Kulturbilanz

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Kulturbilanz Was ein Unternehmen f端r die Gesellschaft bewirken kann

Hubert Burda Stiftung



Kulturbilanz Was ein Unternehmen f端r die Gesellschaft bewirken kann

Hubert Burda Stiftung


Kunst Wissenschaft Wirtschaft Politik München – Jerusalem Netzwerk Zukunft Literatur


Zwischen Poesie und Internet

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Interview mit dem Stifter Hubert Burda

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„Iconic Turn – die neue Macht der Bilder“, „Passepartout-Preis“, Kampagne für die Pinakothek der Moderne, „Corporate Art Preis“, Art & Company – Mitarbeiter für Kunst gewinnen, Reden zum Ende des Jahrhunderts

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Akademie zum Dritten Jahrtausend, Felix Burda Stiftung, „Felix Burda Award“, Biomedizinisches Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München, „In Medias Res-Preis“, Heinrich-HertzGastprofessur der Universität Karlsruhe (TH), Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM), Hochschule Offenburg

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Trinationale Metropolregion Oberrhein, „Forbes-Aufschwung-Preis“, World Economic Forum Davos

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Zukunftsrat der Bayerischen Staatsregierung, Club of Three – der politische Networker Lord Weidenfeld, Christian-Liebig-Stiftung

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Jüdisches Gemeindezentrum in München, Shoah Foundation – Partners in Tolerance, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Hubert Burda Center for Innovative Communications, Jerusalem Film School

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Digital Life Design, DLDwomen

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„Petrarca-Preis“, „Hermann-Lenz-Preis“, „Europäischer Übersetzerpreis Offenburg“

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Fondation Aenne und Franz Burda

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Die Hubert Burda Stiftung

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Inhalt


Strozzi-Kapelle in Florenz, Ausschnitt aus dem allegorischen Bildprogramm der Fensterwand, Filippino Lippi, 1487–1502. Auf dem Post­­ament der Säule die Personifikation von Fides als eine von drei theologischen Tugenden. Rechts neben dem Pilaster zwei Musen mit den Masken der Tragödie und Komödie, auf deren Standfläche die Inschrift „Deo Max“ zu lesen ist


Zwischen Poesie und Internet

Die Bilanz aller Förderaktivitäten des Verlegers Hubert Burda zeigt ein weites Spekt­ rum von Interessen und Initiativen, denen aber eins gemeinsam ist: Es geht immer um Innovation und um Kommunikation, um ein besseres Selbstverständnis der Gesellschaft und um ihre Zukunftsfähigkeit. Am Beginn, im Jahr 1975, steht der „Petrarca-Preis“, ein unverwechselbares Ereignis des deutschen literarischen Lebens, Preisverleihung und Reisegesellschaft in einem. Die jüngste Unternehmung, die „Digital Life Design“, hat sich zum internati­ onalen Treffpunkt der Internet-Elite, einer Börse für neue Ideen und einer Reflektions­ plattform der Computer-Welt entwickelt. Als Stifter will Hubert Burda die Kreativität von Künstlern und die Erfindungsgabe von Wissenschaftlern herausstellen, um die Folgen unserer technologischen Revolutionen wahrnehmbar zu machen. Als Organisator von Konferenzen, Redereihen, Kunst- und Forschungsprojekten bringt er Persönlichkeiten, die auf ihrem Feld Außergewöhnliches geleistet haben, mit Menschen zusammen, die sich in ganz anderen Bereichen ausgezeichnet haben. Er will sie „vernetzen“, Fremdheiten überwinden, Gegensätze überbrücken. Eine nicht geringe Rolle spielen dabei die Freunde und Weggefährten, die Hubert Burda bei seinen Aktivitäten anregen oder die sich daran engagiert beteiligen. Die Kulturbilanz von 36 Jahren dokumentiert Tätigkeiten, die dem „commonwealth“, dem Gemeinwohl, verpflichtet sind, die Zukunftsthemen, Trends sowie technologische Revolutionen aufgreifen und nicht zuletzt den Glanz der Künste beschwören. Vorwort


Der Kunsthistoriker und Verleger Hubert Burda über seine Aktivitäten als Stifter

Interview mit Hubert Burda

Herr Burda, was treibt Sie dazu, Künstler, Wissenschaftler, aber auch Forschungen und gesellschaftliche Diskurse zu fördern? Was für Absichten verfolgen Sie? Am Anfang steht die Überzeugung, ein Unternehmen wie das unsere hat der Gesellschaft, ihrem Gemeinwohl zu dienen. Der nächste Schritt gilt dann der Überlegung, welche Projekte haben gesellschaftliche Relevanz und passen zur Firma, können ihr nach außen wie nach innen ein Profil verschaffen, einen Überschuss an Lebensqualität. Als Kunsthistoriker wie als Medienmensch haben mich immer die Bedeutung des Visuellen, die Macht der Bilder besonders interessiert. So versammelte – in memoriam meines 2001 verstorbenen Sohnes – die Redereihe „Iconic Turn“ die gescheitesten Köpfe, um die revolutionäre Bedeutung des Visuellen zum öffentlichen Thema zu machen. Mit 35 Jahren als gerade neu installierter „Bunte“-Chefredakteur haben Sie sich dazu entschieden, den „Petrarca-Preis“ ins Leben zu rufen, ein mittlerweile unverwechselbares Ereignis im deutschen Literaturleben. Warum gerade Literatur? Im Jahr 1974 spazierte ich mit meinem Freund Bazon Brock um den Kleinhesseloher See im Münchner Englischen Garten. Ich erzählte, dass ich das Bedürfnis hätte, neben meiner journalistischen Tätigkeit noch etwas anderes zu unternehmen. Da kam er mit der Idee, den vor 600 Jahren verstorbenen Francesco Petrarca mit einem Literaturpreis zu würdigen. Die Preisverleihung solle an den jeweiligen Aufenthaltsorten des ersten Humanisten stattfinden. Diese Idee begeisterte mich, damals der Literatur sehr zugetan. Und zusammen mit meinen Freunden Peter Handke und Michael Krüger wurden wir uns schnell einig,


„Die Kulturbilanz zeigt alle Förderaktivitäten meines Hauses. Sie ist geprägt vom Dialog zwischen Wissenschaft und Künsten. Ein Medienunternehmen reflektiert stets beide zusammen wie die zwei Seiten einer Münze. Es lebt in diesem Spannungsfeld.“ Hubert Burda

der damals grassierenden „engagierten Literatur“ ein Gegenmodell zu präsentieren, die persönliche, poetische Kunst. Diese Preisverleihungen zu organisieren mit kunsthistorischen Akzenten, kurz, eine kunstsinnige Dichter-Reisegesellschaft für drei Tage auf den Weg zu bringen – das bereitet mir noch heute große Freude. So besaß ich jetzt zwei Interessenwelten, die des Medienmenschen und die des Kunstund Literaturfreundes. Jetzt ziehen Sie Bilanz. Alle Ihre Projekte und Initiativen werden noch einmal aufgerufen. Was empfinden Sie in der Rückschau? Ja, ich bin schon stolz auf das, was geleistet werden konnte. Aus dem Kranz der Aktivitäten möchte ich drei hervorheben, die durch Freunde zum Erfolg gebracht wurden. Es war mein Freund Lord Weidenfeld, der mir bei dem von mir so dringend empfundenen Anliegen half, wieder ein offenes, vertrauensvolles Verhältnis zu Israel und den Juden in Deutschland und Amerika herzustellen. Die einzelnen Projekte, die diesem Ziel dienten, wollte ich wieder in Erinnerung bringen. Der Israeli Yossi Vardi unterstützt uns jedes Jahr tatkräftig bei den „Digital Life Design“-Konferenzen. Schließlich der Philosoph Peter Sloterdijk, der als großer Anreger im Zusammenhang mit der Akademie zum Dritten Jahrtausend und der Redereihe „Iconic Turn“ immer hilfreich ist, vor allem durch Redebeiträge, sprachliche und intellektuelle Feuerwerke. Die 2001 in München gegründete Felix Burda Stiftung – durch ihre vielen Kampagnen konnte bisher 100 000 Menschen eine Darmkrebs­­ erkrankung erspart werden – repräsentiert vorbildlich unser soziales Engagement.

Interview


Kun


Zwischen Kunst und Medien bestand von jeher eine sehr enge Beziehung. Mit der Erfindung der Fotografie, nach 1826, entstanden die Magazine und Illustrierten. Wie ein roter Faden zieht sich deren Dialog durch das 20. Jahrhundert. Hier die Hochkunst mit Theater, Museum und Konzertsaal, dort die Plakatwerbung, der Tonfilm, die Massenmedien. High and Low – das Werk Picassos zeigt die spannungsreiche Geschichte beider Medien. Dem „Iconic Turn“, also seit Bilder im Internet fast synchron gesendet werden, galt eine große Vortragsreihe.

nst



Der Geist der Renaissance: Es gibt kaum eine Epoche, in der Kunst und Wissenschaft so zusammengingen wie im 15. Jahrhundert. Ausschnitt eines Wandbildes von Pietro Perugino, „Schlüsselübergabe an den Apostel Petrus als Nachfolger Christi“, Sixtinische Kapelle, 1479–1482. Auf dem mit Marmorplatten belegten Platz kommt es zu einer wunderbaren Mischung eines antiken römischen Triumphbogens mit dem zentralen Kuppelgebäude einer christlichen Basilika


Iconic Turn

Die neue Macht der Bil Iconic Turn, eine Wortpr채gung des Kunsthistorikers Gottfried Boehm aus dem Jahr 1994, st Bilder genauso global zu versenden wie Texte. Hubert Burda, die Akademie zum Dritten Jahrt M체nchen veranstalteten in den Jahren 2002 bis 2005 eine international viel beachtete Vortrags


Dicht gefüllt ist die Große Aula der LMU München während eines Vortrags des Videokünstlers Bill Viola im Sommersemester 2003. „Iconic Turn – die neue Macht der Bilder“ hieß die interdisziplinäre Vor­lesungsreihe, die hier seit dem Sommersemester 2002 mit inter­ nationalen Experten stattfand

ilder eht für einen revolutionären Prozess: Durch die digitale Revolution wird es möglich, ausend und das Humanwissenschaftliche Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität reihe in der LMU, die das Phänomen von verschiedenen Perspektiven aus reflektierte. Kunst

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Die Vortragsreihe „Iconic Turn“ im Sommersemester 2003: Das Programmheft zeigt die Rednerliste. Zwischen 2002 und 2005 sprachen 32 Experten

Kunst

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Der amerikanische Künstler Bill Viola hielt am 30. Juni 2003 einen Vortrag über Video­kunst, Wahrnehmung und menschliche Erfahrung. Felix Burda hatte in seiner Doktorarbeit „Andrea Pozzo und die Videokunst“ (2001) dessen Arbeiten zum zentralen Thema gemacht

„Reden heißt, Bilder im Kopf der Zuhörenden aufrufen.“ Hubert Burda

Mit den „Iconic Turn“-Vorlesungen nahm der Verleger Hubert Burda eine Anregung auf, die zurückgeht auf Gespräche, die er mit seinem Sohn Felix, beide Kunsthistoriker, seit Anfang der 90erJahre geführt hatte. Wie ändern sich Formen und Funktionen von Bildern über Epochen hinweg, und welche Auswirkungen hat die sich digitalisierende Mediengegenwart auf die Bedeutung des Visuellen? – das waren ihre Kernthemen. In seinem Buch „In Medias Res“ schreibt Burda: „Nach dem frühen Tod von Felix im Jahr 2001 entschloss ich mich, diese Fragen weiter zu verfolgen und in einer Vorlesungsreihe an der Ludwig-Maximilians-Universität mit international renommier­ ten Experten diskutieren zu lassen.“ An anderer Stelle des Buches heißt es: „Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir in einer Zeit leben, in der so


Umwälzendes passiert wie durch Gutenbergs Erfindung, mit der – wie wir in der Schule gelernt haben – die Neuzeit begonnen hat.“ An einem Wendepunkt zu stehen, dieses Bewusstsein war allen Rednern gemeinsam, die an 32 Aben‑ den, verteilt über vier Semester hinweg, auftraten. Jede Vorlesung wurde von mehreren tausend U­sern im Internet weltweit verfolgt. Und die jeweiligen Referenten führ­ten am Folgetag ein WorkshopGespräch mit ausgewählten Studenten durch, in dem das Thema des Vorabends vertieft wurde. Nach jeder Vorlesung in der „Gro­ ßen Aula“ versammelten sich die Zuhörer in den Korridoren der Universität, um über die präsentierten Thesen, zumeist kontrovers, zu diskutieren. Die Felix Burda Memorial Lectures – das war einmal ein äußerst anregendes, zum Nachdenken zwingendes Zusammen-

sein, dann aber auch ein gesellschaftliches Ereignis, das Aka­­­­de­ miker und vor allem Nichtaka­­de­ miker anzog. Das Kennzeichen der Vorlesungen bestand in ihrer in­terdisziplinären Ausrichtung. Wohl noch nie hatte es an der Münchner Universität der­ gleichen gegeben, auch die Band­­ breite der Referenten musste beein­ drucken: international reno­­mmierte Architekten wie Norman Foster, Arata Isozaki und Rem Koolhaas, Hirnforscher wie der Nobelpreisträger Eric Kandel, wie Wolf Singer oder Semir Zeki, Künstler wie Bill Viola oder der Filmer Wim Wenders und nicht zu vergessen die Kunstund Kulturwissenschaftler Friedrich Kittler, Horst Bredekamp, Hans Belting, Martin Kremp, Paul Zanker, Barbara Stafford und William J.T. Mitchell, der Amerikaner, auf den die Wortschöpfung „pictorial turn“ zurückgeht. Der Bogen, den die Vor­

l­esungsreihe schlug, soll durch Zitate nachgezogen werden. Der Kunsthistoriker Willibald Sauerländer: „Das Nachdenken über die Bilder in den Massenmedien und die Bilder in der Kunst hat lange vor den akademischen und intellektuellen Debatten als Bilderkrieg in der Kunstszene begonnen. Es waren nicht Kunsthistoriker, sondern Künst­ler, welche zuerst die Frage gestellt haben, wie es denn um das Verhält­nis zwischen Bildern, die wir nach der Konvention als Kunstwerke bezeichnen, und den vielen ande­ren Bildern draußen in der Öffent­lichkeit bestellt sei. Richard Ha­­­­­­­­­­­­­­ m iltons berühmte Collage ‚Just What Is It That Makes Today’s Homes So Different, So Appealing?‘ war 1956 auf einer Ausstellung in der Whitechapel Galle­ry in East London zu sehen.“ Der Kunsthistoriker Hans Belting: „Es geht nicht mehr um die

Die Akademie zum Dritten Jahrtausend gab diese Bücher über den Iconic Turn heraus. „In medias res – Zehn Kapitel zum Iconic Turn“ erschien im November 2010 und zählt zu den Bestsellern in den Bereichen Kunstgeschichte, Medientheorie und Ästhetik

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Analogie der Bilder mit dem Körper, sondern umgekehrt um die Analogie des Körpers mit Bildern. Bilder machen uns die körperliche Welt­erfahrung streitig und drängen uns an ihrer Stelle eine Bild­ erfahrung auf.“ Der Ägyptologe Jan Assmann: „Da­­her sind wir, wenn wir über die Fra­gen der Bildlichkeit und der Schrift­­lichkeit, der aus sich selbst ver­ständ­lichen und der beliebigen Zeichen, der unmittelbaren und der mittelbaren Bezeichnung nach­ den­ken, die Erben der Ägypter. Die Ägyp­ter haben diese Unterschiede und Unterscheidungen in ihren erst zwei, dann drei verschiedenen Schriftsystemen praktiziert, die Griechen haben sie theoretisiert, und das Abend­­land hat sie diskutiert, bis heute, wo wir über die Wende oder Rückwende von der Sprachlichkeit zur Bildlichkeit nachdenken.“

Der Hirnforscher Wolf Singer: „Das Gehirn entwirft Modelle der Welt, vergleicht dann die einlaufenden Signale mit diesen Modellen und sucht nach den wahrscheinlichsten Lösungen. Unsere Kognition fußt also auf Wahrscheinlichkeits­ be­rech­­nungen und Inferenzen. Das Faszinierende dabei ist, dass wir das Ergebnis dieses interpretativen Aktes für die Wirklichkeit nehmen.“ Der herausragende Hirnforscher Eric Kandel: „C. P. Snow hat 1959 in einem Vortrag erstmals von zwei Kulturen gesprochen: der Kultur der Naturwissenschaften, die sich mit der phy­­sikalischen Natur des Universums befassen, und der Kultur der Geisteswissenschaf­ ten, de­ren Gegenstand die Natur mensch­­­­licher Erfahrung ist. Die Neurowissen­schaf­­­­ten können einen wichtigen Beitrag leisten, die bestehende Kluft zwischen beiden Kulturen zu überbrücken.“ Der Filmregisseur Wim Wenders (oben) und der Kunsthistoriker Horst Bredekamp sehen im „Iconic Turn“ eine epochale Bewusstseinsrevolution

Der niederländische Architekt Rem Koolhaas während seines Münchner Vortrags innerhalb der Redereihe „Iconic Turn“. Er zählt zu den philo­sophischen Köpfen der globalen Baukunst. Die CCTV Headquarters (links) in Peking, 2010 eröffnet, sind sein extravaganter Beitrag zur Gestaltung der chinesischen Metropole


Wann haben Sie den Verleger Hubert Burda kennengelernt? Es war der „Focus“-Redakteur Stephan Sattler, der uns Anfang der 90er-Jahre zusammenbrachte. Ich erinnere mich an ein erstes Abendessen im Hause des Verlegers. Die Gespräche gingen schon damals über die Themen, die uns noch heute bewegen, die digitale Revolution, die Macht der Bilder, die Zukunft des Buchdrucks. Nur waren wir damals noch ganz von den neuen Möglichkeiten fasziniert. Zwanzig Jahre später sind wir Realisten geworden und wägen Vor- und Nachteile einer Revolution ab, deren Zeitzeugen wir geworden sind.

