Folgeseiten ­sollten alle mal an anderes denken dür­ fen. So weit wollen wir hier nicht gehen. Die Pandemie hat auch den BUND ­Naturschutz getroffen, als Mitmach­ verband und politischen Akteur. Der Umgang mit dem Corona-Virus prägt seit Monaten unser Leben. Umwelt­ politische Themen werden nur noch am Rande wahrgenommen. An Dringlichkeit aber haben sie nichts verloren, der Schutz unserer Lebensgrundlagen erlaubt keinen A ­ ufschub. Zum Stichwort Corona finden Sie in dieser Ausgabe einen ­Kommentar der BUND-Vorsitzenden und einen B ­ ericht über die Auswirkungen auf die Arbeit des BN. Außerdem beleuchten wir, w ­ elche Lehren aus der Pandemie ­ für den Naturschutz und den wirtschaft­ lichen Wiederaufbau zu ziehen sind. Hier und da werden Sie das allgegen­ wärtige C-Wort auch an anderer Stelle entdecken. Doch monothematisch ist ­ das Heft nicht. Einfach, weil viele ­ Anliegen des BN über den Tag und die Krise hinausweisen. Kommen Sie gut durch diese Zeit!

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTUELLES

AKTUELLES Foto: D. Damschen

VOM BAND INS LAND

Am innerdeutschen Grünen Band sind etliche Meilensteine erreicht: Wir konnten viele Lücken schließen. Thüringen und Sachsen-Anhalt haben den Biotopverbund zum Nationalen Naturmonument ernannt. Und mit dem 30-jährigen Jubiläum bekam unser Anliegen 2019 eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Nun aber soll aus dem Band ein Netz werden!

Braunkehlchen im Grünen Band

Gelingen soll das mit dem neuen BUND-­ Projekt »Quervernetzung Grünes Band«, gestartet im Oktober im Rahmen des Bun­ desprogrammes Biologische Vielfalt. In den kommenden sechs Jahren wollen wir das Grüne Band beiderseits an maß­gebliche Achsen naturnaher Lebensräume anschließen. Das Rückgrat der Vielfalt bekommt dadurch Rippen: Wildbienen,

Vögel wie das Braunkehlchen oder diverse Orchideen können sich so ausbreiten und neue Refugien finden. In fünf Regionen wollen wir Korridore schaffen und langfristig bewahren. Von Schleswig-Holstein über Sachsen-Anhalt und Thüringen reichen sie bis an die baye­ risch-tschechische Grenze. Vorwiegend seltenen und gefährdeten Lebensräumen soll dies zugutekommen.

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BOTSCHAFTERIN DER EINHEIT Am 2. März erschien eine Sonderbriefmarke für das Grüne Band, Deutschlands längsten Korridor der Artenvielfalt entlang der einstigen innerdeutschen Grenze. Dazu sagte der BUND-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger: »Briefmarken stellen

auf kleinstem Raum große Themen der Geschichte, Kultur und Natur unseres Landes dar. Diese Briefmarke verdeut­ licht, welche historische und ökologische Bedeutung das Grüne Band als Kulturund Naturerbe inzwischen erlangt hat – als lebendiges Symbol der deut­ schen Einheit. Der dauerhafte Schutz und die Entwicklung die­ ser Lebenslinie müssen ober­­ste Priorität haben.« Der BUND hat das Bundesfi­ nanzministerium bei der Ent­ wicklung der Briefmarke un­ terstützt. Sie ist im Online-­ Shop der deutschen Post und bei ausgewählten Post­ stellen erhältlich.

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Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTUELLES ›  Wolf 5

Brauchen wir im Umgang mit dem Wolf mehr Rechtssicherheit? Am 13. März trat dazu eine lang diskutierte Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes in Kraft. Was bedeutet sie im Einzelnen? Erstens müssen wirtschaftliche Schäden durch den Wolf nicht mehr existenzbedro­ hend sein, um einen Abschuss genehmigt zu bekommen. In Zukunft reichen dafür »ernste« wirtschaftliche Schäden aus. Doch was genau ist ein ernster Schaden? Damit werden sich die Gerichte in den nächsten Jahren beschäftigen müssen. Was dabei nicht übersehen werden darf: Diese Neuregelung gilt nicht nur für den Wolf, sondern für alle geschützten Arten. Und besonders gegen diese pauschale Schwächung des Artenschutzes haben der BUND und viele andere Verbände bis zuletzt gekämpft. Eine weitere problematische Änderung: Künftig können nach und nach ganze

Wolfsrudel abgeschossen werden, wenn die Schäden an Nutztieren in einem Ge­ biet nicht weniger werden. Ob dieses un­ gezielte Vorgehen mit EU-Recht vereinbar ist, wird ebenfalls gerichtlich zu prüfen sein. Somit schafft das neue Gesetz ein­ deutig nicht, wozu es gedacht war: mehr Rechtssicherheit. Das Gegenteil ist der Fall. Und auch jenen, die Nutztiere halten, ist damit nicht geholfen: Mehr Abschüsse führen nämlich nicht zwangsläufig zu weniger Rissen. Darum führt an einem konsequenten Herdenschutz kein Weg vorbei: Schützen­ de Elektrozäune müssen endlich überall und vollständig von den Bundesländern finanziert werden. Die wirtschaftliche Mi­ sere vieler Halter*innen von Weidetieren muss eine grundlegende Antwort finden. Der BUND wird sich weiterhin für ein kon­ fliktarmes Nebeneinander von Weidetier­ haltung und Wölfen einsetzen.

Foto: blickwinkel/R. Linke

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6 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTUELLES ›  Corona

Beginnende Entwaldung in einem thailändischen Naturpark

CORONA

Foto: blickwinkel/P. Espeel

NATUR BESSER SCHÜTZEN Zur Herkunft des Corona-­Virus kursieren v ­ iele unseriöse Nachrichten und Verschwörungs­ theorien. Der BUND verweist auf die Fakten. JOACHIM SPANGENBERG ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats.

MATTHIAS MEISSNER leitet die Abteilung Biodiversität des BUND.

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ie seit Ende 2019 grassierende Covid-19-Pandemie basiert auf dem Virus SARS CoV-2. Dieses Virus ist (nach gegenwärtigem Wissensstand) kein absichtlich oder unabsichtlich entwickeltes Laborprodukt, sondern eine Zoonose: eine Infektionskrankheit, die von Wildtieren auf den Menschen übertragen wurde. Die bekanntesten Zoonosen sind Tollwut und Pest, Influenza und Ebola. Die derzeitige Pandemie – mit Millionen Infizierten, über hunderttausend Toten und einem beinahe weltweiten Stillstand

vieler Wirtschaftszweige – hatte ihren Ursprung auf einem Markt mit lebenden Tieren in China. Höchstwahrscheinlich stan­den Fledermäuse am Beginn der Kette, gefolgt von anderen Arten (eventuell dem Schuppentier Pangolin) und schließlich dem Menschen. Zwischenwirte sind be­ deutsam, weil sich das Virus darin fortent­ wickelt; das ursprüngliche FledermausVirus wäre weit weniger ansteckend ge­ wesen. Auch Evolutionsschritte des Virus im Menschen sind denkbar.

ZERSTÖRUNG MIT FOLGEN Aufgrund dieser Entstehungsgeschichte hat der unkontrollierte Handel mit Wildtieren unstrittig eine zentrale Rolle beim Ausbruch von Covid-19 gespielt. Er muss deshalb künftig verboten werden. Und so­ weit der Handel mit bestimmten seltenen Tierarten schon bisher illegal war, muss das Verbot besser kontrolliert werden. Der Wildtierhandel aber ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, wie Krankheits­ erreger von Wildtieren auf uns Menschen

übergehen können. Die Vorsorge darf sich nicht darauf beschränken. Ein wesentlicher Weg ist zudem der Kontakt von Menschen mit geschädigten Ökosystemen. Für die Ansteckung ist nicht entscheidend, wie viele Viren dort existieren. Sondern wo Bedingungen existieren, unter denen sie auf andere Arten übergehen können. In natürlichen Lebensräumen ist eine solche Übertragung nur selten möglich. Doch wo wir Menschen diese zerstören, überleben oft die Generalisten unter den Tieren. Sie treten in höherer Dichte auf und haben mehr Übertragungspotenzial. Die Ausbreitung von Krankheiten ist damit quasi vorprogrammiert. Das Problem liegt also nicht bei Fleder­ mäusen, bei Nagetieren und anderen Wildtieren, sondern in unserem Umgang mit der Natur. Die Übergangsmechanismen variieren von Fall zu Fall, doch das Risiko von Zoonosen ist in geschädigten Le­ bensräumen eindeutig höher. Das hat der Weltbiodiversitätsrat bestätigt.

NATURSCHUTZ STÄRKEN Die Vorsorge für die öffentliche Gesund­ heit ist damit ein weiterer Grund, warum die Zerstörung von Habitaten weltweit zu stoppen ist. Der BUND fordert daher: 1. ­ Lebensräume besser zu schützen, muss ein zentrales Ziel sein, wenn über die Fortentwicklung der internationalen Konvention zur biologischen Vielfalt nach 2020 verhandelt wird. 2. ­ Der Abbau der Staatsverschuldung nach der Corona-Krise darf keinesfalls zu Lasten des nationalen oder internationalen Umwelt- und Naturschutzes gehen. 3. ­ Deutschland muss trotz der enormen Belastung infolge der Corona-Krise finanzielle Solidarität mit den Ländern des Südens zeigen – im Gesundheits­ schutz, aber auch beim Kampf gegen die Naturzerstörung.

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MEHR INFORMATIONEN Zur ausführlichen Faktensammlung: www.bund.net/naturschutz-corona


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTUELLES ›  Corona 7

CORONA

Konjunkturprogramme z ­ ur Bewäl­ tigung der Krise müssen genutzt ­werden, um die deutsche Wirtschaft ökologisch wie sozial verträglicher und damit krisenfester zu machen. LIA POLOTZEK ist die BUND-Referentin für W ­ irtschaft und Finanzen.

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er Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus und die Versorgung der Kranken haben momentan oberste Priorität. Doch in Krisenzeiten sollten wir bereits die Zukunft anvisieren: Wie lässt sich ein krisenfesteres Wirtschafts­system gestalten? In der aktuellen Krise sind die am wenigsten Privilegierten wie so oft besonders betroffen. In schlecht geschützten Altersheimen sterben viele Menschen. Etliche Zufluchtsorte für Wohnungslose sind derzeit geschlossen. Und zahllose kleine Gewerbetreibende und Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, wissen nicht mehr, wie sie die nächste Miete begleichen sollen. Hoch profitable Konzerne hingegen missbrauchen gerade Regelungen, um ihre Mietzahlungen aufzuschieben. Und die Autokonzerne planen viel Geld an ihre Aktionär*innen auszuschütten und fordern trotzdem Hilfen vom Staat.

GRUNDSÄTZLICHE FRAGEN Hier sollten wir bereits in der Krise die Weichen neu stellen. Denn die Pandemie hat ein Bewusstsein dafür geschaffen, welche ge­ sellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche wirklich zählen. Um unser Wirtschaftssystem widerstandsfähiger zu machen und sozial und ökologisch gerecht auszurichten, sollten wir uns ein paar grundsätzliche Fragen stellen: Welche Bereiche unserer Gesellschaft und Wirtschaft erfüllen echte Bedürfnisse – und nicht ausschließlich die von Investoren? Welche Bereiche sind systemrelevant und gehören aufgewertet und gestärkt? Wie las­ sen sich die Versorgung mit und der Zugang zu Lebensmitteln, Wohnraum, Gesundheitsfürsorge und Bildung sowie Mobilität

Foto: Mick Vincenz

NACHHALTIG INVESTIEREN Anlässlich einer Bayer-Hauptversammlung protestierte der BUND in Köln gegen bienengefährdende Pestizide des Konzerns.

und Energie krisensicher und gleichzeitig gerecht und ökologisch verträglich ausgestalten? Statt hauptsächlich Konzerne und Kapitalmärkte zu schützen, erwartet der BUND von der Bundesregierung nun weitsichtig und nachhaltig zu handeln. Wenn Unternehmen in der Krise staatlich gestützt werden, müssen wir sicherstellen, dass sie nicht auf Kosten von Umwelt und Gesundheit wirtschaften. Das heißt zum Beispiel: Arbeiten sie im Einklang mit dem weltweiten 1,5-GradZiel? Oder: Bieten sie ihren Mitarbeiter*innen gute Arbeitsbedin­ gungen, entlang der globalen Lieferketten?

CHANCE NUTZEN Weitergehende Konjunkturprogramme dürfen nur jene Bereiche der Wirtschaft fördern, die – ökologisch wie sozial – einen ge­ sellschaftlichen Beitrag leisten; die also nicht auf Kosten der Umwelt privaten Profit machen. Denn diese Kosten trägt immer die Allgemeinheit. Ein wichtiger Beitrag wäre zum Beispiel, den naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen. Zur Versor­ gung zählt zudem bezahlbarer und klimagerechter Wohnraum. In der Landwirtschaft müssen Konjunkturhilfen an ökologische und klimafreundliche Kriterien geknüpft werden. Der Ausbau re­ gionaler Kreisläufe in der Landwirtschaft muss gefördert werden, da regionale Verarbeitungsstrukturen weniger krisenanfällig sind. Ein grünes Investitionsprogramm bietet außerdem die Chance, staatliches Fördergeld zu nutzen, um den Ressourcenverbrauch zu senken und Ressourcen gerecht zu verteilen. Mit alldem würde unser Land nicht nur klima- und umwelt­ schonender, sondern auch stabiler gegenüber Schocks wie Na­ turkatastrophen, Pandemien und Finanzkrisen. Gerade in Krisen braucht es eine solche Politik der Zukunftsfähigkeit.


8 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern

Foto: Gina Sanders/Fotolia

LUCHSE ­BRAUCHEN HILFE In Deutschland leben derzeit 88 erwachsene Luchse, etwa 49 davon in Bayern. Der BUND Naturschutz freut sich über die leichte Zunahme. Er fordert aber gleichzeitig, Luchse gezielt in bisher unbesiedelten, geeigneten Le­ bensräumen auszuwildern, um damit die Verbindung der isolierten Teilbestände in Deutschland voranzutreiben. Bisher gefährden Krankheiten und hohe Verluste im Straßenverkehr die deutschen Luchspopulationen. Sorge bereitet dem BN auch die Wilderei. Sie ist einer der Gründe dafür, dass die Besiedlung weite­ rer geeigneter Lebensräume in Bayern durch den Luchs seit Jahren ausbleibt. Anfang März hat das Landgericht Regens­ burg ein Urteil des Amtsgerichts Cham gegen einen 53-jährigen mutmaßlichen Luchswilderer aufgehoben, weil durch den unbekannten Tatzeitpunkt eine Ver­ jährung nicht ausgeschlossen werden könne. Der BN fordert, die Ermittlungsbe­ mühungen zu verstärken, um die Wilderei von geschützten Arten einzudämmen.

BÜRGERMEISTER FÜR KLIMASCHUTZ Über 80 bayerische Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben die Landesregierung Anfang März mit einem gemeinsamen Apell aufgefordert, endlich die Hindernisse für eine Energiewende abzubauen.

Die Landesregierung blockiere eine zu­ kunftsfähige Energieversorgung mit Er­ neuerbaren Energien, so die Kommunal­ politiker. »Die Energiewende ist technisch machbar und wirtschaftlich darstellbar«, betont Thomas Herker, Bürgermeister von

Mitte Februar hat das Kabinett die Weltenburger Enge zum ersten Nationalen Naturmonument in Bayern ernannt. Für den BN ein Grund zu besonderer Freude. Gemeinsam mit anderen Verbänden ret­ tete er das Juwel bayerischer Kulturland­ schaft in den 1980er Jahren vor Kanalund Staustufenplänen der Staatsregie­ rung. Gleichzeitig fordert der BN, das jetzt beschlossene Schutzgebiet von knapp 200 Hektar um mindestens tausend Hek­ tar zu vergrößern. »Erst mit dem Verzicht auf die forstliche Nutzung angrenzender

Foto: Sharidan/Adobe Stock

Der BUND Naturschutz begrüßt, dass die Regierung endlich den Grundwasserschutz verbessert. Ende März hat sie nach langer Diskussion eine neue Dünge­ verordnung verabschiedet. »Eine Ablehnung oder eine Verschiebung der Entscheidung über die Düngeverord­ nung wäre inakzeptabel gewesen und hät­te für Deutschland Strafzahlungen in Höhe von bis zu 850 000 Euro am Tag nach sich ziehen können«, so BN-Landes­ vorsitzender Richard Mergner. Zum Glück habe sich die bayerische Landwirtschafts­ ministerin Michaela Kaniber mit ihrer Blo­ ckadehaltung im Bundesrat nicht durch­ setzen können. Gleichzeitig mahnt der Verband: »Der heute beschlossene Ver­ ordnungsentwurf wird das Nitratproblem nicht dauerhaft lösen können«, erklärt BN-­Agrarreferentin Marion Ruppaner. Da­ für brauche es strukturelle Veränderun­ gen in der landwirtschaftlichen Produkti­ on. Zum Beispiel müsse die Zahl der Tiere in den Betrieben an die zur Verfügung ste­ hende landwirtschaftliche Fläche in der Umgebung gebunden werden.

ERSTES NATIONALES NATURMONUMENT IN BAYERN Foto: Mikhail Semenov/Adobe Stock

BESSERER GRUNDWASSERSCHUTZ

Staatswälder kann das Nationale Natur­ monument ein ambitioniertes Schutzge­ biet werden, das bundesweiten Standards entspricht und einen Beitrag zur Umset­ zung der neuen rechtlichen Verpflichtung für zehn Prozent Naturwälder liefert«, sagt BN-Vorsitzender Richard Mergner. Auch eine Besucherlenkung sei wichtig. »Gerade durch die Ausweisung als Natio­ nales Naturmonument kann der Besucher­ andrang weiter zunehmen«, meint Peter Forstner, Vorsitzender der Kreisgruppe Kelheim. Pfaffenhofen an der Ilm. »Was fehlt, ist der politische Wille!« Die Regierung müsse sich jetzt positionieren, die Verfahren ent­ bürokratisieren, Möglichkeiten zur regiona­ len Vermarktung der Energie schaffen und den Ausbaudeckel bei der Photovoltaik sowie die 10H-Regel außer Kraft setzen. Der BUND Naturschutz lobte die Initiative.


Foto: Thomas Stephan

Bei den ehrenamtlichen Amphibien­ rettern des BN sind Frosch ­und Kröte in guten Händen.

AMPHIBIENRETTUNG 2020 UNTER SCHWIERIGEN BEDINGUNGEN

HOFFEN UND BANGEN Der BN konnte trotz Corona-Krise die ­Amphibienrettung aufrechterhalten. Die Bilanz fällt regional sehr unterschiedlich aus.

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s ist die größte Artenschutzaktion Bayerns: Jedes Jahr bauen Tausende ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des BN Amphibienschutzzäune auf und bringen die Tiere, die zu ihren Laichplätzen wandern, sicher über die Straße. 2018 und 2019 gab es an den Übergängen wenige wandernde Tiere. Auch 2020 bereitete den Amphibienrettern vielerorts Sorgen. Noch 2019 waren die Amphibien oft recht mager. Den Grund dafür sehen die Arten­ schutzexperten des BN in den trockenen Sommern der Jahre 2017 und 2018. In diesem Jahr hat sich die Situation leider nur teilweise verbessert. Dort, wo es ge­ nügend feuchte und warme Nächte gab, zum Beispiel in den Landkreisen Main-­

Spessart, Amberg-Sulzbach sowie in Tei­ len des Allgäus, waren im Vergleich zu 2019 wieder etwas mehr Kröten, Frösche und Molche auf Wanderschaft. Dort wa­ ren die Amphibien auch in besserer Ver­ fassung. Allerdings: In vielen anderen Re­ gionen, in denen die Witterungsverhält­ nisse nicht passten, waren die Zahlen nun im dritten Jahr hintereinander niedrig. Die Helfer arbeiteten in diesem Jahr un­ ter erschwerten Bedingungen, denn die Coronakrise platzte mitten in die Amphi­ bienrettung. Arbeiten, die bisher im Team gemacht wurden, mussten nun von Ein­ zelpersonen erledigt werden. An man­ chen Orten begann aufgrund der milden Witterung die Wanderung sehr früh, teils schon Mitte Februar, was einen langen

»BESONDERER DANK« Einen besonderen Dank spricht BN-Vorsitzender Richard Mergner den rund 6000 ehrenamt­lichen Helferinnen und Helfern aus, die auch in der Corona­­krise u ­ nter erschwerten B ­ edingungen die Amphi­bien­zaunbetreuung aufrechterhielten. »Es wäre verständlich gewesen, wenn hier und da die Zaunbetreuung eingestellt worden wäre. Doch meines

Betreuungszeitraum bedeutet. Wirklich gute Wandernächte, also mild und nass, gab es in ganz Bayern nur wenige. Im Gegenteil: In den außergewöhnlich frostigen Nächten Ende März kam die Wanderung völlig zum Erliegen. Auch die »Urgesteine« unter den ehrenamtlichen Helfern können sich nicht an eine so lan­ ge dauernde Nachtfrostperiode um diese Jahreszeit erinnern. Zusätzliche Proble­ me bereitete die in vielen Landkreisen ex­ treme Frühjahrstrockenheit. Bei so un­ günstiger Witterung machten sich viele Amphibien erst gar nicht auf die Wander­ schaft, können sich also auch nicht ­fortpflanzen. Bleibt zu hoffen, dass das ­Wetter im nächsten Frühling »amphibien­ freundlicher« ausfällt. Uwe Friedel

­ issens war das an keinem einzigen Amphibienzaun in W ­Bayern der Fall. Hunderttausende von Amphibien w ­ urden so gerettet. D ­ afür gilt allen Beteiligten unser besonderer Dank.« Die Zulässigkeit der Zaunkontrolle – n ­ atürlich unter Ein­ haltung der Regelung, nur alleine unterwegs zu sein – konnte mit den zuständigen Behörden geklärt werden. Und auch für den zur Rückwanderung der Tiere notwen­digen Zaun­ abbau, der sonst oft in Gruppen erfolgt, haben die Aktiven ­Lösungen gefunden.


10 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTUELLES ›  Volksbegehren

EIN JAHR NACH DEM VOLKSBEGEHREN

Foto: Getty Images/Sjo

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Ein Streitpunkt bei der Umsetzung des Volksbegehrens: Welche Streuobstwiesen sollen geschützt werden?

Mehr Geld, neues Personal, aber in der Natur bisher wenig Wirkung – so lässt sich d ­ ie ­Situation ein gutes Jahr nach dem Volksbegehren für mehr Artenschutz zusammenfassen. CHRISTINE MARGRAF Naturschutzexpertin des BN

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ast 1,8 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben 2019 das Volksbegehren für mehr Artenschutz unterstützt – ein enormer Erfolg! Über Monate hatten sich viele Aktive beim BUND Naturschutz und anderen Organisationen dafür eingesetzt. Die Bayerische Staatsregierung hat

unter diesem Druck nicht nur das Volksbegehren angenommen, sondern es auch noch um ein Ergänzungsgesetz erweitert. Diesen Beschluss verkündete die Staats­ kanzlei im April 2019 mit den Worten: »Ökologie und Artenschutz sollen in Bay­ ern Priorität bekommen wie in keinem an­ deren Bundesland.« Doch wie sieht es mit der Umsetzung aus? Kommunen, Landwirte und Verbrau­ cher – viele wollen seitdem etwas zum Schutz der Insekten beitragen. Gerade bei den Kommunen, die auf ihren eigenen Flä­

chen oder in kommunalen Einrichtungen viel für den Artenschutz tun können, hat sich die Bereitschaft für mehr Naturschutz erhöht. Landwirte und Naturschützer dis­ kutieren in Gesprächsrunden, Hofbege­ hungen oder in Projekten vor Ort kons­truk­ tiv weiter und finden Wege »für ­Bienen und Bauern«. Hier hat das Volksbegehren vieles positiv in Bewegung gebracht. Volksbegehren und Begleitgesetz ha­ben zu Änderungen im Bayerischen Natur­ schutzgesetzt und im Wald- und Wasser­ gesetz geführt. Bei den durch die Geset­ zesänderungen notwendigen Verordnun­ gen und anderen Vorgaben hat die Staats­ regierungaber»Interpretationsspiel­räume« genutzt, um den beabsichtigten Schutz auszuhebeln: Bei den Streuobstwiesen fallen viele wertvolle Bestände durch zu enge und fachlich nicht haltbare Kriterien aus dem gesetzlichen Schutz heraus. Und bei den Gewässerrandstreifen weicht die bayerische Auswahl der Gewässer und die Bemessung von anerkannten Bundesvor­ gaben ab. Auf www.bund-naturschuzt.de/ tiere-und-pflanzen bewerten wir die Um­ setzung einzelner Maßnahmen. Eine zentrale BN-Forderung war, dass es zur Umsetzung mehr fachkundiges Personal, bessere Förderprämien für na­ turnah wirtschaftende Landwirte und ei­ nen Einsatz Bayerns für eine Ökologisie­ rung der EU-Agrarzahlungen braucht. Die zentralen bayerischen Förderprogramme Vertragsnaturschutzprogramm und Kul­ turlandschaftsprogramm wurden inzwi­ schen in einigen Punkten verbessert und finanziell aufgestockt, die Fördermittel für das Landschaftspflege- und Naturpark­ programm wurden deutlich erhöht und je 50 neue Biodiversitäts- und Wildlebens­ raumberater sollen den Artenschutz vor­ anbringen. Aber an einer der Hauptursa­ chen für das Artensterben, den verfehlten EU-Agrarzahlungen, hält Bayern bislang nach wie vor fest. Der BN wird die Umsetzung weiterhin unterstützen, aber auch einfordern und eine zu schleppende Umsetzung und Fehlentwicklungen deutlich kritisieren. Eine ausführliche Bewertung der Umset­ zung finden Sie auf der BN-Homepage.