Interview mit Peter Sloterdijk

Welchen Eindruck hatten Sie von Hubert Burda? Wir sind Freunde geworden, und das bedeutet immer, dass man heute gar nicht mehr so genau weiß, wie der erste Eindruck war. Da­ rum kann ich nur sagen, wie ich Hubert Burda meine, schon immer zu sehen. Da ist einmal der Verleger, der die gegenwärtige massenmediale Wirklichkeit genau kennt und analysieren kann. Und da ist der Musenfürst, der in der Kunst, Wissenschaft und Poesie lebt, der mit den Dichtern, Künstlern und Wissenschaftlern befreundet ist. Diese zweite Seite seines Wesens ist die auch mir zugewandte. Wie alle interessanten Menschen lebt er gleichzeitig in mehreren Zeiten. Er ist ein Renaissancemensch, der sich in der Welt der Medici genauso gut auskennt wie in der Gutenberg-Welt des Buchdrucks, der die Konkurrenz zwischen terrestrischen und maritimen Handelswegen ab dem Jahr 1500 verfolgt, gleichzeitig aber – ganz auf unsere Zukunft konzentriert – die Wirkung des Visuellen in den digitalen Medien erkennt und sich fragt, welche politischen und ökonomischen Umbrüche damit global ausgelöst werden. Sie haben an der Vortragsreihe „Iconic Turn“ teilgenommen. Wie beurteilen Sie nachträglich diese Veranstaltung? Rückblickend möchte ich sagen, diese Vorträge in der Münchner Universität haben die öffentliche Aufmerksamkeit auf ein Thema gelenkt, das unsere Epoche bestimmt. Vom Hirnforscher bis zum Kunsthistoriker, vom Medientheoretiker bis zum Installationskünstler, vom Architekten bis zum Philosophen – es kamen Vortragende aus allen relevanten Disziplinen. Es war die Leistung des privaten Veranstalters Hubert Burda, der ein Modell interdisziplinären Gedankenaustausches realisierte, das etablierte Universitäten von sich aus nicht mehr wagen zu organisieren.

Kunst

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Der Philosoph Peter Sloterdijk beeinflusst die zeit­diagnostischen Debatten der deutschen Gegenwart. Er ist mit Hubert Burda seit Mitte der 90er-Jahre befreundet


Der amerikanische Konzept-Künstler Joseph Kosuth gestaltete diesen Innenraum für die Ausstellung „Chambres d’amis – Gästezimmer“, die Jan Hoet, damals Direktor des Museums van Hedendaagse Kunst, Gent, in Bürgerhäusern der Stadt ausrichtete


Passepartout-Preis

Wie man moderne Kunst neu inszeniert

Der „Passepartout-Preis“ stellte eine Tendenz der 80er-Jahre heraus: Ausstellungsmacher avancierten von Hintergrundfiguren zu Stars an der Rampe. Kunstausstellungen wurden Sache eines breiten Publikums. Das Passepartout, die Umrahmung, die Inszenierung gibt Kunstwerken ihre Bedeutung. Darin besteht die Leistung des Ausstellungsmachers. Der erste Preisträger Jan Hoet („documenta“-Kurator 1992) brachte 1986 namhafte Gegenwartskünstler aus aller Welt dazu, Bürgerhäuser der flämischen Stadt künstlerisch zu gestalten. Diese revolutionäre Art einer Ausstellung nannte er „Chambres d’amis – Gästezimmer“. Sie begeisterte die Jury – Hermann Bauer, Eduard Beaucamp, Bazon Brock, Laszlo Glozer und Michael Krüger –, und der Stifter Hubert Burda überreichte Jan Hoet am 3. Februar 1988 in der Münchner Glyptothek den „Passepartout-Preis“ in Höhe von 25 000 DM. Der zweite Preisträger Kasper König, damals Leiter der Frankfurter Ausstellungshalle Portikus, wurde im Münchner Kunstverein am 7. März 1989 geehrt für seine Ausstellungen „Westkunst“ (Köln, 1979), „Von hier aus“ (Düsseldorf, 1984) und „Skulptur-Projekte“ (Münster,1987). Im Jahr 1990 ging der Preis an ein junges Team von Kunst­ vermittlern aus Dijon, genannt „Le coin du miroir“, die internationale Gegenwartskünstler in die französische Provinz brachten. Die Preisverleihung fand am 25. Juni 1990 im A-11-Artforum in München statt.

Kunst

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Jan Hoet, Leiter der „documenta“ 1992, gehört zu den Pionieren einer Kunst der Ausstellung, in der der Kurator die Exponate nach eigenen Visionen inszeniert


Die Pinakothek der Moderne in München wurde am 16. September 2002 eröffnet. Sie wurde von dem Architekten Stephan Braunfels geplant und ist heute einer der großen Besuchermagneten der Stadt


Pinakothek der Moderne Die Kunsthistorikerin Judith Milberg organisierte die Münchner Bürgerinitiative für die Pinakothek der Moderne und arbeitete im Bereich Corporate Culture von Hubert Burda Media

20 Millionen Mark mussten gesammelt werden Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber zögerte 1993, den schon beschlossenen Bau der Pinakothek der Moderne zu realisieren. Eine Initiative Münchner Bürger erklärte sich daraufhin bereit, 20 Millionen Mark zu spenden, wenn der Freistaat 180 Millionen Mark der restlichen Baukosten übernähme.

Franz Beckenbauer setzte sich im Rahmen der von Hubert Burda initiierten Kampagne mit einem Bild von Max Beckmann für die Pinakothek der Moderne ein

Kunst

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Bei einem Abendessen 1995 bei Prinz Franz von Bayern überlegte ein Initiativkreis, wie man die Spendengelder von 14 auf 20 Millionen Mark steigern könne. Dabei machte Hubert Burda den Vorschlag, die Münchner Tageszeitungen sollten einen Anzeigenplatz bereitstellen, auf dem prominente Bürger ihr Lieb­lingsbild der zukünftigen Pinakothek vorstellen. Neben einer persön­lichen Spende von 5000 Mark sollten sie allgemein für Spenden werben. Die Idee verknüpfte den Vor­teil der öffentlichen Aufmerksamkeit mit dem Zweck der finanziellen Unterstützung des Museumsneubaus. Die Münchner Ver­l­e­ger gaben ihr Plazet, und ich orga­ nisierte 1995/96 die Aktion. Bekannte Bürger mus­sten zum Mitmachen überredet, Anzeigentexte für die Zeitungen erstellt werden. Der Aufwand lohnte sich. Die „Sympathiebekundung“ löste eine Kettenreaktion aus. Kleinstspenden be­geister­­ter Schüler sowie imposante Millionenbeträge (der Unternehmer Otto Beisheim wurde dafür von Hubert Burda gewonnen) gingen an die Stiftung Pinakothek der Moderne. In wenigen Wochen war die Lücke von sechs Millionen Mark geschlossen. Burdas Idee war die Initialzündung für die erste, sehr erfolgreiche Public-private-Partnership in München. Judith Milberg


Der „Corporate Art Preis“: Seiner Jury gehörten Jean-Christophe Ammann, Bazon Brock, Christoph Archibald Graf Douglas, Ludger Hünnekens, Brigitte Oetker und Christoph Vitali an


Corporate Art Preis

Wie man Unternehmen dazu bringt, sich für Kunst zu engagieren Der „Corporate Art Preis“ wurde von Hubert Burda erstmals 1997 in zwei Kategorien gestiftet. Einmal wurden Unternehmen ausgezeichnet, für die Kunstförderung zum unverwechselbaren Bestandteil ihrer Firmenkultur gehört. Dann wurden private Initiativen prämiert, die mit ungewöhnlichen Projekten Kunst­ förderung betrieben. Jeder Preisträger bekam eine Filmproduktion geschenkt, welche die firmeneigene Kunstförderung oder das von der Initiative realisierte Projekt dokumentierte. Die Filme wurden während der Preisverleihung gezeigt und den Preisträgern zur freien Verfügung gestellt. Awareness – öffentliche Aufmerksamkeit – darin bestand die Auszeichnung.

Preisverleihung 1999 in Köln: der Unternehmer Lothar Späth, Jenoptik (l.), und der Jesuitenpater Friedhelm Mennekes, der sakrale Räume für die Gegenwartskunst öffnete

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Die erste Preisverleihung fand am 12. Mai 1997 im Münchner Haus der Kunst statt. Die Preise gingen in der ersten Kategorie „Unternehmen“ an die Siemens AG und deren „Siemens Kulturprogramm“. In der Kategorie „Initiative“ wurde der Bremer Kunstverein ausgezeichnet, der sieben Millionen Mark zur Sanierung der Bremer Kunsthalle eingesammelt hatte. Im Jahr 1998, am 16. Juni, gingen die „Corporate Art Preise“ – Ort der Preisverleihung: die Neue Pinakothek in München – in der Kategorie „Unternehmen“ an die Dresdner Bank und ihre Jürgen Ponto-Stiftung sowie an die Kulturstiftung Dresden. In der Kategorie „Initiative“ wurde die Stiftung Pinakothek der Moderne gewürdigt, die in weniger als zwei Jahren mehr als 20 Millionen Mark aus privater Hand für den Neubau des gleichnamigen Museums aufbrachte. Zum letzten Mal traf man sich am 22. November 1999 im Kölner Museum Ludwig. Den „Corporate Art Preis“ für „Unternehmen“ erhielt die Jenoptik AG. Deren Förderung von Ausstellungen in Instituten der Stadt Jena und die Arbeit der firmeneigenen Galerie, die mit ihrer Reihe „tangente“ zeitgenössische Kunst präsentierte, überzeugten die Jury. Als „Initiative“ wurde der Jesuitenpater Friedhelm Mennekes mit 20 000 Mark ausgezeichnet. Durch sein Engagement war die Öffnung des sakralen Rau­mes für Gegenwartskunst vor allem in Köln enttabuisiert worden. Judith Milberg


Die Kuratorin der Kunstsammlung von Hubert Burda Media, Mon Müllerschön, ist für die Präsentation der Kunstwerke in den Verlagsgebäuden verantwortlich

Art & Company

Mitarbeiter für Kunst gewinnen Über 2000 Werke zeitgenössischer Künstler hängen in den Verlagsgebäuden. Verleger Hubert Burda, selbst promovierter Kunsthistoriker, hat diese Sammlung über die vergangenen Jahre aufgebaut – von Beuys bis Warhol. Für ihn geht von der Kunst eine ständige Inspiration aus, eine Kraft, die Kreativität erzeugt. Hubert Burda hat das Unternehmen und die Kunst immer als Einheit gesehen. In den vergangenen Jahren wurden nicht zuletzt deswegen viele spannende Kunstprojekte verwirklicht. Es gab zahlreiche Diskussionsrunden, etwa bei der Zukunftskonferenz DLD, im Verlag und in den Redaktionen. Auch wohltätige Projekte wurden mit der Kraft der Kunst unterstützt. Allein bei der „Aenne Burda Charity“-Auktion 2007 in Offenburg konnten mehr als 60 000 Euro für die Kinderkrebshilfe gesammelt werden. Das Kunstengagement von Hubert Burda Media sieht man auch im Stadtbild von Offenburg: Die 20 Meter hohe Skulptur „Freedom Male/Female“, 2000 von Jo-

nathan Borofsky, war ein Geschenk von Aenne Burda an ihre Heimat zu ihrem 90. Geburtstag, die Bronze­ skulptur „Bacchus“ von Sandro Chia ein Geschenk von Senator Dr. Franz Burda sowie der „DionysosBrunnen“ in Fessenbach, ebenfalls von Sandro Chia. Die Bronzeskulptur des Großvaters des Verlegers Hubert Burda im Fasnachtskostüm des „Andres“ vom Künstler Nikolai Tregor Reichenbach wurde 2005 auf Wunsch von Hubert Burda in der Offenburger Fußgängerzone verwirklicht. Aber das Unternehmen Hubert Burda Media unterstützt auch Ausstellungen – zum

Beispiel das „Brillantfeuerwerk – Elf Unternehmen. Elf Sammlungen“ im Haus der Kunst, München, von September 2008 bis Januar 2009. Dort präsentierten elf Münchner Un­ ternehmen anlässlich des 850. Geburtstags der Stadt München ihre Kunstsammlungen, die so noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren. Kurator Udo Kittelmann kombinierte diese zu einem ungewöhnlichen Querschnitt künstlerischen Schaffens vom 18. Jahrhundert bis heute. Hubert Burda Media engagierte sich mit fünf Kunstwerken aus der eigenen Sammlung – da­ runter Andy Warhols „Magazines


and History“ und „Images of Munich City“, Werke, die sonst in Foyers, Fluren, Konferenzräumen und Büros Mitarbeiter und Gäste inspirieren und sich aber auch oft in Bewegung befinden: Sie werden ausgeliehen oder ziehen mit den An­­gestellten um. Eine Aufgabe, die mich und mein Team von MM-Artmanagement stän­­dig auf Trab hält. Als Kunsthistorikerin organisiere ich zudem öffentliche Führungen in Offenburg durch die diver­sen Verlags­ gebäude. Die eindrucksvolle Archi­ ­­­­­­­­tektur wird dabei beschrieben, kost­bare Werke erklärt. Besonders erfreulich: Auch 2010 nahmen wieder viele Offenburger dieses Angebot an, um Einblicke in die Räume des größten Arbeitgebers der Stadt zu erhalten. Für die Münchner Kollegen wurden zahlreiche Führungen durch andere Unternehmen organisiert – von der

Sammlung der Münchener Rück in den Schwabinger Unternehmensgebäuden über die Ateliers der Porzellanmanufaktur Nymphen­burg bis hin zu den Werks­­­­hallen des Münchner Traditions­­unternehmens Mayersche Hofkunstanstalt. Ein großer Erfolg war im vergangenen Jahr auch wieder die Burda-Weihnachtsausstellung mit Werken, die Mitarbeiter in ihrer Freizeit geschaffen haben. Sie zeigt, welch geballte Kreativität in den Burda-Kollegen schlummert, und der ein oder andere Mitarbeiter hat sich gleich ein Objekt für die eigene Wohnung gesichert. 2011 war auch das Jubiläum einer Innovation: Vor 15 Jahren wurde bei Burda die „Artothek“ eingeführt – das firmeneigene Kunstlager, bei dem sich Mitarbeiter Kunst für ihre Bürowände ausleihen können. Für ganz individuelle Inspiration und Motivation am Arbeitsplatz. „Jeder Mitarbeiter soll sich

„Kunst inspiriert mich“ – Burda-Mitarbeiterin Susanne Heumann vor dem Pop-Art-Werk von Roy Lichtenstein, „Drowning Girl“, im Foyer des Hauptgebäudes der Hubert Burda Media in München

Kunst

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bei Burda wohlfühlen“, so lautet die Devise. Und: „Gerade in einem Haus mit vielen Meinungsmachern hat jeder seine eigene Meinung zu Kunst. Und wer im Büro den ganzen Tag auf ein Werk schaut, dem muss es auch gefallen.“ Im Gegensatz zu den öffentlichen Bereichen. Hier gibt es ein Konzept, das auch mal aneckt, das den Diskurs fördert. Die neuen Redak­ tionsräume von „Focus“ wurden zum Beispiel voriges Jahr mit Arbeiten bestückt. Wenn alle Bilder des Unternehmens Hubert Burda Media dicht nebeneinander an einer Wand hängen würden, bräuchte ein Wanderer flotte 30 Minuten, um sie zu passieren. Auch 2011 wird es deshalb keinen Stillstand in Sachen Kunst an den Standorten Hamburg, Berlin, Offenburg, BadenBaden, Stuttgart, Düsseldorf und München geben. Mon Müllerschön


1946 Aenne Burda und Franz Burda lernen den Maler Hans Kuhn kennen. Dieses Treffen entfacht ihre Leidenschaft für Kunst, und Franz Burda beginnt, seine Kunstsammlung aufzubauen.

„Brillantfeuerwerk“ – so hieß eine Ausstellung im Haus der Kunst, 2008. Münchner Unternehmen zeigten Kunstwerke aus ihren Sammlungen. Im Bild die AndyWarhol-Collage „Magazines and History“ (1983), eine Auftrags­­arbeit des Künstlers für Hubert Burda

1954 erste Begegnung mit dem jungen Maler Werner Kunkel 1957 unternimmt Werner Kunkel Kunstreisen und Ausstellungsfahrten mit Hubert Burda und kümmert sich um seine künstlerische Ausbildung. 1960–1965 studiert Hubert Burda Kunstgeschichte, Archäologie und Soziologie in München und beginnt, seine eigene Kunstsammlung aufzubauen. 1965 schließt er das Studium mit der Promotion in Kunstgeschichte über „Die Ruinen in den Bildern Hubert Roberts“ ab. 1972 Andy-Warhol-Porträts des Senators Franz Burda anlässlich seines 70. Geburtstags und das Porträt von Aenne Burda entstehen. 1973 erster Besuch Andy Warhols bei der Burda-Familie in Offenburg 1980 Herausgabe der Kunstzeitschrift „Pan“ durch Franz Burda 1982 Andy Warhols „Portrait of a Gentleman (Hubert Burda)“ und „Portrait of Three Gentlemen“ (Hubert, Franz und Frieder Burda) entstehen.

1983 Andy Warhols Gemälde „Images of Munich“ und „Magazines and History“ entstehen und werden Hubert Burda anlässlich der Einweihung des neuen Verlags­ gebäudes in München persönlich durch den Künstler überreicht.

1984/85 Senator Dr. Franz Burda stiftet die Bronzeskulptur „Bacchus“ und den „Dionysos“-Brunnen, beides Arbeiten des Künstlers Sandro Chia, der Stadt Offenburg. 1988 wird der „Passepartout-Preis“ für Ausstellungsmacher zum ersten


1994 Seit 1994 werden wechselnde Ausstellungen in der „Focus“Passage des Münchner Verlagshauses präsentiert. 1995 Eröffnung der Artothek für Leih­ gaben an Mitarbeiter in München und Offenburg 1997 Hubert Burda stiftet den „Corporate Art Preis“ für das kulturelle Engagement von Unternehmen. 1999 Aenne Burda stiftet die JonathanBorofsky-Skulptur „Freedom Male/Female“ der Stadt Offenburg. 2005 Ausstellung „Von der Ruhe zur Emotion – von Struktur zu Aufruhr“. Arbeiten von Stefan Habiger 1999–2005. 21. Ausstellungseröffnung im Communication Highway, Hubert Burda Media München, 20.9.–28.10.2005 Hubert Burda stiftet der Stadt Offenburg die Skulptur „Andres“ des Bildhauers Nikolai Tregor Reichenbach.

Mal überreicht. Preisträger sind u. a. Jan Hoet, Kasper König und Peter Noever.

2006 Ausstellung „Elizaveta Reich“ in Kooperation mit der Galerie Steinle Contemporary, München

1991 Gründung der Aenne-BurdaStiftung zur Förderung von „Kunst und Kultur, Umwelt- und Denkmalschutz und der Seniorenarbeit in Offenburg“

2007 Ausstellung „Ilana Lewitan – Spuren aus der Zukunft“. Ehemalige Synagoge, jetzige Kunsthalle Altdorf, in Kooperation mit der Stadt Ettenheim

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Ausstellung „Rico Puhlmann“, Aenne Burda Building, Offenburg „Aenne Burda Charity“-Kunst­auktion, Alte Druckerei, Offenburg, in Kooperation mit Christie’s Deutschland und Ebay zu Gunsten der Kinderkrebshilfe Freiburg 2008/2009 „Brillantfeuerwerk – Elf Unternehmen. Elf Sammlungen“, Haus der Kunst, München, September 2008–Januar 2009. Elf Münchner Unternehmen präsentieren anlässlich des 850. Geburtstags der Stadt München ihre Kunstsammlungen. 2009/2010 „Aenne Burda – Ein Leben für die Mode“, Ritterhausmuseum Offenburg, 17.7.2009–21.3.2010 2010 „Bilder von Heinz Morstadt (Lucca M)“, Hubert Burda Media, Foyer Alte Druckerei Offenburg, 21.4.–8.5.2010 2010 Sammlung Hubert Burda Media Gründungsmitglied des Arbeitskreises Corporate Collection (ACC) im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft 2010/2011 „Arbeiten von Jorinde Gersina und Carina Morbioli“, Hubert Burda Media, Foyer Alte Druckerei Offenburg, 2.12.2010–5.1.2011


Von 1900 bis 1901 wurde das Prinz­ regententheater nach Vorbild des Bayreuther Richard-Wagner-Festspielhauses von Max Littmann erbaut und im August 1901 mit „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner eröffnet. Generalintendant August Everding (1928–1999) hat das zwischen­­­ zeitlich geschlossene Haus Ende der 80er-Jahre wieder in einen lebendigen Veranstaltungsort verwandelt

Reden zum Ende des Jahrhunderts

Rückschau auf ein gewaltiges Jahrhundert Die Vortragsreihe „Das Ende des Jahrhunderts“ wurde zwischen 1992 und 1997 im Münchner Komponisten, Architekten und Mediziner, die das 20. Jahrhundert entweder mitbestimmt ode lang umgetrieben hatte. Als Zeitzeugen sollten sie Bilanz ziehen und einen Ausblick auf die Z


Prinzregententheater veranstaltet. Philosophen, Wissenschaftler, Schriftsteller, Politiker, r 端ber es nachgedacht haben, sollten noch einmal den Geist wachrufen, der sie ihr Leben ukunft geben. Kunst

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Einer der Höhepunkte der Veran­ staltung „Reden zum Ende des Jahrhunderts“ war der Auftritt des russischen Lyrikers und Nobelpreis­ trägers Joseph Brodsky. Links neben ihm seine Dolmetscherin, rechts von ihm der Hausherr des Prinzre­gen­ten­­ theaters, Generalintendant August Everding. Links außen die Organisatorin der Redereihe, Rachel Salamander


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Nachdenken im Angesicht eines Jahrtausendwechsels: der Philosoph und Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker (o.), der Literatur­ nobelpreisträger Derek Walcott (l.), der Theater­regisseur Peter Brook (r.) und der Philosoph Hans Jonas (u.l.)

„Im Abschiednehmen ist mein Wunsch an die Philosophie, dass sie im Neudenken der Idee der Verantwortung fortfahre, unbeirrt durch alle berechtigten Zweifel, ob sie damit etwas ausrichtet.“ Hans Jonas


Die Bilanz des 20. Jahrhunderts ziehen: Der Philosoph Hans-Georg Gadamer, geboren 1900, lobte die zweite Hälfte des Jahrhunderts, während der Historiker und Außen­politiker Henry Kissinger (o.) die Weltlage skeptisch musterte

Vor 20 Jahren, im Mai 1991, feierte der Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek seinen 80. Geburtstag. Freunde aus aller Welt waren gekommen, um in der Stadt der drei Weltreligionen den Mann zu feiern, der sein Amt in kosmopolitischem Geist gestaltete. Nach dem Fest lud mich Hubert Burda zum Rückflug in seinem Privatjet ein. Das Land der Bibel, die in der Nachmittagssonne glitzernde City von Tel Aviv, schließlich der Küstensaum und das Mittelmeer – beschwingt von den eindrucksvollen Landschaftserlebnissen gerieten wir in ein lebhaftes Gespräch. Der Verleger beschwor den abgebrochenen Dialog zwischen Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing. Wir entwickelten die Vision einer „Moses Mendelssohn Lectures“ zu nennenden Vorlesungsreihe. Aber schon über den Do­­de­ kanischen Inseln war ein konkretes Projekt ausgedacht und formuliert: Ab 1992 sollte in München die Re-

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dereihe „Das Ende des Jahrhunderts“ etabliert werden. Als Ort hatten wir das Prinzregententheater ins Auge gefasst. Mit Hubert Burda als Sponsor im Rücken und einem fertigen Konzept konnte ich den geistig sehr beweglichen, dynamischen August Everding, den Generalintendanten der Bayerischen Staatstheater, leicht davon überzeugen, das Haus, in dem er residierte, das Prinzregenten­ theater, für die Redereihe bereitzustellen. Es entstand eine wunderbare Zusammenarbeit zwischen uns dreien. Noch heute wundere ich mich darüber, was uns damals gelungen ist. So etwas bleibt unwiederholbar. Der große deutsch-jüdische Geist Hans Jonas hielt ein halbes Jahr vor seinem Tod seinen letzten philosophischen Vortrag, „Rückschau und Vorschau am Ende des 20. Jahrhunderts“. Unvergesslich der Vortrag des Literaturnobelpreisträgers Joseph Brodsky. Sein Gedicht

„Fin de siècle“ hebt an mit der Zeile: „Bald endet das Jahrhundert, doch vorher ende ich.“ Er sang es wie eine altslawische Litanei. Am 28. Januar 1996 starb er. Henry Kissinger, Politiker und Historiker in einem, beklagte die Unübersichtlichkeit der Weltpolitik. Peter Brook, der phänomenale Theatermann, stand ganz allein auf der Bühne und zauberte den Geist Shakespeares herbei. Der Philosoph Hans-Georg Gadamer, im Jahr 1900 geboren, zeigte sich noch immer von dem Wunder ergriffen, wenn das Sein im Denken zur Sprache kommt. Carl Friedrich von Weizsäcker warnte vor der ungezügelten Macht der Naturwissenschaften. Das sind nur wenige der imposanten Redner. Was sich Hubert Burda auf dem Heimflug von Jerusalem gewünscht hatte, war Wirklichkeit geworden: die Begegnung mit lebhaften, an­ regenden Geistesgrößen des 20. Jahrhunderts. Rachel Salamander


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„Das Ende des 20. Jahrhunderts erlebte die digitale Revolution. Hirnforschung, Soziologie, Stadtarchitektur, kognitive Wissenschaften und Medien brachten die Wissensgesellschaft hervor und forderten neue Antworten. Wir etablierten die ersten Diskussionsforen zu diesen Zukunftsthemen.“ Hubert Burda

nschaft



Kreativität und Poesie: Nichts wirkte so auf das abendländische Denken ein wie die Eklogen Vergils. Detail aus Pietro Peruginos Wandbild „Mosis Reise nach Ägypten“ in der Sixtinischen Kapelle, 1479–1482. Abgebildet ist jene arkadische Welt von Musik und tanzenden Hirten, die bis heute in modifizierter Form die Grundlage für die „Entertainment Economy“ bildet


Im neu eröffneten Münchner ICM (Internationales Congress Zentrum) wurde im Februar 1999 die Tagung „Envisioning Knowledge – Die Wissensgesellschaft und die Neuen Medien“ ausgerichtet. Vom Rednerpult aus moderierte Herbert Kubicek

Akademie zum Dritten Jahrtausend

Aufbruch zur Wissens Wie wird die Welt von morgen aussehen? Das war die Frage, die zur Gründung der Burda Ak sollte interdisziplinär zur Debatte gestellt werden. Hirnforscher, Computerwissenschaftler, Ge andererseits tauschten auf internationalen Konferenzen ihre verschiedenen Visionen und P digitalen Revolution in die „Wissensgesellschaft“.


gesellschaft ademie zum Dritten Jahrtausend im Jahr 1994 führte. Der Entwurf möglicher Szenarien nforscher und Chemiker einerseits, Philosophen, Soziologen, Psychologen und Künstler erspektiven aus. Ihr Fazit: Die industrielle Gesellschaft verwandelt sich im Zuge der

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Die Akademie zum Dritten Jahrtausend organisierte von Ende 1994 bis Frühjahr 1999 sechs internationale Kongresse. Daraus wurden vier Publikationen zusammengestellt: „Die Technik auf dem Weg zur Seele“ (1996); „Virtual Cities – Die Neuerfindung der Stadt im Zeitalter der globalen Vernetzung“ (1997); „Internet & Politik“ (1998) und „Weltwissen – Wissenswelt“ (2000)

Der Nobelpreisträger für Astrophysik Stephen Hawking stellte auf einer Veranstaltung der Akademie zum Dritten Jahrtausend sein Buch „Einsteins Traum“ vor

Über die Gründung der Akademie sagte der Verleger Hubert Burda einmal: „Auf der täglichen Suche nach Antworten sind wir am erfolgreichsten, wenn wir den Austausch mit Menschen aller Denk­ richtungen pflegen. Mit der Burda Akademie zum Dritten Jahrtausend schaffen wir ein Forum für die interdisziplinäre Diskussion und die Veröffentlichung der zentralen Zeitfragen von morgen.“ Dem inter­­­dis­­­­zi­pli­­ n ären Ansatz entsprach die Zu­sam­mensetzung des 28-köpfigen Mitgliederkreises, darunter der Vorsitzende des Vorstands des Humanwissenschaftlichen Zen­trums der Ludwig-Maximilians-Universität München, Ernst Pöppel, der Leiter des Max-Planck-Instituts für Hirnfor­ schung in Frankfurt, Wolf Singer, der Ausstellungsmacher Hans Ulrich Obrist, der Buchverleger Michael Krüger, der Philosoph Boris Groys und der Architekturprofessor und Autor des Buches „Ökonomie der Aufmerksamkeit“, Georg Franck. Die Arbeit der Akademie bestand vor allem in der Organisation von Kongressen und Symposien. Zwischen Dezember 1994 und Febru-

ar 1999 wurden sechs internationale Kongresse veranstaltet, die weit über Deutschland hinaus Beachtung fanden. Großer Popularität erfreuten sich die „Montagsgesprä­ che“, zu denen sich ein Mün­ch­­ner Kreis von Persönlichkeiten aus Unternehmen, Universität und Politik regelmäßig einfand. Der Biochemiker und Forschungsmanager ErnstLudwig Winnacker, der Theologe Hans Küng, der Wirtschaftsforscher Meinhard Miegel und der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt zählten zu den wichtigsten Rednern. 1996 veranstaltete die Akademie eine legendäre Buchpräsentation: Der Nobelpreisträger für Astrophysik Stephen Hawking kam nach München, um sein Werk „Einsteins Traum“ vorzustellen. Es gelang der Präsidentin der Akademie, Christa Maar, vier Publikationen über die Inhalte der von ihr organisierten Kongresse zusammenzustellen, die in der Öffentlichkeit viel Beachtung fanden. 1996 erschien „Die Technik auf dem Weg zur Seele – Forschungen an der Schnittstelle Gehirn/Computer“ (He­ r­­aus­geber: Christa Maar, Ernst


Pöppel, Thomas Christaller; Rowohlt Verlag). Der Band enthält Vorträge der Tagung „Mind Revolution“ vom 14. bis 17. Februar 1995 im Europäischen Patentamt in München. Der Philosoph Daniel C. Dennett, der Roboterexperte Hans Moravec und der Theoretiker der „Künstliche-Intelligenz-Forschung“, Thomas Christaller, präsentierten herausragende Beiträge. Im Jahr 1997 wurde „Virtual Cities – Die Neuerfindung der Stadt im Zeitalter der globalen Vernetzung“ (Herausgeber: Christa Maar und Florian Rötzer; Birkhäuser Verlag) veröffent­ licht. Hier sind die Vorträge der beiden „Telepolis“-Tagungen von Okto­ ber 1995 in München und No-­ ve­m­­ber 1995 in Luxemburg zu le­sen, die in Erinnerung an den gro­ ßen Philosophen der digitalen Revo­ ­lu­­ti­on, Vilém Flusser, gehalten wurden. Zu den Vortragenden zählten die Architekten Léon Krier, Daniel Libeskind, Albert Speer sowie die Stadtsoziologen Saskia Sassen und Manuel Castells. 1998 gaben Christa Maar und der Politologe

Visualisierung des globalen Freundesnetzwerks von Facebook (Ausschnitt). Nichts zeigt deutlicher, wie stark das Internet in der globalen Welt weiter fortschreitet

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Claus Leggewie die Aufsatzsammlung „Internet & Politik – von der Zuschauer- zur Beteiligungsdemokratie?“ (Bollmann Verlag) heraus. Sie vereint Vorträge der gleichnamigen Tagung vom Februar 1997, die schon damals als zukunftsweisende Debatte über die Wandlung der Demokratie durch das weltweite Netz wahrgenommen wurde. Schließlich präsentierten die He-­­­ raus­geber Christa Maar, Hans Ulrich Obrist und Ernst Pöppel im Jahr 2000 „Weltwissen – Wissenswelt“ (DuMont Verlag), die ausformulierten Vorträge der Tagung „Envision­ ing Knowledge“, die im Februar 1999 stattfand. Dieses Buch mit Beiträgen von Hirn- und Zukunftsforschern, Computer-, Kunst- und Wirt­­schaftswissenschaftlern gilt noch heute als Pionierarbeit über die Wissensgesellschaft. Mit dem Blick von heute kann man sagen, die Akademie zum Dritten Jahrtausend versammelte die avanciertesten internationalen Wissenschaftler, um die möglichen Szenarien unseres Jahrhunderts vorauszudenken.