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTUELLES ›  Kommunalwahl 11

RZ 15. MÄWA HL

BAYERN HAT GEWÄHLT

KOMMUNAL

Foto: Otto Durst/Adobe Stock

NEUE CHANCEN

D

ie Ergebnisse bei den Kommunalwahlen geben neuen Rückenwind für Klima- und Artenschutz sowie der Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe. »Wir freuen uns, dass in vielen Kommunen die Stimmen für Klima- und Naturschutz zugenommen haben und hoffen,

dass sich dies auch in den künftigen Entscheidungen niederschlägt«, so Ri­chard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz. Die Kommunen spielen eine zentrale Rol­ le für die Umsetzung der Klimaziele und den Schutz von Natur, Arten und Umwelt. Die Stärkung regionaler Wirtschaftskreis­ läufe und die regionale Versorgungssi­ cherheit ist besonders in Krisenzeiten von zentraler Bedeutung. Beides liegt im Wir­ kungsbereich der Kommunen. Städte und Gemeinden können beispielsweise die re­ gionale Lebensmittelproduktion stärken und den Klimaschutz vor Ort voranbrin­ gen. So kann mehr Biokost in öffentlichen Kantinen aus bäuerlicher Landwirtschaft ohne Futter aus Südamerika dem Klima

und der Versorgungssicherheit helfen. Auch durch attraktive Innenstädte und kurze Wege können die Kommunen die regionale Versorgung sicherstellen. Die Kreis- und Ortsgruppen des BUND Naturschutz haben in den vergangenen Monaten viele Kandidierende vor Ort auf den ökologischen Prüfstand gestellt und die Positionen zu Natur- und Umwelt­ schutz transparent gemacht. Nun müs­ sen in den kommenden sechs Jahren die gewählten Kommunalvertreterinnen und -vertreter vor Ort an ihre Versprechen in der Kommunalwahl erinnert werden. Der BUND Naturschutz zählt hier auf seine Orts- und Kreisgruppen, sie sind Experten für Umwelt- und Klimaschutz direkt in ih­ rer Nachbarschaft. Anzeige

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12 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTUELLES ›  Kommentar

KOMMENTAR

BUND + CORONA Wie kein anderes Ereignis der ­jüngeren Vergangenheit hat die Corona-Pandemie unser Leben auf den Kopf gestellt. Was folgt aus dieser Krise für unser gemeinsames Anliegen?

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Olaf Bandt und seine Stellvertreterinnen J ­ ohanna Baehr (rechts) und Verena Graichen (links) sind die Vorsitzenden des BUND.

D

ie Corona-Krise stellt uns alle seit Wochen auf die Probe. Wieder einmal haben wir erfahren, wie wesentlich es ist, füreinander einzustehen. Mehr denn je gefragt sind Empathie, individuelle Verantwortlichkeit und neue, der Krise angepasste Formen des Engagements. Nur als Gemeinschaft, die trotz aller räumlichen Trennung zusammenrückt, werden wir diese Krise meistern. Als Mitglieder eines der größten deutschen Verbände wissen wir: Gemeinsam sind wir stark, wenn wir uns für Umwelt und Natur einsetzen. Und das gilt für uns alle, die wir ehrenamtlich und hauptamtlich aktiv sind, und natürlich auch für uns im Vorstand. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen und zusammen dazu beitragen, dass wir als BUND wirksam bleiben. Aus diesem Wissen können wir auch für die kommenden Wochen und Monate Kraft schöpfen. In diesen Tagen, in denen unser Miteinander eine noch größere Bedeutung erfährt, gilt das umso mehr. Wir begreifen, wie ver­ wundbar der Mensch tatsächlich ist. Wir erleben, welch zentrale Rolle bestimmte Bereiche für unser Zusammenleben haben, wenn es darauf ankommt. Und wir erkennen, wie wichtig die Ge­ meinschaft ist, gerade weil wir (auf unsere vier Wände verwiesen) voneinander getrennt sind. Auch der Begriff Gemeinnützigkeit erfährt dieser Tage eine Erweiterung. Für den BUND als Mitmachverband ist diese Krise eine besondere Herausforderung. Viele unserer Aktivitäten – wie Gruppentreffen, Exkursionen, Veranstaltungen, Demos, die Biotoppflege oder der Artenschutz – sind schon seit Wochen nur ganz eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. Das schmerzt. Gemeinsam wollen

wir nach Wegen suchen, trotz allem das Beste für Umwelt- und Naturschutz zu bewirken. Unsere Sorge und unser Mitgefühl gelten all jenen, die das Corona-­Virus besonders getroffen hat: den Alten und Kranken und Bedürftigen, sowie denen, die ihnen seit Beginn der Pandemie zur Seite stehen. Und auch den vielen Opfern jenseits unserer Grenzen, etwa in den Regionen Italiens, Spaniens oder der USA, die das Virus am schlimmsten befallen hat. Was wir nicht verdrängen sollten: Die Klimakrise, das Sterben der Arten und der anhaltend verantwortungslose Umgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen stellen langfristig eine weitaus größere Bedrohung dar. Seit vielen Jahren setzt sich der BUND dafür ein, dass unsere Politiker*innen diese Bedrohung ernst nehmen – und ähnlich entschlossen und frühzeitig darauf reagieren wie jetzt in der Corona-Krise. Wenn es an der Zeit ist, die Folgen dieser Krise zu bewältigen, dürfen der Umwelt- und Naturschutz nicht weiter im Hintergrund verbleiben. Der BUND will ihnen eine starke Stimme verleihen. Vor der Corona-Krise – und eingeschränkt auch seitdem – hat der BUND mit seinen Mitgliedern, Aktiven und Unterstützer*innen vieles in Bewegung gebracht: für den Artenschutz wie für den Klimaschutz. Darauf möchten wir aufbauen. Daran arbeiten wir weiter. Wir danken Ihnen allen für Ihr bisheriges Engagement und wün­ schen Ihnen Kraft und Gesundheit. Zusammen stehen wir diese Krise durch. Und zusammen arbeiten wir daran, in der Zukunft drohende Krisen zu verhindern. Gemeinsam sind wir stark!


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 13

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Foto: Vera Storre

MOBIL IN Wer hätte gedacht, dass unsere Titelstrecke zum Thema Mobilität in eine Zeit fällt, da wir alle so wenig mobil sind wie nie? Die Corona-Krise schränkt unseren Radius seit Wochen stark ein. Mit deutlichen Folgen für unser Verkehrsgeschehen: Der Flugverkehr ist praktisch zum Erliegen gekommen, die Züge sind beinahe leer. Und auf den Straßen sind spürbar w ­ eniger Autos unterwegs. Dagegen steigen vielerorts mehr Menschen aufs Rad, um ungewollte Kontakte in Bus und Bahn zu vermeiden.


DIE ZUKUNFT Doch das ist eine Momentaufnahme. Eine andere Krise erfordert nachhaltigere Veränderungen im Verkehr: Damit sich die Erde nicht ungebremst aufheizt, darf unsere Mobilität nicht weiter auf Kosten des Klimas gehen. Auch zum Schutz unserer Gesundheit und L ­ ebensqualität sind grundlegende R ­ eformen nötig. Was kann und muss die Politik für eine Mobilitätswende tun? Diese Frage bleibt von größter Bedeutung für unsere Zukunft – auch wenn der ansonsten überbordende Verkehr gerade eine Zwangspause einlegt.


16 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA

VERKEHRSPOLITIK REFORMIEREN

NACHHALTIG MOBIL

Mobil sein, ohne die Umwelt und unsere natürlichen R ­ essourcen übermäßig zu belasten – so bewahren wir u ­ nsere Lebensgrundlagen. Das ist die Bedeutung von »­ nachhaltiger Mobilität«.

N WERNER REH ist designierter Sprecher des BUND-­Arbeitskreises Verkehr.

JOSEPHINE MICHALKE ist die stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises.

achhaltig mobil sein – was heißt das konkret? In der Nähe einkaufen können, statt weit entfernt in Einkaufszentren der Peripherie. Gemüse und Obst der Region genießen, passend zur Jahreszeit und auf kurzen Wegen angeliefert. Das Internet nutzen, um Verkehr zu vermeiden: Geschäfts- und Tagungsreisen durch Videokonferenzen ersetzen, und das tägliche Pendeln durch häufigeres Homeoffice. Mehr Mobilität mit weniger Verkehr heißt vor allem: nähere Ziele wählen, zu Fuß gehen und – anstelle des eigenen Autos – das Fahrrad und den Nahverkehr, Mitfahrgelegenheiten oder Car­ sharing nutzen. All das hat aber Voraussetzungen: attraktive Fußwege, sichere und komfortable Radwege, gute Nahverkehrs­ angebote, innovative Mobilitätsdienstleistungen, schnelles Inter­ net. Die deutsche Verkehrspolitik hat hier bisher kläglich versagt.

Foto: W. Reh

Leere Straßen: So sah es in Stockholm schon vor der Corona-Krise aus – das E ­ rgebnis einer ­klugen Verkehrspolitik in der einst autogerecht ausgebauten Innenstadt.


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA 17

Schlimmer: Die Bundesregierung will diese Mobilitätswende noch heute nicht. Wie alle seine bayerischen Vorgänger fördert auch Verkehrs­ minister Andreas Schauer (CSU) nach Kräften das Wachstum des Straßen- und Luftverkehrs. Wirklich mobiler sind wir dadurch nicht geworden. Stattdessen stieg die Zahl der Autos und der ­darin zurückgelegten Kilometer. Die Folge: mehr Staus auf den Straßen und ein Verkehrskollaps in vielen Städten. Bis heute baut die Politik dem selbst entfachten Wachstum hinterher und befeuert damit einen Teufelskreis: Neue Straßen ziehen neuen Verkehr an. Die Wege werden länger und machen weitere Straßen nötig. Sieben Schritten sind aus Sicht des BUND wesentlich für die Mobilitätswende:

1 ÖKOLOGISCHE WAHRHEIT SAGEN Neue, effizientere Technik und neue Straßen führen meist zu Rebound-Effekten: Einsparungen wie der Zeitgewinn dank neuer Straßen werden teilweise oder sogar ganz aufgefressen, wenn die gewonnene Zeit in längere Wege »re-investiert« wird. Des­ halb brauchen wir Preise, die die ökologische Wahrheit sagen. Der BUND fordert: Wer das Klima schädigt, dem sollten die Kosten – 180 Euro pro Tonne CO2 – schrittweise bis 2030 angelastet werden. So würde der Liter Sprit um maximal 45 Cent teurer. Die Mehreinnahmen sollten über einen einheitlichen Öko-Bonus an die Bevölkerung zurückfließen. Das schafft soziale Gerechtig­ keit: Die oberen Einkommen, die dreimal mehr CO2 im Verkehr ausstoßen als die unteren, zahlen drauf. Niedrige Einkommen profitieren.

2 CO2-AUSSTOSS AUF NULL SENKEN

Priorität muss darauf liegen, den Verkehr insgesamt zu verringern. Um das 1,5°-Klimaziel zu erreichen, muss der CO2-Ausstoß des verbleibenden Verkehrs noch vor 2035 auf Null gesenkt werden. Züge, Straßen- und U-Bahnen sowie Busse können schon viel früher CO2-frei werden. Bei Pkw ist die direkte Stromnutzung in Elektroautos weit effizienter und kostengünstiger als Brennstoff­ zellen und synthetische Kraftstoffe (siehe Interview S. 22). Vorgaben aber benötigen wir, damit die E-Autos effizienter und die Batterien recyclingfähiger werden. Um sie mit ausschließlich grünem Strom versorgen zu können, müssen wir Sonnen- und Windenergie dringend naturverträglich ausbauen. Die Bundesregierung verfolgt auch hier einen Irrweg: Sie will riesige Mengen synthetischer Kraftstoffe aus Nahost und Nordafrika einführen.

3 STADTVERKEHR SELBST PLANEN Eine Stadt der kurzen Wege ist in den kompakten deutschen Städten gut möglich. Die Kombination aus Nahverkehr, Rad- und Fußverkehr (der »Umweltverbund«) muss aber attraktiver werden. Ausländische Städte zeigen, wie es geht: Kopenhagen beim Radund Wien beim Nahverkehr (mit einem 365-Euro-Jahresticket).

Zürich verlagert seit Jahrzehnten den Parkraum zugunsten des Umweltverbundes. In Deutschland blockieren sich Bund und Länder. Wir brauchen einen Wettbewerb der Kommunen um die besten Mobilitäts- und Klimakonzepte; und eine Rekommunalisierung der Verkehrsplanung schon in mittelgroßen Städten. Über ein Jahrzehnt sollte ein Bundesfonds mit jährlich zehn Milliarden Euro nachhaltige Mobilitätskonzepte fördern. Geld gibt es nur bei einer guten Bürgerbeteiligung. Im ländlichen Raum müssen die Mobilitätsangebote gebündelt und für alle geöffnet werden – einschließlich privater, betrieblicher oder veranstaltungsbezogener Mitnahmemöglichkeiten auf digitalen Plattformen. Der BUND schlägt vor, dafür drei Jahre lang in allen 300 Landkreisen Mobilitätsmanager*innen aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren. Mit der Streichung von nur vier Ortsumfahrungen im Bundesverkehrswegeplan stünde dafür genug Geld bereit.

4 DIGITALISIERUNG NUTZEN Mobilität kann auch virtuell erfolgen, per digitaler Kommunikation. Der große Vorteil digitaler Plattformen und Apps ist, dass sie nutzerzentriert arbeiten und sämtliche Verkehrsmittel in Echtzeit vernetzen können. Videokonferenzen können viele Flüge, das

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18 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA

Homeoffice kann vieles Pendeln ersetzen. Und mit dem Motto »Nutzen statt besitzen« werden Privatautos unnötig: durch Auto­ teilen, Carsharing oder die Bildung von Fahrgemeinschaften. Eine kluge Kombination aller Verkehrsmittel ist in den Städten meist heute schon schneller, kostengünstiger und definitiv sau­ berer als Autofahrten. Ziel muss es sein, beim Teilen von Autos, bei Taxis oder neuen Mobilitätsdiensten mehrere Fahrgäste pro Auto zu transportieren. Die Mobilitäts-App der Stadt Vilnius zeigt, wie alle Verkehrsmittel in Echtzeit kombinierbar sind. Entscheidend ist, welche Interessen hinter solchen Plattformen stehen. Großkonzerne wie Google, Apple und Amazon wollen durch »autonomes Fahren« in privaten Pkw zu mehr Autofahrten anreizen und mehr Pkw auf die Straßen bringen – was riesige, energiefressende Rechnerleistungen bedingt. Der BUND fordert deshalb von Großkonzernen unabhängige und am Gemeinwohl orientierte Plattformen aufzubauen. Auch die Stadtwerke oder Nahverkehrsunternehmen müssen zu Anbietern werden können, etwa mit selbstfahrenden Kleinbussen auf eigenen Spuren.

5 INTEGRIERT PLANEN Der Güterverkehr muss auf die Schiene: Mit gezielten Investitionen kann der Anteil des Schienengüterverkehrs verdoppelt werden. Damit lassen sich 8 bis 10 Millionen Tonnen Treibhausgase ein­ sparen. Geld muss in die richtige Infrastruktur fließen: Die völlig überlasteten Verkehrsknoten und die Güterkorridore müssen ausgebaut und zusätzliche Anlagen für den Umschlag der Güter errichtet werden. Viel Transitverkehr durch Deutschland könnte vermieden werden, wenn Mittelmeerhäfen und Seeschiffe besser genutzt werden. Im Personenverkehr ist das Gebot der Stunde der DeutschlandTakt: Fernzüge fahren in einem Takt von 30 oder 60 Minuten, die regionalen Fahrpläne sind bundesweit aufeinander abgestimmt. Fahrgäste kommen so einfacher, bequemer und schneller an ihr Ziel, und das bestehende Schienennetz wird besser ausgenutzt. Die Bundesregierung will dagegen alle Verkehrsträger parallel ausbauen und hat nicht den Mut, Prioritäten zu setzen.

6 MEHR STATT WENIGER BETEILIGEN Gute Beteiligung und Mitgestaltungsangebote sind eigentlich eine demokratische Selbstverständlichkeit. Sie müssen rechtzei­ tig, ergebnisoffen und auf Augenhöhe erfolgen, also im Dialog. Mit ihren Gesetzen zur »Planungsbeschleunigung« aber schränkt die Bundesregierung unsere Beteiligungsrechte ein. Damit höhlt sie auch die gerichtliche Kontrolle der Verwaltungen aus. Klimaund naturzerstörende Straßenprojekte werden als alternativlos erklärt und sollen gegen Widerstände vor Ort verwirklicht werden. Immerhin beteiligt die Deutsche Bahn gut an ihren Projekten. Sie prüft die Alternativen gründlich und setzt sie auch um.

7 NEUE MOBILITÄTSKULTUR Eine nachhaltige Mobilität erreichen wir nicht alleine dadurch, dass sich die Politik um eine bessere Infrastruktur, Technik oder Effizienz kümmert. Hinzukommen muss eine Änderung unserer Mobilitätskultur. Wir alle können unseren ökologischen Fußabdruck auf ein verträgliches Maß verringern – indem wir kurze Wege wählen für Einkauf und Freizeit, Flüge und Fahrten durch Videokonferenzen ersetzen oder die Alternativen zum eigenen Auto nutzen. Ein solch umwelt- und ressourcenverträgliches Verhalten wirkt sofort und steigert die Lebensqualität. Klar ist aber auch: Dieser »suffiziente« Lebensstil muss durch gute Mobilitätsangebote gestützt werden. Noch aber orientiert sich die Bundesregierung am Leitbild des wachsenden Verkehrs. Keinen der genannten sieben Schritte für eine Wende zu nach­ haltiger Mobilität will sie ernsthaft gehen. Damit steuert sie Deutschland auf einen klima- und verkehrspolitischen Holzweg. Nur gründliche Reformen machen unsere Mobilität zukunftsfähig.

WWW.BUND.NET/MOBILITAET


Fotos: Gemeinde Rudersberg (2)

Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA 19

Die Ortsdurchfahrt Rudersberg im Rems-Murr-Kreis vor und nach dem Umbau zu einem »Shared Space«

LEITFADEN

GANZ KONKRET

Weichen stellen für eine klima­freundliche Mobilität: Die vom BUND initiierte Studie »Mobiles ­Baden-Württemberg« hat seit ihrer Veröffentlichung die verkehrspolitische Diskussion bewegt.

Ä

ndert sich die deutsche Verkehrspolitik nicht, wird sie direkt in die Sackgasse führen. Ohne eine 180-Grad-Wende sind die Pariser Klimaziele hier nicht zu erreichen. Dies belegt die Studie in aller Ausführlichkeit. Ihre zentralen Ergebnisse fasst nun ein Handlungsleitfaden allgemeinverständlich zusammen. Sein Titel: »Mobiles Baden-Württemberg – Wege zu einer nachhaltigen Mobilität«. Nur eine neue Mobilitätskultur mit deutlich weniger Autoverkehr gestaltet demnach die Mobilität klimaschonend, gesundheits­ verträglich und flächensparend; und erlaubt eine soziale Teilhabe für alle. Der Leitfaden liefert konkrete Empfehlungen, wie diese Mobilitätskultur mit Leben gefüllt und praktisch umgesetzt werden kann – vor Ort in den Kommunen, aber auch auf Landesebene. Der BUND BaWü beschreibt konkrete Lösungen und gibt Hinweise, wie Gemeinderäte, Landtagsabgeordnete oder Aktive von Bürgerinitiativen an weiterführendes Material gelangen. Eine Fundgrube für verkehrspolitische Initiativen und angewandten Klimaschutz: nicht nur im Ländle!

WIE DIE WEICHEN STELLEN? Wie die Weichen neu gestellt werden müssen, zeigt der BUND-­ Leitfaden mit folgenden Maßnahmenpaketen: •• Verkehr im Nahraum: Kurze Wege, Autoverkehr verlagern und vermeiden •• Beweglich und sparsam: Mobil mit dem Fahrrad und zu Fuß •• Zielgenaue Planung: Klimaschonende Infrastruktur schaffen •• Mehr Kapazitäten: Die Bahn flächendeckend als Zugpferd ­einer neuen Mobilitätspolitik •• Gut angebunden: Auch im ländlichen Raum mit dem Umwelt­ verbund nachhaltig mobil •• Richtig gelenkt: Gerechte Preissignale •• Kleiner, effizient und sauber: Zukunftsfähige Autotechnik Klaus-Peter Gussfeld Referent für Verkehr und Raumordnung des BUND BaWü

i

MEHR ZUM THEMA Online finden Sie die 36-seitige Broschüre unter www.bund-bawue.de/mobiles-bawue; Bezug eines gedruckten Exemplars gratis (gegen Versandkosten) über info.bawue@bund.net


Foto: Jo Röttgers/BUND BW

20 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA

Protestaktion in Stuttgart

VERKEHRSPOLITIK

LEISTUNG VERWEIGERT.

UNGENÜGEND!

Was der Verkehrsminister zum nationalen ­Klimapaket beisteuert, ist viel zu wenig – für die nötige Verkehrswende und für das Klima. JENS HILGENBERG leitet die Verkehrspolitik des BUND-Bundesverbands.

D

ie Verkehrspolitik ist das Sorgenkind des deutschen Klimaschutzes. Geht es nach Verkehrsminister Andreas Scheuer, bleibt das wohl auch die nächsten Jahre so. Schon als der Minister im Herbst seine Maßnahmen für das Klimapaket vorstellte, war offenkundig: Sie reichen nicht, weder für den Klimaschutz noch die Mobilitätswende. Den letzten Beweis lieferten jüngst Gutachten für das Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium: Demnach verfehlt das Bundesverkehrsministerium seine Klimaziele um fast die Hälfte, genau: um 30 bis 33 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Wäre

das Kabinett eine Schulklasse und das Klimapaket eine Gruppenarbeit, hieße das: Minister Scheuer, Leistung verweigert, Note ungenügend.

PLATZ FÜR NEUES SCHAFFEN Um im Bild zu bleiben: Andreas Scheuer muss nachsitzen, um den Stoff aufzuar­ beiten. Statt Verkehr zu vermeiden, meint er den Klimaschutz mit einem weiteren Anstieg vereinbaren zu können. Und das primär auf technischem Weg: Wasser­ stoff und synthetische Kraftstoffe sollen für mehr Klimaschutz im Verkehr sorgen. Doch die eingeplanten Mengen sind unrealistisch hoch. (siehe Interview auf der übernächsten Seite) Scheuer fixiert sich vor allem auf den Antriebswechsel, und hier in erster Linie auf Subventionen, Forschungsgelder und

Beihilfen. Nicht rütteln will er daran, dass fossile Kraftstoffe wie Diesel und Kerosin weiter steuervergünstigt oder gar steuer­ frei abgegeben werden. Wer aber Neues durchsetzen will, muss auch dafür sorgen, dass das Alte den Platz räumt. Was der Minister fast ganz außer Acht lässt, sind ordnungspolitische Maßnah­ men. Doch nur damit sind die wichtigsten Ziele zu erreichen, nämlich Verkehr zu vermeiden und zu verlagern. Ein aktuelles BUND-Konzept zeigt mit Blick auf das Jahr 2030: Auch im Verkehr ist das natio­ nale Klimaziel sehr wohl zu schaffen – ohne die Mobilität spürbar einzuschränken oder sie den Besserverdienenden vorzu­ behalten.

VORRANG DER VERKEHRSWENDE Die Bundesregierung, aber auch Länder und Kommunen müssen einem klima­ schonenden Verkehr bei all ihren Ent­ scheidungen künftig den Vorrang geben. Konkret: Geld, das aktuell noch für den Bau neuer Straßen vorgesehen ist, muss in den öffentlichen Verkehr mit Bus und Bahn fließen. Und in den Kommunen muss der Straßenraum neu verteilt werden, zugunsten des Umweltverbundes aus Rad-, Fuß- und öffentlichem Verkehr. Damit unsere Maßnahmen Wirkung zei­ gen, muss der Verkehrsminister schnell für eine echte Verkehrswende sorgen. Nur sie wird den CO2-Ausstoß ausreichend mindern und einer entspannten, fairen und nachhaltigen Mobilität die Zukunft weisen.


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA 21

SOZIALE GERECHTIGKEIT

NICHTSTUN IST AM UNSOZIALSTEN Im Rahmen der Mobilitätswende muss k ­ limaschädliches Verhalten teurer werden. W ­ ie verhindern wir hier soziale Härten?

I

n Krisenzeiten ist schnelles und effektives Handeln gefordert. Momentan stellt uns alle das Corona-Virus vor große Herausforderungen. Deutlich zeigt uns das Krisenmanagement soziale Ungerechtigkeiten auf. Ähnlich die Klimakrise: Auch hier sind ehrgeizige Schritte gefragt. So wird über einen hohen Preis für CO2-­Emissionen und die Abschaffung der Pendlerpauschale diskutiert. Wie aber können wir eine ambitionierte Klimapolitik verfolgen, ohne die, die jetzt schon wenig haben, zusätzlich zu belasten?

jene, denen Menschen mit wenig Einkommen ansonsten egal sind. Gleichzeitig wird ignoriert, dass bestehende Instrumente wie die Pendlerpauschale sozial ungerecht sind.

ÜBER DIE GRENZEN Effektiver Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit sind also zwei Ziele, die durchaus zu verknüpfen sind. Die Politik muss sich ein­ schalten in den bestehenden Dialog zwischen Gewerkschaften, Umwelt- und Sozialverbänden – um eine Mobilität für alle sicher­ zustellen, im Rahmen der planetaren Grenzen. Eines ist wohl unstrittig, besonders mit Blick auf die aktuelle Lage an der griechischen Grenze: Wir brauchen einen ambitio­ nierten Klimaschutz, um gemeinsam zu verhindern, dass welt­ weit Menschen wegen der Klimakrise ihre Heimat verlieren. Wir treten dafür ein, soziale Gerechtigkeit nicht nur auf Deutschland bezogen zu denken, sondern grenzübergreifend Verantwortung zu übernehmen. Denn Nichts­tun wäre die ungerechteste aller Strategien. Arbeitskreis Mobilität der BUNDjugend

Aktion des Arbeitskreises: Straßenfläche gerecht verteilen!