Oben: Ernst Pöppel, Gründungsmitglied der Akademie zum Dritten Jahrtausend, darunter Albert Speer, der heute als international erfolgreichster deutscher Stadtplaner gilt


Felix Burda Stiftung

Über ein Tabu sprechen Wer will schon auf etwas so Unangenehmes wie den Darmkrebs angesprochen werden? Bis vor wenigen Jahren wusste die überwiegende Mehrheit der Deutschen nicht, dass Darmkrebs heilbar ist, wenn er früh genug erkannt wird. Mit der Darmspiegelung gibt es eine Vorsorgeuntersuchung, die das Darmkrebs­risiko nahezu auf null reduziert. Wie kann man die Bevölkerung auf ein hochtabuisiertes Thema, wie es der Darmkrebs darstellt, ansprechen? Wie kann man sie überzeugen, dass die Teilnahme an Darmkrebsvorsorge sinnvoll ist?


Ein begehbares Modell des menschlichen Darms: Den Besuchern werden die verschiedenen Vorstufen von Darmkrebs bis zur chronisch entz端ndlichen Darmerkrankung demonstriert

Binnensicht auf den Darm: Um das Tabu Darmkrebs abzubauen, entwickelte die Felix Burda Stiftung ein begehbares und anschauliches Modell

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E Pr ine 67 int Ka 20 3 M rei mp 10 il ch ag do lion we ne ku en ite , d m K (A ie en on nz Ta tie ta eig bu rt kt en s g di en u eb e Ak im nd roc tu Da Re he al rm da n it채 k k h t d re tio at: ie bs n) Ei se m vo ne s on n Th a ru em t M nd as 채rz

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Eine wichtige Aufgabe der Felix Burda Stiftung ist die Information von Darmkrebs-Patienten. Hier das Portal der Stiftung www.felix-burda-stiftung.de

Diagnose Darmkrebs: Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, stellt das eigens dafür eingerichtete Portal der Stiftung alle notwendigen Auskünfte bereit. Darmkrebs muss kein Schicksal sein

Die Felix Burda Stiftung zielt darauf ab, die breite Öffentlichkeit über die Chance der Darmkrebsfrüh­ ­erkennung zu informieren und möglichst viele Menschen zur Teilnahme an der Untersuchung zu motivi­e­ ren. Am Anfang ihrer Arbeit stand die schockierende Einsicht, die von großen internationalen Studien belegt wurde: Neun von zehn Todesfällen von Darmkrebs können vermieden werden, wenn die Karzinome im heilbaren Frühstadium erkannt werden. Die Frage war: Wa­rum stirbt dann in Deutschland jeder zweite Patient an seiner Darmkrebs­ erkrankung? Es war schnell klar, dass dies kein medizinisches Prob­

lem, sondern eines der Kommunikation war. Dank der Arbeit der Felix Burda Stiftung weiß inzwischen die Mehrheit der Deutschen über die Notwendigkeit der Vorsorge­unter­ suchung für Darmkrebs Bescheid. Eine immense Leistung der Öffentlichkeitsarbeit! Die Stiftung schuf ein Netzwerk aller Organisationen, die mit Darmkrebs befasst sind: Krankenkassen, Gesundheitsministerien, Ärzte, Wissenschaftler, Kliniken, Stiftungen und Berufsverbände haben sich darin zusammengefunden, um die Sache der Darmkrebsvorsorge zu befördern. Die unmittelbare Folge der Stiftungsarbeit war: Im Oktober 2002 beschlossen die Zuständigen

des Gesundheitswesens, dass alle gesetzlich Versicherten ab dem Alter von 55 Jahren Anspruch auf eine bezahlte Vorsorgedarmspiegelung haben. Heute kämpft die Stiftung darum, dass die Kassen den Patienten mit familiärer Disposition für Darmkrebs – der wei­taus gefährdetsten Gruppe – wesentlich früh­ere Altersgrenzen für die Vorsorgeuntersuchung einräumen. Die Stiftung und vor allem ihre Präsidentin Christa Maar inszenieren mit gro­ßem Geschick immer wieder wirk­sa­me und von den Medien mit gro­ßer Beteiligung getragene Kampagnen. In Deutschl­and gilt die Stiftung als vorbildliche soziale Initiative.


Wie kam es zur Entscheidung, die Felix Burda Stiftung zu gründen? Mein Sohn Felix starb im Februar 2001. Es war sein ausdrücklicher Wunsch, dass eine Stiftung mit seinem Namen ins Leben gerufen wird. Deren Aufgabe sollte es sein, anderen Menschen das Schicksal zu ersparen, das ihm widerfahren war, nämlich eine zu späte Erkennung des Darmkrebses. Sein Vater und ich fühlten uns zutiefst verpflichtet, dem Wunsch unseres Sohnes zu entsprechen. Darum gründeten wir kurz nach seinem Tod die Felix Burda Stiftung.

Interview mit Christa Maar

Was konnte in den vergangenen zehn Jahren erreicht werden? Für den Verleger Hubert Burda war von Anfang an klar, die Stiftung muss die Möglichkeiten eines Zeitschriftenverlages nutzen, um die Öffentlichkeit mit Kampagnen für die Darmkrebsvorsorge aufzuklären. Heute bin ich stolz darauf, dass es uns mit der Stiftung gelungen ist, nicht nur die Tabuisierung des Themas Darmkrebs zu durchbrechen – 70 bis 80 Prozent der Deutschen wissen heute von der Darmkrebsvorsorge –, sondern dass auch seit dem Jahr 2002 an die 150 000 Patienten – einer jüngsten Hochrechnung zufolge – durch Früherkennung vor dem Krebstod gerettet werden konnten. Womit konnte dieser Erfolg herbeigeführt werden? Wir haben etwas in Deutschland Neues, jenseits aller üblichen Gesundheitsreklame, auf den Weg gebracht. Zunächst haben wir ein Netzwerk aller Organisationen hergestellt, allen voran haben wir die großen Krebsorganisationen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf das Thema eingeschworen. Wir wussten: Ohne die Unterstützung und Mitwirkung möglichst aller potenten Mitspieler werden wir das Thema nicht wirklich voranbringen können. Mit diesen haben wir dann im März 2002 den ersten nationalen Darmkrebsmonat organisiert. Das war ein Riesenerfolg. Insbesondere weil so viele Medien mitgemacht haben. Dann haben wir die großen Unternehmen angesprochen, damit sie ihren Mitarbeitern Darmkrebsvorsorge anbieten. Das machen inzwischen fast alle. Schließlich haben wir zahlreiche Prominente, deren Gesichter aus dem Fernsehen bekannt sind, dafür gewonnen, als Vorsorge-Testimonials in unseren Anzeigenkampagnen mitzuwirken. Hier haben uns besonders die Medien und Zeitschriften- und Zeitungsverlage geholfen. Die Stiftung ist so zunehmend zum Motor einer nationalen „pressure group“ geworden, die sich für die Verbesserung der Darmkrebsvorsorge einsetzt.

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Dr. Christa Maar, deren Sohn an Darmkrebs starb, leitet seit 2001 die nach ihm benannte Stiftung

Besuch bei Johannes Paul II. In Anerkennung ihrer Arbeit empfing der Papst Christa Maar zur Privat­audienz


Am Ende des Darmkrebsmonats M채rz verleiht die Felix Burda Stiftung die Awards in f체nf Kategorien


Die Preisträger der „Felix Burda Awards“ 2011 im Berliner Hotel „Adlon“. Oben: Heidi Lutter, Gründerin der „Familienhilfe Darmkrebs“, und Wilfried Jacobs von der AOK Rheinland/Hamburg gewannen beide in der Kategorie „Public Prevention“

Felix Burda Award

Mitspieler rühmen Die Arbeit der Felix Burda Stiftung wird erst durch Unternehmen, Ärzte und Forscher, prominente Schauspieler, Journalisten sowie andere engagierte Personen und Organisationen wirksam. Die besten von ihnen verdienen eine Auszeichnung: den „Felix Burda Award“. Schon im ersten Jahr ihres Bestehens realisierte die Stiftung, wie viele Menschen und Organisationen bereit waren, sich mit innovativen Ideen und Öffentlichkeitsarbeiten für die Verbesserung der Darmkrebsvorsorge einzusetzen. So stellte die Jury bei der ersten Ausschreibung des „Felix Burda Awards“ im Jahr 2003 überrascht fest, wie viele Projekte eingereicht wurden, und dass die meisten von beachtlicher Qualität waren. Mittlerweile ist die Verleihung des „Felix Burda Awards“ – jeweils am Ende des Darmkrebsmonats März – eine kleine, aber äußerst anregende

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„Oscar“-Veranstaltung für alle, die zur deutschen Community der Darm­ krebsbekämp­­­f­ung gehören. Sie ist eine Ideenbörse, um Erfahrungen auszutauschen und Projekte zu initiieren, und sie ist Treffpunkt für Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen, die sich sonst vielleicht nie kennengelernt hätten. Für den Glamour des Abends, der zahl­reiche Journalisten und Fotografen anzieht, stehen die Schauspieler und anderen Celebrities wie Nina Ruge, Verona Pooth, Wladimir Klitsch­ko und Wolfgang Stumph. Doch mit den Preisen in den fünf Kategorien für

eine öffentlich wirksame Aktion, ein medizinisches Forschungsprojekt, eine journalistische Arbeit, eine Mit­ ar­­­beiter­­­aktion in ei­nem Unternehmen und eine öffentlich herausragende Persönlichkeit, die sich im zurückliegenden Jahr in besonderer Weise für Darmkrebsvorsorge eingesetzt hat, werden Men­­schen ausgezeichnet, die weniger nach öffentlicher Anerkennung streben, dafür aber umso mehr für die Reduzierung der Rate an Darmkrebs­toten kämpfen. Sie nehmen die Auszeichnung für das, was sie ist: eine Anerkennung ihrer Arbeit und Motivation zum Weitermachen.


WIR DANKEN ALLEN VERLA

FÜR DIE BERICHTERSTATTU

UNTERSTÜTZUNG UNSERER

Über 4 Millionen Menschen in Deutschland haben bereits eine Vorsorge-Darmspiegelun Darmkrebs verhindert. Bei weiteren

50.000

Versicherten wurde ein vorhand


AGS- UND MEDIENHÄUSERN

UNG UND DIE GROSS ZÜGIGE

R ARBEIT.

ng in Anspruch genommen. Dadurch wurden rund

100.000

Fälle von

dener Darmkrebs so frühzeitig erkannt, dass die Betroffenen geheilt werden konnten.

felix-burda-stiftung.de

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Biomedizinisches Zentrum

Die Rätsel des Lebens erforschen Das BMZ soll einen international führenden Wissenschaftscluster in GroßhadernMartinsried schaffen. Während seiner Amtszeit als Hochschulratsvorsitzender der LMU München hat Hubert Burda die Realisierung vorangetrieben und dafür die Ehrendoktorwürde erhalten.


Digital erzeugte Darstellung einer DNA-Doppelhelix. Mit neuen bildgebenden Verfahren ist es mĂśglich geworden, das Innere des Menschen, seine MolekĂźle und Zellen in noch nie dagewesener Form sichtbar zu machen

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Im November 2009 erhielt der Verleger die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität München. Er wurde für seine Verdienste um die Förderung der biomedizinischen Forschung und des Bio­ medizinischen Zentrums Groß­hadern ausgezeichnet. Gastredner bei der fest­ lichen Verleihung war ExMinisterpräsident Edmund Stoiber (vorne,r.). Im Hintergrund (v.l.) der bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch und Maximilian Reiser, Dekan der Medizinischen Fakultät

„Mit dem BMZ kann Bayern seine Spitzenposition unter den führenden Standorten für biomedizinische Forschung in Europa weiter ausbauen.“ Wolfgang Heubisch

„Das Biomedizinische Zent­rum ist ein wichtiger Meilenstein für die Schaffung eines Center of Excellence von weltweiter Reputation in Großhadern-Martinsried“, begrün­ dete der Verleger Hubert Burda im November 2000 die Entscheidung des Hochschulrats. Während seiner Amtszeit als erster Hochschul­rats­ vorsitzender der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zählte er zwischen 1999 und 2007 maßgeblich zu den treibenden Kräften bei der Planung des Biomedizinischen Zent­ rums (BMZ). Das einstimmig ver­ abschiedete Konzept für das BMZ auf dem HighTechCampus LMU soll die Forschungskompetenz im Bereich der Molekularmedizin bündeln und die Medizin fachübergreifend mit Biologie, Chemie, Pharmazie

und Gen­forschung vernetzen. Die vorklinischen Fächer bilden den Kern dieser interdisziplinären Vernetzung und schlagen die Brücke von der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung zur Biotechnologie und medizinischen Anwendung. Ein enger Kontakt zur Wirtschaft soll Public-private-Partnership und die Gründung von Start-ups fördern. Zentrale Service-Einrichtungen werden eine hochtechnologische Ausstattung und direkten Zugang zu biotechnologischen Entwicklern bieten. Moderne Lehrkonzepte sollen die international bes­­ ten Studierenden anziehen. Im Oktober 2004 wurde der erste Bau­abschnitt eröffnet und ermöglicht seitdem den Lehrstühlen für Neuro-, Evolutions- und Zellbiologie,


Blick auf die Campus-Achse: Das neue Biomedizinische Zentrum (BMZ) der Universität München entsteht in kompakter Form nördlich der Campusmitte des HighTechCampus Martinsried-Großhadern. Im Einklang mit den städtebaulichen Vorgaben komplettiert es zusammen mit den Bauten der Biologie und der Mensa das Zentrum für diesen Baustein der Hochschule

Ökologie sowie Anthropologie und Humangenetik eine optimale Arbeits­ ­­umgebung. Mit den laufen­den Bau­ maßnahmen wird die Komplet­tierung des international führen­den Wissenschaftsclusters voll­­­ z og­­­en. Es entsteht eine Verzahnung von Naturwissenschaft und Medizin, indem dort eine Reihe von vorklini­schen Instituten und fachverwandte klinische Forschergruppen gebündelt werden. Das BMZ wird auf rund 18 000 Quadratmeter Nutzfläche etwa 2000 Forscher beherbergen. Damit wächst der Life-Sciences-Campus Martinsried auf knapp 10 000 Biowissenschaftler inkl. Studierende und weitere Mitarbeiter. Kernstück des BMZ wird das „Zentrum für Angewandte Zellforschung, in dem

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Arbeitsgruppen aus Molekular- und Zellbiologie, Biochemie, Physiologie, Physiologische Genomik und Klinische Neuroimmunologie forschen werden. „Planegg-Martinsried ist ein weltweit angesehener BiotechnologieStandort“, sagte Bayerns Wissenschaftsminister Heubisch. „Mit dem Bio­medizinischen Zentrum kann Bay­ern auch seine Spitzenposition unter den führenden Standorten für biomedizinische Forschung in Eu­ ropa weiter ausbauen.“ Das Land Bayern konnte für das 125-Mio.Euro-Projekt den Bund als Finanzierungspartner gewinnen. Der Life-Sciences-Campus Martinsried zeichnet sich durch die räumliche Nähe der Institute der LMU, des Klinikums Großhadern,

der Max-Planck-Institute für Biochemie und für Neurobiologie, der Innovations- und Gründerzentren (IZB) und der zahlreichen kleinen und mittelständischen Biotechnologie-Unternehmen aus. So werden Sy­nergien geschaffen und Kooperation zwischen außeruni­versitären Einrichtungen und High-Tech-Unternehmen erleichtert. Die Fertigstellung des BMZ ist für 2014 geplant, zeitgleich mit der Verläng­e­rung der U-Bahn-Linie 6 zum Campus. Für seine Verdienste durch die Förderung der biomedizinischen Forschung und des Biomedizinischen Zentrums Großhadern als Hochschulratsvorsitzender erhielt Hubert Burda die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität.