Zunächst: Gerecht sind steigende Kosten im Verkehr deshalb, weil Menschen, die das Klima schädigen, an den anfallenden Umweltkosten beteiligt werden sollten. Diese Kosten decken jene, die Auto fahren oder fliegen, bei Weitem nicht. Ein Preis zum Beispiel auf den CO2-Ausstoß soll dies ändern. Allerdings gibt es Menschen, die – etwa wegen steigender Wohnungsmieten – aus der Stadt ins Umland verdrängt wurden. Sie sind damit oft aufs Auto angewiesen. Ihr klimaschädliches Verhalten ist weniger der eigenen freien Entscheidung geschuldet als fehlender öffentlicher Daseinsvorsorge.

SOZIALE KONZEPTE Was häufig aus dem Blick gerät: Viele Vorschläge für einen star­ ken Klimaschutz greifen soziale Aspekte auf. So könnten wir dank einer Klimaprämie von einem CO2-­Preis sogar profitieren. Als fester Geldbetrag würde sie aus den Einnahmen der CO2-Steuer an jede*n von uns zurückgezahlt. Eine Alternative zur Pendlerpauschale wäre das Mobilitäts­ geld: Wer pendelt, dem wird ein Einheitsbetrag pro Entfernungs­ kilometer von der Steuerlast abgezogen – anders als bei der Pauschale unabhängig vom jeweiligen Steuersatz. Gerne verweisen Politiker*innen auf die soziale Gerechtigkeit, um Fortschritte beim Klimaschutz abzuwehren – und zwar oft

Foto: Vera Storre

SELBER SCHULD?

DER AK MOBILITÄT DER BUNDJUGEND Alternativen zum Privatauto diskutieren, politische Forderungen für eine Verkehrswende aufstellen und sich bundesweit austauschen mit jenen, die sich für Mobilität interessieren – das bietet unser Arbeitskreis. Wir waren schon gemeinsam bei der IAA-Demo und haben mit e ­ iner Aktion auf den großen Flächenverbrauch von Autos hinge­ wiesen. Denn: Die Verkehrswende müssen wir erkämpfen! Wir freuen uns immer über Verstärkung. M ­ elde dich bei Interesse bei: stella.mederake@bundjugend.de

i

Mehr Infos unter: www.bundjugend.de/ themen-­teams-und-arbeitskreise


22 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA

INTERVIEW

ES BRAUCHT WEIT MEHR! Was treibt die Autos der Zukunft an? Und wo ist die Verkehrspolitik jetzt besonders gefragt? Ein Gespräch mit Günter Hörmandinger von der »Agora Verkehrswende«. Herr Hörmandinger, ist die Frage des Antriebs das A und O der Verkehrswende? Das ist sie nur teilweise. Sie ist sozusagen das A, aber nicht das O. Wir werden die Probleme im Verkehr nicht mit einem einzigen Streich aus der Welt schaffen. Wir brauchen ein ganzes Lösungs­ paket für dieses vielgestaltige System. Da ist zum einen die Mobilitätswende: Wir müssen Verkehr möglichst vermeiden und verlagern, auf den umweltschonenderen öffentlichen Verkehr und – bei Gütern – auf die Bahn. Wir brauchen neue Mobilitäts­ dienstleistungen und eine Stadtplanung, die es attraktiver macht, zu Fuß zu gehen und Fahrrad zu fahren. Zweitens ist auch im Verkehr die Energiewende essenziell: Es wird immer ein Bedarf an motorisiertem Transport bleiben. Und der muss klimaneutral, also mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Neben dem Elektroauto mit Batterie wird auch über Antriebe mit synthetischen Kraftstoffen oder Wasserstoff diskutiert. Was ist am sinnvollsten? Erneuerbar erzeugten Strom kann man entweder direkt in ein Batteriefahrzeug leiten und damit fahren. Oder man nutzt den Strom, um daraus Wasserstoff zu machen, diesen an eine spezielle Tankstelle und von dort ins Auto zu bringen, um hier mit einer Brennstoffzelle Strom zu erzeugen, der das Auto bewegt. Oder ich erzeuge mit erneuerbarem Strom Wasserstoff und verbinde ihn mit CO2 aus der Luft zu künstlichem Kraftstoff für einen Verbrennungsmotor. Wieviel der ursprünglichen Energie kommt am Rad an? Beim Elektroauto um die 69 Prozent, beim Fahrzeug mit Brennstoffzelle höchstens halb so viel, 35 Prozent. Bei der dritten Variante ist die Effizienz mit 13 Prozent erbärmlich. Einen Verbrenner mit erneuerbarem Strom anzutreiben, braucht also fünfmal so viele Windräder, wie wenn Sie direkt mit Batterie

Günter Hörmandinger ist ­ der stellvertretende Direktor der »Agora Verkehrswende«. Dieser Thinktank hat sich dem Ziel ­ver­­schrie­ben, unseren Verkehr bis 2050 klimaneutral zu gestalten – beraten wird er dabei auch vom BUND.

fahren. Zumindest für den Straßenverkehr ist das keine Option. Erneuerbare Energie bleibt absehbar ein knappes Gut, mit dem wir sparsam umgehen müssen. Der Verkehrsminister verengt die Zukunft der Mobilität gerne auf die Frage des richtigen Antriebs. Was versäumt er so? Die Politik hat sich bisher auf Maßnahmen konzentriert, die nie­ mandem wehtun außer dem Steuerzahler: also vielerlei Anreize, Subventionen, Förderungen. Das ist auch nicht per se verkehrt. Aber für die Verkehrswende braucht es weit mehr. Zum Beispiel eine Besteuerung, die den Kauf sparsamer Autos stärker entlastet und dafür klimaschädliche Fahrzeuge deutlich höher besteuert. Dieses Bonus-Malus-System könnte sich selbst finanzieren und würde jene Steuerzahler, die gar nicht Auto fahren, keinen Cent kosten. Noch läuft es ja oft andersherum: Menschen mit wenig Einkommen, die sich teilweise gar kein Auto leisten können, finanzieren über diverse Steuergeschenke die Premium-­Elektro­ fahrzeuge höherer Einkommensschichten mit. Was halten Sie für am vordringlichsten in der Verkehrspolitik? Viele unserer Vorschläge hat die Regierung in ihrer Klimastrate­ gie nur ansatzweise aufgegriffen. Nicht oft genug kann man zum Beispiel anmerken, wie wichtig ein generelles Tempolimit auf unseren Autobahnen wäre –­und zwar weit über die direkte CO2-Einsparung hinaus. Bekäme Deutschland als letztes Indust­ rieland der Welt ein Tempolimit, könnte man erwarten, dass die Hersteller beginnen, ganz andere und vor allem leichtere Autos zu bauen. Autos, die nicht mehr übermotorisiert und überdimen­ sioniert für das Wettrennen auf der Autobahn gerüstet werden. Davon erwarten wir uns weitreichende Effekte für alle Hersteller, die auf dem deutschen Markt miteinander konkurrieren. sz


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA 23

KIRSTEN HAVERS betreut das Lieferverkehrs­ projekt des BUND.

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BÜNDELN UND VERLAGERN Wie kann der städtische Lieferverkehr verbessert werden? Dazu betrachten wir – gefördert vom Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klima­ schutzinitiative – diverse Alternativen. Wir beraten Kommunen und fördern den Austausch aller wichtigen Akteure. Schon heute gibt es Möglichkeiten, den Lieferverkehr einzudämmen und klima­ schonender zu gestalten. Hier sind zwei Grundprinzipien von Bedeutung: Zum einen vermeiden wir Lieferverkehr, indem wir die Lieferungen bündeln. Und wir verlagern ihn auf emissionsfreie Fahrzeuge wie die Lastenräder. Diese sind erstaunlich viel­ seitig einsetzbar. Wo sie doch einmal an Grenzen stoßen, können Elektrofahrzeuge aller Art die Lieferung übernehmen. Zwei Beispiele für alternative Konzepte in der Innenstadt: Göteborg zeigt mit »Stadleveransen«, wie der Einzelhandel gebündelt und emissionsfrei zu beliefern ist. Ein anderer Ansatz zielt auf die Paketund Express-Dienstleister. Für die Beliefe­ rung auf der letzten Meile – also die Zu­ stellung der Pakete an den Empfänger – können kleine, dezentrale Umschlagplätze (Mikro­depots) genutzt werden, und von dort dann Lastenräder. Ein gutes Beispiel dafür ist das Berliner Projekt KoMoDo.

Illustration: Die Projektoren

er Lieferverkehr in unseren Städten nimmt weiter zu. Und nicht erst seit der Corona-Krise wissen wir: Er ist wichtig, da er uns mit allem Nötigem versorgt. Entsprechend geht es im BUND-­Projekt »Klimafreundlicher Lieferverkehr für saubere und lebenswerte Städte« nicht darum, ihn grundsätzlich zu verteufeln. Sondern darum, ihn umwelt- und stadtverträglich zu gestalten. Denn wir sehen, dass der Verkehr die Ballungsräume immer stärker belastet. Unfälle, Luftschadstoffe und der Platzverbrauch schränken unsere Lebensqualität ein, der Ausstoß von Treibhausgasen belastet das Klima.

LIEFERVERKEHR

LIEFERN LASSEN Ein zunehmend sichtbarer Teil des Verkehrs ­ in Ballungsräumen geht von Lieferwagen aus. Wie können Städte hier für Entlastung sorgen? Dies untersucht der BUND derzeit. MIKRODEPOTS UND FUSSGÄNGERZONE Was können die Städte für einen umwelt­ verträglichen Lieferverkehr tun? Leider ist ihr Handlungsspielraum begrenzt. Es fehlt an klaren gesetzlichen Grundlagen, um eingreifen zu können – hier müssen die Bundes- und Landespolitik nachbessern. Doch bestimmte Hebel können die Kom­ munen bereits nutzen. So kann es zweckdienlich sein, eine Fußgängerzone einzurichten. Sie erlaubt es Kommunen zu entscheiden, welche Fahrzeuge zu welcher Zeit hineinfahren dürfen. Auch kann die Kommune eigen­ ständig Mikrodepots aufbauen und so den Lieferverkehr beeinflussen. Sie kann

dann bestimmen, zu welchen Bedingungen diese Depots zu nutzen sind: nur bei einer Zustellung mit emissionsfreien Fahrzeu­ gen oder bei der kooperativen Nutzung durch mehrere Dienstleister, wie das im KoMoDo-Projekt der Fall ist. Auf Projektebene arbeitet der BUND vor allem mit Kommunen und der Transport­ wirtschaft zusammen. Doch eins ist klar: Ein wichtiger Akteur sind nicht zuletzt wir alle, die wir uns Dinge liefern lassen. Wir sollten darauf achten, dass unsere Bestel­ lungen wirklich notwendig sind.

WWW.BUND.NET/ LIEFERVERKEHR


24 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA

VERKEHRSPOLITIK VOR ORT

MOBILITÄT DER ZUKUNFT IN BAYERN

Foto: Wanda Gond

Es ist ein Beispiel für Verkehrspolitik von gestern, die noch völlig auf das Auto als Fortbewegungsmittel fixiert ist: die B 15 neu. Die Planung aus den 70er-Jahren sah ursprünglich eine Auto­ bahn vor. Die Trasse, jetzt als autobahnartig ausgebaute Bun­ desstraße getarnt, soll von Regensburg über Landshut und das Inntal nach Rosenheim führen. Fertiggestellt ist bisher der Ab­ schnitt von der A 93 südlich von Regensburg bis Essenbach bei Landshut (im Bild der Abschnitt bei Neufahrn). Der BN-Landesverband und alle von dieser Transitautobahn betroffenen Kreisgruppen betonen, dass der Bau der B 15 neu an der A 92 bei Landshut beendet werden muss. Das Argument, dass ohne die geplante Fortsetzung mit einer Umfahrung von Landshut der Verkehrsinfarkt der Stadt droht, ist nach Ansicht des BN nicht stichhaltig. Stattdessen würde damit überregiona­ ler Verkehr verstärkt, denn eine fertiggestellte B 15 neu würde eine neue Süd-Nord-Straßenachse durch Europa schaffen. Der BN wird sich mit aller Kraft und allen legalen Mitteln für das Bau­ ende der B 15 neu an der A 92 einsetzen. lf

VERKEHRSBERUHIGUNG IST EINE ALTERNATIVE Um Verbesserungen bei belasteten Ortsdurchfahrten zu errei­ chen, wird normalerweise reflexartig eine Ortsumfahrung gefor­ dert. Doch diese sind meistens mit Naturzerstörungen, Zer­ schneidungen, Flächenverbrauch und mehr Verkehr verknüpft. Doch innerörtliche Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Kombi­ nation mit einer Stärkung des ÖPNV sind meist eine sinnvolle ­Alternative zu Ortsumfahrungen. Auf Anregung des BN hat das bayerische Verkehrsministerium daher ein Pilotprojekt »Ver­ kehrsberuhigung in Staatsstraßen-Ortsdurchfahrten« gestartet. Als Pilotgemeinden sind bisher die Orte Bad Endorf, Bad Kohl­ grub und Unterrödel (Ortsteil von Hilpoltstein) dabei. Denkbar sind sowohl bauliche als auch ordnungsrechtliche Maßnahmen wie zum Beispiel Geschwindigkeitsbegrenzungen. Der richtige Lösungsmix muss jeweils die Situation vor Ort be­ rücksichtigen. Das Bild zeigt die Staatsstraße 2220 in der Orts­ durchfahrt von Weidenbach mit bereits umgesetzten Verkehrs­ beruhigungsmaßnahmen. Foto: BN

VERKEHRSPOLITISCHER DINOSAURIER


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  TITELTHEMA 25

Foto: AdobeSTock/upixa

AKTION: STADT FAIRTEILEN Bayern braucht dringend eine echte Ver­ kehrswende, mit einer Abkehr vom Auto als Hauptträger der Mobilität. Damit das möglich wird, muss der Platz in unseren Städten neu verteilt werden. Unsere Städ­ te müssen von autogerechten Städten zu Städten der umweltgerechten Mobilität umgebaut werden. Gleichzeitig ­ können durch die Umverteilung des vorhandenen Platzes neue Grünflächen geschaffen wer­den. Dadurch steigt auch die Lebens­ qualität in den Städten entscheidend. Im bayerischen Kommunalwahlkampf wurden von den Parteien teils weitrei­ chende Vorschläge und Versprechen in Bezug auf die Verkehrswende gemacht. Jetzt kommt es darauf an, dass diese ­Versprechen in den Städten und Gemein­ den auch umgesetzt werden. Im Rahmen der Kampagne »Stadt FAIRteilen« will ­der BUND Naturschutz (soweit es die Be­ schränkungen durch die Coronakrise zu­ lassen) in den kommenden Monaten in verschiedenen Städten in ganz Bayern auf die ungerechte Verteilung der Verkehrsflä­ chen aufmerksam machen. Geplant sind­ beispielsweise Straßenpicknicks und Akti­ onen zur Umgestaltung von Park­plätzen. Damit will der BN Druck machen für eine Abkehr vom Auto und eine schnelle Ver­ kehrswende in unseren Städten.

Welche Prioritäten möchten Sie als bayerische Verkehrsministerin für die Mobilität der Zukunft setzen? Mein Herz schlägt für die Wahlfrei­ heit. Es gibt Menschen, die sich wun­ derbar im öffentlichen Nahverkehr ­bewegen können, kein Auto haben und es auch nicht brauchen. Gleich­ zeitig gibt es Menschen, die nicht nur zu ihrem Arbeitsplatz fahren, sondern etwas transportieren, ihre Kinder ver­ sorgen oder ihre Eltern pflegen müs­ sen. Wir müssen die Einzelbiografie akzeptieren und parallel den öffentli­ chen Nahverkehr so ausbauen, dass auch der, der das Auto nicht zwingend braucht, gerne öffentlich fährt. Beson­ ders im Großraum München schauen wir uns an, wie wir das Verkehrssys­ tem intelligenter aufstellen. Wir den­ ken alle Möglichkeiten durch, von U-Bahn-Verlängerungen bis zur Seil­ bahn. Wir dürfen hier ruhig unkonven­ tionell denken – es muss nicht alles so sein, wie es immer schon war. Welche Strategie haben Sie für die Mobilität im ländlichen Raum? Ich denke Politik vom Menschen her. Jeder muss dort leben können, wo er leben will. Mein Ziel ist es deshalb, dass allen Bürgerinnen und Bürgern in Bayern attraktive Fahrmöglichkeiten im ÖPNV zur Verfügung stehen – ­gerade auch im ländlichen Raum. So stimmen wir etwa mit den Landkrei­ sen als Aufgabenträger des ÖPNV Züge und Busse besser aufeinander

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Kerstin Schreyer (CSU), bayerische Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr. Die ersten 100 Tage im Amt liegen hinter ihr.

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3 Fragen an ... Ma Fo to :

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ab. Und wir gehen neue Wege: Wir fördern zum Beispiel ehrenamtliche Bürgerbus­ projekte als Ergänzung zum Linienvekehr oder bedarfsorientierte Angebote. 2019 haben wir bayernweit 40 solcher Projekte unterstützt. Erfolgsbeispiele sind die Ruf­ busse »Flexibus« in Günzburg oder das »BAXI« in Tirschenreuth.

»Vernetzung über kommunale Zuständigkeiten hinweg« Wie kann der Freistaat die Kommunen besser unterstützen bei der Verbesserung von ÖPNV und Radwegebau? Der Schlüssel zu einer modernen Mobili­ tät ist die sinnvolle Vernetzung aller An­ gebote über kommunale Zuständigkeiten hinweg. Wir als Freistaat bauen dazu das Netzwerk »Mobilität der Zukunft Bayern« auf, um Landkreise, Städte und Gemein­ den bei der Entwicklung von umfassen­ den Konzepten zu unterstützen. Dazu ­gehört auch der Radverkehr. Wenn wir wollen, dass mehr Menschen im Alltag Fahrrad fahren, müssen wir auch eine gut ausgebaute und sichere Infrastruktur schaffen. Deswegen investiert der Frei­ staat jährlich rund 40 Millionen Euro in Bau und Erhalt von Radwegen an Bun­ des- und Staatsstraßen. Außerdem unter­ stützen wir die Kommunen dabei.


26 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  LANDWIRTSCHAFT

ÖKOLANDBAU STÄRKEN

Theresia Kreppold ist Biobäuerin mit Leib­ und Seele. Seit über 30 Jahren steht sie drei Mal die Woche im Hof­ laden des familiengeführten Biobetriebs. Sie weiß, was ihre Kunden wollen und bereit sind zu ­bezahlen. Natur+ Umwelt sprach mit ihr. Natur+Umwelt: Theresia, Euer Kunden­ stamm ist in den letzten Jahren stark gewachsen, Euer Biosortiment auch. Was kaufen die Menschen, die zu Euch ja einige Kilometer zurücklegen müssen, so ein? Gibt es spezifische Gruppen? Und wa­ rum kommen sie immer wieder zu Euch? Theresia Kreppold: Viele Stamm­ kunden kommen seit 1986 je­ des Wochenende. Bedeutend erhöht hat sich der Anteil an jungen Familien. Sie kommen gerne mit den Kindern und nehmen sich

Foto: privat

IST BIO WIRKLICH TEUER? Zeit für Tiere und Bauernhof. Als neu und sehr erfreulich erlebe ich, dass jetzt auch junge Familien aus dem dörflichen Um­ feld bei uns einkaufen. Durchschnittlich kaufen die Kunden für 50 bis 60 Euro ein. Was sagen sie zu Euren Preisen? Wir fahren gerne zu euch für diese Quali­ tät und Frische. Eure Preise sind im Rah­ men. Wir zahlen eure Preise gerne, denn für diese Qualität seid ihr nicht zu teuer. Sind die Preise, die Ihr für die hofeigenen, produzierten Lebensmittel bekommt, aus­reichend? Es ist schon ein großer Aufwand, Direkt­ vermarktung zu machen, weil wir doch sehr kleine Mengen verkaufen, und des­ wegen die Arbeitslöhne vergleichsweise gering sind. Weil das Preisniveau für Le­ bensmittel in Deutschland gewohnheits­ mäßig ziemlich niedrig ist, führt das auch dazu, dass der bezahlte Wert für Biole­ bensmittel unter dem eigentlichen Wert liegt. Was wünschst Du Dir von deiner Kundschaft? Ich wünsche mir, dass für die Kunden die Qualität und die Herkunft der Produkte wichtiger werden als der Preis. Denn: Der Einkauf beim Biobauern ist aktiver Um­ weltschutz. Das Interview führte Marion Ruppaner

FÜR MEHR TIERWOHL Biolebensmittel machen 5,5 Prozent der Verkaufserlöse in der deutschen Landwirtschaft aus. Die Preisunterschiede für Biolebens­­ mittel sind dort besonders groß, wo konventionelle Lebensmittel indus­ triell zu Niedrigstpreisen angeboten werden, zum Beispiel bei Hähn­ chen- oder Schweinefleisch. Das ist nur deswegen möglich, weil auf Kosten des Tierschutzes produziert wird, und Umweltverschmutzung keinen Marktpreis hat. Folgekosten für die Trinkwasser­reinigung von Nitrat und Pestiziden, Steuergelder für Artenschutzmaßnahmen oder Abdriftschäden von Pestiziden wer­ den nicht von den Lebensmittelkon­ zernen bezahlt. Ein erster Schritt ist die Initiative des Handels, über einen Fonds ­ den Landwirten für Tierwohlstan­ dards einen kleinen Ausgleich zu be­zahlen. Doch diese Standards für konventionell erzeugte tierische Produkte sind für Verbraucher, an­ ders als bei Biolebensmitteln, nicht nachvollziehbar.


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  WIRTSCHAFT & TECHNIK ›  Energiewende 27

IM INTERVIEW

WINDKRAFTPLAN FÜR BAYERN o: tFo Fo

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Wie geht es weiter mit der Energiewende? Was muss die Politik jetzt liefern? ­ Wir fragten nach bei Katharina Habersbunner, Expertin für Erneuerbare Energien. Natur+Umwelt: Im November 2019 jährte sich die Einführung der 10H-Abstands­ regel für Windräder zum fünften Mal. Seitdem ist der Ausbau der Windkraft in Bayern praktisch zum Erliegen gekommen. Warum hat 10H die Windkraft so abgewürgt? Was müsste die Staatsre­ gierung jetzt tun? Katharina Habersbrunner: Die 10H-Regel war wirklich schlimm! Das hat den Aus­ bau der Windkraft in Bayern gänzlich ab­ gewürgt. 10H war ein Schnellschuss. Man wollte den Widerständen gegen die Windkraft entgegenkommen, aber die Ak­ zeptanz wurde dadurch nicht gesteigert. Dabei weiß man aus Studien: Akzeptanz erreicht man durch echte Teilhabe, so­ wohl bei den Planungen als auch bei der Beteiligung an den Anlagen. In der Bevöl­ kerung ist eine hohe Akzeptanz dafür da, die Energiewende zu beschleunigen. Über 90 Prozent sind dafür! Leider ist hier die Einstellung einer kleinen Minderheit sehr dominant geworden. Die Bayerische Staatsregierung müsste jetzt den politischen Willen für einen schnellen Umstieg auf Erneuerbare Ener­ gien zeigen. Sie müsste ihre Ziele klar de­ finieren, zum Beispiel für den Ausbau und die Sicherheit für Investitionen in Erneuer­ bare Energien. Da braucht es jetzt beherz­ ten politischen Willen, um von 10H loszu­

kommen. Und es braucht Instrumente für die Kommunen und Landkreise, um den Ausbau der Windkraft voranzubringen, wie die Regionalplanung. Es braucht ei­ nen bayerischen Plan für den Ausbau der Windkraft. Die Empfehlung von Experten ist: ein Plus von 8 Gigawatt bis 2030. Das hieße rund 140 neue Windkraftanlagen pro Jahr, das sind nicht einmal zwei pro Landkreis.

10H war ein Schnellschuss. Wie geht es weiter mit Klimaschutz und Energiewende? Was sind die nächsten großen Schritte, die wir einleiten müssen, um das Klimaziel von Paris einzuhalten? Und aus aktuellem Anlass: Wie wird sich die Coronakrise auf den CO2-­ Ausstoß auswirken? Es sieht so aus, als ob wir wegen Corona weniger Ausstoß haben werden. Aber in Sachen Klimaschutz ist noch viel zu tun! Es gibt zum Beispiel eine Erneuerbare-­ Energien-Richtlinie aus Brüssel, die bis Mitte 2021 in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Damit werden auch Bürger­ energieanlagen berücksichtigt, und es

Katharina Habersbrunner (Diplom-Mathematikerin und Master in Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeitsmanagement) i­st ­Vorstandsmitglied der Energiegenossenschaft »BENG eG« München und im Vorstand des Bündnis Bürgerenergie e.V. Hauptberuflich setzt sie bei­ der internationalen Umweltorganisation WECF (Women Engage for a Common Future) dezentrale und erneuerbare Energieprojekte in Afrika und Osteuropa um.

wären die Grundlagen für Energy Sharing und die Verbesserung des Mieterstrom­ modells geschaffen, also Sonnenstrom auch auf Mietshausdächern. Mit dieser Richtlinie würden lokale Potenziale für Wind- und Solarenergie genutzt, das wür­ de auch volkswirtschaftlich Sinn machen. Es gibt schon Pilotprojekte, Strom lokal zu erzeugen und zu speichern. Sehr scha­ de, dass die Bundesregierung zu alldem schweigt und blockiert! Hinzu kommt: Der 52-Gigawatt-Deckel hängt über der Solarbranche wie ein Da­ moklesschwert! Das dürfte im Sommer erreicht sein. Und die ersten Anlagen wer­ den bald nach 20 Jahren aus der Förde­ rung herausfallen. Die Situation ist hier komplett ungeklärt! Es müsste ein soge­ nannter »atmender Deckel« geregelt wer­ den. Die Bundesregierung zeigt hier leider große Entscheidungsschwäche. Was müssen wir von der Politik einfordern? Wir brauchen auf jeden Fall ambitionier­ ten Klimaschutz! Zum Beispiel enthält das Gesetz für den Kohleausstieg viel zu wenig Klimaschutz für viel zu wenig Geld! Es ist heutzutage nicht mehr hinnehmbar, dass noch Dörfer zerstört werden und es noch keine klare Absage für Datteln 4 gibt. Das Interview führte Luise Frank


Anfang März: Protest vor dem Bundesrat

Foto: J. Farys

Foto: Simone M. Neumann

28 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTIONEN

Mitte März: Der BUND projiziert seine Forderung an die Fassade der Nordischen Botschaften in Berlin.