Links: Elihu Katz war der erste Preisträger. Rechts: Professor Erving Goffman, Preisträger 1978

In Medias Res-Preis

In Sachen Medien „In medias res“ – ursprünglich eine rhetorische Kategorie von Horaz, der damit würdigen wollte, wenn jemand ohne Umschweife zur Sache kommt. So war der Preis benannt, der von 1977 bis 1981 für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Kommunikationsforschung vergeben wurde. Unter den Preisträgern befanden sich unter anderen Elihu Katz, Erving Goffman und Irenäus Eibl-Eibesfeldt. „Es gibt Wissenschaftler, die meinen, es gäbe eigentlich keine Wirklichkeit. Allein die Art, wie über ein Ereignis berichtet wird, entscheidet über die Entstehung von Wirklichkeit. Die Wirklichkeit sei die Kommunikation.“ So beschrieb Hubert Burda, der Stifter des mit 25 000 Mark dotierten Preises, 1981 die Bedeutung der Kommunikation als Schlüsselindustrie des 20. Jahrhunderts – keine Zeit habe sich je so eingehend mit den Strukturen von Information beschäftigt. „In Medias Res“ verstand sich als Brücke zwischen den damaligen „Verfügern“ über Medien – also den Journalisten, Regisseuren, Pädagogen, Politikern – und den theoretischen Kommunikationsforschern, deren Arbeiten für viele Praktiker manchmal schwer verständlich waren. Die Zusammensetzung der Jury war nicht ohne Bedeutung für die interdisziplinäre Zielsetzung der Auszeichnung. So stellte der Publizistikprofessor Wolfgang Langenbucher 1977 den Kommunikationsforscher Elihu Katz vor, 1978 hielt der Soziologe Bernhard Badura die Laudatio auf Erving Goffman, und Politikwissenschaftler Werner Kaltefleiter lobte im Jahr darauf die analytische Klarheit in der Werken des Preisträgers Karl Deutsch.


Der Stifter gratuliert als Erster Karl Deutsch, dem Preisträger für Kommunikationsforschung von 1979

Links: Serge Moscovici war 1980 der erste Psychologe, dem der Preis „In Medias Res“ zugesprochen wurde. Rechts: Irenäus Eibl-Eibesfeldt, ausgebildeter Zoologe, erhielt die Auszeichnung 1981

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Heinrich-Hertz-Gastprofessur

Die Medienrevolutionen Im Rahmen der Heinrich-Hertz-Gastprofessur hatte Hubert Burda 2006 vor einem hochkarätigen Publikum an der Universität Karlsruhe (TH) zwei Vorträge gehalten. Die Vorlesung mit dem Titel „In medias res – Wie Medien wirken“ behandelte das Wissen um die Wirkung der Geschichte der Medien und zeigte ihre Beziehung zu Gesellschaft, Wirtschaft und Politik auf. In seinem zweiten Vortrag „Vernetzte Zukunft“ erläuterte der Verleger, wie sich die Welt zunehmend vernetzt, welche Triebkräfte hinter dieser Entwicklung stehen und welche Chancen und Risiken sich hierbei ergeben.


Vor dem Hintergrund der di­­ g italen Revolution zielte die erste Vorlesung „In medias res – Wie Medien wirken“ darauf ab, das Wissen um die Wirkung der Geschichte der Medien, ihre Beziehung zu Gesellschaft, Wirtschaft und Politik aufzuzeigen, um damit die Medienkompetenz des Einzelnen zu fördern. Zunächst definierte Hubert Burda Medien als Möglichkeiten, die natürliche Kom­muni­kation durch technische Geräte zu verstärken und zu ver­vielfältigen. Als soziale Wesen set­z­ten Menschen für die Erfassung und Zusendung von Botschaften, Nach­richten und Mitteilungen ver­schie­­dene Geräte ein. Die Mediengeschichte sei über einen weiten Zeitraum zurück aufs Engste mit kul­­ t urellen, politischen, technologischen und wirtschaftlichen Traditionen und Entwicklungen verbunden. In seiner Vorlesung spannte der Kunsthistoriker einen Bogen von der Keilschrift bis zu den Infografiken des „Focus“. Die Digitalisierung führte dann in den 90er-Jahren zu einer Medien­ explosion. Medienangebote und Tele­kommunikationsdienste wuch­ sen zu neuen Produktkategorien und Formen zusammen. Ein entscheidendes Produkt dieser Digitalisierung ist das Internet. Es steht für zwei Paradigmen: Interaktion und Suche. Die digitalen Medien haben den „Iconic Turn“ gebracht. Die Inszenierung in Bildern ist immer mehr Teil unserer Wirklichkeit. „Ende des 20. Jahrhunderts haben die Massenmedien wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht. Individualisierte Medien gewinnen nun an

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Bedeutung“, befand Hubert Burda. „Wenn es ein Wort gibt, das die Welt im 21. Jahrhundert beschreibt, dann lautet dieses ,vernetzt‘“, eröffnete Hubert Burda seine zweite Vorlesung „Vernetzte Zukunft“. Anknüpfend an die erste Vorlesung erläutert er, wie Globalisierung, Digita­ li­sierung und Medien eine ver­netzte Zukunft vorantreiben. Gerade das relativ junge Forschungsfeld der Netzwerktheorie beschäftige sich damit, wie sich das neue Bild der Welt in Netzen aufbaut. Die­se These illustrierte er anhand verschiedener Darstellungen des Inter­­nets, von Hirnneuronen und des Luft­ hansa-Streckennetzes. Der Ver­­ netzungsgrad gilt als Kriterium für die Effizienz einer Organisation: „Auch in der Bewertung von Unternehmen spielt der sogenannte ,link value‘ eine immer größere Rolle“, so Burda. Dies gehe bis in den privaten Kreis, wo man bewundernd sagt, jemand sei ,gut vernetzt‘. Der Kapitalmarkt, die Börse, die Händler selbst sind eines der dichtesten und globalen Netze mit sekündlichen Feedbacks und Milliarden von Transaktionen. Es gelte nun, die Chancen der vernetzten Zukunft zu ergreifen, sei es das Universum der Inhalte zu erschließen, Standortkosten anzupassen oder starke Wissenscluster zu schaffen. „Wir müssen das Potenzial und Know-how deutscher Firmen und Universitäten in der Entwicklung von Zukunftstechnologien umsetzen. Dadurch entsteht Wachstum, das neue Arbeitsplätze schafft“, schlussfolgerte Hubert Burda in seinem zweiten Vortrag.



Viele bezeichnen Karlsruhe als das deutsche Zentrum für Internet-Techno­ logie. Von hier aus sind es rund 50 Kilo­meter nach Walldorf, dem Standort der Software-Firma SAP. Im Sommersemester 2006 las Hubert Burda im Audimax der Universität Karlsruhe vor über 650 Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus seinem Vortrag „Wie Medien wirken“

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Zentrum für Kunst und Medientechnologie

Die globale Vernetzung von Kunst Viele Experten sind sich darin einig: Das, was das Bauhaus in Weimar und Dessau einst für die Kunst und Architektur bedeutete, hat sich in Karlsruhe mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) unter der Leitung von Peter Weibel und der Hochschule für Gestaltung mit dessen Rektor Peter Sloterdijk fortgesetzt. Dort präsentierte Hubert Burda im November 2010 sein Buch über den „Iconic Turn“. Ein aktuelles Forschungsprojekt des ZKM ist „GAM – Global Art and the Museum“, das die komplexen Transformationen der Kunstszene vor dem Hintergrund der Globalisierung dokumentiert. Mit insgesamt vier Stipendien – die den Namen von Felix Burda tragen – unterstützt die Hubert Burda Stiftung außer­ europäische Kuratoren und Wissenschaftler. Das Projekt gipfelt 2011 in der Ausstellung „The Global Contemporary. Art Worlds After 1989“.


Inwiefern Kunst heute auch im Kontext von Geopolitik und der ökonomischen Verflechtung gesehen werden muss, was globale Kunst von „moderner“ Kunst unterscheidet und ob das Phänomen einer globalen Kunstpraxis das Ende der westlichen Deutungshoheit bedeutet – all dies sind zentrale Forschungsfragen, die Projektkurator Hans Belting in seinem Vortrag „Nach der Moderne – die ‚Art World‘ im globalen Jahrhundert“ 2007 am Münchner Goethe-Institut vorstellte

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Hubert Burda stellte sein neues Buch zum „Iconic Turn“ an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe vor. Die Gastautoren diskutierten mit ihm die Bedeutung von Bildern. Neben dem Autor (v.l.) Horst Bredekamp, Peter Sloterdijk, Wolfgang Ullrich, Friedrich Kittler, Bazon Brock, Hans Belting

Früher, erzählt der Verleger, habe er lauter Papiere im Aktenköfferchen mit sich herumgetragen. Heute sei ein Fach für das iPad reserviert und eines für den Blackberry, und die Tochter habe schon 91 Freunde auf Facebook. Der Ästhetikprofessor hört höflich zu, hat selbst keinen einzigen Freund auf Facebook, hat einen zerknüllten Zet­tel vor sich, den er glatt streicht, und wenn er jetzt doch etwas sagen würde, dann würde er sagen, ja, so ist das eben mit dem Unterschied zwischen „früher“ und „heute“. Natürlich kann man den Unterschied auch scharf benennen: „Iconic Turn“. In den Medienwissenschaf­ten heißt so die Machtübernahme der Bil­der, die nicht nur zu Umräumarbeiten im Aktenköfferchen geführt habe. Welterkenntnis und Weltverständnis, so der kulturelle Befund, würden vor allem über Bilder vermittelt, mit denen die Welt fugenlos verstellt sei. Der Verleger, Hubert Burda, hat darüber ein Buch geschrieben. Der Ästhetikprofessor, Bazon

Brock, hat sich dazu vom Verleger befragen lassen und umständelos eine sprachhandliche Formel angeboten. Auf alltagstauglicher Ebene meine „Iconic Turn“: vom Weltbild zur Bilderwelt. Und weil der Verleger noch einmal nachgefragt hat, was das mit dem „Iconic Turn“ zu tun habe, hat er nicht weniger umständelos zu verstehen gegeben: „Das habe ich ja gesagt: vom Weltbild zur Bilderwelt.“ Nun zählt Hubert Burda nicht nur Bazon Brock zu seinen Gesprächspartnern und intellektuellen Freunden. Peter Sloterdijk, Friedrich Kittler, Horst Bredekamp, Wolfgang Ullrich, Hans Belting gehören zum Kreis, Kunsthistoriker und Kultur­ diagnostiker vom Feinsten, verlässliche Zuträger des wissenschaftlichen Feuilletons. In Karlsruhe, wo Burdas Buch vorgestellt wurde, saßen sie alle im Halbrund, eine honorige Männerkette. Und man hat es nicht ohne Rührung zur Kenntnis genommen, wie artig sie alle dem Autor ihre Reverenz erwiesen.

Wolfgang Ullrich, wunderbar aufmüpfiger Vertreter der jüngeren Kunst­historikergeneration, nannte den Kollegen, den promovierten Kunsthistoriker Hubert Burda, einen „embedded scientist“, dem es gelungen sei, sich in die Wirtschaftswelt einzuschleichen, um dort seit Jahrzehnten Spionagetätigkeit zu betreiben. Und Horst Bredekamp, wunderbar nüchterner Vertreter der mittleren Kunsthistorikergeneration, lobte angesichts einer faksimilierten Doppelseite aus der „Hörzu“, wie strukturiert der Blick in die Fern­ sehwelt sei. Es gab also auch etwas zum Staunen an diesem Abend in der Blackbox der Hochschule für Gestaltung. Und erstaunlich ist es ja doch, wie viel Auslauf der Bildermacher und Bilderverkäufer Hubert Burda dem Bilderfreund und Bilderkenner gönnt. Wer vom verlegerischen Nachdenken über den „Iconic Turn“ vor allem unternehmerische Lösungen erwartet hätte, Auswege aus der Krise der Medienindustrie,


für die die neue Ordnung im Aktenköfferchen ein alltagstaugliches Bild abgeben mag, der hat aufs ganz falsche Pferd gesetzt. Burdas Buch – „In medias res. Zehn Kapitel zum Iconic Turn“ – ist eine Art Propädeutikum, eine Selbstverstän­di­ gung über die historischen Bedingungen und technisch kul­tu­rellen Veränderungen, die zum Triumph der Bilder geführt haben. Es ist ein schönes, reich und gescheit illustriertes Buch geworden mit nicht gar so roggenbrötlerischer Textbeigabe. Wie leicht­händig der Autor über „belastende und entlastende“, „innere und äußere Bilder“ schreibt, wie er aus ästhetischen Fundamentalgegenständen wie dem „Erhabe­ n­­en, dem Schönen und dem Pittoresken“ schlanke Lesestücke macht, das verdient durchaus das Prädikat charmanter Aufklärung. Sagen wir es so: Man liest den Kunstpublizisten Hubert Burda schnell, und man liest ihn gerne, liest seine Gesprä­ che mit Kittler, Sloterdijk, Brock, Bredekamp, Belting und Ullrich nicht ohne Gewinn, vermisst den textkritischen Apparat nicht, hat keinerlei Einwände gegen die übersichtliche Literaturliste und ist nach zweihundert Seiten vielleicht nicht

ganz auf der Höhe des wissenschaftlichen Diskurses, hat sich aber einen Satz behalten, der auch ohne Fußnote bedenkenswert bleibt: „Wer keinen Rahmen findet für die Bilder, wird immer von Bilder­flut sprechen.“ Was nichts weniger meint als hoch konzentrierte Skepsis gegenüber jenem intellektuellen Hype, der im sogenannten „Iconic Turn“ das herkunftslos Neue, revolutionär Andere, den Eintritt des Menschengeschlechts in seine selbstschöpfe­­-­­­ ­r ische Phase erkennt. Das hat den Abend fast heiter gemacht, wie die Zeitgeistblasen da nacheinander zerplatzt sind. Früher, sagt der Verleger, habe der fürstliche Sammler über den Inhalt der Wunderkammer bestimmt. Heute bestimme der Google-Algorithmus über die Wunderkammer des Internets. Sagt’s, und gleich fährt ihm der Ästhetikprofessor in die Parade: ein Wechsel der Metapher, nichts anderes. Ein Wechsel von Schreibgerät und „Interface“, nichts anderes, wenn der Ästhetikprofessor eines unwahrscheinlichen Tages nicht mehr den Zettel vor sich glatt striche, sondern übers iPad wischte? Vielleicht ist das ja schon die Summe,

die aus der Begegnung des nachdenklichen Wirtschaftsmannes mit der munter flottierenden Gelehrsamkeit zu ziehen wäre, dass den geschriebenen zehn Kapiteln nun noch ein ungeschriebenes elftes folgen müsste, in dem der gebene­ deite „Iconic Turn“ seiner metaphorischen Gestaltlosigkeit überführt würde. Und wenn sich der Verleger mit dem Kunsthistoriker-Inkubus in seinen Etüden zur Bild- und Mediengeschichte auch die Botschaft oder den Appell versagt, dann wird aus Lektüre und Anschauung doch bald einmal deutlich, dass zeitgenössische Realitätstüchtigkeit nicht zuletzt darin bestehen könnte, den Verlockungen des Bildes mit der Mühsal des Begriffs zu begegnen und dem angeblichen Verfließen der Körper und Gegenstände im digitalisierten Raum mit einem Rahmen vorzubeugen, den man in probater Kulturtechnik um die Bilder zieht. Zugegeben, damit ist noch nicht geklärt, wie Zeitungen in der AppEpoche weiter bestehen könnten und Bücher ihre Würde behalten, wenn beim Seitenumblättern nichts mehr raschelt. Aber davon dann beim nächsten Kamingespräch.

Hans-Joachim Müller: „Bilder rascheln nicht“, aus „Die Welt“, 11. November 2010

Bestseller auf dem Gebiet der Medientheorie: Wochenlang war „In medias res“ auf Platz eins der Amazon-Verkaufscharts. Seit Anfang 2011 liegt das Buch über den „Iconic Turn“ auch in englischer Übersetzung („The Digital Wunderkammer“) vor

Wissenschaft

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Kommunikativ: Gl채serne Fassaden schaffen im Neubau der Hochschule Offenburg Transparenz und Raum


„Burda@Campus“: Verlagsvorstand Philipp Welte sprach 2010 vor 80 Studenten über die Digi­talisierung und ihre Auswirkungen auf die Verlagsbranche. Links im Bild mit Silke Walz, Leiterin der zentralen Burda-Personalentwicklung. Rechts: die Hochschule als Architekturmodell

Hochschule Offenburg

Medienstadt mit Campus-Flair 15 Jahre war es her, dass Hubert Burda einen Anruf vom damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel erhielt. Der Studiengang Medien und Informationswesen an der Hochschule Offenburg werde realisiert, teilte er dem Verleger mit, der damals den Anstoß für das neue Angebot gegeben hatte. 2009 hatte der Studiengang endlich auch das passende Zuhause: Mit einem Festakt wurde der 3000 Quadratmeter große, hochmoderne Erweiterungsbau der Hochschule eingeweiht. „Ich wüsste nicht, dass es in Bayern eine vergleichbare Einrichtung gibt“, sagte Hubert Burda in seiner Rede. Insgesamt 10,7 Millionen Euro hatte das Land in die Hand genommen, um den Neubau am Medienstandort zu realisieren. Der Studiengang gilt als eine der Visitenkarten der auch bei ausländischen Studenten äußerst beliebten Hochschule und wird von der regionalen Wirtschaft gefördert: 630 000 Euro haben Unternehmen für den Er­­­weite­­r­ungsbau beigesteuert. Im November 2006 wurde der erste Spatenstich gesetzt, seit 2010 beherbergt der fertige Bau mit seinen sieben Hörsälen, 14 Labors, Technikräumen, einem Multimedia-Hörsaal und viel Campus-Flair außerdem den neuen Studiengang Mediengestaltung und Produktion. Einen Beitrag zur Vernetzung wird Hubert Burda Media weiterhin liefern: Der Konzern stellt Praktikumsplätze zur Verfügung, Bachelor- und Master-Studenten können im Unternehmen ihre Abschlussarbeit schreiben, und der Austausch mit der Burda Journalistenschule über neue Berufsfelder soll in Zukunft in die Studiengänge einfließen.