KLIMASCHUTZ

STOPPT DATTELN 4 Mit einer Kampagne will der BUND verhindern, dass am Dortmund-Ems-Kanal ein neues ­Kohlekraftwerk ans Netz geht. Denn dann ­wären die deutschen Klimaziele Makulatur.

Ü

ber ein Jahr brauchte die Bundesregierung, um aus dem Beschluss der Kohle-Kommission einen Gesetzentwurf für den Kohleausstieg zu machen. Aber der Ausstieg erfolgt deutlich langsamer als von der Kommission empfohlen. Und beginnen soll der Ausstieg damit, dass im Ruhrgebiet das Steinkohlekraftwerk »Datteln 4« in Betrieb geht. Welch klimapolitischer Irrsinn.

RAUS AUS DER STEINZEIT Deshalb hat der BUND die Kampagne »Raus aus der Steinzeit – Nein zu Datteln 4!« gestartet. Denn dieses Kraftwerk wird zusätzlich Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre schleudern und das Klima weiter erhitzen. Und das wird auch nicht dadurch ausgeglichen (wie gerne behaup­ tet), dass gleichzeitig ältere Kraftwerke früher vom Netz gehen. Dies zeigt eine

Studie des Deutschen Instituts für Wirt­ schaftsforschung, die der BUND kürzlich in Auftrag gab. Will Deutschland seine Klimaschutzziele für 2030 erreichen, muss der Kohleausstieg bis dahin vollzogen sein und die erneuerbare Energiesparte deutlich schneller ausgebaut werden. Deshalb protestierte der BUND vor Ort und begleitet das Gesetzgebungsverfah­ ren: im Januar vor dem Kanzleramt und im März vor Bundestag und Bundesrat. Mal sind wir mit Schildern und Bannern da, mal mit einem rauchenden Kohlekraft­ werk. Die Forderung ist immer dieselbe: Stoppt Datteln 4!

FINNEN MITVERANTWORTLICH Außerdem wendet sich der BUND an die finnische Regierung. Seit Februar bieten wir die Möglichkeit, eine Nachricht an die Ministerpräsidentin Sanna Marin zu schi­

cken und sie aufzufordern, sich gegen das Kohlekraftwerk Datteln 4 zu wenden. Denn das ist im Besitz des finnischen Staats. Schon mehr als 30 000 Menschen haben Marin angeschrieben. Als sie im Februar auf Besuch im Kanzleramt weilte, war der BUND vor Ort. Im März haben wir sie mit einer großen Projektion erneut an ihre Verantwortung erinnert. Aktuell ist das Gesetzgebungsverfahren erst einmal verschoben. Doch wir bleiben aktiv, damit Datteln 4 nicht ans Netz geht. Auch Sie können etwas dafür machen. Die allermeisten von uns sind derzeit wohl mehr als sonst zuhause und verbringen sehr viel Zeit am Bildschirm. Deshalb hat sich der BUND ein kleines Spiel überlegt: Verhindern Sie, dass die Steinkohle aus den Frachtern zum Kraftwerk gelangt – stellen Sie Ihr Geschick unter Beweis, da­ mit Datteln 4 die Kohle nicht verbrennen kann! Das Spiel »Daddeln gegen Datteln« finden sie unter: www.bund.net/daddeln Und falls Sie es noch nicht getan haben: Schicken auch Sie eine Nachricht an die Ministerpräsidentin Sanna Marin – für ei­ nen raschen Ausstieg aus der Kohle, ohne neues Kraftwerk. Thorben Becker

AKTION.BUND.NET/ DATTELN-4-STOPPEN


Foto: Rudi Leitl

Natur +Umwelt 2 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 29

AUFGEPASST

GARTENSCHLÄFER WERDEN MUNTER ! Jetzt startet sie wieder, die Suche nach einer selten gewordenen Art.

D

er Frühling ist da, die Gartenschläfer haben ihren Winterschlaf beendet. Und der BUND steht bereit, mit der Uni Gießen und Senckenberg Gesellschaft: Unsere »Spurensuche Gartenschläfer« startet in ein neues Forschungs­jahr. Wir wollen das Rätsel lösen, warum die Art nicht mehr so verbreitet ist wie früher.

VIELE HINWEISE Der kleine Verwandte des Siebenschlä­ fers ist aus vielen Regionen Deutschlands und Europas in kurzer Zeit verschwunden. Die Ursachen sind noch unklar. Im Rah­ men der »Spurensuche Gartenschläfer«* konnten Forscherinnen und Naturschüt­ zer schon erste Geheimnisse lüften. Seit dem Start 2019 haben sie über 1500 Hin­ weise aus der Bevölkerung bekommen. Besonders auffällig waren die regionalen Unterschiede. »Aus Südwestdeutschland erhielten wir sehr viele Hinweise«, so Mechthild Klocke, die das BUND-Projekt

leitet. »Dagegen erreichten uns aus dem übrigen Verbreitungsgebiet in den Mittel­ gebirgen kaum Meldungen.«

Genug gepennt! Gartenschläfer sind jetzt vor allem nachts wieder draußen aktiv.

WORAN LIEGT’S? Dass die Unterschiede so deutlich sind, hat die Projektpartner überrascht – und auch beunruhigt. Offenbar ist der Garten­ schläfer vielerorts seltener als erwartet. Dieses Jahr soll seine Verbreitung weiter untersucht und sollen die weißen Flecken auf der Karte gefüllt werden. Darüber hinaus überprüfen die Spuren­ sucher alle denkbaren Gründe dafür, dass die Schlafmaus seltener geworden ist: ihre Nahrungsgewohnheiten sowie das Nahrungsangebot, ihre Ansprüche an den Lebensraum und das Klima, genetische Strukturen, Krankheiten und Parasiten, Fressfeinde und vieles mehr. »Wir wollen nicht, dass diese Tierart bei uns ausstirbt. Darum forschen wir in alle Richtungen und verwirklichen ein Schutzkonzept«, so Mechthild Klocke. »Auch das ist ein Teil unserer Spurensuche.« *g efördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums

HABEN SIE EINEN GARTENSCHLÄFER GESEHEN? Dann melden Sie ihn auf: ­ www.gartenschlaefer.de Besonders freuen wir uns über Fotos und Ton­aufnahmen (einfach via Smartphone). Tonaufnahmen?! Ja, Gartenschläfer sind an ihren Lauten gut zu erkennen – hören Sie selbst: www.gartenschlaefer.de/ geraeusche


30 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Pflanzenporträt

KRÄUTERPORTRÄT

KNOBLAUCH­ RAUKE

Foto: Margarete Vogl

Die Namen der meisten ­Wildkräuter sagen uns viel über ihre Eigenschaften. So auch die Knoblauch­rauke ­(Alliaria p ­ etiolata), die auch Wald­knoblauch oder Knoblauch­ hederich genannt wird.

B

eim Zerreiben der Blätter duftet und schmeckt sie nach Knoblauch. Die Knoblauchrauke hat kein dauerhaftes Wurzelwerk. Jedes Jahr entstehen neue Pflanzen. Im Spätsommer des ersten Jahres wachsen aus den vielen winzigen Samen zuerst kleine Pflänzchen mit fast runden Grundblättern. Diese können bis zum Herbst teilweise kinderhandgroß werden. Die Knoblauchrauke ist eine sogenannte zweijährige Pflanze mit einem kräftigen, aufrechten Stiel, an dem die Blätter unterschied­ lich wachsen. Im unteren Bereich sind sie groß und nierenförmig und im zweiten Jahr stark gezähnt und herzförmig spitz im obe­ ren Bereich. Die Blattform hat sich im zweiten Jahr verändert. Mit dieser botanischen Besonderheit, die Form der unter­ schiedlichen Blätter an einer Pflanze, verändert sich auch ihre Funktion. Die größeren Rosettenblätter im Frühjahr sollen das Licht einfangen für das weitere Wachstum. Je höher der Stängel wird, umso kleiner die Blätter, dadurch machen sie Platz für die Blüten, damit die Insekten angelockt werden. Am Ende des Stängels erblühen weiße, zierliche Kreuzblüten. Im Sommer werden daraus schmale vierkantige Schoten, dicht gefüllt mit Samen. Diese Schoten platzen bei Berührung und winzige schwarze Samen springen hervor. Besonders unter Hecken, an Zäunen, an Waldrändern, Lichtun­ gen, vor Gebüsch, in naturnahen Gärten auf nährstoffreichem, frischem Boden im Halbschatten kann man die zarten Pflänz­ chen finden. Hat man diese wohlschmeckende Pflanze einmal im Garten, so kann man jederzeit davon ernten. Es ist nur wich­ tig, im Frühjahr nicht gleich die Wiese zu mähen, denn sie kann sich jederzeit einen neuen Standort suchen. Um sie in den Gar­ ten zu bekommen, sät man im Herbst die winzigen Samen auf lockere Erde vor Gebüsch. Verwechseln könnte man die jungen Blätter mit den Blättern vom Scharbockskraut, Gundermann und Echter Nelkenwurz. Sie sind ebenfalls essbar, haben jedoch nicht den typischen Knob­ lauchduft. Alle ihre Pflanzenteile lassen sich für Salate, Kräuterbutter, Pesto, Wildgemüse und andere Gerichte verwenden. Roh schmeckt die Knoblauchrauke besonders lecker. Aus ihren Samen kann auch Senf hergestellt werden. Durch ihre wert­ vollen Inhaltsstoffe wie Senfölglycosid, Sinigrin, Vitamine, ätherische Öle und noch andere ist sie auch für eine Frühjahrskur wunderbar geeignet. Margarete Vogl, Kräuterpädagogin

BUCHEMPFEHLUNG Margarete Vogls kleiner Wildkräuterführer 100 heimische Wildpflanzen suchen, bestimmen und verwenden, mit rund 270 Fotos, 12,80 Euro, Emu-Verlag


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 31

Foto: Eberhard Pfeuffer

GERETTETE LANDSCHAFT Das Riedberger Horn im Allgäu ist ein ganz besonderes Naturjuwel: Dieses Mosaik aus Trocken- und Feuchtbiotopen schafft eine hohe Artenvielfalt. Das Birkhuhn hat hier einen seiner letzten Rückzugs­orte. Doch ein Zusammenschluss von Skigebieten drohte den beliebten ­Wanderberg zu zerstören. Über zehn Jahre kämpften der BN und Mit­ streiter um den Berg zu retten – mit Erfolg: Jetzt soll hier eine Vorbildregion für naturnahen Tourismus entstehen.


Foto: Philipp Küchler

32 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Bedrohter Gipskarst in Thüringen

Foto: Philipp Küchler

Das endemische Südharz-Brillen­schötchen zählt zu den größten Seltenheiten der Region.

Verschont geblieben: Alter Karstbuchenwald im NSG Himmelsberg

22. März, frühmorgens: eine Wildkatze am Mühlberg

GIPSKARST IN THÜRINGEN

BIOSPHÄRE STATT RAUBBAU! Beispielhaft zeigt ein Höhenzug bei Nordhausen, wie die Gipsindustrie bis heute mitten in Deutschland wertvollste ­Natur ­bedroht.

W

er Pläne verfolgt, die nur um den Preis großer Naturzerstörung zu verwirklichen sind, versucht diesen Umstand zumeist klein- und schönzureden. Nicht so der Bundesverband der Gipsindustrie. In einem Strategiepapier forderte er kürzlich ganz unverblümt, den Abbau von Naturgips in Deutschland ohne Rücksicht zu erweitern: Gesetzliche Hürden müssten beseitigt werden, damit die Bagger auch in Schutzgebiete vordringen

könnten. Burkhard Vogel, Geschäftsführer des BUND Thüringen, wurde deutlich: »Dies kommt einer Aufforderung zum maßlosen Raubbau im Südharz gleich«, kritisierte er. »Das führt unseren bisherigen Dialog über eine schonende Nutzung von Naturgips ad absurdum.«

VIELFÄLTIG Nun muss man wissen: Der Gipskarst im Südharz ist in vieler Hinsicht einzigartig. Über hundert Kilometer erstreckt er sich als schmaler Gürtel von Osterode in Nie­ dersachsen bis Sangerhausen in Sach­ sen-Anhalt. Dieses bedeutendste Gips­ karstgebiet in Mitteleuropa zählt zu den 30 deutschen Hotspots der biologischen Vielfalt. Seine Flora und Fauna weisen be­ merkenswerte Arten auf. So gedeihen hier Pflanzen wie Frauenschuh, Fransen­ enzian oder Grauscheidiges Federgras. Als Relikte der Eiszeit überdauerten die

Alpen-Gänsekresse und eine nur noch hier vorkommende Unterart des Brillen­ schötchens. Die Umgebung von Nordhau­ sen – ein zentraler Teil des Gipskarstes – gilt gar als eine der botanisch reichsten Regionen von Ostdeutschland. Die Tierwelt steht der Pflan­ zenwelt in nichts nach: Allein ein Dutzend verschiedene Fledermäuse be­siedelt die Karst­ höhlen und alten Laubwälder. Wildkatzen ­leben hier in einer Dichte wie kaum sonst irgendwo; und mit ihr Haselmaus, Uhu, Feuersalamander, Hirschkäfer und weite­ re Raritäten.

VOM GIPS GEFORMT Etliche Abschnitte des Gipskarstgürtels stehen daher unter nationalem und euro­ päischem Schutz. So auch nordwestlich von Nordhausen das 962 Hektar große Fauna-Flora-Habitat »Kammerforst-­Him­ melsberg-Mühlberg«. Es beherbergt alte


Foto: Philipp Küchler

Natur +Umwelt 2 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Bedrohter Gipskarst in Thüringen 33

Gipsabbau Gipsabbau Gipsabbau Gipsabbau Gipsabbau Steinbruch,Aufschüttung, Aufschüttung, Kahlschlag Steinbruch, Kahlschlag Gipsabbau Steinbruch, Aufschüttung, Aufschüttung, Kahlschlag Kahlschlag Steinbruch,

NSG Himmelsberg

Steinbruch, Aufschüttung, Steinbruch, Aufschüttung, Kahlschlag Kahlschlag Akut bedroht Akut bedroht Akut bedroht Akut bedroht Akut bedroht durch Akut bedrohtGipsabbau durchAusweitung Ausweitung Gipsabbau durch Ausweitung Gipsabbau durch Ausweitung durch Ausweitung Ausweitung Gipsabbau Gipsabbau durch Gipsabbau Naturschutzgebiet , bestehend Naturschutzgebiet bestehend Naturschutzgebiet, ,,,bestehend Naturschutzgebiet bestehend Naturschutzgebiet bestehend »Himmelsberg bei Woffleben, Woffleben, Mühlberg« Naturschutzgebiet , bestehend »Himmelsberg bei Mühlberg« »Himmelsberg beibei Woffleben, Mühlberg« »Himmelsberg Woffleben, Mühlberg« »Himmelsberg bei Woffleben, Mühlberg« »Himmelsberg bei Woffleben, Mühlberg« Naturschutzgebiet,, geplant geplant Naturschutzgebiet Naturschutzgebiet , geplant Naturschutzgebiet, Naturschutzgebiet ,geplant geplant »Bromberg-Mühlberg bei Woffleben« Woffleben« Naturschutzgebiet , geplant »Bromberg-Mühlberg bei »Bromberg-Mühlberg beibei Woffleben« »Bromberg-Mühlberg bei Woffleben« »Bromberg-Mühlberg Woffleben« »Bromberg-Mühlberg bei Woffleben« FFH-Gebiet FFH-Gebiet FFH-Gebiet FFH-Gebiet »Kammerfost-Himmelsberg-Mühlberg« FFH-Gebiet FFH-Gebiet »Kammerfost-Himmelsberg-Mühlberg« »Kammerfost-Himmelsberg-Mühlberg«

Gipsabbau Rüsselsee (oben), Himmelsberg (unten)

»Kammerfost-Himmelsberg-Mühlberg« »Kammerfost-Himmelsberg-Mühlberg« »Kammerforst-Himmelsberg-Mühlberg«

NSG Bromberg (geplant)

Woffleben

Niedersachswerfen

Foto: Stefanie Haupt

NSG Mühlberg

Biotopverbund bald besser geschützt? Die Lage des geplanten NSG Bromberg. Die Stiftung »Grüne Tatze« über­ ließ dem BUND darin kürzlich zehn Hektar, die wir dauerhaft zum Wohle des Naturschutzes verwenden können.

Kreisgruppe Nordhausen und BUND-Vorstand protestieren im Sommer 2019 gegen den Gipsabbau.

Buchenwälder, orchideenreiche Trocken­ rasen, Felsabhänge mit Blaugras, Feucht­ biotope am Fuß der markanten Steilhänge sowie Höhlen und Erdfälle. Quer durchs Gebiet windet sich das Flüsschen Zorge, von einer naturnahen Aue gesäumt. Nur zwei Kilometer westlich verläuft an der Grenze zu Niedersachsen das Grüne Band. Und im Norden markieren dicht bewaldete Hügel den Beginn des Harzes. Ungewöhnlich abwechslungsreich also präsentiert sich diese Gegend. Geformt hat sie der Gips – ein großer Segen, und zugleich ein Fluch.

»Schwarzbuch Gips« des BUND Thüringen (siehe unten). Auch im niedersächsischen Gipsgürtel reiht sich ein Steinbruch an den nächsten. Einzig Sachsen-Anhalt hat es geschafft, seinen Gipskarst großflächig zu sichern, mit einem Biosphärenreservat und (noch vor 1990) großräumig ausgewiesenen Natur­­schutzgebieten. Weil das Klein-Klein der Thüringer Schutzgebiete der aggres­ siven Gipsindustrie offenkundig zu wenig entgegenstellt, wirbt der BUND seit Jahren für eine länderübergreifende Bio­ sphäre. Heidi Schell ist überzeugt: »Eine Modellregion ›Karstlandschaft Südharz‹ würde Mensch und Natur nachhaltig bereichern. Sie böte auch der Industrie Anreize, ihren Hunger auf Naturgips mit den vorhandenen Ersatzstoffen zu stillen.« Severin Zillich

LETZTE RETTUNG? Denn so malerisch die Landschaft ist, so hässlich sind die Wunden, die der Mensch ihr seit hundert Jahren schlägt. Die Akti­ ven des BUND Nordhausen haben den Raubbau täglich vor Augen. Bei einer ge­ meinsamen Tour Anfang März verdeut­ lichte die Vorsitzende Heidi Schell das Ausmaß der Naturzerstörung. Zwei be­ nachbarte Steinbrüche fressen sich in den bewaldeten Nordhang, die Naturschutz­ gebiete Himmelsberg und Mühlberg ver­ bindet nurmehr ein schmaler Waldstreifen. Auch dieser drohte der Gips­industrie ge­ opfert zu werden – die Betreiber der Stein­

brüche drängten auf eine abermalige Erweiterung. Vorsorglich hatte man den Bereich schon intensiv durchforstet und zahlreiche Altbuchen und Eichen gefällt. Erst kurz nach dieser Tour (Heidi Schell hatte die Hoffnung fast aufgegeben) ge­ lang es Thüringens Umweltministerium, ein Verfahren zu eröffnen für ein Natur­ schutzgebiet am Bromberg, dem Mittel­ teil des Höhenzugs. Wie zuletzt am be­ nachbarten Winkelberg scheint es einer Ausweitung des Raubbaus hier einen Rie­ gel vorschieben zu können. Inwiefern der Waldstreifen an der Abbau­ kante damit wirklich als Biotopverbund gerettet ist, werden die nächsten Wochen zeigen. Parallel jedenfalls treibt die Gipsindustrie die Vergrößerung ihrer Steinbrü­ che weiter voran. Der BUND Nordhausen will alles in Bewegung setzen, damit sich die Wunden im Bromberg nicht doch zu einem Geschwür auswachsen.

BIOSPHÄRE Selbst wenn dieser reizvolle Naturverbund nun doch bewahrt werden sollte: Die Zer­ störung des Gipskarstes im Südharz hat System. Das zeigt der großflächige Abbau am Alten Stolberg, am Kohnstein oder an den Elricher Klippen, dokumentiert im

i

MEHR INFORMATIONEN Das üppig bebilderte ­ Schwarzbuch Gips (32 S.) gewährt gründliche E ­ inblicke ins Thema. Bezug: BUND ­Thüringen e.V., Tel. 03 61/5 55 03 10, bund.thueringen@ bund.net. Gratis-­Download: www.bund-thueringen.de


Foto: Helmut Weller

Am Lockstock: eine Wildkatze im siebten Baldrianhimmel

SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN

LANGSAME RÜCKKEHR chiv Foto: BUND-Ar

Vor über einem Jahr haben 150 ehrenamtliche Wildkatzenforscher in ganz Nordbayern Haarproben an knapp 600 Lockstöcken gesammelt, die dann genetisch untersucht wurden. Heute wissen wir: 68 davon stammen von Wildkatzen.

Organisierte das große CitizenScience-Projekt: ­Sabine Jantschke

D

as große »Bürger-Forschungsprojekt« (Citizen-Science-Projekt) des BN zeigt damit erneut eines deutlich: »Die einst ausgerottete und von 1984 bis 2009 vom BUND Naturschutz wieder eingebürgerte Wildkatze erobert sich die ehemaligen Lebensräume in Bayern zurück«, sagt BN-Artenschutzreferent Kai Frobel.

Klar sei aber auch: »Es geht nicht ganz so schnell wie erhofft. Wir brauchen Geduld und müssen eher in Jahrzehnten als in Jahren denken.« Nach 2014 war die Lock­ stockaktion im Spätwinter 2019 die zwei­ te Wildkatzeninventur in Nordbayern. Der BUND Naturschutz hat sie ebenso wie die kostspieligen Genanalysen größtenteils selbst finanziert. Bei der Lockstockme­


BÜRGERFORSCHUNG ­ IM GROSSEN STIL Die Biologin Sabine Jantschke hat den Einsatz der Laien-Forscher organisiert. Keine kleine Aufgabe: Sie verteilt das Ma­ terial – Baldriantinktur in Sprühflaschen, Lötbrenner, Pinzetten, Probenbeutel – an die Aktiven, gestaltet und leitet die zentra­ len Einweisungsveranstaltungen, ist An­ sprechpartnerin bei allen Fragen, nimmt die Haarproben in Empfang und unter­ zieht sie einer ersten Prüfung. An den Lockstöcken reiben sich nämlich längst nicht nur Wildkatzen: »Wir hatten auf den teilweise vorhandenen Wildka­ meras schon alles drauf«, sagt Sabine Jantschke. Natürlich Hauskatzen, aber ­ auch Baummarder, Wildschwein, Reh, Hase, Fuchs, Eichhörnchen, Dachs – auch Vögel säßen gerne auf den Stöcken. »Wenn im eigenen Revier plötzlich ein nach Baldrian stinkender Stock steckt – da gehen alle mal hin und gucken«, meint sie. Deshalb sei auch das Abflämmen der Stöcke beim Ausbringen und nach jeder Kontrolle so wichtig: »So verhindern wir,

LANGSAME AUSBREITUNG NACH SÜDEN Etwa sechs Monate mussten die Wildkat­ zenforscher dieses Mal auf die Ergebnis­ se der Haaranalysen warten. Umso schö­ ner, wenn sie dann positiv ausfallen. »Es deuten alle Zeichen darauf hin, dass die Wildkatze sich nach Süden hin ausbrei­ tet«, sagt Sabine Jantschke. Näheres soll nun das große Lockstock-Monitoring in Südbayern erbringen, das im Frühling 2020 stattgefunden hat. Genau wie in Nordbayern, soll es die Entwicklung seit der letzten Erhebung vor fünf Jahren auf­ zeigen. Damals waren die südlichsten Funde bei Memmingen und Augsburg ge­ lungen. Ob sich die Wildkatze mittlerweile noch weiter vorgearbeitet hat, darauf sind alle neugierig. Denn auch wenn die Wild­ katze früher nicht in den Alpen vorkam, weil die Winter dort zu hart waren, wurden in den vergangenen Jahren schon Exemp­ lare auf über 800 Metern (Fichtelgebirge) oder sogar 1200 Metern (Österreich) nachgewiesen. Es bleibt also spannend! Heidi Tiefenthaler

iet e

dass Haare vom eigenen Hund oder der Hauskatze Proben verunreinigen oder Haare aus verschiedenen Kontrollzeiträu­ men sich vermischen.« Denn dann gebe es eine sogenannte Misch­probe und da­ mit kein Ergebnis beim Gentest. Lockstockaktionen starten früh im Jahr. Möglichst noch im Februar sollen die Ehrenamtlichen die ersten Kontroll­ gänge absolvieren, denn die Paarungszeit der Wildkatze, die sogenannte Ranzzeit, dauert etwa von Januar bis März. Und in dieser Zeit sollen die Tiere besonders ak­ tiv sein. Von da an kontrollieren die Akti­ ven ihre Lockstöcke insgesamt achtmal, einmal pro Woche. Kompliziert sei das nicht, meint Sabine Jantschke, aber ge­ nau sollte man schon sein. »Die ganz fei­ nen Härchen sind leicht zu übersehen.« Manche Teilnehmer arbeiten deshalb so­ gar mit Lupe.