Wissenschaft

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Netzw Zukun


Die digitale Revolution weckte das Bedürfnis, die Erfinder, die Unternehmer, die Denker des Word Wide Web einmal im Jahr zu versammeln. In München – drei Tage vor dem Davos-Gipfel – findet die „Digital Life Design“-Konferenz statt, wichtigster Treffpunkt und pulsierende Austauschbörse einer neuen, jungen Wirtschaftselite.

werk nft Inhalt des Kapitels

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Die Entwicklung der Stadt als das Netzwerk eines B端rgertums als neue Elite zeichnen Florenz oder Pisa aus. Im Bild Stadtvedute als Detail der linken Altarwand der Cappella dei Magi im Florenzer Palast der Medici, Benozzo Gozzoli, 1459



Die beiden Co-Chairmen nehmen den humanoiden Roboter „Asimo“ auf dem Podium der DLD-Konferenz 2006 in ihre Mitte

Digital Life Design

Yossi & Hubert „Update Your Reality!“ Unter diesem Motto diskutierten 170 Referenten und mehr als 800 Teilnehmer auf der DLD 2011 drei Tage lang über aktuelle Trends bei der Gestaltung digitaler Lebensentwürfe. Bereits zum siebten Mal versammelte sich die DLD-Community in München, um Ideen auszutauschen, sich zu vernetzen, Inspirationen zu sammeln und alte Partnerschaften zu pflegen sowie neue aufzubauen. Unter der Schirmherrschaft des Investors Yossi Vardi und des Verlegers Hubert Burda entstand die Idee, eine kreative Konferenz zum technologischen Dialog zu entwickeln. Seit ihrer Gründung ist die DLD-Konferenz ständig gewachsen und hat sich als wichtige Plattform in der digitalen Welt etabliert. Die aktive DLDGemeinde trifft sich zudem über das Jahr verteilt in Zentren wie New York, London oder Rio de Janeiro. Seit 2006 wird der „Aenne Burda Award“ jährlich an eine kreative und erfolgreiche Unternehmerin verliehen. Netzwerk Zukunft

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Wie alles begann: Schloss Nymphenburg in München bildete im Februar 2005 die Kulisse für den von Hubert Burda Media erstmalig veranstalteten „Digital Lifestyle Day“. Damals konnte niemand ahnen, dass daraus eine der begehrtesten Digitalkonferenzen in Europa werden sollte


Das große Atrium des Münchner HVB Forums bildete den Rahmen der DLD 2011 mit über 800 internationalen Gästen

Inspiriert von der kreativen Kon­ferenzkultur des Silicon Valley und der „Cool People in the Hot Desert“-Initiative, die an der BenGurion-Universität in Beer Sheva ein deutsch-israelisches Forum für Start-ups schuf, wurde die Idee des technologischen Dialogs weiterentwickelt und mit der DLD-Konferenz im Jahr 2005 umgesetzt. In den sie­ ben Jahren ist die DLD-Gemeinde aus Teilnehmern und Gast­rednern ständig gewachsen und hat sich als „Epizentrum der digitalen Welt“ („Der Standard“) und „Europe’s hottest conference invitation“ („Wired“ UK) etabliert.

Netzwerk Zukunft 127

Unter der Schirmherrschaft des israelischen Investors Yossi Vardi und des Verlegers Hubert Burda fin­ det die Konferenz kurz vor dem World Economic Forum in Davos statt. Dann bringen die beiden DLDGründer Steffi Czerny und Marcel Reichart das globale DLD-Netzwerk der Pioniere und Macher der digitalen Revolution, Innovationen, Medien, Wissenschaft sowie Kultur und Wirtschaft, dem Credo „Connect the Unexpected“ folgend, zusammen. In dieser Schwellenzeit dient die DLD als fortschrittliche Plattform für globale Denker, Branchenführer,

Fu­turisten, Unternehmer, Investoren, Wissenschaftler, Meinungsbildner, Künstler und Kreative. Sie ist ein Schmelztiegel von Ideen, Erfahrungen und Inspirationen sowie ein Ausgangspunkt für neue Partnerschaften, Investitionen und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Die Diskussionen beleuchten die Auswirkungen der Digitalisierung auf Wirtschaft, Gesellschaft und den Einzelnen. In Hinblick darauf werden Themen wie soziale Medien, digitales Marketing, Produkt- und Stadtdesign, Entrepreneurship, personalisierte Medizin, nachhaltige Energien oder private Raumfahrt behandelt.


Googles Marissa Mayer, Gewinnerin des allerersten „Aenne Burda Awards“, übergibt diesen Preis 2007 an Caterina Fake, Mitbegründerin der FotoCommunity Flickr

Von links oben im Uhrzeigersinn: Architekt Lord Foster, der dänische Künstler Olafur Eliasson, Craig Venter, Biochemiker, dem es als Erstem gelang, die menschliche DNA zu entziffern, David de Rothschild, Oköloge und Kopf der Expeditionsgruppe Adventure Ecology

Seit 2006 ist die Verleihung des „Aenne Burda Awards“ ein fester Bestandteil der Konferenz, der jährlich eine kreative und erfolgreiche Unternehmerin auszeichnet und von Maria Furtwängler verliehen wird. Zu den Preisträgerinnen zählen Googles Vizepräsidentin Marissa Mayer (2006), die Vorsitzende der Mozilla Foundation, Mitchell Baker (2010), und Net-A-Porter-Gründerin Natalie Massenet (2011). Zu den Referenten und Gästen der DLD-Konferenzen zählen die Gründerstars Mark Zuckerberg (Facebook), Chad Hurley (YouTube), Jimmy Wales (Wikipedia), Niklas Zennström (Skype), Arianna Huffington (Huffington Post) und And­ rew Mason (Groupon) sowie Unternehmenslenker und Investoren wie James Murdoch (News Corporation), Eric Schmidt (Google), René Obermann (Telekom), Sir Martin Sorrell (WPP), Jim Breyer (Accel) und Yuri Milner (DST), die Biologen Craig Venter und Richard Dawkins, Autoren und Denker wie Kevin Kelly („Wired“), Stewart Brand, Nassim Taleb und Paulo Coelho, die Architekten Lord Norman Foster, Bjarke Ingels und Zaha Hadid, die Designer Konstantin Grcic und Yves Behar, die Nobel­preisträger Martti Ahtisaari, Muhammad Yunus und Daniel Kahne­­man, Bertrand Piccard und David de Rothschild, Journalisten international führender Medien, die Kuratoren Hans Ulrich Obrist (Serpentine Gallery) und Paola An­ to­nelli (MoMA ) sowie Olafur Eliasson und Thomas Demand. Live bei der DLD sind Lady Gaga, Till Brön­ ner und Hilary Hahn aufgetreten. Über das Jahr verteilt trifft sich die DLD-Gemeinde zudem in verschiedenen Formaten in Zentren wie New York, Peking, San Francisco, London, Moskau, New Dehli, Rio de Janerio und Tel Aviv. Seit 2010 findet die DLDwomen, ein Spin-off mit weiblicher Perspektive, statt.


Chad Hurley, Gründer und CEO der heute zu Google gehörenden Video-Plattform YouTube

Arianna Huffington, Mitgründerin und Chefredakteurin der Online-Zeitung „The Huffington Post“ sprach 2008 bei der DLD

Oben: Internet-Pionierin und Investorin Esther Dyson. Unten: James Murdoch, stellver­ tretender COO News Corporation

Gründer und Gastgeber Steffi Czerny und Marcel Reichart bei der Eröffnungsrede der DLD 2007

Netzwerk Zukunft 129


„Europe’s hottest conference invitation.“ „Wired“ UK

Der chinesische Künstler und Kurator Ai Weiwei ist weltweit nicht nur bekannt für seine großartigen Konzepte, sondern auch für seinen Kampf für Menschenrechte. Er sprach 2007 bei der DLD auf dem von Hans Ulrich Obrist moderierten Panel „The World Looks Good“


Facebook-Gründer und CEO Mark Zuckerberg beim Interview mit dem Journalisten David Kirkpatrick. Es bildete den Abschluss der DLD Conference 2009. Das Online-Netzwerk Facebook hat heute ca. 650 Millionen Mitglieder. „Time Magazine“ ernannte Zuckerberg 2010 zur „Person des Jahres“

Oben: der langjährige DLD-Freund und Journalist Jeff Jarvis. Unten: Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus

EU-Kommissarin Viviane Reding sprach 2010 zusammen mit dem Telekom-Vorstandsvorsitzenden René Obermann über neue Technologien und Möglichkeiten für mobile Märkte

Hans Ulrich Obrist, Co-Director der Londoner Serpentine Gallery, unterstützt mit seiner Expertise seit vielen Jahren die DLD

Netzwerk Zukunft 131



Blick auf die digitale Zukunft – Google-Chef Eric Schmidt und der DLD-Co-Chairman mit seiner Familie: Maria Furtwängler, Elisabeth und Jacob Burda bei der DLD 2011 (v.l.)

Netzwerk Zukunft 133



Starker Auftakt: Die DLDwomen fand im Juni 2010 im Zentrum für neue Technologien des Deutschen Museums erstmalig statt

DLDwomen

Nichts wird die Lebenswirklichkeit der Frau mehr verändern als das Internet „The Female Decade“ – unter diesem Titel lud Schirmherrin Maria Furtwängler zur ersten DLDwomen Conference nach München ein. Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft diskutierten dort über die Rolle der Frau im digitalen Zeitalter. 500 internationale Gäste verfolgten die vielfältigen Vorträge und Workshops. Mit der DLDwomen konzentrierte sich am 10./11. Juni 2010 das erste Mal eine Konferenz der Digital Life Design (DLD) ausdrücklich auf das weibliche Geschlecht: Renommierte internationale Redner setzten sich u. a. mit Chancengleichheit im Beruf und dem Verhältnis von Frauen zur Macht auseinander. Weitere kontrovers diskutierte Themen waren z. B. weibliches Konsumverhalten sowie neue berufliche wie private Chancen und Lebensmodelle für Frauen vor dem Hintergrund der immer stärkeren Digitalisierung und Globalisierung unseres Alltags. Zu den ausgewählten Gästen zählten Doris Dörrie, Zaha Hadid, Catherine Millet, Susie Orbach, Catherine Hakim und Marie-Jo Lafontaine.

Netzwerk Zukunft 135


Die erste Konferenz dieser Art in Deutschland: Unter dem Motto „The Female Decade“ diskutierten 500 Teilnehmerinnen im Deutschen Museum München über Frauen­­märkte und Business-Realitäten im digitalen Zeitalter


Inhalt des Zukunft Netzwerk Kapitels 137 137


„If you want something to be said invite a man, if you want something to be done invite a woman.“

Sukhinder Singh Cassidy, CEO der Social-Shopping-Site Polyvore

Margaret Thatcher

„Focus“-Chefredakteur Wolfram Weimer moderierte auf der ersten DLDwomen das Eröffnungspanel „Leadership in the Female Decade“. Neben ihm die Vizepräsidentin des EU-Parlaments Silvana Koch-Mehrin, Bild rechts Ernst&YoungPartner Georg Graf Waldersee

Die britische DTM-Rennfahrerin Susie Stoddart sprach über ihre Erfahrungen in einem männlich dominierten Sport

Floriane de Saint Pierre besetzt als Headhunterin Spitzenpositionen für Chloé, Valentino oder Gucci


Regisseurin Doris Dörrie sorgte für viel Aufmerksamkeit mit ihrer TV-Serie „Klimawechsel“

Bestseller-Autor, Fußballfan und Frauenversteher Paulo Coelho

Stararchitektin Zaha Hadid sprach über ihre Arbeit und anstehende Projekte. Hadid erhielt 2004 als erste Frau überhaupt die wichtigste Architekturehrung, den „Pritzker-Preis“

Christine Haderthauer, bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

Zwei Mediziner und drei Forscher untersuchen die Macht der Hormone. Moderiert von Maria Furtwängler, diskutieren (v.r.) Hendrik Lehnert, Kathrin Schaudig, Inga Neumann und Christian Elger über die Rolle der weiblichen Hormone für den Alltag, Verhaltensmuster in Freizeit und Beruf und die Lebensplanung

Netzwerk Zukunft 139


„Die DLDwomen-Konferenz hat die weibliche Dekade entdeckt. In allen Lebensbereichen wie Technologie, Digitalisierung, Märkte, Familie und Gesellschaft werden Frauen als wirtschaftlicher Faktor zunehmend stärker wahrgenommen.“ Maria Furtwängler


Schauspielerin und Ă„rztin Maria Furtwängler, Chairwoman von DLDwomen, ist seit 1991 mit Hubert Burda verheiratet

Netzwerk Zukunft 141


Litera


Für Hubert Burda war Francesco Petrarca, der große Humanist und Vorläufer der Renaissance, in seiner Zerrissenheit der erste „moderne“ Mensch. Zu den Preisverleihungen in seinem Namen traf man sich meist in italienischen Städten, die mit seiner Biografie zu tun hatten. Der älteste von Hubert Burda gestiftete Preis, ein Treffen mit Dichtern und Freunden, zählt noch immer zu dessen fröhlichsten Terminen im Jahr.

atur Inhalt des Kapitels

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Bücherstillleben, Ausschnitt aus dem „Triumph des hl. Thomas von Aquin über die Häretiker“ von Filippino Lippi in der Carafa-Kapelle der Kirche Santa Maria sopra Minerva in Rom, 1488–1490. Kardinal Oliviero Carafa war ein Freund vieler Gelehrter und ein eifriger Förderer der Druckkunst. Mit der Erfindung der beweglichen Lettern durch Gutenberg entsteht eine neue Epoche – und mit ihr das moderne Verlagswesen, als deren wichtigster Vertreter der venezianische Buchdrucker Aldus Manutius gilt, dessen Emblem mit Delfin und Anker zu einem Markenzeichen wurde


Petrarca-Preis

Beim jungen Markgraf Mit der Verleihung des „Petrarca-Preises“ verbinden Stifter Hubert Burda und die Jury jährlic Zwei Tage lang kommen die Gäste zusammen, um herausragende Schriftsteller zu würdigen er sollte an den ersten Humanisten, Francesco Petrarca, erinnern. Der 2010 wieder aufgeleg Perspektive und an europäischen Orten.


Dichterfest auf Schloss Salem, dem Familienbesitz des Markgrafen von Baden. Hier schlägt das Herz eines jeden Badeners. Erste Reihe rechts außen: Bernhard Erbprinz von Baden mit Gemahlin

en zu Gast h eine Auszeichnung für europäische Literatur mit einem Fest der Poesie. und sich auszutauschen. Bereits von 1975 bis 1995 wurde der Preis verliehen, te „Petrarca-Preis“ knüpft daran an, diesmal mit einer europäischen

Literatur

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Die stattliche Bibliothek des Grafen Christoph Douglas und seiner Frau auf seinem Besitz oberhalb des Bodensees. Peter Hamm liest Texte von Hermann Lenz


Eine Bibliothek verwandelt sich in den literarischen Salon

Literatur

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Die Petrarca-Reisegesellschaft verlief sich 1987 im Labyrinthgarten der Villa Pisani in Strà am Fluss Brenta. Derlei gehörte zum Bildungsprogramm, das neben der Preisverleihung durchlaufen werden musste. Zu erkennen sind: Hanser-Verleger Michael Krüger (6.v.u.) und Publizistin Rachel Salamander (4.v.u.)