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thode werden raue Holzpflöcke an ver­ schiedenen Stellen in den Waldboden ge­ schlagen, mit Baldriantinktur besprüht und regelmäßig nach Haaren abgesucht. Hochspezialisierte Wildtier-Genetiker im hessischen Senckenberg Institut analy­ sieren die Proben dann, denn das geneti­ sche Material in den Haarwurzeln zeigt eindeutig, ob es sich tatsächlich um Wild­ katzenhaare handelt. Besonders gute Haarproben lassen es sogar zu, einzelne Tiere zu identifizieren. So haben die seit Anfang des Jahres vorliegenden Analyse­ ergebnisse gezeigt, dass ein Kater über 60 Kilometer von Amberg-Sulzbach nach Cham gewandert ist. Außerdem wurden Vorkommen in Oberfranken (Lichtenfels, Coburg und Bamberg), in der Oberpfalz (Cham) und im unterfränkischen Spes­ sart bestätigt. Besonders erfreulich: Im Landkreis Kitzingen haben die Forscher erstmals eine Wildkatze nachgewiesen. In Mittelfranken sind die Tiere ­im Nürnber­ ger Land und mindestens eine W ­ ildkatze im Landkreis Neustadt/Aisch u ­ nterwegs.

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Natur +Umwelt 2 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Naturschutz Wildkatze 35

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VERMÄCHTNIS FÜR DIE WILDKATZE Dank des großzügigen Nachlasses des 2016 verstorbenen BN-Mitgliedes Ute Szczepaniak (siehe Foto) aus Buckenhof (Kreisgruppe Erlangen) konnten BUND und BUND Naturschutz mehrere Wildkatzenprojekte und Flächenkäufe in Bayern und Thüringen realisieren. So erwarb der BN im Rahmen des »Albtraufprojektes« des BN-­ Naturschutzzentrums Wenglein­ park in der für Wildkatzen beson­ ders geeigneten Hersbrucker Alb sechs ökologisch wertvolle und ­naturnahe Waldflächen. Auch das 2019 durchgeführte BN-­Wild­ katzen­­monitoring in Nordbayern wurde damit möglich. Zu Buche schlagen hier vor allem Personalund Sachkosten, sowie die wichti­ gen, aber kostspieligen Gentests im Senckenberg Institut. In Thüringen kaufte der BUND mithilfe des Nachlasses zwei Grundstücke. Sie wurden bepflanzt und Wildkatzenkorridore angelegt. Auch im Wildkatzendorf Hütsche­ roda im Nationalpark Hainich er­ möglicht das Erbe verschiedene Projek­ te. Diese Investitio­ nen dürften dazu beitragen, die Le­ bensräume von Wildkatzen und de­ ren weitere Ausbrei­ tung im Raum Thürin­ gen und Franken zu ­sichern. Dieter Argast/ht


Tarnung ist alles. Die Blau­ flügelige Ödlandschrecke ist fast unsichtbar, solange sie bewegungslos am Boden ­verharrt. Doch fliegt sie auf, erscheinen ihre Hinterflügel unverkennbar blau. Sie mag es trocken und warm und ­bewohnt besonders gerne ­Kiesflächen, Sandgruben und Trockenrasen. Oder einstige Tagebaue wie die Goitzsche bei Bitterfeld, ein Wildnis­ projekt der BUNDstiftung. Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist gefährdet: Ihre Lebensräume erhalten zu viel Stickstoff aus der Landwirtschaft und wachsen zu. Sie verbuschen, wo keine Schafe mehr weiden. Und sie werden aufgeforstet oder überbaut. BUND und BN bewahren ­etliche Refugien dieser Art – und fordert einen besseren Schutz aller Insekten, zum Beispiel im Rahmen der nächsten EU-Agrarreform.

/ F. Foto: blickwinkel

Bedroht

Hecker

36 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema


Foto: Wolfgang Willner

Natur +Umwelt 2 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 37


38 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema

POLEN

Foto: Iris Brunar

WEICHSEL ADE? Die Weichsel bei Mięćmierz, etwa 150 Kilometer stromaufwärts von Warschau

Polens größter Fluss zählt zu den natürlichsten Europas – und ist akut bedroht. Wer setzt sich durch: Ausbau-Lobby oder Naturschutz?

K

önigin der Flüsse nennen die Polen ihre Weichsel. Über 1000 Kilometer schlängelt sie sich von den schlesischen Beskiden im Süden bis in die Danziger Bucht. Ab Warschau wurde die Weichsel für größere Schiffe ausgebaut. Stromaufwärts fließt sie noch weitestgehend naturbelassen, ihr Wasserstand schwankt stark, Sandinseln prägen das Bild. In den letzten Sommern litt der Fluss zu­ nehmend unter Niedrigwasser. Vor allem an den begradigten Abschnitten wirkt sich das aus: Wanderfische wie Stör, See­ forelle oder Weichsellachs verschwinden,

die Artenvielfalt nimmt ab, der Grundwas­ serspiegel sinkt, die Aue trocknet aus. Nun plant Polen, die Weichsel für den Schiffsverkehr weiter auszubauen. Als Teil der Wasserstraße E40 soll sie künftig Ostsee und Schwarzes Meer verbinden. Der ökologische Schaden wäre immens. Zahllose Dämme und Staustufen würden den Strom in eine Kette von Stauseen ver­ wandeln. Auch die Ukraine und Weißruss­ land sind an dem Megaprojekt beteiligt. Die Wasserrahmenrichtlinie der EU ver­ pflichtet Polen, Flüsse wie die Weichsel in einem ökologisch guten Zustand zu be­

UKRAINE

Gleich nach ihrer Wahl zur Kommissionspräsidentin kündigte Ursula von der Leyen im Dezember einen »Grünen Deal« an. Davon ließ sich auch der EU-Nachbar Ukraine anregen.

S

chon im Januar legte das Land sein »Green Energy Transition Concept« vor. Es soll dafür sorgen, den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2050 auf 70 Prozent anzuheben.

An einem Infostand werben junge Klimaschützerinnen für erneuerbare Energien.

Foto: Ecoclub Rivne

NICHT GENUG

lassen, es gilt das Verschlechterungsver­ bot. Allerdings ist die PiS-­Regierung dafür bekannt, Umweltrecht zu igno­rieren: 2018 musste der Europäische Gerichtshof erst mit täglichen Strafzahlungen von 100 000 Euro drohen, um Rodungen im Umkreis des Białowieża-Urwalds zu stoppen. Im Kampf gegen die Wasserstraße E40 haben sich Umweltverbände wie der BUND-­ Partner »The Polish Ecological Club«, Wissenschaftlerinnen und Künstler im Bündnis »Rettet die Flüsse« vereinigt. Mitgründerin Ewa Leś: »Die Wasserstraße würde den Zustand der Weichsel dras­ tisch verschlechtern. Ihr Bau muss unbe­ dingt gestoppt werden!« Der BUND berät das Bündnis, denn: Polens Regierung hat kein Recht, die Weichsel zu zerstören. Lilian Neuer

Dafür soll die besonders klimaschädliche Kohle komplett aus dem Energiemix ver­ schwinden – keine Selbstverständlichkeit für ein traditionell stark kohleabhängiges Land. Doch den dortigen Umweltverbänden geht der Ausstieg nicht schnell genug. Kli­ maneutral wäre die Ukraine so erst 2070, viel zu spät. Für die Pariser Klimaziele müsste sie schon 2050 alle Energie aus Wasser, Wind und Sonne gewinnen.

Mit unserer Hilfe entwickelte der BUND-Partner »Ecoaction« einen Fahr­ plan, der detailliert die nötigen Schritte bis 2030 beschreibt: Was muss die Ukraine dazu beitragen, dass die Erderwärmung 1,5 °C nicht übersteigt? Ecoaction schuf – abgestimmt mit anderen Umweltverbän­ den und Expert*innen – eine Blaupause für alle, die sich für eine ehrgeizige Klimaund Umweltpolitik einsetzen. Derzeit rei­ sen unsere Verbündeten in die Regionen, um politische Unterstützung für stärkere Klimaziele und deren rasche Umsetzung zu organisieren. Was machbar ist, weist ihr Fahrplan eindrücklich nach. Severin Ettl


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  INTERNATIONALES 39

BAYER IN BRASILIEN

UNVERANTWORTLICH Der Chemiekonzern Bayer verkauft weiterhin Pestizide nach Brasilien, deren Einsatz in der EU verboten ist – mit schlimmen Folgen für Mensch und Natur.

J

edes Jahr meldet Brasilien mehr als 6000 Vergiftungen durch Pestizide, durchschnittlich 148 Menschen sterben daran, Tendenz steigend. Die riesigen Monokulturen von Mais, Soja und Zuckerrohr werden häufig mit dem Flugzeug besprüht. Jede vierte Gemeinde findet heute Rückstände gleich mehrerer Pestizide in ihrem Trinkwasser. Wofür auch die Bayer AG verantwortlich ist: Gemeinsam mit BASF und dem Schweizer Konzern Syngenta ist sie einer der größten Player im Geschäft mit Ackergiften in Brasilien.

ONLINE PROTESTIERT Zu den vielen schädlichen Produkten von Bayer zählt das Insektizid Larvin. Es wird im Baumwoll-, Mais- und Sojaanbau ein­ gesetzt. Ausgebracht wird es mit dem Flugzeug oder Sprühfahrzeugen. Larvin enthält das krebserregende Nervengift Thiodicarb. In der EU ist es verboten. Brasiliens industrielle Landwirtschaft ist angewiesen auf Pestizide aus Deutsch­ land. Umgekehrt wird ein Großteil ihres Exports nach Europa verschifft. So landet das Soja auch als Tierfutter in der hiesigen Massentierhaltung. Das neue EU-Handelsabkommen mit den Mercosur-Ländern stärkt diese Handelsbeziehung zusätzlich. Eigentlich wollte der BUND die Haupt­ versammlung des Bayer-Konzerns in die­ sem Jahr nutzen, um gegen den Export der Pestizide zu protestieren. Wir wollten darauf hinweisen, welch schlimme Bedin­ gungen in der Lieferkette von Bayer herr­ schen und wie fatal sich die Pestizide auf

Gesundheitsschäden besser vorbeugen und alle Pestizide so kennzeichnen, dass eine sachgemäße Anwendung garantiert ist und die gesundheitlichen Risiken ganz deutlich werden. Letztlich wäre Bayer in der Pflicht, einen Verkaufsstopp und die Rücknahme jener Pestizide zu prüfen, die inakzeptable Risi­ ken für die Bevölkerung hervorrufen – etwa weil sie hoch gefährliche Wirkstoffe enthalten oder keine sichere Anwendung gewährleistet ist. Ebenso könnten alle, die durch Bayer-Pestizide geschädigt wurden, den Konzern auf Entschädigung verklagen. Deshalb setzen wir uns ge­ meinsam mit »Amigos da Terra« dafür ein, die Lieferketten deutscher Unternehmen zu regulieren. Lia Polotzek

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MEHR ZUM THEMA Der BUND beteiligt sich an der Initiative Lieferkettengesetz. Mehr dazu unter: www.bund.net/lieferkettengesetz

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die Artenvielfalt vor Ort auswirken. Doch in der Corona-Krise fand die Versammlung nur online statt, mit beschränktem Rederecht für Kleinaktionär*innen. Deshalb mussten wir unseren Protest online ausdrücken. Wir teilten ein Bild, mit dem sich unser brasilianischer Partner »Amigos da Terra Brasil« gegen den Ex­ port von Pestiziden wehrt. Um Mensch und Natur in Brasilien weniger zu schaden, darf es nicht länger doppelte Standards geben: Bayer muss verpflichtet werden, keine Pestizide mehr zu exportieren, die in der EU nicht zugelassen sind.

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REGELN FÜR DIE LIEFERKETTE Ein gutes deutsches Lieferkettengesetz würde Bayer dazu verpflichten, die tat­ sächlichen und potenziellen Auswirkun­ gen des Pestizidverkaufs zu untersuchen: Wie werden die Gifte vor Ort angewendet? Und wie hoch ist das Risiko, wenn dies unsachgemäß geschieht? Bayer müsste

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40 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Wanderung

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

NACHBARN FÜR NATURSCHUTZ An der Grenze zwischen Bayern und Tschechien kann man das Grüne Band erwandern. Aus dem Todesstreifen wurde hier eine Lebensader.

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leich am Anfang unseres Wegs gegenüber vom Grenzparkplatz Haidmühle liegt schon das erste Moor, das – einst trockengelegt – wieder vernässt werden soll. Trotz aller Bemühungen­ der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau nimmt der ausgetrocknete Torfboden das angestaute Wasser kaum mehr auf. Dennoch fühlen sich Kreuzotter und Braun­ kehlchen, Libellen, Käfer und Schmetterlinge hier wohl. Geschützt sind sie und viele andere selte­ ne Arten nicht nur auf dieser BN-eigenen Wiese. Der gesamte Grenzstreifen – frü­ her militärische Sperrzone – ist Teil des Grünen Bandes. Auf der bayerischen Sei­ te stehen die Flächen entlang der Grenze

unter Naturschutz oder Landschafts­ schutz. Die tschechische Seite ist ein Teil des Nationalparks Šumava. Im Bemühen um die Renaturierung von Mooren in den beiden Nationalparks steht der BN nicht alleine da. Ein gemeinsames Projekt mit tschechischen und bayeri­ schen Behörden hat sich »Life for Mires« zum Ziel gesetzt. Auf insgesamt 1672 Hektar sollen in 47 Einzelprojekten der Wasserhaushalt verbessert und die Moo­ re wiederbelebt werden. Eine kurze Straße führt über die Staats­ grenze nach Nové Údolí. Rechts davon liegt eine weitere Fläche im Besitz des BN. Fast unzugänglich, voller umgestürz­ ter Bäume, die nicht weggeräumt werden

können, bleibt sie als »Lebensraum Tot­ holz« erhalten. Nach dem Bahnhof Nové Údolí überqueren wir nach links die Gleise und schließlich die Kalte Moldau. Der Weg führt leicht ansteigend durch einen Fichtenforst und mündet in einen Querweg, dem wir nach links folgen. Eine Steintafel mit dem Ortsnamen Krásná Hora (Schönberg) ist eine wehmütige Er­ innerung an eines der grenznahen Dörfer, die im Kalten Krieg abgesiedelt und dem Verfall überlassen wurden. Die ehemalige Siedlung ist noch er­ kennbar: Einzelne alte Obstbäume, man­ che abgestorben, stehen an den Rändern, Brombeerranken überwuchern Reste von Grundmauern und Kellergruben. Die Rin­ der, die hier gelegentlich weiden, werden extra hierhergebracht. Danach bleibt alles wieder den Waldhyazinthen und Kratzdis­ teln, den Vögeln und Schmetterlingen über­lassen. Jetzt müssen wir nur noch den Weg­ weiser finden, der uns den Abstieg nach links durch die Weide zeigt. Er ist auf der uns abgewandten Seite beschriftet. Dem Trampelpfad folgend, erreichen wir die Grenze, gehen geradeaus weiter und er­ reichen einen breiten Weg, dem wir nach links folgen. Er geht nach einer Weile über in eine Straße, die durch Auerbergsreut, Theresienreut und Haidmühle wieder zum Ausgangspunkt führt. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner

Ein besonderes Erlebnis: ­ die grenzüberschreitende Wanderung am Grünen Band Bayern-Tschechien, hier an der Kalten Moldau

•• Ausgangspunkt: Haidmühle – Wanderparkplatz an der Grenze (Nové Údolí) •• Länge/reine Gehzeit: 11,5 km/ rund 3 Stunden (Fritsch Wander­ karte empfohlen) •• Höhenunterschied: ca. 250 Meter •• Wegcharakter: Wechsel zwischen Teerstraßen, befestigten Forst­ wegen und unbefestigten Steigen •• Einkehr: Auersbergsreut, Haid­ mühle, Nové Údolí

Foto: Winfried Berner

INFOS ZUR WANDERUNG


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Reise 41

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t, ab stand noch nicht fes Zu Redaktionsschluss nen. eboten werden kön ang sen Rei der wie wann er: dazu finden Sie unt n ione t ­ rma Info e Aktuell www.bund-reisen.de

REISETERMIN 23. bis 29. August 2020

Foto: Dieter Damschen

Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz, Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 / Fax -22 www.bund-reisen.de

Ein Höhepunkt der Reise: eine Kanutour durch die Auwälder an der Löchnitz

ANPACKEN UND GENIESSEN

Foto: Getty Images/GlobalP

UMWELTFREUNDLICH REISEN

Sensen und Hecken bauen, Radfahren und ­Paddeln – die Reise zur Burg Lenzen am Elbufer ist etwas für Macher und Genießer.

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iese Weite, dieser hohe Himmel!«, schwärmt unsere Reiseleiterin Bettina Kühnast und weist mit dem Arm über die mit Kopfweiden bestandenen Feuchtwiesen, zwischen denen sich in sanften Kurven mal schneller, mal behaglicher, die breite Elbe windet. Unser Blick reicht über ihre sandigen Ufer und Inseln bis hin zum Horizont, wo das wolkengetupfte Blau mit dem Dunkelgrün des fernen Waldes zusammenstößt. Ein Schwarzstorch stakt am Schilfufer entlang. Und der Vogel, der da über dem Wasser jagt, ist das vielleicht ein Seead­ ler? Mit Arbeitshandschuhen und Garten­ scheren bestückt, macht sich unser klei­ ner Trupp auf in Richtung einer Streuobst­ wiese. Unsere Mission heute: eine Benjes­

hecke bauen, einen Wall aus Gehölz, in dem sich Igel wohlfühlen und heimische Pflanzen ansiedeln können. Das ist das Besondere an dieser BUND-­ Reise, die in Kooperation mit Fahrtziel Na­ tur stattfindet: Hier packen die Gäste mit an. Das Ganze ist also ein Brückenschlag zwischen Umweltschutz und Urlaub. Während der Aktivwoche lernen wir nicht nur wertvolle Lebensräume kennen, son­ dern helfen gleichzeitig, sie zu erhalten, wie durch das Entbuschen von Moor- und Heideflächen oder die Mahd einer arten­ reichen Kräuterwiese mit der Sense. Die einst »Ab vom Schuss«-Lage ist der Grund dafür, dass das heutige UNESCO-­ Biosphärenreservat mit seinen ökologisch wertvollen Rückzugs- und Naturräumen

erhalten geblieben ist. Diese wurden in den vergangenen Jahren durch eine groß­ räumige Deichrückverlegung erweitert, bei der der Elbe mehr als 400 Hektar Über­ flutungsfläche zurückgegeben wurden. Natürlich kommt auch das Vergnügen nicht zu kurz. In Kanus lassen wir uns von der Löchnitz, einem Nebenarm der Elbe, tragen. Leise platschend taucht das Pad­ delblatt ins Wasser ein, und wir gleiten durch den dichten Auwald wie durch ei­ nen grünen Tunnel. Wir sehen Biberbur­ gen, und zwischen den Wurzeln der Ufer­ bäume entdecken wir Löcher in der Bö­ schung. »Das sind die Niströhren des Eis­ vogels«, erklärt Bettina Kühnast. Ein Highlight ist auch die Radtour ent­ lang der einstigen deutsch-deutschen Gren­ze. Auwiesen ziehen an uns vorbei – Futterplatz für Seeadler, Rotmilane, Stör­ che, Reiher, Kraniche und Gänse. Beein­ druckend ist der Anblick der Liebenthaler Wildlinge, wildlebende Pferde, deren helle Gestalten sich von der blaugrünen Was­ serlandschaft abheben. Unser »Basisla­ ger« ist das Umweltbildungszentrum Burg Lenzen und sein Gästehaus. Wir gehen also auf einer echten Burg ein und aus, auf der zeitweise Raubritter herrschten. Natürlich serviert uns die Burgküche auch lokale Spezialitäten wie Knieperkohl und eine grüne Suppe, bestehend aus sieben Auwaldkräutern. Zwischen all den Aktivitäten bleibt Zeit, sich nur mal an die Elbe zu setzen. Am großen Fluss kommt auch die große Ruhe. Und mit noch einem Pluspunkt kann die Region, die arm an Streulicht ist, aufwarten: mit einem wunderbaren, nächt-­ lichen Sternenhimmel. Lucia Vogel


42 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

Foto: Thomas Stephan

Stephan Foto: Thomas

Foto: Heinrich Inkoferer

Foto: Toni Mader

BN AKTIV + NAH

WIR MACHEN WEITER – ABER ANDERS Die Corona-Pandemie beeinflusst derzeit das öffentliche und private Leben­ in ganz Deutschland. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren öffentliche Einrichtungen und Läden geschlossen, Bayern hatte den Katastrophenfall ausgerufen. Auch für den BUND Naturschutz hatte und hat diese Situation schwerwiegende Folgen. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BN arbeiteten bei Redaktionsschluss von zu Hause aus, so dass die telefoni­ sche Erreichbarkeit vielleicht nicht immer gewährleistet ist. Auch können die Öff­ nungszeiten unserer Geschäftsstellen der­ zeit eingeschränkt sein. Per Mail errei­ chen Sie uns aber wie gewohnt. Der BUND Naturschutz stellt sich der Verantwortung als zivilgesellschaftlicher Akteur und als Arbeitgeber, die Ausbrei­ tung des Virus so weit wie möglich zu ver­ hindern. »In einer besonderen Situation wie dieser ist die Solidarität aller gefragt, um diejenigen zu schützen, die bei einer

Erkrankung gefährdet wären. Unsere Ar­ beit geht natürlich trotzdem weiter«, be­ tont der Landesvorsitzende des BUND Naturschutz, Richard Mergner. »Sie muss weitergehen, denn unsere Aufgaben wie der Schutz bedrohter Arten, der Einsatz für Erneuerbare Energien und Klima­ schutz oder eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft sind noch lange nicht ge­ tan. Wir passen uns der aktuellen Situati­ on an und machen weiter – aber anders.« Der BUND Naturschutz verzichtete auf eigene Veranstaltungen. Die Amphibien­ schutzaktionen liefen weiter, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Die Be­ treuung von Amphibienschutzzäunen, das Einsammeln von Amphibien und der an­ schließende Zaunabbau konnte während der Ausgangsbeschränkungen weiter be­ trieben und abgeschlossen werden. Angesichts der aktuellen Situation muss­ te der BN auch die für Mai geplante Dele­ giertenversammlung absagen. Diese ist eigentlich das Parlament des Verbandes.

Die Satzung sieht für einen solchen Not­ fall vor, dass der Beirat den Haushalt ver­ abschiedet. Zudem hätte die turnusge­ mäße Vorstandswahl auf der Tagesord­ nung gestanden. Da eine Entlastung und eine Neuwahl nicht möglich sind, bleibt der jetzige Vorstand im Amt, bis eine Neu­ wahl abgehalten werden kann. Leider konnten und können auch viele weitere Veranstaltungen wie das beliebte Fest an der Donau, zahlreiche Exkursio­ nen, Führungen, Vorträge, Mitgliederver­ sammlungen oder auch Fortbildungen nicht stattfinden. Für einen Verband wie den BN, der von gemeinsamen Aktionen lebt, ist dies ein schmerzlicher Einschnitt. Sobald es wieder möglich ist, bemühen wir uns, das vielfältige Umweltbildungs­ angebot wieder aufzunehmen. lf

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AKTUELLE INFORMATIONEN dazu finden Sie immer auf der Homepage Ihrer Kreisgruppe oder auf: www.bund-naturschutz.de.


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 43

HEINRICH ­KATTENBECK ­VERSTORBEN ­­

LIEBE MITGLIEDER,

Foto: Toni Mader

in diesem Frühling ist vieles anders, ­obwohl man es beim Blick in die Natur nicht sieht. Seit Mitte März ist das ­öffentliche und soziale Leben aufgrund der Covid-19-Pandemie massiv ein­ge­schränkt. Auch für den BUND Natur­ schutz ist dies eine riesige Heraus­ forderung. Vorstandssitzungen, Kreis­ gruppensitzungen, Veranstaltungen und Demonstrationen finden telefo­ nisch oder in Videokonferenzen statt. Glücklicherweise konnte die Amphi­bien­­­­rettungsaktion durchgeführt wer­ den und so wieder mehrere 100 000 Frösche, Kröten und Molche vor dem sicheren Straßentod gerettet werden. Herzlichen Dank dafür an die Tausen­ den Helferinnen und Helfer. Unsere vielen Ehrenamtlichen sowie die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiteten bei Redakti­ onsschluss weitestgehend in ihrem »BN- Homeoffice«, aber: Wir bleiben am­ Ball und kämpfen w ­ eiter für Natur und Umwelt! Die Pandemie führt uns in ­bedrückender Art und Weise vor Augen, wie verwundbar unsere hochtechni­ sierte Lebensform ist. Unsere (Welt-) Gesellschaft ist in den letzten Jahr­ zehnten krisenanfälliger geworden. D ­ ie Erfahrung aus dieser Krise muss sein, dass unsere Gesellschaft und Wirt­ schaft k ­ risenfester werden müssen. Die jetzt ergriffenen Maßnahmen basie­ ren auf naturwissenschaftlichen Erkennt­nissen. Dies zeigt, dass politi­ sches Handeln möglich ist, wenn der Handlungsdruck und die unmittelbare Gefahr groß sind. In akuter Gefährdung werden einschneidende Maßnahmen, zeitlich begrenzt, nicht nur akzeptiert,

sondern in einer Demokratie von den ­politisch Verantwortlichen auch erwar­ tet. Um gestärkt aus dieser Krise zu kommen, müssen wir unsere Art zu wirt­ schaften umstellen und r­ esilienter wer­ den, das heißt auch u ­ nter massivem Stress in den Grundfunktionen hand­ lungsfähig bleiben und nach Krisen rasch wieder handlungsfähig werden.

Foto: Roggenthin

Der BUND Naturschutz trauert um Heinrich Kattenbeck, der im Februar im Alter von 80 Jahren in Kirchenehrenbach verstorben ist. Kattenbeck war von 2000 bis 2014 Vorsitzender der Kreisgruppe Forchheim sowie von 1998 bis 2015 Vorsitzender der Ortsgruppe Kirchen­ehren­ bach-­­Weilersbach. In seinen zahlreichen Funktionen als Lan­ desbeirat, Landes- und Bundesverbands­ revisor sowie als BUND-Delegierter hat er sich für den ganzen Verband bleibende Verdienste weit über seine fränkische Heimat hinaus erworben. Zudem hat er sich als Vorsitzender der Bürgerinitiative »Pro Wiesenttal« für die Umwelt enga­ giert. Überhaupt spielte das Ehrenamt in seinem Leben eine große Rolle, vor allem seit seinem Ruhestand 1997. Er engagier­ te sich auch in zahlreichen anderen Verei­ nen und saß im Kreistag. In diesem Früh­ jahr wollte er zur Wiederwahl antreten. Es war ihm nicht mehr vergönnt. Heinrich Kattenbeck war ein Urgestein des BUND Naturschutz. Jemand, der ge­ fühlt »schon immer« da war, sich schon immer für Umwelt- und Naturschutz stark gemacht hat und schon immer mit viel Engagement daran gearbeitet hat, den BN zu dem erfolgreichen Verband zu ma­ chen, der er heute ist. Für seine Verdiens­ te wurde er 2015 mit der Bayerischen Na­ turschutzmedaille des BN ausgezeichnet. Der BUND Naturschutz wird ihm ein eh­ rendes Andenken bewahren.

Dass die Klimakrise nicht haltmacht, merken wir in diesen Frühlingswochen an der anhaltenden Trockenheit. ­Trotz ­ all der bedrückenden Nachrichten aus ­­ aller Welt bietet diese Zeit auch Chancen. Der wirtschaftliche Aufschwung muss nun auf Grundlage von massiven Investi­ tionen in zukunftsfähige, auf ökologi­ scher Grundlage basierenden Technolo­ gien erfolgen, die geeignet sind, die drängenden Gesellschafts-, Biodiversi­ täts- und Klimafragen zu lösen. Nehmen wir uns in diesen herausfordernden ­Wochen aber vor allem auch Zeit für das Erleben und Beobachten­der wunder­ baren Natur vor unserer Haustür. Passen Sie gut auf sich auf und bleiben Sie gesund!

Richard Mergner

Doris Tropper

Sebastian Schönauer

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende

stv. Vorsitzender


44 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

NATURSCHUTZPREIS 2020 GEHT NACH BRASILIEN

MIT MUT UND ÜBERZEUGUNG

Foto: Toni Mader

Bei der Verleihung des Bayerischen Naturschutz­ preises: (vo. li.) BN-Vorsitzender Richard Mergner, Antônio Inácio Andrioli, Vorstandsmitglied ­ Beate Rutkowski, Ehrenvorsitzender Hubert Weiger, stellvertretender Vorsitzender Sebastian Schönauer

Der BUND Naturschutz ehrte im Januar Professor Antônio Inácio Andrioli mit der höchsten Auszeichnung des Verbandes, dem Bayerischen Naturschutzpreis. Der Brasilianer setzt sich für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und den Schutz von Kleinbauern und Indigenen ein.

D

er »mutige und unerschrockene Einsatz« Andriolis, so BN-Vorsitzender Richard Mergner in seiner Laudatio, war einer der Gründe, warum der Verband sich entschied, in diesem Jahr seine höch­ ste Auszeichnung an Professor Andrioli zu vergeben. Der BUND Naturschutz und der Preisträger hätten viel gemeinsam, betonte Mergner, so den Einsatz gegen das Freihandelsabkommen Mercosur, ge­ gen die Agro-Gentechnik und für eine bäuerliche Landwirtschaft. Doch während der BN in einer »gefestig­ ten demokratischen Kultur agiert«, sehe sich Andrioli seit dem Amtsantritt des

rechtspopulistischen brasilianischen Prä­ sidenten Bolsonaro beruflichen und per­ sönlichen Diffamierungen und Bedrohun­ gen ausgesetzt. Trotz dieser großen Widerstände und persönlichen Anfeindungen werde Andrio­ ­li nicht müde, die Menschen weltweit über die Machenschaften der GentechnikAgrar­ industrie aufzuklären und die Um­ weltzerstörung, den massiven Pestizid­ einsatz und die Vertreibung der Kleinbau­ ern von ihrem Heimatland anzuprangern. Antônio Inácio Andrioli wurde in Süd­ brasilien als Sohn eines Sojabauern mit bayerischen und Südtiroler Wurzeln gebo­

ren. Nach einer Ausbildung zum Agrar­ techniker studierte er Philosophie, Psy­ chologie und Soziologie. Mit einem Sti­ pendium von Brot für die Welt promovier­ te er in Osnabrück über die Auswirkungen von Gensoja auf die Landwirtschaft in sei­ ner Heimat. Er habilitierte in Linz, kehrte aber 2009 nach Brasilien zurück, weil er in die Gründungskommission einer neuen staatlichen Universität berufen wurde – eine Universität mit dem Schwerpunkt un­ ter anderem auf nachhaltiger Landwirt­ schaft. Inzwischen musste Andrioli sein Amt als Vizepräsident der Universität auf­ grund des massiven Drucks aus Regie­ rungskreisen aufgeben. Der Preisträger stellte ernüchtert fest: »Kritische Wissenschaftlerinnen und Wis­ senschaftler sind meistens nicht er­ wünscht, wenn sie mächtige Interessen in Frage stellen. Engagierte Wissenschaftler werden immer noch verfolgt, wenn sie wirtschaftlichen Interessen widerspre­ chen.« Dennoch sieht er hoffnungsvoll in die Zukunft, denn es sei auch schon viel erreicht worden. Andrioli zeichnete das Idealbild eines Zusammenwirkens von Land­wirtschaft und Wissenschaft im Sin­ ne der Nachhaltigkeit und des Gemein­ wohls. Die Auszeichnung durch den BUND Naturschutz gebe ihm Hoffnung – »und man braucht Hoffnung, um genügend Kraft zu haben, um weiterzumachen.« Der Bayerische Naturschutzpreis ist die höchste Auszeichnung des BUND Natur­ schutz. Der BN verleiht den Preis seit 50 Jahren an hoch verdiente Persönlichkei­ ten für ihr herausragendes Wirken im Na­ tur- und Umweltschutz. lf


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 45

NACHRUF

GERHARD KNEITZ GESTORBEN Der BUND trauert um einen großartigen ­Naturschützer, verdienten Wissenschaftler und echten Menschenfreund.

A

m 2. März verstarb mit 85 Jahren der Naturschützer, Wissenschaftler und Künstler Gerhard Kneitz. Der BUND hat ihm viel zu verdanken. Von Anfang an war dem Zoologen Kneitz der Elfenbeinturm der Forschung zu eng. Seine Erkenntnisse mündeten in zahllose Veröffentlichungen und regelmäßig auch in Taten. So gründete der gebürtige Unterfranke 1975 mit zwanzig Verbündeten den BUND. Zudem hob er die Kreisgruppe Würzburg aus der Taufe – die heute 28 Ortsgruppen hat! – und wirkte über viele Jahre als ihr Vorsitzender.

VON DER THEORIE ZUR PRAXIS Für seinen Einsatz erhielt Gerhard Kneitz unter anderem das Bundesverdienst­ kreuz, den Bayerischen Naturschutzpreis und die Ehrenmitgliedschaft des BUND. Gewürdigt wurde damit sein beinahe 50-jähriges ehrenamtliches Engagement für den Umwelt- und Naturschutz sowie seine Forschungsarbeit zur Ökologie von Kulturlandschaften. »Der Naturschutz profitiert noch heute von seiner Forschung«, so der BN-Ehren­ vorsitzende Hubert Weiger: Warum schwindet die Artenvielfalt? Wie wirken sich Eingriffe in die Natur aus? Schon früh wurde Gerhard Kneitz bewusst, dass ne­ ben die Theorie die Aktion treten müsse. Zu seinen Pioniertaten zählt die Eröff­ nung eines ehrenamtlich betreuten Ökoladens in Würzburg und die Organisation

des ersten deutschen Umwelttages im Jahr 1986. Der Wissenschaftler Gerhard Kneitz sorgte dafür, dass die Ergebnisse von ihm betreuter Studien- und Doktorarbeiten Eingang in die praktische Naturschutz­ arbeit fanden. Entscheidend beteiligt war er an der Rettung des Rhönschafs. Dieses Nutztier stand Anfang der 80er Jahre kurz vor dem Aussterben. Dank einem lang­ jährigen BUND-Projekt überlebte die Ras­ se, was wiederum die Beweidung der wertvollen Rhönwiesen sicherte – eine Premiere im deutschen Naturschutz. Sehr am Herzen lag ihm zudem der Schutz der Amphibien.

GESCHICKTER VERMITTLER Jahrzehntelang leitete Gerhard Kneitz den Bundesarbeitskreis Naturschutz. Und fast 25 Jahre prägte er als Vorsitzender die Entwicklung des Wissenschaftlichen Beirats. Der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt erinnert sich: »Seine ganzheitliche und querschnittsorientierte Arbeit für Natur und Umwelt bürgte für die Qualität unserer Fachpositionen.« Neben seiner Kompe­ tenz prädestinierte ihn sein warmherziges, integratives und gänzlich uneitles Wesen für den Beiratsvorsitz – ein Ehrenamt, das viel Vermittlungsgeschick erfordert. Der BUND Naturschtz erinnert sich voller Dankbarkeit an Gerhard Kneitz und wird ihm ein ehrendes Angedenken bewahren.

Drei von zahllosen Illustrationen, mit denen der ­»malende Professor« aktuelle Ereignisse und ­persönliche Eindrücke verarbeitete.


46 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

Geht in den Ruhestand: Kurt Heine

JUGENDORGANISATION UNTER NEUER LEITUNG

STABWECHSEL BEI DER JBN Die Jugendorganisation BUND Naturschutz (JBN) bekommt einen neuen Geschäftsführer. Kurt Heine geht in den Ruhestand und übergibt sein Amt an Adrian Bebb.

E

nde Mai geht eine Ära zu Ende: Kurt Heine geht in den wohlverdienten Ruhestand. Fast 35 Jahre arbeitete er für die JBN, davon über zehn Jahre als Geschäftsführer. Er durchlief beinahe jede Position bei der JBN, begann 1986 als erster Geschäftsführer und einziger Haupt­ amtlicher. Seine Nachfolge übernimmt Adrian Bebb, der zuvor bei ­Friends of the Earth Europe tätig war. »Die Anfangszeit bei der JBN war geprägt durch Aufbauarbeit, improvisieren und häufige Übernachtungen im Büro. Wir hat­ ten eine Schreibmaschine, eine Briefwaa­ ge und einen VW-Bus, der ständig kaputt war«, erzählt Kurt Heine. Mit seiner Ener­ gie und Begeisterungsfähigkeit baute er den Jugendverband maßgeblich zu dem

auf, was er heute ist. Mittlerweile arbeiten 13 Hauptamtliche bei der JBN. Der gelernte Diplombiologe begeisterte sich schon früh für die Jugendarbeit. »Ich war als Jugendlicher bei den Pfadfindern in Regensburg aktiv. Nach meinem Biolo­ giestudium, bei dem ich durch Professor Peter Streck, Kreisvorsitzender vom BN Regensburg, geprägt wurde, bin ich in die damals junge Disziplin der Umweltpäda­ gogik eingestiegen«, erklärt Heine. Über ein Projekt zum Thema Waldsterben kam er in Kontakt mit der Jugendorganisation des BUND Naturschutz. »Das Thema Waldsterben durfte ich be­ reits als JBN-Geschäftsführer begleiten. Wir besetzten mit Ehrenamtlichen nahezu 50 Berggipfel in Bayern. Das kam im Fern­

Neuer JBN-Geschäftsführer: Adrian Bebb

sehen bei Günter Jauch und sogar auf die Titelseite der Bild-Zeitung und hatte da­ mals einen Charakter wie heute die Aktio­ nen von Fridays for Future.« Die JBN brachte auch vor 25 Jahren das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) in Bayern auf den Weg. Die Motivation der Jugendlichen sei heute genauso hoch wie damals, freut sich Kurt Heine. Gleichzeitig gebe es mittlerweile mehr konkurrierende Angebote für Kinder und Jugendliche. »Das ist die aktuelle Herausforderung an die Jugendarbeit.« Diese Herausforderung übernimmt der gebürtige Engländer Adrian Bebb. Er ist schon lange im Umweltschutz aktiv, unter anderem im Vorstand der BN-Kreisgruppe München. »Ich verfolge seit vielen Jahren die Arbeit der JBN und war immer sehr beeindruckt von ihrem Engagement und ihrem Einfluss in der Öffentlichkeit. Daran will ich als Geschäftsführer in Zukunft mitwirken«, erzählt Bebb begeistert. »Ich möchte die Position der JBN in Bayern stärken. Jetzt ist eine spannende Zeit, um mit jungen Menschen zu arbeiten.« Dabei möchte Bebb auch die internationale Zu­ sammenarbeit zwischen jungen Leuten voranbringen. Seine Erfahrungen wäh­ rend seiner Tätigkeit bei Friends of the Earth Europe helfen ihm hierbei. »Mein Lebensmotto ist: Anstatt wütend zu wer­ den und zu nörgeln, versuche ich die Situa­tion in Angriff zu nehmen und zu ver­ bessern. Diese Einstellung nehme ich mit in die JBN.« Linda Pacher


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 47

Foto: F. Speer

DEUTSCHER ALPENPREIS AN GEORG MEISTER ­ icherung der Schutzfunktion des Berg­ S waldes mit einer verantwortungsbewuss­ ten Jagd ein. Sein besonderes Engage­ ment gilt dabei bis heute dem Erhalt der Tanne, dem Symbolbaum für einen intak­ ten alpinen Schutzwald. Zudem entwi­ ckelte er Konzepte eines naturverträgli­ chen Tourismus und nachhaltigen Berg­ sports. Als Autor von wissenschaftlichen Aufsätzen und Büchern sowie als Foto­ graf präziser Wald-Vergleichsbilder wurde Dr. Georg Meister weit über Bayern hinaus bekannt.

Foto: BN

Preisträger Dr. Georg Meister, umrahmt vom CIPRA Präsidenten Axel Doering und Sabine Rösler

Der langjährige Sprecher des BN-Landesarbeitskreises Alpen, Dr. Georg Meister, wurde mit dem Deutschen Alpenpreis der Alpenschutzkommission CIPRA ausgezeichnet. Die Passion von Dr. Meister ist der Berg­ wald. Sein Credo »Lernen von der Natur« ist in Zeiten des Waldsterbens 2.0. wieder hochaktuell. Er war »Gründer­vater« des deutschen Alpen-Nationalparks Berchtes­ gaden und setzte sich als Leiter des ­ehemaligen Forstamtes Bad Reichenhall für einen naturgemäßen Waldbau und die

Grüner Strom für E-Mobilität: VBEW-Chef Klaus S ­ teiner (links) und BN-Landes­ vorsitzender Richard Mergner setzen sich für Erneuerbare Energien ein.

GEMEINSAM FÜR ERNEUER­BARE ENERGIEN Im Februar trafen sich BN-Vorsitzender Richard Mergner und Klaus Steiner, der Chef des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW). Sie vereinbarten eine engere Zusammen­ arbeit, um die Energiewende und den Aus­ bau Erneuerbarer Energien voranzubrin­ gen. Der BN sieht hier noch massiven Ausbaubedarf: Die Erzeugungsleistung der Windkraft soll auf das Doppelte er­ höht werden, die von Fotovoltaikanlagen

auf das Dreifache. Einen Dissens gibt es naturgemäß bei der Beurteilung von Was­ serkraft, die der BN nicht weiter ausge­ baut sehen will, um die Ökologie von Bay­ erns Fließgewässern zu schützen. Klaus Steiner betonte, das gemeinsame Ziel sei es, größtmögliche Akzeptanz für die er­ forderlichen Infrastrukturmaßnahmen zu schaffen. Der VBEW sieht 2050 als Zeit­ punkt, bis zu dem die Erneuerbaren Ener­ gien weitestgehend ausgebaut sein sollen.

GESPRÄCH MIT VERTRETERN DER LANDWIRTSCHAFT Gerade nach den Protesten vieler Bäuerinnen und Bauern im Winter sucht der BUND Naturschutz das Gespräch mit Vertretern der Landwirtschaft. Um die bäuerliche Landwirtschaft und Milchviehhaltung gerade in Bayern zu er­ halten, braucht es eine Änderung der ag­ rarpolitischen Rahmenbedingungen auch auf europäischer Ebene. Darüber herrsch­ te Einigkeit bei einem Gespräch zwischen den Vertretern des Bundes Deutscher Milchviehhalter, Manfred Gilch und Jo­ hannes Pfaller, und den Vorstandsmitglie­ dern des BUND Naturschutz, Hubert Wei­ ger, Richard Mergner und Martin Geilhufe, in der Nürnberger BN-Geschäftsstelle.


Fotos: Kampagne für saubere Kleidung (2)

48 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTIV ›  Junge Seite

JUNGE SEITE

AUF DIE STRASSE Gewinne machen ohne Gewissen? Nicht mit der BUNDjugend! Die plant in diesem Sommer auf die Straße zu gehen: In ganz Baden-­Württemberg will sie für ein Lieferkettengesetz werben.

W

as ist denn hier los? Im Gänsemarsch zieht eine Gruppe von Menschen durch die Stadt. Alle tragen schwarze Kleider, sind verbunden durch eine Kette. Bunte Transparente und laute Parolen gibt es nicht, denn die Aktion ist keine Demo. Viel Aufmerksamkeit erregt das Spektakel trotzdem. Genau das ist das Ziel: Es geht um Unterstützung für eine wichtige Initiative.

LEBENDIGE LIEFERKETTE Der Aufwand ist klein, die Wirkung aber groß. Und die Idee zwar nicht ganz neu, doch trotzdem gut. »Man braucht nicht viele Leute, damit die Aktion ein Erfolg wird«, meint Marina Blum. »Die Ausrüs­ tung ist auch kein Problem – irgendwas Schwarzes zum Anziehen haben wir doch alle.« Dann überlegt die 21-Jährige und

muss grinsen: »Gut, eine lange Eisenkette gibt’s vielleicht nicht in jeder WG. Ein Seil tut es aber auch!« Was muss noch vorbereitet werden? Nicht viel, verrät der Aktionsleitfaden: Nur kurz ein paar passende Fotos ausge­ druckt und auf die Klamotten geklebt, dann ist man bereit für den Auftritt auf der Straße. Jeder Mensch symbolisiert bei dieser Aktionsform der BUNDjugend Baden-Württemberg einen Teil einer Lie­ ferkette. Geht es zum Beispiel um die Konsequenzen der Produktion von Palmöl, würden die Teilnehmer*innen Bilder von abgeholztem Regenwald, einer Palmölplantage und den Fol­ gen des Raubbaus für die Betroffe­ nen vor Ort zeigen. Auf dem letzten Foto wären dann all jene Produkte zu sehen, die Palmöl enthalten. Oder,

noch besser: Man hängt sich eine Kette leerer Shampooflaschen um den Hals.

AKTIV TROTZ CORONA Marina Blum ist eine der Landesjugend­ sprecher*innen in BaWü. Für ein Wochen­ ende ist die Soziologiestudentin nach Heilbronn gereist. Organisiert vom Lan­ desjugendring, trifft sich dort eine Gruppe von gut 20 Menschen für einen Aktions­ workshop. Viele Jugendverbände wollen sich in diesem Sommer möglichst kreativ engagieren, um für die »Initiative Liefer­ kettengesetz« zu werben. Die BUNDjugend im Südwesten wird sich auf die Aspekte Naturschutz und Umweltgerechtigkeit fokussieren. Doch bevor es auf die Straße geht, sitzen erst einmal alle diskutierend im Stuhl­ kreis: Es gilt, die passenden Aktions­ formen zu finden. Apropos Lieferkettengesetz: Das klingt ziemlich bürokratisch. Unter dem sperrigen Namen können sich viele erst einmal nur wenig vorstellen. Marina Blum erklärt: »Wir wollen Fir­ men verpflichten, bei der Produktion ihrer Waren die Umwelt zu schützen


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  AKTIV ›  Junge Seite 49

BUNDJUGEND BLOGGT

Foto: Helge Bendl

Mit unserem Blog könnt ihr hautnah dabei sein, wenn wir unterwegs sind und über unsere Eindrücke und Gedanken schreiben. Aber auch Aktionstipps und Meinungsbeiträge zu aktuellen Themen findet ihr hier. Junge Menschen auf Orts-, ­Landes- und Bundesebene zeichnen so ein lebhaftes und vielfältiges Bild der ver­ schiedenen Möglichkeiten, sich für Natur und Umwelt zu engagieren. Jede*r ist ein­ geladen, mitzuschreiben und in den Kom­ mentaren über die Artikel zu diskutieren! Wenn ihr Artikel, Berichte oder Meinungen einreichen möchtet, wendet euch an:

presse@bundjugend.de und die Menschenrechte zu achten.« Bis zur Bundestagswahl im nächsten Jahr soll das Gesetz kommen, so das Ziel der Kampagne. Die Herausforderung für das Team der BUNDjugend: Wie weckt man Interesse für ein komplexes Thema, ohne klassisch einen Infostand in der Fußgän­ gerzone aufzubauen? Zudem sollen die Menschen sich nicht zu nahe zu kommen – Demonstrationen sind in Corona-Zeiten eben keine gute Idee.

KEIN GEWINN OHNE GEWISSEN Bei einer menschlichen Lieferkette aber könnte man den nötigen Abstand halten, sollte das im Sommer weiter erforderlich sein. Sie würde Aufmerksamkeit erregen, und Flyer zur Kampagne könnte man da­ bei auch verteilen – sowie Unterschriften sammeln für eine Petition. Noch leichter zu realisieren wäre eine Fotoaktion in den sozialen Netzwerken. Immerhin ist der Kern der Kampagne, dass gegen »Gewin­ ne ohne Gewissen« nur ein gesetzlicher Rahmen hilft: Da könnte man sich mit ei­ nem Bilderrahmen gegenseitig ablichten. Klar, dass dies beim Workshop schon in allerlei Varianten ausprobiert wird. »Jede Gruppe kann entscheiden, wie in­ tensiv sie sich einbringt. Schön ist, dass wir landesweit alle gemeinsam an diesem Thema arbeiten werden«, meint Marina Blum. Eigentlich wollte die BUNDjugend bereits beim Frühlingstreffen der Aktiven

starten, doch die erste Aktion musste we­ gen Corona abgesagt werden. Nun sollen die menschlichen Lieferketten im Sommer durch verschiedene Städte in Baden-Würt­ temberg ziehen. Und nicht nur dort: Auch Gruppen aus anderen Bundesländern können sich beteiligen.

VOLL MOTIVIERT Die Idee begeistert auch jene, die noch nicht lange bei der BUNDjugend aktiv sind. Alicia ist 19 und beginnt im Herbst ihr Studium – vorher hat sie also noch viel Zeit, sich einzubringen. »Tolle Stimmung, gute Leute: Beim Workshop habe ich ei­ nen schönen Eindruck davon bekommen, wie die BUNDjugend arbeitet«, sagt sie. Die Initiative für ein Lieferkettengesetz hat ihre Stimme sicher: »Es darf keine individuelle Entscheidung an der Ladenkasse sein, ob man gerechte Produkte kauft oder nicht – dafür brauchen wir klare Regeln, die für alle gelten.« Vom Aktionswochen­ ende nimmt sie viel positive Energie mit: »Ich bin jetzt sehr motiviert, dranzubleiben und mich weiter zu engagieren.« Helge Bendl

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ZUKUNFT FÜR ALLE Wie wollen wir 2048 leben? Wie werden wir wohnen, arbeiten, essen, mobil sein? Wer sorgt sich um uns? Wie können wir eine Zukunft gestalten, die g ­ erecht und ökologisch ist? Auf dem Kongress vom 25. bis 29. August in Leipzig wollen wir – soweit Corona das wieder zulässt – gemeinsam positive Visionen entwickeln, teilen und diskutieren, die über die kapita­ listische Wachstumsgesellschaft hinaus­ gehen. Anstatt uns von Klimakrise und Rechtsruck entmutigen zu lassen, wollen wir zusammentragen, wie alles auch ganz anders sein könnte, uns gegenseitig er­ mutigen und Pläne schmieden.

https://zukunftfueralle.jetzt

MEHR ZUM THEMA Warum braucht es einen gesetzlichen Rahmen für Lieferketten? Argumente gibt’s auf: www.lieferkettengesetz.de. Über Aktionen und Demos informiert die BUNDjugend auf www.bundjugend.de und per Telegram: www.t.me/bundjugend

instagram.com/bundjugend twitter.com/BUNDjugend facebook.com/BUNDjugend.Bundesverband


50 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Bildung

Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen lohnt es sich, die Natur als Ort der Kraft und des eigenen Erlebens zu entdecken. Ob zusammen mit der Familie oder beim Spaziergang allein im Park – genießen Sie den Frühsommer! Öffnen Sie Augen und Ohren und hören und schauen Sie ge­ nau hin, was auf den Wiesen, in den Parks und am Waldrand geschieht. Blüht der Wiesensalbei schon? Wie heißt nochmal die dicke Hummel mit dem weißen Hin­ terteil? Sind das kleine Wildbienen an den

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Wiesenmargeriten oder Schwebfliegen? Wir unterstützen Sie gerne dabei, Ihren Wissendurst zu stillen. Auf die Frage »Wer singt denn da?« hat der Vogelphilipp per WhatsApp die passende Antwort. Und Ihre Hummelbeobachtung ordnen unsere Experten ebenso gerne für Sie ein.