Im Garten von Schloss Salem: Die „Petrarca-Preisträger“ 2010, Pierre Michon (l.) und Erri De Luca (r.), teilten sich den Preis von 20000 Euro. Zwischen beiden: Peter Handke

„Was uns antreibt, ist die Neu­ gierde, neue Dichter, neue Literatur kennenzulernen, auch jenseits des deutschen Sprachraums“ – mit diesen Worten begrüßte Verleger und „Petrarca-Preis“-Stifter Hubert Burda im Juni 2010 seine Gäste in der prächtigen Bibliothek von Schloss Salem. Das zweitägige Fest der Literatur inmitten der sommerlich heiteren Landschaft des Bo­densees markierte einen Neubeginn. Nach zehn Jahren „Hermann-Lenz-Preis“ knüpften Stifter und Jury an die Tradition des „Pet­ rarca-Preises“ an, der von 1975 bis 1995 an Dichter und Übersetzer vergeben wurde, die sich der politisch-engagierten Literatur ent-

Literatur

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gegenstellten. Die Auszeichnung sollte an den Dichter der Früh­­­re-­­ n­aissance erinnern, Francesco Pet­ rarca. Die Verleihung fand an Orten in Italien und Frankreich statt, an denen Petrarca lebte und arbeitete, um auf diese Weise den historischen und geografischen Raum noch einmal begehen zu können, in dem das Werk des italienischen Dichters entstand. Die „PetrarcaPreis“-Verleihungen erlebten die Dich­­ter, der Stifter und seine Freun­ de als eine „Grand Tour“. In der Tradition der Bildungsreisen der jungen Engländer im 18. Jahrhundert zu den Orten großer Architekten und antiken Stätten waren sie unterwegs auf den Spuren

Petrarcas, dessen Todestag sich 1974 zum 600. Mal jährte. „Was wir alles mit Petrarca verbanden? Unsere eigene Italien-Sehnsucht, Hubert Robert, den Ruinenmaler, die Gärten und Plätze Ei­­­ c hendorffs aus dem ,Leben eines Taugenichts‘, die klass­ische Form des petrarkistischen Sonetts und seines ,eiskalten Feuers‘, die mittelalterlichen Stadt­kerne, ob in Siena, Lucca, Florenz, in Asolo oder in Vincenza, und die Villa Suburbana“, daran erinnert sich Hubert Burda. „Petrarca war der Dichter an der Schwelle vom Mittelalter zur Renaissance, also einer Epoche, in der man das neue Leben mit Hilfe großer Feste inszenierte.“


Der italienische Lyriker Mario Luzi liest aus seinen Gedichten im Garten der Villa Rossi im toskanischen Gattaiola. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1989, als der „PetrarcaPreis“ dem tschechischen Autor Jan Skácel in Lucca überreicht wurde


„Für eine kleine Zeit waren da die Verstreuten so glücklich wie selbstverständlich, so rein wie wortlos vereint, und das war auch schon das ganze Fest: Große Zeit! Es gibt so etwas also auch heutzutage noch, diese und jene Stunde lang, und die verfliegt nicht wie eine bloße Stimmung.“ Peter Handke

Literatur

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Ein solch ungezwungenes Mitei­ nander sollte die Preisverleihung werden, dafür schienen Städte wie Arquà Petrarca, Perugia oder Verona gerade recht. Schauplätze waren kulturhistorische Stätten wie das antike Theater in Tusculum, die Villen Palladios, Labyrinthe der frühen Barockgärten oder der Saal Buonconsiglio in Siena. Weg vom Angestaubten, das herkömmlichen Preisverleihungen anhaftete, wollten die Initiatoren hin zu einem stimmungsvoll-fröhlichen Fest der Poesie am kulturhistorischen Ort, der von dem besonderen Geist der petrarkistischen Zeit beseelt war. Damit schufen sie für den Preis, der damals an Lyriker wie Zbigniew Herbert, Jan Skácel, Tomas Tranströmer und Philippe Jaccottet ging, eine neue Inszenierung.

An diese Tradition knüpften der Stifter Hubert Burda und die Jury mit dem „Petrarca-Preis 2010“ wieder an. Die Wahl der Preisträger wirkte programmatisch: Der italienische Schriftsteller Erri De Luca und der französische Autor Pierre Michon teilten sich die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung. Mit dem Preis für osteuropäische Lyrik wurde die slowenische Dichterin Lucija Stupica gewürdigt. Der seit 1999 zusätzlich verliehene Preis, der auch weiterhin vergeben werden soll, fördert junge Dichtertalente, die in ihren Werken das auf­brechen­de Leben in Osteuropa spie­geln und ihm so eine Stimme verleihen. Burda betonte auf Schloss Salem, es gehe ihm um einen „neuen Rahmen des europäischen Dialogs“,

ein Konzept, das er mit den Juroren Peter Hamm, Peter Handke, A­l­ ­fred Kolleritsch und Michael Krüger entwickelt habe. Dem gab das erste neue Fest in Petrarcas Namen Raum: Enthusiasmus für die Literatur einte internationale Autoren, Poeten sowie Kulturschaffende und fast beiläufig auch Geistes- und Hochadel. So hatte der Gast­­­­ g eber Bernhard Prinz von Baden die Gäste am Abend zum Dinner in seine Privaträume eingeladen. Das Treffen im traditions­reichen Schloss stand ganz im Zeichen von ebenso ge­schichts­bewussten wie gegen­ warts­bezogenen Diskussionen. Mit neuem Anspruch fand man zurück zu den Wurzeln, ohne die Zukunft zu verleugnen.

Die Petrarca-Reisegesellschaft lagert vor der Villa Rotonda. Diese wurde zwischen 1566 und 1571 von dem Architekten Andrea di Pietro della Gondola, genannt Palladio (1508–1580), in der Nähe von Vicenza erbaut. Der Kunsthistoriker Wolfgang Liebenwein führte in die Baugeschichte ein. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1981, als der „Petrarca-Preis“ an den schwedischen Lyriker Tomas Tranströmer verliehen wurde


Sie gelten als Erfinder des „Petrarca-Preises“. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? Im Jahr 1974 hatte sich Hubert Burda entschlossen, die Chefredaktion der Illustrierten „Bunte“ zu übernehmen. Seit einigen Jahren war unser Verhältnis enger geworden, und wir besprachen auf Spaziergängen durch den Englischen Garten, was uns so umtrieb. Mir war sogleich klar, mit dem Wechsel in die „Bunte“-Chefredaktion in Offenburg bedurfte mein Freund dringend eines Gegengewichts, einer Gegenwelt, die seinen kunsthistorischen und literarischen Neigungen gerecht würde. Da fiel mir der „Petrarca-Preis“ ein, der an den kunsthistorisch bedeutenden Lebensstandorten des Dichters verliehen werden sollte. Warum kamen Sie auf Petrarca? Im diesem Jahr 1974 erinnerte man sich an dessen 600. Todestag. Vor allem aber galt es, gegen die damals vorherrschende Mode der politisch engagierten Literatur, ihrer Beschwörung des sozialen Milieus, einen Kontrapunkt zu setzen. Petrarca, der erste Humanist, der erste subjektive, freie Dichter, steht für das Ideal des Autors, der nur seiner Autorenschaft verpflichtet ist, keiner anderen Autorität – die wesentliche Bedingung für einen modernen Künstler. Mit dem ersten Preis an Rolf Dieter Brinkmann 1975 haben wir der Poesie in der deutschen Literatur neue Aufmerksamkeit verschafft, eine Wende, für die – nach nun 36 Jahren – der Name Peter Handke steht, Juror des Preises von Anfang an. Wie haben Sie Hubert Burda kennengelernt? Es war der Rundfunkjournalist und Dichter Peter Hamm, der uns 1968 bekannt machte. Hubert Burda lud mich ein, an der von ihm gerade ins Leben gerufenen Zeitschrift „M“ mitzumachen. Mir fiel gleich auf, dass ich es mit jemandem zu tun hatte, der keineswegs nur journalistisch dachte, sondern für Kunst und Literatur reges Interesse zeigte. Das war für mich ein Novum, denn die großen Journalisten der damaligen Zeit, Rudolf Augstein und Henri Nannen, hatten ihre kulturellen Ambitionen wahrlich nicht am Geist der Moderne festgemacht.

Literatur

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Interview mit Bazon Brock

Bazon Brock zählt zu den ältesten Freunden von Hubert Burda und zum Gründerkreis des „PetrarcaPreises“. Von 1980 bis 2001 lehrte er als Professor für Ästhetik und Kunstver­ mittlung an der Universität Wuppertal


Das Arbeitszimmer von Hermann Lenz, von 1975 an bis zu seinem Tod 1998 Zentrum seines Schriftsteller­lebens, befindet sich im Haus 5 der Mannheimerstraße in München-Schwabing. Nach dem Tod seiner Frau Hanne Lenz 2010 wurde das Hermann-Lenz-Haus Sitz der Hermann-Lenz-Stiftung

Hermann-Lenz-Preis

Der stille Dichter als Patron Der Preisträger Hermann Lenz war dem Petrarca-Kreis über lange Jahre verbunden. Als er 1998 starb, entschloss sich die Jury, in seinem Namen einen neuen Preis ins Leben zu rufen. Von 1999 bis 2009 wurde der „Hermann-Lenz-Preis“ in Erinnerung an den Schriftsteller an den Orten seines Schaffens vergeben – und im Lenz’schen Geiste sollte sich auch das jährliche Fest der Poesie verändern.


Literatur

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Der „Hermann-Lenz-Preis“ wurde das erste Mal in Künzelsau verliehen, weil hier Hermann Lenz seit 1913 aufwuchs. Der Preis wurde 1999 im nahe gelegenen Langen­ burger Schloss, damals im Besitz von Fürst Kraft von Hohen­lohe-Langenburg, an Josef W. Janker überreicht

„Einladung, Hermann Lenz zu lesen“ hieß der Artikel, den Peter Handke 1973 in der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlichte. Er empfinde beim Lesen der Lenz’schen Bücher Glück, schrieb Handke und empfahl sie, im Sinne eines anderen Blicks auf die Literatur, zur Lektüre. 1987 erhielt der eigenwillige Hermann Lenz für sein Werk den „Petrarca-Preis“, dessen Protagonisten er über viele Jahre verbunden blieb. Sein anderer Blick auf die Literatur sollte das Dichtertreffen auch nach seinem Tod 1998 prägen. Die Grand Tour der „PetrarcaPreis“-Verleihungen war zu diesem Zeitpunkt an ihr Ende gelangt. Ein neuer Preis, so hatte der Jury-Kreis mit der Witwe Hanne Lenz besprochen, sollte nach ihrem Mann be-

nannt und an Orten seines Schaffens vergeben werden. So verlieh die Jury 1999 zum ersten Mal den „Hermann-Lenz-Preis“ – nicht wie zuvor an einem der großen historischen Orte in Italien, sondern im baden-württembergischen Künzels­ au, Hermann Lenz’ Geburtsort. Dem Anspruch auf Überragendes folgte der Geist einer „hochaufmerksamen Bescheidenheit“, wie Hubert Burda sie Hermann Lenz zu­ ­s chrieb. Einfache Landgast­häuser sowie Le­sungen im Freien mit dem weiten Blick ins Böhmische oder den Bayerischen Wald bestimmten in den folgenden Jahren die Pers­ pektive. Der Gedankenaustausch an diesen stillen, fast unbekannten Orten schuf für die Preisverleihung eine neue Art der Inszenierung: vom

Sublimen hin zum Pittoresken. Es blieb ein Fest der Poesie, und dazu waren jährlich junge Lyriker, Autoren, Poeten und Übersetzer eingeladen. Außerdem waren die Tage der Preis­verleihung Anlass für die Übergabe des neu eingerichteten Hermann-Lenz-Stipendiums an junge deutsche Literaten und Literaturwissenschaftler. Neu war auch der „Hubert-Burda-Preis“ für junge Lyrik, ein von Hubert Burda gestifteter Förderpreis, der seit 1999 zusammen mit dem „Hermann-LenzPreis“ verliehen wird. Der erste Preis­träger war Josef W. Janker, es folgten unter anderen Franz Weinzettl, Angela Krauß und Xaver Bayer. Mit der Verleihung an Friederike Mayröcker fand der Preis 2009 seinen Abschluss.


Der Salzburger Autor Walter Kappacher liest aus seinem Werk. 2004 erhielt er den „Hermann-Lenz-Preis“ in Freistadt (Mühlviertel, Oberösterreich). Die Lesung fand im nahe gelegenen Schloss Waldenfels statt, im Hintergrund eine barocke Skulptur von Aphrodite und Eros

Literatur

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„Zehn Jahre lang haben wir Orte aufgesucht, die Hermann Lenz besonders am Herzen lagen … , und immer war der verstorbene Lenz mitten unter uns.“ Michael Krüger

An den Berghängen südlich von Meran, beim Schmiedelhof in Prissian fand die Hermann-LenzReise­gesellschaft Rast unter einer Ulme. Im Vordergrund: Michael Krüger, Joseph Zoderer (mit Hut), der Stifter und der Preisträger 2006, Jürgen Becker


Michael Krüger, seit 1986 Leiter des Münchner Hanser-Verlags, war von Beginn an Juror und Inspirator des „Petrarca“und „Hermann-Lenz-Preises“

Zwanzig Jahre waren wir mit Hubert Burda unterwegs, um an pet­ rarkistischen Orten vor allen Dingen in Italien, aber auch in Frankreich und in der Schweiz den inzwischen legendären „Petrarca-Preis“ für Poesie und den „Petrarca-Preis“ für Übersetzung zu verleihen. Zwanzig aufwendige Reisen, zwanzig große Feste der Poesie, zwanzig bedeutende Dichter der europäischen Moderne und zwanzig große Übersetzer, die sich der Übertragung der Weltpoesie in die deutsche Sprache gewidmet haben. Nach zwanzig Jahren war dieses Projekt beendet. Da aber die letzte Jury – Peter Hamm, Peter Handke, Alfred Kolleritsch, Michael Krüger und Hubert Burda – die jährlichen Sitzungen nicht missen wollte, das Beisammensein, um über Literatur zu reden und Literatur vorzulesen, wurde beschlossen, zehn Jahre lang den „Hermann-Lenz-Preis“ zu vergeben, um auch weiterhin an den großen Schriftsteller, der 1987 den „Petrarca-Preis“ erhalten hatte,

Literatur

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zu erinnern. Hermann und Hanne Lenz gehörten so sehr zum inneren Kreis der kleinen Literaturgesellschaft, dass es uns ganz natürlich erschien, ihn zum Namenspatron zu wählen. Der Preis sollte nun nicht mehr ausschließlich Lyriker auszeichnen, sondern Schriftsteller, die wie Hermann Lenz lange um Anerkennung kämpfen mussten oder die noch nicht so bekannt waren und eine Aufmunterung brauch­ ten oder die nach Ansicht der Jury zu Unrecht nicht mehr oder nicht ausreichend gelesen wurden. Zehn Jahre lang haben wir Orte aufgesucht, die Hermann Lenz besonders am Herzen lagen, im Bayer­i­ schen Wald oder im Hohen­lohi­­­­­ schen, und immer war der ver­­­stor­ bene Lenz mitten unter uns. Josef W. Janker war der erste Preis­träger, ihm folgten Johannes Kühn, Ralph Rothmann und Erich Wolfgang Skwara, der Südtiroler Schriftsteller Joseph Zoderer, der Salzburger Walter Kappacher und der Grazer Franz Weinzettl, schließ-

lich Jürgen Becker, Angela Krauß, Xaver Bayer. Und mit einem gro­­ßen Fest für die letzte Preisträgerin Friederike Mayröcker waren die zehn Jahre abgeschlossen. Als wir in den Weinbergen über Offenburg voneinander Abschied nah­men, stand fest, dass wir uns auch künf­tig einmal im Jahr zu einer Preisverleihung treffen wollten. Nachdem wir zwanzig Jahre im Namen Petrarcas die internationale Poesie gefeiert hatten und zehn Jahre im Namen von Hermann Lenz die deutschsprachige Literatur, haben wir uns entschlossen, nun die internationale Literatur nach Deutsch­ land einzuladen. Auf Schloss Salem wurden nun wieder unter dem Patronat von Petrarca der italienische Schriftsteller Erri De Luca und der französische Schriftsteller Pierre Michon ausgezeichnet, ihnen sollen im Jahr 2011 der schottische Dichter John Burnside und der slowenische Kärntner Florjan Lipuš folgen. Michael Krüger


Im Abendlicht: Dichterlesungen im Fessenbacher Felix-Tempel in der Nähe von Offenburg. Die Ära des „Hermann-Lenz-Preises“ – 1999–2009 – wurde abgeschlossen


„Ein Hauch von Wehmut: Nach zehn Jahren geht der ‚Hermann-Lenz-Preis‘ seinem Ende entgegen.“

Hubert Burda

Inhalt des Kapitels Literatur 163

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Festredner Per Øhrgaard, Experte für vergleichende deutsche und dänische Literatur, beim „Europäischen Übersetzerpreis“ 2010 in Offenburg. Rechts: Kim Vinthen sprach als Botschafter des Königreichs Dänemark

Europäischer Übersetzerpreis Offenburg

Brückenbauer für das Verstehen Der „Europäische Übersetzerpreis“ wurde 2005 von der Kultur­ stiftung der Stadt Offenburg und der Hubert Burda Stiftung ins Leben gerufen. Er dient dem Abbau kultureller Barrieren und unterstützt den literarischen Austausch im Zeichen der euro­ päischen Einigung. „Übersetzen bedeutet Grenzen überschreiten. Einen solch noblen Preis zu vergeben an einen literarischen Übersetzer bedeutet, Grenzüberschreitungen zu belohnen“, schrieb Siegfried Lenz im Grußwort zum „Europäischen Übersetzerpreis 2010“. Mit diesem werden herausragende Über­­setzer von Prosa und Lyrik gewürdigt, die literarische Werke eines europäischen Landes in die deutsche Sprache übertragen haben. Nach Auszeichnungen für Übersetzer der polnischen Literatur 2006 und der französischen 2008 fiel die Entscheidung der Findungskommission für 2010 auf Übersetzungsleistungen aus dem Dänischen. Den mit 15000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt Hanns Grössel für die Sensibilität bei seinen Übersetzungen dänischer Lyrik, vor allem der Werke von Inger Christensen, der 2009 verstorbenen bedeutendsten Lyrikerin Dänemarks. Ein mit 5000 Euro dotierter Förderpreis ging an den Berliner Literatur­ kritiker und Übersetzer Peter Urban-Halle. Als einer der wenigen kommunalen Übersetzerpreise wird die Auszeichnung alle zwei Jahre in der Kultur- und Gedenkstätte „Salmen“ in Offenburg verliehen.