MEHR INFORMATIONEN www.bund-naturschutz.de/­aktionen/wer-singt-denn-da www.bund-naturschutz.de/­aktionen/welche-hummel-ist-das

Wenn wieder Veranstaltungen mög­ lich sind, freuen wir uns, Sie bei An­ geboten unserer BN-Ökostationen und in den Kreisgruppen begrüßen zu können – egal ob bei der geplan­ ten JBN-Radltour durch das FünfSeen-Land, der Fortbildung zum Wespenberater, unseren Führungen durch blühende Wiesen und feuch­ te Bachtäler oder dem Einführungs­ kurs Naturpädagogik im Natur­ erlebniszentrum Allgäu. Alle Infos dazu: www.bund-naturschutz.de/ umweltbildung/oekostationen

Wer sich mit der »Trick­kiste Natur« auf den Weg nach draußen macht, kann es knallen, springen, kleben, krabbeln, stinken oder gar »bluten« lassen. Ganz ohne Vorkenntnisse oder Spezialausrüstung können nicht nur Kinder, sondern auch Erwach­ sene mit diesem hand­

lichen Büchlein des BN ihr »grünes Wun­ der« erleben! Haben Sie schon einmal einen Schne­ ckenfuß massiert und dann die Hände mit Kastanien gewaschen, einen Pilz zum Rauchen gebracht oder als Mutprobe ein Brennnesselbonbon gelutscht? Nein? Dann wird es höchste Zeit! Die »Trickkiste Natur« bietet für jede Jahreszeit kleine Experimente, die sich dank der anschauli­ chen Zeichnungen, Fotos und Kurzbe­

schreibungen kinderleicht nachmachen lassen. »Mit diesem Buch in der Tasche«, kommentiert Fernsehmoderator Willi Weitzel, »fühle ich mich wie mit einem gut gelaunten, humorvollen Biologen an der Hand.« Die Trickkiste Natur erhalten Sie auch in unserem Online-Shop.

Noch ein Tipp für alle Kinder, die gerne die Natur erforschen: Die Jugendorganisation JBN hat den Wett­ bewerb Naturtagebuch gestartet. Auch heuer sind Kin­ der bis 14 Jahre und ihre Familien aufgerufen, ein Stück Natur vor der Haustür genauer unter die Lupe zu

nehmen. Vom Regenwurm bis zur Blu­ menwiese, vom alten Baum bis zur Beob­ achtung einer Schmetterlingsraupe ist alles willkommen, was für die jungen Naturbeobachter von Interesse ist. Alle Erfah­ rungen und Eindrücke kön­ nen als Zeichnung oder ­Geschichte zusammen mit Fotos oder Fundstücken in ­

­ i­nem Naturtagebuch gesammelt werden. e Der individuellen Gestaltung sind keine Grenzen gesetzt. Einsendeschluss für die gesammelten Werke ist der 31. Oktober.

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NATUR ERLEBEN – LEICHT GEMACHT

Bei Redaktionsschluss dieses ­Heftes war aufgrund der Corona-­ Pandemie noch nicht absehbar, ob wir unsere Bildungsangebote die­ sen Sommer wie geplant durch­ führen können. Die Veranstaltun­ gen für ganz Bayern finden Sie auf unserer Termineseite www.bund-­ naturschutz.de/termine sowie bei der Jugend im Bund Naturschutz (JBN) www.jbn.de/termine

MEHR INFORMATIONEN www.service.bund-naturschutz.de

MEHR INFORMATIONEN www.jbn.de/kinder-muepfe/­ naturtagebuch-wettbewerb www.jbn.de/fileadmin/download/2018/ Naturtagebuch_Flyer_2018_web.pdf

Foto: 7177DESIGN / Adobe Stock

BILDUNG


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Porträt 51

Bringt seit vielen Jahren Erneuerbare Energien voran: Willi Krauss

UNSERE EHRENAMTLICHEN

»MEHR TUN ALS NUR DAGEGEN SEIN« Willi Krauss ist seit 37 Jahren beim BN aktiv und ein Pionier in S ­ achen Erneuerbare Energien. Was ihn antreibt, ist die Idee einer sozial gerechten, nachhaltigen Gesellschaft.

M

an muss a weng a Spinner sein, aber darf seine Wurzeln nicht vergessen«, erklärt Willi Krauss sein Lebensmotto. Zum BN war der Energie­ experte und Solarunternehmer 1983 über das Thema Waldsterben gekommen und hatte in der Folge die Ortsgruppe Merkendorf gegründet. Es folgten die Demonstrationen gegen die WAA im oberpfälzischen Wackers­ dorf. Da stand Krauss mit Tausenden an­ deren an dem berühmten Bauzaun, und die ganze Dringlichkeit des Themas Stromgewinnung wurde ihm klar. »Aber ich wollte mehr tun als nur dagegen sein«, sagt er. Die Energiewende wollte er kon­ kret anpacken und begann, sich in das Thema Solartechnik einzuarbeiten. Es gibt ein Foto, das zeigt ihn als jungen

Mann mit Häkelmütze auf dem Kopf, ne­ ben sich drei Solarpaneele stehen. Da­ mals geradezu exotisch.

TRENDS SETZEN Er startete 1987 in seiner Garage mit dem Vertrieb von Solartechnik. »Verkaufen kann ich, das habe ich als Kind auf dem Wochenmarkt von meiner Mutter ge­ lernt«, lacht Krauss, der auf einem Bau­ ernhof aufgewachsen ist. Irgendwann gab der gelernte Eisenbahner seine Be­ amtenlaufbahn auf, um sich in die Selbst­ ständigkeit zu stürzen. Seit 33 Jahren ist er nun erfolgreicher Unternehmer und Be­ rater in der Solar- und Energiebranche. Aber die Ökologie nur zum Geschäftsmo­ dell zu machen, genügte ihm nicht. Sich in die Gesellschaft einzubringen, ist für Krauss, der auch seit mehr als 40 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, ein hoher Wert. So gründete er in den 90ern den Arbeitskreis Energie und Klima­ schutz in der BN-Kreisgruppe Ansbach, derer Co-Leiter er bis heute ist. »Mein Ziel ist es, hier vor Ort dazu beizutragen, dass der BUND Naturschutz die Trends in Sa­ chen Energie, Effizienz und Mobilität setzt«, sagt Krauss. Die Kreisgruppe Ansbach des BN ist in vielen Bereichen aktiv. Vom klassischen Biotopschutz mit Arbeitseinsätzen bei der Pflege von Streuwiesen, über die Ent­

buschung der Hutungen auf der Franken­ höhe, mit der Aktion Grünspecht, Apfel­ saft aus regionalen Streubobstwiesen, bis zum Projekt »Fledermausquartiere« in alten Gewölbekellern. Dabei scheut sich die Kreisgruppe auch nicht vor kontrover­ sen Themen. Aktuell klagt die Gruppe ge­ gen die geplante Ortsumfahrung von Din­ kelsbühl und kämpft zudem gegen das Projekt »InterFranken«, einen Industrie­ park, der viel Schwerverkehr anlocken und dazu Flächen fressen würde. Krauss’ persönliche Leidenschaft sind energieeffiziente Häuser. So hat er meh­ rere prämierte Solar- und Sonnenhäuser errichtet. Jüngst hat er sein altersgerech­ tes Privathaus, ein modernes Effizienz­ haus 40+, aus den Materialien Holz und Lehm errichtet, das mittels Solarenergie geheizt und gekühlt wird und dazu Strom für das E-Auto liefern kann. Doch von einer Gesellschaft, in der sich nur einige wenige Öko-Häuser leisten können, hält Krauss nichts. Er will an ei­ nem sozialverträglichen Umbau der Ge­ sellschaft mitwirken, bei der Wirtschaft, Energieversorgung und Mobilität so auf nachhaltig umgestellt werden, dass alle Bürger mitgenommen werden. Dass er sich dafür noch einiges ausdenken wird, glaubt man ihm sofort, wenn er lacht und sagt: »Wo ein Willi ist, ist auch ein Weg!« Margarete Moulin


Fotos: Manuel Mauer (3)

52 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv

Gute Laune bei der Radldemo, rechts Martin Sauer, zweiter Vorsitzender des BN Schwabach

EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ

RADELN FÜR DEN KLIMASCHUTZ In Schwabach fahren pro Bürger 0,75 Autos – Babys und Kinder mitgerechnet! Die Aktiven von BN und ADFC wollen mehr Räder, mehr Fußgänger und mehr ÖPNV in ihrer Stadt. Im Februar haben sie ihre erste Klima-Fahrrad-­ Demo organisiert.

Almut Churavy, erste Vorsitzende des BN Schwabach, lebt schon seit 53 Jahren ohne Auto.

V

or der Schwabacher Stadtkirche sitze ich in der Sonne. In der Dachrinne plätschert das Schmelzwasser. Tage zuvor haben Sturm und Schnee die M ­ enschen von den Straßen gefegt. Schlimmste Befürchtungen bei den Organisatoren der ersten Schwabacher Klima-Fahrrad-Demo. Und dann das: Zartes Frühlingserwachen mit Schneeglöckchen und Märzen­ bechern im Stadtpark und gut gelaunten Teilnehmern auf der Straße. 170 waren es laut Polizei, die gezeigt haben: »Wir sind viele, und wir wollen eine andere Mobilitätspolitik als bisher.« So hat es Martin Sauer, zweiter Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Schwa­ bach, bei der Kundgebung eben ausgedrückt. Er und die erste Vorsitzende Almut Churavy waren gemeinsam mit den Freunden vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Schwabach die treibenden Kräfte hinter der Veranstaltung. Almut Churavy kann mit dem besten aller Gewissen demonstrieren. »53 Jahre autofrei – und meine Familie ist nicht verhungert«, prangt auf ih­ rem Fahrrad. Die Idee für eine Fahrraddemo hatte sie schon lange. Jetzt will sie den Wahlkampf nutzen, um endlich ein besseres, ein klima­ freundliches Mobilitätskonzept für Schwabach durchzusetzen. Eines, das Radfahrern, Fußgängern und dem öffentlichen Nah­ verkehr Priorität einräumt. Gute Vorsätze gibt es schon lange in Schwabach, sogar ein Radkonzept. Al­ lein, es hapert an der Umsetzung. Die Radldemo soll den Teil der Verkehrsteil­ nehmer sichtbar machen, die am meisten für den Kli­ maschutz tun und trotzdem oft genug mit dem abge­ speist werden, was vom Verkehrsraum übrigbleit.


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv 53

die viele Ausfahrten kreuzen, oder direkt an parkenden Autos entlangführen.

VERKEHRSPLANER AUFS FAHRRAD!

TEILNEHMER VON DREI BIS 83 JAHREN Ein fröhlicher und ausgesprochen disziplinierter Radltross be­ wegt sich durch Schwabach: Acht Kilometer von der Südlichen Ringstraße nach Limbach, den Bahnhof und die Lindenstraße bis hin zum Martin-Luther-Platz. Ab und zu erklingt ein kleines Klin­ gelkonzert. Das ist alles, was sich die Demonstranten an laut­ starkem Protest herausnehmen. Ansonsten wird freundlich nach links und rechts gegrüßt und peinlich darauf geachtet, den Ver­ kehr auf der Gegenspur nicht zu behindern. Die Polizisten in den drei Autos und auf dem Motorrad sind faktisch arbeitslos. Mit meinem Leihfahrrad durchkämme ich den Radlzug, plau­ dere mal vorne, mal hinten mit Teilnehmern. Von drei bis 83 ist hier alles dabei. Bullige E-Mountain-Bikes rollen neben liebevoll gepflegten Oldtimern in 80er-Jahre-Lila. Viele Radler haben Schwimmnudeln in ihre Gepäckträger geklemmt. »1,5 Meter Mindestabstand!« bitten sie darauf. Vor mir müht sich eine Frau mit einem Bonanza-Rad ab. Für jene, die dieses Modell aus den 1970er-Jahren nicht mehr ken­ nen: Es handelt sich um ein niedriges Fahrrad mit Chopper-Len­ ker, einem bananenförmigen, schrecklich unbequemen Sattel, daran die charakteristische hohe Rückenlehne aus Metall. Diese Ausführung hat sogar eine Hupe und einen echten Ganghebel. »Das fahre ich normalerweise nicht«, meint die Radlerin ein biss­ chen verlegen. »Aber für diesen Anlass ist das vielleicht das Richtige, habe ich gedacht.« Ihre etwa zehn Jahre alte Tochter hat ein Protestschild – wahrscheinlich von der letzten Fridays-­ for-Future-Demo – am Rad befestigt: »Uns soll es nicht so gehen wie den Dinosauriern!« Sie sei seit jeher Fahrradfahrerin, erzählt die Mutter. »Wenn man früher als Kind irgendwohin wollte, dann ist man halt Fahrrad gefahren,« sagt sie. Doch jetzt ist ihr mulmig beim Gedanken, dass ihre kleine Tochter bald mit dem Rad ­zum Zug fahren soll. Sie fürchtet die gefährlichen Fahrradwege. Jene,

Ein Mann der täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, kritisiert: Er wolle keine Radlwege mehr, die 50 Meter auf der einen und dann plötzlich auf der anderen Seite entlangführten. Und die Ver­ sorgungsleitungen und Kanaldeckel: »Immer alles aufm Radl­ weg!« Sein pragmatischer Lösungsansatz: »Zuerst mal müssten alle Verkehrsplaner der Stadt mit dem Fahrrad fahren!« Sie sä­ hen das Fahrrad viel zu oft noch als Sportgerät, nicht als Fortbe­ wegungsmittel. Und dann ist da noch der »Umsteiger«: Schätzungsweise Ende 30, lange Haare. Er ist mit einem Lastenfahrrad mit großer Holz­ kiste vorne unterwegs. Sein Kind strampelt vorneweg – gleiches Fahrrad in klein. Er selbst ist aus ökonomischen Gründen zum Radeln gekommen. Lange hat er über 100 Euro für den Zug zur Arbeit bezahlt. Bis ein Freund ihm vorrechnete, dass sich ein E-Bike-Kauf für ihn ratzfatz amortisieren würde. Also ist er umge­ stiegen. »Mittlerweile ist das E-Bike kaputt und ich fahre mit dem alten Rad meines Großvaters, ohne Gang. Und ich find’s super.« Als ich ihn das nächste Mal sehe, hat er seinen kleinen Sohn samt Mini-­Lasten-Rad kurzerhand in seine große Kiste geladen.

»MÜSSEN UNS DEN VERKEHRSRAUM TEILEN« Almut Churavy hat mit ungefähr 50 Teilnehmern gerechnet. Ent­ sprechend zufrieden ist sie, als die Kundgebung zu Ende geht. Vielleicht klappt es ja nun doch endlich mit der Mobilitätswende in Schwabach. Die wäre nicht nur für den Klimaschutz, sondern sicher auch für die Lebensqualität der Bürger wichtig. Schwa­ bach ist mit über 30 600 Autos bei rund 42 000 Einwohnern trau­ riger Spitzenreiter in Mittelfranken. Peter Zajdler vom ADFC hat eine Vorstellung davon, wie die Zukunft in Schwabach aussehen könnte: »Wir müssen uns den Verkehrsraum teilen, das muss auch den Autofahrern klar sein. Sie müssen Fläche an den Fahrradverkehr abgeben.« Und dann erinnert er voll Optimismus an einen anderen BN-Erfolg in Schwabach: »Wir haben mit dem Müllkonzept eine Wende ge­ schafft. Warum sollten wir das mit der Mobilität nicht schaffen? Packen wir’s an!« Heidi Tiefenthaler


54 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Unterfranken

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

BN im Einsatz für Erneuerbare Energien: Die weiß markierte Fläche unten zeigt, wie viel ­Fotovoltaikfläche nötig ist, um die Energie für 20 000 Kilometer mit dem E-Auto zu liefern.

KREISGRUPPE BAD KISSINGEN

SOLARBOTSCHAFTER IM EINSATZ

ert um Irmgard Dietz. Die Pflanzenfreun­ din hat die Kreisgruppe von Beginn an mit ihrem botanischen Wissen und großem Engagement geprägt, war viele Jahre stell­ vertretende Vorsitzende und seit 1974 Mitglied des Arbeitskreises Botanik. Sie war wesentlich an der Kartierung von Na­ turschutzflächen beteiligt, hat den Garten am Sinnberg sowohl konzeptionell als auch tatkräftig mitgestaltet und die Streu­ obstwiese in Untererthal geschaffen. Für dieses Engagement wurden ihr die Ver­ dienstmedaille der Bayerischen Staatsre­ gierung und das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Foto: Elisabeth Assmann

Foto: Ingo Qeck

NACHRUF: Der BN Bad Kissingen trau­

Die Kreisgruppe Bad Kissingen liefert mit dem Umweltbildungsprojekt »Macht die Dächer voll!« unabhängige Beratung zu Fotovoltaikanlagen.

A

ls Projektauftakt standen im Juni 2019 in der Bad Kissinger Fußgängerzone 16 Fotovoltaikmodule und ein Stapel Braunkohlebriketts. Die PV-Module veranschaulichten die Erzeugung von etwa 4500 Kilowattstunden elektrischer Energie, die eine dreiköpfige Familie im Jahr verbraucht. Der Braunkohle­ stapel (1,4 auf 1,4 Meter und 2,8 Meter hoch) stand in etwa für die gleiche Menge an Energie. Während die PV-Anlage aber mindestens 20 Jahre weitgehend emissionsfrei Ener­ gie liefert, muss diese Menge an Braun­ kohle jedes Jahr verbrannt werden, mit all den dabei entstehenden Emissionen und Kosten. Mit dieser Aktion und Infostän­ den erreichte der Arbeitskreis große Auf­ merksamkeit. 20 Personen wurden zu »Solarbotschaftern« ausgebildet. In den vergangenen Wochen besuchten sie auf Nachfrage zahlreiche Interessierte im Landkreis und informieren kostenlos vor

Ort. Vielen Menschen ist es wichtig, eine neutrale Beurteilung der Angebote von Fir­ men zu erhalten. Im Februar 2020 betonten die Solarbot­ schafter die Bedeutung von PV-Anlagen für die Mobilitätswende. Elektroautos wurden in der Form der zwei Buchstaben EE (Erneuerbare Energien) aufgestellt, von oben aufgenommen und der Film in den Medien veröffentlicht. Symbolisch mit ei­ ner Plane dargestellt, reicht eine 20 Qua­ dratmeter große PV-Anlage, um mit ei­ nem Elektroauto jährlich eine Strecke von 20 000 Kilometern zurückzulegen. Das vom bayerischen Umweltministeri­ um geförderte Projekt läuft noch bis Ende Juli 2020 und soll ermutigen, mehr Dach­ flächen für die Erzeugung von Sonnen­ energie zu nutzen. E lisabeth Assmann (ht)

WEITERE INFORMATIONEN unter www.netzwerksolar-bn.de

PROTEST: Bei einer von BN und der Bür­ gerinitiative gegen die B 26 n veranstalte­ ten Sternwanderung haben im Januar etwa 750 Menschen gefordert, die Pla­ nungen zum Straßenneubau zwischen Schweinfurt/Werneck und Helmstatt auf­ zugeben. Bei der Schlussveranstaltung stellte der stellvertretende BN-Landesvor­ sitzende Sebastian Schönauer klar, dass Politiker, die in der heutigen Zeit noch Schneisen für neue Straßen in die Land­ schaft schlagen wollen, die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätten. »Der Klimawan­ del mit Hitzerekorden und anhaltende Trockenheit erfordert gerade in Unterfran­ ken große Sensibilität im Umgang mit den Ressourcen Wasser und Boden.« IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Helmut Schultheiß Tel. 0 91 23 /9 99 57-13 helmut.schultheiss@ bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberpfalz 55

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Extrem selten – und schon wieder verfolgt: der Fischotter

KREISGRUPPEN SCHWANDORF, CHAM, TIRSCHENREUTH

FISCHOTTER IM VISIER Der Fischotter ist in B ­ ayern nach wie vor höchst selten und streng geschützt. Trotzdem haben Teichwirte durchgesetzt, dass Tiere in der Oberpfalz gefangen und getötet werden. Der BUND Naturschutz protestiert aufs Schärfste.

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rstmals seit der Ausrottung in Bayern hat eine Bezirksregierung ­ den Fang und die Tötung von Fisch­ ottern erlaubt. Mitte März sprach die Regierung der Oberpfalz die entspre­ chende Erlaubnis aus. In Teichgebieten in den Landkreisen Cham, Schwandorf und Tirschen­ reuth dürfen Fischotter nun getötet werden, obwohl sie europaweit streng geschützt sind. Begründet werden diese »Entnahmen« von jeweils zwei Männchen mit den Er­ tragseinbußen einzelner Fischereibetrie­ be. Der BUND Naturschutz kritisiert die Genehmigungen und hält sie zudem für zwecklos. So ist für die BN-Artenschutz­ expertin Christine Margraf nicht nachvoll­ ziehbar, welche Veränderung sich die Ver­ antwortlichen durch diese Maßnahme er­ hoffen. Sie rechnet mit keiner entschei­

denden Veränderung, denn in dieser Region sei damit zu rechnen, dass verblei­ bende beziehungsweise nachrückende Fisch­ otter die frei werdenden Reviere schnell wieder auffüllen. Der BUND Naturschutz befürchtet da­ her, dass die Maßnahme wohl nur den Einstieg in eine weitaus umfangreichere Tötung von Fischottern darstellen könnte. Und dies, obwohl die Fischotter-Popula­ tion in Bayern noch sehr weit von einem sogenannten »günstigen Erhaltungszu­ stand«, also einem stabilen Bestand, ent­ fernt ist. Der BN fordert deshalb, die Mög­ lichkeiten der Schadensvermeidung an den Teichen in vollem Umfang auszu­ schöpfen und eine naturverträgliche Teich­ ­wirtschaft von staatlicher Seite finanziell verstärkt zu fördern. Reinhard Scheuerlein (ht)

te der Teublitzer Stadtrat den fachkundi­ gen Stellungnahmen von BUND Natur­ schutz und LBV in seiner Sitzung Ende Ja­ nuar. Stattdessen wischte er alle Beden­ ken gegen das geplante, 30 Hektar große Gewerbegebiet am östlichen Stadtrand beiseite. »Diese verheerenden Pläne ha­ ben überregionalen Präzedenzfallcharak­ ter. Entsprechend werden wir weiterhin Widerstand leisten«, kündigte Klaus ­Pöhler, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Schwan­dorf, an.

INTERESSE: Anfang Februar erlebte die BN-Kreisgruppe Tirschenreuth bei ihrer Informationsveranstaltung zum Thema Wolf in Wiesau einen starken Besucher­ zuspruch. Als Referent gab der Oberpfäl­ zer Wolfsbeauftragte des Landesamts für Umwelt, Markus Martini, auch Ratschläge zum Umgang mit dem Wildtier.

Foto: Ralph Frank

Foto: Ralph Frank

PROTEST: Keinerlei Beachtung schenk­

FREUDE: Wie im Dezember bekannt wurde, muss die Planung für den Ausbau der Regentalstraße zwischen Grafenwie­ sen und Bad Kötzting unter anderem aus Naturschutzgründen völlig neu gestartet werden. Die BN-Kreisgruppe Cham setzt darauf, dass sich nun ihr langjähriger Ein­ satz gegen den überdimensionierten Aus­ bau der Staatsstraße durch eine naturver­ träglichere Lösung auszahlt. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


56 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Mittelfranken

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Kurz vor ihrem ersten Ausflug: drei junge Turmfalken auf dem Feuchter Kirchturm

KREISGRUPPE NÜRNBERGER-LAND

AKTIV FÜR GEBÄUDEBRÜTER Die BN-Ortsgruppe Feucht setzt sich seit ­Jahren für Gebäudebrüter ein – mit Erfolg! ­Inzwischen brüten sogar Wanderfalken in dem mittelfränkischen Städtchen.

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ie BN-Ortsgruppe Feucht pflegt und installiert seit 2016 Nistkästen und Nisthilfen für Gebäudebrüter in der Stadt. So brütet ein Turmfalkenpärchen mittlerweile jährlich in einem Feuchter Kirch­ turm. In einem weiteren nisteten 2019 erstmals Wanderfalken, was Interessierte über Webcam hautnah erleben konnten. Der Erfolg bei der »Flaggschiff-Art Wan­ derfalke« brachte den Gebäudebrütern in Feucht viel Aufmerksamkeit, Aufge­ schlossenheit und Geldspenden ein. Da­ von haben auch weniger spektakuläre Ar­ ten profitiert: So nisten inzwischen Mehl­ schwalben in 36 Kunstnestern an fünf Fassaden und die letzte Rauchschwalben-­ Kolonie der Stadt erhielt ebenfalls Nisthil­ fen. Auch die Mauersegler bekamen 16 neue Quartiere und dank sieben Groß­ raumnistkästen brüten erstmals auch Dohlen in Feucht. Der Biologe Sebastian Haas, zweiter Vorsitzender der Ortsgrup­ pe und Mitarbeiter der Vogelwarte Radolf­

zell, beringt alle Nestlinge der Feuchter Gebäudebrüter. Langfristig sollen dadurch Erkenntnisse zum Ansiedlungs- und Wan­ derverhalten sowie über die Reproduktion dieser Vogelarten gesammelt werden. Ein Grund für die gute Akzeptanz der Gebäudebrüter bei den Hauseigentümern in Feucht ist die fast ganzjährige Betreu­ ung der Bruthilfen durch den BN. So baut Sebastian Haas selbstgefertigte Kotbret­ ter ein, die junge Mehlschwalben vor Beu­ tegreifern schützen und gleichzeitig das Landen von Stadttauben verhindern. Die­ se werden in der Fassadenfarbe gestri­ chen, die Kunstnester montiert, gereinigt und gewartet. Ende 2019 hat die Kreisgruppe Nürn­ berger Land auch in der Stadt Altdorf Nistkästen für Gebäudebrüter installiert. Außerdem schulte sie in diesen Frühling naturinteressierte Menschen im Rahmen eines »Bürger-Forschungsprojektes«, um die nistenden Gebäudebrüter im Land­ kreis zu kartieren. Sebastian Haas (ht)

Sieg von BN und Bürgerinitiative im Streit um das Gewerbegebiet Interfranken (2014) droht nun erneut großer Flächenver­ brauch in der Region Ansbach. So hat Ver­ kehrsminister Andreas Scheuer regiona­ len CSU-Politikern kurz vor der Kommu­ nalwahl und gegen den ausdrücklichen Rat seines eigenen Ministeriums eine Au­ tobahnausfahrt versprochen, um den »to­ ten Gaul« Industriepark Interfranken wie­ derzubeleben. Wenige Kilometer weiter strich die Gemeinde Dombühl bei einem gewerblichen »Filetstück« an der Bahnli­ nie, das vom BN zunächst toleriert wurde, kurzerhand die Bahnanschlusspflicht zu­ gunsten der Verramschung weiterer zehn Hektar Fläche an Logistikunternehmen. Die Kreisgruppe wird gegen diese Vorha­ ben klagen.

AMPHIBIENSEMINARE: Der Klima­ wandel, trockene Frühjahre und Sommer sorgen für besondere Herausforderun­ gen, was die Qualität von Laichgewäs­ sern für Unken angeht. Die BN-Kreisgrup­ pe Neustadt a.d. Aisch hat deshalb im ­November 2019 Interessierte im Seminar »Unkenschutz in Mittelfranken« mit Tipps und Wissen hierzu versorgt. Im Januar wurden Betreuer von Amphibienschutz­ zäunen in der Bestimmung von Lurchen fortgebildet. Eine genaue Bestimmung hilft, Rückgänge bei einzelnen Arten ­besser zu beurteilen. Foto: Wolfgang Willner

Foto: Roland Geyer

FLÄCHENVERBRAUCH: Nach dem

IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Schwaben 57

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Trauriges Ende: Die vom Sturm verschonten Baumriesen fielen der Kettensäge zum Opfer.

KREISGRUPPE NEU-ULM

BAUM-MASSAKER Ein Baum-Ensemble wie dieses war selten im Landkreis Neu-Ulm: Zwei 250-jährige Buchen und eine 180-jährige Eiche bei Dattenhausen, die eigentlich ein Naturdenkmal werden sollten.

D

och nachdem im Februar Sturmtief »Sabine« eine der beiden Methusalem-Buchen umgestürzt hatte, machten die bayerischen Staatsforsten Tabula rasa und fällten auch die zweite; die Eiche wurde radikal beschnitten. Die als »Birket-Methusalem-Ensemble« bekannte Baumgruppe bot zahlreichen seltenen Insekten, Vögeln und anderen Tieren ein Zuhause und war ein beeindru­ ckendes Naturjuwel. Die Bäume waren bis 35 Meter hoch und wiesen in Brusthö­ he Durchmesser von 150 bis 170 Zenti­ meter auf. Zwar waren die Buchen durch Pilzbefall vorgeschädigt und geschwächt, doch noch im Januar hatte der zustän­ dige Forstbetrieb Weißenhorn der Bayerischen Staatsforsten geplant, die Bäume nur schrittweise zu kürzen, wie die Illertisser

Zeitung berichtete. Für die Eiche ergab ein 2300 Euro teures Ultraschallgutach­ ten im Auftrag der BN-Kreisgruppe eine positive Erhaltungsprognose. Der BUND Naturschutz hatte daher beim Land­ ratsamt die Ausweisung des Baum-­ Ensembles als Naturdenkmal beantragt. Ende Februar jedoch wurde die Eiche — trotz Kenntnis über das Baumgutachten — im Auftrag des Forstbetriebs Weißen­ horn bis auf den Stamm zurückgeschnit­ ten und verstümmelt, und auch gleich noch die vom Sturm verschonte zweite Buche komplett gefällt. Dass im Leitbild der Bayerischen Staatsforsten die Inte­ gration des Naturschutzes in die Waldbe­ wirtschaftung definiert ist, klingt bei einer solchen Praxis wie Hohn in den Ohren von engagierten Naturschützern. Thomas Frey (as)

Straßen in Schwaben, als gäbe es keine Klimakrise. So soll die gerade erst drei­ spurig ausgebaute Bundesstraße 12 zwi­ schen Buchloe und Kempten für 500 Milli­ onen Euro auf vier Spuren erweitert wer­ den — 70 neue Brücken und über 100 Hektar Landverbrauch inklusive. Die BN-­ Kreisgruppe Ostallgäu wehrt sich gegen die »Allgäu-Autobahn«. Die Bundesstraße 16 soll bei Höchstädt und Tapfheim gro­ ße Umfahrungen bekommen, mit erhebli­ chen Eingriffen in Natur und Landschaft. Die BN-­ Kreis­ gruppen Dillingen und Do­ nau-Ries kämpfen für naturschonende Trassenvarianten entlang der Bahn (siehe Foto). Und im Verfahren um die Ortsum­ fahrung Mühlhausen, die ein Wiesenbrü­ tergebiet zerstören würde, setzt die BN-Kreisgruppe Aichach-­ Friedberg auf Alternativen zur Entlastung der Orts­durchfahrt und streitet, mit der Kreis­gruppe Augsburg, gegen die »LechAutobahn«.

MEHR INFORMATIONEN Infos unter: https://bit.ly/Allgaeu-Autobahn https://bit.ly/Lech-Autobahn

NACHRUF: Am 23. März verstarb in Dil­ lingen Dr. Jochen Meyen, Präsident der Schutzgemeinschaft Donauried und lang­ jähriges Mitglied im BN-Beirat, im Alter von 89 Jahren. Der Tierarzt und Natur­ schützer engagierte sich über Jahrzehnte für das Donauried und gegen die Atom­ kraft und war Träger der Bayerischen Na­ turschutzmedaille des BN. IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de

Foto: KG Dillingen

Fotos: Bernd Kurus-Nägele

KLIMAKILLER: Bund und Land planen


58 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberbayern

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Der Straßenausbau im Alpenraum, hier am Nordportal des Kramertunnels, kann nicht endlos weitergehen.

KREISGRUPPE GARMISCH-PARTENKIRCHEN

BAUORGIE IM LOISACHTAL Wo die Autobahn A 95 bei Eschenlohe in die zweispurige Bundesstraße B 2 mündet, stauen sich die Blechlawinen. Doch durch diese »­ Pförtnerfunktion« wird der Verkehr ins L ­ ois­achtal wenigstens dosiert.

N

un soll dort, im Wahlkreis von Ex-­ Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, gut eine Milliarde Euro in neue Straßen und Tunnel fließen. Neben dem Auerbergtunnel sind das die Tunnelumfahrung von Oberau und der Kra­mertunnel, gegen den der BUND Na­ turschutz seit 2007 gekämpft hatte. Ge­ plant sind zudem ein Tunnel durch den Wank und ein neuer Anschluss der B 23 an die B 2. Damit werden die Automassen künftig noch schneller die bereits heute überlau­ fenen alpinen Destinationen erreichen. Noch mehr Straßenbau dürfte die Folge sein: So wächst im benachbarten Öster­ reich bereits der Druck, die Fernpassroute mit weiteren Tunneln auszubauen, obwohl die Alpenkonvention neue Transit­strecken

verbietet. Die alpinen Ruheräume kom­ men buchstäblich unter die Räder. Beim Kramertunnel, gegen dessen Bau der BN bereits 2009 eine Klage verloren hatte, wurden durch die Bauarbeiten wert­ volle Hochlagenmoore entwässert. Doch nach Baustopp und neuem Planfeststel­ lungsverfahren 2017 sah der BN keine Chance mehr auf dem Rechtsweg, und so wird seit vergangenem Jahr weiterge­ baut. Nun hat der Verband erneut Klage eingelegt, diesmal nach dem Umwelt­ schadengesetz. Das hält den Bau zwar nicht mehr auf, doch würde es wenigs­ tens die Verantwortlichen zur Rechen­ schaft ziehen. Ob diese Klage erfolgreich sein kann, hängt davon ab, wie der Euro­ päische Gerichtshof in einem anderen Präzedenzverfahren entscheidet. Thomas Frey (as)

chenwald auf zehn Hektar wurde letztes Jahr am Brünnstein unweit des Sudel­ felds gefällt. Aufgedeckt hatte den Natur­ frevel im November ein Journalist. Die Rechtslage ist kompliziert: Von dem ab­ geholzten Lärchenwald fällt nur ein gutes Drittel unter das Waldgesetz, die restli­ chen zwei Drittel sind seit 2010 als Weide­ flächen der Seeonalm ausgewiesen. Die­ se dürfen von Bewuchs freigehalten wer­ den, weshalb der BN damals gegen die Umwidmung war. Doch sogar im gesetz­ lich ausgewiesenen Wald darf abgeholzt werden — außer es handelt sich um be­ sonders geschützte Biotope in einem Landschaftsschutzgebiet. Weil genau dies zutrifft, leitet das Landratsamt Ro­ senheim nun ein Verfahren gegen die Grundstückseigentümer ein. Die BN-Kreis­ gruppe Rosenheim will die juristische Aufarbeitung sorgfältig beobachten und fordert, den abgeholzten Lärchenbestand wieder aufzuforsten.

Foto: Martin Adamczyk

Foto: Axel Doering

KAHLSCHLAG: Hundertjähriger Lär­

ZUWACHS: Im 50. Jahr ihres Bestehens freut sich die Kreisgruppe Bad-Tölz Wolf­ rats­hausen über eine neue Ortsgruppe in Benediktbeuern-Bichl. Rund 60 Interes­ sierte, darunter auch Landwirte und Kom­ munalpolitiker, kamen zur Gründungs­ver­ sammlung Ende Januar. Zur Vorsitzenden wurde Christel Stein­ acher gewählt, ihre Stellvertreterin ist Ingrid Busch-­Merz. IHRE ANSPRECHPARTNER Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberfranken 59

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Logistikhallen – ausgerechnet hier? Im Vordergrund die mit Pflöcken abgesteckte Baufläche für die geplanten Hallen mit Blick Richtung Vierzehnheiligen.

KREISGRUPPE LICHTENFELS

VERSCHANDELUNG VON VIERZEHN­ HEILIGEN: BN KÄMPFT WEITER Auch ein Bürgerentscheid konnte die Planungen für zwei Logistikhallen unterhalb des Wallfahrtsortes bisher nicht stoppen.

V

ierzehnheiligen gehört zu den Top Ten der schönsten Orte in Franken. Die Wallfahrtsbasilika, ein Meisterwerk Balthasar Neumanns, kommt in der kleinstrukturierten Kulturlandschaft, in der sie eingebettet liegt, besonders zur Geltung. Genau in dieser reizvollen Kulisse ist der Gewerbebau geplant. Die erste Halle soll 200 Meter lang, 75 Meter breit und 8,5 Meter hoch werden, die zweite 140 Meter lang in gleicher Brei­ te und Höhe. Zusammen ergibt dies einen Flächenfraß von 25 500 Quadratmetern plus Rangier- und Abstellflächen. Bei einem von BN und betroffenen An­ wohnern initiierten Bürgerbegehren ha­ ben sich im November 66 Prozent der Ein­ wohner von Bad Staffelstein für den Bau der Hallen ausgesprochen. Doch noch ist

die Baugenehmigung nicht erteilt. Die BN-Kreisgruppe arbeitet weiter mit Nach­ druck daran, den für die Genehmigung Zu­ ständigen in Verwaltung und Politik die Tragweite des geplanten Hallenbaus zu verdeutlichen und sie zum Umdenken zu bewegen. Der Bau wäre ein fatales Signal für weiteren Flächenfraß, insbesondere im Bereich um Vierzehnheiligen. Derweil steigt der Flächenverbrauch in der Region ungebremst weiter. Vorhande­ ne, bereits erschlossene Gewerbegebiete – zurzeit etwa 75 Hektar im Landkreis Lichtenfels – bleiben ungenutzt. Hier ist dringend eine Kehrtwende nötig! Anton Reinhardt (ht)

mer schwebt das Damoklesschwert einer 1030 Meter langen Fußgängerbrücke über dem Höllental – dem größten Natur­ schutz- und FFH-Gebiet des Landkreises Hof. Um Opfer des Artenschutzes für den Event-Tourismus zu verhindern, haben sich die Landesvorsitzenden des BN und des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) im Rahmen eines Pressetermins zusam­ men mit den beiden Kreisgruppen am Kö­ nig David – dem markantesten Aussichts­ punkt im Höllental – getroffen und auf die Gefahren für die Natur durch den Brücken­ bau aufmerksam gemacht.

Foto: A. & U. Buhani

Foto: Anton Reinhardt

FRANKENWALDBRÜCKE: Noch im­

UMSIEDLUNG: Seit 2010 kämpft der BN Neunkirchen am Brand für den Dunk­ len und den Hellen Wiesenknopf-Amei­ senbläuling. Für ein Baugebiet hat der Markt Neunkirchen 2015 ein Planungs­ büro mit der Umsiedlung von Vorkommen der Art beauftragt. Aktuelle Erhebungen bestätigen nun wissenschaftliche Er­ kenntnisse, wonach Umsiedlungen von Wiesenknopf-Ameisenbläulingen geringe Erfolgsaussichten haben, weil deren Ent­ wicklung hochkomplex ist. Im vorliegen­ den Fall wurden bei der Umsiedlung of­ fenbar einige Fehler gemacht, wie etwa Mahd zum falschen Zeitpunkt und nicht optimaler Eitransport. Der BUND Natur­ schutz stellt das angewandte Verfahren deshalb infrage. Die zuständigen örtli­ chen Naturschutzbehörden reagierten bisher jedoch nicht auf den Missstand. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Foto Menzel: Johannes Selmansberger

60 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Niederbayern

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Eine pestizidfreie EU bis 2035, das ist eine Kernforderung des Europäischen Volksbegehrens »Bienen und Bauern retten«, für die sich auch Bienenexperte Menzel starkmacht.

KREISGRUPPE LANDSHUT

dorf hat sich Mitte Februar eine eigene JBN-Gruppe gegründet. Vorsitzender ist Simon Golombek (siehe Bild, Mitte), der sich bereits bei Fridays for Future enga­ giert. Die jungen BN-Aktiven zwischen 14 und 27 Jahren wollen sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen und die Forderun­ gen der Jugendlichen bündeln, um eine lautere Stimme gegenüber den Verant­ wortlichen in Politik und Gesellschaft zu bekommen. Diese Generation habe er­ kannt, dass sie selbst etwas tun müsse, erklärte Georg Kestel, Vorsitzender der BN-­Kreisgruppe Deggendorf.

DIE BIENEN TANZEN NICHT MEHR Pestizide machen Bienen orientierungslos ­ und schwächen die Völker. Für den Bienen­ spezialisten Professor Dr. Randolf Menzel ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Landwirtschaft eine neue Ausrichtung braucht.

A

nfang März präsentierte er auf Einladung der Kreisgruppe Landshut des BUND Naturschutz und des Imkervereins in Vilsheim die Ergebnisse seiner jahrelangen Forschung. Randolf Menzel, emeritierter Professor und Leiter des neurologischen Instituts der FU Berlin, forscht seit 2002 zur Aus­ wirkung von Pestiziden auf das Verhalten der Bienen und ist Autor des Buches »Die Intelligenz der Bienen«. Im Fokus seines gut besuchten Vortrags standen das Lern- und Navigationsverhalten der außer­ gewöhnlich intelligenten Insekten. Das Fazit des Fachmanns fiel eindeutig aus: Die hohe Pestizidbelastung von Äckern und Wiesen ist maßgeblich für das Insektensterben verantwortlich. Da­ bei wirken Pestizide oft nicht unmittelbar

tödlich. Die Bienen werden auch durch de­ ren negative Effekte auf ihre Orientierung geschwächt. Diese basiert bei gesunden Bienen auf einer komplexen Kombination aus Sonnenkompass, Farb- und Duftun­ terscheidung, einem Langzeitgedächtnis und dem Schwänzeltanz – einer Tanz­ kommunikation, über die sich die Tiere im Stock Fluganweisungen geben. Schon kleine Mengen an Pestiziden beeinträchti­ gen dieses System. Gedächtnis und Ori­ entierung sind gestört. Die Bienen finden nicht mehr zum Stock zurück und können den anderen dort nicht mehr melden, wo die Nektarquelle ist. »Als Wissenschaftler muss man sachlich bewerten, aber dass sie nicht mehr tanzen, traf mich doch sehr«, gab Menzel zu bedenken. Rita Rott (as)

NACHHALTIGES RATHAUS: Auf Ini­ tiative der BN-Kreisgruppe Straubing hat­ te die Stadt bereits Ende 2019 eine inter­ disziplinär besetzte Arbeitsgruppe »Nach­ haltige Beschaffung« eingerichtet, in der auch der BN vertreten ist. Diese hat inzwi­ schen ein Konzept für die Stadtverwal­ tung erarbeitet, wie sich das kommunale Beschaffungswesen nachhaltig an ökolo­ gischen und sozialen Kriterien ausrichten lässt. Auf der Liste stehen unter anderem die Umstellung des Papierbedarfs der Stadtverwaltung auf 100 % Altpapier, die Vermeidung von Kunststoffprodukten, re­ gionales Holz als Baustoff statt energie­ aufwändigem Beton und nicht zuletzt Vorschläge für ein nachhaltigeres Gäubo­ den-Volksfest. Die Ergebnisse und Ideen sollen Ende April dem Stadtrat vorgestellt werden. IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de

Foto: Thomas Jenner/Donau-Anzeiger

Foto: eleonimages/Adobe Stock

NEUE JUGENDGRUPPE: In Deggen­


Natur +Umwelt 2 | 20 ›  SERVICE ›  Buchtipps und Reisen 61

BUCHTIPPS

Sigrid Tinz 2019, 162 Seiten, 16 Euro Pala

UNSERE WELT NEU DENKEN Eine Einladung Maja Göpel 2020, 208 Seiten, 17,99 Euro Ullstein

Gerecht Der Markt regelt sich von selbst – wie gefährlich diese Annahme ist, zeigen die Umweltkrisen un­ serer Zeit. Welche Ideengeschich­ te hinter den politischen Entschei­ dungen für Liberalismus und der Logik des Wirtschaftswachstums steht, erläutert Maja Göpel in ih­ rem Buch »Unsere Welt neu den­ ken«. Prägnant und anschaulich stellt sie die Auswirkungen dieser Wirtschaftstheorien auf Mensch und Umwelt dar. Und sie zeigt Lö­ sungswege aus der Krise. Ein gu­ tes Leben für alle ist nur möglich, wenn die Wirtschaft sich von der Wachstumsdogmatik befreit. Stattdessen müssen wir sie auf ein Leben und Wirtschaften inner­ halb der planetaren Grenzen aus­ richten. Gerechtigkeit ist für Maja Göpel dabei das zentrale Element, um Umweltschutz und Soziales nicht weiter gegeneinander aus­ zuspielen, sondern gemeinsame Lösungen zu finden.

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IM REICH DER URIGEN BUCHEN

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18. – 24. September 2020, Deutschland Der einzige hessische Natio­ nalpark Kellerwald-Edersee schützt einen der letzten großen und naturnahen Rot­

Zu Redaktionsschlu ss stand noch nicht fest, ab wann wieder Reisen angeboten werde n können. Aktuelle Informa­t ionen dazu finden Sie unter: www.bund -reisen.de

buchenwälder Mitteleuro­ pas. Urige Naturwaldrelikte, über 1000 reinste Quellen und naturnahe Bäche, Fels­ fluren und Blockschutt­ halden sind seine Schätze. Unter dem Motto »Natur ­Natur sein lassen« entsteht hier Wildnis von morgen.

Foto: Harry Karpp

Bösewichte und Plagen im Garten – und wie wir mit ihnen klarkommen

BUND-REISEN

SARDINIENS NORDEN 20. – 29. September 2020, Italien Felszerklüftete Küsten, traumhafte Strände, grüne Hügel, Karstgebirge mit tie­ fen Schluchten, Ebenen mit Eichenwäldern und Oliven­ bäumen – die Insel im

Foto: Dominik Ketz

FRIEDE DEN MAULWÜRFEN

Spannend Maulwurf, Wespe und Löwen­ zahn, und mit ihnen alle anderen Bewohner unserer Gärten, haben Beistand nötig – weil wir ihn ­nötig haben. Das ist die hochaktuelle Botschaft dieses neuen Ratge­ bers. Durchsetzungsfähige Lebe­ wesen wie D ­ isteln und Giersch, Schnecken, Maulwürfe und Wühl­ mäuse können nerven beim Gärt­ nern, keine Frage. Sigrid Tinz lässt diese A ­ rten selbst zu Wort kommen und ­präsentiert sie un­ terhaltsam von einer neuen Seite. Wir lernen: E ­ s gibt kein SchwarzWeiß in der Natur, gerade deshalb ist sie ja s ­ o wundervoll und bunt. Die Natur will uns nichts Böses, ist aber nicht per se ein Paradies. Statt Tipps zur Bekämpfung von »Unkraut« und »Schädlingen« ­erfahren wir von den Gesetzmä­ ßigkeiten naturnaher Gärten. W ­ o sich Konflikte von allein regeln, stärkt dies den Garten nebenbei gegen andere Unbilden wie extre­ mes Wetter. Ein unbedingt lesens­ wertes Büchlein.

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WANDERN UND WEIN IM PFÄLZER WALD 29. September – 3. Oktober 2020, Deutschland Wandern durch die Weinla­ gen der Pfälzer Weinstraße

­ ittelmeer zeigt ihre span­ M nendsten Seiten. Die Reise führt in den Norden Sardini­ ens, überwiegend in Küsten­ nähe, dort wo der Wind die Felsenküste in einen auf­ regenden Skulpturenpark verwandelt hat. Die Hin- und Rückreise bietet Stopps in Pisa und Florenz. und auf den Spuren von Richard Löwenherz im Pfäl­ zer Wald. Die Natur taucht die Weinberge entlang der Weinstraße im Herbst in ein Farbenmeer. Die Gast­ freundschaft der Menschen und ihre kulinarischen Spe­ zialitäten sind international bekannt. Auf den Wanderun­ gen dreht sich alles um den Weinanbau. Beim Deut­ schen Weinlesefest erleben Gäste und Einheimische pure Lebensfreude.

Weitere Informationen

Tel. 09 11/ 588 88 20 · www.bund-reisen.de


62 Natur +Umwelt 2 | 20 ›  SERVICE ›  Ratgeber

UMWELT IM NETZ

ORIENTIERUNG ONLINE Das Internet bietet eine Fülle von Informationen zu Umwelt und Nachhaltigkeit. Doch im Dickicht der Portale, Ratgeber und Blogs fällt der Überblick nicht leicht.

D

ie weltweit größte Online-Suchmaschine findet für den Begriff »nachhaltiger Konsum« 11,8 Millionen Suchergebnisse, für »faire Mode« sogar 1,2 Milliarden Einträge. Unmöglich, sich hier durchzuklicken. Wo also beginnt man als umweltbewusster Mensch, um sich über Entwicklungen und Produktalternativen auf dem Laufenden zu halten?

VON HIER AUS WEITER Einen guten Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit im Netz bietet das deutschsprachige Onlinemagazin Utopia. Wie bei einem klassischen Magazin prägen Nachrichten, Ratgeber und Produkt­ empfehlungen den Inhalt. Das Themenspektrum reicht dabei vom Klimaschutz über Ökostrom und Verkehrswende bis hin zu klassischen Verbraucherthemen wie Bio-Lebensmittel, Natur­ kosmetik und faire Mode. Utopia.de rangiert derzeit unter den tausend am häufigsten besuchten Internetangeboten in Deutsch­ land und betreibt auch ein Onlineforum, Kanäle in den sozialen Netzwerken sowie einen E-Mail-Newsletter. » www.utopia.de

SELBER MACHEN Das Portal Smarticular veröffentlicht Anleitungen für einen nach­ haltigen Alltag und fokussiert sich dabei auf den Bereich »Haus­ halt und Kosmetik ohne Plastik«. Selbstwirksamkeit steht hier im Mittelpunkt: Was kann ich persönlich anders machen? Ein Beispiel: Mein Bad soll plastikfrei werden, aber alle meine Reini­ gungsprodukte kommen in Einweg-Plastik daher. Smarticular zeigt, wie etwa ein Entkalker-Spray aus wenigen Zutaten selbst hergestellt werden kann. Nach dem Prinzip von Kochrezepten wird Schritt für Schritt erklärt, welche Zutaten in welcher Reihen­ folge und Menge das gewünschte Produkt ergeben – absolut an­ fängerfreundlich und häufig begleitet von Fotos oder Videos.­ In einer Kommentarspalte geben die User*innen Rückmeldung zu den Rezepten, schlagen Verbesserungen vor, stellen Fragen,

t­eilen bevorzugte Bezugsquellen oder diskutieren Alternativen miteinander. Die besten Tipps und Rezepte hat Smarticular be­ reits gebündelt als Ratgeber veröffentlicht – sogar in gedruckter Form. » www.smarticular.net

NACHHALTIGER WARENKORB Der Nachhaltige Warenkorb bietet Tipps für alle, die nachhaltig leben möchten. Er verweist auf Alternativen und rät zu konkreten Konsumentscheidungen von A bis Z: zu Lebensmitteln, Mode, Kosmetik, Mobilität, Haushalt, Elektronik, Wohnen und Bauen. Wenn Sie irgendwann wieder eine Reise planen, finden Sie hier klimafreundliche Urlaubsmöglichkeiten. Viele Kategorien laden zum Stöbern ein. Die Tipps sind untereinander verlinkt und ebnen den Weg zu weiterführenden Informationen. Außerdem bietet diese Webseite eine Übersicht vertrauenswürdiger Siegel und Produktkennzeichnungen. » www.nachhaltiger-warenkorb.de

ANGEBOTE DES BUND Viele kennen sie bereits: Die Ökotipps des BUND Naturschutz, unsere verbraucherorientierten Ratgeber. Denn unsere Lebens­ stile und Konsummuster haben nicht nur Konsequenzen für uns, sondern wirken auch auf unsere Umwelt. Bewusste Entschei­ dungen, was wir kaufen, wie wir essen oder uns fortbewegen, können die Natur und Umwelt entlasten. Umweltfreundliche Pro­ dukte aus unseren Ökotipps sowie viele weitere finden Sie auch im BN-Shop. » www.bund-naturschutz.de/oekologisch-leben » www.service.bund-naturschutz.de Judith Freund


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