„Wenn wir aufhören, uns zu übersetzen, hören wir auf, uns zu verstehen, und dann hören wir auf, miteinander zu leben.“ Karl Dedecius, Juror 2006

Machen Dänemarks Literatur und Lyrik den Nachbarn aus Deutschland verständlich: Peter Urban-Halle (l.) und Hanns Grössel mit dem „Europäischen Übersetzerpreis Offenburg“

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Treppenaufgang in der Offenburger Fondation. Willi Baumeister, ein Freund von Aenne Burda, hat das Bild an der Wand rechts gemalt. Aenne Burda hatte das Gem채lde auf einer Kunstausstellung 1948 gekauft. Rechts von den Treppen die Statue der Artemis, der Schirmherrin der Verlegerin


Fondation Aenne und Franz Burda

Das Aenne und Franz Burda Museum Schanzstraße 12, Offenburg. In diesem Haus lebten und starben die Gründer von Burda Media. Nach ihrem Tod wurde es in einen historischen Platz verwandelt und birgt heute die Stiftung der Gründergeneration. Seitdem werden hier auch Gedenktage, Konzerte oder Buchpremieren abgehalten – ein Gedächtnisort, der die Lebensleistung von Aenne und Franz Burda würdigt. Fondation Aenne und Franz Burda

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Shobhana Bhartia, Vize­ Chefin von Hindustan Times Media, bei einem Besuch in der Schanzstraße 12. Der Verleger lud die Führungsriege der indischen Geschäftspartner von HT Burda Media, dem Joint Venture von Burda Druck mit der indischen Tages­zeitung „Hindustan Times“, im September 2010 für zwei Tage nach Offenburg

„Die Tradition der Liederabende mit Mozart, Beethoven und Schubert als Treffpunkt von Künstlern, Wissenschaftlern und Unternehmern wird hier fortgesetzt.“ Hubert Burda

Die Geschichte des Standorts der heutigen Fondation reicht zurück bis in die 30er-Jahre, als Aenne und Franz Burda zur Miete in der Schanzstraße 10 wohnten. Es war das letzte Haus an der südlichen Stadtgrenze, und der Blick ging auf einen wunderbaren, etwas verwilderten Garten mit Obstbäumen und Blumenbeeten. Als der Krieg vorbei war und mit den Burda-Druckmaschinen wieder das erste Geld verdient wurde, hatten sich beide entschlossen, das Grundstück in der Schanzstraße

12 zu erwerben und ein Haus zu bauen. Der Architekt war bald gefunden. Es handelte sich um Otto Ernst Schweizer – eigentlich ein Baumeister für Industrieanlagen. Aber nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs ging es hauptsächlich darum, ein Haus zu bauen, bei dem eine Bombe nicht von oben nach unten in den Keller fallen konnte. Daher hatte das Haus zwischen jedem Stockwerk eine ca. 25 cm starke Betonplatte. Denn noch immer waren, vor allem bei Aenne Burda, die fürchterlichen

Szenen des Krieges präsent – mit den Brandbomben, von denen man nicht wusste, in welches Haus sie einschlagen würden und welche Verwüstungen sie anrichten könnten. Das Haus in der Schanzstraße wurde architektonisch als eine Mischung aus Villa und – eigentlich auch – Industriebau umgesetzt. Das führte dazu, dass sich Aenne Burda im Jahr 1950 (oder 1951) entschloss, den neu gegründeten Modenverlag in dieses Haus zu integrieren. Der gesamte Nord- wie


Lebendige Begegnungsstätte: die Führungskräfte von Hubert Burda Media – viele von ihnen aus München angereist – beim Neujahrsempfang 2011 in der Offenburger Fondation

„Zwischen Pop und Pantheon“: Freunde und Weggefährten bei der Buchvorstellung von Rainer Braxmaiers (2.v.r.) neuem Band über die jungen Erwachsenenjahre des Verlegers

Fondation Aenne und Franz Burda

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Familientradition mit Zukunft: In der Fondation Aenne und Franz Burda treffen sich auch die Familie und die Vorstände zu regelmäßigen Gesellschafterversammlungen

auch der Ostflügel waren damit redaktionellen Zwecken zugedacht. Hier befand sich auch das Schnitt­ atelier, wurde die Mode entworfen, und hier arbeitete die Verlegerin in ihrem Büro – Desk to Desk mit Irene Bär an einem modernen Schreibtisch aus den 50ern. So enthält das Haus bis heute – im Sinne der Familiengeschichte – einer­seits die Wurzeln für den Modenverlag. Es ist aber auch das Haus, in dem die Familie Burda lebte: wo die drei Söh­ne aufwuchsen, wo Schul- und Abiturfeiern stattfanden und wo dann Zug um Zug der 70. Geburtstag, der 75., der 80. Geburtstag der Bur­­das gefeiert wurde. Legendär waren die Musikveranstaltungen, die meistens an Sonntagnachmittagen gegen 17 Uhr, unter der Führung des Pianisten Hubert Giesen von der Musikhochschule Stuttgart, Liederabende mit dem Tenor Walter Ludwig, mit Christa Lud-

wig, mit Anneliese Rothen­berger, Hermann Prey oder Fritz Wunderlich waren. Gerade Fritz Wunderlich war einer der engsten Freunde des Senators – dessen Liebe zu Franz Schuberts Liedern, den Schumannund Beet­hoven-Liedern, aber vor allem auch Hugo Wolf legendär war. Im Anschluss an diese Konzerte gab es gemeinsame Spargel-Dinner mit Re­zepten aus den Kochbüchern von Aenne Burda. Die Verlegerin selbst kümmerte sich dann beispielsweise um die Zubereitung der Sauce Hollandaise, fotografierte das Gericht und verwendete die Abbildungen im Aenne-Burda-Koch­buch, das zu dieser Zeit das meist­­verkaufte Kochbuch Deutschlands war. Beide Gründer starben in diesem Haus, im selben Zimmer. Der Senator am 30. September 1986, seine Frau am 3. November 2005. Nach dem Tod der Eltern erbte Hubert Burda das Haus und hat sofort begonnen, es in den Sitz

der Fondation Aenne und Franz Burda umzuwandeln. Hier werden alle Urkunden, Ehrungen, Medaillen, private Andenken und Familienfotos archiviert und aus­gestellt. Das hauseigene Familien- und Firmenarchiv befindet sich im Keller, im Erdgeschoss die großen Konferenzräume, die Bibliothek sowie der Diningroom – während im ersten Stock nichts verändert wurde und die Zimmer der Gründer Franz und Aenne Burda so blieben, wie sie waren. Was heute in der Fondation stattfindet, sind nicht nur die Gesellschaftersitzungen der Familienmitglieder, son­dern eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen, wie zum Beispiel der „Europäische Übersetzerpreis“ Offenburg, der „Hermann-Lenz-Preis“, Gedenk­tage für die Gründer, Verabschiedungen von ver­dien­ten Burda-Führungskräften, Buchvorstellungen, Konzerte und traditionelle Feiern.


Regelmäßige Konzerte und andere musikalische Darbietungen sind Teil der kulturellen Aktivitäten in der Schanzstraße 12. In der Bildmitte: Corry und Axel Müller-Vivil

Fondation Aenne und Franz Burda

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Verantwortung für Kultur, Wissenschaft und Kommunikation Die Hubert Burda Stiftung wurde im Herbst 1999 gegründet. In ihr wurden alle Förderaktivitäten des Verlegers Hubert Burda unter einem Dach zusammengefasst. Eine Stiftung wird von dem Willen des Stifters getragen, dem Gemeinwohl zu dienen und der Gesellschaft, in der er erfolgreich sein Unternehmen ausbaut, Anerkennung zu erweisen. Die einzelnen Projekte der Stiftung werden nach ihrer sozialen und kulturellen Bedeutung ausgewählt. Die Satzung der Hubert Burda Stiftung nennt vor allem folgende Zwecke, die durch sie verwirklicht werden: die Förderung der Wissenschaft und Forschung insbesondere auf dem Gebiet der Krebsvorsorge und -bekämpfung und die Förderung von Bildung, Kultur, der Geisteswissenschaften sowie der Literatur. Die Stiftungszwecke werden im Einzelnen wie folgt aufgeführt: 1. Förderung von wissenschaftlichen Veranstaltungen, Begegnung von Wissenschaftlern, wissenschaft­ lichen Arbeiten, der Durchführung von Forschungsvorhaben, der Vergabe von Forschungsaufträgen sowie Publikationen, vorrangig auf dem Gebiet der Krebsvorsorge und -bekämpfung. 2. Unterstützung von Bildungseinrichtungen, insbesondere von Uni-

versitäten und/oder Studenten sowie die Förderung und Unterstützung wissenschaftlicher Studien auf dem Gebiet des weltweiten Datennetzes. 3. Förderung literarischer Werke. Die Hubert Burda Stiftung wird von einem Vorstand vertreten, dem Stefan Leberfinger (Vorsitzender), Mitglied der Kanzlei Braun-LeberfingerLudwig in München, Dr. Christa Maar, geschäftsführender Vorstand der Hubert Burda Stiftung, München, und Ewald Seger, Hubert Burda Media, Offenburg, angehören. Der Stiftungsrat, dem der Vorstand auskunftspflichtig ist, besteht aus fünf Mitgliedern: Professor Dr. Hubert Burda, Inhaber von Hubert Burda Media, München; Dr. Maria Furtwängler, Schauspielerin und Ärztin, München; Michael Krüger, Leiter des Hanser Verlags, München; Professor Dr. Ernst Pöppel, Leiter des Instituts für medizinische Psychologie, München; Professor Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, Generalsekretär der International Human Frontier Science Program Organization (HFSPO), Strassburg. Das umfangreichste Förderprojekt in den vergangenen zehn Jahren ist die Arbeit der Felix Burda Stiftung, die seit 2001 unter dem Dach der Hubert Burda Stiftung fungiert (siehe Seite 46).

Weitere Förderprojekte der Hubert Burda Stiftung: – d ie Vortragsreihe „Iconic Turn“ (siehe Seite 14) – das Center for Innovative Communications (siehe Seite 114) – der „Petrarca-Preis“ und der „Hermann-Lenz-Preis“ (siehe Seite 146 und Seite 156) – der „Hubert-Burda-Preis für junge osteuropäische Lyrik“ (siehe Seite 154) – der „Europäische Übersetzerpreis Offenburg“ (siehe Seite 164) – die Hubert-Burda-Stiftungsprofessur für Medienphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin – Unterstützung des Projekts „Glob­ al Art and The Museum“ am Zentrum für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) mit Kuratorensti­ pendien – die Einrichtung des Labors für kog­ nitive Neurophysiologie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung, Projektleitung Professor Dr. Heiner Mühlmann – Unterstützung der Erwerbung des Vorlasses des Medientheoretikers Professor Dr. Friedrich Kittler durch die Deutsche Schiller-Gesellschaft.


al

dvs

Mitglieder des Stiftungsrats: Maria Furtwängler, Michael Krüger, Ernst Pöppel, Ernst-Ludwig Winnacker

Das Emblem des berühmten Renaissance-Verlegers Aldus Manutius zeigt die Verschränkung von Delfin und Anker und symbolisiert das Motto der römischen Kaiser: „Festina lente“ („Eile mit Weile“). Lesbar als Hinweis, dass man die Schnelligkeit des Delfins mit der Standfestigkeit des Ankers verbinden soll

Hubert Burda Stiftung

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Impressum © 2011 Hubert Burda Media Arabellastraße 23, 81925 München Herausgeber und Konzeption: Dr. Hubert Burda Redaktion und Koordination: Stephan Sattler, Bernd Hölzner Art Direction: Marcus Reichle Layout: Gabriele Hofstetter Mitarbeit: Christiane Blana, Stephanie Czerny, Lukas Kubina, Sabrina Maier, Dr. Marcel Reichart, Alexandra Schiel Bildredaktion: Edith Eberl, Sirka Henning Herstellung: Michael Schekatz Lektorat: Christina Madl Druck: Offset Druck Nürnberg Papier: Arjowiggins, Rives Tradition 400g/m²; Munken Polar 135g/m² Printed in Germany

Bildnachweis Alinari Archives, Florence: Titel, 74, 88, 104, 122; Achim Mende: 78; Antonio Quattrone: 6, 144; Architektenbüro K9 Borgards, Lösch, Piribauer: 59; Alexandra Pauli/face to face: 154; Axel Bleyer: 168; Brauer Photos: 25, 94, 110, 128 (3), 131 (3), 132; Bridgeman Art Library/Alinari Archives, Florence: 40; Bridgeman Art Library/Alinari Archives, Florence/Vatican Museums: 12; CCTV, OMA by Andrew Rowat/VG Bild-Kunst, Bonn 2011: 20; Christian Liebig Stiftung e.V.: 98; Daniel Grund: 109, 138, 139, 140; dapd: 36; David Hoffmann/Jerusalem Foundation: 119; Dirk Vogel/Visum: 23; DLR: 93; Facebook: 45; facesbyfrank: 20, 126, 127; Felix Burda Stiftung: 46, 47, 48, 49, 51 (2), 52, 53 (3); flohagena.de: 66, 136, 138 (3), 139; Florian Fetzer: 134, 139; Getty Images: 56, 76, 129, 131, 139 (2); H.Henden/Blackstar/FOCUS-Magazin: 100; HBM: 8, 26, 42, 45, 58, 60 (2), 61 (3), 82, 100, 113 (2), 128 (2), 129 (3), 130, 131, 170; Herlinde Koelbl/Agentur Focus: 156; Hochschule Offenburg: 71; Hugh Nutt/ Camera Press/Picture Press: 97; imago: 92; Iris Rothe: 68; Isolde Ohlbaum: 150, 152, 154, 158; Janina Bierwirth: 71; J.H. Darchinger: 36; Jens Bruchhaus: 16; Jens Schmidt: 64; Jens Weber: 24; Jens Wunderlich: 80, 81 (3); John Joah Koster/HBM: 111; Jorinde Gersina: 28; Keystone: 92; Klaus Venus/HfJS: 112; Kurt Fuchs: 93; Michael Bundscherer: 106; Michael Tinnefeld/API: 27; NASA/AP: 44; Oscar4b: 114, 117; Peter Heck: 164, 165; Peter Kaspar: 161; Petra Jarosch: 169; Petra Schneider/ VG Bild-Kunst, Bonn 2011: 32; Pinakothek der Moderne: 25; Ralf Succo/Agency Succo Media: 109; Regina Schmeken: 34; S.M.A.K./VG Bild-Kunst, Bonn 2011: 22; Sophie Bassouls/Sygma/Corbis: 36; Sven Paustian/Agentur Focus: 21; Swiss Image: 85; SZ-Photo: 118; Thomas Dashuber/VG Bild-Kunst, Bonn 2011: 29; Tim Wegner/laif: 45; ullstein bild: 20 (2), 36, 37 (2), 90; Wilfried Beege: 70, 166, 169, 171; Wolf Heider-Sawall: 14, 18, 84, 101 (2),125, 129, 146, 148, 151, 159, 160, 162; 2011 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc./Artists Rights Society (ARS), New York: 30 Wir haben uns bemüht, für alle Abbildungen die entsprechenden Inhaber der Rechte zu ermitteln. Sollten dennoch Ansprüche offen sein, bitten wir um Benachrichtigung.

Coverabbildung: Ausschnitt aus Pietro Perugino: „Mosis Reise nach Ägypten und Beschneidung seines Sohnes Eliezer“. Wandbild der Sixtinischen Kapelle, 1479–1482


Inhalt des Kapitels

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